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Philosophisch-Historische Fakul Erinnern Sie sich noch an die Vorfälle am Eiblschrofen im Jahr 1999? Wussten Sie, dass sich der Großraum Schwaz durch die Bergbautätigkeiten um 1500 zu einem der größten Ballungsräume Mitteleuropas entwickelt hatte? Was hat der Begriff „Ringenwechsel“ zu bedeuten? A B C D E F G HiMAT „History of Mining Activities in the Tyrol and Adjacent Areas“ Franz Mathis/Ingo Schneider/Peter Anreiter/Hans Moser Institut für Geschichte und Ethnologie/Institut für Sprachen und Literaturen/Institut für Germanistik

Philosophisch-Historische Fakultät Erinnern Sie sich noch an die Vorfälle am Eiblschrofen im Jahr 1999? Wussten Sie, dass sich der Großraum Schwaz durch

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Philosophisch-Historische Fakultät

Erinnern Sie sich noch an die Vorfälle am Eiblschrofen im Jahr 1999?

Wussten Sie, dass sich der Großraum Schwaz durch die Bergbautätigkeiten um 1500 zu einem der größten Ballungsräume Mitteleuropas entwickelt hatte?

Was hat der Begriff „Ringenwechsel“ zu bedeuten?

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Im Mittelpunkt dieses interdisziplinären Forschungsteams stehen die sozialen, kulturellen, ökonomischen, ökologischen sowie technologischen Veränderungen durch bergbauliche Aktivitäten in Tirol und den angrenzenden Gebieten von der Prähistorie bis ins 21. Jahrhundert.

Der sozioökonomische Projektteil (Institut für Geschichte und Ethnologie, Institut für Sprachen und Literaturen, Institut für Germanistik) versucht im Rahmen dieses interdisziplinären Netzwerkes, Schwazer Bergbaugeschichte aus der Perspektive einer Topographie- und Siedlungsgeschichte zu betreiben.

Seit März 2007 läuft an der Universität Innsbruck der Sonderforschungsbereich „The History of Mining Activities in the Tyrol and Adjacent Areas: Impact on Environment and Human Societies“ (HiMAT).

Für dieses auf zehn Jahre anberaumte Forschungsvorhaben kooperieren Natur- und GeisteswissenschaftlerInnen sowie TechnikerInnen aus fünf Fakultäten und neun Instituten der Universität Innsbruck gemeinsam mit Partnerinstituten des gesamten deutschsprachigen Raumes miteinander.

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Forschungsfragen der sozioökonomischen Projektgruppe

Historischer ProjektteilErforschung der facettenreichen Beziehungen zwischen der Bergbautätigkeit einerseits und den Siedlungen in und um Schwaz auf der anderen Seite.

Erstellung eines Modells für den Aufstieg und den Niedergang eines herausragenden Bergbaugebietes als Basis für ein besseres Verständnis der sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen ehemaliger Bergbauregionen.

Kulturwissenschaftlicher ProjektteilUntersuchung von Niedergang, Wiederbelebung und Nachnutzung des modernen Bergbaus in Tirol und den angrenzenden Regionen im 20.,19. und fallweise 18. Jahrhundert aus kulturwissenschaftlicher Perspektive.

Montanistische Aspekte des alltäglichen Lebens, der biografischen Erfahrung und der regionalen Identität.

Germanistisch-linguistischer ProjektteilSammlung und Interpretation des Namengutes in Schwaz und Umgebung (Flur-, Haus,- Hof- und Familiennamen mit besonderer Berücksichtigung bergbaurelevanten Materials).

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Der Bergbau als unternehmerische Institution

Im Jahre 1441 wurde dem Innsbrucker Bürger Jakob Tanzli, dem “Urahnen“ des späteren Schwazer Bergbauunternehmer- bzw. „Gewerken“-Geschlechts der Tänzl, und anderen Mitgewerken ein Anteil an einem der ältesten, in den Quellen nachweisbaren, Prospektionsbaue, nämlich der „recht Herrngrueben [...] als ain fundgrueben“, im Schwazer Großmontanrevier Falkenstein verliehen.

Beispiel einer Grubenverleihung(Schwazer Berglehenbuch 1515), Tiroler Landesarchiv, Codex 1587, fol. 253

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Ein an den Falkenstein angrenzendes Großrevier trägt den sprechenden Namen Ringenwechsel. Der germanistisch-sprachwissenschaftliche Projektteil geht der Bedeutung solcher Namen nach.

Schwazer Großmontanrevier Ringenwechsel (östlicher Teil)Schwazer Bergbuch 1556, Tir. Landesm. Ferdinandeum, Dip. 856.

vorher… …nachher

Unter Wechsel versteht man jene Gebühr, die von den Bergbauunternehmern (Gewerken) für das von ihnen erzeugte Silber an den Tiroler Landesfürsten entrichtet werden musste. Nach Bezahlung des Wechsels war es den Gewerken gestattet, ihr Silber frei zu verkaufen. Bei weniger ertragreichen Revieren – wie eben dem Ringenwechsel – war diese Gebühr niedriger angesetzt (30 Kreuzer) als bei erzreichen Revieren wie etwa dem Falkenstein (3 Gulden). Der Wechsel war also geringer.

Was also bedeutet Ringenwechsel?

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In der Boomphase des Schwazer Silberabbaus um 1500 entwickelte sich der Großraum Schwaz daher zu einem der am dichtest besiedelten Ballungsgebiete Mitteleuropas. Schätzungen schwanken zwischen 5.000 und 20.000 EinwohnerInnen, die Schwaz und die Dörfer der näheren Umgebung zu dieser Zeit beherbergten.

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Eine Forschungsfrage des historischen Projektteiles ist die Analyse der vielfältigen sozioökonomischen und sozioökologischen Wechselbeziehungen zwischen Bergbau und Siedlung im Schwazer Raum.

Hutmann Schwazer Bergbuch 1556, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Dip. 856.

Eintrag zum Tod eines Bergmannes (Hutmann)Tiroler Landesarchiv, Sterbebuch Vomp 1650

Der Bergbau als Arbeitsmarkt

Arbeitsmigration in Folge des Bergbaus ist stark von der Ergiebigkeit der einzelnen Erzlagerstätten abhängig. In Konjunkturzeiten lockten einzelne Reviere Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland an, der Rückgang der Fördermengen bewirkte hingegen einen Wegzug der bergmännischen Arbeitskräfte.

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Der Teilreviername Zapfenschuh lässt auf länderübergreifende Wanderbewegungen von Arbeitskräften schließen.

Dieses am Arzberg an der Grenze zu Pill gelegene Teilrevier findet eine Parallele in der tschechischen Bergstadt Kuttenberg, wo wir 1406 einem Niclas Zappenschu begegnen, dem das perkwerk czum czappenschu gehört. Ab 1420 ist Niclas Zappenschu allerdings aus den Quellen des Sudetenraumes verschwunden. Wurde er Opfer der Hussitenkriege, oder konnte er flüchten und in der gerade aufgeblühten Silberstadt Schwaz einen Neuanfang wagen? Jedenfalls wird anno 1438 eine Grube in Schwaz neu eröffnet und Zapfenschuh genannt!

Zapfenschuh

© YK, 13.06.07

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Der Bergbau in seiner Beziehung zu Umwelt und GesellschaftEs ist Samstag, der 10. Juli 1999: Um 14.45 Uhr bricht eine Felslawine im Ausmaß von mehreren tausend Kubikmetern vom Eiblschrofen in Schwaz. Obwohl sie kein Siedlungsgebiet erreicht, werden 238 Bewohnerinnen und Bewohner des Ortsteils Ried und der Siedlung am Zintberg evakuiert. Auch in den folgenden Tagen kommt der Berg nicht zur Ruhe. Und eine Diskussion um die „Schuldfrage“ beginnt: Ist der Dolomitabbau der Montanwerke Brixlegg verantwortlich für das Naturereignis? Oder handelt es sich um Spätfolgen des historischen Bergbaus?  

Auf der Grundlage von Archiv- und Interviewerhebungen wird der gesellschaftliche Umgang mit diesem krisenhaften Ereignis aus kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht.

Felssturz am 12. Juli 1999 am Eiblschrofen Photo: APA. In: Die Presse, Nr. 15.417, 14. Juli 1999, S. 3.

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Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)Land VorarlbergLand TirolLand SalzburgAuton. Prov. Bozen-Südtirol/Prov. Aut. Bolzano di Alto AdigeStand MontafonGemeinde BartholomäbergGemeinde SilbertalStadt SchwaztransITIndustriellenvereinigung TirolWilhelm-Mommertz-Stiftung zur Förderung der Archäologie

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Projektleiter:Univ.-Prof. Dr. Franz MathisInstitut für Geschichte und EthnologieUniversität InnsbruckA-6020 Innsbruck (Austria)Innrain 52Büro: +43 512 507 4390e-mail: [email protected]

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ingo SchneiderInstitut für Geschichte und EthnologieUniversität InnsbruckA-6020 Innsbruck (Austria)Innrain 52Büro: +43 512 507 4390 e-mail: [email protected]

Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter AnreiterInstitut für Sprachen und LiteraturenUniversität InnsbruckA-6020 Innsbruck (Austria)Innrain 52Büro: +43 512 507 4064 e-mail: [email protected]

Univ.-Prof. Dr. Hans MoserInstitut für Germanistik

Universität InnsbruckA-6020 Innsbruck (Austria)Innrain 52Büro: +43 512 507 4126 e-mail: [email protected]

Mag. Reinhard Bodner (Kulturwissenschaftler)Mag.a Margaret Haider (Kulturwissenschaftlerin)Mag.a Yvonne Kathrein (Germanistin)Mag. Gerhard Rampl (Sprachwissenschaftler)Dr. Gerd Hofmann (Historiker)Dr. Wolfgang Tschan (Historiker)Mag. Alois Unterkircher (Historiker)

ProjektmitarbeiterInnen: Sponsoren:

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