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PRAXISLEITFADEN Optimierte Prozesssteuerung auf Basis mobiler Datenerfassung Mobile Datenerfassung im Unternehmen - Grundlagen - Praxisbeispiel

Optimierte Prozesssteuerung auf Basis mobiler Datenerfassung · 2018-11-23 · Industrie und Handelskammer Chemnitz Straße der Nationen 25 09111 Chemnitz Postfach 4 64, ... (QR)

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PRAXISLEITFADEN

Optimierte Prozesssteuerung auf Basis mobiler Datenerfassung

Mobile Datenerfassung im Unternehmen - Grundlagen - Praxisbeispiel

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ImpressumHerausgeber: Industrie und Handelskammer Chemnitz Straße der Nationen 25 09111 Chemnitz Postfach 4 64, 09004 Chemnitz Tel.: +49 371 6900-0 Fax: +49 371 6900-19 1565 E-Mail: [email protected]

Rechtsform: Die IHK Chemnitz ist eine Körperschaft des öffent-lichen Rechts.

Vertretungsberechtigte: Präsident: Franz Voigt Hauptgeschäftsführer: Hans-Joachim Wunderlich

Zuständige Aufsichtsbehörde: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Redaktion: Westsächsische Hochschule Zwickau Prof. Dr. rer. pol. habil. Tobias Teich Tel.: +49 375 536 3415 E-Mail: [email protected] Dr.-Friedrichs-Ring 2A 08056 Zwickau www.fh-zwickau.de

Druckerei: Druckerei Weiß Wittgensdorfer Straße 54 09114 Chemnitz

Stand: Dezember 2014

HaftungserklärungDas Werk mit seinen Inhalten wurde mit größtmöglicher Sorg-falt erstellt und gibt den zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellen Stand wieder. Dennoch kann für seine Vollständigkeit und Rich-tigkeit keine Haftung übernommen werden. Interviews spiegeln die Meinung von Dritten wider und stimmen nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers überein.

Die Informationen Dritter, auf die Sie möglicherweise über die in diesem Werk enthaltenen Links oder sonstigen Quellenanga-ben zugreifen, unterliegen nicht dem Einfluss der Herausgeber.Auf Grund des ständigen Wandels der Sach- und Rechtslage kann der vorliegenede Leitfaden ein konkretes Informationsge-spräch für den Einzelfall nicht ersetzten.

Hierfür steht Ihnen das Team des eBusiness-Lotsen Chemnitz-gern zur Verfügung.

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Einleitung

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich der Einsatz und die Bedeutung der Informationstechno-logien in Unternehmen grundlegend verändert.

An die Stelle eines vereinzelten Einsatzes von Infor-mationstechnologien auf rein operativer Ebene, wie etwa bei der Erstellung von Produktionsplänen oder der Steuerung von Werkzeugmaschinen, ist ein strategischer und flächendeckender IT-Einsatz getreten, der auf die Elektronifizierung und Vernet-zung in vielen Unternehmen zurückzuführen ist.

Die Abbildung der gesamten betrieblichen Leis-tungskette wurde in größeren Unternehmen typi-scherweise durch die Einführung komplexer ERP-Systeme (betriebliche Informationssysteme) und in kleineren Unternehmen durch die Verwen-dung von Branchenlösungen und Warenwirtschaft-systemen erreicht.

Die gemeinsame Datenhaltung, eine integrierte Workflow- Steuerung sowie die zeitnahe Verfügbar-keit aggregierter, aufbereiteter Unternehmensdaten (Business Intelligence) sind nur einige Beispiele, die aus der IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen resultieren.

Ein entscheidendes Problem tritt jedoch auf, wenn einzelne Geschäftsprozesse oder auch nur Teile davon mobil ausgeführt und somit durch stationären IT-Einsatz nicht mehr vollständig unterstützt werden können.

Dies gilt nicht nur für den Einsatz mobiler Technolo-gie überhaupt, sondern auch für die systematische Planung und Durchführung dieser Technologie. Auf-grund des stark zunehmenden Wettbewerbsdrucks, ist eine Beherrschung leistungsfähiger mobiler Geschäftsprozesse für Unternehmen aller Bran-chen notwendig, um sich auf dem Markt behaupten und überleben zu können.

In diesem Leitfaden richten wir uns an klein- und mit-telständische Unternehmen, um Möglichkeiten auf-zuzeigen, wie mit mobilen Technologien Prozesse effizienter gestaltet werden können.

Dazu werden in diesem Leitfaden zu Beginn die Grundlagen von Barcodes und RFID (Radio Fre-quency Identifikation - Siehe S. 3) dargestellt. Mit einem Praxisbeispiel wird anschließend verdeut-licht, welche Nutzenpotentiale die Technolgien mit sich bringen. Durch die Darstellung der Typen von mobilen Endgeräten und deren Anwendungsfälle möchten wir den Unternehmen Möglichkeiten und Vorteile mobiler Technik näher bringen.1

„Technische Neuerungen rationalisieren Produktionsprozesse und Arbeitsvor-

gäng, sie tragen durch Kostensenkungen und Qualitätsverbesserungen zur

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung bei und erhöhen die Beschäftigung.2“

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Beim Barcode (auch Strichcode genannt) werden die Informationen mittels unterschiedlich breiter schwarzer Striche auf weißem Hintergrund codiert. Da dieser weltweit eingesetzt wird, gelten für Bar-codes internationale Standards.

Neben Strichen können sie auch Zahlen, Buchsta-ben und codierte Sonderzeichen enthalten, wodurch verschiedene Typen von Barcodes entstehen (siehe Abbildung 2). Diese verschiedenen Typen von Bar-codes wurden für verschiedene Anwendungsge-biete entwickelt. Somit unterscheiden diese sich in Speichergröße, Lesemöglichkeiten, Robustheit und Sicherheit.

Um die Daten zu übertragen, werden Lesegeräte eingesetzt, welche den Code dabei optisch erfassen und die Informationen elektronisch an die Datenver-arbeitungssysteme weiterleiten.

Grundsätzlich wird zwischen statischen und dyna-mischen Lesegräten unterschieden. Bei ersterem ist der Lesestrahl auf einen Punkt fixiert. Nun werden entweder das Lesegerät oder der Barcode selbst quer bewegt, um den vollständigen Code zu erfas-sen.

BarcodeDynamische Lesegeräte hingegen arbeiten mit einem beweglichen Lichtstrahl, welcher die erfor-derliche Bewegung zur Erfassung ausgleicht.

In den letzten Jahren zeigt der Trend einen steigen-den Einsatz von mobilen Lesegeräten in klein- und mittelständischen Unternehmen. Je nach Einsatz-gebiet variiert auch die Form der Lesegeräte.3

Vorteile: Bereichsübergreifend einsetzbar Große Vielfalt an Lesegeräten für verschiedene

Einsatzgebiete Technik hat sich am Markt bewährt Kostengünstig gegenüber anderen Identifikati-

onssystemen

Nachteile: Auf maximal 40 Zeichen begrenzt Änderung der Daten nicht möglich, Neuerstellung

notwendig Barcode wird schnell unlesbar durch Verschmut-

zung, Beschädigung oder durch Verdeckung

Barcodes

Linear(EAN 13) Stacked 2D

(QR)3D

(Color)

Abbildung 1: Übersicht Barcodes

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Der Einsatz von RFID ermöglicht es, Objekte schnell und ohne Berührung zu identifizieren ohne auf direk-ten Sichtkontakt angewiesen zu sein. Der Aufbau von RFID-Systemen besteht aus drei wesentlichen Komponenten, wie in Abbildung 2 zu erkennen ist.

Der Transponder speichert alle relevanten Daten, die durch eine Schreib-/Leseeinheit erfasst werden. Dieser wird auch als Reader bezeichnet und bein-haltet eine oder mehrere Antennen.

Eine Anwendungssoftware interpretiert die gespei-cherten Daten auf dem Transponder und verarbei-tet diese, um die erwünschten Informationen für den Anwender bereit zu stellen. Eine kritische Schnitt-stelle für die Verwendung von RFID-Systemen ist die Funkstrecke zwischen der in dem Reader integ-rierten Antenne und dem Transponder.

Dabei muss stets eine individuelle Lösung für den Einsatzbereich im Unternehmen gefunden werden um eine permanente Funkverbindung zwischen der Antenne des Readers mit dem Transponder zu gewährleisten.

RFID

Dazu zählen beispielsweise die Auswahl der opti-malen Funkfrequenz, die räumliche Distanz sowie Materialien, die gegebenenfalls die Funkverbindung stören könnten.

Unter Verwendung von RFID-Systemen wird es ermöglicht, produkt- und prozessrelevante Informa-tionen mit dem gekennzeichneten Objekt, wie bei-spielsweise Ladungsträger oder Produkte, dezentral mitzuführen. Das allein vereinfacht die Arbeit für den Menschen jedoch nicht. Die mitgeführten Informa-tionen müssen zusätzlich visualisiert werden. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von Etiket-ten erreicht werden, um die Informationen für den Menschen zugänglich und verwertbar zu gestalten.

Abbildung 2: Komponenten eines RFID - Systems

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Barcode und RFID

Um die Einführung von RFID-Systemen in der Pro-duktion effizient und vor allem rentabel zu gestal-ten, müssen dennoch einige wesentliche Aspekte berücksichtigt werden.

Verwendet man beispielsweise bereits RFID-Trans-ponder auf Produkten oder Ladehilfsmitteln, kann eine weiterführende bereichsübergreifende Nut-zung dieser Informationsträger oft nur unter erheb-licher Kostenverursachung realisiert werden. Dies wäre zudem mit hohem Aufwand verbunden, da zwar Daten erfasst und interpretiert, jedoch nicht für weitere Zwecke genutzt werden, wie zum Beispiel als Prüfmechanismus bei der Ausführung manueller Tätigkeiten in der Produktion.

Daher ist es das Ziel, die auf den Transpondern enthalten Informationen bei verschiedenen Pro-zessabläufen mit unterschiedlichen Rahmenbedin-gungen unter Einsatz vielfältiger Methoden nutzbar zu machen, beispielsweise durch Speicherung der Personalnummer.

Besonders die Wechselwirkungen, Abhängigkei-ten und Zusammenhänge, die zwischen den logis-tischen Prozessen bestehen, müssen beherrschbar bleiben.

+-

Barcode RFID• Geringe Kosten• Breite Anwendungsmöglichkeiten• Visuelle Lesbarkeit

• Datentransfer erfordert unmittelbaren visuellen kontakt zwischen Leseeinheit und dem mittels Barcode gekennzeichneten Objekt

• Datenspeicherungsvolumen ist begrenzt• Pro Zeiteinheit kann nur jeweils ein Barcode

gelesen/verarbeitet werden• Die Lesbarkeit wird durch Nässe oder Schmutz

erschwert

• Transponder kommunizieren über Radiowellen, ein direkter visueller Kontakt ist nicht erforderlich

• Transponder können ein größeres Datenvolumen speichern

• Daten können auf jeder Stufe der Versorgungskette hinzugefügt oder gelöscht werden

• Höhere Kosten (Preise sinken im Zeitverlauf)• „Universalität“ des Systems ist ungewiss• Lesbarkeit ist abhängig von den

Umgebungsbedingungen• Enge Anbindung an die IT-Infrastruktur

erforderlich

Damit die Transponderdaten durchgängig und bereichsübergreifend von Menschen genutzt wer-den können, empfiehlt sich der Einsatz eines mobi-len RFID-Lesegerätes, welches in den Arbeitsablauf des Anwenders integriert wird, wie beispielsweise ein mobiler Datenhandschuh mit integriertem RFID-Reader und Antenne. Damit können die auf dem Transponder gespeicherten Daten jeder Zeit und an jedem Ort bereichsübergreifend für weiter-führende Tätigkeiten genutzt werden.

Der Einsatz der RFID-Technologie hat die Industrie in den letzten Jahren stark verändert, neue Möglich-keiten eröffnet und sich bewährt. Die Technologie ermöglicht die Vereinfachung logistischer Abläufe, welche die Reduzierung von Arbeitsschritten und die Beschleunigung von Durchsatzleistungen.4

Geschäftsprozesse können durch diese Techno-logie optimiert und auch Sicherheitsanforderun-gen in vielen Anwendungen besser, schneller und kostengünstiger erfüllt werden. Vor allem logistische Prozesse wie Transport, Umschlag, Lagerung und Kommissionierung sind durch die RFID-Technologie maßgeblich gekennzeichnet. Tätigkeitserleichterungen, Zeit- und Kostenein-sparungen, die Reduzierung von Fehlern, eine Erhöhung der Lieferqualität, die Verbesserung der Transparenz sind einige der Vorteile, welche die Technologie mit sich bringt.

Vergleicht man die Technologien des Barcodes und der RFID, ist zu erkennen, dass beide Vor- und Nachteile mit sich bringen.

Abbildung 3: Barcode vs. RFID

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+-

Barcode RFID• Geringe Kosten• Breite Anwendungsmöglichkeiten• Visuelle Lesbarkeit

• Datentransfer erfordert unmittelbaren visuellen kontakt zwischen Leseeinheit und dem mittels Barcode gekennzeichneten Objekt

• Datenspeicherungsvolumen ist begrenzt• Pro Zeiteinheit kann nur jeweils ein Barcode

gelesen/verarbeitet werden• Die Lesbarkeit wird durch Nässe oder Schmutz

erschwert

• Transponder kommunizieren über Radiowellen, ein direkter visueller Kontakt ist nicht erforderlich

• Transponder können ein größeres Datenvolumen speichern

• Daten können auf jeder Stufe der Versorgungskette hinzugefügt oder gelöscht werden

• Höhere Kosten (Preise sinken im Zeitverlauf)• „Universalität“ des Systems ist ungewiss• Lesbarkeit ist abhängig von den

Umgebungsbedingungen• Enge Anbindung an die IT-Infrastruktur

erforderlich

Abbildung 3: Barcode vs. RFID

Praxisbeispiel - Klädtke Metallverarbeitung GmbH

Das Unternehmen:

Klädtke Metallverabeitung GmbH

Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Dirk Klädtke

Kontakt: Klädtke Metallverarbeitung GmbH Alte Marienberger Straße 30-35 09434 Hohndorf Telefon: +49 3725 / 3438 0 E-Mail: [email protected] Homepage: www.klaedtke.de

Die Klädtke Metallverarbeitung GmbH ist ein junges innovatives Unternehmen mit Sitz in Hohndorf. Das Team um Geschäfts-führer Dirk Klädtke umfasst derzeit 65 Mitarbeitern und ist seit 1993 im Bereich der Blech- und Rohrbearbeitung sowie der mechanischen Fertigung tätig.

Eine eigene Konstruktionsabteilung macht es jederzeit mög-lich, kompetent und flexibel auf Kundenwünsche einzugehen und diese vom Einzelstück bis hin zu Klein- und Mittelserien umzusetzen. Die breite Anwendung modernster CNC-Steue-rungen ermöglicht dabei eine effektive Fertigung.

Der besondere Schwerpunkt liegt hierbei in der Erzeugung von Spezialanfertigungen für verschie-dene Industrie- und Wirtschafts-zweige.

Die Klädtke Metallverarbeitung GmbH wurde in folgenden Bereichen zertifiziert:

Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9001:2008

Herstellerqualifikation für Stahlbauten nach DIN 18800 Klasse E

Qualitätssicherung in der Schweiß- technik nach ISO 3834-2

Herstellerqualifikation für wehrtechnische Produkte nach DIN 2303

Das Unternehmen investierte in modernste Ausrüstung, um leistungsfähig und qualitätsorientiert zu produzieren. Zur opti-malen Fertigung stehen Maschinen in den Bereichen Zuschnitt, Umformen, Zerspanung, Schweißen und Oberflächenbehand-lung zur Verfügung (Siehe Abbildungen).

Abbildung 4: Rohr und Profillaserschneidanlage (bis Durchmesser bis 225mm)

Abbildung 5: CNC-5-Achs-Bearbeitungszentrum (Verfahrensbereich 762x508x508mm)

Abbildung 6: Roboterschweißanlage OTC

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Praxisbeispiel - Klädtke Metallverarbeitung GmbH

Ausgangslage:Nach dem Umzug des Unternehmens im Sommer 2014 in das neue Werk gilt es, die Betriebsabläufe zu optimieren. Dabei sollen Strukturen geschaffen werden, um einen größtmöglichen Nutzen aus dem Umzug zu ziehen.

Im Prozess der Zeit- und Auftragsdatenerfassung arbeitet das Unternehmen bis dato mit Barcode-Kar-ten. Jeder Mitarbeiter ist im Besitz einer persona-lisierten Barcode-Karte. Beginnt der Mitarbeiter einen Auftrag identifiziert dieser sich mit seiner Bar-code-Karte am Terminal und erfasst anschließend den auszuführenden Produktionsauftrag. Ist der Auftrag abgeschlossen, meldet sich der Mitarbei-ter wieder am Terminal an, schließt den Produkti-onsauftrages ab und beginnt mit dem nächsten. In Abbildung X ist eine Barcode-Karte beispielhaft dar-gestellt.

Somit ist sowohl die Arbeitszeit des Mitarbeiters als auch die Rückmeldung von Produktionsaufträ-gen im System erfasst und eine Überwachung in Echtzeit möglich. Der permanente Soll-/Ist- Ver-gleich von Planzeiten und Planungskosten mit den tatsächlichen Zeitbuchungen und deren hinterleg-ten Kostensätzen und Terminen stellt eine hervorra-gende Grundlage zur Nachkalkulation und Produk-tionsablauf-Analyse dar.

Problematisch ist der Umgang mit den Karten durch die Mitarbeiter. Die Karten werden direkt an das Terminal geheftet. Damit ist eine genau Zuordnung nicht möglich, da somit „fremde“ Karten zur Rück-meldung eines Produktionsauftrages benutzt wer-den.

Ein weitere Aufgabe innerhalb des neuen Werks ist ein gut organisierte Zutrittskontrolle und -organisa-tion.

Ziel:Die unternehmerische Aufgabe bestand darin, eine geeignete Möglichkeit zu finden, sowohl eine opti-mierte Zeiterfassung als auch ein geeignetes Sys-tem zur Zutrittskontrolle und -organisation zu inte-grieren.

Umsetzung:Nach einer ausführlichen Marktrecherche der Mög-lichkeiten wurde sich für ein RFID-System entschie-den, welche beide Aufgaben kombinieren und lösen konnte.

Dabei handelt es sich um ein Türschlosssystem mit einem RFID-fähigem Elektronikschlüssel, welcher einen stromlosen Schließzylinder öffnen und schlie-ßen kann. Die Speicher- und Programmierfunk-tion des Schlüssels ermöglicht die Integration eines Zutrittberechtigungssystems. Somit können den Mit-arbeitern zeitlich und örtlich begrenzte Rechte zum Zutritt in die verschiedenen Bereiche des Unterneh-mens gewährt werden (Bsp.: Reinigungskraft erhält Montag zwischen 6 Uhr und 8 Uhr Zutritt zu den Büroräumen). Weiterhin ermöglicht die Speicher-funktion eine Rückprotokollierung der letzten 2000 Schließereignisse.

Durch die RFID-Fähigkeit des Schlüssels kann die-ser ebenso als Ersatz für die bisher verwendeten Barcode-Karten innerhalb der Zeit- und Auftrags-datenerfassung eingesetzt werden. Da es sich um einen personalisierten Schlüssel handelt, wird eine Weitergabe des eigenen Schlüssels an andere Mit-arbeiter ausgeschlossen.

Vorteile: Zeit- und Auftragserfassung:

Abbildung 8: stromloser Schließzylinder, RFID-fähiger elektronischer Schlüssel, Aufbuchleser zur Übertragung von Daten auf den SchlüsselAbbildung 7: Beispiel Barcode-Karte

direkte Erfassung von Arbeitszeit und bearbeite-ten Aufträgen (Schweißerei, Reinigung, Verwal-tung) Anbindung an das eigene ERP-System Auswertung von Anwesenheitszeiten in Echtzeit (Weitergabe an Lohnbuchhaltung) direkte Auswertung und Abrechnung der Projekte im Controlling

Zutrittsorganisation und -kontrolle:zeitlich und örtlich begrenzte Zutrittsberechti-gung für jeden einzelnen Mitarbeiter erhöhte Sicherheit für Mitarbeiter und Kunden durch Schließprotokollierung einfache Sperrung bei Verlust des Schlüssels

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Mobiltelefone/Smartphones

Der Einsatz von Mobiltelefonen im Unternehmen wird schon seit längerer Zeit praktiziert. Durch tech-nologische Neuerungen und Weiterentwicklung zum Smartphone, ist der Einsatz im Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Dabei gehen die Möglichkeiten mittlerweile weit über das Versenden von Nachrich-ten und E-mails hinaus.

Smartphones können über Apps mit dem betrieb-lichen Informationssystem verbunden werden, um direkt auf Kunden- und Vertriebsinformationen zugreifen zu können. Weiterhin werden beispiels-weise Apps für mobile Zeiterfassung oder Erfassung von betrieblichen Autofahrten am Markt angeboten.

PDA

“Personal Digital Assistent´s“ sind mobile Rechner in der Größe eines Notizbuches. Die Vorderseite des Geräts besteht aus einem druckempfindlichen Display, um mit einem stiftähnlichen Stab Einga-ben zu tätigen. PDA´s werden häufig im Außen-dienst eingesetzt, um aktuelle Lagerbestände, Lie-ferzeiten und Preislisten zu ermitteln. Außerdem werden diese üblicherweise von Servicetechnikern zum Zugriff auf Ersatzteil- und Fertigungsstücklisten oder bei Speditionsfahrern zum Erfassung von Aus-lieferungen genutzt.

Mittlerweile wurden PDA´s in Unternehmen durch Smartphones ersetzt, da diese ein größeres Anwen-dungsspektrum bieten.

Mobile EndgeräteTablets

Der Vorteil von Tablets gegenüber Laptops ist die vereinfachte Bedienung. Ohne langwieriges Hoch-fahren des Betriebssystems oder Anmelden kann das Tablet beim Kunden schnell genutzt werden. Vor allem im CRM-Umfeld (Kundenmanagement) ist die Mobilität ein großer Vorteil. Mit einer Verbindung zum betrieblichen Informationssystem kann direkt auf die Kundendaten zugegriffen werden, unter-wegs und ohne unhandlichen Laptop. So kann viel-leicht doch die neue Telefonnummer des Kunden an Ort und Stelle erfasst und damit die Datenqualität verbessert werden.

BI-Anwendungen (Business Intelligence - Pro-gramme zur Auswertung von Daten) sind eine weitere interessante Domäne von Tablet-Anwen-dungen. Solche Programme greifen auf bereits vorhandene umfangreiche Datenbestände zu und erzeugen daraus komplexe Auswertungen, Reports oder Diagramme. Es werden also keine Daten ein-gegeben, sondern Auswertungen angezeigt.

Mobile Datenerfassung (MDE)

Mit mobilen Datenerfassungsgeräten (MDE) lassen sich viele Betriebsabläufe effektiver und effizien-ter gestalten. Daten können direkt dort erfasst wer-den, wo sie entstehen, beispielsweise im hintersten Gang des Warenlagers, am Supermarktregal oder im Außendienst.

Im Gegensatz zu den vorher genannten mobilen Geräten werden MDEs speziell für den gewerbli-chen Einsatz unter oft rauen Umgebungsbedingun-gen entwickelt. Dementsprechend sind Robustheit und Ergonomie entscheidende Faktoren.

Der Schwerpunkt der Anwendung liegt i.d.R. auf der Erfassung von Daten wie Artikelnummer, Sendungs-nummer, Menge, Lagerort, etc. Um diese zügig und fehlerfrei zu erfassen, sind Funktionen zur automa-tischen Identifikation wie professionelle Lese-Mo-dule für Barcodes, 2D-Codes oder RFID meistens bereits integriert.

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Anwendung mobiler DatenerfassungDie mobile Datenerfassung bietet Ihnen die Mög-lichkeit, verschiedene Prozesse in Ihrem Unter-nehmen zu verbessern. Das Spektrum der Anwen-dungsmöglichkeiten von Barcodes und RFID sind sehr vielfältig, wie auch das Praxisbeispiel in die-sem Leitfaden zeigt. Im Folgenden möchten wir Ihnen weitere Anwendungsgebiete aufzeigen.

LagerverwaltungMit mobiler Datenerfassung im Lager wird das Arbei-ten im Lager einfacher und schneller. Zugänge, Ent-nahmen und interne Umbuchungen können als Ein-zel- oder Sammelbuchung durchgeführt werden. Die Lagermitarbeiter erfassen die Buchung direkt bei der Warenbewegung. Dadurch wird das Buchen der Vorgänge zur Nebensache.

Im Unterschied zu Einzelbuchungen werden bei Sammelbuchungen die Prozesse noch einfacher, da das Herkunfts- oder das Ziellager für mehrere Artikel einmal am Anfang oder am Ende des Vor-ganges erfasst werden muss.

Damit entfällt das unnötige mehrfache Erfassen gleicher Informationen. Es ist keine Nacherfassung von Umbuchungen mehr nötig. Die Integration von Lagerplatzauskunft und Artikelbestandsauskunft ist möglich.

Vorteile:

ProduktionDas Erfassen von Rück- und Fertigmeldungen für die Produktion kann ein aufwendiger Prozess sein.

Mit mobiler Datenerfassung in der Produktion kann dieser Prozess deutlich einfacher gestaltet werden. Für eine Materialrückmeldung werden die Ferti-gungsauftragsnummer und der Artikelbarcode ein-gescannt und die Menge eingegeben. Damit ist die Rückmeldung bereits abgeschlossen.

Ein Abgleich mit den Positionen des Fertigungs-auftrages zur Vermeidung von fehlerhaften Artikeln oder Mengen ist möglich. So können zum einen Fer-tigmeldungen erfasst werden, die dann Lagerzu-gangsbuchungen der erfassten Mengen erzeugen.

Es können aber auch Gesamtfertigmeldungen mit oder ohne Unterbaugruppen erfasst werden, die dann Lagerzugangsbuchungen für die erfassten Mengen an Fertigteilen und Lagerabgangsbuchun-gen der verbrauchten Materialien erzeugen.

Mit der nächsten Datensynchronisation werden die Buchungen an die Warenwirtschaft übertragen und können dort verarbeitet werden. Die Verarbeitung erfolgt durch den Anwender oder im Automatikmo-dus.

Vorteile:

Erfassung von Lagerbewegungen am mobilen Endgerät Einzel- oder Sammelbuchungen möglich schnellere und genauere Erfassung von Lager-bewegungen

Erzeugen von Materialrückmeldungen am mobilen Gerät Rückmeldung einzelner Fertigungsschritte möglich Handling mit Papierlisten entfällt Keine verlorengegangenen oder unleserlichen Aufzeichnungen Hohe Datenqualität und Datensicherheit durch den Einsatz von Barcode-Technologie

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HandlungsempfehlungDie Einführung mobiler Technologien im Unternehmen muss sich an den Erfordernissen der betroffenen Geschäftsprozesse ausrichten. Es gilt herauszufinden, welche Geschäftsprozesse mobile Unterstützung benötigen und welche Personen des Unternehmens beteiligt sind. Für weiter Informationen zum Prozess-management empfehlen wir unseren Leitfaden „Prozessorientiertes Ressourcenmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen“. (http://mittelstand-digital.de/DE/Wissenspool/unternehmensprozesse,-did=641888.html)

Allgemein können verschiedene Geschäftsprozesse vereinfacht, beschleunigt und standardisiert sowie zuverlässiger gestaltet werden. Die Entscheidung, mobile Datenerfassung im Unternehmen einzusetzen und zu gestalten, sollte systematisch und nachvollziehbar gefällt werden. Um dieses Vorgehen systemati-scher zu gestalten, können fünf Handlungsschritte unterschieden werden, die anhand der nachfolgenden Abbildung verdeutlicht werden.

Ziel ist es, die mobilen Anteile zu identifizieren sowie die wirtschaftliche Bewertung der in Frage kom-menden Neugestaltung der Prozesse vorzunehmen. Anschließend sollte man eine Analyse der besonde-ren Eigenschaften mobiler Prozesse durchführen, um diese Erkenntnisse in bestehende Prozessmodellie-rungswerkzeuge zu integrieren.

Durchführung der Veränderung

Wirtschaftlichkeitsbewertung der Veränderung

Spezifikation der mobilen Komponente nach der Maßgabe der neuen Prozesse

Redesign der identifizierten Prozessteile unter der Annahme der Herstellbarkeit einer nicht näher spezifizierten mobilen Komponenten für das Informationssystem

Analyse des Geschäftsprozessmodells und Identifikation mobiler Geschäftsprozesse

Abbildung 9: Vorgehensweise zur Integration mobiler Geschäftsprozesse

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QuellenverzeichnisPousttchi, K. & Thurnher, B., 2006. „Einsatz mobiler Technologie zur Unterstützung von Geschäfts-prozessen“. In: J. Sieck, ed. 2006. Wireless Communication and Information.Aachen: Shaker Verlag, pp. 101-120.

Vogler-Ludwig, K., 1999. „Veränderungen der Arbeitswelt in Deutschland: Empirische Befunde und Entwicklungstendenzen. Wandel der Arbeitswelt“

Lolling, Andreas, Identifikationssysteme in der Logistik - Übersicht und praxisorientierte Auswahl (2003), München

Günthner, Wölfle, Fischer, „Wearable Computing und RFID in Produktion und Logistik“ (2011) [online] Available at: http://mediatum.ub.tum.de/doc/1188057/1188057.pdf

Benötigen Sie weitere Informationen?

Wenden Sie sich an den eBusiness-Lotse Chemnitz: [email protected]

Ansprechpartner: Dagmar Lange Telefon: +49 371 6900-0

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AbbildungsverzeichnisAbbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

Abbildung 4

Abbildung 5

Abbildung 6

Abbildung 7

Abbildung 8

Abbildung 9

weiterführender Bildnachweis:

fotolia.de

Hausladen, Iris „IT-gestützte Logistik - Systeme, Prozesse, Anwendungen“, (2014) ,2., vollständige überarbeitete und erweiterte Auflage, WiesbadenVerband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau im Projekt Effizienzfabrik: „Ressourceneffizienz in Indus-trie 4.0“, Ausgabe 2012

Hausladen, Iris „IT-gestützte Logistik - Systeme, Prozesse, Anwendungen“, (2014) ,2., vollständige überarbeitete und erweiterte Auflage, WiesbadenVerband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau im Projekt Effizienzfabrik: „Ressourceneffizienz in Indus-trie 4.0“, Ausgabe 2012

Hausladen, Iris „IT-gestützte Logistik - Systeme, Prozesse, Anwendungen“, (2014) ,2., vollständige überarbeitete und erweiterte Auflage, WiesbadenVerband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau im Projekt Effizienzfabrik: „Ressourceneffizienz in Indus-trie 4.0“, Ausgabe 2012

Klädtke Metallverarbeitung GmbH

Klädtke Metallverarbeitung GmbH

Klädtke Metallverarbeitung GmbH

Darstellung in Anlehnung an: www.sds-kassensysteme.de/index.php/de/Kassensystem_Einzelhandel_2008_Drucksachen/p_Kassensoftware_Kassensystem_Drucksachen_Uebersicht

übernommen aus Katalog Winkhaus GmbH & Co. KG

Köhler, A. & Gruhn, V., 2004. „Lösungsansätze für verteilte mobile Geschäftsprozesse“ Leipzig: Universität – Lehrstuhl für angewandte Telematik.

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Das „eKompetenz-Netzwerk für Unter-nehmen“ ist eine Förderinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). 38 regionale eBusi-ness-Lotsen haben die Aufgabe, insbe-sondere mittelständischen Unternehmen deutschlandweit anbieterneutrale und praxisnahe Informationen für die Nut-zung moderner Informations- und Kom-munikationstechnologien (IKT) und mög-lichst effiziente eBusiness-Prozesse zur Verfügung zu stellen.

Die Förderinitiative ist Teil des Förder-schwerpunkts „Mittelstand-Digital – IKT-Anwendungen in der Wirtschaft“. Zu „Mittelstand-Digital“ gehören ferner die Förderinitiativen „eStandards: Geschäfts-prozesse standardisieren, Erfolg sichern“ (16 Förderprojekte) und „Einfach intuitiv – Usability für den Mittelstand“ (14 För-derprojekte). Unter www.mittelstand-di-gital.de können Unternehmen sich über die Aktivitäten der eBusiness-Lotsen informieren, auf die Kontaktadressen der regionalen Ansprechpartner sowie aktu-elle Veranstaltungstermine zugreifen oder auch Publikationen einsehen und für sich herunterladen.

Das eKompetenz-Netzwerk für Unternehmen