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POPKULTUR 6 Freitag, 13. Mai 2016 Nummer 110 Justin Timberlake arbeitet an Album 2013 veröffentlichte Justin Timberlake das Doppelalbum „The 20/20 Experience“, legte dafür seine Schauspielkarriere vorübergehend auf Eis und ging auf Tour. Bis zu seinem nächsten musikalischen Streich sollen nun nicht abermals sieben Jahre verge- hen wie vor dem 2013-Release: „Ich weiß nicht, wann genau ich et- was veröffentliche, aber ja, ich ar- beite an einem neuen Album“, zi- tiert der „Rolling Stone“ den 35- Jährigen. Bereits sein Haus- und Hofproduzent Timberland kündig- te unlängst an, mit Timberlake ein Country-Album aufnehmen zu wollen. - tsch/F.: Wilson/Getty Red Hot Chili Peppers: Album Mitte Juni Eine neue Ära sei eingeleitet – mit großen Worten kündigte Bassist Flea jüngst ein neues Album der Red Hot Chili Peppers an. Nun ist klar, wann die neue Zeitrechnung beginnt: „The Getaway“ erscheint am 17. Juni. Kurz zuvor werden die Peppers auf den Schwester-Festi- vals Rock im Park und Rock am Ring spielen (3. bis 5. Juni). - tsch Wanda auf Tour in Linz und Salzburg Sie haben gerade in der Vorweih- nachtszeit sicher jede Menge Amo- re im Gepäck: Wanda sind die der- zeit wohl angesagteste Band der deutschsprachigen Rockmusik. Im Rahmen seiner großen Österreich- Tour gastiert das Wiener Quintett am 21. Dezember in der Salzburg- arena in Salzburg. Wer nicht so lange warten möchte: Bereits am 25. Mai spielen Wanda im Linz Stadion im oberösterreichischen Linz. - seb/F.: Problembär Rec. POP-NEWS Hoch „Peter“ hat in den vergan- genen Tagen die ersten Sommerge- fühle geweckt. Und mit dem Ge- ruch von Grillwürstchen und Son- nencreme ist auch die erste Ah- nung der diesjährigen Sommer- Festivals zurück in die Köpfe gekommen. Auch in diesem Jahr tut sich in der Region auch abseits der „heiligen Festival-Dreifaltig- keit“ – bestehend aus Rock im Park in Nürnberg, Rockavaria in Mün- chen und dem Chiemsee Summer im Landkreis Traunstein – in der Region einiges. Wir bieten mit dem Übersichtskalender wieder einen Überblick über den diesjährigen Festival-Sommer. Heute spielen K.I.Z. in Salching Als alljährliche Saison-Eröff- nung erfreut sich das Pfingst Open Air (www.pfingstopenair.de) in Salching bei Straubing traditionell großer Beliebtheit. Seit gestern und noch bis zum Sonntag locken die Veranstalter auf bis zu vier Bühnen, der „Spielwiese“ und dem „Skateopia“ mit jeder Menge Mu- sik. Die Headliner sind am heuti- gen Freitag die Deutschrapper K.I.Z., und am Samstag lädt das Berliner Duo SDP zum Tanz vor der Hauptbühne. Ebenfalls am Start: Frittenbude, Dicht & Ergrei- fend und Ok Kid. Bei der zweiten Ausgabe des Rockavaria (www.rockavaria.de) in München, das 2015 einen be- achtenswerten Start als neues Schwergewicht auf der Festival- Landkarte hingelegt hatte, sieht es auch im zweiten Jahr eindrucks- voll aus: Zum einen hat man sich auf zwei Hauptbühnen vergrößert, um Überschneidungen zu vermei- den. Beibehalten wurde mit der Seebühne die bewährte dritte, klei- nere Bühne. Top-Acts wie Iron Maiden, Iggy Pop, Mando Diao oder Nightwish versprechen vom 27. bis 29. Mai beste Rock-Unter- haltung im Olympiapark. Für Rock im Park (www.rock- im-park.de) in Nürnberg gibt es noch Karten, während der große Bruder Rock am Ring bereits aus- verkauft ist. Vom 3. bis 5. Juni steht das Zeppelinfeld mit Hochkarä- tern wie Black Sabbath, den Red Hot Chili Peppers und Volbeat ein- mal mehr kopf, während auch eher „unrockige“ Bands wie die 257ers, Aligatoah, RAF Camora oder Wirtz für die Stilvielfalt des Traditi- onsfestivals stehen. Als gemütliches Ein-Tages-Fes- tival hat sich das Im Grünen Festi- val (www.im-gruenen-festival.de) im Achenpark in Kirchanschöring (Lkr. Traunstein) einen Namen ge- macht. Das Line-up führen am 11. Juni Bonaparte, Erwin & Edwin und Schnipo Schranke an. Das mittlerweile fünfte Blueto- ne-Festival (www.bluetone.de) in Straubing findet heuer vom 29. Ju- ni bis zum 4. Juli statt. In diesem Jahr bietet der Nachfolger von „Jazz an der Donau“ erneut eine große stilistische Bandbreite. Da- bei sind etwa Anastacia, Haind- ling, Unheilig, Seiler und Speer so- wie die Sportfreunde Stiller. Mit Jungstars und alten Helden wie Cro respektive Uriah Heep wartet das Sommerfestival (www. rosenheim-sommerfestival.de) in Rosenheim vom 14. bis zum 23. Ju- li auf. Ebenfalls auf der Bühne: Glasperlenspiel und Rea Garvey. Stichwort Cro: Am 23. Juli gibt sich der Rapper dann beim Raiffei- sen Kultursommer (www.schloss- tuessling.de) auf Schloss Tüßling (Lkr. Altötting) die Ehre, ebenso wie am Folgetag Simply Red. In die bereits vierte Runde geht am 29. und 30. Juli das Heimat- sound-Festival (www.face- book.com/HeimatsoundFestival) in Oberammergau (Lkr. Garmisch- Partenkirchen) – heuer unter ande- rem mit Seiler und Speer, Konstan- tin Wecker, Dicht & Ergreifend und Kofelgschroa. Revolverheld werden beim 5. Altstadt Open Air in Landshut auf der Bühne stehen und am Sonntag, 31. Juli, die Songs ihres „MTV-Un- plugged“-Albums spielen. Jede Menge Blech – natürlich im positiven Sinn – bietet das 4. Brass Wiesn Festival (www.brass- wiesn.de) vom 5. bis 7. August in Eching bei München. Dort werden Künstler wie die Keller Steff Band, Dicht & Ergreifend und Die Fexer aufspielen. Der Chiemsee Summer (www.chiemsee-summer.de) ge- hört zu den Festival-Höhepunkten in der Region. In diesem Jahr findet die Zusammenlegung von Chiem- see Reggae Summer und Chiemsee Rocks vom 24. bis 27. August in Übersee am Chiemsee (Lkr. Traun- stein) vor Alpen-Panorama statt. Und wer sich bei The Prodigy, Die Fantastischen Vier, Sportfreunde Stiller und Limp Bizkit nicht zwi- schen chillen und rocken entschei- den kann, kann ja einfach beides hintereinander machen. Die musi- kalische Vielfalt ist hier Trumpf! Weitere Infos zu den Festivals unter www.regioevent.de. Wolfgang Weitzdörfer Von Pfingst Open Air über Chiemsee Summer bis Rockavaria: Der Übersichtskalender der bayerischen Musikfestivals Durch den Sommer feiern Überall Streicher – oft üppig, manchmal auch nur dezent im Hintergrund. Traurig tröpfelnde Klavierklänge, hier und da ein sanft verschachtelter Rhythmus. Und dann natürlich diese klagende Stimme des Sehnsuchtsängers Thom Yorke, die man unter Tau- senden heraushört. Ja, dies sind eindeutig noch Radiohead. Den- noch ist „A Moon Shaped Pool“ insgesamt wieder mal anders als al- les, was diese immer noch wich- tigste Indierock-Gruppe der Welt bislang gemacht hat. Das nach kurzer Vorwarnzeit am Sonntag auf der Band-Websei- te digital veröffentlichte neunte Studioalbum der fünf Briten wen- det sich ab von den abstrakten, un- terkühlten Häcksel-Beats der di- rekten Vorgänger „In Rainbows“ (2007) und „The King Of Limbs“ (2011). Erst recht ist die Progres- sive-Rock-Wucht des Jahrzehnt- Meisterwerks „OK Computer“ (1997) für Radiohead Geschichte. Anknüpfungspunkte liefern nun eher Melancholiker wie David Syl- vian oder Nick Drake, etwa im Folk von „Desert Island Disk“. Vielleicht begründen Yorke & Co. mit dem fast 53 Minuten lan- gen, in Melancholie und Schön- heit schwelgenden Werk eine neue Band-Ära. Es klingt, als könnte die nächste Radiohead-Phase vom Klangmaler Jonny Greenwood ge- prägt sein. Der exzellente Gitarrist hatte sich zuletzt als Soundtrack- Komponist für Hollywood-Regis- seur Paul Thomas Anderson her- vorgetan. Die dabei erworbenen Arrangement-Künste prägen „A Moon Shaped Pool“. Doch man vermag sich diese feingliedrige Musik, diese oft ohne Refrain auskommenden Lieder nicht so recht in den Stadien und auf den großen Festivalbühnen vorstellen, wo Radiohead auch in diesem Sommer wieder auftreten. Lautes Mitsingen war ja schon frü- her nicht angesagt bei Konzerten des Intellektuellen-Quintetts aus Oxford. Aber traumverlorene Bal- laden wie „Daydreaming“, „Decks Dark“ oder das fantastische „The Numbers“ sind wirklich reines Kopf-Hörer-Futter. Selten klang Phil Selways Schlagzeug so wenig nach Rock und so sehr nach Ambi- ent, auch nach Jazz wie diesmal. Der Mann droht gelegentlich zu verschwinden in diesen hauchfei- nen Klanggespinsten. Zu seiner Ehrenrettung gibt es immerhin das treibende „Ful Stop“. Radiohead haben ein extrem ru- higes und beruhigendes Album aus einem Guss geschaffen, dem wohl bewusst das nervig Anstrengende, damit aber auch die Abwechslung früherer Werke fehlt. Im Gegen- satz zu einem missglückten Ver- such mit „Jeder zahlt, was er will“ müssen die Fans diesmal rund zehn Euro fürs Herunterladen der elf Songs hinblättern. Erst am 17. Juni erscheint die Platte auf CD und Vinyl. Ob die fünf stets ohne Star-Gehabe auskommenden Mu- siker erneut ein Album für die Jah- resbestenlisten oder gar für die Ewigkeit geschaffen haben – wer weiß das schon. Radiohead-Plat- ten wachsen bekanntlich mit je- dem Hören. Auch diese hier bietet viel Anlass zu ausgedehnten Sound-Entdeckungsreisen. Und solch spannende Angebote kann kaum eine andere Rockband mit über 25 Jahren auf dem Buckel ma- chen. Werner Herpell XL Recordings, ca. 10 Euro Die Indierock-Legenden Radiohead finden auf „A Moon Shaped Pool“ neue Kraft in der Ruhe Klanggemälde für Kopf-Hörer Man muss ihre Musik nicht mö- gen. Seit 2004, seit „Ich will doch nur spielen, uh uh, mm, mm“ wird Annett Louisan, geboren 1977 in Sachsen-Anhalt, wertgeschätzt als deutsche Lolita-Stimme schlecht- hin, oder verachtet – als deutsche Lolita-Stimme schlechthin. Selten lässt sich über Geschmack so er- gebnislos streiten wie bei ihr. Die Stimme ist ein Stimmchen, dünn, mädchenhaft, mehr Luft als Ton. Unfassbar niedlich, was in iro- nisch-koketten Chansons großar- tig klingt, und beim besten Wohl- wollen nicht ernstzunehmend, wenn es ernst wird. Mit am ernstesten ist deutsche Musik bei Rammstein. „Gott weiß, ich will kein Engel sein“, das lässt keine Ironie zu, das ist bitter ernst. Es ist nicht neu, das zu covern. Ex- Rosenstolz- Sängerin AnNa R. hat das neulich fantastisch gemacht mit ihrer neu- en Band Gleis 8. Hymnisch. Bitter ernst. Annett Louisan macht das auch, gleich zum Start ihres von der TV-Show „Sing meinen Song“ inspirierten Cover-Albums „Ber- lin, Kapstadt, Prag“. Mit Chris- Isaak-Westerngitarre, bierernst, und es klingt so aufregend und so sinnvoll, als würde Rammstein An- nett Louisan covern. „Ich kann sicher nicht mit mei- ner Cousine schlafen, obwohl ich gerne würde, aber ich trau mich nicht.“ Die Wiener Band Wanda hat vielleicht die unverschämteste Popzeile des Jahrzehnts geschrie- ben. Wenn Annett Louisan das singt, dann könnte das im Opti- malfall verdammt lesbisch-frivol sein. Tatsächlich glaubt niemand der in zweiter Ehe mit einem Mann verheirateten Niedlichen, dass sie gern ihre Cousine vernaschen wür- Säuselstimme Annett Louisan blamiert sich gründlich mit ihrem Cover-Album „Berlin, Kapstadt, Prag“ de. Marco Michael Wanda glaubt man das sofort. Selbst wenn es ge- logen und Pose wäre, was es wohl ist. Es folgen Kraftwerks „Das Mo- del“, „So lang man Träume noch le- ben kann“ der Münchner Freiheit, Udo Jürgens’ „Merci Cherie“ – und sagt hier keiner was gegen Udo Jür- gens! Schließlich allen Ernstes „Durch den Monsun“ von irgend- einer deutschen Band. Man kann sich unsterblich verlieben, wenn jemand dir seine Plattensammlung zeigt. Oder die Achtung verlieren. Annett, es war schön mit dir. – rmr Columbia d (Sony), ca. 19 Euro Sie will jetzt auch mit der Cousine schlafen Blasmusik und „Cloud“-Rap? Gerhard Polt und Trap? Da war doch was?! Oh ja, da war in der letzten Zeit eine ganze Menge. Hip-Hop in bayerischer Mundart ist gerade richtig heiß. Und jetzt meldet sich auch noch der Künst- ler mit seinem ersten Soloalbum „und 1 und 2 und“ zurück, mit dem Rap auf Bairisch vor zehn Jahren noch ganz klein angefangen hat – Monaco F. Monaco wer? Berechtigte Frage. Denn die meisten werden den in- zwischen bei Wasserburg am Inn (Lkr. Rosenheim) lebenden Waid- ler in erster Linie gar nicht als Mu- siker, sondern als gekonnt gran- telnde Radiostimme beim BR ken- nen. „Ein Bayer tut rügen“ heißt seine hintersinnig-witzige Kaba- rett-Kolumne auf PULS, mit „Wart amoi, Franz!“ amüsiert er in der „Bayernchronik“ auf Bayern 2. Die Schäfchen dürften also so einiger- maßen im Trockenen sein und doch will es der „Bayern-Rap-Bab- ba“, wie er sich als Meister der Selbstironie gerne nennt, musika- lisch noch einmal so richtig wissen. „Du bist doch der von Doppel D?!“ – das ist die zentrale Frage im gelungensten Song des Albums. Sie verweist auf die musikalischen Anfänge von Monaco F. Denn mit „Doppel D“ hat alles begonnen. Es war dieses Trio, das den bajuwari- schen Mundartrap mit Songs wie „Watschnbaam“ auf die musikali- sche Landkarte gepfeffert hat. Ein paar Jährchen später lautet die selbstbewusste Antwort des Grün- dungsmitglieds Monaco F: „Jaja, der bin I. Da Monaco, da Fränzn, da Kini.“ Dazu gibt es dann einen treibenden Beat, Bläserfanfaren, ein wirklich hinreißendes Kuhglo- cken-Zwischenspiel und die amtli- che Ansage eines stolzen Kindes vom Land – „I hob mehr Funk als dei ganze Stadt miteinand.“ Groß- artig. Dieses Niveau kann Monaco F auf dem mit zehn Songs relativ kur- zen Album leider nicht über die ganze Strecke halten. In gewisser Weise wird der sympathische Bay- erwaldler aus Regen da auch vom Erstes Soloalbum des Mundartrap-Pioniers Monaco F Erfolg seines eigenen „Babys“ Mundartrap überrannt. Denn na- türlich ist es immer noch eine un- glaublich charmante Idee, die oft vor (behaupteter) Männlichkeit nur so strotzende Jugendkultur Hip-Hop zu vermengen mit einem Destillat bajuwarischen Lebensge- fühls zwischen Blasmusik und Granteln, hinterfotzigen Humors und weiß-blauer Bierseligkeit. Al- lein, der Überraschungseffekt fällt inzwischen einfach weg. Und dann hat man das Ganze – etwa bei Dicht & Ergreifend – halt auch schon zwingender gehört. Und dennoch hat Monaco F auf „und 1 und 2 und“ noch einige Hö- hepunkte gepackt: Die hintersin- nige Boaznhymne „Bierallergie“ etwa, den frechen Großstadt-Diss „Power To The Bauer“ oder natür- lich die Feierhymne „Party Peo- ple“, auf der Monaco F ein Who-is- who der bayerischen Rapszene von Dicht & Ergreifend, über die Oberpfalz-Fraktion mit BBou und Liquid bis hin zum alten Doppel- D-Kollegen Grämsn versammelt. Ein blau-weißes Klassentreffen der etwas anderen Art. Dominik Schweighofer Digital, ca. 10 Euro Der „Bayern-Rap-Babba“ schlägt zurück Es kann losgehen: Die Festival-Saison 2016 startet. Zu den Höhepunkten in der Region gehört wieder der Chiemsee Summer in Übersee. - F.: Ober Klagende Stimme des Sehnsuchtsängers: Thom Yorke und seine Band Radiohead malen Klangbilder aus Melancholie und Schönheit. - F.: dpa Annett Louisan - Foto: dpa Wie die Faust aufs Auge: Mund- artrapper Monaco F vermengt baju- warisches Lebensgefühl mit Hip- Hop-Kultur. - Foto: Janker

POPKULTUR Nummer 110 Durch den Sommer feiern€¦ · Die Indierock-Legenden Radiohead finden auf „A Moon Shaped Pool“ neue Kraft in der Ruhe Klanggemälde für Kopf-Hörer Man

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POPKULTUR6 Freitag, 13. Mai 2016 Nummer 110

Justin Timberlakearbeitet an Album

2013 veröffentlichteJustin Timberlake dasDoppelalbum „The20/20 Experience“,legte dafür seineSchauspielkarriere

vorübergehend auf Eis und gingauf Tour. Bis zu seinem nächstenmusikalischen Streich sollen nunnicht abermals sieben Jahre verge-hen wie vor dem 2013-Release:„Ich weiß nicht, wann genau ich et-was veröffentliche, aber ja, ich ar-beite an einem neuen Album“, zi-tiert der „Rolling Stone“ den 35-Jährigen. Bereits sein Haus- undHofproduzent Timberland kündig-te unlängst an, mit Timberlake einCountry-Album aufnehmen zuwollen. − tsch/F.: Wilson/Getty

Red Hot Chili Peppers:Album Mitte JuniEine neue Ära sei eingeleitet – mitgroßen Worten kündigte BassistFlea jüngst ein neues Album derRed Hot Chili Peppers an. Nun istklar, wann die neue Zeitrechnungbeginnt: „The Getaway“ erscheintam 17. Juni. Kurz zuvor werden diePeppers auf den Schwester-Festi-vals Rock im Park und Rock amRing spielen (3. bis 5. Juni). − tsch

Wanda auf Tour inLinz und Salzburg

Sie haben gerade in der Vorweih-nachtszeit sicher jede Menge Amo-re im Gepäck: Wanda sind die der-zeit wohl angesagteste Band derdeutschsprachigen Rockmusik. ImRahmen seiner großen Österreich-Tour gastiert das Wiener Quintettam 21. Dezember in der Salzburg-arena in Salzburg. Wer nicht solange warten möchte: Bereits am25. Mai spielen Wanda im LinzStadion im oberösterreichischenLinz. − seb/F.: Problembär Rec.

POP-NEWS

Hoch „Peter“ hat in den vergan-genen Tagen die ersten Sommerge-fühle geweckt. Und mit dem Ge-ruch von Grillwürstchen und Son-nencreme ist auch die erste Ah-nung der diesjährigen Sommer-Festivals zurück in die Köpfegekommen. Auch in diesem Jahrtut sich in der Region auch abseitsder „heiligen Festival-Dreifaltig-keit“ – bestehend aus Rock im Parkin Nürnberg, Rockavaria in Mün-chen und dem Chiemsee Summerim Landkreis Traunstein – in derRegion einiges. Wir bieten mit demÜbersichtskalender wieder einenÜberblick über den diesjährigenFestival-Sommer.

Heute spielenK.I.Z. in Salching

Als alljährliche Saison-Eröff-nung erfreut sich das Pfingst OpenAir (www.pfingstopenair.de) inSalching bei Straubing traditionellgroßer Beliebtheit. Seit gesternund noch bis zum Sonntag lockendie Veranstalter auf bis zu vierBühnen, der „Spielwiese“ und dem„Skateopia“ mit jeder Menge Mu-sik. Die Headliner sind am heuti-gen Freitag die DeutschrapperK.I.Z., und am Samstag lädt dasBerliner Duo SDP zum Tanz vorder Hauptbühne. Ebenfalls amStart: Frittenbude, Dicht & Ergrei-fend und Ok Kid.

Bei der zweiten Ausgabe desRockavaria (www.rockavaria.de)in München, das 2015 einen be-achtenswerten Start als neuesSchwergewicht auf der Festival-Landkarte hingelegt hatte, sieht esauch im zweiten Jahr eindrucks-voll aus: Zum einen hat man sichauf zwei Hauptbühnen vergrößert,um Überschneidungen zu vermei-den. Beibehalten wurde mit derSeebühne die bewährte dritte, klei-nere Bühne. Top-Acts wie IronMaiden, Iggy Pop, Mando Diao

oder Nightwish versprechen vom27. bis 29. Mai beste Rock-Unter-haltung im Olympiapark.

Für Rock im Park (www.rock-im-park.de) in Nürnberg gibt esnoch Karten, während der großeBruder Rock am Ring bereits aus-verkauft ist. Vom 3. bis 5. Juni stehtdas Zeppelinfeld mit Hochkarä-tern wie Black Sabbath, den RedHot Chili Peppers und Volbeat ein-mal mehr kopf, während auch eher„unrockige“ Bands wie die 257ers,Aligatoah, RAF Camora oderWirtz für die Stilvielfalt des Traditi-onsfestivals stehen.

Als gemütliches Ein-Tages-Fes-tival hat sich das Im Grünen Festi-val (www.im-gruenen-festival.de)im Achenpark in Kirchanschöring(Lkr. Traunstein) einen Namen ge-macht. Das Line-up führen am 11.

Juni Bonaparte, Erwin & Edwinund Schnipo Schranke an.

Das mittlerweile fünfte Blueto-ne-Festival (www.bluetone.de) inStraubing findet heuer vom 29. Ju-ni bis zum 4. Juli statt. In diesemJahr bietet der Nachfolger von„Jazz an der Donau“ erneut einegroße stilistische Bandbreite. Da-bei sind etwa Anastacia, Haind-ling, Unheilig, Seiler und Speer so-wie die Sportfreunde Stiller.

Mit Jungstars und alten Heldenwie Cro respektive Uriah Heepwartet das Sommerfestival (www.rosenheim-sommerfestival.de) inRosenheim vom 14. bis zum 23. Ju-li auf. Ebenfalls auf der Bühne:Glasperlenspiel und Rea Garvey.

Stichwort Cro: Am 23. Juli gibtsich der Rapper dann beim Raiffei-sen Kultursommer (www.schloss-

tuessling.de) auf Schloss Tüßling(Lkr. Altötting) die Ehre, ebensowie am Folgetag Simply Red.

In die bereits vierte Runde gehtam 29. und 30. Juli das Heimat-sound-Festival (www.face-book.com/HeimatsoundFestival)in Oberammergau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) – heuer unter ande-rem mit Seiler und Speer, Konstan-tin Wecker, Dicht & Ergreifendund Kofelgschroa.

Revolverheld werden beim 5.Altstadt Open Air in Landshut aufder Bühne stehen und am Sonntag,31. Juli, die Songs ihres „MTV-Un-plugged“-Albums spielen.

Jede Menge Blech – natürlich impositiven Sinn – bietet das 4. BrassWiesn Festival (www.brass-wiesn.de) vom 5. bis 7. August inEching bei München. Dort werden

Künstler wie die Keller Steff Band,Dicht & Ergreifend und Die Fexeraufspielen.

Der Chiemsee Summer(www.chiemsee-summer.de) ge-hört zu den Festival-Höhepunktenin der Region. In diesem Jahr findetdie Zusammenlegung von Chiem-see Reggae Summer und ChiemseeRocks vom 24. bis 27. August inÜbersee am Chiemsee (Lkr. Traun-stein) vor Alpen-Panorama statt.Und wer sich bei The Prodigy, DieFantastischen Vier, SportfreundeStiller und Limp Bizkit nicht zwi-schen chillen und rocken entschei-den kann, kann ja einfach beideshintereinander machen. Die musi-kalische Vielfalt ist hier Trumpf!

Weitere Infos zu den Festivalsunter www.regioevent.de.

Wolfgang Weitzdörfer

Von Pfingst Open Air über Chiemsee Summer bis Rockavaria: Der Übersichtskalender der bayerischen Musikfestivals

Durch den Sommer feiern

Überall Streicher – oft üppig,manchmal auch nur dezent imHintergrund. Traurig tröpfelndeKlavierklänge, hier und da einsanft verschachtelter Rhythmus.Und dann natürlich diese klagendeStimme des SehnsuchtsängersThom Yorke, die man unter Tau-senden heraushört. Ja, dies sindeindeutig noch Radiohead. Den-noch ist „A Moon Shaped Pool“insgesamt wieder mal anders als al-les, was diese immer noch wich-tigste Indierock-Gruppe der Weltbislang gemacht hat.

Das nach kurzer Vorwarnzeitam Sonntag auf der Band-Websei-te digital veröffentlichte neunteStudioalbum der fünf Briten wen-det sich ab von den abstrakten, un-terkühlten Häcksel-Beats der di-rekten Vorgänger „In Rainbows“(2007) und „The King Of Limbs“(2011). Erst recht ist die Progres-sive-Rock-Wucht des Jahrzehnt-Meisterwerks „OK Computer“(1997) für Radiohead Geschichte.Anknüpfungspunkte liefern nuneher Melancholiker wie David Syl-vian oder Nick Drake, etwa imFolk von „Desert Island Disk“.

Vielleicht begründen Yorke &Co. mit dem fast 53 Minuten lan-gen, in Melancholie und Schön-

heit schwelgenden Werk eine neueBand-Ära. Es klingt, als könnte dienächste Radiohead-Phase vomKlangmaler Jonny Greenwood ge-prägt sein. Der exzellente Gitarristhatte sich zuletzt als Soundtrack-Komponist für Hollywood-Regis-seur Paul Thomas Anderson her-vorgetan. Die dabei erworbenenArrangement-Künste prägen „AMoon Shaped Pool“.

Doch man vermag sich diesefeingliedrige Musik, diese oft ohneRefrain auskommenden Lieder

nicht so recht in den Stadien undauf den großen Festivalbühnenvorstellen, wo Radiohead auch indiesem Sommer wieder auftreten.Lautes Mitsingen war ja schon frü-her nicht angesagt bei Konzertendes Intellektuellen-Quintetts ausOxford. Aber traumverlorene Bal-laden wie „Daydreaming“, „DecksDark“ oder das fantastische „TheNumbers“ sind wirklich reinesKopf-Hörer-Futter. Selten klangPhil Selways Schlagzeug so wenignach Rock und so sehr nach Ambi-

ent, auch nach Jazz wie diesmal.Der Mann droht gelegentlich zuverschwinden in diesen hauchfei-nen Klanggespinsten. Zu seinerEhrenrettung gibt es immerhin dastreibende „Ful Stop“.

Radiohead haben ein extrem ru-higes und beruhigendes Album auseinem Guss geschaffen, dem wohlbewusst das nervig Anstrengende,damit aber auch die Abwechslungfrüherer Werke fehlt. Im Gegen-satz zu einem missglückten Ver-such mit „Jeder zahlt, was er will“müssen die Fans diesmal rundzehn Euro fürs Herunterladen derelf Songs hinblättern. Erst am 17.Juni erscheint die Platte auf CDund Vinyl. Ob die fünf stets ohneStar-Gehabe auskommenden Mu-siker erneut ein Album für die Jah-resbestenlisten oder gar für dieEwigkeit geschaffen haben – werweiß das schon. Radiohead-Plat-ten wachsen bekanntlich mit je-dem Hören. Auch diese hier bietetviel Anlass zu ausgedehntenSound-Entdeckungsreisen. Undsolch spannende Angebote kannkaum eine andere Rockband mitüber 25 Jahren auf dem Buckel ma-chen. Werner Herpell

XL Recordings, ca. 10 Euro

Die Indierock-Legenden Radiohead finden auf „A Moon Shaped Pool“ neue Kraft in der Ruhe

Klanggemälde für Kopf-Hörer

Man muss ihre Musik nicht mö-gen. Seit 2004, seit „Ich will dochnur spielen, uh uh, mm, mm“ wirdAnnett Louisan, geboren 1977 inSachsen-Anhalt, wertgeschätzt alsdeutsche Lolita-Stimme schlecht-hin, oder verachtet – als deutscheLolita-Stimme schlechthin. Seltenlässt sich über Geschmack so er-gebnislos streiten wie bei ihr. DieStimme ist ein Stimmchen, dünn,mädchenhaft, mehr Luft als Ton.Unfassbar niedlich, was in iro-nisch-koketten Chansons großar-tig klingt, und beim besten Wohl-wollen nicht ernstzunehmend,wenn es ernst wird.

Mit am ernstesten ist deutsche

Musik beiRammstein.„Gott weiß, ichwill kein Engelsein“, das lässtkeine Ironie zu,das ist bitterernst. Es istnicht neu, daszu covern. Ex-Rosenstolz-Sängerin AnNa R. hat das neulichfantastisch gemacht mit ihrer neu-en Band Gleis 8. Hymnisch. Bitterernst. Annett Louisan macht dasauch, gleich zum Start ihres vonder TV-Show „Sing meinen Song“inspirierten Cover-Albums „Ber-

lin, Kapstadt, Prag“. Mit Chris-Isaak-Westerngitarre, bierernst,und es klingt so aufregend und sosinnvoll, als würde Rammstein An-nett Louisan covern.

„Ich kann sicher nicht mit mei-ner Cousine schlafen, obwohl ichgerne würde, aber ich trau michnicht.“ Die Wiener Band Wandahat vielleicht die unverschämtestePopzeile des Jahrzehnts geschrie-ben. Wenn Annett Louisan dassingt, dann könnte das im Opti-malfall verdammt lesbisch-frivolsein. Tatsächlich glaubt niemandder in zweiter Ehe mit einem Mannverheirateten Niedlichen, dass siegern ihre Cousine vernaschen wür-

Säuselstimme Annett Louisan blamiert sich gründlich mit ihrem Cover-Album „Berlin, Kapstadt, Prag“

de. Marco Michael Wanda glaubtman das sofort. Selbst wenn es ge-logen und Pose wäre, was es wohlist.

Es folgen Kraftwerks „Das Mo-del“, „So lang man Träume noch le-ben kann“ der Münchner Freiheit,Udo Jürgens’ „Merci Cherie“ – undsagt hier keiner was gegen Udo Jür-gens! Schließlich allen Ernstes„Durch den Monsun“ von irgend-einer deutschen Band. Man kannsich unsterblich verlieben, wennjemand dir seine Plattensammlungzeigt. Oder die Achtung verlieren.Annett, es war schön mit dir. – rmr

Columbia d (Sony), ca. 19 Euro

Sie will jetzt auch mit der Cousine schlafen

Blasmusik und „Cloud“-Rap?Gerhard Polt und Trap? Da wardoch was?! Oh ja, da war in derletzten Zeit eine ganze Menge.Hip-Hop in bayerischer Mundartist gerade richtig heiß. Und jetztmeldet sich auch noch der Künst-ler mit seinem ersten Soloalbum„und 1 und 2 und“ zurück, mit demRap auf Bairisch vor zehn Jahrennoch ganz klein angefangen hat –Monaco F.

Monaco wer? Berechtigte Frage.Denn die meisten werden den in-zwischen bei Wasserburg am Inn(Lkr. Rosenheim) lebenden Waid-ler in erster Linie gar nicht als Mu-siker, sondern als gekonnt gran-telnde Radiostimme beim BR ken-nen. „Ein Bayer tut rügen“ heißtseine hintersinnig-witzige Kaba-rett-Kolumne auf PULS, mit „Wartamoi, Franz!“ amüsiert er in der„Bayernchronik“ auf Bayern 2. DieSchäfchen dürften also so einiger-maßen im Trockenen sein unddoch will es der „Bayern-Rap-Bab-ba“, wie er sich als Meister derSelbstironie gerne nennt, musika-lisch noch einmal so richtig wissen.

„Du bist doch der von DoppelD?!“ – das ist die zentrale Frage imgelungensten Song des Albums.Sie verweist auf die musikalischenAnfänge von Monaco F. Denn mit„Doppel D“ hat alles begonnen. Eswar dieses Trio, das den bajuwari-schen Mundartrap mit Songs wie„Watschnbaam“ auf die musikali-sche Landkarte gepfeffert hat. Einpaar Jährchen später lautet dieselbstbewusste Antwort des Grün-dungsmitglieds Monaco F: „Jaja,der bin I. Da Monaco, da Fränzn,da Kini.“ Dazu gibt es dann einentreibenden Beat, Bläserfanfaren,ein wirklich hinreißendes Kuhglo-cken-Zwischenspiel und die amtli-che Ansage eines stolzen Kindesvom Land – „I hob mehr Funk alsdei ganze Stadt miteinand.“ Groß-artig.

Dieses Niveau kann Monaco Fauf dem mit zehn Songs relativ kur-zen Album leider nicht über dieganze Strecke halten. In gewisserWeise wird der sympathische Bay-erwaldler aus Regen da auch vom

Erstes Soloalbum des Mundartrap-Pioniers Monaco F

Erfolg seines eigenen „Babys“Mundartrap überrannt. Denn na-türlich ist es immer noch eine un-glaublich charmante Idee, die oftvor (behaupteter) Männlichkeitnur so strotzende JugendkulturHip-Hop zu vermengen mit einemDestillat bajuwarischen Lebensge-fühls zwischen Blasmusik undGranteln, hinterfotzigen Humorsund weiß-blauer Bierseligkeit. Al-lein, der Überraschungseffekt fälltinzwischen einfach weg. Und dannhat man das Ganze – etwa beiDicht & Ergreifend – halt auchschon zwingender gehört.

Und dennoch hat Monaco F auf„und 1 und 2 und“ noch einige Hö-hepunkte gepackt: Die hintersin-nige Boaznhymne „Bierallergie“etwa, den frechen Großstadt-Diss„Power To The Bauer“ oder natür-lich die Feierhymne „Party Peo-ple“, auf der Monaco F ein Who-is-who der bayerischen Rapszenevon Dicht & Ergreifend, über dieOberpfalz-Fraktion mit BBou undLiquid bis hin zum alten Doppel-D-Kollegen Grämsn versammelt.Ein blau-weißes Klassentreffen deretwas anderen Art.

Dominik Schweighofer

Digital, ca. 10 Euro

Der „Bayern-Rap-Babba“schlägt zurück

Es kann losgehen: Die Festival-Saison 2016 startet. Zu den Höhepunkten in der Region gehört wieder der Chiemsee Summer in Übersee. − F.: Ober

Klagende Stimme des Sehnsuchtsängers: Thom Yorke und seine BandRadiohead malen Klangbilder aus Melancholie und Schönheit. − F.: dpa

Annett Louisan− Foto: dpa

Wie die Faust aufs Auge: Mund-artrapper Monaco F vermengt baju-warisches Lebensgefühl mit Hip-Hop-Kultur. − Foto: Janker