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Denn die DooDad Fashion ist nichts anderes als eine Kopie der Gibson Moderne, also der Gi- tarre, von der keiner weiß, ob es sie damals überhaupt jemals ge- geben hat. Damals – das war 1957 – als unter der Federführung Ted McCartys, dem Geschäftsführer von Gibson, mit der Modernistic Se- ries die radikalsten Gibson-Designs ever entwickelt wurden – die Flying V, die Futura (aus der sich die Explo- rer entwickelte) und die Moderne. Mit diesen Instrumenten wollte McCarty das im Gegensatz zum fri- schen Auftritt des kalifornischen Ri- valen Fender eher traditionsbelas- tete, schon leicht muffig riechende Image Gibsons aufpeppen. Wir wis- sen heute, dass dieses Ziel damals nicht erreicht wurde, und dass zu- mindest Flying V und Explorer erst viel später zu Ruhm und Ehren kamen. Die Moderne er- schien sporadisch als Reissue- Version, erstmals 1982, auch unter der Günstig-Flagge Epiphone. Als erste standen jedoch die Japaner auf der Matte – schon 1975 befand sich eine Moderne-Kopie im Ibanez Katalog, allerdings mit gewöhnlicher Les-Paul-Kopfplatte. Wer heute eine Mo- derne kaufen will, kann wieder eine Gibson kaufen (ca. 1200) – oder eben eine Doo- Dad Fashion für weniger als die Hälfte. konstruktion Die DooDad Version ist, was das Design an- geht, bis auf die Kopfplatte identisch mit dem Gibson-Vorbild. Dass die eigentümlich gestylte Original-Kopfplatte sich verab- schiedete, ist gar nicht schlimm, denn mit ihrer ausladenden Form wurden nicht weni- ger als vier Umlenkrollen benötigt, um die Saiten zu den Mechaniken führen zu kön- nen. Auch Gibson verwendet heute die Form, mit der die DooDad Fashion aufwar- tet. Wie beim Original hat Harald Wind, der Holländer, bei seinem koreanischen Werk Korina/Limba als Material für Body und Hals in Auftrag gegeben. Der Korpus, der teils an die Flying V, teils an eine Haifischflosse er- innert, besteht aus zwei mittig zusammen- geleimten Teilen. Und bei dem einteiligen, eingeleimten Hals sind Halsfuß und Kopf- platte angesetzt. Da spart man Verschnitt, was sich im Endpreis positiv niederschlägt. Im Palisandergriffbrett sitzen 22 flachere Jumbo-Bünde, die sauber abgerichtet sind, aber noch keine schöne Polierung erfahren 101 03.14 gitarre & bass 100 DooDad Fashion DooDad, die genauso mutige wie etwas verrückte Firma aus den Niederlanden, schreckt auch nicht davor zurück, das geheimnisvollste Modell der E-Gitarrengeschichte zum Leben zu erwecken. Phantom der Rock-Oper TEXT HEINZ REBELLIUS | FOTOS DIETER STORK

Phantom der Rock-Oper - DooDad! - Guitars

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Denn die DooDad Fashion istnichts anderes als eine Kopie derGibson Moderne, also der Gi-tarre, von der keiner weiß, ob essie damals überhaupt jemals ge-geben hat. Damals – das war 1957– als unter der Federführung TedMcCartys, dem Geschäftsführervon Gibson, mit der Modernistic Se-ries die radikalsten Gibson-Designsever entwickelt wurden – die FlyingV, die Futura (aus der sich die Explo-rer entwickelte) und die Moderne.Mit diesen Instrumenten wollteMcCarty das im Gegensatz zum fri-schen Auftritt des kalifornischen Ri-valen Fender eher traditionsbelas-tete, schon leicht muffig riechendeImage Gibsons aufpeppen. Wir wis-sen heute, dass dieses Ziel damalsnicht erreicht wurde, und dass zu-mindest Flying V und Explorererst viel später zu Ruhm undEhren kamen. Die Moderne er-schien sporadisch als Reissue-Version, erstmals 1982, auchunter der Günstig-FlaggeEpiphone. Als erste standenjedoch die Japaner auf der

Matte – schon 1975 befandsich eine Moderne-Kopie im

Ibanez Katalog, allerdings mit gewöhnlicherLes-Paul-Kopfplatte. Wer heute eine Mo-derne kaufen will, kann wieder eine Gibsonkaufen (ca. € 1200) – oder eben eine Doo-Dad Fashion für weniger als die Hälfte.

k o n s t r u k t i o n

Die DooDad Version ist, was das Design an-geht, bis auf die Kopfplatte identisch mitdem Gibson-Vorbild. Dass die eigentümlichgestylte Original-Kopfplatte sich verab-schiedete, ist gar nicht schlimm, denn mitihrer ausladenden Form wurden nicht weni-ger als vier Umlenkrollen benötigt, um dieSaiten zu den Mechaniken führen zu kön-nen. Auch Gibson verwendet heute dieForm, mit der die DooDad Fashion aufwar-tet. Wie beim Original hat Harald Wind, derHolländer, bei seinem koreanischen WerkKorina/Limba als Material für Body und Halsin Auftrag gegeben. Der Korpus, der teils andie Flying V, teils an eine Haifischflosse er-innert, besteht aus zwei mittig zusammen-geleimten Teilen. Und bei dem einteiligen,eingeleimten Hals sind Halsfuß und Kopf-platte angesetzt. Da spart man Verschnitt,was sich im Endpreis positiv niederschlägt.Im Palisandergriffbrett sitzen 22 flachereJumbo-Bünde, die sauber abgerichtet sind,aber noch keine schöne Polierung erfahren

101 0 3 . 1 4 g i t a r r e & b a s s100

DooDad FashionDooDad, die genauso mutige wie etwas verrückte

Firma aus den Niederlanden, schreckt auch nicht

davor zurück, das geheimnisvol lste Model l der

E-Gitarrengeschichte zum Leben zu erwecken.

Phantom der Rock-Oper

TEXT HEINZ REBELLIUS | FOTOS DIETER STORK

DooDad Fashion_DooDad Fashion 07.02.14 10:38 Seite 100

haben. Zwei splitbare Alnico-Humbucker,Tune-o-matic-/Stop-Tailpiece-Konstruktionund ein Regler-Layout aus Master-Volumeund –Tone samt etwas hakelig schaltendemDreiweg-Toggle stellen die Ausstattung die-ser bis hierher makellos verarbeiteten Gi-tarre dar.

p r a x i s

Diese Korpusform ist tatsächlich praktisch,denn die Gitarre steht, wenn man sieirgendwo anlehnt, solide auch ohne Gitar-renständer! Außerdem hängt sie nicht nursehr gut ausbalanciert am Körper, sondernlässt sich auch bequem im Sitzen spielen. Imtäglichen Umgang ist die Moderne eigent-lich die praxistauglichste von allen drei„modernistic“ Gitarren – nicht so sperrig

wie eine Explorer und bequemer zu spielenals eine Flying V, vor allem im Sitzen. DieDooDad Fashion zeigt am Verstärker einenungewohnt vollmundigen Charakter, denndie Humbucker sind sehr voll und warmklingend abgestimmt. Vor allem der Steg-Pickup tönt bei entsprechender Amp-Ein-stellung auch im Zimmer schon nach Sta-

dion-Rock. Fette Riffs, mäch-tige Akkorde und vor allemcremig-singende Lead-Linessind die Stärken dieser Gitarre.King-notes lassen sich mühelosproduzieren, und im langenSustain lassen sich die einzel-nen Töne charaktervoll z. B.mit Finger-Vibrato leicht mo-dulieren. Die Gitarre springtinsgesamt sehr gut an und istjederzeit eng bei ihrem Spieler– das merkt man auch schon,wenn man die Gitarre akustischanschlägt. Beim Hals-Humbu-cker muss man mit der Gain-Einstellung ein wenig vorsichti-ger sein, denn hier wird ihm

sein warmer, runder Klang beiallzu viel Verzerrung zum Ver-hängnis. Dann klingt es leicht

wollig, vor allem, wenn man Riffs oder Ak-korde zum Besten gibt. Solieren lässt es sichjedoch auch hier bestens, wenn man auf diebekannten Flötentöne steht, die man z. B.bei Les Pauls erreicht, wenn der Tonreglerzurückgedreht ist. Wem dies jedoch zu fettist, der kann sich der Singlecoil-Schaltungbedienen. Sie dünnt diesen Sound merklichaus – und dann lässt es sich auch am Halsverzerrt gut arbeiten. Und clean sowieso –

g i t a r r e & b a s s 0 3 . 1 4

d a s m y s t e r i u m m o d e r n e

Bis heute weiß keiner genau, ob Gibson 1957 und1958 neben der Explorer und der Flying V auch dieModerne gebaut hat. Am 20. Juni 1957 hatte TedMcCarty drei neue Designs beim Patentamt einge-reicht – Flying V, Moderne und Futura. Die simpleZeichnung, die diesen Unterlagen beigefügt war, istbis heute der einzige optische Beweis dafür, dass esdas Design der Moderne tatsächlich gab. Eine Gib-son-Broschüre von 1982 spricht zwar davon, dassvier Moderne für die NAMM-Show 1958 gebautworden seien, aber diese Angabe darf bezweifeltwerden. Denn es existiert (im Gegensatz zu Explorerund Flying V) kein Foto von einer Moderne. Undselbst Billy F. Gibbons, der sonst mit nichts hinterdem Berg hält, erlaubt nicht einmal seinem FreundGeorge Gruhn, seine angeblich alte, 1971 gekaufteModerne aus nächster Nähe anzuschauen. Es gibtanscheinend nur zwei Fotos von Gibbons Gitarre –und beide zeigen eine Moderne-Version mit Les-Paul-Kopfplatte. Eine solche Version war 1975 vonIbanez auf den Markt gebracht worden. Gibson verkaufte nachweislich 1958/59 ganze 22Explorer und 96 Flying Vs – und keine einzige Moderne. Wenn es also welche gegeben hatte,dann wohl nur als Prototypen.

Ted McCartys Patentzeichnung fürdie Moderne

Fett klingende Humbucker sorgen für einenmuskulösen Rock-Sound.

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DooDad Fashion_DooDad Fashion 07.02.14 10:38 Seite 101

wenn auch die gesplitteten Humbuckernicht den Charme erreichen, den sie alsDoppelspuler ausstrahlen. Mit dieser Aus-nahme: Im Kombinationsmodus klingen diebeiden zu Singlecoils geschalteten Humbu-cker recht perlig und durchdringend. Wollteman ihren Klang mit einem Vokal bezeich-

nen, würde ich ein Ü anführen. Also einSound, der nicht nur clean, sondern vorallem angezerrt sehr interessant und durch-setzungsfähig rüber kommt und eine guteAlternative zu den Humbucker-Sounds dar-stellt.Die Spielbarkeit der Fashion ist exzellent,Bünde und Sattel sind gut abgerichtet, so-dass man sich leicht und sicher auf demGriffbrett bewegen kann.

r e s ü m e e

DooDad did it again! Mit der preiswertenVersion der Gibson Moderne hat DooDadeine im besten Sinne abgefahrene Gitarreim Programm, die für alle Rock-, Blues-Rock-und ähnliche Gelegenheiten bestens gerüs-tet ist. Fett, rund und warm klingende Hum-bucker machen das Spielen auf dieser ge-schichtsträchtigen Gitarre zu einem Spaß,insbesondere, wenn man auf ausdrucks-starke Solos in einem Rock-Kontext steht.Und genau da gehört die Gitarre auch hinund reiht sich damit in die Phalanx der er-folgreicheren Designs dieser Serie, V- undExplorer, ein. Mit der DooDad Fashion wirdeine sehr gute Alternative zum Original an-geboten, die keine erkennbaren Mängeloder Mankos aufzuweisen hat. n

P l u s

• Musikalität• Spielbarkeit• Design• Rock-Sounds• Preis/Leistung

M i n u s

• Bünde nicht poliert

Plus

Minus

103 0 3 . 1 4 g i t a r r e & b a s s102

Kreuzung aus Flying V und Hai

Ü b e r s i c h t

Fabrikat: DooDadModell: FashionTyp: Solidbody-E-GitarreHerkunftsland: KoreaMechaniken: NoName Kluson-Typenmit Kunststoff-Tulip-FlügelnHals: Korina, einteiligSattel: Knochen-ImitatGriffbrett: Palisander, mitPunkteinlagen Radius: 12"Halsform: C-ProfilHalsbreite: Sattel 42,90 mm; XII. 52,80 mmHalsdicke: I. 20,00 mm; XII. 23,00 mmBünde: 22, Jumbo-FormatMensur: 628 mmKorpus: Korina, zweiteiligOberflächen: NaturalSchlagbrett: -Tonabnehmer: 2¥ DooDad AlnicoHumbucker (Hals: 7,40 kOhm: Steg:8,66 kOhm)Bedienfeld: Volume Hals-PU, VolumeSteg-PU, Master-Tone (Push/Pull-Funktion für Singlecoil-Betrieb), 1¥Dreiweg-Schalter (Toggle)Steg: Tune-o-matic/Stop-TailpieceHardware: vergoldetSaitenabstand Steg: E-1st – E-6th51,32 mmGewicht: 3,00 kgLefthand-Option: neinVertrieb: DooDad Guitars, NL-7316 BLApeldoorn; www.doodadguitars.comZubehör: –Preis: ca. € 460

Der hier vorgestellte Pitchblack Pro PB-05 istdas neueste Modell der Korg-19"-Racktuner-Familie. Zwei Vorgänger haben wir bereitsgetestet, den PB-01 in Ausgabe 07/2008und den PB-03 in Ausgabe 06/2012. DerKorg Pitchblack Pro PB-05 bietet als interes-santeste Neuerung ein so genanntes 3D-Meter-Display, welches aus unterschied-lichen Winkeln optimal ablesbar sein soll.Rackmount-Winkel, die auch als Ständermontiert werden können, wenn man die360 g leichte Konstruktion lieber auf einenTisch stellen möchte, liegen bei, ebenso ein9-V-DC-Netzteil. Auf der Tuner-Rückseite be-finden sich, neben einem Eingang für Line-Signale, der elektronisch gepufferte Aus-gang sowie eine Arretierung für das Netzge-rätekabel. Die Anschlüsse für Gitarre/Bass,Mute-Fußschalter, eine Kabeltestbuchsesowie Mute- und Power-Taster sind auf derFrontseite rechts neben dem Display, dieTaster für Kalibrierung und Display-Modus

links davon untergebracht. Drei Anzeige-modi stehen zur Wahl: Normal, Strobe undHalf-Strobe. Der Korg Pitchblack Pro merktsich zwar die bevorzugte Einstellung beimAusschalten, verliert sie jedoch leider, sobaldder Tuner vom Netz getrennt wird. DieLeiste mit den LED-Elementen ist nicht etwaflach, wie gewohnt, sondern nach vorn ge-wölbt. Somit entsteht bei der Anzeige einechter 3D-Eindruck und nicht etwa nur eineIllusion. Selbst bei Sonnenlicht sind die blauleuchtenden Segmente in allen drei Modigut zu erkennen, strahlend grün leuchtet dasmittlere Segment, sobald die entsprechendeSaite perfekt stimmt. Die Anzeige des Pitch-black Pro lässt sich auch dann einwandfreiablesen, wenn man weit rechts oder links vordem Tuner steht. Mir persönlich hat der Half-Strobe-Mode am besten gefallen: liegt derTon zu tief, bewegen sich ausschließlich dieblauen Leuchtsegmente links von der grü-nen Mitte des Displays. Ist die Saite zu hochgestimmt, wandern ausschließlich die rech-ten. Dieser Modus lässt sich selbst aus denAugenwinkeln gut verfolgen. Der Stimm-vorgang ist hochpräzise und ruhig, der ermittelte Ton wird ganz links in großen, hellen Lettern angezeigt. Vertrieb: Musik Meyer, www.korgmore.dePreis: ca. € 118 n

Pitchblack Pro TunerPB-05

Korg

THO

MA

S JE

SCH

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NEK

DooDad Fashion_DooDad Fashion 07.02.14 10:38 Seite 102