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Seite 1 B.Sc. Anna Grundel, Prof. Dr. Beate Blättner OEG Entschädigung von Opfern interpersoneller Gewalt Studie zum Opferentschädigungsgesetz und der Verfahrenspraxis im Raum Fulda

OEG Entschädigung von Opfern interpersoneller Gewalt · Statistische Auswertung mit SPSS 2. Interviewanalyse (Grounded Theory) 3. Triangulation 4. Sozialjuristisches Gutachten März

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OEGEntschädigung von Opfern

interpersoneller Gewalt

Studie zum Opferentschädigungsgesetz und der Verfahrenspraxis im Raum Fulda

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Projektüberblick

• Projektleitung: Prof. Dr. Beate Blättner

• Mitarbeiterinnen: B.Sc. Anna Grundel

Dipl. Soz. Juristin Marie-Kathrin Nienhoff

• Stud. Hilfskräfte: Sabine Leppich

Michaela Wolf

• Laufzeit: 01.10.2009 - 30.09.2010

• Datenzugang: Amt für Versorgung und Soziales Fulda

Finanziert durch die Forschungskampagne der HessischenHochschulen für Angewandte Wissenschaften „Forschungfür die Praxis“

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Aktensichtung imAmt für Versorgungund Soziales Fulda

1. Literaturrecherche2. Expertenbefragung3. Datenmaske4. Datenerhebung

Okt. – Nov. 2009

Dez. – Feb. 2010

Experteninterviews 1. Literaturrecherche2. Interviewleitfaden3. Interviewführung

Feb. – März 2010Unterschiedliche

Zeitpunkte

Datenanalyse1. Statistische Auswertung mit SPSS2. Interviewanalyse (Grounded Theory)3. Triangulation4. Sozialjuristisches Gutachten

März – August 2010

Diskussion derErgebnisse

1. Ergebnisdiskussion Fokusgruppe2. Veröffentlichung über Fachartikel3. Vorträge für Interessierte

ab Sept. 2010

Vorgehen

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Forschungsfragen

1. Welche Formen interpersoneller Gewalt werden am ehesten über das OEG erfasst?

2. Wie unterscheidet sich dies von der polizeilichen Opferstatistik in Hessen?

3. Was sind die Gründe für die Ablehnung von Anträgen?

4. Gesundheitliche Folgen von Gewalt.

5. Soziale Folgen von Gewalt.

6. Ökonomischen Folgen von Gewalt.

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Tatgebiet

50%

18%

8%

12%12%

Fulda Stadt

Landkreis Fulda

Main-Kinzig-KreisHersfeld-Rotenburg KreisKeine Angabe

Knapp 60% der Übergriffe ereigneten sich im städtischen Raum, gut 30% in kleineren Orten und Gemeinden

Einwohnerzahlen in Relation

LK Main Kinzig50%

LK Fulda27%

Stadt Fulda8%LK

Hersfeld R.15% Stadt Fulda

LK Fulda

LK Main Kinzig

LK Hersfeld R.

Reichweite der Daten

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Ergebnisauswahl

• Nur eine geringe Anzahl von Gewaltopfern erhält Leistungen nach dem OEG.

• Betroffene erhalten keine zeitnahe Unterstützung durch das OEG.

• Opfer psychischer Gewalt sind von Leistungen nach dem OEG ausgeschlossen obwohl psychische Gewalt unter den Anträgen innerhalb der Studie relevant war.

• Für Opfer häuslicher Gewalt gibt es Barrieren bei der Antragstellung.

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Ergebnisse I (quantitativ)

• In Hessen stellten 2008 ca.10% aller registrierten Gewaltopfer einen Antrag auf Opferentschädigung (n=1.448).

• Im Amt für Versorgung und Soziales (AVS) Fulda wurden im Jahr 2008 216 Anträge abschließend bearbeitet.

• Davon wurden 57 (34%) bewilligt.

• Rentenleistungen erhielten 16 Betroffene (ca. 21%).

10057Gesamt

1,81100

7440

19,31130

7420

14810

50,9290%HäufigkeitGdS

Grad der Schädigungsfolgen

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Ergebnisse II (quantitativ)

Bearbeitungszeiten von bewilligten und von abgelehnten Anträgen

0102030405060708090

weniger als1 Jahr

1-2 jahre 2-3 jahre 3-4 Jahre 5-6 jahre 6-7 jahre

Bearbeitungszeit in Jahren

Anz

ahl d

er F

älle

abgelehnt

bewilligt

Durchschnittliche Bearbeitungszeit 13 Monate.

Bewilligungen dauerten im Schnitt 6 Monate länger als Ablehnungen.

Im Einzelfall Bz von über 6 Jahren.

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Ergebnisse III (quantitativ)

Gewalterleben differenziert nach Gewaltform171

46 32

40

020406080

100120140160180

1Gewaltformen

Anza

hl d

er

Vork

omm

en

Körperliche Gewalt Psychische Gewalt Sexualisierte Gewalt Kombinationen

!: Alle 28 Fälle häuslicher Gewalt zeigten Kombinationen

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Ergebnisse IV (quantitativ)

Psychische Behandlung bei Opfern öffentlicher- und häuslicher Gewalt

PB erfolgt23

PB erfolgt23

Keine pB3

Keine pB118

0

20

40

60

80

100

120

140

Öffentliche Gewalt Häusliche Gewalt

Gewaltform

Anz

ahl d

er F

älle

In 22% aller erhobenen Fälle (n=209) war psychologische Behandlung notwendig

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Ergebnisse V (quantitativ)

Häusliche Gewalt war in nur 13% der Akten (n=28) der Grund für die Antragstellung = unterrepräsentiert gegenüber der PKS Hessen 2008.

Beziehung zwischen Opfer und Täter

19

9

29

54

15

66

7

10

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Frauen

MännerO

pfer

Täter

Verwandt/Partner bekannt fremd ungeklärt

Häusliche Gewalt betraf in den Akten Frauen und Kinder unter 14 Jahren.

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Ergebnisse VI (quantitativ)

100,0209Gesamt7,215Keine Angaben

22,547Privatwohnung3,88Nachbarschaft6,714Arbeitsplatz

17,737Kneipe/ Disko42,188Öffentlicher Raum

ProzentHäufigkeitAusprägung

Tatort

Häusliche Gewalt fand fast ausschließlich innerhalb von privaten Wohnungen statt (n= 24).

Öffentliche Gewalt zu 71% in öffentlicher Umgebung.

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Experteninterviews

Ziele:• Bedingungen für Entschädigungschancen

erkennen.

• Strukturen einer möglichen bedarfsorientierten Opferentschädigung ermitteln.

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• Die Versagensgründe unterschieden sich bei Opfern öffentlicher- und häuslicher Gewalt.

• Der häufigste Versagensgrund war in beiden Fällen der fehlende Tatnachweis

Antragserfolg

84957 20

118138

020406080

100120140160

Antragserfolg ges. bei öffentlicherGewalt

bei häuslicherGewalt

ja

nein

Von den 216 Anträgen wurden 138 (64%) abgelehnt.

Unter den 57 bewilligten Anträgen waren 49 Fälle öffentlicher Gewalt und 8 Fälle häuslicher Gewalt

Entschädigungschancen

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Verfahrenspraxis

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Behandelnder Sektor

72 69 34 34

0% 20% 40% 60% 80% 100%

1

Ambulant Stationär Keine Behandlung erfolgt Keine Angaben100209Gesamt

16,334Keine Angabe

4,39> 6 Monate Behandlungsdauer

44,593> 2 Behandlungen

18,7391-2 Behandlungen

16,334Keine Behandlung

ProzentHäufigkeitAusprägung

Behandlungsumfang

141 Personen waren behandlungsbedürftig.

88% von ihnen (n=125) hatten noch am Tattag Kontakt mit einem Bereich des Gesundheitswesens.

Ärztlich Dokumentation

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Beauftragung Schutzambulanz?

2.115.504,50 € Bearbeitungskosten

11.782.232,00 € OEG Leistungen

13.897.736,50 € Gesamtausgaben

2,83 € pro Einwohner/in

Kosten flächendeckender Versorgung mit Schutzambulanzen

ca. 0,6 Mill./ pro Jahr

Schutzambulanzen könnten Aufgaben im Rahmen des OEG wahrnehmen (Dokumentation und Casemanagement) Sie nehmen außerdem Aufgaben für Straf- und Zivilrecht wahr.

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Anerkennung erlittenen Unrechts, Schutzstrategie

Soforthilfe und Casemanagement

Ressourcenorientierte Entschädigung

Gesundheitsförderung durch Empowerment

Prävention langfristiger Folgen

Rehabilitation und sozialer Ausgleich

Nachweis langfristiger Folgen durch Gewalt

Glaubwürdiger Bericht, Beweissicherung

reduziert Kosten

Verhindert Viktimisierung

Hilfe vs. EntschädigungNach Vorbild des Opferhilfegesetz (OHG) in der Schweiz

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Quellen

• LKA Wiesbaden (2010a): Polizeiliche Kriminalstatistik 2009 des Landes Hessen. Pressepapier. http://www.polizei.hessen.de/internetzentral/nav/b66/binarywriterservlet?imgUid=0f24027f-5f8c-2621-03bf-b912109241c2&uBasVariant=ed83d448-9a76-4e11-8a5b-28e46ce02000; Zugriff 24.05.10

• LKA Wiesbaden (2010b): Opfer Tatverdächtigen Beziehung. http://www.polizei.hessen.de/internetzentral/nav/b66/b664027f-5f8c-2621-03bf-b912109241c2.htm; Zugriff 26.05.10

• Ausführlicher Ergebnisbericht ab Februar 2011 auf der Homepage des Fachbereichs Pflege und Gesundheit (unter: Forschung und Entwicklung – Arbeitsgruppe ‚Gesundheitsschutz bei interpersoneller Gewalt‘ – OEG)