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Pragmatik IVon:Benjamin Schwarz (1063955)Theresa Fischer (0700198)
Seminar:SE-Sprachwissenschaft„Die Funktionale Dimension der Sprachvariation“Univ.-Doz. Dr. Manfred Glauninger
Gliederung
1. Was ist Pragmatik?2. Dinge tun mit Sprache: Die
Sprechaktheorie3. Semantik oder Pragmatik?
Versuch einer Abgrenzung4. Zusammenfassung - Bezug auf
unser Seminar
1. Was ist Pragmatik?Wortbedeutung: griechisch „pragma“
Sache, Ding, Tun, Handeln(Ernst, 2004;230) beschreibt Pragmatik
als:„Einbeziehung der sprechenden
Personen und der Beschreibung von Sprache in ihrer konkreten Verwendung („in der Praxis“).“
„Pragmatik (…) besagt, dass der Sprechende mit Sprache handelt oder dass Sprache eine Rolle im menschlichen Handeln spielt.“
1. Was ist Pragmatik? Systemlinguistik VS PragmalinguistikSystemlinguistik Systematische
Konstruktion sprachlicher Äußerungen
Analyse innersprachlicher Faktoren
Lautbildung, Silbenstruktur, Wortbildung, Phrasenstruktur, Satzbildung…
Pragmalinguistik Betrachtung des
situationsgebundenen Sprachgebrauchs
Analyse der Regelhaftigkeit beim Gebrauch von Mustern
Inner- & Außersprachliche Faktoren, also die Beziehung der Äußerung◦ von Sprecher zu Hörer◦ auf den Kontext (Status der
Personen, Situation etc.)
(Vgl. Linke,Nussbaumer,Portmann;2004;9ff)
1. Was ist Pragmatik?
• „Es geht (der Pragmatik) nicht um das System der Sprache, nicht um die (…) Möglichkeiten des Baus von sprachlichen Ausdrücken und um deren Bedeutung.“
• „Vielmehr stellt sich die Frage, wie der Gebrauch von im System angelegten Möglichkeiten durch situative und kommunikative Bedingungen gesteuert wird.“
(Ernst: „Germanistische Sprachwissenschaft“;2004;230)
2. Geschichte der Sprechakttheorie
Ursprünglich ein Teilbereich der Sprachphilosophie/Logik
„Natürliche Sprache“ rückte zusehends in den Mittelpunkt: u.a. im Werk Wittgensteins
1955: Entwicklung der Sprechakttheorie von John L. AUSTIN
Modifizierung derselben Theorie durch John R. SEARLE
2. Ausgangspunkt der Sprechakttheorie
Dichotomie von konstativen und performativen Sätzen:
Konstative Sätze - sind wahr oder falsch
Performative Sätze – dienen zum Vollzug von Handlungen. bestimmte Bedingungen müssen erfüllt sein performative Verben: z. B.: taufen, kündigen, danken etc.
2. Modifizierung der Dichotomie
AUSTIN distanzierte sich bald von diesem Ausgangspunkt und gab die Dichotomie konstativer und performativer Sätze auf
-> Performative Äußerungen können auch konstativ sein
-> Jede Äußerung ist performativ
2. Der Sprechakt und seine Teilakte
Austin hat den Sprechakt in folgende Teilakte gegliedert:
1. Lokutionärer Akt: materielle Seite der Sprachäußerung: ◦ phonetisch, phatisch und rhetisch
2. Illokutionärer Akt: Absicht, Handlungszweck
3. Perlokutionärer Akt: Folgewirkungen der Lokution
2. Modifizierungen von Austins Sprechakttheorie
John R. Searle modifizierte die Gliederung nach Austin folgendermaßen:
1. Lokutionärer Akt
2. Propositionaler Akt
3. Illokutionärer Akt
4. Perlokutionärer Akt
2. Glücken und Gelingen von Sprechakten
Sprechakte können nur gelingen, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden
Ein Sprechakt gelingt/ist erfolgreich, wenn auch der perlokutionäre Effekt eintritt.
Im Gegensatz dazu glückt der Sprechakt, wenn die Illokution erreicht ist.
Glückens- und Gelingensbedingungen von Sprechakten
2. Indirekte Sprechakte
Direkte Sprechakte enthalten stets ein explizites Performativ
z.B.: Ich warne dich vor dem bissigen Hund.
Indirekte Sprechakte kleiden die Illokution in jeden beliebigen Satz die illokutionäre Kraft wirkt.
z.B.: Der Hund ist bissig! Vorsicht vor dem Hund! Nur nicht beißen lassen!
2. Sprechaktklassifikation
Nach Searle gibt es fünf grundlegende Sprechhandlungsarten:
1. Repräsentativa: Aussagen, die einen Wahrheitsanspruch verfolgen.
2. Direktiva: Versuche, den Adressaten zu einer Handlung zu bewegen.
3. Kommisiva: Äußerungen, die den Sprecher zu einer zukünftigen Handlung verpflichten
2. Sprechaktklassifikation 2
4. Expressiva: Äußerungen, die einen psychischen Zustand des Sprechers/der Sprecherin ausdrücken.
5. Deklarativa: Äußerungen, die Zustandsveränderungen bewirken und oft von außersprachlichen Ereignissen abhängen.
3. Semantik und Pragmatik - Ein Abgrenzungsversuch
Semantik & Pragmatik analysieren „Bedeutung“
Semantik erfasst Wortbedeutung / Denotation Ding, Entität, Konzept welches bezeichnet
wird◦ z.B. in der Prototypensemantik
Pragmatikerfasst gebrauchsspezifische
Bedeutung / Konnotation („Mitgesagtes“)
Diskrepanz Gesagtes – Gemeintes◦ z.B. in bei indirekten Sprechakten
3. Semantik und Pragmatik - Ein Abgrenzungsversuch
Semantik Funktion:
◦ Feststellung: Etwas befindet sich im Vorgang des „ziehen“
◦ Etwas konkreter:Feststellung: Austausch von Luftteilchen findet statt
Semantische Erfassung: ◦ Wenn (irgend-)etwas zieht,
ist Aussage wahr◦ Kontextlose
Wortbedeutung
Pragmatik Funktion
◦ Unbehagen ausdrücken◦ Aufforderung:
Fenster/Tür etc. zu schließen
Pragmatische Erfassung:◦ Weltwissen und
Erfahrung lassen uns Sub-Text erkennen
◦ Losgelöst von der reinen Wortbedeutung
Semantik & Pragmatik analysieren „Bedeutung“
Vereinfachte Definition am Beispiel: „Es zieht“
3. Semantik und Pragmatik - Ein Abgrenzungsversuch
Zentrales Problem der klaren Abgrenzung:
Beim Enkodieren/Dekodieren von Sprache setzen wir (i.d.R.) unsere gesamte kommunikative Kompetenz ein
Wo hört beim Sprechen/Verstehen die Semantik auf und wo fängt die Pragmatik an?
(Vgl. Linke,Nussbaumer,Portmann;2004;206)
3. Semantik und Pragmatik - Ein Abgrenzungsversuch Beispiel eines Abgrenzungsansatzes
„Kernbedeutung“: Alles was über Kernbedeutung hinausgeht ist
Pragmatik (die Bedeutungsnuancen) ◦ Bsp: „Er ist arm, aber glücklich“ ◦ Kernbedeutung ist „arm und glücklich“ ◦ Bedeutungsnuance ist „zwar/dennoch“-Kontrast;
„glücklich obwohl arm“
Um den Satz zu verstehen kann man Sem. & Prag. nicht getrennt verwenden Trennung nicht möglich
(Vgl. Ernst: „Germanistische Sprachwissenschaft“;183ff)
3. Semantik und Pragmatik - Ein Abgrenzungsversuch Semantik und Pragmatik bilden ein Geflecht
◦ Grenze zwischen Inner- und Außersprachlichem ist dabei nicht immer klar muss sie auch nicht
„Eine semantische Theorie kann nicht mehr als das Potential möglicher Andeutungen bereitstellen (…).“
„Andererseits gibt es das Faktum einer doch in der überwiegenden Zahl der Fälle glückenden Verständigung.“
„Sie (die glückende Verständigung) muss demnach von einer Pragmatik in Ergänzung zur Semantik erklärt werden. “ ( Ernst: „Germanistische Sprachwissenschaft“;186)
4. Zusammenfassung Pragmatik analysiert Sprache im Bezug auf die Beziehung
zwischen dem Produzenten / Rezipienten, der Äußerung und der Äußerungssituation
Die Pragmatik zeigt dabei, wie Menschen mit Sprache direkt/indirekt Handlungen vollziehen Sprechakttheorie
Handlungen vollziehen heißt dabei, dass Dinge getan werden, indem sprachliche Muster eine Form des Selbstbezuges herstellen („hiermit“)
Pragmatik analysiert Sprache und ihre „Bedeutung“ dabei mit Bezug auf inner- und außersprachliche Faktoren
Bei der Definition von „Bedeutung“ wird die Pragmatik von der Semantik ergänzt (oder andersrum)
Die kommunikative Kompetenz des „Verstehens von Bedeutung“ setzt sich sowohl aus Semantik als auch Pragmatik zusammen
4. Zusammenfassung – Bezug der Pragmatik auf unser SeminarInner- und Außersprachliche Faktoren
kommen z.B. in den Zeitungsartikeln vor◦ Diminuitiv-Suffixa sind innersprachliches
Mittel◦ Vereinfachte Satzstellung (wie in
kindgerichteter Sprache) ist innersprachliches Mittel
◦ Konnotation dieser Faktoren mit Kindersprache sind Teil unserer Erfahrungswelt aussersprachliches „Verstehen“ des Lesers
◦ Kombination der Mittel erzeugt Effekt Funktiolekt den wir durch bloße Wortbedeutung nicht unbedingt erkennen/verstehen
4. Zusammenfassung – Bezug der Sprechakttheorie auf unser Seminar
Nach Austin ist allen Sprechakten die Performanz zu gewissen Graden eingeschrieben. Ein Umstand, der auch in der Werbung, den Medien und in den jeweiligen Varietäten auf einem Metalevel bewusst verwendet werden kann. Besonders bedeutsam sind dabei die indirekten Sprechakte, da sie die Performanz nicht explizit ausdrücken, aber dennoch implizit verwenden (können).
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit !!!
Literaturverzeichnis
Ernst, Peter: „Germanistische Sprachwissenschaft“; WUV; Wien, 2004
Ernst, Peter: „Pragmalinguistik“; De Gruyter; Berlin, 2002
Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R.: „Studienbuch Linguistik“; 5. erw. Auflage; Niemeyer; Tübingen, 2004