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pflichtlektüre Studentenmagazin für Dortmund 042015 SCHON IN FERIENSTIMMUNG? Baseball spielen im Hoeschpark Sprechstunde mit Dr. Google SOMMERGRIPPE Die besten Looks für jedes Festival SOMMERSPORT SOMMEROUTFIT

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SCHON IN FERIENSTIMMUNG?

Baseball spielen im Hoeschpark

Sprechstunde mit Dr. GoogleSOMMERGRIPPE

Die besten Looks für jedes Festival

SOMMERSPORT

SOMMEROUTFIT

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Aus der redAktion

Stressige Termine hin oder her – die Lehrredaktion ist nicht nur zum Lernen da, sondern auch, um Spaß zu haben. So kam es

bei uns im Fotoressort vor, dass wir die Spielkinder in uns wieder-entdeckten, als wir zwei Barbie-Puppen fotografieren sollten. Wir gaben mit den beiden das Lied „Barbie Girl“ zum Besten. Was für den Rest der Redaktion ziemlich skurril aussehen musste, war für uns Arbeit und Vergnügen in einem. Trotzdem gehen wir natürlich mit dem nötigen Ernst an die Sache; gerade wenn unsere Motive menschliche Protagonisten sind und keine Puppen. Eines steht jedenfalls fest: Langweilig wird es bei uns nicht so schnell.

Daniela Arndt

Draußen ist Sommer, Sonne, gute Laune – drinnen im Layout-Ressort ist das aber leider nicht immer so. Da können schon

einmal Gewitterwolken aufziehen. Ob es die Seitenzahlen sind oder die Fotos, irgendwie passt die Gestaltung oft von hinten bis vorne nicht und irgendeiner hat sowieso immer etwas zu meckern. Da verwandeln wir lieben, schüchternen Grundstudenten uns nach wenigen Wochen in fluchende und genervte Wesen. Wer sich in dieser Zeit doch traut einen von uns anzusprechen, sollte besser Schokolade zur Besänftigung dabei haben. Spätestens nach Abgabe in die Druckerei verwandeln wir uns jedoch zurück und wissen gar nicht mehr, was uns so geärgert hat. Dann herrscht wieder Liebe und Harmonie in unserem Ressort. So stellen wir uns das zumin-dest vor. Aber nach diesem Layout-Prozess kommt ja direkt der nächste ...

Stella Venohr

Professionelles Arbeiten bei einem Dreh in einer Bar – so sah der Plan aus. Für ein Uni-Projekt über die BVB-Kultur waren

wir während des letzten Bundesliga-Spieltages zu Besuch in einer Fankneipe, abends hatte ich noch einen Interview-Termin für die pflichtlektüre. Es lief auch alles wunderbar, die Leute waren nett und gaben bereitwillig Auskunft. Mitte der zweiten Halbzeit setzten wir uns dann mit dem Wirt zusammen, der der Ansicht war, dass der eine oder andere Schnaps zur Fankultur dazugehört. Nach einer angeheiterten halben Stunde gab ich mich geschlagen: Ich rief meinen (Gott sei Dank) verständnisvollen Interviewpartner an und verschob den Termin. Im Endeffekt klappte aber alles prima, so dass unser feuchtfröhlicher Ausflug ohne Konsequenzen blieb. Till Dörken

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In einer Wohngemeinschaft werden die Kategorien „mein“ und „dein“ ja

gerne mal fl exibel angewandt. Bei uns in der WG zum Beispiel ist der Inhalt des Kühlschranks langsam aber sicher zum Allgemeingut geworden. Das gilt vor allem dann, wenn eine von uns beson-ders begehrte Delikatessen darin lagert. In so einem Fall meldet sich dann irgendwann der Käufer des Produkts genervt zu Wort.

Nur, wenn es um abgelaufenen Joghurt oder alte Tomatensauce geht, will sich partout kein Besitzer fi nden. Dann heißt es immer: „Die Tomatensauce? Nee, die ist nicht von mir.“ Solche oder ähnliche Probleme kennt wohl jeder WG-Bewohner zu Genüge – unsere Autorin Melissa Pfeiffer hat die wich-tigsten Mitbewohner-Typen für die pfl ichtlektüre charakterisiert. Und wer weiß, vielleicht hat der eine oder andere ja auch mit dem „Phantom“ oder dem „Reviermarkierer“ zu kämpfen – und fi ndet endlich die passende Methode, um das Zusammenleben erträglicher zu machen.

Ansonsten hilft nur eins: Dem WG-All-tag entfl iehen, entweder in den Urlaub

oder – wenn’s nicht ganz so teuer sein soll – zum Festival. Davon gibt’s im Sommer ja genug. Welche, verrät euch unser Autor Marlon Schulte. Bei Hur-ricane und Co. geht es aber bekannt-lich schon längst nicht mehr nur um Musik und Feiern, sondern vor allem ums Sehen und Gesehen werden. Deshalb hat Marlon für euch auch die wichtigsten Festival-Modetrends des Sommers zusammengestellt. Ich habe den Blumenkranz aus dem vorigen Jahr wieder herausgeholt – der geht nämlich immer noch. Nach dem Lesen dürft ihr dann selbst kreativ werden und euer persönliches Lieblings-Festivaloutfi t zusammenstellen. Viel Vergnügen beim Basteln und Shoppen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

EINS VORAB VON LARA MERTENS

BASEBALL-BUNDESLIGA Der Kampf gegen die Bedeutungslosigkeit

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FESTIVALSGet the look: Tipps zum perfekten Outfi t 04HINGEGANGENFestival-Tipps im Ruhrgebiet und drumherum

ACTIVE OFFICEEine Anleitung zum effektiven Lernen

ABGEFAHRENDie „Kunst“ des Voodoo

FLOHMARKT-FUNDHeikle Entdeckungen auf dem Trödelmarkt

DR. GOOGLEOnline-Diagnosen mit Risiken

SPECIAL OPSImmer auf Achse

LIEBER VERSTANDEin persönlicher Brief ans eigene Ich

SAG MAL PROFDiesmal: Wie entsteht Muskelkater?

OPAS HANDWERKTIPPSWerner frischt eine Kommode auf

WG-TYPENEine Analyse der gängigen Charaktere

HINGESCHAUTMit dem Touri-Bus durch Dortmund

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12161926293032363738

STUDIEREN MIT KINDEin Leben zwischen Hörsaal und Wickeltisch 08

inHALt

Vergnügen beim Basteln und Shoppen.

Viel Spaß beim Lesen

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TEXTMarlon Schulte FOTOSMarlon Schulte&at-SchMucK/herZoeffner Via daWanda

COME ON, BARBiE ...Blumenkranz und Shorts – die Festival-Saison ist gestartet. Ganz Deutschland wird zur Freiluft-

Disco. Um auf dem Sommer-Event eine super Figur zu machen, könnt Ihr hier Euren eigenen Festival-Look planen. Ausschneiden, Barbie und Ken (Heftrückseite) anziehen, nachstylen!

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Aus Düsseldorf berichten Constance Louisa und Katharina regelmäßig

über nationale und internationale Trends aus der Modewelt. Uns haben sie verra-ten, wie nicht nur Euer Look, sondern auch das Festival zu einem absoluten Highlight wird.

Warum werden Festival-Looks immer bedeutsamer?

The Fancy Lifestyle: Festivals stehen für Freiheit, Sommer und Spaß. Einfach mal eine Auszeit vom Alltag nehmen und in eine andere Welt eintauchen. Viele fühlen sich überarbeitet oder gestresst. Viele sind in ihrem Alltag in einem starren Gebilde aus Zwängen und Verpflichtun-gen. Auf einem Festival kann man sich gehen lassen. Nicht mal duschen ist dann Zwang. Das trifft einfach die im Moment vorherrschende Stimmung.

Was macht den Reiz aus, auf einem Festival gut auszuse-hen? Schliesslich ist es dort oftmals recht schmutzig.

The Fancy Lifestyle: ein bisschen Hippie, ein bisschen rockig, kombiniert mit einem Schuss Lässigkeit. Mit dem richtigen Outfit stimmen dann auch die Bilder für Facebook und Instagram. Das ist sicher ein wichtiger Punkt. Der allgemeine Trend geht in Richtung Selbstinszenierung. Was gehoert in diesem Jahr zu Eurem ultimativen Look dazu? The Fancy Lifestyle: Für sie: Shorts, Fransen und natürlich der obligatorische Blumenkranz.Für Ihn: Skinny Jeans, Shirt mit V-Ausschnitt und coole Boots.

Gibt es Unterschiede zwischen den Party-Outfits beispielsweise in NRW und Berlin? The Fancy Lifestyle: Vielleicht sind die Looks in Berlin verrückter, aber zu einem

Festival kommen die Leute doch meist aus ganz Deutschland, da ist es dann fast egal, wo das Festival stattfindet.

Habt ihr Tipps, damit das Open-Air Event auf jeden Fall zu einem unvergesslichen Erlebnis wird? The Fancy Lifestyle: Einfach Spaß haben, die Musik genießen und das Aussehen vergessen. Was nützt es schöne Bilder zu haben, wenn man dafür drei Stunden auf dem Festival verschwendet hat, um das richtige Selfie zu bekommen. Wir sind, obwohl wir Blogger sind, eher die Spaß-Fraktion. Und da kommen wir auch schon zum Wichtigsten: Mit entspannten und witzigen Leuten kann ein Festival nur zum absoluten Highlight werden!

TEXTMarlon Schulte FOTOSalexander VejnoVic/düSSeldorf

Was gehört zum perfekten Festival-Outfit? Wieso auf Festivals überhaupt schick sein? Wir haben gefragt, die Bloggerinnen

von „The Fancy Lifestyle“ haben geantwortet.

ApROpOS ... FESTivAL OUTFiTS

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TEXTMARLON SCHULTE FOTOSMARLON SCHULTE&BRACELET BLVD/ELIRAN NARGASSI/OHHO TEXTIL VIA DAWANDA

... LET‘S GO PARTY!Nicht nur die Mädels bereiten sich kleidungstechnisch auf Festivals vor. Hier gibt’s mögliche

Looks für die männliche Party-Fraktion. Einfach Wunsch-Outfi t ausschneiden, auf Ken (Heftrückseite) kleben und auf den kommenden Festivals eine super Figur machen!

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TEXTMARLON SCHULTE FOTOH&H PHOTOGRAPHICS

HINGEGANGENGelegenheiten, sein schönstes Festival Outfi t auszuführen, gibt es im Sommer so einige. Wir haben Euch fünf NRW-Events rausgesucht, die defi nitiv tausende Besucher auf die Freiluft-

Tanzfl ächen locken werden. Egal ob zu Rock, Pop oder Indie.

Serengeti Festival

Was? 10. Ausgabe des FestivalsWann? 14., 15. und 16. August 2015Wo? Am Safaripark, Schloss Holte-StukenbrockWie teuer? Tickets ab 79 Euro ohne, ab 89 Euro mit ZeltenLine-Up (u.a.): The Offspring, Fünf Sterne Deluxe, Genetikk, Madsen, Antilopen Gang, …Net: www.serengeti-festival.de

Juicy Beats

Was? 20. Geburtstag, erstmals zweitägigWann? 24. und 25. Juli 2015Wo? Westfalenpark, DortmundWie teuer? Tagesticket ab 36,40 Euro/ 2-Tages-Ticket ab 61,40 EuroExtra: Camping Ticket 25 Euro, Parkplakette 8 EuroLine-Up (u.a.): Fettes Brot, Fritz Kalk-brenner, SDP, Mighty Oaks, Rhonda, …Net: www.juicybeats.net

Ruhr Reggae Summer

Tipp: Auf der Homepage gibt es eine Do’s & Don’ts Liste für die VeranstaltungWann? 31. Juli bis 02. August 2015Wo? Am Ruhrstadion, Mühlheim a.d.R.Wie teuer? Tickets ab 56 EuroExtra: Camping Ticket (25 Euro), Caravan Ticket (45 Euro)Line-Up (u.a.): Jimmy Cliff, Die Orsons, J-Boog, Sebastian Sturm, Miwata, …Net: www.ruhr-reggae-summer.de

Farbgefuehle Festival

Was? Weltweite Festivalreihe, in Deutschland in 17 StädtenWann? 18. Juli 2015 Rennbahn, Kölnund 25. Juli 2015 Galopprennbahn, Düsseldorf/NeussWie teuer? Tickets ohne Farbbeutel 20,99 Euro, mit 5 Beuteln 30,49 EuroLine-Up: noch nicht bekannt Musik: ElektroNet: www.the-color-festival.de

Haldern Pop Festival

Was? 32. Ausgabe des FestivalsWann? 13., 14. und 15. August 2015Wo? Alter Reitplatz, Rees-HaldernWichtiger Hinweis: Das Festival ist ausverkauft (auf eBay & Co. gibt es aber noch Karten)Line-Up (u.a.): Alcoholic Faith Mission, Bear’s Den, Dan Deacon, Die Sonne, Family of the Year, Dotan, …Net: www.haldernpop.com

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TEXTSilaS ScheferS FoTosDaniela arnDt&SilaS ScheferS

Master Mit eMMiLena Grajek (25) ist Mutter, studentische Hilfskraft – und Master-Studentin. pflichtlektüre-Autor Silas Schefers hat sie einen Tag lang begleitet. Über ein Leben zwischen Hörsaal und Wickeltisch

und die bewusste Entscheidung, im Studium ein Kind zu bekommen.

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Samstagmorgen, 7.50 Uhr: Es ist ruhig im Dortmunder Norden. Die Sonne steht tief – Dortmund

schläft noch. Emmi nicht mehr. Im dritten Stock öffnet Lena Grajek mit der einen Hand die Tür, mit der anderen hält sie Tochter Emmi fest: Für Lena beginnt ein neuer Tag zwischen Kind, Haus-halt, SHK-Stelle und Masterarbeit. Die Studentin im Master Kulturanalyse und Kulturvermittlung hat sich bewusst für ein Kind im Studium entschieden.

8.30 Uhr: Emmi ist schon seit zwei Stunden wach. Wenn ihr Vater zur Arbeit fährt, muss sie wieder ins

Bett. Lena stillt, singt ein Schlaflied, manchmal auch zwei Mal, bis Emmi schläft. Erst dann findet sie Zeit für die Arbeit, den Haushalt und alles, was sonst liegen geblieben ist. Vor vier Jahren lernte Lena ihren Freund kennen und lieben. „Ich hatte schon lange einen starken Kinderwunsch“, sagt die 25-Jährige, „also haben wir uns dazu entschieden, es zu versuchen.“ Den einen richtigen

Zeitpunkt gebe es ohnehin nie. Lange passierte nichts, aber nach einer Weile wurde Lena schwanger. 2014 kam Emmi zur Welt. Lena und David sind glücklich, aber Emmis Geburt bedeutet auch finan-zielle Einschränkungen: Ein Kind kostet Geld. „Und davon haben wir im Moment nicht viel.“ Lena hat den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da kommt ein Röcheln aus dem Babyphone, dann ein Schrei. Emmi ist wieder wach.

10 Uhr: Zeit für’s Frühstück. „Banane mag sie in letzter Zeit besonders gern“, sagt

die junge Mutter. Emmi, acht Monate alt, mit braunen Haaren, noch etwas verschlafen, matscht mit beiden Händen die Banane klein und verteilt den Rest auf dem Boden. Lena muss lachen, „Ich glaube, Papa muss jetzt mehr Bananen kaufen.“ Papa, das ist David. Der 33-Jährige studiert BWL, arbeitet als Handelsassistent in einem Möbelhaus – und sorgt so für die Familie. „Ich bin David sehr dankbar dafür, dass er da ist“, sagt Lena.

Schön sei es aber nicht, bedingungslos abhängig zu sein. Denn sonst würde es eng: Weil Lena im zweiten Studium ist, bekommt sie kein Bafög mehr. Ihr Elterngeld läuft im Oktober aus. Neben der Unterstützung durch ihre Mutter und dem Kindergeld bleibt so nur das, was sie als studentische Hilfskraft in der Uni verdient. Ihre Couch hat das junge Paar an einen Freund untervermietet, man versuche eben zu sparen, wo es geht, sagt Lena. Im Juli wollen die beiden heiraten – nicht nur, aber auch aus finanziellen Gründen. Immerhin entlastet eine Hoch-zeit, weil sie so in eine andere Steuerklasse rutschen und sich bei der Versicherung Vorteile ergeben. „Natürlich haben wir uns eine große Hochzeit gewünscht“, sagt Lena, aber die sei im Moment einfach nicht drin. Das Geld ist knapp.

11.30 Uhr: Zeit für den Haushalt. Lena holt den Staubsauger. Mit der einen

Hand saugen, mit der anderen dafür sorgen, dass Emmi die Wohnung so lässt, wie sie ist: „Pro Kind sollten

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einer Mutter drei Hände zusätzlich wachsen“, sagt Lena scherzhaft und lacht. Eigentlich sei Emmi ein pflegeleichtes Kind – im Moment wolle sie einfach nur alles entdecken, alles sei spannend. Ob sie auch mal an ihre Grenzen stoße? „Ja, definitiv. Aber seltener als gedacht“, sagt die 25-Jährige, „als Studentin mit Kind muss man lernen, eine Herausforderung nach der anderen zu nehmen.“ Und man dürfe um Hilfe bitten – auch das habe sie erst lernen müssen. „Bei wissenschaft-licher Arbeit ist es eben nicht so, dass ich anfange etwas wegzuarbeiten. Es ist eher ein Denkprozess. Um wirklich etwas zu schaffen, muss ich andere bitten auf Emmi aufzupassen.“

Der Boden ist sauber, Emmi spielt ruhig: Lena bleibt Freiraum für die Arbeit. Nach dem Master will sie ins Referendariat gehen, arbeiten, Geld verdienen – und vieles anders machen als ihre ehemaligen Lehrer. Wahrscheinlich werde sie bei Vor-gesetzten oft mit modernen Unterrichts-konzepten scheitern, aber das sei egal. „Ich weiß zwar nicht, was ich will. Aber ich weiß, was ich nicht will“, sagt Lena. Während sie das erzählt, beginnt Emmi zu quengeln. Sie wird müde.

12 Uhr: Es hat lange gedauert, Emmi ins Bett zu bringen. Sie war zu unruhig. Lena

schleicht ins Esszimmer zum Laptop. In ihrem Studium, sagt sie, habe sie ihre Leidenschaft gefunden, gebe immer 110 Prozent. Im Zweifelsfall müsse man deshalb mit Kind egoistisch sein. „Wenn es gar nicht anders geht, nehme ich Emmi mit in die Uni. Das ist dann eben so.“ Klar, optimal sei das nicht, „aber da müssen die Kommilito-nen in Ausnahmefällen eben durch.“ Die meisten Studenten haben kein Problem damit, rollen nicht die Augen oder sind genervt. Auch von Intoleranz gegenüber Müttern in der Uni will die angehende Lehrerin nicht sprechen. „Ich glaube eher: Der Horizont vieler reicht nicht so weit, als dass die verstehen könnten, wo Hilfsbereitschaft angebracht ist. Zum Beispiel, wenn ich mit dem Kinderwagen unterwegs bin und niemand Hilfe anbie-tet, wenn etwas nicht barrierefrei ist.“ Die Uni – ein familienfreundlicher Ort? „Das hängt ganz von den Dozenten ab“, sagt

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Lena. Ihre Fakultät sei wirklich kulant, aber auch schlechte Erfahrungen hat sie schon gemacht. Weil Emmi krank wurde, konnte sie die Vorlesung nicht besuchen. Die Folien habe der Dozent nicht online gestellt, auch auf Nachfrage konnte Lena die Sitzung nicht nacharbeiten.

„Ich will als Mutter im Studium einfach nicht immer das Gefühl haben, mich rechtfertigen zu müssen. Manchmal fühle ich mich wie ein Autounfall. Die Menschen finden Emmi süß, sind aber doch insgeheim froh, diese Verantwor-tung nicht tragen zu müssen“, sagt sie. Es brauche offizielle Regelungen. Was Lena wirklich wütend macht, sind ihre Erfahrungen mit dem Bafög: Wegen ho-her psychischer Belastung in der Schwan-gerschaft konnte Lena ihre Masterarbeit nicht weiterschreiben. Der Förderzeit-raum wurde nicht verlängert. Einen Arzttermin, um ihre Leiden attestieren zu lassen, bekam Lena nicht – zumindest nicht schnell genug. Das Babyphone reißt sie aus ihren Gedanken: Emmi wird wach. „Sie hat einfach ein Gefühl dafür, wenn ich anfangen will zu arbeiten“, sagt Lena – und klappt den Laptop zu.

13.30 Uhr: Emmi hat Hun-ger. „Und wenn Emmi Hun-ger hat, wird sie sauer und weint.“ Es gibt Gemüsebrei.

Die Tagesordnung ist klar geregelt: auf-wachen, füttern, stillen, schlafen. Wenn der Plan durcheinander kommt, gibt es Stress. Stress, den andere Studierende nicht haben. Die großen Partys vermisse sie nicht, sagt Lena – eher die kleinen Dinge. „Wenn ich Milch brauche und Emmi schläft, kann ich nicht eben rüber in den Supermarkt. Ich muss immer erst fragen, ob jemand nach Emmi gucken kann. Einen Brief einzuwerfen dauert fünf Minuten. Wenn ich Emmi mitneh-men muss, muss ich sie erst anziehen und fertig machen – dann sind es schon mindestens zehn.“ Trotzdem gönnt sich Lena Auszeiten: Drei Mal in der Woche geht sie abends mit ihrem besten Freund ins Fitnessstudio. Freunde nennt die Studentin heute andere Menschen als vor der Schwangerschaft. Einige hätte ihre Entscheidung, ein Kind im Studium zu bekommen, nicht akzeptieren können – und distanzierten sich von ihr. „Aber zu

wirklich wahren Freunden habe ich dafür ein sehr enges Verhältnis“, sagt Lena.

15 Uhr: Der Versuch, wei-terzuarbeiten, scheitert. „Das hat jetzt keinen Zweck mehr.“ Emmi ist zu unruhig. An gu-

ten Tagen schaffe es Lena, drei oder sogar vier Stunden zu arbeiten. An schlechten Tagen keine einzige Minute, „dabei sollte eigentlich gerade meine Master-Thesis sitzen“. Lena muss einkaufen, das heißt: Emmi muss mit. Der Supermarkt ist um die Ecke und völlig überfüllt. Mit dem Kinderwagen durchdrängeln, ein „Darf ich mal?“ hier und ein „Entschul-digen Sie?“ da – der Einkauf ist für eine Mutter mit Kinderwagen ein alltäglicher Stress-Test. Lena weiß: Sie ist natürlich nicht allein in ihrer Situation. „Ich suche nicht unbedingt den Kontakt zu ande-ren Eltern“, sagt sie. Viele Eltern seien deutlich älter als Lena, regulär angestellt und hätten ihre Ausbildung hinter sich. Trotzdem: Das Familienbild ändere sich. „Es kommt eine ganz neue Generation von Eltern. Magazine oder Blogs für jun-ge Eltern machen es vor: Elternsein geht auch modern.“

16 Uhr: Der Einkauf ist ge-schafft, Emmi liegt ruhig im Wagen. Jetzt, am Nachmittag, kommt die eigentliche Her-

ausforderung. „Um diese Uhrzeit schläft sie immer sehr schlecht ein“, sagt Lena und schiebt den Kinderwagen durch den

Dortmunder Norden. Spaziergänge hel-fen. Emmi schläft ein, und Lena kommt ins Plaudern über ihre Kindheit. Ihr Vater, ein US-amerikanischer Soldat mit japanischen Wurzeln, lernte Lenas Mutter kennen, als er in Deutschland stationiert war. Die Familie zog nach Texas, aber ihre Eltern trennten sich und Lena kam zusammen mit ihrer Mutter zurück nach Deutschland. „Meine Mutter hat viel, viel aufgegeben, um für mich und meine Stiefgeschwister zu arbeiten“, erinnert sich die junge Frau. Es sei nicht gut oder schlecht gewesen – „es war einfach so“. Ab August kommt Emmi zu einer Tages-mutter. „Natürlich wird es mir schwerfal-len, mich zu trennen. Aber das ist dann eben so“, sagt Lena. Das kommende Jahr werde arbeitsintensiv: Der Master of Education steht an, damit sie 2016 ins Referendariat gehen kann.

17 Uhr: Schon beim Bestei-gen der drei Stockwerke zur Wohnung wird Emmi wach – und fängt an zu weinen. Sie

hat Hunger. „Und Durst. Alles zusam-men“, sagt Lena. Emmi weint und weint und weint. Lena bleibt ruhig und singt ein Lied für sie. Wie wahrscheinlich alle Eltern findet sie: „Die Momente, in denen man für seine Mühen belohnt wird, sind die, wenn Emmi lacht.“ Nach dem Essen wird gebadet. „Gleich kommt Papa nach Hause, und dann kommst du ins Bett“, sagt Lena. Und dann muss Emmi lachen.

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TEXTCarolin West FOTOSDaniela arnDt

I lIke to move It move It

Wenn Klausuren und Tests anstehen heißt es: hinsetzen und lernen, lernen, lernen. Und jeder kennt das: Irgendwann lässt die Konzen-

tration nach. Das Gehirn sagt „Stopp“ und nichts funktioniert mehr. Kann Bewegung der Aufmerksamkeit auf die Sprünge helfen?

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Sonntag. Erst einmal die Jogginghose an, Lernen ist schon ungemütlich genug. Dann mein Schreibtisch,

139 Spanisch-Vokabeln und ich. Ich setze mich auf meinen Drehstuhl und schlage mein Vokabelbuch auf. Lektion acht: Erziehung, Schule, Universität – wie passend. Bis zum Ende dieses Semesters muss ich für meine Spanischklausur Vokabeln auswendig lernen. Ich beginne zu lesen, laut, um mir die Betonung so vorzusprechen, dass ich mir die Akzen-tuierung der Wörter merken kann. La guarderiiiiia (la guardería), der Kinder-garten. So lernen sicherlich auch meine Nachbarn gleich mit. Die werden sich freuen. Ich rutsche langsam auf meinem Stuhl nach vorne. Huch, zu weit und außerdem unbequem. Mist. Vielleicht ein Stück weiter nach hinten? Der Stuhl rollt zurück, mein Rücken hängt durch. El comedor universitario, die Mensa.

Stimmt, Hunger hätte ich auch und mein Rücken tut weh. Mit einer Klatsch-zeitschrift halte ich nun die spanischen Vokabeln zu. Die Wandtafel. Ich ziehe die Zeitschrift ein Stück herunter, um das spanische Wort sehen zu können – richtig, la pizarra. Oh, Wladimir Klitschko mit seiner kleinen Tochter am Strand. Halt, so geht das nicht weiter! Es muss doch einen Weg geben, Lernen so zu gestalten, dass es schneller ist und trotzdem effektiv! Dass es vielleicht sogar Spaß macht und ich mich nur auf die Lerninhalte fokussiere!

Aktiv seinist die DeviseGoogelt man „besser lernen“, schlägt die Suchmaschine zuerst zweierlei vor: einer-seits „besser lernen durch Hypnose“ und andererseits „besser lernen durch Bewe-gung“. Hypnose? Vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Bewegung erscheint mir sinnvoller und alltagstauglicher. Was aber kann ich mir darunter vorstellen? In einem Zeitschriftenartikel habe ich einmal etwas über das sogenannte „Active Office“ gelesen, das vor allem in den USA weit verbreitet ist. Mithilfe von Ringen an der Decke, Reckstangen und Hinder-nissen, die es zu überwinden gilt, sollen Mitarbeiter in Büros zu mehr Bewegung animiert werden. Firmenchefs hoffen,

dass sich dadurch Konzentration und Gesundheit ihrer Angestellten verbessern.Ob das auch beim Lernen funktioniert? Gut, mit Ringen an der Decke und Reck-stangen an der Wand wird der Vermieter wohl eher nicht einverstanden sein, aber Hindernisse lassen sich doch ganz leicht umsetzen. Aus Ordnern, Katzenspiel-zeug, Stühlen, Büchern und allem, was ich so finden kann, entsteht ein kleiner Parcours in meinem Zimmer. Bevor ich meinen Test beginne, möchte ich wissen, ob und inwiefern sich Bewegung auf das Lernen auswirken kann. Kann Bewegung überhaupt die Konzentration fördern und wenn ja: Wie setze ich das am besten im Alltag um? Ich frage Ulrike Burrmann, Professorin am Institut für Sport und Sportwissenschaft an der TU Dortmund. Sie hält Bewegung zwischen den Ler-neinheiten oder sogar beim Lernen für sinnvoll. Sie könne jedoch nicht einschät-zen, wie effektiv sie tatsächlich sei. Bei der Betrachtung von Studienergebnissen sei Vorsicht geboten. Man müsse unter anderem beachten, ob es eine Vergleichs-gruppe gebe, die sich gar nicht oder nur wenig bewegt.

Bewegtes Lernen oder bewegte Pausen?„Manche Studien deuten durchaus darauf hin, dass die bewegte Pause positive Effekte haben kann.“ Ob bewegte Pausen oder bewegtes Lernen die richtigen Methoden seien, hänge von jedem selbst ab. Allerdings sollte man in den bewegten Pausen darauf achten, inwieweit man sich anstrengt. Denn ist der Körper zu erschöpft, trage die Bewegung nicht zur Konzentrationsförderung bei. „Nach dem Sport ist man müde und braucht eine Zeit, um sich wieder richtig konzentrie-ren zu können. Sich auszupowern, um den Kopf frei zu kriegen oder wieder ruhiger schlafen zu können, würde ich dann empfehlen, wenn man weiß, dass man danach erst einmal ein paar Stunden Ruhe hat“, erklärt Burrmann. Laufen zu gehen sei beispielsweise eine Option, um sich nach dem Lernen auszupowern, man könne es in „leichterer“ Form auch in der bewegten Pause einsetzen.

Am folgenden Sonntag: mein Parcours, 207 Spanisch-Vokabeln und ich. In

Jogginghose und mit meinem Vokabel-buch bewaffnet stelle ich mich an den Anfang der Teststrecke. Ich schlage das Buch auf, Lektion neun: Berufs- und Arbeitswelt – da will ich hin. Und wenn mich ein Hindernisparcours als Vokabel-Trainer dahin bringt, warum nicht? Ich gehe los, zwischen den zwei Stühlen hindurch. „La herramienta“ bedeutet „das Werkzeug“. Ich steige über die Ordner – bloß nichts umwerfen – und laufe Slalom um die Bücherstapel. An der Leinwand vorbei, zwischen Tisch und Sofa hin-durch, erste Runde geschafft. Ich muss mich auf drei Dinge gleichzeitig konzen-trieren: den Parcours einzuhalten, nichts umzuwerfen und meine Vokabeln zu lernen. Mein Gehirn jongliert mit diesen Vorgängen und meistert sie reibungslos.

Nein, stopp, ich habe einen Bücherstapel umgenietet. Macht nichts, wiederaufbau-en und weiter geht es. La ferreteriiiiia (la ferretería), die Eisenwarenhandlung. Ich gehe zwischen Sofa und Tisch hindurch. Obwohl ich mich in diesem Fall sogar auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren muss, scheint mein Gehirn alles besser zu verarbeiten. Dass ich 68 Vokabeln mehr lernen muss als vor einer Woche fällt gar nicht auf. Beim Lernen am Schreib-tisch musste ich mich zwar im Grunde lediglich auf die Vokabeln konzentrieren, wurde jedoch von anderen Reizen abge-lenkt. Ich laufe an der Leinwand vorbei. Organizar, organisieren. Fertig.

„Nach dem Lernen auspowern“, hatte Frau Burrmann empfohlen. Aber Laufen gehen? Nein, danke. Keine zehn Pferde bringen mich dazu, jetzt noch Laufen zu gehen. Doch Zumba geht immer. Und nach einer Stunde fühle ich mich doch gleich viel wohler.

Die ganz eigene Prüfungsstrategie Aber was ist denn nun der richtige Weg? Gibt es überhaupt DEN einen Weg? Was mir hilft, muss ja nicht unbedingt für jeden das Richtige sein. Professorin Burrmann empfiehlt eine Strategie zur Prüfungsvorbereitung zu entwickeln, die auch auf Dauer in den Alltag integrierbar ist. Jeder sollte individuell für sich heraus-finden, wie man das Lernen so gestalten

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kann, dass man sich zwischendurch oder währenddessen bewegt. „Häufi g ist es nicht nur die Konzentration, sondern auch das Wohlbefi nden, das gesteigert wird. Es werden vermehrt Endorphine, also Glückshormone, ausgeschüttet. Wenn man beispielsweise eine halbe Stunde joggen war, fühlt man sich auch oft einfach besser. Das kann wiederum dazu beitragen, mit neuem Elan ans Lernen zu gehen.“ Für alle, die sich nicht für Joggen begeistern können, sei ihre individuelle Lieblingssportart ebenso wirkungsvoll. Erst mit dem Laufen anzufangen sei nicht sinnvoll, da es dann zunächst den „inneren Schweinehund“

zu überwinden gelte. Trotz Lernen in Bewegung empfi ehlt die Professorin zwi-schen den Lerneinheiten mehrere Pausen. „Lern- und gedächtnispsychologische Untersuchungen belegen, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne begrenzt ist und Pausen beziehungsweise bewegte Pausen sinnvoll sind.“

Ich möchte überprüfen, ob sich die Art und Weise des Lernens auch darauf auswirkt, wie gut ich die Vokabeln im Gedächtnis behalten kann. Deshalb bitte ich meine Eltern, je einen Vokabeltest zu den gelernten Lektionen zu erstellen. Jeder Vokabeltest beinhaltet 20 deutsche

Wörter, die ich auf Spanisch übersetzen muss. Das Ergebnis: null Fehler – in bei-den Vokabeltests. Zumindest in diesem Fall war das Endergebnis somit identisch. Sicherlich ist bewegtes Lernen nicht in jedem Fall sinnvoll. Ich werde es jedoch für das Auswendiglernen von Vokabeln und Stichpunkten auf Karteikarten verwenden. Und wenn ihr demnächst mal wieder stumpf am Schreibtisch sitzt: Probiert es doch einfach aus!

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15studium

Übung 1: knee upFüße parallel ausrichten und hüftbreit aufstellen. Abwechselnd ein Knie anhe-ben und wieder absetzen. Arme locker lassen. Diese Übung könnt ihr während des Lernens ausführen. Sie dient einer-seits dazu, den Körper in Bewegung zu halten, andererseits kann sie als Eselsbrü-cke fungieren:• Rechts: Vokabel, Stichpunkt, ... X• Links: Vokabel, Stichpunkt, ... YSind beide Füße wieder am Boden, dient dies der „Neutralisation“. Die zuvor gelernte Vokabel wird abgespeichert und das Gedächtnis ist bereit für die Aufnah-me einer neuen.

Übung 2: einbeinstandFüße parallel ausrichten, dann ein Bein anheben und den Fuß an das jeweils andere Bein anlehnen. Entweder nach etwa 10 Minuten die Seite wechseln oder durchgängig auf dem Bein stehen, auf dem ihr die Balance besser halten könnt. Arme locker lassen. Diese Übung kann man während des Lernens ausführen. Man muss sich neben den Lerninhalten auch auf das Halten der Balance konzen-trieren.

Übung 3: knie und Stirn nähern sich anFüße parallel ausrichten und hüftbreit aufstellen. Ein Knie anheben, mit den Händen umfassen und die Stirn so nah wie möglich in Richtung Knie heranfüh-ren. Die Seite wechseln und die Übung wiederholen. Diese Übung könnt ihr vor dem Lernen ausführen. Sie dient dazu, die Aufmerksamkeit zu fokussieren: Vorher ist der turbulente Alltag, den ihr hinter euch lassen sollt, danach folgen wichtige Lerninhalte, auf die ihr euch konzentrieren müsst.

Übung 4: Arme schwingenFüße parallel ausrichten und schulterbreit aufstellen. Den Oberkörper mit Schwung nach rechts und links drehen, die Wir-belsäule befi ndet sich in einer leichten Rotation und die Arme dabei locker um den Körper „fl iegen“ lassen. Der Blick kann entweder nach vorne gerichtet sein oder der Drehbewegung folgen. Diese Übung aus dem Tai Chi und Quigong ist eine Lockerungsübung, die ihr zwischen den Lerneinheiten ausführen könnt.

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Es ist wie ein Gesellschaftsspiel“, sagt Werner Hober*, als er wie üblich auf einem Flohmarkt steht

und seine Waren verkauft. Besteck oder Porzellan sucht man auf seinem Trödel-tisch vergeblich; Hober verkauft neben alten Bildern auch Überbleibsel aus der NS-Zeit – am laufenden Meter.

Obwohl der Flohmarkt heute nicht sonderlich gut besucht ist, stehen immer Menschen vor dem Stand des Trödlers aus dem Ruhrgebiet. Die meisten kaufen nichts. Ihre Gesichter verraten, dass sie wohl eher aus Neugier Halt machen. Viele von ihnen wirken, als könnten sie ihren Augen nicht ganz trauen.

Der Trödeltisch des Rentners ist penibel aufgeräumt, und sobald jemand den Artikeln zu nahe kommt, schreitet Hober dazwischen: „Nicht anfassen, sonst gibt’s einen auf die Finger.“ Seine Besitztümer, alte Militär-Anstecker, Münzen oder Fotos, hat er auf einer dunkelblauen Tischdecke drapiert. Von der braunen Vergangenheit, die den Tisch umgibt, kann sie nicht ablenken.

Als junger Mann schaffte Hober sein Abitur nicht. Nachdem er bei der Bun-deswehr einige Jahre Dienst ableistete,

ging er auf Reisen. Irgendwann packte ihn dann die Sammlerlust. Besonders Münzen hätten es ihm angetan, erzählt Hober. Im Laufe der Jahre brachte er re-gelmäßig alte Schätze von England nach NRW. Messingstücke und Klapptische bereitete er auf und bot sie anschließend zum Verkauf an. „Ich habe mich nach meiner Rente dazu entschlossen, auf Trödelmärkte zu gehen und weiter zu verkaufen. Wenn ich jetzt Zuhause sitzen würde, stünden neben mir der Kasten Bier und die Tüte Chips. Ich möchte aber raus und noch etwas lernen. Deswegen komme ich hier hin“, sagt der Ruhrge-bietler.

Warum genau Hober Überbleibsel aus der Zeit der Nazi-Diktatur verkauft, erklärt er so: „Ich habe mich nie als Nazi, sondern als geschichtlich Interessierter für diese Dinge begeistert. Außerdem bessert es die Rente etwas auf.“

In Paragraph 86 des Strafgesetzbuchs steht „das Verbreiten von Propagandamit-teln verfassungswidriger Organisationen“ unter Strafe. Ob dieses Verbreitungs-Ver-bot auch den Handel mit den Überresten des Hitler-Regimes umfasst, ist unter Ju-risten aber umstritten. Die Dortmunder Polizei ist bei diesem Thema eindeutiger:

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„Rechtsextremistische Symbole, wie das Hakenkreuz oder das SS-Logo, müssen abgedeckt oder überklebt werden. Für diejenigen, die sich nicht daran halten, gibt es nur ein Statement: Strafverfol-gung“, sagt Polizeisprecher Kim Ben Freigang.

Sind die Symbole verboten oder nicht?

Im Klartext: Die NS-Symbole müssen unkenntlich gemacht werden. Allerdings ist die Rechtslage strittig. Entsprechende Verfahren, unter anderem eines gegen einen Mann, der alte NS-Münzen im In-ternet verkaufen wollte – und das durch das Landesgericht Koblenz eingestellt wurde – werden oft nicht lange verfolgt. Auch andere Fälle der Justiz zeigen diesen Verlauf. Was als „Verbreitung“ und was zum Beispiel als „Anpreisung“ gilt, ist nicht klar definiert.

Hober hat entsprechende Symbole mit Klebeband überdeckt. Den so entstande-nen Spielraum nutzen viele Interessierte und Sympathisanten aus. Die Nachfrage regelt das Angebot und Erstere scheint es stetig zu geben. Als lukrativ hätten sich da die alten Pässe amerikanischer Soldaten, seltene Waffenmagazine oder

Autor Marlon Schulte suchte auf einem Dortmunder Flohmarkt eine Geschichte. Er fand eine, die überraschte – nämlich die eines Mannes, der an seinem Trödeltisch mit Stücken aus der

dunkelsten Zeit der deutschen Vergangenheit handelt.

HITLER AM LAUFENDEN

METER

TEXT&FoToMARLON SCHULTE

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SS-Helme erwiesen, so Hober. Billig im Einkauf, wertvoll im Verkauf, sozusagen. Viele seiner Kunden begrüßt Hober an diesem Sonntag mit Handschlag und Namen. Dabei betont er: „Ich habe noch nie etwas an jemanden mit Glatze und Springerstiefeln verkauft. Es ist nicht immer diese braune Brühe.“ Was die Kundschaft mit den alten Sachen macht, wisse er nicht. Wenn er mit seinen Kunden spreche, dann überwiegend über geschichtliche Ereignisse und nicht über Persönliches, sagt er.

Es kommt zu landesweiter KritikViele der Flohmarkt-Besucher würden ihn aber auch kritisch beäugen. Es kom-me schon einmal vor, dass jemand gegen ihn hetze oder einen Kommentar ablasse.Ganz gleich, wie man persönlich Hobers

Handel bewerten mag: Das Geschäft mit den Propaganda-Überbleibseln sorgt auch landesweit immer wieder für Diskussi-onen. Bereits im Mai 2010 titelte die Wochenzeitung „Die Zeit“ auf ihrem Blog: „Nazi-Müll auf Flohmärkten: Was tun?“ Und die Süddeutsche Zeitung zog im August 2014 nach: „Rentner bietet Nazi-Devotionalien auf Flohmarkt an.“Einige Marktveranstalter reagierten schnell auf die Ereignisse und ergänzten ihre Marktordnung um ein Handelsver-bot mit den alten Gütern.Auch der Veranstalter des Trödelmarktes, auf dem Werner Hober regelmäßig mit geschichtlicher Begeisterung handelt, verbietet den Verkauf. Eigentlich. In der Marktordnung des Betreibers heißt es:

„Verboten sind: Artikel mit NS-Symbolen (auch überklebt) sowie alle laut Waf-fengesetz verbotenen Schuss-, Hieb- und

Stichwaffen, sowie Printmedien, die Gewalt, Krieg oder den Nationalsozialismus verherrlichen und/oder fördern.“

Zu einer Stellungnahme, warum trotz des Verbots regelmäßig mit den NS-Resten gehandelt wird, war der Betreiber trotz mehrfacher Nachfrage nicht gewillt.Werner Hober steht schon länger auf dem Dortmunder Flohmarkt und wird es wohl auch weiter tun. Ihm mag das Han-deln wie ein Gesellschaftsspiel erscheinen. Spätestens bei der genaueren Betrachtung sieht dann jeder, dass an diesem Sonntag ein einfacher Klebesticker über den freien Verkauf von fragwürdigen Erinnerungs-stücken entscheidet.

*Richtiger Name der Redaktion bekannt

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SAG MAL, PROF Wie entsteht Muskelkater und was kann man dagegen tun?

TEXTLUKAS ARNDT FOTOCHRISTIANE REINERT ILLUSTRATIONALINA FUHRMANN

Flüssigkeiten ausgespült werden, setzen sich die durch die Entzündungen entstandenen Stoffe an die Schmerzre-

zeptoren der Nerven außerhalb der Muskelfaser. Etwa zwölf Stunden nach dem Sport verursacht dann eben dieser Prozess das steife, häufi g schmerzende Gefühl. „Es gibt nur eine Möglichkeit dem vor-zubeugen: Man darf den bisher nicht geforderten Muskel nur in dem Rahmen belasten, in dem kein Muskelkater entsteht. Nach meinem Kenntnisstand

kann man ihn nicht durch Maßnahmen wie Deh-nen oder Stretching verhindern“, sagt Professor Pott.

Sein unkomplizierter Rat, wie der Muskelkater zu behandeln ist: die beanspruchten Muskeln einfach schonen und somit den automatischen Reparaturmechanismen in unserem Körper Zeit geben, diese zu heilen.

Übrigens: Für den Muskelaufbau ist es voll-kommen egal, ob man Muskelkater nach dem

Training hat oder nicht. Einzig die Trainings-inhalte und das -pensum sind laut Pott entscheidend. Schädlich ist der Muskel-kater auch nicht. Selbst wenn man trotz starker

Schmerzen den Muskel noch weiter belastet, muss man keine Angst vor Folge-schäden haben, versichert der Experte. Lediglich die Reparaturmechanismen im Muskel benötigen dann

mehr Zeit für die Heilung.

Prof. Dr. Lutz Pott leitet die Abteilung für Zelluläre Physiologie an der medizi-

nischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.

Wer einen neuen Sport beginnt oder nach langer

Zeit eine Sportart wieder aufnimmt, der kennt ihn als unangenehmen, oft schmerz-haften Begleiter. Was beim Muskelkater passiert, ob er ungesund ist und warum der Schmerz erst nach Stunden kommt, erklärt Professor Lutz Pott, Leiter der Abteilung für Zellu-läre Physiologie an der medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Sei es die erste Runde auf Inlinern nach einer langen Winterpause oder eine neue Übung im Fitnessstudio, am nächsten Morgen kommt bei vielen das schmerz-hafte Erwachen: Der Muskelkater ist da. Dieser ent-steht laut Professor Pott vor allem bei exzentrischen Kontraktionen des Muskels. Dies sind Bewegun-gen, bei denen der Muskel zwar gedehnt wird, aber trotzdem angespannt bleibt und Kraft auf die Umwelt ausübt. Das passiert zum Beispiel, wenn man langsam eine Hantel absenkt oder eine Treppe hinunter läuft.

Insbesondere diese Bewegungen sind sehr strapaziös für die Z-Scheiben, erklärt Professor Pott. Die Z-Scheiben sind winzige Strukturen in den Muskel-fasern, die diese der Länge nach in viele kleine Abschnitte unterteilen. „Wenn ein Muskel stark belastet wird, dann kommt es zu kleinen Verletzungen in dessen Inne-rem und zwar wesentlich im Bereich dieser Z-Scheiben“, sagt der Wissenschaftler. Dadurch können Körperfl üssigkeiten in die Muskelfaser eindringen und viele kleine Entzündungen verursachen. In der Faser befi nden sich allerdings gar keine Schmerzrezeptoren, deswegen tut es auch noch nicht während des Sports oder direkt danach weh. Erst wenn die

Dadurch können Körperfl üssigkeiten in

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Stell Dir vor es ist Bundesliga und kaum einer geht hin! Die Baseballer der Dortmund Wanderers müssen um jeden Zuschauer, um jeden Euro und gegen

den BVB kämpfen. Geld ist dabei aber längst nicht alles.

TEXTHENRIK WITTENBORN FOTOSDANIELA ARNDT&CHRISTIANE REINERT

DIE „SPINNER“ VOM HOESCHPARK

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Die Wanderers liegen in der Baseball-Bundesliga gegen die Hannover Regents knapp mit

3:4 zurück, als ein Mädchen mit ihrer Mutter den Hoeschpark betritt. „Was machen die Männer da?“, fragt die Kleine mit großen Augen. Ihre Mutter schaut ähnlich skeptisch auf das Feld. Eine Antwort hat sie für ihre Tochter nicht. Keine fünf Minuten später drehen die Wanderers das Spiel gegen Hannover mit einem Homerun, bei dem der Ball aus dem Stadion geschlagen wird. Es ist der Erste an diesem Tag. Mutter und Tochter kriegen davon nichts mit, sie haben sich für das Fußballspiel nebenan entschieden. Dort fragt sich niemand, worüber sich die Männer in den weiten Hosen und roten Hemden gerade so freuen. „Es ist wichtiger, dass wir die richtigen Leute im Stadion haben und nicht möglichst viele“, sagt die Dame an der Kasse fast trotzig. Die Wanderers spielen lieber für ihre Fans als für flüchtige Schaulustige?Zum Heimspiel gegen die Hannover Regents hat sie nur knapp 50 Striche auf die Zuschauerliste gesetzt. Wer es drauf

anlegt, muss keinen Eintritt zahlen. Eini-ge Besucher haben ein Schlupfloch in der Absperrung genutzt. Außerdem ist das Gelände im Hoeschpark zu weitläufig, um es mit Sichtschutzzäunen vollständig blickdicht zu machen. Doch auch auf diesen 0-Euro-Plätzen am Kopfende des Stadions hält sich kaum jemand länger als fünf Minuten auf. Willkommen bei den Wanderers.

Bei den Wanderers ist das Geld knappUngefähr 30.000 Euro aus Mitglieds- und Sponsorengeldern hat der Baseball-Club im Jahr zur Verfügung, mehr ist nicht drin. „Das ist sehr, sehr eng, aber wir kommen über die Runden“, sagt Geschäftsführer Michael Klute. Zum Vergleich: Der Etat der Fußballer von Borussia Dortmund liegt derzeit bei ge-schätzt 73 Millionen Euro. Bis 2017 soll er auf 120 Millionen angehoben werden. Mit 30.000 Euro könnte der BVB nicht einmal vier Stunden die Kosten für das Profiteam decken.

Einen Königsweg für die Zukunft hat Klute noch nicht gefunden. Auch weil sich Erfolg doch nicht immer lohnt: 2012 lief es finanziell vermeintlich aus-gesprochen gut für die Wanderers. Die Einnahmen aus Catering, Merchandising und Eintrittsgeldern überstiegen die Steuerfrei-Grenze von 17.500 Euro. Seit-dem zahlen die Wanderers Umsatzsteuer. Unter dem Strich blieb kaum mehr übrig als nach einer durchschnittlichen Saison.

Daher ist Sparsamkeit bei den Wanderers oberstes Gebot. Klute geht ebenso bei-spielhaft wie alternativlos voran. Für seine Arbeit als Geschäftsführer bekommt er keinen Cent vom Vereinskonto. Genauso wenig für seine Arbeit als Trainer, Web-master, Projektleiter und Stadionsprecher. Er ist nur einer von zahlreichen ehren-amtlichen Helfern, ohne die der Verein wohl chancenlos wäre. „Baseball ist ein Sport für Spinner. Da braucht es so viel Idealismus. Ein Heimspieltag dauert von Anfang bis Ende oft zwischen zwölf und 14 Stunden“, sagt Klute. Die Bezeich-nung Verein fällt im Hoeschpark eher

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selten; eine Familie seien die Wanderers.Fehlende Einnahmen werden an anderer Stelle eingespart: Kinder werden damit gelockt, gefundene Bälle gegen kleine Prämien am Imbisswagen zurückzugeben. Ein Spielball kostet sieben Euro. „Auch diese kleinen Beträge tun uns auf Dauer weh“, sagt Pressewartin Ann-Christin Hoffmann.

Im Monat für 450 EuroWer bei den Wanderers mitmachen will, darf sich selbst für nichts zu schade sein. Den drei Stunden langen Aufbau der Sichtschutzzäune und Bänke im Stadi-on erledigt das Bundesliga-Team selbst. Bundesliga, das heißt in Deutschland eine in Nord und Süd geteilte Spielklasse. Erst in den Playoffs treffen die vier besten Mannschaften aus beiden Staffeln aufei-nander. Der aktuelle Titelträger kommt übrigens auch aus Nordrhein-Westfalen: Die Solingen Alligators setzten sich 2014 durch. Geld kann in Dortmund kaum

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jemand mit dem Baseball verdienen. Vor oder nach dem Training geht es zur Arbeit oder an die Uni. Ausgenommen sind die beiden Japaner im Team. Shingo Ono und Keita Komi sind zwei der wenigen Angestellten der Wanderers – für 450 Euro im Monat. Sie leben umsonst in zwei der drei Vereinswohnungen in der Nordstadt, nur ein paar Meter vom Hoeschpark entfernt. Nicht das Geld, sondern die Liebe zu ihrem Sport und die einmalige Erfahrung ließ die Japaner nach Dortmund kommen. Im nächsten Jahr werden sie womöglich von zwei anderen Landsmännern abgelöst. Was nach Saisonende noch so passiert, weiß niemand genau.

MühsameSponsorensucheSo sehr sich jeder einzelne Wanderer auch reinhängt, ohne Sponsoren geht es nicht. Potenzielle Geldgeber stehen im Hoeschpark nicht Schlange. Die großen Werbeflächen rund um das Spielfeld sind nur spärlich mit Bannern bedeckt. Eine Firma stattet den Club im Gegenzug mit T-Shirts aus, eine andere liefert Getränke. Geld überweisen nur ein Rechtsanwalt und der Inhaber eines Navy-Shops. „Die Unternehmen stehen lieber mit einem

winzigen Logo im BVB-Stadionmagazin, als bei uns Hauptsponsor zu sein“, sagt Hoffmann. Einen Vorwurf will die Pressewartin den Unternehmen der Stadt damit nicht machen. Ein Teil von ihnen würde wahrscheinlich lieber heute als morgen in die Wanderers investieren. Wenn sie denn von ihnen wüssten. „Die Reaktionen auf Baseball in Dortmund sind einfach noch zu häufig: ‚Wie? Das gibt es in unserer Stadt?’“, sagt Hoffmann. Deutschland ist Fußball, Dortmund ist Borussia. Wenn der BVB spielt, ist die Tribüne im Hoeschpark noch leerer. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt der Borsigplatz, Borussias Gründungsstätte.

Nach dem Boom in den 80er und 90er Jahren befindet sich der deutsche Baseball in der Abwärtsspirale: Ein kompliziertes und umfangreiches Regelwerk und die

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Baseball ist vergleichbar mit Brennball. Es stehen sich zwei Mannschaften mit je neun Spielern gegenüber. Der Werfer (Pitcher) von Team A wirft dem Schlagmann (Batter) von Team B den Ball zu. Dieser versucht an der Homeplate stehend den Ball mit der Keule zu treffen. Im Feld stehen die übrigen Spieler von Team A und versuchen den Schlagmann des Gegners aus dem Spiel zu nehmen. Und das geht so: Trifft der Schlagmann den Ball, lässt er die Keule fallen und läuft zur ersten Base, einem im Boden befestigten „Kissen“. Seine Gegner haben jetzt mehrere Möglichkeiten den Batter aus dem Spiel zu nehmen. Etwa indem sie den Ball direkt aus der Luft fangen, ohne dass dieser den Boden berührt. Oder indem der Ball vor dem Eintreffen des Schlagmannes an der ersten Base ist. Wird der Schlagmann auf seinem Weg zur Base vom Ball berührt, ist er ebenfalls raus. Hat er es an die erste Base geschafft, kommt ein neuer Batter seines Teams auf das Feld.

Der Ablauf wiederholt sich. Sobald ein Spieler auch die zweite und dritte Base erreicht hat und wieder an der Homeplate angekommen ist, erzielt er einen Punkt für sein Team. Das Feldteam hat aber auch die Möglichkeit, den Spieler auf seinem Weg zur Homeplate aus dem Spiel zu nehmen. Bei einem Homerun wird der Ball aus dem Stadion geschla-gen. Alle zu diesem Zeitpunkt auf die vier Bases verteilten Angreifer dürfen dann ihre Runde bis zurück zur Homepla-te beenden und punkten. Sobald drei Spieler der angreifen-den Mannschaft aus dem Spiel sind, darf das andere Team angreifen. Wenn auch hier drei „Aus“ erzielt wurden, ist das Inning beendet. Ein Spiel besteht aus neun Innings. Am Ende entscheidet die Zahl der Punkte. Es gibt kein Unentschieden. Ist der Spielstand nach neun Innings Remis, gibt es Extra-Innings.

DIE rEGEln auf EInEn BlIck

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nach hinten offene Spieldauer schrecken potenzielle Fans und Nachwuchs ab. TV-Übertragungen gibt es nicht. Doch ohne sie bleibt der Baseball eine Randsportart. Ein in den USA undenkbarer Zustand. Neben Basketball, Eishockey und Foot-ball gehört Baseball hier zum „Volks-sport“. Nach Angaben der Wanderers gibt es weltweit sogar mehr Baseballer als Fußballer. Auch in Deutschland war der Sport schon lange vor der Baseball-Bundesliga-Gründung 1984 zumindest bekannt: Das erste offizielle Spiel auf deutschem Boden war eine Showeinlage im Rahmen der Olympischen Spiele 1936. Vor der Rekordkulisse von 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion standen sich aber nicht deutsche, sondern zwei US-Teams gegenüber. Etabliert hat sich der Baseball hier nie: Von zwischen-zeitlich sechs Vereinen in Dortmund ist nur noch einer übrig. Immerhin wird Baseball auch in Witten, Bochum und Mülheim gespielt. „Da muss man für die gute Sache auch mal das Logo wegwi-schen und zusammenhalten“, appelliert Klute an die Mitstreiter aus der Region. Ihre Gegner nennen die Wanderers bewusst Mitstreiter, und nicht etwa Konkurrenten. Die Botschaft ist klar: Nur wenn die Baseball-Vereine zusam-menarbeiten und sich als Gemeinschaft sehen, besteht eine realistische Chance

auf mehr Aufmerksamkeit für alle. Pläne für gemeinsame Schulprojekte sind längst fertig, bloß die Umsetzung hakt – Zeit und Geld fehlen schlicht.

Ein Anfang ist gemacht: Borussia Dortmund hat nach mehreren Anläufen erstmals Interesse an einem gemeinsamen Trainingscamp für Kinder bekundet. Der Traum der Wanderers ist es, Maskottchen Emma schon bald für einen 'First Pitch', den ersten Wurf in einem Spiel, im Hoe-schpark begrüßen zu dürfen.

Ihren Namen haben die Wanderers übrigens aus dem gleichnamigen Film aus

den 70er Jahren. Darin lehnt sich eine Gruppe aufmüpfiger Jugendlicher gegen den Rest der Welt auf und erkennt am Ende, dass der Ernst des Lebens wartet. Im Hoeschpark wird es für die Wanderers jetzt auch wieder ernst. 30 Minuten nach dem Sieg gegen Hannover wartet die nächste Partie, wieder gegen die Gäste aus Niedersachsen. Die Doppelspieltage sollen – na klar! – Kosten sparen.

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TEXTLARA MERTENSILLUSTRATIONPAYAM BORUMAND

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SPRECHSTUNDE 2.0Das Internet gibt uns das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben: Wir werden sogar zu unseren eigenen Ärzten. Mit Wehwehchen wenden wir uns vertrauensvoll an Dr. Google, der sekundenschnell eine Ursache

fi ndet. Doch die Online-Diagnose birgt Risiken.

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Wenig Muskelkraft“ und „lange Gliedmaßen“ tippte Sandra Weber* in die Google-Such-

maske ein. Die Studentin war durch ein Plakat auf eine Erbkrankheit aufmerksam geworden, von der Menschen mit langen Gliedmaßen betroffen sein können. Und tatsächlich bestätigte die Internet-Recher-che: Sandras Symptome treffen auf das Marfan-Syndrom zu. „Ich hab gedacht: Oh, Mist, ich hab so die Hälfte der Symptome, mindestens, wenn nicht sogar noch mehr“, erzählt die 19-Jährige.

Laut einer Studie des Statistischen Amts der Europäischen Union nutzte 2013 mehr als die Hälfte aller Studenten in Deutschland das Internet, um Gesund-heitsinformationen zu recherchieren. 2006 waren es demnach nur 37 Prozent. Das Web ist voll von Gesundheitsporta-len und Foren; die Ratgeber-Seite Net-doktor.de registriert 260.000 Besucher pro Tag. Doch immer wieder warnen Experten vor Fehldiagnosen und Panik-mache. Eine kurze Recherche bestätigt: Für nahezu jedes Symptom lässt sich im Internet die vermeintlich passende gefährliche Krankheit fi nden. Dabei kommt es jedoch ganz auf die eigene Wahrnehmung an: Wer „Juckreiz“ in die Suchmaske eingibt, fi ndet zunächst harmlose Ursachen wie trockene Haut oder Lebensmittelunverträglichkeiten.

Nur Panikmache und Fehlalarm?Wer sich damit aber nicht zufrieden gibt und sich weiter durch Foren und Bildergalerien kämpft, dem werden auch die Diagnosen Krätze, Schuppenfl echte und Nesselsucht angeboten. Ähnlich breit gefächert sind die Ergebnisse für die Ursachen-Suche nach Kopfschmerzen: Hier fi nden sich neben Stress und Flüs-sigkeitsmangel auch Hirntumore und An-eurysmen. Magenschmerzen werden mit gefährlich klingenden Geschwüren und Entzündungen in Verbindung gebracht.

Jürgen Margraf, Psychologie-Professor an der Ruhr-Uni Bochum, bestätigt: Es kommt ganz darauf an, wie man selbst die Ergebnisse fi ltert. Wer schon befürch-te, eine schlimme Krankheit zu haben, fi nde die entsprechende Diagnose auch

online - und verfalle dann möglicherweise in Panik. Er meint: „Das Internet ist ein Verstärker für Krankheitsängste.“ Dies werde oft als „Cyberchondrie“ bezeich-net. Damit ist eine Unterform der Hypo-chondrie, also der Angst vor Krankheiten, gemeint. Liefen krankheitsängstliche Menschen früher von Arzt zu Arzt, um sich durchchecken zu lassen, klicken sich heute viele von einem Onlineforum zum anderen, erklärt er.

Sandra sagt zwar von sich selbst, nicht hypochondrisch veranlagt zu sein. Als sie auf das Marfan-Syndrom stieß, war sie im Grunde sogar froh, eine Ursache für einige ihrer Beschwerden gefunden zu haben. Im ersten Moment war sie von der Diagnose aber doch schockiert. Denn wer von der seltenen Erbkrankheit betroffen ist, hat meist einen Herzklap-penfehler, der tödlich sein kann. „Da hatte ich dann echt Schiss vor.“ Also habe sie einen Termin bei einem Spezialisten vereinbart. Die Diagnose war für Sandra nur noch Formsache: „Ich hab wirklich gedacht, ich muss das haben.“ Es seien ein Bluttest, eine Herzklappenuntersu-chung und sogar ein Gentest gemacht worden – darauf habe sie bestanden. Das Ergebnis: Alle Tests seien negativ ausge-fallen, Sandra hat kein Marfan-Syndrom. Ihre Angst war unbegründet.

„Online-Recherche ist zeitgemäß“Haben die Kritiker also Recht mit dem Vorwurf, Dr. Google zeige nur Fehldiag-nosen an? Nicht unbedingt: Dr. Gudula Berger von der Patientenberatung der Ärztekammer und Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe ist über-zeugt: „Je mehr man weiß, desto besser kann man eben auch an einer Therapie mitwirken. Wichtig ist nur, die Grenze zu kennen und zu wissen: Wo informiere ich mich?“ Solange die Online-Recherche

nicht den Arztbesuch ersetzt, kann sie Berger zufolge sehr sinnvoll sein: „Das ist auch heute zeitgemäß, dass man sich über seinen Gesundheitszustand infor-miert. Man hat ja das Ziel, ein mündiger Patient zu sein.“ Sandra berichtet auch von positiven Erfahrungen. Vor einigen Monaten habe ihr Bruder begonnen, überdurchschnittlich viel Wasser zu trinken und drastisch abzunehmen. Beim Hausarzt habe er kurzfristig keinen Termin bekommen. Also habe Sandras Mutter im Internet recherchiert. Und sei sich bald sicher gewesen: Es kann sich nur um Diabetes handeln. Tatsächlich habe der 13-Jährige zu diesem Zeitpunkt an der Zuckerkrankheit gelitten, sei sogar im Krankenhaus behandelt worden.

Vorsicht bei Behandlungs-TippsDas bestärkte Sandra in ihrer Überzeu-gung, vor dem Arztbesuch erst einmal das Internet zu befragen. „Wenn es Kleinig-keiten sind, googel ich eher, weil ich den-ke, dafür zum Arzt zu gehen, lohnt sich eigentlich nicht.“ Aber sie sagt auch: „Ich merke schon, dass ich mich manchmal darauf verfestige, dass ich denke: ,Ok, ich hab das aber so gelesen, das muss so sein.‘“ Manchmal therapiere sie sich auch selbst mit Behandlungsmethoden, die sie im Internet fi ndet – solange sie diese für harmlos hält. Gegen den Ohrendruck, den sie seit circa zwei Jahren hat, sei sie zum Beispiel mit warmem Olivenöl und Nasenspülungen vorgegangen, bisher ohne Erfolg.

Bei Behandlungen ohne Rücksprache mit dem Arzt rät Patientenberaterin Berger zur Vorsicht: Selbst scheinbar harmlose Hausmittel wie Johanniskraut können die Wirksamkeit anderer Medikamente drastisch beeinfl ussen. Deshalb solle man immer mit einem Arzt sprechen, bevor man ein Symptom selbst behandle.

Ein Gesundheitsportal sollte und darf nie den Arztbesuch ersetzen. >>>>

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Auch Julia Zetz, Pressesprecherin von Netdoktor.de, betont: „Ein Gesundheits-portal sollte und darf nie den Arztbesuch ersetzen.“ Darauf weise man auch in jedem Artikel hin. Dennoch müsse man auf einer medizinischen Internetseite alle möglichen Ursachen aufl isten, auch wenn sie eher unwahrscheinlich seien und bei Nutzern möglicherweise Ängste schüren könnten.

Vertrauen in Ärztenicht verlierenSandra hat sich für ihren Ohrendruck mittlerweile eine neue Diagnose gestellt – mithilfe des Internets: „Jetzt bin ich gerade bei der Theorie, dass es irgendein Pilz ist.“ Solange sie nicht jedem Fo-rumsbeitrag vertraue, sei das Nutzen von Internetforen und Apps kein Problem, sagt Psychologe Margraf. „Wenn Sie das nutzen, um sich gründlich zu informieren und sich beruhigen zu lassen, dann ist das etwas Nützliches.“ Am wichtigsten sei es aber, grundsätzlich auf einen gesun-den Lebensstil zu achten und sich nicht zu intensiv mit jedem Wehwehchen zu beschäftigen – und das Vertrauen in die Ärzte nicht ganz zu verlieren. Sandra versucht, beidem skeptisch gegenüberzu-stehen.

Im Internet fi nde man sehr viele beunru-higende Diagnosen, Ärzte seien ihr aber oft zu positiv. Wegen ihres Ohrendrucks war sie zum Beispiel bei einem Arzt, der eine Allergie oder Stress als Ursache vermutete. Eine abschließende Diagnose stellte er aber nicht. Sandra sagt: „Da habe ich gedacht: ‚Okay, vielleicht kann ich mich selbst besser diagnostizieren.‘“ Lieber recherchiere sie auf eigene Faust weiter, als sich mit Unklarheit zufrieden zu geben. „Wenn es irgendwo da draußen eine Lösung gibt, dann beruhigt es mich automatisch.“

Nicht zu vergessen ist auch: Niemand weiß, wo all die Daten landen, die wir im Internet eingeben. Spätestens seit den Abhörskandalen, die in den vergangenen Monaten ans Licht kamen, sollte man sich das bewusst machen. Laut einer Ana-lyse, die Doktorand Tim Libert von der Annenberg School of Communications in Pennsylvania durchführte, werden im Internet hinterlassene Informationen zu Gesundheitsthemen zum Beispiel gezielt an Werbeanbieter und Datenvermittler weitergegeben. Und wer will schon von irgendeinem Algorithmus mit Krankhei-ten in Verbindung gebracht werden?

*Richtiger Name der Redaktion bekannt

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TEXT&FOTOTILL DÖRKEN

HIN UND WEGEr wird für das Fahren von schicken, schnellen Autos bezahlt und kann dabei noch seine Freunde auf der Straße anhupen. Tim Hörster arbeitet als Fahrer und kommt so in Kontakt mit Wagen, von

denen man als Student für gewöhnlich nur träumen kann.

Die nächste Möglichkeit links abbie-gen“, erklingt es aus dem Navi. „Sie

haben ihr Ziel erreicht.“ Ein langer Ar-beitstag von Tim Hörster neigt sich dem Ende zu. Der 27-Jährige studiert an der Ruhr-Uni Bochum Umwelttechnik und Ressourcenmanagement. Nebenbei arbeitet er als Fahrer. Über eine Ausschreibung des Hochschul-Sozialwerkes kam er an seinen Job bei Drivement. Das Kölner Unterneh-men bietet einen Hol-Bring-Service für Autos an. Tim wird zum Beispiel beauf-tragt, den Wagen eines Kunden in die Werkstatt zu fahren, wenn dieser selbst keine Zeit dazu hat. Je nach Wunsch des Kunden fährt er das Auto dann auch wieder zurück.

„Ich habe den chilligsten Job der Welt“, sagt Tim. „Wer gerne Auto fährt, für den ist das der perfekte Job. Mir wird mindestens eine halbstün-dige Anreise berechnet, danach bekomme ich vom Kunden den Wagen, fahre ihn irgendwo hin und werde dafür bezahlt.“ Die Bezahlung orientiert sich am Mindest-lohn: 8,50 Euro verdient er die Stunde. „Das passt aber schon“, sagt er.

„Während ich mit dem Bus oder Zug zur Abholung eines Wagens fahre, kann ich ja machen was ich will.“

Ab und zu fährt er auch leistungsstarke Autos: „Das schnellste, was ich bisher hatte, war ein BMW M5. Da hat man dann auch mal ein paar hundert PS.“ Aber schnelle Autos hätten nicht nur Vorteile, erzählt

er. „Man fährt dann natürlich gerne mal schneller, tritt auf ’ Gas. Auf der Autobahn ziehe

ich dann auch gerne mal 'was höher. Aber meistens

orientiere ich mich an der Richtgeschwindigkeit und

fahr so 130, 140. Ich werde ja schließlich nach Stunden bezahlt“, berichtet er

mit einem Lachen. Sei-ne Freunde darf er auf seinen Touren nicht mitneh-men. „Aber

ich hupe die dann mal an, wenn ich einen schicken Wagen erwischt hab’ und an ihnen vorbeifahre.“

Da er in Wuppertal wohnt und nach Bo-chum zur Uni pendelt, arbeitet er haupt-sächlich in seiner Heimatstadt, teilweise aber auch in Köln, dem Sitz der Firma. In seltenen Fällen führt ihn sein Nebenjob in entfernte Winkel der Republik und darüber hinaus: „Das Weiteste, was ich gemacht hab, war Kiel. Ich bin aber auch schon mal in die Niederlande gefahren“, erzählt Tim. Viel von den Städten und Ländern sieht er auf seinen Autofahrten aber nicht. Auf der Tour Wuppertal-Kiel-Wuppertal blieb keine Zeit, um sich die Stadt kurz anzugucken. Als er am Ziel angekommen war, wechselte er nur das Auto und musste sofort zurück.

Falls während der Fahrten Probleme auftreten oder die Zentrale etwas von ihm braucht, ist er via Freisprechanlage erreich-bar. Denn auch er steht in Hauptverkehrs-zeiten schon mal im Stau: „Beim Autofahren für den Job ist es wie im Privaten. Man hört Radio oder Musik. Etwas Besonderes, um den Stau zu überstehen, gibt es nicht.“

er als Fahrer. Über eine Ausschreibung des Hochschul-Sozialwerkes kam er an seinen Job bei Drivement. Das Kölner Unterneh-men bietet einen Hol-Bring-Service für Autos an. Tim wird zum Beispiel beauf-tragt, den Wagen eines Kunden in die Werkstatt zu fahren, wenn dieser selbst keine Zeit dazu hat. Je nach Wunsch des Kunden fährt er das Auto dann auch wieder zurück.

„Ich habe den chilligsten Job der Welt“, sagt Tim. „Wer gerne Auto fährt, für den ist das der perfekte Job. Mir wird mindestens eine halbstün-dige Anreise berechnet, danach bekomme ich vom Kunden den Wagen, fahre ihn irgendwo hin und werde dafür bezahlt.“ Die Bezahlung orientiert sich am Mindest-lohn: 8,50 Euro verdient er die Stunde. „Das passt aber schon“, sagt er.

mal ein paar hundert PS.“ Aber schnelle Autos hätten nicht nur Vorteile, erzählt

er. „Man fährt dann natürlich gerne mal schneller, tritt auf ’Gas. Auf der Autobahn ziehe

ich dann auch gerne mal 'was höher. Aber meistens

orientiere ich mich an der Richtgeschwindigkeit und

fahr so 130, 140. Ich werde ja schließlich nach Stunden bezahlt“, berichtet er

mit einem Lachen. Sei-ne Freunde darf er auf seinen Touren nicht mitneh-men. „Aber

aber auch in Köln, dem Sitz der Firma. In seltenen Fällen führt ihn sein Nebenjob in entfernte Winkel der Republik und darüber hinaus: „Das Weiteste, was ich gemacht hab, war Kiel. Ich bin aber auch schon mal in die Niederlande gefahren“, erzählt Tim. Viel von den Städten und Ländern sieht er auf seinen Autofahrten aber nicht. Auf der Tour Wuppertal-Kiel-Wuppertal blieb keine Zeit, um sich die Stadt kurz anzugucken. Als er am Ziel angekommen war, wechselte er nur das Auto und musste sofort zurück.

Falls während der Fahrten Probleme auftreten oder die Zentrale etwas von ihm braucht, ist er via Freisprechanlage erreich-bar. Denn auch er steht in Hauptverkehrs-zeiten schon mal im Stau: „Beim Autofahren für den Job ist es wie im Privaten. Man hört Radio oder Musik. Etwas Besonderes, um den Stau zu überstehen, gibt es nicht.“

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ngen

übe

r den

Hau

fen

gew

orfe

n. Je

tzt m

uss

ich

mir

tagt

äglic

h vo

n di

r anh

ören

: „Jo

urna

listin

ist d

och

kein

Ber

uf fü

rs L

eben

.“ Es

geh

ört w

ohl z

u de

inen

Auf

gabe

n, in

mir

Zwei

fel z

u sä

en. U

nd w

as s

oll i

ch s

agen

? D

u ha

st e

s ge

scha

� t!

Ich

frag

e m

ich,

ob

ich

wirk

lich

das

Rich

tige

stud

iere

. Wer

de ic

h m

it di

eser

Aus

bild

ung

spät

er ü

ber d

ie R

unde

n ko

mm

en? W

ird m

ir de

r Job

mei

n Le

ben

lang

Spa

ß m

ache

n? L

ass

uns

die

Din

ge e

inm

al ra

tiona

l bet

rach

ten

– da

s m

achs

t du

doch

so

gern

e.

SPA

SS O

DER

GEL

D?

Als

ers

tes

könn

en w

ir fe

stha

lten,

das

s ic

h ei

n Fa

ch s

tudi

ere,

für d

as ic

h m

ich

inte

ress

iere

. Ste

ll di

r vor

, ich

m

üsst

e m

ich

durc

h Ph

ysik

ode

r Che

mie

quä

len.

Mei

ne M

otiv

atio

n w

äre

im K

elle

r und

die

Erf

olgs

auss

icht

en

glei

ch n

ull.

Spaß

und

Gel

d m

ag m

an g

egen

eina

nder

aus

spie

len,

sie

sch

ließe

n si

ch a

ber n

icht

aus

. Wer

sag

t de

nn, d

ass

ich

mit

eine

m S

tudi

um, d

as m

ir Sp

aß m

acht

, spä

ter n

icht

übe

r die

Run

den

kom

men

wer

de?

Ist e

s ni

cht s

o, d

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man

ger

ade

dann

erf

olgr

eich

ist,

wen

n m

an s

ich

für s

eine

Arb

eit i

nter

essi

ert?

Auß

erde

m m

üs-

sen

Jour

nalis

ten

nich

t zw

inge

nd b

eim

Rad

io o

der b

ei d

er Z

eitu

ng la

nden

. Sch

au d

ir de

n ö�

ent

liche

n D

iens

t an

. Da

sitz

t der

Inge

nieu

r neb

en d

em G

erm

anis

ten

und

dem

Erz

iehu

ngsw

isse

nsch

aftle

r. Fü

r die

Bez

ahlu

ng

spie

lt ih

r Stu

dium

kei

ne R

olle

. Als

o, k

anns

t du

vora

ussa

gen,

wo

ich

einm

al a

rbei

ten

wer

de? W

enn

ja, l

eihs

t du

mir

dein

e G

lask

ugel

?

Auch

dei

nem

Vor

wur

f, ic

h hä

tte

vors

chne

ll un

d un

über

legt

geh

ande

lt, m

uss

ich

wid

ersp

rech

en. I

ch b

in d

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Mei

nung

, das

s ic

h ei

ne fu

ndie

rte

Stud

ienw

ahl g

etro

� en

habe

. Ich

hab

e m

ich

vorh

er g

enau

info

rmie

rt u

nd

wei

ß, w

elch

e In

halte

mic

h er

war

ten.

Und

du

wei

ßt, d

ass

ich

prak

tisch

e Er

fahr

unge

n sa

mm

le u

nd d

ass

ich

scho

n m

it Be

rufs

tätig

en u

nd S

tude

nten

aus

höh

eren

Sem

este

rn ü

ber d

as S

tudi

um u

nd d

ie P

ersp

ektiv

en g

e-sp

roch

en h

abe.

Als

o, w

as w

illst

du

meh

r?

DIE

MIS

CHU

NG

MA

CHT‘

SIc

h de

� nie

re m

ich

nich

t aus

schl

ießl

ich

über

mei

n St

udiu

m. A

uf d

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anze

„Dru

mhe

rum

“ kom

mt e

s au

ch a

n. D

azu

zähl

en z

um

Beis

piel

mei

n N

eben

fach

und

mei

ne S

prac

hken

ntni

sse.

Zug

egeb

en, a

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rtug

iesi

sch

mus

s ic

h no

ch a

rbei

ten.

Mit

Zusa

tzqu

ali-

� kat

ione

n ka

nn m

an s

ich

von

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ren

abhe

ben

und

in e

inem

Job,

der

dei

ner M

einu

ng n

ach

brot

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Kun

st is

t, be

sser

pos

itio-

nier

en. O

b ei

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ruf z

u m

ir pa

sst,

häng

t abe

r nic

ht n

ur v

on m

eine

n Fä

higk

eite

n ab

. Auc

h di

e Pe

rsön

lichk

eit m

uss

stim

men

. Ich

nnte

die

gro

ßart

igst

e In

geni

eurin

sei

n. W

enn

mei

n po

tent

ielle

r Arb

eitg

eber

und

ich

nich

t auf

ein

er W

elle

nlän

ge s

ind,

hilf

t mir

die

best

e Au

sbild

ung

nich

ts.

PILL

EN G

EGEN

ZW

EIFE

L?

Seie

n w

ir do

ch e

hrlic

h. Ir

gend

wie

brin

gst d

u ni

cht n

ur m

ich,

son

dern

vie

le S

tude

nten

zum

Zw

eife

ln. A

ber g

ehör

t die

se

Uns

iche

rhei

t nic

ht z

um S

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um d

azu?

Es

gibt

kei

ne P

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dag

egen

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htig

ist d

och

eher

der

Gru

nd, a

us d

em w

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eife

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st

es ta

tsäc

hlic

h da

s St

udiu

m o

der s

ind

es d

ie R

ahm

enbe

ding

unge

n? D

en U

mzu

g vo

n Zu

haus

e in

ein

e gr

oße

Stad

t pac

kt n

icht

je

der m

it lin

ks. W

er d

ann

kein

en A

nsch

luss

� nd

et, f

ühlt

sich

sch

nell

eins

am. D

ie U

nzuf

riede

nhei

t lie

gt a

lso

nich

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Stu

dien

fach

al

lein

, son

dern

an

ande

ren

Fakt

oren

, die

den

Stu

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allta

g be

ein�

uss

en.

Und

bitt

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ber V

erst

and,

kom

m d

och

mal

zur

ück

auf d

en B

oden

. Die

Stu

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ents

chei

dung

ist w

icht

ig, a

ber i

st s

ie w

irklic

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e W

icht

igst

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mei

nem

Leb

en?

Imm

erhi

n ka

nn ic

h si

e rü

ckgä

ngig

mac

hen

und

mic

h um

orie

ntie

ren.

Ein

en S

chlu

ssst

rich

zu

zieh

en is

t auc

h ke

ine

Scha

nde.

Den

n w

o so

llten

sic

h ju

nge

Men

sche

n so

nst a

uspr

obie

ren,

wen

n ni

cht i

m S

tudi

um?

Sich

er is

t di

e ei

ne o

der a

nder

e Vo

rlesu

ng n

icht

so

span

nend

. Abe

r sol

ange

die

Bila

nz s

timm

t, gi

bt e

s ke

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Gru

nd, d

as S

tudi

um a

bzub

re-

chen

. Ich

bin

noc

h in

der

Orie

ntie

rung

spha

se, m

uss

die

Vera

ntw

ortu

ng fü

r mei

ne E

ntsc

heid

ung

über

nehm

en. U

nd ic

h m

uss

mit

den

Folg

en le

ben.

Kla

r möc

hte

ich

spät

er g

ut ü

ber d

ie R

unde

n ko

mm

en. A

ber m

ir is

t es

wic

htig

, etw

as z

u m

ache

n, a

n de

m ic

h Sp

aß h

abe.

Den

n fü

r mic

h gi

bt e

s im

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ent k

eine

sch

limm

ere

Vors

tellu

ng a

ls je

den

Mor

gen

mit

dem

Ged

anke

n „W

ie s

cha�

e

ich

das

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reita

g?“ i

ns B

üro

zu g

ehen

. O

b m

eine

Ent

sche

idun

g ric

htig

war

, kan

n ic

h di

r nic

ht s

agen

. Vie

lleic

ht w

erde

ich

sche

itern

. Abe

r auc

h da

s is

t erla

ubt.

Als

o, w

ie w

äre

es, w

enn

du m

ir ei

nfac

h ve

rtra

ust?

Den

n ei

gent

lich

sind

wir

doch

ein

Team

, ode

r?

WIE

VIE

L V

ERN

UN

FT IS

T V

ERN

ÜN

FTIG

?E

in S

tudi

um w

ähle

n, d

as S

paß

mac

ht. D

ie le

ise

Stim

me

im K

opf:

„Und

dei

ne Z

ukun

ft?“

Anfa

ngen

zu

zwei

feln

. Ein

en V

ersu

ch w

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, um

aus

dem

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iesp

alt z

wis

chen

Kop

f und

B

auch

her

ausz

ukom

men

. Ein

Bri

ef a

n de

n Ve

rsta

nd.

TEXT

SVEN

JA K

LOOS

Page 31: pflichtlektuere_04_2015

Ich

wei

ß, d

u ha

st m

ich

gew

arnt

. „St

udie

r‘ et

was

Ver

nünf

tiges

“, ha

st d

u vo

r ein

em Ja

hr z

u m

ir ge

sagt

, als

ic

h m

ein

Stud

ienf

ach

wäh

len

mus

ste.

Bis

t fas

t dur

ch d

ie D

ecke

geg

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n, a

ls ic

h m

ich

für J

ourn

alis

tik u

nd

gege

n Ju

ra o

der M

ediz

in e

ntsc

hied

en h

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Kun

st, a

ngew

andt

e Ku

lturw

isse

nsch

afte

n, D

euts

ch u

nd E

nglis

ch

auf L

ehra

mt h

ast d

u au

ch ri

goro

s ab

gele

hnt.

„Kom

mt n

icht

in d

ie T

üte“

, war

en d

eine

Wor

te. „

Stud

ier‘

gefä

l-lig

st e

twas

, mit

dem

du

spät

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inen

Job

beko

mm

st u

nd v

iel G

eld

verd

iens

t.“ U

nd w

as h

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ich

gem

acht

? M

it de

n Sc

hulte

rn g

ezuc

kt u

nd d

eine

Anw

eisu

ngen

übe

r den

Hau

fen

gew

orfe

n. Je

tzt m

uss

ich

mir

tagt

äglic

h vo

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ören

: „Jo

urna

listin

ist d

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Ber

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rs L

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geh

ört w

ohl z

u de

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Auf

gabe

n, in

mir

Zwei

fel z

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en. U

nd w

as s

oll i

ch s

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? D

u ha

st e

s ge

scha

� t!

Ich

frag

e m

ich,

ob

ich

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lich

das

Rich

tige

stud

iere

. Wer

de ic

h m

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bild

ung

spät

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ber d

ie R

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n ko

mm

en? W

ird m

ir de

r Job

mei

n Le

ben

lang

Spa

ß m

ache

n? L

ass

uns

die

Din

ge e

inm

al ra

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l bet

rach

ten

– da

s m

achs

t du

doch

so

gern

e.

SPA

SS O

DER

GEL

D?

Als

ers

tes

könn

en w

ir fe

stha

lten,

das

s ic

h ei

n Fa

ch s

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ere,

für d

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h m

ich

inte

ress

iere

. Ste

ll di

r vor

, ich

m

üsst

e m

ich

durc

h Ph

ysik

ode

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mie

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len.

Mei

ne M

otiv

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n w

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im K

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Erf

olgs

auss

icht

en

glei

ch n

ull.

Spaß

und

Gel

d m

ag m

an g

egen

eina

nder

aus

spie

len,

sie

sch

ließe

n si

ch a

ber n

icht

aus

. Wer

sag

t de

nn, d

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ich

mit

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tudi

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ger

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olgr

eich

ist,

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n m

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eine

Arb

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nter

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ert?

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m m

üs-

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nd b

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Rad

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r neb

en d

em G

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ten

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ngsw

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nsch

aftle

r. Fü

r die

Bez

ahlu

ng

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vora

ussa

gen,

wo

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einm

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ja, l

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ugel

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h hä

tte

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chne

ll un

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rech

en. I

ch b

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vorh

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enau

info

rmie

rt u

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ß, w

elch

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mic

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ten.

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wei

ßt, d

ass

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prak

tisch

e Er

fahr

unge

n sa

mm

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nd d

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scho

n m

it Be

rufs

tätig

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tude

nten

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höh

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roch

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as w

illst

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udiu

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mhe

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ch a

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Beis

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n N

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sse.

Zug

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en, a

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rtug

iesi

sch

mus

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h no

ch a

rbei

ten.

Mit

Zusa

tzqu

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ione

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abhe

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einu

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brot

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t, be

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hilf

t mir

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e Au

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nich

ts.

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EN G

EGEN

ZW

EIFE

L?

Seie

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ch e

hrlic

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gend

wie

brin

gst d

u ni

cht n

ur m

ich,

son

dern

vie

le S

tude

nten

zum

Zw

eife

ln. A

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rhei

t nic

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tudi

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azu?

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us d

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ir zw

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luss

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ühlt

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nzuf

riede

nhei

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lso

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t am

Stu

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fach

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lein

, son

dern

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Fakt

oren

, die

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ein�

uss

en.

Und

bitt

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erst

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kom

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och

mal

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ück

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. Die

Stu

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chei

dung

ist w

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ie w

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icht

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mei

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n ka

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zu

zieh

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Scha

nde.

Den

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llten

sic

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Men

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n so

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uspr

obie

ren,

wen

n ni

cht i

m S

tudi

um?

Sich

er is

t di

e ei

ne o

der a

nder

e Vo

rlesu

ng n

icht

so

span

nend

. Abe

r sol

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Bila

nz s

timm

t, gi

bt e

s ke

inen

Gru

nd, d

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um a

bzub

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chen

. Ich

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noc

h in

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Orie

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uss

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Vera

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ng fü

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heid

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Folg

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Kla

r möc

hte

ich

spät

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ber d

ie R

unde

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mm

en. A

ber m

ir is

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wic

htig

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as z

u m

ache

n, a

n de

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h Sp

aß h

abe.

Den

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r mic

h gi

bt e

s im

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ent k

eine

sch

limm

ere

Vors

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ng a

ls je

den

Mor

gen

mit

dem

Ged

anke

n „W

ie s

cha�

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ich

das

nur b

is F

reita

g?“ i

ns B

üro

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ehen

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b m

eine

Ent

sche

idun

g ric

htig

war

, kan

n ic

h di

r nic

ht s

agen

. Vie

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Page 32: pflichtlektuere_04_2015

32leben

Der Reviermarkierer

Der Reviermarkierer ist ein besonders familiärer Mitbewohner-Typ. Er

liebt es sich häuslich einzurichten. Und zwar überall!

Während der normale Mitbewohner damit vorliebnimmt, seinen eigenen vier Wänden eine persönliche Note zu verlei-hen, hört die Definition von „eigene vier Wände“ beim Reviermarkierer nicht bei der Zimmertür auf. In der Regel beginnt der Prozess damit, dass der Haustür-schlüssel auf dem Küchentisch liegt oder die Jacke auf dem Stuhl. Lappalien, so scheint es. Doch in Wirklichkeit sind es die Vorboten des Reviermarkierers, die das Milieu „Gemeinschaftsraum“ von innen heraus erobern wollen. Bald beschlagnahmt dieser Mitbewohner-Typ alle Lebensräume. In der Küche wird etwa das Gewürzregal umsortiert, Töpfe und Pfannen werden umgeräumt und der Kühlschrank wird neu geordnet. Irgend-wann ist man nicht mehr Herr der Lage und verzweifelt an der Suche nach dem Schneebesen.

Bevor man Stunden damit verbringt alle Utensilien im neu gestalteten Küchen-umfeld zu finden, ist man gezwungen auf die Hilfe des Reviermarkierers zurückzu-greifen. Die Falle schnappt zu. Genau das wollte der Reviermarkierer erreichen. Es muss wohl ein Helfersyndrom zu Grunde liegen. Anders ist es nicht zu erklären, dass er derart in den Allgemeinbereich

eingreift, dass sich niemand mehr ohne seine Hilfe zurecht findet.

Wer das vermeiden will, sollte möglichst früh zum Gegenschlag ausholen, am besten zunächst auf spielerische Art. Es empfiehlt sich, seine Geldbörse an ungewohnte Orte auszulagern. Im Op-timalfall ist der Reviermarkierer irgend-wann von der Suche so genervt, dass er sich angewöhnt, sein Privateigentum im Zimmer zu deponieren. Wenn das nicht nützt, müssen härtere Maßnahmen her. Dann heißt es: zurückmarkieren! Wer selbst kreativ wird, was die Anordnung

der Küchenausrüstung betrifft, kann den Gemeinschaftsraum zurückerobern. Nun ist der Reviermarkierer selbst zu sehr auf Hilfe angewiesen, als dass er sich mit der Erschließung neuer Lebensräume beschäftigen könnte.

Doch in all dem Chaos sollte man nicht übersehen, warum man den Reviermar-kierer trotz allem gerne um sich hat: Erst mit seinem Dekorationssinn wird aus dem lieblos zusammengewürfelten Mobi-liar ein echtes Zuhause.

Essensreste in der Küche oder Notizzettel an der Badezimmertür: In einer Wohngemeinschaft bekommt man eine Lektion in merkwürdigen Angewohnheiten. Autorin Melissa Pfeiffer hat

das Mysterium „Mitbewohner“ entschlüsselt und bietet Erste Hilfe für den WG-Alltag.

TEXT&FOTOSMELISSA PFEIFFER

WG-typen-mädchenund

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33leben

Der Höfl ichkeitsüberlasser

Der Höfl ichkeitsüberlasser zählt zu den am meisten missverstandenen Mitbewoh-ner-Typen. Denn wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hier um einen besonders zuvorkommenden Wohnungs-genossen. Auch bei Hektik und Stress legt er Wert auf die kleinen Gesten im WG-Alltag. Und diese Gesten sind im wahrsten Sinne des Wortes: klein. Die drei Nudeln, die im Topf liegen gelassen werden, haben einen Symbolcharakter: „Ich habe an dich gedacht.“ Die bloße Angst, man könne denken, der Höfl ichkeitsüberlasser habe jemandem etwas weggegessen, verstößt gegen sein Verständnis von Miteinander. Deswegen neigt er dazu, aus der letzten Portion die Vorletzte zu machen. Von einer direkten Konfrontation mit dem

Problem ist abzuraten. In keinem Fall sollte man sich auf einen Kampf einlassen und selbst den Höfl ichkeitsüberlasser mimen. Man kann nur den Kürzeren ziehen. Erstens ist dieser WG-Typ schon seit Jahren in seinem Verhalten geschult. Er besitzt also eine Intuition, Wein-trauben so zu essen, dass nur noch eine übrig bleibt. In schlimmster Konsequenz könnte dieser Wettbewerb in einem Minimalismus gipfeln, der zu einer Man-gelernährung führt. Zweitens wird der Höfl ichkeitsüberlasser dieses Verhalten als das interpretieren, was ihn selbst zu die-sem Verhalten motiviert: als Höfl ichkeit. Die Chancen, den Höfl ichkeitsüberlasser zu belehren, tendieren also gen Null.

Um im WG-Alltag mit dem Höfl ichkeits-überlasser besser klar zu kommen, bleibt nur, das Kauf- und Kochverhalten auf die Neurosen dieses Mitbewohners einzustel-

len. Bei Brotaufstrichen aller Art kann es zum Erfolg führen, wenn man von allem Reserven hat. Der Höfl ichkeitsüberlasser kann nun nach Herzenslust schlemmen, ganz ohne die ständige Sorge, etwas wegzuessen.

Ansonsten bleibt einem nur, sich ein bisschen von dem Optimismus des Höf-lichkeitsüberlassers inspirieren zu lassen. Denn mit ein bisschen Zuversicht ist der letzte Tropfen aus der Ketchup-Flasche genau so viel, wie man gebraucht hat.

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34leben

Der Prozessoptimierer

Der Prozessoptimierer ist ein außerge-wöhnlich hilfsbereiter Mitbewohner-Typ. Er hat ein Faible für Energiesparlampen und kennt von jedem Lebensmittel die Nährwerttabelle auswendig. Dabei hat der Prozessoptimierer ein Feindbild: verschwendete Ressourcen.

Zunächst hält sich dieser Weltverbesse-rer im Hintergrund auf und analysiert das Handeln seiner Mitbewohner. Nach einer gründlichen Anamnese, sei es beim Kochen oder Putzen, geht der Prozessop-timierer in die Offensive. Mit Hilfe von Post-Its kennzeichnet er alle Missstände in der WG und gibt Hinweise, welche Vorgehensweise angebracht ist. Ignoriert man den Verhaltenskodex des Prozessop-timierers, ist das für ihn ein Anzeichen,

dass du seine Botschaft nicht verstan-den hast. Gerne erklärt er dir nochmal persönlich, wie du dank einer ausgefeil-ten Schneidetechnik mehr aus deinem Butterbrot machen kannst. Falls man in eine WG gezogen ist, um ein autonomes Leben fernab von elterlichen Ratschlägen zu führen, kann der Prozessoptimierer zu einer Geduldsprobe werden. Es gibt aber eine Möglichkeit, wie man von den Life Hacks des Prozessoptimierers verschont bleibt: dumm stellen.

Wenn man beim nächsten Mal Abwa-schen seinen Blick im Nacken spürt, ge-lassen bleiben. Man sollte warten, bis der Prozessoptimierer damit beginnt, über die perfekte Wassertemperatur zu referieren. Die Aufgabe ist, zunächst zustimmend zu nicken, um Interesse zu simulieren. Ist der Vortrag beendet, ist der Moment

gekommen. Ungeschickt probiert man seinen Anweisungen Folge zu leisten und macht dabei so viel falsch wie möglich. Nachdem man unter Beweis gestellt hat, dass einem nicht mehr zu helfen ist, wird dieser Mitbewohner-Typ den Abwasch einfach selbst erledigen. Schließlich ist „Zeit“ für ihn eine wertvolle Ressour-ce, die es vor hoffnungslosen Fällen zu schützen gilt.

Wer kein Interesse hat, den Fähigkeits-Limbo zu tanzen, um den Prozessop-timierer abzuschütteln, probiert es mit Empathie. Denn in uns allen steckt ein kleiner Perfektionist, der gerne in richtig oder falsch kategorisiert. So kann der Prozessoptimierer uns wenigstens eines lehren: Toleranz.

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35leben

Das Phantom

Das Phantom gehört zu den angeneh-meren Mitbewohner-Typen. Es fällt nur dadurch auf, dass es nicht auffällt. Wohnungstüren fallen leise ins Schloss, das Bad ist überraschenderweise besetzt.

Man muss schon genau hinsehen, um etwas vom Phantom im WG-Alltag mit-zubekommen. Denn das Phantom rich-tet sein Leben so aus, dass es möglichst wenig Berührungspunkte mit anderen hat. Das wird dann zum Problem, wenn man in einer WG lebt, um Kontakt zu

anderen Menschen zu haben. Das mag zunächst nur wie ein kleiner Missstand erscheinen. Trotzdem bleiben die Zweifel an den eigenen sozialen Kompetenzen. Hat man etwas Falsches gesagt? Ist man vielleicht nicht genug auf das Phantom zugegangen?

Das Phantom fehlt aber nicht nur als vierter Mitspieler bei einer Runde „Mensch ärgere dich nicht“, sondern auch bei allem, was sonst noch zum Wohnen in einer Gemeinschaft dazuge-hört. Dieser Mitbewohner-Typ scheint sich selbst mit dem Status „nicht existent“

zu identifizieren. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass er weder für die Haare im Abflusssieb noch für den weggeges-senen Erdbeerjoghurt Verantwortung übernimmt.

Wer sich nicht damit abfinden kann, nur mit einer Erscheinung von Mitbewohner zusammen zu wohnen, muss nicht unbe-dingt zum Geisterbeschwörer werden. Da das Phantom ein scheues Wesen ist, sollte man von einer direkten Konfrontation absehen. Ein gut gemeintes „Hallo“ kann dieses Naturell derart erschrecken, dass es das nächste Mal lieber durch das Fenster klettert. Man sollte lieber probieren, es mit Futter zu ködern. Falls es gelingt, das Phantom mit Essensgeruch in die Gemeinschaftsräume zu locken: Ruhe bewahren! Wenn sich das Phantom erst an der Futterstelle niedergelassen hat, ist der richtige Moment gekommen, um die mangelnde Beteiligung am Putzplan anzusprechen. Im besten Fall verbindet die Erscheinung von Mitbewohner den positiven Reiz „Essen“ mit dem eher negativ behafteten Akt der Interaktion.

Und sollten trotz Bemühungen alle Sozialisationsversuche scheitern: nicht verzagen! Auch wenn das Phantom vielleicht niemals Anteil haben wird an der Gemeinschaft, einen entscheidenden Anteil übernimmt es doch – und zwar an der Miete.

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Endlich die erste eigene Wohnung! Nur für eine neue Einrichtung reicht das Geld oft nicht. Da müssen die Kinderzimmermöbel wohl mit umziehen. Gebrauchsspuren? Unübersehbar!

Unser Redaktionsopa Werner zeigt, wie ihr eine alte Kommode aufmöbeln könnt.

OPAS HANDWERKSTIPPS

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1 Erster Schli� „Da die Kommode aus Massivholz ist, bietet es sich an, sie abzuschleifen. Flecken gehen dadurch in der Regel gut weg. Zunächst verwende ich grobes Schmirgelpapier, anschließend gehe ich mit feinerem drüber. Wichtig ist, in Maserungsrichtung zu schleifen, um keine Riefen ins Holz zu reiben. Man kann von der Oberfl äche ruhig eini-ges wegnehmen, bei Massivholz macht das nichts. Tiefe Macken würde ich mit einer Schleifmaschine bearbeiten oder mit Spachtelmasse ausbessern.“

Do it yourself: Möbel restau-

rieren

36leben

2 Fester Stand„Die Kommode ist in sich sehr wackelig, also muss sie geleimt werden. Dazu den Leim in die Ritzen füllen und darauf achten, dass er nicht zu dick herausquillt. Wer keine Schraubzwinge zur Hand hat, um die Teile anschließend aneinanderzupres-sen, kann einen Spanngurt für Lasten verwenden. Nach etwa 20 Minuten ist der Leim getrocknet.“

3 Perfekte Einstellung„Im Laufe der Zeit verziehen sich die Türen. Mit einem Schraubenzieher kann man sie an den Schar-nieren wieder richtig einstellen. Das erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl. Je nachdem, in welche Richtung man die Schraube dreht, kippt die Tür nach oben oder nach unten. “

4 Neuer Glanz„Wenn die Kommode eine andere Farbe bekommen soll, kann man sie lasieren oder lackieren. Nach der Lasur ist die Maserung noch erkennbar, nach der Lackie-rung sieht man sie nicht mehr. Vorher muss jedoch eine Grundierung aus dem Baumarkt aufgetragen werden, damit der Anstrich besser haftet.Unsere Kommode soll ihre Farbe behalten, deshalb wachse ich sie. Dafür putze ich sie als erstes mit einem trockenen Lappen ab, um die restlichen Späne vom Schleifen zu entfernen. Das Möbelwachs wird anschließend in kreisen-den Bewegungen aufgetragen. Am besten lässt man es über Nacht einwirken und poliert die Kommode zum Schluss noch mit einem Wolllappen. Danach glänzt sie nicht nur, sondern ist auch wasser-

abweisend. Als Alternative zum Wachs eignet sich mit Terpentin ge-mischtes Leinöl im Verhältnis 1:3.“

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oder lackieren. Nach der Lasur ist die Maserung noch erkennbar, nach der Lackie-rung sieht man sie nicht mehr. Vorher muss jedoch eine Grundierung aus dem

Unsere Kommode soll ihre Farbe behalten, deshalb wachse ich sie. Dafür putze ich sie als erstes mit einem trockenen Lappen ab, um die restlichen Späne vom Schleifen zu entfernen. Das Möbelwachs wird anschließend in kreisen-

Unser Redaktionsopa Werner lebt mit seiner Frau Liesel in Witten-Stockum. In ihrem Wohnzimmer

steht ein kleines Tischchen, das die beiden selbst restauriert

haben. Als nächstes werden die Hobby-Handwerker die Macken

an ihrem alten Küchenschrank ausbessern und ihm einen neuen

Anstrich verpassen. Nur antike Möbel lassen sie lieber von den

Profi s in Stand setzen.

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Ihr wollt Kultur, Action und Abenteuer? Wir gehen mit dem NRW-Ticket bis ans Limit und nehmen euch mit auf eine Reise durch das Ruhrgebiet und darüber hinaus.

Diesmal: das Voodoo-Museum in Essen.

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Wo? „Soul Of Africa“, Rüttenscheider Straße 26, EssenWann? donnerstags 14-18 Uhr, freitags 18-22 Uhr, samstags und sonntags 14-18 UhrAnfahrt? RE1/RE6/RE11 bis Essen Hauptbahnhof, mit U-Bahn/Straßen-bahn zur Station „Essen Rüttenscheider Stern“, von dort sechs Minuten FußwegWie teuer? Sechs EuroWeitere Infos: soul-of-africa.com

Wo? Wann? Wie teuer?

Seit Jahrzehnten sammelt Henning Christoph Skulpturen und Geschich-

ten rund um Voodoo. Der 71-Jährige will mit seinem Museum Soul Of Africa diese Religion bekannter machen: „Den meis-ten ist Voodoo total fremd. Viele sind überrascht von dem, was sie hier sehen, weil sie mit weit verbreiteten Vorurtei-len zu mir kommen.“ Wer von Nadeln durchbohrte Puppen sucht, wird eines Besseren belehrt: „Das hat sich Hollywood ausgedacht.“ Stattdessen können Besucher hier im Museum Gott-heiten und Bräuche des Voodoo kennen-lernen. Auch die Einfl üsse der Sklaverei früher und christlicher Missionare heute sind Thema des Museums.

Voodoo hat seinen Ursprung in West-afrika rund um den Staat Benin. In ihr spielen Trance und Opfergaben für verschiedene Gottheiten, aber auch der Glaube an Wiedergeburt eine große Rolle. In der Kolonialzeit im 19. Jahr-hundert wurden viele ihrer Anhänger als Sklaven verschleppt und brachten Voodoo mit nach Haiti, Brasilien und in die USA. Da sich die Religion überall anders entwickelte und mit anderen Re-ligionen und Kulturen vermischte, sind

die Unterschiede zwischen den Praktiken heute groß. Christoph konzentriert sich in seinem Museum auf den ursprüngli-chen Voodoo aus Benin.

Seine Faszination für Afrika begann schon in der Kindheit. Deshalb hat Christoph Ethnologie studiert und sich den Großteil seines Lebens mit Voodoo beschäftigt. Er selbst praktiziert diesen Glauben nicht, ist aber „akzeptierender und respektierender Beobachter“, wie er sagt. Viele Jahre hat Christoph als Fotojournalist in Westafrika gearbeitet. Einige seiner Bilder sind Teil der Aus-stellung. „Mit einem Artikel erreiche ich viele Menschen, aber nach einmal Lesen vergessen sie alles wieder. Die Eindrücke aus meinem Museum vergisst man nie. Hier kann man Voodoo sehen, fühlen, riechen.“

Noch besteht das Museum aus drei Räumen im Erdgeschoss von Christophs Privathaus. Doch in wenigen Monaten steht ein Umzug in ein großes Gebäude an, in dem er auch die Stücke ausstellen kann, die er zurzeit noch lagern muss. Das jetzige Museum ist bis zum Rand gefüllt mit Skulpturen, Bildern, Opferga-

ben und Fundstücken. „Meine Wohnung sieht genauso aus“, sagt Christoph schmunzelnd.

Das Soul Of Africa hat monatlich 200 bis 400 Besucher. Die meisten sind Deutsche oder Afrikaner, die hier leben. Bisweilen sind Voodoo-Anhänger darunter, die dort Opfer niederlegen, und Afrikaner, die in Deutschland großgeworden sind und nun „ihre“ Kultur besser kennenlernen wollen. Sogar eine Schamanin des BVB war vor einigen Jahren dort. In Beglei-tung von vier Hooligans kniete sie am Altar einer Göttin nieder und opferte ihr einen BVB-Schal. Gewonnen hat der BVB damals nicht, aber der Schal liegt bis heute unter den Opfergaben zwischen Fanta-Flaschen, Handcreme und Zigaret-ten. Opfergaben für Fußballvereine sind häufi g, genauso wie die Verfl uchung der gegnerischen Mannschaft. Eine Figur mit einem Schloss am Bein soll dafür sorgen, dass der Gegner sich schlechter bewegen kann. Damit die Verbindung zu den Göttern schnell funktioniert, klebt an der Figur ein Funkgerät. Ein Sinnbild dafür, dass Voodoo entgegen der Erwartung vie-ler eine recht moderne Religion ist, die, wie Christoph sagt, mit der Zeit geht.

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Eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön.“ Ursprüng-

lich wurde mit diesem Volkslied die Schönheit einer Seefahrt besungen. Wer auch immer den Text auf das Busfahren umgeschrieben hat, könnte Gast der Tour durch Dortmund gewesen sein. Denn wenn man erst mal Platz genommen hat im roten Doppeldecker, fühlt man sich ein wenig an alte Klassenfahrten erinnert.

Die Bustour führt durch die Besonder-heiten einer Stadt, die den meisten nur durch Fußball und Bier bekannt ist. Bevor die Reise losgeht, hat der Reisende die Möglichkeit, zwischen zwei Optionen zu entscheiden: Entweder er genießt die Fahrt am Stück und ist nach circa 100 Minuten wieder am Ausgangspunkt oder er wählt das „HopOn HopOff“-Ticket. Bei dieser zweiten Variante hat man die Chance, an jeder der zwölf Stationen auszusteigen und die Stadt zu Fuß weiter zu erkunden. Im Zweistundentakt kann man mit dem „HopOn HopOff“-Ticket wieder einsteigen und die Tour fortsetzen. Während der Fahrt kann der Gast sich per Audiosystem und Kopfhörer über Fakten und Anekdoten der Stadt Dort-mund informieren – und das in zehn verschiedenen Sprachen.

TEXT&FoTosMelissa Pfeiffer

HingescHautWer Dortmund einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchte, kann das bei einer

touristischen Bustour tun. Die Aussicht aus dem Doppeldecker bietet einen Blick auf Sehens-würdigkeiten einer Stadt, die eher nicht für Schönheit bekannt ist.

Bei gutem Wetter wird der Doppeldecker zum Cabrio: Bei offenem Dach und im Sonnenschein lohnt sich der Blick auf die Stadt besonders. Manfred Pass meint, dass das auch für eingesessene Dort-munder interessant ist. Er ist einer der Busfahrer und fährt die Route schon seit Jahren. „Trotzdem wird die Fahrt nicht langweilig“, sagt der 66-Jährige. Vor allem der Wandel der Stadt rund um Phönix-West sei interessant. Außer-dem sei die Tour auch für die lohnend,

die Freunden von außerhalb die Stadt zeigen wollen. Sein Geheimtipp für den Sommer: der Rombergpark, der zu dieser Jahreszeit mit seiner Blütenpracht beeindruckt.

Egal ob man mit dem „HopOn HopOff“-Ticket oder ohne Ausstieg die Fahrt erlebt – wenn man wieder am Hauptbahnhof angekommen ist, hat man das Gefühl, Dortmund besser zu kennen.

Was? Eine Bustour durch DortmundWo? Startet am Hauptbahnhof Wann? Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag (10.20 bis 14.20 Uhr im Zwei-stundentakt), samstags zusätzlich um 16.20 UhrWie teuer? 13 Euro ohne Ausstieg, 15 Euro „HopOn HopOff“-TicketWeitere Infos: cityfahrten.de

Was? Wo? Wann? Wie teuer?

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Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund

Projektleiter Dr. phil. Marco Dohle (ViSdP)

Redaktionsleiterin Sigrun Rottmann

Redaktion Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund

Tel.: 0231/755-7473, [email protected]

Chefin vom DienstJulia Knübel

Redaktionsassistent Christian Kleber

Textchef

Victor Fritzen

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Layout & Grafik Mareike Fangmann, Ramesh Kiani, Anneke Niehues, Martin Schmitz,

Stella Venohr, Philipp Ziser

Redakteure und Reporter Lukas Arndt, Julian Beyer, Richard Brandt, Till Dörken, Jana Fischer, Lucas Gunkel, Rebecca Hameister, Svenja Kloos, Julia Körner, Lara

Mertens, Melissa Pfeiffer, Sophie Schädel, Silas Schefers, Marlon Schulte, Helene Seidenstücker, Carolin West, Henrik Wittenborn,

Martina Zagorski, Michael Zdzuj

Das Grafikteam dankt ... ... Babsi und Kev Pow für‘s Blankziehen; den externen Beratern für ihre immer freundliche Kritik und die netten Kommentare; Fotografin Alisa Kettner und Bloggerin Vicky Wanka für das coole Festival-Cover-Bild; den „Fancys“ für ihre Spontaneität; dem Mac, der einfach mal so den Geist aufgegeben hat; der Lagerfeuer-Playlist und dem Sommer, der

schön brav darauf gewartet hat, dass wir erst unsere Arbeit beenden und ihn dann genießen können.

Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH

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