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77 3 701 78 konnten. Ich habe diese Ansicht nicht getheilt und bald nach der Entdeckung des Eros einigen Fachgenossen gegen- uber und auch in Vorlesungen eine andere Meinung ausge- sprochen, die selbstverstandlich nicht beansprucht, mehr als eine Hypothese zu sein, die aber im Zusamrnenhang rnit dem .Obigen an Wahrscheinlichkeit gewinnen diirfte. Seit Jahrzehnten hat man sich rnit der Thatsache be- schaftigt, dass viele Planeten anderen so nahe kommen konnen, dass man mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit auf Collisionen unter ihnen rechnen ,darf. Die Moglichkeit solcher Collisionen ist also von den Astronomen zugegeben. Da sich nun Eros im Aphel in Regionen befindet, die rnoglicherweise auch von anderen Planeten durchstrichen werden, so ist auch die Moglichkeit vorhanden, dass Eros in friiheren Zeiten -durch eine Collision in seine jetzige Bahn geworfen worden ist. Man wird sich die kleinen Planeten als vollig erkaltete, starre Massen, zum Theil vielleicht unseren Felsarten ahnlich, vorstellen tniissen. Bei einem Zusammenstoss solcher Massen -wird ein l’heil derselben durch die frei werdende colossale Warme erhitzt, vielleicht vergast, abgesprengte Theile werden aber weiter bestehen konnen und nach den Gesetzen des halbelastischen Stosses in ganz andere Bahnen geworfen, .als die planetarischen Massen vorher beschrieben haben. Es ist begreiflich, dass diese Bruchstiicke im allgemeinen sehr unregelrnassige Figuren haben werden. Wenn man nun Eros aus einer solchen Collision hervorgegangen ansieht, Miinchen, den 26. Marz 1901. wird es nicht auffallen, wenn er eine, einem grossen Fels- block vergleichbare, ausserst unregelmassige Figur und eine Oberflache aufweist, die durch Risse, Erhohungen und Ver- tiefungen vollkommen unahnlich geworden ist einer glatten Rugel, mit der man in der Photometrie der Planeten ge- wohnlich rechnet. Es ware nicht unrnoglich, dass bei weiter fortgeschrittener Kenntniss der Verhaltnisse im System der kleinen Planeten diese Hypothese direct bestatigt werden wird. Es kann, aber auch der Fall vorliegen, dass Eros der einzige grossere Theil der Masse ist, der sich aus der Collision gerettet hat. Die Theorie der Rotation solcher unregelmassiger Massen, die also drei sehr verschiedene Haupttragheits- momente besitzen konnen, ist in dem Falle, wo die An- ziehung der anderen planetarischen Korper klein oder zu vernachlassigen ist, vollstandig bekannt. Es konnen bedeu- tende periodische Schwankungen der Haupttragheitsaxen um die Rotationsaxe - die beim Fehlen ausserer Krafte sich parallel verschiebt - eintreten und die Rotationsgeschwindig- keit ist im allgemeinen keine constante. Im vorliegenden Falle wird auch die Drehungsaxe keine stabile zu sein brauchen. Es wird in spaterer Zeit ein hochinteressantes Problem sein, die Rotationsverhaltnisse des Eros an den Helligkeitsmessungen zu studiren. Doch werden hierzu Be- obachtungsreihen, die sich iiber lange Zeitraume erstrecken, nothig sein. H. Seeliger. Photograpliische Beobaclitungen von Planeten. 1901 Man 13 I i1’38*fr M. Z. Heidelberg 1901 GC roh 4”’41?59 +9” 3‘ 14!1 1901 GD 10~10~6?51 +10”26’36:4. Die Positionen beziehen sich auf 187 5.0 ; sie sind rnit dem parallaktischen Messapparat vermessen worden. Heidelberg, 1901 April 4. M. woy. New variable star 70.190 1 Ursae majoris. This star’s approximate place for 1855 is RA. = 8h57m9 Decl. = +5i042‘. The values for its magnitude have been as follows: 1901 Febr. 13, 10.4; Febr. 15, 10.4; March 24, 9.8; March 27, 9.7; April 3, 9.6. These estimates rest on the assumption that ED. +51?1483 is 9917 and that the magni- tudes of 10.5 and 10.0 should be assigned to two stars which, like the variable itself, do not appear in the BD., and whose approximate places for 1855 are respectively 8h58m0 +51”47’ and 8h58m6 +51”45’. Edinburgh, 21 East Clareniont Street, 1901 April 4. Thomas D. Anderson. Verbesserte Ephemeriden der Planeten (361) [1893 P] und (401) Ottilia. Herr Prof. M. Wolf hat mir heute genaherte Positionen der von ihm photographisch wiedergefundenen Planeten (36 I) und (401) rnitgetheilt (vgl. A. N. 3700). Da eine langere Ver- folgung beider Planeten, von denen (361) die grosste be- kannte Periheldistanz besitzt, wahrend die mittlere Bewegung von Ottilia nur um 15” kleiner ist als die doppelte Jupiter- bewegung, sehr wiinschenswerth ware, habe ich unter Vari- ation der mittleren Anomalien neue, an die Heidelberger Positionen sich nahe -anschliessende Epherneriden gerechnet.*) ”) Den Abonnenten der Epliemeriden-Circulare sind die Ephemeriden schon am 30. MBrz durch Circular Kr. 9 mitgetheilt worden. Kr.

Photographische Beobachtungen von Planeten

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konnten. Ich habe diese Ansicht nicht getheilt und bald nach der Entdeckung des Eros einigen Fachgenossen gegen- uber und auch in Vorlesungen eine andere Meinung ausge- sprochen, die selbstverstandlich nicht beansprucht, mehr als eine Hypothese zu sein, die aber im Zusamrnenhang rnit dem

.Obigen an Wahrscheinlichkeit gewinnen diirfte. Seit Jahrzehnten hat man sich rnit der Thatsache be-

schaftigt, dass viele Planeten anderen so nahe kommen konnen, dass man mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit auf Collisionen unter ihnen rechnen ,darf. Die Moglichkeit solcher Collisionen ist also von den Astronomen zugegeben. Da sich nun Eros im Aphel in Regionen befindet, die rnoglicherweise auch von anderen Planeten durchstrichen werden, so ist auch die Moglichkeit vorhanden, dass Eros in friiheren Zeiten -durch eine Collision in seine jetzige Bahn geworfen worden ist. Man wird sich die kleinen Planeten als vollig erkaltete, starre Massen, zum Theil vielleicht unseren Felsarten ahnlich, vorstellen tniissen. Bei einem Zusammenstoss solcher Massen -wird ein l’heil derselben durch die frei werdende colossale Warme erhitzt, vielleicht vergast, abgesprengte Theile werden aber weiter bestehen konnen und nach den Gesetzen des halbelastischen Stosses in ganz andere Bahnen geworfen, .als die planetarischen Massen vorher beschrieben haben. Es ist begreiflich, dass diese Bruchstiicke im allgemeinen sehr unregelrnassige Figuren haben werden. Wenn man nun Eros aus einer solchen Collision hervorgegangen ansieht,

Miinchen, den 26. Marz 1 9 0 1 .

wird es nicht auffallen, wenn er eine, einem grossen Fels- block vergleichbare, ausserst unregelmassige Figur und eine Oberflache aufweist, die durch Risse, Erhohungen und Ver- tiefungen vollkommen unahnlich geworden ist einer glatten Rugel, mit der man in der Photometrie der Planeten ge- wohnlich rechnet. Es ware nicht unrnoglich, dass bei weiter fortgeschrittener Kenntniss der Verhaltnisse im System der kleinen Planeten diese Hypothese direct bestatigt werden wird. Es kann, aber auch der Fall vorliegen, dass Eros der einzige grossere Theil der Masse ist, der sich aus der Collision gerettet hat.

Die Theorie der Rotation solcher unregelmassiger Massen, die also drei sehr verschiedene Haupttragheits- momente besitzen konnen, ist in dem Falle, wo die An- ziehung der anderen planetarischen Korper klein oder zu vernachlassigen ist, vollstandig bekannt. Es konnen bedeu- tende periodische Schwankungen der Haupttragheitsaxen um die Rotationsaxe - die beim Fehlen ausserer Krafte sich parallel verschiebt - eintreten und die Rotationsgeschwindig- keit ist im allgemeinen keine constante. I m vorliegenden Falle wird auch die Drehungsaxe keine stabile zu sein brauchen. Es wird in spaterer Zeit ein hochinteressantes Problem sein, die Rotationsverhaltnisse des Eros an den Helligkeitsmessungen zu studiren. Doch werden hierzu Be- obachtungsreihen, die sich iiber lange Zeitraume erstrecken, nothig sein.

H. Seeliger.

Photograpliische Beobaclitungen von Planeten. 1901 M a n 1 3 I i1’38*fr M. Z. Heidelberg

1901 GC roh 4”’41?59 +9” 3‘ 14!1 1901 GD 1 0 ~ 1 0 ~ 6 ? 5 1 +10”26’36:4 .

Die Positionen beziehen sich auf 187 5.0 ; sie sind rnit dem parallaktischen Messapparat vermessen worden.

Heidelberg, 1901 April 4 . M. woy.

New variable star 70.190 1 Ursae majoris. This star’s approximate place for 1855 is

RA. = 8h57m9 Decl. = + 5 i 0 4 2 ‘ .

The values for its magnitude have been as follows: 1901 Febr. 13, 1 0 . 4 ; Febr. 1 5 , 1 0 . 4 ; March 24, 9 . 8 ;

March 2 7 , 9 . 7 ; April 3, 9 .6 . These estimates rest on the assumption that ED. +51?1483 is 9917 and that the magni- tudes of 1 0 . 5 and 10.0 should be assigned to two stars which, like the variable itself, do not appear in the BD., and whose approximate places for 1855 are respectively 8h58m0 + 5 1 ” 4 7 ’ and 8h58m6 +51”45’ .

Edinburgh, 2 1 East Clareniont Street, 1 9 0 1 April 4 . Thomas D. Anderson.

Verbesserte Ephemeriden der Planeten (361) [1893 P] und (401) Ottilia. Herr Prof. M. Wolf hat mir heute genaherte Positionen

der von ihm photographisch wiedergefundenen Planeten (36 I )

und (401) rnitgetheilt (vgl. A. N. 3700). Da eine langere Ver- folgung beider Planeten, von denen (361) die grosste be- kannte Periheldistanz besitzt, wahrend die mittlere Bewegung

von Ottilia nur um 1 5 ” kleiner ist als die doppelte Jupiter- bewegung, sehr wiinschenswerth ware, habe ich unter Vari- ation der mittleren Anomalien neue, an die Heidelberger Positionen sich nahe -anschliessende Epherneriden gerechnet.*)

”) Den Abonnenten der Epliemeriden-Circulare sind die Ephemeriden schon am 30. MBrz durch Circular Kr. 9 mitgetheilt worden. Kr.