Positive und negative Erlebnisse bei der Arbeit ... · PDF fileEine gute LMX-Beziehung hängt mit zahlreichen positiven Ergebnissen zusammen (e.g., Gerstner & Day, 1997; Graen & Uhl-Biehn,

| Seite 1

j

Positive und negative Erlebnisse bei der Arbeit: Selbsteinschätzungen und Biomarker

Judith Volmer Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl Sozialpsychologie

Kolloquium des Lehrstuhls Sozialpsychologie

(Prof. Andrea E. Abele-Brehm)

14.06.2012 Besonderer Dank an:

Andrea E. Abele-Brehm

Carmen Binnewies

Ian Dupont-Lavadoux

Andrea Fritsche

Iris Hartmann

Odin Jost

Simone Pfeifle

Miriam Rohe

Oliver Schultheiss

Juliane Wagner

Beatrix Winter Förderung: STAEDTLER-Stiftung;

Dr. Alfred Vinzl Stiftung

| Seite 2

Einführung

Positive Erlebnisse Negative Erlebnisse

Gute Beziehung zur Führungskraft Kundenkonflikte

Gutes Kundengespräch Vorgesetztenkonflikt

Unterstützung durch Vorgesetze mangelnde Unterstützung

Handlungsspielraum Zeitdruck

Erfolgreiche Aufgabenerledigung Misserfolg bei Aufgabe

… …

Kolloquium LS Sozialpsychologie (Prof. Abele-Brehm) 14.06.12 Judith Volmer

| Seite 3

Ziele des Forschungsprogramms

• Untersuchung intraindividueller Auswirkungen positiver und

negativer Erlebnisse bei der Arbeit

• „Spillover“-Effekte:

• Wie weitreichend sind die Effekte?

• Mediatoren und Moderatoren

• Ableitung von Strategien für Unternehmen & Beschäftigte

• Kombination von Daten aus Selbstbeurteilungen und Biomarkern

• Ähnlichkeiten/Unterschiede?


| Seite 4

Überblick über Vortrag

Tagebuch-Studien:

Studie 1:

Negative Erlebnisse bei der Arbeit:

Konflikte mit Vorgesetzten: Moderatoren


Studie 2: Positive Erlebnisse bei der Arbeit:

Führung und Wohlbefinden

| Seite 5

j

Studie 1:

Negative Erlebnisse bei der Arbeit: Zentrale Selbstbewertungen und wahrgenommene Fairness als Moderatoren


Judith Volmer

Universität Erlangen-Nürnberg

Theoretischer Hintergrund

Konflikte

A process that begins when an individual or group

perceives differences and opposition between him- or

herself and another individual or group about interests,

beliefs, or values that matter to him or her.

(De Dreu & Beersma, 2005, p. 106)

"

"



Soziale Konflikte als zentrale Arbeitsstressoren (e.g., Bolger et al., 1989;

Hashimoto, 1995; Spector & Bruk-Lee, 2008):

o Angst & Depression (Spector & Jex, 1998)

o Burnout Symptome (De Dreu, Van Dierendonck, & Dijkstra, 2004)

o Negativer Affekt (Ilies, Johnson, Judge, & Keeney, 2011)

| Seite 7 Kolloquium LS Sozialpsychologie (Prof. Abele-Brehm) 14.06.12 Judith Volmer

Fragestellung

| Seite 8 | Seite 8

1. Beeinträchtigen Konflikte mit Vorgesetzten das

Wohlbefinden (d.h. negativer Affekt) am Feierabend?

2. Welche personalen und/oder situationalen Variablen

moderieren den Zusammenhang?

?


| Seite 9


Soziale Konflikte mit Vorgesetzen

„Stress-as-offense-to self“ Konzept (Semmer, Jacobshagen, Meier, &

Elfering, 2007)

- Stress through Insufficiency (SIN): Bedrohung für

personenbezogenen Selbstwert

- Stress as Disrespect (SAD): Bedrohung für sozialen

Selbstwert


| Seite 10

Theoretisches Modell & Hypothesen

Soziale Konflikte mit

Vorgesetzten

Wohlbefinden am

Feierabend

(negativer Affekt)

Prozedurale Fairness

Zentrale

Selbstbewertungen

H1

H2

H3

Procedural Justice (Colquitt, 2001)

„procedures should utilize accurate information, be consistent across persons and time, be

unbiased, offer mechanisms for correction, present key groups‘ concerns and adhere to

prevailing ethical standards“ (Zapata-Phelan et al., 2008, p. 94)

Core Self-Evaluations (Judge et al., 1997)

-Emotional stability, self-esteem, self-efficacy, internal locus of control


| Seite 11

Design

Tag 1

NA vor

dem

Zubett-

gehen

SKV vor

Feier-

abend

Willkommens-

fragebogen

Zentrale

Selbstbewertungen

Prozedurale

Fairness

Kontrollvariablen

(Alter, Geschlecht,

Führungsposition,

Arbeitsstunden)

Tag 2

NA vor

dem

Zubett-

gehen

SKV vor

Feier-

abend

Tag 3

NA vor

dem

Zubett-

gehen

SKV vor

Feier-

abend

Tag 4

NA vor

dem

Zubett-

gehen

SKV vor

Feier-

abend

Tag 5

NA vor

dem

Zubett-

gehen

SKV vor

Feier-

abend

Tagebuchstudie; 5 Arbeitstage einer typischen Arbeitswoche

SKV = Soziale Konflikte mit Vorgesetzten

NA = Negativer Affekt


| Seite 12

Design

Soziale Konflikte mit

Vorgesetzten

Wohlbefinden am

Feierabend (d.h. negativer Affekt)

Prozedurale Fairness Zentrale Selbstwert-

überzeugungen

Level 1

Level 2


| Seite 13

Setting & Stichprobe

Setting Stadtverwaltungen in Bayern

Stichprobe

Lebens-

situation

N = 98 (Rücklaufquote 73.19%)

67.3% Frauen, Alter: Ø 39.78 Jahre (SD = 10.76)

63.2% mit Partner

38.8% haben Kinder


| Seite 14

Maße

Soziale Konflikte mit Vorgesetzten (Dormann & Zapf, 2004; Dormann & Dudenhöffer,

under review); 16 items

„Heute nachmittag hatte ich mit Vorgesetzten zu tun,

…die mit mir gestritten haben;…bei denen unklar war, was sie von mir wollten“

Mean α = .93

Konflikte

Maße

Wohl-

befinden

Negativer Affekt (PANAS; Watson et al., 1988; Sonnentag et al., 2008);

6 items

„gereizt “, „bekümmert“, „ängstlich“

Mean α = .84

Person Zentrale Selbstbewertungen

(Judge et al., 2003; Stumpp et al., 2010); 12 items

„Ich bin in der Lage, die meisten meiner Probleme zu bewältigen“;

„Wenn ich etwas nicht schaffe, fühle ich mich wertlos“;

α = .91

Situation Prozedurale Fairness (Colquitt, 2001; Maier et al., 2007);

7 items

„Wie sehr ist das Vorgehen bei Entscheidungen einheitlich?“

„Wie sehr werden während wichtiger Entscheidungen ethische und moralische

Standards eingehalten?“; α = .73


| Seite 15

Ergebnisse

• Datenstruktur: hierarchisch mit Tagen (Level 1) genested in Personen (Level 2)

• Hierarchical Linear Modeling (HLM6, Bryk & Raudenbush, 1992)

Variable T-Wert

Intercept 31.83***

Alter 0.72

Geschlecht 0.12

Führungsposition 1.50

Arbeitsstunden 0.80

Soziale Konflikte mit Vorgesetzten 2.96**

Negativer Affekt am Feierabend

Note. Level 1: n = 490; Level 2: n = 98

Hypothese 1


| Seite 16

Ergebnisse – Soziale Konflikte x CSE

Hypothese 2


Stress through

Insufficiency (SIN)

| Seite 17

Ergebnisse – Soziale Konflikte x Prozedurale Fairness

Hypothese 3


Stress as

Disrespect (SIN)

| Seite 18

Zusammenfassung Studie 1

• SPILLOVER EFFEKTE von Konflikten auf den Feierabend

• Konflikte als “offense-to-the self”

Empfehlungen:

• Zentrale Selbstbewertungen stärken

• Interessen von Beschäftigten berücksichtigen (über wichtige Entscheidungen informieren, Mitarbeiter fair behandeln, etc.)

• Unfaires Verhalten signalisiert mangelnden Respekt (Semmer et al., 2007)


| Seite 19

j

Studie 2:

Positive Erlebnisse bei der Arbeit: Führung und Wohlbefinden

Judith Volmer

Universität Erlangen-Nürnberg


| Seite 20


Leader-Member Exchange (LMX) (Dansereau, Graen, & Haga, 1975; Gerstner

& Day, 1997; Graen & Uhl-Bien, 1995; Liden, Sparrowe, & Wayne, 1997)



Eine gute LMX-Beziehung hängt mit zahlreichen positiven

Ergebnissen zusammen (e.g., Gerstner & Day, 1997; Graen & Uhl-Biehn, 1995;

Erdogan & Enders, 2007; Volmer, Niessen, Spurk, Linz, & Abele, 2011)

o Arbeitszufriedenheit

o Commitment

o Arbeitsleistung

o Beförderungen

o...

| Seite 21 Kolloquium LS Sozialpsychologie (Prof. Abele-Brehm) 14.06.12 Judith Volmer

o Enge Beziehungen sind mit verringerten Cortisolwerten verbunden

(e.g., Ditzen et al., 2007; Ditzen, Hoppmann, & Klumb, 2008;

Heinrichs, Baumgartner, Kirschbaum, & Ehlert, 2003)

o Führung und Cortisol?

Zentrale Fragestellung

| Seite 22 | Seite 22

1. Hängt die Qualität der tagesspezifischen Leader-member

exchange (LMX) Beziehung zusammen mit…

a) psychologischem Wohlbefinden (d.h.

Arbeitszufriedenheit)?

b) Biomarkern (d.h. Cortisol)?

?


| Seite 23

Theoretisches Modell & Hypothesen

Qualität der Leader-

Member Exchange (LMX)

Beziehung

Arbeitszufriedenheit

H1

Arbeitszufriedenheit (Locke, 1976)

“pleasurable or positive emotional state resulting from

the appraisal of one’s job or job experiences” (p. 1304).

Cortisol H2


Cortisol

Nebennieren-Steroid; dient u.a. der Sicherstellung des

Energienachschubs; erhöhte Cortisolausschüttung in

Belastungssituationen (Kirschbaum, et al., 1995)

| Seite 24

Design

Tag 1

Cortisol und

AZ

vor

Feierabend

State LMX

vor

Feierabend

Willkommens-

fragebogen

Kontrollvariablen

(Alter, Geschlecht,

Body Mass Index,

Rauch-

gewohnheiten,

Hormonelle

Verhütung,

Ausdauersport,

Aufwachzeit)

Tag 2

Cortisol und

AZ

vor

Feierabend

State LMX

vor

Feierabend

Tag 3

Cortisol

und AZ

vor

Feierabend

State LMX

vor

Feierabend

Tagebuchstudie; 3 Arbeitstage einer typischen Arbeitswoche

LMX = Leader-member exchange

AZ = Arbeitszufriedenheit


| Seite 25

Setting & Stichprobe

Setting

Kliniken in Bayern

Studie “Arbeit & Wohlbefinden”

€50 für Teilnahme

Stichprobe

Lebens-

situation

N = 50 (N = 100 geplant)

80% Frauen, Alter: Ø 39.32 Jahre (SD = 11.40)

38% Universitätsabschluss

56% mit Partner

52% haben Kinder


| Seite 26

Maße

Leader-Member Exchange (LMX) (Graen & Uhl-Biehn, 1995; Schyns, 2002); 7 items;

adaptiert an Tagebuchstudie

„Wie würden Sie die Beziehung zu Ihrer/ Ihrem Vorgesetze(n) heute beschreiben?“;

„Heute hat sich meine Führungskraft für mich eingesetzt.“

Mean α = .90

State LMX

Maße

Subj.

Wohlbefinden

Arbeitszufriedenheit (Baillod & Semmer, 2004); adaptiert an Tagebuchstudie

„Today, I was satisfied with my job“

Obj.

Wohlbefinden

Cortisol:

Speichelproben über Salivetten (Sarstedt, Rommelsdorf, Germany)


| Seite 27

Ergebnisse H1

Variable T-Wert

Intercept 27.43***

Alter 0.01

Geschlecht 1.30

Rauchgewohnheiten -0.26

Hormonelle Verhütung -0.94

State LMX 2.32*

Arbeitszufriedenheit am Ende des Arbeitstages

Hypothese 1

Note. Level 1: n = 150; Level 2: n = 50. .


| Seite 28

Ergebnisse H2

Variable T-Wert

Intercept 6.97***

Alter -0.43

Geschlecht -0.43

Rauchgewohnheiten -0.34

Hormonelle Verhütung -0.12

State LMX -2.45*

Cortisol am Ende des Arbeitstages

Hypothese 2

Note. Level 1: n = 150; Level 2: n = 50. .


| Seite 29

Zusammenfassung Studie 2

• An Tagen mit guter LMX-Beziehung haben Beschäftigte höhere AZ und geringere Cortisolwerte

• Führung als sozialer Klebstoff (“social glue”);

Zukünftige Analysen:

• Interaktion von positiven and negativen Ereignissen?

• Moderatoren (Selbstwert, soziale Unterstützung, internale/externale Attribution, Dauer/Intensität des Ereignisses)

• Dehydroepiandrosterone (DHEA): hängt mit Wohlbefinden,

Erinnerungsvermögen zusammen (Wolkowitz & Reus, 2003; cf. Schultheiss,

Schiepe, & Rawolle, 2011 for an overview)

• … Kolloquium LS Sozialpsychologie (Prof. Abele-Brehm) 14.06.12 Judith Volmer

| Seite 30

Fazit

Studien verfolgen prozessorientierten Ansatz


Soziale Interaktionen zentral für:

Gefühl sozialer Zugehörigkeit

& Wertschätzung

| Seite 31

Contact: [email protected]

Vielen Dank.

Fragen? Anregungen?


Documents

Positive und negative Erlebnisse bei der Arbeit ... · PDF fileEine gute LMX-Beziehung hängt mit zahlreichen positiven Ergebnissen zusammen (e.g., Gerstner & Day, 1997; Graen & Uhl-Biehn,