5
XXIV. JAHRG. Heft 11 November 1951 BEGRUNDET VaN PROFESSOR DR. DR. h. c. K. ESCHERICH UND PROFESSOR DR. F. STELLWAAG I I INHALT E. LEl~l'~g: Pflanzensd~uB - Bienensdtu B - Insektensd~ut3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 W. HOLZ: Beobad~tungen tiber den Flug van Friihjahrsfrostspannern in Obstanlagen . . . . . . . . . . 165 G. NtETZKE: U 46 und Bienensch/iden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 ~/. KOMMERLE, W. BURGER, F. PETERS: Zur Frage der Reinigung van G*-fSllen, in denen mit hod~wirksamen Kontakt-lnsektiziden gearbeitet warden ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 R. SMtRR:. Universalsd~altkasten ffir Lichtbildvorfiihrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 K. J. M~UXER: Zur norwegischen Krllhen-Massenfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 K 1 e i n e M i t t e i I u n g e n : Personalien, Tagungsberid~te, Bud~bespred~ungen, Zeitsd~riftensd~au, Patent- sd~au, Knrzberichte, Eingegangene Sonderdrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 iii I I I I I I IIII A us dem dugustana-College Sioux Falls, South Dakota (USA.) Pflanzenschutz - Bienensehutz - Insektensehutz Van Prof. Dr. E. LE~P~K, SLid-Dakota Mit 3 Abbildungen Die nadl dem zweiten Weltkrleg erstaunlich sdmelle Entwicklung neuer Nervengifte hat eine voile Revolution im Gebiet der Seh/idlingsbek/impfung eingeleitet. Bisher konute aud~ mit st~irksten Insektizide~l weder eine universelle Anwendung noeh eine lO0prozentige Wir- kung erzielt werden. Die neuen Nervengifte sind jedodl nidlt mehr welt van dem Ziel entfernt, a 11 e im Anwen. .dungsbereidt vorhandenen Insekten mehr oder weniger anszurotten. Mit minimalen Mengen, bei einer Konzen- tration van 1 : 10 000 van Spritllisung oder als A'erosolen sogar bis einer Konzentration van 1:5 000 000, ist die 100°/0 Wirkung noch leieht erreichbar. Der Wirkungs- radius ist damit bedeutend erweitert warden; zumat einige neue Gifte audl dutch die Epidermis und das Pflanzengewebe dringen, um die Sd~/idlinge im Pflanzen- gewebe abti3ten zu k/hmen. Dies war bisher mit keinem Insektizid m~glieh. In einigen F/illen wird der alles ti~tende Effekt der Nervengifte nodl dutch eine kettenartige L~bertragung des Giftes van einem Insekt auf das andere gesteigert. (LEprlx, 1950.) Diese Erscheinung wurde zuerst in Weihenstephan bei Honigbicnen beobaehtet und spiiter audx bei Wildbienen, Humulelu nnd trophalaktischen Ameisen experimentell nachgewiesen. Die nenen Nervengifte kihlneTx jetjt synthetisdl, in be. liehig groi3en Mengen und ffir relativ billige Preise, in den dlemisd~en Fabriken hergestellt werden. Dies ist besonders wichtig, well die Entwicklung der neuen An- wendungstedmik di~ Sch~dlingsbekiimpfnng anch fiir groIle Gebiete leid~t dordfffihrbar madtt. Tro B dieser grol~en Vorteile haben die neuen Nerven- gifte einen grol~en Nadlteil: Fiir Bienen und andere niil~- lid~e IrLsekten sind sie, bei nicht saehm~iBiger Anwendung, zn gef~hrlid~. Die Vergiftungen van Bienen sind heute zu h/iufig geworden. Kein Wunder deshalb, wenn die Frage des Bienensdtuges in allen Bienenzeitungen der Neuen und Alten Welt so lebhaft diskutiert werden und der alarmierte hnker bestrebt ist, die Anwendung der neuen Nervengifte durch ein gesel~iiches Verbot einzu- sd~riinken. Diese Frage geht jetzt aueh uns Pflanzenpathologen an, insbesondere, wenn wir die Zerst~rung der biologi- schen Grnndlage der Landwirtsehaft und des Gartenbaues verhindern wollen. Selbstverstilndlich wollen wir nidlt wegen ihrer Gefahr fiir die Bienen van der Anwendung der neuen Nervengifte abraten. Wir mfissen vielmehr die Bedeutung des Bienen- schu~es mit der des Pflanzenschul~es gleidastellen und mit beiden Fiiehern gemeinsam weiterarbeiten. Neben der praktisdlen Anwendung gegen die Sahad- insekten haben die neuen Nervengifte unsere Kenntnisse fiber Lebewesen dermaflen erweitert, wie es ohne diese Mittel nidlt so bald m~glich gewesen wiire. Wir halten jel~t endlich chemische Mitte] in Hiinden, mit denen wir ein besseres Studium der Nervensystem/~ und des Sinnes- lebens der versdfiedensten Organismen durdffiihren k/~nnen. Es sind vide neue Instinkte und mehrere bisher unbekannte Sinne entdeekt warden, die das Leben der Insekten und ihr Verhahen zur Umwelt in ein neues Licht stellen. Die Gedanken fiber die wedlselseitige Abhlingig- keit der Lebewesen van eiuander und fiber das organisdle Leben als ganzes, haben endlid~ eine experimentelle Unterstii~ung gefunden. Das Ziel dieses Artikels ist es jedoch nidlt, eine neue Riehtung der beschreibenden Biologic zu schildern, die van Prof. Dr. F. MERKENSCHLAGER als ,,Hologenie"*) betitelt wurde. Im Znsammenhang mit Pflanzensd~ut 3 interessieren uns in erster Linie die bei Insekten gemachten neuen Beob- adltungen, die uns neue Riahtlinien znr Anwendung van Insektiziden liefern ki~nnen. Die pollenfibertragenden Insekten haben uns mit ihrem hervorragenden, vererb- baren Orientierungsvermi~gen ffir Biiitentypen iiberrasdlt. Bienen und Hummeln besiBen neben den gut bekannten Geruch- und Farbsinnen nodl einen besonderen Sinn fiir Symmetrie urul die Wahrnehmuug van Zahlen (LEPPIK, 1948). Ausgeriistet mit diesen Sinnen und Instinkten sind diese Insekten fiihig, zahlreiche gemeinsam bliihende Blumen und Bliitentypen van einander zu unterscheiden. Bienen, Hummeln und mehrere polleniibertragende Sdnnetterlinge und Schwebefliegen sind t y p e n - bzw. a r t s t e t. Wenn die Artmerkmale klar gruppiert sind, *) Einige vorlliufige Mitteihmgen und Betradltungen in dieser Rid~tung sind in den ~,lJnterridtts- und Sendehriefen d~r ataatlid~en Lehr- und Forsehungsanstall. flit Gartenbau in Welhenstephau", 1947--1950 ver6ffentlidtt warden.

Pflanzenschutz - Bienenschutz - Insektenschutz

Embed Size (px)

Citation preview

XXIV. JAHRG. Heft 11 November 1951

B E G R U N D E T V a N P R O F E S S O R D R . D R . h. c. K. E S C H E R I C H U N D P R O F E S S O R DR. F. S T E L L W A A G

I I

I N H A L T E. LEl~l'~g: Pflanzensd~u B - Bienensdtu B - Insektensd~ut3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 W. HOLZ: Beobad~tungen tiber den Flug van Friihjahrsfrostspannern in Obstanlagen . . . . . . . . . . 165 G. NtETZKE: U 46 und Bienensch/iden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 ~/. KOMMERLE, W. BURGER, F. PETERS: Zur Frage der Reinigung van G*-fSllen, in denen mit hod~wirksamen

Kontakt-lnsektiziden gearbeitet warden ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 R. SMtRR:. Universalsd~altkasten ffir Lichtbildvorfiihrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 K. J. M~UXER: Zur norwegischen Krllhen-Massenfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 K 1 e i n e M i t t e i I u n g e n : Personalien, Tagungsberid~te, Bud~bespred~ungen, Zeitsd~riftensd~au, Patent-

sd~au, Knrzberichte, Eingegangene Sonderdrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 iii I I I I I I IIII

A us d e m dugus tana-Co l l ege S ioux Falls, Sou th Dakota ( U S A . )

P f l a n z e n s c h u t z - B i e n e n s e h u t z - I n s e k t e n s e h u t z

Van Prof. Dr. E. LE~P~K, SLid-Dakota

Mit 3 Abbildungen

Die nadl dem zweiten Weltkrleg erstaunlich sdmelle Entwicklung neuer Nervengifte hat eine voile Revolution im Gebiet der Seh/idlingsbek/impfung eingeleitet.

Bisher konute aud~ mit st~irksten Insektizide~l weder eine universelle Anwendung noeh eine lO0prozentige Wir- kung erzielt werden. Die neuen Nervengifte sind jedodl nidlt mehr welt van dem Ziel entfernt, a 11 e im Anwen. .dungsbereidt vorhandenen Insekten mehr oder weniger anszurotten. Mit minimalen Mengen, bei einer Konzen- tration van 1 : 10 000 van Spritllisung oder als A'erosolen sogar bis einer Konzentration van 1 : 5 000 000, ist die 100°/0 Wirkung noch leieht erreichbar. Der Wirkungs- radius ist damit bedeutend erweitert warden; zumat einige neue Gifte audl dutch die Epidermis und das Pflanzengewebe dringen, um die Sd~/idlinge im Pflanzen- gewebe abti3ten zu k/hmen. Dies war bisher mit keinem Insektizid m~glieh.

In einigen F/illen wird der alles ti~tende Effekt der Nervengifte nodl dutch eine kettenartige L~bertragung des Giftes van einem Insekt auf das andere gesteigert. (LEprlx, 1950.) Diese Erscheinung wurde zuerst in Weihenstephan bei Honigbicnen beobaehtet und spiiter audx bei Wildbienen, Humulelu nnd trophalaktischen Ameisen experimentell nachgewiesen.

Die nenen Nervengifte kihlneTx jetjt synthetisdl, in be. liehig groi3en Mengen und f f i r relativ billige Preise, in den dlemisd~en Fabriken hergestellt werden. Dies ist besonders wichtig, well die Entwicklung der neuen An- wendungstedmik di~ Sch~dlingsbekiimpfnng anch fiir groIle Gebiete leid~t dordfffihrbar madtt.

Tro B dieser grol~en Vorteile haben die neuen Nerven- gifte einen grol~en Nadlteil: Fiir Bienen und andere niil~- lid~e IrLsekten sind sie, bei nicht saehm~iBiger Anwendung, zn gef~hrlid~. Die Vergiftungen van Bienen sind heute zu h/iufig geworden. Kein Wunder deshalb, wenn die Frage des Bienensdtuges in allen Bienenzeitungen der Neuen und Alten Welt so lebhaft diskutiert werden und der alarmierte hnker bestrebt ist, die Anwendung der neuen Nervengifte durch ein gesel~iiches Verbot einzu- sd~riinken. D i e s e F r a g e g e h t j e t z t a u e h u n s P f l a n z e n p a t h o l o g e n a n , i n s b e s o n d e r e , w e n n w i r d i e Z e r s t ~ r u n g d e r b i o l o g i - s c h e n G r n n d l a g e d e r L a n d w i r t s e h a f t

u n d d e s G a r t e n b a u e s v e r h i n d e r n w o l l e n . Selbstverstilndlich wollen wir nidlt wegen ihrer Gefahr fiir die Bienen van der Anwendung der neuen Nervengifte abraten. Wir mfissen vielmehr die Bedeutung des Bienen- schu~es mit der des Pflanzenschul~es gleidastellen und mit beiden Fiiehern gemeinsam weiterarbeiten.

Neben der praktisdlen Anwendung gegen die Sahad- insekten haben die neuen Nervengifte unsere Kenntnisse fiber Lebewesen dermaflen erweitert, wie es ohne diese Mittel nidlt so bald m~glich gewesen wiire. Wir halten jel~t endlich chemische Mitte] in Hiinden, mit denen wir ein besseres Studium der Nervensystem/~ und des Sinnes- lebens der versdfiedensten Organismen durdffiihren k/~nnen. Es sind v ide neue Instinkte und mehrere bisher unbekannte Sinne entdeekt warden, die das Leben der Insekten und ihr Verhahen zur Umwelt in ein neues Licht stellen. Die Gedanken fiber die wedlselseitige Abhlingig- keit der Lebewesen van eiuander und fiber das organisdle Leben als ganzes, haben endlid~ eine experimentelle Unterstii~ung gefunden.

Das Ziel dieses Artikels ist es jedoch nidlt, eine neue Riehtung der beschreibenden Biologic zu schildern, die van Prof. Dr. F. MERKENSCHLAGER als , ,Hologenie"*) betitelt wurde.

Im Znsammenhang mit Pflanzensd~ut 3 interessieren uns in erster Linie die bei Insekten gemachten neuen Beob- adltungen, die uns neue Riahtlinien znr Anwendung van Insektiziden liefern ki~nnen. Die pollenfibertragenden Insekten haben uns mit ihrem hervorragenden, vererb- baren Orientierungsvermi~gen ffir Biiitentypen iiberrasdlt. Bienen und Hummeln besiBen neben den gut bekannten Geruch- und Farbsinnen nodl einen besonderen Sinn fiir Symmetrie urul die Wahrnehmuug van Zahlen (LEPPIK, 1948). Ausgeriistet mit diesen Sinnen und Instinkten sind diese Insekten fiihig, zahlreiche gemeinsam bliihende Blumen und Bliitentypen van einander zu unterscheiden.

Bienen, Hummeln und mehrere polleniibertragende Sdnnetterlinge und Schwebefliegen sind t y p e n - bzw. a r t s t e t. Wenn die Artmerkmale klar gruppiert sind,

*) E i n i g e vor l l iu f ige M i t t e i h m g e n und B e t r a d l t u n g e n in dieser Rid~tung s ind in den ~ , l Jn t e r r id t t s - und S e n d e h r i e f e n d~r a taa t l id~en L e h r - und Forsehungsans ta l l . f l i t G a r t e n b a u in W e l h e n s t e p h a u " , 1947 - -1950 v e r 6 f f e n t l i d t t w a r d e n .

162 E. LEPPIK: Pflanzenschn B - Bienensehu$ - Insektenschu B

fliegen diese Insekten dieselbe Blumenart nacheinander an und lassen sieh unterwegs yon anderen Arten nicht ablenken, aueh wenn diese mehr Honig enthahen soilten und intensiver duften. Prof. Dr. K. v. FRxSCH (1946) hat in Graz bei Honigbienen einen gut entwickelten ,,Nachrichtendienst" entdeckt, der eine weitgehende Zu- sammenarbeit der Bienen ermi~gli&t. Damit betrieben die Insekten seit dem Mesozoieum ffir die Blfitenpflanzen eine sehr wichtige und ,,sinngemiill" gerichtete selektive A'rbeit, die zu einer stabilen Evolution der Angiospermen geffihrt hat (LEpI, IK, 1948; fiber die Artstetigkeit der Bienen siehe LEPPIK, 1951 in ,,Orion").

Abb. 1. Die Leistungsfllhigkeit eines Tauhensd~wiinzdlen kann big au~ 60 Blfitenbesudte ie Minute steisen. (Photo aus Weihenster~han 1949)

Die Roile der Insekten in der Natur

Die Rolle der Insekten in der Natur war bisher noch ziemlich unklar. In den meisten Lehrbfidaern, die die Frage behandeln, werden Insekten als allgemein schild- lich, oder wenigstens als unerwiinsd~te Konkurrenten der Menschen betrachtet, die ihn schmerzlich beillen oder die Nahrungsmittel zerstllren. Auch die angewandte Entomo- logie beschilftigt sich im grollen u n d ganzen mit der Insektenbekiimpfung. Nur sehr wenige Vertreter der Insekten, wie zum Beispiel die Honigbienen, die Hummel und die Seidenraupe, werden zu den Nullbringern geziihlt.

Die neuzeitlichen Untersudaungen haben diese Auf- fassung vollstiindig geilndert. Die wichtige Rolle der Insekten im biologisd~en Gleichgewicht ist festgestellt worden. Deshalb mull natfirlich die Auffassung fiber deren Bedeutung in der Natur betriichtlich geiindert wer. den. Ohne die regulierende Tiitigkeit der Insektenweh wurde der Naturhaushalt derart zurfickgestellt, dall das Leben fiir hi~l~ere Tiere and den Mensehen hi~dtstwahr- seheinlich unm~gliah wlire. D i e m e i s t e n I n s e k t e n s i n d n f i t z l i e h u n d n u r s e h r w e n i g e s i n d d u t c h , i h r e M a s s e n v e r m e h r u n g s c h l i d - I i c h. Aber auch diese lassen sich mit neuen Insektiziden leicht in Schad~ halten. DaB die Anwendung yon Nerven- giften tier in das Insektenleben eingreift und das biolo- gisehe Gleichgewicht vollkommen umstellen kann, ist wiederholt festgestellt "worden. DDT hat auf die Iu- sektenfauna eine selektive Wirkung, indem einige Arten ausgerottet werden und andere, zum Tell aueh neue Sehiidlinge, in den Vordergrund treten. Bei Fliegen ist mehrfach die rasdle Vermehrung yon giftwiderstands- flihigen Rassen beobachtet worden. Bei der regelmiilligen Anwendung yon Gammamitteln oder E605-Pr~iparaten wird die Insektenfauna zahlenmiiBig stark vermindert. Auda zeitweillge Anwendung you Nervengiften spiegelt

sich ill der Insektenfauna, wie dies auf Abb. 2 dar- gestelh ist.

Einige Leistungen der lnsektenweh Wenn wir nun diese Nervengifte mlt ihrer universellen

Wirkung zur Verffigung haben und alle ,plagenden" In- sekten leicht ausrotten ki~nnen, mfissen wir uns zuerst auch fiber die Bedeutung rind di~ Leistung dieser kleinen Lebewesen klar werden.

Wir wissen jeBt, dal3 die Insekten mit ihren schon frfih entwickelten Sehorganen die ersten Lebewesen attf der Erde warcn, die im Stande waren, versdfiedene Licht-

wellen zu empfangen und Farben zu unterscheiden. Die palaeozoisd~en In- sekten konnten zuerst nut die ein- fachen Farben, wie weill, gelb und griin yon einander unterscheiden. Die mesozoischen Insekten hingegen kennen schon auller rot nile Farben wie weill, violett, blau, grfin und gelb und sind damit in ihrer Entwicklung welt vorgeschritten im ~rergleich zu anderen Lebewesen der Erde. Bildtieh gesagt: I n s e k t e n h a b e n d i e F a r h e n d e s S o n n e n l i e h t e s i n d i e b i o l o g i s e h e n S p e k - t r e n v o n f a r b i g e n B l f i t e n u m g e w a n d e l t u n d s o m i t d i e N a t u r m i t F a r b e n - p r a c h t e r f i i l l t ( L e p p i k , 1948).

Die in der Neuzeit entwickehen lnsekten, die Bliiten bestiiuben, haben noch einen feinen Gerud~ssinn und

einen Sinn fiir Symmetrie und Zahlen erworben (LEepIK1948). Durch die direkteu selektiven Einwirkungen der Insekten erscheinen heute in der Blumenwelt die schllnsten Farbenkombinationen mit den feinsten Dilften und dem merkwiirdigsten symmetrischen Zusammenhang. Mit der Entstehung und Weiterentwicklung der Sinnes- organe bei den Insekten veriindert sich fortwilhrend auch die Blumenwelt, wilhrend immer neue Blfitenmotive ent- stehen mit immer feineren Farbtlinen und Symmet'rie- Kombinationen. So bilden sich ganz bestimmte Blfiten- typen, ,,Altstile" und ,,Neustile" (MERKENSCHLAGER), deren Ursprung sich nidat phylogenetisch erkliiren liillt, well sie ja gleidazeitig bei verschiedenen yon einander entfernten Stiimmen erscheinen.

lnsekten als Bodenbildner Beinahe 95o/0 a l l e r Insekten verbringt wenigstens

einen Tell seines Lebens nnterirdisch. Unzilhlbare Men- sen yon A'meisen, Kiifern, Schaben und anderen Insekten und deren Larven verarbeiten das pflanzliche und tieri- sche Material zur Humusbildung. Mit ihrer mechanischen Tiltigkeit geben sie dem Aekerboden seine leBte Textur und Ausarbeitung..

Erst die allerleBten Untersuchungen haben die f ii h - r e a d e R o l l e d e r p o l l e n f i b e r t r a g e n d e n I n s e k t e n i n d e m h i o l o g i s e h e n P r o z e l l d e r H . u m u s b i l d n n g u n d i n d e r E v o l u t i o n d e r B o d e n t y p e n h e r v o r g e h o b e n .

Der Gesamthumus, als der organische Bestandteil des Bodens, wird hauptsiichlich yon Pflanzenresten aufgebaut. Dabei liefern verschiedene Pflanzengruppen den Humus yon unterschiedllcher Beschaffenheit. Die durch Wind be- st;iubten Pflanzen, wie Grliser, Seggen, Nadeih~lzer usw., bilden ihres Gehahes an Cellulose und Lignin'wegen, mei- stens nut sehwer zerseBharen R o h h u m u s und

E. LEPPlK: Pflanzenschu$ - Bienensehu$ - Insektensdlu$ 163

D a u e r h u m u s . Hingegen sind die durda Insekten be- stiiuhten Pflanzen durch ihren hohen Gehalt an Protein und Pektin gekennzeichnet. Sie iiefern naeh der Zer- seBung den hodiwertigen Nii h r h u m n s nnd helfen den Rohhumus ausarbeiten.

Die besten Bodentypen, wie die Steppenschwarzerde, werden gebildet, wenn die Grliser und Seggen mit yon Insekten hestilubten Pflanzen, wie Papilionaeeen und Compositen, gemischt vorkommen. Die Steppen:cegetation ist naeh ihrer Zusammense!~ung ziemlich konstant und enthlih 20'0/0 dureh Wind und 8 0 % yon Insekten be- stiiuhten Arten. Die hervorragende Artenzahl der le!~ten hedingt die hodlwertige Besehaffenheit der Steppen- sdlwarzerde.

DaB der lange Anbau yon dutch Wind hestiiubten Pflanzen, wie Mais und Getreide, trol~ ihres hohen Ertra- ges an Trockensnbstanz, zum sehnellen Abbau von Niihr- humus fiihrt, hat die einseitige Landwirtschaftsform in den Pri/riegebieten der Vereinigten Staaten unwider- leglidl hewiesen.

Mit ihrer sehr intensiven Tiitigkeit halten die pollen- iibertragenden Insekten die Samenproduktion yon ihren Nilhrpflanzen hoch und besorgen damit die maximale und gleichml/Bige Verteilung yon Blumen fiber das Grasland wiihrend der ganzen Vegetationszeit. Oder sie sdlaffen gewisse Pflanzenarten, die ind ie Gemeinsehaft nid~t mehr hineinpassen, dadureh ab, dab sie die Bliiten yon un- erwiinsehten Pflanzen fortwiihrend durchbeiBen und da- mit die Fremdbestiiubung praktiseh unm6glieh maehen. Diese vielbeobad~tete Erseheinung hat nun eine eindeutige Erkllirung gefunden.

Obwohl die Samenverbreitung dutch Wind, Wasser und versehiedenen Tieren besorgt wird, regeln die pollen- iibertragenden Insekten mit ihren erstaunlida vervoll- kommneten Instinkten die ganze Evolution und Ver- breitung ihrer Niihrpflanzen. Dazu iiherwachen diese h6dlst merkwiirdigen Kerbtiere zwei wiehtige Lebens- vorgiinge ihrer Ni/hrpflanzen: die Samenproduktion und Selektion der Nachkommensdaaft. Es ist vollkommen yon den polleniibertragenden Insekten abhilngig, was filr Pflanzenarten sie mit weldaer Form bastardieren, und welehe Pflanze ihre Naehkommensehaft produzieren kann. Dureh die gemeinsamen Instinkte ist diese hlJehst delikate Selektiansarbeit yon unzi/hlharen Mengen yon Individuen derselben Art koordiniert und dureh Vererbung dieser Instinkte kiinnen dieseiben Ziele durch viele Jahrtausende verfoigt werden. (LEPPIK, 1948, 1951.)

In dieser Weise bewirken die pollentibertragenden Insekten die Zusammensegung der Vegetation und be- reiten das Pflanzenmaterial zur Humusbildung vor. Diese Insekten sind bestrebt, Pflanzen mit hliherem Gehalt an Polysacchariden als Nektar - - den Proteingehalt yon Pollen - - , iltherische 0le als Aroma und viele andere ehemische Verbindungen als Grundsubstanzen fiir feine Farben zu ziichten. Damit sdaaffen die Insekten aber auch besseres Material zur Humusbiidung und wirken zur Evolution der Bodentypen aktiv bei .

AuBer ihrer besseren ZusammenseBung an dlemischen Bestandteilen besiBen die durch Insekten bestlinbten Pflanze~ noch den groBen Vorzug, dab ihr stiindig str/i- mendes Genmaterial durch die fiir diese Zwecke hlidlst angepallte Lebewesen iiberwacht wird.

Trogdem wir im Rahmen dieses Artikels nicht auf atle Einzelheiten des Problems eingehen k~nnen, sind wir nun nach dieser ~bersicht d e r neueren Untersuchungen fiber die Roile der Insekten in dem biologischen ProzeB der Humusbildung insoweit erfahren, dab wir daraus gewisse SchluBfolgerungen ziehen kiinnen. Wit kilnnen schon jelst

die verhiingnisvolien Folgerungen der einseitigen Land- wirtschaftsform klar iiherhlicken. Nadl der Ausrottung yon Wildblumen und nadl Verdrlingung der polleniiber- tragenden Insekten aus einer ilberkuhivierten Landschaft kilnnen auch die durdl Wind bestiinbten Kulturpflanzen, des intensiven Abbaues yon Nilhrhumus wegen, nidlt lunge mehr gedeihen und den fortsehreitenden Ver- wiistnngsvorgang nid~t mehr aufhalten.

Abb. 2. Die direkte Abhlingigkeit der Frudatproduktioa der Lupine vm~ der gahl der Bllltenbesud~er (,,Bombiden"). Die grliflte Be- st~dierzahl entsprid, t der maximalen Fruchtbiiduug and umgckehrt.

(Nadt in Weihenstephan durdtgefiihrten Versuehen.)

Wir k/innen auch die katastrophalen Folgen voraus- sehen, zu denen eine unbeschrllnkte Verwendung yon neuen Nervengiften fiihren klinnte, die sieh auf viele Menschengenerationen auswirken kann, falls die Insekten- welt einmal merklidl betroffen wird.

In einer natiirlichen Landsehaft haben die im Garten hoch ieistungsfiihigen Bienen eine etwas untergeordnete Bedeutung, well nicht alle Bliiten ihnen zugiinglich sind. Die erste Stelle nehmen hier die Hummeln (Bomhidae) ein, die eine Menge yon Speziahypen, , ,Hu in m e l - h I u m e n" genannt, gesehaffen haben.

Die direkte Abhiingigkeit der Samenproduktion yon der Insektenbestilnbung ist in Abbildung 2 ersiehtbar. Die Gartenlupine wurde in Weihenstephan yon Bombiden bestllubt, weldae d ie Bliiten periodisch besuchten.

Die periodische Besuchszeit der Bombiden spiegeh sifh in der Fruchtbildung der Lupine wider. Den Perioden mit maximalen Besud~erzahlen entsprecfien die Frucht- trauben mit grSBter Fruchtanzahl, w~hrend der A~usfall yon Besuchern durd~ die leeren Steilen der Trauben an- gezeigt wird. An einzelnen Trauben konnte man his drei Perioden feststellen. Zwei yon ihnen sind auf Abbildung 2 deutlich siehtbar.

Die Periodizitiit in den Besucherzahlen von Bombiden konnte in vorliegendem Fall mit Anwendnngsperioden yon starken Insektiziden in Zusammenhang gebracht werden, ist aber sonst noeh yon vielen anderen Faktoren ahhilngig.

Wenigstens 200/0 aller Insekten erniihren sieh yon Nek- tar und Bliitenstaub und 600/0 aller h/iheren Pflanzen sind entomophil. A'uBerdem wird der Bliitenstaub von anemophilen Pflanzen oft auch durch Insekten iibertragen. Prof. Dr. A. v. ARCHIMOWITSCH hat nada langjiihrigen Beohachtungen in versdaiedenen Liindern fiir die Zudcer- riiben eine reidalidae Fauna yon Polleniibertriigern anf-

164 E. LEPPIK: Pflanzenschut3 - Bienenschu g - Insektenschut3

gestellt, die his zu 100 Arten enthiilt. Dr. A. Mnomcxo hat in der Schweiz und der Verfasser dieses Beitrages in Oberbayern die Bienen regelmiillig au f Gr/isern und frfih hlfihenden Seggen, wie Carex verna Viii. und Carex er ice-

t o r u m Poll. beobachtet.

Bienensehu B

Soweit wie Hummeln und Wildinsekten von einer Kul- turlandschaft allmiihlich verdriingt werden, mug die Honigbiene die Aufgabe der Pollenfibertriiger fiber- nehmen, obwohl sie im Vergleich zu den Wildinsekten nur beschriinkte Leistungsfiihigkeit besiBt und nieht ein- mal alle Blfiten ihr zugiinglich sind. Zum Beispiel kiinnen die Bienen nur bei gutem W e t t e r die Bestiiubung von Obstbiiumen allein besorgen, wobei sie bei uns durch- sdmittlich 75 Prozent und in der Schweiz 80 Prozent (Dr. KOBEL) aller Insekten ausmadlen, die fiberhanpt Obstblfiten besuchen. In einem wechselnd ranhen Berg-

Abb. 3. Heute mug der linker zu oft groRe Haufen von toten Bienen vor seinem Bienenstod{ zusammenkehren.

(Aufnahme aus Weihenstephan 1949.)

klima wie in Oberbayer,l herrscht zur Zeit der Obstbliite oft derart kfihles und regnerisches Wetter, dab die Bienen kaum ausfliegen kiJnnen. Die Hauptarbei t lastet dann wiihrend dieser krit isdlen Zeit auf Hummeln t,nd anderen Wildinsekten. (Vergleidae LEPPXK, 1950, in ,,Ratgeber", S. 138.)

Die durdl nicht sadlgemliBe Verwendung von ]nsektizi- den verursachten Verluste am Bienenbestand sind deshalb nicht nur der direkte Verlust der Imker, sondern weit- aus mehr der indirekte Verlust yon Ertrligen auf dem Feld und im Garten.

In der Schweiz schiiBt Professor F. KOBEL (1942) die volkswirtschaftliche Bedeutung der Honigbiene als Be- stiiuberin der Obstbliiten anniihernd 10mal griiBer als ihren Nut3en als Honigspenderin.

Die Vergiftungen yon Bienen haben sich in legter Zeit stiindig vermehrt . Heute mull der Imker nur zu oft grolle Haufen yon toten Bienen vor seinem Bienenstock zu- sammenkehreth wie in Abbildung 3 ersichtbar ist; nicht mitgeredmet die toten Arbeitsbienen, die nie mehr den Bienenstock erreichen.

Die allergefiihrlichsten Priiparate stnd jedoch noch nicht in Gebrauch. Ein einziges Rapsfeld, wiihrend der Bliite- zeit mit Insekteng!ft behandelt , ist praktisch imstande, alle Flugbienen der Umgebung abzutiiten. Diese Gefahr wird noch erhebliah dural1 die neuerdings festgestelhe ket tenart ige Giftfibertragung und dnrch Ausliisung einer Verwirrungserscheinung im Bienenstock gesteigert (LEPPIK 1950, S. 43; 1951 in ,,Bee's Struggle").

Die griJllte Gefahr bedeuten die Kleingiirtner und Gartenl iebhaber; denn in grligeren Betrieben kiinnen Vorsichtsmallregeln viel leichter verfolgt werden als in den zahlreichen Kleinbetr ieben und bei den Liebhabern. In den ausgedehnten Abtei!ungen der staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt ffir Gartenbau, in Weihenstephan, sind seit vielen Jahren gr6Bere Mengen yon allergefiihr- lidlstem Insektengif t zur Verwendung gekommen. Den Bienen wurde jedoeh keinerlei Schaden zngefiigt, obwohl

die Anstalt einen griiBeren Bienenbestand besigt und stiindlge Beobadltungen durchgeffihrt wurden. In der weiteren Umgebung waren die Bienenvergif tungen abet recht b~iufig.

Ein kleines Rapsfeld allein (etwa ~/3 ha) hat im Frfih- jahr 1948 bei 12 Imkern im ganzen 6 Millionen Bienen umgebradlt*). Fast alle unsere griigeren Bienenvergiftun- gen lassen sich auf unsadlmiigige Anwendung von Insek- tiziden zurfickfiihren. Deshalb sollte man besonderen Wert auf die Aufkliirungen und die Informationsver- brei tungen in den Schulen und Faehzeitschriften legen. Der Verfasser dleser Zeilen hat in Weihenstephan seit 1946 in den Pflanzenschugkursen einen besonderen Ab- schnitt fiber Bienen- und Insektenschug behandelt . Da die Honigbiene voilkommen unter der Kontrolle des Men- schen steht, ist ihr Schut5 leicht durchffihrbar und ihre Vermehrung kann vollkommen reguliert werden.

Der Bienenschug solhe in erster Linie auf folgende Punkte gerichtet sein:

1. Ausarbeitung der Anwendungsmetboden und Vor- sichtsmaBregeln ffir die Arbeit mit Nervengiften und Pflanzenschugpriiparaten.

2. Aufkliirungsarbeiten in weiten Kreisen fiber die Widltigkeit von Bienen nnd Insekten in der Natur nnd fiber ihre Schutsbediirftigkeit in der Kulturlandsdlaft .

3. Gesege zur Begulierung und Anwendung yon Insektiziden.

4. Anban yon Naturpflanzen fiir Bienen nnd andere polleniibertragende Insekten.

Insektensehu B Ebenso gefiihrlich sind die Nervengifte aueh fiir andere

Insekten, die nicht unter der Kontrolle der Menschen stehen und nicht von ihnen reguliert werden kfinnen. Es besteht die groBe Gefahr, dab bei der aufkommenden Massenanwendung von starken Nervengiften die niiB- lichen Insekten a~s der Landsdlaft verdr~ingt werden und somit die biologlschen Grundlagen der Landwirtsehaft und des Gartenbaues merkbar geflihrdet werden. Drasti- sche Beispiele hierffir kilnnen wir heute in Amerika finden, wo die Anwendung von Insektiziden die griJBten Ausmage angenommen hat.

Der Verfasser dieser Zeilen konnte die in Bayern be- gonnenen biologischen Beobaehtungen hier in den Ver- einigten Staaten fortsegen und damit Vergleiche aus der Insektenfauna der Neuen Welt zu den bisherigen An- gaben hinzufiigen.

Diesem Vergleich zufolge kann man ganz Siiddeutsch- land mit seinen Bergen, Wiildern und reiehliehen Blumen- giirten wohl noch als ,Hummelparadies" bezeiehnen. Hier wimmeh und wirbeh es nodl auf jedem Blumenbeet von Pollenfibertr;igern., Wenn auch die Lage in den Kfistengebieten der Vereinigten Staaten noch besser ist, so sind doch die groBen Fliichen der Agrarstaaten des Mittelwestens durch die Monokuituren und die rich rasd~ entwickelnde Medlanisierung der Landwirtschaft, sowie die massenhafte Anwendung von Insektiziden, biologisch fast steril geworden, Die reiche Insektenfauna der Prii- rien ist fast ausgemerzt worden. Das biologisdle Gleich- gewidlt wurde somit zerstiirt und der Verwiistungs- prozeB ist in vollem Gange.

Der Gartenbau ist in diesen ausgesproehenen Agrar- staaten nur sehr wenig entwickelt und die vereinzelten Blumenbeete und Luzernfelder warten umsonst auf Polleniibertriiger.

*) Uber diese Bienenverglftung siehe in ,,Orion" 1951, S. 707--709.

W. HOLZ: Beobad~tungen fiber den F lug von F r i i h j a h r s f r o s t s p a n n e r n in Obs tan lagen 165

Fr i iher woll te m a n den in A m e r i k a sehr a t t sgedehn- ten Verwi i s tungsp rozeg durch zu in tens ive Boden- b e n u g n n g und K t i m a v e r i i n d e r u n g erkli iren. H e u t e weiB man , dab die h io logisd ten F a k t o r e n in e r s t e r Linie dafi i r ve ran twor t l i ch s ind u n d dab m a n t rog m a x i m a l e r Boden- beniit3ung diesen gefi ihrl ichen V o r g a n g v e r h i n d e r n kann , wenn matt das biologisdle Gleid~gewidlt a t t f red l t erhiilt. Diq I n s e k t e n w e l t is t w i e d e r u m der H a u p t f a k t o r fi ir das biologisehe Gle id tgewid t t ; d e n n die durd~ Wind best i iub- ten K n l t u r p f l a n z e n kiJnnen den Verwi i s tungsprozeB nicht n e n n e n s w e r t zur i ickhal ten und jeder a n s n a h m s w e i s e t rockene S o m m e r v e r w a n d e h groBe Gebie te in , ,Sdtwarz- wiiste".

U m seine landwir t schaf t l iche P r o d u k t i o n zu s te igern , in tpor t i e r t e der Staat Colorado im S o m m e r 1950 7 000 000 000 Bienen . Dee Staa t Iowa will se inen Bienen- bes tand zunlichst u m einige Mil l ionen nette Stiicke erhlJhen, u m einige Beispiele zu nennen . B e m e r k e n s w e r t ist h ierbei , dug die H o n i g p r o d u k t i o n fiir die g e n a n n t e n S taa ten yon k e i n e r g r o g e n B e d e u t u n g ist: Die Bieneti s ind in j enen S taa ten n u t als Polleniibertr~iger not- wendig. Sie sollen die durch n t a s s e n h a f t e A n w e n d u n g yon Insek t i z iden a u s g e m e r z t e n H u m m e l n und ande re Wild- i n s e k t e n erseBen.

Auch in Deu t sch land sprid~t man n e u e r d i n g s seh r viel von e inem V e r w i i s t n n g s p r o z e l l d e r L a n d - s c h a f t. Z u m Gliick ha t die L a n d k u l t u r in Mittel- eu ropa eine a n d e r e Rid~tung g e n o m m e n als die in A m e r i k a . U n s e r e mois ten L a n d s c h a f t e n geh~iren zu den i ihe rku l t iv ie r t en F o r m e n mi t P o l y k u l t u r e n . Aeker 'bau und Viehzud~t sind attsgeglichen u n d mi t dent G a r t e n h a u koordin ier t . Die F e l d k u l t u r e n hahen eine regelmiigige Frueh t fo lge u n d w e r d e n noch ausre id~end m i t na t i i r l id lem S ta l ldung gediingt .

Diese W i r t s c h a f t s f o r m ist das bes te Mit te l zur Ver- h i i tung des Verwi i s tungsprozesses . Die Bodene r r0s ion ha t in d ieser L a n d s d t a f t n u t ge r inge B e d e u t u n g . I n s - b e s o n d e r e d e e K l e i n g a r t e n h a n m i t O b s t - , B e e r e n - u n d B l u m e n k u l t u r e n h i l f t , d i e a l l e r w i c h t i g s t e n I n s e k t e n - g r u p p e n z u e r h a l t e n ~ u n d s o m i t d e n P r o z e l t d e r H u m u s b i l d u n g z u f l J r d e r n . GewiB ist auch bei uns als Folge der V e r n i d l t u n g der Wiilder, Si impfe und dee R e g u l i e r u n g der FiuBtii ler ein

Verwi i s tungsprozeB im Gange. Diesen Vern ich tungs - prozel$ kann matt abe t mi t der E in f i ih rung der Gar ten- P a r k l a n d s c h a f t und du rd l ra t ione l len Fe ldbau erfolg- reidl bek i impfen . Je m e h r der F i i r s te r arts e ine r iiber- ku l t iv i e r t en Landscha f t verdr i ingt wird, umso. dr ingl id te r wird die Aufgabe des Landscha f t sges t a l t e r s als Sdl6pfer n e u e r L a n d s c h a f t s f o r m e n . Auch wenn der Landsd la f t s - g e s t a h e r in e r s t e r Linie deko ra t i ve Ziele ve r fo lg t u n d von se inen i is thet isdlen Gefl ih len gele i te t wird, so miissen dodl die von i hm gesdtaf fene P a r k l a n d s d t a f t oder seine S i ed lungsdeko ra t i onen a u f b i o l o g i s c h e r G r u n d - l a g e s t e h e n , w e n n e r wirklich zu r Ver sd t i i ne rung e iner Landscha f t he i t r agen will. In dieser Hins icht k a n n die schon erwi ihnte Hologene t i sd te R ieh tung der Biologie mi t ih re r syn the t i sd l en Z ie l segung fiir den Gi i r tner und L a n d w i r t nnd nati ir l ich aneh fiir den Pf lanzenschug- p r a k t i k e r wer tvol le Diens te le is ten.

Dee Insektenschut3 ist also ke ineswegs eine Mitleids- ak t ion fiir diese k le inen Tierchen, wie etwa der Tier- schuBvere in gegen Tierqul i le re ien vorgeh t , er is t a u c h n id l t n u r ein Sdaug fiir se l ten g e w o r d e n e N a t u r o b j e k t e , wie dies j eg t im R a h m e n des N a t u r s c h u g e s durchgef i ih r t wird, sondern in e rs te r Linie i s t d e r I n s e k t e n - s c h u t z d i e G r u n d l a g e f i i r u n s e r e E x i - s t e n z u n d m e n s ' c h l i c h e W o h i f a h r t .

Sehr i f t tum:

F r i s c h . K. v.. Die ,,Sprad~e" der Bienen und ihre Nut5- anwendung in dee Laudwirtsd~aft. Experientia 2, 1946, 397---404.

K o b e I , Fr., Ohstbau und Bienenzudlt, Beihefte zur Sdlwciz. Bieuenzeitung, Bd. 1, ltcft 3, 1942.

L c p p i k , E.. ~her die Evolution der Bliitc. Sendbrief aug dee Staatlid~en Lehr- nnd Forsdmngsaustalt fiir Gartenbau in Weihenstephan. Okt. 1948.

L e p p i k , E., t)ber cinige hiologisdle Grundlagen des Gartcu. haus. Dee praktisdle Kleinglirtner, H. 11, 1950.

Le p p i k , E., Die Hummelu im Dienste des Obstgiirtuers. Rat. gebor im Obst- uud Gartenbau 58, 1950, H 7, S. 138.

L e p p i k , E., Die durd~ Insektcngifte hervorgerufenen Ver* wirrungsersdleinungen bei Honigbienen. Zcitsdlr. fiir Pflanzeu- kraukheiten und PflanzensdmB. 57, 1950, S. 43--46,

L e p ~[~ i k , E., Insects' fight for survival seen in pheuoumnon of ,,noes" Struggle". Agr Chemicals 6, 1951, No. 4, S. 48--49, Weiterc Aufsi/tse iiber ,,Bienenkricg" sind in Amer. Bee Journal, No.el0, 1951 und in Scientific American, 185, No. 2, 1951, S. 34--35 (Turmoil among the Bees).

L e p p i k , E., Sind die Bienen und Hummeln artstet? ..Orion'* 6, 1951, S. 707--709. 3 Abb.

V O l l l

Aus dem PflanzensdtulIamt Oldenburg

Beobachtungen fiber den Flug Friibjahrsfrostspannern in Obstanlagen

Von Dr. W. I'IOLZ, O ldenbu rg

Mit 3 Abb i ldungen und 1 Tabel le

In e ine r im vor igen J a h r e in der Ze i t sd l r i f t ,,Sdfiid- l i ngsbek i impfung" e r s d f i e n e n e n Arbe i t (HoLZ 1950) war f ich die F rage a u f , , B e f r i e d i g e n G e l b s p r i t z - m i t t e l b e i d e r B e k i i m p f u n g d e s F r o s t - s p a n n e r s ? " A n H a n d m e h r e r e r Versnche k o nn t e ich beweisen , was d e m P r a k t i k e r schon lange ~bekannt ist, dab die sog. Gelbspr iBung ke inen aus re i chenden Schu g gegen den spi i teren F r o s t s p a n n e r b e f a l l b ie te t . Eine Er- k l l i rung k o n n t e ich h ier f i i r nicht gehen. Mi t t e lve r sager , S p r i g f e h l e r , ungl ins t ige W i t t e r u n g , falsche W ah l des Spr iBze i tpunk tes k o n n t e n nieht zur Erk l i i rung he ran - gezogen werden . - - Die Mit te l waren in O r d n u n g , - - es

hande l t e sieh u m amtl iah a n e r k a n n t e Gelbspr i t smi t te l und Ge lbka rbo l ineen , de ren W i r k s a m k e i t gegen dell Fros t - s p a n n e r u n b e s t r e i t b a r ist, - - die Sp r igung w u r d e mi t e iner Moto r sp r i~e durchgef i ihr t , die ein e inwandf re i e s , ,E inse l fen" auch der obe r s t en Zweige ermiigl ichte; die W i t t e r u n g wi ihrend a n d nach de r Spril~ung war durchaug n o r m a l und der Z e i t p u n k t bei spii ter Durch f i i h rung der best- miiglichste. - - Gelegent l id le Fiinge y o n e r s t i m F r il h - j a h r e r s c h e i n e n d , e n F r o s t s p a n n e r a r t e n re ichten nicht aus, u m h ie r in e ine Erk l l i rung zu erhlicken. Da mi r jedoch dee Gedanke , dall spii ter im F r i i h j ah r auf- t r e t e n d e F r o s t s p a n n e r a r t e n den Erfolg der Win te r -