Upload
m
View
212
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
| Der Radiologe 3·99
Osteoporose
228
P. Pietschmann · M. Peterlik · Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie,
Universität Wien
Pathophysiologie undTherapie der Osteoporose
hältnis zwischen Knochenresorptionund Knochenformation von großer Be-deutung. An der Regulation des Kno-chenstoffwechsels sind eine große Zahlverschiedener lokaler (Zytokine undWachstumsfaktoren) und systemischerFaktoren (Hormone) beteiligt [10, 15].
Wesentliche Zytokine, welche dieKnochenresorption fördern, sind Inter-leukin-1 [12], Interleukin-6, Tumor ne-crosis faktor-α, Granulocyte monocytecolony stimulation factor, währenddurch Interferon-γ und Interleukin-4die Knochenresorption gehemmt wird[16, 29]. Andere Zytokine bzw. Wachs-tumsfaktoren wie Insulin Like GrowthFactor-1 (IGF-1) und TransformingGrowth Factor-β steigern die Knochen-neubildung. Die Gruppe der Bone mor-phogenetic proteins spielt in der Regula-tion der Knochenregeneration einewichtige Rolle [24].Vor kurzem wurdenzwei neue Proteine, die die Genese vonOsteoklasten regulieren, beschrieben:„osteoclast differentiation factor“/„osteoprotegerin ligand“ (ident mitTRANCE und RANKL) [8] und „osteo-protegerin“/„osteoclastogenesis inhibi-ting factor“ [26].
Wesentliche systemische Hormo-ne, die in den Knochenumsatz eingrei-fen sind in Tabelle 1 angeführt.
Pathophysiologieder Osteoporose
Die Osteoporose wird als systemischeErkrankung des Skelettsystems, die
Knochenstoffwechsel
Dem Knochensystem kommen zweiwesentliche Funktionen zu: die biome-chanische Stützfunktion und die desgrößten Kalziumreservoirs des Kör-pers. Neben dem Mineralanteil bestehtdas Knochengewebe aus organischerMatrix,Wasser und den Knochenzellen.Im Knochengewebe werden folgendeZellen gefunden: Osteoblasten, Osteo-klasten, „lining cells“ und Osteozyten.Der Knochen ist metabolisch ein sehraktives Gewebe, das ständig umgebautwird. Die Osteoklasten sind mehrkerni-ge Zellen, die den Knochenabbau (dieKnochenresorption) durchführen. DieOsteoklasten stammen von hämato-poetischen Stammzellen ab, die unterder Einwirkung von bestimmten Zyto-kinen, Hormonen und Wachstumsfak-toren zu Osteoklasten differenzieren.Die Knochenumbauprozesse („bone re-modeling“) werden durch die Osteokla-sten initiiert, die in ihren Lakunen klei-ne Knochenareale lysieren. Durch bis-her relativ wenig erforschte Mechanis-men kommt es, nachdem eine be-stimmte Menge an Knochengewebe re-sorbiert wurde, zu einem Umschwungvon der Knochenresorption zur Kno-chenneubildung, die von den Osteobla-sten durchgeführt wird. Die Osteobla-sten stammen wie die Myozyten, dieChondrozyten, die Adipozyten und dieFibroblasten von einer mesenchymalenStammzelle ab. Der neugebildete Kno-chen ist vorerst unmineralisiert (Osteo-id), durch die Einlagerung von Hydro-xyapatit erhält der Knochen seine me-chanische Festigkeit. Für die Aufrecht-erhaltung einer ausgeglichenen Kno-chenbilanz ist ein ausgewogenes Ver-
OsteoporoseRadiologe1999 · 39:228–234 © Springer-Verlag 1999
Zusammenfassung
Die Osteoporose ist eine heterogene Erkran-
kung von großer sozioökonomischer Bedeu-
tung. In diesem Übersichtsartikel wird die
Pathogenese der postmenopausalen und
der senilen Osteoporose, der Osteoporose
beim Mann und verschiedener Formen der
sekundären Osteoporose dargestellt. Dar-
überhinaus werden verschiedene Aspekte
der Diagnose und Therapie der Osteoporose
(u.a. Kalzium,Vitamin D,Vitamin-D-Metabo-
liten, Östrogene, SERMs, Bisphosphonate,
Calcitonin und Fluoride) behandelt.
Schlüsselwörter
Osteoporose · Pathophysiologie ·
Pathogenese · Diagnose · Therapie
Ao.Univ. Prof. Dr. P. PietschmannInstitut für Allgemeine und Experimentelle
Pathologie, Universität Wien,
Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien&/fn-block:&bdy:
Der Radiologe 3·99 | 229
P. Pietschmann · M. Peterlik
Pathophysiology and treatmentof osteoporosis
Summary
Osteoporosis is a heterogeneous disease of
significant socioeconomic importance. In
this paper the pathogenesis of postmeno-
pausal and senile osteoporosis, osteoporosis
in men and secondary osteoporosis is re-
viewed. Moreover, several aspects of the
diagnosis and the treatment of osteoporosis
(including calcium, vitamin D, vitamin D
metabolites, estrogens, SERMs, bisphospho-
nates, calcitonin and fluorides) are discussed.
Key words
Osteoporosis · Pathophysiology ·
Pathogenesis · Diagnosis · Treatment
regrad des Östrogenmangels ist einewichtige Determinante des Knochen-verlustes; bei Frauen nach einer bilate-ralen Ovarektomie läßt sich meistensein stärkerer Knochendichteverlust alsbei Frauen nach der natürlichen Meno-pause nachweisen. In einigen Studienwurde außerdem ein protektiver Effekteiner relativ hohen Restproduktion vonÖstrogenen auf das Skelett nachgewie-sen. Klinische Studien haben gezeigt,daß ein Östrogendefizit zu einer gestei-gerten Knochenresorption führt. Östro-gene haben verschiedene Wirkungenauf den Knochenstoffwechsel, u.a. hem-men sie die Osteoklastogenese [25], ver-mindern die knochenresorbierendeAktivität von isolierten Osteoklasten[13] und hemmen die Produktion ver-schiedener Zytokine, welche die Kno-chenresorption steigern [13]. Nebendem Östrogendefizit spielen auch nochweitere Faktoren in der Pathogeneseder postmenopausalen Osteoporose ei-ne Rolle. Dazu zählen u.a. die maximaleKnochendichte bei Abschluß der Ske-lettentwicklung („peak bone mass“),
durch eine Verminderung der Kno-chenmasse und eine Veränderung derMikroarchitektur des Knochengewebessowie einer daraus folgenden Erhö-hung der Knochenbrüchigkeit und Zu-nahme des Frakturrisikos charakteri-siert ist, definiert [1]. Die Osteoporoseist histopathologisch, radiologisch undklinisch von anderen demineralisieren-den Erscheinungen wie der Osteomala-zie, der renalen Osteopathie, dem mul-tiple Myelom, dem primären Hyper-parathyreoidismus und den Knochen-metastasen abzugrenzen. Grundsätz-lich liegt der Osteoporose ein Mißver-hältnis zwischen dem Knochenabbauund dem Knochenanbau zugrunde, wo-bei konventionell Osteoporoseformenmit erhöhtem Knochenumsatz („highturnover“; exzessive Vermehrung derKnochenresorption, meist konsekutivauch mäßige Steigerung der Knochen-formation) und solche mit einem ver-minderten Knochenumsatz („low turn-over“; Verminderung der Knochenneu-bildung) unterschieden werden. DieOsteoporose wird in eine primäreOsteoporose und in sekundäre Osteo-poroseformen unterteilt. Erkrankun-gen die häufig mit einer sekundärenOsteoporose einhergehen, sind in Ta-belle 2 angeführt. Bei der primärenOsteoporose werden die seltene juveni-len Osteoporose und die Involutions-osteoporose unterschieden. Nach Mel-ton und Riggs [21] wird die letztere indie postmenopausale und die senileOsteoporose eingeteilt (Tabelle 3).
Postmenopausale Osteoporose
Das Östeogendefizit stellt einen sehrwesentlichen pathophysiologischen Fak-tor für die Entstehung der postmeno-pausalen Osteoporose dar. Der Schwe-
Radiologe1999 · 39:228–234 © Springer-Verlag 1999
Tabelle 1
Wirkung einiger Hormone auf Knochenresorption undKnochenneubildung
Knochenresorption Knochenneubildung
Parathormon ↑ (↑ )Calcitonin ↓1,25 (OH)2 Vitamin-D (↑ ) ↑Oestrogene ↓Thyroxin ↑ (↑ )Cortisol ↑ ↓Wachstumshormon/IGFs ↑
Tabelle 2
Wichtige Ursachen von sekundärenOsteporoseformen
Chronische GlukokortikoidbehandlungHypogonadismusHyperthyreoseAlkoholismusMalabsorptionLebererkrankungenChronische PolyarthritisDiabetes mellitusAntikoagulantientherapieImmobilisationSt.p.Organtransplantationen(Primärer Hyperparathyreoidismus)
Hyperthyreose: Bei Hyperthyreosefindet sich eine deutlich gesteigerteKnochenresorption („high turnover“),gelegentlich werden auch Hyperkalzi-ämien und Hyperkalziurien beobachtet.
Alkohol: Sowohl in Tierversuchenals auch beim Menschen wurde eineHemmung der Knochenneubildungdurch Äthanol nachgewiesen. Fehler-nährung und häufige Stürze könnenweiters zur erhöhten Osteoporose- bzw.Frakturinzidenz bei Alkoholabususbeitragen.
Hypogonadismus: Bei Männernmit Hypogonadismus wurde ein erhöh-ter Knochenumsatz beschrieben [27].
Pathogenese der Frakturen
Für die Pathogenese der osteoporoti-schen Frakturen sind nicht nur ossäreFaktoren (Knochenmasse, Knochenar-chitektur), sondern auch extraossäreFaktoren (Sturzneigung, neuromusku-läre Funktion) von Bedeutung.
Diagnose der Osteoporose
Die Diagnose der Osteoporose basiertauf der Anamnese, der klinisch-physi-kalischen Untersuchung, Laborunter-suchungen, der Osteodensitometrie undNativröntgenuntersuchungen. Gegebe-nenfalls können weitere diagnostischeMaßnahmen wir Computertomogra-phie, Magnetresonanzuntersuchung odereine Knochenbiopsie notwendig wer-den. Die Osteodensitometrie und wei-tere radiologische Methoden werden indiesem Themenheft an anderer Stelleim Detail behandelt; im folgenden sollhier auf die klinische Evaluation undLaboruntersuchungen in der Differen-tialdiagnose der Osteoporose eingegan-gen werden.
Einen wesentlichen Aspekt derAnamnese und der physikalischen Un-tersuchung von Osteoporosepatientenstellt die Suche nach Risikofaktorenbzw. einer Osteoporose zugrunde lie-genden Erkrankungen dar. Es gibt zwarin der physikalischen Untersuchung kei-ne für die Osteoporose spezifischenZeichen; die klinische Untersuchungkann jedoch wichtige Hinweise darauf,ob die vom Patienten angegebenen Be-schwerden auf eine Osteoporose zu-rückgeführt werden können oder ob ei-ne andere Ursache in Betracht zu zie-hen ist, ergeben.
| Der Radiologe 3·99
Osteoporose
230
das Ausmaß der körperlichen Bewe-gung und verschiedene Umwelteinflüs-se wie z.B. der Kalziumgehalt der Er-nährung. Genetische Faktoren beinflus-sen ebenfalls wesentlich das Osteoporo-se-Risiko; die Assoziation zwischen demPolymorphismus des Vitamin-D-Re-zeptor-Gens oder des Kollagen-Typ-1A1-Gens mit der Osteoporose ist der-zeit Gegenstand intensiver Forschung.
Senile Osteoporose
Primäre Osteoporoseformen, die sichnach dem 70. bis 75. Lebensjahr ent-wickeln, werden als senile Osteoporose-formen („Typ-2-Osteoporose“) bezeich-net. In älteren histomorphometrischenStudien wurde eine Verminderung derKnochenneubildung bei der senilenOsteoporose beschrieben; durch neuereUntersuchungen dieser Fragestellungmit Hilfe von biochemischen Parame-tern des Knochenstoffwechsels konntedieser Befund jedoch nicht bestätigtwerden. Einen wesentlichen Aspekt inder Pathogenese der senilen Osteopo-rose stellt der Vitamin-D-Mangel dar;bei älteren Menschen – insbesonderebei Pflegeheimpatienten – ist die Vit-amin-D-Defizienz häufig [17]. Ursachendafür können eine verminderte Son-nenexposition, eine einseitige Ernäh-rung oder auch eine verminderte Nie-renfunktion sein. Die HypovitaminoseD führt zu einem Absinken des Serum-kalziums; um dem entgegenzuwirken,wird die Parathormonsekretion gestei-gert. Durch den sekundären Hyper-parathyreoidismus gelingt es zwar mei-stens, die Serumkalziumspiegel im (un-teren) Normbereich zu halten; es resul-tiert jedoch ein vermehrter Knochen-abbau. Dieser Knochenabbau wird beiFrauen meistens durch das postmeno-pausale Östrogendefizit weiter ver-stärkt.
Osteoporose beim Mann
Bei Männern mit Osteoporose findensich in etwa der Hälfte der Fälle sekun-däre Osteoporoseformen, wobei eineGlucocorticoidtherapie, ein Alkohol-oder Nikotinabusus oder ein Hypogo-nadismus die häufigsten Ursachensind. Die Pathogenese der primären(idiopathischen) Osteoporose beimMann ist relativ wenig erforscht. In hi-stomorphometrischen Untersuchungenfand sich sowohl eine verminderteKnochenneubildung als auch eine ge-steigerte Knochenresorption. In eige-nen Untersuchungen haben wir bioche-mische Knochenstoffwechselparameterbei Männern mit manifester vertebra-ler Osteoporose untersucht und Hin-weise auf einen gesteigerten Knochen-umsatz erhalten [19]. Weitere pathoge-netische Aspekte der idiopathischenOsteoporose beim Mann könnten eineVerminderung der Serum-IGF-1-Spie-gel und eine Hyperkalziurie darstellen.Neueste Untersuchungsergebnisse spre-chen dafür, daß auch beim Mann demÖstrogen ein Rolle in der Aufrechter-haltung der Knochenmasse zukommt[23].
Pathogenese einiger sekundärerOsteoporoseformen
Glucocorticoide: In einer Reihe von In-vivo- und In-vitro-Untersuchungen wur-de eine deutliche Hemmung der Kno-chenneubildung durch Glukokortikoi-de nachgewiesen. Einige Daten spre-chen auch für eine Steigerung der Kno-chenresorption durch Glukokortikoide.Diese können weiters über eine Hem-mung der intestinalen Kalziumaufnah-me, Steigerung der renalen Kalzium-ausscheidung und eine Induktion einesHypogonadismus zum Knochenverlustbeitragen.
Tabelle 3
Einteilung der Involutionsosteoporose nach Riggs u. Melton [21]
Typ 1-Osteoporose Typ 2-Osteoporose
Alter 50–75 Jahre >70 JahreGeschlecht (m/f) 6:1 2:1Knochenabbau überwiegend Spongiosa Spongiosa und KortikalisWesentliche Frakturen Wirbelkörper Schenkelhals
Distaler Radius Wirbelkörper
Der Radiologe 3·99 | 231
Bei allen Patienten mit Verdachtauf Osteoporose sollte zumindest einBasislaborprogramm (Tabelle 4) durch-geführt werden, um nach nicht-osteo-porotischen Erkrankungen, die radio-logisch mit einer Demineralisierungeinhergehen können (z.B. primärerHyperparathyreoidismus, Osteomala-zie, renale Osteopathie, multiples Mye-lom, Knochenmetastasen) zu fahnden.Dieses Minimalprogramm wird ggf. er-weitert (z.B. TSH, Parathormon, Vit-amin D, Sexualhormone, 24-h-Harn-chemie).
In den letzten Jahren wurde eineReihe von biochemischen Knochenstoff-wechselparametern entwickelt und sehrerfolgreich für wissenschaftliche Frage-stellungen angewandt [18]. Diese Para-meter reflektieren entweder die Kno-chenneubildung oder die Knochenre-sorption (Tabelle 5) und erlauben somiteine „Abschätzung“ des Knochenum-satzes. Die Bedeutung der biochemi-schen Knochenstoffwechselparameterfür die klinische Praxis wird derzeitnoch kontroversiell beurteilt; bei ent-sprechender Erfahrung können durchsie aber wesentliche Zusatzinformatio-nen gewonnen werden. Potentielle An-wendungsgebiete der biochemischenKnochenstoffwechselparameter sind dieIdentifikation von Osteoporoserisiko-patienten oder die Therapieüberwa-chung.
Therapie und Prophylaxeder Osteoporose
Die zur Behandlung der Osteoporosezur Verfügung stehenden Pharmaka
Vitamin D
Die Osteoporose ist per definitionemkeine Vitamin D-Mangelerkrankung;trotzdem ist in bestimmten Situationeneine Vitamin-D-Supplementation zurProphylaxe oder Therapie sinnvoll. Beiälteren Patienten (s. auch „Senile Osteo-porose“) ist eine Vitamin-D-Defizienzhäufig, wobei in einigen Fällen eineMischform zwischen Osteoporose undOsteomalazie (früher auch als „Osteo-poromalazie“ bezeichnet) vorliegt. Ne-ben einer Kalzium- kann in der älterenPopulation auch eine Vitamin D-Sup-plementation im Sinne einer Osteopo-roseprophylaxe sinnvoll sein. Chapuiset al. [3] haben nachweisen können, daßbei älteren Frauen eine Supplementati-on mit 1200 mg Kalzium und 800 I.E.Vitamin D nach 18 Monaten zu einer si-gnifikanten Reduktion von Schenkel-halsfrakturen und anderen nicht verte-bralen Frakturen führt. Osteoporosepa-tienten, die unter einer Therapie mit ei-nem Fluoridparäparat oder einem Bis-phosphonat stehen, werden meist zu-sätzlich zu Kalzium auch mit Vitamin D(etwa 400 I.E.) supplementiert. EineVitamin-D-Gabe wird außerdem zurProphylaxe der glucocorticoidinduzier-ten Osteoporose empfohlen (sofernekeine Hyperkalziurie vorliegt).
Aktive Vitamin-D-Metaboliten
Zur Therapie der Osteoporose stehendie aktiven Vitamin-D-Metaboliten Cal-citriol (1–25-Dihydroxyvitamin D3) undAlfacalcidol (1-Hydroxyvitamin D3) zurVerfügung. Calcitriol ist bereits die bio-logisch aktive Form des Vitamin D,während Alfacalcidol durch einen Hy-droxilierungsschritt in der Leber in1,25-Dihydroxyvitamin D3 umgewan-
werden nach ihrem Wirkmechanismusin drei Gruppen eingeteilt (Tabelle 6):
a) Substanzen, welche die Knochenre-sorption hemmen,
b) Substanzen, welche die Knochenfor-mation stimulieren,
c) sonstige Substanzen.
Kalzium
Die Kalziumsupplementation ist einewesentliche Grundlage sowohl derOsteoporoseprophylaxe als auch derOsteoporosetherapie. Eine niedrige Kal-ziumaufnahme mit der Nahrung stellteinen gut dokumentierten Risikofaktorfür die Osteoporose bzw. für Frakturendar; die Kalziumsupplementation kannsomit dem Knochendichteverlust vor-beugen. Soferne keine Kontraindikatio-nen (wie z.B. Hyperkalziurie) vorliegen,wird im allgemeinen bei Patienten mitOsteoporose die Gabe von 500 bis1000 mg „elementarem“ Kalzium emp-fohlen.
Tabelle 4
Laboruntersuchungen bei Verdacht auf Osteoporose
Minimalprogramm: BlutsenkungsgeschwindigkeitBlutbild, inkl. DifferentialblutbildKalzium im SerumPhosphor im SerumAlkalische Phosphataseγ-GlutamyltranferaseKreatinin im Serumggf. Proteinelektrophoreseggf. Gesamtprotein im Serum
Fakultativ: Kalzium/Kreatinin-Quotient im zweiten Morgenharn
Erweitertes Programm: z.B.TSH, PTH,Vitamin-D-Metabolite, Hormonstatus,24 h-Harnkalzium u.s.w.
Nach H. Bröll et al.: Konsensus Statement: Osteoporose-Diagnostik. Klinikarzt 1/98
Tabelle 5
Biochemische Knochenstoffwechselparameter
Knochenformation Knochenresorption
Osteocalcin HydroxyprolinGesamt-Alkalische Phosphatase PyridinolinKnochenspezifisches Isoenzm der AlkalischenPhosphatase DeoxypyridinolinPICP (c-terminal propeptide of type 1 collagen) NTX (Cross-linked n-telopeptide of type 1 collagen)
CTX (Cross-linked c-telopeptide of type 1 collagen)ICTP (Cross-linked c-telopeptide of type 1 collagen)Tartratresistente saure Phosphatase
analgetischen Wirkung wird Kalzitoninhäufig in der Akutbehandlung vonosteoporotischen Wirbelkörperfraktu-ren eingesetzt.
Bisphosphonate
Bisphosphonate sind Derivate des Py-rophosphats; sowohl in vitro als auch invivo konnte nachgewiesen werden, daßBisphosphonate potente Hemmer derKnochenresorption sind. Bisphospho-nate normalisieren den Knochenum-satz und führen somit zu einer positi-ven Knochenbilanz [7]. 1990 konntenWatts et al. [30] nachweisen, daß untereiner zyklischen Therapie mit dem Bis-phosphonat Etidronat bei Osteoporose-patienten die vertebrale Knochendichteansteigt; die mit Etidronat behandeltenPatienten wiesen außerdem eine Ver-minderung der Frakturrate auf. 1995berichteten Liberman et al. [9], daß eineTherapie mit dem Aminobisphospho-nat Alendronat, das in vitro die Kno-chenresorption etwa tausendmal po-tenter als Etidronat hemmt, nicht nurdie vertebrale sondern auch die amSchenkelhals und am Gesamtskelett ge-messene Knochendichte signifikantsteigert. In einer 2027 Patienten umfas-senden Studie konnte belegt werden,daß eine Therapie mit Alendronat beiOsteoporosepatienten das Auftretenvon neuen Wirbelkörper-, Radius-, undSchenkelhalsfrakturen signifikant re-duziert [2]. Aufgrund dieser Datenkommt den Bisphosphonaten ein festerPlatz in der Behandlung der postmeno-pausalen Osteoporose zu.
Fluoride
Im Gegensatz zu Östrogenen, dem Kal-zitonin und den Bisphosphonaten wir-ken die Fluoride nicht über eine Hem-mung des Knochenabbaues sondernüber eine Stimulation der Knochen-neubildung. Die Frakturdaten zur Flu-ortherapie sind widersprüchlich [14,22], dies könnte unter anderem durchdie geringe therapeutische Breite dieserPräparate bedingt sein. Flouride solltendaher lediglich von erfahrenen Osteo-logen eingesetzt werden.
Anabolika
Aufgrund von unerwünschten Wirkun-gen (u.a. Virilisierung) ist der Anwen-
dene klimakterische Beschwerden sindauch wesentliche Risiken einer Hor-monersatztherapie (u.a. Mammakarzi-nomrisiko, Thromboembolierisiko) be-kannt. Vor Einleitung einer Hormoner-satztherapie ist daher eine sorgfältigeRisikoabwägung und individuelle Bera-tung der Patientinnen notwendig.
SERM
Die unerwünschten Wirkungen derÖstrogene auf Brust und Uterus habenzur Suche nach Substanzen, die im Be-reich des Knochens und der Lipideöstrogenartige, im Bereich von Brustund Uterus jedoch östrogenantagoni-stische Wirkungen, entfalten, geführt.Raloxifen ist ein Vertreter der Gruppeder SERM (Selective estrogen receptormodulator). Delmas et al. [5] haben beipostmenopausalen Frauen über einenAnstieg der Knochendichte und einegünstigte Beeinflussung des Lipidpro-fils berichtet. Raloxifen wurde vor kur-zem von der FDA zur Prophylaxe derOsteoporose zugelassen.
Kalzitonin
Kalzitonin ist ein natürlich vorkom-mendes Polypeptid, das die Knochenre-sorption hemmt. Kalzitonin muß pa-renteral appliziert werden (meist alssubkutante Injektion; das Lachskalzito-nin steht auch als Nasalspray zur Verfü-gung). In vielen Studien wurde nachge-wiesen, daß bei Osteoporosepatienteneine Kalzitonintherapie zu einem An-stieg der Knochendichte führt. Civitelliet al. [4] zeigten, daß der Effekt von Kal-zitonin auf die Knochendichte vor al-lem bei Patienten mit einem erhöhtenKnochenumsatz („high turnover“) ge-geben ist. Im Gegensatz zu den Kno-chendichtedaten liegen in der Literaturnur sehr wenige Frakturdaten über Kal-zitonin vor; in lediglich zwei Studienmit einer relativ geringen Zahl von Pa-tienten [11, 20] wurde eine positive Aus-wirkung einer Kalzitonin-Therapie aufdas Auftreten von neuen Frakturennachgewiesen. Klinisch wird häufignach einer Therapiedauer von etwa ei-nem Jahr ein Nachlassen der Wirkungdes Kalzitonins („escape phenome-non“) beobachtet. Dies könnte durcheine Rezeptordownregulation oderdurch das Auftreten von Kalzitoninan-tikörpern bedingt sein. Wegen seiner
| Der Radiologe 3·99
Osteoporose
232
delt werden muß. Einen wesentlichenNachweis der Wirksamkeit von Calci-triol zur Behandlung der Osteoporosehaben Tilyard et al. [28] erbringen kön-nen. Patienten mit postmenopausalerOsteoporose, die über drei Jahre mitCalcitriol behandelt wurden, wiesen ei-ne signifikant verminderte Zahl anneuen Wirbelkörperfrakturen im Ver-gleich zu einer Kontrollgruppe, die mitKalzium behandelt wurde, auf. Bei einerOsteoporosetherapie mit aktiven Vit-amin-D-Metaboliten ist zu beachten,daß unter einer solchen Therapie regel-mäßige engmaschige Blut- und Harn-kontrollen erforderlich sind, um uner-wünschte Wirkungen wie Hyperkalzi-urie oder Hyperkalzaemie rechtzeitigzu erkennen. Unter einer Therapie mitCalcitriol sollte die tägliche Kalziumzu-fuhr 800 mg betragen; da diese Mengean Kalzium meist mit der Nahrung zu-geführt wird, ist eine zusätzliche Kalzi-umsupplementation bei einer Calcitri-ol-Therapie im allgemeinen nicht er-forderlich.
Östrogen/Gestagen-Hormonersatztherapie
Das Östrogendefizit stellt einen sehrwichtigen Faktor in der Pathogeneseder postmenopausalen Osteoporosedar. Es gilt als unumstritten, daß durcheine Östrogen/Gestagen-Hormonersatz-therapie eine effiziente Osteoporose-prophylaxe möglich ist. Neben den po-sitiven Wirkungen auf Knochenstoff-wechsel, das Lipidprofil und verschie-
Tabelle 6
Einteilung der Pharmaka, die inProphylaxe oder Therapie derOsteoporose eingesetzt werden
Hemmung der Knochenresorption
KalziumÖstrogeneSERMCalcitoninBiphosphonate
Stimulation der Knochenneubildung
Fluoride
Sonstige
Vitamin DVitamin D MetabolitenAnabolika
dungsbereich der Anabolika heute deut-lich zurückgegangen.
Parathormon
Der Einsatz von Parathormon bzw. Pa-rathormonanaloga wird derzeit kli-nisch geprüft; für die klinische Praxishaben diese Substanzen noch keine Be-deutung.
Osteoporose beim Mann
Im Gegensatz zur postmenopausalenOsteoporose wurde die Therapie deridiopathischen Osteoporose beim Mannbisher nur wenig untersucht. In der Li-teratur liegen einzelne Berichte überFluoride, Kalzitonin, Bisphosphonateund Testosteron vor.
Cortisoninduzierte Osteoporose
Zur Therapie der bereits eingetretenencortisoninduzierten Osteoporose lie-gen in der Literatur Berichte über Kal-zium und 25-Hydroxyvitamin-D, dieHormonersatztherapie, Fluoride, Kal-zitonin und Bisphosphonate vor [6].Zur Osteoporoseprophylaxe bei Patien-ten, die unter einer systemischen Lang-zeittherapie mit Glukokortikoiden ste-hen, werden u.a. körperliche Bewegung,eine natriumarme Diät, Kalzium- undVitamin-D-Supplementation, die Ver-schreibung eines Thiazid-Diuretikums(bei Hyperkalziurie) und ggf. eine Hor-monersatztherapie empfohlen. Bei Hoch-risikopatienten sollte außerdem eineOsteoporoseprophylaxe mit Calcitrioloder einem Bisphosphonat erwogenwerden.
Begleittherapie der Osteoporose
Neben der knochenspezifischen Thera-pie benötigt insbesondere der Patientmit manifester Osteoporose (Fraktu-ren) weitere therapeutische Maßnah-men. Dazu zählen u.a. eine ausreichendeAnalgetikatherapie, die physikalischeTherapie, die Sturzprophylaxe, die Be-einflussung von Lebensgewohnheiten(Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum,körperliche Bewegung) und gegebe-nenfalls die unfallchirurgische bzw. or-thopädische (neurochirurgische) Ver-sorgung.
11. Overgaard K, Hansen MA, Jensen SB,
Christiansen C (1992) Effect of salcatoningiven intranasally on bone mass andfracture rates in established osteporosis:a dose-response study. Br Med J 305:
556–561
12. Pacifici R, Rifas L,Teitelbaum S, Slatopolsky E,
McCracken R, Bergfeld M, Lee W, Avioli LV,
Peck WA (1987) Spontaneous release ofinterleukin 1 from human blood mo-nocytes reflects bone formation inidiopathic osteoporosis. Proc Natl Acad Sci
USA 84: 4616–4620
13. Pacifici R, Brown C, Puscheck E, Friedrich E,
Slatopolsky E, Maggio D, McCracken R, Avioli LV
(1991) Effect of surgical menopause andestrogen replacement on cytokine releasefrom human blood mononuclear cells.Proc Natl Acad Sci USA 88: 5134–5138
14. Pak CYC, Sakhaee K, Piziak V, Peterson RD,
Breslau NA, Boyd P, Poindexter JR, Herzon J,
Hear-Sakhaee A, Haynes S, Adams-Huet B,
Reisch JS (1994) Slow-release sodium fluori-de in the management of postmenopau-sal osteoporosis. A randomized controlledtrial. Ann Intern Med 120: 625–632
15. Peterlik M (1997) Aging, neuroendocrinefunction, and osteoporosis. Exp Gerontol
4/5: 577–586
16. Peterlik M, Hoffmann O, Swetly P, Klaushofer K,
Koller K (1985) Recombinant γ-interferoninhibits prostaglandin-mediated andparathyroid hormone-induced boneresorption in cultured neonatal mousecalvaria. FEBS Lett 185: 287–290
17. Pietschmann P,Woloszczuk W, Pietschmann H
(1990) Increased serum osteocalcin levelsin elderly females with vitamin D defi-ciency. Exp Clin Endocrinol 95: 275–278
18. Price PC,Thompson PW (1995) The role ofbiochemical tests in the screening andmonitoring of osteoporosis.Ann Clin Biochem 32: 244–260
19. Resch H, Pietschmann P,Woloszczuk F,
Krexner E, Bernecker P,Willvonseder R (1992)
Bone mass and biochemical parameters ofbone metabolism in men with spinalosteoporosis. Eur J Clin Invest 22: 542–545
20. Rico H, Hernandez ER, Revilla M,
Gomes-Gastresana F (1992) Salmon calci-tonin reduces vertebral fracture rate inpostmenopausal crush fracture syndrome.Bone Miner 16:131–138
21. Riggs BL, Melton LJ (1986) Involutionalosteoporosis. N Engl J Med 314: 1676–1686
22. Riggs Bl, Hodgson SF, O’Fallon WM, Chao EYS,
Wahner HW, Muhs JM, Cedel SL, Melton LJ
(1990) Effect of fluoride treatment on thefracture rate in postmenopausal womenwith osteoporosis. N Engl J Med
322: 802–809
23. Riggs BL, Khosla S, Melton JL (1998) A unitarymodel for involutional osteoporosis:estrogen deficiency causes both type Iund type II osteoporosis in postmenopau-sal women and contributes to bone loss inaging men. J Bone Miner Res 13: 763–773
Literatur1. Anonymous (1993) Consensus development
conference: diagnosis, prophylaxis andtreatment of osteoporosis. Am J Med
94: 646–650
2. Black DM, Cummings SR, Karpf DB, Cauley JA,
Thompson DE, Nevitt MC, Bauer DC, Genant HK,
Haskell WL, Marcus R, Ott SM,Torner JC,
Quandt SA, Reiss TF, Ensrud KE (1996)
Randomised trial of effect of alendronateon risk of fracture in women with existingvertebral fractures. Lancet 348: 1535–1541
3. Chapuy MC, Arlot ME, Duboeuf F, Brun J,
Crouzet B, Arnaud D, Delmas PD, Meunier PJ
(1992) Vitamin D3 and calcium to preventhip fractures in elderly women.N Engl J Med 327: 1637–1642
4. Civitelli R, Gonelli S, Zaccei F, Bigazzi S,
Vattimo A, Avioli LV, Gennari C (1988) Boneturnover in postmenopausal osteoporosis.J Clin Invest 82: 1268–1274
5. Delmas PD, Bjarnason NH, Mitlak BH,
Ravoux AC, Shah AS, Huster WJ, Draper M,
Christiansen C (1997) Effect of raloxifene onbone mineral density, serum cholesterolconcentrations, and uterine endometriumin postpenopausal women. N Engl J Med
337: 1641–1647
6. Eastell R, Reid DM, Compston J, Cooper C,
Fogelman I, Francis RM, Hosking DJ, Purdie DW,
Ralston SH, Reeve J, Russell RGG, Stevenson JC,
Torgerson DJ (1998) A UK consensus groupon management of glucocorticoidinducedosteoporosis: an update. J Int Med
244: 271–292
7. Garnero P,Weichung JS, Gineyts E, Karpf DB,
Delmas PD (1994) Comparison of new bio-chemical markers of bone turnover in latepostmenopausal osteoporotic women inresponse to alendronate treatment.J Clin Endocrinol Metab 79: 1693–1700
8. Lacey DL,Timms E,Tan HL, Kelley MJ,
Dunstan CR, Burgess T, Elliott R, Colombero A,
Elliott G, Scully S, Hsu H, Sullivan J, Hawkins N,
Davy E, Capparelli C, Eli A, Quian YX, Kaufman S,
Sarosi I, Shalhoub V, Senaldi G, Guo J, Delaney J,
Boyle WJ (1998) Osteoprotegerin ligand is acytokine that regulates osteoclast diffe-rentiation and activation. Cell 93: 165–176
9. Liberman UA,Weiss SR, Bröll J, Minne HW,
Quan H, Bell NH, Rodriguez-Portales J,
Downs RW, Dequeker J, Favus M, Seeman E,
Recker RR, Capizzi T, Santora AC, Lombardi A,
Shah RV, Hirsch LJ, Karpf DB (1995) Effect oforal alendronate on bone mineral densityand the incidence of fractures in post-menopausal osteoporosis. N Engl J Med
333: 1437–1443
10. Manolagas SC, Jilka RL (1995) Bone marrow,cytokines, and bone remodelling: emerg-ing insights into the pathophysiology ofosteoporosis. N Engl J Med 332: 305
Der Radiologe 3·99 | 233
24. Sakou T (1998) Bone morphogeneticproteins: from basic studies to clinicalapproaches. Bone 6: 591–603
25. Schiller C, Gruber R, Redlich K, Ho GM,
Katzgraber F,Wilheim M, Pietschmann P,
Peterlik M (1997) 17β-Estradiol antagonizeseffects of 1α, 25-dihydroxyvitamin D3
oninterleukin-6 production and osteo-clast-like cell formation in mouse bonemarrow primary cultures. Endocrinology
138: 4567–4571
26. Simonet WS, Lacey DL, Dunstan CR, Kelley M,
Chang MS, Luthy R, Nguyen HQ,Wooden S,
Bennett L, Boone T, Shimamoto G, DeRose M,
Elliott R, Colombero A,Tan HL,Trail G, Sullivan J,
Davy E, Bucay N, Renshaw Gegg L, Hughes TM,
Hill D, Pattison W, Campbell P, Boyle WJ (1997)
Osteoprotegerin: a novel secreted proteininvolved in the regulation of bone density.Cell 89: 309–319
27. Stepan JJ, Lachman M, Zverina J, Pacovsky V
(1989) Castrated men exhibit bone loss:effect of calcitonin treatment on bio-chemical parameters of bone remodeling.J Clin Endocrinol Metab 69: 523–527
28. Tilyard MW, Spears GF,Thomson J, Dovey S
(1992) Treatment of postmenopausalosteporosis with calcitrol or calcium.N Engl J Med 326: 357–362
29. Watanabe K,Tanaka Y, Morimoto I,Yahata K,
Zeki K, Fujihira T,Yamashita U, Eto S (1990)
Interleukin-4 as a potent inhibitor of boneresorption. Biochem Biophys Res Commun
87: 1035–1041
30. Watts NB, Harris ST, Genant HK,Wasnich RD,
Mitter PD, Jackson RD, Licata AA, Ross P,
Woodson GC,Yanover MJ, Mysiw WJ, Kohse L,
Rao MB, Steiger P, Rochmond B, Chesnut CH
(1990) Intermittent cyclical etidronatetreatment of postmenopausal osteopo-rosis. N Engl J Med 323: 73–79
| Der Radiologe 3·99234
Ob bei der Behandlung von Gradientenspulen-
techniken, Pulssequenzen, Bildrekonstruktions-
verfahren,Artefakten oder physiologischen Neben-
effekten mit Sicherheitsaspekten, durchweg
wird ohne Umschweife ins Detail gegangen.Viele
Abbildungen und Diagramme erleichtern dabei
das Lesen und das Verständnis.Wer sich noch ein-
gehender mit speziellen Fragestellungen ausein-
andersetzen will, der kann die ausführlichen und
aktuellen Literaturverzeichnisse nach jedem Kapi-
tel ausnutzen.
Ganz klar stehen physikalische und techni-
sche Aspekte im Vordergrund, um ein breites Fun-
dament zum Verständnis der Anwendungen zu
liefern. Doch keineswegs ist das Buch nur für Phy-
siker oder Ingenieure geschrieben.
Kapitel über klinische Anwendungen
kommen nicht zu kurz. Über die Hälf-
te des Buches ist verschiedenen An-
wendungen am Patienten gewidmet,
wobei in diesem Zusammenhang kli-
nische Fragestellungen in den Vorder-
grund rücken: Im Einzelnen werden
MR-Angiographie, Messung von Dif-
fusion und Perfusion und Anwen-
dungsmöglichkeiten der Bildgebung
des Herzens, sowie im Abdomen und
in der Neuroradiologie behandelt.
Sehr ausführlich wird auf die funktio-
nelle Bildgebung zur Untersuchung
der Hirnaktivität eingegangen. Auch wenn EPI-
Anwendungen im Vordergrund stehen, so wird
dennoch der Vergleich mit anderen MRT-Verfah-
ren nicht gescheut.
Ob Physiker, Ingenieur oder Arzt, dieses ex-
zellente Buch ist für jeden, der auf dem Gebiet der
MRT wissenschaftlich arbeitet, eine Fundgrube.
Ein Vorwissen über die Prinzipien der MRT er-
scheint mir jedoch nötig.
H.-P. Schlemmer (Heidelberg)
F. Schmitt, M. K. Sehling, R. TurnerEcho-Planar Imaging. Theory, Techniqueand Application
Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 1998.663 Abb., 386 Abb., 19 Tab.,(ISBN 3-540-63194-1), hardcover, DM 348,–
Das Echo-Planar Imaging (EPI) gilt im Allgemei-
nen als neuartiges Verfahren zur schnellen MR-
Bildgebung. Genaugenommen ist es jedoch eine
„alte“ Methode und nicht jünger als die Spin-
Echo-Bildgebung. EPI wurde in den 70er Jahren
von Peter Mansfield an der University of Notting-
ham entwickelt. Aber im Vergleich mit anderen
MR-Bildgebungsansätzen scheiterte
der klinische Einsatz aufgrund un-
zulänglicher technischer Möglichkei-
ten, und die Weiterentwicklung von
EPI wurde sogar lange sehr skeptisch
beurteilt. Mit moderner und verbes-
serter Hardware wurde aber EPI letzt-
endlich doch möglich. Die Geschichte
von EPI ist daher ein Stück weit Ge-
schichte der MRT im Allgemeinen
und für jeden, der sich wissenschaft-
lich mit der MRT beschäftigt, sehr
aufschlußreich und interessant.
Von Anfang an waren die drei
Herausgeber des Buches an der Ent-
wicklung von EPI und deren Anwendungen betei-
ligt und sind daher Experten auf diesem Gebiet.
Sei es aus physikalischer und technischer oder aus
medizinischer Perspektive, das vorliegende Buch
ist in mehrfacher Hinsicht äußerst empfehlens-
wert. Es bringt dem Leser in klarer, sehr gut struk-
turierter und kompakter Weise die geschichtliche
Entwicklung, die physikalischen und technischen
Grundlagen, sowie die Anwendungen und Mög-
lichkeiten dieses Bildgebungsverfahrens nahe.
Das Lesen macht deshalb Spaß, da komprimierte
und damit auch lesbare Informationen gegeben
werden. Keineswegs wird aber gekürzt oder ver-
einfacht. Physikalische Aspekte werden präzise
und ohne vor Mathematik zurückzuschrecken be-
handelt.
Buchbesprechung