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Ökosystemleistungen der Wälder- The Economics of Ecosystems and Biodiversity,TEEB Dr. Christoph Aicher, UFZ Evangelische Akademie Villigst – „Waldtagung“ Schwerte 3.-5. Februar

Ökosystemleistungen der Wälder- The Economics of ... · Das MA-Konzept stellt eine Beziehung her zwischen Natur / ESS und Gesellschaft / Wohlergehen Die Beziehung sind unterschiedlich

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Ökosystemleistungen der Wälder- The Economics of Ecosystems and Biodiversity,TEEB Dr. Christoph Aicher, UFZ Evangelische Akademie Villigst – „Waldtagung“ Schwerte – 3.-5. Februar

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Einleitung und Einführung in das Thema

Ökosystemleistungen – was sind sie? TEEB – werden die „gesellschaftlichen

Waldbeziehungen“ neu ausgerichtet?

TEEB Fallbeispiele

Schlussfolgerungen

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Ziel des Vortrags

Hintergründe für Konzepte der Ökosystemleistungen und für die TEEB-Initiativen aufzeigen

Problematisieren der Konzepte „Ökosystemleistungen“ und TEEB

Deutungsversuch darüber, was TEEB und „Ökosystemleistungen“ für Wälder und ihre Nutzung bedeuten könnten

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Thesen

Veränderungen in Natur und Gesellschaft machen es notwendig, die Beziehungen von Wald und Gesellschaft immer wieder zu verhandeln

Ökosystemleistungen sind ein vielschichtiges Konzept, das dazu genutzt werden kann, die Interdependenzen von Natur / Wald und Gesellschaft hervorzuheben

TEEB ist auch ein vielschichtiges Konzept und kann in diesen Verhandlungen und für den nachhaltigen Umgang mit Wäldern einen Beitrag leisten

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1. Einleitung

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Wälder und Gesellschaften im Wandel Wälder sind mehr als Ökosysteme, Vegetationstypen etc. gesellschaftliche Eingriffe haben Wälder seit langer Zeit

verändert und Waldzustände haben Gesellschaften beeinflusst

in dieses Beziehungsspiel kommen neue Dynamiken: Klimaveränderungen, Artenverlust etc. gesellschaftliche Bedürfnisse und Anforderungen

verändern sich (Stichworte: “Bioökonomie”, “Paintball” etc.)

Konflikte nehmen zu um Walddeutungen und Waldnutzungen

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Wälder und Gesellschaften im Wandel (2) Wechselbeziehungen zwischen Gesellschaften und

Wäldern sind vielfältig: nicht nur materielle Wechselwirkungen (bspw.

Holzernte, Aufforstungen etc.), sondern auch symbolische Wechselwirkungen (wie

wird Wald gesehen („bedrohter Wald“ etc.) oder wissenschaftlich (bspw. „Klimaxwald“, „Ökosystem“ etc.) konzipiert?)

Gesellschaften transformieren Wälder, bleiben aber auf sie angewiesen diese Wechselwirkungen: „gesellschaftliche Waldbeziehungen“ (vgl. Görg & Aicher 2014)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Der Diskurs der ökologischen Krise – Beispiele

zwei Drittel aller Ökosysteme weltweit gelten als

„geschädigt“ (MA 2005) Arten gehen heute 100 bis 1.000 Mal schneller verloren

als unter natürlichen Bedingungen (EK 2011) globaler Nettoverlust Waldfläche zwischen 2000 und

2010: 5,2 Millionen ha/a (FAO 2010) Verlust an Biodiversität / Ökosystemen gilt neben

dem Klimawandel als größte Umweltbedrohung (EK 2011)

Wälder sind Teil der Diskurse und gelten als wichtig für Biodiversitätserhalt

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Wälder und ökologische Krise – deutsche Beispiele

in den Wäldern Deutschlands gelten 7 Baumarten, 14

Vogelarten, 205 Pflanzenarten und 1.284 Pilzarten als bedroht (SRU 2012)

nur 1% der ehemaligen Auenwälder Deutschlands befinden sich in einem „naturnahen“ Zustand (BMU / BfN 2009)

2015 gelten im Durchschnitt aller Baumarten 24 % geschädigt, 20 % haben Kronenverlichtungen von 25%-60%, nur 33% weisen keine Kronenverlichtungen auf (BMEL 2015)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Politische Reaktionen auf Krisendiskurs – Beispiel

CBD

Biodiversitäts-Konvention (CBD) Ziel der CBD Konferenz 2002: Artenverlust bis 2010

signifikant zu reduzieren (CBD 2010) ABER: Biodiversitätsverlust weiter sehr hoch Folgerung:

Warnen allein reicht nicht aus, Anstoß einer breiten Debatte (Aufmerksamkeit) Maßnahmen sind notwendig, die Mensch und

Gesellschaft integrieren (bspw. nachhaltige Nutzung; faire Nutzenverteilung… )

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Politische Reaktionen – Beispiel MA

Millennium Ecosystem Assessment (MA) 2001 von UN angestoßen Ziel: umfassende Einschätzung (engl. assessment) des

Zustandes der weltweiten Ökosysteme und ihrer Relevanz für das „menschliche Wohlergehen“

(engl. „human well-being“) MA prägt Konzept der Ökosystem(dienst)leistung

(engl.: Ecosystem services – ESS)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Fazit Einleitung weltweit große Sorge um ökologische Krise und

Diskussionen um planetare Grenzen Ökosystemleistungen / Biodiversität sind zentrale

Konzepte in den Diskussionen verschiedene Prozesse im Gang, um Gegenmaßnahmen

anzustoßen, u.a. soll Wissenschaft nützliches Wissen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur Verfügung stellen

all dies wirkt sich auch auf Gesellschaften und Wälder

aus und verändert die “gesellschaftlichen Waldbeziehungen”

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2. Ökosystemleistungen – was sind sie?

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

Definition von Ökosystemleistungen? es gibt bislang keine einheitliche wissenschaftliche

Definition von Ökosystemleistungen Millenium Ecosystem Assessment (MA) spricht von:

„Ecosystem services are the benefits people obtain from ecosystems“ (MA 2005: 40)

ESS-Konzept kommt aus US-Naturschutzdebatte und ökologischen Ökonomie (Ehrlich 1981) Ziel: breitere Aufmerksamkeit für Artverlust und Integration von Menschen in Lösungssuche

ESS-Konzept ist nicht völlig neu; es hat Ähnlichkeiten mit Konzepten wie „Naturraumpotenziale“ bzw. „Waldfunktionen“ (Plieninger et al. 2014)

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

ESS-Konzept des MA

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

Interdependenzen im ESS-Konzept des MA

Das MA-Konzept stellt eine Beziehung her zwischen Natur / ESS und Gesellschaft / Wohlergehen

Die Beziehung sind unterschiedlich stark („Pfeildicke“) Pfeile zeigen hier nur in eine Richtung (d.h.

Gesellschaften profitieren von ESS, deren Basis die Biodiversität ist)

Diese „einseitige“ Sichtweise wird im MA-Untersuchungsrahmen etwas erweitert (dort kommen verschiedene Wechselwirkungen vor)

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

MA kennt 4 Typen von Ökosystemleistungen (ESS): Basisdienstleistungen: Prozesse wie Bodenbildung,

Photosynthese und den Nährstoffkreislauf, Erhaltung der genetischen Vielfalt etc. (oft nicht als ESS gewertet)

Versorgungsleistungen: Güter wie Nahrungsmitteln, Holz, sauberem Wasser oder Fasern etc. (oftmals von menschlichem Zutun abhängig)

Regulationsleistungen: Ökosysteme beeinflussen Klima, Niederschlag, schützen vor Überschwemmungen und Bodenerosion, speichern oder bauen Schadstoffe ab etc.

Kulturelle Leistungen: Natur / Naturwunder dienen Erholung, Tourismus, Ästhetik, spirituellen Bedürfnissen etc.

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Der Untersu-

chungsrahmen des MA (MA 2005)

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

Das MA-Rahmenkonzept Räumliche und zeitliche Differenzierung erhöht

Komplexität („trade-offs“) Beziehungen zwischen ESS und Wohlergehen werden um

gesellschaftliche Einflussfaktoren dieser dynamischen Beziehungen erweitert (Wechselwirkungen ). Das Rahmenkonzept unterscheidet: Direkte Eingriffe: von Menschen gezielt eingesetzt

(bspw. Einsatz neuer Technologien, veränderte Landnutzungen, Einführen von „Exoten“ etc.)

Indirekte Eingriffe: gesellschaftliche Phänomene und Prozesse (Demographie, wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Bedingungen etc.)

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

Weitere Begriffsdeutungen: bspw. ESS als Metapher ESS werden als eine Art Kapitalstock betrachtet, der

kontinuierlich Dividende abwirft, die optimiert und nachhaltig genutzt werden kann (vgl. Forstökonomie)

Kritik: Verengt das Verständnis von Ökosystemen; Ökologie

kennt andere Modelle (Nahrungsnetze, Energieflüsse etc.)

Wird der Komplexität und Dynamik der Beziehungen von Gesellschaft und Natur nicht gerecht

Forderungen nach politischen und institutionellen Veränderungen werden abgeschwächt , denn der Fokus liegt auf Optimierung von wirtschaftlichen

Prozessen Norgaard 2010

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Ökosystemleistungen – was sind sie?

Fazit Konzepte der Ökosystemleistungen

ESS sind ein komplexes Konzept. Eine eindeutige Definition gibt es bislang nicht.

ESS-Konzepte können unter anderem dazu dienen: Interdependenzen von Natur/Wald und Gesellschaft

aufzuzeigen Informationsbedürfnisse von Entscheidungsträgern

befriedigen und im Rahmen eines »Ökosystem-Assessments« ESS auf verschiedenen Skalen einschätzen zu helfen

Vereinfachte und mechanische Sichtweisen fördern, wenn bspw. „Preis-Tabellen“ der Zweck sind

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3. TEEB – worum geht es und werden die „gesellschaftlichen Waldbeziehungen“ neu ausgerichtet?

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

TEEB – Hintergrund Initiative von G7 Umweltminister-Konferenz in Potsdam

2007 Diskrepanz zwischen dem Ziel, den Verlust der

Biodiversität zu reduzieren und der Realität des kontinuierlichen Artensterbens;

Aufmerksamkeit für Biodiversitätsverlust zu erregen (ähnlich wie „Stern Report” für Klima);

aktuelles Wissen für Entscheidungs- prozesse aufzubereiten ( TEEB-Berichte)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

TEEB – Hintergrund (2) Ziel der internationalen TEEB-Initiative und von

Naturkapital-Deutschland ist: „…die oft vorhandene »Unsichtbarkeit« der Werte der Natur und ihrer vielfältigen Ökosystemleistungen aufzuheben und zu einem besseren Umgang mit den knappen natürlichen Lebensgrundlagen beizutragen.“ (von Haaren & Albert 2016)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

TEEB – Hintergrund (3) insbesondere Wissenschaft ist aufgerufen, nützliche

Informationen und Vorschläge zu produzieren, damit gute / bessere Entscheidungen getroffen werden und Krisen abgewendet werden können (sog. “Science-Policy-Interface”)

ökonomische Bewertungen sollten zeigen, dass es viel günstiger oder besser ist, heute nachhaltig zu handeln, als künftig mit hohen Kosten von Verlusten zu kämpfen

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

2008 2009 2010

TEEB – Hintergrund (4) Internationale TEEB-Initiative TEEB-Studien bereiten vorhandenes Wissen auf TEEB-Studien legen großen Wert auf Nachfrage aus

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach diesem Wissen ( Kontextualisierung)

Nationale Vorhaben z.B. Naturkapital Deutschland 4 Berichte vorgesehen zu Klima, ländliche Räume,

Stadt und Synthese-Bericht

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Der generelle TEEB-Ansatz (schrittweises Vorgehen)

Werte anerkennen: identifizieren der vielseitigen Vorteile (benefits) von diversen ESS ; Verweis auf kulturelle ESS reicht bspw. oft aus, Wälder zu schützen

Werte veranschaulichen: ökonomische Methoden und Kategorien hilfreich, Werte bzw. mögliche Wertverluste zu zeigen, um Entscheidungen zu unterstützen und etwaige Konflikte deutlich zu machen

Werte in Entscheidungen integrieren: richtige Anreize und Preissignale im Rahmen von Mechanismen und Instrumenten setzen, damit Werte von ESS für Wohler-gehen berücksichtigt werden können

(TEEB: Synthese 2010; Sukhdev et al. 2014)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Das Problem mit den Werten Objektive Werte gibt es nicht Werte sind kontextabhängig (bspw. von Institutionen,

kulturellen Regeln, …); sie sind „soziale Konstrukte“ Werte sind weit mehr als Preise Monetäre Größen und Märkte sind nur eine (!) Form,

um Werte widerzuspiegeln; TEEB intendiert nicht, „Preisschilder“ an Natur oder

Lebewesen zu heften

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB „Eisberg-Effekt“ der Werte und des Wissens

darum

Ring 2013

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Kritik an TEEB – Beispiele „Vermarktlichung“ bzw. „Privatisierung“ von Natur Anschlussfähigkeit von Natur an Finanzmärkte (nicht Biodiversitätsschutz) ist das wirkliche Ziel

Monetarisierung von Natur („Preisschilder“) Natur nur noch als „Dienstleister“ vermittelt Gefahr

von Einteilung in nutzlose/wertlose und erhaltenswerte Natur

Unmüssig 2014; Spash 2011

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Fazit TEEB TEEB sieht in »Unsichtbarkeit« von (ökonomischen)

Werten den Grund für falsche Signale und für Fehlentwicklungen im Umgang mit Natur

TEEB-Ansatz betont ökonomische Werte und die Rolle der mögl. ökonomischen Inwertsetzung von ESS

ABER TEEB-Ansatz erkennt explizit auch die Rolle anderer, nicht ökonomischer Werte der ESS an und berücksichtigt diese in Empfehlungen für Maßnahmen zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Biodiversität und ESS

Ring et al 2013

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Fazit TEEB (2) TEEB repräsentiert eine „Initiative“ bzw. nationale,

regionale, ökosystembezogene etc. Assessment-Projekte TEEB repräsentiert verschiedene Ansätze, Informationen

und Daten aufzubereiten und für Entscheidungsprozesse zur Verfügung zu stellen

TEEB repräsentiert einen ökonomischen und anthropozentrischen Blick auf Natur und Mensch-Natur-Beziehungen

TEEB repräsentiert Optimierungen von Naturnutzungen innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen

ökonomische Kenngrößen für individuelles, politisches und unternehmerisches Handeln werden

als entscheidend verstanden

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4. TEEB und Wälder – Fallbeispiele

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 1: TEEB – globale Perspektive auf 1 ESS TEEB-Assessment für Information von

Entscheidungsträger Welche ökonomischen Werten könnten gewonnen

werden, wenn Waldverluste verhindert würden: würde man die Entwaldungsrate bis 2030 halbieren,

könnten die weltweiten Treibhausgasemissionen um jährlich 1,5 bis 2,7 Gt CO2 sinken;

dadurch ließen sich Klimawandel bedingte Schäden mit einem Kapitalwert von schätzungsweise US$ 3,7 Milliarden vermeiden (Eliasch 2008)

Bsp. für Fokus auf eine „Dienstleistung“

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 2: TEEB – regionale Perspektive (mehrere ESS)

TEEBcases_Indonesia

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LokaleBevölkerung

Holz- & Agro-Industrie

LokaleRegierung

NationaleRegierung

Internat.Gemeinschaft

Summe

NPV

in M

rd. U

S$

Verteilung von Nutzen unter unterschiedlichen Landnutzungsszenarien im Leuser Ökosystem, Indonesien

(in Mrd. US$ über einen Zeitraum von 30 Jahren, 4% Diskontierung)

Entwaldung

Konservierung

SelektiverEinschlag

TEEBcase_Leuser

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 2: Leuser-Nationalpark Aceh

Nationalpark bedroht durch illegale Holznutzungen 11 ESS wurden untersucht (u.a. Holz,

Wasserversorgung, CO2-Speicherung, Tourismus etc.) Es wurde gezeigt, dass Vorteile von Konservierung

des Nationalparks v.a. langfristig größer sind und auch der lokalen Bevölkerung weit mehr nützen

Ergebnis: politische Entscheidung, den Holzeinschlag

bis auf weiteres zu verbieten

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 2: Leuser-Nationalpark Aceh (2) Bsp. dafür, wie ESS in politischen Prozessen dazu dienen

können, Entscheidungsträger über die Wertverluste bzw. Inwertsetzungsmöglichkeiten verschiedener Waldnutzungsalternativen zu informieren

Bsp. für die Integration mehrerer ESS Bsp. für die Integration von Fragen über Gewinner und

Verlierer von Waldnutzungsalternativen und der gerechten Verteilung der Vorteile aus der Nutzung von ESS

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 3: TEEB als Ansatz – urbane Wälder in NRW

Hintergrund Rhein-Ruhr-Region hat

ca. 10 Mio. Einwohner und nur 80.000 ha Wald

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Bsp. 3: TEEB als Ansatz für Partizipation Hintergrund (2) Stadtwälder sind offentlicher Raum Zielkonflikte

im Hinblick auf Nutzung und Ansprüche treten oft auf Förster nicht als Ressourcen- sondern als

Konfliktmanager gefordert dafür fehlen Instrumente

Haushalte der Gemeinden sind klamm Forstwirtschaft in Legitiamationsdruck

Neue Governance-System für besondere Bedürfnisse

der städtischen Bevölkerung notwendig; (d.h. Neuverhandlung der gesell-Wald-Bez.)

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Bsp. 3: TEEB als Ansatz – Umsetzung der „6 Schritte”

in NRW

Hintergrund (3) Ministerium gibt Machbarkeitsstudie in Auftrag Workshop mit Ministerialverwaltung, AG-Stadtwald,

Wissenschaft Vorstellen von TEEB und des TEEB 6-Schritte-Ansatzes Erste Schritte im Rahmen einer Machbarkeitsstudie

unternommen

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB

Sechs-Schritte-Ansatz von TEEB (TEEB: Policy Makers 2010)

Schritte Bsp.: Urbane Wälder NRW

Schritt 1: Fragestellung mit Akteuren abklären und ausformulieren

Zielsetzung der Bewertungsstudie konkretisieren Relevante Akteure identifizieren und einbeziehen Art der Zusammenarbeit klären

Schritt 2: ESS für die Analyse priorisieren

Welche ESS des Großstadtwaldes in NRW sind zentral? Wer sind die Nutzer und wo gibt es Konflikte?

Schritt 3: Informationsbedarf bestimmen und Verfahren wählen

Welche Daten sind wichtig und verfügbar? Welche Bewertungsschritte sind notwendig sind?

Schritt 4: ESS bewerten Daten erheben und analysieren

Schritt 5: Maßnahmen identifizieren und beurteilen

Bewertungsergebnis mit Akteuren diskutieren und für Entscheidungsprozessen nutzen

Schritt 6: Analysieren der Verteilungswirkungen

Wer sind die möglichen Gewinner und Verlierer von Nutzungsänderungen?

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Bsp. 3: Umsetzung der „6 Schritte” in NRW

Schritt 1 – Relevante Akteure identifizieren und Fragestellungen abklären (1): Definition wichtiger Akteure für weiteren Prozess (abh. von

ESS Priorisierung, u.a. Freizeitgruppen) Problemdefinition: Holzproduktion nicht Priorität Kommunikation der Forstverwaltung mit Bürgern und

Politik im Hinblick auf Nutzung von Großstadtwäldern Konfliktmanagement: Spaziergang, Paintball, Naturschutz, Extrem-Biken etc.

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Schritt 1 (Fortsetz.) – Relevante Akteure identifizieren und Fragestellungen abklären: Priorisierung von wesentlichen ESS für urbane

Bevölkerung vor Hintergrund der Problemdefinition Zielsetzung: Erarbeitung von Kennzahlen und Bewertung

von ausgewählten ESS und Entwicklung einer Informationsbroschüre

Diese Kennzahlen sind abh. vom Kontext und

besonderen Bedürfnissen in NRW bzw. den urbanen Wäldern NRWs

Bsp. 3: Umsetzung der „6 Schritte“

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Schritt 2 – Relevante ESS identifizieren : Priorisierung von zentralen ESS: Erholung (Sport, Freizeit, Spiel) Wasserversorgung Klima Gesundheitsvorsorge

Bsp. 3: Umsetzung der „6 Schritte“

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Schritt 3 – Informationsbedarf und Methoden festlegen: Erste Sammlung von möglichen Kennzahlen und

Datenquellen (z.B. Indikatoren, biophysikalische Angaben etc.); zu beachten sind hier auch Faktoren wie Erforderliche Genauigkeit Räumliche Abgrenzung Bestimmung von Zeithorizont

Auswahl von Methoden für die Analyse und Bewertung (weitere Schritte hier nicht von Belang)

Bsp. 3: Umsetzung der „6 Schritte“

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB 6-Schritte-Ansatz… ist partizipativ und integrativ (verschiedene Akteure /

Betroffene involviert ist aufwändig (das ist bspw. von Datenverfügbarkeit,

Genauigkeit, Zeitrahmen etc. abh.) orientiert sich an ESS und weniger an administrativen

Zuständigkeiten zeigt Konfliktfelder auf und weist auf Gewinner und

Verlierer bei veränderten Waldnutzungsmaßnahmen hin

Bsp. 3: TEEB als Ansatz

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Bedeutungen von TEEB für Umgang mit Wäldern Vorteile Kann Werte von Wäldern und ESS sichtbar machen; dies

kann problematisch sein, wenn der Fokus auf 1 ESS liegt Wechselwirkungen zwischen Wald und menschlichem

Wohlergehen sind mit TEEB gut darzustellen Zusätzliche Daten erlauben gutes Monitoring von

Veränderungen in Beziehungen Gesellschaft-Wälder Berücksichtigung von verschiedenen und

kontextabhängigen ESS (neben Holz, Jagd etc.) in Abwägungs- und Entscheidungsprozesse ist einfacher

TEEB kann Zusammenarbeit unterschiedlicher Interessengruppen bei Lösungen von

Konflikten fördern Vgl. Büger-Arndt 2016

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Bedeutungen von TEEB für Umgang mit Wäldern

Nachteile Erfassung und Bewertung von ESS erfordert zeitlichen und

finanziellen Aufwand Partizipation kann Entscheidungsfindung verlängern und

löst Konflikte nicht unbedingt einfach so auf administrative Zuständigkeiten müssen ggf. neu geregelt

werden ökonomischer Ansatz kann in administrativen Abläufen

ggf. verengt verstanden werden lässt die nicht marktfähigen ESS eventuell in den Hintergrund treten

… Vgl. Büger-Arndt 2016

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5. Schlussfolgerungen

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Ökosystemleistungen der Wälder – TEEB Gesamtfazit Veränderungen in Natur und Gesellschaft machen es

notwendig, die vielseitigen Beziehungen von Wald und Gesellschaft neu zu verhandeln

Ökosystemleistungen als vielschichtiges Konzept können dazu genutzt werden, die Interdependenzen von Wäldern und Gesellschaften hervorzuheben. Das kann helfen, Zielkonflikte sichtbar und Beziehungen von Wäldern und Gesellschaften nachhaltiger zu machen

TEEB ist ein vielschichtiges Konzept, das v.a. auf das Sichtbarmachen von Fehlentwicklungen und Informieren zielt. TEEB kann je nach Lesart einen wichtigen oder weniger bedeutsamen Beitrag für den

nachhaltigen Umgang mit Wäldern leisten

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Vielen Dank

Christoph Aicher [email protected]