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Pädagogische Hochschule Freiburg Fakultät I Psychologie HSe: Evaluation und Qualitätssicherung in Bildungseinrichtungen Dozent: Prof. Dr. Josef Nerb SS 2008 Datum: 08.11.08 Thema PISA 2000 Lesekompetenz - ein Überblick Sebastian Müller Matrikel-Nr.: 1403135 Tel.: 0761 277760 [email protected] Leonie Eckert Matrikel-Nr.: 1399221 Tel.: 0761 7964575 [email protected] Sandra Müller Matrikel-Nr.: 1401843 Tel.: 0761 5573359 [email protected]

Pädagogische Hochschule Freiburg Fakultät I Psychologie...PISA Studie umfasst muttersprachliche, mathematische, naturwissenschaftliche Kompetenzen als "basale Kuturwerkzeuge"6. Das

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Page 1: Pädagogische Hochschule Freiburg Fakultät I Psychologie...PISA Studie umfasst muttersprachliche, mathematische, naturwissenschaftliche Kompetenzen als "basale Kuturwerkzeuge"6. Das

Pädagogische Hochschule Freiburg

Fakultät I

Psychologie

HSe: Evaluation und Qualitätssicherung in Bildungseinrichtungen

Dozent: Prof. Dr. Josef Nerb

SS 2008

Datum: 08.11.08

Thema PISA 2000 Lesekompetenz - ein Überblick

Sebastian Müller

Matrikel-Nr.: 1403135

Tel.: 0761 277760

[email protected]

Leonie Eckert

Matrikel-Nr.: 1399221

Tel.: 0761 7964575

[email protected]

Sandra Müller

Matrikel-Nr.: 1401843

Tel.: 0761 5573359

[email protected]

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1 Inhaltsverzeichnis1 Inhaltsverzeichnis............................................................................................................22 Einleitung........................................................................................................................ 33 Ziel der PISA Studie........................................................................................................34 Umfang............................................................................................................................45 Literacybegrif.................................................................................................................. 46 Lesekompetenzbegriff von PISA.................................................................................... 57 Lesekompetenzkonzept Übersicht...................................................................................68 Testmetrik .......................................................................................................................69 Warum ist Lesekompetenz wichtig?................................................................................710 Nationale Erweiterung der internationalen PISA Studie...............................................811 Ergebnisse von PISA für Deutschland........................................................................ 1012 Zusammenhang zwischen Elternhaus und Bildung....................................................1013 Schülerverteilung und Risikoschüler...........................................................................1114 Mögliche Interventionsstrategien................................................................................1215 Schlußfolgerungen...................................................................................................... 1216 Literaturverzeichnis.....................................................................................................1417 Internetquellen.............................................................................................................1418 Abbildungsverzeichnis................................................................................................ 14

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2 EinleitungPISA steht für Programme For international Student Assesment, diese Studie wird alle drei

Jahre von der OECD zusammen mit verschiedenen Partnern in den jeweiligen

Mitgliedländern durchgeführt. Die PISA 2000 Studie, mit dem Schwerpunkt Lesekompetenz

fand in 28 Ländern statt: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,

Griechenland, Irland, Island, Italien, Japan, Kanada, Korea, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland,

Niederland, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien,

Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten, davon waren

Brasilien, Lettland, Liechtenstein und die Russische Föderation nicht Teil der OECD1.

Die Studien decken jeweils die drei Bereiche: Lesekompetenz (engl. Reading Literacy),

mathematische Grundbildung (engl. Mathemtical Literacy), naturwissenschaftliche

Grundbildung (engl. Scientific Literacy) ab. Dabei wird nicht ein ausdestilliertes

internationales Curriculum abgefragt sondern Kenntnisse und Fähigkeiten, die im

Erwachsenenalter benötigt werden.2

Die PISA Studien hatten bisher jeweils ein bestimmtes Schwerpunktthema, im Jahr 2000

Lesekompetenz, 2003 mathematische Grundbildung, 2006 naturwissenschaftliche

Grundbildung. Die 2009 stattfindende PISA Studie wird wiederum Lesen als

Schwerpunktthema haben und auch versuchen Kenntnisse im Umgang mit Computern zu

erfassen

3 Ziel der PISA StudieZiel der Studie war es vergleichende Daten über Ausstattung, Funktions- und

Leistungsfähigkeit der einzelnen Bildungssysteme in den teilnehmenden Staaten und

Volkswirtschaften zu erlangen, um dadurch einen Vergleich und letztlich eine Verbesserung

von Schulsystemen zu ermöglichen.

Ziel der Studie ist es eine wissenschaftliche abgesicherte Aussage über die Qualität der

e inzelnen Bildungssysteme machen zu können. Dabei sind "Design und

Berichterstattungsmethoden an der Notwendigkeit auszurichten, den Regierungen

Informationen an die Hand zu geben, aus denen Lehren für die Politik gezogen werden

können;"3 PISA soll dazu dienen die einzelnen Bildungssysteme zu vergleichen.

1 OECD, "PISA Broschüre", unter: http://www.oecd.org/pages/0,3417,en_32252351_32235731_1_1_1_1_1,00.html, abgefragt am 12.7.07 um 22:512 OECD, "Lernen für das Leben, erste Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudie", Paris, 2001, Seite 16.3 OECD, „Lernen für das Leben“S.18.

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4 UmfangFür die PISA 2000 Studie wurden mehr als 250.000 Schülerinnen und Schüler getestet.4 In

Deutschland wurden 2000 ca. 5000 SchülerInnen aus 219 Schulen und davon jeweils 23 15-

Jährige pro Schule getestet. Dazu kam im Rahmen der nationalen PISA Ergänzung, eine

nationale Stichprobenergänzung auf 1466 Schulen mit 50 000 SchülerInnen , um statistisch

abgesicherte Aussagen für jedes Bundesland und die beteiligten Schulformen machen zu

können. Aufgrund der unterschiedlichen Praktiken in den einzelnen Ländern, bezüglich

Einschulung, Umfang des Unterrichts, Struktur des Elementarbildungsbereich, etc. erschien es

den Autoren der Studie es nicht sinnvoll eine Klassenstufe als Zielgruppe zu definieren.

Deshalb wurden jeweils die SchülerInnen untersucht, welche zum Zeitraum der Untersuchung

zwischen 15 Jahren und drei Monaten und 16 Jahren und zwei Monaten alt waren. In der

überwiegenden Mehrheit der Länder wurden über 97% der Zielpopulation abgedeckt.5

5 LiteracybegrifPISA testet „Reading Literacy“, „Mathematical Literacy“ und „Scientific Literacy“. Diese

Konzeption stammt aus dem angelsächsischen Bereich. Es könnte im Deutschen mit

Grundbildung oder Literalität übersetzt werden. Doch ist diese Übersetzung nicht zufrieden

stellend, wenn man genauer betrachtet, wie Literacy definiert ist. Der Literacybegriff der

PISA Studie umfasst muttersprachliche, mathematische, naturwissenschaftliche Kompetenzen

als "basale Kuturwerkzeuge"6. Das bedeutet mehr als Alphabetisierung. Er wurde von

Experten im Vorfeld der PISA Studie definiert und wird im Rahmen eines Kontinuums

gemessen7." Literacy" bezeichnet die "Fähigkeit, das Gelernte anhand bestimmter

Lösungsstrategien auf die an alltägliche Praxis angelehnte Situationen übertragen zu können"8

Dabei umfasst das Konzept sowohl die Fähigkeit zu Lesen, Informationen aus Texten heraus

zu filtern und diese mit bereits bekanntem Wissen zu verknüpfen.Dies ist ein umfassendes

Konzept, was definitiv mehr als Alphabetisierung meint.. Kompetenz oder Fertigkeit sind

weitere Möglichkeiten wie „Literacy“ ins deutsche übersetzt werden könnte.

Dabei ist es umstritten ob Scientific Literacy, ebenso eine Literalitätsqualität ist wie die

Reading Literacy oder Mathematical Literacy.

4 ebd.S.16.5 ebd.S.19.6 Deutsches PISA-Konsortium:PISA2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich.S.20.7 OECD: “Lernen für das Leben.“S.2098 Smolka D., "Die PISA-Studie: Konsequenzen und Empfehlungen für die Bildungspolitik und Schulpraxis", in: Aus Politik und Zeitgeschichte vom 14.10.2002, Seite 4.

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6 Lesekompetenzbegrif von PISADefinition.: „Unter Lesekompetenz versteht PISA die Fähigkeit, geschriebene Texte

unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu

verstehen und sie in einen größeren sinnstiftenden Zusammenhang einzuordnen, sowie in der

Lage zu sein, Texte für verschieden Zwecke sachgerecht zu nutzen.“9

Schwerpunkt der PISA 2000 Studie war die Lesekompetenz. Darin richtete sich das

Hauptaugenmerk auf die Beherrschung von Prozessen, das Verständnis von Konzepten, sowie

die Fähigkeit innerhalb eines Bereichs mit unterschiedlichen Situationen um zu gehen. Die

Aufgaben waren an Kompetenzen orientiert, die im späteren Leben von enormer Bedeutung

sein werden.

PISA hat nicht das Ziel den Lehrplan abzubilden oder die Erreichung von Zielen, die in einem

oder möglicherweise allen nationalen Lehrplänen abgebildet werden, abzuprüfen. Die Lösung

der im Rahmen der PISA Studie gestellten Aufgaben würde jedoch basierend auf dem

Lehrplan theoretisch zu erreichen und zu erwarten sein. Die Leistungsfähigkeit der Schüler

wurde jedoch überschätzt

Der Mindeststandard für den Deutschunterricht der Sekundarstufe I wäre das Erreichen der

Kompetenzstufe II.10

Es ist jedoch anzumerken, dass diese Kompetenzstufe von 20 % der Schüler nicht erreicht

wird (siehe unten).Lesekompetenz ist eine fächerübergreifende Schlüsselqualifikation. Das

bedeutet, dass nicht nur das Lesen beherrscht werden soll, sondern „ geschriebene Texte

verstehen, nutzen über sie reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und

Potential weiter entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen“11.

Dabei soll mit unterschiedlichen Textsorten umgegangen werden. (Formulare, Grafiken,

Karten, private , öffentliche , bildungsbezogene Texte) und verschiedene Arten von

Leseaufgaben sollen bearbeitet werden (Infos heraus suchen, Interpretationen, über Inhalt und

Form eines Textes reflektieren).

9 Deutsches PISA-Konsortium:PISA2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich.S.22.

10 Deutsches PISA- Konsortium:PISA 2000. S.98.11 ebd

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7 Lesekompetenzkonzept Übersicht

Abbildung 1: Bedingungen schulischer Leistungen nach PISA

Die Tests, welche im Rahmen der Studie durchgeführt wurden, bestehen aus einer Mischung

von Multiple-ChoiceAufgaben und Fragen, für die eigene Antworten ausgearbeitet werden

müssen. Diese Tests wurden mit Papier und Stift durchgeführt. In zukünftigen

Untersuchungen ist geplant, diese. auch per Computer durchzuführen.

Die Frage-Items sind in Gruppen zusammengefasst, die sich jeweils auf eine Beschreibung

einer realitätsnahen Situation beziehen. Für die Bearbeitung des gesamten PISA Test benötigt

man sieben Stunden, die Schüler bearbeiten jeweils unterschiedliche Kombinationen des

Testbogens. Daneben gibt es einen „Selbstauskunftschülerfragebogen“. Die Schulleiter

beantworten daneben in einem eigenen Fragebogen jeweils Fragen über ihre Schulen.12

8 TestmetrikDie PISA Studie ermittelt einen Gesamtwert pro Person, der die individuelle Leistung

abbildet. Diese Gesamtskala ist auf einen Mittelwert von 500 Punkten ausgerichtet. Dabei ist

diese Ausrichtung willkürlich gewählt und hat keinen empirischen Charakter.

Ermittelt wurde der Gesamtwert über die Subskalen: "Informationen ermitteln",

"Textbezogenes Interpretieren" und "Reflektieren und Bewerten von Informationen".

Nach Durchführung der Tests wurden die Schülerinnen und Schüler in Kompetenzstufen

eingeteilt. Diese reichten von Kompetenzstufe I, die Schüler mit der geringsten Leistung bis

12Vgl. Deutsches PISA- Konsortium: PISA 2000:S17.

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Kompetenzstufe V, denen mit der höchsten Leistung im Test. Dieses Stufenmodell basiert auf

einer von Kirsch entwickelten Schrittfolge von Aufgabenanforderungen, die sich schon zuvor

bei amerikanischen und internationalen Studien bewährte.

Die Einordnung der Schüler in jeweilige Kompetenzstufe wurde nach Häufigkeit der gelösten

Aufgaben durchgeführt, es mussten mindestens 50% der Aufgaben, die für die jeweilige

Kompetenzstufe typischen sind, gelöst werden. Die entsprechenden Anforderungen variieren

je nach Subskala und Kompetenzstufe. So steigert sich zum Beispiel die Schwierigkeit einer

Aufgabe durch zunehmende Komplexität eines Textes oder durch die Anzahl der bedeutsamen

Informationen. Die Aufgaben wurden von internationalen Experten als homogen beurteilt.13

Die Schüler, die einer bestimmten Kompetenzstufe zugeordnet wurden, sind mit großer

Sicherheit auch in der Lage, die charakteristischen Aufgaben, der niedrigeren

Kompetenzstufen richtig zu lösen.

9 Warum ist Lesekompetenz wichtg?Lesen ist die zentrale Kompetenz zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Bildungsversagen führt nahezu direkt in die Abhängigkeit von sozialen Transferleistungen. 27

% der Arbeitslosen in Deutschland haben keinen Berufsabschluss. 10 % der Jugendlichen

verlassen die Schule ohne Schulabschluss, 80 % davon werden später Langzeitarbeitslose

sein. (Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland,14

Lesekompetenz ist unabhängig vom Bildungsabschluss, jedoch hat man bei geringer

Lesekompetenz schlechtere Karrieremöglichkeiten. Was bedeutet, je besser meine

Lesekompetenz, desto eher bin ich im Erwachsenenalter in einer "anspruchsvollen

Angestelltentätigkeit" beschäftigt. Dabei lässt sich nachweisen, dass auch bei denjenigen die

einen niedrigen formalen Bildungsabschluss haben, aber über eine hohe Lesekompetenz

verfügen, größere Erfolge auf dem Arbeitsmarkt entstehen. 15

Daneben besteht eine Korrelation zwischen dem kompetenten Nutzen von Lesen und anderen

Medien. Ein weiterer Trend ist der Anstieg von Informationslesen gegenüber dem

Freizeitlesen.

10 Natonale Erweiterung der internatonalen PISA StudieDer Schwerpunkt der internationalen Studie liegt im Bereich Lesen von Sachtexten und nimmt wie schon gesagt keine Rücksicht auf Curricula. Die zu bearbeitenden Texte lagen den Schülern vor und konnten während des Beareitungsprozesses eingesehen werden.Die

13 Vgl. Deutsches PISA- Konsortium. S.88ff.14Vgl. Lernen und Arbeiten im Lebenslauf, Teilhabefördernde Bildungspolitik als Aufgabe des Sozialstaat", 18.11.2005 unter: http://www.zdk.de/erklaerungen/index.php?page=2 abgefragt am 13.7.08 0:37

15 Vgl. OECD: „Lernen für das Leben“ S.22.

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nationale PISA-E Studie, legte ihre Überprüfung auf andere Kompetenzen: Sie überprüfte die Behaltens- und Erinnerungsleistung der Schüler, mit einem Schwerpunkt auf literarischen Texten. Sowie, im Gegensatz zur internationalen Studie, das Behalten und Lernen aus Texten. Daher lagen den Schülern die zu bearbeitenden Texte nicht vor.

Abbildung 2: Übersicht über die nationalen Ergebsnisse

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Die nationale Studie wurde ausgeweitet um weitere Informationen über den Hintergrund der

Schüler zu erfragen um mehr Informationen über den Zusammenhang zwischen sozio-

demographischen Verhältnissen und Schülerleistungen zu erhalten. Daher: nationaler und

internationaler Test messen unterschiedliche Fähigkeiten, die sich jedoch

ergänzen.wissensbasierte Leistungen: situationsadäquate Interpretation , die aufgrund des

Vorwissens der Schüler entwickelt werden soll 16

11 Ergebnisse von PISA für DeutschlandErgebnis der PISA Studie ist, dass die Leistungen der deutschen Schüler im untersten Bereich

sind. Dabei schneidet Deutschland, sowohl im Vergleich mit OECD Ländern, dem OECD

Durchschnitt und anderen Industrieländern, schlecht ab und landet auf dem elft letzten Platz.

Dabei sind besonders die Leistungsunterschiede der Schüler in Deutschland extrem hoch.

Eine größere Spanne (111 Punkte) zwischen den besten und schlechtesten Schülern erreicht

kein anderes Land. Dabei könnten die besten Deutschen Schüler sehr wohl mit Finnland

(Platz 1) mithalten, die schlechtesten rangieren aber auf dem Niveau von Schwellenländern

wie Brasilien.

Deutsche Schüler haben die geringste Leselust, aller befragten Schülergruppen. 42% lesen

nicht zum Vergnügen, sondern nur wenn sie durch andere Faktoren "gezwungen" werden.

Dieser Wert wird von keinem anderen Land übertroff.17

12 Zusammenhang zwischen Elternhaus und BildungDie PISA Studie stellt für Deutschland einen dramatischen Zusammenhang zwischen

Chancengleichheit und Elternhaus dar: "Die Chancengleichheit bleibt weiterhin das Problem

des deutschen Bildungssystems. So lässt sich in den Naturwissenschaften ein vergleichsweise

großer Anteil der Leistungsunterschiede durch den sozioökonomischen Status der Eltern

erklären (19% gegenüber 14,4% im OECD-Mittel). Innerhalb der OECD spielt nur in

Luxemburg, Ungarn, Frankreich, Belgien und der Slowakei das Elternhaus beim

Bildungserfolg eine ähnlich große Rolle."18

16 Vgl. Deutsches PISA- Konsortium: PISA 2000 S.87.17 Vgl.ebd.S.101ff.18 OECD; "PISA 2006: Schülerleistungen in Deutschland im Bereich Naturwissenschaften über OECD-Schnitt", Presseerklärung der OECD zu Ergebnissen der PISA Studie in Deutschland, unter: http://www.oecd.org/document/45/0,3343,de_34968570_35008930_39715757_1_1_1_1,00.html, abgefragt am: 13.7.08 um 1:01

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13 Schülerverteilung und Risikoschüler

Abbildung 3: Lesen nach Bildungsgang

Allgemein werden als Risikogruppe diejenigen SchülerInnen angesehen, welche mit 15

Jahren weniger als Kompetenzstufe I erreichen. Es ist davon auszugehen, dass diese Schüler

selbst einfache Texte bei denen Informationen direkt zu finden sind, nicht nutzen können.

Man muss davon ausgehen, dass diese wahrscheinlich funktionale Analphabeten sind. Das

sind in Deutschland rund 10%! der Schüler. In Finnland sind keine Schüler mit dieser

Nichtleseleistung zu finden.

Von diesen Risikoschülern sind 2/3 Jungs und meist auf Haupt- und Sonderschulen zu finden.

Die Hälfte hat Migrationshintergrund. Besonders erschreckend war, dass deutsche

Lehrpersonen nicht in der Lage waren zuverlässig diese Schüler zu identifizieren um ihnen

gegebenenfalls angemessene Hilfe zukommen zu lassen.

Diese Erkenntnisse werden auch in der Pressemitteilung der OECD zu den Ergebnissen der

PISA 2006 Studie noch einmal hervorgehoben: "Doppelt benachteiligt das deutsche

Schulsystem Jugendliche mit Migrationshintergrund. Migrantenkinder kommen nicht nur

häufiger aus einem Elternhaus mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status, der

Leistungsabstand gegenüber einheimischen Schülern ist über die sozioökonomischen Effekte

hinaus zudem deutlich höher als in anderen Ländern mit vergleichbarem Migrantenanteil. Bei

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Migranten zweiter Generation (im Land geboren, aber beide Elternteile im Ausland geboren),

die ihre gesamte Schullaufbahn in Deutschland verbracht haben ist der Abstand zu

einheimischen Schülern mit 93 Punkten so groß wie in keinem anderen OECD-Land. 38

Punkte auf der PISA-Skala entsprechen etwa dem Leistungszuwachs eines Schuljahrs. Im

Bereich Lesen, wo Veränderungen über alle drei PISA-Studien berichtet werden, lassen die

Daten hinsichtlich Chancengleichheit auf keine signifikante Verbesserung schließen. „In

Punkto Chancengleichheit hat Deutschland noch große Defizite abzubauen“, sagte von Meyer

Abb.4.Kompetenzstufen

14 Mögliche InterventonsstrategienSchlechte Leser merken nicht, wenn sie etwas nicht verstehen, daher ist es ihnen oft nicht klar

warum sie einen Text nicht verstanden haben. Im Gegensatz dazu gehen gute Leser strategisch

vor: Sie überwachen ihre Verstehensprozesse, sie paraphrasieren das Gelesene, wiederholen,

benutzen Wenn-Dann-Formulierungen, fassen Gelesenes zusammen, stellen sich selbst

Fragen, versuchen Gelesenes über Eselsbrücken zu verstehen, haben bildliche Vorstellungen,

erkennen Schlüsselwörter und können Vorhersagen für kommende Abschnitte treffen. Diese

Kompetenzen lassen sich glücklicherweise erlernen und trainieren.

Weiterhin können durch Programme zur Erhaltung und Schaffung von Lesemotivation die

Kinder angeregt werden ihre Lesekompetenz zu erhalten und auszubauen. Dazu zählen etwa

Büchereien, Schulbüchereien, Lesepaten, Buchecken in Klassenzimmern, gemeinsames Lesen

mit Eltern und ähnliches. Lehrpersonen können hierbei unterstützend eingreifen wie auch bei

der Wahl geeigneter Lektüre hilfreich sein.

SchülerInnen aus leseschwachen Elternhäusern brauchen Förderung durch die Schule, da die

notwendige Förderung nicht durch das Elternhaus erfolgt.

Die Diagnosekompetenz der Lehrkräfte muss gesteigert werden um rechtzeitig Risikoschüler

zu identifizieren und ihnen nicht stigmatisierende Hilfe angedeihen zu lassen.

15 SchlußfolgerungenDie Kompetenzen, die von PISA getestet wurden, sind von enormer Wichtigkeit, da gerade

die Lesekompetenz für das spätere Berufsleben unabdingbar ist. Es ist erwiesen, dass

Menschen mit einer guten Lesekompetenz höhere Gehälter und eine höhere Positionen in der

Gesellschaft einnehmen, als solche die eine schlechte Lesekompetenz aufweisen.

Die PISA- Studie 2000 hat erschreckende Tatsachen ans Licht gebracht. Die deutschen

Schüler und Schülerinnen erzielten Ergebnisse, die deutlich unter dem OECD-

Durchschnittswert liegen. Dies ist das Resultat der äußeren Faktoren unserer Gesellschaft und

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unseres Bildungssystems. Um Verbesserungen zu erreichen ist es nicht ausreichend oder gar

möglich einfach Teile des Finnischen Bildungssystems zu kopieren.

Weiterhin erscheint erschreckend, dass Kinder nicht mehr gerne zum Freizeitvergnügen

lesen, sondern sich in einem vereinseltem Lebensraum bewegen, indem Medienkonsum, vor

allem Fernsehen und Computer, viel Raum einnehmen.

So kann man mit Spannung die PISA- Studie 2009 abwarten, in der erneut die

Lesekompetenz getestet wird. Erst dann wird sich zeigen in weit PISA 2000 gewirkt hat und

Deutschland eventuell eine bessere Leistung erreichen konnte.

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16 Literaturverzeichnis• Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.) 2001, PISA 2000, Opladen, Seiten 15 - 29, 70 -

120 (Kap 1 + 2)

• Feige,Celine:"PISA und weitere Schulleistungsstudien", Hamburg, 2005

• OECD, "Lernen für das Leben, erste Ergebnisse der internationalen

Schulleistungsstudie", Paris, 2001,

• Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.),PISA 2000 - Die Länder der Bundesrepublik

Deutschland im Vergleich, Opladen 2002

17 Internetquellen• OECD Directorate for Education, abgefragt am 20.6.08:

http://www.oecd.org/document/2/0,3343,en_32252351_32236191_39718850_1_1_1_

1,00.htm

• Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien , abgefragt am 5.11.2008

18 Abbildungsverzeichnis• Abb1: Deutsches PISA- Konsortium (Hrsg.): PISA 2000. Basiskompetenzen von

Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen, 2001. S.33.

• Abb2: ebd. S. 106.

• Abb3: ebd. S. 121.

• Abb.4: ebd. S. 120