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Position Stand: Januar 2014 / 2. Auflage www.vbw-bayern.de Infrastruktur für die Wirtschaft in Schwaben

Position Infrastruktur für die Wirtschaft in SchwabenInfrastruktur für Bevölkerung und Wirtschaft in Schwaben Unternehmen, die sich im Wettbewerb behaupten, sind neben eigenen Kompetenzen

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Stand: Januar 2014 / 2. Auflage www.vbw-bayern.de

Infrastruktur für die Wirtschaft in Schwaben

Position – Infrastruktur für die Wirtschaft in Schwaben

vbw – Januar 2014 Vorwort X

Vorwort

Infrastruktur für Bevölkerung und Wirtschaft in Schwaben

Unternehmen, die sich im Wettbewerb behaupten, sind neben eigenen Kompetenzen auch auf eine hervorragende öffentliche Infrastruktur angewiesen. Schwaben ist dank seiner guten Infrastruktur eine wirtschaftlich starke, dynamische und vielfältige Region. Diesen Standortfaktor zu pflegen und weiterzuentwickeln ist eine Daueraufgabe, die einer regelmäßigen Überprüfung und des intensiven Aus-tauschs von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bedarf. Aufgrund der engen Verflechtung der Region mit Oberbayern und Baden-Württemberg müssen Engpässe beim Straßenverkehr beseitigt werden. Ferner müssen richtungs-weisende Entscheidungen beim Personen- und Güterschienenverkehr getroffen wer-den, die auch in Zukunft die Mobilität in der Region gewährleisten. Neben einer angemessenen Verkehrsinfrastruktur benötigt ein starker Standort aber auch moderne Kommunikationsnetze, leistungsfähige eGovernment-Lösungen und eine sichere und bezahlbare Energieversorgung – gerade aufgrund der Herausforde-rungen der Energiewende. Arbeitnehmerfreundliche Betreuungsangebote für Kinder und Ältere und ein verlässliches Gesundheitssystem sind ebenso unerlässlich wie her-vorragende Bildungsinstitutionen. Forschung, Entwicklung und Innovation sind für die überwiegend mittelständisch und industriegeprägte Wirtschaftsstruktur Schwabens von zentraler Bedeutung. Die Zukunftstechnologien Faserverbund, Mechatronik, Umwelt und Informationstechnologie müssen als regionaler Schwerpunkt weiter ausgebaut werden. Unser vorliegendes Positionspapier führt konkret aus, welche Maßstäbe zur Entwick-lung der Infrastruktur gesetzt, wo Projekte vorrangig vorangetrieben und welche Ziele verfolgt werden müssen, um den Erfolg Schwabens und seiner Unternehmen und da-mit den Wohlstand der Menschen in der Region langfristig zu sichern. Bertram Brossardt 27. Januar 2014

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vbw – Januar 2014

Inhalt

Inhalt

1 Schlüsselprojekte für die Infrastruktur Schwabens ................................. 1

2 Infrastruktur, Geografie und Demografie .................................................. 3

2.1 Geographie ................................................................................................... 3

2.2 Industrie und Wirtschaft ................................................................................ 4

2.3 Demografie ................................................................................................... 5

3 Verkehrsinfrastruktur ................................................................................. 6

3.1 Verkehrspolitische Lage und Herausforderungen ......................................... 6

3.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ......................................................... 7 3.2.1 Straßenverkehr: Anforderungen an die Kapazität gerecht werden ................ 7 3.2.2 Schienenverkehr: Schwaben als Drehkreuz halten und ausbauen ................ 8 3.2.3 Luftverkehr: Wohlstandstreiber ................................................................... 10 3.2.4 Öffentlicher Personennahverkehr: Verbundsysteme ausbauen................... 10

4 Energieinfrastruktur ................................................................................. 13

4.1 Energieversorgung ..................................................................................... 13

4.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 14 4.2.1 Energieerzeugung ...................................................................................... 15 4.2.2 Energiespeicher .......................................................................................... 16 4.2.3 Energietransport und Energieverteilung ...................................................... 16 4.2.4 Bürgernahe Information und Verantwortung der Kommunen ...................... 17

5 Kommunikationsinfrastruktur .................................................................. 19

5.1 Breitbandausbau ......................................................................................... 19

5.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 20

6 eGovernment als Verwaltungsinfrastruktur ............................................ 22

6.1 eGovernment-Angebote .............................................................................. 22

6.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 23

7 Gesundheitsinfrastruktur ......................................................................... 25

7.1 Herausforderungen an die Gesundheitsinfrastruktur ................................... 25

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Inhalt

7.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 25 7.2.1 Krankenhäuser ........................................................................................... 25 7.2.2 Rettungsdienste .......................................................................................... 27 7.2.3 Ärzte ........................................................................................................... 27

8 Betreuungsinfrastruktur ........................................................................... 29

8.1 Kinderbetreuung ......................................................................................... 29

8.2 Pflegeeinrichtungen .................................................................................... 30

8.3 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 30

9 Bildungsinfrastruktur ............................................................................... 32

9.1 Bildungsinfrastruktur ................................................................................... 32

9.2 Herausforderungen an die Bildungsinfrastruktur ......................................... 32 9.2.1 Allgemeinbildende Schulen ......................................................................... 32 9.2.2 Berufsschulen ............................................................................................. 34 9.2.3 Hochschulen ............................................................................................... 35

9.3 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 36 9.3.1 Allgemeinbildende Schulen ......................................................................... 36 9.3.2 Berufsschulen ............................................................................................. 36 9.3.3 Hochschulen ............................................................................................... 36

10 Forschungsinfrastruktur .......................................................................... 39

10.1 Regionale Forschungsinfrastruktur ............................................................. 39

10.2 Projekte und Handlungsempfehlungen ....................................................... 40

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ 43

Tabellenverzeichnis .................................................................................................... 44

Ansprechpartner / Impressum ..................................................................................... 45

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Schlüsselprojekte für die Infrastruktur Schwabens 1

1 Schlüsselprojekte für die Infrastruktur Schwabens

Acht Handlungsfelder für Wachstum und Beschäftigung

1. Die Verkehrsinfrastruktur für Schwaben muss zukunftsweisend weiterentwickelt werden. Nur einige unter vielen Schlüsselprojekten sind der Ausbau der Schiene für den Personen- und Güterverkehr auf der Bahnstrecke Stuttgart-Ulm-Augsburg-München, ein besserer Anschluss an den Flughafen München, der zeitnahe Ab-schluss des Ausbaus der A 8 zwischen Augsburg und Ulm und der 4-streifige Aus-bau der B 12 zwischen Buchloe und Kempten als neues Projekt.

2. Schwaben muss durch den weiteren Aus- und Umbau seiner gesamten Energie-

infrastruktur, angefangen von Gaskraftwerken, etwa in Leipheim oder in Gundrem-mingen, über das Wasserkraftwerk am Augsburger Hochablass, die Biogasvergä-rungsanlage in der Abfallverwertungsanlage Augsburg, den Windkraftpark bei Zus-marshausen / Jettingen-Scheppach, Energiespeicheranlagen bis hin zur Standortsi-cherung etwa für Pumpspeicherkraftwerke und die Entwicklung der Netze und ande-res mehr seinen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten und eine sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung gewährleisten. Dazu gehö-ren auch Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz und insbesondere in städti-schen Räumen die Nah- und Fernwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung.

3. Die Kommunen Schwabens, insbesondere im Donau-Ries, im Landkreis Dillingen

und in Teilen des Unterallgäus, müssen ihren Beitrag zum flächendeckenden Auf-bau der Hochleistungsbreitbandnetze leisten, um hohe Datentransferraten zu er-möglichen um die Unternehmensstandorte zukunftsgerecht abzusichern. Ziel ist die flächendeckende Versorgung mit mindestens 100 Mbits/s bis 2020.

4. Kommunen und Staat müssen Verwaltungsleistungen am Bedarf der Kunden orien-

tiert entwickeln und elektronisch so transparent anbieten, dass die einfache und in-teraktive Abwicklung kompletter Verwaltungsvorgänge über das Internet ermöglicht wird und der Gang zur Behörde überflüssig wird.

5. Die schwäbische Gesundheitswirtschaft muss weiterhin eine qualitativ hochwertige

und bezahlbare Versorgung – auch und gerade in den ländlichen Regionen – si-cherstellen und dabei vermehrt interdisziplinär arbeiten.

6. Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen quantitativ und qualitativ

bedarfsgerechte Betreuungseinrichtungen mit entsprechend qualifiziertem Personal für Kinder und Pflegebedürftige zur Verfügung gestellt werden.

7. Die Bildungseinrichtungen in Schwaben müssen ortsnah, vielfältig, leistungsstark

und flexibel ausgerichtet werden und vernetzt agieren, so dass sie dem Bildungsan-spruch des Einzelnen gerecht werden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ge-

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Schlüsselprojekte für die Infrastruktur Schwabens 2

währleisten und den Bedarf der Wirtschaft an qualifizierten Mitarbeitern soweit wie möglich aus der Region decken können.

8. Der Zugang der Wirtschaft zu Forschungsleistungen muss verbessert und für die

regionalen Forschungseinrichtungen ein transparenteres und offeneres Netzwerk geschaffen werden. Als Beitrag zum Ausbau des Innovationsstandorts Schwaben muss unter Anderem das Projekt Augsburg Innovationspark mit den vier Zukunfts-technologien Faserverbund, Mechatronik, Umwelt und Informationstechnologie muss schnellstmöglich realisiert werden.

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Infrastruktur, Geografie und Demografie 3

2 Infrastruktur, Geografie und Demografie

Regionale Zusammenhänge und Herausforderungen

Insgesamt betrachtet kann Schwaben auf ein gutes Infrastrukturnetz verweisen, das ein tragfähiges Rückgrat für das soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auch im eher ländlich geprägten Umfeld bildet. Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Verwaltung und Politik sind gut vernetzt. Das ist ein Verdienst konsequenter Infrastruk-turorientierung über viele Jahrzehnte hinweg. Aber Infrastruktur nutzt sich ab und bleibt eine Daueraufgabe. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung steigt der Anspruch an ihre Leistungsfähigkeit, neue technische Möglich-keiten und Herausforderungen – siehe die Netzanforderungen der Energiewende – verlangen eine rechtzeitige Nachrüstung auf einen aktuellen technischen Stand. Neue regionale Bedürfnisse und Ansprüche sind zu bedienen, neue Anforderungen müssen baulich und technisch unterfüttert werden. Immer wieder geht es auch darum, Räume neu zu erschließen – global, kontinental, national und regional. Den Unternehmen besonders wichtige Infrastrukturanforderungen nennt die die vbw in der Publikation Standort Bayern: Unternehmerperspektiven vom September 2013. Für Schwaben erfasste die dort zugrundeliegende Unternehmerumfrage überdurchschnitt-lich ausgeprägte Verbesserungswünsche auf den Feldern flächendeckende Gesund-heitsversorgung (für 62 Prozent der teilnehmenden Unternehmer in Schwaben „sehr relevant“), Energiespeichertechnologien (57 Prozent), Breitbandversorgung (55 Pro-zent) und wohnortnahe Schulen (52 Prozent). Auf diesen wie auf den weiteren in der hier vorliegenden Broschüre untersuchten Feldern bestimmt der Regierungsbezirk die Qualität der Fortschritte wesentlich mit – auch wenn substantielle Fortschritte effizien-tes Mitwirken übergeordneter staatlicher Ebenen sowie der Kommunen und heute mehr denn je eine konstruktive Abstimmung mit Wirtschaft und Bürgern voraussetzen. Die vorliegende Broschüre zeigt auf acht für die Wirtschaft zentralen Feldern, welche mit der Infrastruktur verbundenen Herausforderungen sich in Schwaben stellen. Dabei konzentriert sie sich auf öffentlich verantwortete und nachhaltig notwendige Infrastruk-tureinrichtungen, die wirtschaftliche Tätigkeit und Arbeitsmärkte absichern.

2.1 Geographie

Schwaben liegt im Südwesten Bayerns und reicht vom Ries im Norden bis zum bayeri-schen Allgäu im Süden. Im Westen wird Schwaben weitgehend von der Iller begrenzt, im Süden teilweise durch den Bodensee und im Osten durch den Lech. Der Land-schaftsraum dehnt sich über das Bodenseegebiet und die Allgäuer und Ammergauer Alpen. Über das voralpine Hügel- und Moorland mit vielen Seen schließt sich nach

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Norden bis zur Donau die schwäbische Hochebene an. Nördlich der Donau reichen noch Ausläufer der Schwäbischen- und Fränkischen Alp nach Schwaben herein.

2.2 Industrie und Wirtschaft

Der Regierungsbezirk zwischen den Metropolregionen München und Stuttgart ist stär-ker industriell geprägt als Bayern insgesamt. Ein hoher Industriebesatz findet sich vor allem in den Landkreisen. Es überwiegen dort die kleinen und mittleren Betriebe. In den kreisfreien Städten finden sich eher dienstleistungsorientierte Branchen und ein höherer Anteil an großen Unternehmen. Die Arbeitslosigkeit liegt in weiten Teilen Landkreisen unter drei Prozent. Damit wird Vollbeschäftigung assoziiert. Ein wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens ist der Tourismus. Besonders bekannt ist Schwaben für Gesundheit, Kunst und Kultur, moderne Arbeits-plätze, moderate Lebenshaltungskosten, ein gutes Bildungsangebot und eine hohe öffentliche Sicherheit. Zehn Landkreise sowie die vier kreisfreien Städte Augsburg, Kempten, Kaufbeuren und Memmingen bieten auf einer Fläche von 9.992,03 km² ihren insgesamt ca. 1,7 Millionen Einwohnern mit Blick auf den Branchenmix und den Ar-beitsmarkt eine ausgewogene Struktur.

Abbildung 1

Bevölkerungsentwicklung kreisfreie Städte und Landkreise Bayerns bis 2031

Quelle: Statistisches Landesamt Bayern, Stand 09. Januar 2014; eigene Grafik

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Infrastruktur, Geografie und Demografie 5

2.3 Demografie

Nach der Prognose des Statistischen Landesamtes Bayern für die Landkreise und kreisfreien Städte werden zwei Drittel der bayerischen Gemeinden unter 5.000 Ein-wohner schrumpfen – vor allem im Norden und Osten des Freistaats. In Schwaben dagegen (Abbildung 1) bleiben weite Gebiete stabil. Schwaben dürfte bis 2030 nur etwa 1,7 Prozent der Bevölkerung verlieren. Der Rückgang betrifft vor allem den nörd-lichen Teil Schwabens (Landkreise Donau-Ries, Dillingen, Günzburg).

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Verkehrsinfrastruktur 6

3 Verkehrsinfrastruktur

Bedarfsgerechte Investitionen in Verkehrsnetzausbau und technische Netzqualitäten

Um Schwabens Verkehrsinfrastruktur bedarfsgerecht zu entwickeln, müssen die regio-nalen wie die überregionalen Verkehrswege von der Straße über die Schiene bis hin zum Luftverkehr erhalten und konsequent auf den vorhersehbaren Bedarf hin ausge-baut werden. Die finanziellen Investitionen in Schwabens Verkehrsinfrastruktur müssen sich an diesem Bedarf ausrichten. Schwaben muss ein verbessertes intermodales Ge-samtverkehrssystem schaffen, also ein System, in dem sich die Verkehrsträger Straße, Schiene und Luftverkehr optimal ergänzen. Das Verkehrswachstum kann nur mit neu-en, zukunftsweisenden Technologien effizient und umweltgerecht bewältigt werden. Erforderlich ist der verstärkte Einsatz verkehrsbezogener Kommunikations-, Leit- und Informationssysteme.

3.1 Verkehrspolitische Lage und Herausforderungen

Der im Südwesten Bayerns gelegene Regierungsbezirk Schwaben grenzt im Westen an Baden-Württemberg, im Norden an Mittelfranken, im Osten an Oberbayern, im Sü-den an Österreich sowie an die Schweiz. Da auch in Schwaben der Personen- und der Güterkraftverkehr Jahr für Jahr deutlich zunehmen (Abbildung 2), sind ein weiterer Aus- und Neubau und eine bessere Verzahnung leistungsfähiger Verkehrs- und sons-tiger Infrastrukturnetze dringend erforderlich, zumal überfüllte Straßen, Engpässe auf der Schiene, zum Teil überlastete Lufträume und nicht ausreichend am Bedarf orien-tierte ÖPNV-Angebote die Wettbewerbsfähigkeit der Region schwächen. Der motorisierte Individualverkehr in Schwaben wird bezogen auf das Verkehrsauf-kommen im Prognosezeitraum um 9,7 und bezogen auf die Verkehrsleistung um 15,1 Prozent ansteigen. Im bayernweiten Vergleich liegt Schwaben im Mittelfeld bei leicht unterdurchschnittlichen aber immer noch herausfordernden Zahlen. Zwischen 2007 und 2025 wird in Schwaben das Luftverkehrsaufkommen – bezogen auf den Quell- und Binnenverkehr – um 98,1 Prozent ansteigen. Damit liegt Schwaben über dem bayerischen Durchschnitt von 90,6 Prozent.

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Verkehrsinfrastruktur 7

Abbildung 2

Entwicklung des Güterquellverkehrs der Landkreise und Kreisfreien Städte in Bayern 2007 bis 2025

Quelle: Verkehrsprognose 2025 für Bayern – Abschlussbericht August 2010; eigene Darstellung

3.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Das schwäbische Verkehrsnetz muss den gesamten überregionalen, regionalen und lokalen Individual- und Güterverkehr aufnehmen und schnell an sein Ziel bringen. Dazu sind quer durch die verschiedenen Verkehrsinfrastrukturen bestehende Engpässe zu beseitigen, Hauptverkehrsachsen auszubauen und die unterschiedlichen Verkehrsträ-ger bedarfsgerecht zu verzahnen.

3.2.1 Straßenverkehr: Anforderungen an die Kapazität gerecht werden

Mit den Autobahnen A 7, A 8 und A 96 bestehen in Schwaben zentrale überregionale Verkehrsachsen. Zwischen den zwei Regierungsbezirken Schwaben und Oberbayern ist der stärkste innerbayerische Verkehrsstrom zu verzeichnen. Im Allgäu/Bodensee-raum sowie im Raum Ulm/Neu-Ulm bestehen starke Verflechtungen mit dem angren-zenden Bundesland Baden-Württemberg. Das Bundesstraßennetz ist insgesamt gut

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Verkehrsinfrastruktur 8

ausgebaut. Dennoch gibt es aus Sicht der schwäbischen Wirtschaft wichtige Projekte, die umgesetzt bzw. vollendet werden müssen. Die A 8 ist als Teil der Europastraße 52 von Straßburg nach Salzburg eine wichtige europäische West-Ost-Achse. Der Ausbau zwischen Augsburg und Ulm muss bis Sep-tember 2015 abgeschlossen sein. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Sicherheit der wichtigen Verbindung des Augsburger und des Münchner Raums mit dem südlichen Allgäu ist ein schrittweiser 4-streifiger Ausbau der B 12 zwischen Buchloe und Kempten notwendig. Erforderlich ist die umgehende Aufnahme in die erste Dringlichkeitsstufe des Bundesverkehrswege-plans und anschließend eine prioritäre Finanzierung und Realisierung. Durch einen abschnittsweisen Anbau von Überholspuren müssen regionale Engstellen im Verlauf der B 16 zwischen Günzburg und Donauwörth sowie der B 25 zwischen Donauwörth und Nördlingen beseitigt werden. Die geplanten Ortsumgehungen für Dil-lingen, Höchstädt, Schwenningen und Tapfheim (B 16) sowie für Wallerstein und Fremdingen (B 25) sind zügig umzusetzen. Der stark frequentierte Autobahnabschnitt der A 7 zwischen dem Autobahndreieck Hit-tistetten und der Anschlussstelle Illertissen ist durch einen 6-streifigen Ausbau zu ent-lasten. Die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan mit dem Ziel einer raschen Fi-nanzierung und Realisierung ist notwendig. Eine Verlängerung oder Ausweitung der Sperrung der B 25 bei Dinkelsbühl für den LKW-Durchgangsverkehr muss verhindert werden. Die Umgehungsstraßen in den be-troffenen Städten und Gemeinden müssen zeitnah fertig gestellt werden, damit eine Verlängerung des Fahrverbots über das Jahr 2016 hinaus ausgeschlossen ist. Weitere Fahrverbote für den LKW-Durchgangsverkehr in Schwaben und angrenzenden Regio-nen müssen verhindert werden. Voraussetzung ist die bedarfsgerechte Fertigstellung von Umgehungsstraßen bei den betroffenen Kommunen.

3.2.2 Schienenverkehr: Schwaben als Drehkreuz halten und ausbauen

Schwaben ist insbesondere mit den ICE-Bahnhöfen Augsburg und Donauwörth gut in den Bahnfernverkehr eingebunden. Von Augsburg aus sind München in 29 Minuten und Stuttgart in 1 Stunde 44 Minuten zu erreichen. Wichtig sind aufeinander abge-stimmte Knotenkonzepte zwischen Fern- und Nahverkehrszügen. Auch hier haben einige Projekte besondere Bedeutung. Auf der Magistrale Paris – Budapest über Stuttgart – Ulm – Augsburg – München muss ein „Flaschenhals“ vermieden werden. Nach dem Ausbau der Strecke Augsburg – München und dem erfolgten Baubeginn des Schienenprojekts Stuttgart – Ulm sind eine Neuplanung und ein bedarfsgerechter Ausbau der Strecke Ulm - Augsburg erforderlich. Zeitnah nach Eröffnung der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm muss der Abschnitt zwi-schen Neu-Ulm und Dinkelscherben fertig gestellt sein.

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Der regionale Schienentakt zwischen Dinkelscherben und Augsburg darf nicht durch Fern- und Güterzüge auf der Strecke gebremst werden. Ein drittes Gleis zwischen Gessertshausen und Augsburg ist erforderlich. Die Strecke München – Memmingen – Lindau muss elektrifiziert werden. Es ist not-wendig, die Verhandlungen über die Finanzierung trotz gestiegener Kosten fortzuset-zen. Finanzierungslücken müssen geschlossen und die Planungen von der DB AG zum Abschluss gebracht werden. Auch um den Finanzierungsanteil der Schweiz nicht zu gefährden, ist die Elektrifizierung bis spätestens 2020 abzuschließen. Das Projekt darf nicht auf unbestimmte Zeit verschoben und der Vorteil einer wesentlichen Fahrt-zeitverkürzung aus der Hand gegeben werden. Neben der Elektrifizierung ist die Stre-cke insgesamt bedarfsgerecht zu optimieren, etwa durch einen zweigleisigen Ausbau des Teilstücks Buchloe – Türkheim. Nach der vorrangigen Elektrifizierung München-Memmingen – Lindau sind die elektrischen Lücken zwischen Augsburg und Buchloe, Ulm und Memmingen sowie Kempten und Oberstdorf zu schließen, um durchgängig elektrische Zugverbindungen in der Region zu ermöglichen. Der Erhalt des bestehenden ICE-Taktes insbesondere auf den Strecken Augsburg – Nürnberg und Augsburg – Würzburg ist für ganz Schwaben von zentraler Bedeutung. Daher ist eine Umstellung auf Regionalzüge zu vermeiden, weil sie für Geschäftsrei-sende keine Alternative ist. Die direkte Anbindung an die nördlichen bayerischen Bal-lungszentren muss gewährleistet sein. Ein drittes Gleis zwischen Augsburg und Meitin-gen ist erforderlich, weil der Güterverkehr stetig zunehmen wird. Gleichzeitig muss auf dieser Strecke beim Personenverkehr neben kontinuierlichen Fernverbindungen ein angemessenes Angebot im Nahverkehr möglich bleiben. Die Anbindung Schwabens beim Schienenpersonenfernverkehr an den Flughafen München muss verbessert werden. Als kurzfristige Lösung ist zumindest die stündliche Fahrt eines schnellen Zuges von Augsburg über München Hauptbahnhof – Südring – Ostbahnhof notwendig. Nach Fertigstellung der zweiten Münchner Stammstrecke sind direkte Züge von Ulm über Augsburg und die Münchner Innenstadt zum Flughafen erforderlich. Langfristig ist eine Anbindung über die Pasinger Kurve anzustreben, da diese eine direkte Verbindung zum Flughafen München über den Bahnhof Pasing ohne Umweg über den Münchner Hauptbahnhof ermöglicht. Der Augsburger Hauptbahnhof muss als Mobilitätsdrehscheibe und Knotenpunkt von Nah-, Regional- und Fernverkehr bis 2019 bedarfsgerecht modernisiert und erweitert werden. Um kürzere Warte- und Reisezeiten zu erzielen, sind die Fahrpläne aufeinan-der abzustimmen. Eine ausreichende Durchfahrtsmöglichkeit für den ansteigenden Güterverkehr ist zu gewährleisten. Das Terminal des Güterverkehrszentrums Augsburg für kombinierten Verkehr Stra-ße/Schiene ist zeitnah zu errichten. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens müssen die Bauarbeiten spätestens im Frühjahr 2014 zügig beginnen. Schwaben be-

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nötigt einen optimalen Zugang zur West-Ost-Achse Europas zwischen Paris und Bu-dapest.

3.2.3 Luftverkehr: Wohlstandstreiber

Angesichts weiter zunehmender Verflechtungen wird die schnelle Erreichbarkeit ent-fernter Ziele immer wichtiger. Aufgrund des Wettbewerbs sind gerade ländliche Regio-nen auf einen guten Anschluss an das Luftverkehrsnetz angewiesen. Von Augsburg aus befinden sich in einem Umkreis von 100 km mit München (88 km) und Memmingen (65 km) zwei internationale Flughäfen. Allerdings besteht auch hier regionaler Hand-lungsbedarf. Der Allgäu Airport Memmingen ist seit 2007 der dritte Verkehrsflughafen in Bayern. Für den bedarfsgerechten Ausbau des Flughafens ist eine Verbreiterung der bestehenden Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter und eine Optimierung der Rollwege erfor-derlich. Das Terminal und die Parkmöglichkeiten müssen ausgebaut werden. Entspre-chend dem steigenden Bedarf sind die Betriebszeiten zu erweitern. Die Luftfrachtmöglichkeit am Flugplatz Lagerlechfeld ist für die regionale Industrie we-gen der Produktion von großvolumigen Bauteilen von entscheidender Bedeutung. Deshalb muss der Flugplatz Lagerlechfeld als militärischer Ausweichflughafen mit der erforderlichen Infrastruktur für den zivilen Luftfrachtverkehr auch in Zukunft erhalten bleiben. Der Flughafen Augsburg-Mühlhausen muss aus Sicht der schwäbischen Wirtschaft ebenfalls weiter betrieben werden. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung an die A 8 und der Nähe zur Stadt Augsburg ist der Flughafen eine wichtige Infrastruktureinrich-tung für die Region Augsburg mit Schwerpunkt für den gehobenen Geschäftsreisever-kehr.

3.2.4 Öffentlicher Personennahverkehr: Verbundsysteme ausbauen

Der ÖPNV in Schwaben ist geprägt durch zwei Verkehrsverbünde mit Schienenperso-nennahverkehr (Augsburg, Neu-Ulm) und einige Verkehrsverbünde ohne Schienenper-sonennahverkehr (Ostallgäuer Verkehrsgemeinschaft, Verkehrsverbund Mittelschwa-ben, Verkehrsgemeinschaften Donau-Ries, Oberallgäu, Kempten). Der Regio-Schienentakt muss für die Region um Augsburg einen S-Bahn ähnlichen Verkehr mit engen Taktzeiten ermöglichen. Die umliegenden Städte und Gemeinden müssen verstärkt eingebunden und das Straßenbahnnetz bedarfsgerecht ausgebaut werden. Während und nach Fertigstellung des Augsburger Hauptbahnhofs dürfen kei-ne Engpässe bei der Verzahnung von Nah- und Fernverkehr entstehen. Eine weitere Vernetzung der schwäbischen Verkehrsverbünde durch Einführung ein-heitlicher Tarife oder Anerkennung der Fahrkarten der einzelnen Verkehrsverbünde ist

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gerade im Hinblick auf Pendler erforderlich. Die vorhandenen Bahnstrecken sind das Rückgrat des Schienenpersonennahverkehrs. Die Integration von Bahntarifen der DB in die Angebote der Verkehrsverbünde muss deshalb weiter forciert werden. Die Ver-bindung der Siedlungsräume Ulm / Neu-Ulm und Memmingen ist durch ein einheitli-ches Konzept einer Regio-S-Bahn zu optimieren, um die Versorgung der Fläche im Norden und Süden Schwabens mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot zu ermöglichen. Nach den positiven Erfahrungen mit Bio-Erdgas / Erdgas als Kraftstoff für Linienbusse im Raum Augsburg ist eine Umstellung auf diesen umweltschonenden Kraftstoff auch für Busflotten in anderen Regionen anzustreben. Tabelle 1

Ziele und Projekte Verkehrsinfrastruktur

Verkehrsträger Ziele / Projekte

Straße Abschluss des A 8-Ausbaus zwischen Augsburg und Ulm bis September 2015

4-streifiger Ausbau der B 12 zwischen Buchloe und Kempten

Fertigstellung der geplanten Ortsumgehungen und bedarfs-gerechter 3-streifiger Ausbau entlang der B 16 zwischen Günzburg und Donauwörth sowie der B 25 zwischen Do-nauwörth und der Grenze zu Mittelfranken

6-streifiger Ausbau der A 7 zwischen dem Autobahndreieck Hittistetten und der Anschlussstelle Illertissen

Aufhebung der Sperrung der B 25 bei Dinkelsbühl für den LKW-Durchgangsverkehr nach Bau einer Ortsumgehung Dinkelsbühl und Verhinderung weiterer Fahrverbote für den LKW-Durchgangsverkehr

Schiene Führung der Magistrale Paris – Budapest über Stuttgart – Ulm – Augsburg - München bei bedarfsgerechtem Strecken-ausbau der Strecke Ulm-Augsburg für den Personen- und Güterverkehr und zeitgerechte Erhöhung der Höchstge-schwindigkeit zwischen Neu-Ulm und Dinkelscherben

Dreigleisiger Ausbau Gessertshausen – Augsburg

Elektrifizierung und Streckenoptimierung der Bahnstrecke München – Memmingen – Lindau bis spätestens 2020

Erhalt des aktuellen ICE-Taktes, insbesondere auf den Stre-cken Augsburg – Nürnberg und Augsburg – Würzburg

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Verkehrsträger Ziele / Projekte

Dreigleisiger Ausbau Augsburg – Meitingen

Optimierung der Anbindung Schwabens an den Flughafen München

Modernisierung und Erweiterung des Augsburger Haupt-bahnhofs bis 2019 als Mobilitätsdrehscheibe bei Gewährleis-tung eines optimalen Anschlusses für den Güter- und Perso-nennahverkehr

Planmäßige Fertigstellung und weiterer Ausbau des Um-schlagterminals im Güterverkehrszentrum Augsburg

Luftverkehr Ausbau des Regionalflughafens Memmingen und Erweite-rung der Betriebszeiten

Erhalt der Luftfrachtmöglichkeit am Flugplatzstandort Lagerlechfeld

Erhalt des Flughafens Augsburg-Mühlhausen als regionaler Verkehrslandeplatz

ÖPNV Optimale Verzahnung des Augsburger Nahverkehrs inklusive bedarfsgerechtem Ausbau des Straßenbahnnetzes mit dem Regio-Schienentakt und Fernverkehr während und nach Fer-tigstellung des Augsburger Hauptbahnhofs

Einheitliches Konzept Regio-S-Bahn im Raum Augsburg, Neu-Ulm und Memmingen

Etablierung weiterer Übergangstarife zwischen den Ver-kehrsverbünden und Umsetzung des Konzepts EMM-Europäische Metropolregion München

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Energieinfrastruktur 13

4 Energieinfrastruktur

Sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung

Bayerns – und somit auch Schwabens – wirtschaftlicher Erfolg hängt direkt von einer sicheren, bezahlbaren und umweltverträglichen Energieversorgung ab. Im Zuge der Energiewende muss der bisherige 50-Prozent-Anteil der Kernenergie ersetzt werden. Das bringt außerordentlich anspruchsvolle Herausforderungen an den Aus- und Um-bau unserer gesamten Energieinfrastruktur mit sich. Zentrale Stichworte für die Region sind neue, hoch effiziente Gaskraftwerke, die Angebotsengpässe bei erneuerbaren Energien ausgleichen müssen, Erneuerbare-Energien-Anlagen, die das Landschafts-bild zunehmend prägen werden, neue intelligente und hoch leistungsfähige Stromnetze für großräumigen Transport und Einbindung vieler regionaler Erzeuger sowie Speicher, die Strom aus Wind und Sonne puffern und nachfragegerecht wieder abgeben. Daneben müssen der Bau neuer und die Optimierung vorhandener Wasserkraftwerke ebenso vorangetrieben werden wie die Erschließung und Festlegung raumverträgli-cher, energetisch ergiebiger Standorte für Windkraftanlagen, Wasserkraftwerke, Spei-cheranlagen und Photovoltaik. Eine zukunftsgerechte Einbindung Schwabens in natio-nale und internationale Stromautobahnen und Ferngasleitungen ist notwendiger Be-standteil der regionalen Energieinfrastruktur. Voraussetzung hierfür ist aber auch die Stärkung der öffentlichen Akzeptanz für den notwendigen und sichtbaren Netzausbau im Rahmen der erforderlichen Energieversorgung.

4.1 Energieversorgung

Schwaben ist eine der leistungsstärksten, industrieintensivsten Regionen Bayerns und Deutschlands (Abbildung 3). Um den Standort auch zukünftig für Unternehmen attrak-tiv zu halten, muss eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleistet sein. Trotz der Schwankungen bei den regenerativen Energien wie z. B. Sonne und Wind ist eine sichere Stromversorgung u. a. durch den Bau von flexiblen, hoch effizienten fossi-len Kraftwerken als Reservekapazitäten sicherzustellen. Dabei muss die Energiewende technisch und rechtlich so ausgerichtet werden, dass die Energiepreise wettbewerbs-gerecht bleiben.

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Energieinfrastruktur 14

Abbildung 3

Energieverbrauch Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau, Steine-Erden Bayern 2011

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Datenbank GENESIS; eigene Darstellung

4.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Der politisch beschlossene Umstieg auf regenerative Energien fordert Schwaben auf-grund seiner industriellen Struktur besonders heraus. Energieerzeugung, Energie-transport und Energiespeicher verlangen hohe Investitionen. Parallel dazu muss die Akzeptanz für notwendige Lösungen sichergestellt werden. Die Reaktoren des Kernkraftwerks Gundremmingen, welches mit einer Jahresprodukti-on von rund 21 Mrd. Kilowattstunden Strom das leistungsstärkste Kernkraftwerk Deutschlands ist, werden zum 31.12.2017 (Block B) und zum 31.12.2021 (Block C) abgeschaltet. Der durch das Kernkraftwerk Gundremmingen erzeugte Strom entspricht etwa 30 Prozent des gesamten bayerischen Stromverbrauchs. Diese Stromproduktion muss durch verlässliche Energiequellen ersetzt werden.

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Energieinfrastruktur 15

4.2.1 Energieerzeugung

Nach den Plänen der bayerischen Staatsregierung sollen bis 2022 in Bayern fünf Gas-kraftwerke als Ersatz für die Kernkraftwerke gebaut werden. Ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) ist in Leipheim (Landkreis Günzburg) in Planung und könnte bereits 2018 mit einer Leistung von bis zu 1.200 Megawatt ans Netz gehen. Die Stadtwerke Ulm (SWU) haben sich den Standort auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes in Leipheim bis 2016 gesichert. Als weitere schwäbi-sche Standorte für den Bau eines Gaskraftwerkes bieten sich das Gewerbegebiet Augsburg / Lechhausen oder Gundremmingen (Landkreis Günzburg) an. Die durch das Kernkraftwerk Gundremmingen vorhandene Infrastruktur könnte genutzt, Mitarbeiter könnten übernommen werden. Voraussetzung für den Bau der Gaskraftwerke ist deren Wirtschaftlichkeit. Diese ist nur gegeben, wenn die Kraftwerke eine hohe Auslastung haben. Da regenerative Energien gemäß aktuell bestehender Regelung Vorrang bei der Einspeisung ins Netz haben, wird eine hohe Auslastung derzeit nicht erreicht. Mangels damit einhergehender mangelnder Rentabilität der Anlagen finden sich somit keine Investoren. Die Politik muss hierfür Lösungen finden und die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft soll in Bayern bis 2021 um rund 2 Mrd. Kilowatt-stunden / Jahr erhöht werden. Wasserkraft ist die in Bayern am stärksten ausgebaute Form der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. In Schwaben gibt es über 700 Wasserkraftanlagen. Der Bau weiterer Wasserkraftwerke an geeigneten Standorten, wie zuletzt z. B. am Augsburger Hochablass, muss vorangetrieben, vorhandene Was-serkraftwerke müssen optimiert werden. Bis 2021 soll nach Vorgabe des Energiekonzepts der Staatsregierung die Windenergie sechs bis zehn Prozent des Stromverbrauchs in Bayern decken. Hierzu ist der Bau weiterer Windkraftanlagen notwendig. Der weitere Ausbau der Windenergie muss raum-, natur- und landschaftsverträglich erfolgen. Eine Nutzung der Windenergie wird überwiegend nur in Form von Einzelanlagen bzw. kleineren Windparks möglich sein. Regionale Wertschöpfungspotentiale sind dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Insbesondere die betroffenen Kommunen und Landkreise, die auch Träger der Regio-nalplanung sind, müssen ihre Möglichkeiten ausschöpfen, durch Festlegungen in Re-gional-, Flächennutzungs- und Bebauungsplänen die Windnutzung raumverträglich zu steuern. Diese Aufgabe ist durch die Pläne der Staatsregierung zur Erhöhung der Ab-standsflächen zwischen Windkraftwerken und Wohnbebauung gegenüber bisher nochmals anspruchsvoller geworden. Die Regierung von Schwaben hat sich zum Ziel gesetzt, die tatsächliche Genehmigungsdauer für neue Anlagen auf drei Monate ab Eingang der vollständigen Unterlagen zu verkürzen. In Schwaben sind derzeit bereits 68 Windkraftanlagen in Betrieb oder zumindest genehmigt. Im Windpark Wildpoldsried im Allgäu werden elf Windräder betrieben. In Zöschingen, Landkreis Dillingen, wurde Bayerns größter Bürgerwindpark mit acht Windrädern in Betrieb genommen. Ein weite-rer Windpark könnte zwischen Zusmarshausen und Jettingen an der A 8 entstehen. Derzeit planen diese Gemeinden, ein 550 Hektar großes Gebiet für das Vorhaben aus-zuweisen. Auf dieser Fläche könnten 14 Windkraftanlagen errichtet werden.

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Energieinfrastruktur 16

In Schwaben werden derzeit ca. 530 Biogasanlagen mit einer Leistung von ca. 170 MW betrieben. Diese könnten durch eine Umstellung auf Intervallbetrieb kurzfristig sogar eine Leistung von 340 MW erzeugen. Damit steht Schwaben bei der Anzahl der Biogasanlagen hinter Oberbayern an zweiter Stelle und erzeugt die höchste installierte Nennleistung aus Biogas im Freistaat. Biogasanlagen gelten als grundlastfähig und können damit einen Beitrag zur sicheren Energieversorgung leisten. Daher sollte die Stromerzeugung aus Biogas weiter ausgebaut werden, wobei zwingend die Interessen der Lebensmittelindustrie und die Folgen für die Landwirtschaft zu berücksichtigen sind. Deshalb sollten Projekte wie die Erzeugung von Biogas aus Abfällen, wie z. B. in der Abfallverwertungsanlage in Augsburg (AVA), und der Bau von Anlagen in unmittel-barer Nähe zu industriellen Betrieben, die die entstehende Wärme der Anlage nutzen können, vorangetrieben werden. Auch die Photovoltaik ist marktgerecht fortzuführen und auszubauen. Nach dem von der Bayerischen Staatsregierung im Mai 2011 beschlossen Energiekonzept „Energie innovativ“ soll die Photovoltaik bis zum Jahr 2021 über 16 Prozent des Stromver-brauchs in Bayern decken. Die Voraussetzungen hierfür sind in Schwaben aufgrund der überdurchschnittlich günstigen solaren Strahlungsverhältnisse gut. In Schwaben gibt es bereits über 70.000 Photovoltaikanlagen. Erforderlich ist aber eine stromnetz- und stromlastgerechtere Einspeisung des gewonnenen Stroms. Außerdem müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den gewonnenen Strom für Zeiten ohne Sonnenein-strahlung zu speichern.

4.2.2 Energiespeicher

Windenergie und Strom aus Photovoltaik sind nicht grundlastfähig. Beide Quellen stel-len Strom mit hohen Schwankungen zur Verfügung. Deshalb sind grundlastfähige Er-satzkraftwerke notwendig. Und Schwaben benötigt neue Energiespeicheranlagen, um die unregelmäßig anfallende Strombereitstellung aus Wind- und Solarenergie in Über-schussphasen aufzunehmen und in das Versorgungssystem zu integrieren. Dazu müs-sen neue Technologien und Projekte zügig umgesetzt und neue Infrastrukturen ge-schaffen werden. Das in Graben geplante „Power-to-gas“ Pilotprojekt wurde u. a. we-gen Defiziten bei der nachgeschalteten Gasinfrastruktur und dem derzeitigen politi-schen Ordnungsrahmen zurückgestellt, ein vergleichbares Projekt wird nun außerhalb Bayerns realisiert. Das Schwabmünchener Projekt sollte auf Basis eines weiterentwi-ckelten Ordnungsrahmens wieder aufgegriffen werden. Auch für Pumpspeicherkraft-werke müssen mögliche Standorte geprüft und wenn geeignet planerisch gesichert werden. Andere Speichermöglichkeiten wie „Power-to-heat“ (Wärmespeicher) sind ebenfalls zu prüfen und ggf. zu realisieren.

4.2.3 Energietransport und Energieverteilung

Für das Gelingen der Energiewende und die Gewährleistung der Versorgungssicher-heit reicht es nicht aus, dass Energie erzeugt wird. Es müssen auch die Voraussetzun-

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Energieinfrastruktur 17

gen dafür geschaffen werden, die gewonnene Energie zu transportieren. Um dies auch zukünftig zu gewährleisten, müssen neue Übertragungsnetze („Stromautobahnen“) errichtet werden, die mit der Planung und dem Bau der Nord-Süd Gleichstromtrasse durch Nordschwaben bis zum Endpunkt in Meitingen bereits konkrete Gestalt ange-nommen haben. Nur so kann zukünftig Strom aus anderen Teilen Deutschlands (z. B. den Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee oder den fossilen Großkraftwerken im Norden) und dem Ausland nach Bayern transportiert werden. Es muss sichergestellt sein, dass auf allen Spannungsebenen die Stromverteilung gewährleistet werden kann. Die in Schwaben bestehenden Stromnetze genügen den modernen Anforderungen nicht mehr und sind auszubauen, um immer größer werdende Strommengen aus zu-nehmend dezentraler Versorgung aufnehmen zu können. Im schwäbischen Wildpoldsried testet Siemens derzeit zusammen mit den Allgäuer Überlandwerken und den Hochschulen Kempten und Aachen eine neue Technologie. Ein „intelligentes Stromnetz“ soll nicht nur die Erzeugung, sondern auch den Verbrauch steuern. Betriebe und Haushalte sollen die Energie dann abnehmen und zwischen-speichern, wenn sie vorhanden ist. Die Stadtwerke Augsburg erproben derzeit ein „in-telligentes Stromnetz“ im Gewerbegebiet Haunstetten. Ein weiteres Pilotprojekt zum Thema „intelligentes Stromnetz“ wurde in Schwabmün-chen zusammen mit den Lechwerken gestartet. In der Wohnsiedlung Wertachau wur-den Wohnhäuser an ein intelligentes lokales Niederspannungsnetz angeschlossen und mit Glasfaserleitungen zur Steuerung eines „Smart Grid“ ausgestattet.

4.2.4 Bürgernahe Information und Verantwortung der Kommunen

Aktuell fehlt es noch an der notwendigen öffentlichen Akzeptanz, insbesondere beim Ausbau der Stromautobahnen und der Errichtung neuer Windenergieanlagen. Gleiches gilt für Gas- und Wasserkraftwerke. Allein mit einer Neugestaltung der komplizierten Planungs- und Genehmigungsverfahren wird man die notwendige Einsicht nicht errei-chen. Wir brauchen in Schwaben eine veränderte innere Einstellung der Menschen, die akzeptieren müssen, dass wegfallender Strom aus Kernenergie anderweitig erzeugt und verteilt werden muss. Es sind Strukturen und Prozesse zu schaffen sowie eine zentrale Informationsplattform aufzubauen, um die Bürger frühzeitig in die Planung einzubinden und sie „mitzunehmen“. Tabelle 2

Ziele und Projekte Energieinfrastruktur

Ziele / Projekte

Gas Bau von Gaskraftwerken an geeigneten Standorten in Schwa-ben, wie z.B. in Leipheim (Landkreis Günzburg), Gundremmin-gen (Landkreis Günzburg) und Augsburg / Lechhausen

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Energieinfrastruktur 18

Ziele / Projekte

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)

Berücksichtigung dezentraler KWK-Anlagen im Energiekonzept und Ausbau der regionalen Nah- und Fernwärmeinfrastruktur

Windenergie Ausbau der Windenergie an geeigneten Standorten

Bau eines Windparks an der A 8 zwischen Zusmarshausen und Jettingen-Scheppach

Biogas Bau weiterer Bioabgasvergärungsanlagen, wie die Anlage der Abfallverwertung Augsburg GmbH (AVA) zur Erzeugung von Bio-Erdgas, und Umstellung der dezentralen Biogasanlagen auf Intervallbetrieb

Wasserkraft Weiterer Ausbau neuer und Optimierung vorhandener Wasser-kraftwerke in Schwaben

Photovoltaik Fortführung und Ausbau der Photovoltaiktechnologie

Energiespeicher Standortsuche für und Bau von Energiespeichern, unter Ande-rem als Pumpspeicheranlagen; Förderung einer Power to Gas Anlage in Graben bei Schwabmünchen als Pilotprojekt

Stromnetz Zukunftsgerechte Anbindung an nationale und internationale Stromautobahnen, insbesondere durch Planung und Bau der Nord-Süd Gleichstromtrasse durch Nordschwaben bis zum Endpunkt in Meitingen

Flächendeckende Umrüstung der Verteilnetze auf dezentrale Energieeinspeisung und Verbrauchssteuerung

Umsetzung der Projekte zum intelligenten Stromnetz in Augs-burg-Haunstetten, Wildpoldsried und Schwabmünchen

Standortsicherung Standortprüfung und -sicherung für Energiespeicheranlagen, Wind- und Wasserkraftwerke sowie Solarenergie in den Regio-nalplänen mit Standorterschließung

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Kommunikationsinfrastruktur 19

5 Kommunikationsinfrastruktur

Ausbau der Breitbandnetze auf hohem Niveau forcieren

Breitbandnetze und der Umgang mit Daten- und Netzsicherheit müssen so entwickelt werden, dass Unternehmen in ganz Schwaben ihre Wertschöpfungsketten bedarfsge-recht auf moderne Kommunikationsinfrastrukturen stützen können. Dabei ist künftig steigende Bandbreitenbedarf vorausschauend und nachhaltig mit abzudecken. Um dies zu gewährleisten, ist eine flächendeckende Versorgung mit einer modernen, hochleistungsfähigen Kommunikationsinfrastruktur erforderlich. Dies ist die Basis für ein Wirtschaftswachstum in der Fläche und notwendig zur Bewältigung großer techni-scher Umwälzungen und gesellschaftspolitischer Herausforderungen in den Bereichen Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit. Synergien der verschiedenen Infrastruktu-ren müssen besser genutzt werden, um den Ausbau der Kommunikationsnetze zu be-schleunigen. Deshalb muss auch im ländlichen Raum der Aufbau von Hochleistungs-breitbandnetzen flächendeckend forciert werden.

5.1 Breitbandausbau

Die Verfügbarkeit von Hochgeschwindigkeits-Breitbandanschlüssen von mindestens 50 Mbit/s ist regional extrem unterschiedlich, wie der Breitbandatlas mit der grafischen Darstellung der aktuellen Versorgungssituation in Bayern zeigt. Der teilweise sehr guten Abdeckung in den Zentren von Ballungsräumen (z. B. Land-kreis Augsburg, Stadt Kempten) sowie dem Oberallgäu steht eine erhebliche Lücke in ländlichen Gebieten gegenüber. Insbesondere in vielen Gemeinden im Donau-Ries, im Landkreis Dillingen sowie aber auch in einigen Gemeinden im Unterallgäu sind derzeit nur wenige oder keine Hochgeschwindigkeits-Breitbandanschlüssen mit mehr als 50 Mbit/s verfügbar. Die Abdeckung mit solchen Hochgeschwindigkeitsanschlüssen sind für jeweils mindestens 50 Prozent der Bevölkerung ausschließlich im Raum Augsburg, Kempten sowie dem südlichen Oberallgäu vorhanden. Da der Bedarf an schnellen In-ternetanschlüssen weiter steigen wird, besteht Handlungsbedarf. Eine Förderung nach der Bayerischen Breitband-Förderrichtlinie erfolgt für den drin-gend erforderlichen Aufbau von Hochleistungsbreitbandnetzen in Gewerbe- und Kumu-lationsgebieten in Kommunen im Freistaat Bayern. Gefördert werden Aufwendungen von Kommunen an private oder kommunale Betreiber öffentlicher Telekommunikati-onsnetze (Netzbetreiber) zur Schließung der Wirtschaftlichkeitslücke für Investitionen in Breitbandinfrastrukturen. Voraussetzung für die Förderung ist die Durchführung einer Ist- und Bedarfsanalyse, eines Markterkundungsverfahrens und eines transparenten Auswahlverfahrens. Mit der Umwandlung des Landesvermessungsamtes in das „Lan-desamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung“ soll eine schnelle Durchführung des aufwendigen Auswahlverfahrens erreicht werden. Mit der Präsenz mit 51 Ämtern

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Kommunikationsinfrastruktur 20

und 22 Außenstellen dieser Behörde in ganz Bayern sowie einem sog. „Breitbandma-nager“ in jedem Landkreis soll den Kommunen ausreichend Hilfe beim Breitbandaus-bau gegeben werden. Erkennbar setzen sich die Kommunen – unterstützt durch das Bayerische Breitband-zentrum – fast flächendeckend mit förderbaren Projekten auseinander. Seit Inkrafttre-ten des bayerischen Förderprogramms zum Aufbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen in Gewerbe- und Kumulationsgebieten im Dezember 2012 nehmen bayernweit mehr als 300 Gemeinden teil, darunter auch mehr als 30 Kommunen in Schwaben. In einem fortgeschrittenen Stadium des Förderprogramms befinden sich die Gemeinden Hauns-heim (Landkreis Dillingen a. d. Donau) und Roggenburg (Landkreis Neu-Ulm). Durch die laufenden Initiativen des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen, für Lan-desentwicklung und Heimat ist damit zu rechnen, dass die Förderverfahren künftig ein-facher zugänglich werden. Im Weiteren muss insbesondere darauf abgestellt werden, die für Gewerbegebiete in strukturschwachen Räumen zur Verfügung gestellten Fördermittel des Freistaats zu nutzen. Soweit Förderbescheide bereits erlassen sind, muss dafür Sorge getragen werden, dass die notwendigen baulichen Maßnahmen umgesetzt und entsprechend Anbieter der Netzbetreiber die Kommunikationsinfrastruktur herstellen.

5.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Der konsequente, flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau moderner Hochge-schwindigkeitsnetze (Glasfaser, LTE, TV- und Telefonkabel) in Schwaben, insbesonde-re außerhalb Augsburgs, muss kontinuierlich mit Priorität für die Versorgung von Ge-werbestandorten weiter vorangetrieben werden. Ziel ist es, eine flächendeckende Ver-sorgung mit mindestens 100 Mbit/s bis 2020 sicherzustellen. Über wichtige Hintergrün-de und Zusammenhänge dazu informiert die im September 2013 von der vbw vorge-legte Studie „Anforderungen der Unternehmen an die digitale Infrastruktur“. Aufgrund der künftig stark steigenden Bandbreitenbedarfe ist der Auf- und Ausbau von Glasfaserinfrastrukturen – letztendlich bis in jedes Gebäude – zu forcieren. Weitere Technologien, wie z. B. Kupfer- oder Funklösungen sind sinnvolle Migrationslösungen oder auch sinnvolle Ergänzungen zur mobilen Breitbandversorgung. Der zielgerichtete Einsatz aller verfügbaren Technologien ist Treiber für den erfolgreichen flächende-ckenden Breitbandausbau im ländlichen Raum. Dabei ist die Breitbandversorgung an die Anforderungen moderner Energieverbrauchssteuerung und Verkehrsleitsysteme anzupassen und die Technologie abhängig von den Standortgegebenheiten (Kabel, Funk, Satellit) zu wählen. Darüber hinaus müssen Synergien durch Bündelung der Breitbandentwicklung mit der Entwicklung anderer trassengebundener Netze (Verkehr, Energie) genutzt werden. Die Nutzung von Synergieeffekten bei Neuerschließungen im ländlichen Raum könnte dabei unterstützen. Die Unternehmen und Haushalte Schwa-bens müssen über ein nachhaltig ausreichendes, qualitativ hochwertiges Internet ver-fügen, damit die neuen Technologien umgesetzt werden können. Erforderlich ist eine

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Kommunikationsinfrastruktur 21

flächendeckende Verfügbarkeit breitbandiger Netze. Ein besonderer Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt in Schwaben ist das Wechselspiel zwischen Kommunikationsinfrastruktur und Elektromobilität. Elektrofahr-zeuge kommunizieren und interagieren zukünftig eng mit Strom- und Verkehrsnetzen. Dafür sind moderne Kommunikationsinfrastrukturen unerlässlich. Anders als beim „Auf-tanken“ müssen zuverlässig Daten abgegriffen werden. Das Projekt „eE-Tour Allgäu“ erforscht, welche Möglichkeiten der Elektromobilität sich im Tourismus für das Allgäu bieten. Unter Berücksichtigung dieses Projekts sollte bzw. muss Schwaben in mehre-ren Feldern innovative Lösungen erarbeiten. Es geht um

- Synergien im Mobilitätsverhalten von Gästen und Einheimischen - Umweltverträglichkeit durch die ausschließliche Verwendung von Strom aus

regenerativen Energiequellen

- Elektromobilität als Alleinstellungsmerkmal Schwabens – Attraktivität für an-spruchsvolle, umweltbewusste Konsumenten aus dem Tourismus – und dem Gesundheitssektor

- Vorbildfunktion für die Heimat der Urlaubsgäste

Tabelle 3

Ziele und Projekte Kommunikationsinfrastruktur

Kommunikation Ziele/Projekte

Breitbandausbau Konsequenter, flächendeckender und bedarfsgerechter Aus-bau moderner Hochgeschwindigkeitsnetze (Glasfaser, LTE, TV- und Telefonkabel) die Bandbreiten von > 100 Mbit/s er-möglichen

Aufrüstung der Breitbandversorgung auf die Anforderungen moderner Energieverbrauchssteuerung und Verkehrslenk-systeme

Elektromobilität Ausbau der Elektromobilität unter Nutzung der Erkenntnisse aus dem Projekt eE-Tour Allgäu

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eGovernment als Verwaltungsinfrastruktur 22

6 eGovernment als Verwaltungsinfrastruktur

Entwicklung am Kunden orientieren und eGovernment in der Fläche umsetzen

Bayern baut seit Jahren seine eGovernment-Angebote konsequent aus. Das hilft Un-ternehmen und Bürgern, Angelegenheiten mit der öffentlichen Hand effizienter abzuwi-ckeln. Der Anspruch an zukunftsgerechte Lösungen ist hoch. Maßstab sind Aktualität, Vollständigkeit und Transparenz der Angebote. Mit der Verabschiedung des sog. eGovernment-Gesetzes wurde auf Bundesebene ein einheitlicher rechtlicher Rahmen für die elektronische Verwaltung geschaffen. Ein bayerisches eGovernment-Gesetz für die Länder- und Kommunalverwaltung soll und muss folgen. Auch in Schwaben muss der Ausbau der eGovernment-Anwendungen vorangetrieben werden. In Umsetzung der Vision Digitales Bayern 2020 müssen die schwäbischen Verwaltungen modernisiert und deren Angebote bezüglich Transparenz, Übersichtlichkeit, einfacher Bedienbarkeit und Anwenderfreundlichkeit optimiert werden. Ziel muss die umfassende elektronische Abwicklung von Verwaltungsvorgängen sein.

6.1 eGovernment-Angebote

Viele Behörden bieten bereits eGovernment-Anwendungen an, von denen die schwä-bische Wirtschaft profitiert. Beispiele dafür sind die Gewerbeanmeldung online (GE-WAN), die elektronische Steueranmeldung (ELSTER) sowie die Unterstützung bei der Standortsuche durch den Zugriff auf Bebauungspläne in Gewerbegebieten und Boden-richtwerte (VBORIS). Die Regierung von Schwaben bietet auf ihrer Internetseite online Formulare und Aus-gaben der Amtsblätter an. Weiter finden sich Links auf das Bayerische Verwaltungs-portal und auf die Datenbank Bayern-Recht. Die Städte Memmingen, Kempten, Kaufbeuren und Augsburg haben das „virtuelle Rat-haus“ in den Internetauftritt der Stadt integriert. Die Stadt Pfronten hat das Bürgerser-viceportal der AKDB (Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern) eingeführt. Ein individuelles Bürgerkonto vereinfacht die Abwicklung von Verwaltungsangelegen-heiten. Einige der zehn schwäbischen Landkreise erleichtern im „virtuellen Landrats-amt“ den Zugriff zu den gewünschten Themengebieten durch einfachen Klick. Es kön-nen Formulare und Broschüren heruntergeladen, Anträge online gestellt oder Termin-reservierungen vorgenommen werden. Einige Landratsämter wie Günzburg oder Neu-Ulm bieten für ihre Mitglieder der Gremien und Ausschüsse und Fachabteilungen dar-über hinaus ein Ratsinformationssystem. Viele Kommunalverwaltungen bieten dagegen bisher nur eine rudimentäre Variante von eGovernment an: elektronische Formulare, die ausgedruckt, ausgefüllt und per Post versendet werden müssen. Das zum 01. August 2013 in Kraft getretene E-

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eGovernment als Verwaltungsinfrastruktur 23

Government-Gesetz schafft etwa mit der Verpflichtung der Verwaltung zur Eröffnung eines elektronischen Kanals und Grundsätzen der elektronischen Aktenführung sowie Regelungen zu elektronischen Nachweisen und elektronischer Bezahlung wichtige Voraussetzungen für einen Ausbau dieses Ansatzes. Jetzt gilt es auch auf kommunaler Ebene zu handeln. Anspruch und Messlatte ist eine ganzheitliche, vollelektronische, papierlose Abwicklung von Verwaltungsverfahren. Entsprechend den Empfehlungen aus der Studie Zukunftspfade Digitales Bayern 2020 sind Verwaltungsprozesse zielgerichtet und zukunftsfähig zu fördern und zu gestalten.

6.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Das Gesamtangebot integrierter eGovernment-Angebote muss im kommunalen Umfeld entwickelt und verbreitet werden mit dem Ziel einer flächendeckenden Standardisie-rung der Internetangebote der Kommunen. Zur Forcierung der eGovernment-Angebote schwäbischer Verwaltungen wäre denkbar, dass sich im Rahmen von Kooperationsprojekten einheitliche elektronische Ansprech-partner zur gebündelten, interaktiven Abwicklung von Vorgängen, die mehrere Behör-den betreffen, zusammenfinden. Ein weiterer Ansatz für den regionalen Ausbau der Verwaltungsinfrastruktur ist die Bildung von Regionalarbeitskreisen zum Austausch über Erfahrungen aus Modellprojekten und zur Koordination von erforderlichen eGovernment-Angeboten. In Schwaben gibt es neben den bereits genannten eGovernmentangeboten weitere regionale Projekte, die zur Nachahmung anregen: Ein gelungener Schritt zum Ausbau des eGovernments ist zum Beispiel die Einrichtung der CC-DMS-Stabsstelle bei der Regierung von Schwaben im Rahmen der bayernwei-ten eGovernment-Initiative der Bayerischen Staatsregierung (www.cio.bayern.de). Da-mit wurde ein Dienstleister für Behörden und eine zentrale Anlauf- und Koordinierungs-stelle geschaffen. Dokumentenmanagement- und Vorgangsbearbeitungssysteme (DMS) sind notwendige Voraussetzung für eine medienbruchfreie Weiterverarbeitung verwaltungsrelevanter Daten und damit Grundlage für ein funktionierendes eGovern-ment. Hochmoderne schwäbische Lösungen zum eGovernment wie die Allgäu-Walser-Card oder die Königs-Card im Ostallgäu müssen ebenfalls Nachahmer finden. Mit diesen Gästekarten wurde eine spezielle, kundenorientierte eGovernment-Funktion umge-setzt. Der eBusiness-Gedanke ist in der elektronischen Gästekarte realisiert. Das ist eine Multifunktionskarte mit digitalem Meldeschein, Skipass, elektronischer Geldbörse, Eintrittskarte, Parkberechtigung, Fahrschein, usw. – je nachdem welche Berechtigun-gen und Aktivitäten auf der Karte geladen sind. Die Tourismusbranche vereinfacht Ab-läufe für die Gäste als Nutzer und für die Wirtschaft als Anbieter der Leistungen.

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eGovernment als Verwaltungsinfrastruktur 24

Tabelle 4

Ziele und Projekte eGovernmentinfrastruktur

eGovernment Ziele / Projekte

Breiter Ausbau des eGovernment-Angebots flächendecken-de Einführung verwaltungsinterner Dokumentenmanage-ment- und Vorgangsbearbeitungssystemen

Flächendeckende Entwicklung und Standardisierung der Internetangebote von Kommunen

Installierung von einheitlichen , interaktiven elektronischen Ansprechpartnern

Vermehrter Einsatz elektronischer Gästekarten, ausgerichtet an den Beispielen Allgäu-Walser-Card und Königs-Card

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Gesundheitsinfrastruktur 25

7 Gesundheitsinfrastruktur

Qualitativ hochwertige und bezahlbare Versorgung sicherstellen

Leistungsfähige und effektive Gesundheitsinfrastrukturen sind unerlässlich für die Attraktivität Schwabens als Lebens- und Arbeitsstandort. Die Investitionen in den Ge-sundheitssektor müssen diesem Anspruch folgen. Prävention und Gesundheitsförde-rung sind zu stärken. Vor allem in Not- und Krankheitsfällen muss eine leistungsfähige und effektive Infrastruktur zur Verfügung stehen. Obwohl Schwaben insgesamt über eine sehr gute Gesundheitsinfrastruktur verfügt, gibt es in einigen Bereichen Optimie-rungsbedarf.

7.1 Herausforderungen an die Gesundheitsinfrastruktur

Schwaben wird sich demografisch in den nächsten 20 Jahren regional unterschiedlich entwickeln. Während die Landkreise Oberallgäu, Lindau, Neu-Ulm und Aichach-Friedberg von stabilen Bevölkerungszahlen ausgehen können, ist in den übrigen Land-kreisen mit bis zu 7,5 Prozent Bevölkerungsabnahme zurechnen. Das trifft vor allem den Altersbereich bis zum 40. Lebensjahr. Eine flächendeckende und wohnortnahe medizinische Versorgung muss unter Berücksichtigung des demografischen Wandels sichergestellt werden, etwa durch innovative Kooperationsmodelle zur Versorgung der ländlichen Räume. Durch eine verbesserte Zusammenarbeit ist eine auf den Patienten abgestimmte Behandlung auch arbeitsteilig zu erreichen. Effizienz und die Orientierung am Patienten als Kunden wird immer stärker zum Maßstab auch für öffentliche Einrich-tungen. Die gesundheitswirtschaftlichen Potenziale der Region sind auszubauen und die Bereiche Medizin, Gesundheit, Technologie und Tourismus regional zu vernetzen.

7.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Die Gesundheitswirtschaft in Schwaben ist insgesamt hervorragend aufgestellt, hoch leistungsfähig und ein wichtiger Arbeitgeber für die Region. Den demografischen Her-ausforderungen nachhaltig begegnen kann sie jedoch nur, wenn sie alle Marktchancen und Effizienzpotenziale nutzt und so die Breitenversorgung wirtschaftlich absichert. Damit liegt die eigentliche Herausforderung darin, die Gesundheitsinfrastruktur Schwa-ben auf höhere Anforderungen auszurichten.

7.2.1 Krankenhäuser

Schwaben braucht eine medizinisch leistungsfähige, ausreichend flächendeckende und bedarfsgerechte stationäre Krankenhausversorgung vor Ort. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung stehen in der Region

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Gesundheitsinfrastruktur 26

60 Krankenhäuser mit 9.736 Betten zur Verfügung – es gibt damit genügend Kranken-hausbetten, neue Krankenhäuser sind nicht erforderlich. Auf eine permanente Moder-nisierung der Angebote und auf Instandhaltung und Renovierung der Krankenhausin-frastruktur ist jedoch zu achten. Bedarfsgerechte Kooperationen und Verschmelzungen müssen zur Standortsicherung für kommunale Krankenhäuser beitragen. Die Abspra-che für Anschaffungen zwischen den Kliniken der Region wird zunehmend wichtiger. Eine kostensparende Auslastung teurer technischer Ausrüstungen muss durch eine optimale Verteilung der Ausrüstung sichergestellt werden. Spezialisierungskonzepte für alle Kliniken der Region und darauf aufbauende regionale Behandlungspfade können eine angemessene Auslastung bei gleichzeitiger Spezialisierung auch der kleineren Kliniken ermöglichen. Schwaben verfügt noch nicht über ein Universitätsklinikum. Das Universitäre Zentrum für Gesundheitswissenschaften am Klinikum Augsburg (UNIKA-T) ging am 22. Dezem-ber 2011 offiziell an den Start. Neben den Lehrstühlen für Epidemiologie, Umweltmedi-zin sowie Health Care Operations / Health Information Management sind weitere Lehr-stühle einzurichten, um die Forschungskompetenz im medizinischen Bereich aufzu-bauen. Der Weg für ein Universitätsklinikum Augsburg ist konsequent fortzusetzen. Die notwendigen Planungsschritte bei der Universität und dem Klinikum Augsburg sind einzuleiten, um das Universitätsklinikum bis 2018 zu realisieren. Die Generalsanierung des Klinikums Augsburg muss plangemäß bis 2025 abgeschlos-sen werden. Ein Intensivmedizinisches Zentrum, verschiedene Tageskliniken, ein Zentrallabor sowie Pathologie und Medizintechnik werden in einem Neubau unterge-bracht. Neben der Sanierung wird in High-Tech-Medizingeräte investiert. Das bestehende schwäbische Telemedizin-Netz ist qualitätskonform mit flächende-ckender Einbindung der regionalen schwäbischen Krankenhäuser auszubauen und in das neue Netzwerk „Nevas“ zu integrieren. Durch ein effektives Telemedizin-Netz wer-den Belastungen für die Patienten verringert, indem unnötige Krankentransporte und Mehrfachuntersuchungen vermieden und stationäre Aufenthalte verkürzt werden kön-nen. Zugleich werden Möglichkeiten der Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen geschaffen. Die neue Kinderklinik Augsburg / Mutter-Kind-Zentrum Schwaben ist planmäßig bis Mitte 2014 fertig zu stellen. Einen Großteil finanziert der Freistaat Bayern im Rahmen des Krankenhausbau-Programms sowie einer umfassenden Sonderförderung. Neben dem schon bestehenden schwäbischen Kinderkrebszentrum werden zusätzlich 153 Betten für Kinder- und Jugendmedizin sowie die Geburtshilfe zur Verfügung stehen. Gemeinsam bilden die Kliniken im Mutter-Kind-Zentrum Schwaben ein Perinatalzen-trum der höchsten Versorgungsstufe (Level I), das ein Höchstmaß an Sicherheit für Schwangere und Neugeborene in der Region bietet.

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7.2.2 Rettungsdienste

Im Regierungsbezirk Schwaben sind drei Rettungsdienstbereiche (Allgäu, Donau-Iller, Augsburg) eingerichtet. Die integrierten Leitstellen in Schwaben sind bayernweit ver-netzt. Zusätzlich zu dem Standort in Kempten wurde beim Klinikum Augsburg eine neue Luft-rettungsstation im November 2013 in Betrieb genommen. Durch den neuen Rettungs-Hubschrauber, den Landeplatz auf dem Klinikum Augsburg und die direkte Verbindung in die Notaufnahme ist eine effektivere und schnellere Luftrettung möglich. Im Bedarfs-fall können Hubschrauber in Ulm, München, Friedrichshafen sowie aus Österreich und der Schweiz zur Rettung herangezogen werden. Bestehende Defizite bei der Luftrettung in Nordschwaben müssen entweder über eine Luftrettungsstation im angrenzenden Baden-Württemberg oder im fränkischen Raum behoben werden. Die Standortfestlegung und Planung zum geeignetsten Ort der Luft-rettungsstation müssen zügig voranschreiten.

7.2.3 Ärzte

In Schwaben besteht derzeit – statistisch gesehen – eine Überversorgung mit Anäs-thesisten, Chirurgen, Augenärzten, Internisten, Radiologen, Frauenärzten, Psychothe-rapeuten, Urologen, Kinderärzten und Orthopäden (in diesen Bereichen sind alle Pla-nungsbereiche gesperrt). Dagegen bestehen Engpässe bei den niedergelassenen Fachärzten. So gibt es im ganzen Regierungsbezirk Schwaben nur sieben niederge-lassene Rheumatologen und drei niedergelassene Endokrinologen. Um solche Eng-pässe nicht zum Tragen kommen zu lassen, müssen Leistungen, die durch niederge-lassene Fachärzte nicht mehr abgedeckt werden können, über die Krankenhäuser si-chergestellt werden. Mit Hausärzten sind einige Landkreise überversorgt, in anderen Landkreisen ist die Regelversorgung erreicht. Der insgesamt sehr gute Versorgungsgrad sagt allerdings nichts über die Verteilung der Hausärzte und die Versorgungslage im ländlichen Raum aus. Mittelfristig muss darauf geachtet werden, dass vor allem in diesem Bereich keine Engpässe entstehen. Arztpraxen auf Rädern, Lieferdienste für Medikamente und Fahr-dienste zu Einrichtungen der Gesundheitsversorgung werden zum Erhalt der wohnort-nahen Grundversorgung an Bedeutung gewinnen. Ein regionales Projekt, das einem Hausärztemangel im ländlichen Raum entgegenwirkt, ist der Weiterbildungsverbund Dillingen-Wertingen. Ziel des Verbundes ist es, den Nachwuchs zur hausärztlichen Tätigkeit zu motivieren und eine hohe Qualität der hausärztliche Versorgung zu si-chern.

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Gesundheitsinfrastruktur 28

Tabelle 5

Ziele und Projekte Gesundheitsinfrastruktur

Gesundheit Ziele / Projekte

Krankenhäuser Fortführung und Ausbau des UNIKA-T Projekts durch Ein-richtung weiterer Lehrstühle

Einrichtung eines Universitätsklinikums in Augsburg bis 2018

Planmäßiger Abschluss der Generalsanierung des Klinikums Augsburg bis 2025

Qualitätskonformer Ausbau des Telemedizin-Netzes mit flä-chendeckender Einbindung der regionalen schwäbischen Krankenhäuser in das neue Netzwerk „Nevas“

Planmäßige Fertigstellung der Kinderklinik Augsburg bis Mit-te 2014

Rettungsdienste Schaffung einer angemessenen Luftrettung für ganz Nordschwaben

Ärzte Beseitigung bestehender Engpässe in Schwaben bei der fachärztlichen Versorgung in der Endokrinologie und Rheu-matologie

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Betreuungsinfrastruktur 29

8 Betreuungsinfrastruktur

Bedarfsgerechte Kinderbetreuungseinrichtungen und Pflegeangebote sicherstellen

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss zu einem zentralen Anliegen der Ar-beitsmarktpolitik für Schwaben werden. Demografische Entwicklung und Fachkräfte-mangel verlangen den Ausbau hochwertiger Möglichkeiten zur Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen. Neben der Weiterentwicklung öffentlicher Angebote müssen auch private Initiativen und flexible Kooperationen zwischen Betreuungseinrichtungen und Unternehmen angemessen unterstützt werden. Schwaben ist angewiesen auf be-darfsgerechte Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten und flexible Angebote zur Kurzzeit-pflege – insbesondere im ländlichen Raum. Kooperationen von Pflegeeinrichtungen und Arbeitgebern müssen Arbeitnehmern den Umgang mit der Pflegebedürftigkeit von Familienangehörigen erleichtern. Der Ausbau von Kinderkrippenplätzen und der Abbau von zeitlichen Engpässen in der Kinderbetreuung sind Basis einer höheren Frauener-werbsquote. Demnach gilt es, auch private Investitionen in den demografiegerechten Ausbau von Pflegeeinrichtungen zu erleichtern und Personalengpässe in Pflegeberu-fen – auch im Austausch mit ausländischen Märkten – abzudecken.

8.1 Kinderbetreuung

Zum 01.01.2013 gab es in Schwaben 1.260 Kindertageseinrichtungen mit 74.073 Plät-zen und 2.453 Tagespflegestellen. Davon waren in den Einrichtungen 64.557 Plätze und in der Tagespflege 1.439 Plätze belegt. Nach Altersgruppen aufgeteilt wurden 9.848 Kinder unter drei Jahren, 47.639 Kindergartenkinder und 7.070 Schulkinder be-treut. Innerhalb der einzelnen Regionen sind hierbei deutliche Unterschiede zu sehen: Mit 463 Kindertageseinrichtungen liegt die Region Allgäu deutlich vorn. In der Region Augsburg gibt es 408, in der Region Donau-Iller dagegen nur 389 Kindertageseinrich-tungen. Die Zahl der betreuten Kinder stieg in den letzten Jahren stetig an. Im Rahmen des Investitionsprogrammes Kinderbetreuungsfinanzierung 2008 - 2014 hat sich beim Aus-bau von Betreuungsplätzen speziell für unter Dreijährigen viel getan. So wurden bzw. werden im Zuge der abgewickelten bzw. noch laufenden Maßnahmen dieses Pro-gramms seit 2008 für diese Altersgruppe 8.550 neue Plätze geschaffen. In der Gesamtbetrachtung entwickelt sich das Kinderbetreuungsangebot in Schwaben auch bedarfsgerecht. Das gilt – sicherlich mit lokaler Differenzierung – auch für die ländlichen Räume. Um diese positive Entwicklung auch weiter zu halten, die Chancen der Eltern auf berufliche Entfaltung zu sichern und den im Fachkräftebereich generell angespannten Arbeitsmarkt zu entlasten, muss die ganzheitliche Betreuung durch ent-sprechende Angebote außerhalb familiärer Strukturen optimiert werden. Flächen-

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Betreuungsinfrastruktur 30

deckend und auf Dauer sind Kinderbetreuungsmöglichkeiten mit hoher Flexibilität, auch bei den Öffnungszeiten, sicherzustellen. Ein Beispiel für ein Unterstützungsangebot ist das Projekt K.I.D.S. – Familienstütz-punkte der Stadt Augsburg. Familien wird bei der Suche nach einer geeigneten Kin-derbetreuungsmöglichkeit geholfen. Vier Stützpunkte im Stadtgebiet Augsburg beraten und unterstützen Familien bei der Auswahl von passenden Betreuungslösungen.

8.2 Pflegeeinrichtungen

In ganz Schwaben belief sich 2011 die Zahl der stationären Einrichtungen für ältere Menschen auf 226 Einrichtungen und 17.750 verfügbare Pflegeplätze. Es zeigen sich jedoch regionale Unterschiede. Zwar ist die Zahl der Pflegeeinrichtungen in der Region Augsburg höher als in den übrigen Landkreisen Schwabens, jedoch ist die Abdeckung in den ländlicher geprägten Regionen besser (Quelle: „Pflegeeinrichtungen und Pfle-gegeldempfänger in Bayern“ des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenver-arbeitung vom Dezember 2011). Diese Zahlen zeigen, dass die Ausgestaltung der Pflegelandschaft der Zukunft eine Herausforderung darstellt. Insbesondere über die Frage, wie Berufstätige mit der Pfle-gebedürftigkeit von Familienangehörigen umgehen können, werden attraktive Pflege-angebote auch zum Standortfaktor für Arbeitgeber. Schon heute gibt es kaum Vor-schläge und Lösungen dazu, wie der akute Bedarf an Pflegepersonal gedeckt werden könnte. Mit dem weiteren demografischen Wandel werden die Herausforderungen an die Pflegelandschaft nochmals steigen.

8.3 Projekte und Handlungsempfehlungen

Im Bereich der Kinderbetreuung müssen insbesondere die Angebote stärker auf die Bedürfnisse einer flexiblen Arbeitswelt ausgerichtet werden. Dies betrifft bedarfsge-rechte Öffnungs- bzw. Bring- und Abholzeiten, die das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz von den kommunalen Trägern bereits einfordert. Schließtage, ins-besondere in Ferienzeiten, müssen vermieden oder zumindest mit benachbarten Ein-richtungen abgesprochen werden. Da Unternehmen ihre Arbeitskräfte nicht nur in den Ballungszentren rekrutieren, müssen Ganztagsbetreuungsangebote flächendeckend, orientiert am jeweiligen Bedarf, vorhanden sein. Als Reaktion auf die Berufstätigkeit junger Frauen muss die Zahl der Betreuungsmöglichkeiten weiter ausgebaut werden. Auf dem Feld der Pflege muss in Schwaben ein nachhaltig demografiegerechter Aus-bau der Pflegeeinrichtungen und -plätze erfolgen. Dabei müssen private Investoren durch die Kommunen konstruktiver begleitet werden. Insbesondere im ländlichen Raum müssen flexible Angebote zur Kurzzeitpflege ausgebaut werden. Freiwillige Ko-operationen von Pflegeeinrichtungen mit Arbeitgebern können Arbeitnehmer bei der Pflege von Familienangehörigen entlasten. Es müssen Wege gefunden werden, im

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Austausch mit ausländischen Arbeitsmärkten den Personalbedarf im Pflegesektor zu decken. Tabelle 6

Ziele und Projekte Betreuungsinfrastruktur

Ziele / Projekte

Kinderbetreuung Optimierung der ganzheitlichen Betreuung von Familien „Rund ums Kind“, vor allem in städtischen Gebieten und Ballungszentren

Sicherstellung flächendeckender Kinderbetreuungsmöglich-keiten mit hoher Flexibilität und durchgehenden Öffnungs-zeiten

Pflege Schaffung und mittelfristiger Aus- und Neubau von Pflege-einrichtungen mit multidisziplinärem Angebot

Sicherung der wohnortnahen Unterbringung pflegebedürfti-ger Angehöriger

Ausbau flexibler Angebote zur Kurzzeitpflege insbesondere im ländlichen Raum

Ausbau freiwilliger Kooperationen zwischen Pflegeeinrich-tungen und Arbeitgebern

Deckung des Personalbedarfs auf dem Pflegesektor

Kinderbetreuung / Pflege Weiterentwicklung und Unterstützung der öffentlichen sowie der privaten Angebote

Optimierung und Ausbau flexibler Kooperationen zwischen Betreuungseinrichtungen und Unternehmen

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Bildungsinfrastruktur 32

9 Bildungsinfrastruktur

Erfolgsfaktor Bildung vor Ort stärken

Bildung ist Zukunft für die Wirtschaft. Die Anforderungen an eine zukunftsgerechte Bil-dungsinfrastruktur sind hoch. Es geht um Vielfalt und Qualität der Bildungsangebote auch in der Region, flexible Öffnungszeiten, ganztätige Betreuung und rhythmisierte Ganztagsangebote über alle Formen allgemeinbildender Schulen in der Fläche. Wich-tig sind Vernetzung vor Ort ansässiger Unternehmen, Schulen, Hochschulen und ande-rer relevanter Akteure, Intensivierung und Stärkung der dualen Ausbildung an den Hochschulen sowie der Ausbau der akademischen Weiterbildung bei Angeboten im Bachelor-Bereich und in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Im Fokus steht weiter der Verkehr als klassische Infrastruktur: Der Aufwand für Fahrten zu den Bildungseinrichtungen in Schwaben muss flächendeckend vertret-bar sein.

9.1 Bildungsinfrastruktur

Die Unternehmen benötigen eine ausreichende Zahl an gut ausgebildeten Schul- und Hochschulabgängern, um ihren Fachkräftebedarf langfristig sichern zu können. Die Attraktivität von Unternehmen als Arbeitgeber steigt, wenn in ihrem lokalen Umfeld ein ansprechendes Angebot an leistungsfähigen Bildungseinrichtungen vorhanden ist. Demnach ist die Bildungsinfrastruktur Schwabens für die Unternehmen in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: Ein breites Bildungsangebot sorgt für gut ausgebildete Fach-kräfte aus der Region und zieht gleichzeitig gut ausgebildete Fachkräfte in die Region. Dies gilt nicht nur für den Raum Augsburg und Kempten, sondern auch für die Städte und Landkreise abseits der Ballungszentren.

9.2 Herausforderungen an die Bildungsinfrastruktur

Die demografische Entwicklung Schwabens wirkt sich schon heute auf die Bildungs-infrastruktur aus. Schulstandorte werden in Frage gestellt, Ganztagsschulangebote werden stärker nachgefragt. Dazu kommt ein nicht gedeckter Bedarf der Arbeitgeber an Absolventen technischer Studienfächer.

9.2.1 Allgemeinbildende Schulen

Schwaben nimmt, insbesondere was die Qualität der Schulbildung anbelangt, in Bay-ern und sogar in Deutschland eine Vorreiterstellung ein. So ging u. a. der mit 100.000 Euro dotierte Schulpreis 2010 nach Schwaben. Die Sophie-Scholl Schule in Augsburg konnte sich deutschlandweit gegen 160 Mitbewerber aus allen Schularten durchsetzen. Die Jury überzeugte die hohe Qualität des Unterrichtens bei einer äußerst heterogenen

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Bildungsinfrastruktur 33

Schülerschaft. Auch der Deutsche Lernatlas 2011 zeigt, dass Augsburg im bundeswei-ten Vergleich mit kleinen und mittleren Großstädten im Bereich des schulischen Ler-nens mit Platz 5 vorn mit dabei ist. Zudem werden in Schwaben besonders begabte Kinder und Jugendliche im Rahmen der Schülerakademie Schwaben, an deren Kursen über 300 Schüler/innen teilnehmen, gefördert. Trotz demografischer Vorteile gegenüber Nord- und Ostbayern wirkt auch hier der schon bemerkbare Rückgang der Schülerzahlen (Abbildung 4) belastend, der gravie-rende Auswirkungen auf Zahl und Verteilung weiterführender Schulen haben wird. Abbildung 4

Kreise und kreisfreie Städte in Bayern - Veränderung der Zahl der Kinder von 0 bis 5 zwischen 2011 und 2031 in Prozent

Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt, Stand 09.01.2014; eigene Prozentberechnung / Darstellung

Bei den Mittelschulen zeichnet sich dies heute schon ab. Sie werden vom Rückgang der Schülerzahlen besonders betroffen sein. Dies hat starke Auswirkungen auf die Un-ternehmen, denn die Absolventen stellen einen wichtigen Teil der Auszubildenden in den gewerblich-technischen Berufen. Von den 149 Mittelschulen in Schwaben konnten im Jahr 2009 mangels ausreichender Schülerzahlen bereits 10 Schulen keine siebte Jahrgangsstufe mehr anbieten. Verläuft

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Bildungsinfrastruktur 34

die Entwicklung der Schülerzahlen wie prognostiziert, so werden im Jahr 2030 bei Bei-behaltung des dreigliedrigen Schulsystems 49 Schulen keine siebte Klasse mehr bil-den können, 50 nur noch eine einzige siebte Klasse (Quelle: http://www.bllv.de). Von rückläufigen Schülerzahlen besonders betroffen sind die Landkreise Aichach-Friedberg, Donau-Ries, Lindau, Neu-Ulm und das gesamte Allgäu. So wird die Zahl der Mittelschüler in der siebten Jahrgangsstufe von 498 Schüler im Jahr 2009 auf 218 Schüler im Jahr 2030 beispielsweise im Landkreis Aichach-Friedberg sinken, sich im Allgäu halbieren und im Landkreis Lindau von 218 auf 67 Schüler reduzieren. Gebundenen Ganztagsschulen kommt eine maßgebliche Rolle im deutschen Bildungs-system zu. In Schwaben gab es im Jahr 2012 131 Standorte, an denen Schüler Ganz-tagsklassen besuchen konnten. 12.700 Schulkinder nutzten in Schwaben an Grund- und Förderschulen die verlängerte Mittagsbetreuung. In Augsburg gibt es zudem eine Wirtschaftsschule, die gebundene Ganztagszüge anbietet. Mit den neuen Gymnasien in Diedorf, Buchloe und Mering ist die Versorgung mit Gym-nasien in der Region merklich optimiert. Dadurch wird die Attraktivität der Regionen gesteigert und die Erreichbarkeit von Gymnasien in Schwaben insgesamt optimiert. So können beispielsweise für Schüler aus dem Landkreis Aichach-Friedberg lange An-fahrtswege nach Augsburg oder in die Landkreise Landsberg und Fürstenfeldbruck vermieden werden. Auch die Neugründung von Realschulen in Zusmarshausen, Ichenhausen, Memmin-gen und Affing verbessert die Versorgung der Region mit weiterführenden Schulen. Darüber hinaus verfügt Augsburg über eine internationale Schule, ISA (International School Augsburg). Diese fördert die in einer globalisierten Welt wichtige Bilingualität und richtet das Bildungsniveau der Schüler nach internationalen Standards aus. Seit 2012 bietet die ISA die „internationale mittlere Reife“ (IGCSE) und das „internationale Abitur“ (IB Diploma) an.

9.2.2 Berufsschulen

In Schwaben gibt es 26 Berufsschulen, unter anderem in Augsburg, Kempten, Mem-mingen, Mindelheim, Günzburg, Neu-Ulm und Donauwörth. Diese decken Berufsfelder von Metalltechnik, IT-Technik, Wirtschaft, Hauswirtschaft, Pflege, Gesundheit, Medien-technik, Gastronomie, Hotel und Tourismus, Informations- und Telekommunikations-technik, Kinderbetreuung, Fremdsprachen, Musik bis hin zur Kosmetik ab. Im Septem-ber 2012 wurden in Schwaben zudem eine Technikerschule für Kunststofftechnik und Faserverbundtechnologie in Donauwörth sowie für Umweltschutztechnik und regenera-tive Energien in Höchstädt an der Donau in Betrieb genommen. Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen werden Berufsschulen in Schwaben zukünftig ihr Spektrum an Ausbildungsberufen nicht mehr in dem Maße anbieten können wie es heute der Fall ist. Die Unternehmen sind aber auch in Zukunft flächendeckend auf qua-

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lifizierte, gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Daher gilt es, die Vielfalt der Ausbil-dungsberufe sowie deren Qualität an den Berufsschulen in Schwaben zu sichern.

9.2.3 Hochschulen

Schwaben hat Hochschulstandorte in

- Augsburg: Universität - Augsburg: Hochschule - Kempten: Hochschule - Neu-Ulm: Hochschule

Wegen rückläufiger Schülerzahlen und im Kampf gegen den drohenden Fachkräfte-mangel kommt dem Studium mit Bezug zur Praxis eine immer wichtigere Rolle zu. Das duale Studium verspricht kurze Ausbildungszeiten durch die Kombination von Praxis im Betrieb und Theorie an der Hochschule. Einen ersten Abschluss erlangen die Nach-wuchsakademiker bereits nach zwei Jahren, beispielsweise als Industriekauffrau/-mann oder als Wirtschaftsassistent/in. Während sich bislang primär Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien im Bereich des dualen Studierens engagiert haben, ziehen nun auch Universitäten und Hochschulen nach. Die Hochschulen in Augsburg, Kempten und Neu-Ulm bieten duale Studiengänge etwa mit folgenden Bachelorabschlüssen an: Betriebswirtschaft: Bankkauffrau, Bankkaufmann; Elektrotechnik: Elektroniker/in für Energie- und Gebäudetechnik und Systemelektroniker/in, Elektroniker/in für Geräte und Systeme und Elektroniker/in für Betriebstechnik, Mechatroniker/-in. Berufsbegleitende Studiengänge eröffnen neuen Zielgruppen wie z. B. beruflich Quali-fizierten, die Möglichkeit, sich akademisch weiterzubilden. Die technischen Studien-gänge sind im Angebot der schwäbischen Hochschulen dabei noch unterrepräsentiert, vor allem angesichts der Bedeutung der betreffenden Branchen für die Wirtschaft in der Region, darunter zahlreiche Unternehmen der Automobil- bzw. Automobilzuliefer-industrie, des Luft- und Raumfahrzeugbaus sowie des Maschinenbaus mit großen Standorten. Gerade deshalb ist es erfreulich, dass die Hochschule Augsburg mit ca. 4.500 Studierenden deutlich zugelegt hat, wobei 65 Prozent dem Bereich Technik und 22 Prozent dem Bereich Wirtschaft zugerechnet werden können. Auch die Hochschule Kempten kann unter anderem in den Bereichen Betriebswirtschaft, Elektro- und Infor-mationstechnik, Informatik, Maschinenbau, Sozialwissenschaft, Tourismus-Manage-ment und Wirtschaftsingenieurwesen eine Gesamtstudierendenzahl von rund 4.500 Studierenden vorweisen. Dennoch wäre in den berufsbegleitenden Studiengängen ein breiteres, auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft noch besser abgestimmtes Angebot, wünschenswert auch angesichts der starken Konkurrenz, der sich schwäbi-sche Hochschulen hierdurch Angebote jenseits der Grenze zu Baden-Württemberg ausgesetzt sehen.

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Bildungsinfrastruktur 36

9.3 Projekte und Handlungsempfehlungen

Schwaben ist auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Bildungsinfrastruktur angewiesen, die auf demografische Herausforderungen ebenso reagiert wie auf den Bedarf der Unternehmen an Bildungsangeboten.

9.3.1 Allgemeinbildende Schulen

Trotz zurückgehender Schülerzahlen müssen dauerhaft flächendeckend bzw. in ver-tretbarer Entfernung allgemeinbildende Schulen und berufliche Oberschulen zur Verfü-gung stehen. Schulschließungen bzw. Einschränkungen des Angebots werden sich möglicherweise dennoch nicht vermeiden lassen. Umso dringlicher sind die Anforde-rungen an den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs bzw. von Schulbusver-bindungen, damit die Schüler dann die nächstgelegene Bildungseinrichtung in noch vertretbarer Zeit erreichen können. Da vor allem gebundene Ganztagsschulen einen wichtigen Beitrag liefern, um die Bil-dungsqualität zu steigern und die Partizipationsgerechtigkeit zu erhöhen, muss diesbe-züglich ein kontinuierlicher und zeitnaher, am Bedarf orientierter Ausbau von Angebo-ten über alle Formen allgemeinbildender Schulen in der Fläche das Ziel sein.

9.3.2 Berufsschulen

Die Aussagen zu den allgemeinbildenden Schulen und beruflichen Oberschulen gelten analog für die Berufsschulen. Auch bei ihnen ist das Augenmerk darauf zu legen, dass in Schwaben eine flächendeckende, am Bedarf der Auszubildenden und der ausbil-denden Unternehmen orientierte Versorgung quantitativer und in fachlicher Hinsicht gewährleistet bleibt. Trotz rückläufiger Schülerzahlen müssen Lösungen entwickelt werden, um die Berufsschulstandorte in Schwaben, insbesondere im Allgäu und im Landkreis Lindau, zu erhalten.

9.3.3 Hochschulen

Die Hochschulen in Schwaben müssen ein breites Angebot an berufsbegleitenden Studiengängen, insbesondere in den MINT-Fächern, aufbauen. Dies ist nicht nur not-wendig, um den Bedarf der regionalen Wirtschaft an gut ausgebildeten Fachkräften auf Dauer decken zu können, sondern auch, um als Hochschulen in Zeiten geänderter Ausbildungsbiografien und -wege attraktiv zu bleiben. Erforderlich dafür ist ein aufeinander abgestimmtes, die Bandbreite der Studiengänge abdeckendes gemeinsames Konzept der Hochschulen in Schwaben, das den Anforde-rungen der heimischen Wirtschaft in zahlenmäßiger und fachlicher Hinsicht Rechnung trägt und bereits vorhandene Forschungs- und Kompetenzschwerpunkte der Hoch-schulen berücksichtigt. Wichtig wäre es, dass zukünftig noch gezielter Schwerpunkte

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Bildungsinfrastruktur 37

bei technischen Fächern mit Bezug zum Maschinenbau, zur Automobilindustrie, Elektro-, Luft- und Raumfahrttechnik gesetzt werden. Hiervon könnten die ortsansässi-gen Unternehmen ebenso profitieren wie die Studierenden und die Hochschulen. Auch im Bereich des dualen Studiums müssen die schwäbischen Hochschulen ihr An-gebot dringend erweitern. Rückläufige Schülerzahlen bedingen, dass Ausbildungszei-ten verkürzt und optimiert werden müssen. Das duale Studium bietet kurze, praxisori-entierte Ausbildungszeiten und sorgt dafür, dass Nachwuchsakademiker nicht nur früh-zeitig in Unternehmensstrukturen integriert werden, sondern wesentlich schneller als bei herkömmlichen Studiengängen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das an der Hochschule Augsburg gestartete Projekt „Unternehmensstipendium“ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Hochschulen und Unternehmen gemeinsam dem drohenden Mangel von Hochqualifizierten entgegentreten können. Dabei werden Stu-dierende von Anfang an, beispielsweise durch Praktika und Abschlussarbeiten, in das Unternehmen eingebunden. Das Unternehmen fördert den Studierenden mit 300 Euro im Monat, ist an dessen Auswahl wesentlich beteiligt und entscheidet über die Förder-kriterien. Die Hochschule steht dem Unternehmen beratend zur Seite und stellt den Kontakt zu den Studierenden her. Der Vorteil: Stipendiaten werden nicht nur von den Studiendekanen, sondern auch von den Sponsoren ausgewählt und kommen überwie-gend aus den industrienahen Disziplinen. Solche und ähnliche Projekte an allen schwäbischen Hochschulen sind unverzichtbar, um die Region Schwaben auch zu-künftig als attraktiven Bildungs- und Wirtschaftsstandort zu erhalten. Zum Jahr 2018 soll das Universitätsklinikum in Augsburg realisiert werden. Zeitgleich soll an der Universität Augsburg eine medizinische Fakultät entstehen. Das hierfür notwendige Konzept muss zügig bearbeitet, dem Wissenschaftsrat zur Begutachtung vorgelegt und anschließend in einer Aufbauphase umgesetzt werden. Die Errichtung einer sechsten bayerischen Medizinfakultät bis 2018 mit der Möglichkeit, Mediziner auszubilden, wird enormen Einfluss auf die Attraktivität des Bildungsstandorts Augs-burg und Schwaben haben.

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Bildungsinfrastruktur 38

Tabelle 7

Ziele und Projekte Bildungsinfrastruktur

Bildungsträger Ziele / Projekte

Allgemeinbildende Schulen

Kontinuierlicher Ausbau gebundener Ganztagsschulen über alle Formen allgemeinbildender Schulen mit dem Ziel eines flächendeckenden Angebots

Durchlässigkeit des Bildungssystems weiter erhöhen

Berufsschulen Sicherung der Berufsschulstandorte zur Stärkung dezentra-ler Räume (Allgäu und Landkreis Lindau)

Hochschulen Ausbau berufsbegleitender Studiengänge im technischen Bereich, orientiert am Bedarf der Wirtschaft

Bessere Vernetzung von ortsansässigen Unternehmen und Hochschulen zur Fachkräftesicherung in Schwaben, bei-spielsweise durch Fortführung und Ausbau des Unterneh-mensstipendiums der Hochschule Augsburg, aber auch an den anderen schwäbischen Hochschulen

Intensivierung und Stärkung des dualen Studiums für Indust-rie und Handwerk

Errichtung eines neuen Studiengangs „Gesundheit und Ge-nerationen“ bis zum Wintersemester 2014 / 2015 in Kaufbeu-ren als Außenstelle der Hochschule Kempten

Errichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität Augsburg

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Forschungsinfrastruktur 39

10 Forschungsinfrastruktur

Transferlandschaft und überregionale Netzwerke ausbauen

Spitzenleistungen in Forschung, Entwicklung und Innovation sichern Bayerns und so-mit auch Schwabens wirtschaftliche Stellung in der Welt ab. Nur mit ständiger Weiter-entwicklung der Produkte und neuen Innovationen sind Unternehmen dauerhaft auf den globalen Märkten erfolgreich. Wie wichtig Forschung und Entwicklung für die Un-ternehmen sind, zeigt sich daran, dass mehr als ein Viertel der gesamten Aufwendun-gen in diesem Bereich in der Europäischen Union auf Deutschland entfällt – wobei Bayern wiederum innerhalb Deutschlands einen Spitzenplatz einnimmt. Forschung, Entwicklung und Innovation sind ein zentraler Wettbewerbsvorteil der Industrie. Dies gilt insbesondere für die überwiegend mittelständisch und industriell geprägte Wirt-schaftsstruktur Schwabens, wo mehr als die Hälfte der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz im sogenannten Industrie-Dienstleistungsverbund hat. Dieser Wettbewerbsvorteil muss genutzt und weiter ausgebaut werden.

10.1 Regionale Forschungsinfrastruktur

Schwaben hat eine hervorragende Forschungslandschaft – sie muss aber noch enger mit den Unternehmen, gerade auch dem Mittelstand, zusammenarbeiten. Hier geht es um Transparenz und Effizienz der Forschungslandschaft, einen intensiveren Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie eine bessere Verwertung des Innovati-onspotenzials der schwäbischen Hochschulen (Universität Augsburg, Hochschulen Augsburg, Kempten, Neu-Ulm) in den schwäbischen Unternehmen. Eine große Chance für Augsburg und Schwaben bietet das Projekt Augsburg Innovati-onspark mit dem Alleinstellungsmerkmal Ressourceneffizienz. Es hat das Ziel, einen Erfahrungsaustausch und das Zusammenspiel zwischen Forschungseinrichtungen, produzierenden Unternehmen, der Universität und den Hochschulen entlang der ge-samten Wertschöpfungskette zu fördern. Im Fokus stehen die ressourceneffizienten Technologien in den vier Bereichen Carbon Composites, Mechatronik / Automation, Umwelt und Informationstechnologie. Langfristig soll der Innovationspark nicht nur bis zu 5.000 Arbeitsplätzen bringen, sondern auch ein Informationscenter und Kristallisati-onspunkt für weltweite Trends zum Thema Ressourceneffizienz werden. Mit der Universität Augsburg, den drei Hochschulen, weiteren Forschungszentren und -verbünden sowie zahlreichen Unternehmen mit eigener Forschung bietet Schwaben bereits ein hoch interessantes Forschungsangebot. Die Universität Augsburg ist im Bereich der für Forschung und Entwicklung besonders wichtigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer herausragend. Insbesondere die Augsburger Physik beansprucht einen Spitzenplatz in der internationalen festkör-

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Forschungsinfrastruktur 40

perphysikalischen Grundlagenforschung. Hervorzuheben ist der an der Universität Augsburg durch den Freistaat Bayern mit 5,5 Millionen Euro geförderte Kompetenzauf-bau im Bereich IT-basierter Dienstleistungen. Die Hochschulen Augsburg und Kempten sind im Rahmen der Forschung anwen-dungsorientierter und auf die produzierende Wirtschaft ausgerichtet. Die Hochschule Neu-Ulm ist betriebswirtschaftlich orientiert mit Schwerpunkten unter anderem in Un-ternehmenskommunikation, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaft insbesondere im Bereich Medizin und Wirtschaftsingenieurwesen. Für die Regionen Augsburg und Nordschwaben steht als regionale Besonderheit das Transfernetzwerk (TEA) zur Verfügung. TEA zeigt Unternehmen Kooperationsmöglich-keiten mit Hochschulen und Anwenderzentren auf und fördert damit den Zugang zu anwendungsnaher Forschung und Entwicklung. Ferner steht im Allgäu als Verbund von Technologiezentren mit Standorten in Kemp-ten, Kaufbeuren und Memmingen das Technologie Netzwerk Allgäu (TNA) zur Verfü-gung. Die Forschungstätigkeit des TNA erfolgt in Zusammenarbeit mit Unternehmen und hat folgende Schwerpunkte: Elektromobilität (Kempten), kontaktlose Daten- und Leistungsübertragung sowie Polymerforschung (Kaufbeuren), Leistungselektronik für erneuerbare Energien (Memmingen). Aus der Vernetzung durch das TEA und dem TNA können auch positive Effekte für die Verbesserung der wissensintensiven Dienstleistungen in der Region entstehen. Um den Transfer der Wissenschaft zur Wirtschaft zu optimieren, wurde an der Univer-sität Augsburg ein Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung (AMU) errichtet. Als weitere Technologietransferstellen sind beispielhaft das Anwenderzentrum Augs-burg des Instituts für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (ibw) und das Forschungszentrum für Zahnrad- und Getriebebau (FZG) der Technischen Universität München sowie das Technologiezentrum Westbayern (TCW) zu nennen.

10.2 Projekte und Handlungsempfehlungen

Schwaben ist auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Forschungsinfrastruktur angewiesen, die auf die Herausforderungen der globalen Märkte reagiert und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen langfristig sichert. Um Zukunftsmärkte bedie-nen zu können und die dafür nötigen qualifizierten Fachkräfte zu finden und zu halten, muss die Kooperation und Vernetzung zwischen Bildung, insbesondere Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Wirtschaftsförderern ständig optimiert und den jeweiligen Herausforderungen angepasst werden. Wichtig ist insbesondere, den Zugang der Wirtschaft zu Forschungsleistungen zu ver-bessern und für die regionalen Forschungseinrichtungen ein transparenteres und offe-neres Netzwerk zu schaffen. Der Wissens- und Technologietransfer muss erhöht, die bestehenden Netzwerke – wie beispielsweise die Netzwerke TEA und TNA – müssen

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Forschungsinfrastruktur 41

intensiver genutzt werden. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die weniger materielle und / oder personelle Aufwendungen im F+E Bereich tätigen kön-nen, muss ein Informationsnetzwerk aufgebaut werden, welches die Forschungsstan-dorte, mit Schwerpunkten und technischen und personellen Kapazitäten abbildet. Notwendig ist insbesondere ein gemeinsamer Auftritt der Universität und der drei Hochschulen in Form einer Anlaufstelle für Unternehmer, die eine Übersicht über alle Forschungsaktivitäten und -möglichkeiten bietet und die Kontaktvermittlung zu den richtigen Ansprechpartnern an der jeweiligen Hochschule übernimmt. Ein gemeinsamer Internetauftritt könnte die erste Stufe einer solchen Kooperation bilden. Das Projekt Augsburg Innovationspark muss, um ein attraktives Umfeld zur Ansiedlung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu schaffen, schnellstmöglich umge-setzt werden. Das Herzstück des Innovationsparks, das Technologiezentrum, ist plan-gemäß bis Mitte 2015 zu errichten, die dortigen Büros und Labore sind zügig zu ver-mieten. Erfolgreich wurde in diesem Zusammenhang eine Kooperation der Universität und der drei Hochschulen im Rahmen des „Schwabenpakets“, einem Verbundantrag zur Förderung der Hochschullandschaft in Schwaben, praktiziert und eine Bewilligung von Fördermitteln für Büros, Labore und Personal erreicht. Neben der Vermietung ist die Ansiedlung weiterer Unternehmen im Umfeld des Innova-tionsparks zu fördern. Hierfür sind Schlüsselunternehmen zu finden, die dort ihre For-schung ansiedeln und damit eine starke Anziehungskraft auf andere potentielle Nutzer – insbesondere auf andere Unternehmen – ausüben. Den schon angesiedelten Arbeitsgruppen der Fraunhofer Gesellschaft für Leichtbau, Mechatronik und Ressourceneffizienz sowie dem DLR-Zentrums für Leichtbauproduk-tionstechnologie müssen weitere Forschungseinrichtungen folgen. Die universitäre Einrichtung des Materials Resource Management Instituts (MRM) ist ein erster richtiger Schritt. Wichtig ist auch die schnelle Umsetzung des TC-Entwicklungszentrums im Center für Carbon Composites der FhG Projektgruppe Funktionsintegrierter Leichtbau. Netzwerkveranstaltungen müssen genutzt werden, um die Kooperation zwischen regi-onalen Hochschulen und mittelständischen Unternehmen weiter auszubauen. Darüber hinaus muss die Vernetzung des schwäbischen Mittelstandes mit der bayernweiten Forschungslandschaft vorangetrieben werden. Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtige Zukunftstechnologien gefördert werden können, ist der Spitzencluster M.A.I. Carbon im Städtedreieck München – Augsburg – In-golstadt. Für die Weiterentwicklung des Werkstoffs Carbon ist unter anderem der Auf-bau eines polymeren Entwicklungszentrums an der Universität Augsburg notwendig. Von zentraler Bedeutung ist auch der Aufbau von Pilotanlagen für technologische Zu-kunftsfelder, z. B. in den Bereichen Recycling oder Leichtbau mit Carbonfasern (ent-sprechend dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) an der baden-württembergischen Hochschule in Ulm zur Lithium-Ionen-Batterietechnologie).

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Forschungsinfrastruktur 42

Tabelle 8

Ziele und Projekte Forschungsinfrastruktur

Forschung Ziele / Projekte

Vernetzung Beschleunigter Aufbau des Zentrums Ressourceneffizienz

Transparenz Gemeinsamer Internetauftritt der schwäbischen Hochschulen

Gemeinsame Anlaufstelle für Unternehmen

Unterstützung bei der Entwicklung einer Forschungslandkarte für Bayern

Augsburg Innovationspark

Schnelle Umsetzung des Projekts Augsburg Innovationspark zur Ansiedlung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit Schwerpunkten Faserverbundtechnologie, Mechatro-nik/Automation, Umwelt und Informationstechnologie

Termingerechter Aufbau des Technologiezentrums im Augsburg Innovationspark bis Mitte 2014

Fraunhofer Institut / DLR-Zentrum

Entwicklung der existierenden Fraunhofer Projektgruppen Leichtbau, Mechatronik und Ressourcheneffizienz zu einem un-abhängigen Fraunhofer-Institut

Ausbau des DLR-Zentrums für Leichtbauproduktionstechnologie

Aufbau und Integration eines Thermoplast Automatisierungs-zentrums für Carbonfaserverbünde in das Fraunhofer Institut

Universität Augs-burg / Carbon com-posites e. V.

Aufbau eines polymeren Entwicklungszentrums zur Schließung der Wissenschafts- und Technologielücke an der Universität Augsburg mit dem Ziel des Aufbaus eines Chemieinstituts mit Schwerpunkt Polymerchemie und –technologie

Verbesserung der übergreifenden Beziehungen zwischen der Universität Augsburg und den drei schwäbischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften

Ausbau der wissenschaftlichen Position der Physik an der Uni-versität Augsburg zur führenden Fakultät in Deutschland

Pilotanlagen Aufbau von Pilotanlagen zu technologischen Zukunftsfeldern (u. a. Leichtbau mit Carbonfasern, , Recycling, Thermoplast, Car-bonfasern im Bau) an den vier schwäbischen Hochschulen

Position – Infrastruktur für die Wirtschaft in Schwaben

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Tabellenverzeichnis 43

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Bevölkerungsentwicklung kreisfreie Städte und Landkreise Bayerns bis

2031

Abbildung 2 Entwicklung des Güterquellverkehrs der Landkreise und Kreisfreien Städte

in Bayern 2007 bis 2025

Abbildung 3 Energieverbrauch Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau, Steine-Erden

Bayern 2011

Abbildung 4 Kreise und kreisfreie Städte in Bayern - Veränderung der Zahl der Kinder

von 0 bis 5 zwischen 2011 und 2031 in Prozent

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Tabellenverzeichnis 44

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Ziele und Projekte Verkehrsinfrastruktur

Tabelle 2 Ziele und Projekte Energieinfrastruktur

Tabelle 3 Ziele und Projekte Kommunikationsinfrastruktur

Tabelle 4 Ziele und Projekte eGovernmentinfrastruktur

Tabelle 5 Ziele und Projekte Gesundheitsinfrastruktur

Tabelle 6 Ziele und Projekte Betreuungsinfrastruktur

Tabelle 7 Ziele und Projekte Bildungsinfrastruktur

Tabelle 8 Ziele und Projekte Forschungsinfrastruktur

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Ansprechpartner / Impressum 45

Ansprechpartner

Johannes Juppe Geschäftsführer Geschäftsstelle Schwaben

Telefon 0821-45 50 58-20 Telefax 0821-45 50 58-99 [email protected] Dr. Benedikt Rüchardt Abteilung Wirtschaftspolitik Telefon 089-551 78-252 Telefax 089-551 78-249 [email protected]

Impressum

Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl

auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren

Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher

Form verzichtet.

Herausgeber:

vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Max-Joseph-Straße 5 80333 München www.vbw-bayern.de

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