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ARCBIV DER PHARIACIE. CXXXXVI. Handes crstes Heft. Erste Abtheilung. 1. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Ueber die Phosphorescenz bei den Mineralien, Pfianzen nnd Thieren; - aus dem Franzosischen von Dr. Johannes Muller in Berlin, - Bis jetzt haben wir noch keine befriedigende Erklii- rflng iiber die Erscheinung der Phosphorescenz erhalten. Sic ist als eine niehr oder weniger mystische Erschei- nung betrachtet worden, eine Ansicht, hauptsiichlich durch mangelhafte Beobachtungen hervorgerufen. Diese aufzu- hellen ist der Zweck dieser Abhandlung. Um die Phosphorescenz kennen zu lerncn, muss man die Erscheinung in allen drei Naturreichen studiren. Man fiadet sie bei den Mineralien, Pflanzen und Thieren, selbst bei den todten organischen Stoffen. Obwohl die phos- phorescirende Eigenschaft in hohem Maasse bei vielen Insekten wahrgenommen, tritt sie ebenso rruf das Gebiet der I'hysik, Chemie, Botanik nnd Physiologie. Nur der- jenige, welcher die griindlichste Kenntniss in diesen ver- fichiedcncn Zweigen der Naturgeschichte besitzt, kann boffen, einc rationelle Erkliirung der verschiedenen Er- scheinungen, welche wir wehrnehmen, zu gebcn. Die Flamme ist uberall eine Flamme, das Licht ubeiall Licht; aber man muss untersuchen, wie das Licht unter ver- Arch.d.Phmm. CXXXXYI.Bds. 1. Rft. 1

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Page 1: Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Ueber die Phosphorescenz bei den Mineralien, Pflanzen und Thieren. Aus dem Französischen

ARCBIV DER PHARIACIE. CXXXXVI. Handes crstes Heft.

Erste Abtheilung. 1. Physik, Chemie und praktische

Pharmacie.

Ueber die Phosphorescenz bei den Mineralien, Pfianzen nnd Thieren;

-

aus dem Franzos i schen von

Dr. J o h a n n e s Muller in Berlin, -

Bis jetzt haben wir noch keine befriedigende Erklii- rflng iiber die Erscheinung der Phosphorescenz erhalten. Sic ist als eine niehr oder weniger mystische Erschei- nung betrachtet worden, eine Ansicht, hauptsiichlich durch mangelhafte Beobachtungen hervorgerufen. Diese aufzu- hellen ist der Zweck dieser Abhandlung.

Um die Phosphorescenz kennen zu lerncn, muss man die Erscheinung in allen drei Naturreichen studiren. Man fiadet sie bei den Mineralien, Pflanzen und Thieren, selbst bei den todten organischen Stoffen. Obwohl die phos- phorescirende Eigenschaft in hohem Maasse bei vielen Insekten wahrgenommen, tritt sie ebenso rruf das Gebiet der I'hysik, Chemie, Botanik nnd Physiologie. Nur der- jenige, welcher die griindlichste Kenntniss in diesen ver- fichiedcncn Zweigen der Naturgeschichte besitzt, kann boffen, einc rationelle Erkliirung der verschiedenen Er- scheinungen, welche wir wehrnehmen, zu gebcn. Die Flamme ist uberall eine Flamme, das Licht ubeiall Licht; aber man muss untersuchen, wie das Licht unter ver-

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2 Milller,

schiedenen Umshnden, worunter mail dasselbe wnhmirnmt, erzeugt wird.

P h i p s o n hat das Verdicnst, die neuesten griind- lichen IJntersucliungen angestellt zu haben. Er liisst seine Arbeit in vier Abtlieilnngcn zerfallen. 1)ie wste handelt uber die I’hospliorcscenz bei den Mineralien, die zweite iiber die bei den Pflanzen, die drittc iiber die bei den Thieren, bcsonders bei den Insekten, die vierte be- zieht sich auf einige theoretisch historische Heobach- tungen.

I. UeGer die l%ospAorescens 6ei den Mineralien. Man kann sich das Wort Phosphorescenz erklbren,

wenn inan sich erinnert, dass der Phosphor iiii Dunkeln der vorzdglicliste phosphorcscircnde Korper ist. Kine grossc Zalil Kijrper besitzt die Eigenschaft, Lichtstrnlilcn zu entsendcn, wenn sic cine kurze Zeit deiri Sonncm- lichtc odcr sclbst den1 zerstreuten Lichtc ausgcsetzt u i d

dann ins Dunkle gebracht werden. Man hat dieser Kr- scheinung den Nanicn Phosphorescenz durch lnsol a t’ ion (Aussetzung an die Sonne) gegeben. Die stirksten licllt- gebenden K.iirper nacli dicser Metliodc sind gewissc Ya- rietiten von I~lussspath, kohlensnurem Jialk, Verstein-- rungen, calcinirtc Muscheln, Pcrlen, phosphorsaurer Kall:, iirscniksaurer Kallc u. s. w. Vielc Diamantcn glhnzen selir h n g e Zeit im Dunkeln, wenn nian sie nur einige Zcit den1 Sonnenlichte rtussetzt.

ER ist sclion lange Zeit her, scit ein Schuhinacher von Bologna in Italien seine E’reunde mit einer Substan;: bekannt mnchte, welche seitdein untcr dem Nanien ,Phos- phor von 13010gnau bekannt geworden ist. Nachdcin man dieselbe einige Zeit dem Sonnenlichte aussetzte, verbrei- tete sic im Dunkeln Licht von sich. Diese Substanz war das Schwefelbaryum. Er bereitete dieselbe aus dem schwefelsnuren Baryt, welchen er in secundairen Lagern des Monte Paterno samnielte, indem er das Pulver rnit Waeeer und Mehl durchknetete und in Kuehen der Qliih- hitze aussetzte.

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GBer die I'hosphorescenz bei den illineralien etc. 3

Llieses ist der iiltestc belanntc phospliorcscirenclc Kiivper, welcher den Gegenstnnd einer Anz:tlil Veimclie ausiaaclite. nilan erlidt ihn an1 bcsten, wenn innn f'eiiies l'ulvcr von scliwcfclsaureni 13aryt iiiit Guiuriii und Ocl zu einein Teig knetet und stark gluht. Hewskirt irian tlcrisclben in ciner herinetiscli verschlossenen Flasclie u r i d setLt ihn dctii Sonncnliclitc aus, so verbreitct er iiii Dun- kcln ein gelbes Liclit. Die I'hosphorescenz tlaucrt xu- weilen eine Stuncle uiitl die griisste Iiiiltc vcrhindert dic- ses leuchtendc Vcrinogen in Itcincr Weisc. Der c:ilci- nirfc s a l p e t e r s a u r e K a l k bcsitxt aucli eiiiigcriiiaasscn tliose pliosphorescircnde l':igcnschitft, wclchen inan ,,I'Iios- phor von 13alcluinu genannt hat. Kbenso aucli das Ycli we-

fc l cnl c i u m (Phosphor von Canton), so bcnannt n:icIi deiri cnglisclieii Clieniiker, wclclier diesc Eigenscliaft zucist beobnchtcte. Man bereitet dcnselben diirch Gliilicn von (iyps iind Kolilc otlcr Austcrschalcn und Ycliwefcl. Iloiii- IJ t: r g bcobaclitcte dicsclbe Ersclicinung bei tleni C h 1 or- O:L I c i u in. Es verbreitct ciii griinliclies Liclit im Dun- lw!n und fiilirt den Sanien ,,I'hosphor von €loinberg,.". 1-:s war iiatiirlich, dass iiian die Wirkung der Strdilcn voni Sonnenspectruni :id cliesc pliospliorescirenden Sub- stanzen durcli Insolation studirtc, und im Jahre 1775 veriiffcntlichte W i 1 s o n seine: ,S'e'rie d'cqeriences ~ t w (es

~~hosphores", worin cr behauptet, dasv die iiielir breclicn- dcn stralileti des ~onnenspectrunis in hohetn hhasse die pliospliorescirende Kigenschaft des Schwefelcalciuins erzeu- gwi, witlirend dic wenigcr breclicnden Ytralilen dieselbe ;inflieLen. It i t t e r bcstiitigt classelbe, und uni dieselbe Zcit s:tgt I 3 c c c a r i a : ,Die violctten Strahlen erzcugcn itiii nieisteii, die rotlien wcniger Phosphorescenz.' I<benso sxgt 13 e c (1 u e r e 1, dass die Eigenschnft des Lichtes, die liorper phosphorcscirend zu inaclien, glinzlicli den violet- ten Strahlen zukiinie.

Ueber diesen Gegcnstand haben u. a. Biot , A r a g o , 1) u g u e r r e und melirerc Bndere zahlrciche Versuche an- gestellt. die sagen, dass Inan niit den dunkeln Stralilen,

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welche ausser den sichtbarcn Strahlen des Spectrums lie- gen, Licht hervorbringt und cine phosphorescirende Obcr- fliiche erleuchtet, wahrend man mit den sichtbaren Strah- len der rothen, gelben, orangefarbenen, griinen u. s. w. nicht allein dicse Oberflache nicht leuchtcnd macht, son- dern sognr ihr Licht, welchea durch andere Ursachen erzeugt, wieder loscht. Diese letztere Erscheinung war in England untcr dem Nainen ,Fluorescenzu bekannt, und S t o c k ea behauptet, dass viele Korper auf die unsiclit- baren Strahlen dcs Spectrums wirken konnen und sie sichtbar machen konnen.

B e c q u e r e l der Vater und Andere vor ihm liabcn beobachtet, dass die Korper, welche gute Leiter dcr Elektricitat sind, nicht durch Insolation phosphoresciren. I3io t und I3 ecqu e r e 1 beweisen, dass die Elektricitiit clen:;o als eine Insolation auf die Phosphore wirkt, welches Ver- mogen D e s s a i g n e s und C a n t o n bereits vor ihnen wnhr- nahmen, und die verschiedenen farbigen Lichter konncn diese Wirkung Inodificircn, so wie sie diejenigen niodi- ficiren, wenn inan mit den Strahlen des Spectrums e x p - riincntirt. Was noch mehr sagt, die Korper, welche ihre Phosphorescenz durch eine vorige Insolation verloren hnt- ten, erhalten diescs Veriiiogen wieder.

Lgsst man dieses elektrisclie Licht durch verscliic- dene Korper gchen, als Quarzplatten, Glas, verschiedene Salze u. s. w., so ninimt nian wahr, dass sic melir oder weniger und zuweilen ganz und gar alle phosphorescirende Strnlilung verhindcrn. Die Entladungen einer elektri- schon Eatterie theilen eine gewisse Phosphorescenz vuri iiiehr oder weniger langcr Dauer einer grossen Anzahl liorper mit, welche schlechte oder keine Leitcr der Elek- tricitst sind, z. B. Zucker, trockne Kreide 11. s. w.

Qewisse Korper werdcn phosphorescirend durch eina-? erhohte Temperatur, wie Flussspath, Kalk, Schwefelcal- cium, Diainant U. S. w. Sic, zeigen diese Eigensclinft, wenn man sie in Pulverform oder in lrleincn Stucken nuf einen mehr odcr weniger erhitzten Korper bringt. Der

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.tiher d i e Phosphorescenz bei den Mineral ien etc. 5

FlusRspath ist in dieser Beziehung besonders bemerkens- werth. Wirft man ihn in ein kochendes Quecksilberbad, in kochendes M’asser oder auf einc heisse Platte, so leuch- tet dieser Korper gleich. Die Varietiit von Flussspnth (Chlorophan) leuchtet bereits bei 20- 250 C., also bei- nahe bei der Sommerwarme.

Das Kiichensalz, Calomel, arsenige Saure, leueliten erst bei 2000 C. 13einahe alle Korper, sowohl organische als anorganische, welche Nichtleiter der Elektrieitiit sind, werden phosphorescirend, wenn sie nuf das sehmelzende d’hcet’sche Salz geworfen merden. Die Elelrtricitiit theilt nuch an die Korper, welche die Eigenschaft, durch die Warme phosphorescirend zu wcrden, verloren haben, ihr Lichtvermogen mit. Gewisse Diamanten, welche aus sich selbst nicht lichtgebend sind, werden dieses gleich nach einigen Entladimgen. Das schwefelsaure Chinin und schwefelsaures Cinchonin werden unter Einfluss der Warme phosphorescirend.

€3 o t t g e r hat beobachtet, dass diese Salze nieht bei steigender Temperatur leuchten, sondern wenn die Tem- peratur sinkt, und phosphoresciren einige Miniiten wiih- rend des Abkiihlens. Allein das Chinin und schwefel- syure Chinin leuchten stark. Das Cinchonin ist nicht phosphorescirend, wold aber das schwefelsaure, obwohl weniger als das schwefelsaure Chinin.

Viele Korper verbreiten Licht, wenn man sie spal- tet, andere durch Reibung (Quarz), durch Schutteln (Chlorkalium, Flussspath), auch beim Krystallisiren. Die Borsaurc, welche in einem Tiegel gescliinolzen wird, blii- het sich auf im Augenblicke der Abkulilung unter Ver- ‘orcitung eines schwachen Lichtes. Dergleichen Beispiele giebt es mehrere. WIilirend der lbystallisation des Fluor- natriums an eiiiem dunklen Orte sieht man Funken spru- hen. Dieselbe Erscheinung findet ststt bei einem Ge- rnenge von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron, urid wenn glasartige arsenige Siiure in glanzlose arsenige S u r e verandert wird, findet Pliosphorescenz statt. Das-

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G bliilley,

selhe findet bei Korpern statt, wclche plotzlich von e h e m moleculairen Zustande in den nndern iibcrgehen, z. J3. er- hitztes Chrornoxyd, Zircon und Alnun. Irn Augenblicke dieser Veriinderung wird ein phosphoriges Licht h o b - achtet.

Viele Beobachtungcn liaben allen Zwcifcl gehoLcn. dass Kogen, welclier bei schwcrcn &wittern niedcrflillt, phosphorescirend sein kann, welcher sich dann auf den Kleidcrn und Hiiten dcr Reisenden als ein leuchtencles Fluidum zeigt.

D e S a u s s u r e nahni diese Erschcinung nuf der Spitze eiries Ijerges walir, wiihrcnd ciii Gewitter in einer Wolke rings uin sein Hnupt zog. Jeclesinal, wenn er die fIand ernporhob, fiihlte man in den Fingern eine Art Zittern uncl ein wenig daranf konnte man Funken von eineni rnctallenen Knopfe, welchcr sich auf seinein l lute befand, zic: hen.

Die Dauer, Intensitat uncl Farbc des Lichtes hangcn a b von der Natur des phosphorescirenden Korpers. Yo liefern der Marmor und dcr Illernstein ein goldgelbes Licht, der Flussspath, der arsensaure J M k , Clilorcalciun ein griinliches Licht, andere Varietiiten von Flussspatli verbreiten ein violettblaues Licht, diejenigen, welche Chlo- roplian gennnnt werdcn, cin griinliches Licht; der m o p gcnlandischc Granat, der Milchzucker ein rothes Licht, der .L)oloniit, Arragonit, einige Iliamanten ein schimmern- dcs weisses Licht.

N i e p c e d e S a i n t V i c t o r theilt einige Beobach- tungen mit, welche sehr benierkenswerth sind. Wenn man namlich einen Kupferstich einige Augenllickc dcm Sonnenlichte aussetzt und dasselbe auf ein cinpfindliches pbotogrnphisches Papior an cinen dunkeln Ort legt, sol1 der Kupferstich rtuf dem pliotographischen Papicr abge- druckt sein. Piibpce hat diesen Versuch mit allen Artcn von Korpern wiederholt, wic Holz, Marmor, weisses Por- cellan u. a. w., und irnmer init deniselben Erfolge. Eine

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fiber die Pliosphorescenz bei den illineralien etc. 7

kleine Porccllanplatte, worauf schwarze Buchstaben ge- schrieben, wurdc dem Sonnenlichte ausgesetzt und dar- aut‘ dicselbe auf ein emptindliches photographisches Pa- pier gelegt, und schnell waren die schwarzcn Buch- staben iibertragcn und konnten fixirt werdcn. Diese Erscheinring nun wird durch Phosphorescenz verursacht und beweist, dass alle Korper dicse Eigenschaft rnehr oder wenigcr stark besitzcn konnen. I l ic leuchtenden Erscheinungen, welche die Phosphorescenz darstcllen, kon- nen sclbst dann vorlrommen, wenn man auch ihre An- wcsenheit nicht vermuthet.

It . Ueber die Phosphorenz bei den wrlnzen. Die Erscheinung der Pliosphorescenz bei den Pflan-

zcn ist bis hierhin noch wenig wahrgenornrnen worden, und lronnen deshalb auch nur wenige Beispiele davon angefuhrt werden. SO erzllilt man, dass die Tochter LinriB‘s (dic ein Vergnugcn daran fand, im Dunkeln den cntzundbaren Dunstkreis, melchen die mit fluchtigem Oel verselienen Driiscn des Dictumnzis umgeben, anzuzunden) zuerst die Ersclicinung der Phosphoresccnz bei den 1’flan- xcn entdeckte, und zwar bei gewissen Pflanzen mit gel- ben J3lumcn. Als sie einst an einern warnien und gewit- terartigen Soininerabend in ihrem Garten sass, sah sic mit Verwunderung aus den Blumen von Tropaeolum mn- j u s I i c h t ausstrahlen.

Yeitdein haben verschiedene andere Naturforscher diese Heobachtung gemachf jedoch nur ausschlicsslich bei gclben oder orangefarbenen 13liimen. So bei HeKun- thus ~ i ) m i i i i s , Calendula ofJcinulis, Polyairthes tuberonts, Tropeoluna nuq’us, Iris pseiiducorus und andern. Bei die- ser Blume ist, wic LinnQ’s Tochter bemerkt, das Licht nicht anhaltend sichtbar, sondern striimt in Funken aus, mi t den.jenigen iibercinstimmend, welchc man bei der Elektrisirinaechine sieht. Am lebendigsten zeigt sich die- ses 1,icht in stillen, dunkeln, gewitterartigen Sommer- niichten, jedoch nicht, wenn die Atmosphiire fcucht ist.

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M&kT,

Die hellgelbe oder orange Farbe scheint rnit der Erschei- nung in Verbindung zu stehen.

Der Milchsaft gewisser Pflanzen phosphorescirt, wcnn man ihn im Dunkeln reibt oder erwiirmt. Vorzuglich sieht man diescs bei Euphorbia phosphorea. Wenn man ein Stuck davon auf Papier reibt, erhalt man leuchtende Buchstaben im Dunkeln. Man berichtet von der Bluine einer I’andanus-Art, deren Oeffnen mit Gerausch und imit Ausstrahlen von Licht begleitet ist. Ebenso hat man die Phosphorescenz bei der Schistotega osmundacea (Fam. Hepat.) beobachtet. Wenn die I’flenze sich entwickelt, entstehen eonfervenartige Faden, welche im Zwielicht mit besonderem Cflanz leuchten. Un g e r nahm dieses auch bei den Spinngeweben wahr.

Bei den Charnpignons glaubt man ebenfalls Plros- phorescenz beobachtet zu haben, vorziiglich bei Rhizo- morpha. Ferner bei Aga~iciie olearius, cin Schwanim, der sich am Fume des Oelbaumes in Italien findet, ver- breitet wiihrend der Nacht ein blauliches Licht rund urn sich herum.

D e I i 11 e hat beobachtet, dass dieser Agun’cus wah- rend des Wachseris zur Nachtzeit hintereinander phos- phorescirt, selbst wenn er sich nicht mehr auf dem Oel- baume befindet. Rurz vor Eintritt der Nacht beginnt dns Leuchten und dauert so lange, bis die Sonne auf- geht. Ebenso verbreitet derselbe bei Tage im Dunlreln stets Licht. Es muss hierbei bemerkt werden, dass die Schwamme bloss Nachts wachsen, e s s ind Nachtpf lan- Zen. Das Licht strahlt aus dem Huh, dariii ist also dcr Sitz dieser Erscheinung, wo die Keimkorner aufge- hauft sind. Die Byssus-artigen Schwlirnme, welciie sich im Gewebe anderer hoherer Schwiimmc oder im verfaul- ten IIolze befinden, sind ofters phosphorescirend. Vor- ziiglich bemerkt man dieses am Weidenholze. Dieses wird wahrscheinlich verursacht durch das Jlyceliuni oiner Telephma, welche von L i nn8 Bysais phospho~ea bcnannt wurde, weil er nur die Faden des Myceliums sah. Ag:rrdt

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iiber die Phosphorescenz bei den Minerulien etc. 9

nannte diese Fiiden Mycinema phosphorea, ein Anderer C’onferva pliospliorea oder AuTictda&a phosphorea. Es kann aber sein, dass alle diese Synonyme nicht auf eine und dieselbe Pflanze Bezug haben. Wahrscheinlich besitzen noch mehrere Kryptogamen die Eigenschaft zu leuch ten, denn J u s s i e u bericlrtet, dass gewisse Holzwten phos- phoresciren, wenn sie im Besitze ihres gnnzen Pflanzen- ssftes iimgehauen werden und auf einem feuchten Platze liegen bleiben. Dae Licht scheint dann seinen Sitz in einer gallertartigen Masse zu nehmen, welche sich in Lagen auf den leuchtenden Stellen befindet, und welches dureh Reiben dieser hiasse verbreitet und angefacht wer- den kann, wie beim Phosphor.

Die Versuche, welche man anstellte, um diese phos- phorescirenden Korper durch Gase unter Wasser aufzu- fangen, hat zu keinen besonderen Resultaten gefuhrt. B o ck m a n n fand, dass die Phosphorescenz des verfaulten Holzes eben so stark statt fand in reinem Sauerstoffgas, ale in Stickstoffgas; dass sie aufhort, selbst in Sauerstoff- gas bei erhohter Temperatur, und dass sic unter Wasser fortleuchtet. Wahrend einige Forscher wahrnahmen, dnss das Licht der KAizomorpha in Sauerstoff lebendiger und in nicht einathembaren Gasen ausgeloscht wurde, so ha- ben wieder Andere gesehen, dass die Phosphorescenz der Schwiimme, obgleich sie aiifhort, wenn sie in Wasaerstoff- gas, in Chlorgas und stickstofialtendes Sauerstoffgas ge- bracht wird, in reinem Cyan nicht geloscht wird. Einige Versuche zeigten Uockmann, dass das verfaulte IIolz in allen nicht einathembaren Gasen langere oder kiirzere Zeit leuchtet, am liingsten in Cyan. Er sah auch, dass die Fcuchtigkeit diese Phosphorescenz erhohte und dase sio nothig zur Entstehung derselben ist.

III. Ceber die Phosphorescenz bei den Thieren, vorzilglich bei den Insekten.

Zuerst kommt hier die Phosphorescenz thierisclrer Korper in Betracht. Bekanntlich haben einige todte Fische,

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10 Miiller,

vorzuglich Hiiringe und andere Seefische, die Eigenschaft, wenn sic einige Tage unter Einfluss der Lutb liegen, schnell iin Dunkeln zu leucliten. Es ist hinreichend, mit dem Finger iiber dieselben zu streichen, uni sich von der Anwesenheit einer fetten olartigen Substanz zu iiber- zeugen, welche den Finger leuchtend macht, ebenso als wenn man uber Phosphor gmtrichen hut. Kimmt nian diese Substanz mit dein Messer a b und bringt sie in ein Glus, so leuchtet sie in1 Dunkeln fort. Uurch das Mikro- skop erkennt man keine Spur von Thierchen, Infusorien odcr andern Gattungen, wclche diese Erscheinung her- vorzubringen im Stande wiiren. Werden diese todten E'ische in Seewasser geworfen, SO wird dasselbe nacli einigen Tagen leuchtend, und zwnr iiberall n i t gleicher Kraft, wahrend diese Eigcnschaft durch's Filtriren nicht vcrloren geht. Man kann also diese Erschoinung nicht mit dcr Phosphorescenz dcr See durch Fischc vergleicben. Dss Yecwasser, welches durch todte l'ische leuchtend geworden, verliert seine Durchsichtigkeit, wird milchartig, verbreitet einen unertriiglichen Geruch nach todten Fischen und bort nach 4--5'Tagen auf zu leuchten.

H u l w e, welcher viele Heobachtungcn hinsichtlich der Phosphorenz anstellte, sagt, dass die leuchtende Yub- stanz vom HYring abstammend, diese Eigenschaft in rei- nein Wasser verliert. Ebenso wirken Allrohol, Siiuren und Alkalien. Das Seesalz und Haring scheinen dagegen die Phosphorescenz zu unterhaltcn. Man kann indess diese Eigcnschaft ebenso wieder zum Vorschein bringen, a15 sic verschwunden ist; so waren 24 Qrm. schwefel- saure Magnesia in "1 Grm. Wasser AUfgelilSt und ver- mischt mit der leuchtenden Substanz von Geefischen, ilzl

Stande, die Erscheinung zu vernichten, wurde aber nach Zusatz einer seehsfachen Nenge Wasser wieder von neueni sichtbar. Ilergleichen Erscheinungen hat man auch bei andern Seethiereii gesehen; ebenso bei in Fiiulniss be- griffenen Landthieren, und J u l i a de F o n t e n e l l e meldet im Jahre 1838 in seinem Journal des sciences physquea

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ilber die l’liosphorescens bei den A l i i i e t d i z n etc . 1 1

et chiniiqzies eincn sehr bemcrlrensn.erthen Fall von Phos- pliorcscenz bei cincin incnschliclien Cadaver.

Kochendes Wasscr und eine crhiilite ‘l’ernperatur ver- nicliten die l’hosplioresccnz bci thierischcn Subst:inzen voll- stiindig.

Die I’hosphorescenz bei lebenden Thieren bietct tag- lich die &h.hcinung dar, da6S diesc I<igenschaf’t bei den niedrigst organisiiten Tliiercn beinerkt wircl, anfangend bei den Infusorien bis zu den Insekten, wo drrs I’hosplior- leuchten anfzulioren schcint. Unter den init diescr Eigcn- bcliaft gescliafkncn Wesen stchen die lnscktcn obcn an. Sic: sollen also zuletzt bctraclitet werden. Kine unziili- ligc Jlengc iiicderer Thicrartcii inaclien die Gewiisser des Oceans nacli allcn Breitegrnden hin lcuchtcnrl. Dicsc Tliierchcn gelibren verschiedcncn Crcschlcclitcrn und Fa- iiiilien an. 1)ie Xoctiluci- Thicre, wclclie lnfusorien glci- clicn uiid ZLI der Classe der Khizopocicn gelloren, spie- 1c:n liier cine grossc liolle. Die Meclusen, zur Classe der l’olypen gclidrend, vielc lnfusorien, W urincr und selbst Sclialtliicre tixgen auch sehr vie1 dnzn bei.

Es folgt hier cine fluchtige Uebersicht der leuchten- den Seethicrc :

In den Jahren 1749 bis 3750 entdcclrten zwei vene- tianische Katurforscher, I ’ ian e l l i und G r i s e l l i n i , im Aclrintisclien Ptlccrc cine grosse Anzalil von Thierchen, wc.lche init der Phosphorcnz bcgabt waren. Sie betrach- teten sic als die Ursachc des Leuclitens des Mecres, von welcher Erscheinung man sicli bis zu der Zcit noch lreine Krkliirung innclien konnte. Dicses Tliisrclien empting von L i n n @ den Namen Aereis noctilucn marinn. Im Jalirc 1776 beobachtete S p n l l a n z a n i die phosphoresci- rmde Nigenschaft von einer Mednse im Mittelliindischen Meerc, der I’ellayin phospho~ea, und im Beginn dieses J,ihrhunderts machte V i v i a n i folgende 15 Thiere beknnnt, denen I’hosphurcscenz cigen ist, welche er an einem Orte bei Genua fxnd : Asterius noctilzica, Cyclop e d i e n s , Cam- 7ncii-u~ cciudisetus, G. l ong icmis , G. troncatiis, G. circi-

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l a MUller,

natus, G . heteroclitus, G. crassinzanus, Nereis mucronata, N. mdiatn, Lumbricus hirticanda, L. simplicissimus, Pla- nuria retusa, Braciiiurua quadruplex und S-pzrograplris Spallanzanii.

S c o r e s b y und R 4 v i 1 1 e s , zwei englische Seeleute, entdeckten viele andere, welche sie im Ocean sammelten.

M a c a r t n e y maehte im Jahre 1810 Medusa scin- tillans, M . lucida und Beroe fulgens, an der Kiiste von England vorkommend, bckannt.

P e r o n und L e s u e u r entdeckten auf ihrer Reise von Europa nach Isle de France die Pyrosoma atlanticn, welches die sonderbarsten Thierchen sind und kleinen rothen, gluhend gemachten Cylindern gleichcn j sie heften sich aneinander und bilden Riinke, welche der See das Ansehen geben, als ware sic mit einer grossen Platte Phosphor bedeckt. Man findet diese Thierchen zwischen dem 19. und 20. Grade ostl. Lange und 3. und 4. Grade niirdl. Brcitc von Paris.

Sir Joseph B a n k s entdeckte auf seiner lteise von Madeira risch Rio Janeiro den Cancer fulgens, ein klei- nes sehr phosphorescirendes Schalthier. Eben dort h:lt man auch die Medusa pellucens angetroffen, deren Licht wie W ctterleuchten erscheint. Im Jahre 1810 berichtete S u r i r a y , dass in dcr Strasse von Calais die Phospho-. rescenz der See durch die Noctiluca miliaris hervor- gcbracht werde, ein kleiner RhizopoJus, durch Qu a t e .. f a g c s in Paris und V e r h a e g h e in Ostende studirt. Im Jahre 1830 hat Rlichaelis, Professor in Kiel, Freund A. v. Bumboldt’s , das crste Dasein leuchtender Infu- sorien bewiesen. Zuerst beobachtete er die Phosphores- cenz bei einem Peridimium, dann bei Provocent~um mi- cum und Synchutu battica, diirch ihn so genannt, weil dasselbe im baltisehen Meere vorkonimt. Spiiter fand Focke dasselbe Thierchen in den Lagunen von Venedig. E h r e n b e r g hat folgende leuchtende Infusorien der Ost- Bee beschrieben :

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iiber die Phosphorescenz bei den Mineralien etc. 13

PTorocentruna niicans, Peiidimium Mickaelis, P. mi- cans, P. f u u s , P. furua, P. ncimiimtum, Synchuta bal- tica und eine Art Stentor.

die kleinste l/qy-1196 einer Linie. Unter dem Mikroskop zeigen sic ein bewunderungswurdiges Scliauspiel. E h r en b e rg hat auch gewisse Photocharis-Arten studirt, Seethierchen, welche den Nereiden gleichen; diese unter den] Mikroslrop be- trachtet, gleichen brennenden Fiiden von Schwefel nnd leuchten mit tinern gelbgrunlichcn Lichte. Die Oceana heviisphnericu ist zufolge E h r e n b e r g mit einer leuchten- den Krone umgeben.

Ausser den vorher genannten sind noch rnchrere phosphorescirende Thierchen aufgefunden, deren Aufzah- lung nutzlos ist. Die jetzt bekannten Schalthicrchen sind u. A. Cancer fulgens und Cyclops puadricornis, verschiedene Weichthiere, wie Pholades, kleine Seecephaloden und Pte- ropoden. Ferner die Hiaphorae, Dyphisae, E’hysaliae, Sal- p m , Nereideue und untcr den Seesternen die Ophiuri. Hie Medusae und C’an.eae bcsitzen dicse Eigenscliaft in grossem Maasse, und untcr die kleinsten Aculephae gehort zufolge v. H u m bo 1 d t Manzmaria scintillans (Noctilucu miliaris) von Eli r e n b e r g , welche ungcfahr die Grosse eines Stecknadelknopfes erreicht und das scliiine Schau- spiel eines mit Sternen besaeten, in die See zuriick- gr:worfenen Iiiininels darbietet. (Man kann dieses schon bei Ostende selieii.)

Im Jnhrc 1854 hat E h r e n b e r g die Zahl phospho- rcscirender Seethiere, welchc allein zu den Inuertebmtae gehoren, auf 101 gebracht.

E y d o u x und S o u l e z e t , welche eine Reisc urn die JVelt machten, beobachtcten, dass die kleinen phospho- rescirenden Schalthierc unter gewissen Umstlinden cine phosphorartige Substanz abscheidcn, und wenn dicselben gcjagt werden, sic in der That Lichtstrome verbreiten. Andere besitzen dicue Eigenschaft nicht. Diese Natur- forscher haben die phosphorartige Substanz gesammelt,

Die grosste dieser Infusorien betriigt

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14 Jlii l le r,

wdalic diese Schnlthierc absondern. Ilicselbe war gillcrt- artig, klebrig und nutlhlich in Wnsser, welclies dnrlurch leuohtend wiirde, aber nur fiir den Augenbliok, ah sie durch das ‘rliier nbgesondert wurdc. Sie hil\)cn mch beolachtct, d a s die phospltomrtigc Siibstnnz Lei gcwisscn I’teropoderi und bei den Icuchtendcn Ccplialopodcn, so lange clie Tliicrc loben, xuf cine anltaltcndc utitl gleicli- niiissigc Weise gliinzt, jcdoch wcnn sie gestorlmi sintl, aufliiirt. 1Iabcii diesc plios~~liorescirenclen Inf‘usorien iltr Vcr- iiiogen, Licht x u ~ v c r f e n ~ rwloren, so ist es Ilinreiclrcnd, sie mit etwas Yiiuro oder Alkoliol zu bcstreichen, uiii ilincn clnsselbc wiederztigeben. v. 11 11 i n b o 1 d t 1i;ittc eiriigc ale- dusen anf cine zinncrne Ycliiissel gcbrncht und bcriilirtc dieseibe i i i i t eincni andcrn Jfctalle, wodurcli dicsc A1ctl.t- sen wiedcr leuclitcnd wurclen. Iliese Tliicrchcii gcbcn :tuclr cin stiirlicres Lielit vori sicli, unter Einfluss ciiic:s

galvanischen Ytroines. Die 13eob:whtnngcn S II I’ i r :L y ’s Z ~ I IIavro, I< h r e n -

berg’s t iu t ’ Iielgoland, d c Q u a t e f a g e ’ s mi Uoulogne und Verliaeglt c’s ZII Ostendc liabcn unscrc Kcnntniss iiber das Licht clcr Noctilircue nnscltnlicli vcrmehrt. Allc ptiysisclicn unil clieinisclicii Agcntien, wclchc die Coii- traction diescr kleincn Thicrchen :iuf‘wcokcn, r u t h ilucll

zu gleiclicr Zcit i n doppeltent Ma:isse ilir p l t o s ~ ~ h o ~ ~ s ~ i r u r ! - des Vermiigen hervor.

13ei dcin Iiclite, welches durch einigc .LiitTelchen voll diescr Tliiere, aid ein E’iltruni gcbraclit, verbreitct wird, lronnte man aiif 25 Centimeter Abstand lcsen. Wuide die KLigeL eines kleinen cntpfindlichen Tlicriiioriicters in cinen Maufcn lebendcr Koctilncen gebraclit, , so konntc: niclit clie tnindeste Erhdhung der Teinperatnr wiihrcncl der Lichtverbrcitung benierkt werdcn.

E Iir e n b e r g sah bei einer 30fachen Vergriisserung, dass bei eineni Tliiere cin gewisscr Tlieil dee Korperr.; crleuchtet war, wiihrend andere daa Licht auf verschicdenen Puncten und wieder anderc auf der ganxcn Oberflache dee. Korpers xcigten. Bci einer 60-140fachen Vergrosrjerung

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iiber die Phosphorescenz bei den Mineralien etc. 15

sah E h r e n b e r g am ganzen Korper des Thieres lauter gliinzende Punctc zum Vorschcin kommen, wiihrend das homogene Licht vom Kijrper des Thieres verschwand.

Die Phosphorescenz im Wasser dcs Canals zwischen Frmkreich und England wird ausschlicsslich van den Inf'usorien der Xoctiluccc iiiiliriris erzeugt. Die Gcschichte dieses Thieres verdicnt einc besondere Uetrachtung. Uas- selbe wurde zuerst im Jahre 1765 durch R i g a u d wahr- genommen, welcher es in den Alhioires de L'Academie de Paris beliannt niachte, wiihrend auch beinahe zu gleither Zeit F l a b b e r in Ilarleni davon Erwiihnung that. Im Jahre 1775 nahm D i q n e n i s r e aufs h'eue Vonmlassung, iiber diems Tliier eu schreiben, d s er dasselbe in tier See zu Havre entdeckt Ixitte. Im Jahre 1810 stelltc S 11 r i r a y ebenfalls Deobaclitungen an und gab ihni den Narnen Noctiluca niiliuiis. 1834 bemerkte E h r e n berg, welcher die Pliosphorescenz des hleeres auf der Insel Iielgoland studirte, dieselbe Entdeckung, nannte aber dns Thit:r AlulrLviu&z sci?itilZa~is. Im Jalire 1840 schrieb F o r - s t e r der Akadcniie der Wissenschaftcn in Paris, dass er in einer dunltlen und regnerischen Nacht cine grosse iinaahl Regcnwiiriner gesehen hale, welche ein weisses Licht verbreitet hiitten, das niit dem weissgliihenden Eisen Aehnlichkeit habe. A u d o u i n erkliirte jedoch, als ihm dieser Brief vorgelesen wurde, dass ihm keine nuthen- tisclie Beobachtung ~iinsichtlich der Phosphorescenz der Regenwiirmer bekarint geworderi sei, wahrend er dagegen viele Fa110 von phospliorescirenden Scolopendrien anfiiliren konne. Dagegen hatten Dum6r i l und F l a n g a r g n e s in den Jahren 1771, 1776 und 1776 die Erschcinungen der Yhosphorescenz bci den Itegenwiirinern wahrgenom- men. Letzterer fuhrte an, dass das Licht bei den Regen- wiirrnern dort seinen Ursprung nehine, wo an dern Korper die ausseren Reproductionsorgnne sich befinden. Dieselbe Beobachtung muchte B r o u g i e r , dessen Alhandlung in dem Journal d'hidoire naturelle, Vol. II., betitelt : fiur la qualit4 phosphwiyue du v e ~ de terre en certainerr circon-

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16 Miiller,

stances. A u d o u i n und M o q u i n T a n d o n so wie S a g e y haben cine grosse Anzah1,kleiner phosphorescirenden Thier- chen in der Gegend von Toulouse wahrend eines sehr lieissen Tnges in1 Somnier 1837 untersucht, wo sie be- obachteten, dass die Eigenschaft zu phosphoresciren dem ganzen Geschlechte der Lumbrici zukommt. Die von ihnen untersuchten Arten hatten die Grosse von 40 bis 50 Millimeter uiid das Licht, welchcs sie verbreiteten, war weiss, den1 weissgliihenden Eisen ahnlich. Wurde einer dieser Wurnier mit dem Fusse beriihrt, so verbrei- tete sich die l’hosphorescenz tiber den Boden und ver- ursachte eine lange leuchtende Linie, ebenso als wenn inan Phosphor uber den Hoden gestrichen hatte. Jeder dieser Wurmer besass ein gut entwickeltes Clittelurn, wodurch bewiescn w i d , dass die beobachteteii Thiere ausgewachsen waren und sich in der Hegattungs~eriodo befanden. M o q 11 i n T a n d o n bewahrte einige dieser Wiirmcr mehrcre Tage und beobachtete, dass die Phos- phorescenz uninittelbar nnch der Regattung aufh8rte. Man weiss, dass die Scolopendrien, welche zur Ordnung der Myriapoden gehtiren, phosphoresciren. Diese besitzen elwnso wie die Regenwiirmcr, die Eigenschaft, Finen starken Phospiiorglnnz wiihrend dcr Begattung zu vcr- breiten. Am 16. August 1814 Abends gegen 9 Uhr, tlieilte A u d o u i n in Paris niit, dass er eine grossa An- enhl Regenwuriner geschen habe, welche sich in einer Cichoricnanpflanzung befanden und ein Licht, den $ti- henden IIolzkolilen gleich, verbreitet hiitten. Als er den Boden, worauf sich die Cichorien befanden, umwuhlen liess, war es, als ob cr mit Phosphor bedcckt wiire. Wcnn man die Erde zwischen den Handen rieb, blieben leuch- tende Streifen auf dersclben zuriick, welche erst nach 8 - 10 - 20 Secunden verschwnnden. Vide Beobachter haben Aehnliches constatirt. Die Seolopend7.a electrica kommt allgeniein in IJelgien, England, Frankreich etc. For, und dio Scolopendra pl~osphorea hat man bis jetzt bloas in Asien angetroffen.

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ilber die Phosphorescenz bei den Mineralien etc. 17

Macar tn e y macht einige bcmerkenswcrthe Beob- achtungen hinsichtlich der Scolopestdrn electrica bekannt. Llieser Tausendfuss soll narnlich die Eigcnschaft besitzen, eine leuchtende Fliissigkeit nbzuscheiden, wie dioses die kleinen Crustaceen , welche E n d o u x und S o u 1 e z e t studirten, thun, und diese Fliissigkeit soll dann der gan- zen Bekleidung des Thieres mitgetlieilt werden. Ausser- dem sah derselbc, dass diese E’liissigkeit auf die Hand iilwrtragen werden kann, wo sie einige dccunden leuclltct. Diese Ileobachtungen sind durch It i s b y und S p e n c e bostiitigt worden.

M a c a r t n e y glaubt auch gesehen zu haben, dass diese leuchtende Substanz der Scolopendrien im Uunkeln nicht eher leuchtet, als bis sie zuerst vorher den Sonnenstrahlen ausgesetzt worden ist. Diese Beobachtung ist sehr be- nierkenswerth und kann eine hohe Bedeutung erlangen. Aehnliche Erscheinungen finden sich auch an den Lam- pyris, wovon spiiter die Kede.

Unter den leuchtenden Coleopteren stehen oben an die so richtig benannten und bewunderten Lumpyris oder lcuchtcnden Wiirmer. Es existiren davon verschiedene Arten. liein Insekt hat wohl inehr diclitcrischc Herzens- ergiessangcn geweckt, wie diese Lampyis. Die Englander vor;:iiglich erwiihnen ofters diese Irisekten in ihren Oe- dichten unter den1 Namen: Diatrinnten der Nacht, den sit: wegen dcs schonen kleincn Lichtes, womit sie die Sonimern#chte hindurch die Weiden erleuchten, erlitllten haben. Uetraclitet man sic am Tage, so findet inan an den Inseliten nichts Ruffallendes und besitzen iiberhaupt niclits, was sic durch Schiinheit der Form auszeichnete und deshalb einer besondern Auftnerksamkeit werth wRre.

Die Lampyris noctiluca ist die am meisten bekannte Art. Diese kleinen Diatnanten der Nacht rufen bei uns die schoneten Erinnerungen an nnsere Jugend zuriick, sie liaben ubenso die Aufinerksamkeit nachdenkender Philo- sophen, als die der Kinder gewcckt.

Die I,umpyris hemiptera ist bei uns seltener, aber Arch d. 1’lrru.m CXXXXVI.Bds. l.Hft. d

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18 Miiller,

man findet aie doch von Zeit zu Zeit. Sie ist sc:liwarz und klein, der Korper ein wenig verliingert, am ausseren Ende des gelben Abdomen haben sic kegelfiirmige C'lytra.

Die Lamppis italica tindet nian in Italien, beidc: Arten sind gefliigelt und besitzen ein schimnierndes Liclit. Sie kominen auch in England in Hertfordshire vor. Die Luni- pyris splendidda und L. matcritunicu findct man irri Siiden yon Frankreich und die L. corwxu in Hussland.

Hinsichtlich der leuchtenden Wiirriier ist ein Jrr- thuni verbreitet worden, welclier populiir geworden ist, iind sclbst noch kurzlich in Mittheilungen cines iibrigens sehr hochgestellten Mannes angetroffen wurde. Man hat niimlich geglaubt, dass die miinnlichen Inctividuen die Eigenschaft nicht besitzen, ein I i c h t hervorzubringen. ES ist aber schon lange boknnnt, dass die miinnlichen, obgleich das Licht nicht so schimmernd ist, wie bei den weiblichen, dieselbe Eigenschrtft besitzen. Bay war der erste, der dieses feststellte. G e o f f r o y zeigte spiiter, dass das Miinnchen dieser Gattung vier kleinc leucliteiicle Punctc hat, zwei an jeder Seite der beiden letzten Ab- theilungen defi Abdomen und J o h . M u l l e r hat diese Beobachtungen bestiitigt. Die Miinnclien von Lnnipjris splendidzila und L. heiniptern verbreiten eiri sell-r schiin- merndes Liclit, wenn sie fliegen. Uebrigens besitzen fio- wohl die Miinnchen als Weibchen die &aft nach Willkur ihre phosphorescirenden Eigenschnften zu verbreiten oder nieht. Das Licht der Weibchen hat seinen SitA in den drei letzten Segmenten des Abdomen. Im letzten Seg- ment benierlrt man bei L. noctiZ,iicu zwei kleire leach- tende Puncte, welchc mehr als die iibrigen schimmern. Die Lanippis italica zeigt die ~~igenttiiimliehkeit, dnss das Weibchen geflugelt ist, iind ebenso fliegt ils das Miinnchen. Diese Art ist in Italien sehr gewiilinlich und bewirkt eine sehr schiino Erscheinnng in cler Luft, indem sie sieh wie Sterne nach verschiedenen Kichtungen hin verbreiten. Es scheint, nls hiitten die jungen Italiener fruher die Gewohnheit gehabt, die Haare ihrer Geliebten

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iiber die Phospliorescenz bei d e n Bineral ien etc. 19

i n i t diesen Diamanten der Nacht zu sclimiickcn, Edel- steine, welche ungleich w ohlfeiler sind, als Perlen.

Das Licht der leuchtenden Insckten reflectirt gerade so, als die Sonne auf die Sterne; es ist also ein Licht, welches direct ausstrahlt und kein zuruckgeworfenes Licht, das will sagen, dass es direct von den Insekten ausgeht oder, was besser ist, dass es von Insekten hervorgebracht wird. Der gelehrte Naturforscher ltaliens H a t t e n c i hat einc Menge Reobachtungen angestellt rnit der Lmnpyis italicu, welche beweisen, dass die l’hosphoresccnz der leuchtenden Insekten durch cine Art Verbrennung be- wirkt wird. Wie irrig diese Ansicht such sein mag, SO

ist doch R o b e r t schon ein Jahr mvor zu diesem Schlusse gekommon und haben sich seitdem mehrero Naturforsclier dieser Ansiclit sngeschlossen. Zur Befestigung dieser Meinung Folgondes: M a t e u c c i bericlitet, dass diese Insekten eine Substanz enthalten, welchc ohne bemerk- bare Wirme ein schimmerndes Licht verbreitet nnd dass diescs Licht noch gcrauine Zeit andaucrt, wcnn inan dns Thier schon getodtet, also nach dem Tode fortdnuert. Nach ihm sind Acid. carbonicum und Wasscrstoff die Mittel, worin die phosphorescirende Substanz, welche von den1 Inselcte entnornmen, nnch Verlltuf von 30 bis 40 Minuten zu schiminerii aufhort. 30 bis 40 Minuten ist cine lange Zeit, menn die Rede von Verbrennung ist und zwar in Gasen, welchc nicht verniiigen, die Verbrennung zu unterhalten. Man kann also annehmen, dass die leuch- tende Substanz 30 bis 40 Minuten in Gasen fortschirnniert, welche zur Verbreiinung nicht dienen. Ma t t cucc i be- rnerkt ferner, dass das Leuchten in Sauerstoff dreimal liinger dauert. - Nur drcimal lknger? Dieses ist sicher dcr Versdiiedenheit der Lebenskraft der verschiedenen Individuen, welchc den Versuchen unterworfen werden, zuzuschrciben. 1)io WLrme vermehrt bis zu einem ge- wissen Grade das Licht der Leuchtwurmer, doch cine zu starke Warme vernichtet sie. Wenn gleich die Heob- achtungcn von Mat t e u c c i mit grosser Genauiglreit an-

2*

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20 Milllw,

gestellt sind, urn die Phosphorescenz der Erdwiirnier zu studiren, so konnen sic doch nicht zu einem bestirninten Resultate fiiliren, da die Erscheinung lreiner Verbrennuiig zugesclirieben werden kann (3).

K O b e r t ‘s Untersuchurigen iiber diesen Gegenstand sind niit denen von M a t t e u c c i iibereinstimniend. Nacli ihm verschwindet das Liclit, welches der abdoniinale Theil des Thieres verbreitet, wenn man ein Weibc1ic.n der L n n ~ p y i s in zwei Querstiicke zerthcilt, in Zeit vcm einer halben Stunde. Wenn man abcr diesen Theil einer brennenden Kerze nahert, 80 erhalt das Licht die vorigeKraft zuruck, und w a s e b e n s c h r n i e r k w i i r d i q i s t , es v e r l o s c h t e r s t nach 36 S t u n d e n . Vergeb- licli ist M a t t e u c c i beniiiht gewesen, den Versuch ZLL

wicderholen, weshnlb es wohl sclieint, dass diese sonder bare Erscheinung nur e i n m a l bei ein und demsclben lndividuum stntt findet. (Annulas d e s scieiices natuvelles. Dec. 1842.)

Wir treffcn also hicr nach M a c a r t n e y einen ahn- lichen Fall von Phospliorcsccnz durcli lnsolation an, wie wir diescs bei der J’liosphorcscenz dcr JIineralien be- merkt haben. Eine schiine Ueobaclitung von Ih. La1 l e - iriniid verdient noch liier Erwahnung : E h e s scliiinen Rbends liatte l3cr a r d zu ?rlontpellier einige l’rofessoren und Naturforscher zu sich gcladen, unter denen L a l l e - n i a n d , welcher die Anwesendcn nuf folgcndc merkbviir- clige ICrscIieinung aufnierksain niachte. E r nalini ein ~euclitendcs Weitwhen von Lmnpyt-is noctilztca in die i ~ a i i d und streckte seinen Arm his BUS der Thur cles Ziiniiiers, welclic sicli naah einein Garten offnete. Nach einigen Augenblicken kain ein miinnliches Insekt nalier und panrte sich unmittelbar niit dem IVeibchen. Sobald die Bcgat- tring vollendct, verschwand dns Licht cles Weibcliens. Zeugen dieser 13cgebenheit wnrcn unter andercn 13 e r a rd , Dugiis, D u b r e u i i , H a l u r d und I I o q n i n T a n d o n .

S c l i n e t z l e r voii Vcvcy htitte i i i i Jahrc 1855 Ver- suche riiit der fAn?npyris uoc t ihcn nngestellt iind glauht gefunden zu hnben, dass d:is Liclit von Vcrbreiinung dcs

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i lder die Phosphorescenz bei den Ninernl ien etc. 21

Phosphors herriihre, welcher sich in der fettigen Beklei- dung des Insekts befinde. Diese Beobachtungen sclteinen indess niclit stichhaltig genug zu sein, denn ohne Zwei- fel findet man Phosphor in den Bekleidungen der leuch- tcnden Insekten, aber im Zustandc von Phosphaten. Erhitzt man die Bekleidungen dieser Insekten mit Salpetersaure, bis alle organischen Substanzen zerstiirt sind und lost man den abgedunsteten Riickstand in Wasser, so erhiilt nian in demselhen Reactionen, welche den Phosphaten eigen sind. Dieses ist aber kein Beweis von vorhan- denem f r e i e n P h o s p h o r in den Beltleidungen der Insekten.

Thorn ton Herapa th , ein ausgczeiclineter engliseher Chemilrer, hat bei der genauesten chemischen Analyse nicht die mindeste Spur f r e i e n I' h o s p h o r s gefunden. Er. glaubt, dass das Licht einer Verbindung von Wasser- stoff und Kolilenstoff zugeschrieben werden musse, welche durch eine besondere Driise abgescliieden werde, und ebenso gut der Kohlenwasserstoff unter diesen Umstiiia- dtm, als der Phosphor zur Verbrennung beitragen konne.

S chn e t z ler hat noch mchrere andere Beobachtungen, betreffend die Lnmpyris noctilztcn, gemacht. Man glaubt n!imlich, dass das Licht dieses Insektes am Tage nicht sichtbar sei, weil ein anderes 60mal stiirkeres Licht die- sos verhindere. Wenn man aber den untereten Theil des Abdomen eines weibliclien Insektes offnet, sieht man eine gelblich-weisse Substanz, welclie ani Tage ein sehr schwaches Licht verbreitet. Obwolil die IIelle dcs Lichtes des Insektes dem Willen desselben unterworfen zu sein sclieint, oder lieber dem Instinkte desselben und wshrend gewisser Prtusen mehr oder weniger aufhort, so bleibt (loch das Licht selbst nach dem Tode des Insektes oder wenn man einen leuelitenden Tlieil dessellen alschneidet. Nach C aru s komnit das Licht wieder zum Vorschein, wenn man die gctroclriiete Substanz befeuchtet. Bririgt iiian das Insekt todt oder lebend in lrochendes Wasscr, so wird sein Licltt geloscht. Ein Exemplar desselben in Oliveno1 gebracht, verliert schnell sein Licht, aber

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22 Aliiller,

geraume Zeit bchalt es cincn inatten Schein selbst nach dern Tode. Unter den1 Mikrosltope sieht iiian in der leuchtcnden Substanz Zellgewebe, gefiillt init einer Sub- stanz, welche Fett gleicht, durch welches VerzweigunTen von Trachiien laufen. Diese Substanz findet man in einor diinnen Lage langs der inncren Wandungen 3es Abdomen. Diescs ist dcr fettige Korper, welchen T r e vi- r a n u s als die Quelle des Lichtes bei den Lampyris be- zeiclinct.

Nach Car u s orhalten die leuchtcnden Organe stets Striime einer Flussigkeit, welche die Rolle des Blntes spielt.

Gu6ncau von fifontbclliard hat im Jahre 1782 ge- when, dass die Eicr der Lan2pyris leuclitend sind. Die- ses wird von C a r u s bcstltigt und derselbe sagt fernor, dass die Larven init einein griiulichen Lichte gliinzen, welches auch bereits ‘hew i r a n u s 3 802 bcobachtet hattc.

Andere scliildflugelige Insekten leuchten withrend der Naclit. Der Elder izoctiliicirs von L a t r e i lle, ein schwarz- brauncs Insekt, ist sehr allgeinein in Siidamerika und ver- breitct vie1 inehr Liclit, als die Lamlyis-Arten. Ausscr den beiden gelben Flecken auf dem Scliildc, welche vicl Licht nusstralilen, haben sic noch zwei andere Flecken, welche unter den Fliigeldeckcn verborgcn und allcin sic111- bar sind, wenn das Thicr Diegt. Es zeigt alsdann selir scliimincrnde l’uncte. Uebrigens scheint der game Kor- per des Inselctes mit Liclit erfiillt eu sein, dessen Glan:: itberall zwisclien den Ringen z u m Vorschein konlmt, wenn Inan diesc von einander bringt. Man kann bei dem Liclite, welches durch die bciden Puncte dcs Thorax allein vcrbreitet wird, bequem die fcinste Schrift 1csc.n.

Unter dem Naincn Fcucrfliegcn ( f i re j i e s ) der Eng- liinder bewalirt man verschicdene Sortcn dieser Insektcn, wclche ebcnso wie Elater noctilucus die Eigcnscliaft bc- sitzen, zu lcuchten und sind im Allgeincinen vie1 kleincr, als diesc. So hat auch I l l i g e r im Riill. de laSoc. d e s ncrtural. de Uerliu 12 bis 20 verscliiedenc Insekten ZLI seineni Ge- schlcchte I’yrophos~iho~~us gebracht, welche in Rrasilien, Peru, Buenos Ayrcs, Chili, Cuba, St. Uomingo und Ouiana

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iiber die Pliosphorescenz bei den Mineralien etc. 23

gesammelt waron, und wovon Elater izoctiliccus und Elater ignitus die merkwiirdigsten sind. Auf St. Domingo, wo diesc Insekten sehr allgemein sind, nennen sie die Ein- geborenen Cucziy. Sie gebrauchen sie statt Kerzen iind briiigen verschiedenc dieser Insekten in eine Flasehe und wenn sie Nachts reisen, so hnben sie, ebenso wie die Siidamerikaner, die Gewohnheit, ein oder zwei die- ser Insekten auf die grossen &hen ihrer Fiisse zu setzen. P i c t r o M a r t i r e bestatigt, dam diese Hater* die Mos- quitos und Miicken vertreiben, welche die Wohnungen in Westindien anfiillen und dass die Eingeborenen sich der F’eucrflicgen bedienen, um sich davon zu befreien. In] Monat Juni sainineln die Einwohner von Siidainerika eiiie grossc Anzahl dicser Insekten, uni ihre Wohnungen, Pferdo u. R. w. wghrend der Festc dainit zu verzieren.

hlnci i r tney hat bei der Untersuchung des leuchten- den Gewebes dcr Lanipyren bei &?ate? noctilucus und i,qtritus wahrgenommen, dass dieses Gewebe sich allein durcli die gclbe Farbe yon detn intereellulairen fetten Kiirper unterscheidet, welclier sich in anderen Theilen dos Kiirpers dieser Insckten befindct. Bei den Lampyrcn n:tlim er im letzten Scgment dcs Abdomen zwei kleine eifiinnige Sackchen wahr, wclehc mit der gelben Sub- stmz gefiillt waren und welchc stiirker glanzten als die iilrigcn Tlieile. Das Licht, welches durch die beiden ErliShungcn ausstrahlt, die sich auf dem Thorax von I2ater i,octiluciis befinden, limn sich naeh aller Walir- sclieinlichkeit der fettigen Substanz des ganzcn Korpers dcs Inscktes mittheilcn. De G e e r beobachtete zuerst, dass dieses Licht zwischcn den Seginenten des Abdomen schinimert, wenn diesc von einander gebogen werden.

A . v. Hu inbo ld t crhielt ein sehr helles Liclit von &em bereits sterbenden Elater noctilucus, indein er einen Nerv der hintcrcii Fiisse des Tnsektes init Zink und Silber in Beriihrung brachte.

Andcre phosphorescirende Coleopteren gehoren zu deni Gcschlechtc I’aussus. Man kennt von diesen wenig-

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24 Mailer,

stens drei Arten: P. lineatus am Cap der guten Hoff- nung, P. microcephalus und P. sphaerocephalus in Afrike.

Der Paussus sphaerocephal~zrs ist an der eigcnthum- lichen Aufschwellung odcr dem blasenformigen Gelenk der Fiihlhorner phosphorescirend. Dieses beobachtete Afze l ius . Lawack berichtet, dass die zwei rothen Flecken, welche sich auf dem zweiten Segment des Ab- domen der Cliiroscelis bifenestratu befinden, im Dunkeln leuchten.

Nach L a t r e i l l e ist die Buprestis ocellata der Chi- nesen ebenfalls Nachts leuchtend und zwar durch die zwei Flecken anf den Deckschildern.

Endlich berichtct T r e v i r a n u s , dass der Scarabacus phosphon’cus am Abdomen leuchtend ist.

In der Familie Hemiptera hat man das Geschlecht fidgora, welches verschiedene phosphorescirende Insektm enthiilt. Ihr Licht ist so schimmernd, dass die Englander dieselben Laternenfliegen genannt haben. Die Fulgova laternaria und candelaria sind die bemerkenswerthesten. Diese bciden Insckten, so wie auch alle Arten diesee Ge- schlochts haben auf dem Kopfe cin sonderbaree Anhlingsel, eine Art Schnauze. I Bei der 1.’. lnternaiiu, die in Siid- amerika zu Hause ist, ist die Schnauze pucklig und am iiusseren Ende rund. Bei der l? candelaria aus China ist die Schnauze aufgerichtet und cylindrisch. In diesen Anhiingseln, deren Wande durchscheinend sind, befindet sich die phosphorescirende Substanz dieser Insekten. Die Species E’. pyrrhozpchus, welche beschrieben und abge- bildet in den: Imectes of India, strahlt ein schones pur- purfarbenes Licht aus.

In der Ordnung der Lepidopteren glaubt man eiri pliosphorescirendes Licht wahrgenommen zu haben und zwar in den Augen der Noctua psi, ein kleiner graner Lepidopter, welcher auf den obersten Fliigeln einige schwarzc Flecken hat, die einige Aehnlichkeit mit dern griechischen P8i haben. Man hat dieses bei Bombyx cassua und einigen anderen gesehen.

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iiber die Phosphorescenz bei den Mineralien etc. 25

Endlich ist es sehr wahrscheinlich, dass viele andere leuchtende Insekten vorkommen, die die Eigenschaft zu phosphoresciren besitzen, bei denen man sie aber noch nicht Gelegenheit liatte walireunehinen, da nur die Nachte dazu sich eignen. Auch haben siininitliche Xaturforscher, welche sich mit diesem Gegenstande beschiiftigten, von pliosphorescirenden Ortliopteren gesprochen. So sagt man, dass der Grillus cunipestris im Dunkeln leuchtet, aber diese Heobachtung erfordert noch eine nKhere Untersuchung.

Die Phosphorescenz scheint bei den Insekten zu endigen, indessen komnit sie. auch wohl bei hohercn Thierclassen vor. Uas Feuer der Augen beim Hunde, der Katzen, Tiger u. s. w. ist rnit Unrecht von C a r u s als ein einfacher Effect von Spiegelung betraehtet wor- den. R e n n g e r in seiner Naturgcschichte der Siiuge- thiere yon Paraguay 1830 sagt, dass die Augen von Nyctepitheczcs triviryatus (durch v. €3 u m b o 1 d t unter dern Namen Sinzia trivirgata in seinem Recueil d'Obs. de solo- loyie et d'dnatomie comparde. Vol. I. pay. 306 benannt) iru Dunkeln so vie1 Licht verbreiten, dass Qegenstiinde auf einen halben Fuss Abstand davon erleuchtet werden.

IV. Geschichte u.nd Theorie. Obgleich die Pliosphorescenz der Phosphore a. H.

des Phosphors von Bologna n i c k vor dem 17ten Jahr- hundert beobachtet und studirt wurde, so war das Leuch- ten der See doch schon im hochsten Alterthume bekannt. Die Alten schricben diese Erscheinung dem Castor und Polux zu. Unter den alten Xaturforschern erzahlt Pli- nius, wenn man gewisse Medusen gegen ein Brett reibe, erhalte man Licht und sobald der geriebene Platz nicht mehr Icuchte, brauche man nur mit der Hand daruber zii reiben, urn aufs Neue das Licht zum Vorschein zu rufen. Aber erst im l7ten Jahrhundert fing man an, die Erecheinung der Pliosphorescenz zu erklaren. Im Jahre 1669 entdeckte B r a n d , Alchemist in Hamburg, den eigentlichen Phosphor, durch K u n k e l ini Jahre 1674 aufs Neue entdeckt.

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26 Milller,

Im Jahre 1686 erwahnte T a c h a r d , dass die See das Sonnenlicht am Tage absorbire, um diesos wiihrend der Nacht wieder abzugcben. R o b e r t 13oyle glaubte, dass das Licht der Wellen diirch eine Reibung zwischen dei- AtmosphKre und deni Scewasser verursacht wcrde, wclclies die Umdrchung der Erde bcwirlie, wodurch Ent- wickelung von Wgrme und Licht entstehen sollte. Dar- auf schloss sich Mayer aufs Neue der Meinung T a - chard’s an. Zn glcichcr Zeit veriiffentlichte B e c c a r i a seine Ansichten, dass dor Phosphor von Bologna das Licht absorbire, um es nach einiger Zeit wieder absu- geben. Er glaubte wahrgenommen zu habcn, dass wenn dicser Korper den Strahlen von rothein, gelbem, blauem und griineni Glase ausgesetzt werde, im Dunkeln auch ein rothes, gelbcs, blaues und griines Licht verbreite. W i l s o n in England, Z a n e t t i und Algc ro t t i in Italien, Dufoy in Frankreich und v. G r o s s e r in Wien ver- warfen indess diese Ansicht.

In1 Jalire 1797 niachte Brugna te l l i in den Annuli d i chimica Folgendes bekannt. E r glaubtc niimlich, dass die Yhosphorescenz der Lnnipy-i ihren Ursprung einer physiologischen Wirlrung verdanlre und dass diese Insekten das Licht aus ihren Nahrungsmitteln absonderten, uin dasselbo spiiter unter sichtbarer Form abzuscheiden. C a r - r a d o r i , welcher beinerkt hatte, dass die Lanipyis nach Belieben ihr Licht ausliischen ltonntcn, meinte, diescs bewerkstelligten sie mittelst eines bewegbaren Membrans, womit das Insekt daa 1,icht bedecken kijnntc. Die An- wesenheit eines solchen Membrans wurde indess apiiter dnrch M a c a r t n c y in den Philosophical Transactions von 1810 gellugnet. Aber C a r r a d o r i that gleichwolil einen Schritt auf dcm Wege der Wiasenschaft, indem er be- wies, dass das Licht der Lanzpyris italica weder im luft- lecren Itaunie, noch in Oel, noch unter Wasser gelijscht w i d , wie solches init den1 Lichte einer Kerze der Fall ist. Hoyle , H a l e w und Mxca i r e haben dagegcn ge- sehen, dass die Phosphorescenz gewisser todter organi- sclier Kiirper in luftleereni Rauine geliischt wird.

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iiber d i e Phospliorescenz bei den Mineralien etc. 27

V i a n e l l i und G r i s e l l i n i entdeckten, wii: bereits angefuhrt, in den ,Jdiren 1749 und 1750 im Rtli*iatischen Meere einen kleinen leuchtendcn Nereis noctiluctc mnrincz L. und von diesein Zeitpuncte ab wurde die wahrc IJrsache der Phosphoresccnz der See festgestellt. Sic wurde also durch kleine Ttiicrchen hervorgebracht.

Im ,Jahre 1776 llandelte S p a l l a n z u n i iiber die Phosphorescciiz der Medusen und die Kntdcckungen auf diesan Felde haben sich seitdem bis ins Unwdliche vcr- mannigfaltigt. 1802 best#tigtc E n g e f i e l ( I , dass die blnnen Lichtstrahlen vie1 stiirker als die rotlien Stmhlen das Vermogen besitzen, den Phosplior von Bologna zli erleuchten. Diese Verimche werden wiedei.holt und be- stiitigt durch Seebcck , K i t t e r und Uoetlie. Aber be- reits 1775 hatte W i l s o n gezeigt, dass die am meisten brcoliendcn Strahlen des Spectrums allcirr Einfluss auf die Yhosptiore ausuben und B e c c a r i a bestatigte zur selben &it dieselbe.

I) e R s n i g n c s verschulden wir die schonsten Untcr- suchiingcn ubcr die Phosphoresccnq seinc Arbeit ist durch die Acrtde?iiie des sciences de Paris 1807 und 1808 ge- krijnt worden. E r hat zuerst nachgewiesen, dass die Koi-per, welche Nichtleiter der Elektricitat sind, sehr leicht phosphorescirend werden, wglirentl die guten Leiter der Elektricitiit dicse Eigenschaft mcistens nicht haben. lh beobachtete, dass die Elektricitiit, 1:s sei der elektri- sctic Funke oder ein eiiifacher Strom oline Licht, den Kor- pwii die Eigenschnft zu leuchten mittlieilen kann, welche dirse nicht besitzen. D e s s a i g n e s I)eha.uptet, dass alle Phosphoresccnz dcr Elektricitit zugeschrieben werden muss.

TJngefiihr 50 Jabre spiiter sind l i e c q u e r e l und B i o t in Franlrroicli und spiiter H e n r y in Amerika bei Wie- derholung der Versuclre D e s s n i g n c s ’ zu denselben Re- sulhiten gekommen. Dieser traten noch andere Gelelirte bei. M’iihrend G r o t h a u s s einen g:mz anderen Weg ein- sclilug und a n der alten Meinling Heecar ia ’s hing, un- tcrstiitzten H c i n r i c h in Niirnberg und P e a r s a l l in

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28 JIUer,

London die Erklarungen D e s s a i g n c s. B e c q u e r e l und B i o t verdienen auch die Ehre, zuerst die Eigcn- schaft studirt zu Laben, welche durchscheinende Schirrne besitzen, um die Phosphorescenz zu verhindern oder ZU- zulasscn. Ihre Versuche wurden durch Professor H e n r y wiederholt. Man hatte auch schon bereits vorher den Einfluss gefiirbter Gliiser auf diese Erscheinung wahr- genommen.

Mat t eu ci , R o b e r t , d e Q u a t r e f a g e s und Andere erklaren das Licht des Johannismurrnchens fur eine Ver- brennungsersolieinung ; nach E: h r e n 5 e r g und Anderen ist das Licht der Noctilucen eine elektrische Erscheinung. J1: h r e n b e r g glaubt, bei cinern kleinen Seethiere (Photo- charis c y w i g e m ) das Organ, welches nach ihm die Phos- pliorescenz zu verursachen scheint, entdeckt zu haben. E r glaubt, dass die kleinen wharfen Puncte, welche man durch das Mikroskop auf der Oberflache ihres Korpers entdeckt, die Organe der Phosphorescenz sind. Ueber- haupt scheint es festzustehen, dass uberall, wo die Phos- pliorescenz sich bci Thieren findet, ein besonderes Organ vorhanden ist, welches dicse Function zu verrichten be- stimmt ist.

Nach allem Vorliergeliendcn sieht man wohl ein, dass es nictit leiclit war, einc befriedigcnde Erkliirung iiber dic 1’hosphorcscenz zu gcben. Am walirscheinlichsten lrlingt Folgendes uber diese Erscheinung : Es ist gegen- wiirtig vollkoinnien bewiesen, dass die Entwickelung der Elektricitlit in dcn Korpern jeder Zeit statt findet, wenn ihre Theile die eine oder andere Veriindernng erleiden, sei cs in ihrer Zusaminensetzung oder ilirer Cxruppirnng. Sobald diese Theile niclit getrennt werden, findet eine unniittelbare Recoinposition der beiden frei gewordenen Elektricitaten statt, welclie nach der Natur des Korpers au6 der Spannung der Elclitricitiit, Licht und Warrne liervorbringen kann. So kann, wenn diem Theile be- wegt werden, es sei durch Schlagen, Reiben, Warnie, Liclit, oder zerlegt durch chemische Wirkung oder elek- trische Erschiitterung, Production dieaer zwei Effecten

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tiber die Phospliorescenz bei den illinev-alien etc. 29

Platz greifen durch die Vereinigung der zwei Elektrici- tiiten, vorzuglich die der Priifung unterworfenen Theile, welche schleclite Leitcr der Elektricitiit sind. I h nun diese Ursachen vollkommen dieselben sind, welchc die Phosphorescenz hervorbringen, so ist inan gcneigt, die Vcbereinstimniung zwisclien dem elektrischen Lichte und detn Lichte der Yhospliorescenz anzuerkennen, uin so niehr, da die leuchtenden Erscheinungen in beiden Fallen vollltoninien dicselbcn sind und dass alle gnten Leiter der Rlcktricitat, wobei die Erscheinungen durch Aus- stralilung von I i c h t verbundcn sind, auch diejenigen aind, welchcn das Vermiigen dcr Phosphorescenz fehlt. Nach der Theorie von D e s s n i g n e s und 13ecqucrcl .

Wir wissen jetzt, dass jedcsmal wenn eine Kraft aufhort sich ZIX entwiclreln, die ini sclben Augenblicke durch cine andere Kraft Acquivalent fur Acquivalent :iufgenomnien wird. So sol1 eine gegcbenc in Wirkung sich betindcnde Kraft A durch ihr Aequivelent einer anderen Kraft R aufgenoninien wcrdcri, SO dass die erste aufliort, sich zu zeigcn. Und sobald die Kraft B suf- 1161-t zu wirken, wird sic sogleich durch eine andere Kmft C, B oder E: aufgcnommen, obwohl sic von Kraft A ihre Wirkung liernimmt. Z. R. Rcibung, Bewegung v e r h d e r t sich in W’iirnic, in die Elektricitiit. Die Wiirme vcriindert sich nach Maassgabe der Mittel, wclchc inan anwendet, in hwegkraf t , in Elektricitat, in Licht u. s. w. und jede dieser neuen Krgfte kann sich nach ilircr Weise in Wiirine odcr andere Krcifte umsetzcn. Wenn inan Wasser crhitzt, veriindcrt i n m die JViirnie in 13eweglrraft, wenn inan eincn Stab Wismuth an eincn Stab Spiess- glanz geliithet, erliitzt, verandcrt inan eine gewissc Menge WSrnie in RlektricitiIt. Gluht man einen Metalldraht bis zur Kothgliilihitze, so wird die Wiirme in Lioht ver- wandelt. So z~uch, wenn man eincn elcktrischcn Stroiri drirch einen Metalldraht leitet, wird ein grosser Thcil der Elektricitat in Wiirrne veriindert und wenn diescr 1)rnht sehr diinn ist, wird cr Icuchtend. Wenn man m f Sclinee, welclier dein Sonnenlichte ausgesetzt ist, zwei

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30 2MiiE Eer,

Stiicke Tuch legt, wovon das eine weiss, das andere schwarz ist, so wirft das weisse Stiick alles Licht zuruck und der Schnee darunter erleidet keine Verlinderung, aber das schwarze Tiich absorbirt das Licht, cine gt:- wisse Menge davon wircl in Wlirrne verandert und der Schnee schmilzt unter den1 schwarzen Tuclie. Cieradc so wird die galvanische Wirkung der Siiule in clieniiucho Wirkung veriindert und zerlegt die Salze so, als wie die chemische Wirkung im Allgcrneinen Elektricitiit erzcugt. So wird auch die Spannkraft in Elelrtricitiit und die Elektricitiit in Spannkraft ver8ntlert. Ma t t e u c i sah sich gedrungen, anzanehmen, dass die Spannkraft uncl die Elektricitiit ganx und gar verschieden sirid. I)ie eine kann die andere erecugen, :tber sie sincl nicht identiscli. Wenn inan eincn Eerv durch den elcktrisclien Strorn aufweckt, SO verursacht dieser Nerv sofort Con traction der Maskeln, aber man kann aiif den Augenblick nioht die niindeste Spur von Elcktricitat wahrnehtnen langs des ganzcn Nerven. Im Augenblicke, wo die Elektrici- tiit dcm Nerven begegnet, findet sie den nothwendigen Mittelstoff urn sich in cine andcre Forrii au vcriindcrn, welclie wir Spannkraft nennen. Ferrrer wenn I)iiirl die Ilriilitc eincs Galvunometers in beiden Iliinden halt, wie man durcli eine Contraction der Muskeln d:rs Instrument in Bcwegung bringt, SO i a t es niclit die Spannkraft, welche die Bewegung hervorbringt, sondern (lie El&- tricitiit, welohe aus der Veriiindeiwng ciner gewissen Xenge von Spannkraft entsteht. Wir sehen, dass eine gewisse Beziehung zwischen den pliysisclien Kriiften : Wiirnic, Elektricitiit, Licht, Magnetismus, cheniische Aftinitiit, Bewegkraft, Spannkraft u. s. w. lesteht.

In dcr Natur kann man teinahe irnmer das Lioht als Ausgangspunct der Elektricitiit ansellen, voreiiglich wcnn es schlechte Lcitcr der Elektricitiit betrifft. W’enn man cinen Stroni durch schlcchte Leiter gchen Iiisst, wird ein grosser Theil der Elektricitxt in Licht veriindert und der Korpcr wird leuchtend. So auch wird bci der Verbrennung z. 13. beim Phosphor, wenn er dcr Luft

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iiber die Phosphorescenz bei den Mineralien etc. 31

ausgesetzt wird, wie auch bei jeder anderen oliemischen Wirkung eine gewisse Mengc von Kraft, die wir Affinitiit nennen, in Elektricitkt verlindert und in gewissen F#llen (a. 13. beim Phosphor) geht letztere theilweise in Lioht iiber. Diese letzte Veranderung hiingt, wie inan sieht, von der Natur ties Kiirpers ab.

Wir glauben daher, dass das Vermogen eines Kor- pers, Licht hervorzubrihgen, wcnn durcli andere Kriifte darauf gewirkt wird, voii der h’atur diesev Kiirpers ab- h#ngt. Jetzt sind die nothwendigen Griinde auscinander- gesetzt, welclie zur Erkliirung tler I’hosphorescenz niithig sind. D i e P h o s p l i o r e s c e n x t i e r M i n e r a l i e n w i d verursacht durch die V i L r a t i o ti.

Ueinahe inimer, wie solches D e s s a i g n e s und U e c q u e - re1 bemerkt halen, ist die Elektricitiit das Agens, welctieni ninii das hervorgebrechte I.icht zuschreibt und dcshalb sintl sclilechte Lciter ain ersten phosphorescirend, des- hall) kiinnen auch die untersten Stralilen des Spectrums allcin diese Erscheinung durcli Insolation wecken. Wenn sicl, die l’hosplioresccnz offcnhrt, es sei in1 Mineral-, Pflaiizeri- 0 t h Thierreiclie, so hat sic imnier dieselbe Quc:lle, d. h. die eine oder iinclerc Kraft, die ihr voraus- geht. In beinahe d e n Fiillen knnn iiian annehinen, dass dicse Kraft die E 1 e 6 t Y i c i t ii t ist, bei den Thiercn her- vorspruhend aus der S p n n n k r a f t auf den sclllcchten Leiter ubergelicnd, der durch die h’atur bestimmt ist, das Licht liervorzubringen (bei den I’flmzen walirscheinlich dic L e b e n s k r a f t ) es fehlt uns ubcr in Anscliung der 1’fl:rnzen bis jetxt an 13eoLachtungen. Hei den in E’iiul- niss sich betintleridcn IiFrpern ist es die ch e m i s ch e A f f i n i t l i t , endlicli bei den Xinernlicn ist es otters die W iir in e, und ijfters dns L i ch t. I3etraclitet m a n nun eine Lanipyris, so finden wir bei diesen Thierchen ein beson- deres Organ zur Erzeugung dcr Phospliorescenz und zwar ein fettiges Organ, d. h. einen sclileeliten Leiter der Elek- tricitiit, welches dcr I n s t i n k t k r a f t oder dem W i l l e n cles lnsektes durch Verniitteluiig der Muskeln unterworf‘en ist. Es besteht nnch englisclien Physiologcn eine volt-

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32 Milller, ilber die l’liosphorescenz bei den Mineralien etc.

kommene Beziehung zwischen der S p a n n k r a f t llnd dem W i l l e n (oder dem I n s t i n k t ) bei allen Thieren und man kann eine Menge Thatsachen zur Unterstiitziing dicser Mcinung anfuhren. Kehren wir zu unserer Lam- p~& zuruck. Die S p a n n k r a f t auf das leuchteiidc Organ wirkend, kann sich verandern in E1elrtricit;it mid diese in Licht. Allc Bedingungen finden sich hierzu ver- einigt, da die Y p a n n k r a f t dem Instinkte des Tliieres nnterworfen ist, kann dieses nach Willkiir Bein Licht loschen. D i e s e s i s t das g a n z e Q e h e i m n i s s . Man wird nun fragen, wie cs komme, dass, da die leuchtende Substanz aus dem Korper des Insektcs entfcrnt, dieselbe selbst noch einige Zeit nach dcm Tode gliinze? Sind wir nicht im Stande, deli Fuss des Frosches zu con- tractiren, selbst lange Zeit nach den1 Tode durcli Hiilfe eines galvanischcn Stroines? Die S p a n n k r a f t best,.ht irlso noch einige Zeit nach dem Tode und wenn diese verschwunden ist, dann werden lteine Contractionen u nd kein Licht mehr wahrgenommen.

Die Bctrachtungen uber die Phosphorescenz endigt der Verfasser in folgendcr Weisc: Ich habe einen Ge- genshnd zu beliandeln versucht, ein TJnternehmcn, wel- ches meine Krliftc wohl ubcrstieg. Die Resultate, zu dcncn ich gclangt, crfordern nothwendig cine wei tcre Entwickelung, um melir Licht daruber zu verbreiten. Ich hoffc, dass ich verstiindlicti geschricben habe, und wenn wir uber die Fjscheinungen nachdenkcn, erhIlLt Sicli unser Geist zu seincm Schopfcr, zu dcr primitiben h a f t und wir fragen uns, wie man diese erhabene All- macht, diesen Gott der Natur gcnug bewundcrn kann, welcher allc diese wunderbaren Dinge erschaffcn hat und den Menschen Zuni Bewohner der Erde rnachtc, bcqrbt iriit der Kraft, sic zu sehen, bci vielen sie selbst ZII

begreifen !