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128 Mitteilungen Z. Jagdwtss. Bd. 16 (1970), H. 3 Auerh~ihne (Tetrao urogallus L.) in den Westkarpaten und Bemerkungen zu deren taxonomi- schen Bewertung. Bioldgia 19 (7), 504-52i. -- WIMMEt~, A., 1940: Gewichtsfeststellungen bei Auerh~ihnen. Der Deutsche J~iger (3-4), 26. - - ZrDLITZ, O., 1924: Das Gewicht als Rassen- merkmat bei Tetrao urogallus. Journ. f. Ornithologie 72 (2), 244-252. J. SLADEIr Aus der Forschungsstelle fiir ]agdkunde und Wildschadenverhiitung, Bonn-Beuel Leiter: O/re. Dr. Ueckermann Pr~ihistorischer Fund eines Elchgeweihes (Alces alces L.) in Nordrhein-Westfalen Ein bisher weitgehend unbekannter Fund eines Elchgeweihes in Nordrhein-Westfalen konnte ab Ende 1968 untersucht werden. Das Geweih (s. Abb.) wurde im Jahre 1926 bei Ausbaggerungsarbeiten zum Bau des Wesel-Dattel-Kanals (Lippe-Seitenkanal) 6st- lich Dorsten im Krs. Re&ling- hausen (51 ~ 40' n~Srdl. Breite und 6o 59' ~Sstl. L~inge) in einer Tide yon 8 bis 10 Metern ge- funden. Insbesondere die An- gabe hinsichtlich der Tiefe des Fundes ist nicht sicher, da sie vom Sohn des Finders aus der Erinnerung gemacht wurde. Ein Abgug des Geweihes befindet sich in der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschaden- verhiitung in Bonn-Beuel. Fiir die IDberlassung des Originals Elchgeweih aus dem Kreis Re&linghausen ist Oberf6rster MOLLER, Forst- (Photo: D. LOLrING) haus Ueffe, herzlich zu danken. Das Alter des Fundes be- stimmte freundlicherweise Prof. Dr. H. W. SCHARPENSEEL vom Insritut fiir Boden- kunde der Universit~it Bonn nach der C-~4-Methode. Er ermittelte 5270 Jahre _+ 50 Jahre. Darnit liegt ein postglazialer in die Mittlere Steinzeit fallender Geweih- fund vor, der wegen seiner Vollst~indigkeit zu den sch6nsten dieser Art geh6ren dtirffe. Eine Bewertung des Geweihfundes nach der Elchgeweihformel ergab die folgenden Daten. 1. Umfang der linken Stange Umfang der rechten Stange 2. Gr6t~te Auslage der am weitesten voneinander entfernten, sich ent- sprechenden Spitzen der Enden 3. L~inge der linken Schaufel L~/nge der rechten Schaufel wie vor angenommen 15,6 cm Summe 31,0 cm X 1 31,00 15,4 cm 124,5 cm X 0,5 62,25 77,0 cm -b 15,0 cm* Mittel 92,0 cm X 1 92,00

Prähistorischer Fund eines Elchgeweihes (Alces alces L.) in Nordrhein-Westfalen

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Page 1: Prähistorischer Fund eines Elchgeweihes (Alces alces L.) in Nordrhein-Westfalen

128 Mitteilungen Z. Jagdwtss. Bd. 16 (1970), H. 3

Auerh~ihne (Tetrao urogallus L.) in den Westkarpaten und Bemerkungen zu deren taxonomi- schen Bewertung. Bioldgia 19 (7), 504-52i. - - WIMMEt~, A., 1940: Gewichtsfeststellungen bei Auerh~ihnen. Der Deutsche J~iger (3-4), 26. - - ZrDLITZ, O., 1924: Das Gewicht als Rassen- merkmat bei Tetrao urogallus. Journ. f. Ornithologie 72 (2), 244-252. J. SLADEIr

Aus der Forschungsstelle fiir ]agdkunde und Wildschadenverhiitung, Bonn-Beuel

Leiter: O/re. Dr. Ueckermann

Pr~ihistorischer Fund eines Elchgeweihes (Alces alces L.) in Nordrhein-Westfalen

Ein bisher weitgehend unbekannter Fund eines Elchgeweihes in Nordrhein-Westfalen konnte ab Ende 1968 untersucht werden. Das Geweih (s. Abb.) wurde im Jahre 1926 bei Ausbaggerungsarbeiten zum Bau des Wesel-Dattel-Kanals (Lippe-Seitenkanal) 6st-

lich Dorsten im Krs. Re&ling- hausen (51 ~ 40' n~Srdl. Breite und 6 o 59' ~Sstl. L~inge) in einer Tide yon 8 bis 10 Metern ge- funden. Insbesondere die An- gabe hinsichtlich der Tiefe des Fundes ist nicht sicher, da sie vom Sohn des Finders aus der Erinnerung gemacht wurde. Ein Abgug des Geweihes befindet sich in der Forschungsstelle fiir Jagdkunde und Wildschaden- verhiitung in Bonn-Beuel. Fiir die IDberlassung des Originals

Elchgeweih aus dem Kreis Re&linghausen ist Oberf6rster MOLLER, Forst- (Photo: D. LOLrING) haus Ueffe, herzlich zu danken.

Das Alter des Fundes be- stimmte freundlicherweise Prof. Dr. H. W. SCHARPENSEEL vom Insritut fiir Boden- kunde der Universit~it Bonn nach der C-~4-Methode. Er ermittelte 5270 Jahre _+ 50 Jahre. Darnit liegt ein postglazialer in die Mittlere Steinzeit fallender Geweih- fund vor, der wegen seiner Vollst~indigkeit zu den sch6nsten dieser Art geh6ren dtirffe.

Eine Bewertung des Geweihfundes nach der Elchgeweihformel ergab die folgenden Daten.

1. Umfang der linken Stange Umfang der rechten Stange

2. Gr6t~te Auslage der am weitesten voneinander entfernten, sich ent- sprechenden Spitzen der Enden

3. L~inge der linken Schaufel L~/nge der rechten Schaufel wie vor angenommen

15,6 cm Summe 31,0 cm X 1 31,00 15,4 cm

124,5 cm X 0,5 62,25

77,0 cm -b 15,0 cm* Mittel 92,0 cm X 1 92,00

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4. Breite der linken Schaufel Breite der rechten Schaufel

5. Durchschnittliche L~inge aller Enden

6. Zahl der Enden

7. Abzl.ige

22,7 cm 26,0 cm

17,7 cm

11 + 5*

* angenommen fiir fehlende Schaufelpartien

Summe 48,7 cm X 2 97,40

15,00

6,00

Wertziffer 303,65

Das st~irkste deutsche bei der Internationalen Jagdausstellung in Berlin 1937 aus- gestellte Elchgeweih erreichte 316,0 Punkte.

In Zusammenhang mit diesem Fund tauchte die Frage nach dem pr~ihistorischen und historischen Vorkommen des Elches in Deutschland, speziell in dem Raum westlich der Elbe, auf. Nach den Informationen, die uns freundlicherweise yon Kreisarch~iologe AtssT, Landkreis Wesermiinde, Dr. M. B~RG~R, Landesmuseum ffir Naturkunde, Miln- ster, Prof. Dr. R. D~HM, Direktor der Bayer. Staatssammlung flir Pal~iontologie und historische Geologie, MiJnchen, Museumsleiter U. Dr~EcII~R, Heimatmuseum Dorsten, Ingenieur O. ENG~LBREcrrr, Landesverein fiir H~Shlenkunde in Tirol, Biirgermeister Dr. ENZINGER, Stadt Fiissen, Dr. GOLL~B, Rheinisches Landesmuseum, Trier, Haupt- konservator Dr. E. J6Rc, Landessammlungen fiir Naturkunde, Karlsruhe, Dr. W. Joi~Ns, Amt fiir Bodendenkmalpflege, Darmstadt, Forstmeister Lo~vFK~, Ostpreuf~i- sches Jagdmuseum, Li~neburg, Dr. W. PRANGE, Geologisch-Pal~ontologisches Institut und Museum, Kiel, Dr. H. REICnST~IN, Institut f~ir Haustierkunde, Kiel, Prof. Dr. P. Sz~cFl~nzD,'Geologisch-Pal~iontologisches Institut und Geologisches Museum, Miin- ster und Kustos Dr. K. W. STRuw, Schleswig-Holst. Landesmuseum fiir Vor- und Friihgeschichte, Schlol3 Gottorf, gegeben wurden, ist der Elch (Alces alces L.) seit dem jiingeren Pleistoz~in, etwa der letzten Zwischeneiszeit, d. h. seit iiber 120 000 Jahren, in unserem Raume bekannt und vertreten. Zeitlich recht sichere pr~ihistorische Funde, wobei die vorgeschichtliche Zeit mit dem Auftreten der R~Smer in Deutschland enden soll, konnten uns fiir Schleswig-Holstein (4 Funde), Niedersachsen (1 Fund), Nord- rhein-Westfalen (1 Fund) und Bayern (2 Funde) nachgewiesen werden. Weiterhin er- hielten wir Kenntnis yon insgesamt 11 Funden ohne Altersangabe, die im wesentlichen in die postglaziale und historische Zeit fallen d~irfien und die sich auf Bayern (10) und Baden-W[irttemberg (1) verteilen. Weitere Funde, fiir die uns zumeist das Alter nicht bekannt ist, wurden uns fiir die Schweiz (13) und ESsterreich (1) nachgewiesen. In die historische Zeit fallen 2 Fundnachweise aus Hessen und 1 Fundnachweis aus Nord- rhein-Westfalen, dazu noch 2 Nachweise aus der Schweiz. Sie werden jeweils sp~it- rSmerzeitlich eingestu~, z. T. handelt es sich urn bearbeitete Geweihst[icke, yon denen natiirlich nicht bekannt ist, ob der Fundort mit dem Vorkommen des Elches gleich- gesetzt werden kann. Schlief~lich wurden wir noch auf 7 mittelalterliche Funde hin- gewiesen, die sich auf den deutschen Raum zwischen Oder und Elbe verteilen.

Unbestritten diJrfie danach das Elchvorkommen in pr~ihistorischer Zeit im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sein, was aucla noch durch den welter vorn beschrie- benen Geweihfund in Nordrhein-Westfalen erh~irtet wird. Best~itigt wird auch f~ir die- sen Zeitraum die grot~e 6kologische Valenz yon Alces alces, da beispielsweise der aus ESsterreich nachgewiesene und auf 8000 bis 9000 Jahre gesch~tzte Fund eines Elch'- kalbes in 1872 m H/She entdeckt wurde.

Mit der historischen Verbreitung des Elches hat sich PI~ELL auseinandergesetzt (PI~ELL, H.: Die Verbreitung des Elches in Deutschland zu geschichtlicher Zeit, Leip- zig: 1941, Dr. Paul Sch/Sps). FiJr den Raum westlich der Elbe sieht er den Nachweis fiJr ein Elchvorkommen in geschichtlicher Zeit nicht als erbracht an. Erst das Strom- gebiet der Oder glaubt er als gesicherte/Sstliche Verbreitungsgrenze in historischer Zeit

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annehmen zu k6nnen, fiir das Gebiet zwischen Oder und Elbe schlief~t er ein Vor- kommen nicht vollstiindig aus.

Gegen die Annahme sprechen die recht zahlreichen Nachweise aus pr~ihistorischer Zeit und einige in den Anfang der historischen Zeit zu datierende Funde. Zumindest ein inselartiges oder insgesamt zahlenmgffig geringes Vorkommen ist danach fiir den Beginn der geschichtlichen Zeit zu unterstellen. Daf~ der Elch zum Mittelalter hin als jagdwild im westlichen Deutschland praktisch keine Rolle mehr spielte, ist andererseits aber als recht sicher zu unterstellen. In dem Hausv~iterbuch yon P~TRUS DE CRESC~N- THS in der Ausgabe yon 1583 wird der Elch (Pferdthirsch) zwar kurz beschrieben und abgebildet, es heif~t aber am Schlu8 der Ausfiihrungen: ,,Norwegen die Land- schafft sol diese Thier haben, so nechst bey Brittannia ligt, welt gegen Mitternacht." Mit dem Hinweis, dai~ der Elch abgehandelt werde, obwohl es nicht Aufgabe des Buches sein solle, Tiere ferner L~inder zu beschreiben, beginnt in D6B~Ls J~iger-Prac- tica, 3. Auflage, 1783 das Capitel ,,Vom Elend-Hirsche und Thiere". Es heif~t dann: . . . . . gleichwohl aber die Elends-Hirsche und Thiere theils Orten sich in Thier-G~irten, und auch im Freyen zuweilen einige befinden, welche aus dem n~ichst angr~inzenden Pohlen und Preussen herein gebracht worden, und in erwehnten K~Snigreichen Pohlen und Preussen in grot~en W~ildern sich viele befinden, daselbst sie sich auch starck ver- mehren. Ich will demnach allhier nur etwas weniges davon melden."

Elberraschend bleibt die Feststellung, daf~ der Elch trotz grol3er Anpassungsf~ihig- keit, die in den letzten Jahren allenthalben bei der Besiedlung verschiedenartiger Le- bensr~iume hervortritt, in Westdeutschland relativ friih verschwunden ist und davor in geschichtlicher Zeit offenbar keine grot~e jagdliche Bedeutung gehabt hat.

Zusammenfassung

Beschrieben wird der Fund eines nahezu vollst~indigen Elchgeweihes bei Dorsten ira Kreis Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen. Das Alter des Fundes betr~igt nach der C-14-Methode 5270 + 50 Jahre. Die Wertziffer nach der Elchgeweihformel liegt bei 303,65 Punkten. Hin- weise zum Elchvorkommen in der Bundesrepublik Deutschland in pr~ihistorischer und histori- scher Zeit werden gegeben. E. UECKEI~MANN, D. SVIECKER und D. L/0LHNC

III. N A C H R I C H T E N

Professor Fritz Ernst 70 Jahre alt

Am 28.7. 1970 vollendete Professor Dr. oec. publ. FRITZ EI~NST in 8011 Eglharting/ Oberbayern das 70. Lebensjahr.

ERNST hat Forstwissenschai~ studiert, ist fiir Waldbau habilitiert und hat seit 1955 den Lehrauftrag ftir Jagdkunde in der Forstwissenschaftlichen Abteilung der Staatswis- senscha~lichen Fakultgt der Universit~it Mtinchen und die Leitung des Instituts fl.lr Jagd- kunde an der dortigen Forstlichen Forschungsanstalt. Hauptamtlich war ERNST bis vor wenigen Jahren Leiter des im Ebersberger Park gelegenen Forstamts Anzing. Von bier angeregt, nahm er 5kologische Untersuchungen insbesondere iiber die Ursache des Rin- densch~ilens auf, die auf dem ern~ihrungsphysiologischen Sektor yon Professor Dr. Dr. h. c. BROGGEMANN der Tier~irztlichen Fakultiit erweitert wurden. Elber seine Arbeit trug