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PETER CLASSEN - mgh-bibliothek.de · Doa PqMfwn utila frdnkiah Hsn . mhft. < Zeitsahrift für ICiroh~1geaohiohte s 64, 1886. pp. 132.284 (auoh als j , Buob, Darmatadt 1866). Omomo

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t PETER CLASSEN

ITALiEN ZWISCHEN BYZANZ UND DEM FRANKENREICH

Wenn es im Bereich der politischen Geschichte einen Vorgang gibt, der die Rede vom Ursprung Europaa in der Karolingerzeit rechtfertigt, so ist es die Lösung Ita- liens und insbesondere des Papsttums aus der byzantini- schen Herrschaft und seine enge Verbindung mit den nordalpinen ~etndern des Frankenreiches.

Das Europa des Mittelalters und der Neuzeit unter- scheidet sich von der antiken Welt in den geographischen Voraussetzungen: ist das Altertum bestimmt vom Kreis der Länder um das Mittelmeer, so Mittelalter und Neu- zeit durch die untrennbar miteinander verbundenen Län- der beiderseits der Aipen zwischen dem Mittelmeer ei- nerseits, dem Atlantik und den nördlichen Meeren an- dererseits. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Geschichte des Altertums auf weite Strecken hin die Geschichte der Imperien ist, zuletzt und am letngsten des Imperium Romanum, wethrend im Mittelalter das karolingische Imperium ebenso rasch verfiilit, wie es auf- gebaut wird, und dann die Vielzahl der Regna - zu- niichst der karolingischen Teilreiche, dann auch der hinzutretenden Staaten anderen Ursprungs - mit gemein- samer geistiger und politischer Tradition erst in ihrer Gesamtheit daa ausmacht, waa ma.n Europa nennt.

920 PETER W S S E N

Ist es aber überhaupt sinnvoll, in unserem Zusammen- hang von Italien zu sprechen ? Bekanntlich hat dieses Land zwischen der Zeit der Goten und derjenigen dtx Risorgimento niemals eine politische E i e i t gebildet. Dio Teilung zwischen Langobarden und Römern ist seit dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts eine Tatsache, und es ist keiner Seite gelungen, sie zu überwinden. Die Steilung des byzantinischen Reiches in Italien wird wohl ge- schwacht, aber auch in der karolingischen Zeit nicht gebro- chen, und erst den Normannen gelingt es, die Griechen aus Italien zu vertreiben, freiich ohne eine neue E i i e i t herzustellen. Aber gerade im 7. und 8. Jahrhundert wird weder von der einen noch von der anderen Seite die tat- sachliche Teilung Italiens hingenommen oder gar endgül- F& ig anerkannt. So wie die Krone Agilulfs den Lango-

, ,- -; :'??bardenkönig REX TOWUS ITALIAE nennt l, so schicken die .I T.-< $. . . . --! ;. ,-$Byzantiner ihre Exarchen ad iregeruEm o m e m Italiam '.

.;;-: ., .-: ..: ". . .Die Rede von «ganz Italien D lasst sich durch erstaun- ; .:--.., ,.,. . .;>:.;;: ,-, > d - z : 'Xch viele Quellen des 6. bis 9. Jahrhunderts verfolgens,

und man kann immer wieder das Ziel verschiedener Sei- ten erkennen, das Land unter einer Herrschaft zu ver- einen 4.

(1) inmbrift der verlorenen - 1804 sua der Netiomlbibliothek zu Paria gestohlenen und kum denaoh vemiahteten - Krone; AL(ITGVIJ Bs'ilT(i~) =(B)= vra oM~(ioskimus) ssx T-s ma~(iae) OBWB'E s(an)o(t)o I O ~ =-TI- 8TB W EOOL(esia) XODIOIA. ~ B & U R B ~ R D Ern, Die AgiJulf.Kmne. dea Sohol- nsa zu M-. e Histoisobe Bomhungen für Walter Sahlesinger r, hrsg. V,

H b u t Beumsnn, Köln-Wien 1874. pp. 848.367 mit Tefeln. (2) so *bei die E r w h e n Olympiua und Theodor, Zibw Pmf&dir, ed.

Loms DumBNBI, VOI. I. Paria 1886, PP. 332 und 331 zu 843 und 649. (a) vsl. die Nsohweise im Anhang. (4) FCir die allgemeine Gesohiohte verweise iob nur auf die g m e n Dmtel-

lugen: L m o Momn H a s m , QmhiDIUB Ik&m im Mi(t.l<lltßl> BBnde ii (in 2 Teilen) und 111 (in 2 Teilen), Gotha 1900-1811, Gaom O a v ~ o o o n s ~ ~ , Q&a dss byzonliniachsn S m , 8. A m . Mruiohen 1063 (Hendbuob dsr Altertumawissensohaften XI1 1.2). EBIOH GmM&e dss P s p w m , , Band ii, Tübingen 1888. D ~ I B E . Doa PqMfwn utila f rdnkiah H s n mhft. < Zeitsahrift für ICiroh~1geaohiohte s 64, 1886. pp. 132.284 (auoh als . , Buob, Darmatadt 1866). O m o m o Bmmmis, R o m di fmMe o Bimniio s <u' j :-J.-

ITALIER ZWISOHmN BYZANZ UND DEX i+IWNKENREIBH 921

Italien ist jedoch an den Rand des Römischen Rei- ohes gerückt und zu einer für die Zentrale am Bosporos schwer zugänglichen Aussenprovinz geworden. Hatte schon Narses nur unter grössten Schwierigkeiten ein Landheer aus dem Osten nach Italien bringen können, so ging nach dem Verlust von Aquileja an die Langobarden, Emona an die Slowenen und Sirmium an die Awaren jenes Rück- grat des Reiches an den Donau- und Drau-Strassen verloren, auf dem die Heere noch im 4. und 5. Jahrhun- dert, mancher Bedrohung durch Goten und Hunnen zum Trotz, sich vom Osten nach dem Westen des Reiches und wieder zurück hatten bewegen können. Was blieb, war die Seeherrschaft der Römer oder, wie wir nun sa- gen, der Byzantiner, und sie hat auch das Gesicht der eigeiitümlichen Zweiteilung Italiens zwischen den Lan- gobarden und Römern bestimmt; ja, sie blieb darüber hinaus Für die Geaohichte Italiens bis ins 11. Jahrhundert ein entscheidender Faktor. Denn die Langobarden und nach ihnen die Franken haben jenen Schritt auf das Meer niemals getan, den die Wandalen, für kurze Zeit auch Totilas Goten, danach unter den Eroberern des Nordens aber erst wieder die Normannen unternommen haben

LmpW. Bologna 1841 ( S t a d di Rome IX), dmu die wiatigen AuEsaie- sammlungen von O u w Pmuo B O O N E ~ I , L<& longdordn. voll. I.W, Mlsno 1966.68, und O m m o BEBTO-, E&i B& di a10M &MB. mll. 1-11, Livomo 1968. Von den Spoletiner Studi~nwoohen heben ved iedene EU un- -em Thema beigetragen; aus Istater Zeit kt vor allem EU nennen: I Pm- b l a d ddJ'0ecidmts nd Smlo VII I , Spoleto 1973 (Settimsne di studio del Cen- tro italisno di studi suU'eIto medioem XX). U n k einem snderen Bliokwin- kel habe iob selbst einen Teil der hier zu erörternden Fragen dergsstellt: Kor2 dar ,a*odaa, d m P a p w m und B m . in + Kairi der Chme - LebenawerL und Nmhlebdr, Ksg: von .WoIfgang BrounfeIs, vol. I, DDCuieoldorf 1966, pp. 681.608; hier zitiert nsah der erweiterten Sonderauagsbe DUaseldorf 1968. Die vorliegende S&%e aoU die frühere Arbeit erßiin~en; Wiederholungen sind m(>gliollst vermieden. Danun wird die Zeit Kerb des Cr-en nur kure gestreift.

(6) ABO-ar~> R. Lmvm, N d P m ? and Tmde in ihe Mulilmnaon. Prinaeton, N. J., 18.51. iBdm Ammm~, B y m e4 ia mar, Paris 1986.

B d i n 1966.

, . ! : 'I -!- . . . . 2922 PETER OLASSEN . . ~ . >

L - -~ . ., .~ 1 . . <

Auf dem Mittelmeer herrschten die byzantinischen . . . . ,- - "Flotten; aber seit den letzten Jahrzehnten des 7. Jahr-

, . - " .. Jhunderts standen ihnen diejenigen der Sarazenen gegen- . # . . . . . . kber. Diese Grundtatsache darf man nicht aus den Augen

i, - . C. . - , . : : . . - " verlieren, wenn man die Geschichte Italiens im 8. und 9. . . . ~~

, , '-:Jahrhundert betrachtet. Die Küsten Venetiens, des Po- I: ' . . . :%ündungsgebietes, der Pentapolis, lange Zeit noch Ligu- ,Y .~ 1 .riens, der römischen und der neapolitanischen Campagna, ,. .. . Ir . . . . .. " .dazu ganz Kalabrien, Otranto, Sizilien waren byzanti-

' . . misch geblieben, weil die Langobarden diese Gebiete nicht I. b * . ' . * , ;I . .. leicht ohne Flotte gewinnen konnten. Die Byzantiner

, L ':aber mussten diese Bereiche mit aiier Kraft verteidigen, ' . . , .- ischon um nicht entscheidende Positionen gegenüber den 4 , - . C -: i, . ', Sarazenen zu verlieren, wahrend ihnen das Landesinnere . - ~~

,,% , .. . rasch verloren ging. In den maritimen Bereichen konzentriert sich die vor

den Eroberern zurückweichende römische Bevölkerung, und diese entfaltet eine neue Aktivitat an den Küsten in Fischfang und Schiffahrt. Das gilt für viele Teile Ita- liens ebenso wie für Griechenland und Dalmatien. Mit dem Kranz der Lagunenstadte von Grado über Heraclea und Jesolo bis Malamocco und dem bedeutenden Co- macchio, mit Trani in Apulien, mit AmaE und Gaeta am Tyrrhenischen Meer entstehen neue Hafenpllttze, de- ren einige zu grosser Bedeutung aufsteigen.

Aber der Weg zwischen Italien und Konstantinopel war lang geworden, von den Unbilden der Witterung und den Jahreszeiten abhingig. Da der Süden Italiens

(6) Qaete und Amsill werdon von Konstsntin Porphyrogennetas sLs vierte und fünfte Stadt Itsliena gensont. Ds odnWnd&Mido I m p d osp. Z? (ed. Oymd Mosavasx U. R.J.H. J~mrnS, 3. ed. Wwliinpton, D.C.. 1881, P. 116, vgl. auch p. 113). Ober Gaste vgl. Mnnai l~~m h5.mnoamrr. U& in> jrUh671 dfiuelolm. a t h e 1811; über AmalB jetzt U m o a 8omdi&i, A d $ ini- MdUc2oltar (0.-11. Jalehunderl), (Bibliothek das Deutsohen Hiatorisohen Insti- tute in Rom 49), T-ibingen 1878.

ITALIEN ZWISCHEN B Y W Z UND DEM PFL4NKENREICH 923

mit Benevent, seit etwa 676 auch Bari, Brindiai und Tarent, in langobardischer Hand war, musste man von Rom den langen Seeweg nehmen, bestieg meist das Schiff in Terracina oder Neapel und war auf dem Weg über Messina und Griechenland oft mehrere Monate unter- wegs. Grosse Heere wurden nicht mehr mit Flotten trans- portiert, und die t Provinzen Italiens I) mussten sich wirbchaftlich und militarisch immer mehr auf sich selbst stellen; nur die höchsten Offiziere und Beamten wurden noch aus dem Osten geschickt; nicht nur die Menge der subalternen Amtsträger, sondern auch die Mehrzahl mitt- lerer Befehlshaber von Castra und Städten kamen nun aus dem Lande selbst, das die Milizen stellte und clie Mittel aufbrachte, sie zu ernähren. Naturalwirtschaft- liche Grundlagen beginnen sich auch im byzantinischen Teil Italiens schon im 7. Jahrhundert durchzusetzen; Grundherrschaft und Miiitäpverwaltung verschmelzen mit- einander 7.

Wenn wir vom römischen oder byzantinischen Ita- lien des frühen Mittelalters sprechen, so dürfen wir nicht von vornherein t byzantinisch 0 gleich ({griechisch a set- zen und die römische Herrschaft als eine Herrschaft griechischer Sprache betrachten. Die Goten-Kriege hatte der aus Illyrien stammende lateinische Kaiser in Kon- stantinopel geführt, und auch Justinians erste NaclSol-

(7) Daau ist immer nooh auf den klassischen Aufsst. von L m o Xosna H a a m w zu verweisen; Cmrndh~chafl und BwwSrM'e in KdrchsMl<lata wmi 8. b& zwn 10. Jabhunderf rVierteljshr~chRft für Sooinl- und Wirt. sßhafteg846hliiohtel V1I. 1900. pp. 142.168; neuerdings die umfsssende Un. tePWoh~ng von Pmmn Towssq Lw slruoluraa du Latium m(d3ual. 2 Bände. Rom 1873, und DEBSELB~, L'Ildie W& ~ < o : VIIIe e4 IXb sidcka, in I poblani dall'0dsnle ncl ssoulo VIII , SpoleM 1913, (Settimane di atudio del Centm itaiisno di atudi sull'slto medioevo XX) pp. 96.132; zur langobardiden Seite bes. die Arbeiten von Gxovainrr Taaaoco. I libwi dd re nsil'lroih m Z i ? ~ g h e poslenrolingia, Spoleto 18843 (Bibliome degli 45tudi Medievali r II), und DEBBELBB, Dai po.wwm' deU'sth w o l i q d a agli -Ci. aii d d l W imy?obwdo, a Studi medievsli B, seRe 3*, X (1989), pp. 221.288.

926 PETER <]LASSEN

die Pilger stets anzog, und an den Sitz des Papstes. Mo- notheletenstreit und Bildersturm fördern im l. und 8. Jahrhundert die Zuwanderung opponierender Mönche und Kleiiker in das Zentrum des Widerstandesu. Zu dem aIteren Griechenkloster S. Renato treten im 7. Jahrhun- dert S. Erasmo auf dem Celio, S. Saba auf dem Aventii, 8. Anastasio vor den Stadtmauern im Süden; wahrend des Bilderstreites wird das Hauskloster Gregora des Gros- Sen, S. Andrea in Clivo Scauri, griechisch; Papst Paul I. gründet S. Silvestro in Capite, und selbst im 9. Jahr- hundert stiftet Paschalis I. Sta. Prassede für Griechen; um dieselbe Zeit entsteht S. Cesario auf dem Palatin. In dm alte Kloster S. Cmsiano (bei S. Lorenzo fuori le mura) führt Leo IV. Griechenmönche, und diese Reihe setzt sich noch im 10. Jahrhundert mit SS. Bonifazio ed Alessio auf dem Aventin fort ".

Die Lösung Italiens aus dem byzantinischen Reich und seine Hinwendung zum Frankenreich beginnt mit der sogenannten römischen Revolution unter Gregor 11. Ober die Kodskation des papstlichen Besitzes in Süd- italien und den ersten Versuch Papst Gregors III., ein Bündnis mit den Franken zu schliessen, führt der Weg zu dem Bund Stephans 11. mit Pippin und der Erobe-

(11) Wbor die eigenartige Zweiaprsohigkeit der Late-ynode von 648 mit lateinimhen Klerikern und pieahisohen M6nohen und Theologen vgl. den iehrreiohen Aufaat* von E B I ~ C - m , Die Lafwmapde Von 849, +Zeit s o M t fTir Kimhenge8obiohte* 61, 1932, pp. 76-137. hes. pp. 84% 116K.

(12) Nschweise über die einzelnen Klöster bei G m B~aiisr. Early ß o - man m . 6 8 , Cittb dd Vstiaeno 1967. (Studi di entiohia oristiana 23). Das von Gregor Ui. gegründete 8. Criaogono in Trmtevere war nooh Ferrari p. 88f. nioht gneobisoh. VgL an& Amoa hirggs~, Die pcm&chan K~BMI. aiedlungm in Rom bis n w Hilfe d u 31. Jabhundetll, aOatkirohliahe Studien r 1. 1962. p. 32.46. nur Funktion der Grieohenmönohe sohon C a a ~ a s , ZaÜ- r M f 1 jW Kirobmgechicht4 61 P. 116ff.

1.1, ,+- I,.: ,. ITALImN ZWISCHEN BYZANZ UND DEM PWKENREIOH 927 '. .

!: . n<ng des Langobardenreiches durch Kar1 den Grossen. , . ! Der Versuch Ludwigs II., in Auseinandersetzung mit . . : Sarazenen, Byzantinern und italienischen Territorialher- , ,- C ren ganz Italien zu einem fränkischen Teilreich zu ma- , . ., . chen, und das Scheitern dieser Bemühungen schliessen : unser Thema ab. Preilich können wir nur wenige. Punkte , genauer ins Auge fassen. I .. . . Die erste Wendung Roms gegen das byzantinische

Reich scheint in der sogenannten italienischen Revolu- ( . - ; tion unter Papst Gregor 11. zu liegen. Wir haben hier I . nicht den Verlauf zu schildern, sondern nur einzelne . . Fragen hervorzuheben ". I . Motipe und Ziele dieser Bewegung sind nicht ganz ', - deutlich zu klären. Widerstände gegen die Reichsgewalt

hatte es in Sizilien, in Ravenna und in Rom schon öfter gegeben; die Päpste hatten aber, soweit wir sehen, nur dann gegen Konstantinopel Stollung bezogen, wenn die

;i -. Kaiser in Verdacht standen, eine falsche Glaubenslehre ' 1 zu vertreten - eine Situation, die freilich vom 4. bis zum I. " .,

8. Jahrhundert nicht eben selten gegeben war. Die Krise ! ' , ' ' des Reiches zwischen dem ersten Sturz Justinians 11. . 695 und der Wiederherstellung kaiserlicher Autoritat ; . durch Leon 111. seit 717 - binnen 22 Jahren wurden . sieben Kaiser gestürzt und erhoben - konnte nicht ohne

?, ~,.: Rückwirkung auf die Randprovinz Italien bleiben, und es diente schwerlich der Stirkung kaiserlichen Ansehens, wenn man das abgeschlagene Haupt des letzten Herr- schers aus der Dynastie des Herakleios zur Anschauung in die westlichen Provinzen sandte.

(13) Heuptqueiie ist bekmtlioh der Libw Ponripoolia, Vüo &W& I I , ad. Dncmsm I pp. 396.410 mit dem immer nooh wiohtigen Kommentar dee Herausgebers, dwu einige Bemerkungen in der Chronik das Theophsnas, ed. Casolus Da BOOR, 2 Bmde, Leipug 1883-86. Vgl. die Darstellungen von Hur.~uawir, Uw&& Itdiars II 2. p. 64-114, Clmaa. QwohiJlts des Papal- uma I1 p. 613.663, B B B T O L ~ , R a t a p. 464.470, 730E.

Gregor 11. war nach langerer Zeit, da der Stuhl Pe- tri von Sizilianern, Griechen und Syrern besetzt war U, der erste Römer-Papst. Er wurde gewahlt, als der or- thodoxe Kaiser Anastaaios 11. regierte, und der Exarch Scholastikios dürfte die Wahl bestatigt haben. Wahrend der neue Kaiser Leon die Hauptstadt gegen die Saraze- nen verteidigte, proklamierten der Patriciiis von Sizi- lien 6 und die Bewohner des Westens D, vom Reichszen- trum abgeschnitten, einen eigenen Kaiser 16. Wir wissen nicht, wie der Papst zu diesem rasch zusammengebro- chenen Unternehmen stand; wir hören nur, dass er in den ersten Jahren des Pontifikats die den unsicheren Zeiten gemkse Aufgabe, Roms Mauern zu erneuern, wie- der aufnahm1". AU dies erklirt freilich noch nicht den harten Zusammenstoss mit der Zentralgewalt, der naoh der Schilderung das Liber PontScalis ganz unmotiviert mit einem Mordkomplott der höchsten Reichsbeamten gegen den Papst begann. Mit Recht wird meist angenommen, dass dieser erste rein politische, von theologischen Fragen zunächst ganz unberührte Konflikt des Papstes mit dem Kaisertum eine Reaktion auf rigorose Steuererhöhungen Kaiser Leons, vielleicht auch Einschränkungen der fiska- lischen Autonomie der Kirche ist, gegen die der Papst - einst selbst Saccellar, d.h. Schatameister, seines Amtavor- ghgers l7 - mit einem Boykott aller Abgaben reagierte.

(14) Seit Agetho 878.81 hatte es unter eebn meist nur k m e Zeit regie- renden Pepaten nur einen Römer gegeben; Benedikt II., der 684186 10 Mo- nate Papst wer.

(16) TEEOPRANES n.m. 8210, ed. DE Boon, p. 398, Nicsplrmi pnlmboha H I s W wrornos, ed. Casolus DB BDOU, Leip~ig 1880. P. 64, der 01 7d i osp lc r okoi$vrr< als mit dem Pstrioius eufst&ndisob nennt. Der Liber Pontiüßsiis übergeht den Aufstand, vgi. aber HSTXANN, Qcscl&s II 1 p. 86f.

(10) Libw PmiWbb I p. 300 (jüngere Fessung), vgl. p. 888 und 420 über den Benim des Baues unter Sie idus s. 708 und die Fortsetzung unter aregor In.

(17) Zum Amt des SwoeUsrius vgl. HLBnl' BBBSSIAU, i i o n d k h der Ur- aindmlehrs I, Leip~ig 1912. 8. 2028.

ITALIEN ZWiSOHEN BYZANZ UND DEM PUANKENREIOH 929

War es ein Zufall, dass Gregor kurz ziivor den angel- saßhsisohen Missionar Winfrid, den er nun Bonifatius nannte, den Treueid nach dem Formular der Bischöfe der römischen Provinz hatte schwören lassen und ihn dann dem Hausmeier Kar1 Martell empfohlen hatte ? Jedenfails hatte Gregor soeben ein neuartiges Band zum Rankenreich geknüpft, das vielleicht jetzt schon des Pap- stes Selbstgefühl sthrken, sich aber erst eine Generation spiiter politisch auswirken konnte '8.

Gregors 11. Bewegung lilsst kein kiares Ziel erkennen und der Papst gibt den politischen Widerstand bald auf 1°. Der Konflikt bleibt aber bemerkenswert, weil der Papst hier erstmak nicht nur als Grundherr und als geistliches Haupt, sondern auch als politischer Expo- nent einer mittelitalienisohen Region hervortritt. Und er verbindet sich zeitweise mit den langobardischen Her- zögen von Spoleto und Benevent, whhrend auf der ande.

(18) Dei Li661 Pm,rifimlY> I. a87f. registri& EU den ersten, vor Ausbruoh das Konüikts mit Byssna liegenden Jahren Qregors 133. drei Uussere Erfolge bei westliohan Vöikarn: die Entsendung das Bonifstius nmh s Geaermanien B.

die Basatigung des Patrimoniums der Cottisohen Aipen dumh den Lang- berdenkönig Liutprsnd und die Pilgerfsbrt des Bsyernhenogs Theodo nech Rom.

(18) Sehr eigantümlioh ist die Ansioht von 08TBoQO~8xx. Qechichte. P. 130, Papst Qregor 11. habe ste*s <volle LoysliWt gegenüber dem byzantini. sohen Kaiser r bewahrt. Meg das Bild das . nationslen Revolutionärs r bei Cespar veneiohnet sein, so lässt sieh doeh nioht da. Obereiastimmende Zeug- nis das Libw Pont- I, 403 und das Tbphanrs a.m. 6217 wegdeuten. dass der Papst die Steuern fiu Bys- verweigert hsba -nmh demLiber Pontilioslie um Ausbmh dao Bilderstreite. Dass Qregor im fortgesohritte- nen Stadium des Kempfea d e n Usurpator nioht unterstütste, steht auf einem anderen Blatt und kann msnohe Gründe haben, die wir nioht kennen. Zwisohen *voller LoysliWta und der Unterstütmng ein- Gegenkaisers - videisbt e ins rwht sussiobtslosen - gibt e. manohe Mögliohkeit, und über- diw hat der Papst offenbar auoh niobt zu allen Zeitsnunversndert die gleiohe politische Haltung eingenommen.

.- ' - ./ / . .

3.. - . . 930 PETER OLASSEN I! , L

Y,:. -::--~ ren Seite die beiden grossen, traditionell einander feind- 1 . i . ~ ,, ~. '::- lichen Mächte, der Exarch und der Langobardenkönig, ; : : sich nun gemeinsam gegen die aufsteigenden Herren V.,. - I * . kleinerer Territorien in Rom, Spoleto und Benevent wen- . . ' . ' - /:

den. Der Bilderstreit verschärft dann den Ko&t und !,# .. hebt ihn auf eine andere Ebene; aber wenn wir recht r . . , , sehen, bleibt von nun an das 'Problem der regionalen i' : . - . Herrschaften, ihres Strebens nach Autonomie zwischen ;i: - . ; - .. ! .< ~~

.L . . . den grossen Mächten, auf der Tagesordnung. Wir wer- . . ~ . . ,- . . ~ . . ?:>- C . . -.L . - _ . fen darum einen Blick auf diese Bereiche und ihre Ent- I: - * - . . i _ . ~ ~ faltung in den folgenden Generationen: neben den bei- ''.$:.; .,

-. den langobardischen Dukaten sind es die byzantinischen I:. . . ' . , ~.

. . . ~ . - - . . Dukate von Venetien, Campanien-Neapel und der Exar- I . _ . _ chat von Ravenna. Der römische Dukat, an dessen Spitze

sich der Papst stellt, ist nur einer, freilich der politisch wichtigste in dieser Gruppe.

Schien Italien seit dem Langobarden-Einfall im we- .*..

.%.: , , - sentlichen in zwei ethnisch, politisch und religiös von 1, , entgegengesetzten Prinzipien behemchte Teile aufgeteilt -.> . .. zu sein, so verliert schon seit dem Obertritt der Lango- ,.. . . , . . barden zum Katholizismus, umso mehr aber seit dem , .. I . .. , - Rückgang der byzantinischen Macht die Alternative lan-

/ ' _ . - .-. gobardisch oder römisch ihren alle Politik beherrschen- den Sinn, und eine Vielzahl von Regionen beginnt ihren eigenen politischen Weg zu suchen. Nur Sizilien mit Ka- labrien und der Terra dYOtranto blieb unmittelbar unter der Herrschaft des sizilianischen PatriciusaQ. Der vene- tianische Dukat im Norden, der Exarchat von Ravenna mit der Pentapolis, der Dukat von Rom, der Dukat von

(20) Neben der gninälegenden Arbeit von J m s GAY. L'Itdis mgridio- wie er i'm&ve öysan6in deplia l'auhimmd äe B&ia I juapu'il la pias ds Bwi Pw I sa MrmoMb (867-1071). Paris 1904. ist ietat stets hersn~usiehen V s ~ l ;ON ~ p e ~ n A v s & , Lo &wziona k&w neil'Itd&z rnedienol~ sai I X oil'XI ascob, Bari 1978 (revidierte und ergBmte itslienisobe Wbersebzuog dsa deuteohen Ori@nsis. Wiesbaden 1967).

i iTALiEN ZWIBOHEN BYZANZ UND DEN TRANKENREIUH 931

Neapel mit den kampanischen Küstenstadten begannen 1:- .: je ihre eigenen Wege zu gehen, wie die langobardischen r . a~ , . Dukate von Benevent und von Spoleto nun zwischen ' . dem Königtum von Pavia und den verschiedenen römi- . . schen Dukaten ihm Unabhangigkeit zu wahren suchten '~--i:~und Bündnisse nach dieser oder jener Seite schlossen. i Dieser Weg beginnt im ersten Drittel des 8. Jahrhunderts.

Stets hatten die Dukate von Spoleto und Benevent eine weitgehende Unabhangigkeit von dem Königtum in Pavia genossen; den Römern gegenüber aber hatten

\',?x-alle , - n t Langobarden bii in den Beginn des 8. Jahrhunderts einen gewissen Zusammenhalt bewahrt. Seit die Spole- r -... ::tiner und Beneventaner sich nun mit Papst Gregor 11.

:r . .,:. , . . gegen den Exarchen verbunden hatten, musste es für

,-7

:'König Liutprand vor allem darauf ankommen, diese i .-l. Herzöge wieder in Abhangigkeit zu bringen, wahrend , . die Papste umgekehrt ihren Einfluss im Dukat von Spo- : . ' leto zu starken suchten al. Die Geschichte dieses Hemog-

2 tums im 8. Jahrhundert besteht im fortgesetzten Be- i' ' ."mühen, zwischen Pavia auf der einen und Rom auf der I. ' . 1, - . I ; -anderen Seite eine eigene Stellung zu behaupten. König

rX Aistulf konnte wenige Jahre die unmittelbare Herrschaft ." über Spoleto herstellen; Papst Hadrian glaubte 773 sei- nerseits, Spoleto der neuen Res publica Romnmum ein- verleiben zu können. Aber auch er musste die Wahl ei- nes neuen Herzogs zulassen, der unter der Oberhoheit Karls der Grossen bis 788 als letzter Langobarde regieren

(21) Vgl. immer nooh AWOWST S m , Ueaohißlite dßb longob~diu*hsn Kw- m@hm Spokto, phil. Dia. Basel 1880, in Einzelheiten korrigiert von C m - arm- B B U ~ . OhrmlOgIe und Uvkundm der Hmage von Spo18<0. *Quellen und Fmohungen aus italienisahen Archiven und Bibliotheken e 61, 1971 pp. 1-92. da" die Aufsstsfoige ~ o n Omoawo BSBTOLIN~, I e le rslmim4 p o W di R m a ~ o n i d d longobwdi di SpdaM s di Bmnimo, s Riviats di Sioris delb Chiese in Itelll,. VI (1962) pp. 1.46, VIII (1964). pp. 22.60. IX (1966). pp. 1.67.

932 PETER OLASSEN

konnte. Danach erst setzte Kar1 einen Franken zum Her- zog ein, und Spoleto wurde endgültig ein Teil des ffin- kischen Italien.

Im Dukat von Benevent konnten die Langobarden- könige Liutprand und Deaiderius dreimal, 732, 741 und 757, ihre Vertrauensleute auf den Herzogsstuhi sehen'. Freilich blieb dieser Bereich stets politisch selbstbdig, und unter Arichis, dem Schwiegersohn des Deaiderius, konnte der Beneventaner Hof seine Eigenart in einer Weise entfalten, die mit dem langobardischen Erbe man- cherlei byzantiiische Elemente vereinte, so etwa in der schon vor 768 vollendeten Sophienkirche. Sohon Herzog Romuald 11. (706-31) hatte Münzen des Kaisers Juati- nian 11. nachgeprägt und mit seinem eigenen Initial ver- sehen. Auf dem Umweg über die beneventanische Nach- prägung Herzog Arichis' 11. soheint das byzantinische Münzbild dann Papst Hadrian I. als Vorbiid für die er- sten papstlichen Münzen gedient zu haben. Aber erst Grimuald, der Sohn des Arichis, hat nach 791 sioh selbst auf den Münzen abbilden lassen und sich auf diese Weise als unabhkngiger Herrscher dargestellt W. Er war Gei- sel am Hof des fiankenkönigs gewesen und hatte die Nachfolge des Vaters nur nach Anerkennung der franki- e&nn Oberhoheit - doch ohne Lehnseid - übernehmen können.

Arichis und seine Söhne sollten vom Kaiser in Kon- stnntinopel Titel und Insignien des Patricius erhalten;

(22) Zur politiaohen Gesohiobte Beneventa: Om-o BERTO-, (Iarb- mqwo s Benavanlo, < Ksrl der G r w . Lebenswerk und Nsshleben I. Band 1. DUeseldorf 1966. pp. 608.871, fUr die Eigenart des FUrstentums grundlegend: HAXB Bmmma, Bh<din, rum BenaianlMt(wlien Hof im 8. Jobhundat, 4 Dum- h&s Oeka Papmi 16, 1862. pp. 141.188, vgl. auah Crasam, Kwl dw b e , pp. 6. 18, 28s. und Ofter.

(2s) Zu den Benveniane. Münzen B s m a p. l49fS., CLasam p. I8 mit den weiteren Naohwaieen.

W I E N ZWIWHEN B Y M Z UND DEM FRILNKENREIUH 933

Grimuald heiratete die Schwägerin Kaiser Konstantins, liess sich später gleich dem Kaiser scheiden -und stand dann wieder auf frinkischer Seite in einem Feldzug gegen die Griechen, abwechselnd sich hier und dort anpassend, gegen die eine und andere Seite die Unabhhgigkeit wah- rend, um ein Fürstentum eigener Prägung aufzubauen. Bekanntlich haben im 9. Jahrhundert die inneren Kon- flikte auf dem Boden des Fürstentums Benevent und sei- ner Nachfolgestaaten erheblich dazu beigetragen, den afrikanischen Sarazenen das Eindringen in Italien zu er- leichtern; aber auch die Griechen haben hier seit 876 neue Positionen ausbauen können.

Spät erst tritt Venetien in das Licht der politischen Geschichte, der auf den langen, schmalen Lagunen-Strei- fen von Grado bis zur Po-Mündung reduzierte, dürftige Rest einer grossen Provinz des Altertums, die einst bis an die Alpen und vor die Tore Mailands gereicht hatte M.

Die Milizen dieses Dukats schlossen sioh nach 726 dem Widerstand gegen das kaiserliche Bilderverbot an"; als aber König Liutprand um 732 erstmals Ravenna eroberte und zugleich die Pentapoiis bedrohte, fand der Exarch Zuflucht in Venetien, und bald konnten die Venetianer die Exarchen-Residenz noch einmal für da8 Römische Reich zurückgewinnen 88. In den Frieden zwischen Franken, Römern und Langobarden von 766 war Venetien, das schon seit Liutprands Zeiten Grenzverträge mit den Lan- gobarden besessen hatte 27, eingeschlossen "; aber den

( 2 4 Hemm I (na~~aar~w. Gaa&&e von V d i g I, aothe 1006. B&& di VmseU1, von. 1-11, Venedig 1967-1868. bes. die Kapitel von R0sm.W Cnssr; A. C m - U . f i ~ m o , Le migini äi V&, Bologna 1878.

(26) Libm Pmu+¶calia I P. 404. dansoh Paans Draaoms Vi 40 P. 234. (261 P a m s D ~ a a o m w , Hiaimio L a i w o M m Vi 64. D. 237. vgl. JE

934 PETER OLASSEN

papstlichen Bemühungen, auch hier das Erbe des Römi- schen Reiches anzutreten, war die entlegene und ganz

- -. . auf das Meer gewiesene Provinz praktisch entzogen. Sie - . . ging nun ihren eigenen Weg, und als um die Wende des 1. . . ' . - 8. zum 9. Jahrhundert unter den Hauptern der rivali-

, , sierenden Aristokraten-Familien auf den einzelnen In- ~ : ~ . . , seln Kampfe um die Führung im Dukat und um die Be- , . ... ., ; + : : . setzung des Patriarchensitzes in Grado ausbrachen, suchte ., . - Y.*-..

begreiflicherweise die eine oder andere Gruppe Aniehnung an die Franken oder an den Kaiser in Konstantinopel, der immer noch den Dux ernannte as. Von Heraclea war die Führung an Malamocco übergegangen; es zahlt aber zu den überraschenden, letztlich sehr folgenreichen Ent- scheidungen dieser Zeit, dass Byzanz, genauer gesagt Kaiser Nikephoros, mehr als 60 Jahre nachdem man Ra- venna und Rom faktisch aufgegeben hatte, nun nach- haltig mit militkrischer Macht eingriff, als Kar1 der Grosse bereib die Roile des Schiedsrichters über die lokalen Ge- walten übernommen hatte und im Jahre 806 in Aachen eine Ordinatio de duoibus et populis h n Venetiae pmm Ddlnatiaeso erlassen hatte. Erstmals, soweit wir wissen, erschien eine grosse Fiotte aus ~onstantinoiel an den nördlichen Küsten der Adria. Die unter dem Angriff des italienischen Königs Pippin von Malamocco nach dem Rialto in das am schwersten zugkngliche Herz des La- gunen-Gebietes ausweichende Gruppe führender Vene- tianer suchte einen Weg zwischen den grossen Machten,

(29) Jo~lanws Draoom, Ohrmtkw V W m , ed. G. adomcolo. U m . EIM ueiwiane aW'dwi&e, $ Pmti per 1s Storis. d'Itelis r 9, 1890 pp. 98.106, AnMlu, rcgni F m m m (ed. B. KURZB, r Soriptom rerum Qemianisarum in W. soho1.1, 1886) ed annw 806, 807, 809, 810 pp. 140#.. 124. 127. 130. CWP- P o s p ~ w o a ~ m , Ds &nUiIr~ido i q & o 28 (wie Anm. 6) P. 118ff.. dsau Comrnentery by R. J. H. Jmmma. London 1882, pp. 8ET.. C h a s m , Kmt dm GIoa~e, dw Pc%plt(«n und Byonr p. 8%

(30) AMlolrs Tmncmum ad ann. 808 P. 121.

ITAiüEN ZWISOHEN BYZANZ UND DEM FRANKENREICH 936

um möglichst unabhangig nach beiden Seiten zu bleiben. Als 810 Friedensverhandlungen zwischen Konstantino- pel und Aachen begannen, bildete Karls Verzicht auf Venetien den ersten Schritt zur. Versttindigung. Mit der Seeherrschaft der Griechen wurde ihr Besitz des Lagu- nen-Gebietes anerkannt, dm gleichwohl auch dem Osten gegenüber seine Autonomie bewahrte.

Die Exarchen-Hauptstadt bvenna hatte im Laufe des 7. Jahrhunderts manchen Milithr-Putsch gesehen; in den Zeiten Justinians 11. versuchten aber auch die grundbesitaendcn Familien mit den Milizen ihre politi-

1;: :. .C sche Stimme zu erhebens1. An die Stelle des Exarchen ';:T%trat 750 der Langobardenkönig, der ein Palatium be- '~~"hvohntc, freilich ohne seine Residenz in Pavia adzuge- 1; .:-.

7; '. , ? b ~ n 8 ~ , und der in Ravenna langobardische Münzen präg- t e sza. Die Erzbischöfe hatten sich immer wieder bemüht, mit kaiserlicher Hilfe ihre Autokephalie gegenüber dem

(31) Wie für das bpantinisohe Itslien im G-en. so für Revenns und deo Erambat im engeren Sinne sind immer noah grundlegend die Biiohor von C ~ a a - ms Dmm. E1udu1 m I'&i&MIlimi b m t i n e daM l ' w & l da Rovennr (608-761), Paris 1888, und L m o M o m e H~~TUWN, Unfasuohunpsn nir Ge- sohicMa det bymWi%scha VorwU~ng in Italien (sro-rso), Leipzig 188Q, doan jeht vor dlem h R B Gnmon, Rggio~liaM W dnddpendance dona l'Empplte Bymnlin ou VIP &&. Rom 1869 (Studi SMrioi 76-76), zu den AufsWLnden gegen Byzanz dort pp. 203.227. Manohes bedWte weiterer KIBrung.

(32) Cd@ diplornolioo W o b a r & III 1 B ours di C ~ R ~ O H A T Q B~cUrn. Roms 1913. (Fonti per 1s StcDa d'Itslie 64) n. 23 p. 116 (761 Juli 4) und De- perditum p. 280 (766 Mai 31). vgl. i & ~ Pmilipeolis I p. 442. Der sogenannte Pslsst dee Tbeodorioh in Rsvenoa wird ab, Bau Aistulfs gedentet von B B N ~ T a o n n e m , Was wiaasn W'? von den P a l W eu Rwenna; 9. e Aots Arohaeo- logioiosl XXXVII (1866) pp. 1-24, hee. 18& Fnrenaron W ~ U B L X DEIC~. XANN, Rw@WU, HMY)~&Z~$ ddse apätantl'h Ab&=, I, Qeacw~& und MO- numew, Wiesbaden 1969, pp. 41s. gebt auf diese Deutung n i d t ein; der eu- gebarige Kommentorband von Deiohm- ist noah niaht emohienen.

(32s) Einen kupfernen folCis, den Aistulf in Rsvenna gep&gh hat, publi- ziert P- GRIERSOW, M d w du dbwm Are, VBbou~~jiJohweiz 1976. p. 60 no. 60; den Hinweia verdsnke ioh Profenc-r Griemon selbst. Goldmiin- zen Aistulfs aus Ravenns bei G m o Sairson, RepwLa(0 genewle ddls m M com& in I W , Pnris 1812, na. 841 und 348, Omyma ~l<nmwzwn itaIicorum, X, 1827, P. 681.

938 PETER CLASSEN

>,I . . Byzanz auszuliefern 4'. Aber die Franken werden hier ,,L- . .' .--: , 2 :;. 'T Rivalen Roms. Eine Ravennater Inschrift datiert nach ,: :!, - , . - dem Frankenkönig Kar14%, und Münzen Karls werden . ~ . , . ~ ; -'; .. . in Ravenna g e ~ r i g t ~ ~ . Vereinzelt wird noch in der Zeit

: : - ~ u d w i ~ s des Frommen eine Ravennater Urkunde nach I * : .

- :- : i byzantinischen Kaisern datiert *. , ..Si.-. -'

. ~ .. . ;; ~K~\+>-.-~.;. (:.Y

Die Datierung nach den Kaiserjahren hat man in .*I

i t - ,. ., . . .L Neapel bis zur definitiven Unterwerfung unter die Nor- j'z?.; mannen im Jahre 1138 beibehalten, also 360 Jahre l h - , V - 2 , I r . * . ;

ger als in Rom 46; und die in Raveima im 6. und 7. Jahr- ,,# * - C C 'J,. hundert zu beobachtende Gewohnheit, lateinische Un- I..~..: . - terschriften mit griechischen Buchstaben zu vollziehen, 1 1 .. -. &-.~&- ,--- , . .;Y..:,: ' I ~~ - ~ , .- ist hier noch im 10. Jahrhundert z u beoba~hten'~. Wie 1% ,., . ! . -

(41) Ii6w PmilijbiUi 1. P. 490f. (42) Die Inaahrift auf der Kante des Begmenta. einer' -den Bteinplatte

ist zulebt (freilich fehlerhaft) wiedergegeben bei P m 0 Ruoo, Ls iaarnmii dsi a d i VI-VII-VIII d t m l i in I&, 111, Cittadda (Padova) 1878. P. 42 no. 44. Sie lautet (oa)nou mar ~ o o a ( u m ) m r.~tiovsasoo~(um) suo ~ a m o r o so(manorum). Mehr ist nioht erhalten. loh hoffe in anderem Zu- ssmmenhang auf die Insohrift euriioksukommen.

(43) Ober MtiniprIIgiuigen Ksrls in Rsvenna vgl. P- QRIER~ON. Mo. nay ond Coinage unde Cha~lanogne, in e Ksrl der Qmase, Lebenswerk und Nwhleben i, hrsg. V. Wolfgong Brsunfela, Bd. I , pp. 601.638, hier p. 617 mit n. 82. Die Vermutunn. d- Raveuns dar Präseori der De-e mit Pstrieiaius. Titel wsr. wird versi&kt durah die ~ e u t u n z ä w Nonopr~mms ele nrieahisoh ~~~ ~ ~ ~~

KÄPUOC bei NABG-T ~xoiapsow, l 'hs ~ o n o ß & of 0 h w l ~ n s dn &W&, in e The Amerioan Numismatik Sooiety Museum Notee r XII, 1968. pp. 126.121 (den Einweis auf diesen Artikel verdanke ioh Philip Qrierson; schon bevor ioh ihn kannte, bstte ioh diwe AuBGsung des r&tetsalhaften Mono gra- vermutet). Das Problem geh** in den Zusammenhang mit anderen Nwhebmungen speziell grieohisoher (Kaiser-) Bornen duroh Ksrl den Glrw- sen und ist hier niokt weiter zu erürteia. iumnl Ravenns nurvermutungaweise ele PAgeort genannt werden kann.

(44) Cnsan~ &fiWdn~sr. I Plociti dd Rpgnun, II<rlh. vol. I, 1866 (Bonti per 1s BtcRs d'ltelie 92) n. 43 p. 142 von 838 zitiert eine Emphyteuae-Ur- kunde des Enbiaohofs von 826 oder 828 (indiatio IV, aber Keiserjahre zu 826). Auf diese Stelle mankte mioh Frau Dr. Ingrid Heidriob aufmarksam.

(46) Qriindlegend fiir Neapel bleibt die Quellenasmmlung von B m o - maraeus CAPA~SO, Monunianto od Nwpoliani duuilw, hislwiom perYnsnlio, 3 Teile, Neapel 1881.1882, die Regesten der Privnturkunden in Band II I, die Urkunden der Duaes in I1 2.

(48) S e h f t in den Regesten bei CAPA~SO, M a u n i W li 1, ~ u l e b t no. 178 von 970 und no. 246 von 886, suoh in den Urkunden der Duses bei C m s o

ITALIEN ZWiSUHEN BYZANZ UND DEM FRANKENREICH 939

Venetien, der Exarchat von Ravenna und der Dukat von Rom gewann auch der campanische Dukat mit dem Zen- trum in Neapel spitestens seit 760 eine autonome Stel- lung. Zwar fürchtete Papst Paul I. 768, Neapel werde zum Ausgangspunkt eines langobardisch-griecliischen Unternehmens gegen Romw; 20 Jahre spater gab es Au~einandersehungen zwischen Neapolitanern, Beneven- tanern und dem Papst um Terracina"; aber jetzt er- scheint der Dukat von Neapel als eine eigene, zwischen Benevent und dem Patricius von Sizilien ganz unabhsn- gige Gewalt. Die Macht war zu dieser Zeit in höchst ei- genartiger Weise konzentriert. Der Dux Stephan aus einer heimischen Aristokraten-Familie hatte sich nach 12jihriger Regierung zum Bischof wihlen lassen lind um 768169 die Weihe vom Papst Stephan 11. genommen, wahrend er die weltliche Macht im Dukat an die Söhne Gregorius und Caesarius (gestorben 788) abgetreten hat- te Im Bilderstreit prägt Neapel seine ersten eigenen Münzen mit dem Bild des Heiligen Januarius, wenn auch nur in Bronze

Die Dukate von Venetien, Neapel und Rom sowie der Exarchat von Ravenna zeigen im einzelnen verschie- dene, im ganzen untereinander aber doch recht ahnliclie,

vol. I1 2 no. 3 und 6 von 949 und 961. Nioht geeohm habe ich Vnai vou F-NIWU~~N, A MediwrU NarpoZ<~ilan Do-ent, + Tha PRnaeton University Library Chwniole i 30 (1069) pp. 171.182. Wie M soheint. geht der Gehrau& der grisohisohen Sohnft hier wie in Revems &er auf eine modisohe PrFItenaion sla auf eine haesere B e h e h u n g der grießhisohen LloMtaeiohen zuriiok.

(47) Coda U w o l i w n. 17. pp. 614f. (48) a o d a C M O ~ ~ I W B M. 61. 64, 66 PP. 688, 691ff.. vgl. euoh Uodw 00.

roiinua'nn. MO. 82.84, pp. 613, 616-620. 5- Ganzen BEBTOL~I, Cwbnro. p m s Bmemuo (wie Anm. 22). C r a a s ~ ~ , Kwl dw Urma~, p. 20.

(49) Cap~sso, MmmenUI I pp. 6?f., 61-68. H. Ao~slrs , Die. Bia&f8oli10. nik vmi Neapel (Abh. der säohaisohen Akademie der Wissensohaften, pbil-hist. K1. 40, 3, 1030) pp. 29, 39, tat., 83ff. PAUS FRmom aaa. Itnlia pontifl- oi<i Vii i , Berlin 1936. p< 443, n. 61. 6% 66.

(80) Cap~ssa. MonumenUI ii 2 pp. 241-264, Sausow. R W d o (wie A m azy N. 236. 261, 273-276, ~81.284.

942 PETER OLASSEN

der Angelsachsen anhöre l8. Wenig sp*r &usserte Papst .= .~ . . . Leo 11. in einem Brief nach Spanien, der Vielheit der

, - . . , . Regna stehe die Einheit des Bekenntnisses und des Glau- : . . , % ~ ? : - . . - . :;B %ens gegenüber 54. Der Papst trat als Mittler zwischen ,~ : , - -dem Reich und dem Reichskonzil auf der einen und den , . .<.... ~ ~ .. -- . ., - . , . , . . . . partikularen Regna des westlichen Patriarchats auf der

. , . < ~. I,.=-~. - anderen Seite auf, whhrend Kirche, Reich und Konzil ; 2 in Konstantinopel sich ala E i e i t verstanden, ohne die

'1 Existenz der Regna des Westens und ihrer Kirchen auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Man muss diese Gedanken in Betracht ziehen, wenn

man die eigenartige Doppelsteilung der Papste als Her- ,J. ':; --

- ..:.- - - -wen eines mittelitalienischen Territoriums und zugleich . ~

-1s geistliche Autoritht zwischen Universalreich und Bar- barenkönigtümern verstehen und die Wendung der P&p- ste im 8. Jahrhundert richtig deuten will.

'Wie es scheint, hat der Nachfolger Gregors II., der Syrer Gregor III., zunachst den weltlichen Widerstand seines Vorganger8 gegen Byzanz aufgegeben und sich auf die theologische Auseinandersetzung zurückgezogen. Ihn aber traf die Rache des Kaisers. Leon 111. legte koniiskatorische Steuern auf die süditalienischen Besit- zungen der römischen Kirche und löste die illyrischen Provinzen sowie den Süden Italiens aus dem mestli- chen Patriarchat und ordnete sie dem Stuhi von Kon-

(63) Synodelsobreiben JE 2110 und Pepstbrief JE 2108, beide bei MANBI XI, 233ff. und 286ff., &U O m a s ii, 69Off. und E m m m 108. Zum Zeugnis Will%& auoh BEDA. Eb6. Zd. V 18 (ed. P L ~ 1. 326f.) mit der Bemer- kung Plummera im Kommantarband p. 326.

(64) JE 2120 an den Westgotenkönig Ervig, XI ool. 1066 beginnt: Cum unua mtet rex Omnium Deua.. . quie vere rex regum es$, . . . providentiee lose librsmine tarn temporaliter quamque looalitsr diveraos in tsrrie iegnsm disponit. Quonun etei d i v k sunt regne, ~equsliter tarnen de singulis ra- tionem dispensetionia expedit unsmque de eLi ver- de M, ooiireesionia hostim leudis expeotet.. . Vgl. O m a s , B&& dsa Pap~thims 11 p. 698.

W E N ZWiSCHEN BYZANZ UHD DEN WRANI(EHRE1CFI 943

stantinopel unter fi. Damit wurde die Steilung Roms so- wohl innerhalb des Reiches und seiner Kirche als auch in Italien tiefgreifend verbdert. Fortan hatte die rö- mische Kirohe nur noch wenige Suffragane im Römischen Reich; umso mehr war sie auf die Kirchen dea Weatens im langobardischen Italien, in Spanien, im Franken- reich, in Britannien hingewiesen, und umsc wichtiger mussten die politischen Verbindungen zu den Herren dieser Linder werden. Nach dem Verlust der Existenz- quellen im Süden Italiens wurden die Patrimonien im mittleren und nördlichen Italien zur einzigen materiellen und personellen Basis der römischen Kirche. Das an den Rand des Reiches gedringte Papsttum sah sich viel in- tensiver als bisher auf den römischen Dukat angewie- sen, musste ihn beherrschen oder von ihm beherrsoht werden, zugleich lenkten sich die Blicke des Papstes mehr auf die Pentapolis und den Exarchat. Dagegen scheint der Zugang von Klerikern und Mönchen aus Sizilien nun dünner zu werden. Man darf wohl zweifeln, ob der Kaiser diese Folgen seiner Massnahmen bedacht hatte. Die neuen Angriffe der Langobarden liessen die politisohe Wendung an die Franken als letaten Ausweg offen.

V

Die Vita Papst Stephans II., die alsbald nach des Papstes Tod verfasst sein muss, sieht dessen Hilferuf

(65) Gegen V ~ N A N ~ ~ , Gswxml, L'omeGm de Z'IUyiown mimW, de i5 Sicib U da lo C&* au polriwccu ds Cmshmsinopob. r Recbmhae de soience digiewe * 40. 1961/62. p. 191-200. het M. V. ANASTO~, Ths Trranfw of I&. h, Co!zzMa, <I>d rSIoib ro f& JwiadiclMn of ehe PM*irrrdi<lls of Uons<anänopls k 762.88, a Süioge bienntina in onore di Silvio Giuseppe Mamsti >, Roms 1967, pp. 14.81 nschgeaiesen, daas die genannten Mesanahmen von L e ~ n iii. um 732-33. nioht von Konsiantin V. um 166.68 verenlssat wurden. Entsoheidend ist der Hinweis p. 23f. eniden Brief H&- I, X.Q.B. J?p4sdos V. 1899, p. 67. naoh dem dia Abtrennung der Di6saeen gleioheitig mit der - von Theophsnes zum Weitjab 132188 bdohteten - Kodaketion der Patrimonien ariolgie.

946 PETER CLASSEN

nicht, sie schliessen es aber auch nioht aus - und jeden- falls müssen wir annehmen, daas die Franken den Schritt Gregors 111. als die Absicht verstanden, sich aus dem Römischen Reich zu lösen.

Umstrittener sind die Worte Romano consulto. . . san- ciret. Mir scheint, dass man nicht vor der Alternative steht, entweder die Verleihung eines römischen Konsula- tes oder die Ausführung eines Beschlusses der Römer, einer Art seluttua consultunt, aus diesen Worten zu le- sen rn. Geht man von dem Verbum sancire aus, so ergibt sich rasch, dass dies den fränkischen Chroniken sonst nioht bekannte Wort aus der Sprache kaiserlicher Re- scripte, ui denen es regelmässig das feierliche Wort herr- scherlicher Verfügung bildet, eben im 8. Jahrhundert in die Sprache der päpstlichen Urkunden eindringt; die i1- testen mir bekannten Beispiele stammen von Zaohariaa und Paul I.B8. Der Chronist kann das Wort smirnw~ in einem Papstbrief gelesen haben; es bedeutet a wir seken fest 9, t wir bestimmen u, und es pflegt ein Sak mit ut oder mit dem A.c.1. zu folgen, etwa

solidas permanere vestras ephcopales sedes sancimus M.

Continuotors für die interpretation einer späteren Qenerstion. Aber m gibt keinen Zweifel, dasa die Notiz über den Autor Childebrsnd und dessen Abl6- sung d m b seinen Sohn Nibelung in Jahre 761162 osp. 34 (ed. WALUO~- Hmanz p. 102f.) zeitgen6asiwb ist.

(62) Vgi. die AufsteUung der vmehiedenen Meinungen bei RLamsa-. pp. 76ff.

(63) Zur Spraahs der Rmkripte P. CLuissrr, KaiawwMp6 und KMiigm. kwnde, Theassloaüti 1977, ad indioem 8.7. m'mus. i n Pspsturkunden J E 2266, 2266, 2282 von Zmbarias; J E 2346 von Peul1. (= M.Q.H., O d i a 1

I P. 67 lin. 32. P. 68 lin. 201, Libm Diumua ed. Tmoooa V. S I ~ L . Wien 1889, n. 92. P. 121. Etwaa andem ist die Wendung in Oodsz Owol<nua d (M.Q. H., Ephlokze I U P. 480 lin. 17): u i m mnzit w m , die (il- Wer S p m h e des Kimbenreahtes folgt.

(64) JE 2266 und 2266 = Dia Bdefe den Bonifstiua und LUw. hrsg. V.

MIOXAEI TANQL (M.Q.E., E m b a &aa 1. Berlin 1916), n. 62 und 65 pp. 08 und 06; vgi. n. 88 p. 202.

ITALIEN ZWISOBEN BYZANZ UND DEM FRANKENREIUH 947

Vergleichbar ist die Wendung im Constitutum Constan- tini:

, . \,P: . , ewlesiae servientibus illud culmen. . . et praecellenthm . . ; . .I habere sanoimus BS

, . %, . .. - Alle Versuche, Romano consulto als einen Beschluss der

Römer zu deuten, scheitern daran, dass man zu einer unmöglichen obersetzung des Wortes samire gezwun- gen wird ea. Dass consultum tatsachlich einen Konsulat meint, kann man dagegen vom Wortlaut her nicht aus- schliessen 67. Naher scheint mir aber eine nndoro, bisher nicht erwogene Deutung zu liegen. Consultum heisst in der spätrömischen Sprache nicht selten dasselbe wie con- solatio, nkmlichRat, Hilfe, Schutz, insbesondere der Schutz und der a Trost » eines Stärkeren für einen Schwkcheren

(66) Cmisfüuhini Omtonnini ed. Hoasr F-~ANN (M.U.H., Forum iwPs onlip" 10, Hannover 1868), p. 88 lin. 330, vgl. suoh P. 84 Lio. 186: piwn w- aroainciwn scclssiom m t eJ ommim de iwum. . . dioi, mli. vsnsrwi . . ao prordiewi mnoinua; sowie p. 83 lin. 171: dmmenlea aonoi- ut prinnpo- tun, fniml.. . In einer eohten Koiserupkunde e. B. DO~asa, Reg. n. 233, Text in 24.Q.H.. SwipLmea rain, Langobwdiuilum p. 360f. n. 8: psr peasntam M- armnpiam iudeimwm SANOIMUSS wnpliua a w m olque l i b m . . . manwe.. . eJ nmi mbiacars.. . eed manare m (so. acciesUvm RwmMMn,) auloeaplmlm.

(66) Da. gilt sueh für den vorsahlag von H ~ i i m s c n n a p. 86: a . . . nsah dem eine Wbereinkunft zustande gekommen wer, dssa er sieh von der Beits des Ksisers losldsen solle und dae ramiaohe Berstungaergebnie dem vorgenann- tenffüisten Kerl feieiiioh bsa t ige (mitteile) #. Auohinhsltlioh klingt das nioht sehr klar.

(87) Msn kslm dsfür geltend rnsohen, dass der Bredegsr-Fortaetaer eine Hsnäeobrift des Liber Historiee Brsnßorum benutzte, die tntsäohiioh m w l l u für &$U sobieb, M.U.H., reruln M a r o v i n g i ~ ~ m I1 p. 271. n.t, dmu P. OL&SS=N, HistmUih Z&hrift 193, 1861, p. 113. Doeh ast(isst diese Deutung auf ssohliohe Sohwierigkeiten, vgl. zuletat HumsaHpA p. 81. Lei- der hst Hr ,~w~~soHxa. p. 77 (wie mhon Hasslsaaa p. 84) meinen Hinwevl von 1861 sis eine Stellungnahme in der Smhe aelbst versanden.

(68) Mir mMullum = c o ~ o h t i o vgl. Thaaourua Linguoa L o t i ~ a IV P. 689 s.v. mnsulwe mit Hinweisen auf Venantius Bortunatus. Auszugehen ist davon. dass m w u i m d 'Rs t erteilen ' heisst, crmsultuni ist demnsoh der (hel- fendel Rat: in diesem Sinne oft in Siistantiko und ~ i t t e l s l t e r , %.B. Regi-

&eg&i Magni I 47 (M.Q.H.. E=. I, P. 74): O~UIUZIW)I pmd (impwabrea) && ncUi t r ~ ' i l 0 mmls trlouwzt in adventu astsmZ iudiois n u l t ~ l ~ eom- pemM1'0~ v&piMU. Eine Traatoria im Liber Diumus (ed. Tasonos VON L-

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karolingischen Herrscher wenden konnte und die im Ora- kel für Pippins Erhebung zum König unmittelbar poli- tische Folgen hatte. So hat nach dem Syrer Gregor 111. dieser Grieche den Weg Stephans 11. vorbereitet.

Wie Stephan den Bund schloss, und was daraus wurde, ist hier nicht darzustellen. Nur zwei Momente seien her- vorgehoben. Indem Stephan 11. den Frankenkönig pa- tricius Romamm nannte, handelte er gewiss nicht, wie man gemeint hat, im Auftrag Kaiser Konstantins V.; dooh er stellte einen persönlichen Bezug zwischen dem fia~kenkönig und dem römischen Territorium her, der verschiedener Deutung fahig war 'l. Aber er hat wirklich seine Reise über die Alpen mit Wissen und Willen des byzantinischen Unterhandlers angetreten, und wenn tat- sächlich auch der Kaiser davon wusste, dann bedeutete dies, dass Konstantii V. den Papst just in dem Augen- blick über die Reichsgrenzen entfernte, da er in Konstan- tinopel sein neues Konzil der Ikonokla~ten zusammen- rief 18, das doch beanspruchte, ein ökumenisches Konzil zu sein, die Kirchen des Westens aber noch weniger als frühere Konzilien zulieas. Den Papst und mit ihm die ita- lienischen Anhanger der Bilderverehrung fernzuhalten, konnte im Augenblick nur im Interesse des Kaisers lie-

(76) H i a u ="lebt Josm Dmks, Zw P m i a dw Vaieihung dsa auszob- 1Qigen P&dd&a duroh den byuintinischm Xoiaw, r amhivium Historise Pontiü- , !

I d a e 8 8 (1970) pp. 7.26 (= Dika, B- und dos oönilländiache HerrscAa- m, Auapähita Auf-e, hrag. V. Pmzm CTASBEN, Sigmsringen 1977, Vor- trilge und Fomhungao. 21. pp. 424.438). dem gegenaber ieh aber sn meiner ' 1 fiiiüer gegebenen Deutung, Km1 dw ai.osae pp. 18 und 14, festhalte.

(78) Wenn euah nooh nioht alle Meinungsveraohiodeohoiten Uber die Th-. ~ phanes-(lhronologigie beseitigt sind, ao besteht dooh heute kein Zweifel mehr. das dae ikon~klwtenkoneil von Februar bis August 164, nioht 763. tagte. Die Einladungen mlisaen im Herbst 763 ergangen sein. Der Papst verliw Rom zur Reise nsoh Pavia (und dann ins Fienkenreioh) sm 14. Oktober 763; der vorher eingetroffene kaiserliohe Gesandte m w Konstentinopel etwa im Au- gust 763 verlassen und dabei jedenfalls den Befehl zu Verhsndlungen am Langobsrdenhof mitgebrsoht hoben - ob weitere, ins Frankenreioh führende AuftrQe. bleibt zumindest ungewiss.

Il'ALiEN ZWISOHEN BYZANZ UND DEM BaANKENREIOH 961

genT7; und auch der Verzicht auf die militärischen Maas- nahmen zum Wiedergewinn Roms und Ravennaa in den folgenden Jahren dürften dem Kaiser umso leichter ge- f d e n sein, als er andernfalls nur einen Herd der Unruhe enger an daa Reich gebunden hatte.

Gregor 11. war Römer, Gregor 111. Syrer, Zacharias Grieche, sie alle aber Exponenten jenes lateranensischen Patriarchium, das in langer Tradition die Verwaltung der päpstlichen Rechte und Besitztümer führte, zugleich aber auch zur Entfaltung der päpstlichen Ideologie bei- getmgen hat. Es war ganz verstandlich, dass nach dem Verlust der Patrimonien des Südens aristokratische Fa- milien der Stadt Rom, der römischen Campagna und Tuskiens grösseres Gewicht bekamen. Zuletzt um 743 finden wir mit Stephanus einen dux in Rom, der den Patricius-Titel führt und von Byzanz ernannt sein muss, ohne dass wir über seine Herkunft etwaa sagen können ". Mit den Päpsten Stephan 11. und Paul I. nehmen dann zwei Brüder aus grundbesitzender stadt- römischer Familie zugleich das Patriarchium und die weltliche Herrschaft in feste Hand. Diese entwickeln den

(77) Selbstverstendlioh hst ea Einladungen zum Konzil von 764 gegeben; nur haben wir keinerlei Quellenieugniase über diese. Dss von DOzom. Re. qe~tm Nr. 313 5u 762 vsrseiehnete Zeugnis geh6rt zu 786 und b t saahlioh mit Reg. Nr. 344 identiaab. Ob der Papst eingeladen wsr, iat slao nioht mit Sicherheit eu wen. so mit Rmht Hma.Glmoua Bmox im iiawibmh dsr X*. ah67ig&, h g . von Hubert Jedin, 111 1. Fieibusg 1866, p. 36. Es bleibt eueh unklm, ob m d welche anderen Vertreter itslieniaeher - etwa sizili- soher oder nmpolitenisoher - Kimhen eingeladen oder enwmend waren.

(18) Libw pmU@mlis I pp. 426 und 428, daau Hm-, U"twmohwn. gm (wie Anm. 31) pp. 26f., l34f. mit der iibermeugsnden Erklärung, dssa ein Petnaiua in Rom eingeseht wurde. sl. duroh Liutprsnds Emb-g von Revenns die alte Unterordnung Roms unter Ravenoe nioht mehr beatehen kOMte und der Exsmht neu orgsnisiert werden musste. - SelbstvemMnd- lieh dari msn' die Worte r&to Rom- wba W ß l o BtapIiom p&i& U d d od gubamandun auf p. 429 nioht 80 verstehen, als sei der Pstnoius dem Papat untergeordnet. Die Eraehlung siebt die Dinge aus dem Bliokwinkel 3m Petriamhium.

962 PETER CLASSEN

Gedanken der Sancta R m n a Ecclesia rei publicae Ro- nzanorum, in dem kirchliche Ideen und lokalrömische Politik einander auf dem Boden reichsrömischer Ober- lieferung durchdringen Alsbald nach dem Tode Pa& I. brechen Machtkimpfe aus, die mit rohester Gewalt ausgetragen werden, sich unter dem einer lokalen Basis entbehrenden und darum schwachen letzten Sizilierpapst Stephan 111. wiederholen und erst unter dem starken Hadrian - wiederum einem Römer aus aristokratischer Familie - zur Ruhe kommen, nach dessen Tod aber aufs Neue aufflammens0. Wir sehen ducea in Rom, im römi- schen Tuskien um Nepi und in der Campagna, die ge- stützt auf ihren Grundbesitz und ihren Pamilienanhang samt den lokalen Milizen um die Herrschaft über die Stadt Rom und über den Dukat ringen, und das be- deutet nun, um das Papsttum keimpfen. Denn Besitzrech- te und Organisation des lateranensischen Patriarchium sind, nachdem der byzantinische Staat sich faktisch ganz zurückgezogen hat, so stark, dass demjenigen alle Macht sufaiien wird, der den Stuhl Petri beherrscht. Dabei suchen die miteinander ringenden, lokal und familiir bestimmten Gruppen immer wieder Hilfe von aussen, bei Langobarden, bei Byzantinern, vor allem bei den Franken. Doch wSre ea falsch, hier langobardisch, byzan- tinisch oder frankisch bestimmte Parteien zu erblicken. Die ausseren Verbindungen sind sekundir, und sie kön- nen mit den Situationen wechseln; das primire Ziel ist die im Kampf mit rivalisierenden Gruppen zu erringende Macht in Rom. Auf die Dauer freilich können sich nur diejenigen halten, die Stütze bei den seit Pippins Lan-

(79) Zu diesem Begrinaoheint mir immer nooh das beste von Esrm C m a n , Pi&n und dis Rd*niedis Kin&, Berlin 1914. bea. pp. 158.168. g-t zu sein.

(80) Eiere" vgl. Cmssma, Kwl ds* (hmae pp. 1-12. 88 und öfter.

ITALiEN ZWISCHEN BYZANZ UND DEM ERANKENREICH 953

gobardenkriegen übermachtigen Franken &den, und dem- gemkas haben von dem (Gegen-) Papst Konstantin über Stephan 111. bis hin zu Leo 111. und selbst den gegen diesen Papst rebellierenden Neffen des Vorgingcrs alle Gruppen sich an die Franken gewandt.

Um die Festigung territorialer Poßitionen geht es den m Herren des römischen Dukats gewordenen Pap- s t e ~ fortan nach aussen wie nach innen. Die dauernden Verhandlungen mit den Franken stehen auf der einen Seite; auf der anderen führt auch Hadrian I. Krieg um Terracina", und Leo 111. manifestiert pipstliche Herr- schaftsansprüche in der Gründung der Stadt und Burg Leopolis an der Gariglitmo-Mündung s'. Um der papstli- chen Besitzansprüche millen sucht Hadrian I. alsbald naoh dem Konzil von Nikaia das Einverstandnis des ibankenkönigs zur Exkommunikation des griechischen Kaisers, der doch eben erst die Orthodoxie in Konstan- tinopel wiederhergestellt hat

In alledem liegt aber, sehe ich recht, auch ein Stück innerer Abkehr von Byzanz und von den sozialen Struk- turen des Ostens. Die aristokratische Grundherrschaft gewinnt immer grösseres Gewicht gegenüber dem Ver- waltungsapparat des Laterans. Das ist keine einmalige

(81) Uodez Cwoliw no. 01 und 04, M.G.H., EpkBloeiiI pp. 688f., 691f.. dwlu GAY (wie Anm. 20) pp. 487.608, bes. 491ff.. B m n ~ o m , Uwlorn- e Banmmlo (wie Anm. 22) pp. 020ff.

(82) Uoelrwn oder ciuikw LsopoEa sind, soweit iob aehe, in folgenden Ur. kunden nsohweisbar; To6uIwiwn Uoai-8 I: Uadee &plmtin<a Oajdmw, edd. Xonsahi 8. Benedioti Arohioenobii Montis Cssini. 1887. n. 3 (830l81). (k&lialia0ic4tw, Auastellort, mehmala genannt), 0 (839; Lso m l u s Spiampnrs aMÜte m e n e oibüali et htn' ZsopU). 40 (946: Grembesokeibung p a pedmontia a'u*otia iqm1ini st dirwts niillit b flw<ne da @l*iMI) pp. 6f.. 11. 77. FO. die Angabe der Herausgeber, der am Gariglisno gelegene P l sk sei von Papat Leo III. gegründet worden, sehe ioü keinen Beweia; dooh er- saheint sie dumhsw plouaibel. Vgl. ouoh Mmo-m adaoloma, &ato i<n f m h M i l l d d w , Gatbs 1911. p. 7.

(83) M.U.E., P. Ep'atokn V no. 2, p. 67, vgl. Crasszu, Kort der Ghaaa, p. 27.

966 PETER CLASSEN

renden Konstantin VI. mit karolingischen Prinzessin- nen beweisen, wie wichtig die politischen Beziehungen zum Westen am Hof genommen wurdenB7. Wir können dies Thema nicht im einzelnen ausbreiten. Es bleibt aber dabei, dass man sich auf politische Verhandlungen be- schrinkt, und nachdem Kaiser Konstans 11. seinen Ver- such, Italien ziirückzuerobern, aufgegeben hatte, haben die Byzantiner nur noch ganz selten milit&rische Aktio- nen gegen Italieii unternommen. 732133 scheiterte eine Fiotte Leons III., die den Widerstand gegen die griechi- I

sche Herrschaft, der sich im Bilderstreit gesteigert hatte, ~ brechen solltc, im Sturms8. Aber den Verlust Ravennas zuniclist an die Langobarden, dann an die autonome Herrschaft der römischen Kirche unter frinkischem Schub nahm man ohnc militärische Reaktion hin, auch nach- dem allo diplomatischen Schritte bei Langobarden, Tran- ken und Pipsten immer wieder erfolglos geblieben wa- ren. I n den Jahren nach Pippina Langobardenkriegen befürchtete Papst Paul I. wohl mehrmals eine militari- sche Rückkehr der Griechen, zunichst im Bunde mit den Langobarden, dann ohne diesesB. Nachdem Kar1 der Grosse sich selbst zum Langobardenkönig gemacht und als Patricius die tatsichliche Herrschaft auch im römi- schen Italien in Anspruch genommen hatte, hoffte wohl der vertriebene Langobarde Adelchis, den väterlichen Thron mit byzantinischer Hilfe zurückgewhnen zu kön- nen, und Papst Hadrian war darüber beunruhigt. Er

(87) Omsasa yp. 18, 22ff. und die dort engegebeoen Quellen. (88) TH&o~xmEs B. rn. 6224 (ed. de Boos, p. 410). (88) Uodsz Cwolinus nn. 17 (von 768). 30, 31. 88 (von 769/60). vgl. 20

(von 764 t ) , [email protected]., Epimlas iii pp. 614.617, 636f., 660f., 621 (dazu So. m s H ~ B , DM PepaaUilm, Band I, Stuttgart 1860, p. 667), zum G e n Zen PA^. -5, bbw die UIirmbgda der Bdafe Papat Pw2 I . im Uodsz Ca- rolinw. , Naohriohten von der kgl. Gesdlsohait der Wiasenaohaften zu GW- tingenl. Phil. hist. Klasse 1886 pp. 103.167, hes. 118.126.

ITALiEN ZWISOHEN BYZANZ UND DEM XRANKENREI<lH 957

;\ nahm erst in Otranto, dann in Ravenna, spater in Nea- pel und Gaeta Bewegungen wahr, die als Vorboten nicht 1 nur politischer, mndern auch müitä,rischer Aktionen ge- gen die von den Franken geschütate Autonomie der Kir- che verstanden wurden gO. Aber niemals griffen die By- zantiner wirklich an, und sie scheinen es kaum ernsthaft erwogen zu haben. Man bemerkt mit einem gewissen Erstaunen, dass Konstantin V. und seine Nachfolger Rom und Italien, wenn nicht politisch, so doch rnilita- risch fast ganz sich selbst überlassen haben.

Nur zweimal hat Byzanz Flotten geschiakt: als der sizilische Patricius und Strateg Elpidius sich 780 gegen Kaiserin Eirene erhob und ein Versuch, ihn verhaften zu lmsen, misslang, wurde eine grosse Flotte mobil ge- macht, die Sizilien in harten Kampfen unterwarf O1. El- pidius, der nun in Afrika als Gegenkaiser von Gnaden der Sarazenen erschien, war der eben erst erhobenen und von ihren Sohw&gern angefochtenen Kaiserin gefahr- lich erschienen, und die Position auf Sizilien war für die von den Sarazenen bedrohte Seeherrschaft der Byzan- tiner entscheidend wichtig, viel wichtiger als Rom oder Ravenna.

E i andcres Flotten-Unternehmen der Griechen fuhrte erstmals zu einer direkten Konfrontation mit den Fran- ken, als nimlich zwisohen 806 und 809 um die Vorherr-

(90) Coda. OwoZinUd nn. 67-69, 81, 84.86, H.@.%, EpaOloe iii, pp. 68% 686, 688-693. davu C m s E s , Kwl d. (kosae pp. 19f.

(91) b o p - a s. m. 8273, 8274, A>iMUs Lm~saIiMne~ea s. 781 = Annalsa Nos&ni, a. 871, M.U.E.. S W w b s I, p. 32 = XVi p. 487, vgl. CLMS~N, Kwl der G*0888 P. 22f. Die ~ n o 1 0 ~ e dbfte so sussehen: 780 Sept. Tod Leonri IV. und Erhebung Konetantinri VI. mit Eirene, 781 April erats M w s n b e n gegen den (oben erst ernannten] Elpidiw, 781 Herbst Flotten- erpedition. Die ersten Verhsndlmgen Eirenss fiber eine Verlobung Kon- atsntine VI. mit Kerb d. Grossen Toohter Rotbrud fallen in den April 781. werden von den Annalisten eu Kr& Aufenthalt in Rom gestellt. Das I k t sioh mit der Ghronalogie des Tlieophanas vereinbaren; dooh bleibt unsioher, ob eine Weobaelbezisbung mit dem Aufatsnd des Elpidiua besteht.

960 PETER CLASSEN

zwischen Ludwig 11. und Basileios I. offenbaren, son- dern auch an den langen Wegen, an der Vielfalt der In- stanzen, an dem Mangel einer Flotte auf Seiten der den grösseren Teil Italiens beherrschenden Franken. So kann Italien gegen den andrangenden Islam ent wirksam ver- teidigt werden, als nach dem Tode Liidwigs 11. und dem Zerfail der fränkischen Macht Byzanz eine neue Po- sition in Suditalien mit Bari als Mittelpunkt aufbaut se,

wahrend Sizilien und Kalabrien in der Hand der Sara- zenen verbleiben. Italien bleibt geteilt zwischen den Fran- ken, den Griechen und den Sarazencn, und werin ich nicht irre, so hört die Rede von a ganz Italien u in den Quellen nun auf.

Der deutsche Schriftatder Frank Thiess hat 1960 ein Buch mit dem Titel Die griechischen Kaiser B ver- öffentlicht, dessen Untertitel heisst << Die Geburt Eu- ropas 97 $. Mit für einen Aussenseiter beachtlicher Kennt- nis von Queilen und Literatur steilt Thiess die Geschichte der dunklen Jahrhunderte nach dem Tode Justinians bis zur Verteidigung Konstantinopels durch Leon 111. dar. Seine These jedoch, dass aus der Leistung dieser Kaiser in der Verteidigung gegenüber dem Osten die Ge- burt Europas hervorgehe, scheint mir durchaus falsch. Das geschichtliche Gebilde, das wir Europa nennen, kon- stituiert sich nicht von Byzanz aus, sondern ohne und gegen Byzanz, und indem Italien sich mit den anderen Landern der lateinischen Kirche verbindet und das Rö- mische Reich den Griechen und der griechischen Kirche überlbst, beginnt Europa seine Gestalt zu gewinnen. Selbstverstindlich soll damit nicht geleugnet werden, dass dieses Europa immer wieder von Byzanz stimuliert wird,

(06) Vgl. oben Anm. 20. (91) - Tmsa. Dis &~lilwnn, Koise. Die CI&$ E u m ~ , Ham-

barg-Wien 1960.

ITALIEN ZWISCHEN BYZANZ UND DEM PRANKENREIUH 961

dass es geistige, künstlerische, religiöse, aber auch poli- tisohe Impulse aus diesem alten römischen Reich grie- chischer Sprache und christlicher Kultur erhält. Das hat Agostino Pertusiss mit den gestern Abend von Herrn Manselli zitierten Worten in unübertre~clier Weise ge- sagt. Italien, vor allem der Süden, Sizilien, Apulien, Ka- labrien, Neapel, Benevent, Monte Cassino, aber auch Rom, Ravenna und vor allem Venedig sind die Plätze, da sich auch in den folgenden Jahrhunderten Byzanz und Europa begegnen. Italien wird zu einem Teil Euro- pas, zugleich aber auch 7,u einer Brücko zwischcn Byzanz -~ - und Europa.

I= D& sind vielleicht banale und jedermann bekannte 1: ( ' Tatsachen. Sie dürfen und müssen aber wohl ausgespro-

chen werden, wenn wir in diesem Kreise nach dem UP- 1.- I s p m g Europas in der Zeit der Karolinger fragen.

Omnis Italia und, Heaperia in Quellen des B. bis 9. Jahr- hunderts

Den Gebrauch des Begriffs Italia im Mittelalter haben untersucht MICHELBNQELO SCHWA, Le (1 Italie )) del Me- dio Evo, (1 Archivio Storico per le Provincie Napolitane u XX (1896) pp. 396-441 und PIER SILVERIO LEICHT, Da1 ' Regnum Langobardorum ' al ' Regnum Italiae ', 6 Scritti vari di storia del diritto italiano D, I, Mailand 1943, pp. 221-236, vgl. dazu zuletzt HARALD ZWERMANN, Impe- ratores Italiae, o Historische Forschungen für W. Schle- singer u, Köln-Wien 1974, pp. 379ff. mit weiterer Lite- ratur. Hier sollen diese Arbeiten nicht ergänzt werden;

964 PETER OLASSEN

Vita Johannis V1 p. 383: militia totius Italiae tu- multuose convenit apud hanc Romanam civitatem vel- lena praefatum exarchum tribulare.

Vita Gregorii I1 p. 404f.: omnis Italia consilium inüt, ut sibi cligerent imperatorem et diicerent Constantino- polim.

Vita Gregorii I11 p. 416: cuncta generalitas istius pro- vinciae Italiae similiter pro erigendis imaginibus suppli- cationis scripta unanimiter ad eosdem principes direxe- runt.

Vita Zachariae p. 426: Hic invenit totam Italiam prbvinciam valde turbatam. Ebenda p. 431: In XX anno- rum spatiiim inita Pace universus Italiae quievit popu- lus.

Vita Stephani I1 p. 442: Der Papst schickt Gesandte an den Kaiser deprecans imperialem clementiam, u t iuxta quod ei saepius exercitandis (?) has Italiae in partea seripserat, modis ornnibus aclveniret e t de iniquitatis fi- lii morsibus Romanam hanc urbem vel cunctam Italiam provineiam liberaret. Ebenda p. 444: Der Papst bittet Aistulf pro gregibus sibi a Deo commissis et perditis ovi- bus, scilicet pro universo exarchato Ravennae atque cun- ctae istius Italiae provinciae populo.

Vita Hadriani I p. 488: Desiderius will den Papst von Kar1 trennen et Romanam urbem atque ciincta Italia siib sui regni Langobardorum potestate subiugare.

Es erweist sich deutlich, dass Italia nicht überali in dem gleichen Sinne gebraucht wird. Insbesondere ha- ben die Belege des 8. Jabrhundertg offenbar überwiegend oder allein die byzantinische Provinz im Auge.

Paulus Diaconus, Historia Romana (ed. H . DROYSEN, Scriptmes remm Uerllzaniearum, Berlin 1897), verfasst vor 774:

?XALüEN ZU'ISOHEN BYzPINZ UND DEM RRB33KENREIOE 966

XI11 9 P. 107: Valentinianus igitur consensu totius Italiae imperator efficitur itemque ex decreto Theodosii Augustus appeliatur. Die Wörter igitur. . . itemque sind Zusatz des Paulus zur Vorlage Prosper Aquitanus.

XV 10 p. 122: urbem Odovacer ingressus totius Ita- liae adeptus est regnum. Vgl. dazu die oben genannte Stelle Iordanes, Getica 243.

XV 18 p. 126: Theodericus extinc& apud Ravennam Odovacre totius Italiae adeptus est ditionem.

Paulus . Diaconiis, Hktoria Langobardmm, ed. G. WAITZ, Scriptores rermnz Germanicarum, Hannover 1878,

'p;verfasst um 700, schildert 11 8 p. 90, wie Alboin vor 'C-rder Eroberung an der Grenze Friauls einen Berg ersteigt, [,*?..~ , . ;.um Italien zu sehen; I11 32 p. 138: Authari berührt :. ... mit der Speerspitze die Säule im Meer bei Reggio, extre- 1.- ~~

mam Italiae civitatem vicinam Siciliae, und spricht (Us- que hio erunt Langobardorum h e s r. Im Anschluss an die ersten Eroberungen Alboins gibt Paulus I1 14.24 pp. 96-102 eine Schilderung der Provinzen Italiens; die Grenzen von omnia Italia sind I1 9 p. 91 genannt. Dw zeigt zusammen genommen, dass für Paulus Italien eine historisch-politische Einheit bildet, deren völlige Er- oberung das politische Ziel der Langobarden seit Alboin ist.

Agnellus, aber pontiificalia Ewleaiaa Ravennatis (ed. O s w a ~ n HOLDER-EGGER, M.G.H., Scrigttmes Temm .km- gobardiwm, Hannover 1878):

cap. 96 p. 341: Longinus, Präfekt in Ravenna, sucht Verbindung mit Königin Rosamunda uf regnum et prin- cipatus totius Italiae teneat (dies anders ala die Vorlage, Paulus, Hiat. Langob. 11 29 p. 106).

cap. 125 p. 361: über den Ravennaten Iohanniois, Ahn des Agnellus: claruit eius aapientie in tota Italia.

EWIG: ich möchte nur eine sehr banale Frage an Herrn Clmsen richten, die Frage der Verkehwerbhdungen zwi- schen Italien und Konstantinopel. Sie sprachen von dem längeren Weg, den m n von Rom nehmen mws , nachdem Tarent langobardisch wurde. Qibt es nicht auch eine ictirzere Verbindung aber die Adria ?

CUSSEN: in der römisohen Kaiserzeit ist der abliche Weg von Rom in den Osten des Mittelmee der .Ubw Brin- disi. Der fällt seit dem späten 6. Jahhnder t prakikoh weg, weil man da aber Benevent reisen muss. Ich habe d m nicht systematiech in den Quellen verfolgt ; aber ich h b e den E n - druck, dass sehr viel öfter hohe Beanzte etwa von Konstanti- nopel a e r Sizilien 2cnd Rom nach Ravenna reisen als aber Ravenna nach Rom, obwohl sicherlich der andere Weg auch vwkomnzt. Das ist erstawlich; ich kann es nicht erklä- ren. Man muss vielleicht schm im achten, jedenfalls im wzvnten Jahrhundert auch mit slawischen Piraten in D a l m - tien rffihnen. E s ist wohl msserdem eine nicht ganz leichi küirbwe F w e , wie lange der Hafen von Ravenna wirklich brapcchbw W ; im 6. Jh. hat es da schon Akhwierigkeiten gegeben, m n M den Eindruck, dass sie dann z u ~ h e n . D m vwschiebt dann auch die Situation far Venetien; dies gewinnt e h e andere Bedeutung.