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F. A. Fluckiger, 0. Brunfels, Gracbichte d. Botanik u. Phermacie. 495 glas an einer Platinspirale unter Waueer wiegt, und durcli diese Methode das spec. Gewicht findet; die theilweise Los- lichkeit der atherischen Oele in Wasser gabe eine so geringe Fehlerquelle wkihrend der kurzen Operation, dass dadurch das Resultat nicht unrichtig wiirde. Man sollte denken, dasn diejenigen Oele, die specifisch leichter als Wasser sind, bei dem Einsenken des Uhrglases ins Waaser, oben aufwhwim- men, also gar nicht auf diese Art gewogen werden konnen, Bedenken habe ich such gegen die Bestimmung des Siede- punktes der atherischen Oele darin, manche haben bekanntlich einen hiiheren Siedepunkt als Wasser , so zweckmassig also jedenfalls die Ermittelung des Siedepunktes ist, so ist es mir doch nicht recht klar, wie wir hohere Hitzgrade als 100 Cels. mit einem Thermometer messen wollen , dessen Scala oben nicht weiter reicht , als der Xochpunkt des Wassers. __-- Otto Brunfels, Fragment zur Gleschichte der Botanik und Phsrmacie. w i t Bildniea.) Von F. A. Fliickiger. Die Reihe der deiitschen ,,Vater der Botanik", welche im XVI. Jahrhundert eine bessere Kenntniss der einheimischen Flora anbahnten, eroffnet 1530 Otto Brunfels mit seinem stattlichen Folianten : Herbarum vivae eicones. Bnch und Verfasser sind mit der gewohnten Grundlichkeit und Billig- keit gewiirdigt worden von dem ausgezeichnetuten Geschicht- schreiber der altern Botanik, E r n s t H. F. M e y e r , und aucli Kirschleger beRpricht in der Flore d'hlsace 11. (1857) pag. XIV. bis XVII. kurz, doch in ganz zutreffendcr Weise seinen Vorgiinger in der Erforschung der elsassischen Pflan- Zen. Meyer bedauerte, dass ihm die biographische Haupt- quelle iiber Brunfels , niimlich dessen ,, Annotationes in qua- tuor Evangelia" nicht zuganglich gewesen sei und stutzt sich

Otto Brunfels, Fragment zur Geschichte der Botanik und Pharmacie

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F. A. Fluckiger, 0. Brunfels, Gracbichte d. Botanik u. Phermacie. 495

glas an einer Platinspirale unter Waueer wiegt, und durcli diese Methode das spec. Gewicht findet; die theilweise Los- lichkeit der atherischen Oele in Wasser gabe eine so geringe Fehlerquelle wkihrend der kurzen Operation, dass dadurch das Resultat nicht unrichtig wiirde. Man sollte denken, dasn diejenigen Oele, die specifisch leichter als Wasser sind, bei dem Einsenken des Uhrglases ins Waaser, oben aufwhwim- men, also gar nicht auf diese A r t gewogen werden konnen,

Bedenken habe ich such gegen die Bestimmung des Siede- punktes der atherischen Oele darin, manche haben bekanntlich einen hiiheren Siedepunkt als Wasser , so zweckmassig also jedenfalls die Ermittelung des Siedepunktes ist, so ist es mir doch nicht recht klar, wie wir hohere Hitzgrade als 100 Cels. mit einem Thermometer messen wollen , dessen Scala oben nicht weiter reicht , als der Xochpunkt des Wassers.

__--

Otto Brunfels, Fragment zur Gleschichte der Botanik und Phsrmacie.

w i t Bildniea.)

Von F. A. F l i i c k i g e r .

Die Reihe der deiitschen ,,Vater der Botanik", welche im XVI. Jahrhundert eine bessere Kenntniss der einheimischen Flora anbahnten, eroffnet 1530 Otto Brunfels mit seinem stattlichen Folianten : Herbarum vivae eicones. Bnch und Verfasser sind mit der gewohnten Grundlichkeit und Billig- keit gewiirdigt worden von dem ausgezeichnetuten Geschicht- schreiber der altern Botanik, E r n s t H. F. M e y e r , und aucli Ki rsch leger beRpricht in der Flore d'hlsace 11. (1857) pag. XIV. bis XVII. kurz, doch in ganz zutreffendcr Weise seinen Vorgiinger in der Erforschung der elsassischen Pflan- Zen. Meyer bedauerte, dass ihm die biographische Haupt- quelle iiber Brunfels , niimlich dessen ,, Annotationes in qua- tuor Evangelia" nicht zuganglich gewesen sei und stutzt sich

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auf Xelchior Adam's Vitae germanicorum medicorum, Heidel- berg 1620. Nachdem ich jenes erst 1535, nach des Ver- fassers Tode , in Strassburg erschienene theologische Werk von Brunfels von der Universitiitsbibliothek in Base1 zur Ein- sicht erhalten, kann ich demselben keineswegs einen so hohen Werth beilegen. Doch enthiilt dieses Buch das hier wiedergegebene Bild des Verfassers , welches aller Wahr- scheinlichkeit nach Anspruch auf Aehnlichkeit machen darf, da der Drucker und Herausgeber des Buches, der Strassbur- ger Burger Georg U 1 r i c h e r sich als Freund von Brunfels bezeichnet , don dicscr ,, non inter postremos complesus est." Auch Melchior Adam ist kein eigentlicher Gewahrsmanu, sondern ein gewohnlicher Lexiconschreiber im Geschmacke sei- ner Zcit und selbst Gesner's Angaben in der Bibliotheca uni- versalis 1545 sind diirftig. Xirschleger begnugte sich, Bron- fels in Betreff seines Lebensganges kurz zu schildern nach eincr Quelle, die er fluchtig bezeichnet als ,,Petites biogra- phies de savants Strasbourgeois de 1523 b 1640, par hlelchior Sebitz fils." Darunter ist zu verstehen der 1641 gedruckte Anhang zu der Festschrift der im Jahre 1638 abgehaltenen Jnbelfeier des Stramburger Gymnasiums. Die darin nieder- gelegten h'otizen iiber Brunfelr, bieten nichts, was nicht schon in den andern hiernach angefuhrten Quellen besser zu finden ware.

Die Berichte Meyer's und Kirschleger's uber Brunfels schicnen mir daher der VervollstEndigung bedurftig und in noch weit hiihcrem Grade gilt dieses von allen ubrigen bio- graphischen Notizen, welcho mir iiber den merkwurdigen Mann zu Gesichte gekommen sind.

Da Brunfels ursprunglich Theologe war und sich lebhaft an der Durchfuhrung der Reformation zu Strassburg bethei- ligt hat, so waren weitere Aufschliisse uber ihn in der so iiberaus interessanten Literatur jener Zeit zii erwarten. Da- hin gehoren fur den vorliegenden Zweck besondcrs: T. W. R o h r i c h , Geschichte der Reformation im Elsass. Bd. I. (1830) 256 und IT. 40. 88. 9 7 , SO wie A. J u n g , Beitrage zur Geschichte der Kcformation 11. (1830) 202. Xehmen wir noch

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dazu L i n d e n i u s renovatus a G. Abr. Mercklino, De scriptis medicis libri duo, Norimbergae 1686 fol. 859, ferner F r e h e r , Theatrum virorum eruditione clarorum , Noribergae I1 (1688) 1222 und P a n t a l e o n ' s Prosopographia, 111, Basileae 1566, fol. 145, so lasst sich die Lebensgeschichte -ion Otto Brun- feln in ihren Hauptziigen zusammensetzen. In dem letzt- genannten Werke, nicht aber in der Ausgabe deseelben von 1565, ist auch ein Bild von Brunfels zu sehen, dessen Voll- bart und stark vortretende Nase nicht mit dem Bilde iiber- einstimmen, welches diesem Aufsatze beigegeben ist. Herr Dr. L. S i e be r , Univertitiitsbibliothekar in Basel, hatte die Giite , mich darauf aufrnerksam zu machen, dass Pantaleon durch genau das gleiche Bild fol. 521 auch den Abdias Prae- torius Theologus verewigt hat! Dasselbe wird also keiner Beachtung werth sein.

Fernere Nachforschungen haben folgende Ergebninso geliefert. Das schone Exemplar des Brunfelsischen Haupt- werkes, der Herbarum vivae eicones, welches die Strassbur- ger Universitatsbibliothek verwahrt, ist von der Hand seined friihern Besitzers, des um die Naturgeschichte des Elsasses gleichfalls sehr verdienten J o h a n n H e r m a n n , unter anderem mit der Bemerkung versehen, dass biographische Angaben iiber Brunfels im Album der medicinischen Facultat zu finden seien. Dieses Document scheint 1870 in dem Bibliothekbrande untergegangen zu sein , wenigstens war es mir unmoglich, dariiber etwas in Erfahrung zu bringen. Schwerlich wird aber ein solches Album, das doch sehr lange nach der Zeit von Brunfels erst angelegt worden sein kann, besonders werthvolle beziigliche Nachweise enthalten haben. In den reichen Schatzen des Archivs der Stadt Strassburg ist es den gefalligen Bemiihungen des stadtischen Arc,hivars, Herrn Brucker , nicht gelungen , irgend etwas iiber Brunfels aufzufinden. Die Kenntniss der wenigen auf densclben beziig- lichen Actenstucke des Staatsarchives zu Bern verdanke ich der

1) Siehe iiber denselben De Bary, Rectoratsrede 1872. 19 und Kiraeh- leger, Flore d'aleace. Bd. 11. pag. XLIV.

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Freundlichkeit des dortigen Staatsschreibers, Herrn N. von Stiir- ler. Noch bliebe erschopfender zu ermitteln, welche biogra- phische Aufschliisse alle die gedruckten Briefe von und an Brunfels gewahren mogen, die in der weitschichtigen Literatur der Reformationsgeschichte noch ausser den von mir ver- glichenen vorhanden sind. Ohne Zweifel werden dieselben vorzugsweise seine theologischen und padagogiuchen Bestre- bungen, nicht die erst spater von ihm begonnenen medicini- schen und botaiiischen Studien beleuchten. So wenigstens die in Schlettstadt liegenden Briefe, welche Brunfels im Laufe des Jahres 1520 aus der Strassburgcr Carthause an Beatus Rhenanus in Schlettstadt richtete. Diese Documente, welche ich durch die Gefilligkeit des Herrn Prof. Ch. Schmidt ab- schriftlich vor mir habe, bezeugen nur den regen Verkehr, welchen dcr strebsame Carthausermonch mit hervorragenden Triigern der Reformationsbestrehungen schon damah eingelei- tet hntte. I n Strassburg selbst liegt im Archive des Thomas- stiftes, im Bande ,,Lethes diverses du XVIme sickle. Tome A - B." unter No. 263 ein undatirter, wahrscheinlich den1 Jahre 1531 angehoriger Brief von Brunfels an Capito, dessen kurzer Inhalt ebenfalls fiir den vorliegenden Zweck ohne Bedeutung ist.

Otto Brunfels wurde 1488 zu Mainz geboren, nicht schon 1464; Rohrich hebt erstere Jahreszahl andern Angaben gegen- uber ausdrucklich hervor, wie uberhaupt die alteren der oben gennnnten Quellen und nach denselben auch I'ritzel, Thesau- rus literaturae botanicac , iibereinstimmend 1488 nennen.

I n einem aus dem Jnhre 1534 stammenden Berichte, niedergelegt im Schwcizerischen Geschichtsforscher Bd. X. S. 366, worin ein Patient erwahnt wird, der seinen Arzt Brunfels iibcrlebte, finde ich die Bemerkung, letzterer sei 17 Jahre lang Carthiiuser gewesen. Da Brrinfels 1521 aus dem Orden trat, so muss er hicrnach schon ungefihr im Jahr 1504, also mit etwa 16 Jahren, in den Orden eingctreten sein, was nicht unmoglich , wcnn auch etwas auffallcnd ist. Angenorumen hingegen, er sei 1464 geborcn, so musshe er a19 ungefiihr 68 Jahre alter Nann Zuni Doctor Xedicinae

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EiBgies Doct. Othonis Brunfelsii, anno aetatis suae XLYI.

(Titelblatt der dnnotationea i n quetuor Evangelis, Argentoreti 1535.)

Arch. d. Ptiarm. XII. RAG. 6. nett. 32

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promovirt und im Alter ron nahezu 70 Jahren nach Bern berufen worden sein, was denn doch hochst unwahrscheinlich klingt. Das Bild von Brunfels , welches seine ,, Annotationes in quatuor Evangelia" begleitet, stellt ihn in seinem 46. Alters- jahre dar , wie Rein Freund , der Buchdrncker Ulricher , uber dem Bilde anmerkte. Wohl wird man vermuthen durfen, dass es aus der leteten Zeit des Verfassers stamme, dass cr also eben nur das 46. Jahr errcicht habe, cine Annahme, welche auch wieder auf das Jahr 1488 zuriickfuhrt. Da, wic nachher gezeigt wird, urkundlich feststeht, dass Otto Brim- fels 1532 promovirte und er auf dem eben genanntcn Bilde nls Doctor bezeichnet wird, nicht aber in den Herbarum vivae eicones von 1530, so darf auch hicrin eine Stutze der Angahe erkannt werden, dass er 1488 geboren sei.

Die abweichenden Schlussfolgerungen Neyer's, Geschichte der Botanik IV. 297, erscheinen diesen Thatsachen gegen- iiber weniger begriindet.

Johann, der Vater von Brunfels, stammte nach Freher aus der graflich Solms'when Herrschaft Braunfels im Lahn- thal unweit Mainz und Wetzlar, SO dass der Familiennamen des Mainzer Fassbinders oder Bottchers, wie es damals sehr gewohnlich war, einfach seine urspriingliche Heimat angibt. Der Sohn nennt sich noch 1520 in drei der oben erwahntcn Bricfc an Beatus Rhenanus nur Otho Moguntinus, in dcn andern allerdings Otho Brunfelsius. Derfielbe scheint mit gutem Erfolge die Mainzer Schulen besucht zu haben und erwarb sich dort den Grad eines Magisters der freien Kiinstc. Sein geistiges Strebcn fuhrte ihn als Jlonch in die nahe bei Mainz gelegene Carthause, da der Vater nicht Nittcl zu anderweitiger Ausbildung gewahren konnte. Otto Brunfels neigte sich alsbald der Reformation zu , trat in Verkehr mit den hervorragenden Triigern und Fuhrern der Bewegung im Elsass und im ubrigen Deutschland, wie Beatus Rhenanus, Gerbelius , Wimphelius, spater auch mit Zwingli. h m e r h i n war er noch 1520 als Ordensbruder der Strassburger Cart- hnuse zu Konigshofen (gegriindet 1320, geschleift 1591) in welcher ubrigens ein reges geistiges Leben vielmehr als

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starre Klosterzucht herrschte. Brunfels verlor um diese &it durch heftige Krankheit seine Stimme und damit (wenigstens einstweilen) die Aussicht Prediger zu werden. Laut dem Verzcichnisse der Conventsbriider der Strassburger Carthause trat er 1521 zur Reformation iiber: ,,Otto de Maguntia apostatavit", wie es dort heisst. Es wird angefuhrt (siehe z. B. bei Rohrich 1. v.), dass er seine Heilung dem Guaiak- holze zu verdanken hatte, iiber welches ja sein Freund Ulrich von H u t t e n 1518 - 1519 in Augsburg eine eigene merk- wiirdige Schrift : ,, De Guaiaci medicina et morbo gallico liber unus." Moguntiae, in aedibus Joannis Scheffer, April 1519) verfasst hatte, um seine eigenen gunstigen Erfahrungen iiber die Wirkungen des neuen Mittels bekannt werden zu las- sen. - Die Stadt Strassburg selbst machte 1525 einen Ankauf von 2 Centnern diese8 Holzes (Piton, Strasbourg illustrd 11. 83.)

Mag der Verkehr mit den Reformatoren, den Brunfels von der Strassburger Carthause am unterhielt , dort gedul- det oder missbilligt worden sein, so verwickelte ibn jeden- falls sein Uebertritt in Streit mit dem Orden. Er Aohg zu Ulrich von Hutten, welcher sich seiner Gesundheit wegen in die Nahe von Worms oder Landstuhl zuriickgezogen, oder eigentlich geradezu versteckt hatte. Die Carthauser grifl'en Hutten und den Strassburger Buchdrucker Johannes Sch o t t wegen Begiinstigung des Abfalles zweier Klosterbriider heftig an und trieben ihre Schmiihungen so weit, dass Statt- meister und Rath von Strassburg im November 1521 die erbitterte Fehde schlichten mussten. Die Geistlichen gaben eine Ehrenerklarung fur Huttea ab und zahlten ihm 2000 Gul- den Entschadigung.

1) Vergl. D. F. Strauas, Ulrich von Hutten. Lpzg. 1871. 260. Fliickiger and Hanbury, Pharmacographia. London 1874. 93.

2) Diem Flucht mum wohl nach den obigen Angaben von Stramburg aua erfolgt win, nicbt au8 der Maimer Carthause, wie S treus 8, p. 446 angibt.

3) Einer derselben ist wohl eben Brunfels? 32 *

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Brunfels war inxwischen Pfarrer in Steinheim unweit des Hutten'schen Schlosses Steckelberg bei Fulda, wurde dort aber, wie es scheint von Seiten des Domdechanten m Mainst, als Lutheraner verfolgt. Hutten erblickte darin das Werk seines Feindes Dr. Peter Meyer, Pfarrers zu St. Bartholoniiius in Frankfurt, und richtete desshalb eineu Fehdebrief an ihn, den Straws (p. 450) mittheilt. Ueber die Verfolgungen, denen Brunfels ausgesetzt war, berichtet A. J u n g , Beitriige zur Geschichte der Reformation, 11. 202, ,,. . . . der Gegncr des Lichtes, Peter Meyer, Priester an der fit. Bartholomiius- kirche zu Frankfurt, klagtc Brunfels seiner Predigten wegen an, wclclies fur Hutten die Veranlassung zu einem Briefe wurde, den er 1532 an den Frankfurter Priestcr erliess und darin Otto Brunfels seinen Diener nennt, der nach Pflicht und seines Amtes wegen das heilige Evangclium nnd unwi- derrufliche Wort Gottes gepredigt habe. Daruher habe ihii Meyer bei dem Fursten, den Yriestern und Schriftgelehrten in Maim so verhasst gemacht, dass nach seinem Leib und Leben getrachtet worden nnd ihn nur Warnungen guter Freunde vor Gefangenschaft und Tod retten konnten (Ritter, Evangelisches Denkmal der Stndt Frankfurt a/M. p. 52.) "

Wie man aus seinem Anfangs 1523 an Zwingli gerich- teten Schreiben (Schuler et Schiilthess , Huldrici Zainglii opera VII. 272) zu schliessen bercchtigt ist, hatte Rrunfels die Absicht, nach Zurich zu gehen, wurde aber, vermuthlich auf der Durchreise, Juli 1522, Toni Magistrate der Stadt Neuenburg im Breisgau zum l'rediger bestellt. Seine Rich- tung scheint, ohne dam jedoch genaueres daruber zu finden ist, den osterreichischen Behorden , die damals das Breisgsu regierten, missfallen zu haben, so dass er nach Strassburg ging. Hier wandte er sieh, wie aus Briefen Luther's (De Wette, Luther's Briefe 11. 573. 624) vom December 1524 und Februar 1525 xu ersehen ist, Carlstad zu und galt iibri- gens auch in Strassburg, wie Vierordt anfuhrt, als ,,unruhi- ger Kopf."

Hutten hatte verdient, dass Brunfels es unternahm, die- sen seinen im August oder September 1523 auf der Ufenau

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im obern Ziirichersee verstorbenen Freund und Wohlthatcr in Schutz zu nehmen gegen die Schmiihschrift ,, Spongia", wclche Erasmus von Rotterdam in Base1 gegen Hutten geschrieben hatte. Der Druck dieser Arbeit; ,, Othonis Brun- felsii pro Ulricho Hutteno defunct0 ad Erasmi Roterodami Spongiam Responsio" (1859 herausgegebcn von Ed. Bocking, Ulrichi Hutteni Epistolae et documenta 11. 325 -351) fiihrte Brunfels Ende 1523 oder Anfangs 1524 wieder nach Strass- burg. Der Biograph Hutten's, D. F. Strauss, p. 519, nennt zwar diese Streitschrift eine gewissenhafte wohlgemeinte Arbeit, findet aber, dass der Verfasser sich durch Form und Inhalt derselben keineswegs den beiden Nannern ebenburtig zeige, an deren Streit er sich dadurch betheiligte. Der Ge- sichtskreis des ehemaligen Carthausers musste j a allerdings cin bei weitem engercr sein als der der beiden so sehr her- vorragenden, viel gereisten Kiimpfer ; die Vcrtheidigung Hut- ten's spricht aber immerhin als ein Act der Pietat hinlanglich zu Gunsten des uberlebenden Freundes Brunfels.

Zu Ostern 1524 kaufte sich derselbe das Burgerrecht zu StrasRburg und ,, diente '( der ZunfL zum Stelzen, wurdc niimlich derselben zugetheilt. Er widmete sich nun literari- scben Arbeiten auf dem Felde der Theologie und Piidagogik und wirkte ale Lehrer, seit 1528 formlich bestellt, in der Schule des Carmeliterklosters (jetzt St. Ludwig). Dureh die Abschaffung der Messe, 20. Februar 1529, erhielt die Be- formationsbewegung in Strassburg vorerst einen Abschluss, womit moglicherweise zusammenhangt , dass Brunfels sich urn diese Zeit der hledicin zuwendete. Zu diesem Schlusse berechtigt z. B. schon das seltene Schriftchen : ,,Lanfranci nutzlichs wundertzney - Buchlin , dabey viel bewerter Recep- ten, Salben und ertzneyen , verdeudscht durch 0th. Brun- felss" 1529. 4O. Nehr noch cin fur die Literaturgeschiehte Strassburgs wie fur die Geschichte der Chirurgie bemer- kenswerthee Bnch ,,Spiegel der Artzny (' von Laurentius Phryes aus Colmar, 1518 in Strassburg gedruckt , welchefi

1) Veryl. Choulant , Graphische Incunabeln fur Naturgeschichte und Medicin. 1858. p. 141.

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im August 1529 neu aufgelegt und mit der Bemerkung auf dem Titel versehen wurde: ,,Gebessert und widerumb fleisig ubersehen durch Othonem Brunfels. (' Auch die ,411s- gabe von 1532 besorgte derselbe wieder und hatte inzwi- schen als weiteres Zeugniss seiner medicinischen Studien 1530, ebenfalls in Strassburg, erscheinen lassen das jetzt seltene Buch: ,, Catalogus illustrium medicorum sive de pri- mis medicinae scriptoribus ", eine ubrigens ganz durre, voll- kommen werthlose Aufziihlung. Ferner fallt in diese Zeit das Werk, welches dem Namen Brunfels eine Stelle in der Geschichtc der Botanik sichert, seine , ,Herb a r u m v i v a e eicones." Und endlich fuhrte er die medicinischen Studien zu einem aussern Abschlusse, wie aus den Documenten der Universitat Basel hervorgeht. Dem dortigen Oberbibliothe- kar, Herrn Dr. L. S i e b e r , verdanke ich die Nittheilung, dass auf fol. 162 rw. der Universitatsmatrikel ,,Magis t e r O t t o B r u n f e l s i u s M o g u n t i n u s " fur das Wintersemester 1532 genannt ist und die Gebiihr von 6 Schilling bezahlte; er ist der letzte von 18 neu eingetragenen. Rector war damals der am 1. Mai 1539 gcwahlte Mediciner Oswald Be- rus ; wegen der Reformationswirren war die Universitiit Bascl vom Juni 1529 bis 1. November 1532 geschlossen. In der Yatrikel der medicinischen Facultiit steht auf Seite 4. rw. ,, Anno 1532 0 t t o R r u n f e 1 s i u s Theologus, patria Jiogun- tinus, in doc to rem med ic inae iuxta leges nostrae facul- tatis promotus est." Brunfels war der erste nach der Refor- mation an der wieder eroffneten Universitit promovirte Doctor der Medicin. Dass er sich von Strassburg zu diesem Zwecke nach Basel wandte, ist begreiflich, da die I566 gegriindete Academie ersterer Stadt erst 1621 zur Universitat erhoben wurde. Warum aber der Strassburger Burger sich hier als Mainzer bezeichnen liess, ist nicht einleuchtend. - I n auf- fallendem Widerspruche mit der Baseler Matrikel verlegen alle biographischen Notizen iiber Brunfels seine Promotion in das Jahr 1530, sogar der so ansserst genaue Choulant in der Bibliotheca medico - historica , Lipsiae 1842. 19. Eingehen- derer Forschung mag die Erorterung uberlassen werden, ob

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dieser Uebergang zur Mcdicin die Stellung des Theologen und Schulmeistars Brunfels erschiitterte, ob er nun zu begriin- deten Riigen Anlass gab, oder ob in der Art und Weise, wie seine Haltung beanstandet wurde, nur ein Zeichon der Zeit erblickt werden darf. Im Juni 1533 fand in der Klo- sterkirche der Reuerinnen (St. Magdalena) zu Strassburg eine Synode statt, welche mit einer Censur der Prediger und Lehrer schloss, wobei mit Bezug auf Dr. Brunfels geriigt wurde, er lasse es an Fleiss im Schulamte fehlen, seine Frau bilde sich zu viel auf ihren Adel ein und mache einen Auf- wand in Rleidern, woran mancher Anstoss nehme. In den leitenden Kreisen muss er sich besonders auch durch seine Hinneigung zu Gegnern der Obrigkeit missliebig gemacht haben, wie z. B. zu Wolfgang S c h u l t h e i s s , Pfarrer von Schiltigheim , und zu Anton E n g e 1 b r e c h t , Pfarrer zu St. Stephan in Strassburg. Wie Rohrich anfiihrt, schrieb B u t z e r am 11. October 1533, man sei in Strassburg froh, dass Brunfels weggehe.

Es ist zu bedauern, dass im Strassburger Archiv kein Aufschluss dariiber zu finden ist, welcher Anregung Brunfels seinc Berufung nach Bern verdankte. Die beiden Stadte ver- kehrten damals sehr viel mit einander, der Strassburger Re- formator Capito war im Januar 1532 Schriftfuhrer der Berner Synode; moglich dass der Anstoss zur Berufung mit derarti- gen personlichen Beziehungen zusammenhing. Dieses ergibt sich wie es scheint aus dem von Schultheiss und Rath zu Bern Freitags den 12. September 1533 erlassenen Schrei- ben an den Rath von Strassburg. Es lautet im ,,Teutsch Missivenbuch der Stadt Bern", Litt. T. Scite 1001, wie folgt:

,, Strassburg, Doctor Hieronymus, Otho Brunfelsius. Unser Gruss mvor etc. Uewer Piirschrzt s o Jr ann unns von wegen des hochgelerten Doctors Otho Brunfels iiwers bur- gers , und daby Doctors Hieronymi Heiningers willen inhal- tende, an unns gelanget, haben wir verstanden. Daruft' wir iich thiind ze wiissen, dwyl bemeldts Doctor Hieronymi sach dermass gestaltet, das er by unns sin wonung nit langer haben, und uns furer nit gedienen mag, und aber darniiben

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verstanden , das gedachten Doctor Brunfels guttwillig unns ann dem ort ze dienen, wann er sich der besoldung so Doc- tor Hieronymus jarlich von uns gehebt, beniigen, und Ir alls nnser vertruwt frund vermeinend , das wir mit Im versorget syend, mag E r sich daruff zu unns figen, wcllend wir In annemen, doch nit lannger dann unns gevellig. Das mogend Ir beidenn obernempten Doctorn furhalten, sich darnach haben ze richten."

Wahrend in diesem Schrciben des Rathes, wie damals in Bern iiblich, nur von einer Anstellung anf so lange es den regierenden Herren gefiel, die Rede war, findet sich im Rathsmanual der Stadt Bern No. 239, Seitc 139 zum 3. Octo- ber 1533 eingetragen, dass dem Doctor Otto Brunfels dic Stelle eines Stadtarztes auf 6 Jahre zugesagt sei. Ausser gleichem Gelialte wie der andere Stadtarzt erhielt er fur cin- ma1 ,,zehn guldin an die Furung sins hussrat", d. h. Umzugs- kosten. Rei einmaligem taglichem Krankenbesnche sol1 er (ohne Zweifel abgesehen vom Gehalte) von einem Reichen 6 Batzen beziehen durfen, von cinem armen gemeinen Mann halb so viel. In der Staatsrechnung von St. Stephanstag zu Weihnachten 1534 bis St. Johannstag 1534 findet sich der Posten von 20 Pfund (gleich 10 Gulden) fiir den Umzug des Doctor Brunfels und in einer andern Rubrik der Staatsrech- nung von 1534 stehen zweimal 30 Pfund ale vierteljahrliche Gehaltszahlung. Die Stadt Bern besoldete damals zwei Apotheker; der welsche erhielt jahrlich 60 bis 100 Pfund, der deutsche 30 bis 60 Pfund.

Brunfcls beschaftigte sich in Bern wie efi scheint mit der Ausarbeitung des ,, Onomasticon medicinae , nomina con- tinens omnium stirpium, medicamentorum simplicium alioruni ad medicinam pertinentium '0 wenigstens ist die Vorrede dic- yes, ubrigens schon nach Gesner's und IEaller's (Bibl. bot. I. 262) Urtheil unbedeutenden Buchcs vom 2. Februar 1534 aus Bern datirt; doch wurde es in Strassburg gedruckt. __-

1) Fluckiger, Beitrage zur altoreti Geschichtc der Pharmncie i n Bern. Schafiauscn, 1862. p. 22.

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Ausserdem befasste er sich mit dem Entwurfe einer Apothe- ker-Ordnung fur die Stadt Bern, indem cr dem Rathc irn wesentlichen die in Strassburg giiltigen Einrichtungen vor- schlug. Nach seinem Tode wurde die Schrift auf Veranstal- tung des Buchdruckers Wendelin Rihel in Strassburg und der Wittwc des VerfasserR 1536 von dem Strassburger Arzte H a n s E l e s ,,verteutscht auss dem latein" unter dem Titel: , ,Re fo rma t ion d e r A p o t e c k e n , welche inhaltet vil guter stuck, die eynem yeglichen fast niitzlich sein, so seiner gesundt- heyt gern acht haben will, als nemlich von Kreutteren, wurtz- len, safft, samen, blumen, ole, feystigkeyten, gebranten was- sern, Juleph, und anderm , wie man solche ding bekommen, behalten, und brauchen 8011. Ton edlcn steynen, wie die zu kennen, ufi wa zii sie niitz sein. Alles beschrieben durch den hochberiimpten Otto Brunfelssen , der Artzney doctor."

Bus einem Briefe Berthold Haller's an Butzer ergiebt sich, dass Brunfels in Bern . . . ,,nil tamen Re miscit eccle- siae et ministrorum negotiis."

Er erlag dort einem Leiden, welches als eine den Aerz- ten bis dahin unbekannte Krankheit, ,,ardor ct nigredo linguae", bezcichnet wird , vermuthlich Diphtherie. Als Todestag nen- nen die altern der oben erwahnten Quellen dcn 23. November 1534, anderc, wie z. B. Rohrich, den 24. December des glei- chen Jahreri, noch andere 24. October 1534. Die Kirchen- bucher in Bern gebcn hieriiber Ireinen Aufschluss, weil sie erst seit 1719 die Todtcnlisten enthalten.

Ulricher, der Dnicker der Annotationes in quatuor Evan- gclia, hebt in der Vorrede zu dieser Schrift hervor, dass Brunfels in Bern wahrend seiner 13 tagigen Krankheit Tag und Nacht von Edeln und Rathsherren wic auch von ange- sehenen Burgern besucht worden sei. Bei scinem Ende waren zugegen der Reformator Berthold Haller, die beiden arztlichen Collegen von Brunfels, so wie der in dcr Gcschichto Berm hervorragende Stadtschreibcr Doctor Valerins Anshelm. Sicht minder ehrenvoll war seine Bestattung. Als mit Brunfels besonders befreundete Strassburger nennt Ulricher die Refor- matoren Capito , Butzer , Hedio , dann Engelbrecht , Bedrott,

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Sapido, den Juristen Gerbellius, den Arzt Nichacl Hero (Herr), den Drucker und Verleger Joh. Schott und sich selbst, wie denn uberhaupt jene Vorrede wohl als ein Zeugniss der Freiindscliaft gelten darf und fiir die geistige Regsamkeit des Verstorbenen spricht. Es mag in dieser Hinsicht nur z. B. auf Michad Herr hingewiesen werden, der 1534, ebenfalls zii Strassburg, die besten Berichte iiber America zusammen- stellte in dcm Foliantcn: ,,Die New Welt der Landschaftcn nnd Insulen, so jungsthin von den Portugallesen und Hispa- niern herfunden: was Giiter und Waaren sie liefern." Herr trug dadurch wesontlich zur Verbreitung genauerer Xenntniss der neu entdeckten Lander bei. Ulricher's Vorrede zu den Annotationes macht auch die von Brunfcls verfassten Schriften, wenigstens der Nehrzahl nach, namhaft ; fast allc sind urspriing- lich in Strassburg gedruckt. Scinem Bildungsgange gemass waren diese zuerst theologischen und yadagogischen Inhaltes. So die ,, Pracceptiunculae de corrigcndis studiis severioribus '' dem Juristen Nicolaus Gerbel, damals in Colmar, schon 1519 gewidmet - wenn nirnlich dicse Jahreszahl richtig ist, welche Vierordt in der Geschichte der evangelischen Kirche in Baden I. (1847) 175 neunt. Dieser folgten ,,Problemata de ratione evangeliorum etc.'< 1522, dann 1523 seine schon genannte Widerlegung der ron Erasmus an Hutten gerichte- ten Schmahschrift ,, Spongia." In der im October des gleichen Jahres erschienenen Arbeit ,, Von dem evangelischen Anstom, wie und was Gestalt das Wort Gottes Uffrur mache" empfiehlt Brunfels einc massvolle Durchfuhrung der Reformen Luther's und Zwingli's, mit welchen beiden er einigc Nale in brief- lichen Verkehr trat. Aus Hutten's Nachlass hatte er die von Johann Hus verfasste ,, Anatomia Antichristi " erhalten und gab 1524 diese Schrift heraus, indem er sie Luther selbst widmete, der ihm am 17. October 1524 dafur dankte. (De Wette, Luther's Briefe 11, 1826, 554 und Burkhardt, Luther's Rriefweclisel 1866 p. 75.)

l m ,, Prognosticon ex divinis literis" scheint Brunfels sich gegen die Sterndeuterei ausgesprochen zu haben; ganz ohne Werth ist sein ebenfalls theologisches Schriftchen

F. A. Pliickiger, 0 Brunfols, Geschichte d. Botanik u. Pkarmacie.

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F. A. Fliickiger, 0. Brunfcls, Gcschichtc d. Botunik 11. Pharrriacic. 507

,, Almanach ewig wahrcnd ", Strassburg 1526. Einige weitere hicrher gehorige Schriften erschienen erst nsch seinem Tode. Wenn er auch nicht eben ein hervorragendcr Fuhrer der Reformation war, so erscheint er doch als ein rustiger Vor- kimpfer; so besonders in der heftigen Streitschrift uber den geistlichen Zehnten: ,, Dc ratione decimarum Othonis Brun- felsii propositiones" 1524, welche alsbald auch, betitelt ,, Pfaf- fen - Zehnten" deutsch ausgegeben wurdc.

Fur die bedeutende Energie des Mannes spricht es in hohem Grade, dass er eine iihnliche Thatigkeit von 1529 an auf einem ganz verschiedenen Gebietc zu entfalten begann. Nach dcn oben schon genannten hierher gchorigen Schriften lieferte er 1530 den ersten Band der Herbarum vivae eico- nes, welchem 1531 der zweite, betitelt Fovi Herbarii Tomus secundus, und 1536, erst nach seinem Tode, der dritte folgte. Dieses Hauptwerk des Verfassers enthalt .im ganzcn 229 in groestentheils sehr guten Holzschnitten im Texte dargestellte Pflanzcn aus der Flora der Gegend von Strassburg. Welche Anerkennung diese grossen Folianten fanden, zeigen die 1537 und 1539 schon erschienenen neuen Auflagen derselben, denen spater noch andere folgten. Manche Abbildungcn durfen auch unbedenklich heute noch als sehr ausdi-ucksvoll und naturgetreu bezeichnet werden, wie etwa Asarum, Borrago, Corydalis , Dianthus carthusianorum, Hyoscyamus , Lamium album, Leonurus Cardiaca, Leucoium, Marrubium, Xymphaea, Physalis, Plantago, Primuls, Pulsatilla, Sanicula , Saxifraga granulata, Scilla bifolia, Symphytum, Tanacetum, Viola. Die lcunstlerische Ausfuhrung dieser Bildcr hat zu allen Zeiten das verdiente Lob gefunden, so auch bei T r e v i r a n u s , An- wendung des Holzschnittes zur bildlichen Darstellung von Pflanzen, Leipzig 1855. 9. Freilich riihrt dieselbe von dem Kiinstler Hans W e i d i t z (Guiditius) her, welchen Brunfels angestellt hatte, allerdings ein hochberuhmter Jlcister der Holzschneidekunst, wie ihn H e l l e r , Gesch. der Holzschneide- kunst 203, bezeichnet. Dass der von Brunfels geschriebene

1) Kirachleger, Plore d'Alaace 11. pag. XCVII, hnt Wciditz mit dem gleichfalls ausgezeichneten Baseler Holzschneider Hanrt Wachtelin vcr-

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508 F. A. Fliickiger, 0. Brunfels, Geschichte d. Botanik u. Pharmaeie.

Text vollig unbedeutend ist, hebt dcssen Verdienst nicht auf, clenn dasselbe besteht ebcn darin, die Kunst zum ersten Nalc der naturgetreucn Kachbildung dcr Pflanzen dienstbar gemacht zu haben. Die ihm vorausgegangcnen, unter dem Namen Hcrbarius und Hortus Sanitatis bekannten Incunabeln oder das wahrcnd des ganzen XVI. Jahrhunderts so unbegreiflich hoch gehaltene Destillirbuch des ebenfalls Strdssburg angc- horigen H i e r o n y m u s B r u n s c h w i g konnen sich nicht im entferntesten mit den Herbarum vivae eicones messen. Dcr hierin von Brunfels oder jedenfalls unter seiner Leitung ver- wirklichte Fortschritt, wozu doch der Anstoss immerhin von ihm ansgegangen, ist ganz erstaunlich, gross genug , selbst wenn man Brunfcls nur die Halfte des Ruhmes zugcstehen und die andere seinem Kunstler und dem mit Brunfels wic oben erwiihnt , personlich befrcundeten Vcrleger Johannes Schott, zutheilen will. Der Einfluss dieser Leistung der drei wackcrn Strassburger auf die Erweckung und Verbreitung des Naturverstindnisses, oder mindestens des botanischen Sinnes, muss gewiss sehr hoch angeschlagen wcrden. Brun- fels erreichte freilich nicht die Gedicgenheit der allerdings ctwas spatern Vater der Botanik, H i e r o y m u s B o c k (Tragus) und L e o n h a r d F u c h s und darf noch vie1 weniger mit den naturffissenschaftlichen Heroen dieser Zeit, V a 1 e r i u s C o r - d u s und C o n r a d G e s n e r , verglichen wercien. Diesen ausgezeichncten Nannern kamcn schon die Friichtc deR grosscn geistigen Aufschwunges zu gute, fur welchen Brunfels so eifrig niitgeklnipft hatte. Was man auch einwenden mag, das bleibende Verdienst eincs Bahnbrechers hat er sich durch scine Pflanzenbilder unlcugbar erworben. Bock, der sich im Gegensatze zu Brunfels in seinem ebenfalls zu Strassburg 1539 zuerst erdienencn ,, Kreutterbuch " durch gute Beschrci- bungen, j a sogar durch Anfange naturgemasser Systematik

wechselt; eben so irrig ist auch seine Angabe, Brunfele habe an der ,, Haute-Ecole du chapitre de St. Thomae" 2u Straasburg medicinische Ilotxnik gelehrt.

1) Vergl. auch Choulsnt , graphiachc Incunabeln fur Natargeachichte und Yedicin. Lpzg. 1858. 75. 77.

Botanik war dort nicht Lehrgegenstand.

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F. A. Fliickiger, 0. Rrunfcla, Goschichte d. Botanik u. Phnrmacic. 509

auszeichnet und seinerseits wieder einen grossen Fortschritt bedeutet, schildert in treuherziger Weise in Cap. XZII, fol. 6. 11, der Vorrede zur Ausgabe von 1551 die Anregung, welche er dem Doctor Brunfels zu verdanken habe: ,,Wa# rnich diss Kreutter und Gewachsbuch zu ordnen und in Tcutsch zu stellen erstmals verursncht hat:" . . . . . . ,,Der hoch- gelehrte Dr. Otto von Brnnnenfelss 1 eeliger, als er von ctlichen leutten mein Kreutterfart , und angewendte arbeyt an die Gewiichs erfaren, hat. er sich zu fuss erhaben, und von Strassbnrg an bias gen IEornbach in dz rauhe Was8- gaw verfugt , und meine vilfaltige arbeitsclige Colligierung viler Gewiichs, sampt dcrselben auffschreibung in Gartcn iind Schrifften ersehen, ist er darafftcr mir stats sampt andern mit vilen schrifften, so ich noch hinder mir habe, hefftig angelegen, ich sol1 doch das gross muhselig Werk in ein Ordnung stellen und erstmals dcm Teutschen Vatterland darmit dienen." Anderseits enthal t auch schon der zweite Band der Brunfels'schen Eicones cinen Beitrsg von Bock in einem langen Schreiben des letztern , welches wenigstens den lebhaften botanischen Verkehr zwischen beiden Miinnern bekundet.

Wie es ja damals nicht anders moglich war, galten diese Bestrebungen nicht sowohl der Naturwissenschaft ale eigent- lich der Medicin. Um diese erwarb sich Brrinfels ferner ein Verdienst durch seine lateinischen Ausgaben arabischer medicinischer Schriften. Bei seinem Freunde, dem Drucker Georg Ulricher aus Andlau (Andlavus) erschien im September 1531 zu Strassburg : ,,Liber de medicamentis simplicibus oder de temperamentis simplicium(' von Ibu Serabi, dem im Mittelalter so hoch gefeierten S e r a p i o n dem jungern. Eine der Hanptquellen der traditionellen Heilmittellehre, war Sera- pion damals nur erst in einer Ausgabe von Mailand vom Jahr 1473 und einer 1479 in Venedig gedruckten zugang- lich, welche diesseits der Alpen wold kaum grosse Verbrei-

1) Statt d i e m ungerechtfertigten Schreibung steht mu Rande die

2) Rei Zweibriicken in der Pfalz. gewiihnliche.

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510 F. A. Fluckiger, 0. Brunfels, Geschichte 6. Botanik u. Pharmacie.

tung gefunden haben mochten. Derselbe Band der Brun- fels’schen Ausgabe enthalt ausserdem die weniger gehaltreichen Schriften des Ibn Roschid, A v e r r o i5 s genannt, aus Cordoba und des Abu Bakr Nohammad Ben Zakaria Arrazi (aus Raj in der persischen Provinz Chorassan), bekannt unter dem Namen It a s i s oder R h a z e s. Welche hohe Bedeutung die- sen Schriften in der Geschichte der Medicin zukommt, ist hinlanglich bekannt. Serapion, der in XI oder XI1 Jahr- hundert gelebt zu haben scheint , l war vermuthlich griechi- scher Abkunft , daher vorziiglich zur Verkniipfung der classi- schen Wissenschaft mit den arabischen Leistungen geeignet. I n seiner eben erwahnton Schrift finden sich z. B. Drogen genannt , welche den Griechen unbekannt geblieben und erst durch die Araber nach dem Westen gelangten, v i e z. B. iliacis, Muscatnuss, Brechnuss (Nnx vomica), Verzin (Holz der Caesalpinia Sappan) 2, Cocosnuss , Tamarinden, Nelken , dic Selimskomer (Xylopia aethiopica, s. Habzelia) , Fagraea !I Sandelholz, Gummi arabicum u. s. w.

Kaum diirfte es ein reiner Zufall sein, dass ebenfalls in Strassburg im gleichen Jahr 1531 bei dem mit Brunfcls befreundeten Verleger Johann Schott ein nicht minder merk- wurdiges Werk des arabischen Arztes I b n Bothlan heraus- gegeben wurde, welches unter dem sonderbaren Titel Tacuini sanitatis Elluchasem Elimithar , medici de Baldach (Bagdad), de sex rebus non naturalibus , earum naturis, operationibue et rectificationibus etc. erschien. Bei diesen Ausgaben ara- bischer Werke in lateinischer Sprache kann es sich ubrigens nach dem Urtheile der Kenner der arabischen Literatur durchaus nicht um Vebertragnngen aus letzterer handeln, welcbe um diese Zeit etwa in Strassburg veranstaltet worden

1 ) Choulant, Handbuch der Biicherkunde fiir die altere Medicin 1841. Meyer, Geschichte der Botanik 111. 234.

2) Fluckiger and Hanbury , Pharmacographia, London 1874. 189. 3) Fliickiger, Documeqte zur Geschichte der Pharmacie. Halle 1876.

4) Vergl. weiter Meyer, Geschichte der Botanik 111. 204. - Chou-

371. Haller, Bibl. bot. I. 183.

29. (Fagara).

lant 1. c. 3G8 bis 371.

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F. A. Fluckiger, 0. Brunfela, Geschichte d. notanik u. Pharmscie. 511

waren. Brunfels und die Herausgeber andercr Schriften arabischer Aerzte, welche damals z. B. auch in Basel erschie- nen , verstanden sichplich nicht arabisch und bedienten sich ohne Zweifel nur alterer lateinkcher Uebersetzungen.

Wenig gelungen ist nach dem Zeugnisse Haller's (Bibl. bot. I. 263) und Choulant's (1. c. 144) die von Brunfels besorgte Uebersetzung des siebenten Buches der 'Emzopetqs hrqrAetqs /?@ia ?ma von Paulos Aiginetes unter dem Titel Pauli Aeginetac Pharmaca simplicia, Othone Brunfelsio inter- prete, Argentorati 1531 G. Ulrichcr. Vollstandige Ueber- setzungen dcr 7 Biicher sind ebenfalls der Thatigkeit von damaligen Strassburger Gelehrten und Buchdruckern zu ver- danken, aber auch urn dieselbe Zeit, 1528-1556 in Venedig, Basel, Paris erschienen. - Bei Gelegenheit der Besprechung dieser Uebersetzung von Paulus Aegineta riigt Haller (Bibl.' bot. I. 263) an Brunfels: ,,Ludimagister, theologus, medicus, nimis in multa se diffudit." Gewiss ein merkwiirdiger Tadel aus dem Munde Haller's, der selbst eine 60 grossartige Viel- seitigkeit entfaltet hat.

1532 veroffentlichte Brunfels noch in Strassburg: Theses seu communes loci totius medicinae; 1533 Iatrium medica- mentorum simplicium, continens remedia omnium morborum ; 1534 das oben schon genannte Onomasticon medicinae; keines dieser drei Werke macht Anspruch auf Gediegenheit oder Originalitlit. Letztere fehlt nicht ganz der bereits erwahnten, erst nach des Verfassers Tode veroffentlichten Reformation der Apotheken. Die Vorrede des Herausgebers ist vom 36. (!) Juli 1536 datirt, diejenige des Verfassers, ohne Datum, gerichtet an Schultheiss und Rath der Stadt Bern und unter- zeichnet : U. G. unterthaniger Dr. Otto Brunfels, Stat Artzet. Die Einleitung bildet eine ,,Apotecker Ordnung nun eydt, nach ordnung einer liiblichen Statt Strassburg auff eincr Statt Bern gelegenheyt gezogen." Es scheint jedoch, dass dieses im gewohnten Geschmacke jener Zeit verfasste stadtische Pharmaciegesetz in Bern nicht wirklich eingefuhrt worden sei. Hierauf folgen Angaben iiber die Haltbarkeit der Dro- gen nach Jabren - ,,nach der meynung der Arabischen

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512 F. A. Fliickiger, 0. Brunfels, Geschichte d. Botanik u. Pharmacie.

iirtzet." Also auch hier noch das gewohnte Anklammern an hergebrachte Neinungen statt eigener Beobachtung , wolchc doch Brunfels in der Botanik so weit wenigstens vorgezogen hatte, dass er die Katur durch getreue Abbildungen zu erlau- tern bestrebt war. - Unter der Ueberschrift ,, Ein gemeyne besetzung einer Appotecken, von Simplicibus heimischen und frembden " giebt Brunfels eine Liste von arzneilichen Roh- stoffen, 1 die weit weniger umfangreich ist als z. B. ahnlichc Drogenverzeichnisse ails Frankfurt vom Jahr 1450 oder Nordlingen von 1480. Ob diese Beschrinkung, welche Frunfels hicr walten liess, ddS wohl uberlcgte Ergebniss eincr kritischen Auswahl war, lasst sich nicht erkennen. Bei sei- ner Xenntniss der einheimischen Flora ist immerhin nicht zii leugnen, dass er mit Lcichtigkeit das Verzeichniss inlandi- scher Arzneipflanzen hatte ausdehnen konnen , wenn er nicht einiger Kritik Raum geben wolltc. Unter den Pcregrinn mogen hier hervorgehoben werden : 11 a c h i r, eine Rinde, welche Achon bei S c r i b o n i u s L a r g u s , in der Mitte dcs ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung unter dem h'amen Macer vorkommt, und von A6tios im Tetrabiblos (Basileae, Froben 1542 fol. 47) charakterisirt wird: ,,Macer est cortex qui ex India affertur, astringens cum modica scrimonia . . . .". Die von Christobal Acos ta , Troctado de ]as drogas y medi- cinas de las Indias Orientales con sus plantas debnxadas al bivo, (Burgos 1578. 41) gegebene Abbildung der betreffen- dcn Pflanze hat T h o m s o n in den Stand gesetzt, sic 31s

1) Vergl. auch Obrecht, Journ. de Pharmacie d'dleace -Lorraine 1877. 186. - Fur die Geschichte der Pharmacie ist nicht ganz ohne Relang eine spatere einigermassen ahnliche Schrift: ,, Reformierte deutnche Apo- teck . . . durch Gualtherum H. R y f , Argent. medic." Strassburg, JOE. Rihel 1573. -

2) VerGffentlicht im Archiv der Pharmacie 201. (1872). 433; auch fur sich irn Buchhandel, Verlag des Waisenhauses zu Halle 1873.

3) Ebenda 211. (1877). 97 bis 115. 4) 8. Meyer, Geschichte der Botanik 11. 36. 5 ) Miindliche Mittheilung an Hanbury. -- Clusius hat 1593 in sei-

ner lateinischen Ausgabe von Aco~ta's Tractndo dieses Bild weggelassen.

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F. A. Fliickiger, 0. Brunfels, Geschichte d. notaoik u. Pharmacie. 513

A i l a n t u s ma laba r i ca DC zii erkennen. Die Rinde selbst hat in der Pharmacopoeia of India, 1868, p. 50, eine Stelle gefunden. - Das Brunfelsische Verzeichniss nennt ferner unter den fremden Drogen N u x i n d i c a , vermuthlich die Cocosnuss l ; N u x v o m i e a, worunter wohl unsere heutige Nux vomica (Semen Strychni) zu verstehen sein diirftes; S e n e folia mit dem ausdriicklichen Zusatze ,,nit allein die folliculi , wie Mesue schreibet." Im Widerspruche mit den Arabern wollte Brunfels also vom ausschliesslichen Gebrauche der Hulsen der Senna abgehen, wie es seitdem allgemein ublich geworden ist. Auch Zucke r wird von Brunfels unter den auslandischen Stoffen aufgefuhrt, doch mit der Bemerkung: ,,was ist breuchlicher weder Zucker." Wohl mit Recht, denn wenige Jahre spater hatte das indische Zuckerrohr schon seinen Kreislauf nach Westen so weit vollendet, dass die ersten Einfuhren brasilianischen Zuckers in Portugal 1541 statt fanden. An anderer Stelle, p. XLI, der Reformation der Apotheken gedenkt Brunfels des Zuckers, wohl nur nach D io sc o r i de s als ,,Sal indue." Er ist auch einer der ersten, der den Larchenterpenthin , ,, ein schones klares gummi" erwiihnt, welches am Po vorkomme; den Larchenbaum fand er ubrigens auch bei Bern.

Die Bemerkungen, welche Brunfels dem S t o r a x beigibt, sind nur aus Dioscorides, De materia medica I. 79, entlehnt. Seine Bekanntschaft mit der alten Literatur und den arabischen Medicinern und Pharmacologen anderseits befahigte ihn zur Aufstellung der ,,Summa der artzneyen und simplicien, so den alten griechischen iirtzten unbekannt," welche er in die Reformation der Apotheken aufgenommen. Gegen die Rich- tigkeit dieses Verzeichnisses ist nichts einzuwenden; es enthiilt z. B. Camphora, Cassia fistula, Fagre (siehe oben), Galanga, Macis, Manna, Moschus, Myrobalanen (Friichte von

I) Fliickiger, Documente cur Geschichte der Pharmacie. Halle

2) In Salvatore de R e d , Collectio Salernitana 111. (1854) 270 wird

3) d. h. wohl im venetianinohen Gebiete?

1876. 18.

jedoch erkkrt: N u vomics, nux indica idem.

Arch. a. Pharm. XII. Bas. 0. Hell. 33

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514 F. A. Fliickiger, 0. Rrunfels, Gescbichte d . Botanik u. Phnrmacie.

Terminalia- Arten und Phyllanthus Emblica), Nux indica, Nux moschata, Nux vomica, Sandelholz, Sennesblatter, Tamarinden, Zedoaria , lauter orientalische Drogen , dercn Bekanntschaft allerdings den Arabern z u verdanken ist. Moglich, dass auch diese Liste selbst von irgend einem Schriftsteller dicses Volkev herruhrt. Vergeblich sieht man sich dagegen in der Brun- fels'schen Reformation der Apotheken nnch Arzneistoffen ails der neuen mTelt um, deren Entdeckung in seine Jugendzeit gefallen war und deren Wunder sein Freund Herr wohl schon zu seinen Lebzeiten so wohl kannte. Erst nach seinem Todo gelangte die Kunde z. B. der Sarsaparilla, der Sabadilla, des Sassafrasholzes, des Tabaks, der Chocolade und Vanille in unsere Gegenden. Das Guaiakholz, seit 1519 durch die Schrift Hutten's, welche Brunfcls ohne Frage sehr genau kannte, zu hohem Ansehen gelangt, mochte wohl noch nicht so allgemein verbreitet sein, dass Brunfels es in die von ihm den Bernern empfohlene ,, Besetzung eincr Apotheke" auf- nehmen konnte.

Ausser den hier genannten Schriften von Brunfels wur- den noch lange nach seinem Todc auch Ausziige derselben unter seinem Xamen, doch theilweise mit verandertem Titel veroffentlicht.

Wenn auch Brunfels die Pflanzenwelt seiner Umgebung keineswegs mit der Genauigkeit beobachtcte wie die etwas spiiteren Vliter der Botanik, so hat er doch durch seine Bilder ,,Herbarum vivae eicones '' einen miiclitigcn Anstoss zur wirklichen Naturbeobachtung gegeben. Scin Andenken ist in dieser Richtung geehrt worden durch die von Plumier 1703 ausgegangene Benennung der siidameriknnischen Brun- fclsia, eines giftigen PHanzengeschlechtes nus der Familie der Scrophulariaceen , Abtheilung der Salpiglossidcae, das freilich jetzt auch wohl zu Pranciscea gezogcn zu werden pflegt.

Ale streitbarer Kiimpfer in der Reformationszeit stand Brunfels hervorragenden Fiihrern nahe, darf also verhaltniss- miissigen Antheil an ihrcin Ruhmc beanspruchen, ohne gerade durch seine Leistungen in erster Linie zu glanzen.