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Numerische Simulation des Tropfenaufpralls Numerische Untersuchung des Tropfenaufpralls bei hohen Weberzahlen auf trockene und benetzte Wände S. Bansmer, D. Burzynski, Institut für Strömungs- mechanik, Technische Universität Braunschweig Kurzgefasst • Numerische Simulationen von Tropfenaufprall- vorgängen und Untersuchung der resultierenden Phänomene wie beispielsweise Lamellen- und Se- kundärtropfenbildung Erarbeitung eines besseren Verständnisses der Physik des Tropfenaufpralls Vergleich der numerischen Simulationen mit expe- rimentell gewonnenen Daten Der Tropfenaufprall bei hohen Weberzahlen hat weitreichende technische Bedeutung. So spielt er zum Beispiel bei der Vereisung von Flugzeugstruk- turen, der Sprühkühlung thermisch stark belasteter Bauteile und der Fahrzeugverschmutzung eine entscheidende Rolle [1]. Kennzeichnend für solche Aufprallphänomene ist die Bildung einer dünnen Flüssigkeitslamelle, die sich vom Aufprallpunkt radial ausbreitet und am oberen, freien Rand durch Instabilitäten zur Entstehung von Sekundärtropfen führt [2]. Um diesen Prozess besser vorhersagen und analysieren zu können, ist ein tiefergehendes Verständnis der dem Tropfenaufprall zugrunde liegenden Physik nötig. Daher werden im Rahmen des DFG-Projektes Experimentelle Untersuchung des Tropfenaufpralls bei hohen Weberzahlen auf trockene und benetzte Wände die auftretenden Phänomene qualitativ und quantitativ untersucht. Dabei steht ein Schwungradversuch (siehe Abb.3) zur Verfügung, der die Untersuchung hoher We- berzahlen ermöglicht. Besonderheit ist, dass die rotierende Aufprallfläche mit einem Wasserfilm benetzt werden kann [3]. Die Lamelle breitet sich dann asymmetrisch aus, siehe auch Abbildung 2. Zur numerischen Simulation wird auf die CFD- Toolbox OpenFOAM zurückgegriffen, welche für inkompressible Zweiphasenströmungen den Strömungslöser interFoam und interDyMFoam zur Verfügung stellt. Dieser verwendet eine Volume-of- Fluid Methode, um die Phasengrenze abzubilden. Die Software wurde bereits zur Bearbeitung der Problemstellung verwendet [4] und getestet [5]. Die ersten Untersuchungen mit Hilfe einer adaptiven Netzverfeinerung zeigen, dass diese Methode für eine grobe Beschreibung der Kronengeometrie Abbildung 1: Charakteristische Kronenform beim Tropfenauf- prall: (1) Lamelle, (2) freier Rand der Krone, (3) ausgeworfene Sekundärtropfen [1]. bei hohen Weberzahlen geeignet ist. Der Vorteil der adaptiven Netzverfeinerung ist, dass die Grenzphase nur lokal verfeinert wird. Mit der numerischen Untersuchungen am HLRN wird der Tropfenaufprall auf verschiedenen Filmdicken und -geschwindigkeiten simuliert und mit experimentellen Datensätzen validiert. Die oben beschriebenen Lamellen, wie sie auch in Abb.1 zu sehen sind, haben im Vergleich zum Durchmesser des aufprallenden Tropfens nur eine sehr geringe Dicke. Zudem skaliert die Abbildung 2: Vergleich zwischen Experiment und numerischer Simulation. Aufprall auf benetzte Fläche: dimensionslose Zeit 1, dimensionslose Filmhöhe=0,05, We=2281 nii00115

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Numerische Simulation des Tropfenaufpralls

Numerische Untersuchung des Tropfenaufpralls bei hohen Weberzahlen auf trockene und benetzteWände

S. Bansmer, D. Burzynski, Institut für Strömungs-mechanik, Technische Universität Braunschweig

Kurzgefasst

• Numerische Simulationen von Tropfenaufprall-vorgängen und Untersuchung der resultierendenPhänomene wie beispielsweise Lamellen- und Se-kundärtropfenbildung

• Erarbeitung eines besseren Verständnisses derPhysik des Tropfenaufpralls

• Vergleich der numerischen Simulationen mit expe-rimentell gewonnenen Daten

Der Tropfenaufprall bei hohen Weberzahlen hatweitreichende technische Bedeutung. So spielt erzum Beispiel bei der Vereisung von Flugzeugstruk-turen, der Sprühkühlung thermisch stark belasteterBauteile und der Fahrzeugverschmutzung eineentscheidende Rolle [1]. Kennzeichnend für solcheAufprallphänomene ist die Bildung einer dünnenFlüssigkeitslamelle, die sich vom Aufprallpunktradial ausbreitet und am oberen, freien Rand durchInstabilitäten zur Entstehung von Sekundärtropfenführt [2]. Um diesen Prozess besser vorhersagenund analysieren zu können, ist ein tiefergehendesVerständnis der dem Tropfenaufprall zugrundeliegenden Physik nötig. Daher werden im Rahmendes DFG-Projektes Experimentelle Untersuchungdes Tropfenaufpralls bei hohen Weberzahlen auftrockene und benetzte Wände die auftretendenPhänomene qualitativ und quantitativ untersucht.Dabei steht ein Schwungradversuch (siehe Abb.3)zur Verfügung, der die Untersuchung hoher We-berzahlen ermöglicht. Besonderheit ist, dass dierotierende Aufprallfläche mit einem Wasserfilmbenetzt werden kann [3]. Die Lamelle breitet sichdann asymmetrisch aus, siehe auch Abbildung 2.

Zur numerischen Simulation wird auf die CFD-Toolbox OpenFOAM zurückgegriffen, welchefür inkompressible Zweiphasenströmungen denStrömungslöser interFoam und interDyMFoam zurVerfügung stellt. Dieser verwendet eine Volume-of-Fluid Methode, um die Phasengrenze abzubilden.Die Software wurde bereits zur Bearbeitung derProblemstellung verwendet [4] und getestet [5]. Dieersten Untersuchungen mit Hilfe einer adaptivenNetzverfeinerung zeigen, dass diese Methode füreine grobe Beschreibung der Kronengeometrie

Abbildung 1: Charakteristische Kronenform beim Tropfenauf-prall: (1) Lamelle, (2) freier Rand der Krone, (3) ausgeworfeneSekundärtropfen [1].

bei hohen Weberzahlen geeignet ist. Der Vorteilder adaptiven Netzverfeinerung ist, dass dieGrenzphase nur lokal verfeinert wird. Mit dernumerischen Untersuchungen am HLRN wird derTropfenaufprall auf verschiedenen Filmdicken und-geschwindigkeiten simuliert und mit experimentellenDatensätzen validiert.Die oben beschriebenen Lamellen, wie sie auchin Abb.1 zu sehen sind, haben im Vergleichzum Durchmesser des aufprallenden Tropfensnur eine sehr geringe Dicke. Zudem skaliert die

Abbildung 2: Vergleich zwischen Experiment und numerischerSimulation. Aufprall auf benetzte Fläche: dimensionslose Zeit 1,dimensionslose Filmhöhe=0,05, We=2281

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Abbildung 3: Schwungradversuch bei benetztem Aufprall. Links: Schematische Darstellung des Wasserkreislaufs. Rechts:Umsetzung der Wasserzu- und -abführung am Schwungrad.

Lamellendicke mit Re−1/2 (Reynoldszahl), was beiingenieurtechnischen Anwendungen dazu führt,dass die Lamellendicke bis zu 100 mal dünner istals der Durchmesser des aufprallenden Tropfens [3].Da aber eine gewisse Mindestzahl an Rechenzellennötig ist, um die Flüssigkeitslamelle aufzulösen,erfordert die Simulation dieser Vorgänge sehr feineRechennetze. Deshalb sind numerische Simula-tionen auf einem Hochleistungsrechenzentrumunabdingbar.

WWW

http://www.tu-braunschweig.de/ism

Weitere Informationen

[1] Yarin, A.L.: Drop Impact Dynamics: Splashing,Spreading, Receding, Bouncing...,AnnualReview of Fluid Mechanics 38, (2006). doi:10.1146/annurev.fluid.38.050304.092144

[2] Yarin, A.L., Weiss, D.A.: Impact of drops onsolid surfaces: self-similar capillary wavesand splashing as a new type of kinematic,discontinuity Journal of Fluid Mechanics 283,(1995). doi:10.1017/S0022112095002266

[3] Faßmann, B.W., Bansmer, S.E., Möller, T.J.,Radespiel, R., Hartmann, M.: High velocity im-pingement of single droplets on a dry smoothsurface, Experiments in Fluids 54, (2013). doi:10.1007/s00348-013-1516-4

[4] Berberovic et.al.: Drop impact onto a liquidlayer of finite thickness: Dynamics of the cavityevolution, Physical Review E 79, (2009). doi:10.1103/PhysRevE.79.036306

[5] Deshpande, S.,Laksman, A., Trujillo,M.: Evaluating the performance of thetwo- phase flow solver interFoam, Com-putational Science and Discovery 5,(2012). doi:http://stacks.iop.org/1749-4699/5/i=1/a=014016

Förderung

DFG-Projekt BA 4953-3

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