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PHILHARMONIA ORCHESTRA ESA-PEKKA SALONEN 25. SEPTEMBER 2017 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

PHILHARMONIA ORCHESTRA - Elbphilharmonie · PDF fileMit seinem ersten Gastspiel in der Elbphilhar-monie entführt das Philharmonia Orchestra die Hörer ganz in die musikalischen Welten

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PHILHARMONIA ORCHESTRA ESA-PEKKA SALONEN

25. SEPTEMBER 2017ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

Montag, 25. September 2017 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung mit Klaus Wiegmann im Großen Saall

PHILHARMONIA ORCHESTRAPEKKA KUUSISTO VIOLINE

DIRIGENT ESA-PEKKA SALONEN

Kaija Saariaho (*1952)

Lumière et pesanteur (2009)

ca. 5 Min.

Jean Sibelius (1865–1957)Sinfonie Nr. 6 d-Moll op. 104 (1923)

Allegro molto moderato Allegretto moderato Poco vivace Allegro molto

ca. 30 Min.

Pause

Sergej Prokofjew (1891–1953)

Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19 (1917)

Andantino Vivacissimo Moderatoca. 20 Min.

Jean SibeliusSinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 (1924)

Adagio – Vivacissimo – Allegro molto moderato

ca. 20 Min.

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Mit seinem ersten Gastspiel in der Elbphilhar-monie entführt das Philharmonia Orchestra die Hörer ganz in die musikalischen Welten und Weiten Finnlands. Dafür sorgen einer-seits der Chefdirigent Esa-Pekka Salonen und der Violinist Pekka Kuusisto – beide gebürtige Finnen. Vor allem aber das überwiegend fin-nische Programm, das mit gleich zwei Sinfo-nien von Jean Sibelius und mit Kaija Saariahos »Lumière et pesanteur« einen großen Bogen vom wohl berühmtesten finnischen Kompo-nisten der Musikgeschichte zur bekanntesten finnischen Komponistin der Gegenwart schlägt. Die lange und wechselhafte Bezie-hung des Landes zu Russland symbolisiert an diesem Abend Sergej Prokofjews raffiniert-virtuoses Erstes Violinkonzert.

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MIT GUTEM GESCHMACK

Kaija Saariaho: Lumière et pesanteur

Sie erzeuge »akustische Bilder von magnetischer Kraft«, schrieb der Guardian einmal über Kaija Saariaho und die besondere Sogwirkung ihrer Musik. Und in der Tat: Den sinnlichen, klang-lich oft überbordenden Werken der finnischen Komponistin kann man sich nur schwer entziehen. Das liegt (auch) daran, dass sie komplexe Strukturen nicht als Selbstzweck begreift, sondern vor allem als Mittel zur Erzeugung von musikalischer Schönheit.

Denn Saariaho, die zunächst an der Sibelius-Akademie und anschließend in den 70ern bei den Neue-Musik-Koryphäen Klaus Huber und Brian Ferneyhough in Freiburg studierte, erkannte schon früh, das sich ihr Weg von dem ihrer Lehrer unterscheiden würde. »All diese Komplexität – aber für welches akustische Ergebnis? Es ist nicht erlaubt, einen Puls zu kom-ponieren oder tonal orientierte Harmonien oder Melodien. Ich hingegen konstruiere nicht irgendwelche Geheimnisse, die nur von Musikologen herauszufinden sind. Ich arbeite mit und für die Ohren! Alles ist zulässig, solange es mit gutem Geschmack gemacht wird.«

Auf den »Geschmack« kam Saariaho in Paris, wo sie ab 1982 ihr Studium am berühmten, von Pierre Boulez gegründe-ten Institut IRCAM im Centre Pompidou fortsetzte. Besonders die Möglichkeiten der Live-Elektronik und computergestützten Musik hatten es ihr angetan. Weitere Anregungen erhielt sie von Komponistenkollegen wie Gérard Grisey und Tristan Murail, die viel mit Obertönen experimentierten. Diese »Spektralmusik« entsprach Saariahos Klangsinn, der laut eigener Aussage von Lichtern und Farben angeregt und stets »cineastisch« gedacht ist. Vielleicht ist das der Grund, warum ihre Kompositionen fast immer Titel wie etwa Orion, Laterna Magica oder Lichtbogen tra-gen. Auf diese Weise erhalten sie etwas Bildhaftes: »Für mich

Kaija Saariaho

BESETZUNG 3 Flöten, 2 Oboen,

2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen

Pauke, Schlagwerk, Harfe, Celesta

Violine I, Violine II, Viola, Violoncello, Kontrabass

ist ein Titel sehr wichtig, denn ich möchte eine persönliche musikalische Form finden. Es hilft mir dabei, mein Material zu entwickeln.« Statt konkreter Aussa-gen kreiert Saariaho allerdings vielmehr eine abstrakte Atmosphäre.

Dies trifft auch auf ihr Stück Lumière et pesanteur (Helligkeit und Schwere) zu, das Saariaho 2009 als Geschenk für Esa-Pekka Salonen komponierte, nachdem dieser zuvor ihr Oratorium La Passion de Simone uraufgeführt hatte. Es handelt sich dabei um ein rein instrumentales Extrakt des Oratoriums, mit dem die Kom-ponistin der französischen Philosophin und politischen Aktivistin Simone Weil huldigt. Das Oratorium zeichnet in 15 Teilen den Lebensweg Weils nach, wie die Stationen des Passionsweges. Für Lumière et pesanteur suchte die Komponistin schließlich einen Teil heraus, von dem sie wusste, dass Salonen ihn besonders mag, und überführte den Vokalpart in den Instrumentalsatz. Die Musik funktio-niert auch ohne Worte und entführt die Hörer in eine schimmernde Klangwelt, in der sich lichte Klangfarben mit dunklen Schattierungen abwechseln. Die Urauf-führung von Lumière et pesanteur fand am 22. August 2009 beim Helsinki Festival statt – mit dem Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen.

SIMON CHLOSTA

DIE MUSIK

DER DUFT DES SCHNEES UND GLÜHENDE STERNE

Jean Sibelius: Sinfonien Nr. 6 und 7

Von der bekanntesten finnischen Komponistin der Gegenwart zum berühmtes-ten finnischen Komponisten der Musikgeschichte: Jean Sibelius. Diesen Status musste sich der 1865 im südfinnischen Hämeenlinna geborene Komponist jedoch hart erarbeiten, insbesondere in Deutschland, wo seine Musik lange Zeit auf Ablehnung stieß. Was man heute aufgrund der großen Popularität des Kompo-nisten kaum glauben mag, hatte seinerzeit jedoch einen Grund: Sibelius’ Musik erschien seinen Kollegen zu sehr aus der Zeit gefallen. Wer nach 1900 kompo-nierte und etwas auf sich hielt, sollte besser nicht an Dur und Moll festhalten. Schönklang war gestern, so die gängige Meinung der Avantgardisten.

An die Spitze der Sibelius-Kritiker stellte sich Theodor W. Adorno, der dem Komponisten mit seiner 1937 veröffentlichten »Glosse über Sibelius« hierzulande endgültig den Todesstoß versetzte (wobei Glosse eine sehr harmlose Bezeich-nung für den selbst für Adorno-Verhältnisse arg bösen Text ist). Und noch 1955 erklärte der Dirigent René Leibowitz Sibelius kurzerhand zum »schlechtesten Komponisten der Welt«. Diese Meinung hielt sich hartnäckig, auch in der Musik-wissenschaft, die wie eh und je nur am (vermeintlichen) Fortschritt interessiert war und Sibelius lange Zeit mit Nichtbeachtung strafte.

Man kann es aber auch umdrehen. Denn auch wenn Sibelius das sinfoni-sche Rad nicht neu erfand, fuhr er sehr gut damit. Der Spiegel fasste es 1969 so zusammen: »Während Gustav Mahler die sinfonische Form durch eine sinfoni-sche Superform ersetzte und Schönberg, Berg und Webern die Harmonie der Welt in Frage stellten, komponierte Sibelius selbstbewusst Salonstücke à la Edvard Grieg und schrieb sinfonische Gedichte, in denen er Klanganleihen von Palestrina, Beethoven und Brahms zusammenmischte.« Das Ergebnis klingt, wie wir heute wissen, ganz ausgezeichnet.

Und schaut man einmal genauer hin, entpuppt sich Sibelius keineswegs nur als romantischer Komponist, der lediglich ein paar Jahre zu spät gelebt hat, son-dern als Künstler mit einem sehr ausgeprägten Personalstil. Für den Musikpu-blizisten Volker Tarnow leitete Sibelius sogar eine »sinfonische Renaissance« ein: »Mit Mahlers Neunter Sinfonie schien die klassische Königsgattung an ihr Ende gekommen. Sibelius wies einen Weg aus der Sackgasse. Seine sieben Gat-tungsbeiträge fungieren als Brücke zwischen der klassisch-spätromantischen und der modernen Sinfonik.«

Jean Sibelius am Schreibtisch in seinem Haus Ainola nördlich von Helsinki

Heute muss man über Sibelius’ Rang als Sinfoniker nicht mehr streiten. Über die Frage, wie »finnisch« denn seine Musik eigentlich ist, kann man das aber durchaus. Zwar avancierte er mit seiner sinfonischen Dichtung Finlandia 1900 endgültig zum Nationalhelden, doch in seiner Instrumentalmusik findet sich nur wenig genuin Finnisches. Im Gegensatz etwa zu Béla Bartók, der in seiner Musik immer wieder ungarische Volksweisen verarbeitete, verzichtete Sibelius auf derlei folkloristische Elemente. Vielmehr komponierte er im Spannungs-feld der unterschiedlichen Strömungen seiner Zeit – von der Spätromantik über Impressionismus bis hin zu Atonalität der Moderne. Vor allem seine späteren Werke lassen sich nicht mehr einordnen; er entwickelte eine individuelle Tech-nik und Ausdrucksart, die sein Werk weit über das Nationale hinaushebt. Auch verwehrte er sich der Annahme, seinen Sinfonien liege – wie bei seinen sinfoni-schen Dichtungen – ein (geheimes) Programm zugrunde: »Meine Sinfonien sind Musik, die als musikalischer Ausdruck ohne jedwede literarische Grundlage erdacht und ausgedrückt worden ist. Ich bin kein Literaturmusiker. Für mich fängt die Musik dort an, wo das Wort aufhört.«

So fasste der Sibelius-Biograf Tomi Mäkelä zusammen: »Es gibt nicht nur eine wahre Art, Sibelius zu spielen: Interpreten und Zuhörer aus verschiedenen Regionen und mit verschiedenen Erfahrungsschätzen bringen eigene Assoziati-onen mit sich. Man muss nicht Finne sein, um ihn zu verstehen.« Schaden kann es aber sicherlich auch nicht, wie das heutige Konzert beweist.

DIE MUSIK

Heute stehen die letzten beiden Sinfonien von Jean Sibelius auf dem Programm. Seine Sechste Sinfonie ist ein Werk, das durch klare Strukturen besticht und dabei alle Extreme vermei-det. Die vier Sätze entwickeln sich aus einem sehr reduzierten Konzentrat motivischer Elemente, die sich erst im Finale als Thema zu erkennen geben – eine Technik, die typisch ist für Sibelius und die er sich bei Beethoven abgeschaut hatte, der ebenfalls ganze Sinfonien aus kleinsten Bausteinen entwickelte (wie in der Fünften: »Ta-ta-ta-taaa«). Klanglich unterscheidet sich das Werk natürlich erheblich von Beethoven, nicht zuletzt wegen der Harmonik, die auf die frühe Musikgeschichte zurück-weist. In das Dur-Moll-System mischt Sibelius nämlich soge-nannte Kirchentonarten, die auf sein Studium der Werke Pales-trinas und Orlando di Lassos zurückgehen und der Musik etwas Archaisches verleihen. Sibelius selbst schrieb, dass die Sechste Sinfonie ihn »immer an den Duft des ersten Schnees erinnere«. Und im Gegensatz zu den üppigen »Orchestercocktails« seiner Zeitgenossen sei sie wie »reines Quellwasser«.

Die Siebte Sinfonie folgte unmittelbar auf ihre Vorgängerin und bildet den Schlusspunkt von Sibelius’ sinfonischem Schaf-fen. Ursprünglich trug sie den Namen Fantasia sinfonica. Der Komponist selbst verzichtete jedoch nach der Uraufführung darauf, um ihr einen gleichwertigen Stellenwert neben den anderen Sinfonien zu geben und sie von seinen sinfonischen Dichtungen abzugrenzen. Verwechslungsgefahr besteht inso-fern, als es sich ebenfalls um ein nur einsätziges Werk han-delt, in dem alles miteinander verwoben ist und von aufeinan-der bezogenen Themen und Motiven zusammengehalten wird. Die Sinfonie gehört damit zu den experimentellsten Formen in Sibelius’ Schaffen überhaupt. Den Beginn entwickelte er übri-gens aus einem Thema, das er in Skizzen mit »Wo die Sterne glühen« bezeichnete und das er wohl in einer Tondichtung ver-wenden wollte, die dann doch nicht zustande kam.

Die Siebte ist nicht nur Sibelius’ letzte Sinfonie, sie gehört auch zu seinen letzten Kompositionen überhaupt. In den letzten 30 Jahren seines langen Lebens (Sibelius wurde 91 Jahre alt) lebte er zurückgezogen im finnischen Wald und komponierte keine Musik mehr. SIMON CHLOSTA

Der Vorname »Jean« ist natürlich nicht finnisch. Eigentlich hieß

Sibelius Johan Julius Christian. Seinen Künstlernamen übernahm

er von seinem Onkel Johan, einem Schiffskapitän, der 1864 – ein Jahr

vor Sibelius’ Geburt – während einer Atlantiküberquerung an

Gelbfieber gestorben war. In dessen Nachlass fand der junge

Sibelius später einen Packen Visitenkarten, auf denen der Onkel

seinen Vornamen französisch hatte abdrucken lassen, wie es damals

in der Handelschifffahrt üblich war. Als der Komponist gut 20 Jahre

später seine Karriere antrat, nahm er diese Visitenkarten für

sich selbst in Gebrauch.

DIE MUSIK

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TONLANDSCHAFT IM SONNENLICHT

Sergej Prokofjew: Konzert für Violine und Orchester Nr. 1

Mehr als acht Jahre vergingen von den ersten Entwürfen bis zur Uraufführung von Sergej Prokofjews Violinkonzert. Bereits Anfang 1915 skizzierte der gerade 23-jährige Jungkomponist das Hauptthema des ersten Satzes. Aber dann kam irgendwie immer etwas dazwischen. Zunächst stellte er das Projekt zugunsten anderer Werke zurück, darunter die Oper Der Spieler. Dann packte ihn der Ehr-geiz, und er baute das zunächst einsätzig konzipierte Concertino zu einem voll-wertigen Konzert mit drei Sätzen aus, was natürlich auch seine Zeit brauchte. Und als es im Sommer 1917 endlich so weit war und die Uraufführung für den folgenden November in Sankt Petersburg angesetzt worden war, kam die Okto-berrevolution dazwischen. Prokofjew musste seine Heimat verlassen, um sich zunächst in den USA, dann in Frankreich niederzulassen. Erst sechs Jahre spä-ter, im Oktober 1923, erklang das Werk erstmals öffentlich; Serge Koussevitzky dirigierte das Konzert in Paris.

Doch selbst dann lief noch nicht alles rund. Nachdem mehrere berühmte Gei-ger die Einstudierung abgelehnt hatten, übernahm Marcel Darieux, der Konzert-meister des Pariser Orchesters, den Solopart. Er machte seine Sache gut – fand Prokofjew. Den Pariser Kritikern der wilden Zwanziger aber erschien das Kon-

zert nicht kühn und provokativ genug. Georges Auric etwa nannte es »mendels- sohnianisch«, was definitiv nicht als Kompliment gemeint war. Und es stimmt schon: Wer die »barbarischen« Klänge der kurz zuvor entstandenen Skythischen Suite im Ohr hat, kann sich über die melodisch-lyrische Grundhaltung des Werks nur wundern.

Umgekehrt jedoch kritisierten sowjetische Rezensenten das Violinkonzert als »zu modern« und warfen Prokofjew »musikalischen Nihilismus und missgelei-tete Neuerungssucht« vor. Davon nicht beeindrucken ließ sich einer der vehe-mentesten Fürsprecher des Komponisten, der Geiger David Oistrach, der das Werk 1926 für seine Abschlussprüfung am Musikinstitut in Odessa einstudierte: »Ich hatte von Musikern aus Moskau viel darüber gehört – die einen lobten es sehr, andere äußerten sich ablehnend, ja mit unverhohlener Entrüstung. Das allein schon rief in mir das Interesse für das Werk wach, sodass ich mich voller Eifer darauf stürzte. Und je mehr ich mich in das neue Werk verbiss, desto mehr gefiel es mir. Mich zogen die gesanglichen Themen an, die fantastische Harmo-nik in der Begleitung, die neuartige Technik; vor allem das strahlende Dur-Kolo-rit der ganzen Musik, die wie eine Landschaft vom Sonnenlicht übergossen ist.«

Prokofjew gestaltete die Form seines Konzerts recht unorthodox: Es hat zwar drei Sätze, doch anders als üblich wird ein schneller Mittelsatz von ruhigeren Eck-sätzen umrahmt (und nicht anders herum). Das eröffnende Andantino beginnt mit einem gesanglichen Thema vor Tremolo-Hintergrund; die allmähliche Belebung des Soloparts führt zu einem markant rhythmisierten zweiten Thema. Im Mittel-teil erklingen gezupfte Noten, auch ein »Balalaika-Effekt« mit Pizzicato auf vier Saiten. Zum Ende des Satzes erzielt Prokofjew eine weitere verblüffende Klang-wirkung, indem er das Hauptthema der Piccolo flöte überträgt, zitternd begleitet von der Solovioline.

Das folgende Scherzo beginnt ebenfalls in hoher Lage und verlangt dem Solis-ten schwindelerregende Akrobatik ab. Gegen Ende fällt besonders ein Effekt auf: Indem der Bogen nahe am Steg geführt wird, klingt die Geige absichtlich kratzig.

Kontraste und Überraschungen prägen das Finale, an dessen Beginn eine lyri-sche Kantilene des Solisten vom Fagott eingeleitet wird. Im Schlussabschnitt hört man in der Violine wieder das Hauptthema des ersten Satzes, jetzt in höchster Lage trillernd und kombiniert mit dem Hauptthema des Finales in den Flöten und Klarinetten.

Wie Prokofjew selbst sein Stück den Musikern nahebrachte, davon berichtet wieder Oistrach: »Man konnte ihn nicht gerade einen professionellen Dirigenten nennen. Nichtsdestoweniger spielte das Orchester unter ihm vorzüglich. Beim Spielen fühlte ich, wie die Musik in frischen Farben aufblühte. Alles ergab sich geradezu wie von selbst, ein jeder kam sich als Solist vor und spielte mit einer Begeisterung, die wiederum die anderen ansteckte.«

JÜRGEN OSTMANN

Sergej Prokofjew an seinem Schreibtisch in New York

DIE MUSIK

PEKKA KUUSISTO VIOLINE

Pekka Kuusisto ist international berühmt für die erfrischende Art, in der er sich mit dem Violinrepertoire auseinandersetzt. So hat er als Förderer Neuer Musik zum Beispiel im April die-ses Jahres mit dem Los Angeles Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen Daníel Bjarnasons eigens für ihn geschriebenes Vio-linkonzert uraufgeführt. Außerdem kooperiert er eng mit Kom-ponisten wie Nico Muhly, Anders Hillborg und Thomas Adès.

Pekka Kuusisto ist ein Improvisationstalent und bedient sich eines breiten künstlerischen Spektrums. Er setzt sich über Genregrenzen hinweg und ist bekannt für seine innovative Pro-grammgestaltung. So arbeitete er mit Brian Crabtree, einem Pionier elektronischer Musik, und dem niederländischen Neu-rologen Erik Scherder im Concertgebouw Amsterdam zusam-men. Zudem feierte er Erfolge mit seinem elektronischen Solo- Improvisationsprojekt, das sich auf Bachs Musik stützt.

Pekka Kuusisto ist künstlerischer Leiter des preisgekrönten Our Festival, das alljährlich in der Heimatstadt von Jean Sibelius stattfindet. Zu den jüngsten Konzerthöhepunkten zählt ein Auf-tritt im Metropolitan Museum mit dem Ensemble der Lucerne Festival Alumni und Alan Gilbert. Außerdem trat er mit dem Scottish Chamber Orchestra, dem City of Birmingham Sym-phony und dem Toronto Symphony Orchestra auf. Als begeis-terter Kammermusiker arbeitet er regelmäßig mit Nicolas Alts-taedt, Alexander Lonquich und Anne Sofie von Otter zusammen und gab Rezitale in der Londoner Wigmore Hall, dem Konzert-haus Dortmund und dem Concertgebouw Amsterdam. In Ham-burg war er in den vergangenen Jahren regelmäßig zu hören – ob als Solist oder im kammermusikalischen Rahmen.

Für sein Talent bekannt, Ensembles von der Violine aus zu dirigieren, wurde Pekka Kuusisto im Januar 2016 künstleri-scher Leiter des ACO Collective – eines Streichensembles, in dem Musiker des Australian Chamber Orchestra zusammen mit begabten Nachwuchsmusikern landesweit innovative Projekte umsetzen. Zuletzt übernahm er auch die Rolle des künstleri-schen Partners beim Saint Paul Chamber Orchestra. Anfang 2015 veröffentlichte Pekka Kuusisto mit großem Erfolg eine Ein-spielung von Sebastian Fagerlunds Violinkonzert mit dem Fin-nish Radio Symphony Orchestra (BIS).

2013 wurde Pekka Kuusisto mit dem Musikpreis des Nordic Council ausgezeichnet, dessen Juroren ihn als »Violinisten von absolutem Weltrang« bezeichneten.

DIE KÜNSTLER

DIRIGENT ESA-PEKKA SALONEN

Esa-Pekka Salonens unermüdlicher Innovationsdrang treibt ihn dazu, die klassische Musik im 21. Jahrhundert ständig neu zu positionieren. Zurzeit ist er Chefdirigent und künstlerischer Berater des Philharmonia Orchestra und Ehrendirigent des Los Angeles Philharmonic, das er von 1992 bis 2009 als Music Direc-tor leitete. Die laufende Konzertsaison ist die dritte und letzte als Residenzkomponist des New York Philharmonic und seine zweite von fünf als Artist in Association der Finnish National Opera. Daneben arbeitet Esa-Pekka Salonen als künstlerischer Leiter und Mitgründer des jährlichen Baltic Sea Festival, das seit 15 Jahren in den Anrainerstaaten der Ostsee konzertiert und so für Einheit und ökologisches Bewusstsein wirbt. Er ist außerdem Berater des Sync Project, einer weltweiten Initiative, die menschliche Gesundheit durch die Kraft der Musik fördern möchte. Während der Eröffnungswochen der Elbphilharmonie dirigierte er das NDR Elbphilharmonie Orchester bei der Urauf-führung eines Klavierkonzerts des isländischen Komponisten Haukur Tómasson.

Esa-Pekka Salonen ist auch als Komponist äußerst gefragt. Seine Werke verbinden Komplexität und technische Virtuosität mit spielerischen Rhythmen und innovativer Melodik. Er schuf zahlreiche preisgekrönte Orchesterstücke (etwa Wing on Wing für die Eröffnungssaison der Walt Disney Hall) und Solokonzerte. Sein Cellokonzert erklang im April im Großen Saal der Elbphil-harmonie. Das Londoner Barbican Centre konzentriert sich die ganze Saison über auf seine Musik; im Februar 2018 führt das LA Philharmonic sein Klavier-, Violin- und Cellokonzert mit den jeweiligen Widmungsträgern Yefim Bronfman, Leila Josefowicz und Yo-Yo Ma auf.

Esa-Pekka Salonen und das Philharmonia Orchestra setzen außerdem ihre bahnbrechenden Experimente in Sachen neuer Musikpräsentation fort. Im Southbank Centre stellten sie bereits die erste Virtual-Reality-Produktion eines britischen Sinfonie-orchesters vor. Ihre preisgekrönte Installationen re-rite – die im Mai 2013 auch im Kaispeicher der Elbphilharmonie zu erle-ben war – ermöglichte es Menschen in aller Welt, das virtuelle Orchester zu dirigieren und durch Audio- und Videoprojektionen von innen zu erleben. Esa-Pekka Salonen war auch die trei-bende Kraft hinter The Orchestra, einer hochgelobten App fürs iPad, die den Benutzern einen bis dahin nie erlebten Zugang zu acht sinfonischen Werken verschaffte.

Esa-Pekka Salonen wurde in Helsinki geboren und studierte (wie quasi alle finnischen Musiker) an der Jean-Sibelius-Akademie seiner Heimatstadt.

DIE KÜNSTLER

PHILHARMONIA ORCHESTRA

Das Philharmonia Orchestra gehört zu den weltweit führenden Orchestern des 21. Jahrhunderts. Unter seinem Chefdirigenten und künstlerischen Berater Esa-Pekka Salonen hat es die Rolle eines modernen Orchesters neu definiert und erreicht durch den Einsatz neuer Technologien sowie sein Education-Programm neue Publikumsschichten.

Das Orchester hat seinen Sitz mitten in London, in der Royal Festival Hall im Southbank Centre, wo es jährlich mehr als 50 Konzerte gibt. Die Orchester-konzerte werden durch mehrere Konzertreihen ergänzt, darunter Philharmo-nia at the Movies, Music of Today und die Philharmonia Chamber Players. Dem Orchester ist sehr daran gelegen, nicht nur in London, sondern in Konzertsälen überall im Land Konzerte mit derselben hohen Qualität zu präsentieren und es dem Publikum zu ermöglichen, sich aktiv einzubringen. Dies gilt vor allem für die britischen Residencies in Bedford, Leicester, Canterbury, Basingstoke, dem Three Choirs Festival und der Garsington Opera.

International tritt das Philharmonia Orchestra in Europa, Asien und den USA auf. Mit Esa-Pekka Salonen hat das Orchester große Tourneen in Taiwan und Japan (Frühjahr 2017) und an die Westküste der USA (Herbst 2016) unternom-men sowie eine Residency beim Festival von Aix-en-Provence im Sommer 2016 gestaltet. Als eines der meistaufgenommenen Orchester beruht das internati-onale Renommee des Philharmonia Orchestra zum Teil auf der außergewöhn-lichen Hinterlassenschaft an Einspielungen. Das Orchester veröffentlicht über verschiedene Kanäle und Medien, von einer iPad-App über sein Partnerlabel Signum Records bis hin zu einem digitalen 360-Grad-Erlebnis mit 3D-Audio und -Video, das im Southbank Centre und auf dem Ravinia Festival in Chicago prä-sentiert wurde und über den PlayStationVR-Store vertrieben wird.

Das Philharmonia Orchestra wurde 1945 vom EMI-Produzenten Walter Legge gegründet, verwaltet sich seit 1964 selbst und gehört seinen 80 Mitgliedern. Es arbeitete mit den meisten führenden Künstlern des 20. Jahrhunderts zusammen, darunter Strauss und Karajan. Esa-Pekka Salonen ist seit 2008 Chefdirigent und künstlerischer Berater des Orchesters. Jakub Hrůša und Santtu-Matias Rouvali sind Erste Gastdirigenten; Christoph von Dohnányi und Vladimir Ashkenazy haben die Position des Ehrendirigenten inne. Die Komponistin Unsuk Chin ist künstlerische Leiterin der Neuen-Musik-Reihe des Orchesters, Music of Today. Wichtigster internationaler Partner des Philharmonia Orchestra ist Wuliangye.

DIE KÜNSTLER

FESTIVAL GREATEST HITSWenn Ihnen das eröffnende Werk von Kaija Saariaho gefallen hat oder Sie sich grundsätzlich für die Musik von heute interes-sieren, dann sollten Sie sich das erste November-Wochenende vormerken. Dann nämlich bietet das Festival »Greatest Hits« wieder faszinierende, unerwartete Hörerlebnisse. Im Fokus ste-hen diesmal Saariahos Lehrer Gérard Grisey, der ungarische Komponist Peter Eötvös und der amerikanische Maverick Harry Partch, der Mitte des 20. Jahrhunderts eigene Instrumente baute, die mal wie ein Baum voller Kuhglocken, mal wie ein Weinregal aussehen. Drei Tage lang erklingen die Greatest Hits auf Kampnagel, zum Abschluss dann in der Elbphilharmonie.

1.– 4. November 2017 www.greatest-hits-hamburg.de

Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeneralintendanz: Christoph Lieben-SeutterGeschäftsführung: Jack F. KurfessRedaktion: Clemens Matuschek, Simon ChlostaGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISKaija Saariaho (Maarit Kytöharju); Jean Sibelius an seinem Schreibtisch in Ainola, 1915 (Greger Andersson, Musikgeschichte Nordeuropas); Sergej Prokofjew an seinem Schreibtisch in New York, 1918 (Library of Congress); Pekka Kuusisto (Kaapo Kamu); Esa-Pekka Salonen (Clive Barda); Philharmonia Orchestra (Benjamin Ealovega); Harry-Partch-Instrument (Steven Severinghaus)

VIOLINE IZsolt-Tihamér VisontaySarah OatesRebecca ChanFabrizio FalascaEleanor WilkinsonVictoria IrishKarin TilchSoong ChooEunsley ParkCaroline FrenkelErzsebet RaczMolly CockburnLaura DixonKatie HarrisTereza PrivratskaCindy Foster

VIOLINE IITamás SándorEmily DavisFiona CornallSamantha ReaganSophie CameronHelena BuckieJulian MiloneSusan HedgerPaula Clifton-EverestGideon RobinsonNuno CarapinaAnna BrighamNicole CrespoSusan Bowran

VIOLAYukiko OguraNicholas BootimanCheremie Hamilton-MillerMichael TurnerLinda KidwellRichard WatersCarol HultmarkAmanda VernerLucia Ortiz SaucoLouise HawkerRebecca CarringtonJoseph Fisher

VIOLONCELLO Timothy WaldenKaren StephensonRichard BirchallEric VillemineyElla RundleAnne BakerDeirdre CooperAlexander RoltonJudith FleetCoral Lancaster

KONTRABASSTim Gibbs Christian GeldsetzerGareth SheppardAdam WynterMichael FullerSimon OliverJeremy WattJosie Ellis

FLÖTESamuel Coles June ScottKeith Bragg (Piccolo)

OBOEGordon HuntTimothy Rundle

KLARINETTEMark van de Wiel Jordan BlackLaurent Ben Slimane (Bassklarinette)

FAGOTT Robin O‘NeillShelly OrganLuke Whitehead (Kontrafagott)

HORNKaty Woolley Kira DohertyPhilip WoodsJonathan MaloneyDaniel Curzon

TROMPETEJason Evans Mark Calder Alistair Mackie

POSAUNEMichael BuchananPhilip WhiteDavid Stewart (Bassposaune)

TUBAPeter Smith

PAUKENAntoine Siguré

SCHLAGWERKEmmanuel CurtOliver LowePeter Fry

HARFEHeidi Krutzen

CELESTAElizabeth Burley

VORSCHAUBESETZUNG

WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAP

FÖRDERSTIFTUNGENStiftung ElbphilharmonieKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungHonorarkonsulat der Tschechischen Republik Hamburg

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergCommerzbank AGDG HYPGALENpharmaHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur Versicherungs-gruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKRAVAG-VersicherungenM.M.Warburg & CO

sowie die Mitglieder desElbphilharmonie Circle

ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.

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