Überfachliche Lernkompetenzen nachhaltig fördern Konzepte und …¤sentation_WS_01... · Wie funktioniert das menschliche Gehirn? 22.01.2018 Lernstrategien und Lernstrategie-Förderung

Lernstrategien und Lernstrategie-Förderung PY.Martin

Überfachliche Lernkompetenzennachhaltig fördern

Konzepte und Praxis-Beispiele

AV-Thementagung 18

Lernstrategien und Lernstrategie-Förderung PY.Martin 222.01.2018

Vorstellung

Pierre-Yves Martin

Dozent PHTG / selbstständiger Lernexperte

Schwerpunkte:

> Lernen, Lerncoaching und Lernkompetenzförderung

> Forschungsmethoden und Bildungsevaluationen

Primarlehrer

> Tätigkeit in Mittelstufe, Jahrgangs- und AdL-Klassen

Vater und Hausmann


Ziele des Workshops

• Grundlagenwissen in Kurzform vermitteln

• Konzept zur systematischen Lernstrategie-Förderung in der

Praxis kennen lernen

• Erkenntnisse aus Praxis-Erprobung erfahren


A)Theorie


1) Grundlagen


Fachliche Kompetenzen

Überfachliche Kompetenzen

A. Personale Kompetenzen

B. Soziale Kompetenzen

C. Methodische Kompetenzen

Einordnung in Tagungsthema

Lernkompetenzen

Lernkompetenzen


Definition Lernkompetenz:

Neue Lerninhalte effizient und selbstständig erwerben

können,

und zwar so, dass dieses Wissen in unterschiedlichen

(Praxis-)Situationen genutzt werden kann.


Wie funktioniert das menschliche Gehirn?


Re

iz

922.01.2018

Allgemeines Modell des Informationsverarbeitungsprozesses

Emotionen

Emotionen

(A)

Informations-

Aufnahme

(S)

Informations-

Speicherung

(V)

Informations-

Vernetzung

(W)

Informations-

Wiedergabe

Wie funktioniert das menschliche Gehirn?


Mit Blick auf Lernkompetenz-Förderung:

«Neuropsychologisches» Ziel:

Durch bewusstes, strategisches Lernen den

Informationsverarbeitungsprozess optimieren

Mehr Kontrolle über Filter-, Speicherungs- und

Wiedergabeprozesse

Beschleunigung der «natürlichen» Lernprozesse

Wie lernt das menschliche Gehirn?


Frage:

• Was tun Sie, um sich die Informationen aus diesem

Workshop zu merken?

Murmelrunde mit NachbarIn: 2‘


Zitate Lutz Jäncke (Prof. Neuropsychologie der Uni Zürich)

• «Gute Lernstrategien können den Lerngewinn vervielfachen,

brauchen aber etwas zusätzliche Energie. Diesen

Zusatzaufwand scheuen wir wie der Teufel das Weihwasser!»

Effizientes Lernen bedingt

1.) Lernstrategisches Wissen («Können»)

2.) Anstrengung/Ausdauer/Überwindung («Wollen»)

• «Wiederholung ist die Mutter des Lernens!»

Ohne Wiederholung geht es nicht!

Wichtige Erkenntnisse für die schulische Lernkompetenzförderung!


Tipp (Lerntechnik) gegen das Vergessen

(siehe auch Workshop P.Steidinger)

Nicht Unterlagen/Notizen mehrmals lesen, sondern immer einen

Selbsttest vorschalten!

Nach dem Workshop aus dem Gedächtnis aufschreiben, was Sie

noch wissen. Erst dann nachlesen. Das Ganze mind. 2-3x

wiederholen.

Typische kognitive Lernstrategien («Wiederholungsstrategie») zur

Stützung des Gedächtnisses


2) Lernstrategien ordnen, Übersicht gewinnen


A. Kognitive Lernstrategien

Ziel: Information besser aufnehmen, verarbeiten und speichern

B. Metakognitive Lernstrategien

Ziel: Das eigene Lernen verstehen, steuern, reflektieren.

C. Stützstrategien (ressourcenorientierte Lernstrategien)

Ziel: Die Rahmenbedingungen für das Lernen verbessern

D. Motivationsstrategien

Ziel: Gefühle und Stimmungen beim Lernen steuern

Grundlagenwissen Lernkompetenzförderung

Wissenschaftlich gestützte Kategorisierung

(u.a. durch Wild&Schiefele, Pintrich et al., Weinstein&Mayer, Martin)


Emotionen

Emotionen

(A)

Informations-

Aufnahme

(S)

Informations-

Speicherung

(V)

Informations-

Vernetzung

(W)

Informations-

Wiedergabe

B

A

C

D

D


Darstellung der Kategorisierung für SchülerInnen

Grundlagenwissen Lernstrategien


3) Lernstrategien und Lernerfolg


Lernstrategien in der Hattie-Studie

(Einflussfaktoren auf die Lernleistung)

Zusammenfassung

In den Top 25 (von 250 Einflussfaktoren) haben ein Drittel

einen direkten Bezug zur Lernstrategie-Förderung

Link Übersicht Faktoren siehe Anhang


Lernwirksamkeit von Lernstrategien

Fazit aktueller Studien:

Erfolgreiche Studierende nutzen alle untersuchten

Lernstrategien häufiger als die erfolglosen (mit Ausnahme der

Kooperation)

Entscheidend für den Lernerfolg ist letztendlich ein

breites Repertoire an Lernstrategien,

die situationsgerecht eingesetzt werden können!


Zusammenhang von Lernstrategien und weiteren

schulrelevanten Faktoren

Lernstrategie-Nutzung korreliert deutlich mit:

• Schulisches Selbstkonzept (0.30 > r > 0.51)

• Selbstwirksamkeitsüberzeugung (0.38 > r > 0.57)

• Selbstständigkeit (0.52 > r > 0.63)

• Lernfreude (0.60 > r > 0.71)


4) Förderansätze im Schulalltag


Prämisse:

Effizient selbstständig lernen kann man nicht einfach, man muss es lernen!


Fördersätze

1.Direkte Lernkompetenzförderung

a) Vermittlung von Lernstrategien im Unterricht

> Lernstrategien „zeigen/erarbeiten“, z.B. in „Lernen lernen“-

Lektion

b) LS-Förderung in Lerncoaching-Gesprächen

(kurze oder lange)

Thema im CAS Lerncoaching PHTG


2. Indirekte Lernkompetenzförderung

Unterricht selbst kann so gestaltet sein, dass er den Aufbau

von überfachlicher Lernkompetenz fördert!

Murmelrunde mit NachbarIn:

• Was sind Merkmale einer solchen Unterrichtskultur?

Zeit: 2‘


Merkmale lernkompetenzförderlicher Unterrichtskultur 1:

• Freiräume für selbstgesteuertes Lernen

• Es wird viel über das Lernen selbst gesprochen

(«Prozess vor Produkt», «wie?» statt nur «was?»)

• Orientierung an individueller «Zone der nächsten Entwicklung»

• positiver «ko-konstruktiver Dialog»

• Positive Fehlerkultur


Merkmale lernkompetenzförderlicher Unterrichtskultur 2:

• LP spricht nicht nur über Inhalte, sondern auch über Strategien

Methode des «Lauten Denkens»

• Schüler lernen von Schülern, z.B. in Lerngruppen

muss auch gelernt sein!

• Ziel des Unterrichts: weniger Ansammlung von Wissen als Aufbau

von Kompetenzen («vom Wissen zum Können»)

zentrales Ziel vom LP21

• LP hat als Lernexperte/-in aber immer noch wichtige Modell-

Funktion («Guided Discovery») (siehe auch Hattie-Studie!)


Merksatz

Ein solcher Unterricht ist die Basis/Voraussetzung auf

der systematische Lernkompetenzförderung aufbaut!


5)

Grundlagen

eines

systematischen Förderprogramms


Ziel systematischer Lernkompetenz-Förderung

Aufbau eines breiten Repertoires an Lernstrategien,

die situationsgerecht eingesetzt werden können


Systematische Lernstrategie-Förderung in Klasse und Schulhaus

Ganzheitliches Lernstrategie-Förderkonzept

nach dem Matrix- und Spiralprinzip

1. Periodisiert:




2. Konzentriert und

fachübergreifend:

• Input und Austausch

-gefäss (LL-Lektion)

• Anwendungen im Fach-

unterricht (Transfer)




3. Sich spiralförmig wiederholend:




Unterlagen und Hilfsmittel

• Lernstrategie-Buch Martin&Nicolaisen, S. 139-158 (siehe Anhang)

• Planungstabellen

( elektronisch verfügbar, siehe Online-Ressourcen LS-Buch und

Anhang dieser PP)




Vorteile:

• Allgemeine Einführung und anschliessendes Training in

verschiedenen Fächern (Matrix) stellt Transfer sicher

Aufbau von echter Lernkompetenz

• Systematischer Lernkompetenzaufbau

(im Idealfall über mehrere spiralförmige Stufen)

Breites Lernstrategie-Repertoire


Systematische Lernstrategie-Förderplanung in Klasse und SH


Nachteile:

• Der situative Einsatz von Lernstrategien/-techniken muss für jede

Altersstufe und jedes Fach konkretisiert werden.

Aufwändig, verlangt für eine vollständige Umsetzung gutes

Teamwork (z.B. als Schulentwicklungsprojekt)


B) Praxis-Erprobung

AdL-Mittelstufe Wildberg ZH


1)

Organisation und Einführung



Praxis-Beispiel AdL-Mittelstufe Wildberg ZH:

• Rahmenbedingungen

• 1-Jahresprogramm

• 1 Lektion pro Woche «Lernkonferenz-Stunde»

• Transfer wo immer möglich in Fächer-Unterricht

• Vorarbeit:

• Einführung Lernjournals

Dokumentations- und Reflexionsinstrument



Praxis-Beispiel AdL-Mittelstufe Wildberg ZH: Jahresplanung




• Schritt O: Übersicht/Struktur

• Ausgangsfrage:

Was kann man machen, um gut zu lernen ?

(an verschiedene Situationen und Fächer denken)

Resultate sammeln auf grosse Post-its/Karten und

besprechen





• Übersichtsplakat mit Hauptkategorien (Ziele) vorstellen





• Schülervorschläge den 4 Kategorien zuordnen lassen



Beispiel AdL-Mittelstufe Wildberg ZH:


• Übersichtsplakat mit Hauptkategorien als Ziele vorstellen


Allgemeine Grundsätze der Vermittlung von Lernstrategien:

0. Strukturieren/Übersicht schaffen

1. Einführung anhand eines konkreten Lernproblems/Experiments

2. Praktischer Umsetzungsversuch folgt unmittelbar

3. Transfer der Techniken auf verschiedene Kontexte und Situationen

4. Regelmässiges Sichtbarmachen von Lernerfolg (Monitoring)

5. Konzentration auf 1 oder 2 Lernstrategien mit wenigen

Lerntechniken über 2-4 Wochen

Lernstrategisches Wissen im Unterricht vermitteln




• Schritt 1-x: Einführung und Training einzelner Lernstrategien

• Vorgehen gemäss obigen Grundlagen und Prinzipien

(siehe auch nächste Folie)

• Entsprechende Ergänzung des Plakates (ev. auch kleiner

Schülerversion für Theorie-Heft/Ordner)

• Dokumentation Fortschritte/Fragen/Transfer/Probleme usw.

im Lernjournal


Beispiel: Optimaler Arbeitsplatz

(Stützstrategien: Kat. Lernumgebung optimieren (C. 2.1.))

Vorgehen:

1. Vorwissen aktivieren:

• Arbeitsplatz zuhause skizzieren lassen (Grundriss)





Vorgehen:

2. Einordnung des Themas in Übersicht



Übersicht für SchülerInnen

Direkte Lernstrategie-Förderung


Übersicht an Schulzimmerwänden





Vorgehen:

3. Austausch (nach Think-Pair-Share-Prinzip)

• Eigene Skizze betrachten

(mit Anregungsprompts, z.B. «Was ist gut, was weniger? Wie

könnte ich meinen Arbeitsplatz verbessern?»)

• Skizzen und Gedanken mit Lernpartner austauschen

• Diskussion im Klassenverband

• Einige Beispiele am Visualizer betrachten

• Kommentare im Plenum






Vorgehen:

4. Wissensinput Lehrperson: Theoretische Ergänzungen

Mündlich oder mit Materialien

z.B. mit Infoblatt «Ergonomie»






Vorgehen:

5. Dokumentieren der Erkenntnisse und persönliche Zielsetzungen

festlegen

In Lernjournal, zusammen mit Skizze






Vorgehen:

6. Ziele zuhause ausprobieren und Erfahrungen festhalten






Vorgehen:

7. Austausch der Erfahrungen in nächster Lernen lernen-Lektion





Zentrale Erkenntnisse der Praxis-Erprobung

• Konzept funktioniert

• Lernende sind motiviert

• teilweise erstaunliche Wirkung bei den Lernenden

• Transfer auf Fachlektionen muss genau geplant werden

• Koordiniertes Vorgehen aller Lehrpersonen ist

herausfordernd

• Vermittelte Lerntechniken müssen genau durchdacht sein

• 1 Jahr ist knapp für vollständiges Programm

• Weniger ist oft mehr

• Ohne Lehrmittel für einzelne Lehrperson recht aufwändig

• Bis zum fertigen Lehrmittel bleibt noch viel zu tun…

MitstreiterInnen/Feedbacks erwünscht!



• Offene Fragen bei AdL-Setting

• Periodisierung im AdL-Setting (Altersunterschied, Periodisierung

über die 3 Jahre?)


Vertiefungsliteratur:

Martin, P.-Y. (2017). Lernstrategien und Lernstrategie-Förderung im

Schulalltag. Überfachliche Lernkompetenzen nachhaltig fördern.

Schulmagazin 5-10, 9/2017, 51–54.

Martin, P.-Y. & Nicolaisen, T. (Hrsg.). (2015). Lernstrategien fördern -

Modelle und Praxisszenarien. Weinheim: Beltz Juventa.

5822.01.2018

Anhang: Literatur und Kontakt


Einstieg zu allen Online-Ressourcen des Buches:

www.pymagix.com/BuchLernstrategien

E-Mail Autor:

[email protected]

CAS Lerncoaching PHTG:

www.phtg.ch/weiterbildung/weiterbildungsstudiengaenge/cas-lerncoaching/

Lernrelevante Faktoren gemäss Hattie-Studie im Überblick:

http://visiblelearningplus.com/content/250-influences-student-achievement

5922.01.2018

Anhang: Literatur und Kontakt

http://www.pymagix.com/BuchLernstrategien

mailto:[email protected]

http://www.phtg.ch/weiterbildung/weiterbildungsstudiengaenge/cas-lerncoaching/

http://visiblelearningplus.com/content/250-influences-student-achievement

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