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Pressemappe

Pressemappe - Deutsches Historisches Museum · 2020. 9. 9. · Deutsches Historisches Museum Abteilungsdirektor Kommunikation Dr. Stephan Adam Unter den Linden 2 10117 Berlin T +49

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  • Pressemappe

  • Deutsches Historisches Museum Abteilungsdirektor Kommunikation Dr. Stephan Adam Unter den Linden 2 10117 Berlin T +49 30 20304-150 F +49 30 20304-543 [email protected] Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Daniela Lange Unter den Linden 2 10117 Berlin T +49 30 20304-410 [email protected] www.dhm.de

    Presseinformation 9. September 2020

    Wie Medien Geschichte bewegen: „Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit“ im Deutschen Historischen Museum 10. September 2020 – 11. April 2021

    Die politische Öffentlichkeit ändert sich seit dem Siegeszug von Smartphones und Social Media tiefgreifend und mit offenem Ausgang: Präsidenten twittern, virtuelle Mobs hetzen, Wahlen werden manipuliert. Gleichzeitig gibt es große Hoffnungen, die sich mit diesen Medien verbinden, gerade auch in der Kritik an autoritären Regimen. Angesichts der aktuellen Debatte um die Bedeutung dieses Wandels thematisiert das Deutsche Historische Museum ab dem 10. September 2020 in der Ausstellung „Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit“ den Zusammenhang von Medien, Politik und Öffentlichkeit in Geschichte und Gegenwart.

    Die Ausstellung zeigt, wie es zum aufklärerischen Ideal demokratischer Öffentlichkeit und freier Meinungsäußerung gekommen ist: Ausgehend vom Buchdruck und seiner Bedeutung für die Reformation beleuchten Kurator Harald Welzer und Kuratorin Melanie Lyon die Entstehung bürgerlicher Öffentlichkeit im Zuge der Pluralisierung der Presselandschaft im 19. Jahrhundert über die Erfindung des Rundfunks und seine Bedeutung für das totalitäre NS-System bis hin zu den Bilderwelten des Fernsehens der Nachkriegszeit. Die Kontinuitäten und Brüche eines immer auch medial bewegten Strukturwandels der Öffentlichkeit werden dabei bis in die Gegenwart verfolgt. Dieser folgt der Technikentwicklung jeweils in einigem Abstand: Es bedarf medial besonders intuitiver Personen und Gruppen, die das politische Potenzial eines neuen Mediums erkennen und es für den eigenen politischen Erfolg einsetzen.

    Rund 200 kulturhistorische und zeitgenössische Objekte aus Deutschland, Österreich, Spanien, Großbritannien und China veranschaulichen, wie sich neue mediale Räume im Spannungsverhältnis von Öffentlichkeit und Gegenöffent-lichkeit, Zensur und Protest, Überwachung und Emanzipation entwickelten. Am Beispiel zentraler Momente der deutschen, aber auch der internationalen Medienevolution wird sichtbar, wie sich das, was wir heute als demokratische Öffentlichkeit kennen, formiert hat und auch, wie es vielleicht in Auflösung begriffen ist. Auf 1000 Quadratmetern entfalten sich dabei anhand von Originalobjekten wie den Flugschriften Martin Luthers, einer preußischen Zensurakte, einem Großlautsprecher aus der NS-Zeit oder der zerstörten

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    Hauptplatine der von Edward Snowden geleakten Dokumente die Besonderheiten und Ambivalenzen der jeweiligen Medieninnovation.

    Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum: „Die Ausstellung ist auch ein Versuch eines neuen Umgangs mit historischen Objekten: Sie stellt Medien in den Mittelpunkt, die nicht nur ,Überbleibsel’ historischer Ereignisse sind – vielmehr haben sie politisch-gesellschaftliche Umwälzungen angestoßen oder sogar erst ermöglicht. Gleichzeitig bleiben zentrale Funktionsweisen des Medienwandels oft eigentümlich unsichtbar. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung zeigt sich diese Verflochtenheit von materiellen Voraussetzungen und immateriellen Prozessen sehr deutlich. Deshalb war es mir besonders wichtig, keine technikgeschichtliche Ausstellung zu präsentieren, sondern gezielt auf das Verhältnis von medialer Entwicklung und Veränderung der politischen Öffentlichkeit zu schauen.“

    Die Kuratoren Prof. Dr. Harald Welzer und Melanie Lyon: „Neue Medien verändern nicht nur Kommunikation, sondern schaffen neue Lebenswelten, über die sich politische Öffentlichkeit im Alltag entfaltet. Das wollen wir durch unsere Inszenierung der einzelnen Abschnitte der Mediengeschichte fühl- und erfahrbar machen.“

    Fünf Epochen der Mediengeschichte

    Die Ausstellungsarchitektur inszeniert die Epochen der Mediengeschichte auf eine Weise, die die Umgestaltung der medialen Umwelten auch sinnlich erfahrbar macht. Die Reformation wird so auch als Mediengeschehen erlebbar, die anschließende Epoche der Flugschriften, Zeitungen und Manifeste als eine Phase umkämpfter Öffentlichkeit zwischen Aufbruch und Zensur. Neben den Möglichkeiten, die die Presse verschiedenen Emanzipationsbewegungen wie der Arbeiter- und Frauenbewegung bot, wurde bereits damals deutlich, dass sie auch zur Lenkung öffentlicher Meinung im Sinne des Obrigkeitsstaats genutzt werden konnte.

    Rundfunk und Fernsehen sind dagegen Echtzeitmedien und erlauben ganz neue Möglichkeiten der politischen Kommunikation, die sich in Spannungsverhältnissen von Unterhaltung und Propaganda, Aufklärung und Formierung entfalten. Ereignisse der Radiogeschichte, besonders die von Joseph Goebbels erkannte formative Kraft des Rundfunks werden genauso dargestellt wie der politische Schlüsselmoment des ersten Fernsehwahlkampfs der Geschichte, aus dem John F. Kennedy als Sieger hervorging, weil er das neue Medium weit besser beherrschte als sein Konkurrent Richard Nixon. Kunstwerke wie Harry Walters „Eichmann,

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    Fleischmann, Neckermann“ verhandeln die Wirkmacht des Fernsehens auf das subjektive Erinnern an die bundesdeutsche Vergangenheit.

    Zuletzt blickt die Ausstellung in die Gegenwart und Zukunft einer digitalen, sich nochmals pluralisierenden, aber auch polarisierenden Öffentlichkeit. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs autoritärer und populistischer Strömungen und der Sorge um das Überwachungs- und Manipulationspotenzial digitaler Medien fragt sie, was aus dem Versprechen einer demokratischen, vernetzten Weltgemein-schaft wurde. Die Ausstellungsmacher stellen dazu drei Szenarien nebeneinander: Per Zufallsprinzip betreten die Besucherinnen und Besucher einen von drei Ausstellungsgängen zur hochdynamischen Jetztzeit, zu den utopischen Hoffnungen, die in das Internet gesetzt wurden, oder den Gefahren, die mit einem digital gestützten politischen Totalitarismus einhergehen. Künstlerische Positionen wie Florian Mehnerts Fotoprojekt „Smartphone Stacks“ machen die Kehrseite digitaler Partizipation sichtbar: Der Mensch wird hier zum berechen-baren Datenmaterial. Die Ausstellung verabschiedet die Besucherinnen und Besucher mit 30 konkreten Utopien für eine digitale Zukunft, die Transparenz und Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt stellen.

    Die Ausstellung ist inklusiv und barrierefrei. Inklusive Kommunikations-Stationen, die jeweils mindestens zwei Sinne ansprechen, sind neben einem taktilen Bodenleitsystem, Gebärdensprachvideos, Ausstellungstexten in Braille, kontrastreicher Großschrift und Leichter Sprache Teil der Ausstellungsgestaltung.

    Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch in deutscher Sprache im S. Fischer Verlag (320 Seiten, 18 Abbildungen, 18 €).

  • Deutsches Historisches Museum

    Abteilungsdirektor Kommunikation

    Dr. Stephan Adam

    Unter den Linden 2

    10117 Berlin

    T +49 30 20304-150

    F +49 30 20304-543

    [email protected]

    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

    Daniela Lange

    Unter den Linden 2

    10117 Berlin

    T +49 30 20304-410

    [email protected]

    www.dhm.de

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums Raumtexte

    Einleitungstext

    Medien sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen öffentlich über die Gestaltung

    ihres Zusammenlebens kommunizieren können. Neue Medien können dazu führen,

    dass sich neue Formen politischer Öffentlichkeit ausbilden. Das zeigt etwa die Ge-

    schichte der Erfindung des Buchdrucks: So wurden im Zuge der Reformation im

    16. Jahrhundert religiöse und politische Auseinandersetzungen mithilfe tausender

    Druckschriften geführt. Zweihundert Jahre später wurde die Forderung nach Öffent-

    lichkeit zentraler politischer Entscheidungen Leitmotiv der Aufklärung.

    Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen vom Buchdruck bis zum Internet Zu-

    sammenhänge zwischen neuen Medientechnologien und politischer Öffentlichkeit.

    Nach einer technologischen Innovation vergeht meist eine gewisse Zeit, bis politi-

    sche Akteure auf den Plan treten, welche die Macht und die Möglichkeiten des

    neuen Mediums erkennen und einsetzen.

    Dieses Prinzip gilt für die Druckschriften Martin Luthers ebenso wie für die Presse-

    politik Otto von Bismarcks und für die Nutzung des Radios durch Joseph Goebbels.

    John F. Kennedy erkannte die politische Bedeutung des Fernsehens und Donald

    Trump ist der erste Politiker, der seine Macht stark über Twitter ausübt. Die Ge-

    schichte der Veränderung von politischer Öffentlichkeit durch neue Medien ist

    deshalb auch eine Geschichte von Aufstieg und Veränderung der demokratischen

    Öffentlichkeit, wie wir sie kennen.

    Buchdruck und der Kampf um die Reformation

    Das Entstehen der modernen Form von Öffentlichkeit, wie sie bis heute in den libe-

    ralen Demokratien besteht, kann mit der Erfindung des Buchdrucks und damit der

    massenhaften Produktion von Druckschriften angesetzt werden.

    Johannes Gutenberg erfand um 1450 den Druck mit Bleilettern. Er orientierte sich

    dabei am Schriftbild handgeschriebener Bücher. Erst die Reformatoren erkannten in

    der Auseinandersetzung mit der Kirche ab 1517 den Mehrwert der schnellen Produk-

    tion und weiten Verbreitung von Druckschriften.

    Die gedruckten Flugblätter und Pamphlete ebenso wie die gedruckten Bilddarstel-

    lungen Martin Luthers verbreiteten sich in kurzer Zeit massenhaft und formten die

    „Marke Luther“. Die offensive Nutzung der deutschen Sprache in Predigten, Schrif-

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    ten und der von Luther übersetzten Bibel erhöhte für viele Menschen die Zugäng-

    lichkeit politisch-religiöser Inhalte. Die Leser- und Zuhörerschaften fühlten sich oft-

    mals ermutigt, auch aktiv an der öffentlichen Diskussion teilzunehmen. Die Refor-

    mation kann als das erste große Medienereignis in der europäischen Geschichte ver-

    standen werden, Luther als der erste moderne Medienstar.

    Presse und die Entwicklung bürgerlicher Öffentlichkeit

    Die in der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert entwickelte Vorstellung vom öf-

    fentlichen Austausch von Argumenten zwischen gleichberechtigten Bürgern prägt

    bis in die Gegenwart hinein als Idealbild unsere Auffassung von Demokratie.

    Auf die Verbreitung aufklärerischen und liberalen Gedankenguts folgte in Deutsch-

    land ab 1819 mit der Einführung umfassender Zensurbeschlüsse eine restaurative

    Phase. Zeitungen, Flugblätter und Manifeste bildeten nun zentrale Medien im

    Kampf der liberalen und nationalen Opposition gegen den Obrigkeitsstaat. Die

    Jahre vor der bürgerlichen Revolution von 1848/49 waren vor allem durch die Forde-

    rung nach Pressefreiheit bestimmt. In dieser Zeit fielen die Gründungen von politi-

    schen Vereinigungen sowie von Zeitungen und Zeitschriften oft zusammen.

    Ab 1848 kristallisierten sich immer deutlicher verschiedene politische Richtungen

    heraus: von den Liberalen über die Nationalbewegung bis hin zur Arbeiterbewe-

    gung. Auch Konservative wie Otto von Bismarck interessierten sich zunehmend für

    die Möglichkeiten, mithilfe neuer Medientechniken die öffentliche Meinung zu be-

    einflussen. Begünstigt wurde diese Dynamik der Presselandschaft im 19. Jahrhun-

    dert durch neue technische Entwicklungen von der dampfbetriebenen Schnellpresse

    bis hin zur elektrischen Telegrafie.

    Rundfunk und totale Herrschaft

    Bereits im Ersten Weltkrieg wurde mit elektromagnetischer Funktechnik experimen-

    tiert, um die kabellose Übertragung von Sprache und Musik auf verschiedenen Fre-

    quenzen zu ermöglichen. Der öffentliche Rundfunk ging in Deutschland erstmals

    1923 auf Sendung. Wer ein Empfangsgerät besaß, konnte nun dem Programm fol-

    gen, das allerdings unter strenger staatlicher Aufsicht stand: Politische Debatten

    wurden in der Weimarer Republik nicht übertragen, Radiohören sollte vor allem der

    Unterhaltung dienen.

    Ab 1933 nutzten die nationalsozialistischen Machthaber das Potenzial von Rundfunk

    und Lautsprechern zur „Gleichschaltung“ und Formierung der „Volksgemeinschaft“.

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    Mit dem „Volksempfänger“ wurde das Radio zum Massenmedium. Die von Joseph

    Goebbels gelenkte Propaganda drang so in den privaten Alltag der Hörerschaft ein.

    Neben sogenannten Führerreden sowie Liveübertragungen von Großveranstaltun-

    gen und später der Kriegsberichterstattung dominierte Unterhaltung das Programm

    während der NS-Diktatur. Doch das Radio war – wie jedes Medium – potenziell auch

    anders nutzbar: Während die Radiopropaganda in der Lage war, Massen zu formie-

    ren, konnten über ausländische Sender auch systemkritische Nachrichten empfan-

    gen werden.

    Fernsehen und die Welt im Wohnzimmer

    Das Fernsehen etablierte sich in den 1960er Jahren als Leitmedium. Unabhängig von

    Alter, Bildungsstand und politischer Überzeugung war es in allen sozialen Schichten

    beliebt. Große Liveübertragungen wie die Mondlandung 1969 wurden zu weltweiten

    Fernsehereignissen und sind bis heute vielen Menschen in Erinnerung. Wie kein Me-

    dium zuvor strukturierte das Fernsehen den Alltag der Menschen bis hin zur Gestal-

    tung des Wohnzimmers und des Zeitplans am Wochenende.

    Das Fernsehen veränderte auch die politische Kultur wesentlich. Die noch stärkere

    Personalisierung von Wahlkämpfen und die Inszenierung des privaten Lebens von

    Politikern waren Medienstrategien, die in Nordamerika vorgeprägt und in Europa

    aufgegriffen wurden. Besonders John F. Kennedy setzte neue Maßstäbe auch in der

    Bundesrepublik Deutschland. Politische Macht wurde nunmehr durch starke visuelle

    Signale vermittelt.

    Die Bildmächtigkeit des Fernsehens konnte auch unerwartet politische Mobilisierun-

    gen befördern – wie die Proteste gegen den Vietnamkrieg, den ersten „Krieg im

    Wohnzimmer“. Terroristische Gruppierungen erhöhten die Wirkung ihrer Aktionen,

    indem sie die Verbreitung von Angst und Schrecken durch Massenmedien in ihre

    Anschlagsplanungen einbezogen.

    Internet und die neue Weltreichweite

    Mit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Medien verbanden Millionen

    Menschen zunächst vielfältige Hoffnungen auf politische Mitsprache und weitrei-

    chende Demokratisierung. Heute werden eher gegenteilige Effekte befürchtet. Die

    digitalen Medien führen vielfach zu Informationsmonopolen, gezielter Wählermani-

    pulation und zur Verbreitung von Unwahrheiten sowie zu Hetz- und Hasskommuni-

    kation. Online mobilisierte Bewegungen gewinnen durch die Nutzung der sozialen

    Medien politisches Gewicht. Durch die neuen Kommunikationsstrukturen verändert

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    sich aber auch der Politikstil von Politikerinnen und Politikern. Außenpolitik etwa

    wird zunehmend von Tweets geprägt.

    Neue technische Erfindungen wie personalisierte Suchmaschinen, soziale Netz-

    werke und Smartphones ermöglichen das massenhafte Sammeln von Nutzerdaten.

    Es entsteht die Gefahr, dass politische Öffentlichkeit in bisher nicht vorstellbarer

    Weise manipulierbar wird, indem mit diesen Daten Verhalten vorhersagbar und be-

    einflussbar wird. So nehmen mit den neuen Medien auch die Möglichkeiten von Ein-

    flussnahme auf Wahlen und insgesamt die Manipulation politischer Öffentlichkeit

    zu.

  • Deutsches Historisches Museum

    Abteilungsdirektor Kommunikation

    Dr. Stephan Adam

    Unter den Linden 2

    10117 Berlin

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    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

    Daniela Lange

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    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Biografien

    Prof. Dr. Harald Welzer

    Harald Welzer ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. „Opa war kein Nazi“, „Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massen-mörder werden“, der „FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2017/18“, „Selbst den-ken“, „Die smarte Diktatur“ und „Alles könnte anders sein“.

    Melanie Lyon

    Melanie Lyon studierte European Studies mit den Schwerpunkten Geschichte und Frankoromanistik in Passau und Rouen, sowie Public History an der Freien Universität Berlin. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeite-rin für das Deutsche Historische Museum Berlin.

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    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Begleitprogramm

    Symposium „Strukturwandel der Öffentlichkeit. Die Pandemie als großer Transformer“ 4. Oktober 2020, Pei-Bau, ganztägigImpulsvorträge von Maja Göpel, Albrecht Koschorke und Bernhard PörksenModeriert von Barbara Bleisch und Harald Welzer

    Weitere Veranstaltungen und Kuratorenführungen sind für 2021 geplant.

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    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Publikation

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit

    Herausgegeben von Prof. Dr. Raphael Gross, Melanie Lyon und Prof. Dr. Harald Welzer

    320 Seiten, 18 €

    ISBN 978-3-10-397030-2

    Bildung und Vermittlung

    Bitte informieren Sie sich über Änderungen im Angebot abhängig von der COVID-19-Pandemie. Gegebenenfalls können Teile der Führungen und Geschichtswerkstätten in virtueller Form durchgeführt werden.

    Aktuelle Informationen erhalten Sie unter: [email protected] oder unter 030/20304-750/-751

    Öffentliche Angebote

    -Änderungen vorbehalten-

    Öffentliche Führungen

    Mi, 16 Uhr

    Fr, 14 Uhr

    Sa, 15 Uhr

    So, 16 Uhr

    English Tour

    Mo, 4 pm

    Fr, 4 pm

    Zusätzliche Termine

    Sa, 3.10., 11 Uhr

    Do, 26.12., 11 Uhr

    Do, 2.1., 11 Uhr

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    60 Minuten

    4 € zzgl. Eintritt

    Familien- und Ferienprogramm

    -Änderungen vorbehalten-

    Sonntags, 14 Uhr:

    „Wie kommt das Wort in die Welt? Eine Mediengeschichte vom Buchdruck zum Smartphone“ (8-12 Jahre)

    13.9. / 27.9. / 11.10. / 25.10. / 8.11. / 22.11. / 6.12. / 20.12. / 3.1. / 17.1. / 31.1. / 14.2. / 28.2. / 14.3. / 28.3. / 4.4.

    8-12 Jahre, 2 € zzgl. Eintritt (bis 18 Jahre frei)

    Familienkarte 18 € (Eintritt und Führung für 2 Erwachsene und max. 3 Kinder)

    Ferienprogramm:

    „Wie kommt das Wort in die Welt? Eine Mediengeschichte vom Buchdruck zum Smartphone“ (8-12 Jahre)

    Herbstferien (12.10.20 – 23.10.2020)

    Mo + Do, 14 Uhr

    Di + Fr, 11 Uhr

    Weihnachtsferien (21.12.20 – 02.01.2021)

    Mo + Do, 14 Uhr

    Di + Fr, 11 Uhr

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    Buchbare Angebote

    Führungen für Schulklassen für Jahrgangsstufe 7-13

    Die Führung für Schulklassen bietet eine altersgerechte Auseinandersetzung mit 500 Jahren Mediengeschichte. Wie haben neue Medien wie Buchdruck, Zeitungen, Radio, Fernsehen und Internet die politische Öffentlichkeit verändert? Welche Bedeutung hatten und haben Medien in gesellschaftlichen Konflikten? Die Führung bietet zahlreiche Bezüge zur Gegenwart und stärkt fächerübergreifend die Quellen- und Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Zudem bietet sie exemplarische Anknüpfungspunkte zum Geschichtsunterricht – unter anderem zur Epoche der Reformation und des Buchdrucks, zum Zeitalter der Revolutionen und zur nationalsozialistischen Diktatur. Interaktive Stationen in der Ausstellung ergänzen das Format.

    60 Minuten

    1 € pro Schülerin bzw. Schüler

    Geschichtswerkstatt für Schulklassen für Jahrgangsstufe 7-10

    120 Minuten

    2 € pro Schülerin bzw. Schüler

    Geschichtswerkstatt für Schulklassen für Jahrgangsstufe 11-13

    150 Minuten

    2 € pro Schülerin bzw. Schüler

    Führungen für Erwachsene

    Der Einzug sozialer Medien in den Alltag hat unsere politischen Diskussionen nachhaltig verändert. Das Verhältnis von Medien und Politik war allerdings schon in der Vergangenheit dynamisch. In der Führung wird anhand von zahlreichen historischen Exponaten gezeigt, wie neu entwickelte Medien wie Flugschriften, Zeitungen, Radio, Fernsehen und Internet in den letzten 500 Jahren die politische Kommunikation und damit auch gesellschaftliche Auseinandersetzungen veränderten. Sie zeigt zudem, wie der Zugang zu politischen Öffentlichkeiten mit der Zugänglichkeit von Medien zusammenhängt. Die Führung bietet einen Überblick über alle Ausstellungsbereiche.

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    60 Minuten

    75 € zzgl. Eintritt

    Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch

    Barrierefreie und inklusive Angebote

    Die Ausstellung spricht mehrere Sinne an und lädt zum Sehen, Hören und Tasten ein. Die Gestaltung ist in weiten Teilen barrierefrei. Alle Ausstellungstexte sind in Deutsch und Englisch. Die Haupttexte stehen zusätzlich für Blinde und Sehbehinderte in Braille und Großschrift Schwarz-auf-Weiß sowie Weiß-auf-Schwarz, für Menschen mit Lernschwierigkeiten in Leichter Sprache und für Gehörlose in Deutscher Gebärdensprache zur Verfügung. Alle Textangebote sind entsprechend gekennzeichnet. Die Exponate werden auf unterschiedlichen Höhen präsentiert, die meisten Vitrinen sind für Rollstühle unterfahrbar. Die Farbgestaltung ist kontrastreich.

    Inklusive Führungen:

    -Änderungen vorbehalten-

    Jeden 1. Samstag um 13 Uhr Führung mit Objektbeschreibungen

    (7.11. / 5.12. / 2.1. / 6.2. / 6.3. / 3.4.)

    Jeden 2. Samstag Führung um 13 Uhr mit Übersetzung in DGS

    (12.9. / 10.10. / 14.11. / 12.12. / 9.1. / 13.2. / 13.3. / 10.4.)

    Jeden 3. Samstag um 13 Uhr Führung in Einfacher Sprache

    (19.9. / 17.10. / 21.11. / 19.12. / 16.1. / 20.2. / 20.3.)

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    Telefonische Führungen für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen

    Ein neues Angebot des DHM: Entdecken Sie unsere Ausstellung von Zuhause aus! Die Referentinnen und Referenten des DHM bieten Ihnen am Telefon einen Rundgang durch die Ausstellung mit Raum- und Objektbeschreibung. Sie geben einen Überblick über die Ausstellung und erläutern ausgewählte Objekte. In der Telefonkonferenz haben Sie die Möglichkeit für Rückfragen und zum Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Telefonführung richtet sich an blinde, sehbehinderte und sehende Besucherinnen und Besucher und findet unabhängig von möglichen künftigen Zugangsbeschränkungen zum DHM aufgrund der COVID-19-Pandemie statt.

    90 Minuten

    5 € pro Person

    Für Einzelpersonen und Gruppen buchbar.

    Audioguide

    in Deutsch und Englisch

    3 € pro Person zzgl. Eintritt

    Ausstellungsheft für Kinder

    Mit einem abwechslungsreichen Rätsel- und Aufgabenheft können Kinder ab 6 Jahren in der Ausstellung Zeichen entschlüsseln, Objekte erkunden und Nutzerinnen und Nutzer von Medien der letzten 500 Jahre kennenlernen. Durch die vielfältigen Aufgaben erhalten die Kinder einen spielerischen Zugang zur Geschichte von Flugschriften, Zeitungen, Radio, Fernsehen und Internet und deren Einfluss auf das Leben der Menschen.

    ab 6 Jahren

    kostenfrei zum Mitnehmen in der Ausstellung

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    Kinoprogramm

    Film und politische Öffentlichkeit

    Filmtechnische Neuerungen haben den Verlauf der Kinogeschichte – die Geschwindigkeit, Reichweite und Aktualität des Mediums – seit Beginn entscheidend geprägt. Mit medialen Innovationen wurden nicht nur andere Formen der Zuschaueradressierung und neuartige Ästhetiken möglich, sie veränderten auch entscheidend die Voraussetzungen für Filmproduktion, -distribution und -präsentation. In diesem Sinne eignet Medienentwicklungen im Kinokontext immer auch eine unmittelbare kommunikationspolitische Dimension; sie können bestehende Herrschaftsverhältnisse befördern und festigen, aber auch neuen Akteuren Handlungsräume für Öffentlichkeit bieten, die zuvor nicht existierten. Nachvollziehen lässt sich dieses Phänomen insbesondere an der Dokumentarfilmhistorie, in der kameratechnologische Entwicklungen zur Pluralisierung der Sprechorte und verbesserten Bedingungen für kritische Gegenrepräsentationen geführt haben. Für die Formierung politischer Öffentlichkeit in Beschlag genommen wurden neue technische Möglichkeiten aber auch im Spielfilm – nicht selten unter denkbar anderen Intentionen.

    Begleitend zu der Ausstellung Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit im Deutschen Historischen Museum und mit Fokus auf der deutschen Kino- und Fernsehgeschichte, wirft die Retrospektive Film und politische Öffentlichkeit Schlaglichter auf verschiedene filmtechnische Innovationen, die besonders schwerwiegend und wirkmächtig waren.

    In acht Programmen präsentieren wir Arbeiten, die zu ihrem Entstehungszeitpunkt neuartige mediale Möglichkeiten auf eindrückliche Weise ausschöpften. Die ausgewählten Filme unterscheiden sich in ihrem Gestus – von affirmativ bis subversiv –, vermitteln aber gerade in der Zusammenschau einen interessanten Eindruck davon, auf welche diversen Weisen im Laufe der Mediengeschichte neue technische Mittel von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen angeeignet wurden. (Christian Lenz)

    Das Wunschkonzert

    D 1940, R: Eduard von Borsody, B: Felix Lützkendorf, Eduard von Borsody, K: Franz Weihmayr, Günther Anders, Carl Drews, D: lse Werner, Inge Wagner, Carl Raddatz, 101‘ · 35mm

    Mi, 4.11. um 19 Uhr und So, 8.11. um 16 Uhr · Einführung: Philipp Stiasny

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    Das 1939 zu Kriegsbeginn initiierte Rundfunkprogramm „Wunschkonzert für die Wehrmacht“ war eines der erfolgreichsten NS-Medienprodukte. Vordergründig als Unterhaltungssendung angelegt, suchte das Radiospektakel gezielt die Kluft zwischen Heimat- und Kriegsfront einzubetonieren und den Volkskörper per Volksempfänger zu konsolidieren: Übertragen wurde auf allen Reichssendern, gespielt ausschließlich Musikwünsche von Wehrmachtssoldaten und ihren Angehörigen sowie korrespondierende Rührgeschichten.

    Die Popularität der Sendung führte zu einer Kinoversion, die den Integrationshorizont der Radiovorlage in das damals noch relativ neue Tonfilm-Format übersetzte. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte eines Ehepaars, das durch den Krieg getrennt wird, schließlich aber über eine Wunschkonzert-Sendung und weite Distanz wieder zusammenfindet. Ähnlich grenzüberschreitend fügt die Montage dokumentarische Aufnahmen (etwas aus Riefenstahls Olympia), Spielszenen, Vorkriegs- und Kriegsbilder, sowie Re-Enactments von Radioaufnahmen unterschiedslos aneinander, während auf der Tonspur Schlager, Militärmusik und Klassik vermengt werden. Wunschkonzert geriet zum zweiterfolgreichsten Film der NS-Zeit und wurde 1941 von 26 Millionen Zuschauern gesehen – zu einem Zeitpunkt, als die systematische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden bereits im vollem Gange war. (chl)

    A Letter Without Words

    US 1998, R/B/S: Lisa Lewenz, K: Ella Arnhold Lewenz, Lisa Lewenz, 62‘ · 16mm, OmU

    Sa, 7.11. um 19 Uhr

    In den 1920er- und 1930er-Jahren dokumentierte die Tochter einer jüdischen Bankiersfamilie und leidenschaftliche Kinoamateurin Ella Arnhold Lewenz ihren Alltag in Deutschland über Filmtagebücher. Das dabei entstandene Material liefert interessante Einblicke in das Leben einer großbürgerlichen Familie zwischen den Kriegen und zeigt Treffen mit berühmten Persönlichkeiten wie Albert Einstein und der Schauspielerin Brigitte Helm. Später entstandene Aufnahmen dokumentieren aber auch die sukzessive Faschisierung der deutschen Gesellschaft: marschierende SS-Truppen, Straßen mit Hakenkreuzfahnen und antisemitische Gängelungen. Mit einer seltenen Farbschmalfilm-Apparatur, die klandestine Beobachtungen ermöglichte, drehte Lewenz diese Bilder zu einer Zeit, als unabhängiges Filmschaffen in Deutschland strikt untersagt war.

  • Seite 8

    Rund 50 Jahre später entdeckte ihre Enkelin Lisa die Filmaufnahmen und verdichtete sie zu einer imaginierten Korrespondenz mit der Großmutter, die sie nie persönlich kennenlernen konnte. Der so entstandene experimentelle Essayfilm A Letter Without Words ist eine spannungsgeladene Auseinandersetzung um Erinnerung und historische Zeugenschaft. (chl)

    Gegenbilder – Filmische Subversion in der DDR

    Ein Gespräch mit Filmbeispielen zwischen Claus Löser und Thomas Werner

    Di, 10.11. um 19 Uhr

    Anfang der 1980er-Jahre entdeckten DDR-Künstlerinnen und –Künstler der alternativen Szene den Schmalfilm für sich. Cornelia Schleime, Helge Leiberg, Christine Schlegel und andere experimentierten mit abstrakten Formen und Übermalungen, inszenierten für die Kamera Performances oder kleine Spielszenen. Wenig später begann eine nachrückende Generation mit Super-8 und 16mm zu experimentieren. Die Filme wurden erzählerischer. Gleichzeitig intensivierte sich die Vernetzung: eine intensive Phase gegenseitiger Neugier setzte ein, kleine Festivals fanden statt, ab 1987 gab es sogar eine Samizdat-Zeitschrift, die sich ausschließlich mit unabhängigen Filmen beschäftigte: KOMA-KINO.

    In einer dialogischen Form werden der KOMA-KINO-Herausgeber Thomas Werner und der Filmhistoriker Claus Löser herauszufinden versuchen, worin das Spezifische dieser Filmszene bestand und warum die Utopie einer Parallele zum offiziellen DDR-Kino letztendlich zum Scheitern verurteilt war. War sie das? Oder ist die Frage vielleicht falsch gestellt? Die Veranstaltung geht nicht von feststehenden Thesen aus, sondern wird versuchen, anhand von Filmbeispielen, Zeitdokumenten und Aktennotizen eine Spur in die Vergangenheit zu legen, die auch in die Gegenwart führt. (cl)

    Hier Strauss – D.A. Pennebaker Meets F.J.S.

    US 1965, R: D.A. Pennebaker, 35' · Digital SD, OF

    Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern

    BRD 1967, R/B: Roman Brodmann, K: Franz Brandeis, Michael Busse, S: Dorrit Wintterlin, 45’ · Digital SD

  • Seite 9

    Do, 12.11. um 19 Uhr

    Mit dem Aufkommen von portablen 16-Millimeter-Kameras und Synchronaufnahmegeräten revolutionierte und entfesselte sich ab den 1960er-Jahren der Dokumentarfilm: Filmemachern war es nun möglich, ohne große Teams, akkurate Vorplanung und Drehbücher reale Akteure in weitgehend ungestellten Settings aufzuzeichnen und den authentischen Ton vor Ort einzufangen. Zur Maxime wurde eine Praxis des Dokumentarischen, die auf einen möglichst unmittelbaren Realitätseindruck zielt und sich durch Nicht-Intervention in das Geschehen, den Verzicht auf nachträglich hinzugefügte mediale Effekte und betont ungeschliffene Gestaltungssignaturen auszeichnet.

    Bis heute ist dieser fly on the wall-Ansatz vor allem mit dem US-amerikanischen Direct Cinema assoziiert. Einer der zentralen Protagonisten dieser Strömung, D.A. Pennebaker, drehte auch einen Film in der Bundesrepublik, das Politiker-Porträt Hier Strauss - D.A. Pennebaker Meets F.J.S. Mit mobiler Kamera begleitete der Regisseur den damaligen Fraktions- und Landeschef Franz Josef Strauß aus nächster Nähe, rückte vermeintliche Nebensächlichkeiten und private Momente in den Fokus und suchte so abseits kalkulierter öffentlicher Auftritte einen Zugang zu dem streitbaren CSU-Hardliner.

    Stark beeinflusst vom Direct Cinema war die sogenannte Stuttgarter Schule, eine Gruppe von Fernsehdokumentaristen des Süddeutschen Rundfunks, die sich meist ohne deutende Off-Kommentierungen den Widersprüchen und Verwerfungen der Wirtschaftswunder-Jahre annahmen. Die politisch brisanteste Arbeit, die im Umkreis dieser Bewegung entstand, ist Der Polizeistaatsbesuch von dem Schweizer Regisseur Roman Brodmann. Der mit drei mobilen 16mm-Crews parallel aufgezeichnete Film registriert zunächst Vorbereitungen auf den Empfang des iranischen Schah-Ehepaars Mohammad Reza Pahlavi und Farah Diba in der Bundesrepublik und verdichtet dann wichtige Stationen der Staatsbesuch-Reise, bevor er sich aus unmittelbarer Vor-Ort-Perspektive auf die von Polizisten und „Jubelpersern“ niedergeknüppelten Westberliner Protesten gegen das iranische Regime konzentriert. Aufgenommen wird dabei auch der folgenreiche Mord an dem Studenten Benno Ohnesorg. (chl)

  • Seite 10

    Tor 2

    BRD 1979, R: Klaus Wildenhahn, Jutta Uhl, Rainer Komers, Helmut Herbst, Gabriele Voss, Christoph Hübner, 32‘ · 16mm

    Paßt bloß auf – Ein Film aus der Kultur von unten

    BRD 1981, R: Medienwerkstatt Freiburg, 72‘ · Digital SD

    Fr, 13.11. um 18.30 Uhr · Einführung: Thomas Beutelschmidt

    Stärker als leichte 16mm-Kameras mit Originaltonausrüstung begünstigte die Einführung von Super-8-Material und Video-Apparaturen eine Demokratisierung und Dezentralisierung des dokumentarischen Arbeitens. Entscheidend war dafür zunächst der günstige Preis von Super-8, der es breiteren Schichten ermöglichte, sich an der Bewegtbildproduktion zu beteiligen, und es Filmemachern erlaubte, sich scheinbar unspektakulären und lokal begrenzten Ereignissen zuzuwenden. In diesem Sinne dokumentiert der gemeinschaftlich produzierte und als Solidaritätsfilm geplante Tor 2 ohne jede auferlegte Ereignishaftigkeit die Geschehnisse während eines Stahlarbeiterstreiks in der Silvesternacht 1978/79.

    Noch kostengünstiger als 8mm- und 16mm-Film, vor allem aber auch weniger voraussetzungsreich in der Handhabe, Bearbeitung und Distribution, ist Video-Material. Die Verbreitung des Mediums führte in der Bundesrepublik ab Ende der 1970er-Jahre zu einem regelrechten Boom an Filmgruppen, die im Kollektiv und mit VHS-Kameras politische Widerstände „von unten“ dokumentierten. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese Epoche ist die erste Langfilmarbeit der Medienwerkstatt Freiburg: Paßt bloß auf – Ein Film aus der Kultur von unten beschäftigt sich aus Beteiligtenperspektive mit der Freiburger Hausbesetzer- und Punk-Szene der 1980er-Jahre und überrascht mit präzise gesetzten Montagekonstellationen und ausgefallenen Videotricks. (chl)

    Lebens-Geschichte des Bergarbeiters Alphons S.

    BRD 1979, R/B: Christoph Hübner, Gabriele Voss, Alphons Stiller, 256‘ · DCP

    Sa, 15.11. um 16 Uhr

  • Seite 11

    Durch die Wiederverwendbarkeit des Materials, die vergleichsweise kompakte Apparatur und unmittelbare Verfügbarkeit des Aufgezeichneten ermöglichte Video im Dokumentarbereich ein anderes Verhältnis zur Zeit sowie neue Formen des kollektiven Filmschaffens. Die Regisseure des dichten, vielstündigen Oral History-Films Lebens-Geschichte des Bergarbeiters Alphons S. machten sich diese Chancen auf besondere Art zu Nutze. Abgesehen von einigen wenigen Foto-Inserts besteht das in acht Teile gegliederte Werk ausschließlich aus einer ausgreifenden biographischen Erzählung des titelgebenden Protagonisten. An seinem Küchentisch sitzend, gibt der Kommunist Alphons Stiller seine Lebensgeschichte von der Geburt bis zum Zweiten Weltkrieg in eigenen Worten und selbstsicherer Eloquenz wieder.

    Dass sich der fesselnde, politisch scharfsichtige Geschichtsbericht flüssig und spontan entfalten konnte, führen die Regisseure Hübner und Voss auch auf die neuartigen Möglichkeiten der Video-Aufnahme zurück, die längere ununterbrochene Aufzeichnungsdauer und das Vertrautheit schaffende minimalistische Produktions-Set-Up. Außerdem konnte das gedrehte Material Alphons Stiller direkt zur Begutachtung vorgespielt werden, sodass der Zeugnisgebende bei der Auswahl von relevanten Passagen aus über 22 Stunden Interview-Material mithalf und entsprechend als Ko-Regisseur geführt wird. (chl)

    Land der Vernichtung

    D 2004, R/K: Romuald Karmakar, S: Uwe Klimmeck, Romuald Karmakar, 140’ · Beta SP

    Mi, 18.11. um 19 Uhr und Di, 24.11. um 19 Uhr · Einführung: Christian Lenz

    Mehr noch als alle Vorgänger-Technologien begünstigen Digitalkameras Filmprojekte, die von der Planung über den Dreh bis zur Post-Produktion als Unternehmung eines einzelnen Recherche-Autors organisiert sind. Eines der wenigen radikalen Beispiele für eine solche Produktion aus Deutschland ist Romuald Karmakars Land der Vernichtung, in dem der Regisseur, ausgerüstet mit nur mit einer MiniDV-Kamera, den Spuren nachgeht, die der deutsche Genozid an den europäischen Juden im zeitgenössischen Polen hinterlassen hat. Das Werk verschleiert dabei nicht die Schwierigkeiten, mit denen eine solche Arbeitsweise einhergeht und zeigt etwa offen die Sprachprobleme, die zwischen Karmakar und der örtlichen Bevölkerung bestehen.

    Konzipiert war Land der Vernichtung eigentlich als Recherche-Projekt für eine nie realisierte Spielfilm-Arbeit über das Hamburger Reserve-Polizei-Bataillon 101, das während des Zweiten Weltkriegs direkt an der Deportation und Ermordung

  • Seite 12

    zehntausender Juden beteiligt war. Erst nach Sichtung der Aufnahmen entschied sich Karmakar, einen eigenen Dokumentarfilm aus den über 15 Stunden gedrehten Materials zu montieren. Bei seiner Premiere auf der Berlinale 2004 stieß das Werk auf kontroverse Resonanz; für eine spätere Fernsehausstrahlung wurde eine Szene entfernt. Wir zeigen Land der Vernichtung zum ersten Mal seit langer Zeit in der ungekürzten Version. (chl)

    Havarie

    D 2016, R: Philip Scheffner, B: Merle Kröger, Philip Scheffner, K: Terry Diamond, 97’ ·DCP

    Sa, 21.11. um 21 Uhr und Do, 26.11. um 19 Uhr

    Ein ungewöhnlicher Film, der seine Existenz der weitreichenden Verbreitung von Mobiltelefonen mit Video-Funktion verdankt. Mit einem solchen filmte der irische Tourist Terry Diamond von dem obersten Deck eines Kreuzfahrtschiffes ein in Seenot geratenes Schlauchboot mit 13 Geflüchteten an Bord. Den dreieinhalb-minütigen Clip stellte er unter dem simplen Titel refugees auf Youtube, wo ihn der deutsche Regisseur Philip Scheffner entdeckte. Scheffners Dokumentarfilm Havarie zeigt auf der Bildebene ausschließlich das in einer einzigen ungeschnittenen Sequenz gefilmte Handy-Video, radikal verlangsamt auf einen Frame pro Sekunde und so auf Vollfilm-Länge gedehnt. Das Schlauchboot ist dabei meistens nur als ein schemenhafter Fleck in der Meeresweite zu sehen; das reduzierte Tempo verstärkt den gespenstischen Vibe der Originalaufzeichnung.

    Über die Tonspur wird die Momentaufnahme kontextualisiert: Zu hören sind der reale Funkverkehr zwischen der spanischen Küstenwache und dem Kreuzfahrtschiff sowie O-Töne von fünf Menschen, deren Geschichten mit dem Gezeigten verbunden sind und die in ihren Erzählungen unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehen entwickeln. (chl)

  • Deutsches Historisches Museum

    Abteilungsdirektor Kommunikation

    Dr. Stephan Adam

    Unter den Linden 2

    10117 Berlin

    T +49 30 20304-150

    F +49 30 20304-543

    [email protected]

    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

    Daniela Lange

    Unter den Linden 2

    10117 Berlin

    T +49 30 20304-410

    [email protected]

    www.dhm.de

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Daten und Fakten

    Ort Deutsches Historisches Museum

    Pei-Bau, UG

    Laufzeit 10. September 2020 bis 11. April 2021

    Öffnungszeiten Freitag bis Mittwoch 10-18 Uhr, Donnerstag

    10-20 Uhr

    Eintritt Eintritt bis 18 Jahre frei

    Tagesticket 8 €, ermäßigt 4 €

    Onlinetickets: dhm.de/VonLutherzuTwitter

    Informationen Deutsches Historisches Museum

    Unter den Linden 2 | 10117 Berlin

    Tel. +49 30 20304-0 | E-Mail: [email protected]

    Internet www.dhm.de/ausstellungen

    Social Media #DHMVonLutherzuTwitter

    Ausstellungsfläche ca. 1.000 m², Pei-Bau, UG

    Umfang der Ausstellung Rund 220 Objekte aus Deutschland, Österreich,

    Spanien, Großbritannien und China

    Präsident Prof. Dr. Raphael Gross

    Abteilungsdirektorin

    Ausstellungen

    Ulrike Kretzschmar

    Projektleitung Dr. Arnulf Scriba

    Kurator und Kuratorin Prof. Dr. Harald Welzer und Melanie Lyon

    http://www.dhm.de/ausstellungen

  • Seite 2

    Konzept Prof. Dr. Werner Konitzer, Melanie Lyon, Dr.

    Matthias Miller, Dr. Arnulf Scriba, Prof. Dr.

    Harald Welzer

    Projektassistenz Sebastian Jaehn

    Ausstellungsgestaltung Nadine Rasche, Werner Schulte

    Förderer Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

  • PRESSEBILDER

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öff entlichkeit

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    10. September 2020 bis 11. April 2021

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    be des Quellennachweises verwendet werden.

    TontrommelSalzmünder Kultur, 3375–3075 v. Chr.© Landesamt für Denkmalpfl ege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták

    Eingeklebtes Lutherporträt in der Erstausgabevon Martin Luthers Übersetzung des Alten TestamentsRadierung nach einer Zeichnung von Lucas Cranach, d.Ä. (1472-1553), 1579© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Bibel-S. 4° 197:1 (1)

    1 2

    Der PapsteselMartin Luther (1483–1546), Lucas Cranach d.Ä (1472–1553) / Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä.© Deutsches Historisches Museum/S. Ahlers

    3 4 Der Anti-ZeitgeistJohann Michael Voltz (1784–1858) , Nürnberg 1819 Radierung, koloriert (Reproduktion)© Deutsches Historisches Museum/I. Desnica

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    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öff entlichkeit

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    10. September 2020 bis 11. April 2021

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    Der ZeitgeistJohann Michael Voltz (1784–1858) , Nürnberg 1819 Radierung, koloriert (Reproduktion)© Deutsches Historisches Museum/I. Desnica

    Deutsche Tribüne

    München, 17. Juli 1831 (Reproduktion)Johann Georg August Wirth (1798–1848)© Bayerische Staatsbibliothek, MünchenFür die Datei in hoher Aufl ösung wenden Sie sich bitte an [email protected]

    5 6

    LesekabinettHeinrich Lukas Arnold (1815–1854)Dresden, um 1840 Öl auf Leinwand© Deutsches Historisches Museum/A. Psille

    7 Die EmanzipierteJohann Baptiste Reiter (1813–1890)wohl Österreich, um 1847 © Oberösterreichisches Landesmuseum Linz

    8

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    Der gefesselte PrometheusLorenz Clasen, 1843 © Deutsches Historisches Museum/S. Ahlers

    Die Zeitungs-PolitikerLeipzig, 1849Lithografi e (Reproduktion)

    © Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deut-

    schen Nationalbibliothek Leipzig

    9

    11 12

    Verkauf der WahrheitJohann Nepomuk Höfel (1786–1864)

    Wien, 1848 (Reproduktion)

    © akg-images

    Für die Datei in hoher Aufl ösung wenden Sie sich

    bitte an [email protected]

    10

    Anfänge der RadioübertragungRadiohören beim Motorradfahren, 1928

    Originalaufnahme im Archiv von ullstein bild

    © ullstein bild

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    Zeitbilder. Illustrierte Beilage der Vossischen Zeitung

    Berlin, 19. November 1933© Deutsches Historisches Museum/I.Desnica

    13 14

    15 Volksempfänger VE 301 wNeufeldt & KuhnkeKiel, 1936© Deutsches Historisches Museum/A. Psille

    16Verhaftung sozialdemokratischer Rundfunk-FunktionäreOranienburg, 1. August 1933Fotoreproduktion© Deutsches Historisches Museum

    Telefunken-PilzlautsprecherAufgestellt zu Testzwecken auf der Berliner Schlossbrücke am Zeughaus (heute Deutsches Historisches Museum), um 1935/36 © SDTB / Historisches ArchivDieses Motiv ist nicht Teil der Ausstellung.

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    Politische Plakate mit Aufrufen zum Boykott der VolkszählungBundesrepublik Deutschland, 1987© Deutsches Historisches Museum/Scan TU Berlin

    Smartphone StacksFlorian Mehnert (geb. 1970)2020© Courtesy of Florian Mehnert

    17 18

    NSA-Tapped Fiber Optic Cable Landing SiteMastic Beach, New York, United States, 2015 Trevor Paglen (geb. 1974)© Courtesy of the Artist and Altman Siegel Gallery, San Francisco

    19 Fatma Iktasari und Shabnam Kazimi in Männer-kleidung während eines WM-Qualifi kationsspiels 2012

    Teheran, 2012

    © Courtesy of Mehdi Mousavi

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    Eye ContactGe Yulu (geb. 1990)China, 2016Single channel video, 2h:14m:52s© Ge Yulu; Courtesy Beijing Commune and the Artist

    21

  • S. Fischer Verlage | Presseleitung Sachbuch | Heidi Borhau Hedderichstraße 114 | D-60596 Frankfurt am Main|Tel. +49 (0) 69 6062 395 | Fax +49 (0) 69 6062 414

    www.fischerverlage.de | [email protected]

    Raphael Gross / Melanie Lyon / Harald Welzer (Hg.)

    Von Luther zu Twitter Medien und politische Öffentlichkeit

    ET 26. August 2020

    • Das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung »Von

    Luther zu Twitter. Medien und politische

    Öffentlichkeit« im Deutschen Historischen Museum

    in Berlin ab dem 10. September 2020

    • Mit Texten von Andreas Bernard, Klaus Brinkbäumer,Gerd Koenen, Bernhard Pörksen u.a.

    Die politische Öffentlichkeit hat sich radikal gewandelt. Doch wenn man auf die Geschichte schaut, dann hatten technologische Entwicklungen wie der Buchdruck, die Telegraphie oder das Radio immer eine gewisse Latenzzeit, bis ein jeweiliger politischer Akteur ihre Potenz für politische Kommunikation erkannt und genutzt hat. Diese Struktur gibt dem Band seine Form:

    Einem technikgeschichtlichen Essay zur jeweiligen Medientechnologie folgt jeweils ein biographisch-medientheoretischer Text über die Person, die das politische Potential des neuen Mediums erfasst und einen tiefgreifenden Strukturwandel der Öffentlichkeit eingeleitet hat. Das traf schon auf Luther und die Reformation zu und gilt bis heute, wo zum Beispiel die Außenpolitik sich radikal gewandelt hat, weil sie über Twitter stattfindet. Ein Band mit überraschenden Befunden zu einem brandaktuellen Thema.

    Raphael Gross ist seit 2017 Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin. Davor leitete er als Direktor das Leo Baeck Institute in London, das Jüdische Museum und das Fritz-Bauer-Institut in Frank-furt am Main sowie das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Kultur und Geschichte in Leipzig, wo er gleich-zeitig den Lehrstuhl für jüdische Geschichte an der Universität Leipzig innehatte. Melanie Lyon studierte European Studies mit den Schwerpunkten Geschichte und Frankoromanistik in Passau und Rouen. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Deutsche Historische Museum Berlin. Harald Welzer ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformations-design an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen. Seine Bücher erscheinen im S. Fischer Verlag, u.a. »›Opa war kein Nazi‹«, »Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden«, der »FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2017/18«, »Selbst denken«, »Die smarte Diktatur« und zuletzt »Alles könnte anders sein«.

    Von Luther zu Twitter – Medien und politische Öffentlichkeit

    320 Seiten | Broschur |Euro 18,00 (D) | ISBN: 978-3-10-397030-2

  • 27. März bis 18. Oktober 2020 (geöffnet ab 11. Mai 2020)

    Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    10. September 2020 bis 11. April 2021

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Ab 20. August 2020

    Beethoven | Freiheit

    Ein Themenpfad in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen

    Museums

    11. Dezember 2020 bis 20. Juni 2021

    Report from Exile – Fotografien von Fred Stein

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    18. Juni 2021 bis 9. Januar 2022

    Die politische Geschichte der documenta (AT)

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    PROGRAMM 2020/2021

  • 27. August 2021 bis 6. Februar 2022

    Künstler des Nationalsozialismus nach 1945 (AT)

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Dauerausstellung

    Deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

  • 27. März 2020 bis18. Oktober 2020(geöffnet ab 11. Mai 2020)

    Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Das 20. Jahrhundert sei ohne Hannah Arendt gar nicht zu verstehen, meinte der

    Schriftsteller Amos Elon. Arendt prägte maßgeblich zwei für die Beschreibung

    dieses Jahrhunderts zentrale Begriffe: „Totale Herrschaft“ und „Banalität des

    Bösen“. Dabei blieben ihre Urteile selten unwidersprochen.

    Die Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ ermöglicht es, einem

    subjektiven Blick auf das 20. Jahrhundert zu folgen und ein Leben – und Werk –

    kennenzulernen, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt:

    Totalitarismus, Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, der Eichmann-Prozess,

    der Zionismus, das politische System und die Rassentrennung in den USA,

    Studentenproteste und Feminismus. Zu all diesen Themen äußerte Arendt

    dezidierte Meinungen und Urteile, die noch heute voller Sprengkraft sind.

    Angesichts einer wachsenden Pluralisierung unserer Lebenswelten, eines

    beschleunigten Wertewandels und eines darauf reagierenden Bedürfnisses nach

    populistischen Lösungen nimmt die Ausstellung die Ausbildung der Urteilskraft in

    den Blick.

    Die Ausstellung wird kuratiert von Monika Boll.

    Pei-Bau 1. + 2.OG

  • 10. September 2020 bis 11. April 2021

    Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Die aktuelle Diskussion um die Veränderung der politischen Kultur durch das

    Internet ist für das Deutsche Historische Museum Anlass, den Zusammenhang von

    Medien, Politik und Öffentlichkeit zu thematisieren – schließlich waren mediale

    Innovationen stets ein wichtiges Mittel politischer Akteure, die Öffentlichkeit in bis

    dato ungeahnter Weise zu beeinflussen und zu prägen.

    Die Ausstellung „Von Luther zu Twitter. Medien und politische Öffentlichkeit“

    spannt den Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Ausgehend vom

    Buchdruck und seiner Bedeutung für die Reformation werden das Zeitungswesen

    des 18. und 19. Jahrhunderts, die besondere Rolle des Rundfunks in den 1920er bis

    1940er Jahren und die des Fernsehens der ersten Nachkriegsjahrzehnte

    beleuchtet. Die Kontinuitäten und Brüche eines immer auch medial bewegten

    Strukturwandels der Öffentlichkeit – zwischen Repression und Emanzipation –

    werden dabei bis in die heutigen Entwicklungen verfolgt.

    Die Ausstellung wird kuratiert von Harald Welzer und Melanie Lyon.

    Pei-Bau UG

  • Ab 20. August 2020

    Beethoven | Freiheit

    Ein Themenpfad in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Ludwig van Beethoven wird am 17. Dezember 250 Jahre alt. Er gilt als

    Revolutionär, der nicht nur um Freiheit auf dem Gebiet der Tonkunst rang, sondern

    auch für die Ideale der Französischen Revolution eintrat. Im Jubiläumsjahr 2020

    holt das DHM den Komponisten zurück in seine Zeitumstände: Über Etappen der

    Beethoven-Rezeption im SED-Regime, der NS-Diktatur und im Kaiserreich führt

    der Themenpfad zu den Kernthemen im Leben und Werk des Komponisten –

    Aufklärung und Revolution, Befreiung und Restauration, Liebe und Leiden. Die

    Intervention stützt sich auf Exponate der Dauerausstellung und auf Objekte der

    eigenen Sammlung, die bislang noch nicht gezeigt wurden. Partizipative und

    inklusive Stationen laden dazu ein, Beethoven mit verschiedenen Sinnen

    kennenzulernen.

    Der Themenpfad wird kuratiert von Christian Kämpf.

    Zeughaus 1.OG

  • 11. Dezember 2020 bis 20. Juni 2021

    Report from Exile – Fotografien von Fred Stein

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    In seiner Ausstellung „Report from Exile – Fotografien von Fred Stein“ stellt das

    Deutsche Historische Museum den deutsch-amerikanischen jüdischen Fotografen

    Fred Stein (1909–1967) vor, dessen umfangreiches fotografisches Werk

    untrennbar mit den Themen Emigration und Exil verbunden ist. Der Dresdener

    Jude wurde im Juni 1933 aus dem sächsischen Justizdienst entlassen und musste

    im Herbst 1933 aus Deutschland fliehen. Im Pariser Exil begann er als Porträt- und

    Pressefotograf zu arbeiten und zählte damit zu den zahlreichen autodidaktischen

    Fotografinnen und Fotografen jüdischer Herkunft. Nach der erneuten Flucht 1941

    nach New York führte Stein die Porträtfotografie mit einem Schwerpunkt auf

    Schriftstellerporträts fort und trug – wie er selbst es bezeichnet hat – „die größte

    Sammlung von Fotos solcher Autoren [Emigranten], die ein Fotograf je selbst

    gemacht hat“, zusammen.

    Die Ausstellung zeichnet parallel zu diesem historischen Schwerpunkt anhand von

    zahlreichen Presse- und Straßenfotografien, Publikationen und Dokumenten den

    beruflichen Weg des Autodidakten nach. Ausgewählte Beispiele belegen, wie

    Stein, der 1930 in Leipzig ein Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen

    hatte, um die Durchsetzung seiner Bildrechte kämpfen musste, um den

    Lebensunterhalt für seine Familie zu verdienen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt

    auf Steins Pariser Schaffensperiode und der Thematik des Exils. Dokumente und

    Objekte aus den Sammlungen des Deutschen Historischen Museums und anderen

    Archiven zur Tätigkeit der deutschsprachigen Emigranten in Paris verdeutlichen

    den politischen und kulturellen Kontext.

    Die Ausstellung wird kuratiert von Ulrike Kuschel.

    Pei-Bau 1.OG

  • 18. Juni 2021 bis 9. Januar 2022

    Die politische Geschichte der documenta (AT)

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Die ästhetisch-politische Geschichte der Bundesrepublik spiegelt sich in

    besonderer Weise in der documenta: Seit ihrer Gründung 1955 wurde sie immer

    wieder zu einem Ort, an dem sich zentrale Aspekte der deutschen Nachkriegs-

    geschichte, die Spuren des Nationalsozialismus, die Blockbildung des Kalten

    Krieges und das Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Gesellschaft

    widerspiegelten. Die Ausstellung macht die kulturpolitischen Netzwerke sichtbar

    ebenso wie die Impulse, die die international angelegte Großausstellung zwischen

    1955 und 1997 auf die bundesrepublikanische Gesellschaft hatte. Erstmals

    kommen in Interviews die Künstlerinnen und Künstler und

    Ausstellungsmacherinnen und -macher selbst zu Wort.

    Begleitend dazu konterkariert die Ausstellung „Künstler des Nationalsozialismus

    nach 1945“ (AT) das Bild des radikalen ästhetischen Neuanfangs, das seit ihrer

    Premiere 1955 mit der Großausstellung verbunden wird.

    Die Ausstellung wird kuratiert von Lars Bang Larsen, Julia Voss und Dorothee

    Wierling.

    Gefördert durch die

    Pei-Bau UG + EG

  • 27. August 2021 bis 6. Februar 2022

    Künstler des Nationalsozialismus nach 1945 (AT)

    Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

    Die sogenannte Gottbegnadetenliste wurde im August 1944 von Adolf Hitler

    und Joseph Goebbels zusammengestellt: 1.041 „Künstler im Kriegseinsatz“,

    unter ihnen 104 Bildhauer und Maler, galten als „unabkömmlich“ und blieben

    vom Fronteinsatz verschont. Bis auf wenige Ausnahmen lebten und arbeiteten

    hochrangige Künstler des Nationalsozialismus wie Arno Breker, Hermann

    Kaspar, Willy Meller, Werner Peiner, Richard Scheibe und Adolf Wamper auch

    nach 1945 in der Bundesrepublik. Sie übernahmen Lehrtätigkeiten, beteiligten

    sich an Preisverleihungen und Wettbewerben, erhielten Aufträge aus Politik

    und Wirtschaft und produzierten vielfach Kunst im öffentlichen Raum. Ihre

    Gestaltungen von Denkmälern, Brunnen, Standbildern auf Plätzen, Fassaden

    und Foyers prägten und prägen das Gesicht prominenter Orte in

    westdeutschen Städten.

    Die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums nimmt nun erstmals die

    Nachkriegskarrieren sogenannter gottbegnadeter bildender Künstler, deren

    Rezeption und die damit verbundene Kontinuität einer antimodernen

    Kunstauffassung in den Blick. Begleitend zur Ausstellung „Die politische

    Geschichte der documenta“ (AT) konterkariert sie das Bild des radikalen

    ästhetischen Neuanfangs, das seit ihrer Premiere 1955 mit der Großausstellung

    verbunden wird.

    Die Ausstellung wird von kuratiert von Wolfgang Brauneis.

    Gefördert durch die

    Pei-Bau 2. OG

  • Dauerausstellung

    Deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall

    Die Dauerausstellung im Zeughaus vermittelt einen umfassenden Einblick in

    rund 1500 Jahre Vergangenheit. Der Rundgang durch die Ausstellung führt über

    zwei Ebenen durch die historischen Epochen der deutschen Geschichte im

    europäischen Kontext: Zu Beginn wird im Obergeschoss die Veränderung von

    Grenzverläufen in Deutschland und Europa und die Geschichte der deutschen

    Sprache thematisiert. Der anschließende Rundgang führt vom Mittelalter über

    die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg bis hin zum deutschen

    Kaiserreich und Ersten Weltkrieg. Im Erdgeschoss setzt er sich mit der

    Weimarer Republik, dem NS-Regime, der Geschichte beider deutscher Staaten

    bis zum Mauerfall und zur deutschen Einheit fort.

    7000 historische Objekte erzählen von Menschen, Ideen, Ereignissen und

    geschichtlichen Abläufen. Im Zentrum steht dabei die politische Geschichte,

    gestaltet durch Herrscher, Politiker und verfassten Gemeinschaften. Eine

    thematische Ergänzung und Vertiefung bieten Räume zum Alltagsleben

    unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und Schichten.

    Zeughaus

    1. Titelblatt2. PM3. Raumtexte3.1 Biografien Kuratoren4. Begleitprogramm5. Factsheet6. Begleitband_Fischer Verlag7. Ausstellungsvorschau_2020-212. PM.pdfPresseinformation 9. September 2020