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ON Hiergeblieben! Wie der Wiener Einzelhandel Menschen in die Läden bringt 02 Thema Die Zukunft des Einzelhandels 04 Vor Ort Zu Besuch bei sechs Wiener LadenbesitzerInnen 10 Wissen Daniela Krautsack über Schaufensterdesign Das Magazin der Wiener Wirtschaft #4

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Hiergeblieben!Wie der Wiener Einzelhandel Menschen in die Läden bringt

02 Thema Die Zukunft des Einzelhandels04 Vor Ort Zu Besuch bei sechs Wiener LadenbesitzerInnen10 Wissen Daniela Krautsack über Schaufensterdesign

Das Magazin der Wiener Wirtschaft #4ONONDas Magazin der ONONWiener Wirtschaft #4ON

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wirtschaftGrätzel

IMPRESSUM (Ausgabe Juni 2014):Medieninhaber und Herausgeber: Wirtschaftskammer Wien, Anschrift von Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: 1010 Wien, Stubenring 8-10, Redaktion: Klaudia Smith, Gabriele Kolar, Susanne Kornfeld, Elisabeth Märzendorfer, Christoph Rösch, Martin Foszczynski, Lektorat: Susanne Spreitzer, Grafi k: Starmühler Agentur & Verlag GmbH (C. Starmühler, B. Kaiser), www.starmuehler.at, Druck: Leykam Druck GmbH & Co KG, 8020 Graz, Eggenberger Straße 7, Grundlegende Richtung: Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen aller Mitglieder der Wirtschaftskammer Wien, Offenlegung gem § 25 MedienG: wko.at/wien/offenlegung

Thema02 Wie die Wiener EinzelhändlerInnen

die Menschen in die Läden bringen

vor Ort04 Der Lokalaugenschein bei sechs Wiener LadenbesitzerInnen

Wissen10 Daniela Krautsack über Storytelling

im Schaufensterdesign

Events12 Das Wiener Einkaufsstraßen-

Festival 2014

Service14 WK Wien-Angebote zum Thema

Anfassen erwünscht. In Anita Ridlers Laden für Vintage-Mode in der Josefstadt kom-

men die Kleider zwar auch von der Stange, Unikate sind sie trotzdem. Jedes der Teile von Designern wie Chanel oder Dolce & Gabbana ist ein Einzelstück aus den großen Kollektionen der 50er bis 70er Jahre, das von KundInnen entdeckt, erfühlt und probiert werden will.Mit diesem Angebot setzt sie nicht nur einen bunten Akzent in einer der bekannten Wiener Einkaufsstraßen. Sie steht auch beispielhaft für eine Besonderheit des Wiener Einzelhan-dels. „Hier gibt es viele wirklich gelebte Ge-biete, in denen sich die Einzelhändler mit dem Standort identifizieren und mit viel persön-lichem Engagement Standortverantwortung übernehmen“, erklärt dazu Guido Miklautsch, Chef des Wiener Einkaufsstraßen-Manage-ments der WK Wien. Diese Haltung drückt sich auch dadurch aus, dass viele Wiener Ein-zelhändlerInnen in Einkaufsstraßenvereinen organisiert sind und es in der Bundeshaupt-stadt weit weniger Filialen großer Handels-

ketten gibt als in deutschen Großstädten. Wo dort oft die Uniformität großer Handelshäuser das Stadtbild prägt, lebt in Wien noch die Viel-falt – vor allem in kleineren Grätzeln abseits der bekannten Einkaufsstraßen.

Einkaufen mit WohlfühlfaktorStraßenzüge wie jene rund um die Oberkircher-gasse im 19. Bezirk waren früher Dörfer, die erst nach und nach fest mit der Stadt verwach-sen sind. Die frühere Provinzialität ist längst passé. Bewahrt haben sie sich eine eigene Iden-tität, die sich auch in der besonderen Nähe von GrätzelbewohnerInnen und Einzelhandel aus-drückt. „Das Angebot in unmittelbarer Nähe ist für die WienerInnen extrem wichtig“, das würden auch die Kaufkraftanalysen belegen, meint Miklautsch. Wer im Grätzel einkauft, schätzt vor allem den persönlichen Kontakt zu den HändlerInnen und dass der Branchen-Mix hier stimmt. „Der Wohlfühlfaktor ist im Grätzel entscheidend“, so Miklautsch. Dafür muss die Balance zwischen Handel, Gewerbe und Gast-

Vielfalt Beim Einkauf schätzen die HauptstädterIn-nen ihre Grätzel und Geschäfte mit Persönlichkeit. Doch auch in Wien braucht der Einzelhandel neue Strategien im Wettbewerb mit dem Onlinehandel.

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Inhalt

Wer zahlt’s?Wiens UnternehmerInnen sorgen mit Engagement, aber auch mit ihrem Geld dafür, dass unsere Grätzel bunt und lebenswert bleiben.

Prächtige Weihnachts-festbeleuchtungAdvent in Wien ohne Weihnachtsbeleuchtung? Unvorstellbar! Erst wenn Ende November die Wiener Einkaufsstraßen in allen Farben erstrahlen, geht für die WienerInnen die Weihnachtszeit so richtig los. Nur wenige wissen aber, dass diese Weihnachtsbeleuch-tungen vorwiegend von den Unternehme -r Innen der Straßen selbst bezahlt werden.

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Grätzel

ronomie stimmen. Dann gehen die Menschen auch auf die Straße und nicht ins Web. Gerade mit dem Onlinehandel ist den Geschäftsleuten in Wien ein sich dynamisch entwickelnder Konkurrent erwachsen. Die KMU Forschung Austria hat be-reits 2011 erhoben, dass sich die Ausgaben im Internethandel allein im Zeitraum von 2006 bis 2011 verdreifacht haben – vor allem in den Be-reichen Bücher, Bekleidung und Elektronik. Ob-wohl es für Österreich noch keine neueren Da-ten gibt, deuten aktuelle Zahlen des deutschen IT- Branchenverbandes BITKOM stark arauf hin, dass sich diese Entwicklung eher beschleunigt als verlangsamt hat. Das Internet nur als Gefahr zu sehen, findet Georg Gumpinger vom Kommunalberatungs-unternehmen CIMA, der gerade eine neue Kaufkraftstromanalyse für die Wirtschafts-kammer Wien erstellt, trotzdem falsch. „Es gibt einige Ansätze, die dem Einzelhandel nutzen können“, meint er. Wie zum Bei-

spiel der Ropo-Effekt: Viele Konsumen-tInnen bevorzugen zwar die Recherche im Netz, kaufen aber im stationären Handel, um beim Transport Kosten und Zeit zu spa-ren. Research online – Purchase offline funk-tioniere allerdings nur, wenn der stationäre Handel die Verfügbarkeit im Laden ums Eck gewährleisten kann und sich als hochwerti-ger Dienstleister definiert: „Um sich von den Online-Händlern abzuheben, muss es im Ein-zelhandel in der Stadt noch eine viel höhere Service- und Qualitätsorientierung geben“, mahnt der CIMA-Berater: „Bei der Zufrieden-heit mit Service und Beratungsqualität gibt es aber laut unserer letzten Erhebung aus Sicht der KundInnen in Wien noch einigen Nachholbedarf.“

Ohne Web geht’s nichtÄhnliches gilt für die Präsenz vieler klei-

Neustrukturierung der Förderung2014 wurde die Geschäftsstraßen-Förderungvon jährlich 1,2 Mio. auf 0,9 Mio. Euro redu-ziert. Gleichzeitig wurde eine neue Geschäfts-gebiets-Förderung von 0,4 Mio. Euro ins Leben gerufen. Mit dieser sollen einzelne Projekte längerfristig unterstützt werden. Die Neu-Strukturierung der Förderung ist nicht unum-stritten. Ob Nachjustierungen notwendig sind, werden die kommenden Monate zeigen.

Straßenfeste und GrätzelzeitungenAuch viele Straßenfeste und Grätzel-zeitungen werden von Einkaufsstraßen-Vereinen gestaltet und fi nanziert. Für kleine Unternehmen eine der wenigen Möglich-keiten für kostengünstiges und zielgruppen-genaues Marketing. Für Wiens Konsumen-tInnen sind Grätzelzeitungen ideal, um sich über Angebote in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld zu informieren.

Stadt und Kammer helfenDie UnternehmerInnen werden nicht allein gelassen. Viele ihrer Aktivitäten werden durch die Wirtschaftskammer Wien und die Wirtschaftsagentur Wien fi nanziell unter-stützt. Die Wirtschaftskammer Wien stellt zusätzlich 17 Einkaufsstraßen-Manage-rInnen zur Verfügung, die die insgesamt 80 Einkaufsstraßen-Vereine organisatorisch und mit ihrer Kreativität unterstützen.

nerer Läden im Web. Trends wie Click and Collect – also

der Kauf über den Webshop und die Abholung der Ware im stationä-

ren Handel – sind zwar auf den großen Ein-kaufsstraßen schon angekommen, in den kleineren Grätzelläden aber noch Zukunfts-musik: „Natürlich stellt sich für den kleinen Einzelhändler dabei immer die Frage: Lohnt sich der Aufwand für mich? Aber am Web als Kanal, auf dem man präsent sein muss, wird niemand vorbeikommen“, glaubt auch Guido Miklautsch von den Wiener Einkaufs-straßen. Die angebotenen Produkte müssen dafür nicht hightech sein oder der neuesten Mode folgen. Nachhaltiges Handeln beschäf-tigt immer mehr KonsumentInnen. Davon profitiert der Spezialist, bei dem sich bei der Webrecherche die richtige Schraube für den kaputten Geschirrspüler findet – oder das einzigartige Vintage-Dior-Originalkleid aus den 60ern für den großen Auftritt bei der nächsten Gala.

ronomie stimmen. Dann gehen die Menschen auch auf die Straße und nicht ins Web. Gerade mit dem spiel der Ropo-Effekt: Viele Konsumen-

nerer Läden im Web. Trends wie Click and Collect – also Click and Collect – also Click and Collect

der Kauf über den Webshop und die Abholung der Ware im stationä-

So bunt wie das LebenÜber 80 Straßenzüge haben sich in Wien in eigenen Vereinen organisiert. Da passt der Slogan der Einkaufsstraßen.

Thema

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Secondhand bedeutet im Fall der Mode von Frau Ridler auch, dass sie zuweilen von den Starletts aus Sex and the City getragen wurde. Ein wenig Glamour ins Grätzel bringen kann für die Boutique-Betreiberin nicht schaden.

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mit SchanigartenSunset Strip

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Vintage Mitten im Achten verkauft Fashion-Expertin Anita Ridler Mode für die Frau von Welt. Die Teile in ihrer Secondhand-Boutique Celestine stammen häufig aus dem Fundus von Hollywood-Filmen – das macht sie auch für IT-Girls mit Kontorahmen erschwinglich.

Dass sie ihre Boutique im Achten betreibt, sei Zufall, sagt Anita Ridler, auch wenn die

Josefstadt zunehmend von trendigen Leuten be-wohnt wird. Als frühere High-Label-Bedienstete in München kennt sie die exklusivsten Mode-häuser von innen. „Einen eigenen, kleinen La-den abseits der mondänen Fashion-Welt zu be-treiben, schwirrte schon immer in meinem Kopf herum. Mir geht es in erster Linie um guten Stil und nicht um den Status.“ Seit Ende 2011 ist die Idee von Frau Ridler, die vor sieben Jahren nach Wien kam, Realität. Und sie trifft auf großen Zuspruch. Die Vintage-Boutique konnte bereits viele Stammkundinnen gewinnen, von jungen Mädchen bis zur Opernball-Dame. Auch promi-nente Gesichter aus Film und Theater würden regelmäßig einkaufen, sagt Frau Ridler. Lauf-kundschaft habe sie seltener – eher suchen stil-bewusste Frauen die Boutique gezielt auf.

Eine Frage des StilsWas Frau Ridlers Laden so anziehend macht, sind Unikate zu erschwinglichen Preisen. „Mode von exklusiven Häusern wie Chanel oder Prada be-kommt man sonst nur im 1. Bezirk. Bei mir kön-nen auch modebewusste Frauen mit schmalerem Geldbeutel zuschlagen.“ Möglich machen den Preisvorteil Frau Ridlers Verbindungen zur Film-szene, insbesondere zu einem großen amerika-nischen Filmfundus, bei dem eine Freundin aus Jugendtagen arbeitet. „Ich beziehe die Kleidung von Drehs und Foto-Shootings. Es waren schon Röcke dabei, die von den Darstellerinnen aus

Frau Ridler kennt viele ihrer Kundinnen beim Namen, persönliche Betreuung ist ihr wichtig.

Straßenfeste wie die Weltreise der Musik locken neue Gesichter in die Boutique.

Sex and the City getragen wurden. Auch Origina-le aus den 1960er Jahren, etwa von Karl Lager-feld.“ Die eher abwertende Bezeichnung Second-hand träfe auf ihre Ware so auch nur bedingt zu– wen stört es schließlich, wenn Sarah Jessica Parker im eigenen Rock steckte? „Gerade die Ge-schichte hinter einem Kleidungsstück macht es für viele zu etwas ganz Besonderem, manchmal wird sogar ein Beweisfoto mitgeliefert.“

Auf Tuchfühlung mit den StarsVon einem anderen amerikanischen Original, der Shopping-Mall, hält Frau Ridler hingegen wenig. „Ich mag die familiäre Atmosphäre kleiner Läden. Im Modegeschäft sind Vertrau-en und Beratung wichtig.“ Den heimeligen Spirit registriert sie auch händlerübergreifend, zumindest bei den neuen BetreiberInnen im Grätzel. „Wenn eine Kundin passende Schuhe zu einem Kleid sucht, rufe ich schon mal beim Schuhhändler gegenüber an und er bringt ei-nige Paare vorbei.“ Events, die vom Kaufleute-Verein Josefstadt organisiert werden, können zusätzliche Impulse geben. An der ersten Welt-reise der Musik, einer Konzert-Tour durch rund ein Dutzend Geschäfte, wollten sich im tristen Dezember noch nicht allzu viele BesucherInnen beteiligen. Auf Frau Ridlers Vorschlag fand nun die zweite Ausgabe im Frühsommer statt. „Die Stimmung war toll, die MusikerInnen konnten sogar draußen auf der Straße spielen.“ Ein biss-chen Sunset Strip mit Schanigärten. ≥ www.einkaufsstrassen.at

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Rund 300 internationale Käsesorten verkaufen Azmi und Ugur Ersoy am Brunnenmarkt. Ihren Stand müssen sie jeden Abend wegräumen.

vor Ort

Herr Ersoy hievt einen 38 kg schweren Par-mesan-Laib hoch und streicht liebevoll über

seine Schale, dahinter berät Neffe Ugur eine Kundin bei der Auswahl. „Als Händler ist man mit dem Herzen dabei“, sagt er kurz darauf. Das gilt besonders für den Brunnenmarkt, der als einer der letzten Straßenmärkte Wiens Abend für Abend geräumt werden muss. „Der Käse kommt ins Kühlhaus, der Stand wird abgebaut. Das ist schon sehr mühsam“, lacht FH-Student Ugur. Die Straße gegen einen Supermarkt ein-tauschen wollen er und sein Onkel aber nicht. Zu sehr lieben sie das besondere Flair und die Bande, die zwischen den Marktständen beste-hen. „Hier kennt jeder jeden, man grüßt sich über die Köpfe hinweg“, sagt Herr Ersoy, der vor zehn Jahren das Käseparadies übernahm. Schon

seit Anfang der 1990er Jahre lebt die Familie in Wien, ebenfalls im Brunnenviertel, das zu ihrer zweiten Heimat geworden ist.

Standort StraßenmarktAus geschäftlicher Sicht hat der Standort Straße durchaus Vorzüge. „Die Leute finden ihren Weg ganz von selbst zu uns, circa 70 % unserer Kun-den sind Stammkunden – von Studenten bis zur 90-jährigen Pensionistin.“ Nur Touristen ließen sich in der Brunnengasse selten blicken, ganz im Gegensatz zum Naschmarkt, der in keinem Wien-Reiseführer fehlt. Stören würde die Käse-Experten eine vergleichbare Besucherschwemme nicht, denn insgesamt leiden Grätzel-Händler unter spürbarem Kundenschwund, was Ugur auf zwei Tendenzen zurückführt: „Einerseits

wirkt sich die Dominanz der Supermärkte seit zehn Jahren deutlich negativ auf das Geschäft aus. Andererseits kommt die Generation, die typischerweise auf dem Markt einkauft, in die Jahre bzw. stirbt letztlich aus.“ Das sei schade, schließlich könne kaum eine Kaufhaus-Käseab-teilung mit der Auswahl im Käseparadies mit-halten. KundInnen erhalten fachkundige Bera-tung, Verkosten gehört selbstverständlich dazu. „Außerdem kann man bei uns noch feilschen“, schmunzelt Ugur. Angesichts der schwierigen Lage sind Events, die der Verein der Brunnen-viertel-HändlerInnen veranstaltet, umso wich-tiger: „Wir veranstalten Gutscheinaktionen und Straßenfeste – oft mit Live-Musik. Das zieht neue Leute ins Grätzel, die dann auch einkau-fen.“ Nur einmal in seiner Laufbahn dürfte Herr Ersoy über den starken Andrang auf seinen Stand wenig erfreut gewesen sein – damals, am Silvesterabend vor ein paar Jahren: „Da hat man uns die Kunststoff-Maus, die früher neben dem Riesen-Käseeck das Standdach zierte, gestoh-len.“ ≥ www.kaeseparadies.at

Sendung ohne MausDie Konkurrenz der Supermärkte bekommen Grätzel-HändlerInnen deutlich zu spüren, sagen Azmi Ersoy und sein Neffe Ugur vom Käseparadies am Brunnenmarkt in Ottakring. Trotzdem würden sie die Straße niemals gegen ein Einkaufszentrum tauschen.

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Wenn die gebürtige Niederösterreicherin Katharina Brauner über das Heimischwer-

den im Lichtental nachdenkt, schwingt auch eine Brise Fernweh mit: „Als Studentin habe ich mir immer die tropischen Auslagen im HTS-Reisebüro angesehen. Später begann ich hier zu jobben, habe Kataloge geschlichtet.“ Seit 2010 leitet sie den Laden, der nur zwei Häu-ser von ihrer ersten Wohnung in Wien ent-fernt liegt, selber. Wenn sie zur Arbeit geht, winkt der Fleischhauer und die Leute grüßen mit „Hallo Kathi“. „Ich mag das Familiäre an meinem Grätzel. Mit der Anonymität von Groß-städten wie Berlin kann ich nichts anfangen.“

Gekommen, um zu bleibenDie Verbundenheit versucht Katharina Brau-ner auch in ihrem Berufsleben zu fördern. Als Obfrau von Ihre Spezialisten im Alsergrund steht sie einem von vier Einkaufsstraßenverei-nen im 9. Bezirk vor. Besonders Kleinst- und Kleinunternehmen gelte es zu unterstützen. Organisiert werden u. a. Muttertagsaktionen und Straßenreportagen in der Bezirkszeitung. „Der Mitgliedsbeitrag beträgt 180 Euro netto

Mit ihrem „persönlichen“ Reisebüro sorgt Katharina

Brauner für eine Brise Exotik in der Liechtensteinstraße.

Ihr Grätzel möchte die Welten bummlerin

nicht missen.

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WeltladenKatharina Brauner, Inhaberin des HTS-Reisebüros, ist kein Großstadtmensch und mag ihr Grätzel. Das freundschaftliche Flair ließ die begeisterte Weltenbummlerin in Lichtental sesshaft werden.

im Jahr, im Gegenzug erhalten die insgesamt 54 Betriebe Services wie die Aufnahme in den Grätzel-Einkaufsführer.“ So sehr es sich hier leben lässt, als Geschäftsviertel sei das Gebiet rund um die obere Liechtensteinstraße schwie-rig, insbesondere seitdem große Arbeitgeber und die nahe WU abgezogen sind. Zum Stand-ort Grätzel rät sie JungunternehmerInnen aber dennoch, schon alleine aus Kostengründen. „Die Mieten großer Shoppingmeilen wie der Mariahilfer Straße sind für die meisten Neuein-steiger nicht leistbar.“Sie selbst sei von Passantenströmen weit-gehend unabhängig. „Wir haben 99 Prozent Stammkunden aus ganz Österreich und wer-

den durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiter-empfohlen. Die Leute schätzen die individuelle Betreuung in unserem persönlichen Reisebü-ro.“ Auf die Frage, ob ihr das Wiener Grätzel als Fernweh-Getriebene nie zu eng geworden sei, muss Katharina Brauner schmunzeln. Einmal in Botswana, ohne Handy und einen Sonnen-untergang betrachtend – ja, da seien auch ihr Aussteigergedanken gekommen. „Die Sonnen-untergänge in der Wiener Vorstadt sind aber auch sehr schön“, sagt sie. Noch schöner sei es, seine NachbarInnen zu kennen, die geschäft-lichen ebenso wie die privaten. Irgendwie sei sie hier nicht nur hängengeblieben, sondern angekommen. ≥ www.hts-reisen.at

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vor Ort

Ein gutes Stück WienWiener Seife-Macherin Sonja Baldauf hat sich in ein einzigartiges Produkt und ihr Grätzel verliebt. Mit ihrem Laden samt Manufaktur sorgt sie für bunte Akzente in der Gasse – Kunden erreicht sie aber eher über engagiertes Marketing und Aktionen. Viele im Verbund mit den Kaufleuten der Landstraße.

In die Wiener Seife hat sich Frau Baldauf verliebt, bevor sie noch ein Stück in der Hand hielt. „Eine TV-Doku über die kaltgerührte Kokosölseife eines

Stadlauer Seifensieders hat mein Leben verändert. Als ich das erste Exemplar auf der Haut spürte, war ich von der Qualität überwältigt. Durch das kalte Verseifen bleiben Vitamine und Wirkstoffe erhalten, der Schaum ist beson-ders cremig.“ Das Produkt lockte die Vorarlberger Verpackungsdesignerin nach Wien. Hier sollte sie abemals ihr Herz verlieren. „Im Bezirk Landstraße ist ein dunkles Kellerlokal freigeworden. Ich wusste, daraus lässt sich etwas machen.“Heute präsentiert sich der duftende Seifenladen in der Hintzerstraße aufge-mascherlt wie ein Geschenkpäckchen. In der Auslage hängen Seifendekos, vio-lette Rollläden und Klappstühle sorgen für Farbtupfen in der Gasse. „Wir wollen etwas Schönes ins Grätzel bringen und die Aufmerksamkeit der Passanten auf uns ziehen.“ Frau Baldauf gewinnt ihre StammkundInnen auch mittels enga-gierter Marketingarbeit. „Ich bin bei möglichst vielen Märkten dabei, denke mir ständig neue Aktionen aus.“ TV-Berichte haben die Wiener Seife auch bei TouristInnen bekannt gemacht. Die könnten nach Frau Baldaufs Geschmack noch viel zahlreicher kommen. „Die Landstraße ist wie gemacht zum Flanieren und Einkaufen.“ Als aktives Mitglied des lokalen Kaufleute-Vereins versucht sie den Standort zu fördern. Große Handelsketten ließen etwa bei Straßenfesten aber häufig aus. Das sei schade, eine wirkliche Konkurrenz sieht Frau Baldauf in Industrieartikeln aber ohnehin nicht. ≥ www.stobaseife.at

Im Tandem: Mit dem Mix aus Radladen und Kaffeebar traf Markus Böhm ins Schwarze.

Die Operngasse werde immer mehr zur Meile für Kaffee-Fans.

In der Seifenmanufaktur stellt Ehemann und Seifenmacher Christoph per Hand rund 60 Kreationen der Naturseife her. Etwa ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet der Online-Shop.

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Zeigt her eure FüßeMit dem „Boulevard zum Wienerwald“ ginge es abwärts, sagt Schuhmoden-Inhaber Heinrich E. Buresch. Das Geschäft erhalten StammkundInnen, die auf Qualität Wert legen.

Ein waschechter Sohn von Hernals sei er, wenn auch ein zwischenzeitig verlorener, sagt Heinrich E. Buresch. Nach

einer Wien-Auszeit übernahm er 1983 den Schuhladen von seiner Mutter Anna. Heute würde er im oberen Bereich der Hernalser Hauptstraße kein Geschäft mehr aufsperren. „Lei-der tut sich hier wenig. Die benachbarte Traditionskonditorei L. Heiner alleine reicht nicht aus, um für Frequenz zu sorgen.“ Dass die Türglocke seines Schuhladens klingelt, liegt vor allem am treuen Kundenstock, den er sich über die Jahre ge-schaffen hat. „Die Leute kommen schon auch wegen mir“, schmunzelt Herr Buresch. „Die meisten Kunden kenne ich persönlich – sie schätzen es, dass ich mir Zeit für sie und ihre Füße nehme.“ Während die StammkundInnen etwa 70 % ausmachen, käme immer noch 30 % Laufkundschaft. Und die werde nicht etwa mit schriller Werbung oder einem auf-wändigen Online-Auftritt gelockt. Eine reifere Dame wie die Schuhmoden Mary überzeugt mit anderen Qualitäten. „Ich ar-beite viel mit Auslagengestaltung. Die geräumigen Glasvitri-nen schaffen es immer noch, Aufmerksamkeit von Passanten auf sich zu ziehen. Meine Spezialität sind aber halb handge-fertigte Maßschuhe, und zwar zu Hernalser Preisen.“ Die äußere Hernalser Hauptstraße sei durchaus wachzuküs-sen, dazu müsse aber mehr auf die Händlerauswahl geachtet werden“, meint Herr Buresch. „Es fehlt an neuen, originellen Geschäften.“ Seine ideale Einkaufsstraße gibt es schon. „Das ist die Währinger Straße. Hier passt das Ambiente und der Branchen-Mix. Heimelig fühlen und doch Auswahl haben, da-rauf kommt es an.“ ≥ www.schuhmodenmary.at

Expresso BarEines hätten die alte Espressomaschine auf dem Tresen und die im

Shop ausgestellten Retro-Räder gemeinsam: „Die Entwicklung seit den 60er Jahren konnte an ihnen im Wesentlichen nichts verbessern.“ Im Gegenteil, findet Markus Böhm. Sein Herz schlägt für klassische Stahl-Rennräder und guten Kaffee – beides vorzugsweise aus Italien.

Dass so viele seine Vorliebe teilen, habe er nicht erwartet. „Das Radlager begann als Hobby. Ich habe mich bei einem Altwarenhändler in ein Mo-dell verliebt und dann einige Retro-Bikes zusammengekauft. Damit veranstalteten wir im Freundeskreis nächtliche Rennen um den Häuserblock. Später wollten immer mehr Leute solche Räder.“ Der allgemeine Rad-Boom tat sein Übriges. 2006 zog Böhm in die Operngasse um, seither wird der Rad-Laden immer mehr zum Lokal. Der Espresso aus der historischen Faema E 61, hinter der er oft selber steht, gilt manchen als der beste der Stadt. Auch kleine Speisen wie Pastrami-Sandwiches kurbeln das Geschäft an. „Es kommen viele TU-Studenten und Touristen vom nahen Naschmarkt.“ Freilich verkauft Böhm auch immer noch Räder samt passendem Zubehör, das gleichsam als Inventar Regale und Ablagen des werkstattähnlichen Lokals schmückt. „Der Mix macht es aus. Räder und Kaffeehaus gehen eine Symbiose ein.“ Bis ins kleinste Detail: Ein alter Ledersattel dient als Türstopper zur Operngasse hinaus. Die sei als echte Einkaufsstraße eine Spur zu laut. „Dafür siedeln sich hier immer mehr Café-Lokale an – gemeinsame Projekte wie ein Kaffeefestival kann ich mir in Zukunft gut vorstellen.“ ≥ radlager.myshopify.com

Markus Böhm scheut keine Konkurrenz. Sein Radlager, eine Melange aus Espressobar und Bike-Shop, bleibt der bunte Hund im Peloton.

Herr Buresch nimmt immer noch selber Maß an den Füßen

seiner Kunden.

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WissenWissen

Woher rührt Ihre Faszination für Retail und Schaufensterkonzepte, Frau Krautsack?Meine Mutter war Schaufensterdekorateurin. Ich konnte ihr schon als kleines Kind bei der Arbeit zusehen und war früh davon begeistert. Als ich dann später für eine der führenden Me-diaagenturen in der ganzen Welt unterwegs war, sind mir viele Shop- und Retailkonzepte begeg-net, die ich so aus Österreich nicht kannte.

Sie haben sogar Forschungsreisen unternom-men, um diesen Konzepten nachzuspüren. Können Sie uns ein Beispiel nennen, das Sie besonders beeindruckt hat?Was man bei der Gestaltung von Schaufenstern alles richtig machen kann, habe ich vor den Ga-leries Lafayette auf dem Boulevard Haussemann in Paris erlebt. Da kleben jedes Jahr Menschen in drei Reihen vor den Schaufenstern, um sich Foto

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Melodienfür die Straße

werden. Erfahrungsgemäß werden die Betrachter dadurch motiviert, in den Shop zu gehen.

Klingt aufwändig. Funktioniert dieses Konzept auch für kleine EinzelhändlerInnen?Gerade für die. Wer wenig Werbebudget hat, kann das eigene Auslagenfenster als Werbeflä-che für Marke und Produkt nutzen. Die Produk-te können dabei entweder zentral oder auf sub-tile Weise in die Geschichte eingebaut werden. Wichtig ist nur, dass die Umsetzung kreativ, au-ßergewöhnlich und auch etwas provokativ ist.

Wenn ich die Auslage eines Brillengeschäfts neu gestalten muss, werde ich es wohl kaum schaffen, provokativ zu sein ...Dafür braucht es nur die Ambition, sich Gedan-ken zu machen! Oft höre ich von Geschäftsinha-bern: „Ist mir zu mühsam … zu teuer …“ Dabei

die Inszenierung von Szenenbildern aus Ge-schichten wie Alice im Wunderland anzusehen. Das zeigt mir immer wieder, wie eine Kombi-nation aus Storytelling, Ästhetik in der Umset-zung und Innovation in irgendeiner Form viel Aufmerksamkeit und Frequenz erzielen kann.

Was meinen Sie mit Storytelling genau?Schaufensterauslagen sind Bühnen, die man nutzen kann, um Produkte in eine Rahmen-handlung einzubetten. Das muss nicht immer eine bekannte Geschichte sein, sondern kann z. B. eine Auseinandersetzung mit zeitkritischen Themen sein. Der Fotograf David LaChapelle ent-wirft Szenen für seine Fotos, die in ihrer Kreati-vität, Provokation und Außergewöhnlichkeit ein Vorbild für Schaufensterdesigner sein könnten. So wie ein guter Regisseur ein Stück inszeniert, muss auch das Produktportfolio in Szene gesetzt

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Schaufenster Daniela Krautsack, Inhaberin der Agentur Cows in Jackets, war viele Jahre für große Werbefirmen unterwegs, um sich von neuen Retailkonzepten inspirieren zu lassen. ON hat sie verraten, warum Schaufenster einer gewissen Melodik folgen sollten.

Das 1865 eröffnete Warenhaus Printemps in

Paris lässt auch in seinen Schaufenstergeschichten

gerne den Luxus vergangener Epochen aufleben.

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Kunst verbindetWie man mit Events Aufmerksamkeit und Frequenz generiert, haben 45 Geschäfte in Wien Neubau im Mai mit ihrem Kunstfrischmarkt heuer schon zum zweiten Mal vorgeführt. Die Kaufl eute des Grätzels stellten 50 jungen KünstlerInnen ihre Shops als Ausstellungs-fl äche zur Verfügung. Dort konnten Kunstinte-ressierte ihre Werke um Preise zwischen 50 bis max. 350 Euro kaufen. Den kürzesten Weg zwischen den teilnehmenden Läden vermittelte ein Lageplan. Außerdem gab es Führungen, zwei Gratis-Kinder-Kunst-Workshops und abends jede Menge Live-Events. Resümee der Veranstalterin Katharina Franke: „Wir haben mit dem Kunstfrischmarkt viele Menschen zu uns in die Läden geholt, die sonst vielleicht an un-seren Schaufenstern vorbeigehen. Dass wir auf diese Art ins Gespräch kommen und sie an uns binden, ist ein schöner Nebeneffekt der Aktion.“

info www.kunstfrischmarkt.at

gibt es viele Künstler, die sich alleine über die Möglichkeit freuen würden, eine Plattform nut-zen zu können. Gutes Storytelling ist überall umsetzbar. Menschen wollen heute beim Ein-kaufserlebnis etwas Außergewöhnliches sehen und unterhalten werden. Vielleicht greift der Inhaber eines Brillengeschäftes einen Trend wie die Farbe des Jahres auf oder vielleicht bietet er Studenten von Kunsthochschulen die Möglich-keit, ein Konzept zu entwerfen.

Muss ich mir auch über die Innenarchitekturdes Shops Gedanken machen?Natürlich. Kunden wollen auch im Shopinneren vom Interior Design überrascht werden. Ein re-gelmäßig neuer Look ist besonders bei Läden mit junger Zielgruppenstruktur gefragt. Vor allem Bekleidungsgeschäfte laden oft Straßen-künstler ein, dem Geschäft mehrmals pro Jahr eine neue Optik zu verleihen.

Lohnt sich der Aufwand?Laut Aussagen internationaler Experten und Verantwortlicher großer Einkaufshäuser, ja. Ich höre das nicht nur bei Konferenzen, sondern mache mir vor Ort stets selbst ein Bild. Wer nicht nur One-offs macht, sondern die Strategie der Auslagengestaltung sowie des Shopdesigns langfristig inszeniert, hat definitiv einen Wett-bewerbsvorteil.

Apropos Internet. Sehen Sie durch Schaufens-ter- und Shopdesign eine Möglichkeit, besser gegen die Konkurrenz durch den E-Commerce zu bestehen?Eine Website kann zwar clever programmiert sein und mit Storytelling-Aspekten begeistern, aber ich kann in dieser virtuellen Welt nichts

riechen, schmecken oder ertasten. Im Laden hingegen habe ich ein Seh- und Hörerlebnis mit Dolby-Surround-Effekt.

Können sich Internet und stationärer Handel nicht auch ergänzen?Es gibt viele dieser Multichannel-Beispiele. In Tokio, Shanghai und Hongkong habe ich einige Shopping-Konzepte gesehen, die den Einkauf im Einzelhandel mit einem Real-Time-Online-Shopping-Erlebnis verbinden. Da können zum Beispiel Kunden während einer Modeschau di-rekt im Online-Shop die gezeigten Outfits be-stellen. Solche Services vermisse ich in Wien noch. Wenn es hier eine Bluse nicht in meiner Größe gibt, sagt mir die Verkäuferin, ich soll’s in einer anderen Filiale drei Bezirke weiter pro-bieren.

Um auf das reale Einkaufserlebnis zurück-zukommen: Welche Rolle spielt die Einkaufs-straße selbst?Wenn sich die einzelnen Shops zusammen-tun, können sie viel erreichen, um ein eigenes Profil herauszuarbeiten. Die Neubaugasse hat beispielsweise mit dem Flohmarkt tolle Arbeit geleistet. Wer durch solche Events und ein be-sonderes Angebot eine eigene Grätzel-Identität entwickelt, kann das auch im Retail-Design der einzelnen Läden sichtbar machen und so zu ei-ner Marke werden. Das Storytelling bekommt dadurch eine Art Melodik, die wiedererkenn-bar ist. Ich glaube zum Beispiel, ich könnte bestimmten Einkaufsstraßen eine bestimmte Symbolik, unterschiedliche Farben und eine gewisse Formensprache zuordnen. Die Wiedner Hauptstraße erkenne ich über ihr besonderes Lichtband im Boden mit einem Augenblinzeln.

2Prinzessin auf der Erbse 2.0: Für dieses Schaufenster-design kooperierten der Computerhersteller Dell und

das New Yorker Kaufhaus Bergdorf Goodman.

Die Vatertags-Deko hat sich Barney’s in New York einfallen lassen, um Produkte nur für Männer zu präsentieren.3

4 Im Laden gibt es heute viele Blickfänge: Hier eine 3-D-Installation in einem Nike-Shop.

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Vorschau Das Wiener Einkaufsstraßen-Festival wurde 2012 aufgrund einer Umfrage ins Leben gerufen. Es findet jährlich statt und soll eine Einkaufsinstitution im September werden.

FestivalDas Wiener-

Einkaufsstraßen-

Für eine erfolgreiche Umsetzung und eine kontinuierliche Projektentwicklung müs-

sen wir an einem Strang ziehen. Nur durch eine gemeinsame Initiative können wir wach-sen und dieses Großereignis etablieren.

Für UnternehmerInnen bringt das Einkaufsstraßen-Festival viele Vorteile:» Imagegewinn» Frequenz- und Umsatzsteigerung» Erfüllung der Wünsche der KundInnen

laut Umfrage

» Mehr Aufmerksamkeit der KundInnen aus Ihrem Einzugsgebiet, die neugierig sind, welche Festival-Aktionen in ihrer Umge-bung stattfinden.

Mit einer Teilnahme bei folgenden Maßnahmen können Sie von diesen Vorteilen profitieren. Die Anmeldung erfolgt ganz einfach online unter www.einkaufsstrassen.at/anmeldung oder über einen Anruf beim Wiener Einkaufsstraßen- Management unter +43 1 514 50-6700, oder über ein E-Mail an [email protected].

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Events

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Foto

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Mit einem großen Gewinnspiel auf www.einkaufsstrassen.at, auf Facebook, per SMS und App soll es vom 25. August bis 21. Sep-

tember 2014 insgesamt 2.000 Preise direkt aus den Wiener Einkaufsstraßen zu gewinnen geben. Unterstützen Sie uns mit einem tollen Produkt aus Ihrem Unternehmen (ab einem Wert

von 20,– Euro)! Im Gegenzug werden Sie als Sponsor bei der Preisvergabe auf www.einkaufsstrassen.at kostenlos genannt.

Anmeldeschluss ist am 11.8.2014

Mit den Deko-Elementen können Sie Ihr Unternehmen ganz im Stil des Einkaufsstraßen-Festivals präsentieren. Machen Sie mit und kennzeichnen Sie Ihr Unternehmen nach außen! Das Deko-Paket beinhaltet:» 8 ausgestanzte Avatare» 5 Preisaufsteller (140 x 195 mm) und

5 Preisschilder (65 x 130 mm)» 2 Stück Fahnen für die AußenanbringungAnmeldeschluss ist der 30.6.2014

Gewinnspiel für KonsumentInnen

Bestellung eines Deko-Pakets

Das Gutscheinheft wird anlässlich des Einkaufs-straßen-Festivals an 90.000 Haushalte rund um die Straßenfeste verteilt (Auflage: 100.000 Stück). Alle abgebildeten Angebote haben eines gemeinsam: 20 % Rabatt auf ausgewählte Produkte. Ihr Druckkostenbei-trag für einen Gutschein: Euro 530,– (Preis exkl. 5 % Werbeabgabe und 20 % USt)Druckunterlagenschluss ist am 30.6.2014

Gutscheinheft für KonsumentInnen

Alle Produktaktionen, Rabatte, Nachlässe, Drein- und Draufgaben können auf www.einkaufsstrassen.at von

Mitgliedern kostenlos genannt werden. Die Gestaltung und Platzierung Ihres Angebotes wird vom Wiener

Einkaufsstraßen-Management übernommen.Anmeldeschluss ist der 31.8.2014

Aktionen auf www.einkaufsstrassen.at

V. l. n. r.: 1 Gut besucht: Wie hier in der Währinger-Straße werden auch heuer einige Fahrbahnen für den Einkaufsbummel gesperrt sein. 2 Einfallsreich: Die Landstraße wählte sogar schon Mr. Trendsetter und Miss Shopping-Queen. 3 Rockig: Beim Fest der Asperner und Esslinger Kaufleute wird’s auf der Bühne gerne lauter. 4 Dynamisch: Beim Festival-Event in Meidling begeisterten 2013 Straßentänzer.

Wiener Einkaufsstraßen-Festival

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie das Wiener Einkaufsstraßen-Festival für sich nutzen können. Machen Sie auf Ihr Unternehmen im Rahmen des Festivals aufmerksam!

Unter www.einkaufsstraßen.at können Sie ver schiedene Unterlagen im Corporate Design des Wiener Einkaufsstraßen-Festivals herunterladen.

19.+20.9.2014

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Service

Die Wiener Einkaufsstraßen-Vereine arbeiten an diesen Zielen unter dem Motto Gemeinsam stärker. Das Wiener Einkaufsstraßen-Manage-ment steht den Wiener Kaufleuten mit vielen Services, Tipps und Infos zur Seite und pflegt einen Informationspool für marktrelevante Daten.

Wiener Einkaufsstraßen-ManagementSie wollen nicht mehr allein um die Aufmerksamkeit Ihrer Kundinnen und Kunden kämpfen? Sie haben Ideen zur Erhöhung des Kundennutzens und der Passantenfrequenz und suchen Umsetzungs-partnerInnen? Sie wollen die Bekanntheit Ihres Geschäftes erhöhen, aber die Werbung ist zu teuer?

Ihr Nutzen als Vereinsmitglied:» gemeinsame Bewerbung des Standortes» Kontakt zu anderen Unternehmen» Informationsaustausch» laufend Informationen über Neuerungen und

Aktivitäten» Mitgestaltungsmöglichkeit» Entscheidungsträger werden

Wie unterstützt die Wirtschaftskammer Wien die Einkaufsstraßenvereine:Ziel ist die nachhaltige Positionierung des ge-meinsamen Standortes durch» Betreuung der Vereine: durch ein gemein-

sames Jahreskonzept, Unterstützung bei der Mediaplanung und vieles mehr.

» Förderungen für Einkaufsstraßenvereine: per-sonell durch Einkaufsstraßen-ManagerInnen und durch geförderte Werbekampagnen. Fo

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» Gemeinschaftsaktionen: wie Verteilung von Produkten zu Anlässen wie Weihnachten oder Muttertag.

» Medienpaket: durch die Bündelung von Schaltungen können Sonderkonditionen erreicht werden.

» www.einkaufsstrassen.at: Informationen über Veranstaltungen und Aktionen sowie ein kostenfreies Unternehmensprofil für alle Mitglieder.

» Social-Media-Aktionen: Mit Gewinnspielen und Aktionen sind die Einkaufsstraßen auf Social-Media-Plattformen vertreten.

info Wiener Einkaufsstraßen-Management+43 514 50-6700 [email protected]

Nicht nur in den bekannten Fußgängerzonen haben sich

die Kaufl eute in Wien zusammengeschlossen.

Auch in den kleineren Einkaufsstraßen lebt der

Teamgeist.

TIPP

Mitgliedwerden

Melden Sie sich bei Ihrem

Einkaufs straßenverein:

+43-51450-6700

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Sie suchen einen geeigneten Standort für Ihre Geschäftsidee? Oder fragen Sie sich, wer in der Umgebung Ihres künftigen Unternehmensstandortes wohnt?

Eine Idee zu haben ist eine Sache, diese zum Erfolg zu machen eine andere. Die richtige Standortwahl ist entscheidend für Ihren Unterneh-menserfolg! Wir unterstützen Sie bei der Suche nach dem geeigneten Standort für Ihr Unternehmen und liefern entscheidungsunterstüt-zende Analysen.

Ihre Vorteile:» Unterstützung bei der Lokalsuche» Analyse der Geschäftsidee im persönlichen Gespräch» Direkter Draht zu Immobilienunternehmen» Standortanalysen» Netzwerk zu mehr als 100 Einkaufsstraßen-Organisationen» Marketingunterstützung bei Neugründung

Wie unterstützen wir Sie? LokalsucheDie Freie-Lokale-Datenbank der WK Wien hilft Ihnen, Informationen über freie Geschäftslokale abzurufen und somit ein passendes Ge-schäftslokal zu fi nden. Durch laufendes Monitoring der freien Lokale ist

unsere Datenbank immer aktuell. Standortanalyse-Informationen über die Soziodemografie der Ein-wohnerInnen, Kaufkraft, Branchen-mix, MitbewerberInnen, Passanten-frequenzen oder öffentliche Erreich-barkeit eines in der engeren Auswahl befindlichen Geschäftlokals unter-mauern Ihren persönlichen, vor Ort gewonnenen Eindruck mit Zahlen, Daten und Fakten. Wir bieten Beratung und Betreuung bei der Standort-suche. Egal, ob Sie ein geeignetes Geschäftslokal suchen oder Informa-tionen zu bestimmten Standorten benötigen – wenden Sie sich an uns.

Freie Lokale – search agentWird ein neues Geschäftslokal in die Datenbank aufge-nommen, welches Ihren Suchkriterien entspricht, schickt Ihnen der search agent automatisch eine Benachrichtigung per E-Mail zu.

info ServiceCenter Geschäftslokale+43-51450-6736 | [email protected]/wien/freielokale

Die Nachfolgebörse Wien ist eine Initiative der Wirtschafts-kammer Wien zur Unterstützung des Generationswechsels in kleinen und mittleren Unternehmen. Überdies soll Neugrün-derInnen der Weg in die Selbstständigkeit erleichtert werden.

VisionUnsere Vision ist es, gemeinsam mit den Betriebsübergebe-rInnen der Einkaufsstraßen das unternehmerische Know-how zu sichern, ExistenzgründerInnen eine Chance zu geben und dadurch die Wiener Einkaufsstraßen weiterhin zu stärken.

Netzwerke für den Erfolg!Einen ganz wesentlichen Faktor für den Erfolg von Betriebsüber-nahmen stellt die enge und gute Kooperation mit kompetenten und verlässlichen PartnerInnen dar. Ein funktionierendes Netz-werk ist unabdingbar für den Betriebsübernahmeerfolg. In der Datenbank der Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Wien werden sowohl AnbieterInnen von Unternehmen als auch InteressentInnen für die Betriebsübernahme aufgenommen, um so eine gezielte Kontaktaufnahme zu ermöglichen. In einem ausführlichen Beratungsgespräch informieren wir Sie über alle Aspekte der Unternehmensnachfolge.Wir besuchen Sie auch gerne persönlich.

info Nachfolgebörse WienStubenring 8–10, 1010 Wien+43-1-514 50-1043 | [email protected] www.wko.at/wien

Sie haben einen Kooperationswunsch vor Augen und haben noch keine/n geeignete/n PartnerIn gefunden?

Kein Problem – das POOL Kooperations-Service der Wirtschafts-kammer Wien unterstützt Sie bei der Partnersuche. Sie möchten Produkte herstellen und suchen eine/n PartnerIn mit entsprechender Infrastruktur und Know-how? Wollen Sie ein großes IT-Projekt umsetzen und der Tag hat nur 24 Stunden? Sie besitzen ein Fitnessstudio und wollen Ihr Angebot erweitern? Dann könnte eine Kooperation das Richtige für Sie sein.Das POOL Kooperations-Service der WK Wien unterstützt Sie da-bei, den/die passende/n KooperationspartnerIn zu fi nden. Rasch, unbürokratisch und kostenlos.

info Kontaktieren Sie [email protected]/wien/pool

Freie Lokale

Nachfolgebörse

POOL – das Kooperations-Service der Wirtschaftskammer Wien

barkeit eines in der engeren Auswahl

Event- TIPP

Wiener

Einkaufsstraßen-

Festival

Infos S. 12

19.+20.9.2014

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für Ihr Anliegen!

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Telefonisch für Sie erreichbarMO von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr, DI bis DO von 8.00 Uhr bis 16.30 UhrFR von 8.00 Uhr bis 16.00 UhrBitte halten Sie nach Möglichkeit Ihre Mitgliedsnummer bereit.

Persönliche BeratungWir beraten Sie gerne persönlich. Bitte um Terminvereinbarung!

DW

Arbeitsrecht und Sozialrecht 1010

Außenwirtschaft 1302

Bildung und Lehre 2010

Gründung und Nachfolge 1050

Innovation und Technologie 1144

Steuern

1625

Umwelt und Energie 1045

Unternehmensführung, Finanzierung

und Förderungen 1177

Verkehr und Betriebsstandort 1040

Wirtschaftsrecht und Gewerberecht 1615

WKO Mitgliedschaft 1155

ServiceNetzwerke, Kooperationen DWEin-Personen-Unternehmen (EPU) 1111Frau in der Wirtschaft 1426Junge Wirtschaft 1347Kreativwirtschaft 1404Netzwerk Diversity 1070POOL Kooperations-Service der WK Wien 6724Wiener Einkaufsstraßen-Management 6700Wiener Marktmanagement 6700WIEN PRODUCTS 1517

Netzwerke, Kooperationen DW

Bildungseinrichtungen der WK Wien DWBerufsinformation (BiWi) 6518

FHWien-Studiengänge der WKW 5744Hernstein Institut

5600Werbe Akademie

5251WIFI Management Forum

5232WIFI Wien

5555Tourismusschulen MODUL 01/476 70-0MODUL University Vienna 01/320 35 55-0

Bildungseinrichtungen der WK Wien DWBerufsinformation (BiWi) 6518

Bildungseinrichtungen der WK Wien DW

Bildungseinrichtungen der WK Wien DW

Bildungseinrichtungen der WK Wien DW

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DW

Sparte Gewerbe und Handwerk 2222

Sparte Industrie 1250

Sparte Handel

3242Sparte Bank und Versicherung

1283Sparte Transport und Verkehr

3579Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft 4107Sparte Information und Consulting

3720

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