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Oliver Bohr Bilanzierung von Kundenbeziehungen nach IFRS

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Oliver Bohr

Bilanzierung von Kundenbeziehungen nach IFRS

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GABLER EDITION WISSENSCHAFT

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Oliver Bohr

Bilanzierung von Kundenbeziehungen nach IFRSEine Analyse am Beispiel von Kundenakquisitionskosten in der internationalen Mobilfunkindustrie

Mit einem Geleitwort von StB Prof. Dr. Werner Schaffer

GABLER EDITION WISSENSCHAFT

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

1. Auflage 2009

Alle Rechte vorbehalten© Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009

Lektorat: Claudia Jeske / Britta Göhrisch-Radmacher

Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.www.gabler.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzesist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe-sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und dieEinspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/MainGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany

ISBN 978-3-8349-1646-4

Dissertation European Business School, International University Schloss Reichartshausen,Oestrich-Winkel, 2008

D 1540

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„Auf der Aktivseite darf die Frage nach dem Verhältnis von wirtschaftlicher und for-malrechtlicher Betrachtungsweise heute weitgehend als geklärt gelten. Es herrscht die Maxime ‚soviel wirtschaftliche Betrachtungsweise wie möglich, soviel Objektivierung

(formalrechtliche Betrachtungsweise) wie nötig’.” (Adolf Moxter, 1983)

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Geleitwort

Angesichts der zunehmenden Inanspruchnahme der Kapitalmärkte gewinnen die Inter-national Financial Reporting Standards (IFRS) als Informationsinstrument immer mehr an Bedeutung. Diese Funktion kann das Rechnungslegungssystem des IASB nur erfül-len, wenn alle zur Leistungserstellung beitragenden Faktoren bilanziert werden. Imma-terielle Vermögenswerte, die in der Mobilfunkindustrie in Form von Kundenbeziehun-gen einen bedeutenden Anteil der unternehmerischen Ressourcen darstellen, werden nach h. M. in der Bilanz indes nur unvollständig erfasst. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Bilanzierung der Investitionen in die Kundenbasis, d. h. die Hardwaresubventi-onen und die Akquisitionsprämien, nicht geklärt ist, d.h. eine direkte Aufwandsverrech-nung und eine Aktivierung als immaterieller Vermögenswert sind denkbar. In Anbe-

n Aussagefähigkeit von IFRS-Abschlüssen für die Approximation künftiger Unternehmensentwicklungen besteht Handlungsbedarf.

Vor diesem Hintergrund untersucht Bohr, wie Kundenbeziehungen, die durch Kunden-akquisitionskosten initiiert werden, im IFRS-Abschluss eines Mobilfunkunternehmens erfasst werden sollten. Der Verfasser analysiert im Detail die Anwendung der internati-onalen Rechnungslegungskodifikationen für immaterielle Vermögenswerte (IAS 38) auf den Sachverhalt der Kundenakquisitionskosten und vergleicht diese mit geltenden US-amerikanischen und australischen Rechnungslegungsnormen. Anhand von empirischen Fallstudien belegt er eindrucksvoll, dass sämtliche Regelungen zwar in der Theorie den Interessen der Mobilfunkunternehmen und der Bilanzadressaten grundsätzlich entspre-chen können, ihre Praktikabilität aber de lege lata zu einem unterschiedlichen Informa-tionsgehalt führt. Im Rahmen einer kritischen Analyse nimmt Bohr engagiert Stellung, arbeitet unterschiedliche Ermessensspielräume dezidiert heraus und erbringt insgesamt den Nachweis für die Favorisierung einer Aktivierung von Kundenakquisitionskosten als immaterieller Vermögenswert. Die erforderlichen, zielführenden Modifikationen des IFRS-Regelwerks leitet der Autor i. S. einer de lege ferenda Betrachtung überzeugend her und zeigt auch die potenziellen Auswirkungen dieser Sollkonzeption.

Bohr leistet mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der inter-nationalen Rechnungslegungsnormen für kundenbezogene immaterielle Vermögenswer-te im Allgemeinen und für Kundenakquisitionskosten in der Mobilfunkindustrie im Speziellen. Durch die nötige kritische Distanz und einen logisch stringenten Aufbau dürfte die Arbeit sowohl für den Wissenschaftler als auch den Praktiker aufschlussreich sein. Die Arbeit wird deshalb ihre Leser finden.

Oestrich-Winkel, im Mai 2009 StB Prof. Dr. Werner Schaffer

tracht der daraus resultierenden mangelnde

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Dezember 2008 vom Fachbereich Betriebswirtschafts-lehre der European Business School (EBS), International University Schloss Reicharts-hausen, als Dissertation angenommen und im Anschluss für die Veröffentlichung unwe-sentlich modifiziert.

An dieser Stelle gebührt mein ganzer Dank meinem Doktorvater Prof. Dr. Werner Schaffer, der den Fortgang meiner Arbeit hervorragend betreute und mich in jeder Hin-sicht motivierte. Dank seiner fachlich exzellenten und unermüdlichen Unterstützung ist aus der vorliegenden Themenstellung diese Dissertationsschrift entstanden. Nicht min-der gilt mein herzlicher Dank Prof. Dr. Roswitha Meyer, die in ihrer Funktion als Dok-tormutter dieses Promotionsvorhaben erst ermöglicht und durch zahlreiche Anregungen wesentlich bereichert hat. Das Engagement beider Professoren ist aufgrund ihrer zeitli-chen Restriktionen ganz gewiss keine Selbstverständlichkeit.

Gefördert hat mich vor allem mein Arbeitgeber Bain & Company, dem ich für die Frei-stellung sowie finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung zu großem Dank ver-pflichtet bin. Dabei gilt mein besonderer Dank meinen Kolleginnen Britta Heinrich, Monika Planthaler und Meike Zink, die mich – sei es hinsichtlich Druck, Grafik und Recherche – tatkräftig unterstützt haben. Des Weiteren möchte ich Dr. Stefan Detscher für seine inhaltlichen und orthographischen Ergänzungen ausdrücklich danken.

Ferner gilt mein großer Dank allen Familienmitgliedern, die mich über den Dissertati-onszeitraum hinweg fortwährend motiviert und begleitet haben. Insbesondere danke ich herzlichst meiner Schwester Ellen Bohr für ihre wertvollen Anregungen und großartige Hilfe zu jeder Zeit, sowie meiner Tante Christa Werwie für ihre gründliche Korrektur.

Abschließend möchte ich es nicht versäumen, meiner bezaubernden Freundin Jeanette Gruber für ihr großes Verständnis und ihre liebevolle Unterstützung sowie das unbeirrte Korrekturlesen, welches entschieden zum Erfolg der Arbeit beigetragen hat, zu danken.

Der von mir eingeschlagene Weg wäre ohne die grenzenlose Förderung und den großen Zuspruch meines Vaters niemals möglich gewesen. Auch diese Arbeit wäre ohne seine wertvolle Unterstützung nicht in der vorliegenden Fassung zustande gekommen. Ihm sei daher diese Arbeit in tiefem Dank und von ganzem Herzen gewidmet.

München, im Mai 2009 Oliver Bohr

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Inhaltsübersicht

Inhaltsverzeichnis .........................................................................................................XIII

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ XIX

Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................XXIII

1 Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert.................................................. 1

2 Definitionen und Grundlagen .................................................................................... 23

3 Internationale Bilanzierungsvorschriften für immaterielle Vermögenswerte im Allgemeinen und für Kundenakquisitionskosten im Speziellen........................... 89

4 Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten im internationalen Vergleich: Theorie und Praxis ................................................................................................... 191

5 Kritische Würdigung und Herleitung eines Lösungsansatzes ................................. 269

6 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................. 329

Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 333

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. XIX

Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... XXIII

1 Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert ............................................ 1

1.1 Einleitung und Problemstellung ........................................................................... 1

1.2 Zielsetzung und Themenabgrenzung.................................................................... 7

1.3 Forschungsgrundlagen und Methodik ................................................................ 12

1.4 Gang der Untersuchung ...................................................................................... 18

2 Definitionen und Grundlagen................................................................................. 23

2.1 Begriffliche und ökonomische Grundlagen........................................................ 23

2.1.1 Immaterielle Vermögenswerte .................................................................. 23

2.1.1.1 Definitorische Abgrenzung ........................................................... 23

2.1.1.2 Kategorisierung der Erscheinungsformen ..................................... 31

2.1.1.3 Abgrenzung vom derivativen Goodwill ........................................ 36

2.1.2 Kundenbeziehungen als eine Ausprägung des Customer Capital ............. 37

2.1.2.1 Typisierung von Kundenbeziehungen........................................... 37

2.1.2.2 Bedeutung der Kundenbeziehung für den Unternehmenswert...... 40

2.1.3 Kundenakquisition und Kundenbindung in der deutschen Mobilfunkindustrie.................................................................................... 47

2.1.3.1 Überblick über die Situation auf dem deutschen Mobilfunkmarkt 47

2.1.3.2 Definitorische Abgrenzung von Kundenakquisitionskosten ......... 51

2.1.3.3 Ökonomische Motivation .............................................................. 57

2.2 Grundlegende Aspekte der Rechnungslegung.................................................... 65

2.2.1 Ziele und Zielträger der Rechnungslegung ............................................... 65

2.2.2 Funktionen der Rechnungslegung............................................................. 73

2.2.3 Internationalisierung und Harmonisierung der Rechnungslegung............ 78

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Inhaltsverzeichnis

XIV

3 Internationale Bilanzierungsvorschriften für immaterielle Vermögenswerte im Allgemeinen und für Kundenakquisitionskosten im Speziellen..................... 89

3.1 Charakteristik der IFRS ...................................................................................... 89

3.1.1 Organisation und Systematik .................................................................... 89

3.1.2 Grundsätze der Rechnungslegung nach IFRS........................................... 93

3.1.3 Adressaten und Zielsetzung eines IFRS-Abschlusses............................... 98

3.1.4 Geltungsbereich und Aufbau des IAS 38.................................................. 99

3.2 IFRS-Aktivierungskonzeption im Zusammenhang mit IAS 38 ....................... 102

3.2.1 Einführende Bemerkungen...................................................................... 102

3.2.2 Im Schrifttum verbreitete Ansätze .......................................................... 104

3.2.3 Stellung des Rahmenkonzeptes............................................................... 108

3.2.4 Abschließende Würdigung...................................................................... 109

3.3 Bilanzierung von immateriellen Vermögenswerten de lege lata ...................... 113

3.3.1 Ansatz...................................................................................................... 113

3.3.1.1 Einführende Bemerkungen.......................................................... 113

3.3.1.2 Abstrakte Bilanzierungsfähigkeit ................................................ 114

3.3.1.2.1 Identifizierbarkeit........................................................ 114

3.3.1.2.2 Beherrschung .............................................................. 115

3.3.1.2.3 Künftiger wirtschaftlicher Nutzen .............................. 117

3.3.1.3 Konkrete Bilanzierungsfähigkeit................................................. 117

3.3.1.3.1 Wahrscheinlichkeit des künftigen wirtschaftlichen Nutzenzuflusses .......................................................... 117

3.3.1.3.2 Verlässlichlichkeit der Anschaffungs- oder Herstellungskosten...................................................... 118

3.3.1.4 Konkretisierungen für immaterielle Vermögenswerte in Abhängigkeit von der Transaktionsart ........................................ 118

3.3.1.4.1 Originäre immaterielle Vermögenswerte.................... 118

3.3.1.4.2 Derivative immaterielle Vermögenswerte .................. 123

3.3.1.5 Ansatzverbote für einzelne immaterielle Vermögenswerte ........ 126

3.3.2 Bewertung ............................................................................................... 129

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Inhaltsverzeichnis XV

3.3.2.1 Einführende Bemerkungen.......................................................... 129

3.3.2.2 Zugangsbewertung ...................................................................... 129

3.3.2.2.1 Originäre immaterielle Vermögenswerte.................... 129

3.3.2.2.2 Derivative immaterielle Vermögenswerte .................. 131

3.3.2.3 Folgebewertung ........................................................................... 133

3.3.2.3.1 Anschaffungskostenmethode und Neubewertungsmethode.............................................. 133

3.3.2.3.2 Nutzungsdauer und Restwert ...................................... 140

3.3.2.3.3 Planmäßige Abschreibungen ...................................... 144

3.3.2.3.4 Außerplanmäßige Abschreibungen............................. 145

3.3.2.3.5 Wertaufholung ............................................................ 150

3.3.2.4 Abgang ........................................................................................ 153

3.3.3 Ausweis und Angaben............................................................................. 154

3.3.3.1 Innerhalb der Bilanz .................................................................... 154

3.3.3.2 Außerhalb der Bilanz................................................................... 154

3.3.4 Zwischenfazit .......................................................................................... 156

3.4 Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten de lege lata ................................ 158

3.4.1 Abgrenzung der einzelnen SAC-Leistungen........................................... 158

3.4.2 Würdigung des Geschäftsvorfalls ........................................................... 160

3.4.3 Erfassung als finanzieller Vermögenswert.............................................. 162

3.4.4 Erfassung als immaterieller Vermögenswert .......................................... 164

3.4.4.1 Ansatz .......................................................................................... 164

3.4.4.1.1 Abstrakte Bilanzierungsfähigkeit................................ 164

3.4.4.1.2 Konkrete Bilanzierungsfähigkeit ................................ 167

3.4.4.1.3 Konkretisierungen in Abhängigkeit von der Transaktionsart............................................................ 170

3.4.4.2 Bewertung.................................................................................... 174

3.4.4.2.1 Zugangsbewertung...................................................... 174

3.4.4.2.2 Folgebewertung........................................................... 175

3.4.4.3 Ausweis und Angaben................................................................. 181

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Inhaltsverzeichnis

XVI

3.4.5 Zwischenfazit .......................................................................................... 182

3.5 Fazit .................................................................................................................. 186

4 Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten im internationalen Vergleich: Theorie und Praxis................................................................................................. 191

4.1 Abbildung kundenbezogener immaterieller Vermögenswerte in den USA und Australien................................................................................................... 191

4.1.1 Relevante Rechnungslegungskodifikationen in den USA ...................... 191

4.1.1.1 Charakteristik der US-GAAP...................................................... 191

4.1.1.2 Regelungen für separat erworbene immaterielle Vermögenswerte.......................................................................... 193

4.1.1.3 Fallgruppenspezifische Normen: Bilanzierung von Werbeaufwendungen................................................................... 201

4.1.1.4 Bilanzielle Erfassung von Kundenakquisitionskosten gemäß SFAS 142..................................................................................... 203

4.1.2 Relevante Rechnungslegungskodifikationen in Australien..................... 213

4.1.2.1 Charakteristik der australischen GAAP....................................... 213

4.1.2.2 Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten gemäß Interpretation 1042 ...................................................................... 215

4.1.3 Zwischenfazit .......................................................................................... 223

4.2 Empirische Analyse internationaler Bilanzierungspraktiken ........................... 224

4.2.1 Untersuchungsgrundlage und Vorgehensweise ...................................... 224

4.2.2 Ergebnisse der empirischen Analyse....................................................... 229

4.2.2.1 Fallstudie I: Deutsche Telekom AG............................................ 229

4.2.2.2 Fallstudie II: Koninklijke KPN N.V............................................ 237

4.2.2.3 Fallstudie III: Leap Wireless International Inc............................ 245

4.2.2.4 Fallstudie IV: Hutchison Telecommunications (Australia) Lim. 253

4.2.3 Zwischenfazit .......................................................................................... 259

4.3 Fazit .................................................................................................................. 265

5 Kritische Würdigung und Herleitung eines Lösungsansatzes........................... 269

5.1 Die IFRS-Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten in der Kritik.............. 269

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Inhaltsverzeichnis XVII

5.1.1 Einführende Bemerkungen...................................................................... 269

5.1.2 Bilanzierungsobjekt nach Untersuchung des Geschäftsvorfalls unklar .. 270

5.1.3 Ermittlung der Transaktionsart anhand von IAS 38 nicht möglich ........ 273

5.1.4 Bilanzierung dem Grunde nach – Ansatz und Nichtansatz begründbar.. 275

5.1.5 Bilanzierung der Höhe nach – Bestimmung der Nutzungsdauer ermessensbehaftet.................................................................................... 284

5.1.6 Bilanzausweis – mehr Transparenz wünschenswert, aber nicht realisierbar ............................................................................................... 290

5.1.7 Zwischenfazit .......................................................................................... 291

5.2 Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten de lege ferenda: Eigener Vorschlag zur Reform des IAS 38.................................................................... 295

5.2.1 Einführende Bemerkungen...................................................................... 295

5.2.2 Identifizierung des Bilanzierungsobjektes .............................................. 300

5.2.3 Bestimmung der Transaktionsart ............................................................ 303

5.2.4 Konkretisierung der Ansatzkriterien ....................................................... 306

5.2.5 Spezifizierung der Vorschriften zur Folgebewertung ............................. 308

5.2.6 Zwischenfazit .......................................................................................... 312

5.3 Auswirkungen einer Anwendung der Sollkonzeption...................................... 314

5.3.1 Einführende Bemerkungen...................................................................... 314

5.3.2 Nachhaltigkeit des Jahresergebnisses...................................................... 315

5.3.3 Veränderung der Erfolgskennzahlen....................................................... 315

5.3.4 Einmaleffekt bei Umstellung der Bilanzierungspraxis ........................... 316

5.3.5 Bildung von Steuerlatenzen .................................................................... 319

5.3.6 Einschränkung von dysfunktionalem Managementverhalten ................. 322

5.3.7 Zwischenfazit .......................................................................................... 322

5.4 Fazit .................................................................................................................. 324

6 Zusammenfassung und Ausblick.......................................................................... 329

Literaturverzeichnis ................................................................................................... 333

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Gang der Untersuchung...................................................................... 21 Abbildung 2-1: Klassifizierung von Gütern mithilfe des Merkmals „physische

Substanz“............................................................................................ 25 Abbildung 2-2: Beispielkatalog identifizierbarer immaterieller Vermögenswerte ..... 29 Abbildung 2-3: Bilanzielle Einteilung langfristiger Vermögenswerte ........................ 33 Abbildung 2-4: Kategorisierung der immateriellen Werte .......................................... 35 Abbildung 2-5: Zusammenhang von Ausgaben und immateriellen Werten ............... 35 Abbildung 2-6: Verhältnis von immateriellen Werten und derivativem Goodwill ..... 37 Abbildung 2-7: Zusammenwirken von Kundenbeziehungen und Unternehmenswert 42 Abbildung 2-8: Der Kundenbeziehungs-Lebenszyklus............................................... 44 Abbildung 2-9: Typische Kundenakquisitionskosten eines Mobilfunkunternehmens 53 Abbildung 2-10: Geschäftsvorfälle bei Vertragskunden ............................................... 56 Abbildung 2-11: Zusammenhang zwischen SAC-Leistungen und sonstigen

Vertragsleistungen.............................................................................. 59 Abbildung 2-12: Beispielhafter Nutzenverlauf eines Vertragskunden.......................... 61 Abbildung 2-13: Auswirkungen der „churn rate“ im deutschen Mobilfunkmarkt

im Jahr 2004....................................................................................... 63 Abbildung 2-14: Marktinvestitionen von T-Mobile Deutschland ................................. 65 Abbildung 3-1: Rechnungslegungsgrundsätze nach IFRS .......................................... 97 Abbildung 3-2: Logik der Bilanzierungsentscheidungen .......................................... 103 Abbildung 3-3: Zweistufiger Ansatz in vertikaler Interpretation .............................. 105 Abbildung 3-4: Zweistufiger Ansatz in horizontaler Interpretation .......................... 106 Abbildung 3-5: Dreistufiger Ansatz nach Wehrheim................................................ 107 Abbildung 3-6: Vierstufiges Verfahren in horizontaler Interpretation...................... 108 Abbildung 3-7: Dreistufiges Schema für den Ansatz immaterieller

Vermögenswerte nach IAS 38 ......................................................... 113 Abbildung 3-8: Ansatzregeln für originäre Forschungs- und

Entwicklungsaufwendungen ............................................................ 123 Abbildung 3-9: Zusammenfassung der Aktivierungskriterien für immaterielle

Vermögenswerte .............................................................................. 128 Abbildung 3-10: Vorgehensweise und Aspekte bei der Bewertung immaterieller

Vermögenswerte .............................................................................. 129 Abbildung 3-11: Zugangsbewertung von immateriellen Vermögenswerten............... 133 Abbildung 3-12: Berechnungsbeispiel einer erfolgswirksamen

Abschreibungsverrechnung aufgrund einer Neubewertung............. 138 Abbildung 3-13: Berechnungsbeispiel einer erfolgsneutralen

Abschreibungsverrechnung aufgrund einer Neubewertung............. 139

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Abbildungsverzeichnis

XX

Abbildung 3-14: Fallgruppen der Nutzungsdauer ....................................................... 142 Abbildung 3-15: Folgebewertung von immateriellen Vermögenswerten ................... 153 Abbildung 3-16: Fallbeispiel für den Ansatz von Kundenakquisitionskosten ............ 172 Abbildung 3-17: Überprüfung der konkreten Bilanzierungsfähigkeit von

Kundenakquisitionskosten nach IAS 38 .......................................... 173 Abbildung 3-18: Fallbeispiel für die Folgebewertung von durch SAC-Leistungen

initiierten Kundenbeziehungen ........................................................ 177 Abbildung 3-19: Bestimmung der Nutzungsdauer im Rahmen der Folgebewertung

von durch SAC-Leistungen initiierten Kundenbeziehungen nach IAS 38 .............................................................................................. 178

Abbildung 3-20: Fallbeispiel für eine Wertminderung von durch SAC-Leistungen initiierten Kundenbeziehungen ........................................................ 180

Abbildung 3-21: Aufwandserfassung von Kundenakquisitionskosten........................ 184 Abbildung 3-22: Aktivierung von Kundenakquisitionskosten .................................... 185 Abbildung 4-1: Berechnungslogik bei der Ermittlung der Marktinvestitionen einer

Periode.............................................................................................. 228 Abbildung 4-2: SAC und SRC von T-Mobile Deutschland ...................................... 230 Abbildung 4-3: SAC und SRC von T-Mobile UK .................................................... 232 Abbildung 4-4: SAC und SRC von T-Mobile USA .................................................. 233 Abbildung 4-5: Untersuchungsergebnisse der bilanziellen Erfassung von

Kundenakquisitions- und Kundenbindungskosten zwischen 2002 und 2007 durch die DTAG............................................................... 236

Abbildung 4-6: SAC und SRC bei BASE ................................................................. 238 Abbildung 4-7: SAC und SRC bei E-Plus................................................................. 240 Abbildung 4-8: SAC und SRC bei KPN Mobile ....................................................... 242 Abbildung 4-9: Untersuchungsergebnisse der bilanziellen Erfassung von

Kundenakquisitions- und Kundenbindungskosten zwischen 2002 und 2007 durch KPN........................................................................ 245

Abbildung 4-10: SAC und SRC von Leap Wireless ................................................... 249 Abbildung 4-11: Untersuchungsergebnisse der bilanziellen Erfassung von

Kundenakquisitions- und Kundenbindungskosten zwischen 2002 und 2006 durch Leap Wireless......................................................... 252

Abbildung 4-12: SAC und SRC von Hutchison .......................................................... 255 Abbildung 4-13: Untersuchungsergebnisse der bilanziellen Erfassung von

Kundenakquisitions- und Kundenbindungskosten zwischen 2002 und 2007 durch Hutchison ............................................................... 259

Abbildung 5-1: Prolongationsmöglichkeiten eines Mobilfunkvertrages................... 282 Abbildung 5-2: Prüfung des Bilanzansatzes und Bestimmung der Nutzungsdauer

von Kundenbeziehungen anhand des ersten Ansatzkriteriums........ 283

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Abbildungsverzeichnis XXI

Abbildung 5-3: Bestimmung der Nutzungsdauer im Zuge der Folgebewertung von aktivierten Kundenbeziehungen................................................ 289

Abbildung 5-4: Bilanzierungsobjekte bei Geschäftsvorfällen mit zwei Komponenten ................................................................................... 302

Abbildung 5-5: Sollkonzeption zur IFRS-Bilanzierung von durch SAC-Leistungen initiierten Kundenbeziehungen als immaterielle Vermögenswerte . 311

Abbildung 5-6: Fallbeispiel für einen potenziellen Einmaleffekt ............................. 318

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Abkürzungsverzeichnis

AASB Australian Accounting Standards Board AcSEC Accounting Standards Executive Committee AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen AICPA American Institute of Certified Public Accountants AISG Accountants’ Intenational Study Group AKEU Arbeitskreis „Externe Unternehmungsrechnung“ der Schmalen-

bach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e. V. AKIW Arbeitskreis „Immaterielle Werte im Rechnungswesen“ der

Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e. V. APB Accounting Principles Board ARPU Average Revenue per User BB Betriebs-Berater (Zeitschrift) BE Belgien BFuP Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (Zeitschrift) BilMoG-RegE Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Modernisierung des Bi-

lanzrechtes (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz) BilReG Bilanzrechtsreformgesetz BMF Bundesministerium der Finanzen BuW Betrieb und Wirtschaft (Zeitschrift) CGU Cash-generating unit CLV Customer lifetime value c. p. ceteris paribus CPAJ The CPA Journal (Zeitschrift) CPGA Cost per Gross (Customer) Addition CRM Customer Relationship Management D Deutschland DB Der Betrieb (Zeitschrift) DCF Discounted Cash Flow DRSC Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee DSL Digital Subscriber Line (Digitale Teilnehmeranschlussleitung) DStR Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift) DTAG Deutsche Telekom AG DU Die Unternehmung (Zeitschrift)

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Abkürzungsverzeichnis

XXIV

ED Exposure Draft e.g. exempli gratia (zum Beispiel) EFRAG European Financial Reporting Advisory Group EITF Emerging Issues Task Force F. Framework (IFRS-Rahmenkonzept) FAS FASB Statement FASB Financial Accounting Standards Board FB Finanz Betrieb (Zeitschrift) Fn. Fußnote FSP FASB Staff Position GoB Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung GSM Global System for Mobile Communications GuV Gewinn- und Verlustrechnung HBR Harvard Business Review (Zeitschrift) HGB Handelsgesetzbuch h. M. herrschende Meinung IAS International Accounting Standards IAS 38.BC IAS 38 Basis for Conclusions IAS 39.AG IAS 39 Application Guidance IASB International Accounting Standards Board IASC International Accounting Standards Committee IASCF International Accounting Standards Committee Foundation i. d. R. in der Regel IDW Institut der Wirtschaftsprüfer IFRIC International Financial Reporting Interpretations Committee IFRS International Financial Reporting Standards IFRS 3.IE IFRS 3 Illustrative Example i. H. in Höhe i. H. v. in Höhe von IJA The International Journal of Accounting (Zeitschrift) IOA Impairment-Only Approach IOSCO International Organization of Securities Commissions IRZ Zeitschrift für Internationale Rechnungslegung (Zeitschrift) i. S. im Sinne i. S. v. im Sinne von

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Abkürzungsverzeichnis XXV

i. V. m. in Verbindung mit i. w. S. im weiteren Sinne JAE Journal of Accounting and Economics (Zeitschrift) JAR Journal of Accounting Research (Zeitschrift) JAMS Journal of the Academy of Marketing Science (Zeitschrift) JBFA Journal of Business Finance & Accounting (Zeitschrift) JF The Journal of Finance (Zeitschrift) JFE Journal of Financial Economics (Zeitschrift) JIFMA Journal of International Financial Management and Accounting

(Zeitschrift) JIM Journal of Interactive Marketing (Zeitschrift) JMR Journal of Marketing Research (Zeitschrift) k. A. keine Angabe KapAEG Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz KapCoRiLiG Kapitalgesellschaften und Co.-Richtlinie-Gesetz KGV Kurs-Gewinn-Verhältnis KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich KoR Zeitschrift für internationale und kapitalmarktorientierte Rech-

nungslegung (Zeitschrift) MD&A Management's Discussion and Analysis MNO Mobile Network Operator MoU Minutes of Usage MSP Mobile Service Provider MVNE Mobile Virtual Network Enabler MVNO Mobile Virtual Network Operator NL Niederlande PiR Praxis der internationalen Rechnungslegung (Zeitschrift) Rn. Randnummer RIW Recht der Internationalen Wirtschaft (Zeitschrift) Rz. Randziffer SAC Subscriber Acquisition Costs SBR Schmalenbach Business Review (Zeitschrift)

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Abkürzungsverzeichnis

XXVI

SEC Securities and Exchange Commission SFAC Statement of Financial Accounting Concepts SFAS Statement of Financial Accounting Standards SG&A Selling, general and administrative expenses SIC Standing Interpretations Committee SIM Subscriber Identity Module SMS Short Message Service SoP Statement of Position SRC Subscriber Retention Costs StuB Steuern und Bilanzen (Zeitschrift) StuW Steuer und Wirtschaft (Zeitschrift) TransPuG Transparenz- und Publizitätsgesetz Tz. Textziffer u. a. O. und andere Orte UIG Urgent Issues Group UMTS Universal Mobile Telecommunication System US-GAAP United States Generally Accepted Accounting Principles VoIP Voice over Internet Protocoll WiST Wirtschaftswissenschaftliches Studium (Zeitschrift) WLAN Wireless Local Area Network WPg Die Wirtschaftsprüfung (Zeitschrift) ZfB Zeitschrift für Betriebswirtschaft (Zeitschrift) zfbf Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (Zeitschrift) zfo Zeitschrift Führung und Organisation (Zeitschrift) ZGE Zahlungsmittel generierende Einheit

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1 Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

1.1 Einleitung und Problemstellung

Die zunehmende Inanspruchnahme des Kapitalmarktes infolge der voranschreitenden Globalisierung der Volkswirtschaften lässt der internationalen Rechnungslegung als Teil der Unternehmenspublizität eine größere Relevanz zukommen. Angesichts der glo-balen Kapitalmarktorientierung ist die Notwendigkeit international vergleichbarer Jah-resabschlüsse, die als Informationsinstrument für alle Kapitalmarktakteure fungieren, mehr denn je gegeben. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, dass alle kapitalmarktorientierten Unternehmen in der EU seit dem Jahr 2005 ihre Konzern-abschlüsse nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) aufstellen müssen.1 Diese Normen sollen die Finanzberichterstattung qualitativ stärken und die Transparenz erhöhen, um die Effizienz der Kapitalmärkte nachhaltig zu verbessern.2

Mithilfe eines nach IFRS erstellten Abschlusses soll der Kapitalnehmer dem Kapitalge-ber alle relevanten Informationen über die wirtschaftlichen Geschehnisse der letzten Berichtsperiode zur Verfügung stellen und zugleich Rechenschaft über den Verbleib des ihm überlassenen Kapitals ablegen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen die Rechnungslegungsdaten die Entwicklung der Erfolgspotenziale der Vermögenswerte des Unternehmens umfassend wiedergeben. In zahlreichen Branchen trifft dies insbe-sondere auf die physisch nicht greifbaren, immateriellen Werte zu, die im Zuge des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungs-, Hochtechnologie- und Wissensgesell-schaft3, der mit einer schwindenden Bedeutung physisch fassbaren, materiellen Vermö-gens für die Wertschöpfung der Unternehmen einhergeht, einen immer größeren Anteil der unternehmerischen Ressourcen ausmachen. Zwar ist der bedeutende Stellenwert der immateriellen Vermögenswerte kein grundlegend neues Phänomen, die derzeitige Situation unterscheidet sich aber dadurch, dass diese Werte zwischenzeitlich zu den zentralen Determinanten des Unternehmenserfolges geworden sind und ihnen nun-mehr die Rolle eines entscheidenden Erfolgsfaktors bzw. Werttreibers4 zukommt. Dies

1 Vgl. IAS-Verordnung (2002), S. 1-4; ausführlich Kapitel 2.2.3. Demzufolge müssen alle kapital-

marktorientierten Unternehmen, deren Wertpapiere am jeweiligen Bilanzstichtag in einem beliebi-gen EU-Mitgliedsstaat zum Handel an einem geregelten Markt zugelassen sind, ihre konsolidierten Jahresabschlüsse seit dem Jahr 2005, in Ausnahmefällen seit dem Jahr 2007, nach IFRS aufstellen.

2 Vgl. Wagenhofer (2005), S. 1-4; ausführlich Pellens et al. (2008), S. 40-52. 3 Vgl. hierzu ausführlich Bell (1985), S. 116, 129-136; Haller (1998), S. 562. 4 Diese zunehmende Bedeutung immaterieller Vermögenswerte in der betrieblichen Leistungserstel-

lung ist vor allem durch das Zusammenspiel von technischem Fortschritt und Wettbewerb zu erklä-ren; vgl. ausführlich Dawo (2003), S. 6-9.

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Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

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ist nicht zuletzt auch an der steigenden Diskrepanz zwischen Unternehmenswert5 und bilanziellem Eigenkapital festzumachen, da eine solche Höherbewertung seitens der Investoren, die „[…] gleichermaßen ein Hinweis auf die Dringlichkeit der zu meistern-den Herausforderungen als auch auf deren Ursache […]“6 ist, nicht nur auf die Existenz stiller Reserven oder eine euphorische Börsenstimmung hinweist, sondern vor allem auf die in der Bilanz nicht berücksichtigten immateriellen Werte zurückzuführen ist. Hierzu zählen neben der spezifischen Kernkompetenz und der Reputation vor allem die existierenden Kundenbeziehungen des jeweiligen Unternehmens.7

Da nützliche Informationen sowohl relevant als auch verlässlich sein müssen, setzt de-ren Vermittlung im Rahmen der externen Berichterstattung ein gewisses Maß an Ob-jektivierung voraus. Ein solches kann im Fall von immateriellen Werten einerseits auf-grund ihrer Substanzlosigkeit, die deren Existenz in Frage stellt und, im Fall eines iden-tifizierten Wertes, dessen (objektive) Bewertung nahezu unmöglich macht, und anderer-seits aufgrund des meist sehr unternehmensspezifischen Charakters nicht gewahrt wer-den. Demzufolge sind relevante Informationen nur bedingt verlässlich und verlässliche Informationen nur bedingt relevant. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Relevanz („relevance“) und Verlässlichkeit („reliability“) führt dazu, dass die Bilanzierung von immateriellen Vermögenswerten im Allgemeinen und von Kundenbeziehungen im Spe-ziellen zwischen den einzelnen Rechnungslegungssystemen sehr umstritten und inter-pretationsbedürftig ist, denn „[…] nirgends ist die Kluft zwischen ökonomischem Kal-kül der wirtschaftenden und rechnungslegenden Einheit, das heißt den Erwartungen, die der Bilanzierende im Zusammenhang mit der Leistung von Zahlungen […] hegt, und den objektivierten Anforderungen an die Bilanzen im Rechtssinne deutlicher.“8 Daher sind mit Blick auf eine wertorientierte Berichterstattung weniger restriktive Ansätze

5 Unter diesem Begriff ist hier die Bewertung am Kapitalmarkt, d. h. die Marktkapitalisierung i. S.

einer Approximation zu verstehen. Die Diskrepanz resultiert aus dem Markt-Buchwert-Verhältnis, das seit Ende der neunziger Jahre größer als eins ist; vgl. u. a. Coenenberg/Salfeld (2007), S. 7; Lev (2001), S. 8-9; Küting/Zwirner (2001), S. 200-201; für weitere Beispiele Schütte (2006), S. 171-197.

6 Küting/Ulrich (2001a), S. 953. 7 Vgl. AKIW (2001), S. 989; Amir/Lev (1996) S. 2; Daum (2002), S. 17-20; Esser/Hackenberger

(2004), S. 402-403; Haller (1998), S. 562-563, 570; Krafft/Götz (2006), S. 328; Küting/Dawo (2003), S. 397; Maul/Menninger (2000), S. 529; Schmidbauer (2003), S. 2035. Der bei einer Unter-nehmensübernahme gebildete Goodwill kann zwar ein Indiz für nicht aktivierte (selbst erstellte) immaterielle Vermögenswerte sein, ein solcher ist aber nicht mit diesen gleichzusetzen.

8 Marx (1994), S. 2379.

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Einleitung und Problemstellung

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erforderlich, um die als „[…] ewige Sorgenkinder des Bilanzrechts […]“9 bezeichneten immateriellen Vermögenswerte in der Bilanz ganzheitlich zu erfassen.10

Die Herausforderung der umfassenden, aber gleichzeitig objektivierten Illustration im-materieller Werte im Jahresabschluss gilt insbesondere für die Unternehmen der Mobil-funkindustrie, die vor dem Hintergrund des sich in den letzten Jahren stetig verschär-fenden Wettbewerbs11 versuchen, auf verschiedenen internationalen Märkten Erfolgs-potenziale in Form von Kundenbeziehungen zu generieren und zu sichern.12 Dabei konzentrieren sich die Mobilfunkunternehmen nicht nur auf die klassische Neukunden-gewinnung, sondern auch auf die Abwerbung bereits aktiver Kunden vom Wettbewerb. Hierzu realisieren sie verschiedene Kundengewinnungsmaßnahmen, die neben den klas-sischen Werbekampagnen insbesondere die Entrichtung von Akquisitionsprämien, die subventionierte Abgabe von Mobiltelefonen und den Erlass von Grund- und Bereitstel-lungsgebühren beinhalten. Die daraus resultierenden Kundenakquisitions- bzw. Kun-dengewinnungskosten werden im Kontext der Mobilfunkbranche als „Subscriber Ac-quisition Costs“ (SAC) und die entsprechende Maßnahme als „SAC-Leistung“ be-zeichnet. Im Hinblick auf ihre Bilanzierung bestehen grundsätzlich zwei Behandlungs-möglichkeiten: die Aktivierung als (immaterieller) Vermögenswert oder die direkte Aufwandsverrechnung.13

Die Ausführungen zur bilanziellen Handhabung von Kundenakquisitionskosten sind auch für die Bilanzierung von Kundenbindungskosten maßgebend, da beide Aus-gaben die gleiche Zielsetzung aufweisen und sich nur hinsichtlich des Zeitpunktes und ggf. der Höhe nach unterscheiden. Die Kundenbindungskosten, die ihrerseits branchen-weit als „Subscriber Retention Costs“ (SRC) bezeichnet werden, resultieren aus der mit der Verlängerung eines Mobilfunkdienstleistungsvertrages einhergehenden erneut zu entrichtenden „SRC-Leistung“.14

9 Moxter (1979), S. 1102. 10 Vgl. Dawo (2003), S. 1; Gassen (2000), S. 11; Heyd/Lutz-Ingold (2005), S. 19-20; Haller (1998), S.

572; Küting/Ulrich (2001a), S. 953. Weniger restriktive Ansätze im Rahmen der IFRS führen ins-besondere bei den originären immateriellen Vermögenswerten zu Ermessensspielräumen. So wird die Bilanzierung von Entwicklungskosten im Schrifttum als ein faktisches Ansatzwahlrecht betrach-tet. Dieses Wahlrecht kann zudem branchenbezogen oder branchenübergreifend unterschiedlich ausgeübt werden, wodurch der Vergleich von Jahresabschlüssen erschwert wird; vgl. u. a. Baet-ge/von Keitz (2006), Rz. 61; Fülbier/Honold/Klar (2000), S. 838; Hoffmann (2006), §13, Rz. 28.

11 So sank z. B. der Anteil von Ex-Monopolist und Marktführer T-Mobile an den ausgegebenen SIM-Karten in Deutschland von 42% im Jahr 2002 auf 37% im Jahr 2006.

12 Ein Indiz hierfür sind die in den letzten Jahren bei Unternehmensakquisitionen in der Mobilfunk-branche gezahlten Übernahmepreise pro Kunde; vgl. für eine Übersicht Hundacker (2005), S. 33-34.

13 Vgl. Coenenberg (2005), S. 145; Küting/Dürr (2003), S. 1; Langecker/Mühlberger (2002), S. 334; Langecker/Mühlberger (2003), S. 109; Nebe/Elprana (2006), S. 477; UIG (2004), S. 4.

14 Vgl. Rohr (2006), S. 211-212. SRC-Leistungen sind i. d. R. mit SAC-Leistungen vergleichbar.

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Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

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Bei dieser Bilanzierungsproblematik geht es nicht darum, dass die „[…] Frage einer Aktivierung von Aufwendungen lediglich ein Periodisierungsproblem […]“15 darstellt, sondern vielmehr um die korrekte, den wirtschaftlichen Sachverhalt widerspiegeln-de Erfolgsermittlung sowie um die Bereitstellung nützlicher Informationen. In An-betracht der wachsenden Bedeutung immaterieller Faktoren für die Unternehmen sowie der zunehmend mangelnden Aussagefähigkeit der externen Rechnungslegung für die Approximation künftiger Unternehmensentwicklungen und infolgedessen für die Er-mittlung des Unternehmenswertes besteht Handlungsbedarf. Schließlich sollen die In-formationen z. B. den Investoren und den als Intermediäre am Kapitalmarkt agierenden Investmentbanken als Grundlage für ihre Investitionsentscheidungen bzw. Unterneh-mensbewertungen dienen. Hierzu zählen in der Mobilfunkbranche insbesondere Infor-mationen über Kundenbeziehungen bzw. Kundenakquisitionskosten.16

Zugleich erfährt die skizzierte Fragestellung durch das International Accounting Stan-dards Board (IASB) höchst selbst eine beachtenswerte Aktualität, denn der australi-sche Standardsetter, das Australian Accounting Standards Board (AASB), wandte sich im Jahr 2004 mit einem äquivalenten Anliegen17 zur Anwendung von IAS 38 „Intan-gible Assets“ erfolglos an das International Financial Reporting Interpretations Commit-tee (IFRIC). Obwohl australische Bilanzierungsvorschriften unter bestimmten Voraus-setzungen eine Aktivierung von Kundenakquisitionskosten im Abschluss australischer Telekommunikationsunternehmen fordern, lehnte das IFRIC eine entsprechende Be-arbeitung dieser Themenstellung ab.18 Als Begründung führte es an, dass ein Lö-sungsansatz zum einen weit reichende Auswirkungen auch für andere Branchen habe und zum anderen eine fristgerechte Lösung wohl nicht zu erwarten sei.19 Als es darum ging, wie ein Telekommunikationsdienstleister die subventionierte Abgabe von Mobil-telefonen i. S. des International Accounting Standards (IAS) 18 „Revenue“ zu bilanzie-

15 Küting/Weber (2004), S. 495. Die Einschätzung als Periodisierungsproblem unterstellt, dass eine

etwaige Aktivierung künftige Abschreibungen zur Folge hat. In diesem Zusammenhang ist aller-dings die steuerliche Abgrenzungsproblematik nicht außer Acht zu lassen.

16 Vgl. Fülbier/Honold/Klar (2000), S. 834; Haller (1998), S. 563-564; zur Nützlichkeit von externen Rechnungslegungsdaten in der Mobilfunkindustrie ausführlich Amir/Lev (1996), S. 3-30.

17 Vgl. IFRIC Update (2004), S. 3: Die Urgent Issues Group (UIG), die dem AASB untergeordnet und hinsichtlich der Aufgabenstellung mit dem IFRIC vergleichbar ist, hatte die Befürchtung, dass die Vorschriften zur Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten in der Telekommunikationsin-dustrie in Australien nicht mit den Regelungen des IAS 38 konsistent seien. Der Einwand bezog sich noch auf den unmittelbaren Vorgänger der heute gültigen UIG Interpretation 1042 (gültig ab 1. Januar 2005), dem gleichnamigen UIG Abstract 42 (gültig bis 31. Dezember 2004).

18 Vgl. ausführlich UIG (2004), S. 1-12. Im Gegensatz zum Abstract 42 gehört die subventionierte Abgabe von Mobiltelefonen nicht mehr zu den Kundenakquisitionskosten i. S. der Interpretation 1042, sondern wird als separate, identifizierbare Komponente der Verkaufstransaktion angesehen.

19 Vgl. IFRIC Update (2004), S. 3.

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Einleitung und Problemstellung

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ren hat, verweigerte das IFRIC im Jahr 2006 erneut eine nähere Analyse.20 Dabei unterstrich das IFRIC die branchenübergreifende Bedeutung dieser Fragestellung und bestätigte, dass IAS 18 „Revenue“ hierzu keine eindeutigen Aussagen enthalte, verwies aber gleichzeitig auf die stark differierenden Vertragsbedingungen in der Praxis, sodass eine etwaige Konkretisierung für „diskontierte“ Endgeräte ohne die Entwicklung neuer prinzipienbasierter Richtlinien21 nicht (fristgerecht) möglich sei.22

Darüber hinaus ist eine Überarbeitung des IAS 38 im Rahmen der Konvergenzbemü-hungen zwischen den IFRS und den „United States Generally Accepted Accounting Principles“ (US-GAAP) angedacht, wobei insbesondere der Ansatz von identifizierba-ren selbst erstellten immateriellen Vermögenswerten überprüft werden soll.23 Somit ist von einer schnellen und umfassenden Klärung des erläuterten Bilanzierungsproblems nicht auszugehen. Lösungsansätze sind wohl erst im Zuge der Weiterentwicklung des IFRS-Rahmenkonzeptes in Zusammenarbeit mit dem Financial Accounting Standards Board (FASB)24 und der fortdauernden Konvergenzprojekte zu erwarten. Da das IASB25 im Juli 2006 zudem erklärte, dass keine neuen Standards oder umfangreiche Ände-rungen von Standards vor dem 1. Januar 2009 Gültigkeit erlangten, kann es in der Zwischenzeit zu uneinheitlichen Auslegungen der bestehenden Rechnungslegungs-normen sowie zu unterschiedlichen, nicht vergleichbaren Ergebnisgrößen von im globalen Wettbewerb stehenden (Mobilfunk-)Unternehmen kommen.26

Im Gegensatz zur großen Anzahl von Schriften27 zur Bilanzierung von immateriellen Vermögenswerten lassen sich in Bezug auf die hier erläuterte Problematik nur we-nige Werke finden. MARTEN/KÖHLER/SCHLERETH erörtern die bilanzielle Behandlung von Preisstrategien am Beispiel von subventionierten Mobiltelefonen auf Basis der han-delsrechtlichen Bestimmungen und der früheren IFRS-Regelungen, wobei weiteren SAC-Leistungen sowie dem Aspekt der Generierung einer Kundenbeziehung nicht

20 Vgl. ausführlich IFRIC Update (2006), S. 7: Dabei ging es um die Frage, ob der Geschäftsvorfall als

einer mit zwei getrennt identifizierbaren Komponenten mit entsprechenden Umsatzanteilen betrach-tet oder die Telefone als Kundenakquisitionskosten ohne Umsatzanteil behandelt werden sollen.

21 Im Rahmen des „revenue recognition project“ entwickeln IASB und FASB seit Juni 2002 gemein-sam Richtlinien zur Identifizierung einzelner Umsatz generierender Komponenten; vgl. IASB (2008b), S. 1-2; ausführlich Zülch/Fischer/Willms (2006), S. 1-23; kritisch DRSC (2007), S. 1-94.

22 Vgl. Rohr (2006), S. 211. 23 Vgl. zum aktuellen Status der Überlegungen bzw. des Projektes IASB (2007), S. 1-2. 24 Vgl. zum aktuellen Status des Projektes IASB (2008a), S. 1. 25 Vgl. IASB Press Release (2006), S. 1-3. Dieser Zeitraum soll nicht nur zur Stabilisierung der inter-

nationalen Rechnungslegungsnormen beitragen, sondern auch die Anerkennung bzw. Einführung der IFRS in den Ländern ermöglichen, die sich noch nicht auf dieses Regelwerk ausgerichtet haben.

26 Vgl. Nebe/Elprana (2006), S. 487. 27 Vgl. Baetge/von Keitz (2006); Dawo (2003); Fülbier/Honold/Klar (2000), S. 833-844; Küting/Ul-

rich (2001a), S. 953-960; Küting/Ulrich (2001b), S. 1000-1004; Schmidbauer (2004), S. 1442-1448.

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Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

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Rechnung getragen wird.28 HEINHOLD/COENENBERG untersuchen in ihrer kritischen Stel-lungnahme zu einem BMF-Schreiben die im Rahmen eines Mobilfunkdienstleistungs-vertrages gewährten Vergünstigungen aus der Perspektive des Bilanzsteuerrechtes.29 Auch sie lassen den Gesichtspunkt der Akquisition einer Kundenbeziehung sowie erste Lösungsansätze vermissen. KUßMAUL/DELP/MEYERING beschäftigen sich ihrerseits mit der HGB-Bilanzierung von bezuschussten Mobiltelefonen auf Seiten des Empfängers.30

Einen generellen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Bilanzierung von Kundenbeziehungen nach deutschem und internationalem Bilanzrecht ergänzt um ver-schiedene Reformvorschläge gibt KAJÜTER.31 Vor dem Hintergrund eines Unterneh-menskaufs und der anschließenden Allokation des Gesamtkaufpreises auf die identifi-zierbaren Vermögenswerte widmen sich LÜDENBACH/PRUSACZYK in ihrer Analyse der deutschen und internationalen Bilanzierung verschiedenartiger Kundenbeziehungen und deren Abgrenzung zur Marken- und Goodwill-Bilanzierung.32 Im Gegensatz dazu unter-suchen NEBE/ELPRANA die IFRS-Bilanzierung von Geschäftsvorfällen, bei denen Ab-satzgeschäfte durch subventionierte Zusatzleistungen initiiert werden.33 Ihre rein theore-tische Ausarbeitung bezieht sich allein auf die Bilanzierung von Kundenakquisitions-kosten in der Internetindustrie. Schließlich befasst sich ROHR mit der Bilanzierung von Kundengewinnungskosten in der Mobilfunkindustrie.34 In seiner aus der anwendungs-orientierten Sicht vorgenommenen Analyse vergleicht er die Regelungen nach IFRS mit denen nach Handels- und Steuerrecht. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass zwar ge-mäß IFRS die Kundenakquisitionskosten als immaterielle Vermögenswerte aktiviert werden sollten, sich aber die direkte Aufwandsverrechung aus Gründen der Praktikabili-tät durchgesetzt habe. Gleichzeitig stellt er heraus, dass die angesprochene Problematik aufgrund der fehlenden expliziten Vorschriften im IFRS-Rechnungslegungswerk zu unterschiedlichen Bilanzierungsansätzen bei Mobilfunkunternehmen führe und i. S. einer intrasektoralen Vergleichbarkeit hierzu einheitliche Regelungen auf internationa-ler Ebene wünschenswert seien. Allerdings lässt der Aufsatz von ROHR, der zusammen mit den Werken von NEBE/ELPRANA und LÜDENBACH/PRUSACZYK als Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit dient, insgesamt eine wissenschaftstheoretische Basis, einen

28 Vgl. ausführlich Marten/Köhler/Schlereth (2003), S. 2713-2718. 29 Vgl. ausführlich Heinhold/Coenenberg (2005), S. 2033-2040; mit ähnlicher Kritik am BMF-

Schreiben Pottgießer/Velte (2006), S. 131-136; zum BMF-Schreiben ausführlich Kapitel 5.3.5. 30 Vgl. ausführlich Kußmaul/Delp/Meyering (2004), S. 1551-1557. 31 Vgl. ausführlich Kajüter (2006), S. 549-579. 32 Vgl. ausführlich Lüdenbach/Prusaczyk (2004a), S. 204-214. 33 Vgl. ausführlich Nebe/Elprana (2006), S. 477-487. 34 Vgl. ausführlich Rohr (2006), S. 211-215.

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Zielsetzung und Themenabgrenzung

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Vergleich internationaler Rechnungslegungsnormen sowie einen konkreten Lösungsan-satz zur Bilanzierung von Kundenakquisitionskosten vermissen.

Aus den genannten Forschungsarbeiten geht kein umfassendes Modell bzw. keine ein-heitliche Sollkonzeption zur bilanziellen Erfassung von Kundenbeziehungen als imma-terielle Vermögenswerte hervor, sodass aus wissenschaftlicher Sicht zusammenfassend festzuhalten ist, dass die skizzierte Bilanzierungsproblematik im Rahmen der be-triebswirtschaftlichen Forschung bislang nicht abschließend geklärt ist. Auch eine branchenspezifische, empirisch fundierte Aufarbeitung der Problemstellung mit an-schließender Herleitung von Lösungsmodellen ist nicht zu erkennen.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen widmet sich die vorliegende Arbeit der zentralen Forschungsfrage, wie Kundenbeziehungen, die durch Kundenakquisitionskosten initiiert werden, in einem IFRS-Abschluss eines Mobilfunkunternehmens erfasst werden sollten. Diese Fragestellung scheint sowohl aus theoretischen als auch aus praktischen Aspekten gerechtfertigt, da es zum einen an der ganzheitlichen Betrachtung des Sachverhaltes im Schrifttum mangelt und zum anderen die Mobilfunkunternehmen aufgrund der großen Volumina dieser Kosten35 einer anwendungsorientierten und ein-heitlichen Bilanzierungskonzeption bedürfen bzw. die Norm setzenden Institutionen bei entsprechender Kritik agieren sollten.

1.2 Zielsetzung und Themenabgrenzung

Vor dem Hintergrund der Problematik einer teilweise unklaren und uneinheitlichen Bi-lanzierung von immateriellen Vermögenswerten ist es das Ziel dieser Arbeit, die Bi-lanzierung der „Gegenleistung“ Kundenbeziehung, die Mobilfunkunternehmen für den Einsatz von SAC-Leistungen erhalten, anhand der bestehenden Rechnungsle-gungsvorschriften der IFRS für immaterielle Vermögenswerte des Anlagevermö-gens darzulegen und einer Analyse aus kapitalmarktorientierter Sicht36 zu unterzie-hen. Darauf aufbauend wird eine Sollkonzeption in Form eines Stufenmodells zur Bi-lanzierung von Kundenakquisitionskosten i. S. einer de lege ferenda37 Betrachtung erarbeitet, durch dessen Anwendung eine stringente und sachlogische, d. h. den öko-nomischen Zusammenhängen gerecht werdende Erfassung von Kundenbeziehungen im 35 Die SAC und SRC-Leistungen betrugen z. B. bei T-Mobile Deutschland im Jahr 2007 ca. € 1,3 Mrd.

– das entspricht 16% des Gesamtumsatzes; vgl. Kapitel 2.1.3.3; ausführlich Kapitel 4.2.2.1. 36 Vgl. zur kapitalmarktorientierten Rechnungslegung und ihrer Zielsetzung ausführlich Kapitel 2.2.1. 37 Eine de lege ferenda Untersuchung von Rechnungslegungsnormen beinhaltet grundsätzlich mögli-

che Änderungen und/oder Ergänzungen von bestehenden Bilanzierungsregeln. Nach allgemeiner Auffassung ist hierbei eine Zweck-Mittel-Betrachtung voranzustellen, d. h. die vorgeschlagenen Modifikationen müssen die mit dem Rechnungslegungssystem verfolgten Zwecke besser erfüllen; vgl. im handelsrechtlichen Kontext u. a. Bareis et al. (1993), S. 1250.

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Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

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Jahresabschluss ermöglicht werden soll. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Herleitung einer allgemeingültigen, d. h. branchenübergreifenden, präskriptiven Konzeption, die nicht nur auf den Charakteristika der Mobilfunkbranche38 beruht. Folglich richtet sich die zu entwickelnde Aktivierungskonzeption i. S. eines indirekten Gestaltungsanspruchs sowohl an nationale als auch an internationale Standardgeber und an sämtliche interna-tional agierende, SAC-Leistungen offerierende Unternehmen gleichermaßen.

Dem Forschungsvorhaben liegen grundsätzlich die Informationsbedürfnisse der Bilanz-adressaten zu Grunde, d. h. es wird untersucht, wie der Inhalt des Jahresabschlusses hinsichtlich der entsprechenden Informationsbedürfnisse der Adressaten der externen Berichterstattung zieloptimal anzufertigen ist.39

Das Ziel, einen vertretbaren Umfang der Arbeit zu gewährleisten, und die Komplexität des Themas machen einige inhaltliche Einschränkungen im Hinblick auf den Unter-suchungsumfang erforderlich. So bildet die externe Berichterstattung den theoretischen Bezugsrahmen der nachstehenden Analyse, d. h. auf etwaige aus dem internen Rech-nungswesen40 bzw. Controlling stammende Aspekte, z. B. bei der Bewertung von (kun-denbzeogenen) immateriellen Vermögenswerten, wird lediglich vereinzelt eingegangen. Dabei basiert die externe Berichterstattung insbesondere auf den internationalen Rech-nungslegungsvorschriften – den IFRS. Später erfolgt im Rahmen der Analyse der Bilan-zierung von Kundenakquisitionskosten eine Erweiterung um die australischen und die US-amerikanischen Rechnungslegungsstandards, denen die IFRS gegenübergestellt werden. Auch bei der Ausarbeitung der Sollkonzeption werden jene Rechnungsle-gungsgrundsätze, soweit es sinnvoll erscheint, entsprechend berücksichtigt. Da die IFRS-Abschlüsse keine Steuer- und Ausschüttungsbemessungsfunktion besitzen, wer-den keine steuerrechtlichen Aspekte41 bedacht. Insgesamt handelt es sich bei dem bi-lanzierenden Mobilfunkunternehmen stets um einen kapitalmarktorientierten Konzern in Form einer Kapitalgesellschaft mit Sitz in der EU, denn nur Unternehmen mit einer solchen Rechtsform müssen bis dato einen Abschluss nach IFRS aufstellen.

Des Weiteren ist anzumerken, dass in der anstehenden Analyse der Begriff „Kunden-beziehung“ im allgemeinen Sinn zu verstehen ist, d. h. es handelt sich dabei nicht um einen vorwiegend aus der Teildisziplin des Marketing bzw. Controlling stammenden 38 Da die Koppelung von Hauptleistung und subventionierter Nebenleistung des Öfteren gegeben ist,

dürften die Ausführungen c. p. auch für andere, wettbewerbsintensive Branchen gelten. Neben der gesamten Telekommunikationsindustrie zählen hierzu die Internetbranche – insbesondere die DSL-Anbieter – und die Stromerzeugungsindustrie.

39 Vgl. zu den Adressaten und der Zielsetzung eines IFRS-Abschlusses ausführlich Kapitel 3.1.3. 40 Vgl. zu immateriellen Vermögenswerten im Rahmen des internen Rechnungswesens u. a. ausführ-

lich Haller (1998), S. 578-581. 41 Allerdings wird auf die Bilanzierung latenter Steuern insoweit eingegangen, wie dies im Hinblick

auf eine vollständige Bearbeitung der vorliegenden Problemstellung erforderlich ist.

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Zielsetzung und Themenabgrenzung

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und determinierten Begriff des Kundenwertes42. Demnach können etwaige als immate-rielle Vermögenswerte zu aktivierende Kundenakquisitionskosten als eine Art „Kun-denbeziehung“ interpretiert werden, denn das Mobilfunkunternehmen generiert erst durch eine Investition in den Kunden, d. h. in Form einer direkten oder indirekten Zah-lung an den Kunden, eine vertraglich fundierte Kundenbeziehung.43

Die bilanzielle Beurteilung dieser durch die Kundenakquisitionskosten initiierten bzw. zustande gekommenen Kundenbeziehung gestaltet sich facettenreich, da es sich bei den in der Mobilfunkbranche realisierten Geschäftsvorfällen regelmäßig um Koppe-lungs- bzw. Mehrkomponentengeschäfte44 handelt. Demnach werden unterschiedli-che, sachlich oder zeitlich eng verbundene Leistungen – z. B. der subventionierte Ver-kauf eines Mobiltelefons45 und die entgeltlichen Dienstleistungen des Mobilfunkunter-nehmens – in einem einzigen Vertragsverhältnis zusammengefasst und dem Kunden zu einem Komplettpreis angeboten. Durch die Realisierung eines defizitären Geschäftes sollen i. S. eines sog. „Lockvogelangebotes“ der Absatz des Kernproduktes und der Ausbau des Kundenstammes gefördert werden. Dabei kompensieren die prognostizier-ten Einnahmen aus dem Mobilfunkdienstleistungsvertrag46 den Verlust aus der bezu-schussten Abgabe der Hardware. Diese Marketingstrategie wird als „preispolitischer Ausgleich“ bezeichnet.47 Dementsprechend kann die skizzierte Bilanzierungsproblema-tik in einer ersten Facette dahingehend untersucht werden, wie die ggf. voneinander

42 Vgl. zum Kundenwert aus Anbietersicht u. a. Helm/Günter (2006), S. 3-38; Gupta/Lehmann/Stuart

(2004), S. 7-18; Krafft/Rutsatz (2006), S. 269-291; Schroeder (2006), S. 11-68; Weber/Lissautzki (2004); zum Kundenwert aus Nachfragersicht („customer value“) u. a. Matzler/Stahl/Hinterhuber (2004), S. 16-23; für eine Integration beider Konzeptionen u. a. Eggert (2006), S. 41-59. Ein Kun-denwert, z. B. der Kundenlebenswert („customer lifetime value“ – CLV) ist eine monetäre Messgrö-ße. Aggregierte Kundenwerte, ggf. erweitert um qualitative Faktoren, bilden den Kundenstammwert („customer equity“); vgl. hierzu Burmann (2003), S. 113-138; ausführlich Rudolf-Sipötz (2001); Rust/Zeithaml/Lemon (2000); zum „customer equity management“ im Mobilfunkmarkt Hundacker (2005); zum CLV ausführlich Berger/Nasr (1998), S. 17-30; Bruhn et al. (2000), S. 167-187.

43 Vgl. Nebe/Elprana (2006), S. 477; ausführlich Kapitel 2.1.3.2. 44 Im Folgenden unter den Begriff „Mehrkomponentengeschäft“ subsumiert. 45 Die Begriffe „Mobiltelefon“ und „mobiles Endgerät“ sind fortlaufend als Synonym für die Bezeich-

nungen „Mobilfunkendgerät“, „Mobilfunktelefon“, „Handy“ und „Handygerät“ zu verstehen. 46 Im Folgenden wird der Begriff „Mobilfunkdienstleistungsvertrag“ durch die Begriffe „Mobilfunk-

vertrag“ resp. „Dienstleistungsvertrag“ substituiert. 47 Vgl. ausführlich Meffert (2000), S. 561-564: Sie führen die komplementären Güter Mobiltelefon

und Mobilfunkvertrag als klassische Beispiele für ein „Lockvogelangebot“ an.

Page 30: Oliver Bohr - download.e-bookshelf.de · IFRS-Regelwerks leitet der Autor i. S. einer de lege ferenda Betrachtung überzeugend her und zeigt auch die potenziellen Auswirkungen dieser

Kundenbeziehung als immaterieller Vermögenswert

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abgrenzbaren Vertragskomponenten im Zuge der einzelnen Vorschriften zur Umsatzre-alisierung48 bilanziell zu erfassen sind.49

In Rahmen einer weiteren Facette stellt sich die Frage nach der bilanziellen Erfassung von Kundenakquisitionskosten im eigentlichen Sinn. Dabei gilt es zu klären, ob diese Kosten, z. B. die Hardwaresubvention oder die Akquisitionsprämie, zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses einen (immateriellen) Vermögenswert begründen und somit zu aktivieren sowie sukzessive abzuschreiben sind oder ob sie einen Aufwand dar-stellen und somit in voller Höhe direkt erfolgswirksam zu verbuchen sind. Im Fall einer Aktivierung von Kundenakquisitionskosten würden die Erfolgsminderungen in die künftigen Perioden verschoben werden.50

Im Zusammenhang mit einer Kundenakquisition und Kundenbindung werden oftmals auch Nachlässe bzw. Rabatte51 auf künftig zu erbringende Eigenleistungen des Mobil-funkunternehmens gewährt, wenn z. B. ein Kunde bei Abschluss eines Neuvertrages oder bei einer Vertragsverlängerung auf die Inanspruchnahme eines subventionierten Mobiltelefons verzichtet. In einem solchen Fall wird dem Kunden i. d. R. eine vorüber-

48 Die IFRS besitzen keine eindeutigen Regelungen zur Bilanzierung von Mehrkomponentenverträ-

gen. Ein Beleg hierfür ist u. a. die DTAG, die in Übereinstimmung mit IAS 8 „Accounting Policies, Changes in Accounting, Estimates and Errors“ seit dem Jahr 2005 ihre Umsatzerlöse aus Mehrkom-ponentengeschäften gemäß US-amerikanischen Regelungen erfasst; vgl. DTAG (2006), S. 122; Fn. 806. So besagt IAS 18.13 nur, dass es ggf. erforderlich ist, die Erfassungskriterien auf einzelne, ab-grenzbare Bestandteile eines zusammenhängenden Geschäftsvorfalls anzuwenden. Ist dies der Fall, wird für den ausstehenden Leistungsteil ein passiver Abgrenzungsposten („deferred inco-me/revenue“) gebildet, dessen spätere Auflösung gegen Umsatz erfolgt. Bezogen auf das skizzierte Mehrkomponentengeschäft bedeutet das, dass die Leistungen als sachlich abgrenzbar einzustufen sind, wenn einerseits das Mobiltelefon unabhängig vom Mobilfunkvertrag genutzt und andererseits im Rahmen des Vertrages auch mit anderen Mobilfunkgeräten telefoniert werden kann; vgl. Lüden-bach/Hoffmann (2006a), S. 154-157. Vgl. zur Umsatzrealisierung ausführlich Hayn (2006), S. 233-272; in der Telekommunikationsbranche Bonham et al. (2006), S. 1931-1946; de lege lata und fe-renda mit einem UMTS-Beispiel Zülch/Fischer/Willms (2006), S. 17-21; auf mögliche Änderungen infolge des „revenue recognition project“ bezugnehmend Zülch/Willms (2004), S. 2001-2006; zu diesem Projekt ausführlich Fn. 21; zur ertragsteuerlichen Behandlung BMF (2005), S. 1-4.

49 Vgl. Heinhold/Coenenberg (2005), S. 2033; Lüdenbach/Hoffmann (2006a), S. 157-158. 50 Vgl. Nebe/Elprana (2006), S. 477. 51 Hier sei kurz auf die im Juni 2007 veröffentlichte Interpretation IFRIC 13 „Kundentreuepro-

gramme“ („customer loyalty programmes“) eingegangen, der die bilanzielle Erfassung von Kun-denbonusprogrammen, die von Unternehmen selbst oder durch Dritte betrieben werden, regelt. Die Interpretation befasst sich mit der Frage, ob den Vorteilen bzw. Prämien, die den Kunden gewährt werden, ein eigener Umsatz zugewiesen werden soll und es sich somit um Mehrkomponentenge-schäfte handelt. Das IFRIC bejaht diese Frage und lehnt die Bilanzierung der Verpflichtung zur spä-teren Gewährung einer Prämie in Form einer Rückstellung ab. Vielmehr ist eine solche Transaktion als ein Mehrkomponentengeschäft zu betrachten, d. h. die Prämie ist als eigenständige Komponente der Verkaufstransaktion anzusehen und der auf Basis der beizulegenden Zeitwerte auf die Prämie entfallende Umsatz als Verbindlichkeit („deferred revenue“) abzugrenzen, bis der Kunde sein Prä-mienanrecht wahrnimmt oder dieses verfällt. Die Regelung ist für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Juli 2008 beginnen, anzuwenden; vgl. IASB Press Release (2007b), S. 1-3; Zülch/Pronobis (2007), S. 587-598; zum Interpretationsentwurf IFRIC D20 kritisch Kühne/Schreiber (2006), S. 573-578; für eine Gegenüberstellung mit den HGB-Vorschriften Zimmermann/Abee (2007), S. 8-14.