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Cornelia Heintze Pflege in der Dauerkrise – Fehlentwicklungen in Gesundheit und Pflege Memo-Sommerschule am 06.09.2018 in Bielefeld Dr. Heintze Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

Pflege in der Dauerkrise · 1991 1999 2015 1999 2015 1999 2015 1999 2015 2014 2017 2011 2016 2009 2015 2013 2001 2016 2015 Deutschland Bayern Niedersachsen Schleswig-Holstein Japan

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  • Cornelia Heintze

    Pflege in der Dauerkrise –

    Fehlentwicklungen in Gesundheit und Pflege

    Memo-Sommerschule

    am 06.09.2018 in Bielefeld

    Dr. Heintze

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Dr. Heintze Gliederung

    1) Das Kernproblem: Vermarktlichung von Gesundheit und Pflege – Einführung Blick auf den internationalen Ergebnisvergleich: Deutschland im Mittelfeld

    Drei Grundtypen von Gesundheitssystemen: Einige Anmerkungen

    Selbstverwaltung wurde zur Selbstbedienung: Zitat

    Krankenhauswesen: Immer mehr private Eigentümer; immer mehr Renditeorientierung

    Altenpflege: Öffentliche Leistungserbringung findet in Deutschland kaum noch statt

    2) Krankenhaussektor: Entwicklung Richtung OP-Fabrik birgt viele Gefahren Ökonomisierung und Marktwettbewerb im deutschen Krankenhauswesen

    Behandlungsempfehlungen folgen dem, was Gewinn verspricht: Arztzitate

    OP-Wachstum als Spiegel der Ökonomisierung

    Hausgemachter Pflegenotstand – andere Länder schneiden besser ab

    3) Altenpflege im Schraubstock von Markt, Wettbewerb und der Idealisierung informeller Pflege

    Gleiche Qualitätsziele, konträre Systeme: öffentliche Verantwortung contra entstaatlichte Selbstverwaltung

    In der alternden Gesellschaft wächst der Bedarf an ganzheitlich guter Pflege und Betreuung

    Personelle Unterausstattung, schlechte Bezahlung, zu wenig Ausbildung

    Zusammenhang von Kommerzialisierungsgrad und geringen Löhnen

    Ausgabebedarf wird systematisch unterschätzt: Von allen!

    4) Politik für gute Pflege und gute Arbeit in der Pflege ist nicht wirklich in Sicht

    Politik reagiert mit halbherzigen Korrekturversuchen

    Das Sofortprogramm der Koalition aus CDU/CSU und SPD

    Ausbremsung der renditeorientierten Akteure und mehr Geld für die Altenpflege nötig

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Dr. Heintze

    Das Kernproblem: Vermarktlichung von Gesundheit und Pflege – Einführung Drei Grundtypen von Gesundheitssystemen: Einige Anmerkungen

    Blick auf den internationalen Ergebnisvergleich: Deutschland im Mittelfeld

    Selbstverwaltung wurde zur Selbstbedienung: Zitat

    Krankenhauswesen: Immer mehr private Eigentümer; immer mehr Renditeorientierung

    Altenpflege: Öffentliche Leistungserbringung findet in Deutschland kaum noch statt

    1

  • •Dr. Heintze

    Selbstwahrnehmung der Lobbyisten trifft internationalen

    Vergleich: Behandlungsergebnisse

    1.1a

    Ergebnisse der Behandlung und Versorgung bei 33 Krankheiten: Deutschland erreicht unter den 20 Bestplatzierten nur Rang 18. Gemessen an hohen Gesundheitsausgaben ist das kein besonders gutes Ergebnis.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • •Dr. Heintze

    Selbstwahrnehmung der Lobbyisten trifft internationalen

    Vergleich: Patientenperspektive

    1.1b

    Wartezeiten:

    Der Internationale Befund widerspricht den ärztlicherseits vorgetragenen Behauptungen, wonach DE bei den Warte-zeiten hinter der Schweiz am zweitbesten abschneidet (KV-Präsident Dr. Gassen).

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    Quelle: Health Consumer Powerhouse 2018: Euro Health Consumer Index 2017

    Deutschland

  • Entwicklung der Gesundheitsausgaben (in % des BIP) nach

    Systemtypen

    Quelle: OECD Health Data, fortlaufend

    6

    Dr. Heintze 1.2a

    7,1

    17,2

    6

    8,4

    9,6 10,2

    11,0

    11,3

    11,0

    10,0

    9,3

    4,5

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

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    14

    15

    16

    17

    18

    1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016

    USA Deutschland SV-Länder (AT, CH, BE, DE, NL) SKAN-DS Finnland Vereinigtes Königreich

    1970: Ausgabendifferenz von 2,6 BIP-Prozentpunkten; 2016: Ausgabendifferenz hat sich verdreifacht auf 7,9 BIP-Prozentpunkte

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    Hinweis: 2017 lagen die DE-Ausgaben bei 11,5% des BIP (Quelle: Destatis)

  • Gesundheitsausgaben nach Finanzierung

    Quelle: Eurostat; Ausgaben der Leistungserbringer der Gesundheitsversorgung nach Kostenträgern der Gesundheitsversorgung - % [hlth_sha3p]; Update von 2015 (Ausgaben der privaten Krankenversicherung hier unter „privat“ miterfasst) 7

    Dr. Heintze 1.2 b

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    7,8 8,8

    7,4 7,1 6,5

    7,3 8,0

    8,7 8,5 8,0 7,3

    10,1

    7,9

    1,4

    1,6

    1,7 1,7 2,2

    1,5

    2,4 2,5 2,6

    2,3 3,8

    1,7

    8,5

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    7,0

    8,0

    9,0

    10,0

    11,0

    12,0

    13,0

    14,0

    15,0

    16,0

    17,0

    NO DK SE IS FI UK AT FR DE BE CH NL USA

    Öffentlich (% des BIP) Privat (% des BIP)

    Länder mit Öffentlichem

    Gesundheitsdienst

    Länder mit

    Sozialversicherungen

    USA: marktnahes

    System mit öffentlichen

    Zuschüssen und einer

    öffentlichen Kasse für

    Rentner (Medicare)

    % d

    es B

    IP 2

    014 o

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    r

  • Selbstverwaltung als Selbstbedienung (Dina Michels, Kaufmännische Krankenkasse)

    8

    Dr. Heintze 1.3

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    Dina Michels leitet die Abteilung „Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen“ bei der KKH

  • Vermarktlichung der Krankenhausversorgung geht unvermindert weiter Trägerstruktur der Krankenhäuser hat sich in Deutschland stark in

    Richtung For-Profit verschoben; Trendbruch steht aus

    Quelle: Destatis, Krankenhausstatistik (Fachserie 12, Reihe 6.1.1.); eigene Auswertung

    9

    Dr. Heintze 1.4

    1.110

    559

    943 930

    662

    358

    620

    695 722

    200

    300

    400

    500

    600

    700

    800

    900

    1.000

    1.100

    1.200

    1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    Öffentlich Non-Profit For-Profit

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  • Deutschland weist im europäischen KH-Vergleich den höchsten Privatisierungsgrad auf (Krankenhausbetten nach Trägerschaft)

    Quelle: Eurostat, Krankenhausbetten nach Trägerschaft [hlth_rs_bds2]; Update vom 05.07.2018; eigene Auswertung 10

    Dr. Heintze 1.5

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    74,7 77,3

    45,0

    100,0 100,0 100,0 98,9 95,3

    93,6

    69,3 68,6 68,1 67,6

    61,9

    40,5

    0,0

    10,0

    20,0

    30,0

    40,0

    50,0

    60,0

    70,0

    80,0

    90,0

    100,0

    VereinigtesKönigreich

    Island Norwegen Slowenien Finnland Dänemark Österreich Spanien Portugal Italien Frankreich Deutschland

    2002 2010 2016

  • b b

    Vermarktlichung der Altenpflege: In vergleichbaren Ländern gibt es weit weniger Privatisierung (Schweden: häuslich + institutionell; Schweiz: SPITEX-Dienste; Japan: kein Markt)

    1.6

    Quellen: Amtl. Statistik; Österreich: : http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/; Daten für Japan aus HBS-Studie Nr. 383 (8-2018)

    Dr. Heintze

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    14,9

    25,8

    39,1

    19,5

    31,3

    43,7

    58,2 52,5

    65,3

    0,0

    43,6

    15,5 19,6

    0,5 1,5

    10,8 10,7 6,3

    22,1

    56,5

    63

    54,8

    65,3

    56,6

    50,1

    38,9

    35,8

    30,7

    100 9,3

    84,5 80,4

    5,1

    3,7

    28,6

    11,2 6,1

    15,1 12,1

    6,2 2,9

    11,8

    4,0

    47,1

    99,5 98,5

    89,2 89,3 88,8

    74,2

    0%

    10%

    20%

    30%

    40%

    50%

    60%

    70%

    80%

    90%

    100%

    1991 1999 2015 1999 2015 1999 2015 1999 2015 2014 2017 2011 2016 2009 2015 2013 2001 2016 2015

    Deutschland Bayern Niedersachsen Schleswig-Holstein Japan Österr. Schweiz Dänemark Finnland Norwegen Schweden

    Öffentlich

    Gemeinnützig (AT: konfessionell; DE: primär kirchlich; CH:öffentlich + gemeinnützig)

    Privat-gewerblich (AT privat nicht-konfessionell; DK incl.gemeinnützig; CH incl. selbständige Pflegepersonen; SEBeschäftigtenanteile)

    http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/http://www.nqz-austria.at/nqz-haeuser/zahlen-daten-fakten/

  • Die Systemlogik zielt auf einen kapitalmarktgetriebenen Wettbewerb – Überall!

    12

    Dr. Heintze

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  • Dr. Heintze

    2 Krankenhaussektor: Entwicklung geht in Richtung OP-Fabrik

    Ökonomisierung und Marktwettbewerb im deutschen Krankenhauswesen

    Behandlungsempfehlungen folgen dem, was Gewinne verspricht: Arztzitate

    OP-Wachstum als Spiegel der Ökonomisierung

    Hausgemachter Pflegenotstand – andere Länder schneiden besser ab

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  • Privatisierung in Süddeutschland (noch) am geringsten: Anteil des Krankenhauspersonals bei öffentlichen Arbeitgebern in Bundesländern

    2002 und 2016

    Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Datenbestand „Ärztliches und nicht-ärztliches Personal in Krankenhäusern, Vorsorge- und REHA-Einrichtungen nach Trägern und Bundesländern“; eigene Auswertung 14

    Dr. Heintze 2.1

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    80,6

    76,3

    72,2

    78,9

    59,3

    66,3

    53,9

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    42,5

    63,8

    24,3

    0,0

    10,0

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    200220162002201620022016200220162002201620022016200220162002201620022016200220162002201620022016200220162002201620022016

    BY BW SN ST BB HE SH HB BE TH RH MP NW HH DE

  • Marktergebnisse nach Zitaten aus qualitativen Interviews Prof. Heinz Naegler und Prof. Karl-Heinz Wehkamp mit GF und Ärzten deutscher Krankenhäuser;

    anonymisiert

    Quelle: Naegler/Wehkam (2018): Medizin zwischen Patientenwohl und Ökonomisierung. Krankenhausärzte und Geschäfts-führer im Interview, Berlin (Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft) 15

    Dr. Heintze 2.2

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    1) Auf ihren Homepages veröffentlichen die in die Untersuchung einbezogenen KH Leitbilder der Art: „Wir wollen den kranken Menschen (…) unter Ausschöpfung aller uns gegebenen Möglichkeiten individuell und angemessen versorgen.“ „Menschliche Zuwendung, Patientenorientierung und die Würde sind

    unsere Maßstäbe.“ Aus Sicht der befragten Ärzte ist sind Aussagen zum Lachen, reine Propaganda: „Ja das ist zum Lachen, weil es meilenweit von der Wirklichkeit entfernt ist.“ (Nr. 32) „Einfach PR. Ist ja ein

    profitorientiertes Unternehmen. Muss sich gut verkaufen“ (Nr. 22, S. 163)

    2) Große Mehrheit der Ärzte sieht in der Personalverknappung den zentralen Hebel der Erwirtschaftung von Gewinnen: „Über die Jahre Hauptstellschraube immer das Personal. Daran wird rigoros gedreht. Bei uns auf so knallharte Weise und pervers und scheinheilig.(…) Und die machen das so

    geschickt (…) reden von Ganzheitlichkeit. Dahinter steht aber einzig und allein das Einsparen von Personal“ (Nr. 25, S. 270). Ganz überwiegend bejahen die Ärzte, dass es um die Pflege noch viel schlechter gestellt ist: „Die Pflege ist eine Vollkatastrophe. Die quieken noch mehr. (…) Durch Personalmangel – 2 Schwestern pro Station auf 50 Patienten. Denen geht es auf jeden Fall schlechter als uns.“ (Nr. 34, S. 99).

    3) Mehrheit der Ärzte bejaht die Frage, ob aus wirtschaftlichen Gründen operativ behandelt wird, obwohl aus medizinischer Sicht die konservative Behandlung angemessener wäre

    „Die gesamte innerbetriebliche Allokation läuft danach, wer am meisten Geld produziert. Es richtet sich nicht nach dem medizinischen bzw. Public Health Bedarf, sondern danach, was der Klinik am meisten Geld bringt“ (S. 143) „Schon in der Frühbesprechung wurde gefragt, ob da jemand auf Station wäre, den man kathetern könne.“ (…) Da bekommt jeder einen Herzkatheter, der nicht bei 3 auf dem Baum ist. Viele werden dann wieder einbestellt, zum Beispiel nach drei Monaten, da kann man wieder einen stationären Fall abrechnen oder

    einen Stent legen. Das gibt mehr Geld.“ (Nr. 13, S. 251)

  • Tatsächliche OP-Entwicklung bestätigt die anonymen Ärzteaussagen: Erlösgenerierung durch Steigerung der OP-Zahlen statt patientenorientierter

    Medizin

    Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Tab. „Operationen und Prozeduren der vollstationären Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern“ 16

    Dr. Heintze 2.3

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    100

    105

    110

    115

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    2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

    Operationen insgesamt Herz Verdauungstrakt Geburt Bewegungsorgane

    Zunahme operativer Eingriffe an Krankenhäusern pro 1000 Einwohner (ohne ambulante OP´s)

  • Hausgemachter Notstand der

    Krankenhauspflege (und anderer nichtärztlicher KH-Berufsgruppen)

    – andere Länder schneiden besser ab

    17

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  • Dr. Heintze

    b b

    Logik der Krankenhausfinanzierung geht zu Lasten der nicht-ärztlichen Berufe insgesamt

    Für die Generierung hoher Erlöse aus Fallpauschalen werden Ärzte benötigt. Sie beeinflussen die Höhe der Erlöse durch die Art ihrer Diagnosen und die vorgesehenen medizinisch-therapeutischen Interventionen ganz wesentlich. Während so Ärzte für die Generierung von Erlösen um so bedeutsamer sind, je weniger sie sich ärztlicher Moral verpflichtet fühlen, sind Pflegekräfte in der industriell nach Renditedenken organisierten Krankenwirtschaft nur ein Kostenfaktor, den es zu minimieren gilt. Die eigentlich in den Fallpauschalen auch für Pflege vorgesehenen Mittel, kommen daher nur unzulänglich bei der Pflege an.

    Erst als sich die Indizien dafür häuften, dass sich die schlechte pflegerische Personalausstattung negativ auf das Patientenwohl auswirkt, begann die Politik mit zaghaften Korrekturen. Bislang ohne durchgreifenden Erfolg. Daher nun soll die Finanzierung der Pflege zukünftig außerhalb der Fallpauschalen über ein eigenes Budget laufen.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Entwicklung der Fallzahlen pro Vollzeit-Ärzte und Vollzeit-Pflegekräfte (1991 = 100)

    Quelle: Destatis-Krankenhausstatistik, Zahlen für 2017 aus: Destatis PM Nr. 292 vom 08.08.2018 19

    2.4

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    101,6 101,0

    88,8

    78,7

    114,2

    122,4

    134,4

    131,0

    70

    80

    90

    100

    110

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    140

    1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017

    Fallzahl pro VZ-Arzt Fallzahl pro VZ-Pflegekraft

    Pflegepersonal-Regelung von 1993 sorgte für eine Stabilisierung. 21 Tsd. zusätzliche Pflegekräfte im Zeitraum 1993 - 1995

    1996: Koalition aus CDU/CSU und FPD schafft die Pflege-Personal-VO ab (sei wettbewerbsfeindlich)

    Im internationalen Vergleich hat DE zwischenzeitlich unter 12 Ländern die schlechteste Personalausstattung. Politik versucht mit Förderprogrammen und Aufträgen an die Selbstverwaltung gegenzusteuern. Bislang mit wenig Erfolg.

  • Massive Verschlechterung der Relation von Nicht-Ärzten auf Ärzte

    20

    2.5

    5,7

    10,2

    5,2

    4,53

    3,45

    2,81

    2,06

    2,0

    2,5

    3,0

    3,5

    4,0

    4,5

    5,0

    5,5

    6,0

    6,5

    7,0

    7,5

    8,0

    8,5

    9,0

    9,5

    10,0

    10,5

    1989 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

    Krankenhäuser (KH) insgesamt: Nichtärzte pro Arzt

    Öffentl. KH: Nichtärzte pro Arzt

    Freigemeinnützige KH: Nichtärzte pro Arzt

    Private KH: Nichtärzte pro Arzt

    nachrichtlich: Relation Pflegekräfte zu Ärzten KH insgesamt

    Hinweis: Vor der marktförmigen Neustrukturierung der KH-Versorgung gab es in den 70er und 80er Jahren günstige Relationen von nicht-ärztlichem zu ärztlichem Dienst (1975 1:5,3; 1980 1:4,9). 1980 gab es in der BRD 72,5 Tsd. KH-Ärzte und 352,5 KH-Pflegekräfte). Im wiedervereinigten Deutschland sank die Zahl der VZ-Pflegekräfte von 350,6 Tsd. (1995) auf 298,3 Tsd. (2007). Wiederanstieg auf 328,5 (2017) löst die Krise nicht.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Deutschland als Schlusslicht bei der Personalausstattung Relation von Patienten zu Pflegepersonal pro Schicht (Akutpflege in Kliniken):

    12 europäische Länder im Vergleich („Nurse Forecasting Projekt“ (RN4CAST) 2009 bis 12/2011

    Quelle: Aiken et al. 2012: Patient safety, satisfaction, and quality of hospital care, Tab. 3

    Land Rang Patienten pro

    Pflegefachkraft

    Patienten pro

    Pflege- und

    Betreuungspersonal

    Anzahl

    untersuchter

    Kliniken

    Norwegen 1 5,4 3,3 35

    Irland 2 6,9 5,0 30

    Niederlande 3 7,0 5,0 28

    Schweden 4 7,7 4,2 79

    Schweiz 5 7,9 5,0 35

    Finnland 6 8,3 5,3 32

    England 7 8,6 4,8 56

    Griechenland 8 10,2 6,2 24

    Polen 9 10,5 7,1 30

    Belgien 10 10,7 7,9 67

    Spanien 11 12,6 6,8 33

    Deutschland 12 13,0 10,5 49

    21

    2.6a

  • Auf 1000 Klinikbehandlungsfälle kommen in DE nach OECD-Statistik

    halb so viele Pflegekräfte (VZÄ) wie in Norwegen oder Island. Auch die Schweiz schneidet gut ab

    22

    2.6b

    Quelle: Bertelsmann-Stiftung/iGES (2017): Faktencheck Pflegepersonal im Krankenhaus. Internationale Empirie und Status quo in Deutschland.

    Zum Vergleich Mit + 73.000 zusätzlichen Pflegekräften (VZÄ) würde Deutschland das Niveau von Österreich erreichen.

    Um das Niveau der Schweiz zu erreichen, wäre eine Aufstockung um mehr als 300.000 Stellen nötig.

    Die Pflegepersonalausstattung ist so schlecht, dass fachwissenschaftliche Standards nur noch bei einer kleinen Minderheit von rd. 10% der KH voll zur Anwendung kommen. Trotzdem hat die Politik die Festlegung von Personaluntergrenzen an die Selbstverwaltung delegiert. Deren Pläne zielen nun darauf ab, die 10 – 25% KH mit der schlechtesten Personalausstattung als Standard zu küren. Missstände drohen zum Standard erklärt zu werden.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Krankenhäuser als Arbeitgeber: Entwicklung der Ärzte und

    Pflegekräfte auf 1000 EW (Vollzeitkräfte) im Vergleich

    Dr. Heintze

    23 Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    2.7a

    1,9 2,3 2,5

    6,8 7,1

    8,2

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    7,0

    8,0

    9,0

    2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

    Vo

    llkrä

    fte

    auf 1

    00

    0 E

    inw

    ohn

    er

    Norwegen KH-Ärzte Norwegen KH-Pflegekräfte

    2,0 2,2 2,4

    2,6 2,8

    6,9 7,4

    7,6

    8,2 8,2 8,0

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    7,0

    8,0

    9,0

    2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015

    Vollk

    räft

    e a

    uf

    1000 E

    inw

    ohner

    Dänemark KH-Ärzte Dänemark KH-Pflegekräfte

    2016: 2,9 Pflegekräfte pro Arzt

    Quelle: Eurostat, Health personnel employed in hospital [hlth_rs_prshp1]; Update 7-18; eigene Auswertung

    Norwegen und Dänemark: Fast nur öffentliche Krankenhäuser

    2016: 3,3 Pflegekräfte pro Arzt

  • Krankenhäuser als Arbeitgeber: Entwicklung der Ärzte und

    Pflegekräfte auf 1000 EW (Vollzeitkräfte) im Vergleich

    Dr. Heintze

    Health personnel employed in hospital [hlth_rs_prshp1]; Update 7-18

    24 Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    2.7b

    1,4

    2,0

    4,7 4,4 4,5 4,6

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    7,0

    8,0

    9,0

    2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

    Vo

    llkrä

    fte

    auf

    100

    0 E

    inw

    ohn

    er

    Deutschland KH-Ärzte Deutschland KH-Pflegekräfte

    2016: 2,3 Pflegekräfte pro Arzt

    2,2 2,6

    5,5 5,5 5,6

    6,8 6,9

    0,0

    1,0

    2,0

    3,0

    4,0

    5,0

    6,0

    7,0

    8,0

    9,0

    2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 20152016V

    ollk

    räft

    e a

    uf 1

    00

    0 E

    inw

    ohn

    er

    Österreich KH-Ärzte Österreich KH-Pflegekräfte

    2016: 2,7 Pflegekräfte pro Arzt

    Hohe Krankenhausprivatisierung in Deutschland; geringe in Österreich

  • Personelle Stärke des Krankenhaus-Pflegedienstes anhand der

    Pflegekraft-Bett-Relation

    25

    2.8

    Quelle: Schreyögg, J. Milstein; R. (2016):, Expertise zur Quantifizierung der Pflegezahlen in Deutschland sowie zum Überblick über die normative Bestimmung des Pflegebedarfs in ausgewählten OECD-Ländern, Hamburg Center for Health Economics

    Zum Vergleich Mit + 21.500 zusätzl-ichen Pflegevollkräften (VZÄ) würde Deutsch-land das Niveau von Österreich erreichen.

    Wollte Deutschland das Niveau von Dänemark erreichen, müsste eine Personal-

    aufstockung um brutto 705.700 Stellen erfolgen. Netto wären es deutlich weniger, da die Liegezeit in Dänemark annähernd nur halb so hoch ist wie in Deutschland (DE: 7,5 Tage; AT 6,4 Tage, NO 6,1 Tage, DK

    rd. 4 Tage).

    Quelle: Eurostat 2018

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Die Richtung insgesamt stimmt nicht

    26

    Die Privatisierung und Kommerzialisierung begünstigt bedenkliche

    Fehlentwicklungen

    Zum STERN-Bericht vom Sommer 2016 über schlechte Hygiene in Hamburger Krankenhäusern (Hinweis: Marktführerschaft liegt in Hamburg bei den kommerziellen Trägern) erklärt Dr. Susann Breßlein, stellvertretende Vorsitzende des IVKK:

    „Das Ergebnis des Stern-Tests ist erschreckend. Aber es ist bezeichnend zugleich für die fatalen Auswirkungen, die die Krankenhauspolitik der letzten Jahre hat. Kliniken stehen nicht nur unter Effizienzdruck. Sie stehen unter blankem Ergebnisdruck. Alles muss immer noch billiger gehen. Dienste wie Reinigung können unter solchen Bedingungen kaum noch autonom inhouse erbracht werden. Wir fordern eine Umkehr des unheilvollen Kommerzialisierungstrends im Krankenhaus. Kliniken müssen von dem Zwang befreit werden, sich über ihre Ertragskraft zu rechtfertigen. Effizient und qualitativ hochwertig arbeitende Krankenhäuser müssen überleben können. Gesundheit ist keine Ware, die sich in Heller und Pfennig bemessen lässt, sondern ein Wert an sich, der sich über die Qualität der medizinischen Versorgung definiert!“

    Quelle: Interessenverband kommunaler Krankenhäuser (IVKK); PM vom 11.08.2016

    http://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitik; Abruf 12.09.2016)

    Dr. Heintze

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    http://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitikhttp://www.ivkk.de/mitteilungen/2061-hygienmaengel-fatale-folgen-der-krankenhauspolitik

  • Dr. Heintze

    3 Langfristpflege im Schraubstock von Markt, Wettbewerb und der Idealisierung von

    informeller Pflege

    In der alternden Gesellschaft wächst der Bedarf an ganzheitlich guter Pflege und Betreuung

    Gleiche Qualitätsziele, konträre Systeme: öffentliche Verantwortung contra entstaatlichte

    Selbstverwaltung

    Personelle Unterausstattung, schlechte Bezahlung, zu wenig Ausbildung

    Zusammenhang von Kommerzialisierungsgrad und geringen Löhnen

    Ausgabebedarf wird systematisch unterschätzt: Von allen!

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • b b

    Hochentwickelte Gesellschaften sind alternde

    Gesellschaften Entwicklung des Anteils der 80+Bevölkerung seit 1991 in 8 Vergleichsländern

    3.1

    28

    Dr. Heintze

    Quelle: Eurostat: Datenbestände von „Population on 1 January by age group and sex [demo_pjangroup]”; Update 27.02.2018

    4,2%

    4,9%

    2,0%

    2,5%

    3,0%

    3,5%

    4,0%

    4,5%

    5,0%

    5,5%

    6,0%

    6,5%

    1991 1995 2000 2005 2010 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    Schweden Schweiz Finland Dänemark Niederlande

    Norwegen Island Österreich Deutschland

    DE: 3,33 Mio. (1995); 4,94 Mio. (2017) AT: 308,4 Tsd. (1995); 433,5 Tsd. (2017) FI: 161,8 Tsd. (1995); 288,1 Tsd. (2017) NO: 173,5 Tsd. (1995); 221 Tsd. (2017)

    Lebenserwartung: Seit einigen Jahren bei einigen Ländern Stagnation. 2016 Frauen 84,1 – 84,4 in AT, NO, SE, FI; CH: 85,6; Männer > 80 in CH, NO; um die 79 sonst

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Systematische Unterschätzung der Bedarfsentwicklung Prognosen und IST-Entwicklung

    3.2

    Dr. Heintze

    29

    Quelle: BGM, Zahlen und Fakten zur Pflegeversicherung,

    Tatsächliche Entwicklung der Zahl

    sozialrechtlich Pflegebedürftiger

    Jahr Gesetzl.

    Pflegever-

    sicherung

    Private

    Pflegeversic

    herung

    Insgesamt

    2013 2.479.590

    2014 2.568.936

    2015 2.665.109 178.075 2.843.184

    2016 2.749.201 188.567 2.937.768

    2017 3.301.999 Geschätzt: (226.280)

    Geschätzt:

    3.528.279

    • Gängige Prognosen unterstellen konstante Pflegequoten. Damit Unterschätzung der Bedarfsdynamik

    • Steigerung um + 553 Tsd. von 2016 – 2017 resultiert zu rd. 85% aus der Erweiterung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Dr. Heintze

    b b

    Systemübergreifend gleiche Qualitätsziele

    Vorrang von Prävention und REHA, Pflege nach individuellem Bedarf bei Einhaltung fachwissenschaftlicher Standards

    Unterstützung des Pflegebedürftigen bei der Führung eines möglichst selbständigen und

    selbstbestimmten Lebens. „Die Hilfen sind darauf auszurichten, die körperlichen, geistigen und

    seelischen Kräfte der Pflegebedürftigen wiederzugewinnen oder zu erhalten“ (Pflegeversicherungsgesetz, SGB XI, § 2).

    Vorrang von Prävention und häuslicher Pflege (u.a. Pflegeversicherungsgesetz, SGB XI, § 3; § 5)

    Alle Bundesländer definieren die im Kern gleichen Qualitäts-Ziele. Pflegedienste müssen danach eine Qualität der Pflege nach dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse gewährleisten, insbesondere durch persönlich und fachlich geeignete Beschäftigte und eine personenzentrierte Pflege, die die Gesundheit und Selbstständigkeit der Nutzerinnen und Nutzer erhält und fördert. (Für Nordrhein-Westfalen siehe u.a. das Gesetz zur Entwicklung und Stärkung einer demografiefesten, teilhabeorientierten Infrastruktur und zur Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und ihre Ange-hörigen - GEPA vom 2.10.2014; Wohn- und Teilhabegesetz – WTG vom 2.10.2014; Alten- und Pflegesetz - APG NRW v. 2.1014)

    3.3

    30 Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Kein niedrigschwelliger Zugang zu häuslichen und institutionellen Diensten : 2016 oder letztverfügbares Jahre

    3.4

    Dr. Heintze

    31

    Quellen: www.gbe-bund, Stat. BA (update 2017). DK, IS, NO: Quellenangabe (Codes oder Nr.) siehe die FES-Studie von Heintze, Update 2015 (SE: Socialstyrelsens statistikdatabas 2016-02-20). Angabe zu Finnland aus amtlicher Statistik 2015; Österreich: STATISTIK AUSTRIA, Pflegedienstleistungsstatistik. Erstellt am 11.12.2017; Firgo/Famira-Mühlberger in WIFO-Monatsbericht (2014, 87(9), S. 631ff.)

    DE AT CH DK FI1 IS2 NO SE

    Bevölkerung im Alter von 65+

    Anteil an der Wohnbevölkerung am 1.1.2016 (%) 21,1 18,4 18,0 18,8 20,5 13,9 16,4 19,8 Häusliche Pflege: Klienten in % der 65+-Wohn-

    bevölkerung (NO 67+); AT: überzeichnet, da alle

    Klienten eingezogen sind 3,3 (9,2)? 13,5 12,7 10,4 20,2 16 11,9

    Institutionelle Pflege (Heime): Bewohner in % der

    65+-Wohnbevölkerung (NO 67+) 4,5 4,7 6,1 4,1 4,8 5,7 5,7

    Formelle Pflegequote insgesamt (%) 7,8 19,6 16,8 20,2 21,7 17,6

    Bevölkerung im Alter von 75+ (CH, IS, SE und NO 80+)

    Anteil an der Wohnbevölkerung am 1.1.2016 (%) 11,0 8,8 8,3 7,7 8,8 6,0 7,0 8,6

    Häusliche Pflege: Klienten in % der 75+- resp.

    80+-Wohn-bevölkerung 5,9 28,6 25,1 19,9 44,4

    .

    33,4 31,9

    Institutionelle Pflege (Heime): Bewohner in % der

    75+- resp. 80+-Wohnbevölkerung 8,2 27,2 10,2 9,8 13,8 17,3

    Formelle Pflegequote insgesamt (%) 14,1 35,3

    44,4 47,2 49,2

    Legende: DE = Deutschland; AT = Österreich; CH = Schweiz; DK = Dänemark; FI = Finnland; IS = Island; NO = Norwegen; SE = Schweden.

    Angaben zur professionellen häuslichen Pflege (65+-EW) in anderen Ländern für 2012: Belgien + Frankreich rd. 12%; Niederlande rd. 16%

    http://www.gbe-bund/http://www.gbe-bund/http://www.gbe-bund/

  • Die Logik des deutschen Pflegesystem konterkariert die

    gesetzlich formulierten Qualitätsansprüche:

    Pflegeversicherung als staatsferne Wettbewerbsveranstaltung

    32

    Bindung der Schaffung von Rechtsansprüchen auf Leistungen (bei erheblicher

    Pflegebedürftigkeit) an Spielregeln, die auf die Kommerzialisierung der Leistungen

    und die Prekarisierung der Arbeits- und Entlohnungsbedingungen gerichtet

    sind:

    • Abschaffung des Selbstkostendeckungsprinzips = Zulassung von For-Profit-Anbietern

    • Verschärfte Subsidiarität durch Vorrang gewerblicher vor öffentlichen Trägern

    • Statt bedarfsorientierter Einnahmesteuerung Beitragsstabilität durch Fiskalisierung:

    Mit nicht dynamisch gemäß dem Pflegebedarf und den Kosten steigenden Vergütungen

    wird ein wachsendes Leistungsvolumen bewältigt

    • Entstaatlichung: Der Gesetzgeber gestaltet einen auf Unterfinanzierung hin angelegten

    Finanzrahmen und formuliert Outcomeziele, für deren Erreichung er keine Verantwortung

    trägt. Die Binnensteuerung obliegt den Selbstverwaltungsakteuren. Sie stehen

    untereinander im (Preis-)Wettbewerb um Marktanteile.

    • Pflege wird zu einer Ware. Ambulante Dienste und Heime wechseln als Handelsware

    laufend den Besitzer. Kein einziges Bundesland interveniert mit eigenen Gesellschaften.

    3.5

    Dr. Heintze

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Folgen für die Beschäftigten

    33

    Entkommunalisierung: 2013 wurden bundesweit weniger als 5 Prozent der häuslichen

    und institutionellen Leistungen durch öffentliche Anbieter erbracht; in den meisten

    Gemeinden existiert kein öffentliches Angebot mehr

    Mit der Marginalisierung des öffentlichen Angebots wuchs die tariffreie Zone;

    For-Profit-Akteure sind meist OT-Arbeitgeber

    Bearbeitung der wachsenden Unterfinanzierung durch einen ruinösen Preiswettbe-

    werb

    Im Preiswettbewerb sind die For-Profit-Träger im Vorteil; Marktführerschaft geht

    sukzessive an sie über.

    Pflege wird zur Ware; Outsourcing erfolgt nach ökonomischen Kriterien;

    demokratische Mitwirkung fehlt

    Polarisierung von Pflegequalitäten: 10 bis max. 20 Prozent Leistung mit guter

    Qualität; rd. 20 Prozent gesundheitsgefährdende Pflege; im Regelfall nur Sicherung von

    Mindeststandards (Pflegenoten bewerten nur die Einhaltung von Mindeststandards)

    Polarisierung von Arbeits- und Entlohnungsbedingungen: Minderheit mit guten,

    Mehrheit mit unbefriedigenden Arbeitsbedingungen

    3.6

    Dr. Heintze

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Altenpflege: Rechnerische Vollzeitkräfte auf 1000 Ältere 2015 oder letztverfügbares Jahr: europäische Länder im Vergleich

    Dr. Heintze

    Quellen: Amtliche Statistiken (bei Österreich: Mobile und Stationäre Betreuungs- und Pflegedienste 2011 bis 2016)

    3.7

    34

    24,0

    44,7

    76,1

    110,4

    180,0

    27,3 29,5

    86,6 88,6

    98,4

    128,0

    0,0

    20,0

    40,0

    60,0

    80,0

    100,0

    120,0

    140,0

    160,0

    180,0

    Ungarn(VZ+TZ)

    Deutschland2015

    Österreich2016

    Schweiz 2016 Niederlande2014

    Finnland 2014 Dänemark2015

    Norwegen2016

    insgesamt (NO: amtliche Angabe bezogenauf EW 67+)

    Nur Pflege- und Betreuungspersonal (DK:ohne Prävention; NO: OECD-Angabe)

    Gründe für das Zurückbleiben von Deutschland

    1) Informelle Pflege dominiert (Familie und Ehrenamt)

    2) Formelle Pflege ist personell schlecht ausgestattet

    3) Sehr hohes Gewicht der Teilzeitarbeit

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Deutschland: Beschäftigungsaufbau fast ausschließlich über Teilzeit

    Dr. Heintze

    Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2017

    3.8a

    35

    56,9 56,4 62,4 79,8 85,9 96,7

    211,5 208,2 202,8 212,4 203,7 209,9 117,1

    151,1 167,5

    204,7 223,3

    246

    198,4

    296,1 328,0

    405,2 424,2 462,0

    0,0

    50,0

    100,0

    150,0

    200,0

    250,0

    300,0

    350,0

    400,0

    450,0

    500,0

    550,0

    600,0

    650,0

    700,0

    1999 2005 2007 2011 2013 2015 1999 2005 2007 2011 2013 2015

    Ambulante Dienste Stationäre Dienste (Pflegeheime etc.)

    Vollzeitbeschäftigte Teilzeitbeschäftigte

    Vollzeitbeschäftigungsquote der regulär Beschäftigten (insgesamt):

    1999: 46,0 Prozent

    2005: 37,2 Prozent

    2011: 32,4 Prozent

    2013: 30,9 Prozent

    2015: 30,2 Prozent

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Anders in Dänemark (2008 und 2015) und auch in Japan

    Dr. Heintze

    Quelle: Amtliche Statistik; Employed salary earners (end November) by sex, scope, industry (DB07)

    3.8b

    36

    154,9 154

    2,9 4,0 6,7

    9,8

    110,6

    87

    2,1 2,4 4,2 6,8

    0,0

    20,0

    40,0

    60,0

    80,0

    100,0

    120,0

    140,0

    160,0

    180,0

    2008 2015 2008 2015 2008 2015

    Öffentlicher Sektor Privat Non-Profit Privat For-Profit

    Carebranche (ohne childcare): Frauen, Vollzeit(Tsd.)

    Carebranche (ohne childcare): Frauen, Teilzeit(Tsd.)

    Hinweis zu Japan: Keine Markt bei Alten- und Pflegeheimen; gewerbliche Träger sind nicht zugelassen.

    Konsequenz: Vollzeitarbeit ist die Norm (93%); 35 Prozent der Pflegekräfte sind Männer. Zeigt, dass die Attraktivität des Berufes auch für Männer nicht von den Tätigkeiten an sich, sondern vom System der Ausgestaltung abhängt.

    Vollzeitquote

    2008: 58%; 2015: 64%

    Vollzeitquote

    2008: 58%; 2015: 62,5%

    Vollzeitquote

    2008: 61,5%; 2015: 59%

  • Ausgangsbefund: Verdienste von Altenpflegern sind in Deutschland

    schlechter als in vergleichbaren Ländern mit konservativem

    Sozialstaat

    37

    Dr. Heintze 3.9a

    http://www.lohnanalyse.de/de/loehne/details/krankenschwesterkrankenpfleger.html

    Monatsdurchschnittliche Bruttoentgelte bei

    SV-pflichtiger Vollzeitbeschäftigung (2017)

    Altenpflegefachkräfte Altenpflegehelfer

    ABL NBL ABL NBL

    Mtl. Bruttoentgelte (€) 2.737 2.211 1.957 1.662

    Lohnrückstand gegenüber Krankenpflege 18% 25% 25% 17%

    Tarifbindung

    Heime Ambulante

    Dienste

    ABL NBL ABL NBL

    Tarifbindung (Verbandstarifvertrag) 50 29 28 19

    Österreich Schweiz

    Jahresbruttolohn nach

    ca. 10 Berufsjahren

    (DS)

    31.846 €

    (Monats-DS: 2.654 €)

    > 62.000 CHF

    (mtl. 4.000 bis 5000 €)

    Spannweite der

    Entgelte

    Eher gering Große Unterschiede

    zwischen den Kantonen

    Tarifbindung (Bindung

    an Kollektivverträge) Über 90%

    Quellen: 1) IAB-Forum 16.01.18;

    2) Sechster. Pflegeversiche-rungsbericht v. 15.12.2016,

    BT-Drs. 18/10707, S. 65

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

    http://www.lohnanalyse.de/de/loehne/details/krankenschwesterkrankenpfleger.htmlhttp://www.lohnanalyse.de/de/loehne/details/krankenschwesterkrankenpfleger.htmlhttp://www.lohnanalyse.de/de/loehne/details/krankenschwesterkrankenpfleger.html

  • Dr. Heintze Zwischen dem Anteil gewerblicher Einrichtungen und der Gehaltshöhe besteht ein starker Zusammenhang

    Quellen: Pflegestatistik 2013; DGB, Arbeitsmarkt Aktuell Nr. 3, April 2015, S. 7; GENESIS Länderstatistik zu Bruttoverdiensten nach

    Wirtschaftszweigen; amtliche Lohnstatistiken der nordischen Länder (u.a.); eigene Auswertung

    3.9b

    38

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    0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0

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    For-Profit-Anteile (%): Heimplätzen (NO und Bundesländer) resp. Beschäftigte (DK, FI , SE)

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    Trend im deutschen Altenpflegesystem geht in Richtung Dequalifizierung nach dem Muster „Behandlungspflege durch Fachkräfte“, „Betreuung, Aktivierung, Assistenz“ durch Hilfskräfte und Freiwillige/Ehrenamt.

    2016 betrug das durchschnittliche Bruttomonats-verdienst abhängig Beschäftigter bei Vollzeitarbeit 3.819 € (ABL) resp. 2.974 € (NBL).

  • Öffentliche Ausgaben (% des BIP) der Langfristpflege im OECD-Vergleich 2015 (teilweise ohne Sozialkomponente)

    Quelle: OECD 2017: Health at a Glance 39

    Dr. Heintze 3.10

    2,38 2,69

    1,32 1,26 1,20

    0,81

    1,29

    0,53

    0,22 0,88

    0,15

    0,11 0,35

    0,26 0,02

    0,11 0,05

    0,00

    0,20

    0,40

    0,60

    0,80

    1,00

    1,20

    1,40

    1,60

    1,80

    2,00

    2,20

    2,40

    2,60

    2,80

    3,00

    3,20

    3,40

    3,60

    3,80

    Gesundheits-LTC Sozial-LTC

    Hinweis: Der OECD-Durchschnitt beinhaltet nur die 15 Länder, wo die Ausgaben für Sozialdienste mit enthalten sind. Bei u.a. Norwegen (NO), Belgien (BE), Österreich (AT) und Kanada (CA) ist dies nicht der Fall. Hier liegen Untererfassungen vor.

    1 BIP-Prozentpunkt 2015 in AT: 3,5 Mrd. €; DE: 30,3 Mrd. €; FI: 2,1 Mrd. €

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  • Dr. Heintze

    4 Politik für gute Pflege und gute Arbeit in der Pflege ist nicht wirklich in Sicht

    Politik reagiert mit halbherzigen Korrekturversuchen

    Das Sofortprogramm der Koalition aus CDU/CSU und SPD

    Ausbremsung der renditeorientierten Akteure und mehr Geld für die Altenpflege nötig

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  • •Dr. Heintze Politik der reinen Notstandsverwaltung mit Mini-

    Korrekturschritten in Folge – Blick auf die Krankenhauspflege I

    4.1

    (1) Pflegestellen-Förderprogramm (KH-Strukturgesetz von 2015)

    • Förderung von bis zu 6000 zusätzlicher Pflegestellen mit KH-Eigenanteil von 10%

    • 2016 – 2018: 660 Mio. €; danach 330 Mio. €

    • Kritik: Personalaufstockung um mindestens 100.000 VZÄ wäre erforderlich, um international den Anschluss zu finden (gefordert von: LINKE, Teilen der Pflegewissenschaft…)

    • Ergebnis: Umsetzung erfolgt sehr schleppend

    (2) Auftrag der Politik an die Selbstverwaltung (SGB V, § 137i): Sollen sich bis zum 30.06.2018 in 6 pflegesensiblen Bereichen auf Personaluntergrenzen verständigen, die ab 1.1.2019 in Kraft treten. Bei Nichteinhaltung der Untergrenzen sollten Vergütungsabschläge zur Anwendung kommen. Sofern fristgemäß keine Vereinbarung zustande kommt, ist die Bundesregierung am Zuge, selbst Festlegungen durch Rechtsverordnung vorzunehmen

    Ergebnis: Keines. Krankenhäuser mit der schlechtesten Personalausstattung sollen als Zukunftsnorm herhalten: 10% schlechteste oder 25% schlechteste? Darüber konnten sich die Spitzenverbände letztlich nicht verständigen.

    • Kritik: Keine Orientierung an pflegewissenschaftlichen Standards; Festlegung von pflegesensiblen Bereichen bleibt willkürlich. Die Delegation an die Selbstverwaltung ist gleichbedeutend mit dem Verzicht auf eine gute pflegerische Versorgung. Es geht nur um die Vermeidung von Patientengefährdung.

    Folge: Ministerverordnung vom 23.08.2018: Für 4 sensible Bereiche hat das BGM mit Wirksamkeit ab 1.1.19 Personaluntergrenzen (max. Patientenzahl pro Pflegekraft) festgelegt (z.B. Tagesschicht: 2:1 in der Intensivmedizin; 10:1 in der Geriatrie; Nachtschicht: 3:1 in der Intensivmedizin; max. 24:1 in der Geriatrie)

    (3) Änderung der Finanzierung von KH-Pflegepersonal (Kabinettentwurf eines Personalstärkungsgesetzes vom 1.8. 2018).

    • Pflegepersonalkosten werden zukünftig krankenhausindividuell über ein Pflegebudget vergütet; bisheriger KH-Eigenanteil von 10% entfällt.

    • Tarifsteigerungen sollen vollständig finanziert werden. Bisher trugen KH und Kassen je 50%. Folge: KH refinanzierten ihren Eigenanteil über Personalabbau. Zukünftig: Volle Kassen-finanzierung außerhalb der Fallpauschalen.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • •Dr. Heintze Politik der reinen Notstandsverwaltung mit symbolischen

    Korrekturschritten – Blick auf die Altenpflege

    4.2

    (1) Pflegestärkungsgesetze I – III der 18 Legislaturperiode • Politik hat die Selbstverwaltung beauftragt, bis zum 30. Juni 2020 ein Personalbemessungs-verfahren für Pflegeeinrichtungen zu entwickeln und es dann in die Landesrahmenverträge nach § 75 SGB XI einfließen zu lassen • Ergebnisse bis 2018: Personalsituation hat sich weiter verschlechtert. Für rd. eine halbe Mio.

    neuer Pflegebedürftigen aufgrund der Ausweitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs wurde Null Vorsorge getroffen: kein Hochfahren der Ausbildung; keine bessere Bezahlung, keine Verbesserung der Personalausstattung.

    (2) Sofortprogramm Pflege (2018): Die Altenpflege steht am Abgrund und die Politik spielt auf Zeit.

    • Ab 1.1.2019 werden bis zu 13.000 Stellen in der medizinischen Behandlungspflege durch die Krankenkassen refinanziert. Dies ist reine Symbolpolitik. Bringt für die Heime keine spürbare Verbesserung; ambulante Dienste zudem ausgeblendet. Unklar, woher die Kräfte kommen sollen.

    • Vage Ansagen. Besetzung der Stellen erscheint unter den schlechten Rahmenbedingungen fraglich.

    • Vorgesehene Finanzmittel sind viel zu gering dimensioniert:

    2019: + 240 Mio. €

    2020: + 260 Mio. €

    2021: + 250 Mio. €

    2022: + 150 Mio. €

    (3) Vorgesehene Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung um 0,3 bis 0,5 Prozent liefert nicht die Finanzierungsmittel, die für echte Schritte zur Aufwertung der Altenpflege erforderlich wären. Hier ginge es um zweistellige Mrd.-Beträge.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Die skandinavischen Länder, die Schweiz,

    die Niederlande und Japan halten folgende Lektionen parat

    Dr. Heintze

    1. Wenn auf die Familie Markt und Ehrenamt folgen, dann dient das nur einer Minderheit und nicht der Mehrheit. Grundlegende Verbesserungen erfordern mehr staatliches Handeln, mehr öffentliche Steuerung und Verantwortungsübernahme.

    2. Die in Deutschland extrem hohe Teilzeitquote der Altenpflegebeschäftigten, der hohe Anteil prekärer Beschäftigung, die niedrige Bezahlung bei gleichzeitig extrem hohem Lohngefälle sind nicht den Eigenheiten des Dienstleistungsbereichs Altenpflege geschuldet, sondern der Überantwortung der Versorgung an den Markt mit maximalem Niveau kommerzieller Leistungserbringung. In Japan ist der Altenheimsektor nicht als Markt organisiert. Ergebnis: Keine prekäre Beschäftigung, fast nur Vollzeitarbeit, Männeranteil 35%. Hohe Vollzeitquote auch in Dänemark. Flächendeckende Tarifverträge in Skandinavien und Österreich.

    3. Ohne massive Verstärkung der öffentlichen Finanzierung (Verdoppelung des BIP-Anteils) kann die Logik der Billigdienstleistungsökonomie nicht verlassen werden, bleiben die Aufwertung des Pflegeberufs und die Ausrichtung an persönlichen Bedarfen leere Versprechen. Dies allerdings muss Hand in Hand gehen mit einer Entmarktlichung. Verbot von Gewinnausschüttungen hilft nicht, beflügelt nur die Reinvestierung von Gewinnen in die Marktexpansion der Pflegekonzerne.

    4. Die Reaktivierung der Rolle von Kommunen als Infrastrukturplaner und Dienstleister im Rahmen der Schaffung von versorgungs- und betreuungssicheren Wohnkonzepten gehört auf die Tagesordnung. Die derzeitige Zersplitterung von Angeboten befördert Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme. Bündelung, Koordinierung und Steuerung ist nötig. Dies kann aber nur gelingen über die Zuweisung klarer Kompetenzen und von Finanzierungsmitteln, die sowohl auskömmlich wie nachhaltig angelegt sind.

    5. Eine Strategie, die unter der Überschrift „Sorgende Gemeinschaft“ primär auf Ehrenamt und Nachbarschaft setzt, steht konträr zum skandinavischen Weg mit seinen klaren Verantwortlichkeiten. Ehrenamt und gute Nachbarschaft sind auch im Norden wichtig. Dies aber nicht als Lückenbüßer für defizitäre staatliche Strukturen, sondern in Ergänzung derselben. Das Vertrauen auf „Big Society“ ist eine konservative, keine sozialdemokratische Leitidee.

    6. Ohne mehr Personal, auch mehr vollzeitbeschäftigtem Personal haben Konzepte einer personenzentrierten Pflege im praktischen Alltag kaum eine Chance. Die enorme Kluft zwischen Berufsethos und Pflegerealität bleibt bestehen. Nicht das Erreichen, aber eine gewisse Annäherung an skandinavische Personalausstattungsniveaus wäre ein sinnvolles Ziel.

    Memo-Sommerschule 6.9.18: www.dr-heintze-beratung.de

  • Vielen Dank für Eure

    Aufmerksamkeit

    Dr. Heintze

    https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034

    Interessanter ARD-Beitrag zum Notstand in der Krankenhauspflege, gesendet am 03.09.2018 unter:

    https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034https://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Allein-auf-Station-Wie-weiter-mit-der-/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=55710034