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W ie können sie nur, diese Türken? Voller Unver- ständnis blicken die Deutschen auf das Land am Bosporus und verstehen nicht, wieso ein Mann wie Recep Tayyip Erdogan, der seit Jahren die demokratischen Rechte seiner Bürger ein- schränkt und ihnen eine Islami- sierung aufnötigt, gleich im ersten Wahlgang (siehe Seite 6) über 50 Prozent der Stimmen er- halten konnte. Doch anstatt sich über das aus unserer Sicht irrationale Wahl- verhalten der Türken Gedanken zu machen, sollte man sich doch zumindest auch darüber wun- dern, dass laut ARD-Deutsch- landtrend 59 Prozent der Deutschen mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden sind. Vor allem die Union erhielt mit 41 Prozent sogar noch mehr Zustimmung als im Vormonat. Darf man fragen, worauf diese hohen Zustimmungswerte beru- hen? „Wir haben im vergange- nen halben Jahr das Fundament für unseren Erfolg geschwächt, und das muss aufhören“, kriti- siert selbst Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs die Arbeit der Bundesregierung. Auch beklagt er, dass die CDU/CSU viel zu viele Zugeständnisse an die SPD ge- macht habe. Zudem vermisse er den Mut zu unangenehmen Entscheidungen, die das Land aber benötige. Und Eric Schweitzer, Präsident der Indu- strie- und Handelskammer, sagt über die Politik der Großen Ko- alition mit ihrem Mindestlohn, ihrer Frauenquote, ihrer Rente mit 63 und vielem mehr: „Es ist ja fast wie auf der ,Titanic’: Überall ist Party, aber niemand sieht die Gefahr des Eisbergs.“ Wie können sie nur, diese Deutschen, möchte man da fra- gen, denn die Begeisterung über die Arbeit der Großen Ko- alition ist rational nicht erklär- bar. REBECCA BELLANO: Irrational Monster gefüttert Die USA haben mitgeholfen, den Islamischen Staat stark zu machen Die aktuellen Entwicklungen im Irak und der Ukraine belegen die Fehler der US-Außenpolitik. Wa- shington sollte sich wieder auf Kis- singers Mahnung besinnen. Ausgerechnet seine eigene Ex- Außenministerin und Parteifreun- din Hillary Clinton fällt Barack Obama in den Rücken: Der US-Prä- sident trage Mitschuld am Erstarken der Islamistengruppe Is- lamischer Staat (IS), die derzeit in Syrien und Irak Schrecken verbrei- tet, schimpft Clinton. Er habe die syrischen Rebellen nämlich nicht ausreichend unterstützt, was zu einem „Machtvakuum“ geführt habe, in welches der IS hineinge- stoßen sei. Ein bizarrer Vorwurf, der an der Wirklichkeit vorbeigeht. Was Obama vorzuwerfen wäre, ist das Gegenteil: Jahrelang haben die USA syrische Oppositionskräfte massiv unterstützt. Diese Hilfe war es, wel- che die Al-Nusra-Milizen stark ge- macht hat, aus denen später die Isis-Gruppe und schließlich der IS hervorgehen konnte. Clintons Einwurf steht für eine Denkweise, die offenbar prägend ist für das heutige Washington. „Han- delsblatt“-Heraus- geber Gabor Steingart warnt als einer der ganz we- nigen Vertreter großer deutscher Medien vor dieser Politik und führt für seine Kritik den Altmeister der US-Diplomatie als Zeugen an: Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend empfohlen, Amerika solle Versöh- nung wollen, nicht Dominanz. Kon- flikte sollten laut Kissinger „eingedampft“, also verkleinert werden, nicht zusätzlich vergrößert, um sie dann als Konzentrat einer Lösung zuzuführen. Stattdessen aber täten die USA seit mehreren Jahren genau das Gegenteil, so Steingart: „Alle Konflikte werden hochgekocht.“ Die von den USA direkt oder in- direkt gesteuerten Umstürze im Irak und in Libyen (wo Briten und Franzosen nur mit US-Hilfe siegen konnten) haben in den Ländern Chaos gestiftet. Von Libyen aus überfielen Islamisten erst Mali und bedrohen jetzt Ägypten. In Syrien hat die US-Hilfe für die schillernde Opposition zwar nicht den Sturz des Diktators erreicht, wohl aber der Al Nusra jenen Entfaltungs- raum geschaffen, den sie benötigte, um zu jenem Monster heranzu- wachsen, das nun die gesamte Re- gion bedroht. Vergessen werden darf dabei natürlich nicht die Rolle enger US-Verbündeter wie Saudi- Arabien oder Katar. Geld aus diesen Ländern finanziert weltweit den Is- lamismus. Hillary Clinton hat aus den Desa- stern offensichtlich nichts gelernt. Wenn Obama nun scheinbar „zö- gerlich“ auf den IS reagiert, so könnte dies darauf hindeuten, dass er zu ahnen beginnt, wie falsch er mit seiner Syrien-Politik lag. Dass dies allerdings auch zu einer Neu- ausrichtung im Ukraine-Konflikt reicht, mag man kaum hoffen. Wäh- rend die Daten des Flugschreibers (der Aufschluss über die Absturz- ursache geben könnte) des abge- stürzten malaysischen Flugzeugs unbegreiflicherweise seit Wochen in London unter Verschluss gehal- ten werden, verhärtet Washington seine Russland-Politik täglich wei- ter. Hans Heckel Schicksal Sachsen Interviews mit den Spitzenkandidaten der FDP und der AfD Deutschland 5 DIESE WOCHE Durchmarsch dank zerstrittener Gegner Islamischer Staat gewinnt immer mehr Gebiete Aktuell 2 Zu viel vage Versprechungen Indien verweigert sich Handels- abkommen, obwohl WTO mit Millionen neuen Jobs lockt Hintergrund 4 Machtmissbrauch absehbar Erdogan wird Türkei nach seinem Gusto umformen Ausland 6 Freunde oder Rivalen Das Verhältnis zwischen Preußen und Sachsen Kultur Das Schloss ragt immer höher Rohbau ist schon fast fertig – das Spendenaufkommen steigt rapide Preußen / Berlin 3 9 Konflikte eindampfen statt hochkochen Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro Nr. 33 – 16. August 2014 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Die Mausefalle schnappt zu Tannenbergschlacht: Russen eingekesselt Preußen 11 Sie bringen Tod und Verderben: Die IS-Dschihadisten destabilisieren nach Syrien jetzt den Irak Bild: pa Verkanntes Problem Drangsalierung von Christen in Asylheimen wird kaum beachtet Moskau darf nicht helfen Obama droht Russland mit neuen Sanktionen Z umindest laut Statistik gibt es „keine signifikante Steigerung bei Konflikten zwischen christlichen und muslimischen Asylbewerbern in bayerischen Un- terkünften“, so die Referentin für Migration und Asyl beim Diakoni- schen Werk Bayern gegenüber der „Welt“. Die Zeitung hatte sich nach einem Bericht von „Report Mün- chen“, in der die Drangsalierung christlicher Iraker durch Muslime geschildert worden war, ebenfalls des Themas angenommen. Da es wenig harte Zahlen zu dem Thema gibt, ist es für viele Behör- den keines. Allerdings weist der Integrationsbeauftragte der bayeri- schen Staatsregierung, Martin Neu- meyer, auch darauf hin, dass das „Mobbing Andersgläubiger zumeist so subtil“ verlaufe, dass es nur schwer belegbar sei. Dass die Pro- bleme aber vorhanden sind, steht für Max Klingberg von der Interna- tionalen Gesellschaft für Men- schenrechte (IGfM) außer Frage. Er betreut seit 14 Jahren Flüchtlinge und weiß daher aus deren Erzäh- lungen, dass christliche Asylbewer- ber regelmäßig Anfeindungen durch muslimische Heimbewohner ausgesetzt sind. Jene, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, seien gar zu 100 Prozent Opfer von Übergriffen. Tatsächlich sind die meisten Lei- densgeschichten der Opfer kein Fall für die Polizei. Allerdings müssen die Mitarbeiter von Asylheimen entsprechend reagieren, wenn Chri- sten mit der Begründung, dass sie unrein seien, von Muslimen aus der Gemeinschaftsküche geworfen wer- den oder Afghanen die Wäsche einer Christin auf dem Heimflur verteilen und darauf urinieren. Vor allem muss ein derartiges Verhalten auch bei der Bearbeitung des Asyl- antrages berücksichtigt werden, zumal sich die Frage stellt, was Menschen mit einer solchen Ein- stellung in einem christlichen Land wie Deutschland wollen. Bel I n den von der ukrainischen Armee beschossenen ostukrai- nischen Städten zeichnet sich eine humanitäre Katastrophe ab. Es fehlen Strom, Wasser, Lebens- mittel und Medikamente. Nachdem in Russland vergangenen Dienstag ein Hilfskonvoi aus 280 Lastwagen mit Hilfsgütern gestartet war, tele- fonierte der ukrainische Präsident Pjotr Poroschenko zunächst mit US-Präsident Barack Obama vor dem Hintergrund, dass der UN-Si- cherheitsrat die von Russland ent- schieden vorgetragene Forderung nach Hilfen für die notleidende Be- völkerung in den Kampfgebieten zuvor abgelehnt hatte. Obama und der italienische Premierminister Matteo Renzi drohten Russland mit neuen Sanktionen, falls Moskau es wagen sollte, nicht genehmigte Hilfe zu liefern. Dies werde als Ein- mischung in die inneren Angele- genheiten der Ukraine gewertet. Jede Hilfslieferung müsse zuvor mit Kiew abgestimmt werden und habe ohne militärische Begleitung zu er- folgen. Nach eigenen Angaben hatte Moskau dem UN-Sicherheitsrat vorgeschlagen, die russischen Hilfslieferungen unter der Leitung des Internationalen Roten Kreuzes (IRK) durchzuführen, und warf dem Westen vor, die Augen vor dem Leid der Menschen in der Ostukraine zu verschließen. Im Telefonat mit Poroschenko hatte Obama einer internationalen humanitären Mission des IRK unter Beteiligung der EU, Russ- lands, Deutschlands und anderer Partner zugestimmt, doch nicht einem Alleingang Moskaus. Als der Hilfskonvoi sich aus Russland in Richtung Ostukraine bewegte, kün- digte Kiew an, diesen stoppen zu wollen. Laut IRK lagen keine ge- nauen Angaben über Art und Menge der Hilfsgüter vor. Kiew be- fürchtete eine russische Invasion. Manuela Rosenthal-Kappi (siehe auch Seite 6) Drangsalierung erfolgt oft ohne Gewalt Kiew fürchtet russische Invasion Das Ostpreußenblatt Berliner Schloss: Erfolg wie Frauenkirche S.3

Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

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Page 1: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

Wie können sie nur, dieseTürken? Voller Unver-

ständnis blicken die Deutschenauf das Land am Bosporus undverstehen nicht, wieso ein Mannwie Recep Tayyip Erdogan, derseit Jahren die demokratischenRechte seiner Bürger ein-schränkt und ihnen eine Islami-sierung aufnötigt, gleich imersten Wahlgang (siehe Seite 6)über 50 Prozent der Stimmen er-halten konnte. Doch anstatt sich über das aus

unserer Sicht irrationale Wahl-verhalten der Türken Gedankenzu machen, sollte man sich dochzumindest auch darüber wun-dern, dass laut ARD-Deutsch-landtrend 59 Prozent derDeutschen mit der Arbeit derBundesregierung zufriedensind. Vor allem die Union erhieltmit 41 Prozent sogar noch mehrZustimmung als im Vormonat.Darf man fragen, worauf diesehohen Zustimmungswerte beru-hen? „Wir haben im vergange-nen halben Jahr das Fundamentfür unseren Erfolg geschwächt,und das muss aufhören“, kriti-siert selbst Unions-FraktionsvizeMichael Fuchs die Arbeit derBundesregierung. Auch beklagter, dass die CDU/CSU viel zu vieleZugeständnisse an die SPD ge-macht habe. Zudem vermisse erden Mut zu unangenehmenEntscheidungen, die das Landaber benötige. Und EricSchweitzer, Präsident der Indu-strie- und Handelskammer, sagtüber die Politik der Großen Ko-alition mit ihrem Mindestlohn,ihrer Frauenquote, ihrer Rentemit 63 und vielem mehr: „Es istja fast wie auf der ,Titanic’:Überall ist Party, aber niemandsieht die Gefahr des Eisbergs.“Wie können sie nur, diese

Deutschen, möchte man da fra-gen, denn die Begeisterungüber die Arbeit der Großen Ko-alition ist rational nicht erklär-bar.

REBECCA BELLANO:

Irrational

Monster gefüttertDie USA haben mitgeholfen, den Islamischen Staat stark zu machen

Die aktuellen Entwicklungen imIrak und der Ukraine belegen dieFehler der US-Außenpolitik. Wa-shington sollte sich wieder auf Kis-singers Mahnung besinnen.

Ausgerechnet seine eigene Ex-Außenministerin und Parteifreun-din Hillary Clinton fällt BarackObama in den Rücken: Der US-Prä-sident trage Mitschuld am Erstarken der Islamistengruppe Is-lamischer Staat (IS), die derzeit inSyrien und Irak Schrecken verbrei-tet, schimpft Clinton. Er habe diesyrischen Rebellen nämlich nichtausreichend unterstützt, was zueinem „Machtvakuum“ geführthabe, in welches der IS hineinge-stoßen sei.Ein bizarrer Vorwurf, der an der

Wirklichkeit vorbeigeht. WasObama vorzuwerfen wäre, ist dasGegenteil: Jahrelang haben die USAsyrische Oppositionskräfte massiv

unterstützt. Diese Hilfe war es, wel-che die Al-Nusra-Milizen stark ge-macht hat, aus denen später dieIsis-Gruppe und schließlich der IShervorgehen konnte.Clintons Einwurf steht für eine

Denkweise, die offenbar prägend istfür das heutige Washington. „Han-delsblatt“-Heraus-geber GaborSteingart warnt alseiner der ganz we-nigen Vertretergroßer deutscherMedien vor dieserPolitik und führtfür seine Kritik den Altmeister derUS-Diplomatie als Zeugen an:Henry Kissinger. Dieser habe schonangesichts der Krim-Krise dringendempfohlen, Amerika solle Versöh-nung wollen, nicht Dominanz. Kon-flikte sollten laut Kissinger„eingedampft“, also verkleinertwerden, nicht zusätzlich vergrößert,

um sie dann als Konzentrat einerLösung zuzuführen. Stattdessenaber täten die USA seit mehrerenJahren genau das Gegenteil, soSteingart: „Alle Konflikte werdenhochgekocht.“Die von den USA direkt oder in-

direkt gesteuerten Umstürze imIrak und in Libyen(wo Briten undFranzosen nur mitUS-Hilfe siegenkonnten) haben inden LändernChaos gestiftet.Von Libyen aus

überfielen Islamisten erst Mali undbedrohen jetzt Ägypten. In Syrienhat die US-Hilfe für die schillerndeOpposition zwar nicht den Sturzdes Diktators erreicht, wohl aberder Al Nusra jenen Entfaltungs-raum geschaffen, den sie benötigte,um zu jenem Monster heranzu-wachsen, das nun die gesamte Re-

gion bedroht. Vergessen werdendarf dabei natürlich nicht die Rolleenger US-Verbündeter wie Saudi-Arabien oder Katar. Geld aus diesenLändern finanziert weltweit den Is-lamismus.Hillary Clinton hat aus den Desa-

stern offensichtlich nichts gelernt.Wenn Obama nun scheinbar „zö-gerlich“ auf den IS reagiert, sokönnte dies darauf hindeuten, dasser zu ahnen beginnt, wie falsch ermit seiner Syrien-Politik lag. Dassdies allerdings auch zu einer Neu-ausrichtung im Ukraine-Konfliktreicht, mag man kaum hoffen. Wäh-rend die Daten des Flugschreibers(der Aufschluss über die Absturz-ursache geben könnte) des abge-stürzten malaysischen Flugzeugsunbegreiflicherweise seit Wochenin London unter Verschluss gehal-ten werden, verhärtet Washingtonseine Russland-Politik täglich wei-ter. Hans Heckel

Schicksal SachsenInterviews mit denSpitzenkandidaten der FDPund der AfD

Deutschland

5

DIESE WOCHE

Durchmarsch dank zerstrittener GegnerIslamischer Staat gewinntimmer mehr Gebiete

Aktuell

2

Zu viel vage VersprechungenIndien verweigert sich Handels-abkommen, obwohl WTO mitMillionen neuen Jobs lockt

Hintergrund

4

Machtmissbrauch absehbarErdogan wird Türkei nachseinem Gusto umformen

Ausland

6

Freunde oder RivalenDas Verhältnis zwischenPreußen und Sachsen

Kultur

Das Schloss ragt immer höherRohbau ist schon fast fertig –das Spendenaufkommensteigt rapide

Preußen /Berlin

3

9 Konflikte eindampfen statthochkochen

Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro

Nr. 33 – 16. August 2014 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Die Mausefalle schnappt zuTannenbergschlacht: Russen eingekesselt

Preußen

11

Sie bringen Tod und Verderben: Die IS-Dschihadisten destabilisieren nach Syrien jetzt den Irak Bild: pa

Verkanntes ProblemDrangsalierung von Christen in Asylheimen wird kaum beachtet

Moskau darf nicht helfenObama droht Russland mit neuen Sanktionen

Zumindest laut Statistik gibt es„keine signifikante Steigerungbei Konflikten zwischen

christlichen und muslimischenAsylbewerbern in bayerischen Un-terkünften“, so die Referentin fürMigration und Asyl beim Diakoni-schen Werk Bayern gegenüber der„Welt“. Die Zeitung hatte sich nacheinem Bericht von „Report Mün-chen“, in der die Drangsalierungchristlicher Iraker durch Muslimegeschildert worden war, ebenfallsdes Themas angenommen.Da es wenig harte Zahlen zu dem

Thema gibt, ist es für viele Behör-den keines. Allerdings weist der Integrationsbeauftragte der bayeri-schen Staatsregierung, Martin Neu-meyer, auch darauf hin, dass das

„Mobbing Andersgläubiger zumeistso subtil“ verlaufe, dass es nurschwer belegbar sei. Dass die Pro-bleme aber vorhanden sind, stehtfür Max Klingberg von der Interna-

tionalen Gesellschaft für Men-schenrechte (IGfM) außer Frage. Erbetreut seit 14 Jahren Flüchtlingeund weiß daher aus deren Erzäh-lungen, dass christliche Asylbewer-ber regelmäßig Anfeindungendurch muslimische Heimbewohnerausgesetzt sind. Jene, die vom Islamzum Christentum konvertiert sind,

seien gar zu 100 Prozent Opfer vonÜbergriffen. Tatsächlich sind die meisten Lei-

densgeschichten der Opfer kein Fallfür die Polizei. Allerdings müssendie Mitarbeiter von Asylheimenentsprechend reagieren, wenn Chri-sten mit der Begründung, dass sieunrein seien, von Muslimen aus derGemeinschaftsküche geworfen wer-den oder Afghanen die Wäscheeiner Christin auf dem Heimflurverteilen und darauf urinieren. Vorallem muss ein derartiges Verhaltenauch bei der Bearbeitung des Asyl-antrages berücksichtigt werden,zumal sich die Frage stellt, wasMenschen mit einer solchen Ein-stellung in einem christlichen Landwie Deutschland wollen. Bel

In den von der ukrainischenArmee beschossenen ostukrai-nischen Städten zeichnet sich

eine humanitäre Katastrophe ab.Es fehlen Strom, Wasser, Lebens-mittel und Medikamente. Nachdemin Russland vergangenen Dienstagein Hilfskonvoi aus 280 Lastwagenmit Hilfsgütern gestartet war, tele-fonierte der ukrainische PräsidentPjotr Poroschenko zunächst mitUS-Präsident Barack Obama vordem Hintergrund, dass der UN-Si-cherheitsrat die von Russland ent-schieden vorgetragene Forderungnach Hilfen für die notleidende Be-völkerung in den Kampfgebietenzuvor abgelehnt hatte. Obama undder italienische PremierministerMatteo Renzi drohten Russland mit

neuen Sanktionen, falls Moskau eswagen sollte, nicht genehmigteHilfe zu liefern. Dies werde als Ein-mischung in die inneren Angele-genheiten der Ukraine gewertet.

Jede Hilfslieferung müsse zuvor mitKiew abgestimmt werden und habeohne militärische Begleitung zu er-folgen.Nach eigenen Angaben hatte

Moskau dem UN-Sicherheitsratvorgeschlagen, die russischenHilfslieferungen unter der Leitungdes Internationalen Roten Kreuzes

(IRK) durchzuführen, und warfdem Westen vor, die Augen vordem Leid der Menschen in derOstukraine zu verschließen.Im Telefonat mit Poroschenko

hatte Obama einer internationalenhumanitären Mission des IRKunter Beteiligung der EU, Russ-lands, Deutschlands und andererPartner zugestimmt, doch nichteinem Alleingang Moskaus. Als derHilfskonvoi sich aus Russland inRichtung Ostukraine bewegte, kün-digte Kiew an, diesen stoppen zuwollen. Laut IRK lagen keine ge-nauen Angaben über Art undMenge der Hilfsgüter vor. Kiew be-fürchtete eine russische Invasion.

Manuela Rosenthal-Kappi(siehe auch Seite 6)

Drangsalierung erfolgtoft ohne Gewalt

Kiew fürchtet russische Invasion

Das Ostpreußenblatt

Berliner Schloss:

Erfolg wie Frauenkirche S.3

Page 2: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

AKTUELL2 Nr. 33 – 16. August 2014

MELDUNGEN

Unruhen amÄrmelkanal

Calais – Die nordfranzösischeStadt Calais wird seit Anfang desMonats von schweren Rassenun-ruhen zwischen Sudanesen undEritreern erschüttert. Rund 1300illegale Einwanderer kampierenin der Stadt, die Ausgangspunktist für Fähren und den Eurotunnelnach England, wohin die Einwan-derer gelangen wollen. Ausgebro-chen waren die Unruhen wegeneines Streits an einer Essensaus-gabe und im Ringen um die Vor-herrschaft über einen Parkplatz.Zuvor für alle zugänglich, habendie Sudanesen den Platz zu „ih-rem“ Territorium erklärt, wo sieLkw nach England besteigen undmit Schmugglern verhandeln.Laut Medienberichten reagiertenBanden der „ausgesperrten“Eritreer mit Attacken, bei denenDutzende Personen zum Teilschwer verletzt wurden. Zum Ein-satz kamen dabei Eisenstangen,Messer, Steine und ein Hoch-druck-Luftgewehr, mit dem einemMann in den Kopf geschossenwurde. Er überlebte. H.H.

Die Schulden-Uhr:

Nun auchFrankreich

Nach Italien steht nun auchFrankreich im Verdacht,

den Weiterzug von Wirtschafts-flüchtlingen nach Deutschlandmehr oder weniger offen zufördern. Besonders betroffen isthiervon Frankreichs kleinesNachbarbundesland Saarland.Vor allem über die TGV-StreckeParis–Frankfurt erfolgt dieseEntlastung der Franzosen aufKosten Deutschlands und sei-ner Steuerzahler. Wurden indem Zug im gesamten vergan-genen Jahr noch 608 Wirt-schaftsflüchtlinge bei der ille-galen Einreise ins Saarland auf-gegriffen, so waren es in diesemJahr bereits in der ersten Hälftemehr als 1000. Saarbrücken hatnun Berlin gebeten, mit Paris„auf eine Lösung hinzuwirken“.

M.R.

2.041.679.194.696 €Vorwoche: 2.041.420.551.640 €Verschuldung pro Kopf: 25.268 €Vorwoche: 25.265 €

(Dienstag, 12. August 2014, Zahlen: www.steuerzahler.de)

Durchmarsch dank zerstrittener GegnerIslamischer Staat profitiert davon, dass Bagdad und Washington Kurden gezielt schwächten

Wie angesichts diverser frühererAnkündigungen zu befürchtenwar, expandiert der IslamischeStaat (IS) in Syrien und dem Irakimmer schneller. Hatte man zu-mindest den Kurden zugetraut,ihre Gebiete zu halten, müsseninzwischen auch sie der IS wei-chen.

Seit Anfang August erobertendie Gotteskrieger des selbster-nannten Kalifen Ibrahim, die jetztoffenbar unter dem Kommandodes tschetschenischen GeorgiersTarkhan Batiraschwili alias Omaral-Shishani operieren, weitereTeile des nördlichenIrak, darunter die StädteSumar, Sindschar, Wana,Karakosch, Tal Kaif, Bar-tella und Karamlesch.Ebenso brachten sie dasSalah-Ölfeld und denMossul-Staudamm un-ter ihre Kontrolle. Des-gleichen gelangen demIslamischen Staat neueGeländegewinne imKampf gegen die Trup-pen Baschar al-Assads.Auch hier fielen dreigrößere Ortschaften vonstrategischer Relevanzin seine Hand. Ebensokam es zu Attacken imGrenzgebiet zum Liba-non und der Türkei.Und nicht zu vergessen:Einheiten des IS stehennach wie vor nur 100 Ki-lometer vor Bagdad.

Den militärischen Tri-umphen der Armee desKalifen, deren Mann-schaftsstärke jetzt mög-licherweise bei 30000liegt, folgten wie üblichMassenhinrichtungen.Dabei traf es diesmalbesonders die großeChristengemeinde von Karakoschund die Jesiden, eine nichtmusli-mische kurdische Glaubensge-meinschaft, deren Angehörigevom Islamischen Staat als „Teu-felsanbeter“ denunziert werden.Deshalb flohen zehntausende Je-siden in die unwirtlichen Bergeum Sindschar, wo nun eine hu-manitäre Katastrophe droht.

Viele Beobachter zeigten sicherstaunt darüber, dass die kurdi-schen Selbstverteidigungsstreit-kräfte so wenig Gegenwehr leiste-

ten. Hierfür gibt es zwei Gründe.Zum einen fehlt es den Pe-schmerga-Milizionären an Waffenund Munition. Dies ist eine Folgedes Geldmangels der Autonomie-

Regierung in Erbil, der ganz maß-geblich aus der US-Politik resul-tiert, Ölexporte aus den Kurden-regionen des Irak zu blockieren.Denn weder Washington nochBagdad wollen, dass die Kurdenzu stark werden, weil dies ihrenUnabhängigkeitsbestrebungenweiteren Aufwind verleihen unddie Region vollkommen destabili-

sieren könnte. Deshalb ignorier-ten die USA bisher auch alle Bit-ten der Peschmerga um Lieferungvon modernen Panzern, Artille-riegeschützen und Scharfschüt-zengewehren. Dahingegen besitztder Islamische Staat reichlichKriegsgerät, das den besiegtenGegnern abgenommen oder ge-kauft wurde. Schließlich verfügtIbrahims Terrortruppe über einbeachtliches Vermögen in Höhevon zwei Milliarden US-Dollar,das aus Ölverkäufen, Spenden,Plünderungen, Schutzgelderpres-sungen und weiteren kriminellenAktionen herrührt. Dieses Geld

sorgt zugleich für einen stetenZustrom an Söldnernaturen ausaller Welt. Längst nämlich stoßennicht nur salafistische Wirrköpfezum Islamischen Staat, sondernauch marginalisierte Jugendlicheaus den Armenvierteln des Na-hen Ostens und der Türkei, diesich schon im eigenen BMW X5durch die Wüste brausen sehen.

Dazu kommen übergelaufene ira-kische Soldaten und ehemaligeMitglieder anderer syrischer Re-bellengruppen.

Zum anderen kämpfen die Pe-schmerga-Milizen lange nochnicht mit vollem Einsatz, da dieSchwächung der Zentralregie-rung in Bagdad infolge der Ex-

pansion des Islamischen Staatesden Kurden ja grundsätzlich indie Hände spielt. Allerdings än-dert sich ihre Haltung angesichtsder zunehmenden Gebietsverlu-ste jetzt ebenso wie die derMachthaber im Süden. Die Kur-den wollen den Gotteskriegernnicht noch mehr eigenes Territo-rium überlassen. Im Gegenzug

gab Ministerpräsident Nuri al-Maliki erstmals grünes Licht fürAngriffe der irakischen Luftwaffeauf Stellungen des IS im RaumMossul.

Und auch US-Präsident BarackObama musste inzwischen zäh-neknirschend einlenken und 300weitere „Militärberater“ entsen-den. Dazu kommt die Autorisie-rung von Luftschlägen, falls Ibra-him die US-Vorposten in Erbil at-tackieren sollte. Hierdurch drohtWashington natürlich nun erneutin einen Krieg im Irak hineinzu-schlittern.

Die versprochene Unterstüt-zung dürfte den Pe-schmerga-Einheiten, de-ren groß angekündigte„Gegenoffensive“ imMoment weitgehendverpufft, mehr Durch-schlagskraft verleihen.Weiteres Ungemachkönnten dem IS zudemdie iranischen Milizenbereiten, die offenbar inden Raum um Kirkukeinsickern. Gleichzeitigdeuten sich Revolten ei-niger syrischer Stämmeund sunnitischer Irakeran, denen die GetreuenIbrahims doch zu funda-mentalistisch sind.Außerdem wären danoch die ArbeiterparteiKurdistans (PKK) undihr militärischer Arm inSyrien, die „Volksvertei-digungseinheit“ (YPG)unter dem Kommandovon Polat Can. Laut Aus-kunft des Oberkomman-dierenden der PKK-Kampfverbände, MuratKarayilan, operiert dieYPG jetzt parallel zuden Peschmerga imNordirak, um neue Mas-

saker an den Jesiden zu verhin-dern.

Aber dennoch: Die global auf-gestellte und in militärischer wiepropagandistischer Hinsicht ab-solut professionelle Terrororgani-sation IS ist ihren untereinanderzerstrittenen Gegnern nach wievor haushoch überlegen.

Wolfgang Kaufmann

Kurdischen Milizenfehlen

moderne Waffen

Islam nicht TeilDeutschlands

Berlin – 52 Prozent der Deut-schen sind laut einer aktuellenForsa-Umfrage der Meinung,dass der Islam nicht zu Deutsch-land gehöre. Mit 82 Prozent spra-chen sich vor allem Anhängerder AfD gegen die Aussage desAltbundespräsidenten ChristianWulff aus dem Jahre 2010 aus.Aber auch 69 Prozent der Be-wohner der neuen Bundesländermögen sich nicht der Positionanschließen. Rückhalt erhieltWulff mehrheitlich vor allem vonden Grünen, die zu 69 Prozentden Islam als Teil Deutschlandssehen, während selbst 51 Prozentder Anhänger der Partei „DieLinke“ auf Distanz gehen, bei derCDU/CSU sind es sogar 60 Pro-zent. Nach Altersgruppen aufge-schlüsselt ergab die Umfrage je-doch, dass 61 Prozent der 14- bis29-Jährigen den Islam als zuDeutschland gehörig ansehen,bei den über 60-Jährigen sind esnur 39 Prozent. Bel

Evangelikale im VisierÖffentliche-rechtliche Sender sehen in den Christen eine Gefahr

Religion scheint ein Themazu sein, das die öffentlich-rechtlichen Sender in

Deutschland immer wieder starkbewegt. Nach ausgedehnten The-menschwerpunkten etwa zur isla-mischen Gülen-Bewegung („DieArmee des Imam“, April 2013),über den vermeintlich großen Ein-fluss der Religionen in der deut-schen Politik („Koalition der From-men“, September 2013) und denUmgang der Weltreligionen mitder Sexualität („Glaube, Liebe,Lust“, April 2014) waren jüngst dieEvangelikalen Gegenstand des öf-fentlich-rechtlichen Interesses.

Diesmal lautete der Titel beiARD „Mission unter falscher Flag-ge – Radikale Christen in Deutsch-land“. Doch wer vorherige, ähnli-che Dokumentationen dieser Artgesehen hat, glaubt, ein Strickmu-ster wiedererkennen zu können:Aufnahmen geistlicher Großveran-staltungen mit enthusiastischenTeilnehmern, unterbrochen durchdie Klage angeblicher Aussteiger,die anonym bleiben möchten.

Von der „Holy Spirit Night“ desGospel Forums Stuttgart bis hinzum TOS-Christentreff in Tübin-gen empört man sich über „extremkonservative“ Gemeinden und Pro-jekte in ganz Deutschland. Doch

wer die zum Teil sehr unterschied-lichen Bewegungen und Gemein-den betrachtet, die dargestellt wer-den, bekommt den Eindruck, Gläu-bige gelten für das Fernsehen be-reits als „extrem konservativ“, so-bald deren religiöses Leben überdie Teilnahme an kirchlichen Trau-ungen und Beerdigungen hinaus-reicht.

Die evangelikalen Institutionen,so transportiert man, wollen an-geblich nur manipulieren, umGeld und Macht zu erlangen. Er-klärtermaßen wähnt JoachimSchlecht, Pfarrer und Seelsorgeram Klinikum Bad Cannstatt, sichan „schlechte Manager-Seminare“erinnert und erblickt hinter sol-chen Veranstaltungen nicht weni-ger als eine „Ausübung von Ge-walt“.

Voller Befremden wird demFernsehzuschauer eine Welt vor-gestellt, in der Christen tatsächlichGebete sprechen, an Himmel undHölle glauben, aus ihrem Glauben

Regeln für ihr Alltagsleben ablei-ten, durch freiwillige Spenden ih-re Gemeindearbeit finanzierenund sich tatsächlich bemühen,auch noch andere von der Richtig-keit ihrer religiösen Auffassungenzu überzeugen.

Was seitens der ARD nichthinterfragt wird, ist, ob die religiö-sen Gemeinschaften der Evangeli-kalen mit ihrem vermeintlich un-ersättlichen Hunger nach Defini-tionshoheit wirklich so alleine da-stehen. So sollen gerade auch ja-kobinische Religionsgegner alsMachtfaktor im Staat sich selbstihren Einfluss durch Zwang undManipulation zu sichern versu-chen – nicht zuletzt auf dem Wegeder Schulpflicht, die etwa radikalerot-grüne Genderideologen dazunutzen möchten, um auf der Basisdiverser „Bildungspläne“ Kinderfrüh zu indoktrinieren.

Was aber den Vorwurf der Ma-nipulation anbelangt: Böse Zun-gen behaupten, der öffentlich-rechtliche Rundfunk betreibe sol-che Woche für Woche, Tag für Tagaufs Neue selbst – wobei er imUnterschied zu den evangelikalenGemeinschaften dank GEZ-Ge-bühren nicht einmal um Spendenfür seine Arbeit zu werbenbraucht. Ali Özkök

Dem in Westafrika grassieren-den Ebola-Virus sind nach An-

gaben der Weltgesundheitsorgani-sation (WHO) bis zum 4. August932 Menschen in vier Ländernzum Opfer gefallen, wobei zu denToten auch die Ebola-ExpertenSheikh Umar Khan und SamuelBrisbane gehören. Damit ist dieEpidemie laut WHO wie auch derOrganisation Ärzte ohne Grenzen„außer Kontrolle“.

Und obwohlMikrobio logenbisher mehrheit-lich behauptethatten, per Flug-zeug sei eine Verbreitung praktischnicht möglich, hat nun der Liberia-ner Patrick Sawyer das Virus aufdiesem Wege von Monrovia in dienigerianische Hauptstadt Lagosverschleppt, wo es inzwischen au-ßer ihm sechs weitere Tote gab.

Damit steigt auch die Gefahr fürDeutschland nun deutlich, denndie Lufthansa und deren Tochter-gesellschaft Brussels Airlines flie-gen Lagos weiterhin zweimal täg-lich an. Zugleich wird nach wie vorin verantwortungsloser Weise ab-gewiegelt. So gab die „Bild“-Zei-tung unter der Schlagzeile „Darummüssen wir keine Angst vor derSeuche haben“ die hierzulande

geltende Experten-Meinung wie-der, dass Ebola nicht über dieAtemluft übertragen werden kön-ne, sondern nur beim direktenKontakt mit Blut und anderen Kör-perflüssigkeiten. Dabei genügtnach Angaben der kanadischenGesundheitsbehörde PHAC, diesich auf die Erkenntnisse von Bio-waffenforschern stützt, ein einziger„aerosolierter Organismus“, das

heißt ein Virusauf einem Staub-teilchen, umMenschen mitEbola zu infizie-ren. Solche hoch-

gefährlichen Aerosole können bei-spielsweise entstehen, wenn er-krankte Flugzeugpassagiere in derKabine erbrechen, wie das bei Sa-wyer der Fall gewesen war.

Andererseits würden Quarantä-nemaßnahmen gegen Liberia, Sier-ra Leone, Guinea und Nigeria aberauch kaum etwas nützen, denn dieGrenzen in Afrika sind faktischnicht zu kontrollieren – und Men-schen, die diese überschreiten, umnach Europa zu gehen, gibt es zu-hauf. Ebola könnte also sehr wohlnach Deutschland gelangen: ent-weder durch die Ignoranz be-stimmter Airlines oder infolge vonMigrationsbewegungen. W.K.

Wahrer Glaube ist den TV-Machern

suspekt

Flugverbindungen erhöhen Gefahr

»Außer Kontrolle«Ebola: Auch in Europa droht Verbreitung

Auch auf Veteranen wird inzwischen zurückgegriffen: Die Lage im Nordirak wird immer brenzliger Bild: imago

IS besitzt hingegen reichlich

Kriegsgerät

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PREUSSEN / BERL IN Nr. 33 – 16. August 2014 3

ZeitgeschichtlicheSommernachtVon VERA LENGSFELD

Das edelste Restaurant am Schiffbauer-damm ist ohne Zweifel „Brecht’s“, woich letzten Sonntag mit meiner Familie

einen runden Geburtstag gefeiert habe. DasBerliner Ensemble, das sich Bertolt Brecht alsHaustheater von den DDR-Politbürokraten ge-wünscht und bekommen hatte, weil hier 1929seine Dreigroschenoper uraufgeführt wurde,liegt gleich um die Ecke. Der Meister selbst ist als Wachsfigur im Re-

staurant zu sehen. Ziemlich an den Rand ge-drängt, fast zu übersehen und erstaunlichklein. Die Küche ist exzellent, ganz in derTradition von Helene Weigels legendärerKochkunst. Natürlich sind auch die österrei-chischen Weine hervorragend.Nach dem Essen war uns nach Bewegung

zumute. Wir liefen am Spreeufer in RichtungWesten. Heute kann sich niemand mehr vor-stellen, dass zu DDR-Zeiten, sobald man dieS-Bahnbrücke des Bahnhofs Friedrichstraßepassiert hatte, die Spree hinter einem doppeltmannshohen Wellblechzaun verschwundenwar. Oben war spiralförmiger Stacheldraht an-gebracht. Anfang der 1980er Jahre war ich imletzten Haus vor der ersten Mauer beschäftigt.Mein Büro lag im zweiten Stock, ich konnte

die Anlegestelle für die Lastkähne direkt vormir sehen. Ich konnte die Grenzhunde beob-achten, die unter der Fracht nach verstecktenRepublikflüchtigen suchten, und ich kannmich heute noch an die Angst von damalserinnern, es würde einer vor meinen Augenentdeckt. Heute hängt an diesem Haus eine„Schuldenuhr“, die anzeigt, wie hoch dieStaatschulden sind und wie hoch das Vermö-gen der „Reichen“, zu denen ich auch schonzähle. Wenn alle „Reichen“ enteignet würden,könnten die Staatsschulden gerade gedecktwerden. Noch. Geht man weiter, betritt man den ehemali-

gen Todesstreifen. Heute beginnt hier dasRegierungsviertel, links von der Spree dieParlamentarische Gesellschaft, in der früherdie Abhörspezis der Stasi saßen, dann dieMauer, gleich daneben der Reichstag.Auf der andern Flussseite steht heute das

Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, das unter an-derem die Bundestagsbibliothek beherbergt.Auf die Mauer dieses Gebäudes wird in die-sem Sommer eine zeitgeschichtliche Doku-mentation über die Opposition in der DDR,die Friedliche Revolution, den Mauerfall unddie Vereinigung projiziert.Die Zuschauer stehen auf dem Todesstrei-

fen zwischen Reichstag und Parlamentari-scher Gesellschaft. Hier war die Spree amengsten, waren die Versuche, über den Flussden Westen zu erreichen, am häufigsten.Weiße Kreuze erinnern an diejenigen, diedabei hier ihr Leben ließen. Dass nun andieser Stelle Zeitgeschichte als Freilichtkinoveranstaltet wird, ist ein Triumph für alleGegner der DDR!

Lange angefeindet, ist die Rekonstruk-tion des Hohenzollernschlosses imHerzen Berlins mittlerweile nur nocheine Frage der Zeit. Nun wird immerengagierter über seine Nutzung disku-tiert.

Der Rohbau des neuen BerlinerSchlosses wächst rasant, schon stehenTeile des dritten Obergeschosses. EinIntendant für das im Inneren neu ent-stehende Humboldt-Forum, das 2019in der einstigen preußischen Residenzden Betrieb aufnehmen soll, fehlt in-des noch. Die Kulturstaatsministerindes Bundes, Monika Grütters (CDU),sucht international „in größtmöglicherOffenheit“. Die Berufung eines Inten-danten ist laut Grütters bereits fürnächstes Jahr, spätestens aber für 2016geplant. So nimmt die kulturelle Aus-gestaltung der äußerlichen Schlossre-konstruktion konkrete Formen an.Auch die Diskussion um Berlins ge-plante neue Zentral- und Landesbi-bliothek (ZLB) erhält durch dasSchloss neue Impulse.„In zwei Monaten ist der Rohbau fer-

tig, das geht jetzt alles seinen Gang“, soWilhelm von Boddien zur PreußischenAllgemeinen Zeitung. Der Bundesver-dienstkreuzträger sammelt mit demFörderverein Berliner Schloss seit2004 Spenden zur Unterstützung desvom Bundestag beschlossenen (äußer-lichen) Wiederaufbaus. Das Ziel desVereins ist es, 80 Millionen Euro anSpenden zu sammeln. Ein Großteil da-von ist für die Wiederherstellung der

Fassade vorgesehen. Bislang hat derVerein mehr als 33 Millionen Euro inGeld und Sachleistungen in das Bau-projekt fließen lassen. Laut von Bod-dien sind deutliche Steigerungsratenbei den Spenden zu verzeichnen: Gin-gen im ganzen Jahr 2012 rund 5,4Millionen Euro ein, so waren es 2013bereits 9,1 Millionen. Und in diesemJahr stellten Spender allein von Januarbis Juni rund 8,1 Millionen Euro zurVerfügung. Das Schloss hält den Ver-gleich mit dem erfolgreichen Wieder-aufbau der DresdnerFrauenkirche alsoauch in puncto priva-ter Spenden stand.„Im Moment bin ichguter Hoffnung, dassdas Spendenaufkom-men durch den Bau-fortschritt weiter zunimmt“, freut sichBoddien. Im Juli begann die Auftragsvergabe

für die barocken Fassaden am bisherals Betonrohbau errichteten Gebäude.Im März 2015 starten die eigentlichenMaurerarbeiten direkt an der Schloss-fassade. Ein Eckrondell, dessen Baurund 2,5 Millionen Euro kosten wird,wurde bereits zusätzlich durch einenprivaten Spender finanziert.So viel Fortschritt ruft die Verteilung

der Innenräume auf den Plan: Nebeneinem geplanten Museum, einer Bi-bliothek und Räumen für kulturelleVeranstaltungen könnte auch Berlinsgeplante neue Zentral- und Landesbi-bliothek in den Schlossbau einziehen.

Monika Grütters’ Ressort verlangt nunin dieser Sache eine klare Aussagevom Berliner Senat. Der verschob einen entsprechenden

Neubau mehrfach. Zuletzt scheiterteder vom Senat bereits vorgesehene Bi-bliotheksstandort Tempelhofer Feld aneinem Volksentscheid gegen dessenBebauung. Berlin könnte sich den seitrund 30 Jahren versprochenen Neubausparen, wenn die Bibliothek Raum imSchloss erhielte. Die Einrichtung istbisher über mehrere Standorte verteilt.

Für die mit mehr als4,5 Millionen Bücher,Zeitungen, Filme, E-Books und Musikwer-ke könnte das Schlosseinen repräsentativenRaum schaffen. Alleindie öffentliche Me-

diensammlung gilt als eine der größtenEuropas. Während verspätete Schlossgegner

eine Debatte um die Kosten desWiederaufbaus führen, könnte sich dasSchloss so für Berlin als Möglichkeitzum Sparen erweisen. Das Land leistetmit 32 Millionen Euro den kleinstenBeitrag zum Schloss, das Gros über-nimmt mit 478 Millionen Euro derBund. Die Gesamtkosten einschließ-lich erwarteter Spenden sind auf 590Millionen Euro festgesetzt. Die Kulturstaatsministerin hat Gro-

ßes mit dem Schlossinneren im Sinn.Es gehe um „interkulturelle Begeg-nung, um eine lebendige, ja, leibhafti-ge Auseinandersetzung mit den Kultu-

ren der Welt“, so Grütters. Hauptnut-zer soll dabei die Stiftung PreußischerKulturbesitz (SPK) sein, die im Schlossdie Sammlungen des EthnologischenMuseums und des Museums für Asia-tische Kunst zeigen wird. Das Erdge-schoss soll Begegnungen und Projek-ten Platz bieten. Das Land Berlin siehtnach bisherigen Plänen auch Präsenta-tionsraum für die Humboldt-Univer-sität sowie die Zentral- und Landesbi-bliothek vor. Hagen Philipp Wolf, Spre-cher der Kulturstaatsministerin, for-derte vom Land jetzt eine Entschei-dung, ob die ZLB wie geplant insSchloss zieht. In der Diskussion um ei-nen Neubau der ZLB auf dem Tempel-hofer Feld hatte es zuvor Signale gege-ben, dass sich die ZLB möglicherweisevom Schlossplatz zurückzieht. „Berlinmuss sich jetzt entscheiden, die Zeitdrängt“, mahnte Wolf. Auch in die Frage der Gestaltung des

Schlossumfelds kommt Bewegung:Während Senatsbaudirektorin RegulaLüscher den Schlossbrunnen (Neptun-brunnen) am jetzigen Standort behal-ten will, verteidigt der Chef der Stif-tung Humboldt-Forum, Manfred Ret-tig, die Rückverlagerung an den altenStandort vor dem Schloss. Unter Beru-fung auf Schlossarchitekt Franco Stellaspricht er sich für die Idee aus, „Uffi-zien von Berlin“ zu schaffen. So soll ei-ne Passage entstehen als „gestalterischangemessene Fortführung nach Sü-den“, kurzum die Anbindung desSchlosses an die Fischerinsel und dieStadt. Sverre Gutschmidt

Im März 2015starten die eigent-lichen Mauerarbei-ten an der bislangkahlen Betonfassa-de, doch schon seitJahren wird anden aufwendigenDetails der barok-ken Außenhautemsig gearbeitet:Stukkateur model-liert das Kapiteleiner prunkvollenSäule in derBerliner Schloss-bauhütte

Bild: Getty

Laut einer Forsa-Umfragetrauen nur noch zwölf Pro-zent der Berliner der SPD zu,

besser als andere Parteien Proble-me der Stadt zu lösen. Und: Nichtnur das Vertrauen in die Partei istauf einem historischen Tiefstand,auch Berlins SPD-Politiker selbstfallen beim Wähler durch. Bürger-meister Klaus Wowereit (SPD) istnach neuen Umfragen eine Bela-stung. Kein Politiker verlor so dra-matisch an Zustimmung. Ein Hauptauslöser ist seine Rol-

le in der Dauerkrise um den Flug-hafen BER. Zwar wog der BERweniger schwer als in vergange-nen Umfragen, Wowereit profi-tierte davon aber nicht. In der Be-liebtheitsrangliste der Hauptstadthat er einen „Piraten“ vom ruhm-losen letzten Platz verdrängt. Das Forsa-Institut verortet die

SPD bei 21 Prozent der Stimmen,gleichauf mit den Grünen. Fi-nanzsenator Ulrich Nußbaum istnoch der beliebteste Politiker, dermit Berlins SPD in Zusammen-

hang gebracht wird, doch ausge-rechnet der ist parteilos. Unabhängig von Umfragen ste-

hen selbst junge „Hoffnungsträ-ger“ massiv in der Kritik. Jan Stößerntet als höchst gehandelter Er-be Wowereits eine Schlappe nachder anderen: Erst das Fiasko

Volksentscheid Tempelhofer Feld,jetzt harsche Worte von Stöß ge-gen das Internationale Olympi-sche Komitee (IOC) anlässlichBerlins Olympiabewerbung. Stöß’ Vorstoß, Berlin könne Be-

dingungen bei der Bewerbungstellen, verursacht bei Sportex-perten Unverständnis. Der Direk-tor des Landessportbundes (LSB),Heiner Brandi: „Es waren keinebesonders glücklichen Äußerun-

gen. Ein bisschen Diplomatie wä-re schon hilfreich.“ Der ehemalige SPD-Fraktions-

vize Uwe Bröckl soll in die Kas-sen zweier Spandauer Sozialver-eine gegriffen haben – der Staats-anwalt ermittelt. Bröckl belastetzudem den Bruder von SPD-Frak-tionschef Raed Saleh. Der wiede-rum leckt noch die Wunden sei-ner Entmachtung durch Stöß inder Nachfolgefrage. Stöß wie Sa-leh fehlt die Basis, um Wowereitherauszufordern.Die größte Gefahr droht den

Genossen aus den eigenen Rei-hen, denn statt Einsicht zu zeigen,feiert man dort vermeintliche Er-folge: LandesvorstandsmitgliedFritz Felgentreu sprach mit Blickauf die SPD-Politik an der Spreevon „Früchten langer Arbeit“. Ge-meint sind der Rückkauf der Was-serbetriebe, das Wirtschafts-wachstum und ein Haushalts-überschuss. Den Wählern lässtdas SPD-Selbstlob laut den Um-fragen jedoch völlig kalt. SV

Berlins SPD am TiefpunktNur noch 21 Prozent – Wowereit Letzter auf der Beliebtheitsskala

Das Schloss ragt immer höherDer Rohbau ist schon fast fertig – das Spendenaufkommen steigt rapide

Selbst vermeintlicheHoffnungsträgersind angeschlagen

Erfolg wie bei derFrauenkirche

zeichnet sich ab

Während die Verstromungvon Biogas in der Öf-fentlichkeit immer noch

den Ruf genießt, besonders um-weltfreundlich zu sein, kratzen inBrandenburg nun gleich zweiStörfälle am Renommee solcherAnlagen. So belastet in der Ucker-mark umweltschädlicher Abfallaus der Biogaserzeugung ausge-rechnet ein Naturschutzgebiet. Wie Brandenburgs Umweltmi-

nisterin Anita Tack (Linke) aufAnfrage der Grünen einräumenmusste, hatte der Betreiber einerAnlage im unweit von Joachims-thal gelegenen Hessenhöhe diewasserrechtlichen Genehmi-gungsauflagen nicht erfüllt. DieWasserbehörde prüfe, ob die An-lage stillgelegt werden müsse.Weil aus der Biogasanlage perma-nent flüssige Abfallstoffe unteranderem ins BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin abgeflossensind, hat zudem auch die zustän-dige LandeswaldoberförstereiStrafanzeige gestellt.

Von der Wasserbehörde ent-nommene Proben haben inzwi-schen ergeben, dass eine „signifi-kante Überschreitung“ der Grenz-werte von Nährstoffen wie Phos-phat und Stickstoff vorliegt. Nureinige Tage zuvor war eine Bio-gasanlage in Groß-Pankow (Prig-

nitz) ins Visier der Staatsanwalt-schaft Neuruppin geraten. Nachdem sich an einem Gärbe-

hälter ein Notentleerungsstutzengelöst hatte, waren rund 3000 Ku-bikmeter Gärschlamm ausgetre-ten, so dass ein Strafverfahrenwegen Bodenverunreinigung ein-geleitet wurde. Nicht zuletzt auf-grund zahlreicher Anlagen zurMassentierhaltung aus DDR-Zei-ten gehört die Mark zu den Regio-

nen mit besonders vielen großdi-mensionierten Biogasanlagen. Entgegen dem weitverbreiteten

Image als besonders umwelt-freundliche Art der Gas- undStromerzeugung hat sich in derPraxis erwiesen, dass Biogasanla-gen regelrechte „Landfresser“sind, die zur Verödung von Land-schaften führen. Die Anlagenwerden nämlich nicht nur mitAbfällen aus der Tierhaltung, son-dern auch mit Mais bestückt. DieFolgen sind auf Brandenburgs Äk-kern unübersehbar: In Monokul-turen wird Mais auf großen Flä-chen angebaut. Diese Entwick -lung macht nicht nur den Einsatzvon immer mehr Pflanzengiftennotwendig, radikal zerstört wirdauch die Artenvielfalt. Kritiker wie der Filmemacher

und Naturschützer Ulrich Eichel-mann fürchten, dass der Maisan-bau in Monokultur für die „grü-ne“ Energieerzeugung letztend-lich zur Ausbreitung „ökologi-scher Wüsten“ führen wird. N.H.

Biogaswerk vergiftet BodenVon wegen Öko: Strafanzeige wegen Wasserverseuchung

Mais-Monokulturenveröden zudem

ganze Landstriche

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HINTERGRUND4 Nr. 33 – 16. August 2014

Anfang August war es ausnahms-weise einmal nicht Russland, dasals Verhinderer bezeichnet wurde,sondern Indien. Dessen PremierNarendra Modi wurde als Spiel-verderber dargestellt, an dessenNein ein vielversprechendes Han-delsabkommen der Welthandelsor-ganisation (WTO) kurz vor Ab-schluss gescheitert sei. Doch hatModi wirklich den gegen ihn ge-richteten Unmut verdient?

Die Enttäuschung bei westlichenRegierungen, Unternehmen undMedien war groß. Da hatte man mitdem Bali-Pakt gehofft, nach Jahrendes Stillstandes endlich dem Ab-bau von Zöllen und Handels-hemmnissen einen Schritt näher-zukommen, und dann verweigertdie neue indische Regierung unterModi ihre Unterschrift unter demHandelsabkommen, das im vergan-genen Dezember von 160 Ländernausgehandelt worden war. Dabeiwar der Premier doch als Mannder Wirtschaft gefeiert worden,doch nun blockiert ausgerechneter die Vereinbarungen, denen be-reits sein Amtsvorgänger zuge-stimmt hatte.Allerdings wird ausgeblendet,

dass bereits Ende vergangenen

Jahres der Bali-Pakt fast an einemVeto aus Neu-Delhi gescheitert wä-re. Zwar hatten Länder wie Vene-zuela und Kuba auch Widerstandgeprobt, doch nur Indien konntegenügend Einfluss entfalten, umsich Gehör zu verschaffen. Undzwar wollte Neu-Delhi nicht ak-zeptieren, dass bestimmte Subven-tionen auf Nahrungsmittel künftigverboten sein sollten. Da gut einDrittel der Inder Hunger leide, seies nur über Subventionen möglich,diese Menschenzu versorgen. Sokaufe man denKleinbauern Nah-rungsmittel zu gu-ten Preisen abund verteile sie andie Ärmsten derArmen, hieß es aus Indien. Westlichen Industriestaaten mit

ihrer mit neusten Methoden derTechnik erlangten Agrarüberpro-dukten sind diese staatlichen Ein-griffe in den Markt jedoch einDorn im Auge, da so die Preisekünstlich beeinflusst würden unddie indische Landwirtschaft gegen-über der ausländischen Konkur-renz bevorzugt würde. Und so hat-te man den Indern im Dezembernur zugesagt, ihnen ihre Subven-

tionen bis 2017 zu gewähren, da-nach würden neue Bedingungengelten, die noch verhandelt werdenwürden. Doch diese Zusage warModi im Gegensatz zu seinem Vor-gänger zu vage und er kündigte an,das Abkommen nur zu unterzeich-nen, wenn die Subventionen dau-erhaft akzeptiert würden. Das wol-len aber die anderen Staaten nicht. Vor allem bei der WTO zeigt

man sich nun enttäuscht und be-tont, dass von dem Abkommen

doch gerade dieEntwicklungslän-der profitiert hät-ten. Bei ihnen wä-re der Großteilder erwarteten 21Millionen Jobsentstanden. Wie

diese jedoch genau entstehen sol-len, wird nicht genauer ausgeführt.Es wird nur hervorgehoben, dassdurch den Wegfall der Bürokratiebei Ein- und Ausfuhren Kosteneingespart würden. Diese Kostenwürden allerdings dadurch einge-spart, dass man weniger Personalfür die Bearbeitung der Formalitä-ten benötigt, also weniger Jobsstatt mehr. Die Senkung von Zöllenwiederum würde viele Staatshaus-halte der Entwicklungsländer tref-

fen, für die diese häufig noch mitdie wichtigste Einnahmequellesind. Gespart werden müsste dannbei Sozialausgaben und Investitio-nen. Auch ist zu bezweifeln, dasshäufig noch per Hand geernteteAgrarprodukte auf dem Weltmarktgegenüber westlicher Konkurrenzaus Massenproduktion bestehenkönnten, so dass viele Kleinbauernihre Einnahmequelle verlören, waswiederum weniger Jobs bedeutenwürde. Ähnliches gilt für Warenaus Industrieproduktion und fürkleine einheimische Händler, diesich, ginge es nach den Wünschendes Westens, plötzlich gegenüberBillig-Discountern behauptenmüssten. Und so bezweifelt auch das

kirchliche Hilfswerk „Brot für dieWelt“, dass die Entwicklungslän-der die Profiteure des Bali-Paktssind. „Staatliche Nahrungsreser-ven für Notzeiten als verboteneSubventionen zu werten, istfalsch“, erklärt Francisco Mari, Er-nährungsexperte der Hilfsorgani-sation. „Es zeigt, dass in der WTOwenig Verständnis dafür herrscht,dass Fisch, Reis und Brot Grund-nahrungsmittel sind und nichtHandelswaren wie Autos oderComputer.“ Rebecca Bellano

Während beim Bali-Paktbereits feststeht, dass In-dien die Rolle des Spiel-

verderbers übernommen hat, istbei zwei anderen Handelsabkom-men trotz des vielen Widerstandesvon allen möglichen Seiten nochnicht klar, ob überhaupt einer dieReißleine zieht, bevor es ernst wirdund wenn, wer dies gegebenenfallssein könnte. Es handelt sich hierbei um Han-

delsabkommen der EU mit Kana-da, Ceta genannt, und den USA na-mens TTIP. Ceta ist dieser Tage vonden Verhandlungsführern als aus-gehandelt erachtet worden. Nunwerden die 1500 Seiten juristischgeprüft und in alle notwendigenSprachen übersetzt. Was genau derInhalt ist, ist bisher nur einem klei-nen Kreis Eingeweihter bekannt.Ende September jedoch, bei einemTreffen von Noch-EU-Kommis-sionspräsident José Manuel Barro-so mit Kanadas MinisterpräsidentStephen Harper, soll der Text veröf-fentlicht werden. Die Gerüchte, diebezüglich des Inhaltes die Rundegemacht haben, verdeutlichen,dass es hier um viel mehr als beimBali-Pakt geht, der sich dagegenbescheiden ausnimmt. Zwar gehtes auch bei Ceta und TTIP um den

Wegfall von Zöllen und Bürokratiesowie die Schaffung von einheit-lichen Standards, doch schon beiletzterem befürchten Kritiker, dassdiese Vereinheitlichung zulastenvon Umwelt- und Verbraucher-schutz geht. Freihandel bringt Wohlstand, ru-

fen die Befürworter der Abkom-men immer wieder, doch wieso,

fragen sich immer mehr Bürger,Organisationen und auch Politiker,werden die Bedingungen dannhinter verschlossenen Türen aus-gehandelt. Vor allem der geplanteInvestitionsschutz, laut dem aus-ländische Unternehmen Sonder-klagerechte vor Schiedsgerichten,die nicht Teil des rechtsstaatlichenSystems sind, erhalten, sorgt fürmassives Misstrauen. Selbst Wirt-schaftsminister Sigmar Gabriel(SPD) meint, dass der Investitions-schutz, der keine neue Erfindungist, sondern in Abkommen mit Ent-wicklungsländern, in denen es kein

ausgereiftes Justizsystem gibt, vor-kommt, in Verträgen zwischenwestlichen Staaten nichts zu su-chen habe. Allerdings behauptet er,dass TTIP weder das Grundgesetznoch den deutschen Arbeitsschutzaushebeln könne. Als jedoch dasARD-Magazin „Monitor“ um Bele-ge für die Behauptung bat, hieß esvom Wirtschaftsministerium, dassman diese nicht liefern könne, dadie Verträge geheim seien. Über-haupt stießen die Journalisten von„Monitor“ bei ihren Recherchenauf eine Mauer des Schweigensoder schlicht Unwissen. „Wir allewerden davon betroffen sein, aberwas kommt, soll keiner wissen“,lautete der Tenor der Sendung.Während über TTIP noch hinter

verschlossenen Türen verhandeltwird, wird demnächst an die Öf-fentlichkeit gelangen, was Cetavorsieht. Da es schon jetzt massiveWiderstände in allen beteiligtenLändern gibt, die weit über den ty-pischen Protest von Globalisie-rungskritikern hinausgehen, wirdmöglicherweise nachverhandeltwerden. Dass Ceta, aber auch TTIPwie der Bali-Pakt überhaupt nichtbeschlossen werden, wird nochvon allen Verhandlungspartnernals nicht denkbar angesehen. Bel

Zeitzeugen

Zum Welthandel gehören auchdie nötigen Finanztransaktio-

nen, schließlich müssen Warenbezahlt, muss mit Währungen ge-handelt und müssen Absiche-rungsgeschäfte getätigt werden.Hiermit verdienen die Bankenzumeist gutes Geld. Da aber nichtalles international einheitlich ge-regelt ist, kommt es immer wie-der zu Spannungen zwischen denverschiedenen Ländern. In den letzten Monaten sorgten

hier die unterschiedlichen Auf-fassungen von Paris und Wa-shington für Schlagzeilen. Soklagten französische Minister,aber auch Zentralbankchef Chri-stian Noyer darüber, dass die US-Justiz die französische GroßbankBNP Paribas zu einer Rekordstra-fe von 6,6 Milliarden Euro verur-teilt hat. Das Institut hatte Mitteder 2000er Finanztransaktionenin US-Dollar mit Kunden im Su-

dan, im Iran und auf Kuba durch-geführt, obwohl die USA gegendiese Länder Sanktionen ver-hängt hatten. Noyer betont je-doch, dass weder nach europäi-schem noch nach UN-Recht voneinem Delikt die Rede sein kön-ne, da die EU bei den Embargennicht mitgemacht habe. Doch dieUS-Justiz meinte, weil die bei denTransaktionen verwendete Wäh-rung der US-Dollar gewesen sei,gelte US-Recht, selbst wenn dieGeschäfte fern der USA durchge-führt worden seien.Lange ließen die EZB, die EU

und auch die Mitgliedsstaatender EU Paris mit seiner Wut al-lein, obwohl Banken andererLänder wie der Commerzbank,der Deutschen Bank oder derUnicredit wegen ähnlicher Ge-schäfte ebenfalls hohe Strafendrohen. Doch nun wollen sichdie EU-Finanzminister auf einegemeinsame Strategie einigen,wie sie gegenüber den USA ih-re Interessen vertreten, zumalaus der Wirtschaft der Vorwurfkommt, die US-Justiz schwächebewusst den FinanzstandortEuropa. Bel

Narendra Modi – Als der 1950 ge-borene Hindu im Mai zum neuenPremier Indiens gewählt wurde,erhielt er überwiegend Applausvon den westlichen Medien. Siejubelten, dass nun ein Wirt-schaftsfachmann das Ruder indem von Misswirtschaft und Kor-ruption geprägten Riesenlandübernehmen würde. Dabei istModi eigentlich studierter Politik-wissenschaftler, aber in seinerZeit als Regierungschef desBundesstaates Gujarat hatte erdem 60 Millionen Einwohnerzählenden indischen Landesteilmit seiner Offenheit gegenüberden Wünschen der Wirtschaft einbeachtliches Wachstum beschert.Dafür wurde auch übergangen,dass ihm eine Mitverantwortlich-keit an einem Massaker an Mos-lems 2001 zugeschrieben wird.

Karel de Gucht – Der EU-Han-delskommissar versteht die Äng-ste gegenüber TTIP und Cetanicht. Ein Handelsabkommen mitden USA werde, anders als viel-fach behauptet, nicht dazu führen,dass Hormonfleisch, Genfood undChlorhühnchen ungehindert nachEuropa exportiert werden können,so der Belgier. Ihm sei vor allemwichtig, dass man auf Basis derFakten diskutiere, merkte er an,ohne darauf einzugehen, dass nurwenige die Details kennen.

Reiner Hoffmann – Der Vorsitzen-de des Deutschen Gewerkschafts-bundes fordert, dass TTIP keines-falls zum Abbau von Arbeitneh-mer-, Umwelt- und Verbraucher-rechten führen dürfe. Auch mahnter Transparenz an. Zudem: Rechts-staaten mit hoch entwickeltenRechtssystemen, wie die EU-Mit-gliedstaaten und die USA, bräuch-ten keinen Investitionsschutz.

Roberto Azevêdo – „Wir warennicht in der Lage, eine Lösung zufinden, mit der wir den Grabenhätten überbrücken können“, soder Generaldirektor der Welthan-delsorganisation (WTO). Der Bra-silianer hat das Amt seit Septem-ber 2013 inne und hatte im De-zember bereits seinen Verhand-lungserfolg gefeiert. „Zum erstenMal in ihrer Geschichte hat dieWTO geliefert“, bejubelte er denauf der 9. WTO-Ministerkonferenzausgehandelten Bali-Pakt. Die Or-ganisation wurde 1994 gegründet,um durch Abbau von Handels-hemmnissen und Liberalisierungdes internationalen Handels sichdem Fernziel Freihandel anzunä-hern.

Freihandel voller FragezeichenAuch Abkommen mit Kanada und den USA könnten scheitern

Zu viele vage VersprechungenIndien verweigert sich Handelsabkommen, obwohl WTO mit Millionen neuen Jobs lockt

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann(V. i. S. d. P.)

Chefin vom Dienst, Politik, Bücher:Rebecca Bellano; Politik, Wirtschaft:Hans Heckel; Kultur, Lebensstil, Le-serbriefe: Harald Tews; Geschichte,Ost preußen heute: Dr. Manuel Ruoff; Heimatarbeit: Manuela Rosenthal-Kappi; Ostpreußische Familie: Ruth Geede.Freie Mitarbeiter: Liselotte Millauer(Los Angeles), Norman Hanert (Ber-lin), Hans-Jürgen Mahlitz, JurijTschernyschew (Königsberg).Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg. Für den Anzeigenteilgilt: Preisliste Nr. 32.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2013: Inland 10 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland12,50 Euro, Luftpost 16,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartals endeschriftlich an den Verlag zu richten.Konten: HSH Nordbank, IBAN: DE632105 0000 0192 3440 00, BIC:HSHNDEHH oder Postbank Hamburg,IBAN: DE44 2001 0020 0008 4262 04,BIC: PBNKDEFF (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

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Geheimniskrämereisorgt für

massives Misstrauen

Neu-Delhi soll Kleinbauern nichtmehr helfen

Finanzgeschäfte sorgen für Ärger

Frauen bei der Getreideernte im Jahr 2013 in Indien: Vorsintflutliche Erntetechnik, die aber Millionen Menschen ernährt Bild: mauritius

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DEUTSCHLAND Nr. 33 – 16. August 2014 5

MELDUNGEN

Rückendeckungfür Merkel

Berlin – Die SPD und der Unter-nehmer-Flügel der CDU versu-chen derzeit gegenseitig, das The-ma Kalte Progression für sich zureklamieren. Jede Seite will damitihr Profil stärken und bürger-lichen Wählern etwas anbieten,obwohl Bundeskanzlerin AngelaMerkel bereits verkündet hat, dasses keinen finanziellen Spielraumfür eine Senkung der indirektenSteuererhöhung im Falle von Ge-haltssteigerungen gebe. Nun er-hält die Kanzlerin von unerwarte-ter Seite Rückendeckung, denn für62 Prozent der Deutschen hat dasThema eine geringe Priorität, ob-wohl es neben der Inflation derGrund dafür ist, dass die Reallöh-ne der Arbeitnehmer trotz Ge-haltssteigerungen kaum steigen,sondern eher sinken. Bel

Mit der vierfachen Mutter FraukePetry als sächsische Spitzenkan-didatin der Partei will die AfDden ersten Einzug in ein Landes-parlament schaffen. Im Gesprächmit der PAZ begründet die 39-Jährige, warum die Euro-kritischeAfD auch bei landespolitischenThemen breit aufgestellt sei.

PAZ: Frau Petry, Ihre Aussage,dass Sie sich nach einem Einzugin den sächsischen Landtag dieTolerierung eines Linksbündnis-ses vorstellen könnten, dürfte vie-le Ihrer Wähler verschrecken.Warum wären Sie zu so etwas ausbürgerlicher Sicht Abschrecken-dem bereit?Frauke Petry: Diese Aussage

wurde von den Medien leiderfalsch wiedergegeben. Ich habeklargestellt, dass die AfD wedereiner rot-roten Regierung noch ei-nem rot-rot-grünen Bündnis zurMacht verhelfen wird.

PAZ: Was will die AfD in Sach-sen besser machen, sprich, wo se-hen Sie Handlungsbedarf?Petry: Wir sehen vor allem die

Schwerpunkte Bildung und Fami-lie, Innere Sicherheit und Mittel-standspolitik. Wir möchten, dassjährlich 1500 Lehrer neu einge-stellt werden, um den massivenLehrermangel zu beheben.

Die AfD fordert weiterhin denStopp der Polizeireform 2020 undeine Bestandsaufnahme der Poli-zeiaufgaben und ihrer tatsäch-lichen Kapazitä-ten. Anstatt weni-ger, brauchen wirwieder mehr Po-lizisten auf demNiveau von 2004.Wir brauchenmehr Polizei-streifen auf demLand und ver-stärkte mobileoder auch statio-näre Grenzkon-trollen, damit dieDrogendel ik teund die Dieb-stähle reduziertwerden können.Wir setzen uns dafür ein, dass

der Mittelstand mittelfristig durchein transparentes Steuersystemund durch Abbau unnötiger Büro-kratie entlastet wird, und möch-ten die Schwelle zur EU-weitenAusschreibung auf 400000 Euroanheben. Außerdem lehnen wir

jegliche Quoten-Regelungen abund wollen den Meisterzwang er-halten, um die Qualität deutscherHandwerksarbeit zu sichern.

Auch in Sachsenmöchten wir die Hür-den für Volksbegeh-ren und Volksent-scheide senken undaußerdem den Land-tag verkleinern, daPolitiker beim Sparenmit gutem Beispielvorangehen müssen.Zu beiden Themenhaben wir daherVolksanträge einge-bracht und sammelnderzeit Unterschrif-ten.

PAZ: Die AfD giltals möglicher Sargnagel für dieFDP, die vielleicht wegen zahl-reicher Überläufer aus dem libe-ralen Lager zu Ihrer Partei denEinzug in den Landtag verpasst.Was macht aus Ihrer Sicht dieAfD so attraktiv für frustrierte Li-berale?

Petry: Umfragen zeigen, dassdie AfD Wähler aus allen politi-schen Lagern anspricht, so dasswir davon ausgehen, dass es einebreit angelegte Enttäuschung be-züglich der etablierten Parteien inder Bevölkerung gibt. Bei der FDPkommt erschwerend hinzu, dasssie auf allen politischen Ebenenan Inhalt und Profil verloren hat –sie ist weder Rechtsstaats- nochMittelstandspartei, sondernmacht in Sachsen seit fünf Jahrenreine Symbolpolitik. Dazu gehö-ren unter anderem die Öffnungvon Videotheken und Waschanla-gen am Wochenende sowie dieunsinnige Umbenennung derMittelschule in Oberschule. Werkeine Überzeugungen hat, kannauch keine politischen Visionenentwickeln.

PAZ: Die Medien deuten teilsinnerparteiliche Debatten in derAfD als Beleg dafür, dass die jun-ge Partei zerstritten sei. Wie erle-ben Sie die Parteiarbeit?Petry: Hier wird für mich ein

falsches, mindestens jedoch über-

zogenes Bild der Partei erzeugt.Meine Erfahrung bundesweit undnatürlich in Sachsen ist eine an-dere: Wir arbeiten konstruktivund streiten auch immer wiedermit dem Ziel politisch glaubwür-dig und erfolgreich zu sein. Dieselebendige Kontroverse unter-scheidet uns von anderen Par-teien. Diese Diskussionen gehö-ren aus meiner Sicht jedoch zu ei-ner funktionierenden demokrati-schen Partei dazu.

PAZ: Spielt die Euro-kritischeHaltung der AfD für die Sachseneigentlich im Wahlkampf eineRolle und wenn welche?Petry: Die Euro-Kritik spielt im

Landtagswahlkampf eine unterge-ordnete Rolle, da es ein europäi-sches und bundespolitisches The-ma ist. Trotzdem werden wir imWahlkampf darauf hinweisen,dass die sächsische Staatsregie-rung im Bundesrat der Euro-Ret-tung ihren Segen gegeben hat undwir werden den Sachsen auch er-klären, welche praktischen Folgendas für jeden Bürger haben wird:seit Jahren gesunkene Kaufkraft,Entwertung der Ersparnisse, unsi-chere Renten und weniger Geldfür die drängenden Aufgaben inunserem Land.

Die Fragen stellte Rebecca Bellano.

Schicksal Sachsen

Gewerkschafterim Clinch

Berlin – Der DGB, Dachverbandvon acht Gewerkschaften, siehtsich mit dem Problem konfrontiert,zwischen zweien seiner Mitgliederzu vermitteln. Frank Bsirske, Chefder Dienstleistungsgewerkschaft„Verdi“, hat Beschwerde gegen dieIG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) eingelegt, die ihm angeblich200 Mitglieder abgeworben habe.Deren Vorsitzender Michael Vassi-liadis hingegen hebt hervor, dassder Betriebsratsvorsitzende desNetzbetreibers Tennet selbst aufdie IG BCE zugekommen sei undum einen Wechsel von rund 200Tennet-Mitarbeitern gebeten habe,da sie sich von „Verdi“ nicht richtigvertreten fühlten. Zudem habeBsirske sich abfällig über Tennetgeäußert und somit auch dessenMitarbeiter in ein schlechtes Lichtgerückt. Auch in einem anderenPunkt muss der DGB schlichten.Die IG BCE ist für den Abbau derKalten Progression, „Verdi“ ist dasThema egal. Facharbeiter gegenNiedriglöhner: Der DGB muss ent-scheiden. Bel

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Letzte Bastion haltenFDP in Sachsen kämpft gegen Untergang und Sozialdemokratisierung

Verbissen kämpft Holger Za-strow, FDP-Fraktionsvorsitzenderim Sächsischen Landtag, um einpassables Abschneiden seinerPartei bei den anstehenden Land-tagswahlen. Eine Fortführung derschwarz-gelben Landesregierungist bereits seit geraumer Zeit inweite Ferne gerückt, da laut Um-fragen selbst der Wieder-einzug der Liberalen insLandesparlament in denSternen steht. Die Landes-partei leidet vor allem ander Schwäche der Bundes-partei, deren Fehlentschei-dungen der letzten Jahreauch auf die Länder abge-färbt hat.

PAZ: Herr Zastrow, Siewollen in Sachsen die libe-rale Wende einleiten. Washat der Wähler darunter zuverstehen?Holger Zastrow: Wir ha-

ben den Ehrgeiz, in Sachsenzu beweisen, dass die FDP nochWahlen gewinnen kann. Und wirwollen die sächsische CDU-FDP-Koalition als letzte schwarz-gelbeBastion gegen die komplette Sozi-aldemokratisierung Deutschlandsverteidigen.

PAZ: Die Führung der Bundes-FDP ist im Wahlkampf in Sachsen

nicht erwünscht. Was wollen Siedamit erreichen?Zastrow:Wir wollen mit unserer

sächsischen Regierungsbilanz, un-serem sächsischen Wahlprogrammund unseren sächsischen Kandida-ten punkten. Im Übrigen standenwir schon in der letzten Wahlpe-riode des Bundestags ständig in

Opposition zur Bundes-FDP, bei-spielsweise mit unserem klarenNein zum Mindestlohn, unseremNein zu dieser Energiewende oderunserem Kampf für eine Entla-stung der berufstätigen Mitte.

PAZ: Es heißt, die Landtags-wahl könnte zur Schicksalswahlfür die FDP werden. Wie wollen

Sie bewirken, dass sich dasSchicksal zum Guten wendet?Zastrow: Unsere Bilanz der ver-

gangenen fünf Jahre in der Regie-rung kann sich sehen lassen. DieWähler können sehr wohl unter-scheiden, ob da eine Bundes-FDPzur Wahl steht, die sich nie gegenden Koalitionspartner CDU hat

durchsetzen können – odereine sächsische FDP, die ineiner konstruktiv zu-sammenarbeitenden Koali-tion Erfolge wie den Stoppder Schulschließungen imländlichen Raum vorzuwei-sen hat.

PAZ: Die AfD gilt als größ-te Gefahr für einen Wieder-einzug der FDP ins Landes-parlament. Wieso sind dieLiberalen aus Ihrer Sichtdie bessere Wahl für Bür-gerliche?Zastrow: Die AfD ist ein

Mitbewerber wie alle ande-ren auch. Da sie keinerlei landes-politisches Profil hat, wird sie esschwer haben. Sachsen ist bürger-lich-liberal regiert, da sehe ichnicht, was die AfD besser machenkönnte. Im Landtag wird ja nichtüber die Wiedereinführung der D-Mark entschieden.

Die Fragen stellte Rebecca Bellano.

Zastrow (r.) mit Ministerpräsident Tillich

Bild: action press

Frauke Petry Bild: AfD

Euro nur RandthemaDie AfD will für Sachsen mehr Polizisten, Lehrer und Demokratie

Der Ministerpräsidentund CDU-Spitzenkandi-dat des Freistaates, Sta-nislaw Tillich, dürfte derLandtagswahl am 31. Au-gust eigentlich ganz ent-spannt entgegensehen,denn seiner Partei wer-den über 40 Prozent derStimmen prognostiziert.Allerdings ist absolut of-fen, wer als Koalitions-partner infrage kommt.Der jetzige Partner FDP

kämpft ums Überleben,zugleich hofft die AfDauf Einzug ins Landes-parlament und wäre einemögliche Alternative zueiner Großen Koalition.Doch das brächte derSachsen-CDU Streit mitder Bundes-CDU ein, diedie AfD ablehnt. Die PAZbefragte die beiden mög-lichen kleinen Koali-tionspartner zu ihrenZielen und Problemen.

Vorreiter: Die Wahl der Sachsen dürfte auf Thüringen und Brandenburg Auswirkungen haben, woeinige Wochen später die jeweiligen Landtage ebenfalls gewählt werden Bild: pa

Page 6: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

AUSLAND6 Nr. 33 – 16. August 2014

MELDUNGEN

Aidshilfe nurDeckmantel

New York City – UmfangreichenRecherchen der Nachrichtenagen-tur Associated Press (AP) zufolgehat die US-Entwicklungshilfebe-hörde USAID unter dem Deckman-tel ziviler Hilfsprogramme jungeLateinamerikaner nach Kuba ent-sandt, um dort Regimegegner zurekrutieren. Demnach soll ein inder US-Hauptstadt ansässiger Ver-tragspartner von USAID Mitarbei-ter aus Venezuela, Costa Rica undPeru nach Kuba geschickt haben,die dort Kubaner für regierungs-feindliche Aktivitäten gewinnensollten. Wie AP weiter berichtet,sollen für die Aktivitäten zivileProgramme, darunter auch einWorkshop zur HIV-Prävention, alsDeckmantel gedient haben. N.H.

Recep Tayyip Erdogan will das par-lamentarische System der Türkeizu einer Präsidialdemokratie um-bauen, um seine Macht als Präsi-dent zu vergrößern. Damit sindneue Konflikte mit dem Autokratenprogrammiert – innerhalb der Tür-kei, aber auch mit der Europäi-schen Union.

Der 60-jährige Erdogan wurdemit 51,8 Prozent der Stimmen be-reits im ersten Wahlgang für fünfJahre zum Präsidenten gewählt.Auf seinen farblosen Gegenkandi-daten Ekmeleddin Isahnoglu – denvorher kaum bekannten 71-jähri-gen studierten Chemiker hatten dieoppositionelle „RepublikanischeVolkspartei“ und die „Partei dernationalistischen Bewegung“ ge-meinsam aufgestellt – entfielen38,5 Prozent der Stimmen. Isahno-glu war von 2005 bis 2013 Gene-ralsekretär der internationalen Or-ganisation für Islamische Zu-sammenarbeit. Wie stark Er-dogans islamische Agendalängst die Politik des Landesprägt, zeigt sich auch darin,dass selbst die säkularen Par-teien meinten, mit Isahnoglueinen frommen Muslim prä-sentieren zu sollen. Der vorallem von den Kurden ge-wählte Rechtsanwalt Selahat-tin Demirtas erzielte mit 9,8Prozent der Stimmen einenAchtungserfolg.

Auch weil Erdogan vor al-lem die Fernsehsender direktoder indirekt in der Handhat, war sein Wahlsieg vor-hersehbar. Viele Türken hal-ten Erdogan den Wirtschafts-aufschwung während seinerelfeinhalbjährigen Amtszeitals Ministerpräsident zugute.Sein konfrontatives Auftreten– im Wahlkampf heizte erauch den Nationalismus wei-ter an, bediente massiv anti-israelische Ressentimentsund sparte nicht mit abfälli-gen Äußerungen über Min-derheiten wie Aleviten undArmenier – hat die Gesell-schaft jedoch weiter gespal-

ten. Das zeigt sich auch, wenn manschaut, in welchen Landesteilen erwie abgeschnitten hat. WährendErdogan vor allem in Zentralanato-lien gewann, erhielt Isahnoglu diemeisten Stimmen in der Westtürkeientlang der Mittelmeerküste, derKurde Demirtas im Südosten desLandes. Die Wahlbeteiligung der56 Millionen Wahlberechtigten lagbei rund 77 Prozent. Die Wahlbe-teiligung bei den rund 2,8 Millio-nen Auslandstürken betrug nur et-was mehr als acht Prozent. DerStimmenanteil für Erdogan unterden in Deutschland lebenden Tür-ken soll fast 70 Prozent betragen.

Bereits vor der Wahl hatte Erdo-gan angekündigt, die Befugnissedes Präsidentenamtes stärker aus-zuschöpfen als sein AmtsvorgängerAbdullah Gül. Gemäß Verfassungkönnte Erdogan noch einmalwiedergewählt werden, mithinnoch zehn Jahre amtieren. Wenn

Erdogan das Präsidentenamt auchum formelle rechtliche Befugnisseerweitern will, braucht er eine ver-fassungsändernde Mehrheit imParlament. Ob eine solche bei denParlamentswahlen 2015 zustandekommt, erscheint fraglich. Die ersteDirektwahl durch das Volk verleiht

Erdogan aber schon jetzt eine grö-ßere Autorität im Präsidentenamt.

Bisher lag die politische Machtvor allem beim Ministerpräsiden-ten. Dem Präsidenten kam eineeher repräsentative Funktion zu.In Artikel 101 der türkischen Ver-fassung heißt es: „Die Beziehun-gen des zum Präsidenten der Re-

publik Gewählten zu seiner Parteiwerden abgebrochen.“ Erdogansoll aber bereits erklärt haben, erwerde „kein überparteilicher Prä-sident“ sein. Der nächste Minister-präsident dürfte ein loyaler Ge-folgsmann sein. Als mögliche Mi-nisterpräsidenten werden der bis-herige Außenminister Ahmet Da-vutoglu, der frühere Verkehrs-minister Binali Yıldırım, der frü-here Parlamentspräsident Meh-met Ali Sahin sowie der stellver-tretende Ministerpräsident BülentArinc genannt. Letzterer gehörtzum besonders konservativen Flü-gel der AKP sowie zur Führungder islamischen Bewegung MilliGörös; er tritt für eine Umwand-lung der Hagia Sophia in eine Mo-schee ein. Kurz vor der Wahl hatteer erklärt, es sei nicht sittsam,wenn Frauen laut in der Öffent-lichkeit lachen. Das trug ihm vielSpott von Türkinnen ein, die um-

gehend zahlreiche Fotos von fröh-lich lachenden Geschlechtsgenos-sinnen auf Facebook oder Twitterposteten.

Ein im März von Erdogans Re-gierung verhängtes Verbot vonTwitter und Youtube hob das Ver-fassungsgericht im April auf. Künf-tig wird wohl auch nur das Verfas-sungsgericht noch hin und wiedereine Schranke für den MachtwillenErdogans bilden. In Artikel 105 derVerfassung heißt es dabei: „Gegendie vom Präsidenten der Republikeigenverantwortlich unterzeichne-ten Beschlüsse und Anordnungenkönnen die Behörden der Recht-sprechung einschließlich des Ver-fassungsgerichts nicht angerufenwerden.“ Laut Verfassung ernenntder Präsident nicht nur den Mini-sterpräsidenten, sondern kannauch, „wenn er es für erforderlichhält“, den Vorsitz im Ministerratübernehmen oder diesen unter sei-

nem Vorsitz einberufen. DerPräsident entscheidet überden Einsatz der Streitkräfteund ernennt unter anderemden Generalstabschef unddie Mitglieder des Verfas-sungsgerichts.

Schon als Ministerpräsi-dent waren ihm auch vonder EU Eingriffe in die Justiz,die Pressefreiheit und dieVerletzung der Gewaltentei-lung vorgeworfen worden.Das perlte an Erdogan aller-dings ab. Vermutlich ist ergar nicht mehr an einem Bei-tritt zur EU interessiert, da ersich von ihr keine Vorschrif-ten machen und keine Sou-veränität abgeben will. DieEU und auch deutsche Politi-ker werden aber am falschenZiel eines türkischen EU-Beitritts festhalten. Noch amAbend von Erdogans Wah-lerfolg twitterte der Staatsmi-nister im Auswärtigen Amt,Michael Roth (SPD): „Jetzterst recht Beitrittsverhand-lungen mit Türkei fortsetzenund auf Demokratie, Rechts-staatlichkeit und Freiheit fo-kussieren.“ Michael Leh

Machtmissbrauch absehbarSchon als Ministerpräsident veränderte Erdogan die Türkei nach seinem Gusto, als Präsident will er freie Hand

Polen will nichtentschädigen

In polnischen Augen sind Rus-sen per fekte Eigentorschützen,

und der russische Umgang mitSanktionen verrät, dass die Polengar nicht so unrecht haben. Da hatMoskau am 1. August ein Import-verbot für pol ni sches Obst undGemüse erlas sen, das Polen kaumwehtut, da nur sieben Prozent sei-ner Nahrungsexporte nach Russ-land gehen. Geschä digt sind dieRus sen selber: Po len ist der welt-größ te Produzentund Ex por teurvon Äp feln, wo-bei 1,2 MillionenTonnen nachRussland gingen,wo sie die Hälfte des dortigenMarkts ausmach ten. Falls PolenSchaden erleidet, springt Brüsselein, aber das wird kaum nötigsein. Polen findet neue Zwischen-händler, sei ne Pres se sti chelt: „Esreicht, dass jeder Pole im Jahr 4,5Kilo Äpfel mehr isst, und das Em-bargo läuft ins Leere.“ Die Aktion„Jedz jablka“ („Iss Äpfel“) wurdebereits gestartet.

Polen hassen Russland wegenerlittenen Unrechts seit Jahr -hunderten. Beispielsweise 1944hatten 380000 Käm p fer der natio-nalen „Landes ar mee“ ihre Aktion„Burza“ (Sturm) ge gen die Deut-schen gestartet, von denen sie be-siegt wurden, auch weil Josef Sta-lins Rote Armee un gerührt zu -

schaute, um später 50000 über -leben de Kämp fer nach Sibi rien zudeportie ren.

Noch sehen Polen schadenfroh,wie Moskau dasteht und polni-sche Medien lästern über Russ-lands „wüste Kor rup tion“, „Wirt -schaft ohne Perspek tive“, „Land-flucht ohne Ziel“, „Verfall von Bil-dung und Journalistik“ sowie „ge-nerelle Verblö dung des Volks“.Das Riesenreich sei ein „Koloss

auf Gas füßchen“,westliche Sank ti -o nen kosteten es30 MilliardenUS-Dollar. Polenfürchtet aber

auch, Russland könnte sich ausder Isolation durch Provo zierungeines Krieges „befreien“, für denes aus polnischer Sicht seit Jah renmit Kampfjet-Flü gen über Nato-Ländern in der Nachbar schaftübe.

Aber auch Moskauer Angriffege gen Polen werden aggres siver:„Po len schult ukraini sche Bandi-ten, seine Bataillone kämp fen inder Ukraine.“ Was Premier Do-nald Tusk im April sagte, „besserals alle papie renen Garantien iststar ke Prä senz der Nato in Polen“,ist in zwi schen allpolnischer Kon -sens. Man fühlt sich bedroht undwünscht ein militärisches En -gage ment der USA und US-Ra ke -ten ab wehr sys teme in Polen. W.O.

Eine Deeskalation des Ukrai-nekonflikts ist noch langenicht in Sicht. Auf eine groß

angelegte Militärübung derRussen, die zum Teil auch in derNähe der ukrainischen Grenze ab-gehalten wurde mit Schwerpunkt650 Kilometer entfernt, reagiertedie Nato mit erhöhter Einsatzbe-reitschaft, das Pentagon versprichtKiew Militärhilfe in Millionenhö-he. Der ukrainischen Regierungfehlt trotz großer Unterstützungaus dem Westen Durchsetzungs-kraft: Präsident Pjotr Poroschenkorennt die Zeit davon. Bis zum Win-ter will der Staatschef die Separa-tisten aus dem Donezker Gebietvertrieben haben, doch immernoch halten diese einige Stadtker-ne besetzt. Jeder weitere MonatKampfhandlungen kostet Kiewumgerechnet 130 Millionen US-Dollar. Diese Summe kann die amBoden liegende ukrainische Wirt-schaft nicht aufbringen. Auchwenn das Parlament Steuererhö-hungen beschlossen hat, werdendiese bei einer Inflation von 19Prozent und einem Stillstand derIndustriebetriebe die Defizitenicht ausgleichen können.

Kiews Bürgermeister VitalijKlitschko bereitet die ständige Be-lagerung des Majdan Probleme.Noch immer halten sich dort 700bis 1000 Menschen auf, die mal alsrussische Provokateure, mal als

Kriminelle bezeichnet werden undsich weigern, ihre Zeltlager zu ver-lassen. Der Versuch, den Platz ge-waltsam räumen zu lassen, endetein einer Straßenschlacht. DieStadtmiliz zog sich zurück.

Das Volk zeigt sich indes kriegs-müde. Soldaten fehlt offensichtlichdie Motivierung, da die Versor-gung der Truppen als schlecht gilt,der Sold meist ausbleibt, zu Hauseindessen Schul-den auflaufen, daBanken trotzdemdie Raten für lau-fende Kredite ver-langen, auchwenn einberufeneSoldaten diesenicht mehr bedienen können. Beieinem offiziellen Kriegszustandmüssten Banken die Tilgungenaussetzen, aber Kiew weigert sich,die Kampfhandlungen in der Ost-ukraine als Krieg einzustufen. Kre-ditausfälle in Höhe von 40 Prozentsind die Folge. Inzwischen regtsich Unmut gegen die vielen Ein-berufungen. Vor allem in der West-ukraine sorgten Einberufungsbe-fehle bei Angehörigen der rumäni-schen und ungarischen Minder-heit für Proteste: Frauen und Müt-ter errichteten Barrikaden undstürmten Wehrämter.

Inzwischen setzt die ukrainischeArmee Artillerie- und Raketenbe-schuss sowie Luftangriffe im

Kampf um Donezk ein, ohne Rük-ksicht auf die noch verbliebene Zi-vilbevölkerung von etwa 600000Menschen. Zwar wurden dieseaufgefordert, die Stadt über einenFluchtkorridor zu verlassen, aberdie Menschen wissen nicht, wo-hin. Spezielle Auffanglager wur-den nicht eingerichtet, einen ge-ordneten Plan gibt es nicht. Inzwi-schen werden selbst Krankenhäu-

ser, Apotheken,Kindergärten undSchulen beschos-sen. Niemandweiß, was mitKranken und al-ten Menschen ge-schieht, die die

Stadt aus eigener Kraft nicht ver-lassen können. In Lugansk leben250000 Menschen ohne Trink-wasser und Strom. Es fehlt an Me-dikamenten und medizinischemPersonal.

Inzwischen droht eine humani-täre Katastrophe in den schwerumkämpften Städten Lugansk undDonezk. Die anwesenden Mitar-beiter des Internationalen RotenKreuzes bemängeln, dass die Ar-beit in der Region äußerst schwie-rig sei, weil beide Konfliktparteiendie Helfer oft nicht durchließenoder ihre Kompetenz anzweifelten,Die Militäroperation der ukraini-schen Regierung behindere die Ar-beit zusätzlich.

Unisono verlangen USA und EUvon Russland, sich für eine De-eskalation in der Ostukraine ein-zusetzen, indem Moskau auf dieSeparatisten einwirkt und Waffen-lieferungen einstellt. Doch vonsei-ten der ukrainischen Regierung istder Wille, Frieden und Ordnungwiederherzustellen, ebenso nichterkennbar. In westlichen Medienvermisst man Kritik hieran ebensowie an der Tatsache, dass ihre„Antiterroroperation“ die Bom-bardierung von Städten ein-schließt, in denen sich hundert-tausende Zivilisten aufhalten.Hierüber verliert niemand einWort.

Solange der Westen auf Sanktio-nen gegen Russland setzt, ist miteinem Ende des Konflikts nicht zurechnen. Inzwischen bekommt dieUkraine selbst die Folgen derSanktionen zu spüren, weil Russ-land mit Importverboten west-licher, aber eben auch ukraini-scher Waren reagiert.

Wohl in Verzweiflung hat nunRegierungschef Arsenij Jazenjukeinen Transitstopp für russischesGas angekündigt, was vor allemdie westlichen Verbraucher treffenwürde. Es sei an den Energieeng-pass von 2009 erinnert, als Bulga-rien seine Schulen nicht beheizenkonnte. Kanzlerin Angela Merkelmahnte die Ukraine, nicht mit sol-chen Drohungen zu spielen. MRK

Kritik an Kiew ist tabuLage in Ostukraine weiter instabil – Jazenjuk droht mit Transitstopp für Gas

Russenhass wächstPolnische Medien machen Stimmung

Alte Ängste werden geschürt

Luftangriffe treffenZivilbevölkerung in

Lugansk und Donezk

Warschau/Straßburg – Laut einemUrteil des Europäischen Gerichts-hofs für Menschenrechte (EGMR)muss Warschau 230000 Euro Ent-schädigung an den PalästinenserAbu Subaida und den Saudi Abdal-Rahim al-Na shiri zah len. DieCIA hatte die vermeintlichen Al-Kaida-Terroristen 2002 bis 2005 ineinem für 15 Millionen US-Dollargekauften Geheimgefängnis im ost-preußischen Alt Keykuth [StareKiej kuty], Kreis Ortelsburg, inhaf-tiert. Die Publizistin Janina Pa ra -dow ska und weitere Prominentebeklagen jetzt, dass Polen verurteiltwurde und nicht die USA. Le szekMiller, damals Po lens Premi er, istheute Straßburgs schärfster Kriti-ker: „Das Tribunal hat keine Be-weise gegen uns, es sollte eher denTod Tausender Op fer prüfen, diebei Terroristen an grif fen in NewYork und Madrid umka men. Polenübte Soli da rität im Krieg gegen denTerro ris mus, wor um unser Nato-Partner USA uns gebe ten hatte.Heute soll mit unse rem Geld dienächste Terror wel le finanziert wer-den.“ W.O.

Eingriffe in die Justizund die Pressefreiheitschon jetzt alltäglich

Die Türkei wird sich weiter verändern: Erdogan wird die Islamisierung vorantreiben Bild: pa

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WIRTSCHAFT Nr. 33 – 16. August 2014 7

Die entsprechende Vorschrift isteindeutig und hat Tradition. Seit1877 steht im Gerichtsverfassungs-gesetz niedergeschrieben: „DieGerichtssprache ist Deutsch.“Damit soll es, wenn es nach demWillen des Hamburger SPD-Senatsund der rot-grünen Landesregie-rung Nordrhein-Westfalens geht,bald vorbei sein.

Beide Länder haben eine Initiati-ve im Bundesrat gestartet, „Rechts-streitigkeiten in Handelsfragen“künftig auch auf Englisch verhan-deln zu können. Damit folgt diePolitik einem langgehegtenWunsch von Unternehmen undinternational tätigen Großkanz-leien. „Wir wollen den Rechts- undWirtschaftsstandort Hamburg stär-ken und internationale Rechtsstrei-tigkeiten nach Hamburg holen“,sagte Justizsenatorin Jana Schiedek(SPD) dem „Hamburger Abend-blatt“.

In einem Gesetzentwurf schlägtder Bundesrat dem Bundestag nunvor, bei Landgerichten Kammernfür internationale Handelssacheneinzurichten, bei denen Englischals Verfahrenssprache gewähltwerden kann. Voraussetzungmüsse zum einen ein internationa-ler Bezug des jeweiligen Rechts-streits sein, dass also etwa Verträgezwischen den Firmen auf Englischverfasst sind, und zum anderen solles erforderlichsein, dass sichbeide Parteien fürEnglisch entschei-den.

Den Vorschlaghatte der Ham-burger Senatschon einmal im Jahr 2011gemacht. Bei einer Expertenanhö-rung im Bundestag hatten sich dar-aufhin fünf von sieben Fachleutenfür diese Initiative ausgesprochen.Durch den bevorstehenden Ablaufder Wahlperiode konnte sich diedamalige schwarz-gelbe Regie-rungskoalition in Berlin aber nichtmehr auf ein gemeinsames Vorge-hen verständigen. CDU und SPDhaben mittlerweile positiv auf denVorstoß der beiden Länder rea-giert. Namhafte Juristen habendabei klargestellt, dass es nicht um

Nachbarschaftsstreitigkeiten oderErbrechtsfälle gehe. Diese würdenauch künftig „selbstverständlich“auf Deutsch verhandelt. Auch vor-gebrachte Befürchtungen, ein deut-sches Gericht könnte irgendwannauf Türkisch verhandeln, seien„unbegründet.“ Es gehe vielmehrum den länderübergreifenden

Zwist zwischenUn te rnehmen .Diese würdensich immer selte-ner in Deutsch-land streiten undstattdessen ver-einbaren, vor

Gerichte im Ausland zu ziehen, vorallem in den Vereinigten Staatenund in Großbritannien.

„Englisch ist zur Lingua francader globalisierten Wirtschaftgeworden“, erklärt der ProfessorHein Kötz, emeritierter Direktordes Max-Planck-Instituts für inter-nationales Privatrecht in Hamburg.„Die ausländischen Vertragspart-ner eines deutschen Unterneh-mens werden immer lieber Eng-lisch als Deutsch reden – selbstwenn sie aus Honduras oder Boli-vien kommen.“ Die Hamburger

Handelskammer befürwortet denVorstoß des Senats entschieden.„Hamburg ist ein internationalerStandort. Viele internationale Ver-träge werden auf Englisch verfasst.Bei Auseinandersetzungen zwi-schen Unternehmen ist dann derRechtsstandort aber meist London,weil dort Englisch gesprochenwird“, erklärte die stellvertretendeGeschäftsführerin Petra Sandvoßgegenüber dem „Abendblatt“.

Ein entsprechendes Pilotprojektsei in Nord-rhein-Westfalen gestar-tet worden. An drei Gerichtenkönnten Parteien auf Wunsch inEnglisch verhandeln lassen. DieNachfrage sei bisher eher geringgewesen, dies hinge aber mit derungeklärten rechtlichen Situationzusammen. Denn Urteile undSchriftsätze müssten auch dortnoch auf Deutsch verfasst werden.International agierende Unterneh-men würden schon in den Verträ-gen eine Schiedsgerichtsbarkeitvereinbaren oder als Gerichtsstandein anderes Land festschreiben.Dem Staat gingen damit wertvolleEinnahmen verloren, zudem wür-den große Kanzleien lukrativeMandate verlieren.

Als Knackpunkt stellt sich nundie Sprache heraus. Befürworterder Initiative weisen darauf hin,dass es den Dolmetschern vorGericht oftmals an wirtschaft-lichen Detailkenntnissen fehlenwürde. „In meinen sieben Jahrenals Vorsitzende einer solchen Kam-mer habe ich oft erlebt, wie durchdie Übersetzun-gen ins Deutscheviele Nuancenund Details verlo-rengehen“, erklär-te die DuisburgerRichterin BrigitteK a m p h a u s e ngegenüber der „FAZ“.

Doch es gibt auch in der umge-kehrten Richtung entsprechendeBefürchtungen. „Die Idee ist gut,aber wir wissen nicht, ob sie wirk-lich durchsetzbar ist“, teilt derDeutsche Industrie- und Handels-kammertag mit. Es sei ungewiss, obdie Richter fit genug in der Fremd-sprache seien und ob sich sprach-kundige Sachverständige findenlassen würden.

Beim Verein Deutsche Sprachestieß das Gesetzesvorhaben aufgroße Kritik. „Damit wird dem

Bedeutungsverlust der deutschenSprache Vorschub geleistet“, sagtHans Kaufmann, Regionalleiter desVereins, dem „Hamburger Abend-blatt“. Sollten Verhandlungen künf-tig auf Englisch abgehalten wer-den, käme das einer „sprachlichenSelbstkolonisierung“ gleich.

Ein Blick in das benachbarteAusland zeigt,dass der Vorstoßzumindest unge-wöhnlich ist. Inmehreren Län-dern der Europäi-schen Unionwurde in der Ver-

gangenheit zwar darüber disku-tiert, aber lediglich in Frankreichkam es bisher zu Ergebnissen. Dortkann nicht nur in Englisch, son-dern auch in Deutsch und Spa-nisch verhandelt werden. Doch dasUrteil muss in Französisch gespro-chen und geschrieben werden.Denn die Landessprache wird seitdem 4. August 1994 durch das„Gesetz betreffend den Gebrauchder französischen Sprache“geschützt. Und dieses sogenannteloi toubon gilt in Frankreich alsnicht verhandelbar. Peter Entinger

Ein Prestigeprojekt der euro-päischen Linken wird zumRohrkrepierer. Eigentlich

wollte Frankreichs sozialistischerStaatspräsident François Hollandeden großen Befreiungsschlag füh-ren. Mittels einer Mietpreisbremsesollte „günstiges Wohnen für alle“per Gesetz garantiert werden.Doch eine erste Bilanz fällt nunernüchternd aus. Dabei hatte Wirt-schaftsminister Arnaud Monte-bourg in der vergangenen Wochenach 100 Tagen im Amt einenFahrplan für die wirtschaftlicheWende Frankreichs vorgestellt. Erwolle sich mit dem „französischenMittelstand versöhnen“.

Doch zu eben jenem Mittelstandgehört die Bauindustrie. Und vondort kamen zuletzt beunruhigendeZahlen. Der Neubau von Wohnun-gen ist auf den niedrigsten Standder letzten 15 Jahre gesunken, dieBaubeginne lagen im zweitenQuartal 19 Prozent unter demNiveau von 2013. Die Zahl derbeantragten Baugenehmigungen istum mehr als 13 Prozent ebenfallszurückgegangen. Anfang des Jahreswar das Gesetz zur Regulierungder Mietpreise in Kraft getreten.Die Regierung wollte mit derBegrenzung der Mieten Wohnraumin teuren Gegenden günstiger

machen. Um Hauskäufer zu schüt-zen, schreibt das Gesetz auch mehrUnterlagen von den Verkäufernvor, was zu einem Rückgang beiden Hausverkäufen führte und dieDauer der Abwicklung verzögerte,wodurch dem Staat eingeplanteSteuereinnahmen verlorengingen.

„Das Baugewerbe befindet sichim absoluten Kollaps“, so Domini-

que Barbet, Analyst bei BNP Pari-bas. Der Rückgang im französi-schen Wohnungsbau habe dasBruttoinlandsprodukt schon 2013um 0,4 Prozentpunkte geschmä-lert. Für einen wirtschaftlichenAufschwung sei ein florierendesBaugewerbe aber unerlässlich. DieBranche habe den Vorteil, dass siesich leicht ankurbeln lasse, geringqualifizierte Arbeitskräfte einstelleund private Investitionen fördere:„Die Mieten sind teilweise extremhoch, weil es zu wenig Neubautengibt. Aber wenn die Regierung alleskomplizierter macht, wird sie dasProblem nicht lösen“, sagte Barbet.

Staatspräsident Hollande hatmittlerweile eine Modifizierungder Regelung angekündigt, dochder bislang eingetretene Schadenist hoch. Die französischen Pro-bleme werden auch in derBundesrepublik aufmerksam ver-folgt. Denn die Große Koalitionaus CDU und SPD hatte sichebenfalls auf eine Mietpreisbrem-se verständigt, die im kommen-den Jahr in Kraft treten sollte.Doch die Ausarbeitung verzögertsich, vor allem, weil es in derUnion Widerstände gegen dieNeuregelung gibt.

Laut einer aktuellen Studie desDeutschen Instituts für Wirt-schaftsforschung (DIW) überwie-gen langfristig deutlich die Nach-teile der geplanten Mietpreis-bremse – sowohl für Vermieter alsauch für Mieter. „Die Mietpreis-bremse behandelt die Symptome,nicht die Krankheit“, erklärtendie DIW-Ökonomen KonstantinKholodilin und Dirk Ulbricht:„Sinnvoller wäre es, das Probleman der Wurzel zu lösen und dasAngebot zu erweitern – also mehrWohnungen zu bauen. Dazu mussder Wohnungsbau billiger wer-den.“ Die Erfahrungen in Frank-reich zeigen, dass diese Einschät-zung zutreffend sein könnte. P.E.

Als weiterer Kollateralscha-den westlicher Russland-Sanktionen kann der

Finanzplatz Hongkong punkten,indem er sich russischen Firmenals sanktionssichere Fluchtburganbietet. Wie der Wirtschaftsinfor-mationsdienst Bloomberg berich-tet, haben verschiedene russischeKonzerne damit begonnen, liquideGelder, die bisher in Euro oder US-Dollar gehalten wurden, in Hong-kong-Dollar umzuschichten.

Der Schritt, Vermögen in dieehemalige britische Kronkoloniezu verlagern, bietet gleich mehrereVorteile. Die Anbindung des Stadt-staates an die Volksrepublik Chinakann als Garantie dafür gelten,dass die umgeschichteten russi-schen Unternehmensgelder nichtin die Reichweite westlicher Sank-tionen kommen. Anders als derchinesische Yuan ist der Hong-kong-Dollar jedoch frei konvertibelund kann so von den russischenFirmen für internationale Geschäf-te eingesetzt werden. Kursverlustesind kaum zu fürchten. Bereits seit1983 ist der Wechselkurs desHongkong-Dollar fest an den US-Dollar angebunden. Die „HongKong Monetary Authority“ hat esdurch Käufe oder Verkäufe amWährungsmarkt seitdem geschafft,

die Schwankungsbreite des Wech-selkurses zum US-Dollar auf einenProzentpunkt zu begrenzen.

Bereits die erste Welle westlicherSanktionen habe dazu geführt,dass viele russische Banken Ver-bindungen nach Hongkong auf-nahmen, so ein Analyst der Otkri-tie Bank. Nachdem die EU und dieUSA die Sanktionen inzwischen

nochmals verschärft haben, ent-decken nun auch namhafte Größender russischen Wirtschaft wie derRohstoffkonzern Norilsk Nickelden Finanzplatz Hongkong.

Die Abwendung von Euro undUS-Dollar ist nicht nur eine effekti-ve Absicherung gegen westlicheSanktionen, langfristig winkt sogarein Aufwertungsgewinn. Bereitsseit geraumer Zeit hat sich gezeigt,dass der Hongkong- gegenüberdem US-Dollar unterbewertet istund unter Aufwertungsdruck steht.Inzwischen wird es nicht mehrausgeschlossen, dass Hongkongseine feste Bindung an den US-

Dollar wieder aufgibt. Einen sol-chen Schritt hat es bereits im Jahr1974 gegeben. Gestiegene Staats-schulden und hohe Inflationsratenin den USA hatten damals dazugeführt, dass Hongkong nach nurzwei Jahren seine feste Koppelungan die US-Währung wieder fallenließ. Jahrzehnte später führt einVergleich wirtschaftlicher Funda-mentaldaten immer öfter erneut zuder Frage, warum sich Hongkongmit seiner Währung eigentlichnoch lange an den US-Dollar bin-den soll. So gilt der Stadtstaatinzwischen als eines der wohlha-bendsten Länder der Welt undweist ebenso einen Leistungsbi-lanzüberschuss wie ein Plus imStaatsbudget auf. Die ehemaligebritische Kronkolonie zählt zu den50 Ländern mit der geringstenStaatsverschuldung weltweit, wäh-rend aus den USA regelmäßig neueRekordschuldenstände gemeldetwerden. „Die USA sind nicht mehrdie unangefochtene Supermacht,die sie einst waren. Hongkong iststark genug, um problemlos aufeigenen Beinen zu stehen“, so dieEinschätzung des Währungsspezi-alisten Simon Black auf demFinanzblog „Sovereign Man“ zuden Aussichten einer Loslösungvom US-Dollar. N.H.

Abschreckendes BeispielFrankreich: Mietpreisbremse schwächt Bausektor, doch Berlin folgt Paris

Fluchtburg HongkongRussische Unternehmen bringen Gelder vor Sanktionen in Sicherheit

Wäre Hamburg öfterGerichtsstandort,

profitierten Kanzleien

Es werden viel zu wenig Wohnungen

gebaut

Die Währung ist nicht weicher als der

US-Dollar

MELDUNGEN

EZB vertrauteEspirito Santo

Frankfurt am Main – Trotz Rettungwerden Aktionäre und einigeAnleihegläubiger der portugiesi-schen Banco Espirito Santo (BES)ihr Geld verlieren. Auch der EZBdrohen möglicherweise Verluste,da sie bis vor Kurzem noch Anlei-hen der Bank als Sicherheit akzep-tiert hat. In welcher Höhe die EZBjedoch BES-Papiere hält, ist nichtan die Öffentlichkeit gelangt. Bel

Teurere Flügewegen Pensionen?Berlin – Vor dem Hintergrund derVerhandlungen zwischen Berlinund Brüssel über die Fluggebührenfür 2015 bis 2019 fordert die Deut-sche Flugsicherung GmbH (DFS)deren Erhöhung um 30 Prozent.Das bundeseigene Unternehmenbegründet diese Forderung mit sei-nen Pensionsverpflichtungen inHöhe von rund 3,5 MilliardenEuro, die auch wegen der Niedrig-zinsen nicht mehr gedeckt seien.Zudem liege die Zahl der Flugbe-wegungen zehn Prozent unter derPrognose für dieses Jahr, so dassauch hier Einnahmen wegfielen.Um die Lücke bei den Betriebsren-ten zu schließen, müssten 1,3 Milli-arden Euro innerhalb der nächsten15 Jahre angespart werden, weildann dass das Gros der Mitarbeiterin Rente gehe. U.B./PAZ

Moskau zapftRentenfonds an

Moskau– Zunächst zur Stützungder angeschlagenen Bankengedacht, nun, um die Sanktionendes Westens abzufedern, greift dieRegierung Spareinlagen privaterRentenversicherungen ab. DieseMaßnahme sollte bislang nur für2014 gelten, doch RegierungschefMedwedjew gab kürzlich eineVerlängerung bis 2015 bekannt.Der Finanzsektor befürchtet Ein-bußen im Wertpapierhandel, dadas Vertrauen in Staat und Ban-ken auf dem Nullpunkt sei. MRK

Justitia bald zweisprachig?Hamburg und NRW wollen Rechtsstreitigkeiten in Handelsfragen auch auf Englisch verhandeln lassen

In Hamburg kommen Waren aus allen Teilen der Welt an: Rechtsstreitigkeiten zwischen Vertragspartnern sind hier alltäglich

Bedeutungsverlustder deutschen

Sprache als Folge

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FORUM8 Nr. 33 – 16. August 2014

Abend für Abend flattern beiuns gruselige Bilder überden Bildschirm, setzen sich

am nächsten Morgen über die Ti-telseiten unserer Tageszeitungenfort, scheinbar überall zerstörteHäuser und Tote. Nichts fesselt dieAufmerksamkeit der Menschen sosehr wie Bilder vom Krieg, daswusste schon Homer, das weißauch der Titelmacher und Fernseh-journalist, denn das ist sein Beruf.Sobald erste Tote oder blutendeÜberlebende aus Trümmern gezo-gen werden, erwacht das Interesse derLeser. Befragungs-Profis, von der Wer-bung geschult, messen beispielsweise imInternet genau nach, wie lange ein Fotooder eine Filmsequenz angeschaut wird.Neben dem immer noch wirkungsmäch-tigen „Sexappeal“ gewinnt der Horror-Appeal, die Anziehungskraft, die von ei-nem grausamen oder abstoßenden Bildausgeht, besonders wenn es sich bei denSchreckensbildern um Frauen oder, nochbesser, um Kinder handelt, immer mehran Bedeutung. Hier kommt zu dem Inter-esse des Konsumenten, der weit vomSchuss sitzt – odersich weit davonwähnt! –, anflug-weise noch so etwaswie ein Mitgefühl da-zu: „Guck mal, die ar-men Kinder!“ Allerdings hat dies-

mal die Häufung von Bildern aus Gazanach dem Beschuss durch israelischePanzer und Fliegerbomben auch inDeutschland zu einer Mischung aus Mit-leid und Empörung geführt, die deutscheJuden und ihre Sprecher ganz schnell als„Antisemitismus“ kritisierten. Immerwieder angeführtes Beispiel war hier diebei Demonstrationen gefallene Parole:„Jude, Jude, feiges Schwein, komm herausund kämpf allein!“ Der Spruch ist garan-

tiert nicht von einem Deutschen, es seidenn, von einem Radikal-Moslem mitdeutschem Pass, den wir ja leider vielenEinwanderern nachwerfen oder sogaraufdrängen. Was haben die Deutschenmit dem neuen Hass auf Israel zu tun?Was soll das Fuchteln mit der Antisemi-tismus-Keule? Sollen nun die britischen Mitarbeiter

der BBC oder die Griechen, deren Fern-seh-Programme sehr viel härtere Szenenaus Gaza zeigen, auch als Antisemitengelten? Sie wissen alle sehr gut, aufwessen Seite die Hamas steht – weltpoli-

tisch auf der falschen– nämlich auf Seitendes islamischen Ter-rors. Aber dennochnennen sie die in die-sem Krieg von Israelbegangenen Verbre-chen auch Kriegsver-

brechen. Sind das auch Antisemiten?Der Krieg der Bilder ist weltweit, und

die Terroristen aller Länder wissen, dasssie nur jemand öffentlich köpfen oder er-hängen müssen, um ein weltweites Me-dienecho auszulösen. Die Propagandistendes Islamischen Staates ließen deshalbdie Zusammentreibung und Erschießungeiner ganzen Gruppe von Feinden des„Kalifats“ in allen Einzelheiten filmenund stellten sie ins Netz. Von dort aus

werden sie von unseren Medien weltweitverbreitet. Der Krieg der Bilder, der ge-fälschten, aber auch der echten, soll auchim Ukraine-Konflikt die Kämpfer auf bei-den Seiten unterstützen. Die russische Propagandamaschine

läuft gegenwärtig auf Hochtouren, um ih-rem eigenen Volk und der Weltöffentlich-keit zu beweisen, dass sich aus dem Do-nezkbecken ein Strom von Flüchtlingenmit tausenden weinenden, verwundetenKindern nach Russland ergießt, wo dieÜberlebenden, wenn man den russischenMedien glaubt, Zuflucht finden vor den„sadistischen oder faschistischen“ Un-menschen der ukrainischen Armee.Der Kampf der Bilder hat eine lange

Geschichte. Vor dem Internet und denglobal zu übermittelnden Fernseh-Nach-richten gab es ja schon lange den Film.Bewegte Bilder entfalteten mehr Wirkungals Volksredner und Radio-Propaganda.Spätestens seit „Panzerkreuzer Potemkin“wurde der Film eine wichtige Waffe imweltweiten Krieg der Systeme. Als ich 14 war, sollte sich der ganze

Hass der deutschen Kinobesucher gegenEngland richten. Dazu stimmte der auchheute noch praktisch verbotene Film„Ohm Krüger“ mit bewegten Bildern undmitreißenden Melodien das Lied vomKampf der tapfereren Buren in Südafrikagegen England an: „Ein Kampf ist ent-

brannt, und es blitzt und es kracht / undes tobt eine blutige Schlacht / es kämpfendie Buren, Orange, Transvaal / gegen En-gelands große Übermacht. / Ein alten Burmit weißem Haar / er zog seinen Söhnenvoran / Der jüngste war erst 14 Jahr, erscheute nicht den Todfürs Vaterland.“Volkssturm-Zeit. DerFilm wurde 1943 ur-aufgeführt. Jeder, derdie brutale Unter-drückung und dasMassensterben derBuren in den von den Engländern ge-gründeten Konzentrationslagern sah, rea-gierte mit Empörung und Wut. „Wollt ihrden totalen Krieg?“, so fragte Goebbelsim Sportpalast. Der totale Krieg verlän-gerte den Untergang des Dritten Reichsnoch um ein halbes Jahr.Propaganda ist eine perfekte Waffe, die

ganze Regimenter von Soldaten ersetzt.Wenn die Krieger des neuen „Kalifats“,die in einem scheinbar unaufhaltsamenVormarsch den halben Irak und Syrienbesetzenden Kämpfer des IslamischerStaats einen Gegner öffentlich köpfenoder ein Massaker unter den Jesiden oderChristen des Landes anrichten, holen sievorher ein paar gute Filmemacher, die dieGräuel öffentlich ins Netz stellen. Für denRest sorgen die Medien.

Angst und Schrecken helfen,Soldaten und Munition zu sparen.Terror wurde schon bei DschingisKhan gezielt eingesetzt, um dieweiten eroberten Gebiete zu si-chern. Langsamer als heute undohne Fernsehen und Internetschlich damals die Angst durch dieVölker, und dennoch sollte die Er-innerung an den Schrecken im Ge-dächtnis der Unterjochten nach-haltig verankert werden. Bis dieZeit der Befreiung kam, die auchnie ohne Opfer und Schrecken zu

haben war.Schon gehen die Bilder der mehr als

40000 im Sindschar-Gebirge eingekes-selten Jesiden durch die Medien. Die Jesi-den sind eine der ältesten Religionsge-meinschaften der Menschheit, werden

von den Anhängerndes Islamischen Staa-tes als Teufelsanbetergehasst. Zwangsüber-tritt zum Islam oderTod ist ihre Wahlmög-lichkeit.Zahlreiche deut-

sche Anhänger des Islamischen Staates,die freiwillig zum Islam übergetretensind, befinden sich nach ihrer Rückkehrvon Mord- und Kampfeinsätzen im Na-hen Osten, Afghanistan und Afrika be-reits in unserem Land. Sie und ihreHintermänner und Hassprediger in denMoscheen warten auf ihre Stunde, umvon irgendeinem Fernsehsender vor derschwarzen Fahne aufzutreten und indeutscher Sprache neue Anhänger fürdas Mörder-Kalifat zu werben. So gesche-hen letzte Woche.Unsere Medienmacher aber, gierig da-

nach, die Ersten beim Kampf um die Sen-sationen und Schreckensbilder zu sein,geben den „Kriegern Allahs“ die Mög-lichkeit, ihren Krieg der Bilder inDeutschland weiterzuführen.

Moment mal!

Überall ein Krieg der Bilder

Von KLAUS RAINER RÖHL

Ob Irak, Gaza oder Ukraine, von allen Seiten

Tod und Elend

Nachricht oder Propaganda? Letztere kannSchlachten schlagen

Sie ist so charmant, so lebens-nah und amüsant, da möchte

man einfach glauben, was einemdie Werbung von Edeka vermit-teln will: Edeka ist gut. „Wir lie-ben Lebensmittel“, lautet schließ-lich auch der Werbeslogan der imEdeka-Verbund zusammenge-schlossenen Einzelhändler. Dochder Skandal um fünf schleswig-holsteinische Schweine-Mastbe-triebe, die für Edeka produzieren,kratzt massiv am Eigenbild desguten Händlers. Wäre es nur ein Mastbetrieb

bei dem Tierschützer aufgedun-sene, verwesende Tierleichen imGang und Schweine mit abgebis-senen, blutenden Ohren undSchwänzen entdeckt hätten, dannhätte man noch sagen können,dass da ein Betrieb eben durch

die Kontrollen gerutscht sei, aberbei gleich fünf betroffenen Betrie-ben muss sich die Edeka-Gruppefragen lassen, was da passiert ist. Damit, dass der Staat bei sei-

nen Kontrollen auch aufgrundfehlenden Personals regelmäßigversagt, rechnet man aufgrundder Erfahrungen der nahen Ver-gangenheit bereits. Dass aber einso auf das Image bedachtesUnternehmen die dem Konsu-menten versprochenen regelmä-ßigen Kontrollen der selbst ge-wählten hohen Standards nichtdurchführt, enttäuscht bitterlich.Wenn so etwas bei einem Billig-Discounter passiert, ist das ärger-lich genug. Edeka mit seinen kei-neswegs günstigen Preisen darfsich derartige Verfehlungen je-doch keineswegs leisten.

Pfui TeufelVon Maria Bornhöft

Kippings IrrwegVon Hans Heckel

Unter der Parole „Urlaub füralle“ hat die Co-Vorsitzende

der Linkspartei, Katja Kipping,den Vorschlag gemacht, Kindernaus armen Familien Urlaubsrei-sen auf Steuerzahlerkosten zubewilligen. Ein Gutschein über500 Euro solle den Kindern da-für jährlich ausgestellt werden.Dass Kinder Urlaub machen

sollten, will niemand bestreiten.Und doch bietet Kippings Vor-schlag ein gutes Beispiel für ei-nen Gerechtigkeitsbegriff, derletztlich in die Irre führt und be-stehende Ungleichheit durch ei-ne neue Ungerechtigkeit ersetzt.Viele Familien, die nicht unter

den Begriff der „Bedürftigen“fallen, müssen heute hart dafürarbeiten und eisern sparen, um500 Euro Urlaubskasse für jedesKind zusammenzubringen, ins-besondere natürlich die, welcheviele Kinder großziehen. Zumal,wenn sie zudem für die Ausbil-

dung ihrer Kinder sparen oderein Haus abzahlen, um ihremNachwuchs später etwas Solideshinterlassen zu können.Mit Kippings Idee entstünde

eine Drei-Klassen-Gesell-schaft: Oben die, für die einUrlaub mit ganzer Familie fi-nanziell kein Problem dar-stellt, unten die, welchen derStaat bei der Reise finanziellunter die Arme greifen soll,und in der Mitte das Gros derhart arbeitenden Steuerzahler,die solche Ausgaben nur müh-sam stemmen, diese aber wei-ter ohne öffentliche Hilfe be-wältigen müssen.Es gibt zahlreiche von Verei-

nen, Gemeinden oder Kirchenorganisierte Ferienprogrammeund -fahrten für einen kleinenKostenbeitrag, die allen offenstehen. Wenn Kipping etwas be-wegen will, sollte sie dort unter-stützend tätig werden.

Probleme aussitzenVon Rebecca Bellano

Menschen aus Eritrea, Sy-rien, Afghanistan, Soma-lia, Serbien, Pakistan, Al-

banien und Äthiopien gehen inden großen weißen Zelten ein undaus. Allein die unterschiedlicheHautfarbe verrät auf dem zweitenBlick, dass dies kein typischesFlüchtlingslager in einem Krisen-gebiet dieser Welt ist, dafür liegendie Herkunftsländer der überwie-gend männlichen Personen zuweit auseinander. Allerdings magman es nicht glauben, wenn manhört, dass es sich hier um die Hes-sische Erstaufnahmeeinrichtungin Gießen handelt. Ab sofort müs-sen Flüchtlinge, die neu in Hessenankommen, in Zelten übernach-ten, vermeldete das zuständige Re-gierungspräsidium in Gießen amvergangenen Montag.Allerdings ist die hessische Stu-

dentenstadt kein Einzelfall inDeutschland, auch andere Ein-richtungen für Asylbewerber plat-

zen aus allen Nähten. Und siewerden es auch weiter tun, dasmachen die täglichen Nachrich-tenmeldungen deutlich. Denn ander Ost- und Südgrenze Europasnimmt die Zahl der gewaltsamenKonflikte zu und so mischen sichimmer mehr Kri-sen-Flüchtlingeunter die Wohl-standsflüchtlinge,die in Europa aufein besseres Le-ben hoffen. Täglich wagen

derzeit Tausende die Fahrt überdas Mittelmeer, nicht mitgezähltjene, die über den Landweg oftunerfasst bis in das Land ihrerTräume reisen, das häufigDeutschland oder Großbritannienheißt. Sie bringen all ihre Ängsteund Hoffnungen, aber auch ihrenHass mit, der sich so manches Malauch auf unserem Boden entlädt,wie der Angriff von Islamisten auf

Jesiden in Herford dieser Tage ge-zeigt hat. Und was tut die Bundesregie-

rung? Sie liefert keine Waffenmehr. Egal ob an die Russen oderauch an die Kurden im Irak. Manmuss kein Freund von Waffenliefe-

rungen sein, umim Falle des IraksZweifel an dieserEntscheidung zuäußern. Da er-stürmen seit Mo-naten Dschihadi-sten des Islami-

schen Staates (IS) den Irak, undwir sehen zu, wie Kurden undChristen der Region ihre Opferwerden. Wer das zu erwartendeMassaker überlebt, wird vermut-lich irgendwann schwer traumati-siert in Europa Asyl beantragen. Was passiert hier eigentlich ge-

rade, fragt man ungläubig, wennman in der „Tagesschau“ etwa 20Studenten aus dem kurdischen

Erbil sieht, unter ihnen vier Mäd-chen, die Kalaschnikows ausge-händigt bekommen und ungläubigauf die Waffe schauen. In den Au-gen schimmert der Mut der Ver-zweiflung, der auch den deut-schen Fernsehzuschauer nicht kaltlässt. Allerdings ist eine Waffe inder Hand das Beste, was den jun-gen Leuten passieren kann, dennSchreckensmeldungen über dasWüten des IS machen deutlich,dass dieser keine Gnade für jenekennt, die sich nicht sofort unter-werfen. Und da die irakische Re-gierung ihren Bürgern vor derherannahenden Gefahr keinerleiSchutz gewährt, bleibt den Men-schen nur die Selbstverteidigung.Doch bei allem Verständnis für

die Not dieser Menschen fragtman sich, warum die Bundesregie-rung nicht endlich irgendwie aufdie aktuelle Entwicklung reagiert.Zeltstädte in deutschen Städtensind keine Lösung.

Täglich kommenTausende überdas Mittelmeernach Europa:Weder bundes-noch EU-weitgibt es Pläne,wie auf denwachsenden Zustrom vonAsylbewerbernreagiert werdensoll

Bild: action press

Teile der Welt stehen in Flammen, und wirbauen Zelte auf

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KULTUR Nr. 33 – 16. August 2014 9

Anlässlich des 200. Jubiläums desWiener Kongresses sind die wech-selhaften Beziehungen von Preu-ßen und Sachsen Thema derBrandenburgischen Landesaus-stellung in Doberlug. Das anspie-lungsreiche Thema lautet: „Sze-nen einer Nachbarschaft“.

Der Wiener Kongress tanzt. Aufeiner satirischen Radierung von1815 nimmt sich das so aus: Dasim Bildzentrum dargestellte Tri-umvirat, gebildet vom österreichi-schen Kaiser Franz I., Zar Alexan-der I. und König Friedrich Wil-helm III. von Preußen, gibt sichäußerst ausgelassen. Schließlichhaben sie Napoleon besiegt.Außenminister Talleyrand, Abge-sandter der erstaunlich schnellwieder in Tritt gekommenen Ver-lierernation Frankreich, lehnt sichmit verschränkten Armen undüberkreuzten Beinen gemütlichzurück und beobachtet gelassendas übermütige Treiben. SeinAmtskollege Castlereagh tänzeltals Vertreter der britischen Sie-germacht halbherzig mit.

Und dann ist da noch der säch-sische König. Vorsichtigen Tanz-schrittes ist er darauf bedacht,dass ihm nicht die von Napoleonverliehene Krone vom Haupt fällt.Die Rettung seines Königreichssollte Friedrich August I. vonSachsen gerade noch gelingen.Doch den Beschlüssen des Wie-ner Kongresses zufolge musste erfast zwei Drittel seines Landes anPreußen abtreten.

Das 200. Jubiläum des WienerKongresses, der am 14. September1814 begann und mit der Unter-zeichnung der die NeuordnungEuropas besiegelnden WienerSchlussakte am 9. Juni 1815 ende-te, ist Anlass für die erste Bran-

denburgische Landesausstellung.Sie widmet sich in sieben Szenenden wechselvollen BeziehungenPreußens und Sachsens vom 17.bis ins 19. Jahrhundert. Rund 300Kunstwerke, Prunkstücke kur-fürstlichen und königlichenKunsthandwerks, Orden, Doku-mente und die polnische Ersatz-königskrone Augusts des Starkensind aufgeboten. Schauplatz istdas in Südbrandenburg gelegeneSchloss Doberlug, das nach lang-jährigen Restaurierungsarbeiten

mit dieser Ausstellung der Öffent-lichkeit zugänglich gemacht wird.Ort und Schloss Doberlug wareneinst sächsische Residenz, bevorsie 1815 an Preußen kamen.

Auf einem um 1665 gemaltenBildnis haben sich die KurfürstenJohann Georg II. von Sachsen undFriedrich Wilhelm von Branden-burg zum Zeichen ihrer Eintrachtan die Hand genommen. Freund-schaftliche Rivalität kennzeichne-te über viele Generationen dieBeziehungen zwischen Wettinern

und Hohenzollern. Nachdem dersächsische Kurfürst August derStarke 1697 zum König von Polengewählt worden war, schickte ihmFriedrich III. von Brandenburg einartiges Gratulationsschreiben. Derrevanchierte sich 1701 mit einemGlückwunschschreiben, nachdemsich Friedrich III. zum König inPreußen gekrönt hatte und fortanals Friedrich I. amtierte.

Ein als Austausch von Geschen-ken deklarierter Tauschhandel imJahre 1717, für den die gezeigte

„Dragonervase“ steht, verfestigtedas Klischee von Sachsens Glanzund Preußens Gloria. Der fürKunstsinn und Prunkliebe be -rühmte August der Starke schenk-te dem als Knau-ser verschrienen„Soldatenkönig“Friedrich Wil-helm I. vonPreußen 600Dragoner undbekam dafür 151Stücke erlesenenPorzellans.

Für die Zerrüt-tung der harmo-nischen nach-barlichen Bezie-hungen sorgteFried rich derGroße: Zu Be -ginn des Sieben-jährigen Krieges fiel er 1756 inSachsen ein. Damit endete eineder glanzvollsten Epochen dersächsischen Geschichte.

Zwar rauften sich Preußen undSachsen noch einmal zusammenund nahmen 1806 gemeinsamden Kampf gegen Napoleon auf.Doch nach der verheerendenNiederlage in der Doppelschlachtbei Jena und Auerstedt trenntensich die Wege der Nachbarn. Mitdem am 9. Juli 1807 geschlosse-nen Friedensvertrag von Tilsitverlor Preußen mehr als die Hälf-te seines Staatsgebietes.

Weit glimpflicher ließ NapoleonSachsen mit dem am 11. Dezem-ber 1806 geschlossenen Separat-frieden von Posen davonkommen.Friedrich August von Sachsenwechselte die Seite, trat dem vonNapoleon kontrollierten Rhein-bund bei, wurde König und er -hielt später das aus preußischemTerritorium gebildete Herzogtum

Warschau. Sachsen blieb bis zurmilitärischen Niederlage treuerBündnispartner des Kaisers derFranzosen. Auf der Gewinnerseitewar schließlich Preußen, das

jedoch auf dem Wiener Kongressseinen Plan nicht durchsetzenkonnte, sich das gesamte sächsi-sche Staatsgebiet einzuverleiben.

Ausgestellt ist ein Exemplar derSchlussakte des Wiener Kongres-ses, in der akribisch alle Gebieteaufgelistet sind, die Sachsen abzu-treten hatte. Bedeutsamer nochwaren die in weit längerer Aufli-stung verzeichneten Gebietsge-winne Preußens im Westen. Ausihnen wurden die Provinz Westfa-len und die Rheinprovinz gebil-det. Veit-Mario Thiede

Bis 2. November: Schloss Dober-lug, Schlossplatz 1, Doberlug.Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr,Sonnabend und Sonntag 10 bis19 Uhr. Eintritt: 9 Euro. Telefon(035322) 6888512. Internet:www.brandenburgische-landes-ausstellung.de. Der Katalog ausdem Sandstein Verlag kostet inder Ausstellung 25 Euro.

Entweder Freunde oder RivalenAusstellung im brandenburgischen Schloss Doberlug beleuchtet das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Preußen und Sachsen

Wahre Freunde: Johann Georg II. von Sachsen und Friedrich Wilhelm von Brandenburg, schon um1665 händchenhaltend wie moderne Staatsleute Bild: Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel/Hans-Peter Klut

Gleich zwei dicke Ge -schichtswälzer liegen aufdem Hamburger Schreib-

tisch von Arno Surminski, dienoch zu Ende gelesen sein wollen.Der Romanautor beschäftigt sichprivat lieber mit Sachbüchern alsmit Romanen. Aktuell liest erparallel Christopher Clarks Best-seller über den Ersten Weltkrieg„Die Schlafwandler“ − und zwarauf Englisch − sowie „1812: Napo-leons Feldzug in Russland“ desUS-Historikers Adam Zamoyski.Mit ersterem befasst sich Sur-minski aus persönlichem Interes-se, das zweite dient ihm alsGrundlage für ein Romanprojekt,an dem er gerade arbeitet.

Obgleich er am 20. August sei-nen 80. Geburtstag feiert, ist derostpreußische Autor noch vollerTatendrang. Nach mehr als 30Büchern, die im Verlauf von 40Jahren von ihm erschienen sind,soll ein historischer Roman übereinen Memelländer folgen, dersich Napoleon angeschlossen hat,als dessen Grande Armée querdurch Ostpreußen in RichtungMoskau marschierte. „Nicht diegroßen historischen Gestalten sol-len im Vordergrund stehen“, sagtSurminski, „der Roman soll dasGeschehen aus der Sicht der klei-nen Leute schildern, so ähnlichwie es in ,Jokehnen‘ der Fall ist.“

Mit seinem Debütroman„Jokehnen oder Wie lange fährtman von Ostpreußen nachDeutschland?“ wurde der Autor1974 in Deutschland schlagartigberühmt. Das Buch, das jüngst alsSonderausgabe neu herausge-bracht wurde (Verlag Ellert undRichter, 480 Seiten, 19,95 Euro),steht neben seinen anderen

bekannten Roman wie „Kude-now“ oder „Polniken“ auch imMittelpunkt der Ausstellung„Erinnertes Leben – Gelebte Erin-nerung“, die anlässlich des run-den Geburtstags des Autors imOstpreußischen LandesmuseumLüneburg bis zum 28.September verlängertwurde (siehe den aus-führlichen Paz-Berichtin Nr. 19 vom 10. Mai).

In „Jokehnen“ schil-derte Surminski in fik-tiver Form sein per-sönliches Schicksal inOstpreußen. NachKriegsende wurdenseine Eltern in die So -wjetunion verschleppt.Der Sohn wird spätererfahren, dass siegetrennt voneinanderin zwei Arbeitslagernzu Tode kamen.

Im Dezember 1945kamen dann die Polenmit zwei Pferdewagenin Surminskis Heimat-dorf Jäglack, um dieverbliebenen Deut-schen abzutransportie-ren. Im Rückblickresümiert der Jubilar:„Dieser Akt der Ver-treibung hat mir ei -gentlich das Lebengerettet, denn ich weißnicht, wie ich sonstden Winter überlebthätte, weil es ja nichtszu essen gab und ich auch keinGeld hatte.“

Die titelgebende Frage vonJokehnen, wie lange man von Ost-preußen nach Deutschland fährt,beantwortet Surminski ganz sach-

lich: zwölf Tage. So lange brauch-te er von Jäglack bis Berlin. Vondort ging es weiter zu einer Bau-ernfamilie nach Thüringen, wo ererfuhr, dass entfernte JäglackerVerwandte in Trittau bei Hamburglebten. „Komm mal ruhig hier-

her“, schrieb die Tante. Surminskiüberquerte bei Nordhausenschwarz die innerdeutsche Gren-ze und zog in den Norden. In Trit-tau ging er schließlich auch ineiner Rechtsanwalts- und Notari-

atskanzlei in die Lehre. Da injener Zeit die Auswanderung großin Mode war, kam er mit vierFreunden auf die Idee, „mal etwasvon der Welt zu sehen“. Surmin -ski landete 1955 in Kanada, spül-te in einer Bar die Gläser ab, ehe

er in der Nähe von Vancouver alsHolzfäller arbeite.

In Kanada hielt er es nur zweiJahre aus. „Für mich war immerklar, dass ich Schriftsteller wer-den wollte, aber das konnte ich

nur in meiner sprachlichen Hei-mat“, sagt Surminski. 1957 kehrteer nach Hamburg zurück, arbeite-te in einer Versicherungsgesell-schaft und schrieb in der FreizeitKurzgeschichten und seinen er -sten Roman „Jokehnen“, mit dem

er im reifen schriftstel-lerischen Alter von 40Jahren debütierte.

Das Buch sei mit ver-antwortlich dafür, dasser den Stempel„Schriftsteller der Ver-söhnung“ aufgedrücktbekam. Er habe es niedarauf angelegt, be -kennt der Autor, „dochich habe niemals An -klagen, Vorwürfe undSchuldzuweisungenvorgenommen oderAnsprüche ge stellt,sondern einfach nurgeschildert, was da -mals passiert ist. Unddas hat einen versöhn-lichen Eindruck ge -macht.“ Der Verlust derHeimat habe ihn nie sostark getroffen wie dervon Menschen. Weil erdas in seinen Werkenauf ebenso emotionalpackende wie unprä-tentiöse Weise akzen-tuiert hat, konnte manihm nie den Vorwurfma chen, rückwärtsge-wand zu sein. Be -sonders für diesen Ver-

dienst an der Aussöhnung erhielter 1982 den Kulturpreis derLandsmannschaft Ostpreußen.

Wenn er nicht gerade seine ost-preußische Heimat besucht, hältsich Surminski mit seiner Frau im

Sommer in Wacken auf. In demkleinen norddeutschen Ort, woalljährlich Ende Juli/Anfang Au -gust bis zu 80000 Musikfreundezum lauten Heavy-Metal-Festivaleinfallen, besitzen die Surminskisein Ferienhaus. „Manchmal grü-ßen die Besucher fröhlich überden Zaun“, sagt Surminski, der inder Erzählung „Rosamunde oderDie Schwarzen kommen“ seineErfahrungen mit den schwarzge-kleideten „Schwermetallern“niedergeschrieben hat. Belästigtfühlt er sich von ihnen nicht.

Nur mit der Ruhe ist es dannvorbei. Für den nächsten Romanreicht es dann höchstens für einpaar Notizen. Zu Hause in Ham-burg diktiert er ganze Geschich-ten auf Band, die eine Mitarbeite-rin dann abtippt. Später redigierter mit dem Kugelschreiber in derHand. Den Computer nutzt Sur-minski höchstens einmal zuRecherchezwecken. So ist auchsein Band mit neuen Erzählungenentstanden, der unter dem Titel„Als der Krieg zu Ende ging“ imnächsten Jahr erscheinen wird.

Der Band wird ihm bestimmtwieder viele wohlwollende Leser-briefe einbringen. Schon jetzt hater in 61 Aktenordnern die Reso-nanz seiner Leser auf seine bishe-rigen Werke gesammelt. „Im Altererinnern sich die Menschenimmer häufiger an ihre Kindheitund suchen den Kontakt zuLandsleuten, die ein ähnlichesSchicksal erlitten haben“, so Sur-minskis Erfahrung. Somit ist derAutor zu einem wichtigenSprachrohr für viele Ostpreußengeworden. „Es bleibt auch mit 80Jahren noch viel zu tun“, resü-miert Surminski. Harald Tews

Mit dem Stempel der Versöhnung versehenZu Besuch bei Arno Surminski − Der ostpreußische Schriftsteller, Versicherungsexperte und Wacken-Freund feiert seinen 80. Geburtstag

Autor und Naturliebhaber: Arno Surminski in seinem Hamburger Garten Bild: tws

Schlossareal Doberlug mit Klosterkirche

Foto: Schloss Dob

erlug/M

arcus Mueller-Witte

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GESCHICHTE10 Nr. 33 – 16. August 2014

Das Scheitern einer EU-ArmeeVor 60 Jahren sollte mit dem EVG-Vertrag ein militärisches Pendant zur Montanunion geschaffen werden

Am 30. August 1954 lehnte diefranzösische Nationalversamm-lung in Paris die Verträge ab, mitdenen die Europäische Verteidi-gungsgemeinschaft (EVG) gegrün-det werden sollte. Eines der ehr-geizigsten Integrationsvorhabender europäischen Nachkriegsge-schichte war damit gescheitertund Westeuropas geplanter Ver-einigungsprozess erheblichzurück geworfen.

Die Zündungder ersten sowje-tischen Atom-bombe 1949 so-wie der Ausbruchdes Koreakriegs1950 schürten imWesten die Angstvor Militäropera-tionen derUdSSR in Euro-pa. Die Sicher-heitslage er-schien umso ge-fährlicher, als dieNato als derS c h u t z s c h i l dWesteuropas sehrauf die militäri-sche Stärke derUSA angewiesenwar und diesedurch ihr Engage-ment in Korea beieinem Angriff derSowjets in Euro-pa kaum wirksamhätten eingreifenkönnen. Aus die-ser Notlage her-aus resultierte dieIdee, eine ge-meinsame west-e u r o p ä i s c h eStreitmacht auf-zubauen, wobeispeziell die USAdrängten, die jun-ge Bundesrepu-blik Deutschlandeinzubeziehen.Nur fünf Jahrenach dem Ende des Zweiten Welt-kriegs war eine westdeutsche Teil-nahme an einem solchen europäi-schen Verteidigungsprojekt fürFrankreich nur dann diskutabel,wenn eine ständige Kontrolle desbundesdeutschen Militärs gege-ben war.

Auf der Basis eines Vorschlags,den der französische Minister-

präsident René Pleven am24. Oktober 1950 mit dem Zielder Schaffung einer Europa-Ar-mee unter dem Befehl eines euro-päischen Verteidigungsministersmachte, des sogenannten Pleven-Plans, begannen ab dem Frühjahr1951 Verhandlungen über diesesProjekt, bei dem der Bundesrepu-blik kein nationales Truppenkom-mando konzediert wurde. Im

Gegensatz zu BundeskanzlerKonrad Adenauer (CDU), der fürWestdeutschland Gleichberechti-gung in Form einer Aufhebungdes Besatzungsstatuts und der Er-richtung eines eigenen Verteidi-gungsministeriums forderte, warfür die SPD eine deutscheWiederbewaffnung unannehm-bar. In Frankreich wurde das

Schreckgespenst einer auferste-henden deutschen Wehrmachtdauernd beschworen, was Frank-reichs Konservative um Charlesde Gaulle, die den Pleven-Planablehnten, in der Pariser Natio-nalversammlung stärkte. Zwarkonnten die Gaullisten die Verträ-ge zur EVG-Gründung im Mai1952 nicht verhindern, solltensich jedoch 1954 mit ihrer Ableh-

nung derselben im Parlamentdurchsetzen.

Das System des General- oderDeutschlandvertrags vom 26. Mai1952 und der Zusatzverträge dazustand in engem Zusammenhangmit dem tags darauf in Paris unter-zeichneten EVG-Vertrag. DerDeutschlandvertrag konnte nurdurch Ratifizierung auch des EVG-

Vertrags in Kraft treten. Letztererwar für das damals entstehendeKonstrukt einer westeuropäischenGemeinschaft unverzichtbar.

Als Mitglieder sah der EVG-Ver-trag die Staaten der EuropäischenGemeinschaft für Kohle und Stahl(EGKS, Montanunion), sprich dieBundesrepublik, Frankreich, Ita-lien und die Beneluxstaaten vor.Der erklärte Zweck des 132 Arti-

kel umfassenden EVG-Vertrageswar ausschließlich die Verteidi-gung gegen jede „bewaffnete Ag-gression gegen irgendeinen derMitgliedstaaten in Europa“, wasnicht nur gegen die Sowjetunion,sondern auch gegen die Bundes-republik gerichtet war. Für letzterewar von Beginn an die totale Ein-fügung ihrer Streitkräfte in die ge-

meinsame supranationale Organi-sation vorgesehen. Von den 43 Di-visionen, aus denen die EVG-Streitkräfte bestehen sollten, sollteFrankreich 14, die Bundesrepublikund Italien jeweils zwölf und dieBeneluxstaaten zusammen fünfstellen. Für Westdeutschland hättedas die Stellung von 350000 Sol-daten bedeutet. Dabei musste eineWehrhoheit des Bundes zuerst

noch eingeführtwerden, was biszum 26. März1954 dauerte.

Als größtesProblem für dieEVG erwiesensich die ausge-prägten französi-schen Bedenken.Zum Zeitpunktder Vertrags-unterzeichnungschien diese inden Augen vielerFranzosen West-deutschland eherVorteile zu bieten.So sollten die bis-her noch beste-henden Produk-tionsbeschrän-kungen und auchdie Industriekon-trollen durch diedrei Westalliier-ten wegfallen.Dies war mitBlick auf das zu-künftige EVG-Rü-stungsprogrammauch erforderlich.Zudem sollte dieEVG mit den ein-zelnen Nato-Staa-ten Beistandspak-te abschließen,wozu als Brük-kenschlag zwi-schen EVG undNato noch einspezielles Zusatz-protokoll kam,das am 27. Mai

1952 zusammen mit dem EVG-Vertrag unterzeichnet wurde. Diedamit auch geplante indirekteEinordnung der Bundesrepublikin das Nato-System erwies sichdann, als die EVG 1954 nicht zu-stande kam, als Alternativlösung.

Adenauer setzte im März 1953im Deutschen Bundestag sowohlden Generalvertrag als auch den

EVG-Vertrag durch, doch hegteder unbestechliche Realist nurnoch schwache Hoffnungen, dassFrankreichs Nationalversamm-lung mit der Ratifikation folgenwerde. Dies hatten die Benelux-staaten und Italien bereits getan,doch schon unter dem Vorgängervon Frankreichs Ministerpräsi-dent Pierre Mendès-France, Jo-seph Laniel, nahm der außenpoli-tische Ausschuss der Nationalver-sammlung am 9. Juni 1954 mit 24zu 18 Stimmen gegen den EVG-Vertrag Stellung. Mit der französi-schen Niederlage im Indochina-krieg – im Mai 1954 fiel Dien BienPhu – sanken in Frankreichs Öf-fentlichkeit die Chancen für dieEVG. Denn, so hieß es, durch die-se werde Frankreich seine überse-eischen Gebiete noch schlechterverteidigen können.

Am 30. August 1954 kam es inder französischen Kammer zu je-ner sonderbaren Abstimmung,

bei welcher der EVG-Vertrag nichtdirekt abgelehnt, sondern „nur“beschlossen wurde, seine Bera-tung von der Tagesordnung ein-fach abzusetzen. Für die Abset-zung votierten 319 Abgeordnete,264 waren dagegen, zwölf ent-hielten sich der Stimme. Damitverschwand das ganze Projektschlagartig in der Versenkung,weil 99 Kommunisten zusammenmit den Nationalisten gegen dieEVG gestimmt hatten.

Obwohl er nicht wirklich davonüberrascht war, konnte Adenauerdieses Resultat – den schwerstenRückschlag seiner Europapolitik– nie ganz verwinden. Für ihnging es nach Arnulf Baring dabeium viel mehr als zuvor und ummehr als jemals danach. Es gingum den entscheidenden Schrittzur Realisierung seiner politi-schen Konzeption eines westeu-ropäischen Bundesstaats. LautBaring war mit dem Scheitern derEVG zugleich ein aussichtsreicherVersuch misslungen, ein geeintesWesteuropa zu einem Faktor derWeltpolitik zu machen.

Mario Kandil

Nach dem Ausbruch desErsten Weltkriegs legtendie deutschen Kleinen

Kreuzer „Magdeburg“ und„Augsburg“ Minen in der öst-lichen Ostsee, beschossen dieStadt Libau und unternahmenVorstöße in den FinnischenMeerbusen. Die beiden Schiffe,mit denen Torpedoversuchedurchgeführt worden waren,unterstanden Admiral EhlerBehring. Der vormalige Torpedo-bootsmann operierte so schnei-dig, wie vormals mit seinen Tor-pedobooten, nun auch mit sei-nen beiden sehr viel größerenKreuzern. Obwohl dichter Nebelherrschte, verließ er sich auf sei-ne Navigationskünste und stießam 26. August 1914 auf der„Augsburg“ gegen den Finni-schen Meerbusen vor. Behringbeherrschte die Navigation undirrte sich auch im Nebel nichtum einen Meter. Doch die ihmfolgende „Magdeburg“ unterKorvettenkapitän Richard Habe-nicht verlor im Nebel den Kurs.Habenicht war sich der eigenenNavigation nicht mehr sicher

und befolgte deshalb stur alleKommandos, die Behring ihmzwecks Unterstützung per Funkgab. Dass er diese Anweisungstets nur mit einigen MinutenVerzögerung umsetzen konnte,bedachte er nicht. Und so lief erim dicksten Nebel wegen einerverzögerten Linkswendung sounglücklich auf eine Steinbankan der russischen Küste auf,dass alle Versuche, das Leck ge-schlagene Schiff von den Felsenzu ziehen, fehlschlugen.

Als Habenicht klar wurde,dass die „Magdeburg“ nichtmehr zu retten war, ihm folglichKarriereende und Kriegsgerichtdrohten, verlor er völlig denKopf. Er führte zwar alle ihm fürsolche Fälle eingetrichterten Be-fehle aus, doch formal und kopf-los. Wäre der Führer des ihmbeigegebenen Torpedoboots V-26 nicht ein so exzellenterMarineoffizier gewesen, dannhätte die deutsche Marine nichtnur die „Magdeburg“, sondernauch gleich deren fast 400-köpfi-ge Besatzung abschreiben kön-nen. Dem tapferen Kommandan-

ten von V-26, Diether Roedervon Diersburg, gelang es jedoch,unter dem Feuer der herbeikom-menden russischen Kreuzer„Bogatyr“ und „Pallada“ sowieMG-Feuer von Land die Besat-

zung der „Magdeburg“ zu rettenund heimzubringen.

Der unglückselige, in jenenalptraumhaften Stunden tränen-überströmte KorvettenkapitänHabenicht leistete sich hingegen

eine Dummheit nach der ande-ren. Er ließ im Schiff Sprengpa-tronen anbringen, welche die„Magdeburg“ zerreißen sollten,damit sie nicht unversehrt inrussische Hände fiel. Allerdings

war die Sprengzeit mit vierein-halb Minuten viel zu kurz be-rechnet, so dass das Vorschiffder „Magdeburg“ explodierte,als V-26 die Besatzung geraderetten wollte. Viele unnötige

menschliche Verluste waren dieFolge. Andererseits explodiertedas Heck überhaupt nicht, weildie dortigen Sprengpatronennicht hochgingen. Habenichthatte den Befehl dafür schlichtvergessen. Zudem wollte er ausfalschverstandenem Pflichtbe-wusstsein mitsamt seinem treu-en Adjutanten sein Schiff trotzder Rettungsaktion von V-26nicht verlassen. Die Folge war,dass Habenicht nur wenig spätervon den Russen von Bord ge-schleppt wurde und bis Krieg-sende als Kriegsgefangener neu-tralisiert war. Immerhin ersparteer sich auf diese Weise dasKriegsgericht.

Sein größter Fehler aber war,dass er den angesichts seinesrettungslos verlorenen Schiffesund der auftauchenden russi-schen Kriegsschiffe vorschrifts-mäßigen Befehl gab, alle „Ge-heimsachen“ über Bord zu wer-fen. Das Signalbuch der kaiser-lichen Marine (SKM) vom 7. Ja-nuar 1913 war extra mit Blei imBuchdeckel versehen, damit esin solchen Fällen schnell in der

Meerestiefe versinkt. Habenichthatte allerdings nicht bedacht,dass er bei fünf Metern Wasser-tiefe aufgelaufen war. In einerstillen Ahnung ließ der Nach-richtenchef der russischen Ost-seeflotte, Admiral Andrian Ne-penin, den Grund um das Wrackdurch Taucher absuchen und dasSignalbuch wurde tatsächlichgefunden. Die Russen übergabender englischen Flotte eine Kopiedavon und ab sofort galt „Feindhört mit“ bezüglich der deut-schen Marinefunkverbindungen.Die deutsche Marine konnte imweiteren Verlauf des Krieges ih-re Vorstöße gegen England nochso geheim vorbereiten, die Eng-länder wussten dank der be-rühmten Codebrecher vom„Room 40“ und des von den Rus-sen erbeuteten Signalbuchs der„Magdeburg“ schon davon, be-vor die deutschen Schiffe über-haupt ausliefen. Der Verlust desdeutschen Panzerkreuzers „Blü-cher“ mit vielen hundert MannBesatzung im Jahr 1915 war nureine Folge davon.

Jürgen W. Schmidt

Wie der Code der deutschen Flotte geknackt wurdeVor 100 Jahren lief die »SMS Magdeburg« auf Grund und den Russen fiel das Signalbuch der Kaiserlichen Marine (SKM) in die Hände

Ging bei der Insel Odinsholm verloren: „Magdeburg“ Bild: Archiv

Was sie beschlossen, nahm die französische Nationalversammlung von der Tagesordnung: Bundeskanzler Konrad Adenauer(Deutschland), Belgiens Außenminister Paul van Zeeland, Frankreichs Außenminister Robert Schuman, Italiens MinisterpräsidentAlcide de Gasperi, Luxemburgs Außenminister Joseph Bech und der niederländische Außenminister Dirk Stikker (v.l.) bei derUnterzeichnung des EVG-Vertrages Bild: keystone

Westdeutschlands Nato-Beitritt folgtedem EVG-Scheitern

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PREUSSEN Nr. 33 – 16. August 2014 11

Die Mausefalle schnappt zuIn der Tannenbergschlacht wurde der Bogen der deutschen 8. Armee um die russische 2. zum Kessel

Das Mythischste an der Tan-nenbergschlacht ist ihr Na-me. Die Schlacht fand zwar

bei Tannenberg statt, doch bildeteTannenberg keinesfalls ihr Zen-trum. Die Benennung der Schlachtnach Tannenberg hat eindeutigpsychologisch-propagandistischeGründe.Manche Völker haben traumati-

sche verlorene Schlachten in ih-rem kollektiven Gedächtnis. Beiden Serben ist es die Schlacht aufdem Amselfeld von 1389, bei denSchotten die Schlacht bei Cullo-den von 1746. Bei den Deutschenim Allgemeinen und den Preußenim Besonderen war es dieSchlacht bei Tannenberg von 1410.Durch die Benennung derSchlacht von 1914 nach Tannen-berg sollte dem Sieg in der Öffent-lichkeit eine Bedeutung beigemes-sen werden, die er objektiv nichtbesaß. Die Schlacht von 1914 wur-de propagandistisch als gelungeneRevanche der Schlacht von 1410präsentiert. Die Scharte von 1410schien endlichausgewetzt. Nunhatten, so die Bot-schaft, die Deut-schen endlich diedamalige Nieder-lage gegen die Slawen kompen-siert. Diese Analogie stimmte aus di-

versen Gründen nicht. Zum einenwar es mehr als grenzwertig, dieDeutschordensritter von 1410 mitdem Deutschen Reich von 1914und die polnisch-litauische Unionvon 1410 mit dem russischen Za-renreich von 1914 gleichzusetzen.Zum anderen war die Schlacht

von 1410 viel bedeutungsvoller alsdie von 1914. Die Schlacht von1410 war nicht nur kriegsentschei-dend gewesen, sie stand für dieSchicksalswende eines ganzenStaates. An ihr lässt sich der An-fang vom Ende des Deutschor-densstaates festmachen. Und das,nachdem dieser Staat erst wenigeJahre zuvor seine maximale terri-toriale Ausdehnung erreicht hatte.Anders als die Tannenberg-

schlacht von 1914 offenbarte dieSchlacht von 1410 erstmals einneues, grundsätzliches Problemdes Verlierers, die strukturelleUnterlegenheit des Deutschor-densstaates gegenüber der pol-nisch-litauischen Union. Im Laufeseiner Geschichte hatte sich derDeutschordensstaat seine beidenNachbarn Polen und Litauen zuFeinden gemacht. Das lag nichtdaran, dass der Deutschordens-staat nun übermäßig aggressiv ge-wesen wäre. Es lag vielmehr an ei-nem wohl antagonistischen Inter-essensgegensatz. Mit Polen gab es

schon damals das, was die Ge-schichtswissenschaft aus derZwischenkriegszeit als Korridor-problem kennt. Nur dass das Ge-biet damals nicht „Westpreußen“,sondern „Pommerellen“ hieß. DerDeutschordensstaat wollte eineLandbrücke zum Reich und Poleneinen Zugang zur Ostsee. Ein ana-loges Problem gab es im Osten mitLitauen, seit 1237 der Schwert-

brüderordensstaat dem Deutsch-ordensstaat zugeschlagen wordenwar. Verständlicherweise versuch-te der Deutschordensstaat zwi-schen seinen beiden Staatsgebie-ten eine Landbrücke zu schlagen.Diese Landbrücke, Samaiten, be-anspruchten aber auch die Litauer.Der Deutsche Orden konnte sichgegen Polen wie Litauer durchset-zen, solange diese getrennt waren.Beiden zusammen erwies er sichjedoch als unterlegen. So kam derAnfang vom Ende, als Polen undLitauen eine Union bildeten, diepolnisch-litauische Union. 1410 kam es bei Tannenberg und

Grünfelde [Grunwald] zur erstengroßen Schlacht zwischen denTruppen des Deutschen Ordensund der neugebildeten polnisch-litauischen Union; die Führungs-elite des Deutschen Ordens ein-schließlich des Hochmeisters fiel.Die Folgen der verlorenen Tannen-bergschlacht für den Deutschor-densstaat erinnern in mancherHinsicht an die der Doppel-

schlacht von Jenaund Auerstedt1806 für Preußen.Der Nimbus derUnbesiegbarkeitwar dahin und

mit ihm die Siegeszuversicht. EineFestung fiel nach der anderem.Erst bei der Marienburg war danndank Heinrich von PlauenSchluss. Aber der Krieg war verlo-ren.In finanzieller Hinsicht war der

Erste Thorner Frieden ähnlich ver-heerend wie Versailles. DerDeutschordensstaat musste100000 Schock böhmischer Gro-

schen zahlen. Das entspricht etwa22 Tonnen Silber. Ähnlich wie dasDeutsche Reich nach Versailleswurde der Deutschordensstaatvon einem reichen Land zu einemdestabilisierten Gemeinwesen. DieFrage, wie die Kriegs- und Frie-denslasten zu verteilen seien,führte zu Streit und Hader in deneigenen Reihen. Der Deutschor-densstaat hat sich von der Nieder-lage bei Tannen-berg nicht mehrerholt. Er ging un-ter wie die Wei-marer Republik.Die Folgen der

zweiten Tannenbergschlacht sinddamit nicht ansatzweise zu ver-gleichen. Sie war noch nicht ein-mal kriegsentscheidend. Aber sieleitete eine Wende ein, zwar nichtdes Krieges, aber doch immerhinan der Ostfront. Mit dieser Ein-schränkung ist die Tannenberg-schlacht durchaus mit dem franzö-sischen sogenannten Wunder ander Marne desselben Jahres an derWestfront oder mit dem polni-schen sogenannten Wunder an derWeichsel im Polnisch-Sowjeti-schen Krieg von 1920 vergleich-bar. Wenn ein Land Opfer einer In-

vasion wird, diese Invasion übleFolgen für die Zivilbevölkerunghat, was 1914 eindeutig der Fallwar, und es dann gelingt, die Inva-soren nicht nur zu stoppen, son-dern auch wieder aus dem Landherauszuwerfen, ja zu besiegen,wird das wohl jedes Volk großfeiern. Man denke nur an denBrand von Moskau oder dieSchlacht von Stalingrad.

Zudem war die Kriegslage bis1918 im Großen und Ganzen ähn-lich deprimierend wie die an-schließende Friedenslage. Da freu-te man sich über jeden Lichtblickund stellte den groß heraus. Da das Schlachtfeld, die Kampf-

zone auch nach den Abtretungenvon Versailles auf Reichsgebiet lagund Ostpreußen ob seiner durchVersailles erlittenen Abtrennung

vom Restreich national gesinntenDeutschen besonders am Herzenlag, war es nicht abwegig, trotz derimmensen finanziellen und wirt-schaftlichen Belastungen am Ortdes Geschehens, der Stätte derSchlacht ein Denkmal zu errichten.Der Ostdeutsche Heimatdienst,

der ursprünglich 1919 gegründetworden war, um die Deutschen fürdie ost- und westpreußische Volks-abstimmung vom 11. Juli 1920 zumobilisieren, führte zum fünftenJahrestag der Tannenbergschlachtam späteren Standort des Tannen-bergdenkmals eine Tannenberg-feier durch, bei der die Idee auf-kam, ein Denkmal für Massen-kundgebungen und Feierstundenzu errichten. Noch im selben Jahrwurde ein Denkmalausschuss ein-berufen. 1925 erfolgte die Um-wandlung in den Tannenberg-Na-tionaldenkmal-Verein. Aufgrundder großen Lasten aus Krieg undFriedensdiktat sowie dem eher lin-ken politischen Klima im Reichnach der Novemberrevolution er-

wies sich die Finanzierung als gro-ßes Problem. Zu einer Besserungführte erst der allmähliche Rechts-schwenk in der deutschen Politikund Gesellschaft und die damit zu-sammenhängende Wahl des vor-maligen Oberbefehlshabers dersiegreichen 8. Armee, Paul vonHindenburg, zum Reichspräsiden-ten. An seinem 80. Geburtstagkonnte der Reichspräsident das

Tannenbergdenk-mal einweihen.Gut drei Jahre

zuvor, am zehntenJahrestag der sieg -reichen Beendi-

gung der Tannenbergschlacht, hat-te Hindenburg auch schon an derGrundsteinlegung teilgenommen.Die „Neue Preußische Zeitung“(„Kreuzzeitung“) sprach von „über20000 Mitgliedern von Krieger-,Militär- und sonstigen vaterländi-schen Verbänden“, „Der heimat-treue Ostpreuße“ zählte gar 50000bis 60000 Menschen, darunterzahlreiche Tannenbergkämpfer“.Abgesehen von Hindenburg undseinem vormaligen Stabs chef ErichLudendorff war auch die vormaligeFührung auf Korpsebene vollstän-dig erschienen. Hermann von Fra-nçois vom I., August von Macken-sen vom XVII. und Fried rich vonScholtz vom XX. Armeekorps ga-ben sich ebenso die Ehre wie Ottovon Below vom I. Reservekorps. Noch einmal war die ehemalige

Führung der 8. Armee an der Stät-te ihres größten Triumphes zu-sammengekommen. Bei der Denk-malseinweihung wenige Jahrespäter war von Scholtz bereits tot.

M.R.

Am Vorabend der Schlacht vonTannenberg stellt sich die Situa-tion wie folgt dar: Die deutsche 8.Armee hat um die russische 2. Ar-mee, die sogenannte Narew-Ar-mee, einen Bogen geschlagen.Dem rechten Flügel, den das I. Ar-meekorps bildet, folgen das XX.Korps, das I. Reservekorps undschließlich das XVII. Korps. In derTannenbergschlacht suchen diebeiden Flügelspitzen die Verbin-dung, um die Russen von ihrenVerbindungswegen nach Polen ab-zuschneiden und sie einzukesseln.

Am 26. August beginnt die Tan-nenbergschlacht mit einem zöger-lichen Angriff von Hermann vonFrançois’ I. Armeekorps. Am er-sten Angriffstag kommt es bis See-ben.Am 27. August erobert das I.

Korps nach schweren KämpfenUsdau. Damit ist der linke Flan-kenschutz der Narew-Armee zer-trümmert. Am Ende des Tages hatdie 1. Division des Korps Soldauund die 2. Division Neidenburgerreicht.Das Zentrum der 8. Armee

schwächelt jedoch und der Chefdes Stabes, Erich Ludendorff, gibtden Flügeln den Befehl, das Zen-trum zu unterstützen. Der offensi-ve François handelt jedoch wiedereigenwillig. Statt den Vormarscheinzustellen, wagt er den Versuch,aus dem deutschen Bogen einenRing zu machen. Am Morgen des 29. August

bricht eine Kampfgruppe des äu-ßersten rechten Flügels im RaumNeidenburg auf, um RichtungOsten nach Willenburg zu gelan-gen und damit die Narew-Armeevon ihrem I. Korps abzuschneidenund im Süden zu umgehen. AmAbend des 29. August wird Wil-lenberg genommen und die letzteStraße zwischen der Narew-Ar-

mee und dem polnischen Hinter-land ist in deutscher Hand. Eineaus Jägern zu Pferde bestehendeKavalleriespitze reitet dann weiternach Schiemanen, wo sie auf eineVorhut des XVII. Armeekorpsstößt. Der äußerste rechte Flügelstößt also auf den äußersten lin-ken. Damit ist der Ring um die Na-rew-Armee geschlossen, die 2.Armee eingekesselt.Die Narew-Armee ist demorali-

siert, der Nachschub bleibt aus,Chaos breitet sich aus, Russen

schießen unbewusst auf Russen.Obwohl der deutsche Ring stel-lenweise sehr dünn ist, unter-nimmt die Narew-Armee nichteinmal den Versuch eines konzer-tierten Ausbruchs. Und auch von außen kommt

keine Hilfe. Paul von Rennen-kampff, Oberbefehlshaber derrussischen 1. (Njemen-)Armee,hat mittlerweile mitbekommen,dass die 8. Armee sich nicht hin-ter die Weichsel zurückgezogen,sondern die Narew-Armee einge-

kreist hat. Er sieht sich aber nichtin der Lage, mit der gesamten Ar-mee zum Kessel zu eilen. EinzelneKorps zu schicken, scheut er sichjedoch. Möglicherweise hat dieNjemen-Armee ja bereits kapitu-liert und dann könnte die 8. Ar-mee die zur Hilfe eilenden russi-schen Korps nacheinander ein-zeln aufreiben. Es gibt auch die These, dass

Rennenkampff aus persönlicherAntipathie gegen den Oberbe-fehlshaber der Narew-Armee, Ale-

xander Samsonow, dessen Armeeihrem Schicksal überlassen habe.Beide waren in dem von Russlandverlorenen Russisch-JapanischenKrieg von 1904/05 Divisionskom-mandeure gewesen und an neben-einanderliegenden Frontabschnit-ten eingesetzt. Nach einer schwe-ren Niederlage begegneten sichdie beiden Generäle zufällig amBahnhof in Mukden und beschul-digten sich gegenseitig der man-gelnden Unterstützung. Schließ-lich kam es zu einer Schlägerei

zwischen beiden; ein anschlie-ßendes Duell konnte nur durch ei-nen direkten Befehl des Zarenverhindert werden. Allerdingsspricht gegen diese Begründungfür Rennenkampffs Passivität, dassauch die starken russischen Kräftenördlich der polnischen Haupt-stadt Warschau auf ein entschlos-senes Eingreifen verzichteten. Überhaupt muss wohl mangeln-

de Entschlossenheit aus mangeln-der Kampfmoral als Hauptgrunddafür angesehen werden, dass we-der von innen noch von außenernsthaft versucht wurde, dendeutschen Ring zu durchbrechen.So war der Kessel erfolgreich. Am30. August endete die Kessel-schlacht mit einem deutschenSieg. Von den gut 190000 Mann,mit denen die Narew-Armee indie Schlacht gezogen war, gerietungefähr die Hälfte in Gefangen-schaft, rund 30000 fielen oderwurden verwundet. Von den nurgut 150000 deutschen Teilneh-mern der Schlacht wurden 3436getötet und 6800 verwundet.Das Reichsarchivwerk, die deut-

sche amtliche Darstellung des Er-sten Weltkrieges, stellt die Be-sonderheiten dieses Erfolges her-aus: „Nach Leipzig, Metz und Se-dan steht Tannenberg als die größ-te Einkreisungsschlacht da, die dieWeltgeschichte kennt. Sie wurdeim Gegensatz zu diesen gegen ei-nen an Zahl überlegenen Gegnergeschlagen, während gleichzeitigbeide Flanken von weiterer Über-macht bedroht waren. Die Kriegs-geschichte hat kein Beispiel einerähnlichen Leistung aufzuweisen –bei Kannae fehlte die Rückenbe-drohung.“ Für die Ostpreußenhingegen war wichtiger als derGrad der Genialität des Sieges,dass der russische Vormarsch inOstdeutschland erst einmal ge-stoppt war. Manuel Ruoff

Tannenberg – zwischen Mythos und RealitätVor 80 Jahren wurde im Beisein der vormaligen Führung der 8. Armee der Grundstein des Denkmals bei Hohenstein gelegt

Symptomatisch: Im Laufe der Kesselschlacht geriet ungefähr die Hälfte der Narew-Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft Bild: pa

Psychologisch-propagandistische Gründe gaben den Ausschlag für »Tannenbergschlacht«

Noch einmal kamen die Veteranen der Armeean der Stätte ihres größten Sieges zusammen

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LESERFORUM12 Nr. 33 – 16. August 2014

Göring, Hitler und Keitel tüfteln Kriegspläne aus: Wollte zumin-dest der Reichsmarschall den Krieg verhindern? Bild: action press

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Wie Göring den Zweiten Welt-krieg verhindern wollte (Nr. 30)

Autor Jan Heitmann hat in bril-lanter Weise jene zwei Seelen inHermann Görings Brust heraus-gearbeitet, von denen sich insbe-sondere die Briten immer wiederirritiert zeigten: Auf der einenSeite setzte er sich selbst nachdem Beginn des Zweiten Welt-krieges noch für eine friedlicheBeilegung der anstehenden Kon-flikte ein, andererseits gehorchteer blind seinem Führer, von demer sah, dass er den Krieg unbe-dingt wollte. Dies zeigen auchmehrere überlieferte Äußerun-gen, von denen hier einige ergän-zend zitiert sein sollen:

Als Göring nach dem Münch-ner Abkommen von 1938 sah,dass Hitler trotzdem Gewaltlö-sungen nicht ausschloss (Ein-marsch in die Rest-Tschechei), zogsich der zweite Mann im Staatefür einige Monate auffallend ausdem öffentlichen Leben zurück,was dazu führte, dass Außenmini-ster von Ribbentrop, ein Hardli-ner, an Einfluss gewann. Ab Mitte1939 verschärfte sich dieserGegensatz, nachdem Göring er-kennen musste, dass von Ribben-trop nicht mehr an Diplomatieinteressiert war und Hitler diesenKurs bedingungslos stützte.Schon im Juli 1939 warf Hitler

deshalb Goebbels, der wie vonRibbentrop einen Krieg wollte,

vor: „Wir haben doch nicht sechsJahre gearbeitet, und noch dazuso erfolgreich, um dann alles ineinem Krieg zu riskieren.“ Am 31.August 1939, also am Vorabenddes Kriegsbeginns, als die Würfelbereits gefallen waren, vertrauteGöring dem Staatssekretär desAuswärtigen Amts, Ernst Freiherrvon Weizsäcker, an, er habe denFührer dreimal beschworen, dieKrise nicht gewaltsam zu lösen,doch der habe ihn letztlich „nurangefahren und abgefertigt“. Von Weizsäcker selbst hatte zu-

vor ungewöhnlich deutlich seineneigenen Chef kritisiert, als er dieFrage in den Raum warf: „Sindwir wohl verpflichtet, einem gei-stig gestörten Berater Hitlers zu-

liebe das Dritte Reich vernichtenzu lassen?“ Und zu seinem engenVertrauten Paul Körner sagte Gö-ring gar: „Es ist furchtbar. Hitlerist verrückt geworden.“ Als Groß-britannien dann drei Tage späterdem Deutschen Reich den Kriegerklärte, ließ Göring in einem Te-lefongespräch mit von Ribbentropseine ganze Wut ab, indem er sei-nen Kontrahenten anschrie: „Jetzthaben Sie Ihren ... Krieg! Sie sindder einzige Schuldige!“Sicherlich waren die Friedens-

bemühungen Görings nicht ohneselbstlose Hintergedanken, bang-te er doch um das zukünftigeSchicksal seiner eigenen Person.Aber neben dem brutalen Macht-menschen gab es auch den ande-

ren Göring, der sich fast bis zu-letzt eines großen Ansehens inder Bevölkerung erfreute, weil erin der Politik nicht nur einen „be-liebten und gewandten Verhand-lungspartner“ abgab, sondern zu-gleich ein Händchen im Umgangmit dem einfachen Mann besaß.Noch heute sprechen ältere Leutein der Schorfheide, die Göringdort erlebten oder sogar Dienstauf seinem Landsitz „Carinhall“verrichteten, mit Ehrfurcht vonihm als jemandem, der sich nichtnur jovial und spendabel zeigte,sondern der, anders als die mei-sten Parteibonzen, auch ein Ohrfür ihre Bedürfnisse gehabt habe. So gilt durchaus die Charakteri-

sierung Josef Schmids, des lang-

Zu: Auf dem Weg in die Katastro-phe (Nr. 31)

Bei meinen Reisen nach Nord-ostpreußen fiel mir 2011 auf demSoldatenfriedhof des Ersten Welt-kriegs in Mattischkehmen – un-weit von Trakehnen – auf, dassdort eine schwarze Gedenktafelerrichtet worden ist. Recherchenergaben, dass die Russisch-Ortho-

doxe Kirche hier tätig gewordenist. Hier soll noch im August eineFeier stattfinden. Der Text lautetübersetzt sinngemäß, dass hierdie russische Armee die deutscheArmee im August 1914 besiegt ha-be. Der Findling gehört eigentlichdem Traditionsverband „Fall-schirmpanzerkorps“, aufgestellt2000 in Trakehnen mit Zustim-mung der örtlichen russischen

Administration. Ende 1944/An-fang 1945 fielen hier Tausendedeutsche Soldaten dieser Einheitim Großraum Gumbinnen/Tr a -kehnen. Die Schlacht um Gum-binnen 19./20. August 1914 gingde facto unentschieden aus. Diedeutsche Armee zog sich nachverlustreichen aber erfolgreichenKämpfen zurück, um eine Umfas-sung seitens der Narew-Armee zu

entgehen. Die Russen wollen of-fensichtlich nicht wahrhaben,dass sie die Schlachten bei Tan-nenberg, an den MasurischenSeen und die Winterschlacht inMasuren später verloren haben. Die russische Armee war

grundsätzlich immer in der Über-zahl. Folgende Fakten spielten fürdie deutschen Siege eine ent-scheidende Rolle: 1.) Zwischen

dem baltendeutschen GeneralRennenkampff der Njemen-Ar-mee und dem russischen GeneralSamsonow bestand eine Tod-feindschaft. 2.) Hindenburg ließLudendorff vor Ort freie Hand.Dieser wiederum billigte die Pla-nungen des GeneralstäblersOberstleutnant Max Hoffmann.3.) Die Russen setzten ihre zahl-reichen Kavallerie-Divisionen zu

spät ein. 4.) Die Russische Armeehatte im Bereich der Aufklärungund des Nachschubes erheblicheDefizite. 5.) General von Francoisführte einen Angriffsbefehl Lu-dendorffs zunächst nicht aus, erverzögerte diesen um einen Tag.Das bewirkte letztlich, dass dieNarew-Armee am 30. August inder Falle saß. Bernd Dauskardt,

Hollenstedt

Im Fall Tannenberg gibt es für Russland nichts zu rühmen

Zu: Gelebte Völkerfreundschaft(Nr. 31)

Von der friedlichen Begegnungbeim Sommerfest im Deutsch-Russischen Haus in Königsberghört und liest man gern! Bei unsin Europa und überall in der Weltschenkt ein harmonisch-friedvol-les Miteinander viel Freude undWohlbefinden. Das ist für Kinderund Jugendliche vorbildlich. Es sollte immer zur freudigen

Anregung von gelebten Völker-freundschaften, die auf verschie-denste Weise zustandekommenund gefeiert werden, ausführlichberichtet werden, so dass auchSkeptiker sich überdenken undüberzeugen lassen, damit auch siesich hoffnungsfroh einbringen zuherzerwärmender Freundschaft.Möge die Freude, der edle Götter-funken aufblühen auf Gottesschöner Welt! Henry Dunant,Gründer des Roten Kreuzes, be-tonte einst: „Wir sind alle Brüder!“Wie wahr, wenn man mit Herzund natürlichem Verstand dabeiist. Elfriede Hardt,

Bad Münder

jährigen Nachrichtenchefs derLuftwaffe und späteren General-leutnants, der die zwei GesichterGörings betonte, nämlich „seinwahres, wirkliches Gesicht alsMensch, Politiker und Soldat undsein offizielles Gesicht als Partei-mann, als Paladin des Führers, alszweiter starker Mann im Staateund als vermeintlicher Feldherr“.

Wolfgang Reith,Neuss

Alle sind Brüder Ein Krieg mit vielen Vätern

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Zu: Wie Göring den Zweiten Welt-krieg verhindern wollte (Nr. 30)

Die Behauptung, Hitler sei am23. August 1939 „fest zum Kriegentschlossen“ gewesen, hätte ichin der PAZ, die sich doch der hi-storischen Objektivität verpflich-tet fühlt, eigentlich nicht erwartet.Denn sie ist nicht zutreffend! Da-von zeugt nicht nur die Aufhe-bung des bereits erteilten An-griffsbefehls für einen Einmarscham 26. August 1939. Davon zeu-gen auch die diplomatischen Be-mühungen Hitlers nach diesemTag, mit Polen zu einer friedlichenLösung der Probleme von Danzigund Korridor zu kommen, detail-liert nachzulesen bei Gerd Schult-ze-Rhonhof „1939 – der Krieg,der viele Väter hatte“. Alle dieseBemühungen wurden aber entwe-der sabotiert (England) oder abge-blockt (Polen). Auch nach dem Einmarsch

deutscher Truppen am 1. Septem-ber 1939 setzte Hitler seine Be-mühungen um eine Verhand-lungslösung fort. Am 2. Septem-ber 1939 – einen Tag vor der bri-

tisch-französischen Kriegserklä-rung am 3. September 1939 –schickte Außenminister von Rib-bentrop im Auftrag Hitlers seinenengen Vertrauten Fritz Hesse,Pressereferent an der deutschenBotschaft in London, zu Sir Hora-ce Wilson, um ein letztes Angebotzur Vermeidung des Krieges zuunterbreiten. Das Angebot lautete:Rückzug der deutschen Truppen,Wiedergutmachung der durch sieentstandenen Schäden gegenRückgliederung von Danzig andas Deutsche Reich und Bau einerexterritorialen Straßen- und Ei-senbahnverbindung nach Ost-preußen.Dieser Vorschlag wurde Cham-

berlain nicht einmal vorgelegt.Am folgenden Tag erklärten Eng-land und – in seinem Schlepptau– Frankreich Deutschland denKrieg. Es ist aufschlussreich,wenn nicht entlarvend, wennChurchill in seinen Memoirenfeststellt, dass sich der Krieg 1939leicht hätte verhindern lassen.Wie wenig es England um Polen

ging, erkennt man daran, dass we-der England noch Frankreich in

Erfüllung der übernommenenVerpflichtungen gegenüber Polenmilitärisch in den Krieg eingrif-fen. Die Engländer konnten nicht,die Franzosen wollten nicht, ob-wohl die Verpflichtung bestand,dass die französische Armee am15. Tag nach einem deutschen An-griff zur Offensive antreten wür-de. Stattdessen haben sie zugese-hen, wie Polen unterging. Es stelltsich weiter die Frage, warum Eng-land nicht auch Stalin den Kriegerklärt hat, nachdem die Rote Ar-mee am 17. September 1939 eben-falls in Polen eingerückt ist. Nach Kriegsende haben die

Engländer Polen dann ein zweitesMal im Stich gelassen, als sie mitden Amerikanern auf der Konfe-renz von Jalta ganz OsteuropaStalin überließen, einschließlichPolen, für das sie 1939 angeblichin den Krieg gezogen waren.Ich verkenne durchaus nicht

den verbrecherischen Charakterdes NS-Regimes, aber zwischendiesem und dem Kriegsausbruch1939 besteht kein zwingender Zu-sammenhang. Rolf Bürgel,

Darmstadt

Die zwei Gesichter des Hermann Göring

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MELDUNGEN

Fußballer bautin Sternsee

Sternsee – Robert Lewandowski,ein polnischer Fußballspieler, derseit der Saison 2014/15 beimBundesligisten FC Bayern Mün-chen unter Vertrag steht, lässt sichin Sternsee [Stanclewo], Kreis Rö-ßel am Nordufer des AllmoyerSees ein Familienhaus mit eige-nem Basketballplatz errichten.Angeblich hat der 1988 in War-schau geborene polnische Natio-nalspieler dort seine Ehefrau, dieKaratekämpferin Anna Stachur -ska, kennengelernt. PAZ

Unter dem Titel „Der golde-ne Schatten Königsbergs“hat in der Pregelmetropole

erstmals ein Festival der Oldtimerstattgefunden, an dem Autoliebha-ber aus sechs Ländern teilnahmen.Unter ihnen waren Gäste aus Russ-land, Deutschland, Litauen, Polen,Finnland und Estland. Die Königs-berger Teilnehmer waren mit fünfAutos sowjetischer Marken vertre-ten. Bemerkenswert ist, dass be-sonders viele Teilnehmer aus Est-land angereist waren. Einer von ih-nen stellte das älteste Auto desWettbewerbs, einen amerikani-schen „Nash Special Six Coupé“aus dem Jahre 1929 vor. In der Nähe des Hauses der Räte

hatten die Organisatoren einenAusstellungsplatz mit Festbühne

eingerichtet. Während des Festivalswurden Auto-Raritäten aus Europaund aus Übersee gezeigt. Durch ih-re eindrucksvollen Außenmaßeund die ausdrucksstarken Lak-kierungen hoben sich besondersdie US-amerikanischen Oldti-mer von ihren Konkurrenten ab.Sie waren es denn auch, welchedie besondere Aufmerksamkeitder Gäste auf sich zogen. ZumFestival hatten sich die Eigentü-mer der Oldtimer entsprechendder Mode des Baujahrs ihrerAutos gekleidet.Auf dem Fest waren viele Mo-

delle, die aus berühmten Filmenbekannt sind, zu sehen, wie zumBeispiel ein Rolls-Royce wie deraus der französischen Film-Tri-logie „Fantomas gegen Interpol“

von 1964, oder ein Cadillac wie deraus der Louis-de-Funès-Komödie„Scharfe Sachen für Monsieur“ von

1965. Sie wurden den Besuchernunter Begleitung der jeweiligenFilmmusik vorgestellt.

Voraussetzung für die Teilnah-me am Festival und am Wettbe-werb war, dass die Fahrzeuge ineinem perfekten Zustand wa-ren, das heißt funktionstüchtigund im Originalzustand. DieTeilnehmer mussten aus eige-ner Kraft nach Königsberg an-reisen und den Zuschauernwährend der Schau „Das alteRad“ ihre „stählernen Pferde“vorführen. Sieger dieser Vor-führung wurden Teilnehmeraus Finnland, Königsberg undEstland. Ein zweiter Wettbewerb war

dem Thema „Eleganz“ gewid-met. Die Sieger wurden nachZustand und Design der Karos-serie sowie nach der Origina-lität der Kleidung des Besitzers

beurteilt. Diesen Teil des Wettbe-werbs entschieden Vertreter ausPolen und Estland für sich.Darüber hinaus mussten die

Oldtimer ein Autorennen auf derRoute Königsberg–Palmnicken–Rauschen–Königsberg absolvie-ren. Jeder Wettbewerbs-Teilneh-mer erhielt ein von KönigsbergsBürgermeister Alexander Jaro-schuk unterschriebenes Ehrendi-plom sowie als Geschenk das ei-gens zu diesem Fest herausgege-bene Buch „Menschen und Moto-ren. Gemeinsame Geschichte,unterschiedliche Schicksale“ überdie Geschichte der Oldtimer imKönigsberger Gebiet. Die Organisatoren planen einen

Film über das Festival herauszuge-ben. J.T.

Das harte Vorgehen rumänischerBehörden gegen Straßenhundemachte Ende vergangenen JahresSchlagzeilen. Doch auch im Kö-nigsberger Gebiet wächst dasProblem streunender Hunde, dieMenschen auf offener Straße an-fallen. Ein Einbruch im Tiergar-ten, dem mehrere Tiere zum Op-fer fielen, brachte das Fass zumÜberlaufen. Die Stadtverwaltungwill schnell handeln.

Das Problem umherstreunen-der herrenloser Tiere auf denStraßen der Städte im Königsber-ger Gebiet ist kein neues. Im we-sentlichen bereiten Hunde, dieeinzeln oder in kleinen Rudelndurch die Straßen der Städte zie-hen, Probleme, weil sie oft eineGefahr für die Stadtbewohnerdarstellen. Kommt es nur in Ein-zelfällen vor, dass Hunde, die mitihren Herrchen Gassi gehen, Er-wachsene oder kleine Kinderverletzen, kommtes bei streunen-den Hunden im-mer öfter vor,dass sie Men-schen angreifen.Das findet auchin den StatistikenNiederschlag: Allein 2013 mus-sten über 900 Königsberger me-dizinische Hilfe nach Bisswun-den, die ihnen von streunendenHunden zugefügt worden waren,aufsuchen. Der städtische Tier-schutzdienst hat im vergangenenJahr über 2000 Aufforderungenzum Fang herrenloser Tiere er-halten.Zirka 2500 Tiere konnten ein-

gefangen werden. Jedoch schei-nen sie sich schneller zu vermeh-ren, als man sie einfangen kann.Im laufenden Jahr ist daher ei-

ne umfassende Neustrukturie-rung des Tierschutzes geplant.Die Modernisierung und Gestal-tung der Freigehege für die ein-gefangenen Tiere soll vorange-trieben werden. Für den Fangstreunender Hunde hat die Stadtaus dem Haushalt umgerechnet250000 Euro bereitgestellt. Ein weiterer schockierender

Zwischenfall brachte das Fass

zum Überlaufen. Ein Einbruchvon Straßenhunden im Tiergar-ten wurde zum Stadtgesprächund Aufreger. In der Nacht hat-ten streunende Hunde Kängurusunmittelbar am Zaun eines Frei-geheges gerissen. Der Vorfall be-scherte dem Tiergarten den Ver-lust von fünf Kängurus und eini-gen Ziervögeln. Doch wie konnten die streu-

nenden Hunde überhaupt aufdas Gelände des Tiergartens ge-langen? Zoodirektorin SwetlanaSokolowa erklärte, sie habe zu-nächst vermutet, dass sie denZaun untergraben hätten, aberdafür gebe es keine Spuren, sodass die Streuner nur über die1,80 Meter hohe Barriere ge-sprungen sein könnten, um indas umzäunte Freigehege zu ge-langen. Wie sich aber heraus-stellte, gibt es in der Ummaue-rung des Tiergartens vieleSchlupflöcher, durch die unge-

betene Gästeeindringen kön-nen. Die Zooleitung

ist sich dessenbewusst, aber fürdie Errichtungeiner neuen Ein-

grenzung des gesamten Tiergar-tens werden etwa 1,4 MillionenEuro benötigt. Der Zoo verfügtnicht über solche finanziellenMittel. Im vergangenen Jahrstellte die Stadtverwaltung dieHälfte der Summe zur Verfü-gung. So konnte man sich einenÜberblick über den Zustand derEingrenzung verschaffen und be-reits ein Teilsegment der Begren-zungsmauer ersetzen. An dennoch nicht ersetzten Teilen fan-den die Hunde offensichtlich einSchlupfloch.Jedoch können auch neue

Mauern die Wiederholung einessolchen Vorfalls nicht völlig ver-hindern. Die einzige wirksameLösung kann nur ein entspre-chendes Handeln der Stadtver-waltung bringen, indem sie Fang,Haltung und die Pflege herrenlo-ser Tiere forciert, um so die Si-cherheit der Bürger zu garantie-ren. Jurij Tschernyschew

Gefahr durch streunende HundeÜber 900 Bissverletzungen in Königsberg – Zootiere wurden ebenfalls Opfer

Gefahr für Mensch und Tier: Herrenlose Straßenhunde beunruhigen durch Angriffe Bild: J.T.

Störungen desVerkehrs

Allenstein – Straße Nr. 15: Rako-witz [Rakowice], Kreis Neumark,Straßenumbau. Straße Nr. 16:Groß Borken [Borki Wielkie]Richtung Mertinsdorf[Marcinkowo], Baustelle; Lyck[Ełk] Richtung Klein Ruttken [Rut-ki], Baustelle. Straße Nr. 16c: War-tenburg [Barczewo] RichtungReuschhagen [Ruszajny], Repara-tur der Schutzplanken; Allenstein[Olsztyn] Richtung Bischofsburg[Biskupiec], Baustelle. Straße Nr.58: Kurken [Kurki], Brückenbau,einspurig. Straße Nr. 63: Prims-dorf [Prynowo], Renovierung derBrücke; Angerburg [Wegorzewo],Zamkowastraße, Kreuzungsum-bau. PAZ

Nr. 33 – 16. August 2014

Stadt stellt 250000Euro fürs

Einfangen bereit

Stelldichein der Oldtimer neben dem Haus der Räte»Der goldene Schatten Königsbergs« – Automobilliebhaber aus sechs Staaten stellten sich mit ihren Prachtstücken diversen Wettbewerben

Umgehung imSüden

Allenstein – Allenstein erhält imSüden eine Umgehungsstraße. DieKosten in Höhe von 1,416Millionen Złoty (rund 337000 Eu-ro) trägt teilweise die EuropäischeUnion. Allenstein selbst brauchtentgegen der ursprünglichen Pla-nung nichts zu bezahlen. Erreichtwurde diese Entlastung des Stadt-säckels durch eine Statusände-rung. Statt einer „Schnellverkehrs-Straße“ soll nun eine „Express-Straße“ gebaut werden. PAZ

Gegensätze: Sowjetbeton und US-Chrom-Orgien Bild: J.T.

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14 Nr. 33 – 16. August 2014

manchmal ist es nur ein Brief, derdie ganze Bandbreite unserer Ost-preußischen Familie umfasst. Wieder von Frau Ute Eichler, die sichmit dem von ihr gestalteten Hei-matmuseum der Kreisgemein-schaft Lötzen in Neumünster mitimmer neuen Fragen konfrontiertsieht, aber auch viele Lösungenverzeichnen kann, die sie zum Teilin unsere Familie mit einbringt.Frau Eichler wollte mir nun einwenig Ermutigung zusprechen fürdie „Fälle“, für die es nicht in kur-zer Zeit eine Lösung, eine Ant-wort, einen Erfolg zu verzeichnengibt. Sie schreibt: „Manchesbraucht einfach Zeit, damit ausder Vergangenheit Detailszu uns gelangen.“ Und siegibt auch gleich ein Be-spiel, indem sie sich aufdie in Folge 24 gestellteFrage von Wolfgang Woopbezieht, wer sich noch anseinen Vater und dessenLötzener Jahre erinnernkann. „Zwei auch für dieLötzerer Gemeinschaft tä-tige Familienforscher,Bernd Sawatzki und PeterPlischewki, versuchen damit ihren Spezialkenntnis-sen zu helfen.“ Herr Woophat sich auch bei uns ge-meldet und sich für dieVeröffentlichung bedankt,auf die er allerdings nichtgleich reagieren konnte,weil er mehrere Wochenim Krankenhaus lag. So hater sich wahrscheinlich miteinigen Anrufern oderSchreibern erst sehr vielspäter in Verbindung set-zen können.Als eine große erfolgrei-

che Angelegenheit erwie-sen sich die „SausgörkerAufsätze“, die uns vor einem Jahrbeschäftigten. Zur Erinnerung:Frau Eichler hatte uns über einen„sensationellen“ Fund berichtet,den ihr Mann Dieter Eichler undsein Schulleiterkollege gemachthatten. Es handelte sich um Auf-sätze, die 1935 von SausgörkerSchulkindern im Austausch mitArbeiten von Schülern der SchuleDeichhausen in Schleswig-Hol-stein erarbeitet wurden. 31 Schü-ler und Schülerinnen aus dem im

Kreis Rastenburg gelegenen Saus-görken berichteten über alles, wasfür sie Heimat war, und gaben da-mit ein unbestechliches Spiegel-bild des Lebens in einem kleinenostpreußischen Dorf in der Mitteder 30er Jahre. Frau Eichler batuns, sie auf der Suche nach dennamentlich aufgeführten Schul-kindern zu unterstützen, die da-mals zehn bis 14 Jahre alt waren.Unsere Veröffentlichung half mit,dass die Suche, an der sich auchdie Rastenburger beteiligten, zueinem großen Erfolg wurde. Dernoch weiter geht, denn Ute Eich-ler teilte uns nun mit, dass sich in-zwischen durch diese Aktionnoch ganz andere Kreuz- undQuerverbindungen ergeben ha-ben. Die sind auch für das so akti-ve Ehepaar wichtig, denn DieterEichler ist Kreisvertreter derKreisgemeinschaft Lötzen, Ute

Eichler Geschäftsführerin und Be-treuerin des Heimathauses inNeumünster.Und damit haben wir eine dop-

pelte Brücke zu einem weiterenvon Frau Eichler in ihrem Briefangeschnittenen Komplex, dennbeide haben ein berechtigtesInteresse an dem von uns in Folge

31 angebotenen Roman von Hans-georg Buchholtz „Der Markt zuHeckenbruch“, der im alten Nei-denburg spielt. Den hatte unsFrank Schneidewind zur Weiterga-be mit dem Hinweis überlassen, eswürde sich schon ein ehemaligerNeidenburger finden, der denDichter während seiner dortigenLehrtätigkeit gekannt hat. Dastrifft auf Herrn Eichler zu, dennals Hansgeorg Buchholtz als jun-ger Lehrer in Neidenburg wirkte,lebte Dieter dort als Schuljunge.Ist das schon ein wichtiges Argu-ment, so trifft ein Zweites voll insSchwarze: Unter den im Kreisar-chiv gesammelten Werken vonHansgeorg Buchholtz fehlt nur einBuch – und das ist „Der Markt zuHeckenbruch“. Da Frau Eichlerauch noch die Erste war, die ihrInteresse an dem Buch anmeldete,ist es also keine Frage, wer diesen

frühen Roman des Dichtersbekommt. Und die Buch-holtz-Bibliothek im Lötze-ner Kreisarchiv ist nun lü-ckenlos!Es genügt ja nur ein klei-

ner Anstoß – ein Name, ei-ne bestimmte Bezeich-nung, eine Ortsangabe –,und schon ist die Erinne-rung da, die man längstvergessen glaubte. So hatder Beitrag von EberhardJung über seine Urgroßtan-te Frieda Jung bei einigenLeserinnen Erinnerungenan ihre Schulzeit erwecktwie bei Frau Eva Preuß ausMettmann. Als sie noch ih-ren Mädchennamen EvaSchultz trug, ging sie aufdie Höhere Mädchenschu-le in Angerburg, die 1934in Frieda-Jung-Schule um-benannt wurde. Frau Preußweist auf eine Dokumenta-tion hin, die über die Hin-denburg-Schule in Anger-burg erstellt wurde und inder auch Abbildungen derFrieda-Jung-Schule enthal-

ten sind. In dieser ist auch das Ge-dicht „Was bebst du so, meine Hei-materde?“ in vollem Wortlaut ent-halten, von dem ich leider im Rah-men unserer Kolumne nur die er-sten Zeilen bringen konnte. FrauPreuß sandte mir eine Abschriftzu, herzlichen Dank. Dieses Ge-dicht von Frieda Jung ist nicht nur

in den Büchern der Dichterin,sondern auch in vielen Antholo-gien enthalten, ist also nicht ver-gessen.Kaum bekannt und in den meis-

ten biografischen Abhandlungenüber die Dichterin auch nicht ge-nannt ist der Name ihres Ehe-manns, von dem sie sich nach kur-zer kinderloser Ehe trennte. Zu-meist wird nur erwähnt, dass Frie-da sehr jung die Ehe mit einemLehrer einging, die sich als un-glückliche Verbindung erwies.Umso erfreuter war ich, dassEberhard Jung in seinem Berichtden Nachnamen des Ehemanneserwähnte: Brauer. Und der brach-te nun eine Leserin aus Bad Ol-desloe auf den Plan, denn sie trägtnicht nur diesen Namen, sondernauch die Stadt Gumbinnen, in derFrieda Jung mit dem Lehrer Brau-er 1883 die Ehe schloss, spielt ei-ne Rolle in ihrer Familie, denndiese ist Salzburger Abstammung.Gisela Brauer kann ihre Ahnen biszu jenem Exulanten namens An-dreas Brauer zurückverfolgen, der1732 aus Glaubensgründen denheimatlichen Veithof im Salzbur-ger Land verließ, um mit seinerFrau Christine und fünf Kindernin das ferne Preußen zu ziehen.Frau Brauer möchte über diese Fa-miliengeschichte mit Herrn Eber-hard Jung sprechen, und so habenwir die Verbindung vermittelt. Unsere Ostpreußische Familie

ist eben ein Netzwerk mit vielenQuerverbindungen, die unerwar-tete oder erhoffte Begegnungenbewirken können. Und wenn bei-de zusammentreffen, wird das einvoller Erfolg, wie uns Frau AnneVarnhagen aus Barßel letztendlichbestätigen konnte. Denn erhoffthatte sich die Familienforscherinin eigener Sache schon einige In-formationen aus unserem Leser-kreis – was aber dann mithilfe un-seres inzwischen reich bestücktenFamilienarchivs zustande kam,übertraf ihre kühnsten Erwartun-gen. Die Geschichte der im ErstenWeltkrieg aus Polen geflüchtetenFamilie Kutzner konnte nun lü-ckenlos geschlossen werden dankvieler Quellen und Informationen,die jene Jahre in Ostpreußen be-trafen, die für Frau Varnhagen bis-her ein dunkles Loch gewesen wa-ren. Jetzt nach der sehr ergiebigenInformation, die wir ihr übermit-teln konnten, ist es bis zum letztenWinkel erhellt. Welche Empfin-dungen dadurch bei ihr und ihrerFamilie ausgelöst wurden, be-

schreibt Frau Varnhagen mit„Herzklopfen, Staunen beim Le-sen, Tränen der Freude, Erleichte-rung und Dankbarkeit für dieseletzte, so wichtige Hilfe bei meinerArbeit, die mir eine große Her-zensangelegenheit war und bleibt.Es wäre so vieles offen geblieben.Die ganze Familie Kutzner istschon in freudiger Erwartung aufdie Familiengeschichte. Dass esnoch so präzise würde, hätte ichnicht erwartet.“ Und wir hattensolch einen schönen Dankesbriefauch nicht erwartet, aber so vielAnerkennung macht Mut für un-sere weitere, nicht immer leichteArbeit.Es ist schön, wenn

man gute Freundehat, und unsere Ost-preußische Familiehat sie, denn nichtumsonst spreche ichimmer unsere Leser-schaft mit „leweLandslied und Fami-lienfreunde“ an. Ei-ner von ihnen hatdas mal wieder aufdas Erfreulichste be-wiesen, als er eineeigenartige Ent -deckung machte unddiese sofort mit un-serer Familie in Ver-bindung brachte.Mein alter Freund und Kollege auslangen Pressejahren KarlheinzMose, dem auch unsere Zeitunginteressante Beträge verdankt,entdeckte auf einem Altpapier-Container in Hamburg einen Um-schlag, der einige kleine Fotos ent-hielt. Bei näherem Betrachtenstellte er fest, dass sie ehemaligeWehrmachtsangehörige zeigen,aufgenommen im tiefsten Winter– und die Beschriftung erklärt, wound wann sie gemacht wurden: imWinter 1939/40 in Heiligen -beil/Ostpr. Das ist doch was fürdie Ostpreußische Familie, dachteKarlheinz Mose und informiertemich sofort. Er wies vor allem aufein Foto hin, das auch nach 75Jahren seine Originalität behaltenhat. Es zeigt einen Zwei-Meter-Riesen neben einem ebenfalls uni-formierten Kameraden, der ihmgerade bis zum Ellenbogen reicht.Das besagt auch die Beschriftung:„Der Größte und der Kleinste un-serer Kompanie“. Um welche Ein-heit es sich handelt, geht nicht ausden Anmerkungen hervor, einBild bezieht sich auf „die 2. Kor-poralschaft“, ein anderes zeigt

„Stubenkameraden der Stube 3“.Vielleicht sieht einer von den da-mals jungen Rekruten, die ihrenersten Kriegswinter in Heiligen-beil verlebten, dieses originelleFoto und erinnert sich an den Hü-nen, der mit seiner 2,04-Meter-Größe alle überragte? Heute errei-chen ja viele junge Menschen mü-helos die Zwei-Meter-Marke –wie meine beiden Enkel –, aberdamals muss solch ein „langer Lu-latsch“ schon aufgefallen sein. Daswäre ein Fixpunkt, der bei der Su-che nach den auf allen Fotos Ab-gebildeten weiter helfen könnte.Vielleicht führt diese auch zu de-ren Familien, denn solch ein Opa

oder Onkel bleibtdoch unvergessen.Erst einmal dankenwir Karlheinz Mosefür diese originelleBereicherung unse-rer heutigen Kolum-ne mit „David undGoliath in Uniform“.Mit den Beiträgen

von Frau Ute Eichlerhaben wir begon-nen, und mit einemweiteren aus ihremSchreiben wollenwir auch enden.Und diesmal ist eseine Frage, die ichihr sofort beantwor-

ten könnte, ohne unsere Leser-schaft zu bemühen. Aber das Ob-jekt, um das es sich handelt, ist soschön passend für die Sommer-zeit, dass ich es unseren Leserin-nen und Lesern nicht vorenthal-ten möchte, weil es mit Sicherheitbei unseren älteren LandsleutenErinnerungen erwecken wird: dieBierkirsche! Frau Eichler fand die-se Bezeichnung beim Lesen einerErzählung von Agnes Miegel undda sie als Hamburgerin von dieserKirsche noch nie gehört hatte, batsie mich um Erklärung. Kurz ge-fasst würde die lauten: Bierkir-sche=Sauerkirsche. Warum diesesehr alte Sorte sich gerade in Ost-preußen so lange gehalten hat undwie die Kirschen verwendet wur-den, darüber berichtet unserExtrabeitrag auf unserer Familien-seite. Viel Spaß beim Lesen!

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Unter den Bierkirschbäumen des GrasgartensDie alte Obstsorte war in Ostpreußen sehr beliebt

Da waren stille Dörfer weit-ab von Schienenstrang undAutostraße, versunken in

den Deichfrieden wasserblankerWiesen. Der Schatten alter Birkenrieselt übers dunkle Rohrdach,über wettergebleichte, uraltertüm-liche Balkenwand, über das helleWabengefüge der Holzhaufen,rund und hoch wie die fahlenHeuberge in den Wiesen, überflammenden Goldball und dun-kelgesichtige Sonnenblumen amverwitterten Zaun und über dieschweren schwarzbunten Küheunter den Bierkirschbäumen desGrasgartens.“ So beschreibt dieDichterin Agnes Miegel in ihrerErzählung „Audhumla“ die ost-preußische Landschaft. Sie mögennoch heute da und dort in einemverwilderten Garten stehen, dieBäume mit den Bierkirschen,denn sie sind robust und trotzenauch den harten ostpreußischenWintern. Das mag ein Grund dafürsein, dass sie in unserer Heimatdie bevorzugte Kirschsorte warenund blieben, zumal sie nochgegenüber anderen Sauerkirsch-sorten mit ihrem Aroma punktenkonnten. Die Bierkirsche war zwaretwas kleiner als die hochgezüch-teten Schattenmorellen, hatte aber

einen geringeren Säuregehalt. Sieschmeckte also auch frisch vomBaum, obgleich sie in erster Linieeine Verbrauchskirsche war wie„Doennigs Kochbuch“, die Urfibelaller ostpreußischen Hausfrauen,beweist. Zwar listet das Registerkeine „Bierkirsche“ auf, was zuerstirritierend wirkte und unsere Su-che erschwerte, aber beim Sich-ten der vielen Obstrezepte stell-te sich heraus, dass sich alle An-gaben, die Sauerkirschen betra-fen, nur auf Bierkirschen bezo-gen. Ob bei Kirschkonfekt oderKirschkompott – immer heißt esbei den Zutaten: saure Kirschen(Bierkirschen)!Aber ein für das alte Ostpreu-

ßen so typisches Rezept suchteich vergebens: Kirschkreide. Siedürfte wie auch die Pflaumen-kreide früher auf allen heimi-schen Bauernhöfen hergestelltworden sein, vor allem bei rei-chem Obstsegen. Denn die Kreide– die nichts mit unserer Schul-kreide zu tun hat, sondern (nachPloetz) vom rheinischen „Kraut“herkommt – war die denkbar halt-barste und, da weder Zucker nochandere Zutaten benötigt wurden,auch die günstigste Form der Kon-servierung. Ehe es Weckgläser und

Kühltruhen gab, ermöglichtenPflaumen- und Kirschkreide einelange Vorratshaltung und ergänz-ten das magere Obstangebot zurWinterszeit. Obgleich der Vita-mingehalt wohl erheblich ge-schrumpft war, denn die Konser-vierungsprozedur dauerte lange.Das Originalrezept, das ich

schließlich in „Henriette DavidisKochbuch“ von 1889 fand, be-weist, dass es damals nicht nur inostpreußischen Küchen verwen-det wurde. Deshalb ist wohl vonBierkirschen keine Rede, es wer-den zehn Pfund reife Sauerkir-schen angegeben, die man ohnealle Zutaten in einen verzinntenKessel schüttet und sie unter stän-

digem Rühren so dick wie möglicheinkocht. Dann schüttet man dasKirschmus in einen Steintopf undstellt es am folgenden Tag in einenBackofen, in dem einige Stundenzuvor Brot gebacken wurde, lässtes bis zum folgenden Morgen ru-hig stehen und verbindet das jetztvollkommen fest und trocken ge-

wordene Mus mit Blase. An einemkühlen Ort hält sich die Kirsch-kreide jahrelang. Nun gut, die Pro-zedur konnte auch auf einer Stelledes ständig beheizten Herdes er-folgen, aber gerührt musste immerwerden! Heute kann man es sichkaum vorstellen, was unsere Vor-mütter allein bei der Vorratshal-tung leisten mussten! Gerade jetzt

im Hochsommer, wo der Obst-und Beerensegen an glutheißenAugusttagen pflückfrisch verarbei-tet werden musste, war das Einko-chen wirklich eine harte schweiß-treibende Tätigkeit.Bleibt noch eine Frage offen, für

die ich bisher keine befriedigendeAntwort gefunden habe: warumBier-Kirsche? Aber fündig wur-den wir bei emsiger Sucheimmerhin, als wir eine sehr indi-viduelle Erklärung entdeckten –und das abseits aller verfügba-ren Info-Quellen sozusagen imeigenen Haus. Denn wir fandenim Ostpreußenblatt vom 29. Juli2000 einen heiteren Beitrag vonRudolf Kukla über „Erfrischun-gen im Sommer“ mit dem Unter-titel „Aromatische Bierkirschenund explosives Haus-Süllbier“.Auch der Autor stellt darin dieFrage nach der Herkunft der Be-

zeichnung Bierkirsche auf. Seinsonst historisch bewanderter On-kel Fritz konnte es ihm nur so er-klären, dass ferne Vorfahren ver-gorenen Kirschsaft angeblich wieBier getrunken hatten. Er selbstbevorzugte den zu Sirup einge-kochten Saft als sogenanntenSchuss zu seinem sorgsam selbstgebrauten Bier explosiven Charak-

ters „Haus-Süllbier“ genannt. Dashatte aber auch seine Tücken,denn in fest verschließbaren Bier-flaschen abgefüllt, erzeugte es ei-nen gewaltigen Innendruck, sodass man es beim Öffnen mit ei-nem heftig ausschäumenden In-halt zu tun bekam – wie Herr Ku-kla aus eigener Anschauung be-richtet. Es handelt sich mit seinemherbfeinen Malz aroma wohl umdas „seete Beer“, das die DichterinErminia von Olfers-Batocki in ei-nem ihrer Gedichte besingt, beidem die Gäste bis „Uhre veer to-samme hucke“. Der Name Bierkir-sche wurde bereits im 18. Jahr-hundert für die kleine aromati-sche Kirsche verwendet – und da-mals wurden ja in vielen Haushal-ten Bier und andere süffige Ge-tränke nach eigenen Rezeptenselbst gebraut. Da könnte HerrnKuklas ideenreicher Onkel Fritzmit seiner ersten Version vielleichtRecht haben. So viel zu der kleinen Frage von

Frau Ute Eichler, die uns zu einemheiteren Sommerthema geführthat. Sie bleibt noch immer einRitzchen weit offen. Vielleichtkann es jemand aus unserer Ost-preußischen Familie schließen?

R.G.

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Ruth Geede Bild: Pawlik

Heiligenbeil 1939: David und Goliath in Uni-form Bild: privat

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

In verwilderten Gärten steht vielleicht noch ein Bierkirschbaum

Bild privat

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GLÜCKWÜNSCHE Nr. 33 – 16. August 2014 15

SONNABEND, 16. August, 12.05Uhr, Arte: 1929: Im Zeppelinum die Welt – Die Lovestoryvon Lady Hay und Karl vonWiegand. Dokumentation, NL2009.

SONNABEND, 16. August, 13.30Uhr, WDR: Der kleine Nick.Komödie, F 2009.

SONNABEND, 16. August, 16.30Uhr, ZDFinfo: Cäsarenwahn –Die Droge der Macht.

SONNABEND, 16. August, 18.45Uhr, ZDFinfo: Der Kanzler-sturz – Die Wende von 1982.

SONNABEND, 16. August, 20.15Uhr, ARD-alpha: Der Weg zurMacht. Dokumentarspiel, D 2012.

SONNABEND, 16. August, 20.15Uhr, Phoenix: Das trojanischePferd. Reportage, USA 2004.

SONNABEND, 16. August, 20.15Uhr, ZDFinfo: Das Geiseldramavon Teheran.

SONNABEND, 16. August, 21 Uhr,ZDFinfo: Das Geiseldrama vonGladbeck.

SONNABEND, 16. August, 21.40Uhr, Phoenix: Mythos Sisi.

SONNABEND, 16. August, 21.45Uhr, ZDFinfo: Das Wunder vonMogadischu.

SONNTAG, 17. August, 11.10 Uhr,SWR/SR: Deutsche Dynastien(39): Die Hohenzollern.

SONNTAG, 17. August, 13.05 Uhr,SWR/SR: Rot ist die Liebe. Hei-matfilm über Hermann Löns, D 1956.

SONNTAG, 17. August, 15.45 Uhr,Phoenix: Schabowskis Zettel –

Die Nacht als die Mauer fiel.TV-Dokumentation, D 2009.

SONNTAG, 17. August, 17.15 Uhr,ZDFinfo: Aufgedeckt. Mysteriender Geschichte (2): Dass Ge-heimnis der Nazca-Linien.

SONNTAG, 17. August, 18.30 Uhr,3sat: Museums-Check mit Mar-kus Brock (27): KünstlerkolonieWorpswede.

SONNTAG, 17. August, 19.10 Uhr,3sat: Volkskrankheit Diabetes.Dokumentation.

SONNTAG, 17. August, 20.15 Uhr, Te-le 5: United. Sportdrama überdie 1958 mit dem Flugzeug ver-unglückte Mannschaft vonManchester United, GB 2011.

SONNTAG, 17. August, 20.15 Uhr,MDR: Elsa Brandström – DerEngel von Sibirien. Porträt, D 2014.

SONNTAG, 17. August, 21 Uhr, Phoe-nix: Kaiserin Adelheid – Diemächtigste Frau der Ottonen.Dokumentation, D 2010.

SONNTAG, 17. August, 21.45 Uhr,ZDFinfo: Aufgedeckt. Mysteriender Geschichte (3): El Dorado –Die Stadt aus Gold.

SONNTAG, 17. August, 22.50 Uhr,ARD-alpha: Ernst Thälmann –Wie er wirklich war.

SONNTAG, 17. August, 23.15 Uhr,ZDFinfo: Tod auf dem Scheiter-haufen – Hexenjagd in Großbri-tannien. Dokumentation, D 2013.

SONNTAG, 17. August, 23.30 Uhr,ZDF: Der letzte „Gigant“ – Aufder Suche nach Hitlers Riesen-flugzeug.

SONNTAG, 17. August, 0 Uhr,ZDFinfo: Die heißesten Mo-mente des Kalten Krieges.

SONNTAG, 17. August, 0.15 Uhr,Arte: Franz Liszt – Die spätenJahre. Dokumentation, I/D/F2011.

MONTAG, 18. August, 10 Uhr,ARD-alpha: Werner Heisen-berg (1): Die Poesie der Physik(1901–1921).

MONTAG, 18. August, 15.30 Uhr,ServusTV: Pionierinnen derNeuzeit: Alexandra David-Neel – Die verbotene Reise.

MONTAG, 18. August, 15.45 Uhr,ZDFinfo: Der Jahrhundertkrieg(9): Entscheidungsschlacht –Stalingrad 1943.

MONTAG, 18. August, 19.30 Uhr,Arte: Polen entdecken (1): VomRiesengebirge bis zu den Kar-paten.

MONTAG, 18. August, 21 Uhr,Phoenix: Die Geheimpläne desKalten Kriegs.

MONTAG, 18. August, 22 Uhr,WDR: Die herzkranke Gesell-schaft. Reportage.

MONTAG, 18. August, 22.05 Uhr,Bayern: Camille Claudel.Künstlerbiografie, F 1989.

MONTAG, 18. August, 23 Uhr,Phoenix: Lenin – Drama einesDiktators. Dokuporträt, D 2012.

MONTAG, 18. August, 0 Uhr, DasErste: Polen und seine Deut-schen. Dokumentation, D 2014.

DIENSTAG, 19. August, 15.45 Uhr,ZDFinfo: Das Geheimnis vonPompeji.

DIENSTAG, 19. August, 15.30 Uhr,

ServusTV: Pionierinnen derNeuzeit: Amelia Earhart – Dergefallene Engel.

DIENSTAG, 19. August, 16.10 Uhr,N24: Robin Hood – Die wahreGeschichte.

DIENSTAG, 19. August, 19.30 Uhr,Arte: Polen entdecken (2): VomStettiner Haff bis zu den Sümp-fen der Biebrza.

DIENSTAG, 19. August, 20.15 Uhr,tagesschau24: GeheimnisvolleOrte (56): Die Humboldt-Uni-versität.

DIENSTAG, 19. August, 20.15 Uhr,RBB: Bilderbuch: Berlin Köpe-nick (10). Dokumentation, D2012.

DIENSTAG, 19. August, 22.25 Uhr,3sat: München 72 – Das Atten-tat. Dokumentarspiel, D 2011.

DIENSTAG, 19. August, 22.45 Uhr,Das Erste: Wem gehört dieStadt? – Wenn das Geld dieMenschen verdrängt. Doku-mentation, D 2014.

DIENSTAG, 19. August, 0 Uhr, NDR:Abschied von Oma – Das be-gleiten eines Menschen in derletzten Lebensphase.

DIENSTAG, 19. August, 0.05 Uhr,N24: Pearl Harbor – Der Tagdanach.

MITTWOCH, 20. August, 15.30 Uhr,ServusTV: Pionierinnen derNeuzeit: Anna Leonowens –Anna und der König von Siam.

MITTWOCH, 20. August, 19.30 Uhr,3sat: Der Geschmack Europas(3): Siebenbürgen.

MITTWOCH, 20. August, 19.30 Uhr,Arte: Polen entdecken (3): Von

Masuren bis zu den Ostsee-stränden.

MITTWOCH, 20. August, 19.30 Uhr,ZDFinfo: Brandstifter imStaatsauftrag? – V-Leute undder rechte Terror.

MITTWOCH, 20. August, 21.45 Uhr,Hessen: Der Arbeitsmarktre-port – das Märchen vom Fach-kräftemangel.

MITTWOCH, 20. August, 22.05 Uhr,Bayern: Ein letzter Sommer –Der Countdown zum ZweitenWeltkrieg (1).

MITTWOCH, 20. August, 0.15 Uhr,Schätze der Welt (407): Derpreußische Garten – Berlinund Brandenburg, Deutsch-land.

DONNERSTAG, 21. August, 14.05Uhr, N24: Die Charité – High-tech-Klinik mit Tradition.

DONNERSTAG, 21. August, 15.30Uhr, ServusTV: Pionierinnender Neuzeit: Gertrude Bell –Die Tochter Arabiens.

DONNERSTAG, 21. August, 15.45Uhr, Einsfestival: SchlachtfeldPolitik – Die finstere Seite derMacht.

DONNERSTAG, 21. August, 16.30Uhr, Einsfestival: Gysi und dieStasi – Ein Politiker im Zwie-licht.

DONNERSTAG, 21. August, 17 Uhr,ZDFinfo: Ein Land erschießtsich selbst.

DONNERSTAG, 21. August, 19.30Uhr, Arte: Wildes Polen – Tatra,Ostsee und Masuren. Doku-mentation, D 2012.

DONNERSTAG, 21. August, 20.15

Uhr, Arte: Bonjour Sagan. Bio-grafie, F 2008.

DONNERSTAG, 21. August, 20.15Uhr, ServusTV: Der große Auf-bruch – Die Pioniere Amerikas(7): Geld macht Politik.

DONNERSTAG, 21. August, 21.05Uhr, N24: Raketenwerfer undHaubitzen – Die Artillerie derBundeswehr.

DONNERSTAG, 21. August, 21.45Uhr, ARD-alpha: Werner Hei-senberg (2): Was die Welt imInnersten zusammenhält(1922–1925).

DONNERSTAG, 21. August, 22.05Uhr, N24: Operation DesertStorm. Dokumentation, USA2007.

DONNERSTAG, 21. August, 22.20Uhr, ZDF: außendienst XXL(2): Aktiv – ausgegrenzt – ab-geschoben – Wie geht die Weltmit ihren Alten um?

FREITAG, 22. August, 11.45 Uhr,Arte: Der Fluch des Hope-Dia-manten. DokumentationUSA/GB 2010.

FREITAG, 22. August, 15.30 Uhr,ServusTV: Pionierinnen derNeuzeit: Marguerite Harrison– Eine Spionin in Moskau.

FREITAG, 22. August, 19.30 Uhr,Kulturzeit extra: Reisen zumgroßen Krieg – Eine Spurensu-che zum Ersten Weltkrieg.

FREITAG, 22. August, 20.15 Uhr,ZDFinfo: Todesfalle Atlantik.

FREITAG, 22. August, 21.00 Uhr,ZDFinfo: Der Jahrhundertkrieg(8): Entscheidungsschlacht –Moskau 1941.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

ZUM 101. GEBURTSTAG

Maczeyzik, Erna, geb. Gerths, ausHeldenfelde, Kreis Lyck, am 17. August

ZUM 100. GEBURTSTAG

Fidorra, Frida, geb. Roßmannek,aus Schützengrund, Kreis Or-telsburg, am 21. August

Flath, Ilse, geb. Geelhaar, aus Löt-zen, am 21. August

Schwemer, Otto, aus Kölmers-dorf, Kreis Lyck, am 20. August

ZUM 99. GEBURTSTAG

Kosidowski, Marta, geb. Lask, ausSchelasken, Kreis Lyck, am 16. August

ZUM 97. GEBURTSTAG

Schulz, Grete, geb. Kochanowski,aus Neidenburg, am 19. August

ZUM 95. GEBURTSTAG

Rieder, Elfriede, geb. Koch, ausEydtkau, Kreis Ebenrode, am19. August

Sokoll, Gerhard, aus Wehlau, am20. August

Westmeier, Karl-Heinz, aus Palm-nicken, Kreis Samland, am 22. August

ZUM 94. GEBURTSTAG

Kalleß, Gertrud, aus Schackwie-se, Kreis Elchniederung, am 18. August

Nelson, Hans-Ulrich, aus Wehlau,am 20. August

Paske, Günter, aus Kreuzingen,Kreis Elchniederung, am 17. August

Prengel, Anna, geb. Sawatzki, ausSchölen, Kreis Heiligenbeil, am22. August

Rieck, Heinz, aus Fischhausen,Kreis Samland, und aus Treu-burg, am 16. August

Sossong, Erna, geb. Usko, ausLindenfließ, Kreis Lyck, am 21. August

Zöller, Annemarie, geb. Orlows-ki, aus Lyck, Memeler Weg 4,am 16. August

ZUM 93. GEBURTSTAG

Elbrechtz, Gisela, geb. Regier, ausOrtelsburg, am 19. August

Hill, Gerda, geb. Hill, aus Balga,Kreis Heiligenbeil, am 1. Au-gust

Rautenberg, Fritz, aus Eichen,Kreis Preußisch Eylau, am 17. August

Schergaut, Margarete, geb. Wra-se, aus Schenken, am 22. Au-gust

ZUM 92. GEBURTSTAG

Boettcher, Margarete, geb. Kowa-lewski, aus Guhsen, Kreis Treu-burg, am 20. August

Gassner, Elisabeth, geb. Leimann,aus Walden, Kreis Lyck, am 18. August

Gawehns, Gertrud, geb. Müller,aus Schellendorf, Kreis Ebenro-de, am 22. August

Gehne, Meta, geb. Benger, ausSchloßbach, Kreis Ebenrode,am 18. August

Josun, Heinz, aus Eydtkau, KreisEbenrode, am 22. August

Junker, Gustav, aus Tawe, KreisElchniederung, am 18. August

Krüger, Frieda, geb. Sanio, ausNeuendorf, Kreis Lyck, am 18. August

Ruhnau, Christel, geb. Karwows-ki, aus Widminnen, am 16. Au-gust

Schneider, Wanda, geb. Sawatzki,aus Schölen, Kreis Heiligenbeil,am 16. August

Suchowitz, Ursula, geb. Steinke,aus Prostken, Kreis Lyck, am 17. August

Wöbcke, Lucie, geb. Hildebrandt,aus Pillau, Kreis Samland, am21. August

ZUM 91. GEBURTSTAG

Baginski, Erwin, aus Garbassen,Kreis Treuburg, am 18. August

Berg, Anneliese, geb. Riedel, ausLesgewangen, Kreis Tilsit-Rag-nit, am 19. August

Foth, Carlos, aus Reimannswalde,Kreis Treuburg, am 17. August

Frank, Gertrud, geb. Palm, ausHeinrichswalde, Kreis Elchnie-derung, am 21. August

Herrmann, Irmgard, geb. Andres,aus Groß Allendorf, Kreis Weh-lau, am 16. August

Korte, Johanna, geb. Galensa, ausSeesken, Kreis Treuburg, am 18. August

Kuckuck, Erna, geb. Kuckuck, ausFreudenfeld, Kreis Wehlau, am20. August

Lietz, Elisabeth, geb. Neumann,aus Groß Steegen, Kreis Preu-ßisch Eylau, am 22. August

Müller, Ursula, aus Lyck, Bis-marckstraße 24, am 18. August

Senkull, Christel, geb. Bytzek, ausSeegutten, Kreis Johannisburg,am 17. August

Skirlo, Ursula, geb. Schiweck, ausNeukirch, Kreis Elchniederung,am 21. August

Skowronek, Herta, aus Lyck, am22. August

Stach, Ernst-Otto, aus Omulef-ofen, Kreis Neidenburg, am 21. August

Terzi, Hedwig von, aus Lyck,Falkstraße 11, am 22. August

Zielasek, Dr. Gotthold, aus Lie-benberg, Kreis Ortelsburg, am19. August

ZUM 90. GEBURTSTAG

Breitkreuz, Gertrude, geb. Jorze-nuk, aus Herzogskirchen, KreisTreuburg, am 19. August

Bressau, Heinz, aus Treuburg,am 21. August

Clausnitzer, Dr. Ruth, aus Ortels-burg, am 21. August

Czernitzki, Ernst, aus Neuend-orf, Kreis Treuburg, am 16. Au-gust

Diestel, Brigitte, geb. Bark, ausGroß Allendorf, Kreis Wehlau,am 21. August

Döring, Charlotte, geb. Lemke,aus Bartkengut, Kreis Neiden-burg, am 17. August

Grams, Ruth, geb. Bialluch, ausMarkshöven, Kreis Ortelsburg,am 20. August

Kunkel, Ursula, geb. Böhm, ausHeiligenbeil, Neubauer Weg 7,am 16. August

Niemeier, Hedwig, aus Fohren-horst, Kreis Ebenrode, am 20. August

Platz, Ursula, geb. Franke, ausTapiau, Kreis Wehlau, am 16. August

Raths, Ruth, geb. Kelbch, aus Or-telsburg, am 18. August

Schulewski, Siegfried, aus Mar-tinshöhe, Kreis Lyck, am 22. August

Springer, Brunhilde, geb. Reuß,aus Wenzbach, Kreis Ebenro-de, am 22. August

Zacharias, Walter, aus Reiffenro-de, Kreis Lyck, am 19. August

ZUM 85. GEBURTSTAG

Albrecht, Ingrid, geb. Schwahn,aus Wehlau, am 17. August

Alff, Elfriede, geb. Stumpf, ausLüdtkenfürst, Kreis Heiligen-beil, am 16. August

Borris, Heinz, aus Eichensee,Kreis Lyck, am 18. August

Chilla, Erika, geb. Senff, aus Lu-ckau, Kreis Ortelsburg, am 22. August

Dausch, Adelheid, geb. Bednarz,aus Wallen, Kreis Ortelsburg,am 16. August

Delkus, Werner, aus Grenzberg,Kreis Elchniederung, am 18. August

Döhler, Gerda, geb. Böhm, ausSanditten, Kreis Wehlau, am 20. August

Henke, Eleonore, geb. Neumann,aus Follendorf, Kreis Heiligen-beil, am 4. August

Höflich, Elsbeth, geb. Scheel, ausGodrienen, Kreis Samland, am17. August

Jeworrek-Berger, Heinz, ausBergwalde, Kreis Lötzen, am 21. August

Kasprik, Heinz, aus Duneiken,Kreis Treuburg, am 16. August

Knöschke, Karl-Heinz, aus Neu-damm/Neumark, Kreis Königs-berg, am 17. August

Koppenhage, Helmut, aus Ger-mau, Kreis Samland, am 19. August

Lang, Karl, aus Stobingen, KreisWehlau, am 19. August

Lübke, Waltraut, geb. Aschendorf,aus Auersberg, Kreis Lyck, am20. August

Mauritz, Robert, aus Wildwiese,Kreis Elchniederung, am 20. August

Mischnat, Elisabeth, geb. Kali-nowski, aus Prostken, Kreis

Lyck, am 22. AugustReiter, Margarete, geb. Runge,aus Schlottau, Kreis Trebnitz,am 16. August

Rexhausen, Hanna, geb. Kobus,aus Ortelsburg, am 18. August

Rodenbeck, Elfriede, geb. Jusseit,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 21. August

Rummler, Edith, geb. Schwill, ausBalga, Kreis Heiligenbeil, am 4. August

Scheidegger, Herta, geb. Jorzik,aus Reuß, Kreis Treuburg, am18. August

Schlimme, Helga, geb. Hildeb-randt, aus Königsberg, Vorder-roßgarten 63, am 22. August

Schmucker, Magda, geb. Schos-sau, aus Ragnit, Kreis Tilsit-Ragnit, am 17. August

Sembritzki, Kurt, aus Sonnau,Kreis Lyck, am 17. August

Sprotte, Inge, geb. Kaulbach, ausKalkofen, Kreis Lyck, am 21. August

Steinert, Horst, aus Treuburg, am22. August

Wessel, Egon, aus Treuburg, am19. August

ZUM 80. GEBURTSTAG

Bartikowski, Kurt, aus Grallau,Kreis Neidenburg, am 19. Au-gust

Bruckmann, Hildegard, geb.Schlicht, aus Königsdorf/Dö-senbruch, Kreis Heiligenbeil,am 21. August

Gehring, Waldemar, aus Gowar-ten, Kreis Elchniederung, am20. August

Gnoza, Gerhard, aus Bönkenwal-de, Kreis Heiligenbeil, am 16. August

Gröning, Hilde, geb. Evers, ausAlle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung! Glückwünsche

Fortsetzung auf Seite 16

Page 16: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

„Ostpreußen in der Zeit zwischen den Befreiungskriegen unddem Ersten Weltkrieg“ lautet das Thema des Geschichtssemi-nars der Landsmannschaft Ostpreußen vom 19. bis 21. Septem-ber 2014 im Ostheim in Bad Pyrmont. Auf dem Programm dervon Dr. Sebastian Husen geleiteten Wochenendveranstaltungstehen Vorträge über die niederdeutsche Literatur, zur Eisen-bahngeschichte, zum Denkmalschutz, zum höheren Schulwe-sen, zur Albertus-Universität Königsberg, zur Gründung undEntwicklung der Prussia und zum Wirken von Theodor v.Schön. Referieren werden unter anderem Rainer Claaßen, Dr.Reinhard Goltz, Hans-Jörg Froese, Dr. Stefan Hartmann, Mar-gund Hinz, Dr. Jürgen W. Schmidt und Dr. Christian Tilitzki. DieSeminargebühr beträgt 60 Euro. Vollverpflegung und Unterbrin-gung sind frei. Anmeldeunterlagen und nähere Informationenbei der Landsmannschaft Ostpreußen, Dr. Sebastian Husen,Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 414008-23; Fax(040)414008-48; E-Mail: [email protected]

Freitag, 29. August, 16 Uhr, TuS,Zielitzer Straße: Treffen des Sin-gekreises.

Mölln – Mittwoch, 27. August,15 Uhr, Quellenhof: Erste Mitglie-derversammlung im zweitenHalbjahr. Mitglied Conrad-Ko-walski wird einen Vortrag überdas ostpreußische Volkslied alsTeil der deutschen Volksliedkul-tur halten. Im Jahre 1773 prägteJohann Herder den Begriff desVolksliedes. Lieder über die Wan-derlust, Liebesleid und Freud’,Sehnsucht nach der Liebsten undHeimat zeichneten ein buntesBild der deutschen Volksliedkul-tur. Herder wurde besonders fün-dig in Ostpreußen und Litauen.Weiter wird bekannt gegeben,dass der Ortsverband nochmalsin diesen Jahr eine Ausfahrt ma-chen wird. Herr Schumacher hatmit der Firma Vokuhl aus Möllneine Tagesbusfahrt, am 20. Augustnach Holtsee und Eckernfördeausgearbeitet. In Holtsee werdendie Teilnehmer in einer Käsereieine zweistündige Brotmahlzeitmachen, in Eckernförde geht eszu einer Besichtigung in einer

HE IMATARBE IT16 Nr. 33 – 16. August 2014

Friedrichsdorf, Kreis Wehlau,am 17. August

Heckmann, Gerhard, aus Balga,Kreis Heiligenbeil, am 19. Au-gust

Henke, Brigitte, geb. Angrabeit,aus Tapiau, Kreis Wehlau, am19. August

Henke, Hildegard, geb. Goronzy,aus Passenheim, Kreis Ortels-burg, am 18. August

Jeschick, Günter, aus Dullen,Kreis Treuburg, am 17. August

Krause, Eva, geb. Bolz, aus Scha-kendorf, Kreis Elchniederung,am 18. August

Krumm, Anneliese, geb. Grosals-ki, aus Preußisch Eylau, am 21. August

Kullik, Erwin, aus Kölmersdorf,Kreis Lyck, am 19. August

Mack, Anna-Maria, aus Fröh-lichshof, Kreis Ortelsburg, am22. August

Masuch, Helmut, aus Fürsten-walde, Kreis Ortelsburg, am 20. August

Merkel, Erika, aus Freythen,Kreis Ortelsburg, am 16. Au-gust

Mittag, Eckhard, aus Neiden-burg, am 17. August

Müller, Werner, aus Scharfeneck,Kreis Ebenrode, am 19. August

Neitzert, Waltraut, geb. Böttcher,aus Dorotheenhof, Kreis Sam-land, am 21. August

Rockhoff, Gisela, geb. Windzus,aus Klein Medenau, KreisSamland, am 19. August

Sadrowski, Irmgard, geb. Kili-mann, aus Rehbruch, Kreis Or-telsburg, am 16. August

Scheuber, Helga, geb. Zielasko,aus Steinberg, Kreis Lyck, am17. August

Schmidt, Gerda, geb. Böhm, ausPobethen, Kreis Samland, am22. August

Surminski, Arno, aus Jäglack, am20. August

Trunk, Ursula, geb. Fähnrich,aus Neukirch, Kreis Elchniede-

rung, am 17. AugustZielinski, Heinz, aus Talau, KreisJohannisburg, am 19. August

ZUM 75. GEBURTSTAG

Baezner, Reintraut, geb. Melenk,aus Gutsfelde, Kreis Elchnie-derung, am 22. August

Borbe, Hubert, aus Lank, KreisHeiligenbeil, am 9. August

Engelking, Marlene, geb. Kob-bert, aus Paggehnen, KreisSamland, am, 19. August

Görke, Siegbert, aus Allenburg,Kreis Wehlau, am 16. August

Grigat, Diethelm, aus Stampel-ken, Kreis Wehlau, am 17. Au-gust

Grube, Ursula, aus Schatzberg,Kreis Preußisch Eylau, am 19. August

Heykena, Gerda, geb. Kreppert,aus Wargen, Kreis Samland,am 20. August

Holzmann, Karin, geb. Jaku-bowski, aus Wehlau, am 16. August

Kraeuter, Evelin, geb. Weiß, ausOrtelsburg, am 18. August

Krause, Hartmut, aus Mohrun-gen, am 21. August

Lankat, Werner, aus Wallenrode,Kreis Treuburg, am 22. August

Lewandowski, Klaus, aus Gold-bach, Kreis Wehlau, am 17. Au-gust

Maschitzki, Irmgard, geb. Plam-beck, aus Groß Michelau, KreisWehlau, am 22. August

Moritz, Inge, aus Dorf Trakeh-nen, Kreis Ebenrode, am 20. August

Neye, Rosemarie, geb. Gusko,aus Bergenau, Kreis Treuburg,am 17. August

Rünzel, Gertraud, geb. Zakr-zewski, aus Grünfließ, KreisNeidenburg, am 22. August

Seeck, Brigitte, geb. Seeck, ausGrünlinde, Kreis Wehlau, am19. August

Wallis, Kurt, aus Rettkau, KreisNeidenburg, am 21. August

Wilkewitz, Rudi, aus Sanditten,Kreis Wehlau, am 20. August

Wolfram, Luise, aus Königsberg,am 21. August

GlückwünscheFortsetzung von Seite 15

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ERBEN GESUCHTVerwandte der Eheleute JohannWilhelm BURGSCHAT (geboren1899 in Juckeln, später BuchhofKrs. Insterburg) und Ida BURG-SCHAT geb. Girrulat (geboren 1899in Groß Kummeln Krs. Ragnit), dieim Jahre 1922 in Kraupischken Krs.Tilsit-Ragnit geheiratet haben.

Meldungen erbeten an Dipl.-Kfm. Wolfgang Moser

Hauptstr. 4, D-76534 Baden-BadenTel.: 07221-36 96-14 (Fax: -30)

E-Mail: [email protected]

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Ludwigsburg – Dienstag, 26. August, 15 Uhr, Krauthof, Bai-hinger Straße 27: Sommferfest.Stuttgart – Sonnabend, 30. Au-

gust, 14 Uhr, Haus der Heimat,Großer Saal, Schloßstraße 92: Bil-dervortrag von Ursula Gehm,Landeskulturreferentin LO: „DieEntwicklung im Königsberger Ge-biet 1987 – 2013“. Gäste sindherzlich eingeladen.Ulm/Neu-Ulm – Sonnabend,

16. August, 14.30 Uhr, Ulmer Stu-ben: Monatliches Treffen. – DerLandesverband veranstaltet eineSechs-Tages-Fahrt zum zentralenTag der Heimat in Berlin. Sie be-ginnt am 26. August, führt nachBad Frankenhausen, Wernigerode,Quedlinburg und Berlin, wo am30. August die zentrale Feierstun-de zum Tag der Heimat stattfindet.Der Festakt findet nicht im Kon-gresszentrum, sondern imUrania-Palast statt. Rückfahrt am31. August. Anmeldungen nimmtFrau Wulf, BdV Stuttgart, entge-gen.

Landshut – Dienstag, 19. Au-gust, 14 Uhr, Gasthaus Zur Insel:Treffen der Gruppe. – Dienstag, 2.September: Ausflug zur Garten-schau in Deggendorf. Fahrt mit ei-genen Pkws.München – Jeden Montag, 18

bis 20 Uhr, Haus des Deutschen

Ostens: Ostpreußischer Sänger-kreis. Kontakt: Dr. Gerhard Gräf,Offenbachstraße 60, 85598 Bald-ham, Telefon (08106) 4960.

KREISGRUPPE

Insterburg – DieGruppe trifft sich je-den 1. Mittwoch imMonat (außer Januarund Juli) mit Liedern

und kulturellem Programm um 12Uhr, Hotel Zum Zeppelin, Froh-mestraße 123–125. Kontakt: Man-fred Samel, Friedrich-Ebert-Stra-ße 69 b, 22459 Hamburg. Tele-fon/Fax (040) 587585, E-Mail:[email protected].

Sensburg – Sonn-abend, 13. Septem-ber, 14 Uhr, CaféPrinzess, Alsterdor-fer Straße 572, Ham-

burg-Ohlsdorf: Gemütliches Bei-sammensein. Erstes Treffen nachder Sommerpause.

Darmstadt-Dieburg – Sonn-abend, 16. August, 15 Uhr, Luise-Büchner-Haus/Bürgerhaus AmSee, Neu-Kranichstein, Grund-straße 10 (EKZ): Monatstreffen.Nach der Kaffeetafel würdigtChristian Keller die Leistungendes Elbinger Unternehmers Ferdi-nand Schichau anlässlich seines200. Geburtstages.

Buxtehude – Freitag, 29. August:Besuch der „Alten Wassermühlein Övelgönne“. 14.30 Uhr: Treffenund Abfahrt auf dem Schafmarkt-platz in Altkloster, soweit mög-lich, mit Pkw. 14.45 Uhr: AbfahrtZOB. 15.15 Uhr: Övelgönne –Wassermühle, Hemberg 5: Füh-rung „Leben und Arbeiten alsMüller“, anschließend Kaffee undKuchen in der Mühle. Zeit zumPlachandern. Die Gruppe wirdversuchen, alle Teilnehmer mitPkw zur Mühle zu bringen. Bitte

bei der Anmeldung daher ange-ben, ob Pkw vorhanden und wieviele Personen mitgenommenwerden können. Statt eines festenKostenbeitrags bittet die Gruppeum eine entsprechende Spende.Anmeldung bis zum 22. Augusterforderlich. Ansprechpartner:Wolfgang Weyer, Telefon (04161)3406.

Bielefeld – Freitag, 28. August,15 Uhr, Wilhelmstraße 13, 33602Bielefeld: Treffen des Literatur-kreises. – Montag, 1. September,15 Uhr, Wilhelmstraße 13, 33602Bielefeld: Zusammentreffen derFrauengruppe. – Donnerstag, 4. September, 15 Uhr, Wilhelm-straße 13, 33602 Bielefeld:Stammtisch der Königsberger undFreunde der Hauptstadt Ostpreu-ßens.Bonn – Dienstag, 2. September,

18 Uhr, Großer Sitzungssaal desRathauses Bonn-Beuel: Auftakt-veranstaltung zum Tag der Heimatin Bonn.Düsseldorf – Jeden Mittwoch,

18.30 bis 20 Uhr, GHH/Eichen-dorff-Saal, 1. Etage: Chorprobeder Düsseldorfer Chorgemein-schaft. – Dienstag, 26. August, 19 Uhr, GHH/Eichendorff-Saal:Filmvorführung „Die große Illu-sion“ (F 1937). – Mittwoch, 3. September, 15 Uhr, GHH/Raum311 „Siebenbürger Sachsen“: Ost-deutsche Stickerei mit Helga Leh-mann und Christel Knackstädt. –Donnerstag, 4. September, 19 Uhr,GHH/Konferenzraum: Lesungund Gespräch mit Dr. Hajo Buchund PD Dr. Winfrid Halder: „Zu-stand einer erhöhten seelischenAusgeglichenheit“. Zum 50. To-destag Werner Bergengruens(1892–1964). – Donnerstag, 4. September, 19.30 Uhr: OffenesSingen mit Barbara Schoch. Neuss – Donnerstag, 4. Septem-

ber, 15 bis 18 Uhr, OstdeutscheHeimatstube, Oberstraße 17: „Tagder offenen Tür“ mit Kaffee undKuchen. Witten – Montag, 18. August, 15

Uhr, Evangelisch-LutherischeKreuzgemeinde, Lutherstraße 6–10: Urlaubsberichte. Erlebnisseder Mitglieder.

Mainz – Mittwoch, 20. August:Nachmittagsfahrt mit dem Schiffder Primus-Linie in den Rhein-gau. Abfahrt ab Mainz/Fischtor,Anlegestelle der Primus-Linie um14.15 Uhr, Rückkehr gegen 17.05Uhr (Ankunft Mainz/Fischtor). –Jeden Freitag, 13 Uhr, Café Oase,Schönbornstraße 16, 55116: DieGruppe trifft sich zum Karten-spielen. – Sonnabend, 30. August,15 Uhr, Theodor-Heuss-Platz,Berlin: Kranzniederlegung am Tagder Heimat.

Gardelegen – Freitag, 5. Sep-tember, 12 Uhr, KnackmußscherHof, Letzlingen: Pellkartoffelessenmit Programm.Magdeburg – Dienstag, 26. Au-

gust, 13.30 Uhr, Immermannstra-ße: Treffen der Stickerchen. –

Bonbonfabrik und anschließendist noch Zeit zum Bummeln in derFußgängerzone von Eckernförde.Am Hafen von Eckernförde stehtdas Kurfürstendenkmal von Friedrich Wilhelm dem Großen,dem Kurfürsten und Erbauer derZitadelle von Pillau. Am 30. Au-gust fährt der Bund der Vertriebe-nen (BDV) unter der Leitung vonFrau Kindermann aus Ratzeburgzum Tag der Heimat nach Berlin.Im September findet ein Osthei-matgottesdienst in der JohannisKirche in Lüneburg statt. Zu die-sen beiden Veranstaltungen istder Ortsverband auch eingeladen.Zu all diesen Veranstaltungensind auch die Landsleute ausPommern, Danzig, Schlesien undMölln sehr herzlich eingeladen.

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEIT

LANDESGRUPPEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERNErster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Kippingstr. 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. 2. Vor-sitzender: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69 b, 22459Hamburg, Telefon/Fax (040)587585, E-Mail: [email protected].

HAMBURG

Vorsitzender: Eberhard Traum,Wächtersbacherstraße 33,63636 Brachtal, Telefon (06053)708612.

HESSEN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Michael Gründling, GroßeBauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner. Geschäfts-stelle: Telefon (0431) 554758, Wil-helminenstr. 47/49, 24103 Kiel.

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Jahr 2014

19. bis 21. September: Geschichtsseminar, Bad Pyrmont.13. bis 19. Oktober: Werkwoche, Bad Pyrmont.18. Oktober: 7. Deutsch-Russisches Forum im Königsberger Gebiet(geschlossener Teilnehmerkreis).

24. bis 26. Oktober: Schriftleiterseminar, Bad Pyrmont.1./2. November: Ostpreußische Landesvertretung, Bad Pyrmont.3. bis 7. November: Kulturhistorisches Seminar für Frauen in BadPyrmont.

Jahr 2015

7./8. März: Arbeitstagung der Kreisvertreter, Bad Pyrmont.11./12. April: Arbeitstagung der Deutschen Vereine im südlichenOstpreußen.

20. Juni: Sommerfest der Deutschen Vereine im südlichen Ost-preußen.

Auskünfte bei der Bundesgeschäftsstelle der LandsmannschaftOstpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 414008-26 oder [email protected].

TERMINE DER LO

GESCHICHTSSEMINAR

Oberschlesisches Landesmuseum – Ausstellungen: „Fahren, Glei-ten, Rollen. Mobil sein im Wandel der Zeit“, noch bis 5. Oktober: Zeitreise durch Schlesiens Mobilitätsgeschichte „Schönwald – ein stickendes Dorf aus der Vergangenheit“, eineAusstellung mit dem Museum in Gleiwitz [Gliwice] noch bis 14. September. Veranstaltungstermine: Sonntag, 31. August, 15 Uhr: ÖffentlicheFührung durch die Sonderausstellung „Fahren, Gleiten, Rollen!“.Kosten: 6 Euro (Führung und Eintritt). Anmeldung erwünschtunter Telefon (02102) 965-256 oder 965-356 / E-Mail:[email protected]. Oberschlesisches Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, 40883 Ra-tingen, Telefon (02102) 9650, Fax: (021 02) 96 54 00.

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Zur Sitzung der Delegiertenver-sammlung der KG Elchniederunge.V. lade ich hiermit ein. Die Sit-zung findet am 12. September ab14 Uhr im Hotel Esplanade in BadNenndorf statt. Tagesordnung: Be-grüßung durch den KreisvertreterA. Öffentlicher Teil: 1. Eröffnungder Versammlung und Feststel-lung der Beschlussfähigkeit, 2. Abstimmung über die Tages-ordnung, 3. Protokoll der Dele-giertenversammlung vom 13. Sep-tember 2013, 4. Bericht des Kreis-vertreters mit Aussprache, 5. Kas-senbericht 2013 – Prüfung vom23. April 2014 (Romeike/West-phal), 6. Entlastung des Vorstan-des für das Jahr 2013, 7. Wirt-schaftsplan 2014–2015, 8. Veran-staltungen im Jahr 2014–2015,Ostpreußentreffen Mecklenburg-Vorpommern in Rostock am 27. September, Deutsch-Russi-sches Forum vom 17. bis 20. Ok-tober, Nachbarschaftsgespräch inSchmalkalden am 14. März 2015,Feier 60 Jahre Patenschaft in BadBentheim vom 8. bis 9. Mai 2015,Kreis- und Nachbarschaftstreffenin Bad Nenndorf vom 10. bis 13. September 2015, 9. Wahl einesGeschäftsführers, 9a Wahl eines2. stellvertretenden Vorsitzenden,10. Beitrag der ArbeitsgruppeFortbestand Elchniederung 11. Beitrag Bildarchiv, 12. BeitragFamilienforschung, 13. Verschie-denes. B. Nichtöffentlicher Teil.

Am Sonntag, 31. August, findetim Kolping-Restaurant, Maximi-lian-Kolbe-Straße 14–18 in Bo-chum das Treffen der Ortsge-meinschaft Rhein statt. Auch Gä-ste sind herzlich willkommen.Wer schon am Sonnabend, 30.August, anreist, kann sich zurÜbernachtung im Kolping-Hotel,Telefon (0234) 60 190 anmelden.– Auskunft zum Treffen beim Or-ganisator Heinz Rothkamm, Beethovenstraße 41 in 51427Bergisch Gladbach, Telefon(02204) 58 69 835.

Am 5. August 2014 verstarb inMünchen Max Niedzwetzki. Erwurde am 24. Februar 1922 inNeuendorf, Kr. Lyck, geboren.Max Niedzwetzki war von 1982bis 2008 Ortsvertreter seines Hei-matdorfes und von 1987 bis 2003auch Bezirksvertreter des BezirksLyck-Land. Er war ein sehr hei-mattreuer Landsmann. Auf vielenReisen in seine Heimat hat er eingutes Verhältnis zu den jetzigenBewohnern seines Heimatdorfesaufgebaut. Unter anderem hat erin Neuendorf den Ortsfriedhofund gegen anfängliche Widerstän-de auch das Soldaten-Ehrenmalrenoviert. In der Wendezeit (1989)wurde zusammen mit den Polendas 550-jährige Ortsjubiläum vonNeuendorf gefeiert, was damalsnoch nicht selbstverständlich war.Auch die Deutsche Minderheit inLyck hat er unterstützt. Bei denjährlichen Kreistreffen in unsererPatenstadt Hagen sorgte er mitseinem Wurststand für eine guteVerpflegung der Minderheit. Fürseine Verdienste wurde ihm am30. August 1997 das Silberne Eh-renzeichen der LandsmannschaftOstpreußen verliehen. Bei der Kreisgemeinschaft Lyck

wird Max Niedzwetzki in guterErinnerung bleiben.

Am Freitag, 27. Juni, war es end-lich soweit: Im Rahmen einerkleinen Feierstunde in dem Eh-renhain für die Gefallenen ausdem Kirchspiel Hohensalzburg(zehn Kilometer von Ragnit ent-

fernt) weihten wir eine Gedenkta-fel für die früheren Bewohner die-ses Kirchspiels ein. Die Bürger-meisterin von Lunino, wie Ho-hensalzburg heute heißt, hatte be-reits im August 2013 zugestimmt,dass ich einen Text auf Russischund Deutsch entwerfe. Nachdemsie ihre Zustimmung zu der Text-fassung gegeben hatte, ließ ich dieGedenktafel bei einem russland-deutschen Steinmetz aus Nord-rhein-Westfalen, erstellen. Alte Ostpreußen aus dem

Kirchspiel Hohensalzburg mach-ten durch ihre Spende die Erstel-lung dieser Tafel möglich. AmPfingstmontag nahm ich die Tafelmit auf die 1300 Kilometer langeReise nach Gumbinnen. Dort, so-wie in Insterburg, Heinrichswaldeund weiteren sechs Orten, feierteich wieder Gottesdienste mit denevangelisch-lutherischen Ge-meinden innerhalb der drei Wo-chen, in denen ich den Pfarrervon Insterburg vertrat.An der Feierstunde nahmen ne-

ben der Bürgermeisterin die Mit-arbeiterinnen der örtlichen Ver-waltung sowie Bewohner des Or-tes teil. Die Kosten für die Einfas-sung der Gedenktafel und ihreAufstellung übernahm die Ver-waltung von Hohensalzburg [Lu-nino]. Ich bin sehr dankbar dafür,dass es auf russischer Seite vielVerständnis dafür gibt, dass wir sodie Erinnerung an die deutscheVergangenheit dieses wunder-schönen und immer noch vomKriege gezeichneten Landes wachhalten! Pfarrer Martin Lipsch,

Solingen, Kirchspielvertreterfür Hohensalzburg in der

Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit

Die folgende Ansprache hieltPastor Martin Lipsch auf Rus-sisch bei der Einweihung: „Ver-ehrte Valerija Kudaschewa, ver-ehrte Mitarbeiter der Verwaltungund Einwohner des Dorfes Luni-no, verehrte Gäste und Besucherdieser Veranstaltung!Zuerst möchte ich mich ein we-

nig vorstellen. Ich heiße MartinLipsch, ich arbeite als Pastor ineiner evangelischen Kirchenge-meinde in der Stadt Solingen.Diese Stadt ist 30 Kilometer ent-fernt von Düsseldorf und 40 Kilo-meter von Köln. Das ehemaligeOstpreußen ist die Heimat mei-ner Vorfahren. Vor sieben Jahrenhabe ich zum ersten Mal die Hei-mat der Väter besucht.Mein Vater wurde vor dem

Krieg nicht weit von Ragnit gebo-ren. zehn Kilometer von hier hat-te mein Großvater einen Bauern-hof. Im Juni dieses Jahres halteich Gottesdienste in den evangeli-schen Gemeinden in Heinrichs-walde, Insterburg und Gumbin-nen. Für mich ist das eine großeFreude, dass ich während meinesUrlaubes in der Heimat meinerVorfahren pastorale Dienste aus-üben kann.Ich bin der Vorsitzende des

Vereins der ehemaligen Einwoh-ner und ihrer Nachfahren vonHohensalzburg, wie Lunino biszum Ende des Krieges hieß.Für die ehemaligen Einwohner

dieses Dorfes ist es sehr wichtig,dass wir, Russen und Deutsche,niemals die Geschichte diesesLandes vergessen. Ich denke,dass Sie diesen Wunsch gut ver-stehen. Mitglieder unseres Ver-

HE IMATARBE IT Nr. 33 – 16. August 2014 17

Wenn die Kraft zu Ende geht,ist die Erlösung eine Gnade.

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschiedvon unserer Mutter, Schwiegermutter, Oma, Schwester und Tante

Elisabeth Schukauskasgeb. Mertin

* 6. 8. 1929 † 24. 7. 2014

In stiller TrauerDana Rau geb. Schukauskas mit FamilieIngrid Sauerwald geb. Schukauskas mit Familie und alle Angehörigen

Antoniusstraße 2 in 75172 Pforzheim

KontaktenSie uns unter:

www.preussische-allgemeine.de oder

[email protected]

Emmi Krutzinna* 30. 1. 1927 † 31. 7. 2014

Meine liebe Mutter ist mit 87 Jahren friedlich in ihrem Haus in Ahrensbök/Holstein

eingeschlafen.

Sie war treue Begleiterin bei meinen Konzerten und den Treffen der Ostpreußen.

Auf dem Deutschlandtreffen in Kassel war sie noch dabei. Die Begegnungen haben ihr viel gegeben.

Ich bin traurig!

Bernd Krutzinna / Bern Stein

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AUS DEN HEIMATKREISEN

Die Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Telefon/Fax (02405)73810. Geschäftsstelle: BarbaraDawideit, Telefon (034203) 33567,Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

ELCH-NIEDERUNG

Delegierten-versammlung

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg. Ge-schäftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, Fax:(040) 60890478, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

Einladung zum Treffen der RheinerOrtsgemeinschaft

Kreisvertreterin: Bärbel Wiesen-see, Diesberg 6a, 41372 Nieder-krüchten, Telefon (02163) 898313.Stellvertr. Kreisvertreter: DieterCzudnochowski, Lärchenweg 23,37079 Göttingen, Telefon (0551)61665. Karteiwart: Siegmar Czer-winski, Telefon (02225) 5180,Quittenstraße 2, 53340 Mecken-heim.

LYCK

Nachruf auf Max Niedzwetzki

Kreisvertreter: Dieter Neukamm,Am Rosenbaum 48, 51570 Win-deck, Telefon (02243) 2999, Fax(02243) 844199. Geschäftsstelle:Eva Lüders, Telefon/Fax (04342)5335, Kührenerstraße 1 b, 24211Preetz, E-Mail: [email protected].

TILSIT-RAGNIT

Gedenktafel-Einweihung in Hohensalzburg

bei Ragnit

Gedenktafel: Text auf Deutsch und Russisch Bild: KG Tilsit-Ragnit

eins haben Geld gespendet fürdie Herstellung jener Gedenkta-fel, die wir heute gemeinsam ein-weihen. Ich bin Ihnen, verehrteValerija Kudaschewa, sehr dank-bar, dass Sie dem Text für die Ta-fel zugestimmt haben, den ichformuliert habe. Ich bin sicher: Eswird die ehemaligen Einwohnerdieses Dorfes sehr erfreuen, wennsie erfahren, dass die Einweihungdieser Tafel stattgefunden hat.

So viele russische und deut-sche Soldaten sind in Ostpreu-ßen umgekommen: Vor mehrals 200 Jahren zur Zeit Napole-ons. Vor 100 Jahren währenddes Ersten Weltkrieges und imGroßen Vaterländischen Krieg.Dieses Grauen und diesen

Leidensweg der Soldaten undinsbesondere der Zivilbevölke-rung wollen wir niemals ver-gessen. Mögen die Völker Euro-

pas niemals mehr bereit sein zuden Waffen zu greifen, um Kon-flikte zu lösen. Mögen Vertrau-en, Verständnis und Wertschät-zung zwischen den Völkernund den Regierungen Europaswachsen. Möge das Bernstein-land blühen und alle Bewohnerdieses Landes mit einen glück-lichen Zukunft beschenken!Vielen Dank für Ihre Aufmerk-samkeit.“

Feierstunde in Hohensalzburg: Martin Lipsch (r.) dankt Valerija Kudaschewa (l.) Bild: KG Tilsit-Ragnit

Felix Arndt, Pfarrer i. R. hat„Worte aus Ostpreußen“ in„3300 Wörter und Redensarten,damit nicht ganz vergessenwird, wie man in Ostpreußenschabbern konnte“, zusammen-getragen. Die PAZ setzt die Vo-kabeln in loser Folge mit Teil 23fort:

Göpel = Roßwerk (mit einenPferd betriebenes Zahnrad-werk, das im Kreis gedrehtMaschinen betreibt)

Gör = geringschätzig undtadelnd für „Mädchen“

Gosch = Mund, Mundwerkgottsjämmerlich = Steigerungvon „jämmerlich“

grabbeln = mit den Händengreifend herumsuchen

grabschen = hastig nach etwasgreifen

grad’, man grad’ = eben erst, nurknapp

gräsig = scheußlichgransen = weinengrantig, Grant (Grand) = un-freundlich, grober Sand, Kies

Graschelchen = etwa handgro-ße Kartoffelpuffer

sich graulen = Widerwillen undAngst haben

graurig, grauslig = unheimlich,scheußlich, Abscheu erre-gend

Greifchen = ein Kinderspiel: Ei-ner läuft hinter anderen her,um einen anderen anzuschla-gen, der dann greifen muss

Grieben = kleine ausgebrateneSpeckstückchen

grienen, greinen = grinsen, aberauch: weinen

grifflachen = sich still belachenGrips = VerstandGroom = BeikutscherGroß’chen = zärtlich „Großmut-ter“ oder „Großvater“

grüner Hering = ungeräucher-ter, frischer Hering

Grünfutter = Klee oder Gemen-ge aus Hafer, Gerste und Wik-ken

Gründonnerstagkringel = zumGründonnerstag gebackeneBrezel

grummeln = verknüllen

es grummelt = ferner, kaumhörbarer Donner

Grummet = zweiter Schnitt inder Heuernte

Grumpel = kleiner Haufen, Krü-mel

Grus (langes „u“) = staubartigerRest verbrannten Torfes oderKohlen

Gruschel = Gründling (kleinermgraugefleckter Fisch mit brei-tem Rücken wie ein Wels)

Guckerchen = Kinderaugen„Guck-übern-Zaun“ = Kresse,auch: Je-länger-je-lieber

Gusche (weiches „sch“) = GansGuter Mann = Trauzeuge

Redensarten:Ich gerate nicht mehr = Ichkann nicht mehr (essen oderarbeiten)

gar rein nuscht nich! = wirklichgar nichts!

das ist ein Gedicht = sagt manbei einem gut schmeckendenGericht

wenn’s gefällig ist = ich hoffe, esist recht

Dem Volk aufs Maul geschaut

Page 18: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

HEIMATARBE IT18 Nr. 33 – 16. August 2014

Fröhliches Wiedersehen in FintelNach Deutschlandtreffen in Kassel: Treuburger reisten in die Lüneburger Heide

Ja, es ist Sommer, und wir dür-fen uns freuen, schon das zwei-

te Sommerfest der LandesgruppeHamburg der LandsmannschaftOstpreußen im Restaurant Lacke-mann zu feiern. Da das Fest imvergangenen Jahr so gut gelungenwar, konnte die Gruppe einen gu-ten Besuch von 74 Personen und20 Sängern vom LAB-Chor ver-zeichnen. Begrüßt wurden alleTeilnehmer von Siegfried Grawit-ter, der allen Gästen viel Spaßund frohe Stunden wünschte.

Damit jeder den Ablauf desNachmittags verfolgen konnte,hatte Manfred Samel, der auchzum Kulturreferat gehört, einFestprogramm erstellt. Begrüßungund Ansprache hielt HartmutKlingbeutel, dererste Vor-s i t -

zen-de derLandesgrup-pe Ham-burg e.V.Auch erbegrüßtealle herzlich. In Gedanken an ihreliebe Heimat Ostpreußen sangenalle gemeinsam das Lied „Landder dunklen Wälder“. Harmo-nisch begleitete Hans-GünterSchattling den Gesang mit derMundharmonika.

Die Stimmung war gut und allefreuten sich auf eine fröhlicheVeranstaltung, es waren kaumnoch Plätze frei. Wie bereits imProgramm angekündigt, durftendie Gäste einen Vortrag von Hans-Günter Schattling hören: „Die Rei-se nach Oletzko“ von SiegriedLenz. Er begeisterte alle damitund die Zuhörer spendeten ihmviel Applaus. Viele Vorlesungenund Überraschungen kündigteSiegfried Grawitter an.

Hartmut Klingbeutel nahm eineEhrung vor: Für besondere Ver-dienste überreichte er ManfredSamel (Erster Vorsitzender der In-sterburger HeimatkreisgruppeHamburg) das silberne Ehrenzei-chen mit Elchschaufel. Willibald

Piesch (Vorsitzender LvD Ham-burg) gratulierte Manfred sehrherzlich für so viel Ehre.

Eine Kaffeepause von einerStunde wurde eingehalten. Da dieGruppe im Vorjahr schon ihr Som-merfest in diesem Lokal gefeierthatte, kennen alle bereits denselbstgebackenen Kuchen der Wir-tin, den alle genossen. Von allenSorten war reichlich da und eswurde auch nachgereicht.

Nach der Pause ging es weiterim Programm. Der LAB-Chor ver-sprach mit vielen schönen Lie-dern gut zu unterhalten. Chorlei-ter Dieter Dziobaka begleitete dieGruppe am Keyboard.

Der Chor hatte eine große Aus-wahl schöner Lieder vorberei-

tet, so dass derLAB Chor

e i n e

B e -reiche-

rung für dieV e r a n -s ta l tungwar. Fürjeden war

etwas dabei: Heimatlieder, Volks-lieder, alte Schlager, Operetten-Musik, Jodelgesang und sogar einFlötenkonzert zählten zum Reper-toire.

Die Stunden vergingen wie imFluge und die Teilnehmer bedank-ten sich am Ende bei SiegfriedGrawitter, der sie so unterhaltsamdurch den Nachmittag geführt hat,das war wirklich „Spitze“, lautetedas Fazit.

Wir hoffen und wünschen, dassso gemeinsame Veranstaltungendie Heimatgruppen noch festerzusammenschließen werden undauch weiter auf rege Beteiligungund Mitarbeit. Siegfried Grawitterbeendete das gelungene Sommer-fest 2014 mit einem gemeinsamgesungenen Lied: „Kein schönerLand“. In seinem Abschlusswortbedankte er sich bei allen Beteilig-ten für den Besuch dieser Veran-staltung, denn nur so können wirdas Kulturgut unserer Heimatpflegen und erhalten. M.S.

Voller ErfolgLG Hamburg beging ihr zweites Sommerfest

Vom 18. bis 23. Mai trafensich die Landsleute ausMasuren auch dieses Jahr

wieder in der Lüneburger Heidein Fintel. Da nun das Deutsch-landtreffen der Ostpreußen am17./18. Mai in Kassel stattfand, botes sich regelrecht an, beide Veran-staltungen zu verbinden. In Kas-sel gab es beimDeutschland-treffen ein herz-liches frohesWiede rsehenmit vielen be-kannten liebenMenschen. Be-g r ü ß u n g e n ,Umarmungenund Gesprächewollten keinEnde nehmen.An den jeweili-gen Ständen gabes viele Sehens-würd igke i tenund gute Ge-spräche. Auchfür das leiblicheWohl wurde be-stens gesorgt.

Der Ablauf der Veranstaltungenwar sehr gut vorbereitet, interes-sant gestaltet und lehrreich. VieleSituationen waren schlicht ergrei-fend und erinnerten an unseretraumhaft schöne Heimat Ost-preußen. Am Sonntagnachmittag,nach erlebnisreichen Stunden inKassel, ging die Fahrt weiter in dieLüneburger Heide. Fritz Pullaübernahm auch dieses Jahr zuver-lässig wie immer, den finanziellenTeil zur Vorbereitung des Treffens.Herzlichen Dank dafür. Hannelo-re Kedzierski unterstützte ihn tat-kräftig und übernahm die Zim-merreservierung, und alle Teil-nehmer erhielten eine herzlicheEinladung von ihr zum Heimat-treffen in Fintel. Dort trafen dieTeilnehmer sich mit guten Freun-den der jeweiligen Heimatorteund berichteten, wie herrlich dasDeutschlandtreffen in Kassel war.Die jahrelange Freundschaft unter

ihnen spürte jeder durch dieHerzlichkeit der Umarmungenzur Begrüßung. Neue Landsleute,aus dem Kreis Treuburg, die zumersten Mal zur Gruppe dazu ka-men, wurden herzlich aufgenom-men wie in einer großen guten Fa-milie. 55 ostpreußische Landsleu-te waren angereist.

Nach der offiziellen Begrüßunggab Hannelore Kedzierski, dieganz stolz in ihrem ostpreußi-schen Trachtenkleid angereistwar, wichtige Informationen fürdie nächsten Tagebekannt. Für dendarauf folgendenTag trafen sich al-le zu einem Hei-matnachmittag imkleinen Saal, derschon lange vor-her reserviert war. Tischkartenaus bunten, gebastelten Schmet-terlingen mit den Namen der Teil-nehmer schmückten die Tische.Aus Kassel mitgebrachte Zeitun-gen wurden ausgelegt. Zu Beginnwurde das Lied der Glocken ausden Vertreibungsgebieten zu Ge-hör gebracht und danach das Ma-surenlied von Heimatsänger„BernStein“ (CD). Alle Teilnehmerwaren ergriffen und vielen stan-

den Tränen in den Augen. FritzPulla überreichte ganz feierlichdie Glocke an Hannelore Ked-zierski. Pulla hatte diese Glockevor langer Zeit von seinem Vor-gänger Herrn Borowski übernom-men. Hannelore Kedzierski ver-sprach auch weiterhin aktiv mit-zuarbeiten und für die Landsleute

sowie der Heimat Ostpreußen dazu sein. Der Ehemann HaraldKedzierski ist ihr dabei eine großeHilfe, und ohne ihn und die großeUnterstützung wäre es kaum

möglich, so vieleschöne Dingevorzubereiten. Erhatte für alle einBüchlein herge-stellt mit Gedich-ten, Geschicht-chen und Lie-

dern. Es war gebunden mit Bän-dern der Farben Masurens blau,weiß, rot. Jeder erhielt eine dop-pelte Karte: „Kennst du die Far-ben der Preußen? Kennst du dieFarben der Masuren?“

Danach hörten alle das Liedvon Bern Stein: „Die Farben derMasuren“. Diese neue CD hattedas Ehepaar Kedzierski geradevom Ostpreußentreffen aus Kas-sel mitgebracht. Es folgte ein bun-

tes Kulturprogramm mit heimat-lichen Gedichten, Geschichtchenund Liedern. Als die Geschichteund ein Gedicht vom Pillkallervorgetragen wurde, ging die Türeauf und der Geschäftsführer undjunge Serviererinnen kamen her-ein und brachten den echten Pill-kaller für alle. Das war eine echte

Überraschung,welche Hanne-lore Kedzierskivorbereiten ließ.Die Gläser wa-ren gefüllt miteinem doppel-ten Klaren, ei-ner Scheibe Le-berwurst undMostrich. In fro-her Runde wur-de das Wieder-sehen gefeiert.

Da in diesemwunderbaren„Eurostrand“ al-les inklusive ist,konnten dieTeilnehmer sichdie schönstenGetränke brin-

gen lassen. Als Abschluss ist dasLied: „Kein schöner Land“ schonzur Tradition geworden. Dabeihalten sich alle ganz fest an denHänden und hoffen auf ein gesun-des Wiedersehen im nächstenJahr. So ging ein schöner Heimat-nachmittag zu Ende.

An den folgenden Tagen unter-nahm die Gruppe gemeinsam ei-nen Tagesausflug nach Hamburg,einen Halbtagsausflug nach Ver-den und eine Kutschfahrt durchdie Heide. Auch dieses Mal be-suchten einige das Ostpreußen-museum in Lüneburg und hattenGelegenheit, Bernstein zu kaufen.Jeden Abend fand eine Veranstal-tung im Eurostrand statt mit an-schließendem Tanz. Bei einem gu-ten Gläschen Wein ließ es sich gutplachandern. Nächstes Jahr im Maigibt es ein frohes Wiedersehen, soGott will. Der genaue Termin wirdnoch bekannt gegeben. H.K.

Programm war derHeimat Masuren

gewidmet

Heimatnachmittag im großen Kreis: 55 Landsleute waren der Einladung gefolgt Bild: privat

Angehörige verschiedener Gruppen begingen gemeinsam einunterhaltsames Fest: Willibald Piesch (l.) und Hans-WernerSchattling (r.) Bild: LG HH

Erfreute mit großem Repertoire: Der LAB-Chor Hamburg d: LGHH

Gedenktag für deutsche Vertriebene in Sachsen

Am 14. September, 10.30 Uhr, wird in der Nikolaikirche im säch-sischen Freiberg der Gedenktag erstmals begangen. Landtagsprä-sident Rösler wird ein Referat halten. Danach soll in einer hoch-rangig besetzten Podiumsdiskussion über die zukünftige Gestal-tung gesprochen werden. Zu dieser Veranstaltung laden der BdV-Kreisverband-Freiberg und der Landesverband der Vertriebenen(LVS) ein. Nach dem für 12.30 Uhr geplanten Ende der Feierstun-de besteht die Möglichkeit, den Vertriebenenfriedhof in Freibergzu besuchen. Anmeldung bis zum 30. August erbeten. Informatio-nen erteilt Friedrich Zempel, Telefon (0351) 6585679, dienstlich(03222) 9820002, Bürozeit: Dienstag bis Freitag 7.30 bis 9.30 Uhr.

Monument gegen das VergessenGuthmannshausen: Denkmal für die deutschen Opfer des Zweiten Weltkriegs eingeweiht

Am 2. und 3. August hat inGuthmannshausen beiWeimar der Verein Ge-

dächtnisstätte e.V. ein Denkmal fürdie zwölf Millionen ziviler deut-scher Toten des Zweiten Weltkrie-ges eingeweiht. Dieses Denkmalbesteht aus einem zentralen Obe-lisken, dessen lnschrift uns Deut-sche zur Erhaltung unseres Vater-landes aufruft, und zwölf ringför-mig um ihn angeordneten Granit-steinen, die den einzelnen Vertrei-bungsgebieten und Opfergruppenzugeordnet sind. Finanziert wurde

das Projekt ausschließlich mit gro-ßen und kleinen Spenden von Pri-vatleuten, ohne jede Unterstüt-zung von staatlichen Stellen.

Trotz der knappen Mittel ist ei-ne Anlage von großer Würde undHarmonie entstanden, in hohemMaße angemessen der Klage umdas riesige Heer der Toten. Umge-ben von gepflegten Rasenflächenund prächtigen alten Bäumen,liegt der Ring der Gedenksteineoben in der Parkanlage, von woaus der Blick auf die kaiserzeitli-che Villa unten und den barockenTurm der Dorfkirche jenseits deskleinen Flüsschens Lossa fällt. Derschwarze polierte Granit der Stei-ne steht als Zeichen der Trauer,der rötliche Granit des zentralen

Obelisken als Zei-chen der Hoff-nung auf einefriedliche Zu-kunft in Deutsch-land und derWelt.

In einer Feier-stunde im Haupt-haus des ehemali-gen Ritterguteserinnerte Wol-fram Schiedewitz,der 1. Vorsitzendedes Vereins, andas Leid derFrauen, Kinderund alten Leute,an die Not unse-rer wehr- undw a f f e n l o s e nLandsleute, dieim Lauf desZweiten Welt-krieges und in den Schrecken da-nach ihre Lieben, Nächsten, Hei-mat, Hab und Gut, Gesundheitund Leben verloren haben. IhrGedächtnis sei zu pflegen, das Ge-dächtnis an ihr Hungern, Frieren,Fronen, Fliehen, Fürchten, ihreEntehrung und Verlassenheit, ihreTodesängste und Qualen bei derVertreibung, auf der Flucht, in dereisigen Ostsee oder in den Feuers-brünsten der brennenden Städte.

Dieses zentrale Denkmal inDeutschland löse eine längst fälli-ge Schuld gegenüber unseren To-ten ein und stelle uns damit in denKreis der anderen Völker, die ihre

Toten und Geschundenen in Wür-de betrauern dürfen. Wir habennunmehr auch eine große Ge-denkstätte, in Thüringen im Her-zen Deutschlands gelegen undganzjährig besuchbar. Dazu nochin einer historisch bedeutsamenGegend in der unmittelbaren Nä-he von Weimar.

In seiner Festrede führte PaulLatussek vor einem großen Kreisvon Freunden und Gästen ausganz Europa aus, dass Deutsch-land auch nach der Wiederverei-nigung kein wirklich souveränerStaat sei. Maßgeblich seien weiter-hin die Sonderrechte der Sieger

und deren Sicht der deutschenGeschichte. Damit sei von vorn-herein die Beachtung der Rechteder Heimatvertriebenen ausge-schlossen worden. Und erst rechtdie Erinnerung an die zwölf Milli-onen zivilen deutschen Opfer.

Dem Skandal der Missachtungdieser Toten habe der Verein Ge-dächtnisstätte ein Ende setzenwollen und in einem 22 Jahrewährenden Ringen ein Monumentgegen das Vergessen verwirklicht.Das sei aber nur ein äußeres Zei-chen, ein erster Schritt im Kampffür Wahrheit und Gerechtigkeit.

Adolf Frerk

Würde und Harmonie: Obelisken und Granattafeln für jede Opfergruppe

Nur mit privatenSpenden finanziert

Bild

: A.F.

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HEIMATARBE IT Nr. 33 – 16. August 2014 19

NashornGebirgs-pfl anze,Rhodo-dendron

mürrischKreatur,Orga-nismus

KnotenimTextil-gewebe

Stadt inSchott-land

Umlauf-bahneinesSatelliten

nordi-scherHirsch,Elen

Tennis:Spielzw. zweiGegnern

großesTheater-gebäude

solisti-sches Gesangs-stück

FormdesSauer-stoffs

men-schen-ähnlichesSäugetier

spani-scheInsel-gruppe

beweg-lich be-festigen

starkesBrett

StillerOzean

Flusszur Oder

altröm.PolitikerundRedner

sagenhaf-te Inselim hohenNorden

Hanse-stadtan derTrave

scherz-haft fürSpitz-bube

Vergnü-gungs-straße inHamburg

nieders.Stadtan derWeser

zu dergenann-tenStelle

Stock-werk Kloster Bereich,

Distrikt StinktierMusen-ross dergriech.Sage

eine derNordfrie-sischenInseln

Einfall,Gedanke

Zupf-instru-ment,Lyra

Bühnen-auftritt

groß-artig,hervor-ragend

natür-licherBrenn-stoff

portugie-sischerSeefahrer(Vasco da)

sehrleichteHolzart

Leim(ugs.)

be-wahren,pfl egen

exquisit,ausge-sucht

dt.Dichter(Her-mann)

hinzu-geben, bei-mischen

einBack-werk

ägypti-scheHalb-insel

hoch-streben,sichtürmen

indi-schesGewürz-pulver

früheresNarkose-mittel

Sohndes Aga-memnon

franz.Stadtan derMaas

franzö-sisch:danke

Erdge-schichts-kenner

organi-scherMoor-boden

Versiche-rungsart(Kzw.)

trockenesLand inKüsten-nähe

Halbge-frorenes

unver-fälscht

Stadtin derSchweiz

Vorden-kerin,Expertin

eineFarbe

engl.Adels-titel:Graf

Neben-meerdesAtlantiks

Behälterfür einalkohol.Getränk

un-gekocht

franzö-sischerApfel-wein

aus-führen,verrich-ten

gerade;ehren-haft

britischeMünze

Baby-speise

die Un-wahrheitsagen

Spazier-fahrt, Ausfl ug

BruderJakobsim A. T.

einEuropäer

BeginneinerLuftreise

Teig-ware

Teil vonVietnam

ältesternachweis-barerVorfahr

west-afrik.Binnen-staat

einPlanet

amerika-nischesLandgut

herum-strol-chen

Abk. fürNord-deutscherRundfunk

bevorradio-aktivesSchwer-metall

voll ent-wickelt;erwach-sen

Stadt inNRW,amHellweg

chem.ZeichenfürGallium

eilig,keinenAufschubduldend

strecken,weiten

Sport-ruder-boot

nord.Schick-sals-göttin

Schaf-junges

Regel,Richt-schnur

SchüttelrätselIn diesem ungewöhnli chen Kreuzworträtsel stehen anstelle der Fragen die Buchstaben der gesuchten Wörter alphabetisch geordnet in den Fragefeldern. Zur Lösung beginnen Sie am besten mit den kurzen Wörtern (Achtung: ORT kann z. B. ORT, TOR oder auch ROT heißen).

1 VANILLE PULVER

2 GLAS GERICHT

3 SCHWARZ GASSE

4 NATUR REICH

5 DIENST VOLL

6 ZAUBER NAME

7 PUTZ STAND

MittelworträtselErweitern Sie die linken und rechten Wörter je weils durch ein gemeinsames Wort im Mittel block. Auf der Mittelach se ergibt sich in Pfeilrichtung ein Fachhändler.

MagischSchreiben Sie waagerecht und senk-recht dieselben Wörter in das Dia-gramm.

1 Schiffstyp

2 Textilfacharbeiter

3 Rücklage

Mittelworträtsel: 1. Pudding, 2. Scherben, 3. Drossel, 4. Ereignis, 5. Geheimnis, 6. Kuenstler, 7. Mittel – Drogist Magisch: 1. Dampfer, 2. Spinner, 3. Reserve

R K L A E O O A H A E N G E N B O H L E P A Z I F I K F I L O U B O B E R C I C E R O F A N P R E E P E R B A H N R I N T E L N F O E H R W P D I Z O N E H U A Z N I D E E E T A G E H S U P E R E R D G A S L E B A L S A K L E B E B R O T H E G E N T Z U F U E G E N O S S I N A I E R L E S E N A C S E D A N M E R C I O N K A S K O A A R A U G E E S T E U R G R U E N O S T S E E B I E R D O S E R O H C S P E N N Y L A U F R E C H T R T O U R B R I T E A B F L U G L E E D S S T R E U N E N S A T U R N E E E U R A N R E I F D R I N G E N D U N N A G A I D E H N E N A C H T E R N O R N E L A M M N O R M

So ist’s richtig:

Schüttelrätsel:

CEKOR AEHR ENNTU DINPS ABEL ACLN EKNR

CEKP

CHNOS AEILLT

ABEEKNNRR

AINR ADNN

O U S S C H O N P E C K K E T A I L L E E R K E N N B A R R A I N D A N N

PAZ14_33

Grabstein gerettetTafel soll an Krieg und Vertreibung erinnern

In der eisigen Winternacht zum25. Januar 1945 begann über-stürzt unsere Flucht zu Fuß (mei-ne Mutter, mein Großvater undich) unter Zurücklassung sämt-licher Tiere sowie Hab und Gutaus dem Kampfgebiet unseresOrtes Lomp und weiter über daszugefrorene Frische Haff. Nach vielen Monaten des Um-

herirrens ohneRückkehrmög-lichkeit und derfolgenden Ver-treibung aus un-serer HeimatOstpreußen durch die Polen, ha-ben wir, meine Mutter und ich –meinen Großvater hatten wir inDanzig-Langfuhr bei einem Bom-benangriff verloren – über einAuffanglager in Lübeck per Zu-weisung in Gummersbach, Regie-rungsbezirk Köln, am 15. August1946 eine Bleibe gefunden. Zum Glück fanden wir über

den Suchdienst des Roten Kreu-

zes nach ein paar Monaten mei-nen Vater. Bedingt durch denVerlust ihrer landwirtschaft-lichen Lebensgrundlage habenmeine Eltern nach einem entbeh-rungsreichen Leben fern ihrerHeimat Ostpreußen auf dem hie-sigen Friedhof ihre letzte Ruhe-stätte gefunden. Nach Ablauf der30-jährigen Ruhefrist der Grab-

stätte hat sich un-sere Tochter Ma-rion entschlos-sen, das wichtigeGrabmal ihrerGroßeltern mit

der Elchschaufel vor der Ver-schrottung zu retten und es zu er-halten, um es als Gedenksteinmit Plakette für die neun zu Todegekommenen Familien-Angehö-rigen, die im Krieg 1939–1945und während Flucht und Vertrei-bung 1945 aus ihrer Heimat Ost-preußen ihr Leben verloren ha-ben, an einem für alle sichtbarenPlatz auf ihrem Hof aufzustellen.

Sie betreibt mitihrer Familie ei-nen kleinen Po-ny-Reithof undvermittelt vielenauch behinder-ten Kindern dieLiebe zu Pferdenund ländlicherVerbundenheit.Somit kann dasunmenschlicheGeschehen vondamals den Reit-kindern, ihrenEltern und Gä-sten – also derkünftigen Gene-ration – vor Au-gen geführt undvor dem Verges-sen bewahrt wer-den. Dora Bender

geb. Rosteck, ausLomp, Abbau,Kreis Pr.-Hol-land/Ostpreu-ßen Einst Grabstein, jetzt Mahnmal Bild: D.B.

Neuer Standort aufdem Ponyhof

Mit dem Beschluss desLandtages Brandenburgvom 10. Mai 2010 sieht

dieser es als dringend geboten, diegrenzüberschreitende Schienenin-frastruktur zwischen Brandenburgund Polen zu einem moder-nen und leistungsfähigenVerkehrsangebot auszubau-en. Dies gilt unter anderemauch, um für die Ostbahnzwischen Berlin, Küstrin[Kostrzyn nad Odra] überLandsberg [Gorzow] a.d.W.einen durchgehendenzweigleisigen Ausbau, eineElektrifizierung sowie eineweitergehende europäischeFernverkehrsperspektiveanzustreben. Im Jahre 2006gründete sich zu diesemZweck eine deutsch-polni-sche Interessengemein-schaft zur Erarbeitung ei-nes Entwicklungskonzep-tes mit allen Entschei-dungsträgern sowie ein Betriebs-programm bis 2025 für einendurchgehenden Eisenbahnverkehrvon Berlin über Küstrin bis nachDanzig und später auch zur Weiter-führung bis Königsberg.Die Beschriftung in den Zügen

und auf den Bahnhöfen ist indeutsch-polnisch-englisch vorge-sehen. Auf der Strecke sollendurchgängig moderne Zugeinhei-ten mit mehr als 300 Plätzen imStundentakt mit drei Zugpaarenzwischen Berlin und Danzig-Kö-nigsberg sowie ein Regional Ex-press RE 300 zwischen Berlin undBromberg [Bydgoszcz] verkehren.Bereits Mitte des 19. Jahrhun-

derts fuhren Züge der Bahn mehr-mals täglich von Berlin über Kü-strin, Landsberg a.d.W., Danzig bisKönigsberg – eine durchgehendeBahnverbindung (zirka 750 Kilo-meter) der königlich preußischenOstbahn. Später wurde diese Bahnbis Petersburg weitergeführt. Wa-rum soll also eine solche Verbin-dung auch nicht wieder heute ge-schaffen werden? Ist doch die Mo-bilität damals wie heute ein ent-

scheidender Wachstumsfaktor bei-derseits des Schienenstranges. Ins-besondere sollen damit auch dieländlichen Einzugsgebiete aufdeutscher und polnischer Seiteprofitieren. In Brüssel wurde die-

ses Projekt bereits vorgestellt undbefürwortet. Nun bleibt nur nochzu hoffen, dass sich die Landesre-gierung Brandenburg und dieBundesregierung in Abstimmungmit Brüssel der Realisierung diesesProjekts stellen.Am 21. Januar 1945 fuhr der letz-

te Zug von Königs-berg nach Berlin,danach gibt es bisheute keinendurchgehendenEisenbahnverkehrauf dieser Streckemehr. Der größteTeil der ehemaligen Ostbahn liegtheute auf polnischem Gebiet undwird überwiegend als eingleisigenichtelektrifizierte Strecke betrie-ben. Mit der Entstehung des polni-schen Korridors 1919 wurde dieOstbahnstrecke zu einer wichtigenTransitverbindung zwischen demzur Enklave gewordenen Ostpreu-ßen und dem übrigen Deutschland.Der Sommerfahrplan 1939 hattetäglich vier Eilzugpaare, 12 D-Zug-Paare sowie ein Ferndurchgangs-paar Berlin-Königsberg, vom Berli-

ner Ostbahnhof am Küstriner Platzüber Küstrin, Schneidemühl überDanzig, Königsberg, Bromberg,Thorn bis Eydtkulmen an derpreußisch-russischen Grenze. DieFahrzeit von Berlin nach Königs-

berg betrug etwa sechseinhalbStunden. Die Strecke ging von Kö-nigsberg bis ins litauische Kybartai.Die erste Betriebsaufnahme der

Ostbahn erfolgte 1851. Im Jahre1867 war die Hauptstrecke bereits913 Kilometer lang. Mit denNebenbahnen wurde der Verkehr

bis 1895 auf etwa4800 KilometerNetz erweitert.Vom Bau und derNutzung der Ost-bahn gingen sei-nerzeit spürbareImpulse für die

Entwicklung der strukturschwa-chen ländlichen östlichen Gebietedes Königreiches aus, obwohl hierkaum Industrie vorhanden war. Hier knüpft das heutige Projekt

der Ostbahn an; dieser Begriff wirdnunmehr nach 1991 auch so wie-der benutzt. Die deutsch-polnischeInteressengemeinschaft Ostbahn(IGOB) ist eine Europäische wirt-schaftliche Interessenvertretung(EWIV), die erste europäische ihrerArt für eine grenzüberschreitendeEisenbahnstrecke in Europa (siehe

www.ostbahn.eu). Im Jahre 2006wurde hier der Deutsche KarlHeinz Boßan aus Frankfurt/Oderzum Geschäftsführer dieser Verei-nigung bestellt. Prokurist ist derpolnische Verwaltungsdirektor Ja-

cek Jeremicz aus Lands-berg a.d.W. [Gorzow Wiel-kopolski]. Zur Realisierungdieses Projektes wurde2006 im deutsch-polni-schen Grenzraum somitder erste europäischeZweckverbund (eine neueeuropäische Rechtsform„Eurodistrikt TransOder-ana“) für eine grenzüber-schreitende territorialeZusammenarbeit geschaf-fen. Ziel dieses Zweckver-

bundes ist es, durch guteVerkehrsverbindungen da-für zu sorgen, dass für dieBewohner dieses länd-lichen Raumes Vorausset-

zungen geschaffen werden, dass sieihren Wohnort nicht verlassenmüssen und am Wohnort ihre Zu-kunft sehen. Die Bahn soll wiederzum Hauptverkehrsmittel werdenund den Verkehr auf der Straßeentlasten. Zunächst von Berlinüber Küstrin, Schneidemühl [Pila]und später wieder bis Danzig undweiter bis Königsberg.Gute Verkehrsverbindungen auf

Land- und Wasserstraße sowie Ei-senbahnen waren im 19. Jahrhun-dert und sind auch heute Antriebs-kraft für die Entwicklung dieservorwiegend ländlichen Regionen.Dies betrifft die täglichen Fahrtenzur Arbeit sowie eine wirtschaftli-che und touristische Entwicklungentlang des Schienenstranges.Bahnhöfe werden restauriert, esverändert sich die Umgebung,Parkplätze entstehen für Autos undFahrräder, Arbeitsplätze entstehenund vieles mehr. Und nicht zu ver-gessen, das gegenseitige Kennen-lernen und das friedliche Zu-sammenleben der Völker macht ei-nen weiteren großen Schritt nachvorn. Hans-Joachim Speckmann

Altes Postkartenmotiv: Reges Treiben auf dem Bahnhof Strausberg Bild: Archiv

Gute Verkehrswege:Antriebskraft fürländliche Regionen

Ostbahn wird erneuertBrüssel genehmigt Ausbau des Zugverkehrs von Brandenburg bis Königsberg

Page 20: Bild: pa Monster gefüttert - Preussische Allgemeine Zeitungarchiv.preussische-allgemeine.de/2014/paz2014-33.pdf · Henry Kissinger. Dieser habe schon angesichts der Krim-Krise dringend

HEIMATARBE IT20 Nr. 33 – 16. August 2014

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Rund 370000 deutsche Kriegsge-fangene lebten 1945 in amerikani-schen Lagern. Sie wurden vor al-lem in der Landwirtschaft, alsBaumwollpflücker oder Holzfällereingesetzt. Wie es einem Deut-schen auf einem Baumwollfeld inOklahoma erging, veranschaulichtdie folgende Erzählung.

Er stand in der Hitze Oklaho-mas auf einem Feld. Ganz trockender Boden. Nicht zu vergleichenmit zuhause. Daheim krochen Re-genwürmer aus schwarzer Erde,wenn man den Garten umgrub.Kein Wurm würde sich dieses Erd-reich hier antun. Heiß war es. Hierschien alles anders. Oklahoma, das war indianisch

und hieß „Land des roten Man-nes“. Er hatte es gehört auf derReise hierher im Gefangenen-transport von New York. DieWachtposten gaben ihm und denanderen Bücher. Schwer lagen siein den Händen. Man konnte siekaum halten. Vielleicht, weil die

Arme vom langen Gewehre-Schleppen zu müde waren. Bü-cher haben etwas sehr Friedli-ches. Die Gefangenen besahen sievon allen Seiten. „United States ofAmerica“ stand auf dem Buch-deckel. Innen drin alles auf Eng-lisch. Kaum einer von ihnenkonnte die Sprache. Die Bücher stammten aus

Schulbibliotheken. Wann hattensie zuletzt Zeit gehabt, in einBuch zu schauen? Die letzten Jah-re lagen alle geduckt in irgend-welchen Schützengräben. Schos-sen selber auf Menschen, die sieniemals vorher gesehen hattenund hörten zu, wenn neben ihnendie eigenen Leute krepierten. Erwar in Italien von einem Granat-splitter in den Rücken getroffenworden. Das Dreckding explo-dierte in seiner Nähe. Der Druckriss ihn zu Boden, der Schlag trafihn wie der Tritt eines Pferdehu-fes in den Rücken. Er brach zu-sammen, fühlte das warme Blutüberall. Dann begann er von dem klei-

nen Bach zu träumen, an dem er

als Kind immer gespielt hatte.Und der Brotgeruch aus der Bäk-kerei in seinem Dorf drang ihm indie Nase. Sterben ist fast wie dasParadies. Aber da war noch dieAngst. Denn noch lebte er. Zwei Soldaten kamen auf ihn

zu. In feindlichen Uniformen.Jetzt würde es zu Ende sein. Siewerden ihn erschießen. Er spürtedie Stiefel vor seinem Gesicht,konnte die Schuhcreme riechen.Der letzte Geruch, den er auf derWelt wahrnehmen sollte. Staubklebte an dem einen, dennochkonnte er sich ein wenig in einernoch glatt polierten Stelle sehen.Er nahm wahr, wie sein Kopf amBoden lag, hinter ihm die Sonne.Er versuchte zu hören. Nahmensie ihre Gewehre in Anschlag, umihn abzuknallen? Englische Wort-fetzen. Sie fassten ihn an, hievtenihn auf eine Trage und schlepptenihn irgendwohin. Die Schmerzenmachten ihn inzwischen gefühl-

los. Nur Durst, nur noch Durstwar zu spüren. Er fand sich wieder in einem

Zelt auf dem Boden. Neben ihmein US-Soldat. Das Verlangennach Wasser war mörderisch ge-worden. Sicher würde er jetztdurch Verdursten sterben. DerRücken voller Blut. Die Trage un-ter ihm war komplett durchtränkt.Neben seinem Bewacher standauf dem Boden eine Feldflaschemit Wasser. Er hob seine Hand,zeigte auf das Ding am Boden,führte die Finger wieder an sei-nen Mund. Der Soldat gab ihm die Flasche

und er trank einen kleinenSchluck. Er wollte den anderennicht brüskieren. Schließlich wa-ren sie Feinde und er in derenHand. Obwohl ein Bergsee seinenDurst nicht hätte stillen können,gab er die Flasche zurück. DerSoldat schob sie zurück. Er solltealles austrinken.

Die Gefangenen wurden verla-den auf ein Schiff. Als Ärzte seineVerletzung behandelten, schlief erein. Vielleicht half auch die Nar-kose. In seiner Kompanie gab esschon lange keine Betäubungs-mittel mehr. Immer und überallschrie irgendjemand: „Sanitäter!Sanitäter“ Doch es ging weiter. Siehatten es schwören müssen. Dieanderen waren Feinde. So sagteder große Guru im Hauptquartier. Als er aufwachte, gab ihm

irgendjemand Tomatensaft. Zumersten Mal im Leben probierte erdieses Zeug und war sich sicher,dass ihm das das Leben rettenwürde, weil es aussah wie Blut.Die Überfahrt war schwer. Stürmerüttelten an der Nussschale. Doches störte ihn nicht. Alles war bes-ser als an der Front zu liegen inTodesangst. Im Hafen von NewYork grüßte die Freiheitsstatue.Mit ihrer Fackel in der ausge-streckten Hand stand sie da und

schien „Willkommen!“ zu rufen.Die Gefangenen wussten nicht sorecht. Willkommen? In Feindes-land? „General Hospital“ stand an ei-

nem Haus. Das war gut zu verste-hen, auch ohne Sprachkenntnisse.Als alle Verletzten transportfähigwaren, ging es per Bahn in ver-schiedene Staaten. Quer durchdas Land. Er kam nach Oklahoma.Nun stand er hier auf dem Feld,schaute die Baumwollpflanzen an,die ihm bis zur Hüfte reichten. Erhatte keine Ahnung vom Baum-wollpflücken. Zuhause gab es Rü-ben und Kartoffeln, die man ausden Äckern kratzte. Aber Baum-wolle? Alle Gefangenen zersta-chen sich die Finger an der ab-weisenden Pflanze. Sie musstenSäcke füllen, die die Ausmaße vonRahsegeln hatten. Die Gefangenen kamen mit den

Beuteln im Schlepptau zum Auf-seher, packten diese mit Schwung

auf die Waage. Schüttelte der denKopf, wurden sie wieder zumPflücken geschickt. Er schauteauf seine Finger. Die scharfen Sa-menkanten verursachten überallblutende Wunden. Die Sonne warunerträglich. Hoffentlich war baldSchluss für heute. Er freute sichauf die Salzsuppe und Brot. Die anderen pflückten weiter,

zogen immer wieder die Handzurück. Die Baumwolle in denSäcken wird so blutbefleckt seinwie niemals zuvor, ging es ihmdurch den Kopf. Aber, vielleichtwar sie immer blutig, ohne dasswir es daheim gemerkt haben. In-dianerland sollte das hier sein.Indianer kannte er nur durchKarl May. Die Männer, die so wiesie in den Reihen standen undernteten, waren keine Indianer,sondern allesamt schwarz.Schnell rupften sie die Watte-bäuschchen von den Knospen.Neben ihm schuftete einer vonihnen. „Jim!“, sagte er und zeigteauf sich. Erwin tippte auf sich:

„Erwin!“ Jim wiederholte den Na-men: „Örwinn!“ Beide lachten. Der Schweiß

tropfte aus Jims Gesicht. WennErwin des Englischen mächtiggewesen wäre, hätte er Jim ge-fragt, warum die Weißen nichtpflückten. Jim zeigte auf ErwinsHände. Dann machte er eine Be-wegung. Jim griff Erwins Händeund führte sie an die Pflanzen-kapsel. So! So solle er pflücken.Erwin probierte es. Rupfte er sowie Jim es ihm zeigte, tat es nichtmehr weh. Keine blutige Baum-wolle mehr. Wenn er jemals wieder nach

Hause kommen sollte, würde erallen davon berichten. Von derunerträglichen Sonne, von dersalzigen Suppe, den stacheligenPflanzen und von Jim natürlich.Und dass es in Oklahoma gar kei-ne Indianer gab. Er sah zu sei-nem neuen Freund. Jim warschon ein gutes Stück voran ge-kommen, drehte sich noch ein-mal um, wischte den Schweißvon der Stirn und lächelte ihn an.

Silvia Friedrich

Baumwollpflücker in den USA: Auch Kriegsgefangene ernteten gemeinsam mit schwarzen Arbeitern die unwirtliche Pflanze

Baumwolle ernten statt Kartoffeln und RübenEin Deutscher erlebte nach einer Verletzung den Alltag eines Kriegsgefangenen in den USA – Als Pflücker in Oklahoma eingesetzt

US-Soldaten nahmenverwundete deutsche

Soldaten mit

Keine Indianer, aberSchwarze, die

Baumwoll pflückten

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LEBENSST IL Nr. 33 – 16. August 2014 21

Wie eine Untersuchung des briti-schen Religionssoziologen DavidV. Barrett ergab, existieren derzeitetwa 10000 Religionen auf derWelt, von denen rund 270 mehrals eine halbe Million Anhängerhaben. Und mindestens 130 die-ser Glaubensgemeinschaften sindauch in Deutschland beheimatet,wenn man den Statistiken desReligionswissenschaft l ichenMedien- und Informationsdien-stes (Remid) glauben darf.

An erster Stelle stehen dabeidie Christen: jeweils um die 30Prozent der Menschen, welchehierzulande leben, sind entwederKatholiken oder Protestanten,wobei die Römisch-KatholischeKirche geringfügig mehr Anhän-ger hat. Dazu kommen die ortho-doxen Christen. So sind mittler-weile nicht nur die Russisch- undGriechisch-Orthodoxe Kirche festin der Bundesrepublik verwur-zelt, sondern auch die Orthodo-xen Kirchen von Rumänien, Ser-bien, Bulgarien, Syrien, Äthio-pien, Armenien, der Ukraine,Assyrien, Georgien, Eritrea undÄgypten – mit zehn Bischofssit-zen und insgesamt rund zweiMillionen Gläubigen, wobei sogarExoten wie die Koptisch-Ortho-doxe Kirche aus dem Land am Nilimmerhin auf mehrere tausendMitglieder verweisen können. Die viertstärkste christliche

Gruppierung ist die Neuapostoli-sche Kirche, gefolgt von den Zeu-gen Jehovas, den Baptisten undBrüdergemeinden, den Methodi-sten, den Pfingstgemeinden unddiversen weiteren evangelischenFreikirchen wie den Mennonitenund Adventisten, den Mormonen,der Kirche des Nazareners undder Heilsarmee. Dazu kommenkaum bekannte Gemeinschaftenwie die Zwölf Stämme, welchesich in der Tradition der Jerusale-mer Urgemeinde sehen, oder dieAnsgar-Kirche, die auf den erstenErzbischof von Hamburg und Bre-men im 9. Jahrhundert zurück -geht. Viele dieser christlichen„Sekten“ haben in der Bundesre-publik nur zwei- oder dreistelligeMitgliederzahlen. Besonders

exklusiv scheint dabei die katho-lisch-„neuchristliche“ Gemein-schaft „Kampf gegen den Satan“mit 50 Gläubigen zu sein.Nach dem Christentum rangiert

der Islam, wobei die genaue Zahlder Muslime in Deutschland nurgeschätzt werden kann, weil eskein zentrales Register gibt: Ver-mutlich sind es um die vier bisfünf Millionen. Auch der Islamtritt in der Bundesrepublik in ver-schiedenen Spielarten auf – so

gibt es Sunniten, Schiiten, Alevi-ten, darunter Sondergruppen wieAhmadiyya, Salafisten, Sufisten,was nicht zuletzt die wachsendeZahl von Moscheen erklärt, denndie Gruppierungen sind in derRegel verfeindet, was ein gemein-sames Gebet ausschließt.Die drittstärkste Weltreligion

auf deutschem Boden ist derBuddhismus mit etwa 300000

Anhängern, wobei die Gläubigennur zur Hälfte Personen mitImmigrationshintergrund sind,denn der Buddhismus ist unterden Intellektuellen unseres Lan-des schon seit Anfang des 19.Jahrhunderts en vogue. Zurzeiterfreuen sich die Schulrichtungendes Theravada, also der ältestenForm des Buddhismus, sowie destibetischen Lamaismus und desjapanischen Zen-Buddhismus dergrößten Beliebtheit.

Des Weiteren soll es rund200000 Juden in der Bundesrepu-blik geben, wobei diese Zahl frei-lich ebenso wenig gesichert istwie die der Muslime. Auf jedenFall aber liegt die Quote der nicht-praktizierenden Juden, insbeson-dere aus Osteuropa, mit ziem-licher Wahrscheinlichkeit bei 50Prozent, so dass es durchaus seinkann, dass hierzulande mehr Hin-

duisten als gläubige Juden leben.Schätzungen belaufen sich aufrund 100000 Anhänger, unterdenen Inder, Tamilen und Afgha-nen dominieren; darüber hinausgibt es aber auch um die 7000autochthon deutsche Hindus.Sehr viel weniger stark vertre-

ten als die fünf Weltreligionensind die zahlreichen anderen„importierten“ Glaubensbekennt-nisse. Da wären zum Beispiel derTaoismus und der Konfuzia-

nismus, die beide aus China stam-men, oder der japanische Shinto-ismus mit seinen rund 5000Anhängern. Aus Indien wiederumkommen die eher negativ beleu-mundete Bhagwan- beziehungs-weise Osho-Bewegung und dieSikhs, deren Lehren im strengenGegensatz zum Islam stehen, wassie aber nicht davor bewahrt, auf-grund traditioneller Bärte und

Turbane als „muslimische Terrori-sten“ angesprochen zu werden.Ebenfalls inkompatibel mit dem

Islam sind nahöstliche Religionenjüngeren Alters, weswegen derenAnhänger in ihren Heimatländernzu „Ungläubigen“ gestempelt wer-den – deshalb haben sich mittler-weile 60000 Jesiden aus Kurdi-stan und 5600 Bahai aus dem Iranbei uns angesiedelt.Reichlich kurios wirken die bis

zu 2000 Rastafaris, welche inzwi-

schen ebenfalls zur religiösenLandschaft der Bundesrepublikgehören und dem Glauben nach-hängen, der letzte äthiopischeKaiser Haile Selassie sei ein eben-solcher Messias gewesen wieJesus Christus. Gleichermaßenausgefallen sind Glaube und Ritusder Adepten von Voodoo, Can-domblé und Umbanda, derenGesamtzahl hier bei etwa 1200

liegt. In diesen geheimnisumwo-benen afroamerikanischen bezie-hungsweise afrobrasilianischenReligionen geht es nicht zuletztum die Beschwörung von Gei-stern sowie weiße und schwarzeMagie. Besonders altehrwürdigkommt das Bekenntnis der 300Zoroastrier daher, welche inDeutschland leben und sogarschon versucht haben, einen Zen-tralrat zu gründen – immerhinentstand der Glaube an denSchöpfergott Ahura Mazda wohlschon vor 3800 Jahren. Die winzi-ge Gruppe der 180 deutschen Jai-nas wiederum ist in letzter Zeit inden Fokus der Aufmerksamkeitgeraten, weil der neue Chef derDeutschen Bank, Anshu Jain, die-ser streng asketischen indischenGlaubensgemeinschaft angehört.Andere ungewöhnliche und sel-

tene Religionen, denen Menschenin Deutschland anhängen, sindhingegen europäischen Ur -sprungs, als da unter anderemwären: Fellowship of Isis, Kryon-schule, germanisches Heidentum,Gralsbewegung, Deutscher Drui-den-Orden, Armanen-Orden undYggdrasil-Kreis. Wie die Namenschon verraten, handelt es sichhier um esoterische beziehungs-weise germanen- und kelten-orientierte Bekenntnisse. Diezwei kleinsten Glaubensgemein-schaften solcherart Couleur sinddabei übrigens nach Angaben desRemid die Celtoi, mit ihrer„rekonstruierten ursprünglichenkeltischen Religion“ und die Ger-manische Glaubens-Gemein-schaft mit jeweils kümmerlichen15 Anhängern.Angesichts dieses teilweise

bizarren Reigens darf nicht inVergessenheit geraten, dass dieKonfessionslosen in Deutschlandinzwischen die Mehrheit bilden:entsprechende Schätzungenschwanken um die 35 Prozent.Die Frage ist freilich, ob man dieAnhänger von Religionsparodienwie der „Kirche des FliegendenSpaghetti-Monsters“ tatsächlichauch zu den nichtreligiösen Men-schen zählen sollte, wie diegestrengen Statistiker das zu tunpflegen. Wolfgang Kaufmann

Hauptsache gläubigIn Deutschland gibt es viele Spielarten des Betens − Über 100 Glaubensgemeinschaften sorgen für religiöse Vielfalt

Es macht wieder klack-klackDie Schreibmaschine wird wieder ausgekramt − jedenfalls bei den Geheimdiensten. Sonst aber verschwinden die lauten Tippgeräusche

Nach der jüngsten NSA-Affäre haben die Geheim-dienstzentralen ein Gerät

wiederentdeckt, dass mit demComputerzeitalter so gut wieaußer Dienst gestellt wurde: diegute, alte Schreibmaschine. Zent-nerschwere, mit Papier gefüllteGeheimakten hätte ein Informantwie Edward Snowden nicht soleicht aus den NSA-Archiven ver-schwinden lassen können wieeinen kleinen Datenstick, auf demzehntausende streng geheimerPapierseiten in digitaler Formgespeichert sind.Während die Schlapphüte also

den Staub von den Schreibma-schinen abpusten um sich vorDatenklau besser zu schützen,sind die Klack-Klack-Geräuscheaus den übrigen Büro- oder Amts-stuben so gut wie verschwunden.Wenn man das selten gewordeneVergnügen hat, wieder einmaleine richtige Schreibmaschine zuhören, kann einen eine seltsameMischung aus Wehmut, Befrem-den und Nostalgie beschleichen.Ein besonderer Vorteil der

Schreibmaschine ist vor allemihre Unabhängigkeit und Robust-heit. Was bisher noch keineErwähnung fand, ist die guteSchule, die die Schreibmaschineihrem Besitzer beschert. Wer den

Computer benutzt, vorher jedochErfahrungen mit der Schreibma-schine gesammelt hat und sienebenher benutzt, wird auf besse-re Resultate hoffen dürfen, da sichnotwendigerweise bei der altenTechnik der Text zunächst imGeist des Autors wie in einemReservoir ansammelt und erstdann gegenständlich wird. Die Tastatur eines Computers

wird eher ausgetauscht dennrepariert, ein technisches Gerätbenötigt heutzutage Strom, undein brandneues Textverarbei-tungsprogramm ist nach zwei Jah-ren schon völlig veraltet.Besonders diejenigen, die sich fürihren Computer alle paar Jahreein neues Anwenderprogramm,ein „Setup“ oder den neuesten„Virenscanner“ zulegen müssen,sind plötzlich etwas bedrückt,wenn sie hören, dass mit einerSchreibmaschine ein Text heuteso gut und zuverlässig geschrie-ben werden kann wie in 20 Jah-ren, und das ganz ohne Strom.Es gibt jedoch einige Vorteile

des Computers, die die Schreib-maschine nicht bietet, und dazugehört vor allem die wirklichleichte Verarbeitung, Vervielfälti-gung und der Transport vonSchrift. Gerade bei Verzeichnis-sen, Karteien und Katalogen hat

der Computer große Vorteile undErleichterungen ge bracht.Die Nostalgiker, die den Com-

puter an der Schreibmaschinemessen, reduzieren den Vergleichauf die Funktion des reinenSchreibens für literarische Zwek-ke, und da schneidet die Maschi-ne sicher besser ab. Als vor gut100 Jahren die Schreibmaschineihren Siegeszug begann, wurdesie genauso angefeindet wie spä-

ter der Computer. Schreibmaschi-ne und Füllhalter brachtendamals deutliche Annehmlichkei-ten und bessere Möglichkeiten,zum Beispiel die Unabhängigkeitvom Tintenfass.Das Zweite, was man bei aller

Trauer leicht übersieht, ist dieprinzipielle Konsequenz in derEntwicklung von der Handschriftüber die Schreibmaschine zumComputer. Einen Buchstaben

durch Knopfdruck zu erzeugen,also nicht mehr selbst zu schrei-ben, sondern von einer Maschineschreiben zu lassen, ist bereitsmit der Schreibmaschine einge-führt worden, nicht erst mit demComputer. Einen Text in mecha-nisch handhabbare Elemente zuzerkleinern, die vom Autor sinn-voll aneinandergereiht werdenkönnen, ebenfalls. Daher ist derComputer als logische Weiterfüh-rung des Weges zu sehen, der mitder Schreibmaschine beschrittenwurde, und wer den Computerablehnt, muss daher auch dieSchreibmaschine ablehnen.Die Verfechter der Schreibma-

schine beklagen, ihre Texte nichtals Typoskript abgeben zu kön-nen. Doch mittlerweile hat derComputer lesen gelernt und mankann ihm auch ein Typoskriptgeben, das er sorgfältig liest.Daran wird das eigentliche Pro-blem des Computers deutlich: dieNachmacherei und die Gleichma-cherei. Nachmacherei, weil derComputer den handgesetzten undim Buchdruck vervielfältigtenText nachahmt, ohne dessenWesensmerkmale zu verwirk-lichen. Ein gesetzter Text ist imIdealfall nach dem geschultenAugenmaß eines erfahrenenTypografen ausgeglichen und

daher nicht nur im Gesamtbildschön, sondern auch als Textangenehm und flüssig zu lesen. Gegentrends werden spürbar,

wenn etwa restaurierte und funk-tionstüchtige Schreibmaschinenim gehobenen Versandhandelauftauchen und die etwas snobi-stische Erklärung: „Computer? —Damit habe ich überhaupt nichtszu tun!“ bei einigen Geschichts-oder Philosophiestudenten voreiniger Zeit besonders schick war.Manche Schriftsteller haben sichdazu bekannt, Schreibmaschinenin Ölpapier verpackt und im Kel-ler eingelagert zu haben.Man braucht sich also nicht von

seiner Schreibmaschine zu tren-nen, wenn man sich einen Com-puter besorgt, wie man sich auchnicht beim Erwerb einer Schreib-maschine von seinem Füllhalter,bei Anschaffung eines Füllhaltersvon seiner Stahlfeder, beiAnschaffung einer Stahlfeder vonseinem Gänsekiel, bei Anschaf-fung eines Gänsekiels von seinerRohrfeder, bei Anschaffung einerRohrfeder von Diptychon undStylus und bei Anschaffung letz-terer von Hammer und Meißel zutrennen brauchte. Die Geheim-dienste können ein Lied davonsingen: Dort wird wieder „gemei-ßelt“. Alexander GlückLautes Geschäft: Tippende Reporter der 1950er JahreBild: action press

Hindugemeinschaft beim Gebet: Kerzen und bunte Opfergaben für die Götter Bild: action press

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NEUE BÜCHER22 Nr. 33 – 16. August 2014

Nach Hungergefügig

Völkermord in Kasachstan

Einsicht und SelbstbetrugAtmosphärische Beschreibung der Krise in Portugal

Zwischen1930 und1934 sind in

der Sowjetunion mehr als 6,5 Millionen Menschen an Hun-ger gestorben, in der Ukraine etwa3,5 Millionen, im Nordkaukasusund an der mittleren Wolga meh-rere Hunderttausend und im zen-tral-asiatischen Kasachstan mehrals 1,5 Millionen Menschen. Eswar Völkermord durch bewusstherbeigeführte Hungersnöte, Ho-lodomor genannt. Grauenhaft undschwer vorstellbar waren sie in al-len genannten Landesteilen. Über die bislang wenig bekann-

te Situation in Kasachstan infor-miert jetzt die aus einer Disserta-tion an der Berliner Humboldt-Universität hervorgegangene Stu-die von Robert Kindler. Es ist eineüberaus gründlich recherchierteArbeit, der zugute kam, dass erst-mals nicht nur Archive in Mos-kau, sondern auch in Kasachstanselbst, etwa Archive des kasachi-schen Präsidenten und der Regie-rung, eingesehen werden konnten.Leider konnte derAutor fast nur aufoffizielle Unterla-gen zurückgreifen;von Opfern undÜbe r l e b endengibt es kaum Zeugnisse.Aber auch so gelingt dem Autor

eine bewegende Darstellung. Trotzdes für einen Historiker angemes-senen nüchternen Stils findensich immer wieder Adjektive wie„furchtbar“, „grauenhaft“ und„entsetzlich“. Und so war das Ge-schehen ja auch: Die mit Abstandgrößte innerasiatische Sowjetre-publik, die sich etwa zehn Jahrelang allen Bemühungen Moskausum Eingliederung in dessen Herr-schaftssystem wegen ihrer Größeund ihrer traditionellen nomadi-schen Struktur entziehen konnte,wurde ab 1930 mit brutaler Ge-walt und unter bedenkenlosemEinsatz aller Mittel auch in be-wusster Kalkulation des Hungersgefügig gemachtDie Kasachen lebten seit Jahr-

hunderten größtenteils als Noma-den, deren große Viehherden rou-tinemäßig auf Sommer- und Win-terweiden geführt wurden. DenSowjets galt diese Lebensart alsreaktionär; die Menschen sollten

sesshaft werden und nach erfolg-ter Kollektivierung in Dörfern undHäusern nicht mehr im traditio-nellen Aul und in Jurten leben.Die Mittel waren so probat wie er-folgreich: Die reicheren Nomaden(Beis) wurden verhaftet und ent-eignet, die Ablieferungsnormenfür Fleisch und Getreide wurdendrastisch erhöht, binnen kürzesterZeit waren auch überlebensnot-wendigste Vorräte aufgebraucht.1931 begann die Katastrophe:Hunderttausende entwurzelterMenschen irrten durch die Step-pe, flohen ins benachbarte Chinaoder verhungerten. Kindler: „Dasgroße Sterben begann, als die Vor-räte abtransportiert und die Tiereder Nomaden fortgetrieben wa-ren. Überall das gleiche Bild desElends: Ausgemergelte Kinder anden Bahnstationen, unbestatteteLeichen am Wegesrand, blutigeAuseinandersetzungen um einenKanten Brot, zerfallene Familien,Kannibalismus.“Als die Sowjets 1934 langsam

umlenkten, war die traditionellekasachische No-madengesel l -schaft zerbro-chen. Die Hun-gersnot sowjet-isierte die Ge-

sellschaft, sie war „Bedingung undInstrument bolschewistischerHerrschaftsdurchsetzung“. EinJahrzehnt später, im Großen Va-terländischen Krieg, ließ die Füh-rung nomadisches Leben wiederzu, aber die frühere Sozialstrukturwurde nie wieder erreicht.Das Buch füllt eine Lücke in un-

serem historischen Wissen undlässt einmal mehr erschreckenüber die Brutalität sowjetischerHerrschaftspraxis. Wünschens-wert wäre ein Überblick über diebolschewistische Nationalitäten-politik generell ab 1917 gewesenund vielleicht auch ein Ausblickauf die heutige Situation. Dennseltsamerweise wird im heutigenoffiziellen Kasachstan die damali-ge Hungersnot nur am Rande er-wähnt. Dirk Klose

Robert Kindler: „Stalins Noma-den. Herrschaft und Hunger inKasachstan“, Hamburger Edition,Hamburg 2014, geb., 382 Seiten,28,80 Euro

Sein Herz schlägt für Portu-gal, sein Verstand tickt über-wiegend deutsch. Daraus

macht Miguel Szymanski in sei-nem Buch „Ende der Fiesta. Süd-europas verlorene Jugend“ keinGeheimnis. Der Portugiese mitdeutschen Wurzeln, der auch sei-ne Kindheit in Deutschland ver-bracht hat, als junger Mann je-doch zurück in die Heimat seinerEltern zog, ist einer der südeuro-päischen Krisenflüchtlinge, dienun in Deutschland ihr Glück ver-suchen. Doch wirklich glücklichist er hier nicht, das schlägt er sei-nen deutschen Lesern unsanft umdie Ohren, indem er ihnen allespräsentiert, was ihn an ihnen undihrer Lebensweise nervt. Daswiederum dürfte so manchenDeutschen dazu verleiten, wütenddas Buch zur Seite zu legen, weiler keine Lust hat, sich weiter vonjemandem, der hierher gekommenist, weil ihm seine geliebte Heimatkeinen adäquaten Job bieten kann,Frechheiten bieten zu lassen.Gut zwei Jahrzehnte hat Szy-

manski in Portugal als Journalist

gearbeitet. Dort hat er viel gese-hen und erfahren, wie das Landfunktioniert. Sehr schlüssig zeigter anhand vieler Beispiele dieFehler im System auf, unter ande-rem wie korrupt die Herrschen-den im Land sind, wie wenig Din-ge geplant werden und fast allesimprovisiert wird, wie die Portu-giesen sich ihrem Schicksal fügenund wie wenig Einfluss die Pres-se hat. Doch das vorliegende Buch ist

eben nicht nur analytischer Natur,der Autor hangelt sich auch anseiner eigenen Vita entlang undkonfrontiert den Leser immerwieder mit sei-nen Empfindun-gen. Das gibt denAusführungendurchaus einepersönliche No-te, und man kannauch verstehen,dass vor allem der Wunsch nacheiner guten Schulbildung für sei-ne Töchter Sofia und Maria ihnnach Deutschland zurückgeführthat, doch manche Attacken sindfür Deutsche schwer zu ertragen.„Oft vergessen die Menschen inDeutschland: Der Anstieg derSteuereinahmen resultiert ausDeutschlands Exportüberschüs-sen, die in den letzten Jahren eineimmer größere Verschuldung sei-ner ärmeren Handelspartner inEuropa bewirkten.“ Wie bitte,jetzt sollen die Deutschen Schulddaran sein, dass sie so gute Pro-dukte produzieren und die Portu-

giesen sich diese kaufen, ohne siesich leisten zu können? Ja, genaudas sagt Szymanski, und auchdeutsche Banken hätten die Por-tugiesen mit günstigen Kreditenzum Kaufrausch verführt. Kurzdanach schreibt der Autor dannaber wieder, dass die meisten Por-tugiesen schon vor Jahren ahnten,dass sie über ihre Verhältnisse le-ben, die Fiesta aber nicht freiwil-lig beenden wollten. Folgt mandem Autor in seiner Argumenta-tion, dann sind die Portugiesen al-so alles arme, unmündige Kinder,womit er wiederum seine südeu-ropäischen Landsleute beleidigt,

denen er laut ei-gener Aussageständig zu erklä-ren versucht ha-be, dass die deut-sche Bundes-kanzlerin nichtsdafür könne, dass

Portugals Politiker seit Jahrzehn-ten käuflich seien.Szymanski geht auch auf das

Leid der Portugiesen ein, die so-gar durch die Krise Todesopfer zubeklagen hätten, vor allem weildie medizinische Versorgungdurch die Sparmaßnahmen kurzvor dem Kollaps stehe. Angeblichgäbe es Kinder, die ihre einzigeMahlzeit am Tag in der Schulkan-tine bekämen, da die Eltern keinGeld für Frühstück und Abendes-sen hätten, auch weil fast dieHälfte der arbeitslosen Portugie-sen kein Geld mehr vom Staat er-halte. Gleichzeitig würde sich der

Staat aber immer weiter verschul-den, und überhaupt sei die ganzeEuro-Rettung eine Lüge, da sienicht die Menschen oder dieStaaten rette, sondern nur dieBanken, vor allem die deutschen.Und zudem würde Deutschlandüber die Geldpolitik in Europaentscheiden. Veto, kann man hiernur ausrufen, schließlich ist be-kannt, dass Bundesbank-Präsi-dent Jens Weidmann ständig imRat der EZB von den Vertreternder Südländer überstimmt wird.Auch behauptet Szymanski, dassdie Deutschen, deren Geldvermö-gen ständig wachse, sich durch-aus solidarischer gegenüber demSüden sein könnten, ohne zu er-klären, warum die sparsamenDeutschen den Portugiesen ihreMisswirtschaft und ihre krachendgeendete Fiesta finanzieren soll-ten.Am Ende des Buches ist man

hin- und hergerissen. Vieles vondem, was Szymanski geschriebenhat, ist nachvollziehbar, vieles an-dere hingegen aus deutscher Sichtärgerlicher Quatsch. Aber letzt-endlich ist es auch zugleich auf-schlussreich zu sehen, wie dieGegenseite argumentiert, und dieatmosphärische Beschreibungportugiesischen Lebensstils be-herrscht der Autor fraglos.

Rebecca Bellano

Miguel Szymanski: „Ende der Fie-sta. Südeuropas verlorene Ju-gend“, Kösel, München 2014, geb.,192 Seiten, 17,99 Euro

Unnötige und falsche Attacken gegen Deutsche

D e rS t ra nd -korb istein guterOrt, umdie Ur-laubslek-

türe in Angriff zu nehmen, die maneigentlich nur mit ins Gepäck ge-nommen hat, um das schlechte Ge-wissen zu beruhigen, das nach ei-nem faul am Strand gelegenen Tagaufkeimt.Ein Buch von Eva Ehley lag noch

im Koffer verborgen. Die BerlinerWahl-Sylterin hat ein halbes Dut-zend Sylt-Krimis geschrieben, istalso eine Kennerin. Nimmt mandiese Werke zum Maßstab, müssteSylt eine Verbrechenshochburgsein. Vielleicht auch um diesenEindruck zu vermeiden, hat Ehley

jetzt einen komödiantischen Reise-führer geschrieben. Ihr Heimatbuch „Sturmflut im

Champagnerglas: Sylt“ könnteauch „Sylt für Anfänger“ heißen,denn in dem in fiktionaler Erzähl-form geschriebenen Buch stellt Eh-ley mit der Berlinerin Jule ihr jun-ges und noch Sylt-unerfahrenesAlter ego vor, das Pech in der Lie-be, aber Glück im Spiel hat. VomFreund verlassen, setzt Jule ihreHoffnung auf Lotto und landet„vier Richtige“. Vom Gewinn der20000 Euro schafft sie sich einklappriges Auto an. Die restlichen7000 Euro will sie auf Sylt auf denKopf hauen. Schnell stellt derGrünschnabel fest, dass man damitdort nicht lange überleben kann.7000 Euro? Das verjubelt so

mancher Sylter Anzug-Tourist

schon beim Champagnerfrühstück.Die Jule in Ehleys Heimatbuchmuss dann auch erst einmal diePreise verdauen, die ihr bei ihrerAnkunft vorgelegt werden. So stelltsie fest, dass auf der von Feriengä-sten überfüllten Insel nur noch ei-ne Suite im Kam-pener Luxustem-pel Walter’s Hoffür 380 Euro proNacht und ohneFrühstück frei ist.„Jule schluckt. 380 Euro? So vielMiete zahlt sie in zwei Monatennicht. ,Haben Sie nichts Günstige-res‘?“„Günstig“ ist auf Sylt ein

Fremdwort. Und so schmilzt JulesBarschaft von Tag zu Tag. Doch bises gegen Null geht, hat Jule nochgute 250 Seiten Zeit, die Insel zu

erkunden. Mit ihren neugierigenAugen betrachten auch die Leser,die sich nicht unbedingt mehr alsSylt-Anfänger bezeichnen wür-den, die Insel aus ungewohntneuer Perspektive. So trifft manJule nicht nur bei den Insel-be-

kannten Be-rühmtheiten wiedem legendärenStrandlokal-San-sibar oder dervon List aus

bundesweit expandierendenFischbude Gosch (von den Insula-nern spöttisch „McGosch“ ge-nannt), sondern auch in Gesprä-chen wie mit den Krabbenfi-schern von List. Jedenfalls denletzten verbliebenen.Früher, so erfährt Jule, hatten

in List viele Fischer ihr Auskom-

men. „Aber das lohnt sich schonlange nicht mehr. Die leckerenGarnelen, die du hier überall es-sen kannst, kommen inzwischenhauptsächlich aus Dänemarkund den Niederlanden“, hört sievon einem Fischer. So findensich in dem Buch viele bittereWahrheiten, die jede romanti-sche Vorstellung von Sylt schnellvertreiben.Der Erzählung über Jules Sylter

Rundgang sind Infokästen beige-fügt, die über die horrenden Im-mobilienpreise auf der Inselebenso informieren wie über dieletzten verbliebenen Sylter Aus-ternbänke, die Wanderdünenoder die Geschichte der Insula-ner. Und in den „Zehn Dingen, die

man auf Sylt lieber bleiben lassen

sollte“, warnt Ehley, sich nicht imWesterländer Hotel Stadt Ham-burg einladen zu lassen. Ein Ex-Bundespräsident habe damit soseine schlechten Erfahrungen ge-macht. Ein Buch zum Schmun-zeln ist es also auch noch. Die Lektüre im Strandkorb ging

vorüber wie im Fluge. Gute Gele-genheit, um sich bei bestem Se-nenskiin (Sonnenschein) ins Saalt-weeter (Salzwasser) zu stürzen.Ach ja: Ein kleines Lexikon überdas Sylter Friesisch, „Söl’ring –Hochdeutsch“, ist diesem Reise-führer der ganz charmanten Artbeigefügt. Harald Tews

Eva Ehley: „Sturmflut im Cham-pagnerglas: Sylt. Ein Heimatbuch“,Conbook, Meerbusch 2013, geb.,256 Seiten, 11,95 Euro

Fiktion und Faktenmiteinander vermischt

Sylt zum SchmunzelnStrandkorb-Lektüre der humorvollen Art räumt mit der romantischen Vorstellung von der Nordseeinsel auf

Nicht von langer Hand geplantHans Mommsen über das NS-Regime und die Judenvernichtung

Schon derSchutzum-schlag desBuches „DasNS-Regime

und die Auslöschung des Juden-tums in Europa“ lässt aufhorchen,heißt es da doch: „Der Schritt vonder totalen Isolierung und Aus-schaltung des Judentums zu derdann von Himmler eingeschlage-nen systematischen Liquidierungverlangt nach einer Erklärung.“Damit tritt der Zeithistoriker HansMommsen der Auffassung entge-gen, Hitler habe die Vernichtungvon langer Hand gesteuert.Die Einleitung allerdings verär-

gert: „Mit der Ermordung von überfünf Millionen jüdischer Men-schen hat das Dritte Reich und da-mit die deutsche Nation eine un-auslöschliche Schuld auf sich gela-den.“ Ist Schuld nicht etwas

Höchstpersönliches? Auch denkeman an die Opfer, die auch Be-standteile dieser Nation gewesensind. Das Kollektivschulddenkengehört doch der Vergangenheit an!Auch der zweite Satz provoziert

Widerspruch, wenn in ihm die Un-vergleichbarkeit des Holocaust be-hauptet wird. Denn nur der Ver-gleich versetzt in die Lage, einenSuperlativ zu ermitteln. Will derAutor mit diesen Konzessionen anden Zeitgeist seine vom Gängigenabweichenden Thesen gegen fal-schen Verdacht immunisieren? Sowird es nicht allen Kollegen gefal-len, wenn Mommsen ausführt,dass die Wahlerfolge der NSDAP1930 bis 1933 nicht primär ihrerantisemitischen Propaganda zuzu-schreiben gewesen seien und „dieJudenverfolgung keinem in sichkonsistenten ‚Masterplan‘ ent-sprungen“ sei. Ferner: „Den ent-

scheidenden Wendepunkt in derRadikalisierung der ‚Judenverfol-gung‘ stellte der Angriff auf die So-wjetunion dar.“Das Buch ist in zehn Kapitel ge-

gliedert, beginnend mit „Antisemi-tismus in der Weimarer Republikund der Aufstieg der NSDAP“. DenAbschluss bildet „Der Holocaustund die Deutschen“. Stichworte zuden anderen Kapiteln: „Nürnber-ger Gesetze“, „Arisierung“, „9. No-vember“, „territoriale Endlösung“,„Auschwitz und die ‚Endlösungder europäischen Judenfrage‘“. DieStofffülle zwingt zu Verweisen.Auch ist von der Judenfeindschaftdie Rede, die sich häufig mit demkatholischen Antijudaismus ver-mischt habe. Was den Papst, dieBischöfe und das Zentrum, alsodie katholische Partei, betrifft, istdies mit Blick auf das 20. Jahrhun-dert sicherlich nicht zutreffend.

Glaubwürdig klingt es, wenn esheißt, dass die pausenlose antise-mitische Propaganda nicht wir-kungslos an der Bevölkerung vor-beigegangen sei. Die „vielfältigeBereicherung der deutschen Be-völkerung“ durch die öffentlicheVersteigerung des Inventars derDeportierten ist hingegen einezählebige Mär, deren Haltlosigkeitdurchschaut wird, wenn man dieZahl der Deportierten mit der Ein-wohnerzahl vergleicht, nämlichweit weniger als eins zu hundert.Trotz vieler Fragen, die das Buch

aufwirft, lohnt die Lektüre, die ei-nen guten, gerafften Überblick bie-tet. Konrad Löw

Hans Mommsen: „Das NS-Regimeund die Auslöschung des Juden-tums in Europa“, Wallstein Verlag,Göttingen 2014, geb., 235 Seiten,19,90 Euro

Studie über das Leidbeim Holodomor

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RAUTENBERG BUCHHANDLUNG Nr. 33 – 16. August 2014 23

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PANORAMA24 Nr. 33 – 16. August 2014

MELDUNGEN MEINUNGEN

Alle belastetWie man ein Manöver verlegt, was unsere Soldaten in den Schnee zeichnen, und wieein Laubenpieper die Demokratie bedroht / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Da sage noch einer, dieDeutschen seien unbe-lehrbar. Monatelang sperr-

te sich laut Untersuchungen eineMehrheit von ihnen gegen härtereSanktionen gegen Russland. Nunjedoch ergab eine neue Umfrageder ARD-„Tagesthemen“ und der„Welt“, dass 80 Prozent Russlandfür den Hauptschuldigen imUkraine-Konflikt halten undimmerhin 62 Prozent eine härtereGangart gegenüber Moskau be-fürworten. Beide Medien sind fürihre verantwortungsvolle Arbeitbekannt und haben sicher zu demerfreulichen Meinungsschwenkbeigetragen.Die Medien halten uns über je-

des wichtige Ereignis in und umdie Ukraine auf dem Laufenden.Da kann es bekanntlich jeden Tagzum Weltkrieg kommen. Als wiraus den Nachrichten erfuhren,dass die russische Armee „an derGrenze zur Ukraine“ ein Großma-növer abhalte, dachten wir: Es istsoweit, erst Manöver, dann Ein-marsch, ganz klar.Wie indes nur in Nebensätzen

durchsickerte, lag der Schwer-punkt des Manövers an der Wol-ga-Mündung, rund 650 Kilometervon der ukrainischen Grenze ent-fernt. Bei den meisten Deutschenkam dennoch nur die Botschaftan: Russen, Manöver, ukrainischeGrenze. Dies war wohl auch beab-sichtigt, um uns in die richtigeWallung zu versetzen. Der Wahr-heitsgehalt entsprach jedoch inetwa einer Meldung wie: „DieBundeswehr plant ein Großmanö-ver an der dänischen Grenze mitSchwerpunkt im Raum Bamberg.“ Derweil macht die militärische

Annäherung der Ukraine an dieNato gute Fortschritte. Schon wirdganz offen militärisches Hilfsgerätaus Kanada geliefert. Es läuft wiegeschmiert. Doch nicht bloß dasUS-geführte Bündnis profitiertvom Konflikt. Auch Wladimir Pu-tin saugt seinen Honig daraus. Erließ staatliche und sogar privatePensionsfonds für die Staatskasseanzapfen mit der betörend patrio-tischen Begründung, man benöti-ge das Geld für die leidendenLandsleute auf der befreitenKrim. Oh, liebe Russen, lasst euch

nicht an der Nase herumführenund lauscht einer Geschichte ausDeutschland: Da wurde mal eine

Sondersteuer eingeführt, die dazudienen sollte, den einst kommuni-stischen Teil unseres Landes wie-der aufzubauen. So hatten es diePolitiker gesagt. Geschickt, wie siewaren, haben sie das so aber nichtins Gesetz geschrieben, weshalbsie das Geld in Wahrheit verwen-den durften, wie sie wollten. Dastaten sie denn auch, weshalb esden „Soli“ auch dann noch gebenwird, wenn Sachsen das reichsteBundesland ist und Sylt den Wett-streit mit Usedom, Rügen undHiddensee für immer verlorenhat.Unter dem Eindruck von Ukrai-

nekrise, Gaza und dem Islami-stenterror der IS im Irak und inSyrien sindinnerdeutscheProbleme einwenig in denSchatten getre-ten. Probleme,die dringend ansLicht müssen,wie beispiels-weise die vielenNazis bei derBundeswehr. Auf eine Kleine An-frage der Linksfraktion hin hat dieBundesregierung zugegeben, dasses 2013 erschreckende 309 neo-nazistische Vorfälle bei der Trup-pe gegeben hat, ein Abgrund tutsich auf.Wir erfahren Details, die uns

um den Fortbestand der Demo-kratie fürchten lassen: So habenzwei Soldaten im Januar 2013 einHakenkreuz in den Schnee ge-zeichnet, ein anderer hat es ausMarzipan auf einer Torte drapiertund ein weiterer soll sich mit„Sieg Heil“ gemeldet haben, alssein Telefon im Zug klingelte. Derskurrilste Fall war der eines Sol-daten, der sich auf dem Rückenein Hakenkreuz ausrasiert habensoll. Potzblitz! Wie hat er das an-gestellt? Da heißt es doch immer,die jungen Männer von heuteseien so unsportlich. Glücklicherweise waren jeweils

aufmerksame Bürger in der Nähe,welche die skandalösen Vorfälleumgehend an die zuständigen Or-gane meldeten. Solche Menschenwaren zu allen Zeiten nützlichund in Deutschland zum Glückimmer reichlich vorhanden. Siedurchstreifen von Wachsamkeiterfüllt ihre gesamte Umgebung,lauschen im Zug oder linsen über

die Gartenhecke, um dreiste Ver-stöße aufzudecken. Die „Bild“-Zeitung deckte diese

Woche einen weiteren Nazi-Skan-dal auf. In einer Kleingartenkolo-nie im Hamburger Stadtteil Bah-renfeld hat ein Mann die Dienst-flagge des Kaiserreichs, Schwarz-Weiß-Rot mit Adler, gehisst. „Auf-regung in Laubenpieper-Kolonie,Kleingärtner hisst Reichsflagge“brüllt „Bild“ im Hamburger Re-gionalteil. Die Vorsitzende desGartenvereins sei „entsetzt“, wer-de dem Übeltäter schreiben undden Landesbund der Garten-freunde einschalten: „So etwashat bei uns nichts zu suchen.“Auch auf der Haustür prange

„der Reichsad-ler“, enthüllt dieZeitung undzeigt uns einBild des ver-wünschten Sym-bols. Es zeigt ei-ne ziemlich ge-naue Kopie desVogels, der un-sere Reisepässe

ziert. Aber egal, solche Einzelhei-ten sind jetzt unwichtig, was Naziist, bestimmen wir. „Die Flaggekommt ab!“, stellt die Vereinsvor-sitzende nachdrücklich klar.Schon in ferner Vergangenheit

wurde mit solchen Fahnen aufsÜbelste provoziert. Einmal kam essogar zu einer internationalen Af-färe deswegen. Der damals 25-jährige Jurist Fritz G. A. Kraemerhatte sein Kajak während desSommerurlaubs in Italien mit derkaiserlichen Reichskriegsflaggegeschmückt, sozusagen der ver-schärften Version der Dienstflag-ge im Hamburger Nazi-Garten.Das bekam zufällig der deut-

sche Marineattaché mit und riefdie italienische Polizei. Sie solleden Mann anweisen, die Flaggezu entfernen. Schock: Die poli-tisch ungeschulten Polizistenzuckten nur mit den Schultern.Erst nach intensivem Drängen derdeutschen Botschaft befahlen dieitalienischen Behörden dem Juri-sten, die Flagge abzumachen. Derklagte jedoch dagegen – und ge-wann! Ungeheuerlich.Das Ganze ging als „deutsch-

italienische Flaggenaffäre“ sogarin die Geschichte ein und würdesich bestimmt gut eignen, um zuzeigen, was mangelnde Sensibi-

lität von Polizei und Justiz gegen-über solchen Provokationen an-richten kann. Die Geschichte hatnur einen Haken: Sie ereignetesich 1934, Kraemer war wegenseiner jüdischen Herkunft ausDeutschland emigriert nach Ita-lien, das seinerzeit noch nicht mitDeutschland verbündet war. Mitdem Symbol des Kaiserreichs gabKraemer seiner Ablehnung desneuen Regimes in seiner HeimatAusdruck, was der Attaché wohlauch genau so verstanden hat.Nach dem Hitler-Mussolini-

Pakt emigrierte Kraemer weiter,erst nach England, dann in dieUSA, wo er in die Armee eintratund dort den Emigranten HenryKissinger kennenlernte. Beidewurden enge Freunde.Tja, also diese Geschichte eig-

net sich denn doch nicht so rechtfür die heute erwünschte Formvon „Sensibilität“, bei der histori-sche Hintergründe strikt zu igno-rieren sind. Auch in diesem Fall:Der VfB Stuttgart hat als neuesMotto den Spruch „Furchtlos undtreu“ gewählt, was laut „Welt“ eineWelle der Empörung ausgelösthat. Das Motto sei „unsensibel,völkisch, nationalistisch“, habeein Fan im Internet geschimpft.Die Zeitung assistiert: „Sicher istauch, dass die Marketingspeziali-sten mit der ungewollten Assozia-tion zu Neonazis dem Verein kei-nen guten Dienst erwiesen ha-ben.“ Nazis hätten den Spruchnämlich auch mal verwendet.Dabei schreibt die „Welt“ sehr

wohl, woher der Spruch wirklichkommt. Er sei 200 Jahre alt undhabe das Wappen des KönigreichsWürttemberg geziert. Aber wegender späteren Benutzung durchirgendwelche Neonazis ist ernunmehr „belastet“.Moment: Wenn das so läuft, was

wird denn dann mit dem Bundes-adler auf den Pässen? Schließlichhat der böse Mann von Bahren-feld den an seiner Laube! Und derKerl hat doch eine Flagge im Gar-ten, die von Neonazis „verwen-det“ wurde, damit belastet ist undsomit nun ihn belastet, der sei-nerseits den Bundesadler belastet,weil er, der Belastete, den Adlerals Türzier „verwendet“. Es kann schon sehr belastend

werden, immer sensibel sein zumüssen. Eines Tages werden wiruns selbst verbieten.

Alarm in Hamburg:Gartenfreund

hisste kaiserlicheFlagge auf seiner

Parzelle

ZUR PERSON

Kämpfer für denNationalstaat

Lange Zeit hat der Westen dieKurden im Irak allenfalls mo-

ralisch unterstützt. Aber militä-risch? Nein, danke! Eine vomWesten hochgerüstete Peschmer-ga-Armee hätte den Zerfall desIrak nur beschleunigt.Jetzt aber hat US-Präsident Ba-

rack Obama notgedrungen mitder Lieferung von Sturmgeweh-ren, Mörsern und Munition an diekurdischen Milizen begonnen.Um den Vormarsch der Dschiha-distengruppe Islamischer Staat(IS) im Irak aufzuhalten, suchendie USA in dem Kurden-FührerMassud Barzani einen Verbünde-ten (siehe Seite 2).Der Präsident der autonomen

Republik Kurdistan nahm die Hil-fe allzu gerne an. Sie stärkt seinePosition im Kampf um Unabhän-gigkeit, die er als Sohn des Grün-ders der Demokratischen ParteiKurdistans (KDP) anstrebt, seit-dem er denken kann. Sein VaterMolla Mustafa Barzani war Gene-ral im bisher einzigen kurdischenNationalstaat, der 1946, dem Ge-

burtsjahr vonMassud Bar -zani, für elf Mo-nate bestand.Mit dem Zer-

fall des Irakschien BarzanisTraum vom neu-en Nationalstaat

näher gerückt, bis die IS-Kämpfervor der Kurden-Hauptstadt Erbilstanden. Mit seinen wenigen Peschmerga-Kämpfern hätte Bar -zani dem Ansturm der Dschihadi-sten kaum standgehalten. Vor denTerror-Kämpfern waren zuvor be-reits viele Christen, Jesiden undandere Religionsgruppen auf kur-disches Gebiet geflüchtet. Weil dieKurden seit jeher freie Religions-ausübung gestatten und humanitä-re Hilfe auch Andersgläubigen ge-währen, sind sie im Westen hochangesehen. Nun hofft Barzani, dasssich die Nato – und damit auchDeutschland? – militärisch für dieKurden einsetzt. Wäre dann die ISbesiegt, ist es nur ein kleinerSchritt bis zur Unabhängigkeit.

Harald Tews

CDU-Vize Thomas Strobl for-dert in der „Welt“ (8. August),extremistischen Doppelstaat-lern den deutschen Pass wiederwegzunehmen:

„Wir brauchen ein starkes Sig-nal, dass wir solche fanatischenIslamisten nicht mehr inDeutschland sehen wollen. Werals islamistischer Kämpfer inden Bürgerkrieg zieht und dortkämpft, der hat selten Gutes imSinn. Wenn jemand mit extremi-stischen Motiven nach Deutsch-land zurückkehrt und Straftatenplant, sollten wir ihm die Einrei-se verbieten. Wenn der extremi-stische – und womöglich ge-waltbereite – Islamist Deutschergeworden ist und eine weitereStaatsangehörigkeit besitzt, soll-ten wir ihm die deutsche Staats-angehörigkeit entziehen undihn ausbürgern.“

„Handelsblatt“-HerausgeberGabor Steingart äußert in seinerZeitung vom 8. August Sorgeüber die Art, wie sich die deut-schen Medien von einer an-schwellenden Kriegspropagan-da hätten anstecken lassen:

„Der deutsche Journalismushat binnen weniger Wochen vonbesonnen auf erregt umgeschal-tet. Das Meinungsspektrumwurde auf Schießschartengrößeverengt. Blätter, von denen wireben noch dachten, sie befän-den sich im Wettbewerb der Ge-danken und Ideen, gehen imGleichschritt mit den Sank-tionspolitikern auf RusslandsPräsidenten Putin los.“

Der Historiker Jörg Friedrichbestreitet energisch, dass diedeutsche Neigung zum Schuld-bekenntnis andere Völker dazubewege, auch ihrerseits selbst-kritischer zu werden – imGegenteil. Im „Focus“ (11. Au-gust) schreibt er unter der Über-schrift „Wer gesteht, ist schuldig“:

„Allein die Deutschen habensich angewöhnt, ihre Verant-wortlichkeiten zu benennen.Das Geständnis ist die Kroneder Beweismittel. Der Bekennertritt nobel aus der ihn umgeben-den Grabesstille. Seine Wortefinden Beifall. Der Rest hält(über seine eigenen Verbrechen,Anm. d. Red.) den Mund. DerFall hat sich geklärt.“

Ulli Kulke kritisiert auf „ach-gut.de“ (12. August), dass be-hauptet wird, „alle Wissen-schaftler“ teilten die These vom„menschengemachten Klima-wandel“, was gar nicht stimme:

„Man kann ja über alles strei-ten. Aber wer gebetsmühlenhaftbehauptet, es gebe gar keine Dif-ferenzen, der irrt, oder (wohlhäufiger) lügt, bisweilen ebenauch gebetsmühlenhaft. Be-sonders beim Thema der angeb-lich überhaupt keine Rolle imKlimageschehen spielendenSonne wird die angebliche Ei-nigkeit ja immer wieder gernhervorgehoben. Sie ist nicht ge-geben.“

Der Finanzexperte ManfredGburek äußerte sich auf seinerInternetseite am 10. August er-staunt über das innige Verhält-nis der Amerikaner zu ihrenSoldaten:

„Als ich neulich vom New Yor-ker Flughafen LaGuardia inRichtung Westen abflog, ent -deckte ich über mir eine Leucht-schrift mit dem Satz ,God blessour troops‘. Nicht auszudenken,welcher Sturm der Entrüstungdurch Deutschland zöge, wennuns im Frankfurter Flughafen dieAufschrift begegnete, Gott mögedie Bundeswehr segnen.“

Austin/Texas – Der langjährigeUS-Parlamentarier Ron Paul (Re-publikaner) glaubt nicht, dass dieUSA keine Beweise dafür hätten,wer die malaysische Passagierma-schine, Flug MH-17, über derUkraine abgeschossen hat. Grund:US-Spionagesatelliten überwach-ten die gesamte Region, so Paul inseinem Internetportal „Voice ofLiberty“. Er rechne nicht damit,dass die US-Regierung der Weltdie Wahrheit über den Fall sage,obwohl sie sie kenne. H.H.

Dortmund – Die stellvertretendeBezirksbürgermeisterin der Dort-munder Nordstadt, Gerda Horitz-ky (72, CDU), soll ihr Amt verlie-ren, weil sie sich in einem Leser-brief zustimmend zu einem Kopf-tuchverbot für Krankenschwe-stern in einem örtlichen Hospitalgeäußert hat. Eine Zweidrittel -mehrheit in der Bezirksversamm-lung aus SPD, Grünen und derFraktion „Linke und Piraten“ willHoritzky daher wegen „Islam-feindlichkeit“ abwählen. H.H.

Kopftuchkritik kostet das Amt

MH-17: »USA wissen Bescheid«