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OSTKURVE ‘15 Nr. 10 9. Dezember 2015 Das Magazin aus dem Regine-Hildebrandt-Haus Im Herbst ihrer Kanzlerschaft Wie CDU und CSU Angela Merkel öffentlich demontieren

OSTKURVE '15 - Dezember

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Das Magazin aus dem Regine-Hildebrandt-Haus

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OSTKURVE ‘15Nr. 10 – 9. Dezember 2015

Das Magazin aus dem Regine-Hildebrandt-Haus

Im Herbst ihrer Kanzlerschaft

Wie CDU und CSU Angela Merkel öffentlich demontieren

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Inhalt

VERMISCHTES

AKTUELLES

TITEL

16 Schon fast ein Jahr in Peitz Wie eine kurdisch-iraki-sche Flüchtlingsfamilie in der Niederlausitz ankam

21 Ausgezeichnete Fotografin Simone Ahrend erhielt den Pauline-Staegemann-Preis der ASF

23 Brandenburger Köpfe Personalien aus der SPD

24 Fotostrecke Parteitag vom 28. November

4 Merkels Demontage Über schwindende Autorität, Sensibilität und Loyalität

12 Interview mit Kajo Wasserhövel Wie umgehen mit den neuen Herausforderungen?

4 Vielen Dank! Ein Jahr OSTKURVE mit zahlreichen prominenten Gastautoren

10 Mein liebstes Stück Brandenburg Die Havel bei Prem-nitz im Winter

14 Auf einen Kaffee mit ... dem Weihnachtsmann!

22 Neumitglied des Monats Tino Balzer, Ortsverein Senftenberg

26 Abpfiff. Die Kurven-Glosse

„zupackend und verantwortlich“ Wie die SPD Herausforderungen meistern kann

Interview mit Kajo Wasserhövel

Seite 12

Freunde Eine deutsche und eine irakische Familie in Peitz

Seite 16

Auf einen Kaffee mit ...... dem Weihnachtsmann

Seite 14

WISSEN

3 Politische Jahrestage Daran erinnern wir uns im Dezember

23 SPD-Wirtschaftsforum Ein neuer Verein sorgt für Vernetzung

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Erstmals seit dem Jahr 2008 gibt es am Jahresende mehr SPD-Bürgermeister als zu Beginn. Damit hat die Brandenburger SPD den Verlust weiterer Rat-hausposten gestoppt und die Trendwende eingelei-tet. Seit einem Jahr unterstützt der Landesverband Bürgermeisterwahlkämpfe systematisch.

Hört, hört!

Politische Jahrestage

Dezember 20152. Dezember1990: Erste gesamtdeutsche Bundestagswahl.

7. Dezember1970: Warschauer Vertrag zwischen der Bundesrepu-blik und Polen. Kniefall Willy Brandts am Mahnmal im Warschauer Ghetto.

12. Dezember1985: Erste rot-grüne Landesregierung in der Bundes-republik in Hessen unter Ministerpräsident Holger Börner und Umweltminister Joschka Fischer.

14. Dezember1875: Paul Löbe in Liegnitz (Schlesien) geboren. Er war Reichstagspräsident 1920-1924 und 1925-1932.

1950: UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) gegrün-det.

18. Dezember1919: Willy Brandt als Herbert Frahm in Lübeck gebo-ren. Er starb am 8. Oktober 1992 in Unkel.

20. Dezember1990: Erster gesamtdeutscher Bundestag nimmt sei-ne Arbeit im Berliner Reichstagsgebäude auf.

21. Dezember1935: Kurt Tucholsky nimmt sich im Exil in Schweden das Leben. 1918 arbeitete er beim „Vorwärts“. Von 1926-1927 war er Herausgeber der „Weltbühne“. 1933 wurde er vom NS-Regime ausgebürgert.

26. Dezember1920: Carl Legien in Berlin verstorben. Er war Mitbe-gründer und Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB).

Liebe Leserinnen und Leser,

noch nie war unter Kanz-lerin Angela Merkel die Atmosphäre in der Union so eisig. Kein Tag vergeht, ohne dass es in der CDU rumort, ohne dass die CSU stichelt. Die Union hat die kommenden Bundestags-wahlen noch lange nicht gewonnen. Für die SPD bedeutet das: anstrengen und Überzeugungsarbeit leisten, für ein sozial ge-rechtes Land. Es geht um gute Bildung, um mehr Unterstützung für Familien und Alleinerziehende, für eine gute Gesundheitspoli-tik und gute Arbeit.

Das kommende Jahr wird auf jeden Fall spannend. Auch weil wieder viele kom-munale Wahlen anstehen.

Hier müssen wir möglichst jede Chance nutzen, uns mit eigenen Kandidatinnen und Kandidaten bei den Wählern zu präsentieren.

Euch und Euren Familien wünsche ich aber erstmal eine besinnliche Weih-nachtszeit.

Eure

Klara Geywitz Generalsekretärin

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Gerhard SchröderBundeskanzler a.D.

Dr. Jan StößVoritzender der SPD Berlin

Steffen ReicheVorsitzender der SPD Brandenburg a.D.

Detlef BaerVorsitzender der AfA Brandenburg

Britta StarkPräsidentin des Landtages Brandenburg

Robert SkuppinProgrammchef von Radio 1

Franz MünteferingSPD-Vorsitzender und Vizekanzler a.D.

Olaf SundermeyerJournalist

Donald BäckerARD-Wetterexperte

Ines HübnerVorsitzende der SGK Brandenburg e.V. Björn Engholm

Ministerpräsident von Schleswig-Holstein a.D.Reiner Hoffmann

Vorsitzender des DGB

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Sabine Tischendorf Vorsitzende der ASF Brandenburg

Dagmar ReimIntendantin des Rundfunks Berlin Brandenburg

Karl-Heinz SchröterInnenminister des Landes Brandenburg

Dr. Wilma SimonFinanzministerin des Landes Brandenburg a.D.

Heiko MaasBundesjustizminister

Stefan PinterCoach

Dr. Michael GöbelGeschäftsführer Regionomica GmbH

Knut Dethlefsen RL Asien und Pazifik, Friedrich-Ebert-Stiftung

Günter VerheugenSPD-Bundesgeschäftsführer, Staatsminister, EU-Kommissar a.D.

Achim MentzelOriginal

Herzlichen Dank unseren Gastautoren

und Interviewpartnern!

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Elf Minuten können quälend lang sein. Diese Erfahrung kennt auch Angela Merkel. Wie ein Schulmädchen, vorge-führt wegen schlechter Noten bei der Zeugnisausgabe, stand die Kanzlerin am Abend des 20. November neben CSU-Chef Horst Seehofer. Selbst die be-kannte Merkel-Raute, die der Kanzlerin oftmals inneren Aus-gleich spendet, war fest ver-schränkten Armen gewichen. Angela Merkel in Abwehrhal-tung. Während Seehofer sie auf offener Bühne vor 800 CSU-Delegierten genüsslich vorführte. Elf lange Minuten. Elf Minuten, in denen der Bayer deutlich machte: Der Weg die-ser Kanzlerin ist nicht mehr der seine. Und diese Kanzlerin ist innerhalb der Union nicht mehr unantastbar.

Angela Merkel ist seit zehn Jah-ren Bundeskanzlerin der Bun-desrepublik Deutschland. Das schafften vor ihr nur zwei Kanz-ler: Konrad Adenauer und Hel-mut Kohl. Sehr erstaunlich ist, dass beide in ihren eigenen Rei-hen exakt im zehnten Amtsjahr an Rückhalt verloren. Adenauers Niedergang als Kanzler begann 1959. Zwei Jahre zuvor hatte er noch überzeugend die Bun-destagswahl gewonnen. Doch im Herbst 1959 verlor er inner-halb seiner Bundestagsfraktion und der Partei zunehmend an

Einfluss. Sein Wort war nicht mehr un-

umstritten, und die Gedan-

ken vie-ler Unions-abgeordneter kreisten bereits um mögliche Nachfolger. Ade-nauer selbst spielte 1959 mit dem Gedanken, sich zum Bun-despräsidenten wählen zu las-sen. Zur Krönung seiner politi-schen Karriere. Sein Nachfolger als Kanzler sollte, so Adenauers Wunsch, der ihm getreue Franz Etzel werden. Doch seine Frak-

tion folgte ihm nicht. Die CDU wollte Ludwig Erhard. Als Ade-nauer dies erfuhr, zog er verbit-tert seine Kandidatur zum Bun-despräsidenten zurück. Bis 1963 blieb er als Kanzler im Amt, ehe ihm dann doch Ludwig Erhard

ins Kanzleramt folgte.

Auch Helmut Kohl hatte exakt zehn Jahre nach Amtsantritt den Höhepunkt seiner Kanz-lerschaft überschritten. Denn die Zeiten standen 1992 auf

Ständige Angriffe aus eigenen Reihen und sinkende UmfragewerteAufstand gegen die Kanzlerin

ZDF-Bericht zum CSU-Parteitag in München.

MAI:70%

JUNI:66%

APRIL: 75%

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Ständige Angriffe aus eigenen Reihen und sinkende UmfragewerteSturm. Nicht nur der Bayern-kurier wetterte über angeblich schwere Versäumnisse der CDU - ausgerechnet - in der Asylpo-litik. Der Missbrauch des Asyl-rechts müsse endlich durch die Schwesterpartei unterbunden werden, so die glasklare For-derung aus München. CSU-Ge-

neralsekretär Erwin Huber tobte: „Während überall im Staat gespart werden muss, soll die Zahl der Milliarden, die für Asylbetrug aufgebracht werden muss, weiter steigen.“ CDU-Mann Gerhard Mayer-Vor-felder warnte eindringlich vor einem „Riss mitten durch die Partei“. Es sei nur selbstverständ-lich, wenn die Stammwähler der CDU der Wahl fernblieben oder protestierend einer Randgruppe ihre Stimme gäben. Der Union fehle es an politischer Führung. Sätze, die klingen, als seien sie erst gestern ins Mikrophon ge-sprochen worden.

Schleichender Autoritätsverlust

Es sind erstaunliche Parallelen, die nach zehn Jahren Amtszeit Adenauer und Kohl das Leben schwer machten und nach de-nen beide wenige Jahre später dem schleichenden Autoritäts-verlust zum Opfer fielen.

Vieles deutet darauf hin, dass auch Merkels Stern im Jahr Zehn ihrer Kanzlerschaft den Sinkflug eingeleitet hat. Der CSU-Parteitag Ende November in München war dabei sicher der bisherige Höhepunkt der beispiellosen Attacken we-gen Merkels Flüchtlingspolitik aus den eigenen Reihen. Ihr Satz „wir schaffen das“ bringt

große Teile der Union seit Wochen auf die Palme.

Doch erste Revolten gegen Merkel gibt

es schon länger. Über Wochen

zogen sich bereits die

Verhand-lungen zur griechischen Finanzkrise hin, als die Unions-fraktion im Früh-sommer den ersten großen Aufstand probte. Immer mehr Unionsabge-ordnete verweigerten Merkel die Gefolgschaft zu weiteren Rettungspaketen. Weit mehr als 100 Abgeordnete gaben persönliche Erklärungen ab, in denen sie ihrem Unmut frei-en Lauf ließen. Auch zwischen Merkel und ihrem einflussrei-chen Finanzminister Wolfgang Schäuble wurden die Gräben tiefer.

Kaum hatte sich der Unmut in der Union über Merkels Grie-chenlandpolitik etwas gelegt,

nahm der Flüchtlingsstrom aus Nahost immer stärker zu. Merkels Entscheidung im Sep-tember, Flüchtlinge, die am Budapester Bahnhof gestran-det waren, nach Deutschland zu holen statt die Grenzen zu schließen, brachte den konser-vativen Flügel der Union end-gültig auf die Palme. Die Spit-ze der Protestbewegung bildet wie schon 1992 bei Kohl die CSU. Seit Monaten poltern Seehofer, Söder und Co gegen die Kanz-lerin. Horst Seehofer tingelt aktuell sogar durch CDU-Lan-desverbände, um für eine an-dere Flüchtlingspolitik zu wer-ben. Sogar außenpolitisch baut er erste Drohkulissen auf. Auf dem CSU-Parteitag verkündete er stolz, 2016 nach Moskau zu reisen, um mit Putin Wege aus der Krise in Syrien zu beraten.

Ein Affront.

Durchatmen, aber nur kurz

Seehofer, so die Meinung der meisten Beobachter, hat mit seiner 11-Minuten-Standpauke auf dem CSU-Parteitag überzo-gen. Das für seine Verhältnisse

JULI:67% AUG:

67%

SEPT:63%

OKT:54%

NOV:49%

Infratest Dimap:Zustimmungswerte zu Kanzlerin Merkel

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magere Ergebnis von 87 Prozent (-8%) bei der Wiederwahl zum CSU-Vorsitzenden spricht dafür. Sein hartes Vorgehen, die bitte-ren Bilder, haben neue Solidari-tät mit der Kanzlerin produziert. Merkel kann wieder etwas Luft holen, aber ganz sicher nur kurz. Erstmals seit zehn Jahren spürt man in CDU und CSU Absetz-bewegungen auf breiter Front. Erstmals gibt es in weiten Teilen der Partei Gedankenspiele, auf welchem Wege die Union auch ohne Merkel weiter erfolgreich sein könne.

Merkels großer Trumpf in der Krise ist das Fehlen geeigne-ter Nachfolger. Christian Wulff ist verbrannt. Roland Koch und Friedrich Merz hat sie vor Jahren kalt gestellt und dann abser-viert. Ursula von der Leyen ist im Bundeswehr-Chaos verstrickt, die Diskussion über ihren Dok-tortitel macht ihr das politische Leben zusätzlich schwer. Und Wolfgang Schäuble? Der ge-wiefte Taktiker ist eigentlich zu alt. Dennoch muss sich Merkel

vor ihm besonders in acht neh-men. Sein Einfluss in der Union ist enorm. Die offenen Rechnun-gen mit Merkel sind zahlreich. Sie war es, die ihm den Weg ins Bundespräsidialamt verbaute. Und sie war es, die Schäuble am Ende der CDU-Spendenaffäre aus dem Amt des CDU-Vorsitzenden drängte und seine Kanzlerträu-me zunichte machte. Schäuble gilt vielen als loyal, aber zu sehr verlassen sollte sich Merkel dar-auf nicht.

Richtlinienkompetenzverloren

Wie gefährlich Schäuble Merkel werden kann, hat er unlängst mit seinem „Lawinen-Vergleich“ deutlich gemacht. Wie von ei-nem „unvorsichtigen Skiläufer“ sei die Lawine der Flüchtlinge ausgelöst worden. Er sagt es nicht, aber jeder weiß: Er meint Merkel. Gemeinsam mit Horst Seehofer kratzt der Finanzminis-ter Stück für Stück am Lack der Kanzlerin. Ihre Richtlinienkom-

petenz hat sie längst verloren. Die CDU kämpft gerade vor al-lem mit und um sich selbst. Der alte Satz, „zuerst das Land und dann die Partei“ ist in der Union aktuell ausgehebelt. Die CSU hat den Kurs in der Flüchtlingspolitik inzwischen zur Schicksalsfrage erklärt. Sie sieht das Vermächt-nis von Franz-Josef Strauß, kei-ne Partei rechts von der Union zuzulassen, in akuter Gefahr. Sie wird Merkel weiter vor sich her-treiben, um im Wettbewerb der Rechtspopulisten ganz vorne da-bei zu bleiben.

Sicher ist auch, dass der Druck auf Angela Merkel auch inner-halb der CDU weiter wachsen wird. Er wächst so lange, wie der Zustrom an Flüchtlingen nicht maßgeblich sinkt. Denn für viele Unionsanhänger sind unkontrol-lierte Flüchtlingsströme ein Sym-bol für das Versagen staatlicher Ordnung. Die Folge, so fürchten viele Unionsleute, werde ein erheblicher Vertrauensverlust sein. Für Merkel ist das beson-ders gefährlich. Ihre geschickte

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Wahlkampfaussage „Sie kennen mich“ ließ die Menschen vertrau-en, dass sich Deutschland unter ihrer Führung nicht ändern wer-de. Genau das aber fürchten sie jetzt in der Union. Merkels ein-ziger Plan, mit Zugeständnissen an die Türkei die Flüchtlingskrise zu beenden, wird - wenn er denn überhaupt aufgeht - viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die Mer-kel eigentlich nicht mehr hat.

Landtagswahlen im Frühjahr

Entscheidend für die Zerrissen-heit in der Union werden die Landtagswahlen im kommen-den Frühjahr. Für den Fall, dass die CDU in Rheinland-Pfalz, Baden Württemberg und Sach-sen-Anhalt die eigenen Wähler nicht mehr ausreichend mobili-sieren kann, droht gewaltig Un-gemach. Bis dahin wird Merkel von ihrem „wir schaffen das“ kaum abrücken können. Es geht um ihr Vermächtnis als Kanzle-rin. Ihr Problem dabei ist, dass sie auch Monate nach Beginn der Flüchtlingskrise nicht hinrei-chend erklären kann, wie sie es schaffen will. Sie gibt keine Ori-entierung, es gibt keinen Blick nach vorn. Solange die Kanzlerin weiter ohne erkennbaren Weg agiert, wird die Zustimmung weiter sinken. Es entsteht Va-kuum, wo politische Führung notwendig wäre. Das Abwarten und Taktieren galt lange Zeit als Merkels Stärke. In der Krise wird es zu ihrer größten Schwäche. Will Merkel ihren Autoritätsver-

fall stoppen, braucht sie schnell eine Botschaft, die den Men-schen Mut macht, ihnen viel-leicht sogar etwas abverlangt. Vor allem aber muss sie den Menschen durch klares Agieren Sicherheit geben, dass und wie die Krise zu schaffen ist. In der Demokratie geht es nicht ums Rechthaben, sondern um die Zu-stimmung der Menschen. Dass Beschlüsse der Großen Koalition nur wenige Minuten nach deren Verkündung von der CSU regel-mäßig bereits wieder in Frage gestellt werden, wirkt dabei wie ein stetes, tropfendes Gift.

48 Prozent gegen weitere Amtszeit von Merkel

Die Folge ist bereits erkenn-bar. Der Stern von Angela Mer-kel hat den Sinkflug begonnen. Wann ihre Kanzlerschaft endet, ist offen. Doch ihr Rückhalt brö-ckelt. Die Zustimmungswerte

der vergangenen Jahre wird sie nicht mehr erreichen können. Die Forschungsgruppe Wahlen verzeichnet seit Sommer einen rapiden Verlust an Zustimmung. Laut einer Emnid-Umfrage Ende November sind fast die Hälfte der Deutschen gegen eine weite-re Amtszeit von Angela Merkel. Mittlerweile stellen bereits erste CDU-Bundestagsabgeordnete Merkels Kanzlerschaft in Frage.

Vor uns liegen spannende Mo-nate. Noch im Sommer hatten sich viele Kommentatoren auf Merkel als sichere Siegerin der nächsten Bundestagswahl fest-gelegt. Kaum einer von ihnen würde diese Festlegungen heute noch unterschreiben. Die nächs-te Bundestagswahl findet in an-derthalb Jahren statt. Bis dahin kann noch viel passieren. Eins aber ist sicher: Das Rennen ums Kanzleramt ist offener denn je.

MATTHIAS BEIGEL

Die Halbwertszeit von CSU-Loyalität

Matthias Beigel, Arnulf Triller

So viele Tage nach dem jeweiligen Flüchtlingsgipfel hat die CSU die mit ihrer Beteiligung ausge-handelten Beschlüsse angegriffen.

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Deshalb ist die Industriestadt Premitz so liebenswert: Gleich nebenan schöne Natur zum Ent-spannen.

Ralf Tebling, Premnitz

Foto: Winfried Ganzer

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Mein

BrandenburgStück

liebstes

Macht mit und sendet uns Euer liebstes Stück Brandenburg an [email protected]

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„Wir wollen doch die Gesamtverantwortung in Deutschland wieder übernehmen“

Ein Interview mit Kajo Wasserhövel

OSTKURVE: Lieber Kajo, Du hast von 1998 bis 2009 sehr erfolgreich Bundestagswahl-kämpfe für die SPD organisiert. Was sind die wichtigsten Vo-raussetzungen für eine gute Wahlkampagne?

Erstens Klarheit im Kopf. Zwei-tens gute Kommunikation in-tern. Denn man muss in der Partei in der Lage sein, intern offen und realistisch über die Chancen und Risiken zu reden. Das sind zwei wesentliche Fä-higkeiten, die eine tragfähige Strategie für einen Wahlkampf

ermöglichen. Und dann geht es um solides Handwerk und Geistesgegenwart im Wahl-kampf.

Wie beobachtest Du heute das aktuelle Geschehen in Berlin?

Es sind keine einfachen Zeiten: Die Eurokrise, außenpolitisch die Verhärtung zwischen der EU und Russland rund um den Ukraine-Konflikt, und natürlich sind der Zusammenbruch der Ordnung in vielen arabischen Staaten, der Krieg in Syrien und die Fluchtbewegungen von hunderttausenden Men-schen dramatisch. Wir erleben

den Einbruch harter und zum Teil brutaler Realität in unsere geordneten Verhältnisse, und das setzt die Gesellschaft unter Druck, die Menschen in Unruhe und die Politik vor große Auf-gaben. Jetzt ist die Zeit, in der sich die SPD als Partei und ihre Führung bewähren muss. Und da geht es um deutlich mehr als nur die Frage, wie der eine oder andere gerade im Politba-rometer abschneidet. Ich habe jedenfalls von außen den Ein-druck, dass dies vielen in den letzten Wochen klarer gewor-den ist.

In Umfragen liegt die SPD bun-desweit deutlich hinter der CDU, obwohl wir in der Re-gierung gute Arbeit leisten. Warum ist das so?

Wenn wir uns die Zustim-mungswerte über einen länge-ren Zeitraum ansehen, stellen wir fest, dass die SPD seit 2008 zwischen 23% und 27% pendelt. Es gab nur einen kurzen Aus-reißer nach oben im Jahr 2012. Und wenn wird das sehen, müs-sen wir uns klar darüber sein, dass Erklärungsversuche, die nur über ein Thema – Stichwort Agenda 2010 – oder taktische Fragen – Stichwort Umgang mit

Merkel – oder über Personen – Stichwort Kanzlerkandidatur – gehen, einfach viel zu kurz greifen. Wenn wir auf Bundese-bene nicht die Zustimmung ha-ben, die wir uns wünschen, liegt es wahrscheinlich doch daran, dass wir inhaltlich, personell und im praktischen politischen Handeln nicht den richtigen Ton treffen und konzeptionelle Schwächen haben. Und wenn man das ändern will, muss man dies in der Partei besprechen. Man muss miteinander klären, woran dies liegt und dann ver-abreden, wie man sich nach

vorne arbeitet. Anders geht es nicht. Was einem nicht weiter-bringt, sind taktische Mätzchen oder vordergründiges Hin- und Herschieben von Personen.

Gleiche Bildungschancen, Stär-kung der Familien, Kampf ge-gen die Zweiklassenmedizin – es gibt so viele sozialdemo-kratische Themen, die bei den Menschen mehrheitsfähig sind. Warum gelingt es der SPD bis-her nicht, daraus mehr Zustim-mung zu generieren?

Ja, zu den einzelnen Punkten gibt es Zustimmung. Aber wir wollen doch die Gesamtverant-

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Kajo Wasserhövel (53), SPD-Bundesgeschäfts-führer von 2004 bis 2005 sowie 2008-2009, Wahlkampfmanager der Bundestagswahl 2005, 2005-2008 Staatssekretär im Bundesarbeitsmi-nisteriums. Wasserhövel leitet seit 2010 die von ihm gegründete Agentur Elephantlogic.

wortung in Deutschland wieder übernehmen. Irgendwann den Kanzler oder die Kanzlerin stel-len. Und da fehlt noch das Zu-trauen, dass wir als Partei dieser Gesamtverantwortung wirklich gerecht werden. Man bildet kei-ne Regierungsmehrheit auf der Bundesebene durch die Additi-on von populären Einzelpunk-ten, sondern dadurch, dass man gemeinsam auch schwierige, manchmal unpopuläre Dinge vertritt, weil man der Gesamt-verantwortung für das Land ge-recht werden muss, wenn man eine Regierung führen will.

Die CSU demontiert die Bundes-kanzlerin auf offener Bühne, die Atmosphäre in der CDU ist eisig. Ist die Union in dieser Form der-zeit noch regierungsfähig?

Die CSU hat Frau Merkel im Hinblick auf den anstehenden CDU-Parteitag wahrscheinlich eher einen Gefallen getan. Die Union wird zusammenhalten. Da bin ich sicher. Denn die CSU wird letztlich ihr bayrisches Al-leinstellungsmerkmal nicht auf-geben, da man keine CDU-Kan-didaten in Passau haben will. Also: Viel, viel Theaterdonner. Mehr nicht.

Stärkt der ständige Streit in der Union nicht auch die Rechtspo-pulisten in Deutschland?

Die demokratischen Parteien, und zwar unabhängig, ob wir große Koalitionen, Rot-Grün

oder Rot-Rot haben, müssen mit den praktischen Aufgaben, die aus der großen Fluchtbewegung folgen, zupackend und verant-wortlich umgehen. Streit der demokratischen Parteien hier hilft nur den Rechts-populisten. Das ist generell kein Thema, bei dem man sich durch Streit taktische Vorteile verschaffen kann. Mal ganz abge-sehen davon, dass ein solches Denken und Handeln auf dem Rü-cken der Menschen, die vor Terror und Krieg fliehen, amora-lisch wäre. Die Union wird wahrscheinlich nach den Wahlen im Frühjahr nächsten Jahres neu darüber nachdenken, was sie tun und lassen sollte.

Was können wir als Sozialdemokra-ten tun, damit die Rechtspopulisten in Deutschland nicht weiter Zulauf erhal-ten?

Erstens miteinan-der den öffentlichen Raum selbstbewusst nutzen, und dies mit allen demokrati-schen Kräften zusammen. Den Aufstand der Anständigen an-führen, gerade dort, wo es be-sonders schwer ist. Ich muss in diesen Tagen oft an die Alten

denken, die unter ganz anderen Zeiten die Grundwerte und die Menschenwürde verteidigt ha-ben. Zweitens muss man ganz praktisch die Probleme lösen und nicht rumlamentieren. Und

drittens mit der eigenen Spra-che darauf achten, dass man an-gemessen über die Menschen spricht, die Hilfe und Schutz bei uns suchen und nicht in Worten und Bildern Ängste noch ver-stärken.

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Britta Stark ist seit einem Jahr Präsidentin des Brandenburger Land-tages. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt bekleidet.

Britta Stark ist seit einem Jahr Präsidentin des Brandenburger Land-tages. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt bekleidet.

Auf einen Kaffee mit...

Lieber Weihnachtsmann, Du residierst in der Vorweihnachtszeit im wunderschönen Dörfchen Himmelpfort. Was zeichnet den Ort aus?

Die Umgebung Himmelpforts mit dem alten Zis-terzienserkloster, dem Kräutergarten und mehre-ren Seen erlauben mir, vor dem sehr anstrengen-den Heiligen Abend etwas auszuspannen. Viele, viele Kinder schreiben mir nach Himmelpfort. Deshalb richtet mir die Deutsche Post dort in der Vorweihnachtszeit die Weihnachtspostfiliale ein. Von dort aus antworte ich den Kindern.

Wie viele Wunschbriefe und Karten bekommst Du in einem Jahr?

Vor 31 Jahren schrieben mir die ersten beiden Kin-der aus Sachsen und Brandenburg. Die Antwort übernahm eine Postmitarbeiterin für mich, da sie die Briefe nicht als unzustellbar zurückschicken wollte. Die Antwort sprach sich offensichtlich herum. Denn in den nächsten Jahren schrieben mehr als 70 Kinder. Nach dem Mauerfall nahm die Anzahl der Wunschbriefe sprunghaft zu. Es

kamen oft 1.000 am Tag an. Im vergangenen Jahr habe ich in meiner Weihnachtspostfiliale 312.000 Briefe von Kindern aus aller Welt erhalten.

Und wann beginnen die Kinder, Dir zu schreiben?

Über die Sommermonate trafen schon mehr als 8.000 Wunschbriefe in Himmelpfort ein. Ab An-fang November erreichen sprunghaft mehr Briefe die Weihnachtspostfiliale. In den Adventswochen kommen dann manchmal 2.000 Briefe am Tag an.

Was war der am weitesten entfernte oder exotischste Ort, von dem aus man Dir schon geschrieben hat?

Die meisten Kinder schreiben aus Deutschland. Aber auch aus aller Welt kommen viele Briefe. Dieses Jahr erreichen mich die meisten auslän-dischen aus Taiwan, gefolgt von Hongkong und Polen. Mit meinen 20 Helferinnen zusammen, die die Deutsche Post für mich engagiert, antworte ich in 17 Fremdsprachen, damit alle Kinder die Antwort verstehen.

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dem Weihnachtsmann

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Auf einen Kaffee mit...

Was sind die Top-Wünsche? Verändern sie sich von Jahr zu Jahr? Gibt es auch ganz ungewöhn-liche Wünsche?

Viele Kinder, insbesondere die kleineren, wün-schen sich traditionelles Spielzeug. Dieses Jahr sind Piratenschiffe sehr begehrt, Holzpuppen-häuser und Bücher. Etwas ältere Kinder wün-schen sich besonders oft Smartphones. Aber auch Herzenswünsche wie Frieden auf der Welt oder mehr Zeit mit den Eltern verbringen zu können, stehen auf den Wunschzetteln. Ein Junge schrieb mir, dass er sich Zähne für seine vier Monate alte Schwester wünscht, damit sie zusammen essen können und ein Mädchen bat mich darum, dass ihr gesamtes Kinderzimmer pink werde.

Das Weihnachtsfest bedeutet ja eine Men-ge Arbeit für Dich. Wenn es vorbei ist: Wo entspannst Du dann am liebsten?

Nach Weihnachten fliege ich nach Hause an den Polarkreis und trinke erstmal viel Milch mit Honig und lasse mir Zimtsterne schmecken. Das mache ich einige Tage, und im Sommer bin ich dann rund um den Globus unterwegs, auf der Suche nach neuen Geschenkideen für die Kin-der. Dabei entspanne ich am besten. Lieber Weihnachtsmann, was würdest Du Dir denn für die Kinder wünschen, wenn Du einen Wunsch frei hättest?

Ich wünsche allen kleinen und großen Kindern schöne Weihnachtsfeiertage im Kreise ihrer Liebsten.

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FREUNDEEine irakische und eine deutsche Familie in Peitz

Mauerstraßenfest

Quad-Fahren

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Das zweite Mau-erstraßenfest in Peitz ist ein voller

Erfolg. Auf dem Grund-stück des Peitzer Bür-germeisters Jörg Krakow (SPD) wird munter ge-feiert. Grillschwein, Bier und Livemusik machen Niederlausitzer glück-lich. Doch auch Besorg-nis zeichnet die Gesich-ter der Feiernden, wenn über die vielen Flücht-linge gesprochen wird, die kommen. Die vielen

Fremden. Und der Islam, vor dem hat man Angst.

Dann treten Kerstin und Jörg Krakow auf – sie im blauen Marie-Anto-inette-Kleid, er als Zie-tenhusar. Die Peitzer schauen. Begleitet wer-den die Krakows von Ala und Rekan in klassischer kurdischer Tracht und deren Töchtern Sacher (8) Seber (7), Sna (6), und Saya (2). Ein Raunen geht durch die Menge.

„Einige alte Bekann-te haben sich von uns abgewendet“, erzählt Jörg, 57, Polizeibeamter. Dass die Krakows mit einer Flüchtlingsfamilie Freundschaft geschlos-sen haben, wird ihnen von einigen Alteinge-sessenen nicht verzie-hen. Das bewegt Kerstin Krakow. Doch sie würde dieses letzte Jahr nie-mals rückgängig ma-chen. Wenn ihr eines der Mädchen um den

Hals fällt, dann ist sie gerührt. „Die vier klei-nen Mädchen schau-ten mich ängstlich an“, beschreibt sie das erste Treffen Anfang April. „Ich wusste ja nicht, was die Familie bei der Flucht alles erlebt hatte.“ Und keiner der sechs sprach Deutsch, Jörg und Kerstin kein Kurdisch. „Aber wozu hat man Mimik, Ges-tik, Vertrauen und Re-spekt?“ sagt Kerstin

Sna und Haushündin Alina

Die Mädchen beisammen

Seber im Garten

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Krakow. So begann die Freundschaft.

„Wie verkaufe ich das Osterfest einer mus-limischen Familie?“, fragte sich Kerstin ganz pragmatisch. Sie leitet eine Pflegeeinrichtung in Berlin. Ihr Mann meint: „Religion spielt hier gar keine Rolle“, wenn es um die Be-ziehung zu den sechs Neu-Peitzern geht. Die Mädchen haben ihre Osterhasen aus Scho-

kolade gegessen und die Karpfen im Teich bewundert. Wenn Be-such da ist und Ala und Rekan beten wollen, dann gehen sie eben ins Nebenzimmer. „Das stört niemanden“, sagt Jörg.

Der Frühling in Peitz war eine tolle Zeit. Es blühten und wuchsen Pflanzen und Früchte, die die vier Mädchen noch nie zuvor gese-hen hatten. Das Wet-

ter war super, und die Schwestern konnten auf dem Spielplatz to-ben. „Um Spaß zu ha-ben, brauchen sie nur ‘ne grüne Wiese.“ Ker-stin lacht.

Die Anmeldungen beim Bürgeramt waren mit Hilfe der Krakows kein Problem. „Wie funktioniert das mit der Waschmaschine, der Mülltrennung oder der Kaffeemaschine?“ Das waren Alas und

Rekans Fragen wäh-rend der ersten Tage in Brandenburg.

Im August wurde Sna eingeschult. Dass man den ersten Schultag mit der ganzen Familie feiert, war Ala und Re-kan völlig fremd. Ker-stin organisierte auf den letzten Drücker eine große und drei kleine Schultüten und bugsierte die Familie Richtung Schule. Bür-germeister Jörg war

Saya Snas Einschulung Jörg

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schon beim offiziel-len Termin mit dem Direktor, die anderen sieben kamen gerade noch pünktlich.

Noch ein Brauch, von dem die vier Mädchen noch nie etwas gehört haben: Halloween. Kerstin verkleidet sich als Hexe, um es zu er-klären. Nach dem ers-

ten Schreck begreifen die Mädchen, dass es um Verkleiden, Mons-terschminke und Sü-ßigkeiten geht: Pure Begeisterung bricht aus. „Und das Wort ‚Hexe‘ können sie jetzt sehr gut ausspre-chen“, erzählt Kerstin. Die Mädchen lernen unheimlich schnell, nicht nur in der Schu-

le. Gegenseitige Ein-ladungen zum Essen machen allen Spaß. Wenn Familie Taha Gastgeber ist, wird bei irakischen Speisen und alkohol freien Ge-tränken traditionell auf dem Boden geses-sen.

„Es ist seit dem ersten Tag dabei geblieben:

Wir sehen uns jedes Wochenende. Die zwei größeren Kin-der können schon gut Deutsch, so gut, dass sie den Eltern über-setzen. In dieser kur-zen Zeit hat sich eine Vertrautheit zwischen uns gebildet“ sagt Kerstin, „ja, ich denke, eine Freundschaft.“

Halloween

Sacher und Seber beim Plätzchenbacken

Ala, Seber, Sna, Saya und Kerstin in Peitz

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ARNULF TRILLER

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Wir wünschen Euch frohe Weihnachten!

Anna, 7 Jahre

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Mada, 7, FC Tur-bine Potsdam. Seit 2015 in Deutschland.

2 Fotos von Simo-ne Ahrend s a h - f o t o

Simone Ahrend er-hielt am 21.11. den P a u l i n e - S t a e g e -mann-Preis der ASF.

Das Prignitzer Frauenforum kocht tsche-t s c h e n i s c h .

AUSGEZEICHNETEF O T O G R A F I N

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Mit dem Roten Adler durchs Jahr

Für Politik interessiere ich mich ... schon seit der Schulzeit. Politische Bildung war mein bestes Fach. Die SPD ist es, weil ... ich schon zur letzten Kommunalwahl auf der Liste der SPD als parteiloser Kandidat für die Stadtverordnetenversammlung Senftenberg und den Ortsbeirat in Brieske kandidiert habe. Nun bin ich Ortsbeiratsmitglied und habe mich entschieden, auch in die SPD einzu-treten. Wenn man sich schon ein bisschen auskennt, erleichtert es die Entscheidung zum Eintritt – eine aktive Mitgliedschaft bringt ja auch mehr Arbeit und Verantwortung mit sich.Zur SPD gekommen bin ich ... über meinen Nachbarn. Der ist SPD-Mit-glied. Da diskutiert man schon öfter miteinander über Politik. Im Vor-feld der Kommunalwahl 2014 suchte die SPD noch Leute für ihre Liste, und er sprach mich an, ob ich mich zur Wahl stellen würde.Kontakt zur örtlichen SPD hatte ich ... natürlich in meiner Funktion als Ortsbeirat. Seit ich Mitglied bin, hat mich die Ortsvereinsvorsitzende schon angesprochen, ob ich auch im Ortsverein mitarbeiten möchte.In der SPD Brandenburg will ich ... mich auf lokaler Ebene einbringen. Weiterhin als Ortsbeirat, aber vielleicht eröffnen sich mir ja irgendwann noch andere Möglichkeiten. Außerdem habe ich 3 Kinder. Die älteste inte-ressiert sich inzwischen für politische Themen, die ihr Umfeld betreffen, wie der Stadtverkehr, Kita-Gebühren oder die Finanzierung von Schulneu-bauten. Ich nehme sie sogar manchmal mit in die Ausschüsse. Zumindest wenn im öffentlichen Teil etwas diskutiert wir, was sie spannend findet.

Neumitglied des monats

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Tino Balzer 37 Jahre OV Senftenberg

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Gra

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STsunami-Frühwarnsystem

Schon gewusst?

Am 30. November wur-de Stefan Zierke zum neuen Vorsitzenden der Landesgruppe Ost gewählt. Er löst damit die bisherige Vorsit-zende Daniela Kolbe aus Leipzig ab. Als thematische Schwer-

punkte für die ost-deutschen Parlamen-tarier nannte Zierke die Verteilung der Re-gionalisierungsmittel, Bund-Länder-Finanz-beziehungen und die Bundestagswahlen 2017.

Brandenburger Köpfe

Unter Leitung des Geoforschungs-zentrums Potsdam wurde nach der Tsunami-Katastrophe von 2004 ein Frühwarnsystem entwickelt. Die Da-ten verschiedener Sensoren, darunter Seismometer und Pegel-Messstationen an der Küste, werden in einem Warnzentrum ausgewertet. So kann vor Tsunamis, die meistens durch Erdbeben ausgelöst werden, gewarnt werden. 5 Minuten mehr Zeit für Evakuierungen können tausende von Menschenleben retten.

Neues SPD-WirtschaftsforumMitte des Jahres hat das neue SPD-Wirt-schaftsforum seine Arbeit aufgenommen. Die Vernetzung von Partei, Unternehmen, Selbständigen, Managern und Freiberuflern steht im Mittelpunkt der Agenda. Dazu wer-den Vorträge, Diskussionen und Fachgesprä-che angeboten.

Informationen und Mitgliedschaft : Wirtschaftsforum der SPD e.V.Pariser Platz 4a10117 BerlinTelefon: +49 (0)30 400 40 660Telefax: +49 (0)30 400 40 [email protected]

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Foto: Nestor Bachmann

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Eindrücke vom Landesparteitag am 28. November in Potsdam

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IMPRESSUM.Klara Geywitz Generalsekretärin (V.i.S.d.P.)Daniel Rigot LandesgeschäftsführerMatthias Beigel Stellv. LandesgeschäftsführerBirgit Gorholt ArbeitsgemeinschaftenWilma Jacobi FinanzenArnulf Triller Politik und Kommunikation

Der SPD-Landesverband im Regine-Hildebrandt-Haus Bildnachweise: clipdealer.de (S.1, 3); Elephantlogic

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Seit Monaten diskutiert Deutschland über die Zuwanderung. Die Bundesliga bleibt davon natürlich nicht verschont. Fremde Kulturen sorgen auch hier bereits für handfeste Ver-wirrung. Mit Peter Stöger und Ralf Hasenhüt-tel gibt es bereits zwei österreichische Trainer in der 1. Fußball-Bundesliga. Das macht einen Austria-Anteil von 11 Prozent. Ist das für die Bundesliga wirklich noch verkraftbar? Denn auf und neben dem Platz macht sich schon jetzt mehr und mehr ein merkwürdiger Ak-zent breit. Selbst erfahrene Sportjournalisten wissen mit komischen neuen Fußballbegrif-fen nicht mehr viel anzufangen. Woher soll man denn auch wissen, dass der gute, alte Pfosten inzwischen auch als „Stangerl“ be-zeichnet wird. Oder dass der Herbstmeister gar kein Herbstmeister, sondern ein „Winter-könig“ ist. Mit ihrer eigenen Fußball-Sprache bringen die Österreicher die ganze Bundes-

liga durcheinander. Plötzlich heißt die Ecke „Corner“, der Hackentrick „Ferserl“ und der Tunnel ist ein „Gurkerl“. Wer einem anderen Spieler das Knie gegen den Oberschenkel stößt, gibt ihm keinen Pferdekuss, sondern einen „Knödelreiter“. Wo soll das alles noch hinführen? Verwundert schauen alle nach München und warten auf die Forderung nach einer Obergrenze. Aber auch das noch: Selbst bei den Bayern haben sich Österreicher be-reits vertraglich festgesetzt. David Alaba zum Beispiel, Österreicher und trotzdem einer der besten Spieler der Welt. Richtig elegant, wenn er mit dem Ball am Fuß nach vorne eilt und den gegnerischen Torwart aussehen lässt, wie einen „Eiergoalie“. Also gut. Wenn wir ehrlich sind, sind andere Kulturen dann doch in Wahrheit das Salz in der Suppe. Sie beleben unseren grauen Alltag. Nicht nur im Fußball.

Herbstmeister oder Winterkönig