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6 2012 November / Dezember 2012 Das Wiedenester Magazin Wegweisendes Menschen Nachrichten Aktuelles auch unter www.wiedenest.de Offene Türen SOLA 2012 (Seite 12) Überleben in Palermo Patricia Klar: Kurzeinsatz im Urwald Südamerikas (Seite 16) Kimitag 2012: In 330 Minuten um die Welt (Seite 14) Das habe ich mit Jesus erlebt: Gott in Text und Kontext (Seite 32)

OT 2012: 6

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Offene Türen | Das Magazin von Forum Wiedenest

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6 • 2012 November / Dezember 2012

Das Wiedenester Magazin

Wegweisendes Menschen Nachrichten Aktuelles auch unter www.wiedenest.de

Offene Türen

SOLA 2012 (Seite 12)

Überleben in Palermo

Patricia Klar: Kurzeinsatz im urwald Südamerikas (Seite 16)

Kimitag 2012: in 330 minuten um die Welt (Seite 14)

das habe ich mit jesus erlebt: gott in text und Kontext (Seite 32)

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j u g e n d - u n d g e m e i n d e f o r u m

WeltWeite Mission15 Mission mit

Ewigkeitsperspektive16 Kurzeinsatz im Urwald

Südamerikas 18 Pakistan –

meine große Liebe20 Zur Person: Vorstellung

Friedlinde Müller21 Zur Person: Vorstellung

Melody Shahwan22 Als Trainee

im Missionsbüro 24 Zwanzig Jahre Bibel­

zentrum Dömös

JUgend- Und geMeindeforUM4 Gemeinde im Alltag

(Teil 7): Fuzzy Logic8 Sportcamp Gardasee9 Sardinien

Badefreizeit 2012

10 Verabschiedung: Veit Claesberg

11 Verabschiedung: Daniel Zimmermann

12 SOLA 201213 movecamp 201214 Kimitag 2012

BiBlisch-theologische AkAdeMie29 Das Abendmahl im

Wohnzimmer

rUBriken29 Gebetsseiten 31 benötigte und einge­

gangene Spenden 31 Vorschau 32 Das habe ich mit Jesus

erlebt

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j u g e n d - u n d g e m e i n d e f o r u mE d i t o r i a l

Altes und Neuesliebe leser, liebe leserinnen,während ich diese Zeilen an Sie schreibe, denke ich an manches Neue, das uns hier in Wiedenest bewegt. Am kommenden Wochenende gibt es den Tag der Akademie. Die diesjährigen Absolventen werden verabschiedet, viele neue starten ihre Aus­bildung in Wiedenest. Für sie ist alles neu, auch wir müssen die Neuen erst noch kennenlernen. Am Tag zuvor findet die diesjährige Wiedenester Konferenz statt, oder, um es genauer zu sagen, der Wiedenester Konferenztag. Das ist so auch neu. Neu ist herzwerk, das Wiedenester Jahr der Orientierung. Es startete gerade mit 15 jungen Leuten und ist damit fast voll besetzt. Was für eine Chance! Altes bleibt be­stehen und verändert sich, Neues kommt hinzu. Stillstand wäre Rückschritt.

Uns als Redaktionsteam der Zeitschrift „Offene Türen“ geht es auf unsere Arbeiten bezogen ähnlich. Die Zeitschrift Offene Türen gibt es ebenfalls seit über 100 Jahren. Früher im kleinen Format und in schwarzweiß. Seit Jahren im größeren Format und in Farbe. Sechsmal im Jahr, Auflage 10.200 Exemplare. Das ist nun schon lange so, doch wird es auch so bleiben? Vor noch nicht allzu langer Zeit (2001) wurde in Wiedenest beschlossen, die neue Kommunikation mittels E­Mails gezielter als bisher zu nutzen und auch die Wie­denester Homepage im Internet gezielt aufzubauen. Beides ist heute kaum noch wegzudenken. Die Homepage wird täglich von einer dreistelligen Zahl an Nutzern aufgerufen und befragt. Wann findet der Männertag statt? Wer unterrichtet derzeit an der Akademie? Wie werde ich Missionar? Allem gemeinsam ist, dass man vorher nie so recht weiß, was aus dem eben Begon­nenen werden wird. Wird alles so werden, wie geplant? Muss man schon in Kürze gegensteuern, verwerfen, erneuern? Mit den Sozialen Netzwerken sind wir wieder an so einem Punkt angekommen. Mehr und mehr wird weltweit hierüber kommuniziert, zwischen privat und privat, privat und öffentlich, privat und kommerziell. Auch Christen und christliche Werke nutzen facebook, youtube und twitter. Forum Wiedenest gehört seit Jahren dazu. Und weil sich das Kommunikati­onsverhalten der Menschen allerorten in diese Richtung verändert, wollen wir diese neue Art der Kommunikation weiter verstärken. Um das zu ermöglichen sparen wir an anderer Stelle Zeit und Geld ein. Zum Beispiel werden, wie schon in der vor­herigen Ausgabe beschrieben, die Offenen Türen ab 2013 nur noch viermal statt sechsmal jährlich erscheinen. Aber in einem erweiterten Umfang. Ergänzende und ganz aktuelle Informationen gibt es dann im größeren Umfang als bisher im Internet: auf der Homepage www.wiedenest.de, bei fa­cebook www.facebook.com/ForumWiedenest und auf dem youtube­Channel von Forum Wiedenest. Wie das alles werden wird, können wir jetzt noch nicht umfassend beurteilen. Wir werden auch diese Entwicklungen natürlich genau beobachten und in ein, zwei Jahren Genaueres wissen.Also, wir bleiben weiterhin verbunden, über die Zeitschrift Offene Türen, über an­dere Informationen, die Sie regelmäßig erhalten, über viele persönliche Kontakte – und verstärkt nun auch über facebook und Co.

Aus Wiedenest grüßt Sie herzlich

Volker ClemmRedaktion Offene Türen

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V or einigen Jahren wurde eine neue Technik entwickelt, die es möglich machte, aus ver-

wackelten Bildern scharfe Bilder zu machen. Mithilfe dieser Technik kann man beim Filmen die Kamera bewegen und trotzdem gute Aufnah-men machen. Man kann im Laufen oder Fahren filmen und bekommt trotzdem ein klares Bild. Die Technik dahinter heißt Fuzzy Logic.

Vielleicht könnte man das mit „verschwommene Logik“ oder „unklare Logik“ übersetzen. Fuzzy bezeichnet zum Beispiel auch krause Haare.Krause Logik? Das klingt allerdings wie ein Wider­spruch in sich selbst. Logik ist doch schon vom Prinzip her scharf, ge­nau, nachvollziehbar. Wenn sie das nicht mehr ist, dann ist es doch auch keine Logik mehr, oder? Eins plus eins ist zwei. Was soll daran unscharf oder „kraus“ sein? Die Idee dahinter ist, dass die

Kamera ganz viele Bilder miteinander vergleicht. Durch die Bewegung der Kamera ist jedes Bild ein bisschen anders, aus einer anderen Position oder Perspektive gemacht. Dadurch entsteht für den Betrachter der Eindruck von Unschärfe. Die Kamera berechnet nun einen Mittelwert aus den Bildern und präsentiert statt Hunderten von Bildern aus verschiedenen Positi­onen ein Bild, das quasi diese Bilder zusammen­fasst und ihnen relativ nahekommt. Dieses eine Bild, das scharfe Bild, ist nun allerdings ausge­rechnet das Bild, das nicht der Wirklichkeit ent­spricht. Es ist quasi nur eine Zusammenfassung und Glättung der Wirklichkeit.Das menschliche Auge sieht übrigens auch an­ders, als unser Kopf es uns darstellt. Aus opti­schen Gründen kommt jedes Bild im Auge auf dem Kopf stehend an. Unser Gehirn dreht es dann wieder auf die Füße. Und auch die Bilder,

Fuzzy Logic Gemeinde im Alltag (Teil 7)

SERIE

Logik ist doch schon vom Prinzip her

scharf, genau, nachvollziehbar.

Wenn sie das nicht mehr ist, dann ist

es doch auch keine Logik mehr, oder?

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j u g e n d - u n d g e m e i n d e f o r u mj u g E n d - u n d g E m E i n d E f o r u m

die wir mit den Augen aufnehmen, werden vom Gehirn geglättet. Anders auch, als es uns scheint, sehen wir nicht alles scharf, worauf unser Auge blickt, sondern nur einen kleinen Ausschnitt. Der Rest ist verschwommen. Sobald wir aber den Blick wenden, ist das neue Objekt auch wieder scharf. Wir merken deshalb nicht, dass die meisten Ge­genstände in unserem Gesichtsfeld unscharf im Auge ankommen. Unser Gehirn hilft uns, diese optischen Nachteile auszugleichen. Natürliche Fuzzy Logic eben.Es gibt Menschen, die behaupten, sie verständen alle Texte der Bibel in aller Schärfe und Klarheit. Entsprechend ist der Anspruch, mit dem sie auf­treten, entsprechend ist der Anspruch solcher Menschen, entsprechend auch ihre Unduldsam­keit gegen jede Art von Widerspruch. Sie haben die Klarheit, die sonst niemand hat, sie möchten bestimmen, wie Texte der Bibel zu verstehen sind, sie urteilen, wer geistlich ist und wer nicht, sie wissen, welche Instrumente man im Gottesdienst spielen darf und welche nicht, sie möchten fest­legen, welche Lieder zum Segen sind und welche nicht, usw. Solche Menschen hat es immer schon gegeben, und manchmal dauerte es bis nach ih­rem Ableben, dass Gemeinden erkannten, dass ihr geistlicher Leuchtturm manchmal in die fal­sche Richtung geführt hatte. Was das Erkennen in der Bibel betrifft, so ist Pau­lus viel mehr von Fuzzy Logic als von absoluter Klarheit überzeugt: „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich.“ (1Kor 13,12a)Die Spiegel der Antike waren nicht aus Glas, son­dern aus blankem Metall. Man sah sich darin nur schemenhaft und lange nicht so scharf wie in einem heutigen Glasspiegel. Manche Ausleger meinen, Paulus hätte eben das Neue Testament noch nicht vorliegen gehabt, sonst hätte er alles klar gesehen. Das „Vollkommene“, das nach 1Kor 13,10 noch kommen wird, sei eben die Vervoll­ständigung der Bibel und damit das Neue Testa­ment. Heute könne man deshalb scharf und in aller Klarheit durchblicken. Dagegen spricht jedoch meines Erachtens eine Reihe von Gründen:1. In 1Kor 13 stehen die Aussagen von Vers 9 bis 10 parallel zu denen von Vers 12: „Denn wir erken­nen stückweise“ (9) steht parallel zu „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels“ (12). „Wenn aber das Vollkommene kommt“ (10) steht parallel zu „dann aber von Angesicht zu Angesicht“ (12). Diese letzte Aussage weist doch deutlich auf die

Begegnung mit Jesus bei seiner Wiederkunft hin, und nicht auf die Vervollständigung des Neuen Testamentes.2. Das Vergehen von „Weissagungen“, „Spra­chen“ und „Erkenntnis“ in Vers 8 steht nicht im Gegensatz zum Neuen Testament, sondern zu „Liebe“. Es geht im ganzen 1Korinther 13 nicht um das Kommen des Neuen Testamentes, sondern darum, dass die Liebe bleibt.3. Wenn wirklich das Neue Testament nur eine In­terpretation erlauben würde, dann erstaunt mich die Existenz von über 20.000 Konfessionen. Wer von ihnen hat denn diese absolute Klarheit? Wie lange werde ich brauchen, um das herauszufin­den?4. Die Wahrheit, die wir haben, ist eine Person, und die Erkenntnis, die wir brauchen, ist eine Beziehung (Joh 14,6). Es geht um Jesus Christus.

Fuzzy Logic

Die Wahrheit, die wir haben, ist eine Person, und die Erkenntnis, die wir brauchen, ist eine Beziehung (Joh 14,6)

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Die Wahrheit ist nicht eine letzte und allgemein­gültige Dogmatik, sondern Jesus Christus, seine Worte, die wir erkennen, wenn wir bei ihm blei­ben. Biblische Lehre ist grundlegend für unseren Glauben, aber ebenso wesentlich ist die Nachfol­ge, das praktische Leben mit Jesus Christus. Seine Worte sind Geist und Leben (Joh 6,63). Deshalb entscheidet sich Petrus, mit Jesus unterwegs zu sein (Joh 6,68). Nur auf dem Weg mit ihm erken­nen wir die Wahrheit in ihrem Wesen.

Welche Konsequenzen hat das für unseren Wahrheitsanspruch?a. Bei aller klaren Erkenntnis bleibt immer auch eine gewisse Ungenauigkeit. Paulus war demü­tig genug, das anzuerkennen. Es stünde auch uns heute gut zu Gesicht. Paulus argumentierte in 1Korinther 13 für die überragende Bedeutung der Liebe. Bei manchen Christen mit absolutem Wahrheitsanspruch scheint ausgerechnet diese

zu fehlen. Aber Vorsicht: Nicht jede Mahnung oder Korrektur ist lieblos! Paulus konnte sehr wohl klar und deutlich von Jesus Christus sprechen, auf Missstände hinweisen, ermutigen und ermahnen. Es geht nicht um eine Relativierung aller Wahr­heit, sondern um Demut!b. Bei Fuzzy Logic werden viele Bilder ausgewertet und daraus ein Gesamtbild entworfen, das der Wirklichkeit möglichst nahekommt. Wir sind in der Gemeinde darauf angewiesen, miteinander die Bibel zu studieren und die Erkenntnisse, die jeder hat, miteinander zu erörtern, um ein Bild zu bekommen, das möglichst nahe an der Wirklich­keit ist. Das ist schwierig für Einzelkämpfer und isolierte Gelehrte. Keine Erkenntnis ohne Aus­tausch und Gemeinschaft!c. Geistliche Wahrheit ist daran erkennbar, dass sie näher zu Jesus Christus, tiefer in seine Nach­folge und konsequenter in die tatkräftige Liebe zu allen Menschen führt. Wahrheitsanspruch ohne

echte Nachfolge ist faul. Es ist gefähr­lich, geistlich etwas zu lehren, das vom eigenen Leben nicht gedeckt ist: „Wer­det nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden; denn wir alle strau­cheln oft.“ (Jak 3,1)d. Wer selber einen festen Standpunkt hat, kann andere Positionen aushalten und stehenlassen. Und wer über Posi­tionen streiten möchte, der übe sich erst einmal in der Kunst des verstehenden Zu­hörens: „Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Jak 1,19) – nicht selten erlebe ich das anders herum: Da ist erst einmal die Wut über jemanden, der scheinbar falsch liegt, dann wird über ihn geredet und am Ende, wenn schon viel Porzellan zerschla­gen ist, machen sich im besten Falle eini­ge die Mühe, auch einmal mit demjenigen zu reden und ihm zuzuhören.

Natürlich geht es nicht um das Dulden von offensichtlicher Sünde wie Ehebruch, Diebstahl, Habsucht oder ähnliches. Meistens geht es um Formen und Stil, um Frömmigkeitsformen und Gottesdienstge­staltung.Fuzzy Logic. Wir erkennen stückweise, un­vollkommen. Gott sei Dank! Sonst wür­den wir uns wohl überheben, um dann abzuheben. Gott hält uns auf dem Boden und gibt uns genug Grund, demütig zu bleiben.

ulrich neuenhausenHerausgeber und Leiter Forum Wiedenest

Die Wahrheit ist nicht eine letzte und

allgemeingültige Dogmatik, sondern

Jesus Christus, seine Worte, die wir erkennen, wenn wir

bei ihm bleiben.

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j u g E n d - u n d g E m E i n d E f o r u m

das Wiedenester orientierungsjahr herzwerk ist, wie bereits angekündigt, gestartet. in der nächsten ausgabe werden wir berichten, was markus und regina guterding zusammen mit weiteren mitarbeitern und 15 jungen herzwerkern schon erlebt haben und was weiter geplant ist.

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Sportcamp GardaseeEin (vorerst) letztes Mal

ging es für sportlich motivierte Jugendliche zum Sportcamp an den Gardasee.

An einem bewölkten Sams­tagmorgen ging es los Rich­tung Süden. 32 Teilnehmer und das Mitarbeiterteam machten sich auf den Weg zum Gardasee. Etliche Staus und zwei Tankfüllun­gen später erreichte das letzte Auto gegen 23 Uhr den Campingplatz in Arco am Gardasee. Schnell wurden die Zelte aufgebaut. Am nächsten Tag ging es dann richtig los. Ein Berg­Zeitrennen auf 300 Höhenmeter bildete den Auftakt der Freizeit. Natürlich gab es auch viele andere Sportmöglichkei­ten und jeder Tag brachte aufs Neue die Qual der Wahl mit sich, was man unter­nimmt. Täglich wurden zwei verschiede­ne Fahrrad­Touren, Klettern, Surfen und „Chillen“ am Strand angeboten. Darüber hinaus gab es auch Tagesausflüge nach Verona, zum Canyoning, in einen Aqua­Park oder eine große Fahrrad­Tour, alles rund um den Gardasee, der fast täglich nach dem Sport für die verdiente Ab­kühlung sorgte. Abends wurden wir von unserem dreiköpfigen Küchenteam auf

„Fünf­Sterne­Niveau“ mit regionalen Zu­taten verköstigt.Die Mischung aus Sport und geistlicher Nahrung ist schon seit Jahren ein Grund für Jugendliche, an dieser Freizeit teilzu­nehmen. Dieses Jahr stand unter dem Thema „Das Kreuz“ und welche Bedeutung es für uns hat. In fünf Einheiten wurden verschie­dene Aspekte dieses Themas in abend­lichen Inputs und täglichen Kleingrup­pen aufgegriffen.Unser Glaube und der Sport haben so manche Gemeinsamkeiten: Beim Sport geht es oftmals darum, seine eigenen Grenzen zu überwinden, gegen die Mü­

digkeit anzugehen, Schwie­rigkeiten zu meistern und sich seine Kämpfernatur zu beweisen.Auch im Glauben sind wir immer wieder herausgefor­dert, zu kämpfen. Gegen unsere eigenen Schwächen, gegen unsere Vergangen­heit, die uns nicht loslassen will. Dabei merken wir, dass es Gott selbst ist, der für uns gekämpft – und schon gewonnen hat. Das Kreuz ist Gottes Weg, uns zu sich zu ziehen.Jeder Jugendliche hatte sei­ne Geschichte mitgebracht und es war ein Segen zu

sehen, dass viel während dieser knapp zwei Wochen in den Herzen passiert ist. Teilnehmer, die noch keine lebendige Beziehung zu Jesus hatten, haben ange­fangen, ihr Leben zu hinterfragen, ande­re haben einen Neuanfang gemacht und sind mit vielen Vorsätzen wieder nach Hause gefahren. Im Nachhinein können wir als Mitarbeiter auf eine sehr geseg­nete Zeit zurückblicken, in der Jesus viel gewirkt und Steine ins Rollen gebracht hat. Für viele Teilnehmer, nicht zuletzt auch für mich, war diese Freizeit das „Highlight des Jahres“.

johannes PistorStudierender der BTA

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Sardinien Badefreizeit 2012:

Crazy Love – unbegreifliche LiebeUnbegreiflich ist so einiges, wenn

man mit einem vollbesetzten Bus 28 Stunden lang Straßen- und Wasser-wege bezwingt. Unbegreiflich ist, dass die sich teilweise fremden Teilnehmer als ein zusammengeschweißtes Team am Urlaubsort ankommen. Zu diesem Zeitpunkt (Juli) unbegreiflich ist das Ziel: Sommer! Raus aus Deutschland, der Sonne entgegen, die mit türkis-blauem Meer und wunderschönem Sandstrand unsere Herzen höher schla-gen ließ.

„Crazy Love“ – Die unbegreifliche Lie­be Gottes begleitete uns in den nächs­ten zwei Wochen ganz bewusst. Warum ist Gottes Liebe unfassbar und wer sagt überhaupt, dass sie so anders ist als die Liebe, die ich in der Welt erfahre?Was ist überhaupt Liebe? Jeder von uns hat schon mal Liebe auf irgendeiner Wei­se erfahren. Die Liebe zu Menschen hat uns schon immer vor große Herausforde­rungen gestellt mit dem Partner, Freun­den, Familie und Mitmenschen. Und immer wieder stolpern wir über unsere eigenen Fehler. Aber immer sind eigent­lich die anderen schuld. Bei diesem ein­geschliffenen Verhaltensmus­ter scheint es unvorstellbar, dass Gott anders handelt als ich selbst. Dementsprechend fällt es schwer, Gottes Liebe zu verstehen, denn sie ist un­begreiflich. Denn ich selber bin in der Beziehung zu Gott voller Fehler und von Erfah­rungen und Verletzungen ge­prägt. Aber er lässt sich nicht in ein menschliches Korsett

zwängen und liebt einfach trotzdem. Gottes Liebe ist anders! Wir erfahren Lie­be in unserer eigenen Welt ganz unge­filtert und oft wird sie von uns auch gar nicht hinterfragt. Wir sehen sie durch die Brille der Welt, des persönlichen Schmerzes und durch die Erfahrungen, die wir mit unserem menschlichen Vater gemacht haben. Dabei ist Gott der König, der mit seiner unfassbaren Liebe unser Leben neu macht, wodurch wir uns in dieser Liebe aufhalten und andere daran teilhaben lassen können. Diese unbegreifliche Liebe konnten wir nicht nur bei den Predigten erfahren, sondern durften sie über alle Sinne wahr­nehmen und aus vollsten Zügen genie­ßen. Die Freude war gigantisch, als wir mit dem Bus um die letzte sardische Kurve fuhren. Das vor uns liegende Panorama war unglaublich­ kamen wir doch gerade aus dem verregneten Deutschland. Die­ser Ort sollte nun unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen sein. Ein durch­aus angenehmer Blick in die Zukunft. Der Bus wurde ausgepackt, Strandgut abgeladen und dann erst einmal ab ins Wasser! 43 Teilnehmer rannten gleichzei­

tig ins Meer und genossen die herrliche Erfrischung. Danach wurde der Tag am Strand in sengender Sonne genossen und aller Schul­, Uni oder Arbeitsstress war nicht mehr so wichtig. Urlaub pur!Nachdem der heiße Tag abgekühlt ist, verändert sich auf Sardinien langsam der Rhythmus – das sardische Volk und die Städtchen erwachen langsam zu einem geschäftigen und bunten Leben. Frisch geduscht, mit After­Sun­Lotion einbalsamiert, bis aufs Letzte herausge­putzt und hübsch gemacht, folgten wir diesem Rhythmus. Wir flanierten über die Märkte, aßen italienische Pizza und genossen danach noch ein sardisches Eis. Mal in einfach sardischen Verhält­nissen, mal neben pompösen Yachten an der Costa Smeralda, an der sich jeder ein bisschen wie ein Star fühlen durfte. Um die körperlichen Aktivitäten jedoch nicht ganz auf das Minimum herunter­zufahren, veränderte sich der schön gepflegte Rasen der Freizeitanlage an einem Nachmittag zu einem riesigen Schlachtfeld: voller Dreck und Seifen­lauge und nicht wiederzuerkennenden Teilnehmer, die sich mit größter Freude im Matsch wälzten – denn es hieß mal

wieder „Royal Rumble“.Ob also inspirierende Predig­ten, überwältigende Natur oder unglaublicher Spaß und Gemeinschaft, Gottes Liebe, die sich uns auf unbegreifli­che Art und Weise offenbart, hat uns auf Sardinien beglei­tet, erneuert und geprägt.

jenny alloway

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Verabschiedung: Daniel Zimmermannlieber daniel,im Jahr 2004 suchten wir einen Jugendreferenten mit Erfahrung in örtlicher Jugendarbeit. Daneben sollte er einsatzstark, musika­lisch, kreativ und fähig sein, selbstständig zu arbeiten. Und das Ganze gepaart mit einem starken geistlichen Anliegen und guter Verkündigungsgabe. All diese Eigenschaften hast Du mitgebracht. Damit hast Du eine Reihe Begabungen ins Team eingebracht, die andere so nicht hatten. Du hast das Team sozusagen vervollständigt. Deine Leidenschaft für Projektarbeit war herausragend. Das zeigte sich zum Beispiel bei den neuen Ausgaben des Wiedenester Jugendliederbuches, das in einer sehr guten Qualität, zeitgleich als Noten­ und Textausgabe und erstmals inklusive einer CD er­schien. Nach wie vor ist das Liederbuch ein wichtiger „Werbeträger“ von Forum Wiedenest. Deine musikalische Gabe, gepaart mit dem geistlichen Anliegen, ist sicherlich auch der Grund für die Entwicklung des Projektes

33:3: „Singt Gott zur Ehren ein neues Lied.“ (Ps. 33,3) Dir war es ein Anliegen, Jugendgrup­pen und Gemeinden zu hel­fen, dass sie miteinander Gott durch Lieder und Gebet anbe­ten. Neben dem Schulungsteil von 33:3 gab es immer einen Konzertteil als Anschauungs­erlebnis.Deine Predigten haben viele im Herzen angesprochen, sie waren nicht nur kreativ und anschaulich, sondern wurden auch mit Leidenschaft und Vollmacht vorgetragen. Das hat die Zuhörer geprägt.Du hast auch starken Anteil an der Entwicklung von Ge­meindeNEUdenken mit all sei­nen verschiedenen Arbeits­zweigen. Vielen Dank für Deinen Ein­satz! Die Qualität und Tiefe, die Du ins Team eingebracht hast, waren wohltuend und gut. Nun verlässt du nach acht Jahren Forum Wiedenest, um eine neue Berufung anzuneh­men. Ich wünsche Dir von Her­zen, dass Du und Ihr als Ehe­paar und Familie in der Lan­dauer Gemeinde erlebt, dass Gott Dich und Euch weiterhin in einer Weise gebraucht, dass andere Menschen davon profitieren.

martin SchneiderLeiter Jugend­ und Gemeindeforum

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Haushaltsführung

Dann bewerben Sie sich jetzt!

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Verabschiedung: Veit Claesberglieber Veit,vor zwölf Jahren suchten wir einen Jugendreferenten, der gut organisieren kann, einsatzstark ist und ein tiefes geist­liches Anliegen hat, das er auch gut vermitteln kann. Genau diese Eigenschaften hast Du in Deiner Person vereint.Du hast in den zwölf Jahren viele Dinge weiterentwickelt und ausgebaut:Die Pfingstjugendkonferenz, das Flaggschiff der Wiedenes­ter Jugendarbeit, hast Du permanent weiterentwickelt, ohne dabei das Grundanliegen der Konferenz zu verlieren. Der Umzug der PfiJuKo in die Siegerlandhalle war sicherlich die größte Stufe auf dem Weg der Veränderungsprozesse.Die strukturierte Vor­Ort­Beratung von Jugendmitarbeitern trägt Deine Handschrift. Du hast die Arbeitsweise weiter­entwickelt, so dass sie auch gerne von anderen zur Bera­tung genutzt wurden. Die dadurch gegebene Unterstützung hat manchem Jugendkreis zu neuer Lebendigkeit verholfen.Dein Anliegen, Jugendliche in ihren Haltungen zu verän­dern, hat sich dann in der Entwicklung zweier Initiativen ausgedrückt: gerettetumzuretten und die Initiative Hoff­nung wurden vor Ort von Jugendgruppen aufgegriffen. Vie­len Dank für die Impulse, die Generationen von Jugendli­chen und Mitarbeitern geprägt haben.Diese Verabschiedung wäre zu einseitig, wenn ich nur sch­reiben würde, was Du alles gemacht hast. Ich möchte auch betonen, wie Du Dich als kernige Person eingebracht hast.Deine offene und ehrliche Art habe ich – offen gesagt – erst mit der Zeit schätzen gelernt. Du hast klar und direkt kommuniziert, besonders wenn Du anderer Meinung warst. Folglich waren unsere Sitzungen nie langweilig. Dabei war es Dir wichtig, mich zu verstehen, und mir war es wichtig, Dich zu verstehen. Ich habe durch Dich gelernt, meine Mei­nungen klarer in Worte zu fassen und auch meine Ängste und Bedenken deutlicher zu formulieren. Mich freut sehr, dass wir beide immer einen tragfähigen Kompromiss gefunden haben.Besonders wertvoll bleiben mir die vielen informellen Ge­spräche über die unterschiedlichsten Themen in Erinne­rung. Das war für mich super und wertvoll.Dafür möchte ich Dir von Herzen danken. Du bist mir ein echter Bruder und Freund geworden! Ich wünsche Dir für Deine neue Aufgabe, dass Gott durch Dich auch weiterhin sein Reich baut.

martin Schneider Leiter Jugend­ und Gemeindeforum

Daniel Zimmermann

Veit Claesberg

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t e e n s u n d j u g e n d

SOLA 2012:

Überleben in Palermo – leben oder gelebt werden?

„La familia“ – Das Leben ist schön„Mia familia!“ Ein elegant gekleideter, südländisch wirkender Mann wendet sich mit feierlich­ernster Miene an sei­ne Festgesellschaft. Er begrüßt die zehn italienischen Familien, die zu seiner gro­ßen Geburtstagsfeier angereist sind. Er spricht von Ehre und Zusammenhalt, lobt die Treue und den Einsatz aller Familien­mitglieder. Er ist der Pate – Senior Bos­sini – das Oberhaupt seiner Mafiagruppe und der Garant für das Überleben der Familie.

Wenn die Mafia umziehtDoch die Freude währt nicht lange. Einzelne Stimmen wer­den laut: „Wann geht denn die 2­Tagestour los?“, „Müssen wir in den hohen Schuhen wan­dern?“, „Ich wette, gleich kom­men die Bullen.“ Die Kommenta­re der mehr oder weniger abgeklärten Teilnehmer sollten nicht lange ohne Antwort bleiben: der Pate erklärt uns, dass wir umsiedeln müssen, weil die „Polizia“ uns auf die Schliche gekom­men ist. Also packt man den Anzug und das Cocktail­Kleid ein und macht sich in Wander­tüchtigerer Kleidung mithilfe von Mittelsmännern auf den Weg . . . nach Palermo, dem neuen Mafia­Unterschlupf, getarnt als hübsche, florierende Stadt.

Leben – oder gelebt werden – in PalermoTrotz anhaltenden Regens auf dem Tee­nie­Sola und einiger Turbulenzen auf beiden Lagern ist die Stimmung super. Die Gruppen finden sich, Teens, Kids und Mitarbeiter lernen sich kennen und schätzen, der Stadthandel zwischen Hühnerzüchtern, Pizzabäckern, Fischern und anderen praktischen Gruppenberu­fen blüht . . . und irgendwie zwischen­durch, im Untergrund, verfolgt der Pate

seine korrupten Absichten. Jede Familie bekommt Aufträge, die sie für ihn aus­führen soll; alle werden mit riesigen SOLA­Geldscheinen für Morde, Drogen­handel oder Geldwäsche belohnt.

Der rote FadenEntlang an Tagesthemen wie „Ehre, wem Ehre gebührt“, „Ja, wir schaffen das“, „Ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst“ und „Das Leben funktioniert,

wenn jeder seine Rolle spielt. Aber . . .“ entfaltet sich die Lagerstory und wir ma­chen uns Gedanken über Lebensinhalte, Abhängigkeiten und Recht und Unrecht. „Wer darf dein Pate sein?“, ist die große Frage, die symbolisch gestellt wird. Von was oder wem mache ich mich abhän­gig? Was ist es wert, dass ich mich daran hänge, und was erfüllt mich langfristig? In sehr persönlichen und ehrlichen Predigten werden Teens und Kids mal von „Priester Viktore“, mal von ande­

ren Palermo­Bewohnern da­zu angehalten, sich zu hinter­fragen und neu auszurichten. Als die Stadt vom Rechtsanwalt schlimmster Verbrechen an­geklagt wird und der Pate feige die Stadt – und damit alle Fami­lienmitglieder – verlässt, wird es konkret: Wir sind schuldig. Schuldig des Mordes, Diebstahls, Drogenhandels etc. – in der Ge­

schichte. Schuldig des Nicht­Lebens nach Gottes Willen – im echten Leben. Und so hoffen wir, dass sich unsere 240 Teens und 190 Kids, nachdem sie von ih­ren „Bewährungshelfern“ abgeholt wur­den, daran erinnern, von wem wahres Leben kommt, und sich immer wieder hinterfragen, wer ihr „Pate“ sein darf. Auf dass wir leben – und nicht gelebt werden.

angelina ochel SOLA­Mitarbeiterin

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movecamp 2012

Badabababaaa– ich liebe es!dies ist kein schlechter Nachmach-

Werbeversuch der movecamp-Mit-arbeiter, sondern der Kommentar einer Teilnehmerin am Ende des diesjährigen Camps auf die Frage, was sie in einem Satz über diese Zeit sagen würde.

Andere antworteten spontan:n „movecamp hat mir geholfen, eine

Perspektive für meinen Alltag zu be-kommen.“

n „Ich habe gelernt, meinen Glauben unverkrampfter zu leben.“

n „movecamp war voll cool – hier ist so viel freiwillig, man hat viel eigene Zeit.“

n „Gott will uns bewegen und verändern und hat das auf dem movecamp auch getan!“

n „Das movecamp hat meine Be-ziehung zu Jesus gebessert und ge-pflegt.“

n „movecamp . . . ist ein Stückchen Himmel.“

Jesus-move – mehr, als nur aktiv seinDieses Jahr waren wir als movecamp­Ge­meinschaft auf der Suche nach dem „Je­sus move“: Wie geht Nachfolge im Alltag konkret? Was sagt Jesus über Gebet? Was bedeutet die fromme Floskel „auf Jesus schauen“? Wie geht der „Jesus­move“ in Bezug auf Dienen – und was hindert mich daran? movecamp bedeutet viel Input: Wer das Zeltlager mit mittlerweile 165 Teilneh­mern über die letzten Jahre verfolgt hat, weiß, dass es jeden Tag zwei Predigten gibt, dazu Gesprächsgruppen und Ei­genstudienzeit – und nachmittags noch Seminare. Das ist viel Stoff zum Verar­

beiten, aber wir sind überzeugt von unse­rer Vision, Teenager tiefgehend herauszu­fordern, und haben dieses Jahr wieder erlebt, dass Gott die Woche auf harten Isomatten und unter kalten Duschen ge­braucht, um sowohl zu Teilnehmern als auch zu Mitarbeitern zu reden, uns zu leh­ren und zu bewegen.

„Gnade“ . . .. . . ist wohl das passendste Wort, um vieles vom diesjährigen movecamp zu beschreiben:Gnade istn wenn im Oberbergischen fast die gan­

ze Woche lang die Sonne scheint.n wenn es auf einem Zeltlager einen

Beachvolleyball­ und einen Basket­ballplatz, eine Soccer­ Arena und ei­nen Hängematten­Park gibt

n wenn das Küchenteam jeden Tag Nachtisch macht

n wenn die Teilnehmerzahlen jedes Jahr kontinuierlich steigen

n wenn man eine Woche lang musika­lisch gute und von Herzen tiefe Lob­preiszeiten hat

gnade ist, wenn 220 menschen nach einer Woche von jesus bewegt in ihren alltag zurückgehen.Ich suche nach einem Schlusssatz und überlege an: „I like to move it, move it, I like to move it, move it . . .“ Stattdessen schließe ich aber lieber mit einem letzten Zitat eines movecamp­Teil­nehmers, das ich stellvertretend für die movecamp­Gemeinschaft an die Mitar­beiter, die Teilnehmer und an unseren großen Gott richte: „Ein Wort: DANKE.“

angelina ochel (movecamp Mitarbeiterin)

t E E n S u n d j u g E n d

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Kimitag 2012:In 330 Minuten um die WeltAngelehnt an den Roman von Jules

 Vernes „In 80 Tagen um die Welt“, begab sich unser diesjähriger Kimitag in rekordverdächtigen 330 Minuten auf Weltreise. Für unser Abenteuer rund um den Globus hatte Peter, einer der bei-den Moderatoren und Abenteurer, extra einen Heißluftballon gebaut. Nachdem alle Siebensachen im Ballon verstaut waren, konnte es mit den knapp 350 Mitfahrern auch direkt losgehen.

Angefangen in Wiedenest führte uns un­sere Reiseroute mitten durch die Spitzen des Kölner Doms, was fast zum ersten Unglück geführt hätte, da sich der Ballon genau an ihnen verhakt hatte. Mithilfe kräftigen Rüttelns freigekommen, konnte die Reise über Afrika fortgesetzt werden. Angekommen in Südamerika wurden wir von wilden Krokodilen im Amazonas begrüßt, was uns allerdings nicht da­von abhalten konnte, dort eine Kanu­fahrt zu machen. Bei einem Wettspiel halfen die Kinder den beiden Abenteu­rern, alle Utensilien für das Kanufahren zusammenzubekommen. Nach der wil­den Kanufahrt wurde die Reise begeistert fortgesetzt.Ein starker Ostwind brachte uns über Amerika und Kanada direkt nach Japan. Dort hörten wir den ersten von drei Im­pulsen zum Thema Mission. Unter an­derem wurde die Aktion „Millionen Kra­niche für Japan“ vorgestellt. Dies ist ei­ne Initiative der beiden Organisationen „Operation Safe“ und „Crash Japan“ zur Unterstützung von Erdbeben­ und Tsuna­miopfern, speziell Kindern. Das Projekt ermöglicht es den Kimitag­Besuchern, selbst aktiv zu werden, indem sie Krani­che aus Origamipapier falten und diese gegen eine kleine Spende in ihrem Um­feld verschenken. Das so gesammelte Geld aller Kimitag­Gruppen kommt dann Kindern zugute, die durch die Katastro­phe in Japan ihr Zuhause verloren ha­ben. Es wurde deutlich, dass Mission Menschen in konkreten Nöten hilft und niemand zu jung ist, um etwas für andere tun zu können.Im anschließenden Geländespiel hatte jede Gruppe die Aufgabe, Bibeln und

Hilfspakete in verschiedene Kontinente zu bringen, die in Form von Flaggen und Eimern auf einer großen Wiese vertreten waren. Mobile und stationierte Fänger vor den Grenzen der einzelnen Kontinen­te hatten die Aufgabe, es den Spielern schwer zu machen, ihre Güter in das je­weilige Gebiet zu bringen. Später lan­deten wir in Vietnam, um den Kindern ein Mädchen vorzustellen, das als Christ Schwierigkeiten erlebt. Doch wir hörten nicht nur, wie schwer es ist, dort als Christ zu leben, sondern auch, dass Gott diesen Menschen besonders nah ist und ihnen Kraft gibt.

Nach der Mittagspause, in der die Grup­pen Kraniche falten, Fußball spielen, für Menschen beten und am Entenrennen teilnehmen konnten, gab es an Stationen mit Spielen aus aller Welt zu entdecken.Die Kinder machten sich voller Freude auf spielerische Entdeckungsreise durch die ganze Welt.Am Ende des Tages flogen wir noch ein letztes Mal gemeinsam los, zurück Wie­denest zu landen. „Wer einmal um die Welt fliegt, kommt dort wieder an, wo er gestartet ist!“ Was hatte diese Weis­heit mit unserem Leben zu tun? Wir müs­sen gar nicht weit reisen, um Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen. Es genügt oft schon, mit offenen Augen durch die Schule zu gehen oder sich sei­ne Straße anzuschauen. Überall gibt es Kinder, die vielleicht noch nicht lange in Deutschland sind und es schwer haben, oder Kinder, mit denen vielleicht keiner spielen will. Und genau hier können wir anfangen, Gottes Liebe weiterzugeben.Um sich auch noch länger an all die­se Gedanken erinnern zu können, durf­te jeder eine kleine Weltkugel mit nach Hause nehmen. Wir hoffen, dass unsere Weltreise noch lange nachwirkt und sich alle gerne an diesen besonderen Tag zu­rückerinnern.

Christine Hüther Referentin

Stefanie WeichelStudierende der BTA

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Was darf Mission kosten? Light (= leicht) oder Leid? (Teil 2)

Mission mit EwigkeitsperspektiveMission ist aus der Ewigkeit her

entstanden. Mission zielt auf die Ewigkeit. Diese biblische Perspektive müssen wir in unserer heutigen Zeit neu buchstabieren lernen.

Mission hat natürlich immer etwas mit dem Hier und Heute zu tun. Mit Men­schen, die in akuter Not sind und denen geholfen werden muss. Das war schon immer ein wichtiger Aspekt von Mission. Und dies wird auch zu Recht bei uns in Deutschland und der westlichen Welt gerade wieder neu betont. Missions­theologen fordern gesellschaftsrelevanz von Gemeinden. Es geht um transfor-mation von Einzelnen, von Gruppen und vielleicht ganzen Gesellschaftsschich­ten durch das Evangelium, wie es zu Er­weckungszeiten immer wieder geschah. Das ist alles wichtig und richtig.Trotzdem bleibt die Frage, woher kommt die Kraft zur Veränderung des Einzelnen und der Gesellschaft? Und: Was ist die eigentliche Bestimmung, worum geht es letztendlich, wenn wir Menschen in viel­fältiger Weise helfen? Die Antwort lautet: Am Ende geht es um die Ewigkeit!Gott, der Vater, hat aus der Ewigkeit he­raus schon vor Erschaffung der Welt den Plan zur Rettung der Menschen konzi­

piert (Epheser 1,4). Und gott, der Schöp-fer und Erlöser, möchte die Menschen, die sich retten lassen, bei sich selbst in seiner Gegenwart haben. Dazu sind wir bestimmt.In der Kirchengeschichte war diese Ewig­keitsperspektive immer wieder ein star­ker Motor für Weltmission und Evange­lisation. Erich Sauer liebte es, seinen Blick auf den großen Heilsplan Gottes zu richten: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Aus dieser Perspektive entstand seine Sicht: „Jeder Christ ein Missionar“ und „Jede Gemeinde eine Missionsgemeinde.“ „Glühende Retterliebe“, ein Buch von oswald Smith, hat Generationen von Missonaren, Christen und Gemeinden geprägt.Heute gebrauchen wir vielleicht eine andere Sprache. Aber die Sache selbst müssen wir wieder neu entdecken und leben. Die nächste Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Mis­sionen in Deutschland hat das Thema „glühende retterliebe 2.0“. Wie kann in einer digital vernetzten Welt, in der alles in Echtzeit, alles gerade im Augenblick abläuft, eine Ewigkeitsperspektive ent­wickelt werden?Menschen, die große gesundheitliche Not erleben oder in Ländern leben, in

denen Krisen und Katastrophen der nor-malfall sind, haben es manchmal etwas leichter, im Bewusstsein der Ewigkeit zu leben. Als wir noch in Tansania arbeite­ten, hörten wir immer wieder den Satz: „Shauri la Mungu („Das hat Gott so ange­ordnet“). Das klang für uns Deutsche, die wir oft denken, als Menschen möglichst alles im Griff haben zu müssen, manch­mal gewöhnungsbedürftig. Unsere Ge­schwister dort lebten viel stärker mit der Sicht: Der Mensch denkt, aber Gott lenkt. Menschen mit Ewigkeitsperspektive sind nicht weltfremd. Sie meiden es nicht, sich die Hände schmutzig zu machen in der Hilfe für andere. Denn sie wissen: der Gott, der die Ewigkeit geschaffen hat, wurde in Jesus Christus Mensch und half seinen Zeitgenossen in den vielfältigsten Nöten. Er ordnete an, dass seine Jünger es genauso tun sollten.Wir brauchen heute in Deutschland ei­ne gesunde Balance zwischen Verkündi­gung mit Worten und gelebten Taten der Liebe, zwischen Weltverantwortung und Himmelssehnsucht, zwischen Erdver­bundenheit und einer Perspektive, die dem Herzen Gottes ganz nahe ist.

Horst EngelmannLeiter „Weltweite Mission“ Wiedenest

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Patricia ist 23 Jahre alt und im ober-bergischen Hückeswagen aufge-

wachsen. Schon früh als Kind hat sie sich entschieden, mit Jesus zu leben. In ihrer Heimatgemeinde arbeitet sie mit viel Herzblut in der Sonntagschule und im Mädchenteeniekreis mit. Nach ihrer Realschulzeit hat sie eine Ausbildung als Erzieherin begonnen. Soweit alles ganz „normal“. Aber was verschlägt ei-ne junge deutsche Frau in den Urwald Südamerikas? Patricia berichtet, was sie während ihres zweijährigen Einsatzes in Peru erlebt hat.

Warum ich mich auf den Weg machteDer Wunsch, im Ausland zu sein und Gott dort zu dienen, war schon seit meiner Kindheit in meinem Herzen verankert. Ich fand es besonders spannend zu hören, wenn Gott Menschen durch bewegte Zei­ten schickte und sein Wirken zum Schluss unübersehbar wurde. Hudson Taylor und Jim Eliot sind dafür gute Beispiele. Nach meiner Ausbildung stellte sich mir dann die Frage, was ich mit meinem Leben an­fangen möchte und da kam mir die Idee des Kurzzeiteinsatzes.

Mein erster Tag in PeruIch kann mich noch sehr gut an den ersten Tag in Peru erinnern, obwohl er inzwischen schon zwei Jahre zurück liegt. Nach einem

anstrengenden Flug kam ich in Lima an. Ich konnte kaum Spanisch und in dem Flughafen sprachen mich 30 verschiedene Taxifahrer an, ob ich nicht ein Taxi bräuch­te. Ich wusste nicht, wo ich hingehen soll­te und die Nummer des befreundeten Mis­sionares, der mich abholen wollte, hatte ich vergessen. Da stand ich nun umringt von Taxifahrern, die mich mitnehmen woll­ten. Mein eigentlicher Abholservice kam zehn Minuten später. Glücklicherweise haben wir uns dann gefunden und sind in das Gästehaus der Mission gefahren.

Meine ersten EindrückeIch habe mir viele Fragen dazu gestellt, was wohl auf mich zu kommen würde. Welche Menschen, Tiere, Temperaturen und kulturelle Besonderheiten wohl auf mich warten würden. Eines kann ich heute sagen: „Du kannst es dir nicht vorstel­len, wenn du es nicht selbst erlebt hast!“ Die Luft allein fühlt sich anders an. Der Verkehr ist wild und unübersichtlich. Vie­le Fahrzeuge sind vollkommen überladen und Motorräder können auch gut mal bis sechs Passagiere auf einmal befördern. An jeder Ecke befinden sich Straßenverkäu­fer. Die Marktstände sind nicht so schön sortiert, wie du es aus Deutschland ge­wöhnt bist. Du fällst durch deine helle Hautfarbe auf und zunächst einmal sieht alles eher chaotisch und heruntergekom­men aus.

Eine echt coole AufgabeAls ich in Pucallpa, eine von Urwald umge­bende Stadt ankam, erwartete mich eine echt coole, herausfordernde Aufgabe. Ich war nun Grundschullehrerin an einer ame­rikanischen Schule für Missionarskinder. Der Unterricht fand in Englisch statt und so musste ich manche Vokabel mit den Schülern zusammen lernen. Sehr zur Freu­de meiner Schüler, die sich immer köstlich über meine „kleinen Sprachfehler“ amü­sierten. Die zwei Jahre in Peru durfte ich nicht nur Grundschüler im akademischen Bereich schulen, sondern sie ein Stück­chen auf ihrem geistlichen Weg begleiten. So traf ich mich mit einigen Teenie­Mädels auch regelmäßig zu Hause.

Gott erlebtNatürlich ist für solch einen Einsatz ein wenig Abenteuerlust ganz gut zu gebrau­

Kurzeinsatz im Urwald SüdamerikasW E lt W E i t E m i S S i o n

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chen, aber das ist nicht das, worauf es wirklich ankommt. Ansonsten wäre ich schnell an meine Grenzen gestoßen. Mir fiel es z.B. am Anfang sehr schwer, oh­ne meine Freunde und meine Familie zu sein. Ich fühlte mich als Fremde unter den vielen Amerikanern und musste erst ihr Denken verstehen. Jetzt habe ich die „Amis“ sehr ins Herz geschlossen. Für mich war wichtig, in dieser Zeit auf Gott zu vertrauen. In allen Angelegenheiten, großen wie kleinen, konnte ich mich an

IHN wenden. Das hat er mir beigebracht. Gott begleitete mich und hat mich zu Dingen befähigt, die ich mir nie zuge­traut hätte. Ich hätte nie gedacht, dass ich auf Englisch eine Grundschulklasse leiten, mich an zwei Kulturen gleichzeitig anpassen würde und das weit weg von Zuhause!Es ist ein Privileg, meinem Gott dienen zu dürfen. Gleichzeitig konnte ich viele internationale Freundschaften dazu ge­winnen. Da gibt es z. B. einige perua­nische Mädels, mit denen ich mich oft getroffen habe. Wir sind zusammen Eis essen gegangen und haben dabei über alles Mögliche geredet. Das einfache Leben in Peru hat mich sehr fasziniert und gelehrt, mit Wenigem zufrieden sein zu können.

Wieder zurück in DeutschlandNun bin ich seit ungefähr zwei Monaten wieder zu Hause in Deutschland. Manch­mal fühlt sich Deutschland noch nicht ganz real an. Es gab viele schöne Wie­dersehen, einen langersehnten Cheese­burger und eine warme Badewanne. So trauere ich meiner Zeit in Peru natürlich

noch ein wenig nach, freue mich aber auch, wieder hier zu sein. Ich habe auf alle Fälle gelernt, dass Gott mich immer wieder überrascht und er manchmal Plä­ne für uns hat, mit denen wir selbst nicht rechnen. So hat er mir auch schon eine Arbeitsstelle als Erzieherin geschenkt.

Ich möchte dir Mut machen, dich über solch einen Kurzzeiteinsatz zu infor­mieren. Es gibt viele verschiedene Ein­satzgebiete und Bereiche, die alle ihre Herrausforderungen haben. Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, in die Arbeit von Missionaren hin­einschnuppern zu können.

Patricia KlarWiedenester Kurzzeitmitarbeiterin in Peru

von August 2010 bis Juni 2012

Kurzeinsatz im Urwald Südamerikas

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Jugendmissionstag Weitblick FeG Dillenburg

10.11.2012, 14.00 Uhr

Mission is possible vom 9.–11.11.2012 in Mosbach

Thema: “Damit Jesus unter Muslimen Gestalt gewinnt”

http://www.d.om.org/aktuelles/ veranstaltungen/details/ 77­mission­possible­7.html

VORSCHAU VeranstaltungenHier kannst Du uns auch treffen:

re:start28.12.2012–1.1.2013 in WiedenestSilvesterfreizeit für Jugendliche und junge Er­

wachsene von 16 bis 29 JahrenZur Ruhe kommen – Weitblick gewinnen –

Aufbruch feiernGEBET 2.0 RESTART YOUR PRAYER – ERMUTIGUNG ZUM REDEN MIT GOTT

Anmeldung bis 18.12. unter www.jugendforumwiedenest.de

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Jugendmissionskonferenz: Neue Messe Stuttgart

6.1.2013www.jumiko.gottes­liebe­weltweit.de

Liebe Heidrun, es war nie schwer   zu wissen, wo Du warst: Deine

fröhliche Art und Dein helles La-chen zeigte es immer – mitten zwi-schen den Menschen, angeregt in ein Gespräch vertieft, zum Scher-zen aufgelegt. So hast Du auch die Herzen vieler Pakistaner erobert.

2008 war es soweit: Nach einem kla­ren Ruf in die Mission und einem zweijährigen Besuch der Biblisch Theologischen Akademie in Wiede­nest wurdest Du von der Christlichen Gemeinde Saarbrücker Straße (Dort­mund) und der Evangelisch­Frei­kirchlichen Gemeinde Remscheid, Friedenskirche, nach Pakistan aus­gesandt. In knapp zwei Jahren hast Du die Landessprache Urdu gelernt – und natürlich auch, wie man als Frau in Pakistan lebt. Während die­ser Zeit konntest Du Deine Sprach­kenntnisse z. B. schon in Kinderstun­den einsetzen. Und dann hat Gott Dir eine geniale Aufgabe zugeteilt: Als Jugend­ und Heimerzieherin liebst Du es, gerade junge Menschen zu begleiten und zu fördern. Und ge­nau das durftest Du! Du wurdest „Internatsmutter“ für 30 junge ledige Frauen, die am „Women‘s Christian Hospital“ in Multan als Hebammen und Krankenschwestern arbeiten. Du

lebtest mitten unter diesen quirligen Pakistanerinnen, musstest Grenzen setzen, hattest viel Spaß mit ihnen, bekamst tiefen Einblick in die Her­zen der jungen Frauen, konntest helfen und mit ihnen den Glauben leben. Tiefgehende Freundschaften entstanden. Unkonventionell wie Du bist, hast Du sicher manches anders gemacht als andere?!Im Rahmen der pakistanischen Ge­meinde vor Ort bist Du in die Teenie­Arbeit eingestiegen. Dir gelang es, junge Menschen für Jesus zu begeis­tern! So hast Du viele ewige Spuren in den Herzen derer hinterlassen, mit denen Du geweint und gelacht hast, mit denen Du deinen Glauben geteilt hast. Ein Spruch von Dir ist mir immer noch im Ohr: „Ich werde nie einen Pakistaner heiraten.“ Nun, wenn man Pakistan lieb gewinnt, so scheint es, kann es auch passieren, dass man einen Pakistaner lieb gewinnt. So ist es Dir mit Sajjad Faiz ergangen, der zunächst Dein Sprachlehrer war. Im April dieses Jahres habt Ihr nun in Murree geheiratet. Zusammen ist es Euch wichtig, zunächst gemeinsam in Deutschland zu leben. Sajjad kann so Deine Familie und Dein Umfeld besser kennenlernen. Zudem möch­te er hier gerne studieren. Und Du

Zur Person: Verabschiedung von Heidrun Dörfler

Pakistan – meine große Liebe!

noch Plätze frei

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hast entschieden, zunächst in Deinen Beruf als Erzieherin zurückzukehren.Natürlich, Pakistan ist weiter tief in Euren Herzen. Und so seid Ihr offen dafür, dass Gott Euch später in eine neue gemeinsame Aufgabe zurück nach Pakistan führen kann. Das wäre natür­lich genial! Danke Heidrun, für Deinen engagierten Einsatz in Pakistan! Dazu gehört auch die intensive Mithilfe an der Sommer­Sprachschule in Murree, durch die die neuen Mitarbeiter Urdu lernen. Danke für Euch alle, die Ihr Heidrun in

ihrem Missionsdienst bestärkt und ver­sorgt habt! Danke für alle Gebete!Heidrun, auch in Deutschland werden Dich und Sajjad viele Herausforderun­gen erwarten. Das wisst Ihr. Einen Ge­danken von Hudson Taylor möchte ich Euch mit auf den Weg geben: „Nicht großen Glauben brauchen wir, sondern Glauben an einen großen Gott.“ Und unser Gott ist stark! Das werdet Ihr auch hier in Deutschland weiter erleben!Herzliche Grüße,

Siegfried BeeckenReferent für Asien/Südamerika

Zur Person: Verabschiedung von Heidrun Dörfler

Pakistan – meine große Liebe!

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Zur Person: Vorstellung Friedlinde Müller

Offene Türen in RumänienSiehe, ich habe vor dir

eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschlie-ßen; denn du hast eine klei-ne Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Dieser Vers aus Offb. 3,8 gab dem „Missionswerk Of-fene Türen“ (MOT, Sitz Hai-ger) seinen Namen.

Ab 2005 war ich bei MOT an­gestellt. Veränderte gesetzli­che Vorschriften für Verträge innerhalb von EU­Ländern entsandter Missionare so­wie versicherungstechnische Gründe machten einen Wech­sel zu einem größeren Mis­sionswerk erforderlich. Im Laufe dieses Jahres hat Gott eine Tür vor mir aufgetan, wofür ich sehr dankbar bin. Im Oktober 2012 hat Forum Wiedenest meine Anstellung übernommen. Deshalb tau­che ich nun in der Zeitschrift „Offene Türen“ auf. 1969 geboren, wuchs ich, umgeben von vier Geschwis­tern, in einem gläubigen El­ternhaus im Osten Deutsch­lands auf. Damals ahnte ich nicht, dass mir die Prägung durch das kommunistische System einmal hilfreich sein würde, die Denkweise der Menschen meines Ein­satzlandes Rumänien zu verstehen, die eine ähnliche politische Vergangenheit haben. Von klein auf war es mein Wunsch, Kran­kenschwester zu werden und mit meinem Beruf in den Missionsdienst zu gehen. Viele Puzzleteile haben sich auf dem Weg dahin aneinander gefügt. Im Jahr 1990 zog ich aus purer Abenteuerlust nach Frankfurt am Main. Dort sammelte ich zehn Jahre lang Berufserfahrung im Intensivpflegebereich eines großen Kran­kenhauses. In der Frankfurter Stadtmis­sion Nied fand ich geistliche Heimat, sta­bile Beziehungen wuchsen und bis heute ist dies meine sendende Gemeinde, die

mich nun schon seit elf Jahren treu in meinem Dienst begleitet und unterstützt. Wie ich den Ruf nach Rumänien erhielt, einem Land, welches ich mir nicht im Traum ausgesucht hätte, ist eine span­nende Geschichte für sich – auf jeden Fall war es unmissverständlich Gottes Platzanweisung für mich. Mein Gebet, Gott möge mir Liebe für Land und Leu­te ins Herz geben, hat er erhört. Heute fühle ich mich den Menschen zutiefst ver bunden und der Alltag in Rumänien ist mir inzwischen vertrauter als in Deutsch­land.Zunächst jedoch führte mein Weg im Jahr 2001 nach Österreich, wo ich für ein Jahr bei der Missionsgemeinschaft der Fackelträger, Schloss Klaus mitarbeite­

te. Bereits einige Jahre zuvor hatte ich in der Klostermühle (Deutschland) die halbjähri­ge Fackelträger­Bibelschule besucht. Im Jahr 2002 zog ich mit meinen Siebensachen nach Rumänien, wurde Teil des Fackelträgerteams in Brasov. Nach einer Zeit des Sprache­lernens stieg ich vollzeitlich in Freizeitarbeit, Mitarbeiter­schulungen, Jungscharpro­jekt ein. Voller Freude ließ ich mich auf diese neue Heraus­forderung ein. Dennoch war es eine Übergangslösung, da es derzeit für mich keine Möglichkeit gab, in einem medizinischen Projekt mitzu­arbeiten. Es gab manches Auf und Ab. 2004 wurde zu meinem per­sönlichen „Wüstenwander­jahr“. Ich landete im Burnout und verbrachte fünf Monate in Deutschland. In dieser schweren Zeit lernte ich viel über meine Begrenzungen und Gottes Kraft, die in den Schwachen mächtig ist. Ich bin dankbar, dass Gott mich hindurch getragen und wie­der neu nach Rumänien ge­sandt hat. Seit 2005 wohne und arbei­

te ich in der Gegend von Sibiu. Ich bin als Krankenschwester im ambulanten Pflegedienst tätig und glücklich, wieder in meinem Beruf zu arbeiten. „Philadel­phia“ heißt der rumänische Verein für sozialmissionarische Arbeit. Durch ver­schiedene soziale Projekte, Hilfsgüter­verteilung, Verleih medizinischer Hilfs­mittel, Second Hand Laden etc. haben wir viele Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen Jesu Liebe praktisch zu zeigen. Mein Gebet ist es, dass Gott mir immer wieder Mut und offene Türen schenkt, meinen Glauben zu bezeugen und die Menschen zur Ver­söhnung mit Gott einzuladen.

friedlinde müller

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Zur Person: Vorstellung Melody Shahwan

Vom Missionarskind zur Missionarin?!Als ich im Oktober 2009 am Tag der

Biblisch-Theologischen Akademie bei meiner Einschulung auf der Bühne stand, konnte ich nicht anders als zu schmunzeln und über Gottes Führung in meinem Leben zu staunen. Niemals hatte ich gedacht, dass mich mein Weg an den Ort zurückführt, wo alles begon-nen hatte.

Ich bin vor 22 Jahren während der Bi­belschulzeit meines Vaters in Gummers­bach geboren. Wiedenest ist aber nicht nur mein Geburtsort, sondern auch der Ort, der unser Leben als Familie für im­mer veränderte. Hier wurden meine El­tern Johnny und Marlene Shahwan von Gott berufen, in die Heimat meines Vaters zurückzugehen, um dort als Missionare zu arbeiten. Ich wuchs somit als Missio­narskind in den palästinen­sischen Gebieten auf. Ein Leben als Missionarskind und als „Third Culture Kid“ (TCK ­ Kind, das in mehreren Kulturen aufwächst) war also vorherbestimmt. Das bringt sowohl Vor­ als auch Nachteile mit sich. Man hat natürlich die wunderbare Möglichkeit, mehrere Kultu­ren kennenzulernen und in mehreren Sprachen ohne Mühe aufzuwachsen. Aber es ist auch nicht leicht, als TCK zu leben, denn man ist stän­dig auf der Suche nach sei­ner eigenen Identität – un­abhängig von seinen Eltern. Ich hatte vor allem in meiner Jugend oft das Bedürfnis, mir unabhängig von meinen Eltern meine Meinung über das Leben und den Glauben zu machen. Aber vor allem empfand ich das Leben als Missionarskind in dieser Zeit als Last. Denn als Missionar

hat man immer eine Vorbildfunktion und muss vor anderen ein bestimmtes Bild verkörpern. Ich wollte zwar ein Leben mit Gott führen, hatte aber das Gefühl, ich würde mich dabei selbst verlieren. Und so quälte mich viele Jahre lang diese ei­ne Frage: „Wer bin ich?“ Unabhängig von meinen Eltern. Unabhängig davon, dass ich Missionarskind bin. Ich versuchte, mir selbst meine Frage zu beantworten. Ich dachte mir, ich kann sein, wer immer ich auch sein möchte. Für wen auch immer. So entwickelte sich bei mir der Traum, eine Schauspielschu­le zu besuchen oder eine Ausbildung zur Filmdrehbuchautorin zu machen. Ich

entschied mich, nach meinem Abitur nach Deutschland zu fliegen und dort mein Schicksal herauszufordern. Doch ich merkte sehr schnell, dass es so etwas wie Schicksal gar nicht gab und dass ich die Frage nach meiner Identität niemals selbst beantworten konnte. Was sollte ich nun mit meinem Leben anfangen?! Endlich entschloss ich mich, mit dieser Frage zu dem zu kommen, der mich am besten kannte. So stand ich dann eines Tages auf einer etwas anderen Bühne, als ich es mir vorgestellt hatte und wurde dort als neue Studierende der BTA an dem Ort begrüßt, wo alles begann. Seit­dem sind drei Jahre vergangen und ich

bin dankbar für jeden Tag, den ich hier in Wiedenest erleben durfte. Hier durfte ich lernen, mich selbst und mein Leben durch Gottes Augen zu sehen. Ich durfte hier glauben und zweifeln und sehen, wie Gott mich Schritt für Schritt in seinen Dienst beruft. Somit freue ich mich, dass ich jetzt nach Ab­solvierung der Biblisch­Theo­logischen Akademie hier in Wiedenest für meinen Dienst vorbereitet und als Missiona­rin mit „Weltweite Mis sion“ zurück in meine Heimat ge­sandt werde. Dort werde ich dann ab 2012 in dem von meinen Eltern gegründeten Zentrum Beit Al Liqa’ (Haus der Begegnung) im Bereich Teenager­ und Jugendarbeit mithelfen und verschiedene Aufgaben in der Öffentlich­keitsarbeit übernehmen. Danken möchte ich auch meiner sendenden Gemein­de, der Philippus­Gemeinde in Bielefeld, ohne deren Un­terstützung dies nicht mög­lich wäre.

melody Shahwan

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Friederike Bischoff hat im Anschluss an ihre Absolvierung des dreijährigen

Kurses an der Wiedenester BTA ein Jahr bei Weltweite Mission als „Trainee“ mit-gearbeitet und diesen Dienst Ende Sep-tember beendet. Zum Abschluss ihrer Mitarbeit haben wir ihr ein paar Fragen zu ihren Eindrücken, Erfahrungen und Ge-danken zum Thema Mission gestellt.

1. Was hat Dich motiviert, ein Trainee-Jahr im Wiedenester Missionsbereich zu machen?Schon während meiner dreijährigen Ausbil­dung an der BTA Wiedenest hatte ich das Ziel, langfristig in die Mission zu gehen. Als Vorbereitung war es mir wichtig, mehr darü­ber zu lernen, was in Deutschland gemacht werden muss, damit die Arbeit im Ausland funktionieren kann. Ich wollte Erfahrungen sammeln und hinter die Kulissen einer Mis­sionsgesellschaft schauen.

2. Wie hat sich Deine eigene Wahrneh-mung von Weltmission in dieser Zeit ver-ändert?Gottes Auftrag an die Gemeinde zur Welt­mission ist mir sehr wichtig geworden. Ich werde meine Arbeit im Ausland nicht tun können, wenn nicht viele andere Menschen für mich beten und mich finanziell unter­stützen. Mission ist nichts, was Einzelne schaffen können, sondern muss immer von vielen getragen werden. Ich bin auch ganz neu ins Staunen ge­kommen, wie Gott weltweit handelt und Menschen zum Glauben an ihn kommen. An Mission beteiligt zu sein, empfinde ich noch mehr als bisher als ein großes Vor­recht.

3. Friederike, was sind Deine eigenen langfristigen Pläne, was Weltmission be-trifft?Ich werde mit Wycliff im Bereich Sprach­forschung und Bibelübersetzung in Mikro­nesien arbeiten. Erstmal stehen aber noch

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Als Trainee im Missionsbüro

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weitere Vorbereitungen in England und Deutschland an. Mein Anliegen ist, dass Menschen Gottes Wort in ihrer Sprache hören können. Der Volksgruppe, mit der ich in Mikronesien zusammenarbeiten werde, ist das bis jetzt nur in Fremdspra­chen möglich. Sie wünschen sich sehn­lichst eine Übersetzung in ihrer eigenen Sprache. Daran werde ich mitarbeiten.Wenn ich vielleicht irgendwann zwan­zig Jahre Missionserfahrung auf dem Bu­ckel habe, kann ich mir gut vorstellen, das, was mir während des Trainee­Jahres wichtig geworden ist, in Deutschland um­zusetzen. Ich möchte Gemeinden moti­vieren, sich aktiv für Weltmission einzu­setzen.

4. Was hindert in Deiner Wahrnehmung junge Menschen heute daran, sich län-gerfristig in Weltmission zu engagie-ren?Immer wieder, wenn ich mit Leuten über Weltmission spreche, geht es um Finan­

zen. Viele haben Angst davor, von Spen­den abhängig zu sein und andere um Geld bitten zu müssen. Für eine über­schaubare Zeit von einem Jahr ist das für einige noch denkbar, aber vor Lang­zeiteinsätzen schrecken viele zurück. Mir ist auch aufgefallen, dass es oft an Ermutigung und Begleitung fehlt. Junge Leute, die in die Mission gehen möchten, bekommen häufig Gegenwind. Leider auch aus frommen Reihen. Ich wünsche mir, dass mehr Gemeinden anfangen, ihre jungen Leute zu ermuti­gen, den Schritt in die Weltmission zu wagen, und sie geistlich, praktisch und finanziell begleiten und unterstützen. Dadurch könnte es einen neuen Auf­bruch junger Leute in die Weltmission geben.

5. Was spricht Deiner Meinung nach diejenigen an, die Interesse an Welt-mission haben? Was sind deren Fra-gen?

Ich denke, dass viele junge Christen sich sehr ernsthaft darüber Gedanken ma­chen, wie sie ihr Leben für Gott einsetzen können. Sie wollen wirklich etwas Be­deutendes zur Veränderung dieser Welt beitragen. Weltmission ist für viele eine Option.Aber meistens wollen sie nicht einfach so gehen, sondern sich sicher sein, dass sie von Gott berufen sind. Vielleicht steckt dahinter manchmal der Gedanke: „Wenn ich berufen bin, dann bin ich abgesi­chert.“ Sicherheit ist eine große Frage.Viele wissen auch nicht so richtig, wie sie das angehen können. Mal ganz prak­tisch: Wie „geht“ man denn „in die Mis­sion“? Ich möchte deshalb besonders älteren Menschen Mut machen, ihre Lebenser­fahrung einzusetzen, um junge Leute zu ermutigen, zu unterstützen und ihnen mit ihren Fragen zu helfen.

Liebe Friederike, ganz herzlichen Dank für das Mit-Hineinnehmen in Deine Ge-danken zum Thema „Mission“ und Dei-ne engagierte Arbeit bei uns. Für die weitere Vorbereitung Deines zukünfti-gen Einsatzes wünschen wir Dir Gottes Segen und ein gutes Hineinfinden in die neue Lebenssituation. Wir freuen uns schon jetzt darauf, zu hören, wie es Dir ergehen wird!

dein team von „Weltweite mission“

Als Trainee im Missionsbüro

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Zwanzig Jahre Bibelzentrum DömösUnweit der slowakischen Grenze,

romantisch am Donau Knie gele-gen, ca. 50 km nördlich von Budapest entfernt, liegt der kleine, unspektaku-läre Ort Dömös in einer der schönsten Gegenden Ungarns. Unspektakulär auf den ersten Blick, aber WIR schauen et-was genauer hin . . . Dort gibt es näm-lich seit 20 Jahren das Bibelzentrum Dömös. Ein Werkzeug, um Schätze für die Ewigkeit zu schaffen.  Ende August wurde dort mit ca. 200 Gästen Geburts-tag gefeiert.

Das Zentrum, hinter dem zurzeit ca. 15 ungarische Brüdergemeinden stehen, besteht heute aus zwei Gebäuden mit 62 Betten auf einem großen Gelände direkt an der Donau, mit Fußball­ und Volley­ballfeld. Dort haben seit Bestehen ca. 25.000 Teilnehmer aller Generationen an 750 Veranstaltungen teilgenommen. Das Hauptziel besteht in theologischer Ausbildung, geistlichen Angeboten und evangelistischen Programmen. Es lassen sich drei Hauptaktivitäten umreißen:(1) Bibelschulprogramme: Begonnen wurde mit 12 Studenten. Zurzeit  befindet sich dieser Zweig in einer Umstrukturie­rungsphase.(2) Eigene (regelmäßige) Veranstaltun­gen: Mütterkonferenz – Frauenkonferenz –  Kinderwoche – Musikwoche – Som­

merlager (außerhalb) – Englisch Camp für Teenies – Internationales Englisch Camp – evangelistisches Englisch­Camp für die Kinder aus der Umgebung – Ge­meindefreizeiten – Ehe­Wochenende – Mentoren­Schulung etc.(3) Vermietung an andere christl. Grup­pen, Gemeinden, Missionen.  Auch et­liche nicht­christliche Gruppen sind zu Gast. Man könnte fast meinen, es handle sich um die ungarische kleine Schwester von Forum Wiedenest! Ja . . . es gibt in der Tat viele Beziehun­gen!n Die Verbindung zwischen Ungarn und

Wiedenest besteht seit den Anfängen: der erste Bibelschüler aus Ungarn kam 1906 nach (damals) Berlin

n Als die Brüdergemeinden in Ungarn um 1920 herum entstanden, sind ei­nige freie Gemeinden der Brüderbe­wegung beigetreten (auch in Folge der Reisen von Johannes Warns). Dies ist also eine Entwicklung der Anfänge!

n Der zwischen ca. 1930 und 1960 be­stimmende Mann der ungarischen Brüdergemeinden, Prof. Ferenc Kiss, wurde 1924 in der Dörspe (die durch das Wiedenester Gelände fließt) ge­tauft!

Bei der Entstehung des Bibelzentrums war das Wiedenester Werk genauso maß­geblich beteiligt, wie in der Zeit danach. Hartwig Schnurr z. B., ehemaliger Lei­ter der Wiedenester Bibelschule, war an vielen Gesprächen und Entscheidungen in der Gründungszeit beteiligt und hat während der Jubiläumsveranstaltung von den Anfängen erzählt. Viele Dozen­ten von Wiedenest kommen regelmäßig zum Unterrichten nach Dömös. Deutsche Geschwister haben mitgeholfen bei Re­novierungs­ und Bauarbeiten, insbeson­dere aus den neuen Bundesländern. Ma­terielle Spenden in Form von Hilfsgütern und Finanzen kommen aus Deutschland und anderen Ländern. Seit über 40 Jah­ren reist Roger Brind, einer der Gast­redner beim Jubiläum, regelmäßig aus Wales an, um z.B. beim Bibelschulpro­gramm oder Englisch­Camps zu helfen. Ohne die ungarischen Geschwister, die sich sehr für das Zentrum engagieren und die ehrenamtlichen und wenigen an­gestellten (Teilzeit­)Mitarbeiter, wäre die Arbeit natürlich unmöglich. Zu erwähnen sei hier u. a. GyŐzŐ Albrecht, einer der Initiatoren. Viele andere könnten eben­falls genannt werden – aber hier geht es nur um einen kurzen Einblick in die Arbeit.

Jubiläum in Ungarn

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[ ein Zentrum – viele Möglichkeiten – für alle ]

Donau

altes Wirtschaftsgebäudeneues WirtschaftsgebäudeBüro- und Gästehaus

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Seit einem Jahr lebt die ungarische Fa­milie Daniel und Ági  Kovacs mit ihrem Sohn Ruben in Wiedenest, um sich an der BTA für einen Dienst in Dömös ausbilden zu lassen. Denn zusätzliche und quali­fizierte Mitarbeiter sind dringend nötig. Und nicht zuletzt wäre diese Arbeit nicht denkbar ohne unsere Wiedenester Mis­sionare Ernö und Katrin Nagy, die 1999 nach Dömös ausgesandt wurden und dort seitdem viel Herzblut investieren. Un­garn braucht das Evangelium. Es gibt viel geistliche und materielle Not. In einer Ge­sellschaft, die mehrheitlich zur römisch­katholisch / ungarisch griechisch­katho­lischen Kirche gehört, sind die 6,5 % Evangelikalen (hauptsächlich in der Re­formierten und der Evangelischen Kir­

che) eine Minderheit. Die Brüdergemein­den sind nur eine kleine Gruppe – aber sie haben ihren Platz. Wir freuen uns mit ihnen, dass Gott Frucht schenkt, Men­schen zum Glauben kommen und sich zu Jüngern schulen lassen. Dass das Bibel­zentrum zu einem Ort geworden ist, an dem sich auch Nichtchristen wohlfüh­len und dessen Arbeit auch von säkula­ren öffentlichen und privaten Personen geschätzt wird und danken Katrin und Ernö von Herzen für ihren unermüdlichen Einsatz.

Wir loben und preisen gott für das, was er aus kleinen anfängen geschenkt hat und vertrauen darauf, dass er sich auch in Zukunft zu dem Bibelzentrum dömös

stellen wird, in allen Herausforderun-gen! danke an alle geschwister, die auf die eine oder andere Weise daran betei-ligt sind. und danke, wenn Sie u. a. für folgende anliegen mitbeten:n Für gute geistliche Durchbrüche bei

Freizeitteilnehmern, die wiederholt dabei waren

n Klärung der rechtlichen Situation der Brüdergemeinden in Ungarn

n Finanzielle Mittel und humanitäre Ressourcen für das Zentrum

n Den weiteren Weg von Familie Kovaczn Kraft, Freude und Durchhaltevermö­

gen für Familie Nagy und alle weiteren Mitarbeiter!

annette nickelMissionsbüro Wiedenest

Ernö und Katrin Nagy mit Annika und Livia

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Gelände Bibelzentrumein Dankeschön an die Mitarbeiter des Bibelzentrumsaltes Wirtschaftsgebäude Bei der Jubiläumsveranstaltung

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Die einladende Kraft des Abendmahls

Das Abendmahl im WohnzimmerEin Blick in die Antike zeigt vergessene Merkmale der christlichen Mahlfeier

W enn sich heutige Abendmahlsfeiern der Kirche stärker an den urchristlichen Gottesdiensten orientieren wür-

den, wären sie nicht nur lebendiger. Sie könnten auch andere überzeugender zum Glauben einladen und würden missiona-rische Kraft gewinnen.

Neulich saß ich mit einigen Gemeindeleitern zusammen. Irgend­wann kamen wir auf das Thema Abendmahl. Den einen war die Abendmahlsfeier zu wenig heilig. Denn anderen war sie zu pro­fan. Die einen wollten einen Kelch für alle. Die anderen waren dankbar, dass man Einzelkelche eingeführt hatte. Ich musste an meine Kindheit denken. In unserer evangelisch­freikirchlichen Gemeinde wurden vor dem Abendmahl immer die sogenannten Einsetzungsworte gelesen (1Korinther 11,23­25). Danach wurden alle diejenigen zum Abendmahl eingeladen, die an Jesus glaub­ten. Wir Kinder durften das Brot aber erst nach dem Gottes­dienst essen. Manchmal bemerkten wir, dass jemand Kelch und Brot nicht nahm. Da wussten wir, dass der das Abendmahl nach 1Korinther 11,27 nicht „unwürdig“ einnehmen wollte.

Entdeckungen auf antiken VasenAll das hielt ich für biblisch korrekt. Bis ich in meinem Theologie­studium auf einmal an einer antiken Kunstsammlung teilnahm. Anhand von Vasenmalereien und anderen Artefakten erklärte uns mein Professor Peter Wick den Ablauf und die Bedeutung antiker Gastmähler. Immer wieder zog er dabei Vergleiche zum Abendmahl der ersten Christen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch niemals von antiken Gastmählern gehört, geschweige denn von ihrer Ähnlichkeit mit dem biblischen Abend­mahl. Doch je mehr ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde mir: Das Abendmahl, das Jesus eingesetzt hatte, war von seiner äußeren Form her nichts Neues oder typisch Christliches. Jesus feierte das Abendmahl genauso, wie es alle anderen um ihn herum auch taten. So wie Jesus seine Jünger losschickte, um einen Raum für das Gastmahl zu finden (Lukas 22,8­11), so taten es alle im römischen Reich, die kein eigenes Haus besa­ßen. Denn wer ein Haus besaß, der hatte ganz sicher einen Raum fürs Gastmahl. Typischerweise war ein solches Gastzimmer mit einigen Liegesofas ausgestat­tet. In römischer Zeit lagen bis zu drei Personen hin­tereinander. Die Sofas waren mit Polstern und Decken ausstaffiert und zeigten alle in den Mittelpunkt des Raums, so dass man sich sehen und gut unterhalten konnte.

Jesus und die GastmählerDamit wird klar, wieso Lukas den Ort des letzten Abendmahls als Gastzimmer beschreibt, das mit Decken und Kissen ausstaf­fiert war (Lukas 22,12). Denn auch Jesus lag mit seinen Jüngern zu Tisch, wie es zu dieser Zeit üblich war (Markus 2,15). Das ist so, auch wenn viele Übersetzungen das griechische Wort für „liegen“ mit „sitzen“ wiedergeben, um die Sache für unseren Kulturkreis verständlicher zu machen. Auch im Jüngerkreis teil­ten sich mindestens zwei Personen ein Liegesofa miteinander. So lag Johannes beim letzten Abendmahl vor Jesus und konnte sich für seine Frage an dessen Brust zurücklehnen (Johannes 3,23­26). Überhaupt ist erstaunlich, wie oft Jesus zum Gastmahl eingeladen wurde: Er war auf Gastmählern mit Zöllnern (Mar­kus 2,13­17), mit Sündern (Matthäus 9,9­10) und persönlichen Freunden (Johannes 12,1­11). Darüber hinaus werden Gastmäh­ler mit etlichen Pharisäern beschrieben (Lukas 7,36­50). Wie gängig solche Gastmähler waren, wird auch daran deutlich, wie häufig Jesus sich in seinen Predigten darauf bezieht (Lukas 14,15­24). Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Gastmahl quasi der einzige Ort war, wo man in der Antike Gemeinschaft pflegen konnte. Es war eine feste Institution. Zurzeit Jesu wuss­te jedes Kind, dass ein typisches Gastmahl aus zwei Teilen bestand. Der erste Teil war das Abendessen – Deipnon genannt. Bei diesem Teil waren oft noch die Ehefrauen und Kinder mit da­bei. Gerade auch bei den Juden wurde das Deipnon mit einem Gebet eröffnet. Genau an dieser Stelle des Abendmahls nahm Jesus das Brot, betete und sprach: Dies ist mein Leib.

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Der Autor dieses Beitrags, Marlon Heins, hat in Wiedenest das Akademische Aufbauprogramm der Biblisch­Theologischen Akade­mie in den Fächern Neues Testament und Missionskunde absolviert. Seine Masterarbeit in Missiologie schrieb er an der University of South Africa, der Partneruniversität der Biblisch­Theologischen Akademie. Im Auftrag der UNISA und der BTA wurde die Arbeit von Prof. Dr. Johannes Reimer betreut. Im Folgenden fasst Marlon Heins wichtige Einsichten aus dieser interessanten akademischen Qualifikationsarbeit zusammen. Sie zeigen, wie sich akademisches Arbeiten und Gemeindepraxis gegenseitig befruchten können. Bitte beten Sie mit uns für die Studierenden im Wiedenester Aufbauprogramm und während des Schreibens der MTh Arbeiten.

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Tischgespräche und VerkündigungNach dem Abendessen wurde dann der Wein auf die Tische ge­stellt. Bei einem typischen Gastmahl verließen nun die Ehefrau­en und Kinder das Gastzimmer, denn die Männer wollten unter sich sein. Manchmal nur um zu reden – manchmal auch zur sinnlichen Entspannung. In jedem Fall aber ging es darum, sich zu amüsieren und sich gegenseitig zu unterhalten. Darum war auch der Wein ein unverzichtbares Element bei diesem zweiten Teil des Abends, der auch Symposion genannt wurde. Wie schon zuvor wurde auch dieser zweite Teil mit einem Gebet eröffnet – der Libation. Hierbei handelte es sich um einen Trank­opfer, bei dem man einen Becher durch die Reihen gab und Wein verspritzte. Genau an dieser Stelle nach dem Mahl (Lukas 22,20) nahm auch Jesus den Kelch in seine Hand. Dann betete er und sprach: Dies ist der neue Bund in meinem Blut. Und an­schließend begann das Symposion: Jesus wusch seinen Jüngern die Füße, lehrte sie über den Heiligen Geist und betete um ihre Einheit (Johannes 13­17). Die Jünger diskutierten die Worte von Jesus und stritten sich untereinander (Lukas 22,21­38). Das Abendmahl Jesu war also von seiner Form her ein typi­sches Gastmahl. Seinen Ursprung hat es zwar in der jüdischen Passah­Feier. Die Dankgebete, das Brotbrechen, die vier Kelche (zwei von ihnen erwähnt das Lukasevangelium) – das kommt aus dem Judentum. Aber der Ablauf der Passahfeier war nicht grundverschieden vom Ablauf eines Symposions. Die Elemente, die im christlichen Abendmahl aus der Passahfeier hergeleitet sind, ließen sich gut in das Schema eines antiken Symposions einfügen. Und daraus entstand dann der Ablauf des christlichen Gottesdienstes: im Rahmen einer Abendmahlzeit, mit Gebeten angereichert, mit Möglichkeit zum Gespräch und zur Begeg­nung, wahrscheinlich auch mit Musik.

Wie der Gottesdienst das Essen verlorDoch warum sehen unsere heutigen Mahlfeiern so anders aus? Der Grund dafür liegt in der Kirchengeschichte. Denn schon in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus machten sich viele Kirchen daran, die Abendmahlsfeier zu verändern. Es scheint fast so, als ob es der Kirche nicht gefiel, das Mahl des Herrn als Gastmahl zu halten. Angesichts der Warnungen von Paulus wollte man vielleicht lieber auf Nummer sicher gehen. Gelegent­lich gab es auch staatlichen Druck: Um Zusammenrottungen zu vermeiden, wurden hier und da Gastmähler von Vereinen oder Parteien eingedämmt. Davon waren dann auch christliche Zusammenkünfte betroffen. Folge: Schon recht bald wurde das Mahl auf Brot und Wein reduziert. Das Symposion wurde ganz weggelassen. Aus diesem zweiten Teil des Abendmahls wurde dann der morgendliche Gottesdienst. Doch in der Bibel können wir auch heute noch lesen, wie die Urchristen tatsächlich Abendmahl gefeiert haben. Die Gemein­de in Korinth ist das beste Beispiel hierfür (1Korinther 11­14). So macht Paulus im ersten Korintherbrief ganz klar, dass man zum Abendmahl richtig zu Abend gegessen hatte. Dazu benutzte er im griechischen Text sogar das Wort Deipnon, das nicht nur den ersten Teil eines Gastmahls bezeichnet, sondern auch eine ech­te Mahlzeit meint (1Korinther 11,20­21).

Korinthische EinblickeWer den Text liest, merkt natürlich, dass Paulus viel zu kriti­sieren hat. Aber an keiner Stelle kritisiert er die Form des Abend mahls als Gastmahl. Was Paulus bemängelt, ist das Verhalten der Gemeindeglieder gegeneinander. So tadelt er beispiels weise, dass man nicht gemeinsam mit dem Essen anfing (1Korinther 11,21).

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So etwas war nämlich beim antiken Gast­mahl eine grobe Verletzung der Etikette. Darüber hinaus wird im Text deutlich, dass die Gemeindeglieder jeweils ihr eigenes Es­sen mitbrachten, um es dann, ohne zu tei­len, selber aufzuessen. Auch das war eine Sache, die bei einem Gastmahl unter Freun­den nicht passieren durfte. Es gibt etliche Beispiel außerhalb der Bibel, wo ähnliche Probleme bei heidnischen Gastmählern kri­tisiert wurden. Einmal wird von Sokrates berichtet, der beim Gastmahl genau das­selbe wie Paulus bei den Korinther erlebte. Sokrates steht daraufhin auf und ermahnt die Teilnehmer, ihre mitgebrachten Speisen untereinander zu teilen. In genau diesen Zusammenhang gehört auch die Warnung von Paulus, dass Abendmahl nicht unwür­dig einzunehmen und sich zu prüfen (1Korinther 11,27­29). Oft wird gesagt, dass die Unwürdigkeit sich auf bestimmte Sünden beziehe und man diese vor dem Abendmahl bekennen sollte. Doch vom Text her ist klar: Das Abendmahl unwürdig einzuneh­men bedeutet, die Gemeinschaft beim Gastmahl durch sein Verhalten zu zerstören. Das allerdings ist für Paulus dann mehr als ein Verstoß gegen die Etikette. Sondern der Charakter als „Mahl des Herrn“ wird von innen her aufgelöst.

Der Gottesdienst-Knigge von Paulus Doch ein typisches Gastmahl bestand ja nicht nur aus dem gemeinsamen Abendessen. Und so deutet auch nichts im Text darauf hin, dass die korinthische Gemeinde nach dem Abend­mahl auseinandergegangen wäre. Vielmehr wird deutlich, dass sie nach dem Mahl den Kelch herumreichten und die Libation im Gedächtnis an Jesus hielten (1Korinther 11,25). Und anschlie­ßend kam dann das Symposion: Wer mit dem Wissen über das antike Gastmahl nach den Versen übers Abendmahl in 1Korin­ther 11 weiterliest, der wird feststellen, dass die Kapitel 12 bis 14 die perfekte Beschreibung eines antiken Symposion sind. Viele Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass Paulus in diesen drei Kapiteln den zweiten Teil des korinthischen Abendmahls beschreibt, das in der Form eines typischen Gastmahls gefeiert wurde. Wie schon beschrieben, diente dieser zweite Teil der Ge­meinschaft. Man redete, diskutierte und hatte viel Freude mitei­nander. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder Teilneh­

mer beim Gastmahl etwas zur Unterhaltung beitragen musste. Ist es von ungefähr, dass Paulus in 1Korinther 12 die Gemeindeglie­der ermutigt, entsprechend ihrer Gaben ei­nen Teil zur Gemeinschaft beizutragen? Im Mittelpunkt der meisten antiken Gastmähler stand darüber hinaus das Thema der Liebe. So drehen sich beispielsweise die Beiträge in Platos klassischem Buch „Das Gastmahl“ einzig um die Frage nach der erotischen Liebe. Ist es von ungefähr, dass Paulus in 1Korinther 13 darüber schreibt, dass die Lie­be Jesu in der Gemeinde das Größte sein soll? Schlussendlich gab es auch bei den heidnischen Gastmählern immer wieder Probleme, welche die Gemeinschaft zerstör­ten. Der griechisch­römische Schriftsteller Plutarch schrieb aus diesem Grund einen

umfassenden „Knigge“ fürs antike Gastmahl. Ist es von unge­fähr, dass Paulus in 1Korinther 14 konkrete Verhaltensweisen tadelt, welche die Gemeinschaft in Korinth zerstörten?

Die Kraft der Mahlfeiern wiederentdeckenWas würde eigentlich geschehen, wenn wir das Abendmahl tatsächlich wieder so feiern würden, wie es die Urgemeinden getan haben? Nun, zuerst einmal würden wir es vermutlich als echter, authentischer erleben: Es wäre stärker in unserer All­tagserfahrung verankert. Sicherlich hätte die Feier auch einen fröhlicheren Charakter. Darüber hinaus würde sich uns aber auch eine ganz neue Möglichkeit ergeben, wie wir als Gemein­de die Menschen um uns herum erreichen könnten. Es hat sich gezeigt, dass die Urchristen gerade ihre Abendmahlsfeiern dazu genutzt haben, um interessierte Menschen mit in die Gemein­schaft zu integrieren. Durch die natürlich eingebundenen Gebe­te wurde der „Tod des Herrn“ schon beim Deipnon verkündigt (1. Korinther 11,26). Und durch die gabenorientierte Teilnahme aller Anwesenden wurden immer wieder Ungläubige beim Sym­posion zur Umkehr geführt (1Korinther 14,23­25). Ich bin davon überzeugt, dass wir im biblischen Abendmahl ein Vorbild ha­ben, das sich lohnen würde, wieder neu zu praktizieren!

marlon HeinsMarlon Heins ist freikirchlicher Pastor in Thun in der Schweiz. Seine Masterarbeit, die diesem

Artikel zugrunde liegt, findet man auf http://www.glaubensfragen.org/themenarbeit. Sein Bibel­Blog: http://www.glaubensfragen.org/marlons­blog. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Nachdruck aus Faszination Bibel, 2/2012, Bundesverlag, Witten. Mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag. Ende November erscheint dort Faszination Bibel 4/2012 mit dem Schwerpunkt „Werkzeugkasten zur Bibelauslegung“. www.faszination-bibel.net.

großer Wiedenester Buchmarkt am 15.12.2012 und am 1.6.2013Mehrere zehntausend antiquarische Bücher warten auf neue Besitzer. Zum großen Wiedenester Buchmarkt laden wir wieder ein am Samstag, den 15. dezember 2012 und am Samstag, den 1. juni 2013, jeweils zwischen 10:00 und 18:00 Uhr. Etwa 40.000 antiquarische Bücher, davon etwa 30% Neueingänge, sind schon vorsor­tiert und warten auf neue Leser. Für jeden ist wieder etwas dabei: Sachbücher über Theologie, Christsein, Ehe und Familie, Bibeln sowie Biographien, Bildbände, Erzählungen, Kochbücher, Kinderbücher, Romane u.ä. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Bücher überlassen haben und auch an die vier ehren­amtlichen Mitarbeiter, die jeweils fleißig die eingegangenen Bücher vorsortieren.

HINWEIS

In Kürze erscheint DAS ABENDMAHl – ein neues Buch

von Ulrich Neuenhausen.

DAS ABENDMAHL

Ulrich Neuenhausen

„Das Abendmahl ist ein Gnadenmahl. Es verdeutlicht in den Symbolen Brot und Kelch, dass Jesus für mich gestorben ist.“

Ulrich Neuenhausen ist mit Anke ver-heiratet und Vater von 4 Kindern. Nach seiner Ausbildung zum Agraringenieur besuchte er die Biblisch-Theologische Akademie Wiedenest (früher: Bibel-schule Wiedenest) und war dann im Entwicklungsdienst in Pakistan tätig. Anschließend studierte er an der FTH in Gießen Theologie. Seit 1997 lehrt er an der BTA Wiedenest, die er von 2002 bis 2010 leitete. Seit 2011 ist er Leiter von Forum Wiedenest.

Biblische Grundlagen für eine lebendige Gemeindepraxis

Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist! Abendmahl ist eine Einladung zur Freude, ein Angebot der Gnade, eine Chance zur Ausrichtung auf Jesus Christus, die Mitte unseres Glaubens und die Quelle unseres Lebens. Kaum irgendwo wird deutlicher und fühlbarer ausgedrückt, dass Jesus „für uns“ ist, als im Abendmahl. Im Abend-mahl feiern wir die Güte und Gnade Gottes.Wie kann es dann sein, dass manche Christen blockiert sind, am Abendmahl teilzunehmen? Wie kann es sein, dass teilweise statt Freu-de und Staunen Gleichgültigkeit und bedrückende Enge beim Abend-mahl herrschen können? Ich bin überzeugt, dass das Abendmahl ein lebendiger Ort der Ermutigung und des Wachstums wird, wenn wir seine Bedeutung in der Bibel neu entdecken. Dazu lädt dieses Buch ein! Es fußt auf Vorträgen, die von Alexander Strauch und Ulrich Neuenhausen bei der Gemeindetagung von Fo-rum Wiedenest im Februar 2012 gehalten wurden.

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Jeden Dienstag up–to–date Gebetsnachrichten aus unseren Missionsländern

MissionsHotline

erhältlich als Fax oder Email unter Telefon (0 22 61) 4 06-1 28 oder Email: missionsgebet @wiedenest.de

Telefon

Abfrage über Telefon unter (0 22 61) 4 06-1 74

Bestellung

ImpressumOffene Türen 104. Jahrgang Heft 6/2012, November/Dezember 2012 Verlag: Forum Wiedenest e.V., Eichendorffstraße 2, 51702 Bergneustadt, Tel. (0 22 61) 4 06­0 (ISSN 0030–011 X) Email: [email protected]: Ulrich NeuenhausenRedaktion: Volker Clemm (verantwortlich), Tel. (0 22 61) 4 06­1 35 Fax 4 06­1 55, Annette Nickel, Martin Schneider, Birgit Schröder, Prof. Dr. Christoph StenschkeNachdruck nur mit Genehmigung von Redakteur und Autor/inGrafische Gestaltung: Dieter Latsch, Designer AGD/BDGDruck: Nusch DruckBeilage: Zahlungsträger, in Teilauflage: Flyer „JuMiKo Stuttgart“Internet: www.wiedenest.de, www.jugendforumwiedenest.deErscheinungsweise: zweimonatlichBezugspreis: kostenlosAuflage: 10.200 ExemplareAdressänderungen: bitte mitteilen: [email protected] oder Tel. (0 22 61) 4 06 ­ 1 45Bankverbindung: Forum Wiedenest e.V. Volksbank Oberberg (BLZ 384 621 35) Konto 2 202 700 015Titelfoto: WiedenestFotos: MEV (S. 2, 3, 31), fotolia (5, 11, 28), projectphotos (S. 30), alle weiteren: WiedenestDie Inhalte dieser Zeitschrift wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte können wir jedoch keine Gewähr über­nehmen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Für unver­langt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr.30 • OFFENE TÜREN 6/2012

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Benötigte Spendensumme bis Ende 2012

liebe leser, freunde und Spender, letztes Jahr um diese Zeit halfen uns ein paar große Sonderspenden, über die einnahmeschwachen Sommermonate hinwegzukommen. Dieses Jahr fehlen uns bis jetzt solche Spenden, und wir kommen immer mehr an die Grenzen unserer finanziellen Belastbarkeit. Für das letzte Quartal benötigen wir noch über 1 Millionen Euro! Lassen Sie sich durch eine so große Zahl nicht entmutigen! Jeder Euro hilft uns weiter, und wenn viele sich engagieren, besteht die Chance, dass wir zum Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt haben.

Wir werden bei Forum Wiedenest ab nächster Woche jede Woche ein Gebetstreffen für diese Situation haben. Ich lade Sie herzlich ein, mit zu beten und unseren Herrn und Versorger um Hilfe zu bitten. Gleichzeitig möchte ich Ihnen aber auch danken für jede Spende und jedes Gebet! Danke für Ihre treue Unterstützung.

ulrich neuenhausenLeiter Forum Wiedenest

VORSCHAUtagungsbüro:

tel. (0 22 61) 4 06-1 22

1.11. Konsultationstag GemeindeNEUdenken

3.11. Wiedenester Seelsorgekonferenz

8.11. Beginn Abendkolleg: Geistlich leiten

10.11. Wiedenester Männertag

17.11. Wiedenester Freundes­nachmittag 55plus

24.–25.11. Netzwerk­konferenz

30.11.–2.12. Wochenende für alleinerziehende Mütter

2.12. Wiedenester Unternehmerforum

7.–9.12. B.I.S.S.­Wochen­ende

8.12. Weise Lebensplanung für den letzten Lebens­abschnitt auf Erden

15.12. Wiedenester Buchmarkt

28.12.–1.1. re:start – Deine Silvesterfreizeit

So sahen es auch Petrus in der Pfingstpredigt, Stephanus bei seiner Verteidigung und Paulus im Römersbrief. Jesus legt die Route fest, wie sich das Evangelium von Jerusalem über Judäa und Samaria auf die ganze Welt ausbreiten wird, und genauso läuft es dann auch in der Apostelgeschichte. Paulus zeigt den Siegeszug des Heils durch den ganzen östlichen Mittel­meerraum bis nach Rom auf. Welche Dynamik erschließt sich durch die Zusammenhänge.Wir sind so sehr dem Hier und Jetzt verhaftet, dass uns Gott immer wieder den Blick weitet für seine Weisheit, sein Lenken und die großen Zusammenhänge. Er ist der Anfang und das Ende. Zu Beginn der Offenbarung sagt er zu Jo­hannes, einen umfassenden Bericht zu geben von dem: „Was du gesehen hast, was ist und was nach diesem geschehen wird.“ Dann wird die Zukunft nach und nach aufgedeckt bis vor den Thron Gottes, wo er alles neu macht, alle Tränen abwischt und den Dürstenden Wasser gibt von der Quelle des Lebens.Und dass ich ganz persönlich gemeint bin, das hat er nach dem Brief an die Epheser schon vor

der Schöpfung beschlossen. Als es dann so­weit war, dass ich die Erde betreten sollte, hat er nach Psalm 139 ein Auge darauf geworfen, wie ich im Mutterleib gebildet wurde. Wie geht es weiter?Paulus sagt den Ältesten von Ephesus beim Ab­schied, dass er seinen Lauf vollenden wolle. In seinem letzten Brief konnte er Timotheus kurz vor seiner Hinrichtung schreiben, dass er sei­nen Lauf vollendet habe, Glaube gehalten und den guten Kampf gekämpft habe. Das wünsche ich mir auch. Es war schon mein Konfirmati­onsspruch, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und das ewige Leben zu ergreifen. Wenn meine Frau und ich noch unsere goldene Hochzeit im übernächsten Jahr erleben, dann möchte ich jedem unserer drei Kinder eine der durchgearbeiteten Bibeln schenken – als Zeichen der ewigen Liebe und Treue Gottes, als Ermutigung, dass Gott einen langen Atem über große Zeiträume hat und sie wie mich einlädt, Ihm täglich zu begegnen.

Christian StenschkeIm September 2012

Fortsetzung von Seite 32 (Rückseite) (Das haben wir mit Jesus erlebt: gott in text und Kontext)

Benötigte und eingegangene Spenden gewöhnlicher Haushalt forum Wiedenest ohne zweckgebundene mittel für Weltmission

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Benötigte Spendensumme 2012

Forum Wiedenest e.V. Volksbank Oberberg (BLZ 384 621 35), Konto 2 202 700 015

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D a s h a b e i c h m i t J e s u s e r l e b t

Gott in Text und KontextEs war an einem Abend vor gut 30 Jahren in Hershey,

einer kleinen Stadt mit einer großen Schokoladen- fabrik in Pennsylvania. Da saß ich mit etwa 4.000 Teil-nehmern in einer Sporthalle in einem Seminar über „Basic Youth Conflicts“.

20 Jahre zuvor hatte ich mich als Student durch regelmäßiges Lesen in der Bibel bekehrt. Aber dieses tägliche Lesen hatte sich verloren, obwohl ich nebenberuflich auch predigte und in einem Missionswerk mitarbeitete. An jenem Abend sprach der Referent sehr eindrücklich über die Bereitschaft und den Segen des täglichen Bibelle­sens. Dann lud er diejenigen ein, die sich vor Gott ver­pflichten wollten, täglich fünf Minuten in der Bibel zu lesen, die Hand hochzuheben. Ich wusste wohl, dass man Gott nichts versprechen sollte, was man doch nicht halten kann. Aber an jenem Abend war mir klar, dass ich jetzt „dran“ war und so hob ich die Hand.Was für einen unglaublich reichen Segen habe ich in den letzten 30 Jahren erlebt. Nachdem ich einmal den Ent­schluss gefasst hatte, war es auch gar nicht schwer. Natürlich saß ich oft nach der Arbeit und einem Abendprogramm müde in meinem Sessel – die Familie nannte ihn liebevoll den „heiligen Stuhl“ – und hielt meine stille Zeit. Aber es war keine Frage, es nicht zu tun. All die Jahre habe ich es vielleicht zehnmal vergessen.Ich habe in verschiedenen Farben vieles angestrichen, um­kreist, Querverweisungen angebracht und Randbemerkungen hinzugefügt, in der Regel ein ganzes biblisches Buch nachei­nander durchgearbeitet und gut zehn Jahre für die ganze Bibel gebraucht. Dann habe ich mir eine neue schenken lassen. Jetzt bin ich an der vierten Bibel. Seit vielen Jahren lese ich täglich 20 Minuten in meiner Bibel. Meine Absicht ist nicht zu sehr, Neues zu entdecken, sondern Gott zu begegnen. Dazu ist die Bibel wie ein Garten, wo wir uns gerne treffen.Einerseits kann ich mich ganz in einen Vers oder eine zentrale Wahrheit verlieren, andererseits staune ich über die großen Zusammenhänge. Gott ist nicht kurzatmig, er offenbart sich uns in großen Zusammenhängen. Es ist faszinierend wie er immer

wieder die Fäden aufnimmt, um seine Heilsabsichten in großen Zeiträumen zu verfolgen – er ist ewig.So spricht Gott nicht nur punktuell einen Schöpfungstag an, sondern eine ganze Schöpfungswoche, fortlaufend schafft er Leben. In den Genealogien zeigt er die Entwicklung durch die Generationen auf. Er beginnt mit Abraham ein neues Volk, führt es über Ägypten, 40 Jahre mit täglicher Offenbarung durch eine Wolken­ bzw. Feuersäule durch die Wüste in das versprochene Land. Weiter geht es mit der Landnahme bis hin zur Eroberung Jerusalems durch David, dann das Schicksal des ganzen Vol­

kes und seiner Könige. Was für eine Entdeckung, diesen David in schweren und gu­ten Jahren zu begleiten und daneben seine Psalmen zu lesen. Es bewegt mich auch, wenn ich den Untergang der sich gegen Mose auflehnen­den Sippe des Korah lese und später erkenne, dass die wenigen geretteten Kinder Korahs in späteren Generatio­nen den unglaublichen Psalm 84 dichteten.Auch seinen Heilsplan ent­faltet Gott Schritt für Schritt durch die Propheten. Beson­ders berührt mich die Frage Isaaks an Abraham auf dem

Weg zur Opferung am Berg Morija: „Vater, wo ist das Lamm?“ Hier wird der Ruf nach dem Opfer und der Erlösung im ganzen Alten Testament zusammengefasst. Dann kommt im Neuen Tes­tament die Antwort, als Johannes der Täufer auf Jesus zeigt und ausruft „Siehe da, das ist Gottes Lamm, welches die Schuld der Welt wegnimmt!“Auch die Evangelien wollen nicht nur in Häppchen gelesen werden. Sie sind die fortlaufende Lebensgeschichte von Jesu Geburt über Tod und Auferstehung zur Himmelfahrt, von Beth­lehem über Ägypten nach Nazareth, von Kapernaum bis nach Jerusalem. Jesus stellt Zusammenhänge zu Adam und Eva, zu Noah, zu David her. Wie schon die Alte Kirche sagte, liegt das NT im AT verborgen und das AT wird durch das NT verstanden.

Forum Wiedenest e.V. Eichendorffstraße 2 51702 Bergneustadt – OFFENE TÜREN ISSN 0030­011 X G 7004 Postvertriebsstück Entgelt bezahlt

Helga und Christian Stenschke

fortsetzung auf Seite 31