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Olympiodor und Kedren. Kedren hat der Rekonstruktion antiker philosophiegeschichtlicher berlieferung schon einmal einen Dienst geleistet. In seinem Exzerpt aus Hippolytos' Φι,λοβοφονμ,ενα I 275 S. Bekk. ist eine Hs benutzt, die die uns zur Verf gung stehenden weit bertrifft, und so konnte Diels, der diese Tatsache Doxogr. graec. p. 156 festgestellt hat, f r die Texteskonstitution (ebenda p. 555 ff.) mehrfach Vorteil aus ihm ziehen. Etwas anders liegt die Sache in dem Falle, der uns hier be- sch ftigen soll. Olympiodor βίος Πλάτωνος ρ. 193 Herrn, und Kedren I p. 256 geben in weitgehender bereinstimmung ein St ck der Platon- legende, das in seinem Kerne aus der Nachahmung der bekannten Erz hlung von der Begegnung des Kroisos und des Solon entstanden ist und sich bis ins 1. Jahrhundert vor Chr. zur ckverfolgen l t. Die von Siegfr. Mekler Academ. philos. ind. Hercul. (Berol. 1902) p. XXXI f. mit Wahrscheinlichkeit auf den Epikureer Philodemos zur ckgef hrte herkulaneische Schrift ber die akademische Schule enth lt col. X, 12 ff. p. 7 f. Mekl. die Angabe, Dionysios habe Platon die Antwort belgenommen, die dieser auf die Frage des Tyrannen, wer ihm gl cklicher als er gelebt zu haben scheine, gegeben. 1 ) An diesen Kern haben sich sp ter weitere Fragen angesetzt. 8 ) In dieser 1) So weit ist der Text im wesentlichen mit Sicherheit herzustellen. Z. 14 m chte ich statt κατα(βτή)ναι, das Mekler nach B cheier aufgenommen hat, lesen κατα(βι,ω)ναι, wodurch im folgenden die Verwandlung von ενδαιμονέατερον, auf das die erhaltenen Schriftz ge f hren, in εύδααμ,ονέβτερος erspart bleibt. Die Antwort Platons kann nur mutma lich rekonstruiert werden. Von Mekler ab- weichend, m chte ich Z. 16 nach ως den Namen des Sokrates vermuten. Vgl. im brigen meine Besprechung der Meklerschen Ausgabe Gott. gel. Anz. 1902 S. 963. 2) Eine Darstellung, die mit der von Olympiodor und Kedren gegebenen sich ber hrt, hat Plutarch, Dion 5 u. 9. Darnach ist zwischen dem Philosophen und dem Tyrannen besonders von der Tapferkeit die Bede, und zwar πάντας μάλλον ό Πλάτων η τονς τνράννονς άπέφαινειν άνδρείονς. In Kap. 9 wird die Erz hlung der aus der Furcht entsprungenen Handlungen des Tyrannen durch den Satz abgeschlossen: ό μεν Πλάτωνι ΰνμ,ω&είς, ότι μ,ή πάντων αυτόν ανθρώπων άνδρειότατον οντά άπέφηνεν, οντω περίφοβον καΙ τοΰοντων vnb δειλίας κακών μ,εατήν είχε την *φυχήν. Das f hrt auf eine Frage des Dionys, die analog der Brought to you by | Universidade Federal do Paraná Authenticated | 137.99.26.43 Download Date | 8/12/13 9:43 PM

Olympiodor und Kedren

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Olympiodor und Kedren.Kedren hat der Rekonstruktion antiker philosophiegeschichtlicher

berlieferung schon einmal einen Dienst geleistet. In seinem Exzerptaus Hippolytos' Φι,λοβοφονμ,ενα I 275 S. Bekk. ist eine Hs benutzt,die die uns zur Verf gung stehenden weit bertrifft, und so konnteDiels, der diese Tatsache Doxogr. graec. p. 156 festgestellt hat, f rdie Texteskonstitution (ebenda p. 555 ff.) mehrfach Vorteil aus ihmziehen. Etwas anders liegt die Sache in dem Falle, der uns hier be-sch ftigen soll. Olympiodor βίος Πλάτωνος ρ. 193 Herrn, und KedrenI p. 256 geben in weitgehender bereinstimmung ein St ck der Platon-legende, das in seinem Kerne aus der Nachahmung der bekanntenErz hlung von der Begegnung des Kroisos und des Solon entstandenist und sich bis ins 1. Jahrhundert vor Chr. zur ckverfolgen l t.Die von Siegfr. Mekler Academ. philos. ind. Hercul. (Berol. 1902)p. XXXI f. mit Wahrscheinlichkeit auf den Epikureer Philodemoszur ckgef hrte herkulaneische Schrift ber die akademische Schuleenth lt col. X, 12 ff. p. 7 f. Mekl. die Angabe, Dionysios habe Platondie Antwort belgenommen, die dieser auf die Frage des Tyrannen,wer ihm gl cklicher als er gelebt zu haben scheine, gegeben.1) Andiesen Kern haben sich sp ter weitere Fragen angesetzt.8) In dieser

1) So weit ist der Text im wesentlichen mit Sicherheit herzustellen. Z. 14m chte ich statt κατα(βτή)ναι, das Mekler nach B cheier aufgenommen hat, lesenκατα(βι,ω)ναι, wodurch im folgenden die Verwandlung von ενδαιμονέατερον, aufdas die erhaltenen Schriftz ge f hren, in εύδααμ,ονέβτερος erspart bleibt. DieAntwort Platons kann nur mutma lich rekonstruiert werden. Von Mekler ab-weichend, m chte ich Z. 16 nach ως den Namen des Sokrates vermuten. Vgl.im brigen meine Besprechung der Meklerschen Ausgabe Gott. gel. Anz. 1902 S. 963.

2) Eine Darstellung, die mit der von Olympiodor und Kedren gegebenensich ber hrt, hat Plutarch, Dion 5 u. 9. Darnach ist zwischen dem Philosophenund dem Tyrannen besonders von der Tapferkeit die Bede, und zwar πάνταςμάλλον ό Πλάτων η τονς τνράννονς άπέφαινειν άνδρείονς. In Kap. 9 wird dieErz hlung der aus der Furcht entsprungenen Handlungen des Tyrannen durch denSatz abgeschlossen: ό μεν #ή Πλάτωνι ΰνμ,ω&είς, ότι μ,ή πάντων αυτόν ανθρώπωνάνδρειότατον οντά άπέφηνεν, οντω περίφοβον καΙ τοΰοντων vnb δειλίας κακώνμ,εατήν είχε την *φυχήν. Das f hrt auf eine Frage des Dionys, die analog der

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K. Praecbter: Olympiodor und Kedren 225

Form liegt die Erz hlung bei Olympiodor und Kedren vor. Es l tsich nun leicht zeigen, da letzterer die urspr nglichere Fassung desBerichtes hat. Bei dieser Differenz handelt es sich aber nicht etwaum Verschiedenheit hslicher Lesarten, so da f r K., resp. seine Quelle,die Benutzung einer besseren Olympiodorhs anzunehmen w re. DieDiskrepanz greift tiefer. 0. und K. geben verschiedene Redaktionendes Textes. Da uns Olympiodors Arbeiten nicht in einer von ihmselbst besorgten Ausgabe, sondern in Ausz gen und Nachschriften seinerSch ler nach Vortr gen vorliegen, war l ngst bekannt.1) Auch vomLeben Platons waren zwei Fassungen vorhanden, der βίος Πλάτωνοςund die entsprechende Partie der Προλεγόμενα της Πλάτωνος φιλο-όοφιας.2) Durch Kedren erhalten wir ein St ck in einer drittenFassung, deren Vergleichung mit der des βίος sehr lehrreich ist.8)Ich setze hier die beiden Versionen nebeneinander.4) Der K rze halberbezeichne ich dieselben auch im folgenden mit dem Namen des Olym-piodor und des Kedren, obwohl, wie sich ergeben wird, die K.scheFassung ebensoviel und mehr Recht besitzt, f r Olympiodorisch zugelten, als die unter O.s Namen berlieferte.

Kedren. Olympiodor.Έπ αυτού5) Λιοννΰιος έτνράν- Επειδή δ% δει τον φιλόόοφον

νει των Σικελων, χα& δν ό Πλά- φιλοθεάμονα είναι των της φνόεωςτων άποδημ,ήαας ιστορίας ένεκα ίργων^ Στέλλεται χαΐ εις Σικελιαν

ersten Frage bei 0. und K. die Erkl rung veranlassen sollte, Dionys sei derTapferste, wohl mit B cksicht auf die von ihm als Tyrannen bestandenen Ge-fahren. Damit r ckt auch das τνραννον είναι ουκ avdgtiovs bei Olympiodor —worauf als Beweis des Gegenteils der Hinweis auf die auch bei Plutarch erw hnteFurcht vor dem Scheermesser folgt — noch enger in den Zusammenhang der aufdas pers nliche Lob des Dionys abzielenden Fragen.

1) Vgl. Zeller, Phil. d. Gr. 3, 2 S. 852 Anm. 1. Freudenthal, Hermes 16(1881) S. 209.

2) Vgl. Freudenthal a. a. 0. Dazu kommt als dritte Version die der Scholienzum Platon. Gorgias p. 163 f., wo auch unser Gespr ch wiederkehrt, in ziemlichabweichender Form, doch so, da in einem wichtigen Punkte — die Frage nachdem dwa&iv ist die zweite, nicht die dritte — bereinstimmung mit Kedren herrscht.

3) Die Prolegomena k nnen beiseite bleiben, da hier das Gespr ch selbstfehlt. Die Gorgiasscholien weichen stark ab. In der Vorgeschichte prol. 4 er-innert der Ausdruck τους iv Αιτνη κρατήρας Ιστορήααι βονλόμενος an Eedrensι α τ ο ρ ί α ς Ζνεκα κτλ. Dasselbe im Komm, zu Gorgias p. 163.

4) Nach meinen Notizen steht der Kedrensche Abschnitt auch in der Chronikdes Cod. Paris. 1712, der Quelle des K. Da ich aber f r das Einzelne keine Kol-lation besitze, gebe ich den Passus nach Kedren.

5) Vorausgeht die Bemerkung: 'Λφίστοτέλης τω Πλάτων L μ,α&ητενειδεκαεπτά χρόνων της ηλικίας αντον.

Byzant. Zeitschrift XII 1. u. 2. 15

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226 L Abteilung

τ&ν λεγομένων Αίτναίων κρατήρωντου πυρός τω τυραννώ γινω6κεται.

δς χαΐ επερωτά Πλάτωνα,τις ευδαίμων εν άν&ρώποις,

έλπίξων άκοϋοαι παράτου φιλοσόφου Ζτι 6ύ.ό δϊ είπε „Σωκράτηζ απάντων καΐoC κατ εκείνον ξ&ντες φιλόόοφοι".καΐ αυ&ις ήρώτα, τι Ιργον πολι-τικόν, πο&ών άκου6αι το όρ&ωςδικάξειν ήν%ει γαρ επί τούτωΛιονύ6ιος. ό dfc άπεκρίνατο „τοκαλού? καΐ άγα&ούς ποιεΐν τουςπολίτας". „«ίτα", φηόί1) „το 6ρ&&ςδικάξειν τίνος Ιργον 6οι doxelf

„μόριόν τι μιχρον πολιτικούτο δικάξειν όρ&ώς' άχεοταΐς γαρέοίκαβι τοις τα διερ-ρωγότα Ιμάτια άνυφαίνονόιν". καΐτρίτον αυτοί/ έπανήρετο ,,τί;2)τνραννον είναι", 'φάόχων, ,̂ τοτα-πόν 6οι φαίνεται? πρbς 8ν άντέ-φη6ε Πλάτων „οφόδρα δεινόν,Άπου γε καΐ τα κουρευτικά μαχαίρια

&εα6όμενος τους κρατήρας τοϋπυρύςτους εν τ% Αίτνη, καΐ ου Σικελι-κής τραπέζης χάριν, ω γενναίεΆρι6τεί$Ύΐ, &ς 6ύ φής' γενόμενοςδΐ εν Συρακου6αις πρbς Λιονυ6ιοντον μέγαν τύραννον 'όντα έπειρατοεις άρΐ6τοκρατείαν μεταβάλλειν τηντυραννίδα, δι δ καΐ προς αυτόνάφικτο. και του Λιονυ6ίου έρο-μενου αυτόν „τίνα νομίζεις ενάν&ρώποις εύδαίμονα είναι^ άςδήνομίζων ότι περί αυτού φή6ειό φιλό6οφος κολακεύων αυτόν6 d' άπεκρίνατο ότι Σωκράτην.-πάλιν έπανήρετο αυτόν „τί νομίζειςίργον ανδρός είναι πολιτικού·" 6ί' άπεκρίνατο „το τού^ πολίτας βελ-τίους ποιεΐν". τρίτον αυτόν έπαν-ήρετο »τι ουν; το όρ&ως δικάζειν6μικρόν 6οι δοχεϊ·" δόξα ν γαρ ειχενό Λίοννόίος επί τω όρ&ώς δικάζειν6 δ3 άπεκρίνατο μηδίν ύπο6τειλά-μενος „6μικρbv μ\ν ουν καΐ μέροςί6χατον άκεόταΐς γαρ έοίκα6ιν οιόρ&ως δικάζοντες, οΐτινες τα διερ-ρωγότα [μάτια άνυφαίνουβιν." τέ-ταρτον αυτόν έπανήρετο „τί; τύ-ραννον είναι ουκ άνδρείόν" „πάν-των μίν συν", έφη, »δειλότατον,&πότε καΐ τα κουρευτικά μαχαιρίδιαδέδοικε μη δια τούτων άπόληται".

φοβείται".Richtigeres hat nun hier K. schon in der Vorgeschichte'[des Ge-

spr ches. Da Platon zur Erkundung der vulkanischen Erscheinungen destna seine erste sizilische Reise antrat, ist eine weitverbreitete Annahme.8)

1) So ist, scheint mir, zu interpungieren. Die Pariser und die Bonner Aus-gabe: flra φηοι „το όρ&ώς κτλ.

2) Die Pariser Ausgabe έπανήρετο ότι τνραννον, die Bonner έπαν. ο τι τ ν ρ.8) Vgl. die Stellen bei Zeller, Ph os. der Griech. 2, l4 S. 413 Anm. l, denen

noch die Platonvita des Honain bei Th. Roeper, lect. Abulphar. alterae, Gedani1866, p. 11, und die des Gemaleddin ebenda p. 10 u. d. Text beizuf gen sind.

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K. Praechter: Olympiodor und Kedren 227

Man l t ihn bei dieser Gelegenheit mit dem lteren Dionysios in Be-r hrung treten, ohne diese Ber hrung auf eine besondere AbsichtPlatons zur ckzuf hren.1) Da der Philosoph in Sizilien war, gen gte,um sein Zusammentreffen mit dem Herrscher von Syrakus erkl rlichfinden zu lassen. So verf hrt auch ganz in bereinstimmung mitanderen der Bericht bei Kedren. Anders Olympiodor. Auch bei ihmist der Besuch des tna Zweck von Platons Reise. Er sieht sich aberdabei zu einem energischen Protest gegen die Unterstellung veranla t,durch die der Rhetor Aristeides2) den Stifter der akademischen Schuleverunglimpft hat, da n mlich die Freuden der sizilischen Tafel denAnziehungspunkt gebildet h tten. Das f hrt zur Einf gung eines neuenMotivs f r Platon. War Platon des tna wegen nach Sizilien ge-kommen, so lie sich vom Standpunkte des Aristeides immer nochfragen, was er denn nun aber am Hofe des Tyrannen zu suchen ge-habt habe. Man konnte f r den Aufenthalt in Syrakus einen Gewalt-akt des Tyrannen verantwortlich machen.8) Olympiodor hilft sichanders. Er stellt dem niedrigen Motiv des Aristeides ein edeles gegen-ber, das f r eine Platonische Reise in Sizilien anzunehmen in der

Tat durch verschiedene Umst nde nahegelegt wird4), nur nicht f rdie erste zum lteren, sondern f r die zweite zum j ngeren Dionysios:die Absicht politischer Reformen. Olympiodor selbst gibt f r diezweite Reise diesen Beweggrund an.6) Die beiden ersten Besuche inSyrakus sind so bei ihm ganz gleich motiviert, und schon das sprichtdem Kedrenischen Berichte gegen ber gegen seine Version, mit der erzudem unter unsern Quellen ganz allein steht.6)

Wenden wir uns nun zu dem Gespr che selbst. Bez glich derersten unter den Fragen des Dionysios stimmen die beiden Erz hlungenin der Hauptsache berein. Bei der zweiten scheiden eich die Wege.Nach K. fragt der Tyrann, was ein Ιργον πολίτιχόν sei. Wie bei derersten Frage erfahren wir auch hier das Motiv: der Tyrann glaubt

1) Ganz allgemein bemerkt Athen. 11 p. 507 b: άπαξ μάν των ξνά*ων %agiv(sc. είς Σι,κελίαν έκπλενοας] οτε χαΐ τω πρεσβντέρω JLOVVGL'CU ονγγενόμ,ενος έκιν-δννεναεν. Ebenso der Index Acad. X 10 p. 7: ανν έμειξε Λιοννβίωι. Eine Initiativedes Tyrannen nehmen an Laert. Diog. 3, 18, Honain und Gemaleddin a. a. 0.Aus eigenem Antrieb besucht der Philosoph den Tyrannen nach Olympiodora. a. 0., Proleg. 4 p. 199 Herrn.

2) Der damit brigens keineswegs allein steht. Vgl. Zeller, Phil d. Gr. 2, l4

S. 413 Anm. 1.3) Von einem Zwang spricht Laert. Diog. 3, 18.4) Vgl. Zeller a. a. 0. S. 423. 6) Bios δ ρ. 193.6) ber die geschichtliche Glaubw rdigkeit dieser Version urteilt mit Recht

sehr ung nstig Zeller a. a. 0. S. 413 Anm. l a. E.16*

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seine St rke in der Rechtsprechung zu besitzen, und so m chte erdurch seine Frage die Antwort hervorlocken: το &ρ&ώς δικάξειν.Platons tatsachliche Antwort bringt ihm eine Entt uschung, und sofragt er denn weiter, wem denn die gute Rechtsprechung zukomme(wenn nicht dem άνήρ πολιτικός), und erh lt die in drastische Formgekleidete Auskunft, die Rechtsprechung sei bei ihrem korrektivenCharakter nur ein kleiner Teil des έργον πολιτικόν. Hier ist alles insch nster Ordnung bis auf die kleine formale Inkonzinnit t, da zu-n chst von einem πολιτικό ν έργον die Rede ist, dann aber das τίνοςέργον voraussetzt, da ein ανδρός πολιτικού έργον in Frage steht,w hrend endlich bei μόρων τι μικρόν πολιτικού wieder έργον zu ver-stehen ist. 0. hat diese Frage in zwei zerlegt. Er l t den Tyrannenzun chst nach dem έργον ανδρός πολιτικού fragen. Von einem Motivh ren wir hier nichts, k nnen uns auch kein passendes denken; denndie Absicht, politische Belehrung zu empfangen, ist auf seiten desDionysios durch den Zusammenhang ausgeschlossen. Platon antwortetin gleichem Sinne wie bei K., und damit ist diese zweite Frageabgeschlossen. Niemand begreift, was dieselbe hier zu tun habe. Jedesandere Paar von Frage und Antwort l uft darauf hinaus, den D nkeldes Tyrannen in m glichst schroffer Form ad absurdum zu f hren.Hier fehlt jede derartige Pointe. Dionys stellt eine Frage, die —-soweit der Leser urteilen kann — keinerlei Hoffahrt enth lt, und be-kommt eine Antwort ohne jede gegen ihn gerichtete Spitze. Es folgtals dritte, neue Frage der zweite Teil der zweiten Frage bei K., f reine neue Frage sehr unpassend durch τί ούν eingeleitet; diese beidenWorte sind eben aus der urspr nglichen Version stehen geblieben unddeuten richtig an, da diese Frage nur eine Folge der vorhergehenden,bezw. der darauf erteilten Antwort ist. Jetzt erfahren wir mit denWorten δόζαν γαρ είχεν κτλ. auch ein Motiv, das uns erst den Schl sselzum Verst ndnis der vorhergehenden Frage gibt. Da hier Zusammen-geh riges auseinandergerissen ist, l t sich mit H nden greifen. Auchim einzelnen ist durch die Verselbst ndigung der beiden Fragen einigesverschlechtert. Das die beiden Antworten Platons in scharf logischerStruktur vermittelnde είτα ti> όρ&ως δικάξειν τίνος έργον βοι ίοκ«Γ;ist zu einem matten τί ovv; το ύρ&&ς δικάξειν Σμικρόν 6οι δοκεΐ-, ab-geschw cht und dementsprechend in der folgenden Antwort Platons dieBeziehung auf das Vorhergehende stark verk mmert, indem auch hierein selbst ndiges ομικρόν sich vordr ngt und bei μέρος έόχατον sogardas jetzt doppelt notwendige έργον πολιτικόν unterdr ckt ist.

In der letzten Hauptfrage scheint 0. das Bessere zu bieten: ουκάνδρεΐόν statt des farblosen ποταπόν wird durch die oben angef hrte

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K. Praechter: Olympiodor und Kedren 229

Plutarchstelle empfohlen, und ihm entspricht in der Antwort gut dasδειλότατον· dewov bei K. beruht wohl auf Verschreibung.1)

K nnte nun aber nicht vielleicht doch Kedren (bezw. der Chronistdes Cod. Paris. 1712) Olympiodor in der uns vorliegenden Passungbenutzt und dessen Bericht verbessert haben? Jedenfalls setzt 0. eineErz hlung, wie sie in K. vorliegt, als die urspr nglichere voraus.2) Inder Kschen Version m te also durch gute Konjektur das Richtigewiedergewonnen sein. Solche Konjekturen sind aber sonst nicht K.sSache, noch die des Pariser Chronisten. Auch anderes spricht gegendiese Annahme. So ist die Ersetzung des βελτίονς in der zweitenFrage des Dionys durch das echt antike καλούς xal άγα&ονς demChronisten wohl kaum zuzutrauen. Entscheidend ist die Erz hlung

1) Ein Empfehlungsgrund f r die Version des K. liegt brigens auch darin,da die Fragen sich auf drei beschr nken und diese Zahl die beliebteste unddaher n chstliegende ist.

2) Die Entstehung der 0.sehen Version begreift sich leicht. Man brauchtenur das είτα in der zweiten Abteilung der zweiten Frage statt zur Frage selbstzu dem dieselben einleitenden φηαί zu ziehen, wie es z. B. Bekker tut, so warder Schritt zur Aufstellung einer neuen Hauptfrage nicht mehr weit.

F r die Beurteilung der beiden Fassungen ist auch ihr stilistischer Unter-schied von Interesse. Das Bessere ist hier entschieden auf selten des Byzantiners.Das zeigt deutlich schon die Wahl der Frage und Antwort einf hrenden Wen-dungen, die ich hier ausschreibe. Kedren: επερώτα — ό t είπε — ήρώτα — δ 9εάπεκρίνατο— φηοί—έπανήρετο—προς ον άντέφηοε. Olympiodor: έρομένον—6 β9

άπεκρίνατο — έπανήρετο—δ δ* άπεκρίνατο— έπανήρετο— ό &' άπεκρίνατο—έπαν-ήρετο—Ζφη. Bei E. angemessener Wechsel im Ausdruck, bei 0. rmlichsteGleichf rmigkeit. Dazu kommen noch Nachl ssigkeiten, wie das Anakoluth indem Satze: καϊ τον Λιονναίον έρομίνον . . . ως δη νομίζ<ον . . . ό δ' άπεκρίνατοund das nach wenigen Worten wiederholte Verbum νομίζειν (τίνα νομίζεις ενάν&ρωποις ενδαίμονα είναι-, ως δη νομίζω ν). Auch das spricht f r die Unab-h ngigkeit K.s von 0. Denn es ist h chst unwahrscheinlich, da er, bezw. derPariser Chronist, sich mit Erfolg damit abgegeben haben sollte, die saloppeSchreibart seines Vorg ngers zu verbessern. — Beachtenswert ist brigens auch,wie die verschiedenen Versionen sich abwechselnd im Ausdruck untereinanderdecken und so eine urspr nglichere Fassung streckenweise wiedergewinnen lassen;in dem hier folgenden Beispiel bezeichnet B den Βίος Πλάτ., P die Prolegomena,G die Gorgiasscholien, K Kedren:

B.δεασόμενος τουςκρατήρας τον πν-ρός τονς εν τηΑΐτνΐ].νομίζω ν ονι περίαντον φήαει ό φι-λόσ οφ ο g.

Ρ.τονς l v Αΐτνη κρα-τήρας Ιβτορήβαιβονλόμενος.

G.βονλόμενος τε

τονςπ ν ρ ίν ο ν ς κρατήραςτης Αΐτνης.νομίζω ν ότι ίχειεΊπεΐν ό Πλάτων ότι

Κ.ιστορίας ίνεκα τωνλεγομένων Αίτναίωνκρατήρων τον πν-ρός.έλπίζων άκοϋύαι πα-ρά τον φιλοαόφονότι 6ν. · . . .

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230 I. Abteilung.. K. Praechter: Olympiodor und Kedren

ber die Vorgeschichte des Gespr ches (s. o. S. 226). Da hier derChronist durch Konjektur das Genuine von den Zutaten O.s gesondertund so die bereinstimmung mit anderen antiken Nachrichten berPlatons erste sizilische Reise gewonnen haben sollte, ist nicht denkbar.

Die Sachlage ist also die — das scheint mir unzweifelhaft —, dawir einem byzantinischen Chronisten des 11. Jahrhunderts ein St ckeiner neuen und zwar, soweit wir nach der Probe urteilen k nnen, derbesten Redaktion des Olympiodorischen βίος Πλάτωνος verdanken, unddiese literarhistorisch interessante Tatsache m ge es entschuldigen,wenn ich bei der Besprechung der beiden Darstellungen und ihrenDifferenzen l nger verweilte, als es ihre unmittelbare Bedeutung zurechtfertigen schien.1)

Bern. Karl Praechter.

1) Zur ersten Frage sei hier noch beil ufig bemerkt, da die Erz hlung vonKroisos und Solon, die zu jener Frage das Vorbild geliefert hat, bei Kedrenselbst wieder die R ckwirkung einer Gegen berstellung von Herrscher und Philo-soph erfahren hat. Bei Kedr. I S. 260, 17 ff. erh lt Kroisos auf seine Frage:tivva cLi εύρε&, ω Σόλων, νύβαι,μ,ονέβτεςόν μον, die von wahrhaft r hrender Unschulddes Erz hlers in chronologischen Dingen zeugende Antwort: Λωγένης ό xwtxogεύδαιμονέατεςός ΰού ten xai &λλοι τιολλοί. (Auch dies nach Paris. 1712.) M glich,da hier etwa neben der Anekdote von Alexander und Diogenes auch unserePlatonlegende hereingespielt hat.

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