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Das Ostpreußenblatt Nr. 36 – 9. September 2006 U NABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt M it allen Nachbarn steht Deutschland im freund- lichen Dialog, bis auf einen einzigen: Polen. Dort verwei- gert sich nur eine einzige Gruppe, genau genommen ist es der enge Kreis um Staats- chef und Ministerpräsident, Lech und Jaroslaw Kaczynski. Das ist der Maßstab, mit dem Vorwürfe aus Warschau ge- messen werden sollten. Die Kaczynski-Regierung hat nicht den Rückhalt in der Bevölke- rung, den sie für sich rekla- miert. Auch dann nicht, wenn sie das Nationalgefühl der Po- len bis zur Schmerzgrenze aus- lasten würde. Die wichtigen polnischen Zeitungen haben inzwischen die Lust an anti- deutschen Schlagzeilen verlo- ren und fragen: Warum läßt ei- ne Regierung kaum eine Gele- genheit aus, das Verhältnis zu seinen Nachbarn zu belasten? Nicht daß das Zusammenle- ben von Deutschen und Polen frei von Problemen wäre – aber in den vergangenen beiden Jahren haben sich beide Völker an die offenen Grenzen ge- wöhnt. Und wie es aussieht, sind die jungen Polen kaum noch im Land zu halten. Sie le- ben, arbeiten und studieren in ganz Europa, besonders häufig in Deutschland. Die Staaten Europas stehen in enger Konkurrenz, sie wett- eifern vor allem um das Wert- vollste, was sie besitzen: die klugen Köpfe. Wer nach vorn blickt und die sinkenden Ge- burtenzahlen richtig ein- schätzt, ahnt, wie hart dieser Konkurrenzkampf werden wird. Wer nach hinten schaut, greift zum falschen Mittel: Die jungen Eliten von heute lassen sich nicht mehr mit nationalisti- schen Parolen „impfen“, sie kennen die europäische Haus- regel: „Wir reden miteinander, nicht übereinander.“ KLAUS D. VOSS: Grenzfall Schutzlose Verbraucher Politiker decken Mängel in der Lebensmittelüberwachung S ind die Behörden der Le- bensmittelüberwachung überhaupt noch lernfähig? – Die Frage drängt sich nach den neuesten Meldungen zum Thema Gammelfleisch auf. Das Verständ- nis der Verbraucher jedenfalls ist am Ende. Im Januar 2006 löste stark überlagertes Wild Ekel aus. Im November 2005 fanden sich in Kühlhäusern an die 300 Tonnen Gammelfleisch. Im März 2005 hatten Mitarbeiter einer Super- marktkette Verdorbenes für Kun- den wiederaufbereitet. Die Kun- den straften das Unternehmen ab. Jetzt geht es um verdorbenes Frostfleisch – entdeckt durch an- onyme Hinweise. Jedesmal tappten die bayeri- schen Lebensmittelüberwacher im Dunkeln. Der teure, aus Steuern fi- nanzierte Apparat, der Kunden nicht schützt, empört die Verbrau- cher. Ein veraltetes, in Länder- kompetenzen zersplittertes Sy- stem fördert Skandale. Die Politiker ließen nach den jüngsten Fleischskandalen neue Verordnungen ausarbeiten – ge- holfen hat es nicht. Werner Schnappauf, bayerischer Umwelt- minister (CSU), fordert jetzt Ge- fängnis- und hohe Geldstrafen – er hofft damit von eklatanten Kon- trollmängeln abzulenken. Wer jetzt unangemeldete Tests von fleischverarbeitenden Betrieben verlangt, muß sich die Frage gefal- len lassen, warum die nicht längst vorgeschrieben sind. Schnappauf muß sich auch fragen lassen, wie- viele anonyme Hinweise gegen die Fleisch-Mafia ohne Folgen geblie- ben sind. Die Politik schiebt das seit 2002 geplante Verbraucherinforma- tionsgesetz immer weiter hinaus. Die Behörden scheuen sich, mit ihrem Wissen über bedenkliche Firmen an die Öffentlichkeit zu gehen, weil ohne Rechtsgrundlage Klagen befürchtet werden müssen. Damit stützen sie sich auf die Erfahrung aus dem Flüssigei- Skandal – die baden-württember- gischen Behörden unterlagen in den 80er Jahren vor Gericht, weil sie Nudelhersteller beim Namen genannt hatten. Sie mußten 6,5 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Heute scheint es so, als schützten sich die Behörden selbst mehr als die Verbraucher. Weitere Schwachpunkte sind die große Zahl der Prüffälle und der rechtliche Umgang damit. „Verstöße gegen das Lebensmittel- recht sind bisher Vergehen, die nur in Ausnahmefällen mit Frei- heitsstrafen geahndet werden“, beschreibt Schnappauf die unbe- friedigende Praxis. Und: „Es muß klar sein, daß wir bei 215000 Le- bensmittelbetrieben in Bayern nicht jedes Schweineschnitzel kontrollieren können.“ Doch das verlangt keiner. Wenn es über- haupt regelmäßige Prüfungen gä- be, wäre das schon ein Gewinn. Statt sich in Forderungen zu über- treffen, sollten Politiker, vor allem die Landesverbraucherschützer, lieber das Versagen der Wurst- Wächter aufklären. Eine bundeseinheitliche Le- bensmittelkontrolle scheitert bis- her am Hoheitsstolz der Länder. Die Überwachung scheint vor al- lem dort zu funktionieren, wo Geld zu verdienen ist – wie bei den BSE-Tests an Schlachtrindern. Das muß sich ändern. Auch wäre ein gemeinsames Vorgehen in der EU dringend nötig. Schließlich hält sich die Fleisch-Mafia in Eu- ropa an keine Grenzen. Blauer Brief vom Demoskopen Die Volksparteien stürzen ab – Forsa-Chef: Ein »deutscher Haider« hätte gute Chancen D ie politischen Parteien sind eigentlich beste Kun- den bei den demoskopi- schen Instituten – doch in letzter Zeit wollen die Spitzen von CDU und SPD von den Analysen der Meinungsforscher nichts mehr hören – besonders wenn das Stichwort „Volkspartei“ fällt. Das Führungszeugnis für die Parteichefs fällt schlecht aus. Ge- rade noch 30 Prozent der Wähler stimmten für die Union, als man ihnen Ende August die Sonntags- frage stellte, die SPD erreichte mit Ach und Krach 29 Prozent. „Über 40 Prozent“, meinte CDU-Dissi- dent Friedrich Merz, müsse eine Partei schon haben, wenn sie sich als Volkspartei bewähren wollte. Selbst die aktuellen Umfragen seien noch geschönt, behauptet Manfred Güllner, Chef der Gesell- schaft für Sozialforschung „Forsa“. In einem Interview für den Deutschlandfunk schlüsselte er die Ergebnisse auf. Bei der be- kannten Sonntagsfrage („Wen wür- den Sie wählen, wenn am näch- sten Sonntag Bundestagswahlen wären?“) werden die 29 oder 30 Prozent Zustimmung auf der Basis der Wahlwilligen berechnet, also der Menschen, die auch zur Wahl gehen würden. Legt man die Prä- ferenzen für einzelne Parteien auf die Gesamtzahl der befragten Wahlberechtigten um, kommen atemberaubende Werte heraus: Die CDU kann sich nur noch auf 20 Prozent der Wahlberechtigten stützen, die SPD liegt sogar noch unter diesem Wert. Güllner dazu: „Wir haben also 60 Prozent, mehr als die Hälfte, die sagen, ich wür- de gar nicht hingehen oder eine der kleineren Parteien wählen.“ Nach der traditionellen Umfra- ge-Auswertung kommt die FDP derzeit auf 14 Prozent, erbt also viele Stimmen von enttäuschten Bundesbürgern. Die Linkspartei verbucht zwölf Prozent, die Grü- nen liegen bei zehn Prozent Zu- stimmung. Die Linkspartei hat sich nach den Forsa-Ergebnissen inzwischen auf Dauer festsetzen können. Neu im Umfragekanon der De- moskopen ist die „Partei der Nicht- wähler“, die seit Jahren immer grö- ßer wird. Besonders bei Landtags- oder Kommunalwahlen ist diese Entwicklung „dramatisch fortge- schritten“. Der Forsa-Chef weiter: „Bei Kommunalwahlen in fast allen großen Städten hatten wir mehr Nichtwähler als Wähler.“ Nach den Erkenntnissen der Meinungsforscher muß es nicht dabei bleiben, daß sich die Bundesbürger den Gang zur Urne auf Dauer verkneifen. Güllner rechnet damit, daß die Parteien- landschaft vor einem großen Um- bruch steht. Chancen haben nach seiner Einschätzung vor allem rechtspopulistische Parteien: „Wir haben es in Hamburg schon mal gesehen mit Herrn Schill, und Herr Schill hätte durchaus bundesweit Erfolg haben können, wenn er nicht so gewesen wäre, wie er ist.“ Wenn aber ein „deut- scher Haider“ käme, der allge- mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen Zweier-Koalitio- nen, die die politische Landschaft in Deutschland seit dem Krieg be- stimmt haben, wird es bei dieser Erosion der Großparteien nicht mehr geben können – „es sei denn, die Große Koalition wird auf Dauer fortgesetzt“. Die Forsa- Demoskopen erwarten, daß ähn- lich wie etwa in den Niederlanden oder Italien Dreier- oder Viererko- alitionen gebildet werden müssen. Im übrigen sind die Deutschen alles andere als reformmüde. „Sie wollen, daß das Land moderni- siert wird“, so Güllner. Aber sie wollten die Reformen nicht in der Art, wie sie die Große Koalition derzeit umsetze. Von SVERRE GUTSCHMIDT Ministerstreit um Strompreise I n diesen Tagen wurde das 30jährige Bestehen der unter- nehmerischen Mitbestimmung groß gefeiert. Die in den Aufsichts- räten sitzenden Gewerkschaftler stellen weitere Forderungen, die von den Arbeitgebern für verfas- sungswidrig gehalten werden. Ein Disput, der in anderen Ländern nicht geführt wird, weil diesen ein so weitreichendes Mitbestim- mungsrecht gar nicht erst bekannt ist. Doch auch der Europäische Gerichtshof hat neue Fakten ge- schaffen. Mehr dazu auf Seite 4 Trotz aller Störmanöver offen für den Dialog mit Polen: Bundespräsident Köhler mahnte in seiner Festrede auf dem „Tag der Heimat 2006“ in Berlin, die Leiden der Vertriebenen zu würdigen. Sein Auftritt löste in Warschau heftige Reaktio- nen aus. (Siehe Kommentar und Bericht auf Seite 5) Foto: action press Von KLAUS D. VOSS 30 Jahre und überholt E s herrscht Kleinkrieg zwischen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und Wirtschaftsmi- nister Michael Glos (CSU). Beide geben sich gegenseitig die Schuld an den zu hohen Strompreisen. Glos beschuldigt Gabriel, mit sei- nem Kurs gegen Atomkraftwerke die Tarife hochzutreiben. Gabriel wirft Glos Untätigkeit vor. „Wenn er den Wind, den er macht, täglich in positive Energie umsetzen würde, wäre er der wichtigste Minister, den Deutschland überhaupt hatte“, schimpfte Glos, der gerade prüfen läßt, ob man die 2007 auslaufende Strompreiskontrolle durch die Länder verlängern lassen sollte. Mehr dazu auf Seite 2 Kinder statt Karriere M it Aussagen wie, würde ich noch einmal von vorne an- fangen, würde ich „mir einen Mann suchen, ihn arbeiten lassen und mich um unsere fünf Kinder kümmern“, brachte Moderatorin Eva Herman nicht nur Emanzen gegen sich auf. Sie propagiert völlig unvermutet ein Frauenbild, daß viele für tot hielten. Doch bei allen Extremen haben Hermans Thesen einen wahren Kern. Seite 6

PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

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Page 1: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

Das OstpreußenblattNr. 36 – 9. September 2006 U N A B H Ä N G I G E WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U TS C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Mit allen Nachbarn stehtDeutschland im freund-

lichen Dialog, bis auf eineneinzigen: Polen. Dort verwei-gert sich nur eine einzigeGruppe, genau genommen istes der enge Kreis um Staats-chef und Ministerpräsident,Lech und Jaroslaw Kaczynski.

Das ist der Maßstab, mit demVorwürfe aus Warschau ge-messen werden sollten. DieKaczynski-Regierung hat nichtden Rückhalt in der Bevölke-rung, den sie für sich rekla-miert. Auch dann nicht, wennsie das Nationalgefühl der Po-len bis zur Schmerzgrenze aus-lasten würde. Die wichtigenpolnischen Zeitungen habeninzwischen die Lust an anti-deutschen Schlagzeilen verlo-ren und fragen: Warum läßt ei-ne Regierung kaum eine Gele-genheit aus, das Verhältnis zuseinen Nachbarn zu belasten?

Nicht daß das Zusammenle-ben von Deutschen und Polenfrei von Problemen wäre – aberin den vergangenen beidenJahren haben sich beide Völkeran die offenen Grenzen ge-wöhnt. Und wie es aussieht,sind die jungen Polen kaumnoch im Land zu halten. Sie le-ben, arbeiten und studieren inganz Europa, besonders häufigin Deutschland.

Die Staaten Europas stehenin enger Konkurrenz, sie wett-eifern vor allem um das Wert-vollste, was sie besitzen: dieklugen Köpfe. Wer nach vornblickt und die sinkenden Ge-burtenzahlen richtig ein-schätzt, ahnt, wie hart dieserKonkurrenzkampf werdenwird. Wer nach hinten schaut,greift zum falschen Mittel: Diejungen Eliten von heute lassensich nicht mehr mit nationalisti-schen Parolen „impfen“, siekennen die europäische Haus-regel: „Wir reden miteinander,nicht übereinander.“

KLAUS D. VOSS:

GrenzfallSchutzlose VerbraucherPolitiker decken Mängel in der Lebensmittelüberwachung

Sind die Behörden der Le-bensmittelüberwachungüberhaupt noch lernfähig?

– Die Frage drängt sich nach denneuesten Meldungen zum ThemaGammelfleisch auf. Das Verständ-nis der Verbraucher jedenfalls istam Ende. Im Januar 2006 löstestark überlagertes Wild Ekel aus.Im November 2005 fanden sich inKühlhäusern an die 300 TonnenGammelfleisch. Im März 2005hatten Mitarbeiter einer Super-marktkette Verdorbenes für Kun-den wiederaufbereitet. Die Kun-den straften das Unternehmen ab.Jetzt geht es um verdorbenesFrostfleisch – entdeckt durch an-onyme Hinweise.

Jedesmal tappten die bayeri-schen Lebensmittelüberwacher imDunkeln. Der teure, aus Steuern fi-

nanzierte Apparat, der Kundennicht schützt, empört die Verbrau-cher. Ein veraltetes, in Länder-kompetenzen zersplittertes Sy-stem fördert Skandale.

Die Politiker ließen nach denjüngsten Fleischskandalen neueVerordnungen ausarbeiten – ge-holfen hat es nicht. WernerSchnappauf, bayerischer Umwelt-minister (CSU), fordert jetzt Ge-fängnis- und hohe Geldstrafen –er hofft damit von eklatanten Kon-trollmängeln abzulenken. Werjetzt unangemeldete Tests vonfleischverarbeitenden Betriebenverlangt, muß sich die Frage gefal-len lassen, warum die nicht längstvorgeschrieben sind. Schnappaufmuß sich auch fragen lassen, wie-viele anonyme Hinweise gegen dieFleisch-Mafia ohne Folgen geblie-ben sind.

Die Politik schiebt das seit 2002geplante Verbraucherinforma-

tionsgesetz immer weiter hinaus.Die Behörden scheuen sich, mitihrem Wissen über bedenklicheFirmen an die Öffentlichkeit zugehen, weil ohne RechtsgrundlageKlagen befürchtet werden müssen.Damit stützen sie sich auf die Erfahrung aus dem Flüssigei-Skandal – die baden-württember-gischen Behörden unterlagen inden 80er Jahren vor Gericht, weilsie Nudelhersteller beim Namengenannt hatten. Sie mußten 6,5Millionen Euro Schadenersatzzahlen. Heute scheint es so, alsschützten sich die Behördenselbst mehr als die Verbraucher.

Weitere Schwachpunkte sinddie große Zahl der Prüffälle undder rechtliche Umgang damit.„Verstöße gegen das Lebensmittel-recht sind bisher Vergehen, dienur in Ausnahmefällen mit Frei-heitsstrafen geahndet werden“,beschreibt Schnappauf die unbe-

friedigende Praxis. Und: „Es mußklar sein, daß wir bei 215000 Le-bensmittelbetrieben in Bayernnicht jedes Schweineschnitzelkontrollieren können.“ Doch dasverlangt keiner. Wenn es über-haupt regelmäßige Prüfungen gä-be, wäre das schon ein Gewinn.Statt sich in Forderungen zu über-treffen, sollten Politiker, vor allemdie Landesverbraucherschützer,lieber das Versagen der Wurst-Wächter aufklären.

Eine bundeseinheitliche Le-bensmittelkontrolle scheitert bis-her am Hoheitsstolz der Länder.Die Überwachung scheint vor al-lem dort zu funktionieren, woGeld zu verdienen ist – wie beiden BSE-Tests an Schlachtrindern.Das muß sich ändern. Auch wäreein gemeinsames Vorgehen in derEU dringend nötig. Schließlichhält sich die Fleisch-Mafia in Eu-ropa an keine Grenzen.

Blauer Brief vom DemoskopenDie Volksparteien stürzen ab – Forsa-Chef: Ein »deutscher Haider« hätte gute Chancen

Die politischen Parteiensind eigentlich beste Kun-den bei den demoskopi-

schen Instituten – doch in letzterZeit wollen die Spitzen von CDUund SPD von den Analysen derMeinungsforscher nichts mehrhören – besonders wenn dasStichwort „Volkspartei“ fällt.

Das Führungszeugnis für dieParteichefs fällt schlecht aus. Ge-rade noch 30 Prozent der Wählerstimmten für die Union, als manihnen Ende August die Sonntags-frage stellte, die SPD erreichte mitAch und Krach 29 Prozent. „Über40 Prozent“, meinte CDU-Dissi-dent Friedrich Merz, müsse einePartei schon haben, wenn sie sich

als Volkspartei bewähren wollte.Selbst die aktuellen Umfragenseien noch geschönt, behauptetManfred Güllner, Chef der Gesell-schaft für Sozialforschung „Forsa“.In einem Interview für denDeutschlandfunk schlüsselte erdie Ergebnisse auf. Bei der be-kannten Sonntagsfrage („Wen wür-den Sie wählen, wenn am näch-sten Sonntag Bundestagswahlenwären?“) werden die 29 oder 30Prozent Zustimmung auf der Basisder Wahlwilligen berechnet, alsoder Menschen, die auch zur Wahlgehen würden. Legt man die Prä-ferenzen für einzelne Parteien aufdie Gesamtzahl der befragtenWahlberechtigten um, kommenatemberaubende Werte heraus:Die CDU kann sich nur noch auf20 Prozent der Wahlberechtigten

stützen, die SPD liegt sogar nochunter diesem Wert. Güllner dazu:„Wir haben also 60 Prozent, mehrals die Hälfte, die sagen, ich wür-de gar nicht hingehen oder eineder kleineren Parteien wählen.“

Nach der traditionellen Umfra-ge-Auswertung kommt die FDPderzeit auf 14 Prozent, erbt alsoviele Stimmen von enttäuschtenBundesbürgern. Die Linksparteiverbucht zwölf Prozent, die Grü-nen liegen bei zehn Prozent Zu-stimmung. Die Linkspartei hatsich nach den Forsa-Ergebnisseninzwischen auf Dauer festsetzenkönnen.

Neu im Umfragekanon der De-moskopen ist die „Partei der Nicht-wähler“, die seit Jahren immer grö-ßer wird. Besonders bei Landtags-oder Kommunalwahlen ist diese

Entwicklung „dramatisch fortge-schritten“. Der Forsa-Chef weiter:„Bei Kommunalwahlen in fast allengroßen Städten hatten wir mehrNichtwähler als Wähler.“

Nach den Erkenntnissen derMeinungsforscher muß es nichtdabei bleiben, daß sich dieBundesbürger den Gang zur Urneauf Dauer verkneifen. Güllnerrechnet damit, daß die Parteien-landschaft vor einem großen Um-bruch steht. Chancen haben nachseiner Einschätzung vor allemrechtspopulistische Parteien: „Wirhaben es in Hamburg schon malgesehen mit Herrn Schill, undHerr Schill hätte durchausbundesweit Erfolg haben können,wenn er nicht so gewesen wäre,wie er ist.“ Wenn aber ein „deut-scher Haider“ käme, der allge-

mein akzeptiert würde, dannkönnte er zehn bis 15 Prozent derStimmen erreichen.

Die klassischen Zweier-Koalitio-nen, die die politische Landschaftin Deutschland seit dem Krieg be-stimmt haben, wird es bei dieserErosion der Großparteien nichtmehr geben können – „es seidenn, die Große Koalition wirdauf Dauer fortgesetzt“. Die Forsa-Demoskopen erwarten, daß ähn-lich wie etwa in den Niederlandenoder Italien Dreier- oder Viererko-alitionen gebildet werden müssen.

Im übrigen sind die Deutschenalles andere als reformmüde. „Siewollen, daß das Land moderni-siert wird“, so Güllner. Aber siewollten die Reformen nicht in derArt, wie sie die Große Koalitionderzeit umsetze.

Von SVERRE GUTSCHMIDT

Ministerstreitum Strompreise

In diesen Tagen wurde das30jährige Bestehen der unter-

nehmerischen Mitbestimmunggroß gefeiert. Die in den Aufsichts-räten sitzenden Gewerkschaftlerstellen weitere Forderungen, dievon den Arbeitgebern für verfas-sungswidrig gehalten werden. EinDisput, der in anderen Ländernnicht geführt wird, weil diesen einso weitreichendes Mitbestim-mungsrecht gar nicht erst bekanntist. Doch auch der EuropäischeGerichtshof hat neue Fakten ge-schaffen. Mehr dazu auf Seite 4

Trotz aller Störmanöver offen für den Dialog mit Polen:BundespräsidentKöhler mahnte in seiner Festrede auf dem „Tag der Heimat 2006“ inBerlin, die Leiden der Vertriebenen zuwürdigen. SeinAuftritt löste inWarschau heftige Reaktio-nen aus. (Siehe Kommentarund Bericht aufSeite 5)

Foto: action press

Von KLAUS D. VOSS

30 Jahre undüberholt

Es herrscht Kleinkrieg zwischenBundesumweltminister Sigmar

Gabriel (SPD) und Wirtschaftsmi-nister Michael Glos (CSU). Beidegeben sich gegenseitig die Schuldan den zu hohen Strompreisen.Glos beschuldigt Gabriel, mit sei-nem Kurs gegen Atomkraftwerkedie Tarife hochzutreiben. Gabrielwirft Glos Untätigkeit vor. „Wenn erden Wind, den er macht, täglich inpositive Energie umsetzen würde,wäre er der wichtigste Minister,den Deutschland überhaupt hatte“,schimpfte Glos, der gerade prüfenläßt, ob man die 2007 auslaufendeStrompreiskontrolle durch dieLänder verlängern lassen sollte.Mehr dazu auf Seite 2

Kinder statt Karriere

Mit Aussagen wie, würde ichnoch einmal von vorne an-

fangen, würde ich „mir einenMann suchen, ihn arbeiten lassenund mich um unsere fünf Kinderkümmern“, brachte ModeratorinEva Herman nicht nur Emanzengegen sich auf. Sie propagiert völligunvermutet ein Frauenbild, daßviele für tot hielten. Doch bei allenExtremen haben Hermans Theseneinen wahren Kern. Seite 6

Page 2: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

PO L I T I K2 Nr. 36 – 9. September 2006

DIESE WOCHE

Standortrisiko Parität30 Jahre unternehmerischeMitbestimmung – Reformen erforderlich

Hintergrund

4

Frauen zurück an den HerdEva Herman bringt ihre Geschlechtsgenossinnen aufdie Barrikaden

Politik

6

Der Rubel kommt nicht ins RollenRußlands Währung ist seit1. Juli frei konvertierbar

Aus aller Welt

7

Was ist nur auf dem Hügel los?Bayreuther Festspiele botenunterschiedliches Niveau

Kultur

9

Eine Pyramide in MasurenTouristen-Attraktion: Das Fahrenheid-Mausoleumim Kreis Angerapp

Ostpreußen heute

13

Schon lange wankt das MonumentDer letzte Hohe Kommissarfür die Freie Stadt Danzig

Geschichte

21

Kontakt: 040/414008-0

Redaktion: Anzeigen:Abo-Service:www.preussische-allgemeine.de

-32-41-42

»Ich weiß, wovon ich spreche«Horst Köhler zum Tag derHeimat 2006

Deutschland

5

Die Schulden-Uhr:

UmgebuchtImmer wenn es ums Sparen

geht, entdecken Politiker denAusgabenpunkt „Subventio-nen“. Nordrhein-Westfalen willjetzt ernst machen und die Sub-ventionen im Steinkohle-Berg-bau auf jährlich 750 MillionenEuro runterschrauben. Da manallerdings niemandem weh tunwill, wurde in Berlin angefragt,ob der Bund nicht noch einenweiteren Teil der Kosten über-nehmen möchte. Berlin zeigtesich gesprächsbereit. Dem Steu-erzahler dürfte es allerdingsegal sein, wer die Schuldenmacht, Schulden sind Schulden.

1.522.504.697.950 ¤

(eine Billion fünfhundertzwei-undzwanzig Milliarden fünf-hundertvier Millionen sechs-hundertsiebenundneunzigtau-send und neunhundertfünfzig)

Vorwoche: 1.521.228.437.498 ¤Verschuldung pro Kopf: 18.454 ¤ Vorwoche: 18.439 ¤

(Stand: Dienstag, 5. September2006, www.steuerzahler.de)

Dieser Ausgabe liegt ein Pro-spekt des Atlas Verlages bei.

Ausbeutung muß beendet werdenHessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel fordert mehr Macht über die Stromkonzerne

Er gilt als der Robin Hoodder Stromkunden. HessensWirtschaftsminister Alois

Rhiel kämpft in der Tat gegenübermächtige Gegner sozusagenmit Pfeil und Bogen, also den bescheidenen Mitteln eines Lan-desministers, für niedrigere Ener-giepreise und gegen den Mono-polmißbrauch der großen Ener-gieunternehmen. Als einziger Landesminister hat er für diesesJahr sämtliche Anträge auf Strom-preisanhebungen abgelehnt. Hes-sens Verbraucher können es ihmdanken, sie zahlen – nebenNiedersachsen – die niedrigstenStrompreise in Deutschland. Zu-dem will Rhiel Netzdurchlei-tungsentgelte – also die Gebüh-ren, die die Netzbetreiber für denStromtransport verlangen – um10 bis 25 Prozent senken. Auchdas würde preisdämpfend wirken.

Aber schon liegen neue Anträgeder Stromriesen auf drastisch hö-here Preise für 2007 vor. Um biszu 20 Prozent wollen sie dieStrompreise hochschrauben. Rhielbleibt gelassen. Er werde, sagt erin einem Gespräch mit dieser Zei-tung, seine Haltung nicht ändernund „die Anträge genauso kritischprüfen wie im Vorjahr“. Er wolle„keine falschen Hoffnungen ma-chen, bevor die Anträge nicht aus-gewertet sind“. Dennoch hält erhöhere Preise angesichts der „rie-sigen Gewinne der vier großenEnergiekonzerne E.ON, RWE,EnBW und Vattenfall“ für „nichtakzeptabel. Man kann sagen, dasist das Strom-Gewinn-Quartett,das 80 Prozent der Stromerzeu-gungskapazität besitzt und in die-sem engen Oligopol die Kundenausbeutet durch überhöhte Preise.Diese Ausbeutung muß unterbun-den werden.“

Die Energieunternehmen wei-sen die Schuld für die hohen Prei-se weit von sich. Auch der Staatkönne etwas tun, schließlich ma-chen die Steuern mehr als ein

Drittel des Endpreises aus. Rhielräumt ein, daß auch die Politik dieStromverbraucher entlasten könn-te. Deshalb habe er „die Bundesre-gierung aufgefordert, die Strom-steuer von zwei auf einen Cent zuhalbieren“. Das sei auch zu finan-zieren. Der Staat brau-che nur die CO2-Zertifikate ver-steigern, die erden Stromkon-zernen bislangschenke. DieStromkonzernemachten „ausdiesem Ge-schenk einenExt ra -Gewinnvon mehr alsfünf MilliardenEuro pro Jahr,weil sie den Wertder kostenlos zu-geteilten CO2-Zertifikate aufden Strompreisdraufschlagen“.Das sei einHauptgrund fürdie hohenStrompreise inD e u t s c h l a n d .„Diese Gewinne zuLasten der Verbrau-cher muß der Staatabschöpfen und an die Bürger zu-rück geben.“ Den Einwand, die EUerlaube nur zehn Prozent der Zer-tifikate zu versteigern, ist für Rhielkein Hindernis. „Das ist ein politi-scher Fehler. Die Bundesregierungsollte wenigstens diese zehn Pro-zent der CO2-Zertifikate verstei-gern. Zusätzlich sollte Deutsch-land in der EU dafür kämpfen, daß

die Mitgliedsstaaten alle Zertifika-te mittels einer Versteigerung ver-geben dürfen“.

Aber allein die Entlastung durchdie Senkung der Stromsteuer wür-de die Stromrechnung eines vier-köpfigen Durchschnittshaushalts

um rund 36 Euro erleichtern. Wür-de die Stromsteuer ganz abge-schafft, hätte ein Durchschnitts-haushalt 72 Euro mehr in der Tasche. Zusätzlich würden alleUnternehmen entlastet, die jetztnoch Stromsteuer zahlen. Daskönnte den Konsumenten eben-falls zu Gute kommen. Auf die Fra-ge, ob er mit diesen Thesen nicht

gegen manche Umweltpolitiker inder großen Koalition angehe, dieüber die hohen Energiepreise fastfrohlockten, weil auf diese WeiseWind- oder Solarstrom konkur-renzfähiger werde, meint Rhiel la-konisch: „Das Klimaschutzziel

heißt ‚Weniger CO2-Emissionen‘ und

nicht ‚höhere Ener-giepreise‘.“ DieBegrenzung derAnzahl der CO2-Zertifikate könnedie CO2-Emissio-nen effektiververringern.

Ein weiteresProblem der ho-hen Strompreisebesteht darin,daß einige Stadt-werke ihrenStrom bei dengroßen Stromer-zeugern einkau-fen müssen unddie gestiegenenBezugskosten andie Endkundenweiter geben.Aber „so pau-schal“ könne

man das nicht se-hen. Zum einenmachten viele

Stadtwerke beträchtliche Gewin-ne, zum anderen hätten auchStadtwerke sinkende Kosten fürdie Durchleitung des Stroms, densie einkaufen. Denn „das ist einErgebnis der neuen Regulierungder Netzdurchleitungsentgelte.Sinkende Netzentgelte könnensteigende Beschaffungskosten teil-weise kompensieren.“

Einige Stromunternehmen dro-hen, Investitionen in Stromnetze zuunterlassen, wenn die Preise ge-deckelt und die Netzentgelte regu-liert würden. Das wirft die Fragenach der Versorgungssicherheit beiden Stromnetzen auf. Dem stelltRhiel ein „klares Nein“ entgegen.Die Netzregulierung sichere Um-fang und Qualität der Netze durcheine hohe garantierte Mindestver-zinsung für die Netzbetreiber.

„Außerdem: In den Stromnetzenfielen bisher überhöhte Monopol-gewinne an. Die flossen nicht inmehr Netzsicherheit, sondern füll-ten die Taschen der Aktionäre.“

Rhiel ist nicht nur bei denStromriesen, sondern auch in sei-ner Partei, der CDU, als ordolibera-ler und dennoch sozial denkenderKopf bekannt. So sieht er auch denanhaltenden Richtungsstreit in derCDU eher unter konzeptionellen,nicht dogmatischen Gesichtspunk-ten. Eine Grundsatzdebatte sei vonZeit zu Zeit nötig, denn ohne Kom-paß gehe die Orientierung verlo-ren. Rhiel: „In der Wirtschaftspoli-tik empfehle ich meiner Partei ei-nen ordoliberalen Kurs – in Ab-grenzung zu Neoliberalen undStaatsgläubigen: Vorrang hat freierWettbewerb. Aber Wettbewerb istnicht auf jedem Markt möglich.Manchmal muß der Staat streng re-gulieren, wie bei den Stromnet-zen.“

Von JÜRGEN LIMINSKI

Am Stammtisch im DeutschenHaus wurde der SPD-Boß undMinisterpräsident Kurt Beck zi-tiert, der zum 60. Geburtstag desfranzösischen BesatzungskindesRheinland-Pfalz die Zuversichtgeäußert habe, daß es „irgend-wann“ zu einem Zusammen-schluß seines Landes mit dem be-nachbarten Saarland kommenwerde.

Doch die sogenannte Große Ko-alition im Bund denke offen-sichtlich nicht daran, ihre Mehr-heiten in Bundestag und Bundes-rat zu einer tatsächlichen „Föde-ralismusreform“ zu nutzen, mein-te der Stammtisch. Unter dieserTarnbezeichnung werde den Bür-gern vielmehr der merkwürdigeVerschiebebahnhof von Auf-,Aus- und Abgaben verkauft, deram 1. September dieses Jahres inKraft trat und nicht einmal einegrundlegende Reform der Finanz-verfassung, geschweige denn eineReduzierung und Neugliederungder 16 Bundesländer zustande ge-

bracht habe. „Vom großen Wurfweit entfernt“, hieß es dazu.

Besitzstandswahrung, Behar-rungsvermögen und Immobi-lismus kennzeichneten statt des-sen das Niveau der eigentlichzum Handeln berufenen Politiker.Die „FAZ“ berichtet denn auch,daß Becks Überlegungen imCDU-regierten Saarland „immersehr reserviert aufgenommenworden seien“, es sei denn, dasdann fusionierte Bundeslandwerde Saarland-Pfalz heißen, sei-ne Hauptstadt Saarbrücken undsein Ministerpräsident Peter Mül-ler (CDU).

Dem Stammtisch blieb nur, zudiesem Reformeifer das schöneLied anzustimmen: „Fest steht dieMacht am Rhein, so soll es heut’und immer sein“ und fragte: „Wermacht sich da nicht Sorgen umsHeute und ums Morgen ...?“

Um ein Haar hätten sich derDirektor der „Stiftungbrandenburgischer Ge-

denkstätten“, Prof. Dr. GünterMorsch, und die „Arbeitsgemein-schaft Lager Sachsenhausen1945–1950“ vor Gericht getroffen.Kurz vor der Eskalation, die beideSeiten einzugehen bereit waren,bat die brandenburgische Wissen-schaftsministerin Prof. Dr. JohannaWanka die zerstrittenen Parteienan einen Tisch. Morsch und GiselaGneist, die Vorsitzende der Ar-beitsgemeinschaft, einigten sichdarauf, von nun an besser zu-sammenzuarbeiten.

Gisela Gneist, die als 15jährigefünf Jahre lang eingesperrt wordenwar, hatte sich gegen eine Verdrän-gung der Opfer des sowjetischenSpeziallagers und Degradierung als„Opfern zweiter Klasse“ gewehrt.Die Kritik der ehemaligen Sowjet-Häftlinge richtete sich seit langemgegen Prof. Morsch, dessen bishe-rige Politik den Eindruck erweckte,als folge er der Politik des Sachsen-hausen-Komitees der Häftlinge vonvor 1945, in dem Kommunistenausschlaggebenden Einfluß haben.

In unangenehmer Erinnerung istder Generalsekretär, der vor weni-gen Wochen als ehemaliger hoherStasi-Offizier enttarnt wurde, mitdem Morsch aber lange Zeit ver-trauensvoll zusammengearbeitethatte, obwohl der Stasi-Mann, wieer erklärte, nie seine Vergangen-heit verschwiegen hatte.

Das Faß zum Überlaufen hatteein Bericht der „SüddeutschenZeitung“ gebracht, in dem Morschmit den Worten zitiert wurde, erbeobachte mit Sorge, daß die Spe-ziallager-Häftlinge (also die Häft-linge aus der sowjetischen Zeit)‚aufgewertet‘, die KZ-Opfer aber‚abgewertet‘ würden. Laut „Süd-deutscher Zeitung“ witterte er da-hinter „revisionistische Kräfte amWerk, die beim Leid der Opfer-gruppen ... zu mindestens denGleichstand herstellen wollen“.

Gisela Gneist hatte dieses Inter-view gegen Morsch verwandt, umdurchzusetzen, daß ein neuer, vomStiftungsdirektor unabhängigerZuständigkeitsbereich in der Ge-denkstätte geschaffen werde, derfortan die Belange der Opfer desSpeziallagers ehrlich vertretenkönne. Morsch hingegen wurdebeschuldigt, zu versuchen, einenKeil zwischen die Opfer zu treibenund ein Gegner einer angemesse-nen Berücksichtigung auch desLeids der Opfer des (sowjetischen)Speziallagers in der Gedenkstättezu sein. Hierauf eilte Morsch zu ei-nem Anwalt, beschuldigte die an-dere Seite, eine Stellungnahme vonihm in einer Zeitung sinnentstel-lend zu interpretieren und forderteeine Unterlassungserklärung biszum 21. August. Gisela Gneistwiederum verweigerte die Unter-schrift und stellte sich darauf ein,daß der Direktor der Gedenkstättedes Lagers, in dem sie als jungesMädchen jahrelang zu Unrecht in-haftiert war, sie vor Gericht zerre.Dank dem Vermittlungseinsatz vonJohanna Wanka wurde dies abge-wendet – vorerst. von Leesen / Bel

Ex-Sowjet-Häftlingewehrten sich

gegen Abwertung

Eskalation abgewendetStreit um Opfergedenken in Sachsenhausen

Michels Stammtisch

Das Kyotoprotokoll verpflichtet die teilnehmen-den Staaten, die Kohlendioxid-Emissionen zu

senken. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man sichfür ein marktwirtschaftliches Instrument entschie-den: den Handel mit Emissionsrechten, der zu-nächst für zwei Perioden – 2005 bis 2007 und 2008bis 2012 – vorgesehen ist. Basis für den Emissions-handel ist die Verpflichtung für Kraftwerksbetreiberund große Industrieunternehmen, für jede durchProduktion von Energie oder Gütern ausgestoßeneTonne CO2 eine Berechtigung nachzuweisen.

Diese Berechtigungen sind den Unternehmen alsZertifikate von den Regierungen der EU überwie-gend kostenlos zugeteilt worden. Um den Anreiz zu

erhöhen, die CO2-Emissionen zu senken, erhaltendie Unternehmen weniger Zertifikate, als sie für ei-ne Vollausstattung entsprechend ihrer Produktionbrauchen. In ganz Europa fehlen dadurch in der er-sten Handelsperiode zwischen 2005 und 2007 rund200 Millionen Zertifikate. Es gibt für die Unterneh-men verschiedene Wege, mit dieser Knappheit um-zugehen. Sie können Zertifikate zukaufen, Produk-tionsprozesse emissionsärmer gestalten oder dieModernisierung von Anlagen vorantreiben. Weil dieUnternehmen verschiedene Wege gehen, wird esKäufer und Verkäufer von Zertifikaten geben. DiesesPreissignal soll den wirkungsvollsten Weg zur Sen-kung von CO2-Emissionen aufzeigen.

Das CO2-Zertifikat

Teurer Spaß aus der Dose: Strom wird immer kostspieliger.

Alois Rhiel, ge-boren 1950 inMarburg, ist Mi-nister für Wirt-schaft, Verkehrund Landesent-wicklung desLandes Hessen.Der CDU-Politi-ker setzt sich

für eine konsequente Regulierungvon Bereichen ein, in denen Wett-bewerb versagt wie eben in derEnergiewirtschaft. Als Wirt-schaftswissenschaftler sieht ersich als Schnittstelle zwischen Po-litik und Wirtschaft.Die Politik treibt die

Strompreise zusätzlich in die Höhe

Die Konzerne drohenStromnetze nicht

genügend zu warten

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PR E U S S E N / BE R L I N Nr. 36 – 9. September 2006 3

Lieber einmalnichts sagen

Von HARALD FOURIER

Mitten in der heißen Phase des Landtags-wahlkampfs steht Berlin Kopf. Bei CDU

und SPD scheinen reihenweise die Sicherun-gen durchzuknallen. Wie sich die beiden„Volksparteien“ (das sind sie in Berlin schonlängst nicht mehr) gegenseitig die Bällezuspielen, ist eher ein Fall für den Satirikerals für den Parlamentskorrespondenten.

Bei der letzten Sitzung des alten Abgeord-netenhauses ging es hoch her: SPD-Bürger-meister Klaus Wowereit verhöhnte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Nicolas Zimmer. „Siehaben heute Ihre Abschiedsrede gehalten“,gluckste er und vermerkte süffisant, es seidoch „doof“ für Zimmer, solche Abschieds-sprüche auch in der Zeitung lesen zumüssen.

Der Hintergrund: CDU-SpitzenkandidatFriedbert Pflüger angekündigt hatte, als Frak-tionschef in Berlin zu bleiben, wenn er nichtBürgermeister werde. Und das kann ja dannnur heißen: Zimmer muß sein Amt abgeben.

Dem FDP-Fraktionschef Martin Lindnerwarf Wowereit vor, ein klares Konzept zuvertreten, nämlich das „der Reichen“: „Sievertreten zehn Prozent der Bevölkerung.“Diese zehn Prozent wollten, daß sich nur diestärkeren, also sie selbst, durchsetzen könn-ten. Lindner konterte, daß nur „die Reichen“sich die Politik des rot/roten Senates „leisten“könnten. Lindner: „Die bringen ihre Kinderauf Privatschulen.“ Er vertrete dagegen denMittelstand.

Überraschend heftige Kritik zog sichFinanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) zu. Undzwar aus den eigenen Reihen! „Man freutsich manchmal, wenn er nichts sagt“,bekannte sein Regierender Bürgermeister imHinblick auf folgende Interview-Äußerungseines Genossen (in der „Zeit“) über die LageBerlins 16 Jahre nach der Vereinigung:„Lassen Sie mich mal so sagen: Der Schutt istabgeräumt. Wir leben hier nicht mehr imJahre 1945. Sondern wir leben im Jahre1947.“ Was für ein Armutszeugnis für dieeigene Arbeit! Das hat Wowereit offenbarschwer getroffen.

Die CDU kann Sarrazins Steilvorlage aberkaum ausnutzen. Ihr Spitzenmann Pflüger istin die denkbar größte Falle getappt, als ihmbei einem Rededuell mit Wowereit lauterSätze passierten wie: „Da hat der Wowereiteben auch völlig zu Recht einen der wesent-lichen Gründe genannt.“ Und: „Zunächst ein-mal hat der Wowereit mit einer Bemerkungwieder völlig recht.“ Und auch noch: „Undnoch einmal: Das ist nicht Wowereit vorzu-werfen. Tue ich auch nicht.“ Schließlich auchnoch: „Der Herr Wowereit hat es in denletzten fünf Jahren ganz gut hingekriegt.“ DieSPD sendet diese aus dem Zusammenhanggerissenen Sätze jetzt in der ganzen Stadt alsKinospot. Mit dem einen Satz: „Dem habenwir nichts hinzuzufügen.“

John Kohlsaat gehört nicht zu denFührungskräften, die gern eine Kra-watte tragen. Die Umgangsformendes Chefs von „Easyjet Deutsch-

land“, einer der führenden Billigflugge-sellschaften, sind eher lässig, einer wieKohlsaat vergreift sich nicht so schnellim Ton. Er sei nicht „wie der Hunold,der immer gleich meckert und zetert,wenn ihm was nicht paßt“, vergleichtein leitender „Easyjet“-Angestellter dieHaltung seines Bosses mit der von „AirBerlin“-Chef Andreas Hunold.

Inzwischen jedoch ist Kohlsaat dielockere Art vergangen. Der 42jährigehat kurzfristig eine Pressekonferenzanberaumt – mitten im Wahlkampf.Gegenstand des Gesprächs mit denneugierigen Vertretern der Haupt-stadtpresse: „Easyjet warnt vor Bau ei-nes Milliardengrabs.“

Es geht gegen den neuen Großflug-hafen „Berlin Brandenburg Internatio-nal“ kurz: BBI. Da BBI das Stecken-pferd des Regierenden Bürgermeistersvon Berlin ist, muß der rot-rote SenatKohlsaats Auftritt als Kampfansageverstehen. Klaus Wowereit (SPD) läßtsonst seinen Wirtschaftssenator Ha-rald Wolf (Linkspartei/PDS) die mie-sen Wirtschaftsdaten bekanntgeben,schickt ihn zu vom Rausschmiß be-drohten Mitarbeitern von Pleitefirmen.

Nur die guten Nachrichten präsen-tiert Wowereit selbst der Öffentlich-keit. Und wenn er über Zukunftspläne

redet, dann über BBI. Den Großflugha-fen, der Arbeitsplätze und Auf-schwung „für die ganze Region“ ver-spricht. BBI ist Chefsache.

„Der neue Großflughafen wird Bil-ligfliegern nicht gerecht“, spuckt jetztder „Easyjet“-Chef dem Senat in dieSuppe. Die Landesregierung kann dieharschen Äußerungen nicht einfachals die betriebsbedingten Sorgen einesFirmenchefs abtun. Schließlich istKohlsaat mit seiner Billigfluggesell-schaft (Parole: „Berlin will fliegen“) er-heblich daran beteiligt, die herbeige-sehnten Touristen nach Berlin zu brin-gen. „Wir fliegen rein, nicht raus“,streicht Kohlsaat über die berlinför-dernde Struktur seiner Kundschaftheraus. „Easyjet“ befördere mit insge-samt 120 Maschinen vor allem Besu-cher nach Berlin, während Berlinernur in geringerem Maße Ziele wieRom, Paris oder Laibach zum Billigta-rif ansteuerten, so der „Easyjet“-Chef.

„Wir sind die viertgrößte Fluggesell-schaft Europas“, verkündet Kohlsaat.Und fügt hinzu: „Schönefeld ist unsergrößter Standort außerhalb des Ver-einigten Königsreichs.“ 400 Mitarbei-ter arbeiteten dort für sein Unterneh-men. Das könnte jedoch auch daranliegen, daß die britische „Easyjet“2004 mit Sonderkonditionen wie ver-billigten Flughafenentgelten nach Ber-lin gelockt wurde, die sie wegen derBBI-Planungen nun gefährdet sähe,spottete jüngst der Sprecher des Kon-kurrenten „Air Berlin“, Peter Hauptvo-gel. Die Gesellschaft „German Wings“

will sich Kohlsaats Kritik ebenfallsnicht anschließen. Wenn BBI ein eige-nes „Low Cost Terminal“ haben werde,dann sei das zufriedenstellend.

Was genau stört die Fluggesellschaftjetzt? „Easyjet“ beschwert sich überdie angeblich viel zu großen Entfer-nungen. Die Fußwege in BBI würdenweitaus länger als bislang gewohnt.Die Fluggäste bräuchten viel mehrZeit. Aufgrund langer Wege und zuweniger Standplätze würde jede seinerMaschinen statt bisher 30 dann 50 Mi-nuten am Boden bleiben müssen. Dashieße für die Zukunft, „auf einen Ar-beitstag hochgerechnet … für Easyjetden Verlust eines ganzen Fluges proFlugzeug.“ Was herbe wirtschaftlicheEinbußen zufolge habe, denn: „UnsereFlugzeuge müssen in der Luft sein,nicht am Boden“, um Gewinn zu ma-chen.

Mehrere Gebäudekomplexe sind ge-plant, die sich über das Gelände ver-teilen und nicht miteinander verbun-den sind. Der Übergang von Gebäudezu Gebäude und zum Flugzeug sollper Bus erfolgen. Dies wird zwar auchin anderen Großflughäfen so gehand-habt, doch, so beklagt Kohlsaats Pres-sesprecher Oliver Aust, „ein Bustrans-fer ist die schlechteste Variante“.Außerdem seien für alle Billigfliegerzusammen nur zehn Standplätze vor-gesehen. Schon jetzt nutze allein„Easyjet“ in Schönefeld sechs Plätze.

Die Pläne für BBI stammten aus den90er Jahren, als ein Flug von Berlinnach Stuttgart oder Köln noch 200 bis

300 Euro kostete, weil die Lufthansaals Monopolist die Preise habe diktie-ren können. Damals habe es weder„Easyjet“ noch „Airbaltic“, „DBA“ oder„HLX“ gegeben.

Doch, darin sind sich Tourismus-experten in der Tat einig: Den Billig-fliegern gehört die Zukunft, was in denPlänen für BBI laut „Easyjet“ nur un-zureichend berücksichtigt worden ist.Heute rechnet der Flughafenbetreiberselbst damit, daß ab BBI nur noch 30Prozent Linienmaschinen fliegen wer-den – und 70 Prozent Billigflieger.

Bleibe es bei den derzeitigen Bau-plänen der Flughafenbaugesellschaft,so drohe BBI „ein großer leerer Glas-palast zu werden“, warnt Kohlsaat.Nur 16 statt der erhofften 38 MillionenFluggäste würden dann den Flughafennutzen. Der Ansehensverlust wäre ge-waltig, wenn sich unter Urlaubern wieVielfliegern erst einmal der Rat her-umspräche: „Flieg bloß nicht überSchönefeld!“

Kohlsaats Kritiker indes werfen demrührigen „Easjet“-Chef vor, mit seinerAttacke gegen BBI vor allem Werbungin eigener Sache machen zu wollen.Vergangenen Dienstag erfolgte 14 Jah-re nach den ersten Planungen der er-ste Spatenstich. Ob der neue Flugha-fen allerdings – Billigflieger hin oderher – überhaupt je die Chance habenwird, sich neben den vorhandenendeutschen Umsteigeflughäfen wieFrankfurt oder München als neues„Drehkreuz“ zu behaupten, steht Fach-leuten zufolge in den Sternen.

Glanzprojekt als Rohrkrepierer?Billigfluglinien attackieren die Planungen zum neuen Berliner Großflughafen: Wachtumsmarkt übersehen

Dienstag war er-ster Spatenstich:Mit dem neuenBerliner Flughafenwill die Hauptstadtzum internatio-nalen Luftdreh-kreuz aufsteigen.

Grafik: BBI

Ates hat das Handtuch ge-worfen“, titelte die türki-sche Tageszeitung „Hür-

riyet“, als die Berliner Rechtsan-wältin Seyran Ates jetzt ihre Zu-lassung zurückgab. Ates ist ebennicht nur in Deutschland über dieGrenzen der Stadt hinaus be-kannt. Die gebürtige Türkin hatimmer wieder – ähnlich wie diesomalisch-niederländische Frau-enrechtlerin Hirsi Ali – schwereVorwürfe gegen den Islam erho-ben.

Mittvierzigerin Ates entstammteiner türkisch-kurdischen Fami-lie. Im Alter von sechs Jahren kamsie 1969 nach Berlin – in denWedding. Sie durchlebte hier ihreJugend in einer von archaischenFamilienstrukturen geprägten Pa-rallelwelt.

Seyran berichtete später, wie sieihre Brüder bedienen mußte undan die elterliche Wohnung gefes-

selt war, die nur ein Zimmer hat-te. Anders als die meisten „Pro-blemkinder“ aus Einwandererfa-milien nutzte sie aber die Chance,die ihr das deutsche Bildungssy-stem bot. Sie hatte gute Noten. Ih-re Mitschüler wählten sie zurSchulsprecherin.

Erst kürzlich ist Günter Pieningin diese Parallelwelt eingetaucht.So gut das eben geht, als Außen-stehender. Berlins Ausländerbe-auftragter lud zum Rundgang indie Soldiner Straße, genau denKiez, in dem die kleine Seyrangroßgeworden ist.

Hätte der Ortstermin nicht zu-fälligerweise eine Woche nachden vereitelten Anschlägen inLondon stattgefunden – kaum ein

Journalist wäre aufgetaucht. Dochso ist das halbe Pressekorps derHauptstadt im Wedding dabei.

Zur Pressekonferenz präsen-tierte Piening im Gebetsraum ei-nes Moscheevereins die heileMultikulti-Welt: Dr. MarianneKapler, eine zum Islam konver-tierte Deutsche, berichtete vonder guten Bildungsarbeit in ihrerMoschee, von Deutsch-, Koch-oder Kosmetikkursen. „Wir ver-stehen uns als Bindeglied zwi-schen der Gemeinde und der Ge-sellschaft.“ Gefördert wird dasganze mit Steuergeldern, etwa ausdem Fonds „Soziale Stadt“.

1999 existierten im „SoldinerKiez“ drei Moscheevereine, heuteseien es schon sieben, berichtetein Vertreter der Stadtverwaltung.Wedding – das ist Parallelgesell-schaft pur.

Das bekamen auch die Journali-sten zu spüren bei ihrem an-schließenden Rundgang. AusHauseingängen und Wettbüroswurden die „Fremden“ die ganze

Zeit angestarrt. Eher friedlich ausden türkischen Cafés, eher feind-lich aus Internetcafés.

Aus dieser Welt brach SeyranAtes mit 18 Jahren aus. Sie be-gann das Jurastudium und lebtein einer Wohngemeinschaft. Fürihren Unterhalt arbeitete sienebenbei in einem Frauenladen.

1984 erschoß ein vermeint-licher Auftragskiller dort eineFrau und verletzte Ates lebensge-fährlich. Die heute 43jährige wur-de durch den langwierigen Gene-sungsprozeß in ihrem Studiumum Jahre zurückgeworfen.

Als Anwältin nahm sie dieRechte von türkischen Mädchenund Frauen wahr, kämpfte gegenZwangsehe, Ehrenmord undKopftuchzwang. Von ihr sindmarkige Äußerungen zur Integra-tionsproblematik bekannt: „DieLinken und Liberalen sind immernur ratlos und veranstalten Ta-gungen und suchen den Konsens– das ist zu wenig.“ „Multikulti“bedeutet für Ates nichts als „die

organisierte Verantwortungslosig-keit“. Grüne Politiker und türki-sche Verbände, die sich derDeutschpflicht an der WeddingerHooverschule widersetzt hatten,nannte sie „eine böse, integra-tionsfeindliche und rassistischeAllianz“.

Als 2005 die junge Türkin Ha-tun Sürücü Opfer eines soge-nannten Ehrenmordes wurde,veranstaltete Seyran Ates eineMahnwache. Damals erhielt sieerste Drohbriefe. Mit ihren ein-deutigen Aussagen hat sie sichkeine Freunde im Einwanderer-milieu gemacht.

Trotzdem kommt ihr Rückzugjetzt überraschend: Am 11. Augusthat Ates ihre Anwaltslizenz zu-

rückgegeben. Der Grund könnteein Vorfall nach einer Verhand-lung zwei Monate zuvor gewesensein. Ates hatte eine Türkin ver-treten, die sich von ihrem Mannscheiden lassen wollte.

Der Mann hatte die Frau mehr-fach geschlagen und ihr für denFall der Scheidung mit dem Todgedroht. Nach der Verhandlungvor Gericht ging er dann tatsäch-lich auf seine Frau und deren An-wältin los. Auf einem U-Bahnhofprügelte er auf beide ein.

Solche Fälle sind Seyran Ateswohl immer wieder untergekom-men. Ihre Kanzlei ließ sie vor-sichtshalber von einer Kameraüberwachen. Trotzdem rätselthalb Berlin jetzt, ob Ates wirklichwegen eines zwei Monate altenÜberfalls ihre berufliche Existenzaufgegeben hat. Verschiedene Po-litiker jedenfalls gaben sich be-stürzt, forderten besseren Schutzfür Frauen wie Ates. „Hürriyet“dagegen berichtete sarkastisch:„Sie sucht jetzt einen Job.“

Türkische Frauenrechtlerin gibt aufBerliner Anwältin Seyran Ates hat ihre Zulassung zurückgegeben – Rätselraten über ihre Gründe: War ein Überfall der Auslöser?

Trotz altertümlicherFamilienstrukturen

gelang ihr der Sprung

Gegen »Multikulti«und Konsens

mit den Falschen

Von PATRICK O’BRIAN

Von MARKUS SCHLEUSENER

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HI N T E RG R U N D4 Nr. 36 – 9. September 2006

Dreißig Jahre nach Einfüh-rung des Mitbestimmungs-gesetzes sind die Fronten

zwischen Gewerkschaften und Ar-beitgebern noch immer nicht ge-glättet. Unternehmerische Mitbe-stimmung, damit ist die paritäti-sche Mitbestim-mung in etwa 730deutschen Kapi-talgesellschaftenmit jeweils mehrals 2000 Beschäf-tigten gemeint. Inden Aufsichtsrä-ten dieser Großunternehmen sit-zen je zur Hälfte Arbeitnehmerver-treter und Anteilseigner. Dabeikommt dem Vorsitzenden bei einerPattsituation ein doppeltes Stimm-recht zu. Bei Nichteinigung wirddadurch der Aufsichtsrat von derAnteilseignerseitedominiert.

Kein Land Euro-pas hat ein soweitreichendesGesetz zur unter-n e h m e r i s c h e nMitbestimmung,14 EU-Staaten ha-ben sogar gar kei-ne Regelung. Ent-sprechend unge-halten ist Arbeit-geberpräsidentDieter Hundt überdie Forderung vonGewerkschafts-chef MichaelSommer nach Ab-schaffung derD o p p e l s t i m m edes Aufsichtsrats-v o r s i t z e n d e n .„Solche Forderun-gen sind abwegigund auch nicht imSinne der Arbeit-nehmer“, stelltHundt gegenüberder „SüdwestPresse“ klar.

Mit der Aufhe-bung der Doppel-stimme könntedas Mitbestim-mungsgesetz zumvolkswirtschaft-lichen Desasterwerden, so die Befürchtung der Ar-beitgeber. Das Blockieren unter-nehmerischer Entscheidungendurch die Arbeitnehmerschaft alseine Form der Fortsetzung des Ar-beitskampfes sei vorhersehbar.Zwar würde zur Behebung derPattsituation, wie schon jetzt in derMontanindustrie üblich, ein soge-nannter „Neutraler“ die Situation

klären. Die Skepsis an dieser Rege-lung rührt aber, wie ein Mitarbeiterder „Bundesvereinigung der deut-schen Arbeitgeberverbände“ (BdA)erläutert – aus der Erfahrung mitden in der Montanindustrie einge-setzten „Neutralen“, die eine „ge-wisse Affinität zur Arbeitnehmer-schaft“ hätten. Über das Mitbe-stimmungsrecht läßt sich aber

auch schon ausp r i n z i p i e l l e mGrunde trefflichstreiten, denn esstellt einen Sy-stembruch im ver-fassungsrechtlichgarantierten Ei-

gentumsrecht (Artikel 14 Grundge-setz) dar. „Die Aufhebung der Dop-pelstimme des von den Anteilseig-nern gestellten Aufsichtsratsvorsit-zenden wäre endgültig verfas-sungswidrig“, so der BdA-Mitar-beiter gegenüber der PAZ.

Hundt steht dennoch hinter demGesetz, denn er sieht auch seineVorteile. Die deutschen Arbeitge-ber haben den Wert der arbeit-nehmerseitigen Identifizierung mitdem eigenen Unternehmen schonvor Jahrzehnten als produktions-steigernden Faktor erkannt. DieseIdentifizierung erreichen Arbeit-geber durch Mitarbeiter-Zeitun-

gen, Vorzugsaktienangebote, Ur-kunden und die berühmte goldeneUhr zur 35jährigen Betriebszuge-hörigkeit oder andere innerbe-triebliche Status-symbole.

Ein Haken ander von Hundtgrundsätzlich be-grüßten paritäti-schen Mitbestim-mung im Auf-sichtsrat bleibt allerdings das Ent-senderecht der Gewerkschaftenund der daran gekoppelte An-spruch auf Aufsichtsratsplätze fürGewerkschafter, die nicht immerbetriebsangehörig sein müssen.Das kommt nicht bei allen Arbeit-nehmern gut an – erst recht nichtbei Nichtgewerkschaftlern.

Schwerwiegender ist allerdings,daß die weitreichende unterneh-merische Mitbestimmung inDeutschland sich als zu hohe Hür-

de für ausländische Investoren er-weist. Kapital, das deutsche Unter-nehmen benötigen, um sich amMarkt halten zu können, fließtnicht in dem gewünschten Maßeaus dem europäischen Ausland inhiesige Kapitalgesellschaften. Aufdiese Weise erweist sich das Mit-bestimmungsgesetz als weitererGrund für die Abwanderung deut-

scher Unternehmen ins Ausland.Niemand läßt sich gerne enteig-nen.

Arbeitgeberpräsident Hundtmöchte denStandortnachteildurch die Einfüh-rung der „Öff-nungsklausel“ indas Mitbestim-m u n g s g e s e t züberwunden wis-

sen. Nach dieser Regelung könntenArbeitnehmervertreter und An-teilseigner über eine Verkleinerungdes Aufsichtsrates und über denWechsel zu der im Betriebsverfas-sungsgesetz verankerten „Drittel-beteiligung“ selbst entscheiden.Danach würde nur jeder dritte Auf-sichtsratposten durch Arbeitnehm-ervertreter besetzt.

Es gibt gute Gründe für die Ar-beitnehmervertretungen sich aufdiesen Rückzug einzulassen. Die

e u r o p ä i s c h eRechtssprechungzur Niederlas-sungsfreiheit inder EU hat denK a p i t a l g e s e l l -schaften nämlichdie Möglichkeiteröffnet, ihren Sitz– auf Kosten deut-scher Arbeitsplät-ze – ins Auslandzu verlegen unddennoch inDeutschland Tä-tigkeiten zu entfal-ten, ohne demMitbestimmungs-gesetz zu unterlie-gen. Bereits heutenutzt jedes siebtea u s l ä n d i s c h eUnternehmen, dassich in Deutsch-land ansiedelt dasbritische Gesell-schaftsrecht.

Kurz: Reduzie-ren die Gewerk-schaften nicht dieForderungen zurMitbestimmung,so werden sie undder deutscheWirtschaftsstand-ort überrollt vonder europäischenRechtsrealität.

Vor diesem Hintergrund berätderzeit eine Kommission, beste-hend aus Vertretern von Arbeitge-bern und Arbeitnehmern, unterdem Vorsitz des früheren sächsi-schen Ministerpräsidenten KurtBiedenkopf, die nötigen Reformenzur unternehmerischen Mitbestim-mung. Erste Verhandlungsergeb-nisse werden in Kürze vorgelegt.

Standortrisiko Parität30 Jahre unternehmerische Mitbestimmung – Reformen dringend erforderlich

Der Beginn der Geschichteder betrieblichen Mitbe-stimmung wird allgemein

auf das Jahr 1951 datiert. Am 7. Ju-ni jenes Jahres trat das „Gesetzüber die Mitbestimmung der Ar-beitnehmer in den Aufsichtsrätenund Vorständen der Unterneh-men der Eisen- und Stahlerzeu-genden Industrie“ in Kraft – diesogenannte „Montanmitbestim-mung“ war geboren. Sie wurdezum Vorbild für das branchen-übergreifende Mitbestimmungs-gesetz 25 Jahre später.

Doch die historischen Wurzelnder Arbeitnehmermitbestimmungin der deutschen Wirtschaft rei-chen bedeutend tiefer. Schon1848 hatte eine Minderheit vonAbgeordneten der FrankfurterNationalversammlung einen Ge-setzentwurf in das erste demokra-tisch gewählte deutsche National-parlament eingebracht, der die

Einführung paritätisch zu beset-zender Gewerbekammern vorsah.Paritätisch heißt: Ebenso viele Ar-beitnehmer- wie Arbeitgeberver-treter. Außerdem setzten sie sichfür „Vorgesetztenwahl“ ein.

Die Revolution scheiterte, undmit ihr verschwand der Gedankeder betrieblichen Mitbestimmungebenso für lange Zeit in der Ver-senkung.

Zur treibenden Kraft wurde seitihrer ersten Parteigründung 1863fortan die Sozialdemokratie. Ge-hemmt durch die Sozialistenge-setze Bismarcks konnte die SPDerst ab 1891, dem Jahr nach derEntlassung des Eisernen Kanzlers,ihre Kampagne für mehr Arbei-termitbestimmung legal fortset-zen. Zunächst wurden sogenannte„Arbeiterausschüsse“ gebildet.

Nach Streiks im Bergbau erließder Preußische Landtag 1905 das„Preußische Berggesetz“, das die

Einführung offizieller Arbeiter-ausschüsse in Bergbaubetriebenmit mehr als 100 Beschäftigtenvorsah. 1916 folgte reichsweit das„Gesetz des VaterländischenHilfsdienst“. Fortan hatten Arbei-ter- und Angestelltenausschüssein sämtlichen kriegswichtigenUnternehmen ein Anhörungs-recht in sozialen Fragen. Hierzuzählten auch alle Betriebe, die fürdie prekäre allgemeine Versor-gungslage von Belang waren.

Die junge Weimarer Republikführte 1920 schließlich das Be-triebsrätegesetz ein. Alle Unter-nehmen ab 20 Beschäftigten soll-ten einen Betriebsrat wählen, dersowohl die wirtschaftlichen wiesozialen Interessen der Arbeiterund Angestellten wahrnahm.

Nach der Machtergreifung derNationalsozialisten wurde das Be-triebsrätegesetz außer Kraft ge-setzt. Ab 1946 erlaubten die Be-

satzungsmächte erneut die Bil-dung von Betriebsräten nach Wei-marer Vorbild.

Das Gesetz zur Montanmitbe-stimmung schließlich regelten ab1951 die „Paritätische Mitbestim-mung“ in den Aufsichtsräten vonBergbaubetrieben ab 1000 Be-schäftigten. Um Pattsituationen zuvermeiden, sah man einen Neu-tralen vor, auf den sich Arbeitge-ber- und Arbeitnehmervertreterzu einigen hatten.

Einige Unternehmen versuch-ten, der Mitbestimmung durchBildung von Obergesellschaftenzu entfliehen. Sie bildeten Kon-zerne, in denen der Montanbe-reich nur einen Teil ausmachte,um so nicht unter das Gesetz derMontanmitbestimmung zu fallen.Dies wurde bald durch ein Ergän-zungsgesetz unterbunden.

Das Betriebsverfassungsgesetzvon 1952 ordnete außerdem an,

daß branchenübergreifend in Ge-sellschaften mit beschränkterHaftung ab 500 Beschäftigten undAktiengesellschaften ein Drittelder Aufsichtsratsmitglieder vonden Arbeitnehmern gewählt wer-den. In sozialen Belangen erlang-ten die Arbeitnehmervertreter Ve-torechte. Dieses Gesetz wurde1972 um Einspruchsrechte einzel-ner Arbeitnehmer erweitert. Zu-dem mußte die Arbeitnehmer-schaft ab diesem Jahr über vorge-sehene Betriebsänderungen infor-miert werden, wenn diese „we-sentliche Nachteile“ für die Be-schäftigten mit sich bringen.

Im Jahre 1976 schließlich verab-schiedete der Bundestag das Mit-bestimmungsgesetz, das bis heuteBestand hat. Das alte Betriebsver-fassungsgesetz wurde erst 2004durch das neue „Drittelbeteili-gungsgesetz“ ersetzt (Erläuterun-gen siehe oben). H.H.

Durchbruch in MontanindustrieGeschichte der Mitbestimmung reicht bis ins Jahr 1848 zurück

Von BERNHARD KNAPSTEIN

Zeitzeugen Auf einen Blick:Die Modelle derMitbestimmung

Bei der Arbeitnehmermitbe-stimmung gibt es in Deutsch-

land drei Varianten – je nachBranche oder Betriebsgröße. DieUnterschiede sind erheblich.

Montanmitbestimmung: In derMontanindustrie gilt die unein-geschränkt paritätische Mitbe-stimmung in Unternehmen mitmindestens 1000 Beschäftigten.Dies regelt das Montanmitbe-stimmungsgesetz. Sollte es zu ei-ner Pattsituation zwischen An-teilseignern und Arbeitnehmer-vertretern kommen, so wird einevon beiden Seiten akzeptiertePersönlichkeit zur Vermittlungeingesetzt. Dieser „Neutrale“muß versuchen, in der streitigenFrage die Mehrheit der Stimmenhinter sich zu bringen.

Mitbestimmung im Unterneh-men: Nach dem Mitbestim-mungsgesetz wirken die Arbeit-nehmervertreter im Aufsichtsratvon Kapitalgesellschaften mitmehr als 2 000 Beschäftigten an

den unternehmerischen Ent-scheidungen mit. Jeder dritteAufsichtsrat in Gesellschaftenmit wenigstens 500 Beschäftig-ten ist nach dem Drittelbeteili-gungsgesetz vom 18. Mai 2004ein Vertreter der Arbeitnehmer.

Betriebliche Mitbestimmung:Das Betriebsverfassungsgesetzregelt die Mitbestimmungsrechteder Arbeitnehmervertretung(Betriebsrat), seine Informations-,Anhörungs- und Mitwirkungs-rechte. Ein Betriebsrat kann in ei-nem Betrieb mit wenigstens fünfMitarbeitern gewählt werden.Der Betriebsrat wirkt in Bezugauf die Ordnung im Betrieb, dieGestaltung der Arbeitsplätze, dieArbeitsabläufe, der Gestaltungvon Richtlinien zur Personalaus-wahl, über Leistungskontrollen,Personalentscheidungen und So-zialeinrichtungen mit. Je nachBetriebsgröße werden die Mit-glieder des Betriebsrates von derArbeit freigestellt. Einfluß aufunternehmerische Entscheidun-gen hat der Betriebsrat hingegennicht. Im öffentlichen Dienst gel-ten die Personalvertretungsgeset-ze des Bundes und der Länderentsprechend. Sie regeln dieRechte des Personalrates.

Mitbestimmung istSystembruch der

Eigentumsgarantie

Gewerkschaftenfördern Kapitalflucht

ins Ausland

Betriebsrätehaben nur wenig

Kompetenzen

Heinz Vetter – Der gebürtige Bo-chumer (1917–1990) war von 1969bis 1982 Vorsitzender des „Deut-schen Gewerkschaftsbundes“. Inseiner Amtszeit wurde das Mitbe-stimmungsgesetz beschlossen, daser als „die größte Enttäuschungseiner Amtszeit“ sah, da es ihmnicht weit genug ging, trotzdemwurde er als „Messias der Mitbe-stimmung“ gefeiert. Gleichzeitigfällt auch der größte Skandal desDGB in seine Ära: Die Affäre umden Baukonzern „Neue Heimat“.

Kurt Biedenkopf – Der CDU-Po-litiker (*1930) und ehemalige Mi-nisterpräsident von Sachsen istentschiedener Befürworter derMitbestimmung. So leitet er auchdie jetzige Kommission, die sichmit ihrer Reform beschäftigt. Mit-bestimmung erweise sich als Vor-teil, so Biedenkopf, weil Anpas-sungsprozesse dadurch reibungs-loser verliefen. Für einen grundle-genden Umbau der Mitbestim-mung gibt es für ihn keinen Anlaß.

Gustav Bauer – Der 1870 in Dar-kehmen / Ostpreußen geboreneSPD-Politiker war vom 21. Juni1919 bis zum 26. März 1920Reichskanzler der Weimarer Repu-blik. In seine Amtszeit fiel die Ver-abschiedung des Betriebsrätegeset-zes (siehe Artikel rechts), das be-schlossen wurde, als vor demReichstag 30 000 Anhänger vonKPD und USPD gegen das für siezu lasche Gesetz demonstrierten.Nach Übergriffen auf die Wachleu-te kam es zur Schießerei – 42 Tote.

Hans Katzer – Der CDU-Politikeraus Köln (1919–1996) war von1965 bis 1969 unter Ludwig Erhardund später Kurt Georg KiesingerBundesminister für „Arbeit undSozialordnung“, danach bis 1979stellv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Rahmender Sozialen Marktwirtschaft woll-te Katzer eine zeitgemäße Gesell-schaftsform gestalten und machtesich besonders für die Mitbestim-mung und das Miteigentum stark.

Franz Steinkühler – Das SPD-Mitglied kann auf eine lange Kar-riere bei der IG Metall zurück-blicken: vom Bezirkssekretär 1963bis zum Chef der Gewerkschaft(1986–1993). Sein Name steht fürdie „Steinkühlerpause“ (Erholpau-sen für Fließbandarbeiter) und die35-Stunden-Woche. Wegen Ver-dachts, sein Aufsichtsratmandatfür Insidergeschäfte mißbrauchtzu haben, trat er 1993 zurück.

Englische Arbeiter auch im größten Unternehmen ohne Mitbestimmung: Gesetze sind in keinemeuropäischen Land so weitreichend wie in Deutschland. Foto: IPN

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DE U TS C H L A N D Nr. 36 – 9. September 2006 5

Bundespräsident Horst Köh-ler spürte, daß er nachlegenmußte. Eben hatte er noch

aufgeblickt vom Rednerpult imBerliner ICC, dem großen Kon-greßzentrum am Funkturm. Mittenin den Saal mit mehr als 1000Menschen – Vertriebenen, Flücht-lingen und deren Nachkommen –die in Berlin mit dem „Bund derVertriebenen“ (BdV) den „Tag derHeimat 2006“ feierten. Köhler trafauf Bürger, die schon seit Jahrenmiterleben, wie sich die Gesell-schaft nach und nach für Fragender deutschen Nachkriegsge-schichte geöffnet hat. Der Blick aufdie Ereignisse ist sachlicher ge-worden, präziser – einige Histori-ker sprechen schon von einer„Trendwende in der Erinnerungs-kultur“.

Die Erwartungen, die an einenBundespräsidenten gestellt sind,der zum ersten Mal vor diesem Fo-rum der Vertriebenen spricht, sindhoch. Zwei Sätze aus seinem Ma-nuskript: „Daher tun wir gut dar-an, auch den Vertriebenen zuzu-hören. Nicht nur, um zu erfahren,wie es damals war. Sondern auch,um ihnen zu helfen, mit der Lastumzugehen, die ihnen auf der See-le liegt.“ Dann frei gesprochen,über den abgestimmten Redetexthinaus, sagte Köhler in den dank-baren Beifall: „Ich weiß, wovon ichspreche, auch mir liegt ein Stückdavon auf der Seele.“

Später wird er mit ein paar Sät-zen an den Weg seiner Familie er-innern: Bessarabische Bauern wa-ren die Eltern, die 1940 wegen derAbmachungen im Hitler-Stalin-Pakt das Land zwischen Pruth undDnister verlassen mußten, es folg-ten zwei Jahre Lager. Schließlichwurden seine Eltern umgesiedeltnach Polen, „bekamen ein Haus,das die Nazis polnischen Bauernweggenommen hatten (Köhler)“.1943 wird Horst Köhler in Heiden-stein, heute Skierbieszow geboren.

Als die Partisanenüberfälle imDistrikt Lublin immer gefährlicherwurden, kam die Familie in einAuffanglager im Warthegau, dann

1945 Flucht vor der Roten ArmeeRichtung Leipzig. Später Fluchtaus der DDR nach West-Berlin,schließlich siedelten die Köhlersim schwäbischen Ludwigsburg.Horst Köhler braucht nur ein paar

Stichworte, um an die Geschichteseiner Familie zu erinnern. Ein Be-kenntnis zu einem deutschenSchicksal.

Es ist selten, daß ein Bundesprä-sident seinen nach allen Seiten,auch außenpolitisch abgestimmtenRedetext verläßt und frei ergänzt,

auch wenn er es wie in diesem Fallbei persönlichen Anmerkungenbeläßt.

Im übrigen Teil seiner Festan-sprache folgte Köhler schnurgera-de dem Redetext, und damit eben-

so schnurgerade den Positionendes politischen Berlin: Er würdigte„Tragödie und Leistung“ der Ver-triebenen, aber kein Wort zuviel,das man als seinen Einsatz für ein„Zentrum gegen Vertreibungen“deuten könnte, kein Gedanke aneinen nationalen Gedenktag, wie

ihn BdV-Präsidentin Erika Stein-bach eingefordert hatte. Und nochimmer kein offenes Wort, das – be-freit von Zwängen der Vergangen-heit – zeigt, wie man an die Leidender Deutschen ohne rhetorische

Umwege erinnern und damit denOpfern vollen Respekt erweisenkann.

Der Bundespräsident warb fürein „Erinnerungswerk, eingebettetin einen europäischen Dialog“, dasist gerade die Minimalformel, aufdie sich auch SPD und Union im

Koalitionsvertrag geeinigt hatten.Über die Danziger Erklärung von2003, in der die damaligen Staats-oberhäupter Rau und Kwasniews-ki den Verzicht auf gegenseitigeSchuldaufrechnungen vereinbart

hatten, ist man im Berliner Regie-rungsviertel noch immer nichthinausgekommen. Deutsche undPolen sind allerdings schon im eu-ropäischen Alltagsleben angekom-men – sie haben die Nachkriegs-ordnung der ewigen deutsch-pol-nischen Themen durch das ersetzt,

was nun im Vordergrund steht:Hunderttausende Polen pendelnüber die Grenzen und verdienenin den Nachbarländern ihr Geld –Alltag im vereinten Europa.

Die postwendende Erregung despolnischen MinisterpräsidentenJaroslaw Kaczynski über die An-sprache Köhlers war ohne Bezugzum Ereignis selbst. In Zakopanehatte Kaczynski behauptet, es gebeeine große Unruhe in Polen: „InDeutschland besteht eine große,vom Staat unterstützte Struktur,die ständig die Frage der polni-schen Gebiete anspricht, die einstzum Deutschen Reich gehört ha-ben“, meinte der Ministerpräsi-dent. Es ist deutlicher denn je, daßKaczynski ständig seine Anhängermobilisiert halten muß; die Partei„Recht und Gerechtigkeit“ (PiS)hat nur eine sehr schmale politi-sche Basis.

Köhler hingegen hatte in Berlingemahnt, die polnischen Befürch-tungen um das geplante „Zentrumgegen Vertreibungen“ „ernst zunehmen, gerade weil wir sie fürunbegründet halten“.

Der Festakt unter dem Thema„Menschenrechte achten, Vertrei-bungen ächten“ lief in souveränerRuhe, wie kaum ein BdV-Treffenzuvor. BdV-Präsidentin Steinbachwarb erneut dafür, in der Ausstel-lung „Erzwungene Wege“ (nochbis zum 29. Oktober im BerlinerKronprinzenpalais) den europäi-schen Gedanken zu sehen, demauch das geforderte „Zentrum ge-gen Vertreibungen“ gewidmet wer-den soll. Sie erinnerte zugleich anPeter Glotz, der sich immer auchgegen die Widerstände in der SPDfür ein vollständiges Geschichts-bild eingesetzt habe. Glotz wurdeein Jahr nach seinem Tod mit derEhrenplakette des BdV ausge-zeichnet.

Steinbach verlangte, daß das„Zentrum gegen Vertreibungen“als gesamtstaatliche Aufgabe auchdie Siedlungsgeschichte und daskulturelle Erbe als Teil der gesamt-deutschen Identität dokumentie-ren und in Erinnerung halten soll– „damit niemand mehr fragenmuß, wo Bessarabien eigentlichliegt“.

Der Kommentar eines Leip-ziger Staatsanwalts zu demvon Bundesjustizministe-

rin Brigitte Zypries angestrebten„Gesetz zur Regelung der Verstän-digung in Strafverfahren“ ist vielsa-gend: „Es gibt Wichtigeres!“

Es geht um die bisher noch nichtgesetzlich geregelten Absprachenzwischen Staatsanwaltschaft bezie-hungsweise Gericht und Verteidi-gung im Sinne von Strafminderunggegen Geständnis.

Das Gesetz soll die gängige undvom Bundesgerichtshof wiederholtfür zulässig erklärte „Deal“-Praxismit mehr Rechtssicherheit undTransparenz versehen sowie dieKommunikation zwischen den Ver-fahrensbeteiligten anregen.

Damit sind nicht die klassischenVerfahrenseinstellungen gegenWiedergutmachungs-Auflagennach § 153 a Straf-prozeßordnunggemeint, die manals häufiges Er-gebnis von Stra-ßenverkehrsdelik-ten kennt.

In der Praxis istdas „Deal“-Verfahren vor allem beigemeinschaftlich begangenenStraftaten relevant und wird geradedann angewandt, wenn wegen dernotwendigen Beweisaufnahmedurch zahlreiche Zeugen eine lan-ge Verfahrensdauer mit offenemErgebnis zu erwarten ist und die zuerwartende Gesamtstrafe dabeiüberschaubar bleibt.

Beispiel: Vier Vorbestrafte bre-chen in Serie in zehn Kioske ein,um an Zigaretten zu kommen.Beim letzten Mal werden sie er-wischt und festgenommen. DieTatverdächtigen streiten später al-les ab, da sie wegen der Vorstrafenmit härteren Kon-sequenzen rech-nen. Die Beweis-lage ist aus derSicht der Staats-anwaltschaft nurfür den letztenFall eindeutig.Das Gericht sieht sich einem auf-wendigen und mehrere Sitzungenin Anspruch nehmenden Beweis-aufnahmeverfahren gegenüber.Für die Angeklagten besteht dieGefahr, daß das Gericht Freiheits-strafen von mehr als zwei Jahrenverhängt, was eine Bewährungausschließen würde. Die Beteilig-ten einigen sich nach umfangrei-chem Geständnis der Angeklagten

auf ein Strafmaßvon jeweils 20Monaten Frei-heitsstrafe auf Be-währung.

Die Sache istdamit zeitnah undrelativ kostengün-

stig vom Tisch, die Angeklagtensind zum zweiten Mal strafrecht-lich angezählt und eine Revisionwegen Verfahrensfehlern mußnicht befürchtet werden. Alle Be-teiligten – mit Ausnahme derKioskbesitzer – sind zufrieden.

Solche „Deals“ sind seit Jahrenüblich und nach gängiger Recht-sprechung des Bundesgerichtsho-

fes auch unter bestimmten Voraus-setzungen zulässig.

Dessen Maximen, darunter dieWahrung des Öffentlichkeits-grundsatzes, die Glaubhaftigkeitdes Geständnisses, das Verbot dererpressten Absprache sowie das

Härteverbot beiGeständnisver-weigerung wur-den nun nocheinmal von Mini-sterialbeamten inGesetzesform ge-gossen.

Das kritisieren Opfer von Strafta-ten, und zwar aus generellen Erwä-gungen. Die Absprachen höhltenden Sanktionsgedanken des Straf-rechts aus, lassen Opferverbändeverlautbaren, und das Gesetz ver-komme zur bloßen Verhandlungs-masse.

Doch auch die Juristen im Deut-schen Richterbund stehen der Ver-ständigung im Strafprozeß mit ge-mischten Gefühlen gegenüber.

Das Problem sei bereits in derStrafprozeßordnung enthalten. Gu-te Verteidiger seien in der Lage, dieGerichte durch eine kaum über-schaubare Zahl von prozeßtakti-schen Anträgen zu lähmen und soProzeßfehler zu provozieren. Dadrohe stets das Damoklesschwertder Revision.

Hinzu kommen Personalnotstän-de bei allen Behörden der Strafju-stiz. Die „Deals“ sind somit Symp-tome einer schwächelnden Justitia.

Der Vorstoß des Justizministeri-ums hat nun die Schwachstelle desdeutschen Strafrechts offengelegt:das Strafprozeßrecht.

Es lohnt manchmal, einenBlick in Publikationen zuwerfen, die eigentlich

außerhalb des Interessengebietesliegen. So offenbart die Zeitschrift„Mittelweg 36“ aus dem von JanPhilipp Reemtsma unterhaltenen„Hamburger Institut für Sozialfor-schung“ interessante Ansichten.

Zugegeben: Die Lektüre man-cher Beiträge ist quälend, weil einDeutsch gepflegt wird, das offenbarunverständlich sein soll. Was sollbeispielsweise „die Sondierung ei-ner Zukunft des Erinnerns, die fak-tisch schon begonnen hat“ bedeu-ten? – „Ambiguität“ findet manzwar in der neuesten Duden-Aus-gabe, doch scheint es eine modi-sche Erfindung zu sein, denn inAusgaben vor der Rechtschreib-reform fehlt dieser aparte Aus-druck (der übrigens „Ehrgeiz“ be-deutet, aber warum schreibt dasder Autor nicht?). Und auch eineFormulierung wie die von „kontin-genten Prozessen mit kontrafakti-schen Reflexionen“ findet mannicht alle Tage.

Dennoch enthält das Heft min-destens zwei bemerkenswerte In-formationen. So untersucht ein Au-tor die in den letzten Jahren wiePilze aus dem Boden schießenden„Familienromane“ vor allem vonweiblichen Autoren, in denen siesich herumschlagen mit ihren „Tä-tervätern“. Die Verdächtigungen,die sie um ihre Väter ranken, neh-men die Damen so mit, daß sie vonchronischen Kopfschmerzen,

Schlaflosigkeit und Schuldgefüh-len berichten, die sie veranlassen,sich Psychotherapeuten anzuver-trauen.

Nun fragt unser Autor, was denneigentlich diese „Täterväter“Schlimmes getan haben. Und erkommt zu dem Schluß: In man-chen Fällen genügt die Feststellungeiner Parteimitgliedschaft, um überweitergehende schuldhafte Ver-strickungen mutmaßen zu können.Nur in einem Falle hat er einen Va-ter gefunden, der sich als Gestapo-Mann Verbrechen schuldig ge-macht haben könnte; alle anderenVäter in dieser „Vaterliteratur“ aber

sind im Grunde harmlose Zeitge-nossen gewesen. Verbrechen je-denfalls kann man ihnen nichtnachsagen, wenn man nüchtern ge-nug bleibt und sich nicht gefangennehmen läßt von dem hierzulandeseit Jahrzehnten praktiziertenSchuldkult. Der Verfasser sprichtsolchen Büchern lediglich einen„Erbaulichkeitseffekt“ zu, ange-sichts dessen man „dann auchnicht mehr fragen (muß), ob derVater wirklich Massenmörder waroder nur ein kleines Rad im Ge-triebe“.

Bemerkenswert übrigens dieFeststellung, daß offenbar dieReemtsmasche Propagandaaus-stellung „Vernichtungskrieg – Ver-brechen der Wehrmacht“, diewegen zahlreicher Fälschungen

schließlich aufflog, der äußere An-laß für manche dieser Bücher ge-wesen ist.

In einem anderen Artikel erfährtman, was die Ansicht mancherZeitgenossen bestätigt, die „RoteArmee Fraktion“ sei mindestensebenso sehr ein Fall für den Psy-chiater gewesen wie für die Polizei.Schon 1971 wurde von einer Putz-frau der Entwurf eines Briefes ge-funden, dessen Empfängeradresseverschlüsselt war, deren Verfassererst nach Jahren in Erfahrung ge-bracht werden konnte. In diesemBrief bittet Ulrike Meinhof die„Partei der Arbeit der Volksrepu-blik Korea“, Mitglieder der RAF inNordkorea militärisch auszubilden,damit sie wirksamer in derBundesrepublik Deutschlandkämpfen können. Ihr Ziel: ein „ein-heitliches sozialistisches Deutsch-land mit der Arbeiterklasse derDDR und ihrer Partei und niemalsgegen sie“ zu schaffen. Das Aus-maß der Verblendung der linkenTerrorbande wird deutlich, wennman weiß, daß der Kommunismusin Nordkorea bei einer Einwohner-zahl von etwa 23 Millionen Men-schen mehr als drei Millionen Toteverursacht hat. Ob der Brief jemalsabgeschickt wurde, ist nicht be-kannt. Deutlich wird durch denBrief auch, wie eng die Verbindungder Baader-Meinhof-Bande mitder DDR war.

„Mittelweg 36 – Zeitschrift desHamburger Institutes für Sozial-forschung“, Hamburger EditionHIS, Heft Juni / Juli 2006, 96 Sei-ten, 9,50 Euro

VerhandlungssacheAbsprachen an Gerichten offenbaren Schwachstellen beim Strafrecht

Täterväter im TrendFamilienromane verarbeiten angebliche Schuld der Väter

Von BERNHARD KNAPSTEIN Von H.-J. VON LEESEN

Sogenannte »Deals«sind kostengünstiger

und schneller

Lieber ein bißchen Strafe als

gar keine

Reemtsma-Ausstellungwar häufig Anlaß

Von KLAUS D. VOSS

»Ich weiß, wovon ich spreche«Horst Köhler sprach beim Tag der Heimat über eigenes Vertreibungsschicksal

Gastgeberin Erika Steinbach enttäuscht: Der Hauptredner Bundespräsident Horst Köhler vermied bei der BdV-Veranstaltung di-rekte Aussagen zum „Zentrum gegen Vertreibungen“. Foto: Reuters

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PO L I T I K6 Nr. 36 – 9. September 2006

Antalya, Marmaris, Istanbul;Orte die für viele für gün-stigen Türkei-Urlaub ste-

hen, sind schon für einige Deut-sche zum Horrortrip geworden. BeiAnschlägen im Juli und August ka-men sie zwar mit leichten Verlet-zungen davon, doch sie hattenGlück im Unglück. Und es sollnoch schlimmer kommen. Die Tür-kei soll zur „Hölle“ werden, so daserklärte Ziel der Rebellengruppe„Freiheitsfalken Kurdistans“, diesich zu den Anschlägen bekannte.Doch trotz zahl-reicher hinterhäl-tiger Bombenat-tentate herrschteine eigenartigeRuhe. Zwar wur-den an gefährde-ten Plätzen die Si-cherheitsmaßnahmen verschärft,doch die türkische Regierung ver-sucht zu beschwichtigen. Man wol-le den Terroristen ihren Plan,durch Bombenanschlägen in Touri-stenhochburgen sich internationalGehör zu verschaffen, nicht nochdurch eigenes Wehklagen unter-stützen, heißt es aus Ankara. Auchsprechen sogar die Medien liebervon „Explosionen“ statt von „An-schlägen“, Meldungen über die At-tentate laufen unter „Vermischtes“,Hintergrundinformationen sindFehlanzeige. Schön leise treten,lautet also nicht nur das Motto derRegierung Erdogan, da man allge-mein den wichtigsten Wirtschafts-zweig, den Tourismus, nicht ge-fährden will.

Offenbar geht die Strategie auf,denn trotz immer wieder vorkom-mender kleinerer Anschläge auchAnfang September, bei denen ver-einzelt Menschen ums Leben ka-

men, machen die wenigsten Urlau-ber von ihrem eingeräumten Rechtder kostenlosen Umbuchung Ge-brauch. „Die Menschen habenmittlerweile gelernt, mit den An-schlägen umzugehen“, erklärt TUI-Sprecher Robin Zimmermann dasVerhalten.

Doch während alles augen-scheinlich trotz Terror im Land sei-nen gewohnten Gang geht, rumortes in der Bevölkerung. Immer mehrTürken können nicht verstehen,warum Regierung und Armee nichtdurchgreifen. Die „Freiheitsfalken“haben den Trend erkannt und ver-lagern ihre Anschläge an Orte, wo

sie Soldaten undPolizisten vermu-ten.

Wie hohl wirktangesichts diesesaktuellen Terrorsdas vermeintlicheFriedensangebot,

das Führer der radikalen Arbeiter-partei Kurdistan (PKK) Ende Au-gust aus dem Exil im Nordirak ver-breiten ließ. „Zum Weltfriedenstagam 1. September sind wir bereit zueinem Waffenstillstand“, hieß esda, obwohl die Anschlagserie nochvor ihrem bisherigen Höhepunktstand. Doch die beiden gegenteili-gen Entwicklungen verdeutlichenein neues Problem. So wird ver-mutet, daß die „Freiheitsfalken“nichts mit der althergebrachtentraditionell marxistisch-lenini-stisch orientierten OrganisationPKK zu tun haben. Bei den aktuel-len Attentätern handelt es sicheher um entwurzelte kurdische Ju-gendliche aus den Großstädten, ar-me und arbeitslose Kinder vonBürgerkriegsflüchtlingen, die vol-ler Haß auf den Staat sind. Diesenneuen Feind haben allerdings we-der die türkische Regierung nochdie Armee im Visier.

Öcalan gründete die marxistisch-leninisti-sche PKK am 27. November 1978 mit dem

Ziel eines kurdischen Nationalstaats in ihrenSiedlungsgebieten Anatolien, Nordostsyrien,Nordirak und Nordwestiran. Dies sah der „Ver-trag von Sèvres“ von 1920 noch vor, der „Vertragvon Lausanne“ von 1923 erwähnte dies nichtmehr. Kemal Atatürk, von den Kurden imKampf um die Unabhängigkeit unterstützt, ließsie fallen und beraubte sie ihrer kulturellenRechte, womit der Widerstand begann.

1979 zog sich die PKK unter Öcalan nach Sy-rien und in die libanesische Bekaa-Ebene zu-rück, rekrutierte Kämpfer und begann am 15.August 1984 den Kampf gegen den türkischen

Staat. Dieser dauerte bis 1999; über 30000Menschen starben. Öcalan, am 15. Februar1999 in Kenia gefaßt, wurde in der Türkei ver-urteilt und sitzt seitdem in Haft. Auf ihremKongreß nahm im Jahr 2000 die PKK Abschiedvon einem autonomen Staat, die militanten An-hänger tauchten im Nordirak unter, währendÖcalan unerwartet für Dialog und Frieden ein-trat.

In seinen Schriften setzte er sich für eine de-mokratische Zivilgesellschaft ohne eine kurdi-sche Staatsgründung ein. Dreimal hatte er deneinseitigen Waffenstillstand verkündet – 1993,1995 und am 1. September 1998.

2002 löste sich die PKK offiziell auf, an ihre

Stelle trat die in Deutschland verbotene KA-DEK, die sich im November 2003 auflöste. Derzunächst auf Ausgleich bedachte, neu gegrün-dete „Volkskongreß Kurdistans“ (KONGRA-GEL) erklärte nach dem Scheitern jeglichen Di-alogs mit dem türkischen Staat im Juni 2004das Ende des Waffenstillstands. Am 12. Mai2005 erklärte der Europäische Gerichtshof dasVerfahren gegen Öcalan als unfair; inzwischenwar die Todesstrafe durch internationalenDruck in lebenslange Haft umgewandelt wor-den. Seit Anfang 2006 formiert sich eine auffriedliche Lösung bedachte „neue PKK“ unterOsman Baydemir, Oberbürgermeister der Kur-den-Hauptstadt Diyarbakir. Bernd D. Weber

Die kurdische Terrororganisation PKK

Frauen zurück an den HerdEva Herman bringt ihre Geschlechtsgenossinnen auf die Barrikaden und trifft unversehens ins Schwarze

MELDUNGEN

Bombenanschlag in der Touristenhochburg: Trotz zahlreicher Todesopfer wird der Terror im Land kleingeredet. Foto: pa

Von M. BORNHÖFT

»Freiheitsfalken« und PKK sind nicht

identisch

Umzug nachBerlin beendet

Allensbach – Nach ihrer Hal-tung zum Rauchverbot in öffent-lichen Behörden und Ämtern be-fragt, stimmten 81 Prozent dervom „Institut für Demoskopie Al-lensbach“ Interviewten mit Ja.Weniger eindeutig war die Zu-stimmung zum Rauchverbot inGaststätten und Restaurants. Hiersprachen sich nur 47 Prozent da-für aus. Besonders die unter30jährigen waren dagegen: Jederzweite von ihnen hielt ein solchesVerbot für unnötig. Die Zahl derRaucher liegt bei 30 Prozent,Männer rauchen zu 35, Frauen zu25 Prozent. Am größten ist derprozentuale Anteil an Rauchernin der Altersgruppe 20 bis 29jäh-rige. Hier liegt er bei 45 Prozent.

Auch wenn Sie nicht wieGünter Grass gestandenhat, bei der Waffen-SS ge-

wesen zu sein, dürften Eva Her-mans Äußerungen gegen dieEmanzipation und ein Ja zur Rolleder Mutter und Hausfrau sich ähn-lich verkaufsfördernd auf ihr neu-es Buch „Eva-Prinzip“ auswirken.In Sachen Medienaufmerksamkeithat sie den Literaturnobelpreisträ-ger zumindest erfolgreich abgelöst.

Mit der Wiederentdeckung vonKindern und Küche hat Eva Her-man den Verfechtern der Frauen-bewegung den Kampf angesagt,obwohl sie keine Neigung zeigt, ei-ne Anti-Emanzipations-Bewegunganzuführen. Mit der Art undWeise, wie sie ihre Argumente vor-bringt, wird sie zudem keine An-hänger finden. Eva Herman ist vielzu radikal. Mit Aussagen wie „Ichfinde, Frauen sollten öfter mal denMund halten“ macht man sich nir-gendwo Freunde. Außerdem wir-ken ihre Thesen aus dem Mundeeiner Karrierefrau ziemlich über-höht. Sie selbst hat all das gelebt,was sie anprangert. Trotzdem trifftEva Herman den Kern des Pro-blems der deutschen Frauen: Kindund Karriere passen nicht zusam-men. Allerdings liegt die Ursacheetwas anders, als von der blondenModeratorin propagiert. Nicht dasnatürliche mütterliche Wesen derFrau, sondern die Umwelt verbautihr die Verquickung.

So hat das „Institut für Arbeits-markt- und Berufsforschung“(IAB) in Nürnberg ganz sachlich

festgestellt, daß nur 22 Prozent derFührungskräfte in der Privatwirt-schaft Frauen sind. Von diesen ha-ben nur 32 Prozent Kinder, wäh-rend 53 Prozent ihrer männlichenKollegen eigenen Nachwuchs ha-ben. Ein Grund: Männer in Füh-rungspositionen habenmeistens Ehefrauen, dienicht berufstätig sind undsich somit voll und ganzder Kindererziehung undauch der Unterstützungseiner Karriere widmenkönnen. Bei weiblichenFührungskräften hingegensind laut IAB die Lebens-partner mehrheitlich vollberufstätig, rund ein Drittelvon ihnen hat sogar eben-falls eine Führungsposi-tion inne.

Aber nicht nur die Ver-einbarkeit von Kind undKarriere ist anhand man-gelnder Betreuungsmög-lichkeiten ein Problem,schon der Start einer Kar-riere ist problematisch.Obwohl Arbeitgeber im-mer wieder beteuern, wiewichtig es ihnen sei, daßFrauen Beruf und Familiemiteinander ver-einbaren können,zeigt sich immerwieder, daß die Re-alität anders aus-sieht. So klagtenkürzlich in einemInternetforum derZeitschrift „Brigit-te“ zahlreicheFrauen ihr Leid.Von Mobbing war

die Rede, von Chefs, die persön-lich beleidigt waren, wenn eineMitarbeiterin schwanger wurdeund dieser vorwarfen, sie wäre zufaul zum Arbeiten. Besonders häu-fig wurde beschrieben, wie nachder Rückkehr aus der Elternzeit

nur noch die ungeliebten Arbeitenauf den Schreibtischen der jungenMütter landeten, sie in den Lei-stungsanforderungen runtergestuftwurden, da man von ihnen nichtsbesonderes mehr erwartete. Auchwurden Abfindungen bezahlt, da-

mit die Frauen aufihr Recht aufWiedereinstellungnach dem Mutter-schaftsurlaub ver-zichteten. „Seithersuche ich gezieltnach einer Teil-zeitarbeitsstelle,leider bin ichhochqualifiziertund dafür findetman in Teilzeitnicht an jeder Ecke Arbeitge-ber“, klagte eineBetroffene. Undtatsächlich, be-sonders in Füh-rungspositionenkann man sich ei-ne Babypausenicht erlauben,denn Teilzeitar-beit ist hier so gutwie unmöglich.Kind und Karrierepassen also wirk-lich nicht zusam-men. Wie sich dasändern soll, stehtin den Sternenund so habenschon Wochen vorEva Hermans me-dienwirksamenÄußerungen 15bekannte Frauen

aus Politik, Wirtschaft und Me-dien in der Wochenzeitung „DieZeit“ etwas ratlos „einen neuenFeminismus“ gefordert. Der Sach-verhalt, daß so viel zu Eva Her-mans Thesen zu sagen ist, offen-bart, daß Emanzipation durchausnicht schon überholt ist, sondernneu justiert werden muß. DiesesMal sind die Protagonisten aller-dings keine radikalbissigenKampfemanzen, sondern normaleFrauen, die feststellen müssen,daß sie nicht nur Karriere und Be-ruf, sondern auch Kinder wollen,beides aber nicht alleine meisternkönnen. Die Gesellschaft im gan-zen, also Politik, Arbeitgeber undMänner müssen einen Teil derLast abnehmen.

Thesen wie die von Eva Her-man, daß Männer nicht für die Kü-che geschaffen seien, sind da aller-dings kontraproduktiv, denn auchFrauen sind dies nicht naturgege-ben. Dies belegt schon die Tatsa-che, daß inzwischen nur noch einBruchteil der Frauen unter 30 re-gelmäßig den Kochlöffel schwin-gen kann und will. Bedauerlich ist,daß noch zu wenige Männer in Sa-chen Kindererziehung gleicher-maßen aktiv wie ihre Partnerinsind. „Wenn ich Kinder will, sokann ich schon jetzt an seiner er-sten Ehe sehen, daß die Kinderdann mein Ding sein werden“,klagt eine 29jährige über ihrenFreund. In Zeiten wo die Familieauch zwei Einkommen zum Über-leben brauchen, dürfen Kindernicht mehr nur „ihr Ding“ sein, al-les andere ist Luxus – Luxus wieihn nur wenige Frauen wie EvaHerman sich leisten können.

Von REBECCA BELLANO

Ja zum Bier unterQualmwolken

Berlin – „Der Bonn-Berlin-Um-zug ist abgeschlossen“, hieß esentschieden aus Berlin, nachdemHaushaltsexperten kritisiert hat-ten, daß das ständige, kosteninten-sive Pendeln von Tausenden vonBeamten zwischen Berlin undBonn irgendwann einmal ein En-de haben müsse. Zahlreiche Politi-ker aus SPD, Union, FDP und vonden Grünen sprachen sich aberdafür aus, das „Bonn-Berlin-Ge-setz“ unberührt zu lassen. Wer vonEffizienz spräche, müsse auch ein-planen, was für finanzielle Folgenein Umzug der bisher in Bonnverbliebenen Ministerien für dierheinische Region hätte.

Hat die Rolle der Hausfrau wiederent-deckt: Eva Herman Foto: keystone

Es kann nicht sein, was nicht sein darfTürkische Regierung, Armee und Medien verharmlosen Terroranschläge und gefährden damit Einwohner und Touristen

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AU S A L L E R WE LT Nr. 36 – 9. September 2006 7

Daß ein überregulierterStaat – Österreich steht dader Bundesrepublik

Deutschland um nichts nach –just beim Wahlrecht Gesetzes-lücken aufweist, hätte vor diesemWahlkampf keiner gedacht.Begonnen hatte es mit demBeschluß der Bundesregierung,den von der FPÖ beanspruchtenSitz in der Bundeswahlbehördedem BZÖ zu geben. Was manchemit Schadenfreude quittierten,dürfte dem BZÖ aber nichtgenützt und der ÖVP sogargeschadet haben. Kommentareund jüngste Umfragewerte lassendarauf schließen.

Die ÖVP zog die Notbremse: Inder Bundeswahlbehörde sprachsie mit der SPÖ und den zwei vomJustizministerium entsandtenRichtern der FPÖ den drittenPlatz auf dem Stimmzettel zu –nicht dem BZÖ. Die Regierunghatte sich auf Gutachter desInnenministeriums gestützt, diemeinten, es sei zwischen einer„Partei nach dem Parteiengesetz“und einer „Partei als wahlwerben-der Gruppe“ zu unterscheiden,und im zweiten Fall sei eben dasBZÖ Nachfolger der FPÖ, weil dieSpitze der „alten FPÖ“ jetzt beimBZÖ kandidiere. Die Bundeswahl-behörde selbst entschied genaugegenteilig.

Die Wahlbehörde wird abernicht umbesetzt, und das bringt

der FPÖ auch Nachteile beiBestellung der Beisitzer in denWahlsprengeln. Gänzlich ignoriertbleibt, daß das BZÖ unter demirreführenden Namen „Die Frei-heitlichen“ auftritt. Einer Unter-lassungsklage der FPÖ wurdezwar zivilrechtlich stattgegeben,aber wegen Berufung ist das Urteilnicht rechtskräftig und wäre auchnur hinsichtlich der Wahlwerbungbindend. Auf dem Stimmzetteltritt das BZÖ trotzdem als „DieFreiheitlichen“ auf! Es droht also

weiterhin eine Gesamtanfechtungder Wahlen vom 1. Oktober. DieFPÖ bereitet inzwischen eineFeststellungsklage vor: DasHöchstgericht möge prüfen,inwieweit die Gutachter desInnenministeriums für die Kosteneiner Wahlwiederholung haftbarsind. Das Klima zwischen ÖVPund BZÖ ist jedenfalls vergiftet –doch als Steigbügelhalter für dieÖVP wird das BZÖ so oder so zuklein sein.

Die weitverbreitete Politikver-drossenheit wird auch durch denStil des Wahlkampfs gefördert: Soetwa gibt es „Vorwürfe“ gegenSPÖ-Chef Gusenbauer, er habesich die Haare färben lassen – beiBundeskanzler Schüssel war dies

auch schon der Fall. Die SPÖ wie-der läßt „Sie haben gelogen, HerrBundeskanzler“ plakatieren undinserieren. Und genußvoll wirdausgeschlachtet, daß „illegale“Altenpflege nicht nur in der Fami-lie Schüssel vorkam, sondernauch in denen von Bundespräsi-dent Fischer und Ex-Innenmini-ster Einem, beide SPÖ.

Die Glaubwürdigkeit der sach-politischen Versprechungen leidetvor allem an deren Umsetzbarkeit.Einige Beispiele: Mit wem willSchüssel die Erbschaftssteuerabschaffen, wenn SPÖ und Grüne„die Reichen“ höher besteuernwollen? Mit wem wollen SPÖ undGrüne den Kauf der Eurofighterstornieren oder die Studiengebüh-ren wieder abschaffen oder genaujene steuerlichen Maßnahmenändern, die dem Land so großeStandortvorteile brachten? Wahl-arithmetisch wird sich ja außerSchwarz-Rot höchstens Schwarz-Grün ergehen, Rot-Grün aberkaum. Eine Dreier-Koalition wäredagegen zu labil.

Immerhin ist der Libanon keinWahlkampfthema. Verteidigungs-minister Platter (ÖVP) hätte wohlgerne Truppen geschickt, dochIsrael rettete die ÖVP vor einerwahltaktisch katastrophalen Ent-scheidung: Bei der Attacke aufeinen UN-Beobachterposten –was den Abzug aller UN-Beobach-ter aus dem Südlibanon bewirkte– war quasi „rechtzeitig“ auch einMajor des Bundesheeres getötetworden.

Die Art und Weiseder Debatten fördertPolitikverdrossenheit

Von R. G. KERSCHHOFER

Der monatelange Streit überdie Verwendung des Gel-des aus dem Stabilisie-

rungsfonds in Rußland hält an. Esgeht um 50,1 Milliarden Dollar,die überwiegend aus den Profitender Energie-Exporte akkumuliertwurden.

Finanzminister Alexej Kudrinhatte bereits im Frühjahr 2006bekannt gegeben, daß seineBehörde plant, das Geld im Aus-land anzulegen. Damit scheint dieDiskussion darüber, ob die Mittelnicht besser im Lande selbst inve-stiert werden sollten, beendet.

Mit einer direkten Verwendungdieser Mittel in Form staatlicherAusgaben für die Umstrukturie-rung der Indu-strie oder für dieModernisierungder Infrastrukturglaubt man derrussischen Wirt-schaft zu keinemNutzen zu verhel-fen.

Wenn zuviel Geld in Umlaufkommt, wird die Inflation nochweiter steigen. FinanzministerKudrin rechnet mit einer Größen-ordnung von 18 bis 20 Prozent.Ähnlich wären die Folgen beieiner Verwendung für sozialeBereiche.

Es entsteht eine paradoxe Situa-tion: Einerseits plädiert der Staatfür die Anwendung von Kapital

und Technologien aus dem Aus-land, ist aber andererseits nichtbereit, die dafür notwendigenInvestitionen im eigenen Namenzu tätigen, zum Beispiel durchFörderung der Infrastruktur.Potentielle ausländische Investo-ren legen hingegen überaus gro-ßen Wert auf eine entwickelteInfrastruktur.

Die russischeFinanzpolitik ver-waltet zur Zeitden Umlauf derG e l d m e n g eäußerst rigide,wobei der Kampfgegen die Inflation im Vorder-grund steht. Dabei ist in wenigerentwickelten Ländern die Infla-tion nicht selten zwangsläufig einBegleiter des Wirtschaftswachs-

tums. Eine Konzen-

tration auf dieBekämpfung derInflation beein-trächtigt wichti-gere Aufgabenwie den Aufbau

einer normalen und modernenWirtschaft sowie die Gewährlei-stung ihres hohen Entwicklungs-tempos.

Viel wichtiger wäre es nachAnsicht des Finanzexperten KirillGussew von der Akademie derWissenschaften in Moskau, mitdem Geld Branchen und Sektorender russischen Wirtschaft zu för-dern, die gegenwärtig verfallensind. Eine Förderung der russi-

schen Wirtschaft wird ohneumfassende Reproduktion nichtmöglich sein.

Durch Rubel-Investitionen indie Wirtschaft würden Arbeits-plätze in vorrangig exportorien-tierten Branchen geschaffen, waszunächst den Inflationsdruck zwarerhöhen würde, aber durch neue

A r b e i t s p l ä t z egäbe es auchneue Waren- undDienstleistungen.

A u ß e r d e mmüsse für dieNachfrage unddie Konkurrenz-

fähigkeit der Waren gesorgt wer-den.

Darüber hinaus könnten Gelderaus dem Stabilisierungsfonds fürgeologische Erkundungen und fürdie Erschließung neuer Lagerstät-ten investiert werden, so Gussew.

Bisher wurden hierfür ausländi-sche Investoren geworben, obwohlgenug eigenes Kapital vorhandenist.

Der ehemalige Vizechef der rus-sischen Zentralbank, Sergej Ale-xaschenko, drückt das Dilemmafolgendermaßen aus: „Es gehtnicht um die Konvertierbarkeit(des Rubel), sondern um die Kon-kurrenzfähigkeit der Währung ...Bis auf Rohstoffe liefern wir nichtsBedeutendes auf den Weltmarkt ...Solange hinter unserer Währungnichts außer Rohstoffen steht,wird der Rubel auf den Weltmärk-ten nicht besonders willkommensein.“

Von MICHAELA WAGNER

Angst vor Inflationhält von Investitionen

im Inland ab

Wohin mit den Milliarden?Der russische Staat investiert sein Geld aus Ölgewinnen im Ausland

Überreguliert und unfeinÖsterreichischer Wahlkampf bleibt eine Schlammschlacht

Infrastruktur müßteallerdings dringendausgebaut werden

Das Gesetz sollte erst zum 1.Januar 2007 in Kraft treten,doch Rußlands Präsident

bestand darauf, es auf den 1. Juli 2006 vorzuziehen: Medien-wirksam erklärte Wladimir Putinden Rubel schon Ende Juni offiziellzur frei konvertierbaren Währung,wofür er den Beifall der breitenÖffentlichkeit erhielt. Durch dieKonvertierbarkeit haben die Rus-sen die Möglichkeit, ihr inländi-sches Geld ohne Beschränkung inausländische Zahlungsmittelumzuwandeln. Nicht ohne Grundhatte der Präsi-dent es eilig mitdieser Ankündi-gung, wollte erdoch die Teilneh-mer des knappzwei Wochen spä-ter in St. Peters-burg stattfindenden G-8-Gipfelsdavon überzeugen, daß sein Landunumgänglich zu den Großengehört.

In naher Zukunft ändert sichallerdings durch die Konvertier-barkeit des Rubels weder für dieWirtschaft noch für ReisendeWesentliches. Rußland hofft mitdieser Maßnahme aber langfristigauf neue Wachstumsimpulse fürdie einheimische Wirtschaft sowieden Zustrom westlichen Kapitals.

Obwohl Präsident Putin aus dengenannten Gründen einen starkenRubel bevorzugt, stößt dies – vorallem bei Vertretern des „Big Busi-ness“ – auf Ablehnung. Diese Hal-tung hat auch der russischeFinanzminister Alexej Kudrinangenommen. Er befürchtet einenAnstieg der Inflation durch einenharten Rubel bei gleichzeitigerAbwanderung ölproduzierenderFirmen in den Westen.

In den vergangenen sieben Jah-ren hat sich der Kurs des Rubel um50 Prozent erhöht. Die Inflation

liegt bei über neun Prozent. DieStärkung des Rubels hat sich zwarpositiv auf den Import ausgewirkt,gleichzeitig aber Druck auf die ein-heimische Produktion ausgeübt.Der Wirtschaftsexperte ProfessorGrigorij Schatalow erklärt ineinem Interview gegenüberder Zeitung „Argumente undFakten“, daß der Währungs-kurs und seine Dynamik dieInteressen aller an der Wirt-schaft eines Landes beteilig-ten Gruppen berührt. Dabeisei es kein Geheimnis, daßdie Politiker seines Landesdirekt oder indirekt dieLobby der Industrie und

Finanzhaiev e r t r i t t .Deshalb seiein Teil derGeschäfts-leute ane i n e mschwachen

Rubel interessiert, weil er gutfür die Effektivität und denGewinn beim Export sei unddie einheimische Produktionvor der Konkurrenz derImportgüter schütze. Einanderer Teil hingegen unter-stütze die Politik des starkenRubels, weil der die Positionihrer Handelsunternehmenauf dem Binnenmarkt stärke.Die Zentralbank zeige wenigInteresse an der Währungs-politik, weil es zu viele Pro-bleme gebe, die die Leitungder Bank nicht lösen könne.

Schatalow geht davon aus,daß eine auf einer zivilisier-ten, auf marktwirtschaft-licher Konkurrenz basieren-de Wirtschaft ein neu bewer-teter Rubel die Verbraucherpreisesenken müsse. Die Realität in Ruß-land ist allerdings ein unaufhaltsa-mer Preisanstieg. Dies liege an denmächtigen Handels- und Produk-tionsmonopolen; hier wäre nachMeinung des Spezialisten die

Regierung gefragt, etwas zu ändern.Nur durch Privatisierung und För-derung kleiner und mittlererUnternehmen könne die russischeWirtschaft nach vorne gebrachtwerden.

Ein weiterer Streitpunkt ist dieFrage, wie mit den Mitteln aus demStabilisierungsfonds verfahrenwerden soll, der überwiegend mitGewinnen aus Ölexporten aufge-füllt worden ist. Zur Zeit könnenim Stablisierungsfonds über 50

Milliarden Dollar verbucht wer-den. Der größte Teil davon sollnach dem Willen der Regierung instaatlichen Anleihen anderer Län-der angelegt werden, der Rest inAktien ausländischer Großunter-

nehmen. Das Finanzministeriumsoll laut Kirill Gussew, Finanzwis-senschaftler an der „Akademie derWissenschaften“, sogar bereit sein,die Verwaltung der Mittel an eineausländische Firma zu übertragen,weil es den Staat als Manager für

uneffektiv hält. Die Tatsache, daßGeld aus dem Stabilisierungsfondsim Ausland verwaltet werden soll,zeigt deutlich, daß die Expertendes Finanzministeriums eigenenrussischen Unternehmen die Treu-

handverwaltung nichtzutrauen.

Bislang hat die freie Kon-vertierbarkeit des Rubelskeine Investoren angelockt,denn weder potentielle aus-ländische Investoren nochrussische Geschäftsleute ver-trauen der politischen undwirtschaftlichen Situation imLand. Ein Kommentatorbeschreibt das Ganze so:„Tatsächlich ist der Rubel am1. Juli nicht frei konvertier-bar gewesen, weil das Gesetzüber den Wegfall derBeschränkungen erst nochdie Staatsduma passierenmuß, dann den Föderations-rat, und zum Schluß muß esvom Präsidenten unterzeich-net werden. De facto wirdder Rubel wohl erst 2008oder 2009 wirklich frei kon-vertierbar sein. Was sich absofort geändert hat, ist, daßRussen jetzt Kapital legalausführen dürfen und diePolitiker keine Kapitalfluchtmehr fürchten brauchen.“Laut Alexej Kudrin war imJahr 2005 sogar erstmals dieKapitaleinfuhr größer als derAbfluß. Russen könnenRubel nun mit an ihrenUrlaubsort nehmen. Für Rei-sende aus dem Westenändert sich im Grundenichts. Zwar ist es möglichund erlaubt, russische Rubeleinzuführen, jedoch ist die

Beschaffung zu Hause umständ-lich, weil die Hausbank die Wäh-rung nicht führt und sie erst bestel-len muß. Bis der russische Rubelim internationalen Abrechnungs-verfahren eingebunden ist, wird eswohl noch lange dauern.

Von M. ROSENTHAL-KAPPI

MELDUNGEN

Makler desÜbergangs

Prag – Der tschechische Präsi-dent Vaclav Klaus hat drei Monatenach den Parlamentswahlen in derTschechei endlich einen Premierernennen können. Mirek Topolan-ek tritt allerdings mit dem Wissenan, daß er nur ein Makler desÜbergangs sein wird, den er hofft,für seine nationalkonservative Par-tei entscheiden zu können. Topo-lanek hatte bei den Wahlen imFrühjahr nur 35,4 Prozent derStimmen auf seine Partei vereini-gen können, so daß er Koalitions-partner benötigt hätte. Doch außereiner großen Koalition mit denSozialdemokraten unter Ex-Pre-mier Jiri Paroubek, die mangelsGemeinsamkeiten nicht realisier-bar war, bot sich keine feste Mehr-heit. So wird Topolanek so langeregieren, bis er dreimal bei einerVertrauensabstimmung im unge-einten Parlament scheitert – dannsind Neuwahlen vorgesehen.

Starker oder schwacher Rubel, lautet die Frage

Der Rubel kommt nicht ins RollenObwohl die russische Währung seit dem 1. Juli frei konvertierbar ist, hat sich kaum etwas geändert

Moskau: Hinweisschild auf eine Wechselstube Foto: eastway

Scharf geschossen

Georgien – Ein Flug des georgi-schen Verteidigungsminister überdie abtrünnige Teilrepublik Süd-ossetien endete mit dem Abschußdes Hubschraubers durch diesüdossetische Luftabwehr. DerMinister blieb unverletzt.

Zum Gebetgezwungen

Somalia – Die im Süden desLandes herrschenden radikalisla-mischen Milizen zwingen alleGeschäfte, beim Ruf des Muezzinsihr Geschäft zu schließen und zumGebet zu gehen. „Gegen jeden, dersich der Anordnung widersetzt,werden wir hart durchgreifen“, soScheich Mowliid Ahmed.

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BI L D U N G8 Nr. 36 – 9. September 2006

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Alle reden über die Wichtig-keit von Wissenschaft undForschung für Berlin – der

Senat hat in der Vergangenheitkontraproduktiv gehandelt. Fürdie Zukunft ist noch weniger Gu-tes zu erwarten.

Das beginnt bei den Studieren-denzahlen. Die Zahl der Studien-plätze wurde ständig reduziert.Jetzt soll noch einmal eine Verrin-gerung erfolgen,weil die Umstel-lung auf den neuenAbschluß des Ba-chelor einen höhe-ren Betreuungsauf-wand erfordertund dies kosten-neutral erreichtwerden muß.Gleichzeitig willder Senat aber kei-ne besondere Zu-lassung zumweiterführendenMasterexamen vor-sehen. Kostenneu-tralität hätte er er-reichen können,wenn die Zulas-sung zum Mastervon besonderenVoraussetzungen(unter anderemNote beim Bache-lor-Abschluß) ab-hängig gemachtund eine entspre-chende Zuordnungder personellenKapazitäten vorge-nommen hätte. Eswird also schwieri-ger werden, in Ber-lin einen Studien-platz zu erhalten –für Einheimischeund Studienbewer-ber von außerhalb.Dabei sind Studierende von außer-halb, insbesondere aus dem Aus-land, wenn sie wieder in ihre Hei-matländer zurückkehren, oft sehrgute „Botschafter“ für Deutschlandund erweisen sich auch nicht sel-ten im Geschäftsleben als wertvol-le Kontaktpersonen. Eine absurdeSituation, Studienplätze abzubau-en, wenn Bildung und Wissen-schaft Schwerpunktbereiche seinsollen.

Die Universitätsmedizin bleibtdas teure und zugleich attraktiveAushängeschild. Anstatt eine klareAussage zu treffen, was finanziellleistbar ist, wird Salamitaktik be-trieben. Abgesehen von der über-

zogenen und deshalb Arbeit er-schwerenden Konstruktion mitsechs Gremien, allerdings ohneklinischen Sachverstand in derSpitze, wird sich Berlin kaum aufDauer vier Standorte leisten kön-nen. Anstatt das ehrlich zu sagen,wird die Vorklinik in Dahlem ab-gezogen und damit dieser Standortqualitativ geschmälert. Eine deutli-che, auch negative Perspektive,wäre für die Betroffenen zwarschmerzhaft; sie wüßten dannaber, woran sie sind.

Im Zusammenwirken mit derWirtschaft sind die Berufsakade-mien eingerichtet worden. Rot-rothatte nichts Eiligeres zu tun, alsdieses in anderen Ländern erfolg-reiche Modell zu stoppen und diegeschaffenen Institute, zum Teil biszur Unkenntlichkeit verändert, indie Fachhochschulen zu integrie-ren.

In einigen Punkten ist es gut,daß es bei Ankündigungen geblie-ben ist. So ist die Drohung, dasBerliner Hochschulgesetz zu no-vellieren, unter anderem mit demZiel, die Viertelparität einzufüh-ren, offenbar in den Koalitions-mühlen hängen geblieben.

Für die Zukunft drohen Ausein-andersetzungen gleich an mehre-ren Fronten. Der Regierende Bür-germeister hat angekündigt, daßder Besuch von Kindertagesstätten(Kitas) unentgeltlich sein soll. Dashat nicht nur Beifall gefunden.Bundesländer, die leistungsstärkersind und über den Finanzaus-gleich Berlin mitfinanzieren, lei-sten sich solche an sich durchauswünschenswerten Vergünstigun-gen nicht. Entsprechend harschwaren die Kommentare.

Die Linke will die Einheitsschu-le durchsetzen. Zwar wird imWahlkampf von der SPD erklärt,„in der nächsten Legislaturperio-de“ sei das kein Thema. Aber wassagt das schon. Der eben erst ein-geführte Ethikunterricht mit derFolge, daß Religion zunehmendmehr aus den Stundenplänen ver-schwindet, wird weiter die Gemü-ter bewegen.

Alle Parteien äußern sich mehroder weniger dezidiert in ihrenWahlprogrammen zum ThemaHochschulen und Wissenschaft.Am unsinnigsten und rückwärts-gewandtesten tut es Die Linke /PDS, die Partei des derzeitig für

das entsprechende Ressort zustän-digen Senators.

Da ist davon die Rede, daß Ber-lin gute Voraussetzungen habe,„dem konservativen Bundestrendlinke und demokratische Alterna-tiven entgegen zu setzen“.

Wie das aussieht, erscheint wieein Sammelsurium aus der Mot-tenkiste abgetakelter Hochschul-politik.

Ziele sind die Einführung derViertelparität, das politische Man-dat einer verfaßten Studierenden-

schaft und die Ablehnung von Stu-diengebühren.

Das kann man vermutlich baldso oder ähnlich machen, wenn dasHochschulrahmengesetz als Er-gebnis der Föderalismusreformaufgehoben wird. Bisher ist einsolcher Unsinn, wie es die Linke inihr Wahlprogramm geschriebenhat, noch verhindert worden. EineGarantie für die Zukunft ist dasnicht. Und deshalb muß man sichauch um die Berliner HochschulenSorgen machen, über das hinaus,was bis jetzt schon mehr als ärger-lich war.

Studiengebühren müssen einge-führt werden, allerdings muß dies

„sozialverträglich“ erfolgen. DieForderung nach Einführung derViertelparität ist so überholt wiedie Bannerträger einer verfehltenHochschulreform, so daß selbstansonsten unbelehrbare 68er sienicht mehr erheben. Eine verfaßteStudierendenschaft, also eineZwangskörperschaft, mit einemallgemein-politischen Mandat aus-statten zu wollen, zeigt wes GeistesKind diese Partei in Bezug auf dieVerfassung ist.

Bundesländer, die Hochschulge-setze haben, dieexakt das Gegenteildessen vorsehen,was die PDS errei-chen möchte, sindunstreitig erfolg-reich. Andere, dieP D S - k o n f o r m eKonzepte verfolgthaben, sind längstzu mehr Rationa-lität zurückgekehrt.

H o c h s c h u l e nsind zwar keineWirtschaftsunter-nehmen, wie man-che irrig meinen,und ihnen deshalbblind alle ökono-mischen Regelnvon Gewinnmaxi-mierung und Ma-nagement über-stülpen wollen. Siesind aber auch kei-ne Spielwiesen fürpolitische Kader,die eine Verände-rung der Gesell-schaft anstreben.Die Politik sollteGegenstand derBetrachtung undAnalyse durchWissenschaft lerinnerhalb derHochschulen sein;sie selbst abernicht Gegenstand

der Politik in dem Sinn, daß sie in-strumentalisiert werden. EinerPartei und deren Repräsentanten,die solches wollen, sollte man keinRegierungsamt überlassen, schongar nicht eines, das für Jugend undAusbildung verantwortlich ist. DenGipfel leistete sich der BerlinerBildungssenator, als er ehemalige,politisch belastete Wissenschaftleraus der früheren DDR zu einemEmpfang einladen wollte, um siezu „ehren“. Auf dieser Linie liegtdie Politik des Senators. Erstaun-lich, daß die Hochschulen nichtmehr Schaden genommen haben.Ein weiterer Härtetest sollte ihnenerspart bleiben.

Berlin verspielt seine ZukunftObwohl das Land Berlin den Bereich Bildung stärken will, wird die Zahl der Studienplätze reduziertVon GEORGE TURNER

MELDUNGEN

Absolventenflutin DeutschlandWiesbaden – Die Zahl der deut-

schen Hochschulabgänger hat einRekordhoch erreicht. So verließen2005 mit 252500 Studenten 21500Absolventen mehr die Hochschu-len als 2004. Besonders die inge-nieur- und naturwissenschaft-lichen Fächer erreichten Spitzen-werte. So verließen 13600 Infor-matiker (26 Prozent plus) die deut-schen Hochschulen. Auch die Bereiche Mathematik, Chemie,Biologie, Physik und Astronomieerlebten zweistellige Wachstumsra-ten. Nur Architektur und Bauinge-nieurwesen absolvierten je rundfünf Prozent weniger Studenten.Auch für die nächsten Jahre wirdein stärkerer Andrang an den Uni-versitäten erwartet, doch anstattmehr Studienplätze zu schaffen,schränken viele Universitäten ihrAngebot ein (siehe Artikel rechts).

Deutschlands Forschernachwuchs ausbilden: Biologisches Praktikum an der Berliner Humboldt-Universität Foto: Ostkreuz

Shanghai – Chinas Studentenhalten ihre Universitätsausbildunggrößtenteils für kostspielige Zeit-verschwendung, wie eine Umfrageder Zeitung „Shanghai Daily“ unter9000 Hochschülern belegt. Grund:Sie hätten nichts Praktisches ge-lernt. Außerdem würden viele derAbsolventen später keinen adäqua-ten Job erhalten. „Ich kann nichtvon dem leben, was ich gelernt ha-be, geschweige denn meinen El-tern das Geld zurückzahlen“, soein Pekinger Landwirtschaftsstu-dent, der nun als Wachmann arbei-tet. Die Zahl der Universitätsab-gänger hat sich in China innerhalbvon fünf Jahren von 1,15 Millionenauf 4,13 Millionen erhöht. TrotzWirtschaftsboom kann die Wirt-schaft die jungen Leute nichtunterbringen. Besonders Ingenieu-re haben es schwer. So erhaltennur 14 Prozent von ihnen einefeste Stelle. Acht Millionen von 23Millionen chinesischen Studentenstudieren Ingenieurwesen.

Studium istnutzlos

Kredit bei Elternzählt nicht

Münster – Das Verwaltungsge-richt in Münster hat entschieden,daß Studenten sich ihren Bafög-Anspruch nicht sichern können,indem sie angebliche Schulden beiihren Eltern tilgen. Wer Bafög er-halten will, darf nicht mehr als5200 Euro besitzen.

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KU LT U R Nr. 36 – 9. September 2006 9

Was ist nur auf dem Hügel los?Die Bayreuther Festspiele boten in diesem Jahr unterschiedlich wertvolle Inszenierungen

Richard Wagner sagte ein-mal zu einer Freundin, alssie sich über die Mängel

der Inszenierung beklagte, sie sol-le eben weniger auf die Bühneschauen und sich mehr auf dieMusik konzentrieren. Ein wirklichguter Rat, der heute weltweit beiOpern- undTheaterauffüh-rungen allerArt schon zurDauermahnungwird. Dochwenn Thiele-mann oderSchneider diri-gieren, und Ni-na Stemme undRobert DeanSmith singen,ist diesem Ratleicht zu folgen,nur: Im „Flie-genden Hollän-der“, den dieRe z e n s e n t i nsah, war diesnicht möglich.Das Dirigat vonMarc Albrechtwar recht„dünn“, died ra m at i s ch eHochspannung,die dieses Werkvom ersten Taktdes Vorspielsbis zum Schlußd u r c h z i e h t ,drang seltendurch. Keinee x p l o s i v e nSteigerungen,wenig Detail-malerei. Von den Sängern kannman eigentlich nur den Steuer-mann gelten lassen. Norbert Ernstsang ihn wohlklingend und ge-schmeidig. Adrienne Dugger warder Rolle der Senta nicht gewach-sen, die Stimme ist schrill bis stel-lenweise ausgeleiert.

So bringt auch „Augen zu – Oh-ren auf“ wenig. Man muß aller-dings zugeben, daß es die Sängerin dieser Inszenierung nicht leichthatten. Die Erlösung, WagnersZentralthema, fand nicht statt,statt dessen kratzte eine offenbarverrückte Senta am Schluß an derfensterlosen Wand, um dem Uner-lösten hinterher zu eilen.

Das Herumkaspern mit zweiSenten, als Kind und als Erwach-sene, und nochmals – damit drei!– als Puppe überzeugte nicht. Da-zu: zwei Dalands – oder waren eszwei Holländer? Der eine warvom andern optisch kaum zuunterscheiden!

Fazit: Ein Holländer, in dem we-der erlöst noch gesponnen wurde,in dem das alles bestimmende Ur-

element Wasser nur angedeutetwar, und Schiffe nur als Spielzeu-ge vorkamen, ob das noch im Sin-ne des Komponisten lag?

In „Tristan und Isolde“ gingendie Uhren anders, will heißen:Hier brachte die Devise „mehr hö-ren – weniger schauen“ sehr viel.Wie schon im Vorjahr wurden dieTitelpartien überragend gesungen:Nina Stemme ist eine Isolde com-me il faut – ein Sopran voll Kraftund funkelnder Schönheit vonAnfang bis zum Ende, ein wahresKlangwunder! Robert Dean Smithals Tristan intonierte klar und ver-ständlich wie selten ein Sänger indieser Rolle und meisterte die

stimmörderischen Partien desTodwunden im dritten Akt nichtschreiend – wie oft üblich – son-dern sang sie differenziert aus,phrasierte weich oder scharf, wiees eben sein muß. Der RegisseurChristoph Marthaler ist nun malbekannt für banale Einfallslosig-keit. Der Firlefanz mit den ewigan- und ausgehenden Lampen,auf die Isolde schwachsinnig-debil

und ununterbrochen, mit spitzemFinger zeigte (manchmal auch aufdie Lichtschalter), die faden An-züge und Mäntel aus einem Kauf-haus der 50er Jahre, das Kranken-bett Tristans im dritten Akt, mitdem Laufstall rings herum – zumGähnen langweilig!

Und erst die Personenregie: Siewar, wie so oft heute, und hier be-sonders intensiv, gegen die Musikgerichtet. Eine Musik voller Drän-gen, Sehnen, nie enden wollend(Gregor-Dellin) und doch dem En-de zustrebend – und was war dieEntsprechung auf der Bühne?Nichts! Die Akteure standen ent-weder die ganze Zeit starr im

Raum herum, oder, noch schlim-mer, mit dem Gesicht zur Wandwie bestrafte Schulschwänzer. Sodrückte der Regisseur Bezie-hungslosigkeit aus – mit demDampfhammer! Man wünschtsich selbst und den Sängern undSängerinnen die großen Regisseu-re der Vergangenheit, damit sie sospielen können, wie sie singen.Sie haben es wirklich verdient!

Ein extra Bravo allerdings demDirigenten Peter Schneider: Erbaute einen durchdachten Tristanauf, klar in der Struktur, aber vol-ler Steigerung und Emphase, bishin zum Liebestod!

Die Neuinszenierung des„Ring“ durch Tankred Dorst – dieRezensentin hat ihn noch nichtbesucht, daher sind ihre Anmer-kungen marginaler Natur – hatviel Aufsehen erregt. Eine Dreitei-lung der Meinungen ist mehroder weniger festzustellen, wennman die Fülle der Kritiken liestoder im Fernsehen mitbekommt:Das Dirigat Christian Thiele-manns grandios, die Bühnenbil-

der Frank Philipp Schlößmannszum Teil faszinierend, zum Teilbanal, die Regie von Dorst mei-stens unklar und nicht schlüssig.

Nun, der „Ring“ als eines derbedeutendsten Bühnenwerkeüberhaupt erregt natürlich beimPublikum wie bei der Kritik im-mer großes Für und Wider, undganz besonders, wenn er in Bay-reuth aufgeführt wird. Die Tradi-

tion des Ringreicht hier vonden Bühnen-bildern vonEmil Pretoriusüber die sagen-haften Insze-nierungen undBühnenbilderWolfgang undWieland Wag-ners bis zu denAufführungenunter der Regievon Chéreau,Hall, Kupfer,Kirchner undFlimm.

Auch hierw e c h s e l t eg r o ß a r t i g eBildhaftigkeitmit banalerBeiläufigkeit,packende Per-sonenführungmit langweili-gem Herumste-hen ab. Trotz-dem überwiegtim Gesamtein-druck bei wei-tem was gelun-gen war! Rück-blickend kannman nur sagen,es war einfach

überwältigend, ein „Jahrhundert-erlebnis“.

Nächstes Jahr wird KatharinaWagner, die Urenkelin, ihren Erst-auftritt in Bayreuth geben. Siewird „Die Meistersinger vonNürnberg“ inszenieren, ein Werk,in dem ihr Vater Wolfgang Wagnermehrfach Regie-Maßstäbe setzte,was zum Beispiel die Opulenz desBühnenbildes und die ausgefeilte,hinreißende Personenführung be-traf. Natürlich müssen wir von ihreine ganz andere Werks-Auffas-sung erwarten – andere Zeit, an-dere Generation –, aber geradedas macht ja das Warten so span-nend!

Von Potsdamnach Italien

Der große Bestand an Zeich-nungen des relativ unbe-

kannten Potsdamer Landschafts-malers Julius Schlegel in derAquarellsammlung der preußi-schen Königin Elisabeth gab An-laß zur Beschäftigung mit einemKünstler, der detailgetreue An-sichten der Potsdamer Parkland-schaft sowie verschiedener Ge-genden Italiens hinterlassen hat.Eine Reihe der Aquarelle undZeichnungen wird jetzt in Pots-dam ausgestellt.

1825 in Potsdam geboren, warSchlegel Schüler des Malers CarlGustav Wegener (1812–1887) unddes Bauinspektors ChristianHeinrich Ziller (1791–1868). SeinVater war der Rechnungsrat undHauptmann Johann EmanuelSchlegel, der sich im PotsdamerKünstlerverein sowie im Vorstanddes Militärwaisenhauses enga-gierte. Julius Schlegel besuchtevon 1844 bis 1846 die Land-schaftsklasse der Akademie derKünste in Berlin. 1847 trat er ge-meinsam mit seinem Mentor We-gener eine Reise nach Italien an.Schlegel blieb bis 1855 und nahmrege am gesellschaftlichen Lebendes Deutschen Künstlervereins inRom teil. Dort stellte Alfred vonReumont, Vertreter der preußi-schen Gesandtschaft, wohl denersten Kontakt Schlegels zumpreußischen Königshaus her, in-dem er ihn mit der Anfertigungvon Skizzen beauftragte. Diesebefinden sich noch heute als Teileines Konvoluts von 67 Aquarel-len und Zeichnungen in der Gra-phischen Sammlung der StiftungPreußische Schlösser und GärtenBerlin-Brandenburg.

In der Aquarellsammlung derStiftung haben sich vor allemZeichnungen aus den 1850er und1860er Jahren erhalten. Fotogra-fisch genau stellte Schlegel Neu-schöpfungen Friedrich Wil-helms IV. dar, wie den Gebäude-komplex der Friedenskirche unddas Gut Bornstedt. Aber auch ein-zelne Bauten wurden präzise auf-genommen, etwa die umgebauteVilla Illaire, das Belvedere aufdem Pfingstberg oder das SchloßLindstedt.

Julius Schlegel schuf haupt-sächlich Potsdamer Veduten undAnsichten verschiedener italieni-scher Orte mit akribischer Ge-nauigkeit. Die Mehrzahl seinerArbeiten stammt aus der Zeit um1860. Der spätere Kaiser FriedrichIII. verlieh ihm 1859 den Titel ei-nes Hofmalers. In den 1860er Jah-ren zog Julius Schlegel von Pots-dam nach Berlin. 1884 wurde erletztmalig im Berliner Adreßka-lender erwähnt. spsg

Die Ausstellung in den Römi-schen Bädern, Park SanssouciPotsdam, ist dienstags bis sonn-tags von 10 bis 17 Uhr geöffnet,bis 15. Oktober.

Von IRMGARD DREMEL

»Menschen« inKühlungsborn

Das Atelierhaus Rösler-Kröhnke im Ostseebad

Kühlungsborn präsentiert Kunst-freunden eine neue Ausstellungmit Werken aus seiner umfang-reichen Sammlung. Unter demTitel „Menschen“ werden Ge-mälde und grafische Arbeitenvon Waldemar Rösler(1882–1916), Walter Kröhnke(1903–1944) und Louise Rösler(1907–1993) gezeigt. Faszinie-rend die unterschiedliche Dar-stellungsweise und Kunstauffas-sungen der drei Maler. eb

Die Ausstellung in der Schloß-straße 4 ist freitags, sonnabendsund sonntags von 11 bis 18 Uhrgeöffnet, an den übrigen Tagenund ab 1. November nur nochnach telefonischer Vereinbarung (03 82 93) 1 53 39, bis Mai 2007.

Vollkommene KunstAusstellungen präsentieren Rembrandt als Graphiker und Zeichner

Des Lebens FülleSolingen zeigt Arbeiten von Erwin Bowien

Wie kein anderer Künstler hatsich Rembrandt mit der Ra-

dierung auseinandergesetzt unddiese Technik bis zur Vollkom-menheit entwickelt. In einer faszi-nierenden Auswahl der 100 be-deutendsten aus den insgesamt355 Radierungen Rembrandt Har-mensz van Rijns (1606–1669) prä-sentiert das Schleswig-Holstein-sche Landesmuseum auf SchloßGottorf die wertvolle Graphik desgroßen niederländischen Mei-sters in hervorragenden Abbil-dungen. Die Blätter entstandenzwischen 1626 und 1661, in über30 Schaffensjahren, und stellenbiblische Themen des Alten undNeuen Testamentes dar. Danebenstehen Genreszenen, Landschaf-ten und hervorragende Bildnisse,darunter zahlreiche Selbstpor-träts.

Auch in zwei Berliner Ausstel-lungen steht nicht der MalerRembrandt im Mittelpunkt. Sozeigt die Studiengalerie der Ge-mäldegalerie Rembrandt als Vir-tuosen der Druckgraphik, wäh-rend das Kupferstichkabinett denZeichner Rembrandt würdigt.

Hier wird einmal mehr deutlich,daß der Holländer zu den größtenZeichnern aller Zeiten gehört, ge-lang es ihm doch, menschlicheGefühle und Regungen mit nurwenigen Linien auszudrücken.Nur selten waren die Zeichnun-gen Studien für geplante Gemälde

oder Radierungen, sondern vor-nehmlich als Studien für Bewe-gungen oder Ausdrucksmotivegedacht. Der hervorragend gestal-tete Katalog zur Ausstellung gibtmit Wort und Bild Auskunft überdie wertvollen Blätter, die so vielauch über ihren Meister verraten.

SiS

Die Ausstellung „Rembrandt ent-decken – Die 100 schönsten Ra-dierungen“ auf Schloß Gottorf isttäglich von 10 bis 18 Uhr zu se-hen, bis 8. Oktober, Eintritt 6 / 3Euro.„Rembrandt. Der Zeichner“ imBerliner Kupferstichkabinett,Matthäikirchplatz 8, ist dienstagsbis sonntags von 10 bis 18 Uhr,donnerstags bis 22 Uhr geöffnet,bis 5. November, Eintritt 8 / 4 Eu-ro.Holm Bevers, Berliner Kupfer-stichkabinett (Hrsg.): „Rembrandt.Die Zeichnungen im BerlinerKupferstichkabinett. KritischerKatalog“, Verlag Hatje Cantz, Ost-fildern 2006, 240 Seiten, 175 Abb.,davon 90 farbig, gebunden mitSchutzumschlag, 39,80 Euro.

Ich bedarf zum Malen des An-stoßes von Licht, Wind und

Wetter“, hat der Maler Erwin Bo-wien (1899–1972) einmal gesagt.Und er fand diesen Anstoß über-all dort, wohin ihn sein unruhigesKünstlerleben führte – in Hol-land, der Schweiz, Frank-reich, Italien, Skandi-navien und Algerien.Überall entdeckteer ansprechendeMotive, die ermit dem Pinselund dem Zei-chenstift mei-sterhaft festhielt.

„Ich male nie,bevor das Bildinnerlich ganz ge-formt ist“, bekannteBowien einmal. Und:„Genial ist in der Male-rei die Verbindung vonTraum und Wirklichkeitzum vollendeten Ganzen; etwasOrganisches und Selbstverständ-liches wie die Schönheit einerRose, einer Tulpe oder Lilie, über-haupt jeder Blume.“ Neben Blu-menstücken schuf er vor allem

Landschaften. Vom „alten VaterRhein“ war der in Mülheim /Ruhr geborene Sohn eines Moh-rungers und einer Elbingerin be-sonders begeistert. Seinen Ver-lauf, die Städte und Dome hielt erin vielen Bildern und Skizzen

fest.Einen Einblick in dasSchaffen des Künstlers

erhält der Kunst-freund derzeit in So-lingen. Die „Galerieliberal“, eine Initia-tive der FDP, zeigtim 30. Gründungs-jahr des Freundes-kreises Erwin Bo-

wien e. V. Malereiund Zeichnungen des

Künstlers. o-n

Die Ausstellung mit Male-rei und Zeichnungen vonErwin Bowien ist in der

Turmpassage, 42651 Solingen,donnerstags und freitags von 14bis 18 Uhr, sonnabends von 11bis 14 Uhr und nach telefoni-scher Vereinbarung (02 12) 81 0217 zu sehen, bis 7. Oktober.

Erwin Bowien

Rembrandt: Studie eines Grei-ses mit aufgeschlagenemBuch (Kreide, um 1627 / 28)

Foto: Katalog

Bayreuth 2006: Szene aus „Tristan und Isolde“ (Tristan vorn, Isolde auf dem Bett, Kurwenal rechts) Foto: Bayreuther Festspiele / Jochen Quast

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LE S E R F O R U M10 Nr. 36 – 9. September 2006

Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

Autogrammstunde: Der Kreis der Anhänger Angela Merkels wird allerdings stetig kleiner.Foto: pa

CDU wurde unter der Kanzlerin plan-, ziel- und fundamentlosBetr.: „Das Tief Angela“ (Nr. 32)

„Jeder bekommt das, was er ver-dient.“ Es gäbe wohl kein besseresSprichwort zur momentanen Situ-ationsbeschreibung innerhalb derCDU! Unter Merkel wurde die (fürDeutsche auch schon vorher un-wählbare) Partei vollkommenplan-, ziel- und fundamentlos. Derbesten Köpfe durch Tod (AlfredDregger) oder politischen Druck(Martin Hohmann) beraubt, ist die

CDU nur noch ein Schatten. Daschristliche Menschenbild fest imBlick, ist der „türkische Wirt-schaftsflügel“ innerhalb derUnion stärker geworden als die„Arbeitsgemeinschaft der Chri-sten“ innerhalb der Partei. DieKonservativen sollen durch JörgSchönbohm „befriedigt“ werden,doch wer hat noch Vertrauen inden „General aus Potsdam“?

Und in Berlin soll ein vollkom-men charakterloser Spitzenkandi-

dat namens Friedbert Pflüger dieWahlen für die CDU gewinnen?Ich erlaube mir, Herrn Wowereitschon mal zum Wahlsieg zu gratu-lieren, das ist zwar nicht gut so,aber realistisch.

Zuletzt noch ein kurzer Blicknach Mecklenburg, wie hieß dochda gleich der CDU-Ministerpräsi-dentenanwärter? Rehbock? Achnein, es war ja Rehberg – oderdoch ein anderer? Man darf aufdas Wahlergebnis gespannt sein,

wenngleich ein Paukenschlag imnordöstlichsten Bundesland derBRD jetzt schon feststeht ...

Was alles kümmert das FrauMerkel? Nichts! Das große Grill-fest mit ihrem Idol Bush im Ge-dächtnis, hofft sie, die ganze Sa-che heil zu überstehen und ihreneuro-atlantischen Traumtänzer-kurs fortsetzen zu können nachder Devise: Nach mir die Sintflut!

Hans Ulrich Thiele, Bielefeld

Betr.: „Das Tief Angela“ (Nr. 32)

Mit Frau Merkel und ihren Va-sallen befindet sich die Union imfreien Fall. Jeden Tag werden dieEnttäuschten mehr, obwohl dochdie Bürger der Republik eine Frauals Kanzlerin durchaus zustim-mend gesehen hatten.

Die Deutschen scheinen eineNiete gezogen zu haben. Viel-leicht haben sie aber auch einfachzuviel erwartet. Keine Partei

scheint doch hinter großen Wor-ten zu wissen, wie es weitergehensoll.

Ich vermisse bei Frau MerkelGrundüberzeugungen, das Be-kenntnis zu Werten, die mich alskonservativen, wertorientiertenMenschen berühren. Da scheintmir alles so leer.

Das Tief möge schnell vorüber-ziehen. Aber ich sehe nirgendwoein Hoch. Sebastian Werner,

München

Mit Merkel eine Niete gezogen

Undeformiert

Wie bei Fürsten im MittelalterBetr.: „Eine Kanzlerin küßt sichdurch“ (Nr. 29)

Im Volksmund heißt es eigent-lich: „Wer die Musik bestellt, zahltsie auch.“ Diese Steuergeldver-schwendung der mit viel Getösefür das Sparen angetretenenBundeskanzlerin anläßlich desBushbesuchs in Stralsund ist ein-fach skandalös und ein Ver-schwendungsgehabe wie bei denFürsten im Mittelalter.

Überall werden die Ausgaben,sei es für Soziales, Infrastrukturoder für den Erhalt der Städte, ge-strichen. Aber für so einen Kriegs-treiber wie George Bush hat man20 Millionen Euro über, um dreikleine Wildschweine auf den Grillzu hauen. Ticken die sogenanntenVolksvertreter, allen voran in die-sem Fall die Bundeskanzlerin,noch richtig? Man bekommt im-mer mehr das Gefühl, daß sich ei-

gentlich seit der Feudalzeit nichtswirklich verändert hat. Die BRD-Politiker führen sich auf wie dieFürsten im Mittelalter. Hauptsa-che, sie können das vom Bürgererwirtschaftete Geld verprassen.Gerade die schwarz-rote Koalitionfaselt laufend vom Sparen undvon Reformen.

Für diese Kaste sollte einPflichtjahr eingeführt werden. EinJahr auf der Straße leben wie einObdachloser, ein Jahr als Hartz-IV-Empfänger. Damit sie endlichlernen, was eigentlich in diesemBRD-Staat wirklich los ist.

Diese „Volksvertreter“ müssendie Quittung mit dem Stimmzettelbekommen. Schon im Septemberin Mecklenburg-Vorpommern undbei den Kommunalwahlen inNiedersachsen kann der Wählerdie Abstrafung vornehmen.

Klaus Hoffmann, Bad Bevensen

Merkel schiebt die CDU nach linksBetr.: „Scheitert Deutschlands,letzte‘ Option?“ (Nr. 31)

Die Zustimmung zur großen Ko-alition sinkt und sinkt, mit ihr ver-löscht Frau Merkels Stern; die er-ste deutsche Kanzlerin kocht auchnur mit Wasser und dann auchnoch schlecht. Wir bräuchtendringlichst Besseres, was abergegenwärtig nicht zu sehen ist,wenn auch die FDP vom Nieder-gang der großen Parteien bevor-teilt ist.

Mir bereitet besonders der Zu-stand der CDU Sorgen, die unterMerkel weiter nach links wandertund immer inhaltsärmer wird.Was wählt man eigentlich, wennman die Union wählt? Ich vermagnichts zu sehen und bin dabei, insLager der Nichtwähler abzuwan-dern. Ich weiß, daß man das nichtsollte, aber was soll ich machen,wenn ich keine Gruppierung fin-de, der ich inhaltlich zustimmenkann. Margot Wiesner,

Berlin

Betr.: „Sprachschatz“ (Nr. 31)

Herzlichen Dank für die Aus-führungen zum „Sprachschatz“und Ihr Festhalten an der bewähr-ten Rechtschreibung. Auf derNeuauflage von MackensensDeutschem Wörterbuch steht:„Unreformiert, undeformiert“.

Peter Klumpen, Leichlingen

PreistreibereiBetr.: „Die Börse traut ihren Au-gen nicht“ (Nr. 31)

Unsere „benzinpreistolle Regie-rung“ beschloß am 23. August ineinem Gesetzentwurf eine Beimi-schung von Biokraftstoff in unserBenzin ab 2007 und Herr Stein-brück verkündete sogleich, daßein leichter Anstieg der Kraftstoff-preise möglich sei. Was denkensich diese Herrschaften eigent-lich?

Man kann die Heuchelei täglichmit bloßen Fingern greifen, dennjeder Preisanstieg versetzt unsund unserer Wirtschaft einenweiteren Todesstoß. Man kanndieses Handeln der Preistreibereinur noch als Absicht zum „Steu-ermelken“ unseres Volkes deuten!Bei fast allen Verkündungen die-ser Regierung wird erneut dasVolk abgezockt, Steuersteigerun-gen sind anscheinend ihr einzigesZiel, das Volk wird regelrecht aus-gepreßt. Horst Schmidt,

Höhbeck

Absolute Verunsicherung ist die FolgeBetr.: „Sprachschatz“ (Nr. 31)

Es freut mich sehr, wenn diePreußische Allgemeine Zeitungden nur einem kontraproduktivenAktivismus entspringenden Re-formunsinn der deutschen Recht-schreibung nicht mitmacht.

In nächster Zeit wird wertvolleUnterrichtszeit in den Schulenmit absurden neuen Regeln ver-geudet, es wird Fünfen in denDeutscharbeiten unserer Schülerhageln.

Unterm Strich gibt das allesnicht den mindesten Nutzen, au-

ßer für die Buchverlage mit demVerkauf neuer Duden und demDruck abermals aktualisierterSchulbücher.

Auf der Strecke bleibt die deut-sche Umgangssprache mit einerzusätzlichen Verunsicherung.Man sollte die, die das verzapfthaben, zur Rechenschaft ziehenund ihnen das Handwerk legen!

Jetzt aber zu Ihnen: Recht-schreibreform hin, Rechtschreib-reform her. Offenbar ist es trotzaller Bemühungen in der Schule –etwa Klasse 4 oder 5 – in Jahr-zehnten nicht gelungen, klarzu-

machen, wann das mit „s“ undwann das mit „ss“ (oder „ß“) ge-schrieben wird. Siehe Absatz 3,Zeile 3!

Oder ist diese Feinheit, aus derman auf den Bildungsgrad desSchreibers schließen kann, auchder „Reform“ zum Opfer gefallen?

Dr. H. W. Wittmeier, Rösrath

Anmerkung der Redaktion: UnserLeser Dr. Wittmeyer hat recht:„das“ muß „das“ bleiben. Es han-delt sich um ein Korrekturverse-hen, das wir bedauern.

LiteraturhinweisBetr.: „Das Vergessen ist eineallgegenwärtige Macht“ (Nr. 28)

Ich las Ihren Hinweis auf dasBuch „Im letzten Garten – Besuchbei toten Dichtern“. Das veranlaßtmich, auf das Buch „Die Grabstät-ten der deutschsprachigen Dichterund Denker“ von Josef Walter Kö-nig hinzuweisen. Mein Grund: Erhat auch das Grab von JohannaWolff bedacht. Daß das Peter An-dreas ebenfalls getan hat, bezweife-le ich! Hannelore Patzelt-Hennig,

Achim

Betr.: „Erneuter Rückschlag fürOpfer von Dresden 1945“ (Nr.27)

Es ist schmerzlich und gerade-zu peinlich lesen zu müssen, daß13 Historiker 61 Jahre nachKriegsende theoretisch feststellenwollen oder sollen, wieviel Men-schen bei den Angriffen der an-glo-amerikanischen Luftwaffe aufDresden am 13. und 14. Februar1945 beim „Thunderclab“ – Don-nerschlag-Plan – getötet wordensind. Daß der Stadtrat von Dres-den noch für eine Computersimu-lation des Feuersturms 200 Eurobewilligen soll, schlägt, so meineich, dem sprichwörtlichen Faßden Boden aus, zumal dann,wenn zu lesen ist, daß erreichba-re Quellen in eineinhalbjährigerTätigkeit der Wissenschaftlernicht ausgewertet wurden. AlleDaten über die Zahl der Flugzeu-ge bei den Angriffen auf Dresden,

die Anzahl der Spreng- undBrandbomben sowie Tages- undUhrzeit sind meines Wissens be-kannt.

Bekannt ist auch das Dokumentder Dresdener Ordnungspolizeivom 22. März 1945, in dem esheißt, daß sich die Verluste auf35 000 identifizierte Opfer und202 040 geborgene Opfer handelt;insgesamt 237040.

Bekannt ist aber auch, daß derheutige Oberstleutnant derBundeswehr a. D. Matthes, 1945Chef des Stabes einer Einheit derdeutschen Wehrmacht, der dieAngriffe am Rande des Zerstö-rungsgebietes erlebt hat und miteinem Sonderstab in Zusammen-arbeit mit der Stadtverwaltungam 14. Februar vorrangig mit derBergung der Opfer beauftragt war,festgestellt hat, daß neben den35 000 identifizierten Opfern mitNamensangabe noch 50 000 Op-fer teil-identifiziert festgestellt

wurden aufgrund von Eheringenmit eingravierten Initialen oderanderer Erkennungszeichen. Anweiteren 168 000 Opfern warnichts mehr zu identifizieren; ins-gesamt somit 253 000 Opfer. Lite-ratur: Maximilian Czesany: „Alli-ierter Bombenterror – Der Luft-krieg gegen die ZivilbevölkerungEuropas, 1940–1945“.

Bezüglich der Tieffliegerangriffegegen Flüchtlinge auf den Elbwie-sen sollte den Augenzeugen dieGlaubwürdigkeit nicht abgespro-chen werden.

Ist es eine „Deutsche Krank-heit“, daß Tatsachenberichte igno-riert oder bis zur Unkenntlichkeitzerredet werden? Die Autoritätdes Rechts muß gewahrt werden,sonst versinkt alles im Chaos!Sonst könnten 2050 selbsternann-te Spezialisten oder eine Kommis-sion von Wissenschaftlern be-haupten, im Februar 1945 seiengar keine Terrorangriffe auf Dres-

den durchgeführt worden, bei de-nen Dresden in Schutt und Aschegelegt wurde. Dresden war keineIndustriestadt, die die Angriffehätte rechtfertigen können.

Dresden war zur Zeit der Ter-rorangriffe überbevölkert mitFlüchtlingen aus den deutschenOstgebieten und verwundetenSoldaten der Ostfront. Das wuß-ten die Alliierten.

Bei den Angriffen ging es be-wußt darum, möglichst vieleDeutsche zu töten! Wer dannnoch behauptet, die Angriffeseien kein Kriegsverbrechen ge-wesen, tut mir aufrichtig leid! DiePlaner der Bombardements mö-gen militärisch für sich einen Er-folg verbuchen und sich freuenüber ihren „blutigen Erfolg“ undsich schuldlos fühlen. Dochschuldig bleiben sie vor der Welt-geschichte! Mord verjährt nicht!

Hans Vollmer, Detmold

Kutter gerammt, Fischer gerettet

Überall MißtrauenBetr.: „In Deutschland geht derTrend zum ,Bakschisch‘“ (Nr.32)

Heute kann man sich nur nochin der Familie und im Freundes-kreis aufeinander verlassen, gehtvon gleichen Werten aus und be-weist sich als anständiger Mensch,um diese nicht mehr so üblicheBezeichnung zu verwenden.

Drumherum ist Mißtrauen undVorsicht angesagt. Warum ist dasso? Ich weiß es nicht, und ich binauch kein anderer geworden. Be-stechung ist nur ein heute üblichesVerhalten. Wer unsere beschmier-ten Wände und zerkratzten Schei-ben sieht, muß Heranwachsendevermuten, die besser nicht gebo-ren worden wären. Warum sindAnstand, warum Rechtschaffen-heit und Ehrlichkeit auf demRückzug. Warum fällt Vertrauen soschwer? Rudolf Meischel,

Baden-Baden

Betr.: „Durch Rammen zum Er-folg“ (Nr. 28)

Die Versenkung zweier italieni-scher Panzerschiffe im Juli 1866vor der kroatischen Insel Lissadurch das Flaggschiff des österrei-chischen Admirals Freiherr vonTegetthoff, der den Befehl zumRammen gegeben hat, ist von ma-rinegeschichtlicher Bedeutung.

Im Zweiten Weltkrieg sind somanche der deutschen U-Bootedurch Rammstoß von Seiten dergegnerischen Zerstörer versenktworden.

Das in Laboe an der Kieler För-de aufgestellte Unterseeboot U-995 hat in den Weihnachtstagen1944 seinerseits einen Fischkutterdurch Rammen versenkt.

Der Einsatz von Torpedos oderFlak-Beschuß versprach keinenErfolg. Rammen erschien der ein-zig mögliche Weg, um den bewaff-neten Kutter „funktot“ zu machen:Die Position des U-Bootes auf derRoute der britisch-amerikani-schen Geleitzüge mit Kriegsmate-rial für die sowjetische Armee vorMurmansk durfte den Russen kei-nesfalls bekannt werden.

Das für das eigene Boot gefähr-liche Vorhaben glückte.

Ein Fischer sprang von Bordund wurde zusammen mit einemweiteren „Iwan“, der nach Versen-kung eines erheblich größerenKüstenwachschiffes aus dem eis-kalten Wasser gefischt wurde, vonden U-Bootmännern freundlichempfangen.

Beachtlich ist, daß er trotzSprachschwierigkeiten ganzselbstverständlich menschenwür-dig behandelt wurde.

Dr. H. G. Hess, Wunstorf-Idensen

Schuldig vor der Weltgeschichte – Bomben auf Dresden

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LE S E R F O R U M Nr. 36 – 9. September 2006 11

Chefredakteur:Klaus D. Voss

(V. i. S. d. P.)

Chef vom Dienst, Leserbriefe, Bü-cher: Rebecca Bellano; Politik, Pa-norama, Preußen/Berlin: HansHeckel; Kultur, Unterhaltung, Lebenheute: Silke Osman; Geschichte,Landeskunde, Ostpreußen heute:Dr. Manuel Ruoff; Heimatarbeit,Aktuelles: Florian Möbius; Ostpreu-ßische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Wilfried Böhm, Dr.Richard G. Kerschhofer (Wien),Hans-Joachim von Leesen, JürgenLiminski.Verantwortlich für den Anzeigen-teil: Knut Bantow.Anschrift für alle: Parkallee 84/86,20144 Hamburg. Verlag: Lands-mannschaft Ostpreußen e.V., Parkal-lee 86, 20144 Hamburg. PreußischeAllgemeine Zeitung /Das Ostpreu-ßenblatt ist das Organ der Lands-mannschaft Ostpreußen und er-scheint wöchentlich zur Informationder Mitglieder des Förderkreises derLandsmannschaft Ostpreußen. – Ab1. 1. 2006 Bezugspreis Inland 8,30 ¤monatlich einschließlich 7 ProzentMehrwertsteuer, Ausland 10,50 ¤monatlich, Luftpost 14,50 ¤ monat-lich. Abbestellungen sind mit einerFrist von einem Monat zum Quartals-ende schriftlich an den Verlag zurichten. Konten: HSH Nordbank, BLZ210 500 00, Konto-Nr. 192 344 000.Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20,Konto-Nr. 84 26-204 (für Vertrieb);Konto-Nr. 907 00-207 (für Anzeigen). Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet. Rücksendung erfolgtnur, wenn Porto beiliegt. Für Anzei-gen gilt Preisliste Nr. 28,. Druck:Schleswig-Holsteinischer Zeitungs-verlag GmbH, Fehmarn Str. 1, 24782Büdelsdorf . – ISSN 0947-9597. DieBezieher der Preußischen Allgemei-nen Zeitung / Das Ostpreußenblattwerden mit dem Beginn des Abonne-

ments Mitglieder der Landsmann-schaft Ostpreußen e. V. und ihrerUntergliederungen. Die Aufnahmeder Bezieher in die Heimatkreise oderLandesgruppen erfolgt durch schrift-liche Beitrittserklärung. Diese kannzusammen mit dem Antrag auf Liefe-rung der Preußischen AllgemeinenZeitung / Das Ostpreußenblatt erklärtwerden. Der Mitgliedsbeitrag in Höhevon einem Drittel des Brutto-Inlands-bezugspreises der Preußischen All-gemeinen Zeitung / Das Ostpreußen-blatt wird zusammen mit dem jeweilsgültigen Abonnementspreis in einerSumme erhoben und dient der Unter-stützung der Arbeit der Landsmann-schaft Ostpreußen e. V.

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Von den zahlreichen an uns gerich-teten Leserbriefen können wir nurwenige, und diese oft nur in sinn-wahrend gekürzten Auszügen, ver-öffentlichen. Die Leserbriefe gebendie Meinung der Verfasser wieder,die sich nicht mit der Meinung derRedaktion zu decken braucht. An-onyme oder anonym bleiben wol-lende Zuschriften werden nicht be-rücksichtigt.

Bestseller gelandet: Günter Grass erhöhte mit seinem Waffen-SS-Geständnis das Interesse an seinem neuen Buch. Foto: pa

Geständnis hat sich für Grass gelohnt Waffen-SS hatte durchaus ihre VerteidigerBetr.: „Der Balken im eigenenAuge“ (Nr. 33)

Die Behauptung, Hardy Krügersei nie bei der Waffen-SS gewesen,ist falsch, er diente in der W-SS-Div. „Nibelungen“. Zu denehemaligen W-SS-Soldaten in derwestdeutschen Politik zählt auchHans Wissebach, CDU-Abgeordne-ter im Bundestag. Er kam blind

nach zwölf Jahren aus russischerKriegsgefangenschaft zurück undsetzte sich als erster Sprecher der„Hilfsgemeinschaft auf Gegensei-tigkeit der ehemaligen Angehöri-gen der Waffen-SS e. V.“ (Hiag) fürdie Interessen seiner Kameradenein. Außer Kurt Schumacher gabenEhrenerklärungen für diese Elite-truppe ab: Adenauer, F. J. Strauss,Helmut Schmidt, und Nato-Gene-

ral Dr. Hans Speidel. Vertreter allerParteien erschienen auf Versamm-lungen der Hiag, einem mächtigenWählerpotential. In der Bundes-wehr wurden fünf Waffen-SS-Sol-daten Generäle. In der US-Militär-akademie West Point hängen Ge-mälde der Waffen-SS-GeneräleSepp Dietrich und Felix Steiner.

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow

Betr.: „ Der Balken im eigenenAuge“ (Nr. 33)

Die Startauflage des neuenGrass-Buches vom „Häuten derZwiebel“ war in zwei Tagen fastausverkauft. Es hat sich demnachgelohnt, daß Grass viel zu spät be-kannte, daß er der Truppe ange-hört hat, deren meist jungen gefal-lenen Soldaten er in Bitburg nicht

ihre Ruhe gönnte. Eine verlogeneIkone, deren Feigheit noch zu ver-stehen wäre, wenn er aus Sorgeum sein berufliches Wohlergehenseine Zeit bei der Waffen-SS ver-schwiegen hätte. Sehr viele habennach dem Ende des Krieges ihreMitgliedschaften, Funktionen undZugehörigkeiten ausgelassen. Abersie haben doch in der Regel nichtauf die eingedroschen, deren Teil

sie selbst gewesen waren, undwenn, dann waren sie Lumpen,und die wird es immer geben.

Ich denke, daß die Ikone zwareinige Kratzer abbekommen hat,aber Ikone bleiben wird. Eine poli-tische Moral ist bei uns weitge-hend unbekannt. Und es wird dochauch schon fleißig entschuldigtund verstanden. Klaus Engelmann,

Pluwig

Schade um PolenAuch eine DiktaturBetr.: „Der Balken im eigenenAuge“ (Nr. 33)

In der bisherigen Medien-Dis-kussion über Grass ist ein Aspektvollkommen übergangen worden.Ich bin Jahrgang 1921 und habe fürden Schriftsteller Verständnis. Alsmein Sohn 1953 in der DDR ausdem Kindergarten mit der Parole„Stalin ist unser bester Freund“kam, mußte ich schweigen, um sei-ne Lebenslaufbahn nicht zu ge-fährden. Das ist in jeder Diktaturso.

Nach dem verlorenen Kriegmußte auch Grass seine „Jugend-sünde“ verschweigen, um seineKarriere nicht zu gefährden. Erstand unter der Diktatur der „poli-tical correctness“. Erst mit zuneh-mender Altersweisheit erlaubte ersich, etwa über das Schicksal der„Wilhelm Gustloff“ und jetzt überseine Jugend zu schreiben. So hatGrass eigentlich etwas höchst Ver-dienstvolles gewagt: Er entlarvtedas heuchlerische Schweigen-müs-sen unserer Gesellschaft. Das warer seinem Nobelpreis schuldig.

Wilhelm Fuehrer, Köln

Betr.: „Tauziehen um die ,Gust-loff‘-Glocke“ (Nr. 34)

Was so feinnervig und für dieZukunft der Polen und Deutschenso wichtig für die Aussöhnung derbeiden Völker begonnen hat, näm-lich der kulturelle Austausch, diewirtschaftliche Zusammenarbeitund ein beginnender Tourismus,das alles setzen die beiden Brüderdurch ihre verantwortungsloseHetze auf’s Spiel. Haben sie nochnie von der „Charta der Vertriebe-nen“ gehört, die bereits 1950, alsovor 56 Jahren, jedweder Rache undVergeltung abgeschworen hat? AlsRepräsentanten einer alten, euro-päischen Kulturnation, wie sie Po-len unwidersprochen ist, bieten dieBrüder Kaczynski ein jammervol-les Bild. Das polnische Volk hat sienicht verdient! Auf vielen Reisennach Polen (Ostpreußen und Pom-mern) haben wir viele Menschenkennen- und schätzengelernt. Überweitere Reisen nach Polen müssenwir nun wohl nachdenken und dieEntwicklung abwarten. Sehr scha-de! Margrit und

Winfried Schiewer, Allendorf

Franz-Josef Jung ist der Aufgabe nicht gewachsen Churchill außerhalb jeder Kritik

Ende des LeugnensBetr.: „Nicht objektiv“ (Nr. 33)

Polen sieht sich als Opfer undwill um nichts in der Welt aus die-ser angeeigneten Rolle gerissenwerden, was zur Folge hat, daß hi-storische Wahrheiten nicht nurverschwiegen, sondern mit äußer-ster Aggressivität abgewehrt wer-den. Nun ist aber nicht zu leugnen.daß auch die nationalistische Poli-tik Polens ihren Anteil am Aus-bruch des Zweiten Weltkrieges hat-te und daß bei den Vertreibungenschlimmste Verbrechen begangenworden sind. Die Täter sind heutesehr alt oder lange tot. Sie reprä-sentieren das heutige Polen nichtmehr, das sich selbst verunreinigt,wenn es nicht zu seiner ganzenVergangenheit steht.

Schauen wir uns das Schweigender Bundesregierung an, drängtsich der Eindruck auf, daß sie derpolnischen Regierung in nichtsnachsteht, eher ihr noch hinterher-hinkt, denn die Polen haben ihreeigenen Opfer nie vergessen, wassie ehrt. Alfred Anderson, Lörrach

Betr.: „Kalt geduscht?“ (Nr. 30)

Wieder hat Hans Heckel mitseinem Wochenrückblick den Na-gel auf den Kopf getroffen. Groß-artig, wie er das Phänomen „Staa-tengemeinschaft“, das als Phan-tom durch die politische Land-schaft geistert, für alle Leser ver-ständlich macht. Ebenso auf-schlußreich ist seine Würdigungdes derzeitigen Verteidigungsmi-nisters. Hierzu seien einige An-merkungen erlaubt.

Franz Josef Jung ist ein Protegédes hessischen Ministerpräsiden-

ten Roland Koch, jenes Mannes,der rigoros durchgreift, wenn je-mand nicht nach seiner Pfeifetanzt. Als Beispiel sei der Raus-schmiß des Martin Hohmann ausder CDU genannt, mit dessen An-sicht Herr Koch sich nicht identi-fizieren konnte. Der Ministerprä-sident hat mit F. J. Jung zudem ei-nen Mann seines Vertrauens indie Ministerriege gehievt, um sonoch stärker Einfluß auf dieBundesregierung nehmen zu kön-nen.

Nun hat der Verteidigungsmini-ster von seinem Vorgänger zwar

den Auftrag übernommen,Deutschland am Hindukusch zuverteidigen. Das genügt F. J. Jungaber offenbar nicht. Er möchte al-len Ländern Mores lehren, dienicht in Ruhe und Frieden lebenwollen. So drängelte er sich unteranderem in den Kongo undmöchte selbst im Libanon kräftigmitmischen.

Dabei leistet ihm sein Partei-freund Elmar Brok tatkräftigSchützenhilfe. Man hat bei alle-dem den Eindruck, daß beide Po-litiker erst wissen, was sie den-ken, wenn sie hören, was sie sa-

gen. Wie sonst ist es zu verstehen,daß sie sich hinter die imaginäre„Staatengemeinschaft“ zurückzie-hen, wenn sie die Sinnlosigkeitihrer Vorhaben erkennen oder siehierauf hingewiesen werden müs-sen. Mit ihren unüberlegten unddilettantischen Äußerungen ma-chen sie zudem deutlich, daß sieihren Aufgaben nicht gewachsensind und deshalb für strategischeEntscheidungen ungeeignet sind.Das ist gewiß kein gutes Renom-mee für die Bundesregierung.

Walter Grubert, Hannover

Betr.: Leserbrief „Königsberg –1944 über Nacht ausgelöscht“(Nr. 32)

Die Bombardierung Königsbergs1944 war nur einer von vielensinnlosen Terrorangriffen der eng-lisch-amerikanischen Luftflotten.Sie waren weder kampf- nochkriegsentscheidend und standen inkeinem Verhältnis zu den Angrif-fen der deutschen Luftwaffe aufEngland. Verantwortlich hierfürwar Luftmarschall „Bomber“-Har-ris im Auftrag von Premier Chur-chill. Es waren Kriegsverbrechen,

heute würden sie dafür vor einemTribunal stehen.

Nun gibt es Stimmen, die der jet-zigen britischen Bevölkerung einekritischere Betrachtung der dama-ligen Kriegsführung zubilligenwollen. In einer Umfrage der BBCvor einiger Zeit haben eine MillionBriten Churchill zum größten Bri-ten aller Zeiten gewählt. Danach istzu befürchten, daß eine Bereit-schaft zur Kritik an der damaligenKriegsführung noch Jahrzehntewachsen muß. Eher anzunehmenist aber: „Right or wrong – mycountry.“ Alfred Kümpel, Fritzlar

Welche Alternative haben die Polen denn?Betr.: „Eine ,sehr brutale Politik‘“(Nr. 28)

Ich bin ein tschechisch-österrei-chischer gelegentlicher Leser IhrerZeitung, der über Polen gut infor-miert ist, dies nicht nur aus ge-schäftlichen Gründen, sondernauch wegen meiner polnischen Le-benspartnerin.

Entschuldigen Sie mir bitte„scharfe Worte“, denn ich muß sa-gen, Ihr Artikel ist einseitig – unddie zitierte „Gazeta Wyborcza“, dieTageszeitschrift der ehemaligenKommunisten, die nur ihre Rheto-rik kosmetisch verändert haben –ist nicht glaubwürdig. Die „Gazeta“lügt, wenn sie behauptet, die Poli-tik der heutigen polnischen Regie-rung sei gegen die EU oder gegenDeutschland orientiert.

Die Polen lehnen zwar streng einEU-Superstaat-Konzept ab, aberhier sollte man ihnen eher dankenals sie zu kritisieren, denn die EUwird heute von der Linken mehrund mehr beherrscht, und dasführt nicht zu guten Zielen. DieEU-Behörden hatten sogar die al-

ten tschechoslowakischen Kom-munisten aus der Sowjetzeit desLandes angenommen.

Herr Lepper ist nicht mein Vor-bild, nunmehr er ist als Repräsen-tant der gewöhnlichen Leute ausdem Dorfe, also der mit der Land-wirtschaft verbundenen Mitbürger,zu verstehen. Er repräsentiert einebestimmte Bevölkerungsschicht,die kann man nicht aus der Politikdes Staates ausblenden. Was HerrnGiertych betrifft: Er ist ein hochge-bildeter Rechtsanwalt, dessen Re-den kultiviert und sachlich sind –im Vergleich zu Donald Tusk („Bür-gerplattform“, die sich als Liberaledeklarieren). Herr Tusk konnte nurkritisieren und sonst nichts. Ichhatte den Eindruck, daß er eineMarionette eines unsichtbarenHintergrunds der bisher links-orientierten Medien ist.

Eine objektive Sicht auf Polen istheute schwierig, denn die neue po-litische Szene ist in Entwicklung,die auch mehrere Turbulenzen auf-weisen kann. Nunmehr: KönnenSie als Redakteure eine konkreteAlternative für die jetzige Regie-

rung nennen? Auf die Linke undihre neue Mimikry hat das polni-sche Volk in den letzten Parlament-wahlen aus logischen Gründeneindeutig verzichtet: Folgen ihrerAmtszeit sind mehr als drei Millio-nen Arbeitslose und das Monatsge-halt in einem niederschlesischenDorf (außer Breslau) machte 200Zloty (50 Euro) pro Kopf aus. Solles dem polnischen Volk also ban-gen nach der Kwasniewski-Zeit,die außer Arbeitslosigkeit und Ar-mut noch eine riesige Welle derKorruption hervorgebracht hat?

Auch die Demokraten inDeutschland hatten vor ein paarJahren das durch die Schröder-Fi-scher-Gruppe forcierte EU-Super-staatskonzept abgelehnt und siehatten recht. Deutschland mußdeutsch sein, wie auch Polen pol-nisch sein muß. Keine Homosexu-algesetze, sondern Gesetze, dieTradition und die universale Moral,die von den gemeinsamen christ-lichen Wurzeln Europas entstan-den ist, gehören zu einem harmo-nischen Europa. Vladimir Kebrle,

Usti nad Orlici, Tschechei

Falsche historische ZuordnungBetr.: „Mein Gott, das treibt mirTränen aus“ (Nr. 31)

Zwei Bemerkungen zu diesemBeitrag. 1732 war die Zustim-mung evangelischer Fürsten für

die Pragmatische Sanktion nichtmehr erforderlich. Kaiser Karl VI.hatte diese Regelung per Gesetzbereits 1713 vollzogen.

Der unselige Grundsatz „cuiusregio, eius religio“ (lateinisch für:

wessen Land, dessen Religion),war eine Bestimmung (ius refor-mandi) des Augsburger Religions-friedens von 1555, also schon vordem Westfälischen Frieden.

Hannes O.-Lätzen, Augsburg

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LE B E N S ST I L E12 Nr. 36 – 9. September 2006

Rosen, Rasen und RabattenDer »Tag des offenen Denkmals« ist in diesem Jahr Parks und Gärten gewidmet

Die Schönheitder Rosen

Alljährlich blühen und duf-ten mehr als 1000 histori-

sche Rosen in etwa 400 Sortenin den beiden Rosengärten der„Stiftung Preußische Schlösserund Gärten in Berlin-Branden-burg“ (SPSG). In dem 1989wiederhergestellten Rosengar-ten auf der Pfaueninsel und indem 1997 wiederhergestelltenRosengarten im Park Charlot-tenhof von Sanssouci sind dieRosen, entsprechend der Tradi-tion, überwiegend auf Hoch-stämme veredelt – und bietenden Besuchern für Auge undNase einen außerordentlichenGenuß bei angenehmer Be-quemlichkeit.

Mit dem jetzt erschienenenersten Rosenführer will dieSPSG den Wunsch vieler Besu-cher erfüllen, die Namen, dasZüchtungsjahr und die Klasseder bewunderten Rose zu erfah-ren. Deshalb sind alle Rosen-stöcke in den Gärten mit Kenn-zahlen auf blauen Etiketten ver-sehen. Über das Kennzahlver-zeichnis in diesem Führer er-fährt er das Gewünschte. Wermit der Absicht kommt, einigebestimmte historische Rosen inBlüte zu sehen, dem dient dieFindliste mit den ausklappba-ren Standortplänen.

Die von Peter Joseph Lenné inhöchst unterschiedlicher Ge-stalt 1821 und 1835 geschaffe-nen Rosengärten auf der Pfau-eninsel und im Park Charlotten-hof sind die frühesten in Preu-ßen. Ihre bemerkenswerte Ge-schichte wird in dem Rosenfüh-rer einleitend in konzentrierterForm geschildert.

Der bequem in jede Hand-oder Jackentasche passendeWegweiser bietet die schöneGelegenheit, sich mit der Ge-schichte in einer der histori-schen Rosenlauben mühelos amSchauplatz vertraut zu machen.Der 52 Seiten starke Führer mitausgesuchter, farbiger Bebilde-rung ist für 4,90 Euro in denMuseumsshops der Preußi-schen Schlösser und Gärten er-hältlich. pm

Am Sonntag werden Kultur-staatsminister Bernd Neu-mann (CDU) und Berlins

Regierender Bürgermeister KlausWowereit (SPD) den diesjährigen„Tag des offenen Denkmals“ in Ber-lin eröffnen. Die Hauptstadt giltbundesweit als Vorbild in der Pfle-ge öffentlicher Grünanlagen undim denkmalpflegerischen Umgangmit historischen Parks und Grün-flächen. „Fast ein Zehntelder Berliner Denkmale sindbedeutende Zeugnisse derGartenkunst und Gartenge-schichte“, betont Landes-konservator und Direktordes LandesdenkmalamtesBerlin, Jörg Haspel.

Grün ist schließlich amdiesjährigen „Tag des offe-nen Denkmals“ angesagt.Neben historischen, sonstmeist nicht zugänglichenBauten, die sich an diesemTag für Besucher öffnen,stehen in diesem Jahr „Ro-sen, Rasen und Rabatten“,so das Motto, im Blick-punkt. Die Veranstalter er-warten bundesweit rundvier Millionen Besucher.Mehr als 2500 Städte undGemeinden haben ihre Teil-nahme zugesagt und wollenSchloßparks, Kloster- undBauerngärten, Stadtparksund alte Alleen vorstellen.

In Berlin werden es auchdie „durchgrünten Außen-räume von Siedlungen undWohnadressen des 20. Jahr-hunderts“ sein, so Jörg Has-pel und er verweist auf diesechs Siedlungen der Berli-ner Moderne, die für die Welterbeliste bei derUnesco eingereicht wurden:Siedlung Schillerpark,Wohnstadt Carl Legien,Großsiedlung Siemensstadt,Hufeisensiedlung, Garten-stadt Falkenberg und WeißeStadt. Die Siedlungen ent-

standen zu Anfang des 20. Jahr-hunderts unter der Federführungvon heute so bekannten Architek-ten wie Hans Scharoun, BrunoTaut und Martin Wagner (beideaus Königsberg). Leberecht Miggeund Ludwig Lesser wirkten alsGartenkünstler entscheidend mit,um die Grün- und Freiflächen als„Außenwohnräume“ zu gestalten.

In den letzten Jahren sind vor al-lem große Schloßparks zu einembesonderen Anziehungspunkt ge-

worden. Der romantische beiSchloß Rheinsberg mit all seinenversteckten Schönheiten, die Parksum Schloß Charlottenburg oderSanssouci, der Große Garten vonHerrenhausen, die Parks in Wör-litz, Muskau oder Branitz ... Der„Tag des offenen Denkmals“ gibtauch den Einheimischen Gelegen-heit, diese Parks wieder einmal zubesuchen und ganz genau hinzu-schauen, um die eine oder andereBesonderheit zu entdecken und

altbekannte Parks und Gärten un-ter ganz neuen Gesichtspunktenzu erfahren.

Gärten gab es übrigens schon inder Antike. Sie wurden oft als Aus-stellungsmöglichkeiten der Skulp-turensammlungen genutzt. ImLaufe der Zeit änderten sich dieBedürfnisse der Menschen, aberauch ihr Geschmack. Wurden inder Renaissance die Gärten in ei-nem Rechteck mit vielen geometri-schen Elementen und verwinkel-

ten Wegen angelegt, zogman im Barock die totaleSymmetrie vor. Selbst diePflanzen erhielten einenentsprechenden Schnitt. Im 18. Jahrhundert dann er-oberte der sogenannte„Englische Garten“ die Her-zen. Locker angepflanzteBäume, große Rasenflächenund verschlungene Wegewaren typisch für diesenGarten. In der folgendenZeit begann man, die ein-zelnen Elemente zu mi-schen. Im 19. Jahrhundertwuchs das Bedürfnis nachinnerstädtischen „grünenLungen“, nach Erholungsor-ten und öffentlichen Parks.Verkehrsfreie Zonen undKinderspielplätze wurdenangelegt. Der Leipziger ArztDaniel Gottlieb MoritzSchreber (1808–1861) ließaus gesundheitlichen Grün-den Kinder und Jugendlichekleine Gärten bepflanzenund pflegen. Die Eltern er-kannten bald den Nutzender Gärten, um ihr Gemüseselbst zu züchten, aber auchum sich zu erholen. DreiJahre nach dem Tod Schre-bers wurde der erste„Schreberverein“ gegrün-det, und der Name „Schre-bergarten“ ist noch heuteein Begriff. Ob Kleingartenoder Schloßpark – am 10. September stehen sie al-le im Mittelpunkt des Inte-resses.

Gegen jede Krankheit ist einKraut gewachsen, sagt der

Volksmund. Und gewiefte Gärtnersind der Meinung, daß auch ge-gen allerlei Schädlinge und Pflan-zenkrankheiten ein Kraut ge-wachsen ist.Arthur Schnit-zer, langjähri-ger Berater fürdie Steiermär-kische Land-w i r t s ch a f t s -kammer undselbst passio-nierter Gärtner,hat mit seinemBuch „Gärt-nern ohne Gift“nun einenp r a k t i s c h e nRatgeber vorge-legt. Leicht ver-ständlich schil-dert er allenam biologischen Gärtnern inter-essierten Pflanzenfreunden, wiesie ohne die chemische Keuleauskommen.

Wichtig ist, daß man seinenGarten täglich besucht und auf-merksam verfolgt, welche Pflanzeeventuell „leidet“. Der „grüneDaumen“ allein reicht also nicht,man muß schon darauf achten,daß nicht nur die Schädlinge be-kämpft, sondern auch die Nütz-linge gepflegt werden.

„Beim vorbeugenden Pflanzen-schutz geht es in erster Linie um

die Stärkung unserer Kulturpflan-zen und um die damit verbunde-ne Verminderung der Gefahr vonSchädlings- und Krankheitsbe-fall“, so Schnitzer. „Besonderswichtige Hilfsmittel für den vor-

beugenden Pflan-zenschutz sindverschiedene Aus-züge von Kräuternund Pflanzen. Vor-beugen ist auch imGarten besser alsheilen.“

Ackerschachtel-halmbrühe oder -jauche gegen sau-gende und blatt-fressende Insektenoder gegen Mehl-tau, Pechnelkenex-trakt zur Stärkungder Pflanzen, To-matentriebjauchegegen den „Erz-

feind“ der Gärtner, die Schnecke,aber auch Schwarzer Tee gegenLäuse an Zier- und Zimmerpflan-zen – das alles empfiehlt Schnit-zer den Gärtnerkollegen, die indiesem Ratgeber allerlei Wissens-und Nachahmenswertes findenwerden. man

Arthur Schnitzer: „Gärtnern ohneGift. Ein praktischer Ratgeber“,Böhlau Verlag, Wien 2006, 233Seiten mit zahlr. farbigen Abb.,geb., 19,90 Euro, PMD-Bestell-nummer 5670.

Rheinsberg: Der gepflegte Schloßgarten lockt das ganze Jahr über Besucheraus nah und fern. Foto: Osman

Eine Erinnerung an das ParadiesAuch Maler und Dichter waren fasziniert von der Schönheit der Gartenkunst

Ohne Gift Wertvoller Ratgeber eines Fachmannes

Giverny, Seebüll, Berlin-Zeh-lendorf – drei Orte, die etwas

gemeinsam haben. Dort lebteneinst Maler, die mit ihrem Werknoch heute die Kunstgeschichtebereichern. Dort gibt es aber auchwundervolle Gärten, die auf vie-len Bildern dieser Maler verewigtwurden.

Im französischen Giverny lebteClaude Monet. Dort ent-standen seine schönstenBilder, dort pflanzte erRosen und Lilien in allenGrößen, Formen und Far-ben, legte üppig blühen-de Beete an, pflanzte Bäu-me und Sträucher – undmalte. Seerosen hatten esihm besonders angetan.Er studierte die Farbenund das Licht zu unter-schiedlichen Tages- undJahreszeiten in seinemGarten. „Ich tue meinMöglichstes, um auszu-drücken, was ich inGegenwart der Naturempfinde“, sagte er ein-mal.

Auch Emil Nolde undsein Garten in Seebüllsind nicht voneinanderzu trennen. Seine Blu-menbilder in brennend-leuchtenden Farben ge-hören zu dem Schönsten,was es in der Kunst des

20. Jahrhunderts gibt. Und MaxLiebermann? Sein Garten amBerliner Wannsee wurde erst jetztwieder hergestellt. Grundlage fürdiese denkmalpflegerische Mei-sterleistung waren nicht zuletztauch die Gemälde, auf denen Lie-bermann seinen Garten darge-stellt hat. Mehr als 200 Ölgemäl-de mit diesem für den Künstlerunerschöpflichen Motiv hat er ge-schaffen.

Doch nicht nur Maler habensich in ihren Werken dem ThemaGarten, Pflanzen und Natur zuge-wandt. Auch Dichter und Schrift-steller konnten sich der Faszina-tion nicht entziehen. „Weit undschön ist die Welt“, schwärmteselbst Johann Wolfgang von Goe-the, „doch o wie dank ich demHimmel, daß ein Gärtchen, be-schränkt, zierlich, mein eigen ge-hört. Bringet mich wieder nach

Hause! Was hat ein Gärt-ner zu reisen? Ehrebringt’s ihm und Glück,wenn er sein Gärtchenversorgt.“ Und Hugo vonHofmannsthal befand:„Es ist ganz gleich, ob einGarten klein oder groß ist... Die Möglichkeiten derSchönheit, die sich in ei-nem Raum von fünfzehnSchritten im Geviert, um-geben von vier Mauern,entfalten können, sindeinfach unmeßbar.“ Hu-morvoll geht’s bei Her-mann Hesse zu. Er bittetdie Traumfee: „O Fee, undmache daß uns Wasserflösse / An jedem Ort,den wir bepflanzt, besät;/ Gib uns Spinat, der niein Blüten schösse / Undeinen Schubkarrn, dervon selber geht! / Und Ei-nes noch: ein sicheresMäusegift, / Den Wetter-zauber gegen Hagel-

tücken, / Vom Stall zum Hause ei-nen kleinen Lift, / Und jedenAbend einen neuen Rücken.“

Auch Rudolf Borchardt, derDichter aus Königsberg, war ein„leidenschaftlicher Gärtner“, soauch der Titel seines letzten Bu-ches. Mit der Vertreibung ausdem Garten Eden habe einst dasUnheil begonnen, und die Men-schen wären immer wieder aufder Suche nach solch einem Para-dies. Der Mensch schaffe sichGärten, so Borchardt, „um zu ver-wirklichen, dauernd oder ver-gänglich, was ihm als eine unstill-bare Sehnsucht vorschwebt, eineversagte Welt ...“

In „Meyers Enzyklopädie“ von1908 liest man, die Gartenkunst„bringt oft auf sehr beschränkterFläche dem dafür empfänglichenMenschen die mannigfaltigstenund reizvollsten Naturgenüsse na-he“. Garten- und Naturfreundesuchen gerade in unserer beto-nierten und asphaltierten Welt ei-nen Platz der Besinnung und derStille. Selbst kleine Gärten inGroßstädten verwandeln sie miteinem „grünen Daumen“ und we-nigen geschickten Handgriffen inkleine Paradiese. – „Nun weiß ich,was des Gartens Seligkeit mirwies, was Berg und Meer, Tempelund Haus nicht konnten: Erinne-rung an das verlorene Paradies“,erkannte auch der aus dem böh-mischen Trautenau stammendeAutor Joseph Mühlberger.

Ort der Besinnung: Kleiner Garten mit verwun-schenen Ecken Foto: Mußfeldt

Die „Deutsche Stiftung Denk-malschutz“ (DSD) setzt sich

als private Stiftung für den Erhaltbedeutsamer Kulturdenkmäler inDeutschland ein. Seit 1985 konn-te sie dank ihrer über 150000Spender bundesweit mehr als3000 Denkmäler vor dem Verfallretten helfen. Der „Tag des offe-nen Denkmals“, der seit 1993bundesweit jedes Jahr am zwei-ten Sonntag im September statt-findet, ist der deutsche Beitrag zuden „European Heritage Days“unter der Schirmherrschaft desEuroparats. Der Denkmaltag mitrund 4,4 Millionen Besuchern inüber 7 000 geöffneten histori-schen Bauten, Parks und archäo-logischen Stätten allein im ver-gangenen Jahr ist mittlerweile ei-ne der erfolgreichsten Kulturver-anstaltungen. In ihrer Vielfaltzeigt die Aktion insbesondere dasbreite private und ehrenamtlichebürgerschaftliche Engagementfür den Denkmalschutz. Geradein Zeiten knapper werdender öf-fentlicher Mittel setzt der „Tag desoffenen Denkmals“ damit Jahr fürJahr ein wichtiges Zeichen fürdas starke Interesse der Men-schen am gebauten Kulturerbe.Doch nicht nur in Deutschlandwidmet man sich in diesen Tagendem kulturellen Erbe der Vorvä-ter. Auch in allen anderen Län-dern Europas findet der „Tag desoffenen Denkmals“ mittlerweilestatt, wenn auch zu den unter-schiedlichsten Themen. So willman in Andorra dem Weg des Ei-sens nachgehen, während manim wallonischen Belgien „DasDenkmal und das Bürgerrecht“ inden Mittelpunkt stellt (in Flan-dern geht’s um Import / Export,in Brüssel um Körper und Geist –soviel zum geeinten Europa). Inden Niederlanden feiert man 20Jahre „Tag des offenen Denk-mals“, während man in Ungarndie Architektur der Postmodernekritisch betrachtet. Portugal be-schäftigt sich mit Kindern und Ju-gend, Zypern mit Jugend und Bil-dung. – Ein buntes Programm ineinem Europa der Vielfalt. o-n

Großes Interesse an Kulturerbe

Von SILKE OSMAN

Von HELGA STEINBERG

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Nr. 36 – 9. September 2006 13Das Ostpreußenblatt

Eine Pyramide in MasurenTouristen-Attraktion: Das Fahrenheid-Mausoleum im südlichen Teil des Kreises Angerapp

Als geheimnisumwitterteAttraktion in Ostpreußengilt die bis vor kurzem

kaum auffindbare, weil vom Wal-de in der sumpfigen Luschnitz zu-gewucherte „Pyramide von Masu-ren“. Dieser wenig bekannte Back-stein-Bau, 15,9 Meter hoch undmit einer Kantenlänge von 10,40Meter versehen, wurde der ägypti-schen Cheopspyramide von Gizehin schlanker Formnachempfundenund ist im südost-preußischen Teildes historischenKreises Angerappzu finden. Fährtman von dem un-mittelbar an der Grenze liegendenOrt Klein-Angerapp, zu PolnischRapa, nach Süden in RichtungBenkheim, so passiert man nur200 Meter jenseits des Ortsaus-gangschildes auf der linken Seitedie Mündung eines breiten Fuß-wegs, der in den Wald führt.Schon von der Straße aus ist amEnde eines geraden Naturkunde-pfades im Wald die Pyramidedeutlich zu erkennen.

Der Bau steht heute unter Denk-malschutz. Zweck des Baus: Eshandelt sich um das Mausoleumder Familie von Farenheid des na-hegelegenen Rittergutes Ange-rapp.

Über den Hintergrund der eigen-willigen Form des Mausoleumswird viel spekuliert. Noch mehrwird jedoch über die Leichnamediskutiert, die nicht der Verwesung

anheim gefallen, sondern vielmehrmumifiziert sind. Esoteriker gehenzum Teil davon aus, der Erbauerder Pyramide sei Geomantie-An-hänger gewesen und habe dieGrabstätte auf einer irdischenKraftlinie erbaut. Andere vermutenals Ursache der Mumifizierung derLeichname besondere Strahlungeninnerhalb der Pyramide. Tatsäch-lich halten auffallend viele Besu-cher ihre Hände an den Außenbau,um so die vermeintlichen Strah-lungen aufzunehmen, denen hei-

lende Kräfte nach-gesagt werden.

Wegen der Py-r a m i d e n f o r mwird der Bau oft-mals dem am 31.Oktober 1815 ge-borenen und im

Dreikaiserjahr 1888 verstorbenenBegründer der Kunstschöpfungvon Schloß Beynuhnen, Fritz vonFarenheid-Beynuhnen, der ein be-sonderes Faible für die Antike ent-wickelt hatte, zugesprochen. Tat-sächlich wurde das Mausoleum je-doch schon vor dessen Geburt er-baut und seiner Bestimmung zuge-führt.

Fest steht, daß die am 30. De-zember 1811 verstorbene dreijäh-rige Enkelin des berühmten preu-ßischen Kriegs- und DomänenratsJohann Friedrich von Farenheid(1747–1843) in dem zu diesemZeitpunkt, also vier Jahre vor derGeburt des Kunstschöpfers Fritzvon Farenheid-Beynuhnen, bereitsfertiggestellten Mausoleum bestat-tet worden war.

Das Mausoleum liegt zudemvon dem Standort des von den So-

wjets geplünderten und niederge-brannten Schlosses Beynuhnenfünf Kilometer entfernt. Es ist demRittergut Angerapp zuzurechnen.Sowohl das Rittergut als auch Bey-nuhnen waren seit 1773 in Fami-lienbesitz der 1789 in den Adels-stand erhobenen Farenheids.

Von dem Festsaal des noch heu-te existierenden Herrenhauses desRittergutes konnte man die nur1000 Meter entfernt gelegene Fa-miliengrabanlage sehen.

Nicht mit Klarheit festgestelltwerden kann indessen, ob, wievielfach behauptet, die energeti-sche Wirkung des Pyramidenbaus,eine natürliche Mumifikation inder sumpfigen Luschnitz oder ei-ne künstliche Mumifizierung statt-gefunden hat.

Die Familie galt aber in allenGenerationen als christlich. Auchder Kunstschöpfer, der sich nebenseinem Freund, Major Ulrich vonSalpius, beerdigen ließ, wählteseine eigene Grabinschrift: „Ver-lassend eine Welt, reich an uner-füllter Sehnsucht, harre ich in De-mut der hohen Offenbarungen imHerrn.“

Das Mausoleum ist heute in ei-nem baufälligen Zustand. Die Ad-ministration hatte vor kurzem einedenkmalpflegerische Bezuschus-sung durch die KreisgemeinschaftAngerapp und die Landsmann-schaft Ostpreußen abgelehnt. DiePolen wollen die Restaurierungs-maßnahme aus eigenen Mitteln fi-nanzieren.

Der Zustand der Pyramide ist inder Tat bedenklich. Durch seitlichherausgebrochene Fenster könnenBesucher vier Särge sehen, einer

davon, der direkt vor den Fenster-öffnungen plaziert ist, ist geöffnet.In diesem liegt eine kopflose Mu-mie. Mit dieser „Attraktion“ wirbt

die polnische Tourismusbrancheintensiv auf Werbeschriften undim Internet für die grenznahe Re-gion.

Von BERNHARD KNAPSTEIN

Mausoleumzieht

Esoteriker an

Schockierender Blick: Durch die herausgebrochenen Fenster istdie keine 200 Jahre alte Fahrenheid-Mumie zu sehen. Foto: B. K.

Wenn einer eine Reise tut,dann kann er was erleben.

Doch nicht auf alles ist er vorbe-reitet. Das baufällige Farenheid-Mausoleum ist schon von wei-tem als christliche Grabstätte er-kennbar. Ein sinnvoller Natur-kundepfad leitet Schüler undTouristen direkt zur „Pyramidevon Masuren“. Erreichen dieseüber den Baum- und Blümchen-pfad dann das Mausoleum, denKopf voll harmloser Fauna undblicken in das Innere des Ob-jekts, ist es mit der Harmlosig-keit vorbei. Geschockt wirft derBetrachter seinen Blick unmittel-bar auf einen geöffneten Sarg, inwelchem eine geköpfte Mumiekeine Totenruhe finden darf.Hört man sich bei ortsansässigenPolen um, so waren im Jahr 1945marodierende Sowjets dieGrabschänder. Mag sein, dochentschuldigt das den bestehen-den Zustand? Situationsbe-schreibung: Der geöffnete Sargist im direkten Blickfeld des Be-trachters positioniert worden,der ehemalige Zugang zur Pyra-mide wurde noch nicht vor allzulanger Zeit zugemauert, die Fen-ster sind nachträglich aus demMauerwerk herausgebrochenund vergittert worden. UntermStrich: Hier wird gezielt ein Gru-selkabinett präsentiert.

Die Tourismusbranche wächstrasch in Ostpreußen und zeigtnun ihre schlimmste Fratze: dieprofessionell gestörte Totenruhe.Denn wer eine Pyramide besu-chen möchte, der soll auch eineMumie finden. Die aktuelle Grab-schändung ist nicht von sowjet-ischer Hand! B. Knapstein

Gestörte Totenruhe

Das geistliche Leben imKloster der Dreifaltigkeitund des Erlösers im ost-

preußischen Eckertsdorf, besserbekannt als Philipponenkloster,hat mit dem Tode der letzten Or-densschwester, der 89jährigenSchwester Fima – bürgerlich Afi-mia Kuschmierz –, am 8. April2006 ein Ende gefunden.

„Alles hat seine Zeit!“, so heißtes schon in der Bibel.

Die Altgläubigen, auch Philip-ponen genannt,hatten im 17.Jahrhundert dieReformen derRussisch-ortho-doxen Kirchenicht anerkanntund pflegten ih-ren Glaubenweiterhin nachAltem Ritus. AlsGründer derG l a u b e n s g e -meinschaft giltihr Prophet Phi-lipp, der den Todauf dem Schei-terhaufen fand.Wegen ihrer reli-giösen Anschau-ungen verfolgt,wurden sie zurEmigration nachPreußen ge-zwungen, wo ih-nen König Fried-rich Wilhelm III. per Sonderge-setz 1825 Glaubensfreiheit undZuflucht gewährte und sie eineneue Heimat fanden. Die erstenAltgläubigen trafen in den 20erJahren des 19. Jahrhunderts inMasuren ein.

Die Geschichte der masuri-schen Altgläubigen ist eng mit

dem Kloster in Eckertsdorf ver-bunden, dessen Anfänge in dasJahr 1836 zurückreichen, als La-wrientrij Pastropin (1762–1851)am Ufer des Duss-Sees eine klei-ne Einöde gründete. 1847 wurdesie zum Kloster umgewandelt.

In dieser Zeit lebten in zehnDörfern der Johannisburger Hei-de bereits fast 5 000 Altgläubige.

Die größte Blütezeit des Frauen-klosters fällt in die Jahre vor demAusbruch des Ersten Weltkrieges.Neben den strengen religiösenPraktiken arbeiteten die Nonnenhart in der Landwirtschaft, dem

Sozialdienst und in der Kranken-pflege.

Das Kloster überstand die Wir-ren des Zweiten Weltkriegs. An-fang der 60er Jahre lebten nochzwölf Nonnen unter ihrer Oberin,Schwester Antonina, im Kloster.Nach dem Tod der letzten Oberin,übernahm Schwester Lena, bür-

gerlich Helene Stopka, bis zu ih-rem Tode am 30. März 2005 diegeistliche Leitung des Klosters,das aber inzwischen Familie Lud-wikowski aus Nikolaiken gericht-lich übertragen wurde, die sichum die Erhaltung des Klosters be-mühten.

Das Kloster blieb in den Folge-jahren auch vor fragwürdigenEnteignungsmaßnahmen des pol-nischen Staats nicht verschont. Sowurden die einzigartige Ikonen-sammlung und wertvolle Bücherim Rahmen einer nächtlichen Ak-tion ins Museum für Ermländi-

sche Geschichteauf das SchloßHeilsberg ver-bracht. DieseMaßnahme wur-de später alsSchutz vor Be-schädigung undKunstraub legiti-miert.

Die letzten bei-den bescheidenlebenden Schwe-stern waren inden 90er Jahrenimmer wieder inFi lmbei t rägenvorgestellt wor-den, was den Rufdes Klosters alsSehenswürdig-keit und als le-bendiger Belegfür die ToleranzPreußens nochforcierte.

Das von den Medien vielbeach-tete und von Touristen unaufhör-lich aufgesuchte masurischeKleinod am Duss-See ist heute alsKlostermuseum zu besichtigen.Die Gräber der letzten beidenSchwestern befinden sich aufdem kleinen Friedhof auf derRückseite der Klostergebäude.

Von FRYDERYK TEGLER

Ende der PhilipponenLetzte Ordensschwester der Altgläubigen in Eckertsdorf gestorben

HeimkehrTilsiter Elch hat Königsberg verlassen

Nach 60jähriger Abwesen-heit ist der Tilsiter Elch,der zuletzt im Königsber-

ger Tierpark stand, an die Memelzurückgekehrt.

Noch bis vor zwei Jahren standdas lebensgroße Bronzetier rampo-niert, seiner Schaufeln verlustig,im verwahrlosten Gesträuch. Dasam 29. Juni 1928 eingeweihte Elch-standbild ist ein Werk des Bildhau-ers Ludwig Vordermeyer, herge-stellt in der Kunstgießerei Noack inBerlin-Friedenau.Von einem hohenPodest blickte dasTier einst zumGrenzlandtheaterund zum Memel-strom und prägte so das Stadtbild.

Im Krieg überstand der ElchBombenangriffe und Kampfhand-lungen. In der Sowjetzeit mußteder Elch einem ausgemustertenPanzer T 34 weichen, einem Zei-chen des Sieges.

An den Stadtrand abgeschobenbrachen Kinder bald die ersteSchaufel ab, die nur durch einenglücklichen Umstand vor der Alt-metallverwertung gerettet werdenkonnte. Um weiteren Ärger zu er-sparen, wurde der Elch nach Kö-nigsberg in den Tierpark verfrach-tet, wo bald auch die zweite Schau-fel abbrach. Mit Beginn der 90erJahre setzten die ersten Bemühun-gen der heutigen Bewohner Tilsitsein, den Elch zurückzubekommen.

Es war der RegionalforscherIsaak Rutman, der gemeinsam mitdem städtischen Kulturamt unddem Museum eine Unterschriften-sammlung mit der Forderung„Gebt den Elch zurück!“ startete.

In dem Streit um den Elch muß-te selbst Gouverneur Matotschkineingreifen, der den Elch der Stadt

Tilsit zusprach. Man schickte ei-nen Tieflader nach Königsberg,um den Elch aus seiner Verban-nung zu holen und ihn anläßlichdes 100jährigen Jubiläums des Til-siter Stadttheaters nach Ende derFestveranstaltung den Gästen zupräsentieren. Doch dann standnur der leere Tieflader da. Er hat-te umkehren müssen, weil die Di-rektion des Tierparks den Eingangzugekettet und die Weisung desGouverneurs schlichtweg igno-riert hatte.

Auch die Stadtgemeinschaft Til-sit bemühte sich um die Heim-

holung der Bron-ze. StadtvertreterHorst Mertineitbrachte währendder Kieler Wochedie Bürgermei-

ster von Königsberg und Tilsit aneinen Tisch, wo sie versprachen,den Elch heimkehren zu lassen.Die Gebietsduma setzte nach ei-nem weiteren Einwirken Merti-neits Ende 2005 den Elch auf dieTagesordnung und beschloß seineRückkehr nach Tilsit. Die StadtTilsit entschied den Wiederauf-bau der Bronze auf einem gepfla-sterten Rondell an der Angerpro-menade, Ecke Hohes Tor, gegen-über dem früheren Amtsgericht.

An den erheblichen Kosten fürÜberführung, Restaurierung undAufstellung will sich die Stadtge-meinschaft Tilsit beteiligen. Seitdem 24. August des Jahres zeigtsich der von einer KönigsbergerKunstschmiedewerkstatt restau-rierte Elch in voller Pracht undSchönheit wieder den alten undneuen Tilsitern, auch wenn er nunnicht mehr zum Memelstrom,sondern in die Gegenrichtungschaut und seinen stummen Blickauf eine Leninstatue richtet. DochElche sind friedfertig. Lenin hatnichts zu befürchten.

Von HANS DZIERAN

»Gebt den Elchzurück!«

Ramsauer Denkmäler

saniert

Der „Bund Junges Ostpreu-ßen“ (BJO) hat in Ramsau,

Kreis Allenstein, das Kriegereh-renmal des Kirchspiels sowie dasVolksabtimmungsdenkmal sa-niert.

Das Kriegerehrenmal wurde inkommunistischer Zeit seiner Ge-fallenentafeln, von denen eineaufgefunden werden konnte, be-raubt. Neben der alten Platte hatder BJO zwei neue, in deutscherund polnischer Schrift gehaltenePlatten eingesetzt und das in sei-ner baulichen Substanz gefährde-te Objekt gesichert.

Auch das kleinere Denkmal zurErinnerung an die Volksabstim-mung vom 11. Juli 1920 wies er-

hebliche Substanzverluste auf unddrohte der endgültigen Zerstö-rung anheim zu fallen.

Die Zustimmung der polnischenRamsauer zur Sanierung auch die-ses Denkmals war souverän undeindeutig. „Das gehört doch hier-her“, heißt es dort lapidar.

An den Sanierungsarbeiten un-ter der Leitung Klaus Staschkoshat sich daher auch die polnischeBevölkerung Ramsaus beteiligt.Probleme wie mit dem Bismarck-Obelisken von Eichmedien gab eshier keine. BK

Ramsauer AbstimmungssteinFoto: Staschko

Eckertsdorf: Touristenmagnet Philiponenkloster, geistlichesZentrum der Altgläubigen Foto: Archiv

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OST P R E U S S E N H E U T E14 Nr. 36 – 9. September 2006 Das Ostpreußenblatt

Lewe Landslied,liebe Familienfreunde,

es sind viele Erfolge zu verzeich-nen, große, größere und kleine, sodaß ich auf unserm Seminar „DieOstpreußische Familie“, das vom15. bis 17. September im Ostheimin Bad Pyrmont stattfindet, eineerfreuliche Bilanz ziehen kann.Ich muß noch einmal auf dieses„Familientreffen“ hinweisen, dennwie ich feststellen mußte, habenviele Leserinnen und Leser die er-folgten Bekanntgaben nicht be-merkt, weil sie im Urlaub waren.Leider können auch einige unse-rer Getreuesten nicht teilnehmen,weil zu dieser Zeit viele Heimat-treffen stattfinden. Das ist schade,denn es wird diesmal ein sehr in-formatives Seminar werden, dasganz auf das Aufgabengebiet unse-rer Ostpreußischen Familie zuge-schnitten ist und sich mit Suchfra-gen und Ahnenforschung beschäf-tigen wird. Auf einem „Spinnstu-benabend“ soll es dann ganz hei-matlich zugehen, so wie er einmaltohuus war, mit spannenden Ge-schichten und alten Spinnstuben-liedern, die sich ja in unserer Hei-mat am längsten gehalten haben.Wer sich noch schnell entscheidenkann und will, wende sich an dasOstheim – Jugendbildungs- undTagungsstätte, Parkstraße 14 in32812 Bad Pyrmont, Telefon (0 5281) 93 61-0, Fax (0 52 81) 9 36 11! Wenn ich Erfolge melden kann,dann freue ich mich natürlichsehr. Wenn, ja, wenn ... leider be-komme ich nicht immer Rück-meldungen. Es geht ja nicht da-rum, daß ich mich aufgrund vonerfreulichen Ergebnissen „pör-schen“ will, sondern ich möchtedoch unsere ganze große Familiedaran teilhaben lassen. Aber nichtimmer will ich monieren, ich binschließlich keine „Meckertante“,und so kommt mir der Brief mei-nes Landsmannes und langjähri-gen Heimatfreundes HeinzgeorgNeumann aus Lüneburg gerade

recht. Der Vizepräsident des Ver-waltungsgerichtes a. D. schreibtnämlich: „Nach wie vor ist meinerster Blick in Ihre Rubrik. Mirkam der Gedanke, daß SuchendeIhnen nicht das Ergebnis mitge-teilt haben. Ich bringe Ihnen dahereinige Fälle, die vielleicht interes-sieren können!“ Sie tun es, lieberHerr Neumann, und ich danke Ih-nen sehr, auch für Ihre tatkräftigeHilfe, die aus Ihren Angaben er-sichtlich ist. Tatsächlich habe ichvon einigen Entwicklungen keineKenntnis erhalten, und so will ichdrei von Ihnen angegebene Fälleweitergeben, wie Sie diese schil-dern:

„Eine Dame suchte die Anschriftihres früheren Freundes, Vater ih-rer Tochter. Da dieser dem Adelangehörte, wies ich sie auf die ,Ge-nealogischen Handbücher desAdels‘ hin, einzusehen in allengroßen Büchereien. An Hand desdamaligen militärischen Dienst-grades könne sie zweifelsfrei denGesuchten finden. Die Suche hatteErfolg!“ Kurz und lapidar ist dieserletzte Satz, aber was könnte erbeinhalten! Der zweite Fall: „EineDame suchte das Dorf eines Re-vierförsters in Ostpreußen. An-hand einer Veröffentlichung vonHeyden, Eschment, Schulze ,Wald-und Forstwirtschaft in Ostpreußen– von der Frühzeit bis zum Jahre1939‘, erschienen 1994 in derSchriftenreihe ,Aus dem Walde‘der Niedersächsischen Landes-forstverwaltung, konnte ich ihr diedamalige Ortschaft mitteilen. Beidem Dankgespräch bat sie um eineAnschrift für die neben ihr stehen-de Freundin, was ich sofort erle-digte.“ Und dann noch dieser Vor-gang: „Ein promovierter deutscherJude aus Nazareth bat um Anga-ben zu einer Person aus Lyck, dieim Soldatenverhältnis stand. Ichkonnte ihm Archive nennen – erbedankte sich fernmündlich. In ei-nem langen Gespräch teilte er mirmit, daß er die Unterlagen für inNazareth begrabene Flieger aus

dem Ersten Weltkrieg benötige.Ein deutscher Verlag habe seineArbeit schon angenommen. Erhatte ganz vorzügliche geschichtli-che Kenntnisse. Seit 1944 habe ichnicht mehr ein so langes Aus-landsgespräch geführt! In all denFällen bat ich die Betreffenden, Ih-nen das Ergebnis mitzuteilen.“ Imletzten Fall ist dies auch gesche-hen, und ich könnte diesen groß-artigen Erfolg, der auch auf weite-ren Informationen aus unserm Le-serkreis beruhte, weitergeben. Je-denfalls freue ich mich, daß Sie,lieber Herr Neumann, eine Nach-richt mit Dank verbunden erhiel-ten. Ich hoffe, daß es Sie beflügelt,auch weiterhin so intensiv – underfolgreich – mit Ihren Kenntnis-sen und Eingebungen unsere Ost-preußische Familie zu unterstüt-zen.

In diesem Sinne freue ich michauch über das lange Schreibenvon Frau Brigitta Lehmitz aus Rat-zeburg, obgleich er wieder einmalden Wermutstropfen „zu spät“ ent-hält. Frau Lehmitz suchte dasFlüchtlingsmädchen Christel Bal-trusch, das in Poggensee (Schles-wig-Holstein) gelandet war undauf dem elterlichen Bauernhofvon Frau Lehmitz in Mannhagengearbeitet hatte. Die damals kleineBrigitta hatte Christel so lieb ge-wonnen, daß sie den Abschiedvon der 20jährigen lange nichtverschmerzen und sie bis heutenicht vergessen konnte. Unsere er-ste Veröffentlichung im Februarhatte keinen Erfolg, was auch ver-ständlich erschien, da weder Chri-stels – vermutlich ostpreußischer– Heimatort noch ihr neuer Wohn-sitz und eventuell durch Heirat ge-änderter Nachname bekannt wa-ren. Dann erbrachte der zweiteAufruf im Juni doch einen Erfolg:Er wurde gelesen. Von Christelsehemaliger Schulfreundin Toni,die diese gesucht hatte, als sie ausdänischer Internierung nach West-deutschland kam, und auch gefun-den hatte. Sie setzte sich mit Chri-

stels Schwester Wally in Verbin-dung, die sofort Frau Lehmitz an-rief. Jetzt muß ich diese sprechenlassen: „Ich kann gar nicht be-schreiben, wie ich mich fühlte.Während Wally mit mir sprach,ging es durch meinen Kopf: Chri-stel ruft nicht selber an, warum?Lebt sie nicht mehr, oder will Wal-ly nur dieVerbindungzu ihr her-stellen? Bitte,laß es sosein! – DochWally sprachaus, was ichnicht hörenwollte: Chri-stel ist vor 21Jahren anKrebs ver-storben. Ichkam also zuspät, das warb i t t e r . “I m m e r h i nhat Frau Leh-mitz durchC h r i s t e l sS c h w e s t e rviel über dieGesuchte er-fahren, so,daß sie einenaus Pommern Vertriebenen gehei-ratet und zwei Töchter bekommenhat. Und noch eine Episode ausChristels Leben bewegt Frau Leh-mitz sehr: Christel Baltrusch hatihre Familie und das Leben ihrerSchulfreundin Toni gerettet. Siestanden bereits auf der Passagier-liste der „Gustloff“. Auf der Suchenach Eßbarem war Christel aberan Land geblieben. Als das Schiffablegen wollte, war Christel nochnicht zurück. Ohne sie wollten dieandern nicht an Bord – das hat al-len das Leben gerettet. Sie kamendann auf einem Kohlendampferheraus. Wenn Wally nun in Erinne-rung an jene schweren Zeitennoch einmal Poggensee besuchensollte, findet sie einen Anlauf-

punkt bei Frau Lehmitz in Ratze-burg. So knüpft unsere Ostpreußi-sche Familie neue Verbindungenüber die Zeitläufte mit ihrenSchicksalen hinweg.

Aber ich möchte auch denjeni-gen danken, deren Wünsche wirveröffentlichten, die aber leiderkeine Erfolge erbrachten – und die

dennoch net-te Worte fürunsere Be-m ü h u n g e nfinden. WieH i l d e g a r dund GertrudKlatt, derenj ü n g s t eS c h w e s t e rC h a r l o t t eKlatt seit En-de 1945 inKönigsbergvermißt wirdund derenS c h i c k s a lwahrschein-lich ungeklärtbleibt. DieSchwesternhaben zwareinige Anrufeerhalten, abern i e m a n dkonnte etwas

Konkretes sagen. Es gibt so vieleSchicksale, die gerade in jenergrausamen Zeit versickern. Wiedas der Herta Hildebrand aus Kö-nigsberg, die von ihrem damaligenBekannten Heinrich Pauli gesuchtwurde – vergeblich! Oder das vonMaria Werner geb. Hahn und ihrerTochter Edith – gesucht von Wal-traud Will, für die es unverständ-lich ist, daß „niemand aus unserergroßen Leserschar“ die in Königs-berg lebenden Frauen gekannt hat.Die Eltern von Maria Werner – Jo-hanna und August Hahn, beideverstorben 1945 – wohnten inWesselshöfen, Krs. Heilsberg. Siehatten viele Kinder, einige verstar-ben früh, genannt werden Her-mann, August, Otto, Berta, Johan-

ne (Schwiegermutter von FrauWill) und eben Maria. Es gibt an-scheinend keine Urkunden – diewerden dringend gebraucht –,aber selbst das Standesamt 1 inBerlin mußte passen. Zwar habennach unserer Suchaktion einigeWesselshöfer bei Frau Will angeru-fen, doch die Gesuchten waren ih-nen unbekannt. Es bleiben ebenviele Rätsel ungelöst.

Warten müssen wir auf die Zu-schriften, die zu dem Thema„Bernsteinmanufaktur“ gekom-men sind – das war mein Berichtüber deren letzten Direktor, „PapaRasch“, und seinen Nachlaß, ausdem die Landsmannschaft Ost-preußen einige wertvolle Artefakteerworben hat – und die so reiz-wie liebevolle Erinnerungen bein-halten, daß ich sie gesondert be-handeln will. Mein Dank gilt vor-erst dem Sohn Peter des Ehepaa-res Rasch, und seinen mich sehrberührenden Dankesworten, so-wie Gisela Engelhardt und Irm-gard Stoschek, deren Erinnerun-gen das Thema „Bernstein“ nocheinmal beleuchten werden undganz besonders Christine Schoberfür das „Bernsteinpäckchen“, mitdem sie mich überraschte.

Überraschen kann ich vielleichtjemanden mit einigen Ansichts-karten, die ich zugesandt bekam –ein herzliches Dankeschön gehtnach Lohfelden und Möncheng-ladbach! –, weil sie für Familien-und Ortschroniken wichtig seinkönnten. Es handelt sich um Auf-nahmen von Walterkehmen, Per-kallen, vom Gasthaus Schneidereitin Gr. Rominten, vom Kurhaus Kl.Schwentischken und Fotos ausBarten ( Haus am Markt unter an-derem). Soviel für heute.

Eure

Ruth Geede

Ruth Geede Foto: privat

Schon in den 30er Jahren desletzten Jahrhunderts erhieltOstpreußen ein Teilstück

des damals sehr extensiv geplan-ten deutschen Autobahnnetzes.Die Trasse wurde vierspurig ge-plant und zum größten Teil auchso ausgelegt, was die Brücken undÜberführungen betraf. Fertig beto-niert, aber ohne die heutzutageübliche Stand-spur, wurden abernur zwei Spurenauf der Ostseiteder Trasse.

Im Jahre 2003wurde in einempolnisch-russi-schen Vertrag vereinbart, daß diealte Autobahn Königsberg–Elbingwieder hergerichtet werden sollte– und zwar als Schnellstraße zwei-ter Ordnung; das heißt nicht kreu-zungsfreie Ein- und Ausfahrten.Den Auftrag erhielt die deutsch-russische Firma „Roßbahn“. Deut-scher Teilhaber ist die Firma „Mat-täh“ aus Verden an der Aller.

Von Königsberg kommend hatman jetzt die zwei westlichen Spu-ren vollkommen neu fundamen-tiert und asphaltiert, breiter als diealten Spuren und auch mit einerschmalen Standspur versehen.Teilweise werden die alten Beton-spuren der nicht mehr benutztenSeite schon entfernt und recycelt.Wahrscheinlich sollen sie dannspäter auch wieder hergerichtetwerden.

Ab der Ausfahrt Ludwigsort hörtdie erneuerte Spur wieder auf undman fährt auf den alten Betonstrei-fen weiter bis zu einem Drahtzaunan der Grenze.

Hier soll dann eine gemeinsameGrenzabfertigung von den Polengebaut werden, aber da ist nochnicht einmal ein Spatenstich getä-tigt worden. Der dort entstehendeÜbergang ist schon mit „Momono-wo elf“ bezeichnet. Die Eröffnungder gesamten Strecke ist für 2007

angegeben. Seit Frühjahr

2006 ist dieserrussische Teil so-weit fertig – ein-schließlich Leit-planken, Beschil-derung und so

weiter. Der Termin 2005 wurdeauch einigermaßen eingehalten.Auf der polnischen Seite sind au-ßer zwei neuen Brücken über Pas-sarge und Bahnau keinerlei Arbei-ten an alten oder gar neuen Fahr-bahnen getätigt worden. Außer beiElbing selbst – dort baut manschon lange an einem autobah-nähnlichen Dreieck, das eine Aus-fahrt in Richtung Warschau ent-hält.

Laut russischer Aussage wirddie alte Autobahn ein Teilstück der„Hansaline Danzig–Königsberg–Riga“.

Im Rahmen dieser Strecke istauch eine neue Brücke über dieMemel bei Tilsit geplant.

Natürlich wird ein großer Teildieses Vorhabens von Brüssel (Eu-ropäische Union) finanziert.

Meine persönlichen Kindheitserinne-rungen gehen darauf zurück, daß inKreuzburg an einer Weggabelung

ein blaues Schild stand mit der Aufschrift„Reichsautobahn 11 km“. Hier handelte es sichum die Ausfahrt „Kobbelbude“, über die inöstlicher Richtung auch Kreuzburg zu errei-chen war (zirka 16 Kilometer südlich von Kö-nigsberg). Mein Vater besaß zu der Zeit einMotorrad (1938 bis 1939) mit Beiwagen, mitdem natürlich nichtdie ganze Familieauf einmal trans-portiert werdenkonnte, schließlichwaren wir sechsKinder. Mein Platzwar damals als Sie-benjähriger vorneauf dem Benzintankoder im Beiwagen.Ich erinnere michnoch, als wir einmalim Frühjahr 1939auf dem Weg insSamland waren zueiner Hochzeit, alsmein Vater sich aufder Autobahn zu ei-ner kleinen Renn-fahrt verleitet fühlte,und er unbedingtauf Tempo 120Stundenkilometerbeschleunigen woll-te, aber so etwa beiTempo 110 flog mei-ne ganz neueSchirmmütze da-von. Kurzerhandwurde umgedreht,denn das Verkehrsaufkommen war damalsnoch sehr gering. Die Mütze wurde gesuchtund auch gefunden.

Die zweite, weniger erfreuliche Erinnerungan „unsere Autobahn“ geht auf das Frühjahr1945 zurück. Als wir nach erfolgter Flucht über

das zugefrorene Frische Haff, auch schon beiDirschau über die Eisenbahnbrücke die Weich-sel überquert hatten, ging bei Kolberg der 2.Kessel zu, und wir kamen mit Pferd und Wagennicht mehr weiter. Anfang März wurden wirvor Stolp von der Roten Armee überrollt undnach Hause geschickt – „idi nachaus“ hieß esdann. So nach und nach erleichterte man unsvon allen Habseligkeiten. Besonders hervor ta-ten sich die polnischen Milizen, zwar in Zivil,

aber mit Karabinern und rot-weißen Armbin-den versehen. Zum Schluß hatten wir nur einkleines Handwägelchen mit ein paar Kleinig-keiten.

Von Elbing aus entschieden wir uns, dieAutobahn zu benutzen, weil wir feststellten,

daß sie vom Militär überhaupt nicht genutztwerden konnte wegen einiger zerstörter Brücken. Somit waren wir vor der Willkürdurchfahrender Truppen geschützt, die sichdes öfteren sehr gewalttätig benahmen. In ei-nigen Tagen erreichten wir die Ausfahrt Zin-ten. Es war mitten am Tag und wir mußtenauch an den Panzerkasernen vorbei, die über-haupt nicht zerstört und voll mit russischemMilitär waren, um in Richtung Kreuzburg zu

gelangen. Wir bete-ten zu Gott um Hilfeund Beistand,schauten wedernach links nochnach rechts und tip-pelten an den vielenWachposten vorbei,die den Eingang zurKaserne bewachtenund siehe da, keinernahm Notiz von uns.

Nach einigen Kilo-metern war die Stra-ße dann wegen Mi-nengefahr vollkom-men gesperrt. SolcheSchilder haben wirimmer sehr respek-tiert. Rechts ab führ-te eine Art Knüppel-damm in RichtungMoritten, Schnakei-nen und dann nachKreuzburg. Hier ka-men wir dann am 8. April an. Die StadtKönigsberg war zudiesem Zeitpunktimmer noch nichtgefallen, was wir

aber nicht wußten. Dieser Teil der Straße Zin-ten–Kreuzburg ist bis heute immer noch ge-sperrt und vollkommen zugewachsen. Ob erwohl jemals von den Minen aus der Verteidi-gung des Heiligenbeiler Kessels geräumt wor-den ist? Armin Matt

Freie Fahrtnach Elbing

Alte Reichsautobahn wieder in Betrieb

Von ARMIN MATT

Vergnügungsfahrt und FluchtwegEin Ostpreuße erinnert sich an seine ersten Fahrten auf der Reichsautobahn

Von Königsberg aus wurde die Bahn

neu asphaltiert

Jahrzehnte im Dornröschenschlaf (Foto von 2005): Einst als Verkahrsader zwischen Kö-nigsberg und Elbing geplant, wurde sie erst jetzt wieder aktiviert. Foto: Knapstein

Page 15: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

GL Ü C K W Ü N S C H E Nr. 36 – 9. September 2006 15Das Ostpreußenblatt

ZUM 98. GEBURTSTAGSchlemminger, Erich, aus Anger-

burg, jetzt Hauptstraße 13,38557 Osloß, am 17. September

ZUM 97. GEBURTSTAGCzeranski, Emma, geb. Mrowins-

ki, aus Weißengrund, Kreis Or-telsburg, jetzt Rauschenbusch-straße 55, 44319 Dortmund, am12. September

ZUM 96. GEBURTSTAGBautz, Gertrud, aus Lötzen, jetzt

Am Becketal 21, 28755 Bre-men, am 13. September

Neumann, Elly, geb. Grzybowski,aus Labiau, PoppenbüttelerChaussee 23, 22397 Hamburg,am 11. September

Wylutzki, Margarete, geb. Pruß,aus Herrnbach, Kreis Lyck,jetzt Hopgarten 4, 38462 Graf-horst, am 15. September

ZUM 95. GEBURTSTAGGlanden, Frieda, geb. Rudatis,

verw. Przykopp, aus Garbassen,Kreis Treuburg, jetzt Dorfstraße4, 23970 Greese, am 12. Sep-tember

Horn, Bruno, aus Neuendorf,Kreis Lyck, jetzt Palmenstraße5, 40217 Düsseldorf, am 13.September

Pilz, Ida, geb. Jeroch, verw. Abel,aus Neumalken, Kreis Lyck,jetzt Lärchenstraße 27, Senio-renheim Am Schwarzholz,04567 Kitzscher, am 17. Sep-tember

ZUM 94. GEBURTSTAGHelm, Margarete, aus Widmin-

nen, Kreis Lötzen, jetzt Wessel-horn 22, 25782 Tellingstedt, am11. September

Pokorra, Wilhelm, aus Ortels-burg, jetzt Kirchweg 129, 28201Bremen, am 16. September

Tunkat, Gertrud, geb. Skibbe, ausGrünweide, Kreis Ebenrode,jetzt Hohe Lüchte 35, 29221Celle, am 1. September

ZUM 93. GEBURTSTAGBöhnke, Frieda, geb. Böhnke, aus

Tapiau, Herzog-Albrecht-Ufer,Kreis Wehlau, jetzt Flachsberg6, 24811 Owschlag, am 11. Sep-tember

Klein, Alfred, aus Lötzen / An-gerburg, jetzt Taubenbreite 13,06484 Quedlinburg, am 12.September

Könsler, Helene, geb. Reimann,aus Eisenberg, Kreis Heiligen-beil, jetzt Klosterstraße 33,79639 Grenzach, am 12. Sep-tember

Kruska, Erika, aus Ulrichsee,Kreis Ortelsburg, jetzt Enge-straße 4, 31008 Elze, am 14.September

Puchert, Ewald, aus Peterswalde,Kreis Elchniederung, jetzt Mei-

ninger Straße 10, 42389 Wup-pertal, am 17. September

Wall, Gerda, geb. Stadtgus, ausPelkeninken, Kreis Wehlau,jetzt Akazienweg 2, 59320 En-nigerloh, am 13. September

ZUM 92. GEBURTSTAGDohm, Elfriede, geb. Dobrzinski,

aus Dietrichsdorf, Kreis Nei-denburg, jetzt Munscheider-straße 102, 44869 Bochum, am17. September

Hügel, Albert, aus Nußdorf, KreisTreuburg, jetzt Schauenburger-straße 63, 24118 Kiel, am 12.September

Matthey, Margarete, geb. Bacher,aus Scharfeneck, Kreis Ebenro-de, jetzt Rauhehorst 157, 26127Oldenburg, am 6. September

Wölk, Kurt, aus Köngsberg, Mi-schnerweg 34, jetzt Herderstra-ße 8, 49661 Cloppenburg, am6. September

ZUM 91. GEBURTSTAGKayka, Herta, geb. Skodda, aus

Grünsee, Kreis Lyck, jetztBornstraße 3, 65582 Hambach,am 13. September

Klein, Fritz, aus Pohlau, KreisEbenrode, jetzt Forsthaus Tier-garten, 21407 Deutsch Evern,am 8. September

Kondritz, Dr. Gertrud, aus Elbing,Mühlendamm 5, jetzt Uhlen-grund 14 C, 21244 Buchholz,am 7. September

ZUM 90. GEBURTSTAGBaltsch, Erna, geb. Baltsch, aus

Pillkoppen, Kreis Fischhausen,jetzt Birkenweg 32, 18546 Saß-nitz, am 11. September

Bialluch, Hedwig, geb. Totzek,aus Grünwalde, Kreis Ortels-burg, jetzt Eichendorffring 11,95447 Bayreuth, am 11. Sep-tember

Bikowski, Leo, aus Bottau, KreisOrtelsburg, jetzt Van-der-Vel-den-Straße 8, 51789 Lindlar,am 14. September

Hollan, Friedrich, aus Neiden-burg, jetzt Stemmering 18,45259 Essen, am 16. Septem-ber

Kohnke, Ilse, geb. Fließ, aus Löt-zen, jetzt Giesekingstraße 8,70563 Stuttgart, am 12. Sep-tember

Robitschek, Elisabeth, geb. Larm,aus Neidenburg, jetzt An derMühle 35, 27570 Bremerhaven,am 11. September

Wagner, Helene, geb. Bajohr, ausKarkeln, Kreis Elchniederung,jetzt Reepschlägerstraße 21,22880 Wedel, am 16. Septem-ber

ZUM 85. GEBURTSTAGBecker, Helmut, aus Vierbrük-

ken, Kreis Lyck, jetzt Fraunho-fer Straße 4, 44879 Bochum,

am 13. SeptemberCzieschewski, Waltraut, geb.

Holz, aus Lyck, jetzt Jung-mannufer 9, 24340 Eckernför-de, am 13. September

Dikomey, Johanna, geb. Schaaf,aus Alexbrück, Kreis Ebenro-de, jetzt Dr.-Julius-Brecht-Weg, 45478 Mühlheim-Ruhr,am 10. September

Ebert, Horst, aus Neidenburg,Töpferberg 3, jetzt Schiller-platz 4 a, 96450 Coburg, am14. September

Herwy, Anni, geb. Przetak, ausLiebenberg, Kreis Ortelsburg,jetzt Hanns-Eisler-Straße 14,02943 Weißwasser, am 17.September

Heyer, Gerhard, aus Prostken,Kreis Lyck, jetzt Ritterstraße28, 26789 Leer, am 16. Sep-tember

Jopp, Erich, aus Herzogshöhe,Kreis Treuburg, jetzt Kranich-steinerstraße 82, 64289 Darm-stadt, am 16. September

Kibbat, Erich, aus Hohenfried,Kreis Ebenrode, jetzt Ernst-Wiese-Straße 25, 24226 Hei-kendorf, am 3. September

Krisch, Paul, aus Fließdorf,Kreis Lyck, jetzt Pruppach 5,92275 Hirschbach, am 12.September

Krupka, Emma, geb. Bednarz,aus Alt Kiwitten, Kreis Ortels-burg, jetzt Stellerstraße 26,30916 Isernhagen, am 15. Sep-tember

Mosel, Otto, aus Groß Jerutten,Kreis Ortelsburg, jetzt Herz-felderstraße 26, 45892 Gel-senkirchen, am 15. September

Peter, Reinhold, aus Schanzen-ort, Kreis Ebenrode, jetzt Ep-scheiderstraße 111, 58339Breckerfeld, am 11. September

Poyka, Irmgard, geb. Bajorat,aus Tannenmühl, Kreis Eben-rode, jetzt Meistenweg 8,34414 Warburg, am 12. Sep-tember

Praetorius, Hildegard, geb.Praetorius, aus Oswald, KreisElchniederung, jetzt Am Plan4, 39261 Herbst, am 11. Sep-tember

Reetz, Gertrud, geb. Scharein,

aus Friedrichshof, Kreis Or-telsburg, jetzt BernhausenerRing 15, 13435 Berlin, am 17.September

Schröter, Hildegard, geb. Groß,aus Hohenfried, Kreis Ebenro-de, jetzt Am Hang 13, 21680Stade, am 7. September

Schweingruber, Fritz, aus Preu-ßenwall, Kreis Ebenrode, jetztAggerstraße 57, 51645 Gum-mersbach, am 17. September

Sostak, Gustav, aus Hansbruch,Kreis Lyck, jetzt Siedlerweg19, 31311 Uetze, am 12. Sep-tember

Tertel, Ernst, aus Deutscheck,Kreis Treuburg, jetzt Augu-stusstraße 14, 86343 Königs-brunn, am 16. September

Teschner, Gerda, geb. Arndt,aus Wolitta, Kreis Heiligen-beil, jetzt Velbert Bahnhof 1,58540 Meinerzhagen 2, am17. September

Thaleiser, Maria, jetzt Wolfsgäs-schen 5 b, 86153 Augsburg,am 9. September

Weylo, Karl, aus Klein Lasken,Kreis Lyck, jetzt Blankenbur-ger Weg 11 d, 22459 Hamburg,am 14. September

Wronn, Hilde, geb. Schmidtke,aus Rhein, Kreis Lötzen, jetztVaersthausener Straße 30,59425 Unna, am 12. Septem-ber

ZUM 80. GEBURTSTAGAlbat, Ulrich, aus Bladiau, Kreis

Heiligenbeil, jetzt Liebigstra-ße 8, 44579 Castrop-Rauxel,am 11. September

Baumgart, Marta, geb. Kompa,aus Liebenberg, Kreis Ortels-burg, jetzt Rapsweg 16, 22549Hamburg, am 17. September

Becker, Irma, geb. Balscheit, ausHeinrichswalde, Kreis Elch-niederung, jetzt 104-2910Cook Street, V8T 3S7 Victoria,British Columbia, Canada, am11. September

Biell, Elfriede, aus Königsblu-menau, Kreis Pr. Holland, jetztWupperstraße 20, 28205 Bre-men, am 14. September

Blumhagen, Waltraut, geb. Pauk-stat, aus Gutsfelde, Kreis Elch-

niederung, jetzt HainichenerStraße 49, 09669 Frankenberg/ Sa., am 17. September

Dlugay, Käthe, aus Widminnen,Kreis Lötzen, jetzt Speyer Weg44, 40229 Düsseldorf, am 12.September

Domnick, Walter, aus Rummau-Ost, Kreis Ortelsburg, jetztSachsenstraße 8, 64823 Groß-Umstadt, am 17. September

Glasow, Herbert, aus KreisElchniederung, jetzt Flieder-weg 14, 44575 Castrop-Rau-xel, am 16. September

Gollub, Kurt, aus Klein Rau-schen, Kreis Lyck, jetzt Albert-Einstein-Straße 27 c, 09212Limbach-Oberfrohna, am 14.September

Gronau, Arno, aus Klein Hein-richsdorf, Kreis Elchniede-rung, jetzt Wellesberg 4,96346 Wallenfels, am 15. Sep-tember

Gruber, Alfred, aus Frischenau,Kreis Wehlau, jetzt Taller Stra-ße 55, 32689 Kalletal, am 16.September

Härtel, Hildegard, geb. Kurzich,aus Langenwalde, Kreis Or-telsburg, jetzt An der Holtem-me 80, 38855 Wernigerode,am 16. September

Kolibius, Lotte, geb. Glaw, ausRippen, jetzt Wiechernstraße36, 59063 Hamm, am 12. Sep-tember

Kownatzki, Willi, aus Dreimüh-len, Kreis Lyck, jetzt Münsin-ger Straße 12, 72574 Bad Ur-ach, am 15. September

Kristkowitz, Erich, aus Mens-guth, Kreis Ortelsburg, jetztAltmannsweg 3, 21737 Wisch-hafen, am 14. September

Kuschmierz, Edith, aus Heili-genbeil, jetzt Fr.-Ebert-Straße28, 34117 Kassel, am 15. Sep-tember

Lukowski, Maria, aus Lieben-berg, Kreis Ortelsburg, jetztGrillostraße 152 A, 45881 Gel-senkirchen, am 13. September

Malingriaux, Ingeborg, geb. Eb-ner, aus Tawellenbruch, KreisElchniederung, jetzt Milten-berger Weg 15, 13189 Berlin,am 16. September

Marquardt, Gerda, aus Mecken,Kreis Ebenrode, jetzt Muede-ner Weg 1, 29328 Faßberg, am5. September

Masuch, Otto, aus Luckau, KreisOrtelsburg, jetzt Eintrachtstra-ße 29, 59227 Ahlen, am 15.September

Müller, Ruth, geb. Golembek, ausWidminnen, Kreis Lötzen, jetztBlumenstraße 3, 06638 Kars-dorf / Unstrut, am 16. Septem-ber

Paprotka, Heinz, aus Erlental,Kreis Treuburg, jetzt Schmalen-brook 5 b, 22522 Hamburg, am15. September

Pieper, Ruth, aus Lyck, jetzt AuerSchulstraße 12 – 16, MundusSeniorenresidenz, 42103 Wup-pertal, am 16. September

Piewek, Käthe, geb. Salatzkat, ausKönigsberg, jetzt BreslauerStraße 19, 71638 Ludwigsburg,am 9. September

Pötz, Friedel, geb. Weichental,aus Bredauen, Kreis Ebenrode,jetzt Kirchstraße 14, 65589 Ha-damar, am 10. September

Pusch, Liesbeth, geb. Littek, ausWeißengrund, Kreis Ortels-burg, jetzt Alleestraße 13,57339 Erndtebrück, am 17.September

Rudzio, Margarete, geb. Drage,aus Adlersdorf, Kreis Lötzen,jetzt Felsenweg 15, 49086 Os-nabrück, am 12. September

Sawatzki, Irmgard, geb. Brahe,aus Lötzen, jetzt Karlstraße 75,64285 Darmstadt, am 14. Sep-tember

Stenchly, Edeltraud, aus Rasten-burg, jetzt Ernst-Reuter-Straße13, 33104 Paderborn, am 15.September

Teichert, Anneliese, geb. Retz,aus Laukiten-Dagwitten, jetztDanziger Straße 2, 42579 Heili-genhaus, am 13. September

Thalmann, Friedel, geb. Augustat,aus Stadtfelde, Kreis Ebenrode,jetzt Dorfstraße 53, 19348 Dü-pow, am 8. September

Thieme, Hildegard, geb. Hübner,aus Sulimmen, Kreis Lötzen,jetzt Bergweg 3, 85296 Rohr-bach / Ilm, am 14. September

Weiland, Elfriede, geb. Borch-mann, aus Saiden, Kreis Treu-burg, jetzt Pastwik 4, PL 11-731Sorkwity/Polen, am 14. Sep-tember

ZUR EISERNEN HOCHZEITWölk, Kurt, aus Königsberg, Mi-

schner 34, und Frau Erna, geb.Baumgart, aus Königsberg,Große Sandgasse 24, jetzt Her-derstraße 8, 49661 Cloppen-burg, am 6. September

ZUR DIAMANTENEN HOCHZEITBothe, Konrad, aus Schlesien,

und Frau Erika, geb. Kraft, ausMostolten, Kreis Lyck, jetzt Ro-sengasse 10, 02694 Großdu-brau, am 15. September

ZUR GOLDENEN HOCHZEITDeegen, Siegfried, aus Rapoen-

dorf, Kreis Preußisch Holland,und Frau Waltraut, geb. Liedt-ke, aus Wurchow, Kreis Neu-stettin, jetzt Kellerrehm 8,24253 Probsteierhagen, am15. September

Sie ziehen um?Die Preußische Allgemeine Zeitung zieht mit!Bitte ändern Sie die Adresse ab dem:

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Ich möchte auch im Urlaub nicht auf meine Preußische All-gemeine Zeitung verzichten.

Senden Sie mir bitte die Preußische Allgemeine Zeitung inder Zeit vom bis zum an:

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Immer mit dabeiAuch im Urlaub die PAZ lesen

Liebe Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt,

da Sommerzeit für viele auch im-mer Reisezeit bedeutet, vieleMenschen aber auch gern im Ur-laub Vertrautes um sich haben,bieten wir Ihnen auch dieses Jahrwieder an, sich Ihre PreußischeAllgemeine Zeitung / Das Ost-preußenblatt in den Urlaubnachschicken zu lassen.

Damit das auch schnell undeinfach möglich ist, befindet sichin dieser und einigen darauffol-genden Ausgaben ein kleinerCoupon, auf dem Sie alle wichti-

gen Informationen eintragen unduns dann per Post zukommenlassen können.

Auch wer in nächster Zeit um-zieht findet an dieser Stelle dasentsprechende Formular, dennselbst wer einen Nachsendean-trag bei der Post hinterlegt hat,bekommt nur seine Briefsendun-gen allerdigns nicht Zeitungenund Zeitschriften an seinen neu-en Wohnort nachgesendet.

Damit Sie nicht auf Ihre Preu-ßische Allgemeine Zeitung / DasOstpreußenblatt verzichten müs-sen, bitten wir Sie uns alles wich-tige mitzuteilen. Danke!

Ihre PAZ

Nach zweijähriger Pause ver-anstaltet der Ostheim e. V.

das fünfte Treffen der „Ostpreußi-schen Familie“ mit der Schriftstel-lerin und Journalistin Ruth Geede,die in der gleichnamigen Rubrikder Preußischen Allgemeinen Zei-tung / Das Ostpreußenblatt wö-chentlich berichtet, als Seminarvom 15. bis 17. September 2006 imOstheim in Bad Pyrmont.

Als weitere Referenten konntenGeorg Jenkner („Familienfor-schung — Familienchronik“), Dr.Detlef Arntzen („Das Tagebuchmeiner Mutter“ und „Was ist ausdem kleinen Mantas geworden?“),René Michael Massier („Die Ar-beit des Kirchlichen SuchdienstesHOK“) und Karla Weyland („Ost-

preußen auf der Briefmarke“) ge-wonnen werden. Wie immer wirdein reger Gedanken- und Erfah-rungsaustausch das gesamte Semi-nar begleiten. Der „Bunte Abend“am Sonnabend bietet allen Teil-nehmern die Möglichkeit, sich

selbst mit lustigen und besinn-lichen Beiträgen einzubringen.

Das Seminar beginnt am Freitag,dem 15. September mit dem

Abendessen und endet am Sonn-tag, dem 17. September, nach demMittagessen. Die Seminargebührbeträgt einschließlich Unterkunftund Verpflegung im Einzelzim-mer 132 Euro und im Doppelzim-mer 120 Euro pro Person. Einzel-zimmer stehen in begrenztemUmfang zur Verfügung und wer-den nach Anmeldungseingangvergeben. EB

Das Anmeldformular zum Semi-nar fordern Sie bitte ausschließ-lich an beim Ostheim-Jugendbil-dungs- und Tagungsstätte, Park-straße 14, 31812 Bad Pyrmont,Telefon (0 52 81) 9 36 10, Fax 9361 11, E-Mail: [email protected].

»Ostpreußische Familie«Im Ostheim findet vom 15. bis 17. September das fünfte Seminar statt

»Die Familie ist das Herzstückder Zeitung«

Page 16: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

Kirchspieltreffen Rauterskirchund Seckenburg – Einladungzum Kirchspieltreffen der frühe-ren Bewohner der KirchspieleRauterskirch und Seckenburgvom 19. September bis 1. Okt-ober im Hotel „Parkhotel Deut-sches Haus“, Bahnhofstraße 22,31542 Bad Nenndorf. WeitereAngaben finden Sie im Heimat-brief Nr. 42.

Kirchspieltreffen der Elchnie-derunger – Einladung zumKirchspieltreffen der früherenBewohner der Kirchspiele Her-denau, Inse, Karkeln, Kuckernee-se, Schakendorf und Skören vom13. bis 15. Oktober 2006 im Ho-tel „Parkhotel Deutsches Haus“,Bahnhofstraße 22, 31542 BadNenndorf. Gleichzeitig findet amFreitag, 13. Oktober die Delegier-tenversammlung statt. Die Tages-ordnung der Sitzung geht jedemDelegierten / Kirchspielvertreterrechtzeitig zu.

Ausstellung entfällt – Die imHeimatbrief „Unser schönesSamland“ (Folge 171) angekün-

digte Sondersausstellung imPreußen-Museum in Mindenvom 10. September bis 8. Okt-ober 2006 „Volkskunst aus Ost-preußen. Kulturelle Erinnerun-gen an Ost- und Westpreußen“kann leider aus Kostengründennicht stattfinden. Der Freundes-kreis zur Erhaltung und Pflegeostpreußischen Kulturgutes e.V.bittet um Verständnis.

Familienforschung auf demHauptkreistreffen – Neben ei-nem diesmal besonders großen,vielfältigen Rahmenprogrammauf unserem Hauptkreistreffenam 9. und 10. September in derschönen Rattenfängerstadt Ha-meln an der Weser, über das wirbereits ausführlich informierthaben, freuen wir uns, unserenBesuchern einen weiteren, ganzbesonderen Dienst anbieten zukönnen. Dietmar Hoffmann,Leiter unserer Historisch-Gene-alogischen Familienforschungs-gemeinschaft „GIRDAWE“, wirdpersönlich am Sonnabend, 9.September, im Hotel Stadt Ha-meln im Bereich der Kirchspiel-tische Mulden (Muldszen) füralle Fragen und Wünsche zurAhnen- und Verwandtschafts-forschung unserer GerdauenerLandsleute mit großem Engage-ment bereit stehen. Mittlerweilehat Dietmar Hoffmann auf sei-nem Computer über 80000 Da-tensätze gespeichert und ist zu-nehmend in der Lage, Fragenvon früheren Bewohnern unse-

res Kreises und ihren Nachfah-ren zu bearbeiten. Es ist einewunderbare Gelegenheit, zu-sammen mit ihm auf die Suchenach Angehörigen und Freun-den zu gehen oder nach eige-nen Vorfahren zu fahnden.

53. Bundestreffen der Gumbin-ner und Salzburger in Bielefeld –Am 9. und 10. September 2006findet in der Patenstadt Bielefelddas 53. Bundestreffen der Gum-binner aus Stadt und Land sowieder Salzburger statt. Alle Lands-leute, ihre Nachkommen undFreunde von nah und fern sindherzlich eingeladen am Treffenin der Gesamtschule Stieghorst,Detmolder Straße / Am Wort-kamp 3 teilzunehmen. Am Sonn-abend Vormittag ab 9 Uhr wirdin der Kreisversammlung derVorstand der Kreisgemeinschaftsatzungsgemäß seinen Rechen-schaftsbericht abgegeben, eben-so werden Berichte von der„Gumbinner Stiftung“, der „Ehe-maligen“ und der Arbeitsgruppe„Ostpreußisch Platt“ erfolgen.Der Nachmittag ist für Gesprä-che in den Orts- und Kirchspiel-kreisen und für die Treffen von

Arbeitsgruppen vorgesehen,aber auch das Plachandern mitFreunden und Nachbarn sollnicht zu kurz kommen. Für dasleibliche Wohl wird wie immergesorgt. Die Mitglieder des„Salzburger Vereins“ treffen sichum 15.30 Uhr im Wohnstift Salz-burg in der Memeler Straße 3.Am Abend findet in der Luther-kirche in Stieghorst ein Konzertmit dem Kantchor aus Gumbin-nen (Gusew) statt. Der Sonntagbeginnt um 9 Uhr mit einer Ge-meinschaftsstunde mit folgen-dem Ablauf: Andacht, Totenge-denken, Grußworte der Gäste,Ehrungen, Bericht des Vorsit-zenden, Singen der National-hymne. Gäste aus der PatenstadtBielefeld und Vertreter ausGumbinnen (Gusew) haben ihreTeilnahme zugesagt. Auch amVormittag wird der Kantchor dieVeranstaltung musikalisch be-gleiten. Eine Ausstellung vonGerhard-D, Thies mit Stadtan-sichten aus Gumbinnen von frü-her und heute ist zu sehen. Nachdem Kaffeetrinken um 16 Uhrschließt das Treffen.

Hermann Eisenblätter: 90 Jah-

re alt – Die Eisenblätter warenin Königsberg bekannt: Wil-helm, der Vater und Gerhard,der Sohn. Beide Maler. WilhelmEisenblätter (1866-1934) war inder Patenstadt für die Stadt Kö-nigsberg, Duisburg, geboren.Als Bühnenmaler kam er überBerlin in die Stadt am Pregel,um sich dann bald ganz derLandschaftsmalerei zu ver-schreiben. Auch auf der Kuri-schen Nehrung malte er um1900. Viele seiner Werke warenin verschiedenen Kunstausstel-lungen zu sehen. Auch Königs-bergmotive gibt es von ihm,manche von ihnen sind zumGlück erhalten geblieben. Ei-senblätter ist in Königsberg ge-storben. Gerhard Eisenblätter(1907-1975), in Königsberg ge-boren, erhielt seine erste Aus-bildung bei seinem Vater. Dannstudierte er an der Kunstakade-mie bei Karl Storch, war Mei-sterschüler von Fritz Burmann.Auch er malte auf der Kuri-schen Nehrung, vornehmlich inNidden. Seine Frau, Erika Ei-senblätter-Laskowski, hatte sichauch der Malerei verschrieben,nachdem sie an der Königsber-ger Kunstakademie studiert hat-te. Gerhard Eisenblätter starb inLübeck. Nicht verwandt mitden beiden ist der dritte Na-mensträger Eisenblätter, Her-mann Eisenblätter. Am 20. Au-gust 1916 erblickte er in Kö-nigsberg das Licht der Welt, am20. August 2006 wurde er 90Jahre. Er lebt in Merzig im Saar-land. Von 1933-1938 studierteEisenblätter an der Kunst- undGewerkschule in Königsberg.Seine Abschlußprüfung legte erim Fach Grafik ab. Hermann Ei-senblätter setzte dann sein Stu-dium an der Kunstakademie beiden Professoren Fritz Marten,Eduard Bischoff und Alfred Par-tikel fort. Studienaufenthalteführten ihn auf die KurischeNehrung nach Nidden und Pill-koppen sowie nach Masuren.Kaum war er mit ersten Arbei-ten bekannt geworden, brachder Krieg aus. Von 1939 bis1945 war Hermann Eisenblät-ter Soldat in Frankreich, bis1947 in Kriegsgefangenschaft.Wo immer er konnte, malte er

auch in diesen schlimmen Jah-ren weiter und 1943 konnte ersogar einige seiner Werke imKönigsberger Schloß, im Lovis-Corinth-Saal, unter dem The-ma „Eindrücke aus der Bretag-ne“ ausstellen. Alle Frankreich-arbeiten des Künstlers undauch die von den ostpreußi-schen Landschaften gingen fürimmer verloren. Erst 1947konnte der Maler seine Familiein Clausthal-Zellerfeld im Harzwiederfinden. Hier versuchteer, seine künstlerische Betäti-gung wieder aufzunehmen. Ab1950 betätigte er sich in Stutt-gart als Grafiker, später als gra-fischer Leiter der Deko-Planungbei der Firma Breuninger.Gleichzeitig war er als frei-schaffender Künstler tätig, wur-de Mitglied der EsslingerKünstlergilde. Die solide Aus-bildung in seiner Vaterstadt unddie berufliche Tätigkeit als Gra-fiker sieht man den Arbeitendes Künstlers immer wieder an,vor allem seine Vorliebe für gra-fische Arbeiten mit einem Hangzur Präzision. Der Künstlermachte nun auch mehrere Stu-dienreisen, zum Beispiel nachSüdtirol und in das Tessin, nachSpanien, Elba und Kreta, nachHolland und Portugal und wie-der einmal an die Ostsee, nachAhrenshoop. Er nahm an Ge-meinschaftsausstellungen derKünstlergilde teil, führte aberauch Einzelausstellungen imHarz durch, in Stuttgart, Vaihin-gen, Ellingen und an seinemWohnort Merzig-Besseringen.Dabei fand Hermann Eisenblät-ter gerade in seinen letzten Le-bensjahren wieder zu Motivenseiner ostpreußischen Heimat,vornehmlich der KurischenNehrung und der Niederungzurück. Die Landschaft ringsum das Haff hatte ihn als jungenKünstler sehr fasziniert, die da-maligen Eindrücke sind nie ver-blaßt, haben ihn immer wiederneu angeregt, nun fernab vonseiner Heimat, die Haffküsteund die Dünen zu malen oderzu zeichnen, Häuser (auch dasvon Thomas Mann) und Kuren-kähne, die Netzflicker und dieAalräucherinnen. Mit seinennaturalistischen Aquarellen

HE I M ATA R B E I T16 Nr. 36 – 9. September 2006Das Ostpreußenblatt

Bibliotheks-Ausgabe■ 28 farbige Kartenblätter■ mehr als 60 historische Fotos

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Liebe Leser, der „Historische Handatlas fürOstpreußen“ ist ein Beitrag zurBewahrung des kulturellenErbes der Heimat Ostpreußen.Der Archiv Verlag hat dankens-werterweise bereits mehrerePublikationen über den frühe-ren deutschen Osten sowie überPreußen herausgebracht undsich damit einen ausgezeichne-ten Ruf erworben.

Der vorliegende Geschichtsatlasfür Ostpreußen ist ebenfalls einhervorragendes Produkt desHauses dem ich damit meineAnerkennung ausspreche.

Ich wünsche dem vorgelegtenWerk Zuspruch und guteVerbreitung.

Wilhelm v. GottbergSprecher der LandsmannschaftOstpreußen

Wilhelm v. Gottberg

AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Telefon (0 24 05) 7 3810.

ELCH-NIEDERUNG

Kreisvertreter: Wolfgang Sopha,Geschäftsst.: Fahltskamp 30, 25421Pinneberg, Tel.: (0 41 01) 2 20 37(Di. u. Mi., 9 bis 12 Uhr, Do. 14 bis17 Uhr), Postfach 17 32, 25407 Pin-neberg, E-Mail: [email protected]

FISCHHAUSEN

Kreisvertreter: Dirk Bannick, Tel.(01 71) 5 27 27 14. Gst.: WiebkeHoffmann, Peiner Weg 23, 25421Pinneberg, Tel. (0 41 01) 2 23 53,[email protected]

GERDAUEN

Kreisvertreter: Eckard Steiner,Schöne Aussicht 35, 65510 Id-stein/Taunus, Telefon (0 61 26) 4173, E-Mail: [email protected], Internet: www.kreis-gumbinnen.de

GUMBINNEN

Stadtvorsitzender: Klaus Weigelt.Geschäftsstelle: Annelies Kelch,Luise-Hensel-Straße 50, 52066Aachen. Patenschaftsbüro: Kar-melplatz 5, 47049 Duisburg, Tel.(02 03) 2 83-21 51

KÖNIGSBERG–STADT

Ellingen – Noch bis zum 22. Oktober zeigt das KulturzentrumOstpreußen in Ellingen die Sonderausstellung „Fragmente der Ver-gangenheit“ mit Kunstwerken aus dem Marienburger Museum. Ge-zeigt werden Kunstschätze aus der Geschichte Preußens. Nahezu200 Exponate zeugen in der Ausstellung von der Zeit des DeutschenOrdens, des Königlichen und des Herzoglichen Preußen, von West-preußen, der Zwischenkriegszeit und auch von der Zeit nach 1945.Nähere Informationen beim Kulturzentrum Ostpreußen, Schloß-straße 9, 91792 Ellingen, Tel. (0 91 41) 8 64 40, E-Mail: [email protected], Internet: www.kulturzentrum-ostpreus-sen.de. Öffnungszeiten (im Oktober): Di–So 10–12 und 13–17(14–16) Uhr.

Ausstellung

Page 17: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

und akribischen Zeichnungenlegt er nicht nur Zeugnis davonab, wie ein Maler noch in ho-hen Lebensjahren großartigeWerke schaffen kann, er legt mitihnen auch Zeugnis ab von ei-ner Landschaft, einer Kulturund von Menschen, die heuteso nicht mehr vorzufinden sind.Seine Arbeiten haben somit ei-nen hohen dokumentarischenWert. Sein hohes Alter hat ihnnun bewogen, 64 seiner Arbei-ten als Schenkung dem Mu-seum Stadt Königsberg zu über-lassen. Selbstverständlich hat ereinige seiner Arbeiten, darunterauch Arbeiten von der Niede-rung, vor allem von Karkeln,dem Geburtsort seiner Lebens-gefährtin, Ruth Beck-Kelch, fürsich behalten. Sie schmückendie Räume in seiner Wohnung.Die Stadtgemeinschaft Königs-berg dankt dem Jubilar herzlichfür die großzügige Schenkungund wünscht ihm für die Zu-kunft Gottes Segen, Gesundheitund Zufriedenheit.

Ostpreußenkalender 2007 –Für unsere Heimatkreisgemein-schaft hat unser Lm. HerbertLaubstein für das Jahr 2007wieder einen Ostpreußenkalen-der mit schönen Motiven ausunserer Heimat erstellt. DieserKalender, den man ab sofort er-werben kann, ist auch ein schö-nes Geschenk und kann zumSonderpreis von 11 Euro ein-schließlich Porto und Verpak-kung bei Herbert Laubstein,Amselstraße 29, 58285 Gevels-berg, Telefon und Fax (0 23 32)8 05 77 bestellt werden. Ob-wohl die Arbeit der in denKreisausschuß gewählten Mit-glieder ehrenhalber erfolgt,sind wir dennoch für weitereAusstattung und Erhaltung un-seres Samlandmuseums aufSpenden unserer Freunde undGönner angewiesen. Da der fi-nanzielle Erlös aus dem Verkaufdes Kalenders ausschließlichfür unser Museum, das sich imPreußen-Museum in Mindenbefindet, verwendet wird, lei-sten auch Sie, liebe Landsleute,durch den Kauf des Kalenderseinen kleinen finanziellen Bei-trag dazu.

Kreistreffen 2006 – Am kom-menden Wochenende ist dasPreußisch Eylauer Kreistreffenin Verden. Das Programm bietetwieder vieles. Sie finden es alsBeilage im letzten PreußischEylauer Kreisblatt. Außerdemwurde es in der Folge 34 (26.August) der PAZ / Das Ostpreu-ßenblatt noch einmal abge-druckt. Noch ist Zeit, sich mitVerwandten und Freunden zuverabreden und die Verdener

Touristen-Information wegeneines Quartiers anzurufen unterTelefon (0 42 31) 1 23 45. Siekönnen dort auch Privatquar-tiere in und um Verden bekom-men. Und: Verden liegt amRand der Lüneburger Heide. ImSeptember blüht sie noch. AufWiedersehen in Verden!

50 Jahre Patenschaft – MitteAugust feierten rund 1000 Ra-stenburger in der Niederrhein-halle zu Wesel die 50jährige Pa-tenschaft der Kreisgemein-schaft Rastenburg und demKreis Wesel. Die aus ganzDeutschland und Europa ange-reisten ehemaligen Stadt- undLand-Rastenburger warendurch den aktuellen Heimat-brief „Rund um die Rastenburg“bestens informiert über die Hö-hepunkte dieser 50jährigen Zu-sammenarbeit und den Akti-vitäten zur heutigen polnischverwalteten Stadt Rastenburg(Ketrzyn) und dem Umland. AmSonnabendvormittag traf mansich auf dem Friedhof in Weselan der „Trauernden Vesalia“ umder Toten des Zweiten Weltkrie-ges sowohl aus Rastenburg wieaus Wesel zu gedenken. Danachfuhr man zur traditionellenKranzniederlegung an das Eh-renmal an der Schillkaserne.An der Nachbildung des Denk-mals aus dem Jahre 1969, das inRastenburg 1926 zur 300-Jahr-Feier des Grenadier-RegimentesKönig Friedrich des Großen (3.Ostpr.) Nr. 4 errichtet wurde. Inseiner Ansprache dankte derKreisvertreter Hubertus Hilgen-dorff auch den Soldaten derSchillkaserne für ihre Tradi-tionspflege. Anschließend wur-de die Gruppe im Kasino derKaserne zu einer schmackhaf-ten Erbsensuppe geladen. Sogestärkt, begab man sich in dieNiederrheinhalle, wo an die200 Rastenburger und Weselerder Lesung von Arno Surminskiund den Liedern des Knappen-chors „Rheinland“ aus Moerslauschten. Arno Surminski, ge-boren in Jäglack, Kreis Rasen-burg, las aus seinen teils auto-biografischen Büchern undstellte sein neuestes Werk „Gru-schelke und Engelmannke –Geschichten auf Ostpreußischund Hochdeutsch“ vor. DemAutor ist es weiterhin ein Anlie-gen, mit sowohl humorvollenwie ernsten und nachdenk-lichen Geschichten an dieSchicksale der Menschen ausder alten Heimat zu erinnern.Am Sonntagmorgen trafen dannschon die ersten Gruppen, dieaus Nah und Fern anreisten, ge-gen 8 Uhr in der Niederrhein-halle ein. Bücher, Bilder, Land-karten, Bernsteinschmuck undvieles mehr wurde am Eingangder Halle angeboten. Bemer-kenswert war ein Informations-stand des Deutsch-PolnischenJugendwerkes Wesel-Ketrzyn,der auf den Schüleraustauschzwischen dem Weseler Andre-as-Vesalius-Gymnasiums unddem Liceum Ogonoksztacace inRastenburg aufmerksam mach-te. Zur Weiterführung des lang-jährigen Austausches und wei-terer Vorhaben ist die Einrich-tung einer Stiftung geplant. Um10 Uhr wurde ein feierlicherGottesdienst mit Abendmahl imevangelischen Weseler Willibro-didom von Pfarrers ThomasBrödenfeld unter Mitwirkungdes Rastenburger Pfarrer PawelHause gehalten, der von zahl-reichen Rastenburgern besuchtwurde. Wieder in der Nieder-

rheinhalle zurück, trafen sichan den Tischen, die nach denalten Kirchspielen des Kreisesgekennzeichnet waren, die ehe-maligen Bewohner der Stadtund des Kreises Rastenburg.Auch bei diesem 50. Treffen gabes Besucher, die zum ersten Malden Weg nach Wesel gefundenhaben und entsprechend großwar die Wiedersehensfreudeund der Informationsaustausch.Um 14.30 Uhr wurde dann das50. Hauptkreistreffen von demKreisvorsitzenden HubertusHilgendorff eröffnet. Neben denGrußworten des stellvertreten-den Landrates des Kreises We-sel, Heinrich Friedrich Hesel-mann und der Bürgermeisterinaus Wesel, Ulrike Westkamp be-grüßte auch der Bürgermeistervon Ketrzyn (Rastenburg), Kry-stof Hecman, die ostpreußi-schen Landsleute. Der GroßeZapfenstreich wurde vom Blas-orchester Wesel-Bislich unddem Tambourcorps Wesel-Fu-stenberg zelebriert und gemein-sam wurde das Ostpreußenlied„Land der dunklen Wälder“ ge-sungen. Beim geselligen Bei-sammensein und Tanz wurdendanach noch die Gespräche ausder alten Heimat vertieft und somancher Bärenfang oder Pilkal-ler getrunken.

Hauptkreistreffen 2006 – IhrHauptkreistreffen veranstaltetdie Kreisgemeinschaft am 23.und 24. September im Berufs-bildungszentrum, Hammfeld-damm 2, 41460 Neuss. Pro-gramm des Treffens – Sonntag,23. September: 11 Uhr, Ordent-liche Kreistagssitzung in derAula mit Berichten des Kreis-vertreters über die Arbeit imJahre 2005 / 2006, des Schatz-meisters Siegfried Schrade, derGeschäftsführerin und Redak-teurin des „Rößeler Heimatbo-te“, Gisela Fox, sowie Neuwahlvon zwei Kassenprüfern. 13Uhr, Gelegenheit zum Mitta-gessen in der Aula. 13.30 Uhr,Treffen mit Landsleuten ausden Heimatorten und der „Ge-meinschaft der höheren Schu-len Rößel“ in der Aula. 14.30Uhr, Videofilmvorführung:„Reise durch den Kreis Rößel2005“. 17 bis 23 Uhr, FestlicherAbend in der Aula. Mit Tanz,Tombola und Tanzdarbietun-gen der „Mini Kids und Tanz-mäuse“ vom TSV Hochdahl.Sonntag, 25. September: 10Uhr, Festgottesdienst aus Anlaßdes Kirchweihfestes unsererDomkirche zu Frauenburg mitKaplan Andre Schmeier, Seel-sorger der Deutschen Vereineim Erzbistum Ermland, in derKapelle des St. Alexius-Kran-kenhauses, Alexianer Platz 1,41464 Neuss. 12 Uhr, Feier-stunde in der Aula. Die Feier-stunde wird festlich umrahmtdurch den „Männerchor Holz-heim 1884 e. V.“ (Leitung Al-fons Amfalder), Chor, Begrü-ßung durch den KreisvertreterReinhard Plehn, Gedanken zurHeimat von Waltraud Wiemer,Chor, Totenehrung durch denstellvertretenden Kreisvertre-ter Paul Thiel. Grußwort desPatenkreises (KreisdirektorHans-Jürgen Petrauschke),Schlußwort durch den Kreis-vertreter, Chor. 13.30 Uhr, Ge-legenheit zum Mittagessen inder Aula. Anschließend Treffenund Austausch mit den Lands-leuten aus den Heimatorten. 17Uhr, Ausklang des diesjährigenHauptkreistreffens der Kreis-gemeinschaft.

Das Hauptkreistreffen 2006 –unserer Kreisgemeinschaft fin-det von Freitag, 22. Septemberbis Sonntag, 24. September wie-der in Bad Nenndorf bei Hanno-ver statt. Die schöne Wandelhal-le, in der in den letzten Jahrenunsere Treffen stattfanden, wirdumgebaut. Wir müssen deshalbauf das alte Kurhaus auswei-chen, das inzwischen auch ei-nen Umbau erlebt hat, und indem vorher unsere Treffen statt-fanden. Gegenüber vom HotelHannover, an der Kurparkseiteist der Eingang, unsere Lands-leute werden sich noch daranerinnern. Hier steht uns auch indiesem Jahr der komplette undbewährte Service der Park-Hotel

Mannschaft zur Verfügung.Nach der Saalöffnung am Frei-tag um 15 Uhr sind auch unsereInformations- und Verkaufsstän-de geöffnet. Bernstein, Bücherund Königsberger Marzipanwerden auch in diesem Jahrwieder angeboten. Nutzen kannman diesen Tag auch zur Infor-mation über die Dokumentationder jeweiligen Heimatorte undschauen Sie sich die Bilder an,die wir im Laufe des letzten Jah-res für unser Archiv erhielten.Überprüfen Sie ihre persön-lichen Daten, aber auch die Ih-rer Angehörigen in der Heimat-kreisdatei und weisen Sie aufnötige Verbesserungen in denOrtsplänen hin. Zur Zukunftssi-cherung der Kreisgemeinschaftwerden dringend Landsleute ge-sucht, die sich der einen oderanderen Aufgabe annehmenwürden. Sprechen Sie die anwe-senden Mitglieder des Vorstan-des an, die sich auf Sie freuenund Ihnen gerne ausführlicheInformationen geben, denn un-ser Ostpreußen, unser KreisWehlau, muß doch weiterleben.

Programm des Kreistreffens –Freitag, 22. September: 15 Uhr,Saalöffnung. 19.30 bis 21 Uhr,Unterhaltungsprogramm mitRobert Thorn und seinem Part-ner. Von 21 bis 23 Uhr spieltRobert Thorn zum Tanz auf.Sonnabend, 23. September: 9Uhr, Saalöffnung. 10 Uhr, Be-grüßung durch unseren Kreis-vertreter Joachim Rudat. 14.30Uhr, Die Laienspielgruppe ausWandersleben wird uns mitVolklore und ostpreußischemBrauchtum unterhalten. 19.30Uhr, Konzert der BordenauerDorfmusikanten. 21 Uhr, Ro-bert Thorn spielt zum Tanz auf.24 Uhr, Ausklang. Sonntag, 24.September: 9 Uhr, Saalöffnung.9.30 Uhr, Niederlegung vonBlumen am Agnes-Miegel-Denkmal im Kurpark. 10.30Uhr, Feierstunde im großenSaal, Musikalische Einleitung,Begrüßung durch den Kreisver-treter, Totenehrung, Musik-stück, Ehrungen, Grußworte,Ansprache, Ostpreußenlied.Gegen 17 Uhr wird das Treffenausklingen. Dem Wehlauer Hei-matbrief, genauer der 75. Folgevom Sommer dieses Jahres,sind weitere Einzelheiten zuder Veranstaltung zu entneh-men. Sollten Sie ein Quartierbenötigen, so hilft ein Anrufbeim Kur- und Verkehrsverein,Kurhausstraße 4, 31542 BadNenndorf, Telefon (0 57 23) 3449 oder 1 94 33.

HE I M ATA R B E I T Nr. 36 – 9. September 2006 17Das Ostpreußenblatt

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Am 24. Juni 2000 verstarb in EssenIrmgard Gerda Weikamp, geb. Lemke

geboren 21. Juni 1914,zuletzt wohnhaft in Essen.

Als gesetzliche Erben zu 1/2 Anteil kom-men die Nachkömmlinge der Großelternväterlicherseits, Ferdinand und JohanneLemke, geb. Boege, wiederverheirateteMindt, in Betracht. Verstarben sie vor derErblasserin, so treten ihre Abkömmlingean ihre Stelle. Die in Frage kommendengesetzlichen Erben wollten sich untergenauer Darlegung des Verwandtschafts-verhältnisses binnen 6 Wochen ab Veröf-fentlichung beim Amtsgericht Essen mel-den, andernfalls Erbschein ohne Berück-sichtigung ihrer Erbrechte erteilt wird.Essen, 24. August 2006

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Kontakten Sie uns unter:www.preussische-allgemeine.de

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Kreisvertreterin: Gisela Broschei,Bleichgrabenstraße 91, 41063Mönchengladbach, Telefon (0 2161) 89 56 77, Fax (0 21 61) 8 77 24.Geschäftsstelle: Im Preußen-Mu-seum, Simeonsplatz 12, 32427Minden, Tel. (05 71) 4 62 97, Mi.Sa. u. So. 18-20 Uhr.

KÖNIGSBERGLAND

www.preussisch-eylau.de. Kreis-vertreter: Martin Lehmann, ImTaufenbachsgarten 2, 53639 Kö-nigswinter, Tel.: (0 22 23) 2 45 33,Fax (0 22 23) 90 52 52, [email protected]; Kartei,Buchversand und Preußisch Ey-lauer Heimatmuseum im Kreis-haus Verden (Aller): ManfredKlein, Breslauer Str. 101, 25421Pinneberg, Tel. (0 41 01) 20 09 89,Fax (0 41 01) 51 19 38,[email protected].

PREUSSISCHEYLAU

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (0 43 81) 43 66, Dorf-straße 22, 24327 Flehm. Gst.: Pa-tenschaft Rastenburg: Kaiserring4, 46483 Wesel, Tel. (02 81) 2 6950

RASTENBURG

Kreisvertreter: Reinhard Plehn,Georg-Büchner-Straße 66, 40699Erkrath, Telefon (02 11) 25 32 [email protected] Rößeler Heimatbote:Gisela Fox, Tel. (0 40) 5 20 31 91

RÖSSEL

Kreisvertreter: Joachim Rudat, Te-lefon (0 41 22) 87 65, Klinkerstra-ße 14, 25436 Moorrege

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Sonnabend, 9. September,23.30 Uhr, RBB: Der blaueEngel. Spielfilm mit MarleneDietrich

Montag, 11. September, 23.30Uhr, WDR: Der Erste Welt-krieg. Mythos Tannenberg.Doku

FERNSEHEN

Page 18: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

„Dönitz-Wanderung“ – DieWanderung mit Gedenkveran-staltung am Grabe des Großad-mirals findet am Sonnabend,16. September, 10.30 Uhr, Treff-punkt: S-Bahnstation Aumühle(S 221 ab Hauptbahnhof inRichtung Aumühle), statt. AusAnlaß des 115. Geburtstagesvon Karl Dönitz veranstaltetder BJO-Nord diese Wande-rung. Freunde und Gäste sindherzlich willkommen. Die Wan-derung dauert zweieinhalbStunden. Festes Schuhwerkempfohlen. Nähere Informatio-nen und Anmeldung bei StefanKiekel, Telefon (0 40) 76 75 8490, Internet: [email protected]

Bundesversammlung des BJObei Neubrandenburg – Dienächste BJO-Bundesversamm-lung möchten wir am 7. und 8.Oktober 2006 in der Jugend-herberge Burg Stargard beiNeubrandenburg abhalten unddie Gelegenheit nutzen, um amdiesjährigen Landestreffen derOstpreußen in Mecklenburg-Vorpommern teilzunehmen.Das vollständige Programmund weitere Informationen sindunter www.ostpreussen-info.deund in der BJO-Geschäftsstelleerhältlich.

10.-12. November 2006Bundestreffen der BdV-Nach-

wuchsorganisationenVom 10.-12. November 2006

treffen sich die BdV-Nachwuch-sorganisationen im Bad Pyr-monter Ostheim (www.ost-heim-pyrmont.de), um hierüber Perspektiven der Zu-sammenarbeit zu diskutierenund konkrete Schritte in dieseRichtung zu planen. Das voll-ständige Programm sowie wei-tere Informationen sind unterwww.ostpreussen-info.de undin der BJO-Geschäftsstelle er-hältlich.

Göppingen – Sonnabend, 30.September, 15 Uhr, Treffen derGruppe in der Gaststätte FrischAuf in der Hohenstaufenstraße.Unter dem Thema „Weißt dunoch ...“ soll an heimatlichesBrauchtum erinnert werden.Besonders an die Kartoffelfeuerdie heute wieder vereinzeltpraktiziert werden. Es gibt eingemeinsames Grützwurstessen,schmackhaft wie daheim beiMutter. Anmeldung an GünterF. Rudat, Karl-Schurz-Straße54, 73037 Göppingen.

Stuttgart – Dienstag, 19. Sep-tember, 15 Uhr, Treffen derFrauengruppe im Haus der Hei-mat, Kleiner Saal. Thema derVeranstaltung sind Reiseberich-te.

Ulm / Neu-Ulm – Donnerstag,21. September, 14.30 Uhr, Tref-fen der Frauengruppe in den„Ulmer-Stuben“. Frauen erzäh-len ihre Urlaubserlebnisse.

Ansbach – Sonnabend, 23.September, 15 Uhr, Treffen derGruppe in der „Orangerie“.

Augsburg – Mittwoch, 13.September, 14 Uhr, Frauen-nachmittag in den „Zirbelstu-ben“.

Bamberg – Mittwoch, 20.September, 16 Uhr, Treffen derGruppe in der Gaststätte Tam-bosi, Promenade.

Erlangen – Donnerstag, 14.September, 18 Uhr, Treffen derGruppe im JugendzentrumFrankenhof, Raum 20. Thema:Erinnerungen aus der Schul-zeit. – Dienstag, 19. September,14.30 Uhr, Treffen der Frauen-gruppe.

Ingolstadt – Sonntag, 17. Sep-tember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe im Gasthaus Bonschab,Münchner Straße 8.

Kitzingen – Sonnabend, 30.September, 16.15 Uhr, „Tag derHeimat“. Die Kranzniederle-gung an Denkmal der Vertrie-benen erfolgt um 16.15 Uhr. Um17 Uhr, Zusammenkunft imgroßen Sitzungssaal des Land-ratsamtes in Kitzingen, an-schließend lädt die Landrätinim „Gewölbekeller“ des Land-ratsamtes zu einem kleinenUmtrunk ein. Der Sprecher derLO hat sein Kommen zugesagt.

Landshut – Dienstag, 19. Sep-tember, 12 Uhr, KönigsbergerKlops-Essen in der „Insel“.

HEIMATKREISGRUPPETilsit-Stadt, Tilsit-Ragnit –

Sonnabend, 23. September, 15Uhr, Ratsstuben JFK, Am Rat-haus 9, 10825 Berlin. AnfragenTilsit: Heinz-Günther Meyer,Telefon 2 75 18 25, Ragnit: EmilDrockner, Telefon 8 15 45 64.

LANDESGRUPPESonnabend, 9. September, 15

Uhr, ökumenischer Gottes-dienst zum „Tag der Heimat“ inSt. Ansgar, kleine Michaeliskir-che, Michaelisstraße 5, unterMitwirkung des Egerländer-chores Hamburg. Predigt:Pastor Peter Voß, Liturgie: Dia-kon Erwin Drossel. – Sonntag,24. September, 15 Uhr, Einla-dung des Landesverbandes dervertriebenen Deutschen inHamburg zum „Tag der Heimat“im Logenhaus „Mozart-Säle“,Moorweidenstraße 36 (Nähe

Dammtorbahnhof). Die Veran-staltung steht unter dem Motto„Menschenrecht achten – Ver-treibung ächten“. Die Festredehält Leif Schrader (FDP Ham-burg). Umrahmt wird die Feier-stunde von den VereinigtenChören (Ostpreußen, Pommernund Schlesien) und der Jugend-ballettgruppe der Deutschenaus Rußland. Einlaß ab 14.30Uhr. – Heimatmarkt. Sonn-abend, 30. September, 10 bis 17Uhr, Heimatmarkt der ost- undmitteldeutschen Landsmann-schaften auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz (Karstadt,Mönckebergstraße) mit demMusikzug FFW Willinghusenund dem Spielmannszug SV Ei-delstedt. Der Ostpreußenstandist mit einem großen Angebotan Köstlichkeiten aus der Hei-mat sowie Literatur vertreten;ebenso ein Informationsstanddes BJO.

HEIMATKREISGRUPPENGumbinnen Regionaltreffen

im norddeutschen Raum –Sonnabend, 30. September, 9

bis 17 Uhr, „6. Heimattreffen imnorddeutschen Raum“ im HotelTomfort, Langenhorner Chaus-see 779, 22419 Hamburg, Tele-fon (0 40) 53 30 06 60. Dazusind alle Landsleute und Freun-de herzlich eingeladen. Als be-sonderer Höhepunkt erzählt ab11 Uhr Ruth Geede über ihrenLebensweg. Nähere Informatio-nen und Organisation: MathildeRau, Saseler Mühlenweg 60,22395 Hamburg, Telefon (0 40)6 01 64 60 und Günter Schatt-ling, Helgolandstraße 27, 22846Norderstedt, Telefon (0 40) 5 2243 79.

Heiligenbeil – Dienstag, 3.Oktober, 14 Uhr, Erntefest imSeniorentreff am Gojenboom.Es gibt vieles zu berichten. Ko-stenbeitrag für Kaffee und Ku-chen: 3 Euro. Anmeldung anLm. Wien, Telefon (0 41 08) 4908 60. Sie erreichen den Senio-rentreff mit der U-Bahn-Linie 3,Richtung Mümmelmannsbergbis Horner Rennbahn, AusgangGojenboom, über den Parkplatz,am Ende ist der Seniorentreff.

Osterode – Sonnabend, 7. Okt-ober, 15 Uhr, Erntedankfest derGruppe im Restaurant Krohn,Fuhlsbüttler Straße 757, direktam Bahnhof Ohlsdorf. Bei Mu-sik und Gesang wird das Ernte-fest gefeiert. Spenden für denErntetisch sind willkommen.Der Eintritt ist frei.

Sensburg – Sonntag, 10. Sep-tember, 15 Uhr, Erste Zu-sammenkunft nach der Som-merpause im Polizeisportheim,Sternschanze 4, 20357 Ham-burg.

BEZIRKSGRUPPEN

Billstedt – Dienstag, 3. Okt-ober, 15 Uhr, Treffen im Restau-rant „Für’n Appel und ’n Ei“,Möllner Landstr. 27, Billstedt (imÄrztehaus am Marktplatz). DieTreffen sind kultureller Natur(Heimatgeschichte, Literatur, Er-lebniserzählungen, Plachan-dern, Ausflüge und anderesmehr). Gäste sind herzlich will-kommen. Kontakt: Annelie Pa-piz, Telefon (0 40) 73 92 60 17.

Hamm / Horn – Sonntag, 3.September, 14 Uhr, Herbstfest inder Altentagesstätte Horn, AmGojenboom. Für Autofahrergleich neben dem U-Bahn Park-platz Horner Rennbahn. Anreisemit der U 3 bis Horner Renn-bahn, Ausgang Bauerberg / Go-jenboom. Nach der Kaffeetafelmit selbstgebackenem Kuchengibt es Humor und Tanz mit Pe-ter. Tischreservierung aufWunsch bei Gisela und Sieg-fried, Telefon 6 93 27 24.

Harburg / Wilhelmsburg –Montag, 25. September, 15 Uhr,Heimatnachmittag im GasthausWaldquelle, Höpernstraße 88,Meckelfeld. Thema: Erntedank:früher – heute.

WESTPREUSSENNorddeutsches Ostpreußen-

treffen – Am 6. und 7. Oktoberfindet eine zweitägige Busreisenach Neubrandenburg und zumGolm / Usedom mit Besuch derGedenkstätte für die Opfer des12. März 1945 statt. Abfahrt Har-burg-ZOB 7.45 Uhr, Hamburg-Kirchenallee 8 Uhr. Übernach-tung in Neubrandenburg. Kostenmit Abendessen und Frühstück,Kaffee: 90 Euro im EZ, 77 Euroim DZ. Auskunft und Anmel-dung bei Dieter Neumann, Tele-fon 7 00 92 79.

Dillenburg – Mittwoch, 27.September, 15 Uhr, Treffen derGruppe im Café Eckstein, Kö-nigsberger Straße. Nach demKaffee wird Gundberg Hoffmannüber zwei ostpreußische Künst-ler, den Komponisten LotarOhas und den SchriftstellerHans Helmut Kirst, sprechen.

Wiesbaden – Dienstag, 12.September, 15 Uhr, Treffen derFrauengruppe im Haus der Hei-mat, Wappensaal, Friedrichstra-ße 35. Es steht ein heiterer Quiz-Nachmittag auf dem Programm.– Donnerstag, 14. September, 18Uhr, Stammtisch im RestaurantKleinfeldchen, Hollerbornstraße9. Serviert wird Dämpfkarbona-de. Für die Platzdisposition bitteumgehend anmelden bei FamilieSchetat, Telefon (0 61 22) 1 5358. Es kann auch nach Speise-karte bestellt werden.

Buxtehude – Sonnabend, 23.

September, 15 Uhr, großer Hei-matnachmittag, unter anderemmit dem Ostpreußenchor undder Tanzgruppe Rega aus Ham-burg, im Insel-Restaurant. DerEintritt ist frei, das Kaffeege-deck kostet 6 Euro.

Helmstedt – Donnerstag, 14.September, Fahrt in die Heide.Dort gibt es auf dem Teichgut-Oesingen ein zünftiges Fisches-sen. – Die große Jahresfahrt mitneun Übernachtungen führteüber Passau, Wien, Györ nachBudapest. In Györ legten dieReiseteilnehmer in einer Feier-stunde ein Gesteck für die Ge-fallenen auf dem Friedhof nie-der. In Preßburg übernachtetedie Gruppe auf der Donau, ineinem sogenannten Bootel –zwei unvergeßliche Übernach-tungen. Mit vielen wunderba-ren Eindrücken kehrten dieLandsleute zurück.

Bielefeld – Donnerstag, 21.September, 15 Uhr, Treffen desLiteraturkreises, Wilhelmstraße13, 6. Stock.

Dortmund – Montag, 18. Sep-tember, 14.30 Uhr, Treffen derGruppe in den ostdeutschenHeimatstuben, Landgrafen-schule / Ecke Märkische.

Düsseldorf – Sonntag, 17.September, 11 Uhr, „Tag derHeimat“ im Hotel Nikko,Immermannstraße 41. –Dienstag, 19. September, 15Uhr, Frauennachmittag im Ost-preußenzimmer 412, GHH.

Essen – Sonntag, 17. Septem-ber, 15 Uhr, „Tag der Heimat“im St. Elisabeth, Essen-Frohn-hausen.

Gevelsberg – Sonnabend, 16.September, 17 Uhr, „Tag derHeimat“ im Restaurant Rosine,Wilhelmstraße, Ennepetal.

Gütersloh – Familien-Zelt-Wochenende. Bereits zum vier-ten Mal haben sich mehrere Fa-milien mit ihren Kindern dreiTage lang auf ein „Abenteuer-Zeltwochenende“ eingelassen.Der Regenbogen-Camp in Tek-klenburg-Leeden am Rande desTeutoburger Waldes bot allesfür einen aktiven Urlaub: eineigenes Schwimmbad mit In-nen-, Außen- und Kinderbek-ken und fünf Rutschen, Sport-plätze, „BMX-Anlage”, Skater-bahn und einen großen Ritter-Spielplatz. Darüber hinauswurden Volleyball, Fußball undMinigolf gespielt. Gekocht undgegessen wurde gemeinsam.Organisiert wurde das Fami-lien-Zelt-Wochenende von derGütersloher Gruppe in derLandsmannschaft Ostpreußen.Eine Fortsetzung folgt im näch-sten Jahr.

Wuppertal – Sonnabend, 30.September, 18 Uhr, 49. GroßerOstpreußen-Ball in den Zoo-Festsälen in Elberfeld. An diebisherige Tradition anknüpfendsind alle zu einem Tanz unterder Erntekrone eingeladen.

Landau – Sonntag, 10. Sep-tember, 11 Uhr, „Tag der Hei-mat“ in der Stadthalle Ger-mersheim, Toumuser Platz 3.

HE I M ATA R B E I T18 Nr. 36 – 9. September 2006Das Ostpreußenblatt

Wir bitten um Verständ-nis, daß aufgrund der

Vielzahl der Veranstaltungenzum Tag der Heimat eine Ver-öffentlichung der Berichtenicht vorgenommen werdenkann.

KEINE BERICHTEZUM TAG DER

HEIMAT

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Jochen Zauner Geschäfts-stelle: Parkallee 86, 20144 Ham-burg, Tel. (0 40) 41 40 08 24, Fax(0 40) 41 40 08 48, E-Mail: [email protected]

BUND JUNGESOSTPREUSSEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (07 11) 85 40 93, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Telefon und Fax (07 11) 6 33 6980

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vors.: Friedrich-Wilhelm Böld,Tel. (08 21) 51 78 26, Fax (08 21) 345 14 25, Heilig-Grab-Gasse 3,86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet:www.low-bayern.de

BAYERN

Vors.: Hartmut Klingbeutel, Kip-pingstraße 13, 20144 Hamburg,Telefon (0 40) 44 49 93, Mobilte-lefon (01 70) 3 10 28 15. Stellver-treter: Walter Bridszuhn, Frie-drich-Ebert-Damm 10, 22049Hamburg, Tel./Fax. (0 40) 6 93 3520.

HAMBURG

Vors.: Margot Noll, geb. Schi-manski, Am Storksberg 2, 63589Linsengericht, Telefon (0 60 51) 736 69

HESSEN

Vors.: Dr. Barbara Loeffke, AlterHessenweg 13, 21335 Lüneburg,Tel. (0 41 31) 4 26 84. Schriftfüh-rer und Schatzmeister: GerhardSchulz, Bahnhofstraße 30 b,31275 Lehrte, Telefon (0 51 32) 4920. Bezirksgruppe Lüneburg:Manfred Kirrinnis, WittingerStraße 122, 29223 Celle, Tel. (0 5141) 93 17 70. BezirksgruppeBraunschweig: Fritz Folger, Som-merlust 26, 38118 Braunschweig,Tel. (05 31) 2 50 93 77. Bezirks-gruppe Weser-Ems: Otto von Be-low, Neuen Kamp 22, 49584 Für-stenau, Tel. (0 59 01) 29 68. Be-zirksgruppe Hannover: ChristineGawronski, Zilleweg 104, 31303Burgdorf, Tel. (0 51 36) 43 84

NIEDERSACHSEN

Vors.: Jürgen Zauner, Geschäfts-stelle: Werstener Dorfstraße 187,40591 Düsseldorf, Tel. (02 11) 3957 63. Postanschrift: Buchenring21, 59929 Brilon, Tel. (0 29 64) 1037, Fax (0 29 64) 94 54 59

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Hans-Joachim Wolf, Tele-fon (03 37 01) 5 76 56, Habicht-weg 8, 14979 Großbeeren, Ge-schäftsführung: Telefon (0 30) 2300 53 51, Deutschlandhaus, Stre-semannstraße 90, 10963 Berlin

BERLIN

Der Kalender „Ostpreußen und seine Maler“ ist auch für das Jahr2007 wieder zu haben. Bis zum 30. September gilt für Leser der PAZder Subskriptionspreis von 18,50 Euro einschließlich Versandkosten(im Buchhandel später 20,50 Euro). Bestellungen bitte direkt an denSchwarze KunstVerlag, Richard-Strauss-Allee 35, 42289 Wuppertal,Fax (02 02) 6 36 31.

Kalender

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 19

Die prußischen Ureinwohner Ostpreußens sind Thema desdiesjährigen Geschichtsseminars der Landsmannschaft Ostpreu-ßen vom 6. bis 8. Oktober 2006 im Ostheim in Bad Pyrmont. Aufdem Programm der von Dr. Sebastian Husen geleiteten Wochen-endveranstaltung stehen Vorträge über die Herkunft und die Ge-schichte der Prußen, über ihre Sprache, ihr Liedgut, ihr Brauch-tum und ihre Märchenwelt. Referieren werden unter anderemSabine Crone, Prof. Dr. Rainer Eckert, Ruth Geede, Lars Karrasch,Hans-Ulrich Kopp, Beate Szillis-Kappelhoff und Rolf Tolkmitt.Die Seminargebühr beträgt 80 Euro. Vollverpflegung und Unter-bringung im Doppelzimmer sind frei. Einzelzimmer stehen nurin beschränktem Umfang zur Verfügung. Anmeldeunterlagen undnähere Informationen bei der Landsmannschaft Ostpreußen,Bärbel Petereit, Parkallee 86, 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 4140 08 26, Fax (0 40) 41 40 08 48, E-Mail: [email protected]

Geschichtsseminar

Die Jury zur Vergabe desRußlanddeutschen Kultur-

preises des Landes Baden-Württemberg hat die Preisträgerdes Jahres 2006 für den BereichBildende Kunst bestimmt. Dasteilte das Innenministerium amDienstag, 8. August 2006, inStuttgart mit. Den mit 5 000 Eu-ro dotierten Hauptpreis erhieltder Maler und Grafiker Niko-laus Rode, der 1940 im Dorf Ei-gental im Schwarzmeergebietgeboren wurde und in Kaarst-Holzbüttgen in Nordrhein-Westfalen lebt. Er hat sich zumZiel gesetzt, Kunst als Mediumvon Integrationsprozessen ein-zusetzen. Einen mit 2 500 Eurodotierten Förderpreis erhieltder 1965 in Aul im Kasachstangeborene und in Neu-Ulmwohnhafte Künstler EduardHollmann. Mit einer Ehrengabe,ebenfalls in Höhe von 2 500 Eu-ro, wurde der in Nikolaipol(Kirgisien) geborene Bildhauer

Jakob Wedel bedacht, der inSchieder in Westfalen wohnt.

„Die Preisträger sind heraus-ragende Künstler, die mit ihrenWerken eindrucksvolle Be-kenntnisse zur Kultur der Deut-schen aus Rußland ablegen“,sagte Innenminister HeribertRech. Mit dem Hauptpreisträ-ger Nikolaus Rode werde einrußlanddeutscher Künstler ge-ehrt, der es über seine Werke inherausragender Weise verstehe,Menschen anzusprechen undzur Auseinandersetzung überdie gegenseitige Wahrnehmungvon Bevölkerungsgruppen an-zuregen. Die Arbeiten derPreisträger erinnerten daran,wie sehr die deutsche Kulturdurch die Aufnahme von Spät-aussiedlern bereichert werde.Innenminister Heribert Rechwird die Preise am Freitag, 19.Oktober 2006, im NeuenSchloß in Stuttgart überreichen.

EB

Kunst als MediumRußlanddeutscher Kulturpreis

Page 19: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

Festredner ist der Landesvorsit-zende Dr. Wolfgang Thüne. ImAnschluß wird ein gemeinsa-mes Mittagessen eingenom-men. Zwei Gerichte stehen zurAuswahl: 1. Hähnchenbrust mitEstragonrahmsoße, Gemüseund Nudeln (6 Euro), 2.Schweineschnitzel mit Zigeu-nersoße und Reis (6.30 Euro).Fahrkostenbeitrag (2 Euro) wer-den eingesammelt. – Freitag, 15.September, 10 Uhr, Fahrt nachHerrenalb. Treffpunkt ist amHauptbahnhof Landau.

Neustadt a. d. W. – Sonntag,10. September, 11 Uhr, „Tag derHeimat“ in der Stadthalle Ger-mersheim, Toumuser Platz 3.Festredner ist der Landesvorsit-zende Dr. Wolfgang Thüne. ImAnschluß wird ein gemeinsa-mes Mittagessen eingenom-men. Zwei Gerichte stehen zurAuswahl: 1. Hähnchenbrust mitEstragonrahmsoße, Gemüseund Nudeln (6 Euro), 2.Schweineschnitzel mit Zigeu-nersoße und Reis (6.30 Euro).

Aschersleben – Mittwoch, 20.September, 14 Uhr, Handar-beits-Frauennachmittag im Be-stehornhaus, Zimmer 6.

Dessau – Montag, 18. Sep-tember, 14.30 Uhr, Treffen derSinggruppe in der Begegnungs-stätte H. Rühmann.

Magdeburg – Freitag, 22. Sep-tember, 16 Uhr, Singproben im„TuS Neustadt“. – Dienstag, 19.September, 15 Uhr, Bowling imLemsdorfer Weg.

Kiel – Sonntag, 17. September,14 Uhr, „Tag der Heimat“ im Re-staurant Lehienhof, Legienstra-ße 22.

Mölln – Auf der letzten Zu-sammenkunft der Gruppe hieltder Landesvorsitzende Ed-mund Ferner einen interessan-ten Vortrag. Thema „Legendeund Wirklichkeit – Die polni-schen Ostgebiete im Lichte vonZiffern und Tatsachen“. Der Re-ferent wies darauf hin, daß dieheutige polnische Ostgrenze inetwa der „Curzon“-Linie ent-spricht, wie sie 1920 unter Mit-wirkung des genannten briti-schen Außenministers festge-legt und schließlich auch vompolnischen Ministerpräsiden-ten Grabski anerkannt wurde.Die östlich dieser Grenze gele-genen Gebiete gehörten niezum zentralpolnischen Staats-bereich. Dennoch greift Polenmilitärisch ein und zwingt dieSowjets 1921 zu einer Grenz-ziehung, die weit in das ukrai-nisch-weißruthenisch und li-tauisch besiedelte Gebiet hin-

eingreift. Diese nachträglichvon Polen eroberten Gebietehatten eine Gesamtbevölkerungvon 11,8 Millionen, davon wa-ren nach amtlichen polnischenQuellen nur 4,7 Millionen Po-len, die vorwiegend in polni-schen Sprachinseln lebten. Die-ser geringe polnische Anteilstellte keine ideelle Basis für einpolnisches Staatsgebiet dar. Sta-lin wollte mit einer Wegnahmedieser Gebiete am Ende desZweiten Weltkrieges eine Kom-pensation auf Kosten der deut-schen Ostgebiete durchführen.Ein nach Westen geschobenesbolschewistisches Polen sollteden Machtbereich Stalins bisnach Mitteleuropa vorantrei-ben. Durch dieses unrechtmäßi-ge Vorgehen sollte auch einedeutsch-polnische Annäherungverhindert werden. auch diepolnische Exilregierung in Lon-don warnte vor einer Verket-tung Polens mit der Sowjetu-nion. Außerdem waren die pol-nischen Ostgebiete wirtschaft-lich verelendet; darin befandensich die größten SumpfgebieteEuropas. Dieses Land sollte„kompensiert“ werden mit denwirtschaftlich hochstehendendeutschen Ostgebieten. Selbstpolnische Quellen geben denWert der Gebiete jenseits der„Curzon“-Linie mit 3,4 Milliar-den Zloty an – nach dem Natio-naleinkommen gemessen –während sie den Wert der deut-schen Ostgebiete mit 18 Milliar-den Zloty beziffern; das heißtPolen erhielt für jeden abgetre-tenen Zloty mehr als den fünffa-chen Wert im Westen. Es wur-den 1,5 Millionen Polen aus denan die Sowjets abgetretenen Ge-biete umgesiedelt; es verließenjedoch auch 1,5 Millionen Men-schen (Ukrainer, Weißrussen,Deutsche) Polen, so daß die Be-völkerungsdichte Polens mitder Umsiedlung nicht erhöhtwurde. Damit war eine polni-sche Landnahme im Westennicht gerechtfertigt. Auf drei Po-len, die von der Bevölkerungs-verschiebung an Polens Ost-grenzen betroffen wurden, kom-men 20 Deutsche, die zugun-sten von Polen aus ihrer Heimatvertrieben wurden. Die Polenwurden zwar auch ausgewie-sen, sie konnten aber ihren Be-sitz nach Möglichkeit mitneh-men. Die heute in den deut-schen Ostgebieten lebenden Po-len stammen überwiegend ausZentralpolen. Der Referentkonnte mit vielen detailliertenAngaben, auch zur älteren pol-nischen Geschichte, das Inter-esse der Zuhörer in überzeu-gender Weise fesseln und fanddafür viel Beifall. Im Anschlußan den Vortrag gab es ein ge-meinsames Matjesessen, zudem nach ostpreußischer Artviel Schmandsoße gereichtwurde. Für die musikalischeUnterhaltung sorgte UlrichKüssner, der mit seinem Akkor-deon das Singen von Sommer-liedern begleitete. Für ihre lang-jährige Mitarbeit im Ortsver-band erhielten Irmingard Alexund Edith Grigo das Verdien-stabzeichen der Landesgruppe.

Schleswig – Donnerstag, 14.September, 14.30 Uhr, „Tag derHeimat“ im Saal des Hotels Ho-henzollern. Gezeigt werdenDarbietungen des Volkstanz-kreises Südangeln und des Aus-siedler Chors Rendsburg. DasKaffeegedeck kostet 6 Euro. UmAnmeldung bei den Gruppenwird gebeten.

HE I M ATA R B E I T / UN T E R H A LT U N G Nr. 36 – 9. September 2006 19Das Ostpreußenblatt

Vors.: Bruno Trimkowski, Hans-Löscher-Straße 28, 39108 Magde-burg, Telefon (03 91) 7 33 11 29

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (04 31) 55 38 11,Wilhelminenstr. 47/49, 24103Kiel

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Düsseldorf – Noch bis November finden die „RusslanddeutschenTheater- und Musiktage“ im Gerhart-Hauptmann-Haus (Bis-marckstr. 90) statt. Zum Programm gehören unter anderem Theater-aufführungen und Chorkonzerte – so das 7. Rußlanddeutsche Chor-fest, Sonntag, 17. September, 11 Uhr im Musikpavillon an der Reit-halle im Hofgarten Düsseldorf. Nähere Informationen bei der Stif-tung „Gerhart-Hauptmann-Haus“ Deutsch Osteuropäisches Forum,Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel.: (02 11) 16 99 10, Fax (0211) 35 31 18, [email protected].

Spätaussiedler

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 18

Kaum zu glauben, was sopassieren kann! Da fährtdoch das Elschen, gerade

17 geworden, die Jüngste von denKoslowskis aus Krottken, nur fürein paar Tage zu ihrer verheirate-ten Schwester Suschen nach Kus-sewen, niemand ahnt Arges! Siefährt nur, um Eingemachtes zuüberbringen und Butter und Keu-chel, aber als sie heimkommt,macht sie verliebte Augen wie einStint, grinst und gesteht: „Ich ha-be mich heimlich verlobt. MitWilli Malessa aus Kussewen. Erist Junglehrer. Am Sonntagkommt er zu Besuch. Und imHerbst, wenn die Kartoffeln aus-gebuddelt sind, wollen wir heira-ten!“

„Erbarmung!“ sagte Muttchennur. „Was wird Vatchen dazu sa-gen?“ Vatchen hin, Vatchen her.Es sollte schlimmer kommen! „Dahabe ich auch noch ein Wörtchenmitzureden“, wetterte das Vat-chen. „Schlag dir diese Dammlig-keit nur aus dem Kopf, Marjell!Daraus wird nichts!“ „Aber wennwir uns doch so lieben!“schluchzt das Elschen. „Nun laßihn erst mal kommen, dann sehenwir weiter“, schlug Muttchen be-sänftigend vor. Dem Elschenkonnten weder Vatchen nochMuttchen was abschlagen. Warihnen dieses Küken doch nachzehnjähriger Pause zu den dreistrammen Marjellens Suschen,Martha und Maria noch zusätz-lich beschert worden. Als nie-mand mehr damit rechnete, wur-de ihnen dieser Racker noch indie Wiege gelegt, genau rechtzei-tig, damit das Baby noch an derHochzeit der Ältesten, dem Su-schen, teilnehmen konnte!

Nun waren die Jahre dahinge-eilt, aus dem Kind war ein schö-nes Fräuleinchen geworden; eineHaut wie Milch und Blut, Augenblau wie Veilchen, dazu tief undunergründlich wie das Wasserdes Otschkosees.

Armes, bedauernswertesMannchen, der die mal zur Fraubekam! Nach außen war sie diereinste Unschuld vom Lande, inWirklichkeit eine wilde, nahezuunzähmbare Hummel! Nunschien sich dieser Bedauernswer-te in der Person des Willi Malessagefunden zu haben. Sollte er nurkommen, der Herr Junglehrer,man würde ihn auf Herz und Nie-ren prüfen und dann erst die Ent-scheidung fällen, ob es zu einerrichtigen Verlobung kommensollte oder nicht!

Da hatte man aber die Rech-nung ohne Maria und Martha ge-macht, den beiden bedeutend äl-teren Schwestern der heimlichenBraut. Mariechen und Marth-chen, überreife Jungfrauen wieAugustäpfel im September, warenaus verschiedenen Gründen bisdato unbemannt geblieben.

Bis zu einem gewissen Gradwaren Maria und Martha gutmü-tig. Sie hatten kaum etwas dage-gen einzuwenden, daß das Nest-häkchen immer beschont wurde.Nun aber, da sie sich plötzlich zuverloben gedachte, schlug dieseNachricht bei ihnen wie ein Stichins Wespennest ein.

„Wo hat es in Borutta und Um-gebung schon mal so was gege-ben!“ schrie Mariechen erbost,„daß die Jüngste vor den älterenSchwestern heiraten darf? Wie esSitte und Brauch ist, wird hierschön der Reihe nach geheiratet!“„Ja, so ist es!“ kreischte Marie-

chen. „Zuerst kommen wir heranund zuletzt kommst du, du dum-me Gans!“ „Dann kann ich war-ten, bis ich alt und grau bin“,heulte Elschen.

Das hätte sie nicht sagen sollen,denn nun prasselten eine Mengeunschöner Worte auf sie hernie-der, die wiederzugeben nicht an-gebracht erscheint. „Ruhe“ brüll-te das Vatchen dazwischen.„Noch bin ich der Herr im Haus.Noch habe ich das Sagen!“ „Aufkeinen Fall wird die Else vor unsheiraten!“ beharrte Martha aufihrem Standpunkt. „Laß die Mar-jell sich ihre Aussteuer erst ver-dienen, wie wir es taten. Der fei-ne Herr Lehrer braucht sich hiernicht sehen lassen!“ „Er wirdkommen!“ brüllte Vatchen. „Unddann reden wir weiter darüber.Natürlich wird Elschen nichtHals über Kopf heiraten, ein,zwei Jährchen kann sie warten.“„Dann haben wir hier nichts wei-ter zu suchen“, meinte Marthakreidebleich. „Glaubt ja nurnicht, daß wir uns weiterhin vonfrüh bis spät auf dem Feld ab-rackern. Ab sofort werden wirstreiken. Ihr werdet sehen!Komm, Mariechen!“

Erhobenen Hauptes verließendie beiden das Zimmer und be-gaben sich unverzüglich in ihrgemeinsames Schlafzimmer. Manhörte die Tür laut zuschlagen,dann wurde der Schlüssel imSchloß umgedreht. „Erbarmung!“hauchte Muttchen. „Das kannschön werden!“ Das Schlimmstewar, nun mußten sie und das El-schen mit dem Vatchen hinausaufs Feld. Auf diese Weise lernteElschen auch einmal richtige Ar-beit kennen.

Nun war die Else von früh bisspät auf den Beinen, half beimAbfüttern im Stall, beim Kühe-melken und nicht zuletzt auf demFeld. Dazu mußten noch neben-bei Kuchen gebacken und allesfür den Besuch des Freiers vorbe-reitet werden. Am Abend sankElschen todmüde zu Bett. Dochdas war nicht das Schlimmste.Dazu kam noch der Kummer mitMaria und Martha, die weiterhinstur im Streik verharrten. Sie ver-weigerten nicht nur die Arbeit,sie rührten fortan auch keinenBissen mehr an. Ständig hieltensie sich hinter verschlossenerTür auf. Mit weiblicher List ver-suchte Muttchen, Martha undMaria aus dem Bau zu locken,kochte ihre Lieblingsspeisen,Kumst mit Speckklößen, brietKartofelflinsen, stellte Tablettsmit lauter Köstlichkeiten vor ihreTüre, alles war vergeblich, dieTür blieb verschlossen, die Ta-bletts unangerührt!

Lieber hungerten sich die stör-rischen Marjellens ein Loch inden Bauch, als daß sie nachgege-ben hätten. Dabei stand die Korn-

ernte kurz bevor. In der kommen-den Woche sollte der ersteSchnitt beginnen. Und was dann?Wer würde vier starke Arme er-setzen? Im Dorf hatte jeder mitsich selbst zu tun. Hilfskräfte wa-ren nicht aufzutreiben! Vatchensah schwarz.

In seiner Not wandte Vatchensich an das Onkelchen aus Borut-ta. Der war ein kluger, lebenser-fahrener Mann, der wußte immerRat! „Ihr müßt sie aushungern“,riet er. „Ihnen den Hahn abdre-hen. Das ist das einzige sichereMittel!“ „Aber sie hungern ja frei-willig“, rief das Vatchen und rauf-te sich die Haare. „Vier Tage langgeht das schon, und sie denkennicht daran, aufzugeben!“ „Dannmüssen sie eine heimliche Quel-le haben“, behauptete das Onkel-chen. „Sonst könnten sie nichtdurchhalten.“ „Aber wo denn?“gab das Vatchen zu bedenken. „Inder Speisekammer fehlt nuscht.Nicht ein Eichen.“ „Und wiesteht es mit der Räucherkam-mer?“ fragte das Onkelchen undblinzelte verschmitzt. „Die istvom Flur aus bequem zu errei-chen. Habt ihr da schon nachge-schaut?“ „Der Deubel auch,nein!“ gab Vatchen zu. Unverzüg-lich eilte er heim, um die Räu-cherkammer zu inspizieren. Tat-sächlich! Es fehlten zwei dickeRauchmettwürste und ein kleinerSchinken. „Hier wird ein Riegelvorgeschoben“, beschloß das Vat-chen. Ein stabiles Schloß wurdebesorgt und am gleichen Tag ander Tür zur Räucherkammer an-gebracht. Fortan trug er denSchlüssel dazu ständig bei sich.

In derselben Nacht wurde Vat-chen aus unruhigem Schlafdurch ein leises Rumoren im Flurgeweckt. Gleich darauf hörte erdie Martha laut „VerfluchterMist!“ schimpfen. Da legte sichdas Vatchen beruhigt auf die an-dere Seite, um weiterzuschlafen.Er hatte das sichere Gefühl, daßder Hungerstreik ein baldigesEnde nehmen würde.

Der Sonntag kam herbei undmit ihm der Willi Malessa. Insge-heim waren Vatchen und Mutt-chen ein bißchen enttäuscht, weilder Willi äußerlich nicht viel her-machte. Er war eher unscheinbar,glich, mit einer Nickelbrille aufder Nase, nur entfernt denschwärmerischen Schilderungendes verliebten Elschens. Dafürschien es ihm nicht an innerenWerten zu fehlen, wie es das Vat-chen im Laufe des Sonntags beimGespräch feststellte. Willi Males-

sa war nicht nur ein klugerMann, er besaß darüber hinausnoch einige Talente!

Nachdem er gut zu Mittag ge-speist und einige Gläschen süßenWein getrunken hatte, begann erLieder zur Laute vorzutragen:„Rose weiß, Rose rot ...“, sang er,und: „Jetzt wollen wir Bickbeerenpflücken gehen ...“ Das Elschenhing mit verliebten Blicken ge-bannt an seinem Mund. Esherrschte eitel Freude und Son-nenschein, bis zu dem Augen-blick, als sich der Besucher nachMaria und Martha erkundigte.

„Sie – sie sind verreist! Kom-men aber bald wieder!“ erklärtedas Muttchen stockend. „Es kamganz plötzlich.“ Das gute Mutt-chen, die ehrliche Haut, lief beidieser Notlüge rot an. Glückli-cherweise mußte sie zur Kücheeilen, um das Abendessen vorzu-bereiten. Dem Gast zu Ehren hat-te man eine frühe Ente ge-schlachtet, obwohl die Zeit dafürnoch nicht reif war. So ein zarterEntenbraten, innen schön mitMajoran und Äpfeln gefüllt, warein Leckerbissen besonderer Art.Natürlich machte der Bratenduftvor der Tür zu Marias und Mar-thas Zimmer nicht halt. „SogarEntenbraten kriegt der dämlicheKerl!“ knurrte Martha böse. „Wiraber müssen hungern!“ „Vonmüssen kann keine Rede sein“,meinte Maria schnippisch. „Duhast es ja selber so gewollt!“„Ich?“ „Ja, du! Du dämliche Gans,du ganz alleine!“ schimpfte Ma-riechen. „Ich aber habe die Nasevoll von der ganzen Streikerei!Du kannst ja hungern, bis duschwarz wirst! Es hilft uns ja allesdoch nichts. Sie tun, was sie wol-len!“ „Streikbrecherin!“ höhnteMartha und drohte mit der Faust.„Du kannst mich mal ...“, fordertesie das sonst so stille Mariechenauf. „Ich gehe jetzt in die guteStube und esse Entenbraten zumAbendbrot!“

Martha kämpfte einen schwe-ren Kampf mit ihrem BruderInnerlich. Schon war das Marie-chen fein gekleidet dabei, dieStube zu verlassen, als sie ihr zu-rief: „Nu wart’ doch schon diepaar Minutchen. Ich komme jamit!“

Nun ist nicht mehr viel zu be-richten. Mit diesem schwerwie-genden Entschluß war die Strei-kerei beendet. Der Willi Malessabezauberte im übrigen noch amgleichen Abend mit seinemCharme seine zukünftigenSchwägerinnen. Sie schlossen so-gar Duzbrüderschaft und sangengemeinsam zur Laute: „Rosen-stock holder, blüh ...“ und: „Es hatein Bauer ein hübsches Weib, dieblieb so gerne allein ...“

Zwei Wochen später feierteman die offizielle Verlobung vonElschen und Willi.

Heimlich verlobtZwei resolute Schwestern proben einen ungewöhnlichen Hungerstreik

Von EVA M. SIROWATKA

Das Elschen hingmit verliebten Blicken

an seinem Mund

Ernte in Sophienthal: „Vatchen“ schätzte seinerzeit nicht nur tierische Hilfe. Foto: Ruth Winter

Armes Mannchen,der die mal

zur Frau bekam

Page 20: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

UN T E R H A LT U N G20 Nr. 36 – 9. September 2006Das Ostpreußenblatt

König v.Mykene(griech.Sage)

Staat inOsteuro-pa undNordasien

Berg,Hügel

Stellungs-gesuch

Baldrian-gewächs

be-treuen,pflegen

obersterTeil desGetreide-halms

Abkür-zung fürHighFidelity

VaterundMutter

Schmet-terling

Absage,Ableh-nung

Laub-baum

Zimmer-winkel

Streben,Neigung

Tierlaut(Schwein)

Zauber-,Geheim-kunst

An-spruch

eltern-losesKind

unge-hobelterMensch,Rüpel

Grund-formdes Jazz

Apfel-sorte

Körper-partie

Souve-ränität,Herr-schaft

erhöhteTempe-raturhaben

himmel-blaueFarbe

Leicht-athlet

Greif-vogel-nest

Begeis-terung,Schwung

großesGäste-haus

dehn-baresGewebe

ärmello-ses Klei-dungs-stück

Besitz,Ver-mögen

ein Indo-germane

WarnungbeiGefahr

sehrgroßerMann

fast dreist,vorlaut

feier-licheAmts-tracht

schmie-ren,fetten

Unglückprophe-zeien(ugs.)

Nischein einerGast-stätte

Wagen-bespan-nung

These

einHimmels-körper

Kirchen-musik-instru-ment

sichtäuschen

Streit;Privat-krieg

Vorder-asiat,Perser

Ruhe-ständler,Pen-sionär

Schreib-gerät

Finken-vogel

men-schen-ähnlichesSäugetier

Hohlmaß

griechi-scherBuch-stabe

Stadt inder Pfalz Farbton

FlusszurRhone

Indus-trie-stadtin NRW

europä-ischerStrom

Einfall,Gedanke

Parfüm-fläsch-chen

Schiff-fahrts-unter-nehmen

begeis-terterAnhänger(engl.)

Außen-schichtbeiBäumen

früherals

veraltet:weibl.Hausan-gestellte

dt.Dichter(Hein-rich)

Vorge-setzter

Flachs-faser;Gewebe-art

Stellver-treter(Kurz-wort)

Sagen-königinvonSparta

Treib-schlag(Golf,Tennis)

Fabrik-schorn-stein

Vor-namePresleys

Ge-wichts-einheit

außer-ordent-lich

Nachlassempfan-gen

Musik:Übungs-stück(franz.)

abge-grenztesGebiet

Schutz-klei-dungs-stück

Lebens-bund

persön-lichesFürwort

langgezoge-nerStrand

Pelzart;marder-artigesRaubtier

latei-nisch:im Jahre

Kfz-ZeichenBochum

vertei-digend,ab-wehrend

vomGeistGotteserfüllt

Himmels-richtung

einEuropäer

Kochsalzenthal-tendesWasser

Berg-werk

AABUHTEEGRUNZENMAGIEANRECHT

BAUCHWAISEFLEGELKEMSOBERHOHEITFIEBERN

WESTERDRRELANLEDMLHABEGEHERLHUENENAHEZUKEORNATOELEN

MONDUNKENRLEITSATZNDORGELSEPAREEST

STIFTLRLITERISEREGAMMARIE

RHEINFLAKONREEDEREIFANLT

HEINELDIENERINMVIZEDRIVESCHLOTELANR

SCHUERZEETUEDEHEILIDONERZ

DEFENSIVANNOBOIHEILIGNORDENDAENESOLEMINE

KreisketteDie Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zah-lenfeld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felderin der oberen Figurenhälfte eine Person englischer Abstammung.

1 Knappheit, Defizit, 2 ausgehntes Gastmahl, 3 heilig; geweiht, 4 Wand-,Bodenplatte, 5 griechischer Götterbote

DiagonalrätselWenn Sie die Wörter nachstehenderBedeutungen waagerecht in das Di-agramm eingetragen haben, ergebendie beiden Diagonalen zwei andereBezeichnungen für Ertrag.

1 schnelle Pferdegangart, 2 Tennis: zurückgeschlagener Ball,3 Wort der verstärkten Zustim-mung, 4 Amts-, Geschäftsraum(englisch),5 Hauptstadt von Albanien,

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanischeZahlenrätsel: Füllen Siedie Felder so aus, dassjede waagerechte Zeile,jede senkrechte Spalteund jedes Quadrat aus3 mal 3 Kästchen dieZahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält.

8 79 2 4 6

1 4 5 3 81 7 8 4

6 23 1 9 5

4 3 1 6 51 3 2 4

6 3

438692751 592871463 671453892 125768934 869534127 347129685 284316579 713985246 956247318

Diagonalrätsel:1. Galopp, 2. Return, 3. ja-wohl, 4. Office, 5. Tirana, 6. Turban –Gewinn, Profit

Kreiskette: 1. Mangel, 2. Gelage, 3. sakral,4. Kachel, 5. Hermes – Angelsachse

Sudoku:

Fast lautlos gleitet mein Bootauf den schnellen und kla-ren Wassern der Kruttinna

stromab zum Muckersee. Nur dasKnirschen der Staakstange im kie-sig-sandigen Untergrund ist zu hö-ren. Masurens schönste Wälderumgeben mich mit ihren himmel-hohen, glattrindigen Kiefern, Fich-ten und dichtem Unterholz. Fastschließen sich die Baumkronenüber der hineilenden Kruttinna.Ihre grünen Dächer, dunkel imSchatten, hell durchleuchtet in derSonne, spiegeln sich in stromstil-len Stellen. Eisvögel lassen sichvom Boot einholen, eilen vorausund warten wieder auf überhän-genden Ästen und Wurzeln.

Das Weibchen eines großenGänsesägers führt die Schar ihrerJungen und sucht unter dicht be-laubten Ästen nahe dem UferDeckung vor denMenschen. DieKleinen könnennoch nicht flie-gen, und so hältder sonst soscheue alte Vogelbei ihnen aus.Wie schön ist es, daß es hier so et-was noch gibt, daß noch alte Bäu-me mit so geräumigen Asthöhlenin den Wäldern um die Kruttinnastehen, in denen ein solch großerVogel brüten kann.

Vor der Mündung in den Muk-kersee wird es freier. Der Wald trittzurück. Wiesen und die weite Was-serfläche liegen vor mir. Aber einWaldland bleibt es doch! In derRunde trifft das Auge überall aufdunkle Waldränder. Wie Scheideli-nien wirken sie und sind in Wirk-lichkeit die schönste und kostbar-ste Verbindung, die es zwischenSeen, Feldern und Wiesen gebenkann.

Unsere starken, glatt und astreingewachsenen Birken mit ihren im

Winde wehenden Zweigen, unseregesunden, langen Erlen in dendunklen Brüchen, oft gemischt mitälteren, wertvollen Eschen, gabenein Nutzholz her, wie es im übri-gen Deutschland kaum zu findenwar. Birken und Erlen werden dortfast nur Brennholz. Die schnurge-raden, astreinen Kiefern unsererHeimat waren bekannt und ge-sucht wie keine anderen. An vie-len Stellen standen sie in unsererProvinz, reckten ihre mächtigen,dunklen Kronen über Fichten-,Weißbuchen- und Eichen-Unter-holz in den Himmel hinein. Wennwir uns, auf den Seen fahrend, vonRudczanny im Beldahnsee Niko-laiken näherten, dann standennoch vor der Fähre Wirsba auf bei-den hohen Uferseiten solche Kie-fern, wiegten ihre Kronen im lauenSommerwind, während die hellenSchönwetterwolken über die wei-ten Wälder und blauen Seen hin-zogen. Immer war dieses Land

schön, auch imSpätherbst, wennder Sturm untergrauem Himmelüber graue Seendahinfuhr, in denWäldern brausteund die alles

überragenden Kiefern bog undschüttelte.

Die Vielseitigkeit, die unsereHeimat auf allen Gebieten besaß,die sie so reizvoll machte und unsheute so unvergeßlich ist, die warihr auch in ihren Wäldern zu ei-gen. Ostpreußen besaß alle Boden-arten, den leichten, sandigen Ma-surens, die tiefgründigen, frucht-baren Ackerflächen um Rasten-burg bis hinauf über Königsbergzu den in fast ältester Kultur dalie-genden des Samlandes, die ertra-greichen Niederungen unsererStröme, die Moore im Frisching,im Großen Moosbruch und dengelben Sand unserer Nehrungen,aus dem der Sturm die Dünenbaute. Weite Strecken gab es mit

schweren und schwersten Lehmum Wehlau, Insterburg und Ger-dauen.

In Ostpreußen war die Enge, dasAufeinandersitzen der Menschen,aus dem die meisten Übel kom-men, nicht so groß. Auch die Wäl-der brauchten noch nicht von al-len guten Böden zurückgedrängtzu werden dorthin, wo nichts an-deres mehr wachsen würde. Beiuns durften sie auch auf guter undbester Heimaterde stehen. DieWälder haben das gedankt unduns bewiesen, daß es richtig war,ihnen auch solche Landesteile zu

gönnen. Sie lieferten ein Holz vonfabelhaftem Wuchs und bester in-nerer Beschaffenheit. Bei richtigerBehandlung in Kulturen und spä-teren Durchforstungen gestattetendiese Wälder einen Umsatz, dasheißt Einnahmen, von denen dieMenschen, die nicht echte ost-preußische Forstwirte waren, sichnichts träumen ließen.

Die riesige Johannisburger Hei-de, die ihrer starken Hirschewegen so oft ihren Herrn gewech-selt hat, blieb doch immer einerunserer schönsten Heimatwälder.Dann die Marschallheide – zwi-

schen Guja und Drengfurt, dieser4000 Morgen große Privatwald,der vielen Besitzern gehörte unddoch so tadellos gepflegt war, daßer zum Beispiel werden konnte.Ich denke an die weiten Wäldernördlich der Memel, mit ihren lan-gen Bodenwellen unter den Kro-nen alter Eichen, Kiefern und Bir-ken. Für immer hat es sich mir insHerz geprägt, wenn ich im Herbstnach der Fähre bei Ragnit überden Memelstrom auf die jenseiti-gen fruchtbaren Wiesen kam, überderen ebene Fläche man hinsahbis zum Jura und immer weiternach Osten. Gegen Norden warensie umrandet von Wäldern, die zurBrunft der Hirsche ihren schön-sten Schmuck an-gelegt hatten.

Wie still undwarm konntendort sonnig-klareHerbsttage sein,an denen die wei-ßen Altweiber-sommerfäden über die noch grü-nen Wiesen schwebten, einzelnegroße Segel fast bewegungslos aufder Memel standen, und die war-men Sonnenstrahlen wie verklärtdurch das goldene Laub der Wäl-der schienen! Und im Gegensatzdazu das Kommen der Nacht, dasWerden des Tages!

Nebel über den Wiesenweitenund Nebel über den Moosbeeren-brüchen und freien Frostlöcherndes Waldes, melodische Rufe einesKranichheeres, das unter fernenSternen südwestwärts zog. Und voruns auf der Lichtung und der an-schließenden Roggensaat dasSchreien und Stampfen der Hir-sche, nur noch Schatten im fahlenBüchsenlicht. Endlos schienen die-se Wälder sich zu dehnen. Sie wur-den zu einem weiten Kronenmeer,wenn der Weg auf den Rombinus,einen anderen freien Hügel oderein hohes Ufer des alten Memel-Urstromtales führte. Dann gab eskeine Grenzen für das Auge.

Wohl sind alle Wälder Deutsch-lands schön und ein Ruhm ihresSchöpfers, aber ihre Vielseitigkeitreicht nicht heran an jene WälderOstpreußens. Es ist nicht möglich,alles zu erwähnen in einem be-grenzten Rahmen, von der Elchnie-derung mit ihren Brüchen undWasserstraßen, mit der sie umge-benden einzigartigen Welt des Ku-renhaffes, den Nehrungswäldernund dem merkwürdigen Kupsten-gelände bis zu den großen Forstre-vieren von Finckenstein, Schön-berg, von Kranichburg, Astrawisch-ken und Steinort und allen denen,die noch dazwischen liegen.

Voller Leben waren unsere Wäl-der. Wir lagen in einem Kreuz-

punkt der Wetter-und Luftströmun-gen, aber ebensoauch in einem derVogelzugstraßen.Es gab nicht nurdie eine über dieNehrung, auf der

sich der Zug besonders zu-sammendrängte und am meisten indie Augen fiel. Über die ganzeBreite der Provinz zogen die Vögelim Herbst und im Frühjahr, undsehr viele blieben bei uns, durchju-belten unsere Wälder im Frühjahrund zeigten ihre Flugbilder imHerbst.

Es war nicht unser Verdienst,daß der Elch bei uns gedieh, diestarken Rothirsche in Romintenund in vielen anderen Revieren,das Reh mit solchen Gehörnen undso schwerem Wildbret, das edleRaubzeug, Kranich, Schwarzstorchund die vielen Höckerschwäne.Wenn wir aber jetzt an unsere Hei-mat denken, in der der Tod geern-tet hat wie selten sonst unter unsMenschen und unseren freien Tie-ren, dann können wir ruhig auf un-sere jetzt so oft zur Tatenlosigkeitverurteilten Hände herabsehen; ge-gen das lebendige Leben unsererWälder und Reviere haben sie sichnicht versündigt.

Von WALTER SANDEN-GUJA

Schön war die KruttinnaEine Tour durch die unverwechselbare ostpreußische Natur

Unvergessen: Memellandschaft nahe Ragnit. Foto: Archiv

Endlose Wälderbildeten

ein Kronenmeer

Vielseitigkeitmachte die Heimat

so reizvoll

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GE S C H I C H T E Nr. 36 – 9. September 2006 21

Aus altem Schweizer Ge-schlecht stammend, Juri-sten, Afrikaforscher und

Historiker zu seinen Vorfahrenzählend, hat der vor 115 Jahren inBasel geborene Carl Jacob Burck-hardt eine erstaunliche Zahl vonAutoren, Künstlern, Wissenschaft-lern und Politikern seinem nähe-ren Bekanntenkreis zuordnenkönnen. Er selbst galt lange Zeitals ein Zeuge des alten Europa.Wohlhabend, gut aussehend,sprachgewandt, sich seiner äuße-ren Wirkung stets bewußt, hattenbesonders die Deutschen in ihmeinen Sympathisanten gesehen,der ihrer nach 1945 so schlechtgemachten Reputation zu neuemLicht verhelfen sollte. Im Jahre1954 erhielt Burckhardt den Frie-denspreis des Deutschen Buch-handels, die Laudatio hieltBundespräsident Theodor Heuß,der ihn den „guten Europäer“nannte. Ein Jahr darauf durfte sichdie Lichtgestalt mit dem Orden„Pour le Mérite“ schmücken, derFriedensklasse für Verdienste umdie Wissenschaft und Künste.

Der junge Burckhardt wuchsohne Vater auf, der, Professor fürRömisches Recht und Gerichts-präsident, tragisch durch Freitodgeendet hatte. Nach einem Stu-dium der Philosophie, Geschichteund Kunstgeschichte in Basel,München und Göttingen war ervon 1918 bis 1922 Mitglied derSchweizer Botschaft in Wien, woer hautnah den Untergang derösterreichischen Monarchie mit-erlebte. Während dieser Zeitschloß Burckhardt Freundschaftmit Hugo von Hofmannsthal. DieVerbindung mit dem WienerDichter des „Jedermann“ wirkteaußerordentlich befruchtend aufden 17 Jahre jüngeren Diploma-ten. Hugo von Hofmannstahl, Mit-begründer der Salzburger Fest-spiele, entwickelte das abendlän-dische Geisteserbe schöpferischweiter, mit Stefan George fühlte ersich einig in der Sehnsucht nachSchönheit und erlesener Sprach-

form. Die Anregung, „das Schrift-tum als geistigen Raum der Na-tion zu begreifen“, was die eigent-liche Aufgabe der nationalen Lite-ratur sein sollte, entsprach ganzden Intentionen Carl Jakob Burck-hardts.

Der ehemalige Schweizer Di-plomat Paul Stauffer ließ in seiner

quellenkritischen Studie, „Zwi-schen Hofmannstahl und Hitler“,zum erstenmal Zweifel an demlichtgestaltigen Wirken seinesLandsmannes aufkommen. Stauf-fer nannte den von Burckhardtedierten Briefwechsel mit Hugovon Hofmannstahl „beschöni-gend“ und „verfälschend“. Auch

andere Autoren bestätigten, daßder Briefwechsel „getürkt undnachträglich überarbeitet“ wordenist.

C. J. Burckhardt war Zeitzeugeumwälzender Epochen der euro-päischen Geschichte. Als Mitglieddes Internationalen Komitees vomRoten Kreuz machte er die Be-kanntschaft mit Ernst von Weiz-säcker, damals deutscher Gesand-ter in der Schweiz. Weizsäcker sollihn dann auch zur Bewerbung umdie Position des Hohen Kommis-sars des Völkerbundes für dieFreie Stadt Danzig veranlaßt ha-ben. Am 1. März 1937 traf Burck-hardt zur Übernahme seines Am-tes in Danzig ein, eine Stellung,die er später als schwierigste undundankbarste Mission seines Le-bens bezeichnet hat. Allein schondie Zahl seiner acht Vorgänger aufdem Stuhl des Hochkommissarshätte ihm zu denken geben müs-sen, ob er da nicht etwa seinen ge-ruhsamen Lehrstuhl für Geschich-te an der Genfer Universität miteinem Schleudersitz vertauschte.

Die Versailler Friedensmacherhatten die deutsche Stadt Danzig– ohne Befragung der Bevölke-rung – vom Reich abgetrennt, umdaraus einen „Freistaat“, zwar miteigener Regierung, aber be-schränkten Hoheitsrechten, zubilden, dessen Garantie der Völ-kerbund übernahm. Die Aufgabedes Hohen Kommissars war dieeines Schiedsrichters bei stritti-gen Fragen zwischen Danzig undPolen. Gegen die Entscheidungendes Hohen Kommissars stand bei-den Staaten das Recht der Beru-fung beim Völkerbundsrat zu, des-sen Spruch dann endgültig undbindend war. Burckhardt träumtedavon, die wichtige Rolle einesVermittlers zwischen England unddem Reich zu übernehmen, ob-wohl ihm Anthony Eden, Präsi-dent des Völkerbunddreierkomi-tees, vor Dienstantritt den Rat gab,in Danzig nur als Berichterstatterzu fungieren.

Tatsächlich konnte Burckhardtan der politischen Wirklichkeitnichts ändern. Gerade in jenerZeit bahnte sich im Volkstag, dem

aus 72 Abgeordneten bestehen-den Danziger Parlament, eine bri-sante Entwicklung an. Verschiede-ne Oppositionsabgeordnete hat-ten sich der NSDAP angeschlos-sen, deren Mandatszahl damit auf46 anstieg. Die Nationalsozialistenwaren sozusagen auf kaltem Wegedabei, die Zweidrittelmajorität zuerlangen, was nach kurzer Zeit in-folge der Auflösung der Deutsch-nationalen Volkspartei (DNVP)auch eintrat. Am 10. Oktober 1938konnte Gauleiter Albert Forstererklären: „… durch den Übertrittvon Abgeordneten der anderenParteien hat unsere Fraktion dielegale Zweidrittelmehrheit er-reicht, die uns zur Änderung derVerfassung berechtigt.“ Eines ver-schwieg der braune Parteiführerallerdings, der Völkerbund hätteals Garant der Danziger Verfas-sung einer Änderung dieses

Grundgesetztes zustimmen müs-sen.

In dem Buch „Meine DanzigerMission“ (München, 1960) schil-dert C. J. Burckhardt ausführlichseine Danziger Zeit von 1937 bis1939. Man kann sich des Ein-drucks nicht erwehren, daß derHochkommissar seine Missionauch darin sah, der eigenen Per-son eine politisch hoch bedeutsa-me Wichtigkeit zu verleihen.Burckhardt hatte am 10. Oktober1939 den Diplomaten Perkowskides polnischen Kommissariats inder Freien Stadt zu einem Dinereingeladen, als ein dringenderAnruf Forsters erfolgte, der HoheKommissar möge sich zu einemTreffen mit Hitler bereithalten.Mit einer eigens geschickten„Führermaschine“ traf Burckhardtzusammen mit dem Gauleiter aufdem Salzburger Flugplatz ein. Vondort ging es mit dem Personen-kraftwagen am Berghof vorbei inSerpentinen zum Kehlsteinhaus

(dem heute wieder zugänglichenTeehaus) in 1 834 Metern Höhe.Hitler dankte dem Hochkommis-sar für seine Vermittlerdienste inden Danzig-polnischen Ausein-andersetzungen. Er gab zu erken-nen, daß er nicht mehr bereit sei,zurückzustecken; „… wenn das ge-ringste in Danzig passiert oderunseren Minderheiten geschieht,werde ich hart zuschlagen.“ AufBurckhardts Frage, ob er seineKinder in Danzig lassen solle, ant-wortete Hitler: „Es kann jeden Tagin Danzig etwas geschehen, abernur, wenn die Polen es wollen. Ichglaube, daß Ihre Kinder besser inder Schweiz wären.“ In Burck-hardts Buch nimmt diese Unterre-dung mit Reichskanzler Hitler denPlatz von acht Buchseiten ein.

Fabulös erscheint BurckhardtsBeschreibung über den Besuchdes Kommandanten der „Schles-wig-Holstein“, Kapitän zur SeeKleikamp, in seinem Hause. Dasdeutsche Linienschiff lief am25. August 1939 zu einem Freund-schaftsbesuch in Danzig ein undankerte gegenüber der Wester-platte. Es war üblich, daß auslän-dische Flottenbesuche mit Einla-dungen der führenden Persön-lichkeiten des Freistaates ver-knüpft waren. „Der Kommandantdes Kriegsschiffes“, schreibtBurckhardt, „anvertraute mirplötzlich mit einem verstörten Ge-sichtsausdruck: Ich habe einenfurchtbaren Auftrag, den ich vormeinem Gewissen nicht verant-worten kann. Wäre dieses Ge-ständnis bekannt geworden, so istanzunehmen, daß dieser Offizierzum Tod durch Erschießen alsHochverräter wäre verurteilt wor-den.“

Am 1. September 1939 erschienForster mit großem Gefolge in derResidenz des Hohen Kommissars,dem ehemaligen Generalkom-mando. Burckhardt sollte inner-halb von zwei Stunden das Danzi-ger Territorium verlassen. „Per-sönlich habe ich nichts gegenSie“, fügte der Gauleiter hinzu.Carl Jakob Burckhardt war reise-bereit, zuvor hatte er tagelang sei-ne Schriftstücke verbrannt.

Nachdem es den Westeuro-päern durch das sogenannte

Wunder an der Marne gelungenwar, die deutsche Anfangsoffensi-ve zu stoppen, entwickelte sichder Erste Weltkrieg an der West-front zum Stellungskrieg. In die-sem Grabenkrieg war der Angrei-fer grundsätzlich im Nachteil. Ermußte im Gegensatz zum Vertei-diger beim Angriff den schützen-den Graben verlassen und sichungeschützt dem vernichtendenFeuer der gegnerischen Maschi-nengewehre aussetzen. Undselbst wenn er seinen Schützen-graben lebend verlassen konnte,blieb er nicht selten im Stachel-drahtverhau vor den Gräben derVerteidiger hängen. So erreichtennur die wenigsten die Gräben desGegners, um hier den KampfMann gegen Mann aufzunehmen.

Die Deutschen, vor allem aberdie materiell überlegenen Westeu-ropäer suchten im Trommelfeuerdie Lösung. Mit einem immensenmateriellen Aufwand wurde ver-sucht, alles Leben vor den eige-nen Schützengräben zu vernich-ten. In der Regel blieben jedochdem Gegner trotzdem genügendMaschinengewehre und sie be-dienende Soldaten übrig, um

beim Sturmangriff auf die Angrei-fer schießen zu können. Zudemhatte das Trommelfeuer zweiNachteile. Zum einen warnte esden Gegner vor dem bevorstehen-den Sturmangriff und versetzteihn in die Lage, ge-rade an dieserStelle Soldatenund Material zurVerteidigung zuko n z e n t r i e re n .Zum anderen er-schwerten die Ex-plosionskrater, dieTrichter, dem An-greifer das Voran-kommen.

Die Lösung be-stand im Panzer.im Idealfall konn-ten ihm die MG-Garben nichts an-haben und war erin der Lage, Hin-dernisse wie Sta-cheldrahtverhaueund Gräben ent-weder zu zerstö-ren oder zu über-winden. 1886 wardas Automobil erfunden worden,und schon vor dem Ersten Welt-krieg waren für das Militär Autosgebaut worden, die gepanzert undbewaffnet waren. Diese waren je-doch nicht geländegängig genug

für das Schlachtfeld. Auch gab esin den Streitkräften schon Fahr-zeuge mit Kettenantrieb. DieseRaupenschlepper wurden zumZiehen schwererer Geschütze ge-nutzt. Die Erfindung des Panzers

bestand nun darin, diesen Ketten-antrieb mit der Panzerung undArmierung der Panzerkraftwagenzu kombinieren.

Der erste an der Front einge-setzte Panzer war der britische

„Mark I“. Für das Überwindenbreiter Gräben und hoher Hinder-nisse wurden eine lange Auflage-fläche und eine große Greifhöheder Gleisketten erstrebt. Diesesführte zu der für den „Mark“ so

markanten Kettenführung überdie ganze Seite des Fahrzeuges.Typisch für den „Mark I“ ist dasnachgezogene Radpaar, das dieSteuerung mittels der Gleiskettenunterstützen sollte. Hierauf ver-

zichtete man bei den nachfolgen-den „Mark“-Generationen.

Statt eines Panzerturms besaßder „Mark“ an den Seitenwändensogenannte Geschützerker. Die Be-waffnung war unterschiedlich. Die

sogenannten weib-lichen Typen wa-ren nur mit Ma-schinengewehrenausgestattet unddie sogenanntenmännlichen zu-sätzlich mit Ge-schützen. Die„männlichen“ Pan-zer sollten mit ih-ren Kanonen denFeind aus seinenGräben jagen unddie „weiblichen“sollten die dannungeschützten Sol-daten anschlie-ßend mit ihren MGniedermähen.

Nach Gelände-und Schießübun-gen erteilte der bri-tische Rüstungsmi-nister Lloyd Geor-

ge einen ersten Auftrag zur Serien-produktion. Bis zum Dezemberdes Jahres erhielt das Expeditions-korps in Frankreich je 75 „männli-che“ und „weibliche“ Exemplareder 28 Tonnen schweren sowie

acht Meter langen und vier Meterbreiten Ungetüme, die für jeweilsacht Mann Besatzung ausgelegtwaren.

Ähnlich wie später die deutschePanzerlegende Heinz Guderianhatte bereits damals der britischePionier der Panzerwaffe Ernest D.Swinton gefordert, statt zu klek-kern zu klotzen. Die anglo-franzö-sische Somme-Offensive ließ sichjedoch nicht so erfolgreich an wiegehofft, und deshalb wollte manmit dem Panzereinsatz nicht so-lange warten, bis eine größereStückzahl zur Verfügung stand. Soverpuffte am 15. September 1916der Überrumpelungseffekt. Dieinsgesamt 49 Panzer wurden inGruppen zu je zwei oder drei aufdie Infanterieeinheiten aufgeteilt.17 fielen schon beim Marsch in dieAusgangsstellungen aus. Neunblieben beim Verlassen dieser lie-gen. Weitere neun konnten erstverspätet anfahren. Von den ver-bleibenden 14 angreifenden Pan-zern wurden fünf durch gegneri-sches Feuer, insbesondere der Ar-tillerie, außer Gefecht gesetzt. Dieverbleibenden neun Panzer genüg-ten jedoch, um die Überlegenheitder neuen Waffe zumindest soweitoffenkundig werden zu lassen, daßihr Wert für die Überwindung desStellungskrieges wenigstens aufSeiten der Entente erkannt wurde.

Von RÜDIGER RUHNAU

Die Briten führen den ersten Panzerangriff durchVor 90 Jahren zeigte der Einsatz von 49 Tanks des Typs »Mark I« in der Somme-Offensive die Überlegenheit der neuen Waffe

Von MANUEL RUOFF

Schon lange wankt das MonumentAm 10. September 1891 wurde der letzte Hohe Kommissar für die Freie Stadt Danzig, Carl Jacob Burckhardt, geboren

Carl Jacob Burckhardt (1891–1974) Foto: Danzig-Archiv

Er wollte Mittlerzwischen England

und Reich sein

„Mark I“: Mit dem Drahtgeflecht versuchte man, das verwundbare Oberdeck vor dem Angriffdes Gegners im Nahkampf mit gebündelten Handgranaten zu schützen. Foto: Archiv

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NE U E BÜ C H E R22 Nr. 36 – 9. September 2006

Über 2000 Seiten LesegenußSonderedition zum 110. Geburtstag des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald

Fürs HerzOstpreußische Wolfskinder

Sie sindnicht nuräußerliche i nSchmuck-stück: Diefünf Roma-

ne des im September 1896 gebore-nen amerikanischen SchriftstellersF. Scott Fitzgerald, die jetzt in neu-er Übersetzung und mit klugenNachworten vom Zürcher Dioge-nes-Verlag anläßlich Fitzgeralds110. Geburtstages herausgebrachtwurden. Der Erstleser wird sichmit Wonne dem schönen Erzähl-fluß des früh gestorbenen Autorshingeben. Und auch der Fitzge-rald-Kenner wird die Lektüre vonKlassikern wie „Zärtlich ist dieNacht“ und „Der große Gatsby“nicht bereuen. Mit dieser verlegeri-schen Tat schenkt der Diogenes-Verlag den Lesern Stunden uner-hörten Lesegenusses.

Vielleicht schreckt der eine oderandere vor der Wucht der rund2000 Seiten starken Ausgabe zu-rück. Doch man muß ja nichtgleich alles lesen. Entbehrlich er-scheint die Lektüre des Romans„Diesseits vom Paradies“, mit demder 23jährige F. Scott Fitzgerald imMärz 1920 die literarische Bühnebetrat. Laut Manfred Papst handeltes sich hierbei um einen typischen

Erstling; „ein genialischer, weitge-hend autobiographischer Bil-dungsroman und ein ziemlich wag-halsiges Konglomerat von allenmöglichen Texten, die der geschei-terte Princetonianer bis dahin ge-schrieben hat“.

Auch wenn H. L. Mencken – eineArt Marcel Reich-Ranicki der da-maligen Zeit – das Buch als „denbesten amerikanischen Roman“bezeichnete, den er in letzter Zeitgelesen habe, darf der heutige Le-ser durchaus anderer Meinungsein und zu den „reiferen“ Werkengreifen. Es erstaunt ein wenig, daß„Diesseits vom Paradies“ zu Leb-zeiten Fitzgeralds sein erfolgreich-stes Buch war, das häufig und lo-bend besprochen wurde.

Bereits zwei Jahre nach seinemErstling, der den Mythos des Er-folgsautors und Salonhelden F.Scott Fitzgerald begründete, er-schien der Roman „Die Schönenund Verdammten“, der es aufimmerhin 578 Seiten schafft.

Auch wenn Fitzgerald und seineschöne Frau Zelda zu Symbolfigu-ren der Roaring Twenties wurden,zeigt dieses Werk, daß es mit sei-nem Schöpfer in den nächsten 20Jahren bergab gehen sollte. Der Ro-man beginnt als Gesellschaftsko-mödie und endet als drastischeSchilderung einer Alkoholikerkar-

riere. Die autobiographischen Be-züge sind nicht zu übersehen. „DieZeit, in der Fitzgerald die Doppel-rolle als Partylöwe und Autor mei-sterte, ohne Schaden zu nehmen,war, wenn es sie denn überhauptgegeben hat, sehr kurz.“ Er wurdeschon um 1920 das, „was man immedizinischen Sinn einen Alkoho-liker nennt“, so Papst, der Fitzge-rald bestätigt, „eine so hellsichtigewie beklemmende Studie zumThema Alkoholismus“ geschriebenzu haben.

Der 1925 erschienene dritte Ro-man „Der große Gatsby“ ist zu-gleich der kürzeste und vielleichtauch der beste. Fitzgeralds schrift-stellerisches Vermögen ist späte-stens jetzt voll ausgereift. Damalswar der Autor noch keine 30 Jahrealt. Erzählt wird eine tragische Lie-besgeschichte.

Die Protagonistin des Buchesentscheidet sich am Ende für denMann, der ihr Sicherheit und Geldbieten kann. Gatsby bezahlt seineschwärmerische Liebe, die vollerIllusionen über die vergötterteDaisy ist, mit dem Leben. Dieamerikanischen Leser haben die-ses Werk augenscheinlich nichtsonderlich geschätzt. Es war keinkommerzieller Erfolg für den Ver-fasser. Die Auflage war eher be-scheiden und verkaufte sich nur

schleppend. Mit seinen Erzählun-gen machte Fitzgerald, der mit sei-ner Frau ein aufwendiges Lebenführte, deutlich mehr Kasse. ImJahr der Weltwirtschaftskrise er-klomm Fitzgerald die Höchstmar-ke von 4000 US-Dollar pro Erzäh-lung.

Wer jetzt noch nicht von der Lie-be genug hat, greift zum fünften,unvollendet gebliebenen Roman„Die Liebe des letzten Tycoon“;nach den Worten der „FAZ“-Kul-turredakteurin Verena Lueken eine„der schönsten Liebesgeschichtender amerikanischen Literatur“.Fitzgerald konnte dieses Buchnicht mehr vollenden. Er starb am21. Dezember 1940 an seinem drit-ten Herzinfarkt.

Das Romanfragment liegt uns inder Diogenes-Ausgabe nun in einerNeuübersetzung vor, die sich imwesentlichen an der kritischenAusgabe von Matthew J. Bruccoliorientiert.

Die rot-weiß gestreifte Buchkas-sette macht sich nicht nur optischgut im Bücherschrank. Ihr Inhaltsollte auch gelesen werden. DerGenuß ist garantiert. A. Lange

F. Scott Fitzgerald: Die Romane.Fünf Bände im Schuber, Diogenes-Verlag, Zürich 2006, 2096 Seiten,95 Euro, Best.-Nr. 5723

E i g e n t -lich wollteW i n f r i e dSchmidt jaeinen Kri-

mi schreiben, aber je mehr er dar-über brütete, desto mehr kam ervon der Idee ab. Schmidt, der inOstbrandenburg geboren ist,mußte 1945 vor der Roten Armeeflüchten und nach der Rückkehr1946 seine nun Polen zugespro-chene Heimat ganz verlassen. So-mit ist der Autor aus seiner eige-nen Biographie heraus mit demThema „Flucht und Vertreibung“vertraut und so wandte er sichbeim Schreiben auch diesem zu.„Vergessene Wolfskinder“ heißtsein Roman.

Alfons Jungnickel reist 1992von Berlin-Lichtenfeld nach Kö-nigsberg. Dort auf dem Bahnhofsoll er eine Frau treffen, die be-hauptet, seine im Zweiten Welt-krieg verschollene älteste TochterLaura zu sein.

Winfried Schmidt macht seinenLeser gekonnt neugierig. Er willwissen, wie es dazu gekommenist, daß Alfons gut 50 Jahre seineTochter nicht mehr gesehen hat.Und so taucht der Autor schonnach wenigen Seiten in die Ver-gangenheit ein, berichtet von Al-fons Jungnickel als jungem Fami-

lienvater und Ehemann in Palm-nicken, seinen Erlebnissen an derFront und in der Kriegsgefangen-schaft. Parallel schildert er, wie esden Kindern in Ostpreußen er-geht, wie Alfons’ Frau Katharinamit Thypus ins Krankenhaus ein-geliefert wird, die Kinder im zer-störten Königsberg alleine umsÜberleben kämpfen müssen, bissie sich aus den Augen verlieren.So verschlägt es Laura als Wolfs-kind nach Litauen, Fritz stirbt,Anton und Dagmar kommen insWaisenhaus, wo sie aber getrenntwerden.

Winfried Schmidt skizziert dieunterschiedlichen Lebenswege vonAlfons, seinem erfolgreich überSee in den Westen geflüchtetenSchwiegervater Otto und den über-lebenden Kindern über die folgen-den Jahrzehnte hinweg. Stück fürStück findet die Familie wieder zu-sammen und am Ende fügt sich al-les, wobei der Autor so manchesmal doch zu sehr in die Klischeeki-ste greift. Wer jedoch eine dramati-sche Geschichte mit flottem Ver-lauf und Happy End will, wird hierzufriedengestellt. Bel

Winfried Schmidt: „VergesseneWolfskinder“, Projekte-Verlag,Halle 2006, broschiert, 216 Sei-ten, 13,80 Euro, Best-Nr. 5724

Zwischen den FrontenUS-Jurist ermittelt im Zweiten Weltkrieg gegen amerikanischen Major

Märchen ohne Happy EndErgreifende Biographie der bayrischen Kronprinzessin Antonia

EingesperrtBriefe aus Bergen-Belsen

Alle Bücher sind über den PMD, Parkallee 84/86, 20144 Hamburg, Telefon (0 40) 41 40 08 27, zu beziehen.

Im Mai1940 mar-s ch i e r te ndie deut-schen Trup-pen in die

Niederlande ein. Zu diesem Zeit-punkt war Mirjam Bolles VerlobterLeo bereits in Palästina. Da sienicht mit ihm ausreisen konnte,blieb ihr nur die Hoffnung, denKrieg heil zu überstehen, um ihndanach wiederzusehen.

Ab Januar 1943 begann MirjamBolle, heimlich Briefe an ihn zuschreiben. Diese tagebuchähn-lichen Briefe hat sie zwar nie ver-schicken können, aber sie halfenihr, das Erlebte zu verarbeiten undden Glauben an ein gutes Ende biszum Schluß zu bewahren. In „Ichweiß, dieser Brief wird dich nie er-reichen – Tagebuchbriefe aus Am-sterdam, Westerbork und Bergen-Belsen“ sind diese Briefe nun erst-mals publiziert worden.

„Nach dem Mai 1940 erwies essich als notwendig, ein Organ zuhaben, das die Juden in denNiederlanden vertrat, einen soge-nannten Dachverband, dem alleVereinigungen untergeordnet wa-ren ... Diese Koordinationskommis-sion existierte nur kurz. Im Febru-ar 1941 ernannten die Deutschenauf eigene Faust einen Judenrat ...“

Obwohl Mirjam Bolle selbst imJüdischen Rat tätig war, mußteauch sie Nacht für Nacht bangen,wenn die Polizisten an der Türklingelten, ob diesmal vielleichtauch Mitglieder ihrer Familie abge-holt werden würden.

„Im Juni 1942 folgten die weitrei-chenden Judengesetze: Außer zwi-schen 15 und 17 Uhr durfte mannicht mehr in Geschäfte, nichtmehr in Parks und Grünanlagen,nicht mehr ins Theater – ich glau-be das war schon vorher verboten–, nicht mehr in Straßenbahnenoder Züge ... nach acht Uhr nichtmehr auf die Straße, zu viel um al-les aufzuzählen.“

Viele Demütigungen mußten dieAutorin und ihre Familie über sich

ergehen lassen, von der Inventari-sierung, dem Erfassen des Hausra-tes jüdischer Familien, von frechenBeamten, über nächtliche Kontrol-len bis hin zu öffentlichen Bloß-stellungen unter anderem durchdas Tragen des Judensterns. DerGalgenhumor, mit dem alles Erleb-te dokumentiert ist, erlaubt einenbesonderen Blick auf schon so oftgeschilderte Schikane. Anhand derBriefe beschreibt die Autorin, wiesich eine junge, hübsche Frau fühl-te, die an ihren guten Kleidungs-stücken einen gelben Fetzen tragenund quasi wie gebrandmarkt durchdie Stadt laufen mußte.

Nachdem Mirjam Bolle und ihreFamilie das Elternhaus hatten räu-men müssen, wurden auch sie de-portiert, erst ins Lager Westerborkund letzten Endes ins KZ Bergen-Belsen. Doch war es nicht das er-bärmliche Leben, das der jungenFrau so zu schaffen machte, son-dern die Tatsache, nicht genau zuwissen, was mit ihr und ihrer Fa-milie geschehen würde.

Sehr anschaulich schildert dieAutorin das Leben im Lager, wieman tapfer versuchte, durch Klei-nigkeiten ein kleines bißchenGlück im Unglück zu finden undaus der Situation das Beste zu ma-chen. Mit dem einzigen Austausch-zug, der Bergen-Belsen je verließ,gelang es der Autorin nach Palästi-na auszureisen und ihre Briefe hin-auszuschmuggeln und aufzube-wahren ... bis heute ...

Interessant, informativ unddurch die sehr individuell ge-schriebenen, mal erschütternden,mal ironischen, mal zynischenBriefe ist „Ich weiß, dieser Briefwird dich nie erreichen“ ein sehrbewegendes und vor allem „reales“Buch. A. Ney

Mirjam Bolle: „Ich weiß, dieserBrief wird dich nie erreichen – Ta-gebuchbriefe aus Amsterdam,Westerbork und Bergen-Belsen“,Eichborn, Frankfurt am M. 2006,geb., 300 Seiten, 22,90 Euro, Best.-Nr. 5717

Ihr Lebenscheint wieein Mär-chen, dochohne glück-

liches Ende und „… wenn sie nichtgestorben sind, dann leben sienoch heute“. „Antonia von Luxem-burg – Bayerns letzte Kronprinzes-sin“, so auch der Buchtitel, war eine von sechs Töchtern des Groß-herzogs Wilhelm von Luxemburgund seiner Frau Prinzessin Maria-Anna von Braganza. Anhand zahl-reicher, teils bisher unveröffent-lichter Fotos vermittelt der AutorJean Louis Schlim einen Eindruckvon der durchaus glücklichenKindheit der Prinzessin. Als ihr Va-ter der Großherzog schwer er-

krankt und 1912 stirbt, bricht dieheile Welt des Kindes allerdings insich zusammen. Aufgrund der Än-derung des Thronfolgegesetzesbleibt die Regentschaft zwar in denHänden der Familie, Antonias älte-ste Schwester Marie-Adelheid wirdbei Volljährigkeit Großherzogin,doch nichts ist mehr wie vorher.Mit dem Ausbruch des ErstenWeltkrieges erlebt auch das kleineLuxemburg Not und Elend.

Hier wechselt der in Luxemburggeborene Autor jedoch die Per-spektive und erzählt die Entwick-lungen auf dem bayrischen Thron.Entmündigung und Tod Ludwig II.,Krankheit König Otto I. und 1913Thronbesteigung von Ludwig III.,dem späteren Schwiegervater von

Antonia. Antonia kennt LudwigsIII. ältesten Sohn Rupprecht schonseit ihrer Kindheit. Der 1912 ver-witwete Kronprinz ist 30 Jahre äl-ter als die Luxemburgerin, die sichschon früh in ihn verliebt hat.Noch im Ersten Weltkrieg verlobensich die beiden, doch nach demThronverlust der Wittelsbacherlöst Rupprecht die Verlobung. Erstmit einer kleinen List kommen diebeiden wieder zusammen. DieHochzeit in Lenggries ist für dieseKreise eher schlicht. Schnell folgenKinder, erst ein Sohn, dann fünfTöchter. Doch mit dem Nationalso-zialismus kommen die Probleme.Es folgen Flucht ins Exil und sogarKonzentrationslager. Krankheitund Tod bestimmen von nun an

das Leben der Kronprinzessin undihrer Kinder.

Einprägsam schildert Jean LouisSchlim nicht nur die Ereignisserund um Antonia, sondern skiz-ziert auch das Schicksal ihrer Fa-milienmitglieder, das sich immerwieder mit der deutschen Ge-schichte überschneidet. Die zahl-reichen, schönen Fotos teils ausdem Privatleben der Familie run-den die sehr gelungene BiographieAntonias ab. Rebecca Bellano

Jean Louis Schlim: „Antonia vonLuxemburg – Bayerns letzte Kron-prinzessin“, Langen Müller, Mün-chen 2006, geb., zahlreiche s.-w.Abb., 162 Seiten, 29,90 Euro, Best.-Nr. 5718

Im Schrankseines kürz-lich verstor-benen VatersDavid Dubin

entdeckt sein Sohn Stewart über60 Jahre alte Briefe und Dokumen-te. So erfährt der in Frührente ge-gangene Journalist, daß sein Vaterals Jurist im Zweiten Weltkrieg inEuropa stationiert und mit einerGrace verlobt gewesen war, dieVerlobung jedoch aufgrund einesGerichtsverfahrens gegen sich ge-löst hatte. „Alle Eltern haben Ge-heimnisse vor ihren Kindern. MeinVater hatte anscheinend nochmehr als üblich.“

Gegen den Willen seiner Mutterversucht Stewart, der von seinerFrau getrennt lebt und mit seinemLeben keineswegs zufrieden ist,mehr über die Vergangenheit sei-nes Vaters herauszufinden. Dabeierfährt er, daß der Vater, der erst zufünf Jahren Zwangsarbeit verurteiltworden war, nur wenige Wochenspäter ohne Erklärung freigespro-chen wurde. Diese Ungereimtheitwill der Sohn klären.

Scott Turow schildert in „Der Be-fehl“ fesselnd die Suche eines fru-

strierten Endfünfzigers nach derwahren Identität seiner Eltern, die,daß zeigen die Recherchen, keines-wegs die unterkühlten Saubermän-ner sind, als die der Sohn sie stetserlebt hat. Hierbei nimmt der Au-tor den Leser mit nach Frankreichim letzten Kriegsjahr. Dabei erzählter seinen Roman, in dem er zwi-schen alten Briefen, Berichten überden Stand der Recherchen derGegenwart und den bei einem An-walt hinterlegten Aufzeichnungendes Vaters hin- und herwechselt.Der Großteil der Handlung spielthierbei auf den SchlachtfeldernEuropas. „Die Spuren der letztenSchlachten konnte man nicht über-sehen. Die Felder waren verbranntund vernarbt, und die malerischenfranzösischen Bauernhäuser, diemit ihren Strohdächern wirktenwie aus einem Grimmschen Mär-chen, waren überwiegend Ruinen.Selbst die wenigen, mit denen esdas Schicksal noch einigermaßengut gemeint hat, waren meist obenoffen und sahen aus wie Männerohne Hüte.“

Mitten zwischen diesen Trüm-mern soll David Dubin gegen Ma-jor Robert Martin ermitteln. Der

Major soll Befehle mißachtet ha-ben. Dieser behauptet allerdings,daß er für den Geheimdienst arbei-te und Dubins Recherchen schei-nen dies zu bestätigen. So kommtes, daß der junge Jurist nicht nurmitten zwischen Kriegsfronten ge-rät, sondern auch zwischen denpolitischen Fronten seines Landes.Grund: Martin soll mit den Kom-munisten sympathisieren, was vie-len Militärs nicht zusagt. Aber istder charismatische AbenteurerMartin deswegen schuldig? Undgibt es in Zeiten des brutalen Krie-ges nichts Wichtigeres als einenvermeintlichen Sowjetsympathi-santen zu jagen? „Wissen die dennüberhaupt nicht mehr, was hier ei-gentlich los ist? Bei uns kämpft in-zwischen jeder mit der Waffe,selbst die Köche … Und die wollen,daß Sie einen meiner bestenKampfoffiziere verhaften?“, ruftdann auch der verantwortliche Co-lonel aus, als er von Dubins Auf-trag erfährt.

„Der Befehl“ ist sehr abwechs-lungsreich zu lesen, zumal manmerkt, daß einige Beschreibungendes Autors von den Zeitzeugenbe-richten seines an der Front gewese-

nen Vaters stammen, die Scott Tu-row sprachlich sehr gut verpackthat.

Obwohl der preisgekrönte US-amerikanische Romancier seinenRoman thematisch etwas über-frachtet hat, verliert er nicht denÜberblick. Dennoch wäre wenigerin diesem Fall mal wieder mehr ge-wesen.

Aus deutscher Sicht bleibt nurnoch anzumerken, daß die Deut-schen hier keineswegs als Schur-ken auftreten. Zwar wird hier Hit-ler eindeutig als Unmensch beschrieben, aber die deutschenSoldaten, die auftreten, werdenmeistens als jung und gegenüberder Zivilbevölkerung hilfsbereitdargestellt, Eigenschaften, die vomfranzösischen Widerstand scham-los ausgenutzt werden.

Am Ende seiner Recherchen ge-denkt Stewart aller 40 MillionenOpfer des Zweiten Weltkrieg, aus-drücklich auch der deutschen un-ter ihnen. R. Bellano

Scott Turow: „Der Befehl“, BlessingVerlag, München 2006, gebunden,544 Seiten, 21,95 Euro, Best.-Nr.5722

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PREUSSISCHER MEDIENDIENST Nr. 36 – 9. September 2006 23

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Buch der WocheWalter KempowskiAlles umsonst Roman

Ein Gut in Ostpreu-ßen im Hinterlanddes Frischen Haffsim Januar 1945: derGeorgenhof hatschon bessere Tagegesehen. Hier lebtin der zweiten Ge-neration die Fami-lie von Globig, wil-helminischer Be-amtenadel. Dersechste Kriegswin-ter ist bitterkalt, dieOstfront rückt im-mer näher, und dieRote Armee schiebt einen gewalti-gen Flüchtingstreck vor sich her.Aber die Hausherrin, Katharina vonGlobig, läßt Warnungen von allenSeiten nicht an sich heran, sie ziehtsich vielmehr in ihr Refugium ausBüchern, Musik und Nichtstun zu-rück. Das Alltagsgeschäft überläßtsie dem „Tantchen", ihr Ehemann istbei der Wehrmacht in Italien, undum den zwölfjährigen Sohn Peterkümmert sich ein Studienrat. Daß

etwas in der Luftliegt, ist für allespürbar: Panzerko-lonnen ziehen vor-über, der Stromfällt aus, Fremdebitten um Einlaß,aber die Bewohnerdes Georgenhofsverschließen nochimmer die Augenvor der heraufzie-henden Katastro-phe. Doch als derPastor Katharinabittet, einen Ver-folgten für eineNacht bei sich zuverstecken, und siezögernd diesem

Wunsch nachkommt, dringt dasgrausame Kriegsgeschehen in ihrenAlltag ein. Katharina wird verhaftet,der große Treck Richtung Westenverschlingt alle anderen. Nur Petergelingt die Flucht nach Westen,allerdings bewegt er sich gleicher-maßen durch einen Albtraum undwird Zeuge des großen Sterbens.

Geb., ca. 448 SeitenBest.-Nr.: 5711, € 21,95

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Der westliche »Krieg gegenden Terror« ist zum Scheiternverurteilt – auch weil nie-mand weiß, was Al-Qaida will.Dieses Buch legt das Gedan-kensystem des Terrors offenund zeigt die immensen Ver-änderungen, vor denen wirstehen.Ein Teamvon Wissen-schaftlernum GillesKepel,einemderrenom-mierte-sten For-scherweltweitauf die-semGebiet,hat eineinzigarti-gesUnterfan-gengestartet.Sie las-sen die vier wichtigsten Pro-tagonisten des islamistischenTerrors in ihren zentralen Tex-ten selber sprechen, kom-

mentieren sie und be-schreiben den historischen,religiösen und politischenZusammenhang. Hier wirdzum ersten Mal Al-Qaida füreine breite Öffentlichkeit voninnen heraus erklärt; Werwissen will, was »die Regel«(so eine Bedeutung des arabi-schen Wortes Al-Qaida)antreibt und wie sie denKampf gegen uns im Westenebenso wie den Kampf »im

HerzendesIslam«gewinnenwill, mußdiesesBuchlesen.

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Souad Mekhennet, MichaelHanfeld, Claudia SautterDie Kinder des DschihadDie neue Generation des isla-mistischen Terrors in Europa»Ich will Mudschahid werdenund Ungläubige töten wiemein Vater.« Ein Fünfjährigerzu einem deutschen Polizisten.

Der islamistische Terror inEuropa wird zunehmen, wennes nichtgelingt,das welt-weite Pro-pagandan-etz zu zer-stören undden Kin-dern desDschihadechte Per-spektivenzu geben.Auf dieFrage, waser denneinmalwerdenwolle, gibtein Fünf-jährigerbei einerRazzia in Süddeutschland zurAntwort: »Ich will in den Heili-gen Krieg ziehen und Ungläu-bige töten, wie mein Vater.«Ein Einzelfall? Nein. Hundert-tausende muslimische

Jugendliche radikalisierensich; auch in Europa ist diezweite und dritte Generationder Einwanderer oft radikalerals ihre Eltern. Daran ist nichtnur die gescheiterte Integra-tionspolitik schuld, vielmehrgibt es ein Netz des Islamis-mus, das hauptsächlich überdas Internet die Radikalisie-rung vorantreibt. Die Autorenerzählen die beunruhigendenBiographien von jungen Män-

nern, diezunächstintegriert inEuropa leb-ten unddann zu Ter-roristenwurden. Esist ihnengelungen, inder wichtig-sten Koran-schule derTaliban zurecherchie-ren und zuberichten,was dortgelehrt wird.Sie legen dieGründeoffen,

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Page 24: PAZ36/1.qxd (Page 1) - Preussische Allgemeine Zeitung · scher Haider“ käme, der allge-mein akzeptiert würde, dann könnte er zehn bis 15 Prozent der Stimmen erreichen. Die klassischen

PA N O R A M A24 Nr. 36 – 9. September 2006

MELDUNGEN ZITATE

Zeichnung: Götz Wiedenroth »Fleisch aus dem Kühlregal!«

Schmeckt’s?Was man beim Pilzesammeln alles finden kann, wovor Flüchtlinge flüchten und wie

wir die Waffenschmuggler reinlegen / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Schmeckt’s?“ will der Kellnerjedesmal auf’s Neue wissen,wenn er vorbeikommt. Und

er kommt fast ununterbrochenvorbei. Dazwischen hat auch derHerr vom Nachbartisch noch eini-ge Fragen. Der arme Gast antwor-tet, gut erzogen, jedesmal höflichund kommt so partout nicht zumessen seiner „Kalbshaxe Florida“.Irgendwann verliert er die Fas-sung. Es kommt zum Eklat, dender Geschäftsführer mühsamschlichten muß. Loriots Fernseh-klassiker aus den 70ern war da-mals ein Straßenfeger. Den Sketchkannte jeder. Wenn später jemandscherzhaft „schmeckt’s?“ fragte,wurde er mit einem wissendenLächeln belohnt.

Diese lustigen Zeiten sind vor-bei. „Schmeckt’s?“ ist neuerdingsdie todernste Aufforderung zurgründlichen Untersuchung darge-brachter Speisen. Wir kommenschlagartig ins Schwitzen undschnüffeln hektisch an unseremMenü herum oder wägen gar ab,ob wir nicht auch allein von derGemüsebeilage satt würden.

Nein, es schmeckt nicht! Schonvor dem ersten Bissen wird einemübel von den bekannt geworde-nen Begleitumständen desFleischskandals. Ein Pilzsammlersoll dem Vernehmen nach als er-ster auf den Schweinkram gesto-ßen sein – per Zufall! Hat die Pilz-saison nicht gerade erst begon-nen? Was die vielen Sammler-freunde wohl noch finden werdenbis November!

Angesichts der Gefahrenlagemöchte man kaum verstehen, wa-rum soviele Menschen aus allerWelt unbedingt in Deutschland le-ben wollen. Sie demonstrieren so-gar dafür, wie jüngst einige vonder Heimreise bedrohte Afgha-nen. Was hält die hier? Das Essenist es bestimmt nicht. Was dann?Die Antwort marschierte vergan-gene Woche durch HamburgsStraßen. In der Hansestadt hielteneinige Demonstanten vom Hindu-kusch ein Schild hoch, das erklär-te, was sie an Deutschland fesselt:„Wir sind hier, weil ihr unsereHeimatländer besetzt!“

Da ist man ja erstmal baff. DieAnwesenheit der Bundeswehr inAfghanistan also ist die Ursachedafür, daß sich Afghanen nicht inihre Heimat zurücktrauen. Daherauch die vielen Bosnier und Ko-

sovo-Albaner in Deutschland. Diesind alle auf der Flucht vor derBundeswehr! Wenn das so ist,sollten wir schon mal Platz schaf-fen für einige Millionen Kongole-sen. Schließlich müssen wir denMenschen, die sich vor Franz Jo-sef Jungs wilder Soldateska in Si-cherheit bringen, doch helfen –wir nehmen unsere internationaleVerantwortung „sehr ernst“, wieFrau Merkel versprochen hat.

Allerdings könnte hier einesdieser berüchtigten „Vermitt-lungsprobleme“ auftreten. Daszahlende Publikum (sprich: derdeutsche Steuerzahler) ist mitden Finessen der hohen Weltpoli-tik nur unzureichend vertraut. Esversteht womög-lich nicht aufAnhieb, warumes dafür blechensoll, daß dieB u n d e s w e h rdort ist undebenso dafür,daß die dortigeB e v ö l k e r u n ghier ist, die nacheigenem Bekunden nur hier ist,weil die Bundeswehr dort ist.

Der Berliner Politik ist bekannt,wie schwer dies dem Volk plausi-bel zu machen sein wird. Nach-dem nun schlückchenweisedurchsickert, daß – wer hätte esgedacht! – der internationaleTruppeneinsatz im Kongo wohldoch etwas länger dauern dürfteals die geplanten vier Monate,macht sich in den Regierungsflu-ren ein ungutes Gefühl breit. Ver-teidigungsstaatssekretär ChristianSchmidt (CSU) ließ auf einer Sit-zung von christsozialen Bundes-tagsabgeordeneten daher verlau-ten, daß man die Bundeswehr imFalle einer Mandatsverlängerungtrotzdem pünktlich aus dem Kon-go abziehen werde.

Das wird die anderen Nationen,deren Kontigente dann ohne un-sere Soldaten da unten zurück-bleiben, nicht freuen, weshalbman eine gute Ausrede braucht.Die hat Berlin schon: Der Liba-non-Einsatz belaste die Truppederart, daß man sich den Kongobald nicht mehr werde leistenkönnen.

Schlau, nicht wahr? Vor diesemHintergrund wird erst erklärlich,warum Berlin so inständig in Bei-rut um die Erlaubnis für die Mari-

neexpedition in die Levante ge-bettelt hat, bis die libanesischeRegierung in ihrer Huld grünesLichts gab – unter Bedingungen,versteht sich.

Einen Massenansturm libanesi-scher Bundeswehrflüchtlingemuß Deutschland kaum befürch-ten, da wir die schon alle da un-ten abgeholt haben. Auch einigeHisbollah-Anhänger wurden so„ganz unbürokratisch“ in dieBundesrepublik gebracht, wie Ge-heimdienste berichten. Das dürfteder Sicherheitslage im Libanonerheblich zugute kommen. Undder deutschen Autoindustrie, weilZugfahrten hierzulande ein wenigvon ihrer Attraktivität („Schnell

und sicher ansZiel!“) einbüßenkönnten.

Mit dem Liba-non-Schachzughat Berlin be-wiesen, daß eslangsam Routinebekommt beiden Auslands-einsätzen. Wir

verstehen jetzt, nach welchen Ge-setzen solche Operationen funk-tionieren.

Die erste Regel lautet, den ein-heimischen Potentaten nicht diegute Laune zu nehmen, weshalbdas Opium Afghanistans auch un-ter deutscher Aufsicht blüht wieeh und je. Die zweite heißt: Nichtskaputtmachen! Weil die deutscheLuftwaffe 1999 an den Luftopera-tionen gegen Serbien beteiligtwar, steht Deutschland heute vordem Kadi: Ein französischesTransportunternehmen verklagtdie Bundesrepublik auf Schaden-ersatz, weil bei den alliiertenBombardements einige Donau-brücken zu Bruch gegangen wa-ren, welche die rumänische Toch-ter der Firma benutzen wollte.Jetzt soll die Bundeskasse für dieentgangenen Geschäfte aufkom-men.

Das wird uns nicht noch einmalpassieren. So blöde wie damalssind wir nicht mehr. Um etwaigenRegreßklagen von Waffenschmug-glern im östlichen Mittelmeervorzubeugen, schickt Deutsch-land spezielle Patrouille-Schnell-boote hinunter, die eigentlich nurfür die kühlen Gewässer vonNord- und Ostsee geeignet sind,was wir aber keinem verraten.

Bei den hohen Wassertempera-turen des Mittelmeers macht dieKühlung von Bordelektronik undMotor schnell schlapp. Die„Schnell“-Boote müssen dannextra langsam fahren. Die gut undmittelmeersicher ausgerüstetenSchmugglerboote haben dann alleZeit der Welt, ihre Reise unver-folgt fortzusetzen, weshalb ihreEigentümer später keine Handha-be bekommen werden, von BerlinErsatz für irgendwelche flachge-fallenen Geschäfte zu fordern.Das wird die ärgern!

Allerdings muß man bei diesenOrientalen ja mit allem rechnen,auch damit, daß sie ihre Fahrtge-schwindigkeit absichtlich soweitdrosseln, daß die Marine sie sogarmit Hilfspaddeln einholt. Sollensie doch! Wer uns reinlegen will,muß früher aufstehen: Auf dendeutschen Booten ist nämlich garkein Platz für ein Schlauchboot,mit dem die „Kontrolleure“ zudem vermeintlichen Schmuggel-schiff übersetzen könnten. Hä-misch werden unsere Marinesol-daten zu den dümpelden Waffen-schiebern hinüberwinken und sieeinfach ziehen lassen. Tja, wer zu-letzt lacht …

Jetzt müßte man nur noch dieHisbollah-Anhänger in Deutsch-land von der (durch große Wortegeschickt überspielten) ga-rantierten Wirkungslosigkeit desdeutschen Einsatzes überzeugen.Das wird nicht so einfach sein, zu-mal es im Nahen und MittlerenOsten demnächst aus ganz ande-ren Gründen ordentlich zur Sachegehen könnte.

Ein israelischer Minister em-pfiehlt, bald, da wir alle schonmal da sind, den Iran anzugreifen.Dann wird es heiß. Im Falle einerEskalation sollten unsere auswär-tigen Truppen eine Checkliste zurHand haben, auf der verzeichnetist, was dann zu tun wäre. Punkteins: Such den General! Als derKongo Ende August hochkochte,weil Anhänger des Präsidentendas Wohnhaus des Gegenkandi-daten unter Feuer nahmen, weilteder deutsche OberbefehlshaberKarlheinz Viereck ja bei seinerFreundin in Schweden. Der Ver-liebte meint, seine Soldaten hät-ten ja jederzeit mit ihm telefonie-ren können. Also Punkt zwei: DieTelefonnummer des Oberbefehls-habers. Und wenn besetzt ist?

Berlin mußte langein Beirut betteln um

den Levante-Einsatz –aber es hat sich

gelohnt!

Wirklich frei!

Der Schorsch hat den Irak befreit,und alle sind voll Dankbarkeitfür demokratisch freie Wahlsowie für Rechte sonder Zahl.

Als wär’ er gar nicht überzeugt,hat Schorsch persönlich es beäugt,und ja – die Grüne Zone daist grade wie Amerika!

Die Freiheit, zwar schon bisher groß,ist neuerdings fast grenzenlos,denn endlich kriegt zu seinemGlückdas Land auch Abu Ghraib zurück.

Selbst Zellen wurden renoviertund Schlösser fachgemäßgeschmiert,auf daß bestimmt kein Zweifel sei:Iraker, ihr seid wirklich frei!

Pannonicus

ZUR PERSON

Fluchtnach vorn

Ein Problemkommt sel-

ten allein. Erstwurde BayernsUmweltministerWerner Schnapp-auf (53, CSU),wegen seines

Verhaltens gegenüber ProblembärBruno angefeindet — er ließ ihnerschießen. Da hat der fränkischeJurist und Politologe gelernt, sichnach vorn zu verteidigen. Dochschon wieder kann sich der Auf-steiger (Minister seit 2003) nichtprofilieren.

Der Gammelfleisch-Skandalgibt ihm ausgerechnet in seinemministerialen Sprengel Problemeauf. Doch getreu der alten Steige-rungsformel Feind, Todfeind, Par-teifreund fällt dem Mann ausSteinbach im Wald diesmal nochBundesumweltminister HorstSeehofer aus den eigenen Reihenin den Rücken. Der weiß offenbarmehr über die Zustände bei derLebensmittelkontrolle in Bayern,als dem Landesminister lieb seinkann. Das Schnappauf in seinerFunktion als Verbraucherschützervehement „Gefängnis“ für Ekel-fleischverkäufer fordert, lenktSeehofer daher nicht ab. Beimgroßen Karrierepoker um das Er-be Stoibers und die CSU-Führunghat er ganz andere Happen imSinn.

Schnappauf droht vom taten-durstigen Seehofer ausgestochenzu werden. Beide liefern sich er-bitterte Kompetenzschlachten.Die plausible Idee bundesweiterund einheitlicher Fleischkontrol-len wies Schnappauf schon zu-rück. Kein Wunder – sie stammtvon Seehofer und macht ihm sei-ne Zuständigkeit streitig. Warumgerade in Bayern derzeit so vielEkelhaftes gefunden wird, ver-schweigt Schnappauf. So wirdman vom Jäger zum Gejagten. SV

Bundesarbeitsminister FranzMüntefering (SPD) fühlt sichvom Wähler ungerecht behan-delt. In der „Neuen Zürcher Zei-tung“ vom 30. August beklagter:

„Wir werden an den Wahlver-sprechen gemessen – das ist un-fair.“

Tennisstar Boris Beckerglaubt an die Langzeitwirkungdes grandiosen Deutschlandbil-des, das von der WM 2006 aus-ging. Der Zeitschrift „Cicero“(Septemberausgabe) sagte er:

„Was wir an Imagegewinn, anSelbstbewußtsein aufgebaut ha-ben, wäre als Werbekampagneunbezahlbar gewesen. Um daswieder kaputt zu machen, be-dürfte es schon einer ungeheu-erlichen Schandtat. Das stehtjetzt, auch wenn der Alltag wie-der eingekehrt ist. Ich kommegerade aus Spanien, und auchdort schaut man uns Deutschejetzt mit ganz anderen Augenan. Jeder dritte Satz kreist umdie WM, wie unglaublich es ge-laufen ist und wie toll wir dasgemacht haben. Das wird nochlange so bleiben.“

Der ehemalige polnische Ver-teidigungsminister Jerzy Szajd-zinski ist beunruhigt über dievertriebenenfeindlichen At-tacken seines Ministerpräsiden-ten Jaroslaw Kaczynski undfürchtet:

„Wir nähern uns mit schnellenSchritten einem Zustand, denman als Kalten Krieg bezeichne-nen kann.“

Der Vorsitzende des Sachver-ständigenrates zur Begutach-tung der gesamtwirtschaftlichenLage („Die fünf Weisen“), BertRürup, rät laut „Frankfurter All-gemeine“ vom 4. September:

„Da man die Gesundheitsre-form nicht mehr stoppen kann,muß man wenigstens verhin-dern, daß sie in einem Fiaskoendet.“

Berlins SenatsbaudirektorHans Stimmann erklärt im „Ta-gesspiegel“ vom 5. September,warum sich die Befürworter ei-nes Wiederaufbaus des Stadt-schlosses durchgesetzt haben:

„Ohne die Niederlagen dermodernen Architektur in fast al-len deutschen Innenstädten undohne die Erkenntnis, wie be-grenzt unsere Fähigkeiten sind,etwas Erinnerungsfähiges zubauen, wäre diese Entwicklungnicht zu verstehen.“

Geburtenzahlsinkt weiter

Wiesbaden – Nach dem erheb-lichen Rückgang 2005 sind dieGeburtenzahlen in DeutschlandAnfang 2006 noch weiter abge-sackt. So sank im ersten Quartal2006 die Zahl der Lebendgebore-nen in Baden-Württemberg um2,3, in Niedersachsen um vier undin Hessen um 4,4 Prozent gegen-über dem gleichen Vorjahreszei-traum. Andere größere Bundes-länder konnten noch keine Zah-len vorlegen.

Junge Deutschewollen

Flagge zeigenFrankfurt / Main – Fast dreimal

so viele Deutsche wie bislangwollen in diesem Jahr zum 3. Ok-tober Flagge zeigen. In einer Um-frage der Zeitschrift „Chrismon“sagten sechs Prozent, sie hättenSchwarz-Rot-Gold schon in denvergangenen Jahren zum Natio-nalfeiertag gehißt und wolltendies auch weiterhin tun. Weitereelf Prozent indes erklärten, dies2006 zum ersten Mal tun zu wol-len. Auffällig: Bei den unter30jährigen wollen 16 Prozenterstmals flaggen, bei den über50jährigen nur sieben bis achtProzent. Bei denen, die angaben,schon immer geflaggt zu haben,halten sich beide Altersgruppenmit acht und sieben bis acht Pro-zent die Wage.