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Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft Der neue Journalismus im Web 2.0 – Haben die Schleusenwärter ausgedient? Prof. Dr. Wolfgang Donsbach Institut für Kommunikationswissenschaft Technische Universität Dresden www.donsbach.net Die Digitalisierung der Politik – die Politisierung des Digitalen Politische Akademie Tutzing Tutzing – 7. Juli 2012 www.donsbach.net

Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft Der neue Journalismus im Web 2.0 – Haben die Schleusenwärter ausgedient? Prof. Dr. Wolfgang

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Philosophische Fakultät – Institut für Kommunikationswissenschaft

Der neue Journalismus im Web 2.0 – Haben die Schleusenwärter

ausgedient?

Prof. Dr. Wolfgang Donsbach

Institut für Kommunikationswissenschaft

Technische Universität Dresden

www.donsbach.net

Die Digitalisierung der Politik – die Politisierung des Digitalen

Politische Akademie Tutzing Tutzing – 7. Juli 2012

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Aktivierung u. Partizipation

Passivität und Privatisierung

Diskurs und Pluralität

Selektivität und Fragmentierung

Internet und politische Kommunikation: Hoffnungen und Befürchtungen

Entprofessionalisierung von Nachrichten

Demokratisierung der Nachrichten

Empowerment?Vernetzung?

Duty to keep informedEcho chambers?

Validität?

Bürger als Journalist?

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Was beobachten wir?Zeitungen unter Druck

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„Gestern“ Zeitung gelesen

Reichweite der Tageszeitung im freien Fall (Westdeutschland 1980-2008)

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Leserschwund in allen Altersgruppen

The State of the Media 2012: An Annual Report on American Journalism, The PEW Research Center‘s Project for Excellence in Journalism, stateofthemedia.org, 09.05.2012.

• Stetiger Rückgang seit 1999 in allen Altersgruppen

• Selbst die Gruppe 65+ ist in 2011 um 3 Prozentpunkte gesunken

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Auflagenrückgang am stärksten in USA

The State of the Media 2011: An Annual Report on American Journalism, The PEW Research Center‘s Project for Excellence in Journalism, http://stateofthemedia.org/2011/mobile-survey/international-newspaper-economics/ , 10.05.2012.

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Auswirkung auf wirtschaftliche Stellung

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ErlösverteilungEnormer Umsatzverlust seit 2000

2000 2009

Vertriebserlöse Rubrikenwerbung Angebotswerbung

40%

39%

21%

63%

7%

30%

- 81 %

- 49 %

+15 %

einer regionalen Abonnementzeitung

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USA: Printverluste übersteigen Online-Gewinne

The State of the Media 2012: An Annual Report on American Journalism, The PEW Research Center‘s Project for Excellence in Journalism, stateofthemedia.org, 08.05.2012. The search for a new business model: How newspapers are faring trying to build digital revenue (05.03.2012). The Pew Research Center‘s Project for Excellence in Journalism, http://www.journalism.org/node/28629, 09.05.2012.

• Anzeigeneinnahmen nur noch weniger als die Hälfte im Vgl. zu 2006

• Onlineeinnahmen steigen

• Printverluste übersteigen aber weit den Zuwachs online:

Print Advertising Revenues Fall, Online GrowsIn Millions of Dollars

Print Online Total2003 44.939 1.216 46.1552004 46.703 1.541 48.2442005 47.408 2.027 49.4352006 46.611 2.664 49.2752007 42.209 3.166 45.3752008 34.740 3.109 37.8482009 24.821 2.743 27.5642010 22.795 3.042 25.8382011 20.692 3.249 23.941

Source: Newspaper Association of America

Pew Research Center's Project for Excellence in Journalsim2012 State of the News Media

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Nachrichtennutzung im Zeitalter des Internets

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Pew (2011a)

18-29 Years

„Where do you get most of your news about national and international issues?“ (in percent)

Subjektiv: Internet als Informationsquelle immer wichtiger

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www.donsbach.netAllensbacher Computer- und Technikanalysen 2004-2010 in Schneller (2010a)

Subjektiv: Internet als Informationsquelle immer wichtiger?

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www.donsbach.netAllensbacher Computer- und Technikanalysen 2008-2010 in Schneller (2010b)

Soziale Online-Netzwerke boomen

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Nachrichtenquellen bei konkreter Messung

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Zwei-Methoden-Design

AufmerksamkeitInformieren

Wissen

QUELLEN

NACHRICHTEN-INHALTE

Individuelle Informationsquellen

+ Querschnitt professioneller Medien

+ Nicht-professionelle Medien (Blogs)

Intervenierende Variablen, e.g.:

Politisches InteresseVorwissen

Allg. MediennutzungPolitische PartizipationSelbstwirksamkeitWerteInterpersonale Kommunikation

INHALTS- ANALYSE

BEFRAGUNG

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Nachrichtennutzung und -wissen: Befragung

n=600

14–17 Jahre

n=600

18–29 Jahre

n=600

30 Jahre

repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung (n=1.800)

Disproportionale Stichprobe

Feldzeit: 26.04.–09.06.2010 an Werktagen (30 Tage)

Ausschöpfungsquote: 56,6 Prozent (TNS-Standard)

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Erster Schritt: Zusammensetzung eines Experten-Panel

Zweiter Schritt: Tägliche Vorauswahl der 10 wichtigsten Nachrichtenthemen des Tages; Basis: Medien-Querschnitt

Dritter Schritt: Expertenabstimmung via E-Mail Auswahl der zwei wichtigsten gesellschaftlich relevanten Nachrichtenthemen des Vortages

Vierter Schritt: Einbau der Themen in täglichen Fragebogen

3 Politikwissenschaftler3 Kommunikationswissenschaftler3 Top-Journalisten1 Meinungsforscher

Wie bestimmt man „gesellschaftlich relevante“ Nachrichten?

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Thema Nachrichtenereignis T1 FDP stellt auf Parteitag neues Steuerkonzept vor T2 Bundesfinanzminister Schäuble schließt ein "Nein"

zu Finanzhilfen für Griechenland nicht aus T3 Niedersachsens Ministerpräsident Wulff hat sich

vom Kruzifix-Vorschlag seiner Sozialministerin distanziert

T4 Bundestagsfraktionen wollen Hilfen für Griechenland grundsätzlich mittragen

T5 Mit Aygül Özkan wird erste türkischstämmige Ministerin in Deutschland vereidigt

T6 Rating-Agentur stuft Kreditwürdigkeit von Griechenland und Portugal herab

T7 Bundesregierung und Fraktionen haben sich mit IWF und EZB über Milliardenbürgschaften für Griechenland beraten

T8 Bundesbildungsministerin Schavan stellt Bundesbildungsbericht vor

T9 Zahl der Arbeitslosen im April deutlich gesunken T10 Bundespräsident Köhler verlangt strengere

Kontrollen in Finanzindustrie T11 Versuchter Terroranschlag in New York T12 Griechenland einigt sich mit EU, IWF und EZB auf

Sparprogramm

T25 Papst Benedikt verurteilt Missbrauchsfälle in katholischer Kirche

T26 FDP bietet sich in Nordrhein-Westfalen für

Themen-Beispiele

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Basis: Davon gehört

Wo aufmerksam geworden? Quellen nach Alter

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Basis: Im Internet darauf aufmerksam geworden

Wo aufmerksam geworden? Internetquellen

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In zusätzlicher Quelle informiert?

Sich informiert: 54 72 71 69

Basis: Davon gehört

Frage: „Auf etwas aufmerksam geworden zu sein, bedeutet ja nicht immer, dass man auch gleichzeitig schon Informationen darüber bekommen hat. Wie war das bei Ihnen beim Thema JEWEILIGES THEMA? Haben Sie aus der gleichen Quelle, die Sie eben genannt haben, auch Informationen bekommen, aus einer anderen Quellen oder haben Sie keine weiteren Informationen bekommen?“

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Wo genau informiert?

Basis: Got information

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Blog

Soziales Online-Netzwerk

News-Feed

Andere Internetquelle

Websites eines E-Mail-Providers

Traditionelle Nachrichten-Website

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

0

0

0

0

2

7

(in Prozent)

n=742

Basis: Informiert

Wo genauer informiert? Internetquellen

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Nachrichtenkenntnis

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14–17 18–29 30+0

10

20

30

40

50

60

70

80

News Topics 1 News Topics 2

News Topics 1+2

Aufmerksamkeit: Je jünger, desto weniger Frage: „Nun würde ich Sie gerne nach einem Thema fragen, das gestern in den Nachrichten war. Haben Sie zufällig mitbekommen, dass JEWEILIGES THEMA?“

n=600 (jeweils)Basis: Deutsche Bevölkerung

%„JA“

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14–17 18–29 30+0

10

20

30

40

50

60

Nachrichtenthemen 1

Nachrichtenthemen 2

Beide Themen

Welcher Anteil der Bevölkerung hat sich tatsächlich über die Nachrichtenthemen informiert?

n=600 (jeweils)

Basis: Gesamtbevölkerung!

%

Zusätzlich informiert?

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Nachrichtenwissen

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„Nicht jeder wird ja Details über die Kreditwürdigkeit Griechenlands und die Finanzhilfen wissen. Ich lese Ihnen nun einige Aussagen dazu vor, die entweder richtig oder falsch sind. Bitte sagen Sie mir immer, ob Sie die Aussage für richtig oder für falsch halten.“

„In einem Eilverfahren hatte der Deutsche Bundestag bereits erste finanzielle Hilfen für Griechenland beschlossen.“ Verantwortlich für die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands sind die als praktisch wertlos eingestuften griechischen Staatsanleihen.“ In der EU ist es vertraglich geregelt, dass die jährliche Neuverschuldung der Mitgliedsländer eine bestimmte Höhe nicht überschreiten darf.“ „Die EU und die Europäische Zentralbank sind vertraglich dazu verpflichtet, verschuldeten EU-Mitgliedsländern finanziell zu helfen.“

Nachrichten-ereignis

Hinter-grund-inform-ationen

Ereignis-bezogenes Nachricht-enwissen

Hinter-grundnach-richten-wissen

Messung von Nachrichtenwissen

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Nachrichtenwissen nach Alter

Durchschnittliches ereignisbezogenes Nachrichtenwissen: Richtige Antworten von 0 bis 2

Basis: Gesamtbevölkerung!

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Regressionsanalyse

Nachrichten-wissen

Zusätzlich informiert

Generelle Nachr.nutzung

44%

Nachrichten-wissen

Zusätzlich informiert

Generelle Nachr.nutzung

45%

Nachrichten-wissen

Zusätzlich informiert

Vorher-Wissen30%

14-17 J.

Politisches Interesse

30+ J.

18-29 J.

Soule (2001): “over the past forty years, no generation has begun with such low levels of interest in politics”

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Antwort Altersgruppen Bildung Geschlecht 18 -24 J. 25 -44 J. 45 -59 J. 60 J. + Bis Haupt-

schule Realschule Abitur und

höher M W

Richtig 22% 34% 35% 45% 43% 27% 41% 42% 30% „Nein“ oder falsche Ant-wort

78% 66% 65% 55% 57% 73% 59% 58% 70%

Mehr Interesse für und Wissen über Lokales?

„Zurzeit wird Oberbürgermeisterin Helma Orosz ja aufgrund schwerer Krankheit in ihrem Amt vertreten. Wissen Sie, wer Frau Orosz vertritt?“

Quelle: IfK/DNN-Barometer, September 2011, n= 552

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Mehr Interesse für und Wissen über Lokales?

„Aktuell wird ja über eine neue wirtschaftliche Grundlage der städtischen Krankenhäuser Friedrichstadt und Neustadt diskutiert. Haben Sie davon gehört oder haben Sie das nicht?“

Antwort Altersgruppen Bildung Geschlecht 18 -24 J. 25 -44 J. 45 -59 J. 60 J. + Bis Haupt-

schule Realschule Abitur und

höher M W

ja, davon gehört 33% 47% 67% 81% 78% 52% 60% 62% 58%

nein, nicht davon gehört 67% 53% 33% 19% 22% 48% 40% 38% 42%

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Kommunikatives PrekariatPraktisch keine politische Mediennutzung, politikfern, keine

Partizipation, kein Wissen, hohe Politikverdrossenheit

Politisch HalbgebildeteOberflächliches Interesse an Politik, Basis-

Verständnis (Personen eher als Sachverhalte), Publikum der Talkshows,

Partizipation durch Wählen, Politikverdrossenheit moderat

Elite

Hohe politische Mediennutzung und Partizipation

3-Klassen-Informationsgesellschaft

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Ursache: Wertewandel?

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Veränderungen der Lebensinteressen 1998 2008

18-29-Jährige

Quelle: IfD Allensbach

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Abnehmendes Politikinteresse unter Jugendlichen

1984 1991 1996 1999 2002 2006 20100

10

20

30

40

50

605557

4743

34

39 40

Shell (2010)

“Interessieren Sie sich ganz allgemein für Politik?““stark interessiert“ und “interessiert“ in Prozent (15- bis 24-Jährige)

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IfD Juli 2009

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Immer weniger Duty to Keep Informed

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"Fühlen Sie sich verantwortlich dafür, wie sich die Verhältnisse in Deutschland entwickeln, oder fühlen Sie sich dafür nicht verantwortlich?"

23

66

11

20

72

8

22

67

11

fühle mich verantwortlich

fühle mich nicht verantwortlich

Anderes/Unentschieden

0

20

40

60

80

100West Ost Gesamt

%Deutschland 2009, IfD Allensbach

Wer fühlt sich noch verantwortlich?

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Ursache: Neue Medienökologie

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Internet verändert Nutzungsmuster

• Angebote kaum unterscheidbar

• Internet-Inhalte nicht-professionell und parteiischer

• Nutzung wird selektiver

FOLGEN• Weniger Nachfrage nach

professionellem Journalismus

• geprüftes Wissen sinkt

• gemeinsames Wissen sinkt

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Internet verändert Nutzungsmuster

• Angebote kaum unterscheidbar

• Internet-Inhalte nicht-professionell und parteiischer

• Nutzung wird selektiver

FOLGEN• Weniger Nachfrage nach

professionellem Journalismus

• geprüftes Wissen sinkt

• gemeinsames Wissen sinkt

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Welches sind die Nachrichten-Profis?

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Wer ist ein Journalist? Konturen des Berufs verschwimmen vor allem bei Jungen

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n=527

16

15

22

26

39

42

60

71

82

88

79

73

69

68

54

50

35

23

13

8

Ärzte

Professoren

Lehrer

Pfarrer

Rechtsanwälte

Meinungsforscher

Journalisten

Pressesprecher

Werbefachleute

Politiker

020406080100 0 20 40 60 80 100

Im Folgenden nenne ich Ihnen verschiedene Berufsgruppen. Bitte sagen Sie mir immer, ob sie dieser Berufsgruppe eher vertrauen oder eher nicht vertrauen?

Quelle: Donsbach et al. 2009

Vertrauen der Deutschen in Journalismus

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n=527

24

50

35

23

74

45

60

70

18-24 Jahre 25-44 Jahre 45-59 Jahre 60 Jahre und älter

Alter

0

20

40

60

80

100eher vertrauen eher nicht vertrauen

Im Folgenden nenne ich Ihnen verschiedene Berufsgruppen. Bitte sagen Sie mir immer, ob sie dieser Berufsgruppe eher vertrauen oder eher nicht vertrauen?

Donsbach et al. 2009

Alter und Vertrauen

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Internet verändert Nutzungsmuster

• Angebote kaum unterscheidbar

• Internet-Inhalte nicht-professionell und parteiischer

• Nutzung wird selektiver

FOLGEN• Weniger Nachfrage nach

professionellem Journalismus

• geprüftes Wissen sinkt

• gemeinsames Wissen sinkt

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Objectivity

• level of elaboration• accuracy of analysis• sources of numbers

and statistics

Balance/Plurality

• variety and diversity of actors

• positions in conflict• Neutrality

Understandability

• simplicity• structure/system• brevity/conciseness• additional stimulants

Tabloidization

• personalization• emotionalization• Tenor

Issue-SpecificInformation

Quality

• information concerning news event

• additional background information

Normative Quality

Defining and Measuring Quality

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Qualität der nicht-professionellen Medien: Hintergrund-Information

Background information about the news issue in the news sources(in percent)

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Qualität der nicht-professionellen Medien: Wissensfragen, die man aufgrund von Artikel beantworten kann

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Pluralistic and one-sided information in the news sources (in percent)

Qualität der nicht-professionellen Medien: Ausgewogenheit

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Internet verändert Nutzungsmuster

• Angebote kaum unterscheidbar

• Internet-Inhalte nicht-professionell und parteiischer

• Nutzung wird selektiver

FOLGEN• Weniger Nachfrage nach

professionellem Journalismus

• geprüftes Wissen sinkt

• gemeinsames Wissen sinkt

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“A further implication of voters’ increased exposure to one-sided news coverage is an ‘‘echo chamber’’ effect—the news serves to reinforce existing beliefs and attitudes.”

Echo Chamber Effect

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Internet verändert Nutzungsmuster

• Angebote kaum unterscheidbar

• Internet-Inhalte nicht-professionell und parteiischer

• Nutzung wird selektiver

FOLGEN• Weniger Nachfrage nach

professionellem Journalismus

• geprüftes Wissen sinkt

• gemeinsames Wissen sinkt

Stille Marginalisierung des Journalismus

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Stille Marginalisierung des Journalismus

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Die stille Marginalisierung des Journalismus

Sinkender Anteil der Kommunikationsinhalte zwischen Menschen, die auf Produkte professionellen Journalismus zurückgehen

Anteil der Wirklichkeitsvorstellungen der Menschen, die auf Produkte professionellen Journalismnus zurückgehen, verringert sich

Weniger valide Vorstellungen Tewksbury & Althaus, 2000 Kaufhold et al. 2010

Weniger gemeinsame Vorstellungen Selektive Zuwendung Zerfall des Öffentlichkeit

Grundfunktionen des Journalismus

Validierung Gemeinsame Basis

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The New Knowledge Profession

“Today, these institutions have lost some of their former authority, and the media have to some extent taken over their role as providers of information and moral orientation, at the same time as the media have become society’s most important storyteller about society itself.”

Hjarvard 2008

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Fünf Kompetenzen des Journalismus

Allgemeine Kompetenz

breite Allgemein-bildung (u.a.) historisch

spezifische kognitive Fähigkeiten (u.a. analytische Fähigkeiten, Kausallogik, Aussagenkritik)

Sach-Kompetenz

• Wissenschaft-liches Fachstudium

• Die richtigen Fragen den richtigen Leuten stellen

• kritische Funktion als Journalsiten erfüllen

Prozess-Kompetenz

• Abläufe und Wir-kungsfaktoren im Kommunikationsprozess

• Entstehung von Aussagen

• Wirkungen auf das Publikum

Fach-Kompetenz

„Handwerk“

Professio-nelle Ethik

• Rollenverständnis

• Wissen über Tradition und Identität des Journalismus

• Beziehung zur Gesellschaft

• rechtliche und ethische Grundlagen

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“Today, these institutions have lost some of their former authority, and the media have to some extent taken over their role as providers of information and moral orientation, at the same time as the media have become society’s most important storyteller about society itself.”

Stig Hjarvard (2008)

Journalismus als neue Wissensprofession

“Refining and reinvigorating the curriculum to better educate journalists, who will be at the forefront of diffusing knowledge to the next generations, is key to strengthening our future as a democracy.”

Vartan Gregorian (Background Statement on the Carnegie-Knight Initiative on the Future of Journalism Education)

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„Massenmedien als Institutionen ermöglichen in spezifischer Weise die Interaktionsprozesse zwischen Informationsanbieter und Rezipienten, sie regeln die Austauschprozesse gesellschaftsweit, für alle Gesellschaftsmitglieder sichtbar und verbindlich….Nur als Intermediäre sich ausflaggende und von den Rezipienten anerkannte Organisationen können dauerhaft publizistische Leistungen von Relevanz erbringen und gesellschaftsweite Anerkennung erwarten. Die Mehrzahl der Onlineanbieter wie -angebote erfüllt die für Massenmedien genannten Voraussetzungen nicht.“

(Jarren 2008)

Gesellschaftliche Dienstleistung = Was Journalismus einzigartig macht

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Gewünschte Eigenschaften

der Gesellschaft

Freiheit

Selbstbestimmung

Toleranz

Rationalität

„Diskursive Öffentlichkeit“

Notwendige Eigenschaften

der Bürger

Informiert

Interessiert

Involviert

Partizipativ

Wertebewusst

Notwendige Eigenschaften der Kommunikation

Unabhängigkeit

Objektivität

Vielfalt

Relevanz

Sachlichkeit

Regressionsmodell der politischen Kommunikation