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BusinessVillage Chris Wolf Überzeugend leise! Wie stille Menschen ihre Stärken wirkungsvoll nutzen Leseprobe

Überzeugend leise!

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„Überzeugend, offen, kommunikativ“ – das sind die Eigenschaften, die heutzutage in jedem Job gefragt sind. Extraversion wird in der heutigen Geschäftswelt eingefordert und gilt als Karrierekriterium. Leisen Menschen werden diese Eigenschaften meist nicht zugetraut, insbesondere im Umgang mit anderen Menschen. Dabei haben leise – introvertierte – Menschen auch im zwischenmenschlichen Bereich ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten. Die Psychologin Chris Wolf zeigt in ihrem neuen Buch, warum leise Menschen nicht nur unterschätzt werden, sondern auch dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen. Doch was macht leise Menschen eigentlich aus? Welche Mittel kann man als leiser Mensch authentisch nutzen? Wie verschafft man sich als leiser Mensch in der lauten Business-Welt Gehör? Wie nutze ich als leiser Mensch meine Stärken? Antworten darauf liefert Chris Wolf in ihrem neuen Buch und zeigt, dass Sie mit leisen Methoden erfolgreich sein können.

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BusinessVillage

Chris Wolf

Überzeugend leise!Wie stille Menschen ihreStärken wirkungsvoll nutzen

BusinessVillage

Leseprobe

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Chris WolfÜberzeugend leise!Wie stille Menschen ihre Stärken wirkungsvoll nutzen1. Auflage 2013 © BusinessVillage GmbH, Göttingen

BestellnummernISBN 978-3-86980-240-4 (Druckausgabe)ISBN 978-3-86980-241-1 (E-Book, PDF)

Direktbezug www.BusinessVillage.de/bl/924

Bezugs- und VerlagsanschriftBusinessVillage GmbH Reinhäuser Landstraße 22 37083 GöttingenTelefon: +49 (0)5 51 20 99-1 00 Fax: +49 (0)5 51 20 99-1 05E–Mail: [email protected] Web: www.businessvillage.de

Layout und SatzSabine Kempke

Illustration auf dem UmschlagBusinessVillage mit Illustrationselementen von Andreas Hilger, www.fotolia.de (Border Terrier) und twildlife, www.istockphoto.de (Wolf)

Illustrationen im BuchblockLuisa Preissler, www.luisapreissler.de

Druck und Bindungwww.booksfactory.de

CopyrightvermerkDas Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspei-cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von dem Autor nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrich-tigkeiten. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

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Inhalt | 5

Inhalt

Über die Autorin ............................................................................ 7

Einleitung ..................................................................................... 9

1. Leise Betrachtungen: Sind stille Wasser tief? .............................. 17

1.1 Was bedeutet Introversion eigentlich? ...................................... 181.2 Introversion – ein Persönlichkeitsmerkmal? ............................... 231.3 Persönlichkeitsmerkmal oder Präferenz? .................................... 251.4 Die bessere Beschreibung: Vorliebe für Introversion .................... 281.5 Wie ausgeprägt introvertiert bin ich? ....................................... 29

2. Vorurteile und Erkenntnisse über laute und leise Menschen (Oder: Warum Extravertierte eher ›extrovertiert‹ sagen) ............... 35

2.1 Vorurteile und echte Unterschiede ........................................... 362.2 Was hilft es, diese Vorstellungen zu kennen? ............................. 402.3 Vorurteile zwischen Introvertierten und Extravertierten ............... 432.4 Gut = schön (der Halo-Effekt) ................................................. 452.5 Über den Nutzen (einiger) moderner Persönlichkeitstests ............ 47

3. Exkurs: Extraversion und Macht .................................................. 49

3.1 Macht: Dominanz und Einfluss ................................................ 503.2 Machtinteresse als legitimer Motivationsanteil .......................... 513.3 Warum unsere Gesellschaft die Lauten meistens bevorzugt .......... 53

4. Gut gebrüllt, Löwe! – Warum ›leise‹ überzeugt ........................... 59

4.1 Der Blickwinkel Introvertierter: leise Momente und Zitate aus einer Befragung .................................................................... 60

4.2 Wie überzeugen Introvertierte? ................................................ 734.3 Introvertierte bekannte Persönlichkeiten ................................... 75

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5. Leise und wirksam: Kontaktaufnahmen ....................................... 79

5.1 Small Talk – wenig kann viel sein! ........................................... 805.2 Visibilität – leise auffallen ..................................................... 94

6. Leise Mechanismen des wirkungsvollen Überzeugens ................. 107

6.1 Überzeugen ist keine Zauberei! Etwas Theorie vorweg ............... 1096.2 Praxis des leisen Überzeugens ............................................... 124

7. Auswahl, Bedeutung und Pflege von Beziehungen: eine besondere Stärke leiser Menschen .................................... 141

7.1 Wie kann die Beziehungsqualität gestaltet werden? .................. 1427.2 Echte Gegenseitigkeit nutzen – eine besondere Fähigkeit

der Introvertierten .............................................................. 1557.3 Konkrete Hinweise zur Beziehungspflege für leise Menschen ...... 163

8. Leise auf der Bühne: überzeugend präsentieren ........................ 169

8.1 Der verbreitete Irrtum: Präsentieren ist keine Frage des Talents! .. 1728.2 Gute und schlechte Präsentationen ........................................ 1738.3 Lampenfieber: Herausforderung nicht nur für leise Menschen ..... 1768.4 Leise Redner: Highlights ...................................................... 1788.5 Anleitung: So wirken leise Präsentationen .............................. 180

9. Humor – Schmunzeln schlägt Schenkelklopfen (Superkraft der Introvertierten!) ............................................................... 187

9.1 Funktion von Humor ............................................................ 1889.2 Leiser Humor und lauter Humor ............................................. 1969.3 Konkrete Anregungen .......................................................... 1999.4 Präzises Beobachten ............................................................ 201

10. Literaturverzeichnis .............................................................. 205

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Über die Autorin | 7

Über die AutorinChris Wolf (Jahrgang 1967) ist Diplompsy-chologin und arbeitet seit mehr als fünfzehn Jahren als Beraterin in der Industrie. Dabei bearbeitet sie mannigfaltige Fragen zu Ent-scheidungen und Kommunikation: Führung, Marketing, Verkaufen, Überzeugen und Kon-fliktmanagement.

Chris Wolf betrachtet sich als recht introver-tiert und dies schlägt sich auch in der Arbeit nieder. Die Introversion macht sich bemerk-bar durch solide theoretische Fundierung der

Arbeit und den Wunsch, Inhalte gründlich und wirksam zu vermitteln. Die Arbeit mit leisen Menschen ist schon immer ein Schwerpunkt der Arbeit. Es ist ein Herzblutanliegen von Chris Wolf, leisen Menschen zu helfen mit ihren eigenen Mitteln und vollkommen authentisch erfolgreich zu sein. Die häufig geäußerte Bitte: »Geh doch einfach mal mehr aus dir raus!« oder ähnliche Formulierungen möchte Frau Wolf aus dem Alltag verbannt sehen. Introvertierte können nicht aus sich herausgehen, schon deshalb nicht, weil ihnen nicht klar ist, wo sie dann hingehen sollen.

Kontakt:Internet: www.wandeldrive.de E-Mail: [email protected]

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Einleitung

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Überzeugt leise – das heißt, anzuerkennen, dass leise oder introvertiert sein eine wunderbare Sache ist und überzeugt zur eigenen Introversion zu stehen.

Überzeugt leise!

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Das heißt, zur eigenen Präferenz für Verhalten und damit zu sich zu ste-hen, anstatt danach zu streben, sich zu ändern, nur weil die soziale Norm dies vorzugeben scheint. Das macht einerseits das Leben leicht, anderer-seits erkennt man plötzlich ganz neue Erfolgschancen, genau wegen der leisen Art und mit der leisen Art sehr viel erfolgreicher und zufriedener zu leben. Introvertierte haben in vielen Bereichen potenzielle Stärken, zum Beispiel beim Überzeugen oder beim Halten von Reden oder Präsentatio-nen oder beim leisen Humor.

Darum geht es hier. Ich möchte Wege aufzeigen und Angebote machen, wie man als überzeugter Introvertierter überzeugen und mit anderen Themen aus der Kommunikation umgehen kann.

»Ich habe gelernt, mit mir zu leben«, sagte einmal ein Professor, für den ich das Vergnügen hatte zu arbeiten. Welche liebenswerte Besonderheit in seiner Arbeitsweise, über deren Bewertung er nicht mehr nachdenken wollte, er wohl meinte? Ich weiß es nicht mehr. Nur der Satz ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben und ich mag ihn und die Einstellung, die dahinter steht.

So oft hört man, was man alles an sich ändern solle und hier kommentiert jemand nüchtern, dass er sich in manchen Aspekten nicht zu ändern ge-denkt. Das ist wunderbar und ermutigend.

Besonders in der Industriewelt, in der Personalentwickler und Abteilun-gen für Human Resources oder Human Capital davon träumen, wie man erwachsene Menschen, für deren Einstellung ins Unternehmen man sich irgendwann entschieden hat, hierhin oder dorthin ›ent-wickeln‹ könne, wirkt es wohltuend und erwachsen, eine Eigenschaft, Gewohnheit oder Verhaltenspräferenz schlicht nicht ändern zu wollen, sondern zu lernen, damit zu leben und sich selbst dabei zu mögen und zu akzeptieren.

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Vielleicht träumen Sie bisweilen davon, sich in manchen Anteilen zu än-dern, wenn Sie mit sich hadern, weil Sie nicht in Minute eins alle Teil-nehmer eines Meetings mit pfiffigen Aussagen oder umwerfendem Charme beim Small Talk für sich gewinnen konnten oder weil Sie bei einem Fach-kongress nicht in drei Minuten fünf neue Kontakte knüpfen konnten (und wollten?), oder weil Sie sich für zu dezent im Verkauf halten, oder weil Sie gar nicht so gerne auf einer Bühne stehen und präsentieren oder, oder, oder.

Der Wunsch hinter diesem Buch

Dann ist dieses Buch für Sie gedacht. Es soll Sie ermutigen, einfach heraus-zufinden, wie Sie sind und sein mögen, und dann Wege zu finden und zu erwägen, genau auf diese Art erfolgreich zu sein. Natürlich gibt es immer Anteile, in denen man besser werden möchte oder sein Verhaltensreper-toire zu erweitern sucht. Aber es gibt eben auch Anteile, die man genau

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so belassen möchte. Und am Ende kann man nur wirklich erfolgreich sein, wenn man sich so verhält, wie man ist und authentisch zu sich steht. Eben wenn man gelernt hat, mit sich zu leben. Das ist meine tiefe Überzeugung.

Es gibt übrigens keinerlei Hinweise darauf, dass introvertierte Menschen in überzeugungsintensiven Arbeitsumgebungen weniger erfolgreich wären als extravertierte Menschen. Sei es Führung, Management, Vertrieb, Politik – egal in welcher Domäne, bei meiner Recherche fand sich kein Beleg für die Überlegenheit des Extravertierten und mit dem Ergebnis bin ich nicht allein (vgl. Pink 2012: 80 ff.).

Dieses Buch ist für Sie geschrieben, wenn Sie dem gängigen Ideal des lauten, auffallenden Menschen, der andere engagiert mit seinen wichtigen Botschaften bedrängt, nicht genügen wollen und können. Es ist für Sie geschrieben, wenn Sie so, wie Sie sind und sein mögen, erfolgreich und bisweilen zufrieden mit sich sein wollen. Es ist für Sie geschrieben, wenn Sie leise angenehm finden und herausfinden möchten, dass Sie damit wirk-lich nicht alleine sind. Schätzungen besagen, dass 25 bis 50 Prozent der Menschen sich als introvertiert betrachten.

Joanne K. Rowling (1998) verdeutlicht die-sen einfachen Gedanken plastisch mit dem sprechenden Hut, der jedem neuen Schüler im Rahmen einer Zeremonie in der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgesetzt wird. Der Hut äu-ßert dann, nachdem er diesen skurri-len Einblick auf dem Kopf des Kindes in sein Inneres hatte, in welches von vier Häusern ein Kind gehört. Von nun an sollte jedes Kind sich ideal nach seinen Fähigkeiten und Neigun-gen im jeweiligen Haus entwickeln kön-

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nen. Leider bedeutet dies auch, dass man, wenn man denn mal einem bestimmten Haus zugeordnet wurde, mit dieser Einteilung leben muss!

Ich wünsche mir ein Upgrade des sprechenden Hutes aus der Sicht des Introvertierten: Man wird einsortiert als Introvertierter und dadurch weiß die Umwelt, womit sie rechnen kann. Und dann darf man sich entwickeln, wie man möchte und aus der Vorliebe für Introversion heraus tun, was man will … Dies schließt ausdrücklich Tätigkeiten ein, die traditionell vielleicht eher dem sehr extravertierten Menschen zugeschrieben werden: Reden halten – verkaufen – Teams leiten – Krisenmanagement und vieles mehr. Es gibt keinen Beleg in der Wissenschaft dafür, dass introvertierte, leisere Menschen hier nicht überlegen seien. Einschlägige Studien zeigen, dass introvertierte und extravertierte Menschen gleich gut geeignet sind für derartige Aufgaben. Hier finden Sie Hinweise, wie introvertierte Men-schen mit unterschiedlichen Kommunikationsbereichen so umgehen kön-nen, dass sie ihre Stärken zur Geltung bringen.

Drei Lesehinweise

Erster Punkt: schwarz-weiß denkenHier wird oft die Rede von Introvertierten und Extravertierten sein, so als gäbe es einfach zwei Sorten Menschen. Das ist einerseits natürlich Unsinn und eine grobe Vereinfachung, die andererseits der Klarheit dient. Präzise ausgedrückt reden wir von Menschen, die mehr oder weniger ausgeprägt eine Vorliebe für Extra- oder Introversion bei sich selbst feststellen oder so wirken. Jeder echte Mensch verortet sich irgendwo im Graubereich zwi-schen Schwarz = Präferenz für extrem introvertierte Verhaltensweisen und Weiß = Präferenz für extrem extravertierte Verhaltensweisen. Gelegentlich wird hier fröhlich von Vorurteilen zu lesen sein. Das dient ebenfalls der Klarheit und vielleicht bisweilen ein wenig dem Unterhaltungswert. Na-türlich hat jeder solcherart als introvertiert oder extravertiert bezeichnete Mensch noch unzählige andere Facetten und wird dadurch einzigartig!

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Typisch intro- und extravertiert!

Zweiter Punkt: Vermutungen und WissenschaftDies ist ein pragmatischer Text. In erster Linie soll er dem Leser nützen, indem dieser angeregt durch die Worte für sich selbst und seine eigenen Belange nachdenkt und so zu nützlichen Schlussfolgerungen findet. Zu diesem Zwecke werden auch gelegentlich provozierende Gedanken und For-mulierungen und ein seltener tiefer Griff in die Vorurteilskiste eingesetzt.

Es wäre schön, wenn es möglich wäre, zu diesem Thema eine Reihe von em-pirischen Studien mit klaren Ergebnissen darstellen zu können, im Sinne der sauberen, wissenschaftlichen Betrachtung. Leider gibt es sehr wenige Untersuchungen und so werden hier zusätzlich durchdachte Vermutungen dargestellt, deren Basis in langjähriger praktischer Arbeit mit vorwiegend introvertierten Kunden zu finden ist oder direkt aus einer kleinen Befra-gung mit introvertierten Professionals stammt.

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Dritter Punkt: Wie Sie dieses Buch lesen könnenPassend zur introvertierten Autorin und den introvertierten Lesern be-ginnt dieses Buch mit einigen Überlegungen, die mehr in die Tiefe gehen, bevor es praktischer und nützlicher wird. Sie können den Weg entweder so mitgehen oder aber die Kapitel oder Abschnitte herausgreifen, die Sie auf Anhieb nützlich und dadurch spannend finden! Zu Beginn und zum Ende jeden Kapitels finden Sie jeweils kurze Zusammenfassungen und Re-flexionsfragen.

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1. Leise Betrachtungen: Sind stille Wasser tief?

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Worum geht’s?Zunächst gilt es zu klären, worum es genau gehen wird.

Was ist eigentlich Introversion? Hier finden Sie einen gründlichen Blick auf Grundsätzliches. Dieser Teil mag etwas fad erscheinen, langatmig und sehr aus-führlich. Überspringen Sie ihn, wenn Sie es nicht so genau wissen wollen oder wenn Sie dazu schon genug wissen. Speziell Introvertierte mögen jedoch oft gerne gründliche und fundierte Informationen.

Was ist Introversion, woher kommt der Begriff und wie kann man Introversion messen oder feststellen? Welche Rolle spielt die Selbsteinschätzung? Ist Intro-version erblich und festgelegt? Kann man Extraversion nicht einfach lernen?

Für diesen Text mag derjenige als introvertiert gelten, der für sich selbst eine Vorliebe für leise Verhaltensweisen feststellt. Hilfen dazu finden Sie in diesem Abschnitt.

1.1 Was bedeutet Introversion eigentlich?

Woher kommt der Begriff? Was bedeutet er?Introvertierte Menschen – die kennen Sie bestimmt! Das sind die Leute, die bei Partys nicht so richtig wissen, was sie tun sollen, die in der Disco völlig überfordert erscheinen und die in Meetings nichts sagen, bis man sie dann x-mal gefragt hat oder erst so spät, dass man schon drei Themen weiter ist. Oft findet man diese Menschen in EDV-Räumen. Dort reden sie höchstens mal mit den Jungs vom Pizzaservice. Soviel zu den Klischees!

Na ja, und sind Sie selbst introvertiert? Das kann man doch bestimmt ir-gendwie messen? Und was heißt das dann, falls das Ergebnis ›introvertiert‹ herauskommt? Diese Fragen möchte ich in diesem Abschnitt klären.

Vorsicht! Gleich zu Beginn wird es einmal besonders ausführlich. Wenn Sie es nicht so genau wissen mögen oder sich ohnehin gut auskennen, oder vor allem an den praktischeren Kapiteln interessiert sind, dann übersprin-gen Sie einfach diese Punkte!

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In der Psychologie (und im Alltag) sind Menschen bemüht, andere zu ver-stehen und beschreibbar zu machen. Am besten sind hier Kategorien, die verständlich, eindeutig und nützlich sind. Da sind wir vom ›sprechenden Hut‹ gar nicht so weit entfernt. Auch wünschen sich Menschen (vor allem im Alltag) offenbar wenige und einfache Kategorien, die man gut und schnell begreifen kann, um komplexe Situationen leichter greifbar zu ma-chen.

PersönlichkeitspsychologieDie Persönlichkeitspsychologie als Teilgebiet der wissenschaftlichen Psy-chologie befasst sich mit genau dieser Frage und liefert seit einigen Jahr-zehnten Modelle, Tests, Beschreibungsdimensionen und andere Hilfen.

Der sprechende Hut?

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Dieser Zweig der Psychologie entwickelt sich beständig weiter und versucht zu ermitteln, welche Eigenschaften es gibt, wie man sie messen kann, ob sie stabil oder veränderbar sind und wie sie sich über die Lebensspanne entwickeln. Es ist wichtig zu realisieren, dass man mithilfe der Persönlich-keitspsychologie nie sagen kann, WIE ein Mensch nun sei, wie also sein Innerstes aussieht, sondern immer nur, wie er sich selbst wahrnimmt und beschreibt oder wie andere ihn wahrnehmen und beschreiben.

Insofern ist es vermessen anzunehmen, dass man Persönlichkeitsmerkmale wirklich und gültig messen kann in dem Sinne, dass man eine Information bekommt, die wahr und unveränderlich ist und bei der nächsten Messung, wann immer sie auch stattfinden möge, genauso wieder herauskommt. Er-gebnisse von Persönlichkeitstests sind Momentaufnahmen, die immer nur einen kleinen Ausschnitt mit sehr begrenzten Möglichkeiten ermitteln. Tests sind äußerst unterschiedlich, was die Qualität betrifft, und es ist für den Laien und bisweilen auch den Psychologen extrem schwierig, einzu-schätzen, wie nützlich das Ergebnis eines (eines!) Tests nun ist. Man kann den Nutzen solcher Ergebnisse möglicherweise steigern, indem mehrere Tests bearbeitet und die Ergebnisse verglichen werden. Am besten, so finde ich, bildet man sich dann mit den Testergebnissen als einer Informations-quelle unter vielen seine eigene Meinung.

PersönlichkeitWas versteht die Persönlichkeitspsychologie nun unter Persönlichkeit? Wenn man sich damit ausführlich befassen möchte, findet man in ein-schlägigen Lehrbüchern zahlreiche unterschiedliche und kluge Definitio-nen (vgl. etwa Fisseni 2003). Die folgende bekannte Formulierung (Murray 1953: 53) finde ich sehr aussagekräftig und gefällig:

EVERY MAN is in certain respects:a. like all other men,b. like some other men,c. like no other man.

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Die Autoren stellen mithin fest, dass jeder Mensch in mancher Hinsicht wie alle Menschen ist, in mancher Hinsicht wie manche Menschen und in mancher Hinsicht wie kein anderer Mensch. Die Persönlichkeitspsychologie befasst sich vor allem mit dem zweiten und dritten Punkt.

Introversion in der PersönlichkeitspsychologieInnerhalb der Persönlichkeitspsychologie gibt es unzählige und höchst unterschiedliche Theorien und Modelle. In vielen davon kommen Intro- und Extraversion als Dimensionen vor, beispielsweise erstmalig bei C.G. Jung. Viele gebräuchliche und beliebte Testverfahren, wie der Myers-Briggs-Typindikator, kurz MBTI (Bents/Blank 1992) und viele andere (Überblick: Vergleiche zum Beispiel Wikipedia oder einschlägige Lehrbücher wie etwa Fisseni 2003) nutzen die Dimension. Bisweilen wird Extra- und Introver-sion als eine Dimension mit zwei Polen formuliert, auf der jeder Mensch eine Lokalisierung hat. Man sei also entweder extra- oder introvertiert. In anderen Theorien werden die beiden eher als gleichzeitig in unterschiedli-cher Ausprägung vorhanden betrachtet. Das heißt, manche Autoren geben auf die Frage nach der Introversion als Antwort Ja oder Nein! und andere Autoren beschreiben, in welchem Ausmaß Introversion im Vergleich zum Ausmaß der Extraversion feststellbar sei.

Introversion bezeichnet die Tendenz eines Menschen, sich bevorzugt nach innen statt nach außen zu wenden. Introvertierte ziehen Energie aus dem Allein (mit sich) sein, aus der Ruhe, sie überlegen eher länger, bevor sie sich äußern.

Introvertierte sprechen ruhiger und eher leise, und sind eher geneigt, ver-tiefende Gespräche zu führen. Sie reden lieber mit einem oder zweien als mit vielen Menschen. Sie verhalten sich eher reserviert und warten eher etwas ab, wenn sie neue Menschen kennenlernen. Sie arbeiten gerne mit einem oder zwei Kollegen intensiv zusammen und sie vertiefen sich be-vorzugt in Themen. Sie brauchen mehr persönlichen Raum und Rückzugs-möglichkeiten (nach Ancowitz 2009: 2, Übersetzung von der Verfasserin).

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Was kennzeichnet den Introvertierten?Sie werden viele Auflistungen finden, die dieser hier sehr ähnlich sind, es werden sich Unterschiede in Nuancen oder auch in etwas bedeutenderen Aspekten finden. Das ist typisch für Merkmale in der Persönlichkeitspsy-chologie, die man messen will. Häufig werden sie durch eine Reihe von At-tributen mehr oder weniger treffend beschrieben und genau diese werden dann auch in Tests verwendet. Wenn die Attribute auch nur leicht unter-schiedlich sind, werden natürlich auch die Ergebnisse der Tests verschieden ausfallen. Ein Beispiel für eine solche Reihe von Attributen (Kahnweiler 2009: 2, Übertragung ins Deutsche von der Verfasserin):

Introvertiert Extravertiert

Aufladen der ›Batterien‹ durch Allein- sein nach viel Interaktion mit anderen Menschen, Energie wird in der Ruhe gefunden

Energie wird im Zusammensein mit an-deren Menschen gefunden, ›Batterien‹ werden durch andere aufgeladen

Erst denken, dann reden Erst reden, dann denken

Gedanken erst gründlich im Kopf ver-arbeiten

Gedanken schnell aussprechen

Reserviert Enthusiastisch

Weniger deutliche Emotion in der Mi-mik, wie ein Pelzmantel mit dem Pelz nach innen

Leicht durchschaubar, leicht zu lesen, wie ein Pelzmantel mit dem Pelz nach außen

Besprechen Persönliches mit wenigen Menschen

Besprechen Persönliches bereitwillig mit vielen Menschen

Lieber schreiben als reden Lieber reden als schreiben

Fokus auf Tiefe Fokus auf Breite

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Wuselmanagement

Jeder von uns kennt ihn, den „inneren Kritiker“. Er mischt sich ungefragt in unser

Denken und Handeln ein. Er gibt uns vermeintlich wohlwollende Ratschläge und

ermahnt uns, was wir müssen, nicht dürfen oder nicht können.

Der innere Kritiker erscheint wie ein guter Freund, der uns davor schützen möch-

te, Schiffbruch zu erleiden. Tatsächlich aber setzt er uns objektiv nicht vorhandene

Grenzen und ist oft die Ursache für mentale Blockaden.

Dunkelseher, Zwergenmacher oder Druckmacher … Der innere Kritiker hat viele

Gesichter. Auf hurmorvolle und unterhaltsame Weise zeigt Claudia Hupprich, wel-

che Selbstsabotageprogramme in uns oft ablaufen, woher sie kommen und warum

sie so hartnäckig sind.

Mit einer Reihe von einfach umsetzbaren und schnell wirksamen Praxistipps zeigt

dieses Buch, wie Sie den inneren Kritiker für sich gewinnen können, um mentale

Selbstsabotage in Zukunft erfolgreich zu stoppen.

Die Autorin

Claudia Hupprich ist Managementberaterin, Business Coach und Geschäftsfüh-

rerin von consulting @ work. Sie unterstützt seit fast zwanzig Jahren erfolgreich

Menschen, die sich in Veränderungsprozessen befinden oder sich in solchen

befinden wollen. Zu ihren Kunden zählen gleichermaßen DAX-Unternehmen,

mittelständische Unternehmen und Einzelpersonen.

Claudia Hupprich

Wuselmanagement Wie Sie Selbstsabotage vermeiden und den inneren Kritiker für sich gewinnen

224 Seiten; 2013; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-205-3; Art-Nr.: 915

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Page 22: Überzeugend leise!

Resilienz

Erfolgreiche Menschen haben eine Eigenschaft, die sie von anderen unterscheidet und doch sofort wahrnehmbar ist: Gelassenheit. Sie meistern schwierige Situatio-nen scheinbar mit Leichtigkeit, persönliche Angriffe prallen an ihnen ab und selbst unter hohem Druck büßen sie ihre Leistungsfähigkeit nicht ein.

Was machen diese Menschen anders? Sie beherrschen die Gelassenheit im Umgang mit sich, mit ihren Mitmenschen und mit den Herausforderungen, die das Leben und ihre tägliche Arbeit für sie bereithalten. Eine Eigenschaft, nach der sich immer mehr Menschen sehnen und die in der heutigen Zeit immer bedeutender wird. Resiliente Menschen verbinden diese Fähigkeit mit einer erstaunlichen Ziel-orientierung, Konsequenz und Disziplin in ihrem Handeln und erreichen dadurch etwas, was sie von vielen anderen unterscheidet: persönlichen Erfolg UND ein sehr großes Wohlbefinden.

In einer der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zu Ihrem eigenen Leben, bringt Ihnen Dr. Denis Mourlane das Konzept der Resilienz näher und zeigt Ihnen, wie Sie es in Ihren Alltag integrieren.

Buch der Woche im Hamburger Abendblatt, 23./24. März 2013!

Denis Mourlane Resilienz Die unentdeckte Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen

232 Seiten; 2013; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-249-7; Art-Nr.: 940

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Page 23: Überzeugend leise!

Gesundes Kommunizieren

Die Art, wie wir miteinander reden, hat großen Einfluss auf unsere Lebensqualität.

Leider verkehren wir diese Chance täglich unbewusst in ihr Gegenteil: Kommuni-

kation ist zu einem Krankmacher geworden. Im Job wie zu Hause, in der Schule

wie in den Medien verwenden wir unsere Kraft auf Missverständnisse, Recht-

fertigungen und kräftezehrende Monologe, anstatt einander zuzuhören und klare,

aufrichtige Botschaften auszusenden, die zu Verständigung und Unterstützung

führen. Die Wurzeln des Übels reichen bis in unsere Erziehung und in unser Bil-

dungssystem: Die Wenigsten haben gelernt, wie wir aufrichtige Gespräche führen,

Verantwortung für unsere Bedürfnisse übernehmen und Wertschätzung trans-

portieren können. Insbesondere im Geschäftsleben ergeben wir uns in unserem

Drang nach Selbstbehauptung einem System von Unachtsamkeit, Vorwürfen und

Verletzungen, das jedem gesunden Selbstwert widerspricht.

Die gute Nachricht: Anstatt uns weiter krankzureden, können wir uns auch

gesundkommunizieren. In diesem Buch zeigt Angela Dietz, wie wir unsere Be-

dürfnisse und Gefühle in die Kommunikation zurückholen und einander wieder

verantwortungsvoll begegnen können.

Ihr Konzept des gesunden Kommunizierens ergänzt das Rosenberg-Modell der

gewaltfreien Kommunikation um eine biologisch fundierte Lebenslogik, die unser

Denken und Handeln in Einklang bringt: Selbstverantwortung und Menschlichkeit

machen den Einzelnen stark, Führung effektiv und Unternehmen erfolgreich.

»Durch dieses Buch weht der großartige Wind der Freiheit. Sie werden danach die

Welt neu sehen!« Tiki Küstenmacher, Autor von simplify your life und Gott 9.0

Angela DietzGesundes Kommunizieren Für ein erfolgreiches, wertschätzendes und menschliches Miteinander

288 Seiten; 2013; 24,80 EuroISBN 978-3-86980-211-4; Art-Nr.: 910

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Page 24: Überzeugend leise!

Frustfrei!

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? Am Arbeitsplatz bereiten Ihnen immer die

gleichen drei Menschen Probleme: Ihr Chef, Ihre Kollegen und Sie selbst …

Und immer wenn Ihnen der Frust zu viel wird, träumen Sie vom Jobwechsel. Doch

der wird Ihnen kaum helfen. Sie werden zwar Chef und Kollegen los, nehmen sich

aber mit – ein Teil des Problems bleibt also immer bestehen.

Doch ganz so ausweglos ist die Situation nicht. Sie können zwar Ihren Chef und

Ihre Kollegen nicht ändern – aber Ihr eigenes Verhalten und Ihre Einstellungen.

Wie Ihnen das gelingt, zeigt Ihnen die Psychologin Dr. Christiane-Maria Drühe

in diesem Buch. Tauchen Sie ein in die Gedankenwelt Ihres Chefs und Ihrer

Kollegen. Verstehen Sie, wie sie ›ticken‹ und wie man geschickt mit diesen

›Typen‹ umgeht.

Und nun zum schwierigsten Thema: Sie selbst. Was sind die Gründe für Ihre

Unzufriedenheit? Was können Sie dazu beitragen, dass es Ihnen gut geht? Was

motiviert Sie wirklich? Wo sehen Sie Veränderungsmöglichkeiten, um sich selbst

besser zu managen? Mit verblüffend einfachen und wirksamen Methoden zeigt

die Autorin mehrerer Managementbücher, wie Sie Ihre Antworten finden, die

klassischen Frustfallen am Arbeitsplatz vermeiden und aktiv das Arbeitsklima

verbessern.

Christiane-Maria Drühe Frustfrei! Nicht ärgern, sondern ändern

192 Seiten; 2013; 21,80 EuroISBN 978-3-86980-226-8; Art-Nr.: 920

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