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1 Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay Vorlesung: Grundlagen der Sportpädagogik im WS 2005/2006 Textfassung der PowerPoint-Präsentation vom 29.11.2005 4. Themenbereich: Gesellschaftliche Voraussetzungen der Erziehung „Was ist dran an den motorischen Defiziten unserer Kinder?“ Empirische Untersuchungen zum motorischen Entwicklungsstand von Vorschul- und Grundschulkindern. 1. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?“ – Gilt dies auch für die Mo- torik? - Warum ist ein niedriges motorisches Niveau im Kindesalter ein Problem? - Schulkindalter: gutes Lernalter für motorische Fertigkeiten

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Prof. Dr. Christa Kleindienst-Cachay

Vorlesung: Grundlagen der Sportpädagogik im WS 2005/2006

Textfassung der PowerPoint-Präsentation vom 29.11.2005

4. Themenbereich: Gesellschaftliche Voraussetzungen der Erziehung

„Was ist dran an den motorischen Defiziten unserer Kinder?“ Empirische Untersuchungen

zum motorischen Entwicklungsstand von Vorschul- und Grundschulkindern.

1. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?“ – Gilt dies auch für die Mo-

torik?

- Warum ist ein niedriges motorisches Niveau im Kindesalter ein Problem?

- Schulkindalter: gutes Lernalter für motorische Fertigkeiten

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- motorischen Fertigkeiten gliedern sich in:

- elementare motorische Fertigkeiten, wie z. B. gehen, laufen, springen, hüpfen,

klettern

- sportmotorischen Fertigkeiten, wie z. B. Kraulschwimmen, Felgaufschwung

machen, eine Rolle vorwärts machen

- motorischen Fähigkeiten: die Vermögen bzw. die Kräfte, die zugrunde liegen müs-

sen, damit motorische Fertigkeiten ausgeführt werden können: Ausdauer, Kraft,

Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit.

- Im Kindesalter werden die Grundlagen der Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgebildet.

- wichtig: die vielseitige Entwicklung der motorischen Fähigkeiten (insbesondere der

Koordinationsfähigkeit!)

- Koordinationsfähigkeit nimmt schon etwa ab dem 25. Lebensjahr wieder ab

- Gründe für die günstigen Lernvoraussetzungen im Alter von etwa 6-10 Jahren:

- hohe Mobilität der Kinder

- biometrische Ursachen: Körperproportionen weisen vorteilhafte Relationen auf

- durch Hirnreifung verbesserte Bedingungen des motorischen Lernens

- bessere Konzentrations- und motorischen Merkfähigkeit

- was in dieser Phase versäumt wurde, ist schwer nachholbar!

2. Was können Kinder motorisch heute noch? - „ Katastrophenmeldungen“ von Leh-

rern, Ärzten, Bewegungsforschern

zentrale Fragestellung: Was können unsere Kinder im Vergleich mit früheren Kindern?

- viele Kinder zeigen körperliche und motorische Defizite :

- medizinische Befunde: wie z.B. Übergewicht, Haltungsschwächen

- pädagogische Befunde: Lern- und Leistungsstörungen und motorische Defizite, z. B.

Schulanfänger können nicht auf einem Bein stehen, nicht mehr rückwärts gehen,

Störungen wie Dyskalkulie, Lese-Rechtschreib-Schwäche nehmen zu

- Zahlen darüber sind aber sehr uneinheitlich!

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- nach den ärztlichen Schuleingangsuntersuchungen zeigen 10 % der Schulanfänger

motorische Defizite Bewegungsforscher und Pädagogen schätzen dagegen bis zu 50

% !

- ein Grund für die Diskrepanzen: Verfahren der Mediziner zur Diagnose der mot.

Kompetenzen bei den Einschulungsuntersuchungen sind nicht objektiv!

SportlehrerInnen beobachten: Grundschüler beherrschen einfache sportmotorische Fertigkei-

ten nicht mehr

- in den Massenmedien: „ Katastrophenmeldungen“ :

- konditionelle Fähigkeiten der Kinder haben angeblich in den letzten 20 Jahren pro

Jahr um ca. 1% abgenommen

3. „Was können Kinder heute noch im Vergleich zu früher?“– ausgewählte Ergebnisse

wissenschaftlicher Untersuchungen zum motorischen Entwicklungsstand

Auch die verschiedenen sportwissenschaftlichen bzw. psychomotorischen Studien kommen

zu keiner einheitlichen Antwort auf unsere Frage:

Es gibt:

- Studien, die große Defizite (im Vergleich zu früher) beschreiben: Obst/Bös 1997; Dor-

del/Rittershausen 1997; Eggert u.a. 2000; Schott 2001;

- Studien, die keinen oder nur geringe Defizite nachweisen: Kretschmer u.a. 2000;

Rethorst 2003

Warum ist das so?

Was braucht man zu Beantwortung der Frage „Waren unsere Kinder motorisch früher

besser als heute“?

- Replikationsstudien: d.h. 2 Studien in zeitlichem Abstand die 2. Studie frühestens 5

Jahre später unter denselben Fragestellungen, mit derselben Methode und (möglichst)

denselben Rahmenbedingungen erfolgen sollte

- mit Altersgleichen

- möglichst große Zahl von Kindern

- Auswahl der Untersuchungsgruppe muss repräsentativ sein.

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- solche Studien sind rar!

Beispiele: u.a. Studien von: Eggert u.a. 2000

WIAD-Studien

Rethorst 2003

Darstellung der Replikationsstudie von Eggert u.a. (Universität Hannover)

- Forschergruppe von Psychomotorikern

- Studie: 1985 ; 2. Studie: 1995

- Alter der Kinder: 7 – 10 Jahre

- 90 Kinder aus Stadtgebiet Hannover, 90 Kinder aus ländlichen Gemeinden

- 45% der Schülerschaft waren Mädchen, 55% waren Jungen

- Je zur Hälfte: Kinder aus Grundschulen und Sonderschulen für Lernbehinderte

- Untersuchungsinstrumentarium bei beiden Terminen: Kurzfassung des DMB

(=Diagnostisches Inventar motorischer Basiskompetenzen, entwickelt von Eggert)

- 12 Übungen, untersucht wurden motorische Fähigkeiten: und zwar Gelenkigkeit, (d.h.

Beweglichkeit), Kraft/Ausdauer, Schnelligkeit, Gleichgewicht (= Teil der Koordinati-

on) sowie Wahrnehmungsfähigkeiten (auditiv, visuell, taktil).

- Test dient ausschließlich als interventionsorientierte Förderdiagnostik

- Tests eingebettet in Spielsituationen

- standardisierter Test (ähnlich z. B. Körperkoordinationstest für Kinder =KTK von

Kiphard/ Schilling oder dem MOT =Test motorischer Basiskompetenzen von Vol-

kamer/ Zimmer)

Der Test enthielt folgende Übungen:

Gleichgewicht: Übung : Auf einem Bein stehen

Übung : Balancieren auf der Langbank

Kraft/ Ausdauer: Übung : Spannbogen

Übung : Springen im Wechsel

Schnelligkeit: Übung: Dreieckslauf

Übung: Springen im Wechsel

Übung: Wege nachzeichnen

Übung: Geometrische Formen kennzeichnen

Gelenkigkeit: Übung: Über den Gymnastikstab steigen

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Übung: Wege nachzeichnen

Übung: Springen im Wechsel

Wahrnehmung: Übung: Richtungshören(auditiv)

Übung: Klingendes Tor(auditiv und kinästhetisch)

Übung: Geometrische Formen kennzeichnen visuell)

Übung: Wege nachzeichnen (visuell)

Übung : Blind Formen tasten und legen (taktile)

Hauptergebnis des Vergleichs zwischen 1985 und 1995:

Alle 1995 getestete Gruppen zeigen deutliche Verschlechterung !

Ergebnisse im Einzelnen:

1. Hypothese: Die motorischen Fähigkeiten der Kinder, und zwar der Grundschüler und

der Sonderschüler, haben sich in den letzten 10 Jahren verschlechtert!

Anmerkung: Grundschüler und Sonderschüler wurden nicht gegeneinander getes-

tet!

Ergebnisse:

- Der Vergleich der Ergebnisse der Grundschulen ergab bei 5 Übungen 1995 signi-

fikant niedrigere Lösungshäufigkeiten als 1985.

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- bei den Sonderschülern: bei 5 Übungen war die Lösungshäufigkeit 1995 signifi-

kant niedriger als 1985

Eindeutige Minderleistungen:

- taktile Wahrnehmung, (in der Grundschule wie in der Sonderschule)

- visuelle Wahrnehmung (nur in der Sonderschule)

- geringere Kraft- /Ausdauerleistung (nur Sonderschule)

Vergleich der Altersgruppen: insgesamt eine durchgehend schlechtere Leistung auf allen

Altersstufen aber: erst mit zunehmendem Alter auch statistisch signifikant

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- Minderleistungen bei allen Basiskompetenzen kann man bei den ältesten

Kindern (10 Jahre) beobachten

- Im Wahrnehmungsbereich verringerten sich bei allen Kindern die Leistungen

- Mögliche Ursachen nach Eggert u.a. :

- Schädigungen der Sinnesorgane oder der zentralmotorischen Steuerung oder ge-

störte Verarbeitung von Reizen.

- Veränderte Umweltbedingungen und dadurch veränderte Entwicklungsbedingun-

gen

2. Hypothese:

Die Grundschüler sind den Sonderschülern in den Übungen überlegen.

Diese Hypothese konnte sowohl durch die 1985er als auch durch die 1995er Untersuchung

bestätigt werden.

Ausnahme: Übung 3 "Dreieckslauf". Hier erzielten die Kinder der Lernbehindertenschule

bessere Werte als die Grundschüler

3. Hypothese:

Schüler aus dem ländlichen Einzugsgebiet sind Schülern aus der Stadt überlegen.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen in fast allen Bereichen einen Vorsprung der Landkin-

der:

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Aber:

- Untersuchungsergebnisse zum Stadt-Land- Vergleich waren 1995 weniger deut-

lich als erwartet (d.h., auch Landkinder werden motorisch schwächer!)

- problematisch: Stadtkinder: deutlich niedrigere Lösungshäufigkeit bei „Gleichge-

wicht“

Ich fasse zusammen:

- von 1985 bis 1995: deutliche Verschlechterungen in vielen getesteten Bereichen!

- Unterschiede zwischen Stadt- und Landkindern nivellieren sich allmählich

- Unterschiede zwischen den Grundschülern und den Schülern der Schule für Lern-

behinderte haben sich verschärft

Grund: Klientel der Schule für Lernbehinderte hat sich verändert (es gibt mehr mehrfach

behinderte Kinder in der SLB)

4. Wieso gibt es so extreme pro und contra Ergebnisse zur Frage: Sind unsere Kinder

heutzutage motorisch schlechter entwickelt als die Kinder früherer Generationen?

Warum sind die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen kontrovers?

(Eggert u. a finden große Unterschiede, Kretschmer u.a. (2000) und Rethorst (2003) finden

nur geringe Unterschiede)

3 Ursachen:

I. Es kommt darauf an, in welchem Alter getestet wird.

- Im Vorschulalter sind Defizite offenbar noch gering, im späten GS-Alters sind sie

höher

im Jugendalter noch höher

- Erklärung: Sitzzwang (in der Schule u.a.) nimmt zu, freies Bewegungsspiel nimmt

weiter ab

II. Was wird getestet?

- die verschiedenen Tests testen Unterschiedliches, sind also nicht vergleichbar

III. Die getesteten Gruppen sind von ihren sozialen Bedingungen her nicht ver-

gleichbar gleich!

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Es gibt nicht d i e Kinder, sondern stets nur Kinder, die bestimmten sozialen Gruppen

angehören!

Es gibt im Hinblick auf die motorischen Kompetenzen Problemgruppen!

Welche negativen Bedingungen sind die Ursachen für Problemgruppen?

- Zusammenhang zwischen Nichterreichbarkeit von Spielflächen, hohem Fernsehkon-

sum, niedrigem sozialem Milieu der Familie einerseits und motorischen Defiziten

andererseits ist erkennbar;

- Motorische Defizite: vermehrt in Familien der Arbeitsmigranten; dort sind Mädchen

stärker betroffen als Junge;

- negative Additionseffekte verschiedener dieser Faktoren;

- auf Sonderschüler in der Schule für Lernbehinderte treffen besonders viele dieser

Faktoren zu.

Welche positive Bedingungen gibt es?

- Freispielflächen hausnah, leicht erreichbar (z. B. verkehrsberuhigte „Spielstraßen“)

- Familiale Unterstützung des freien Bewegungsspiels

- Einschränkung des Fernsehkonsums und der PC-Nutzung im Kindesalter durch die

Mutter

- Mitgliedschaft im Sportverein

5. Konsequenzen für die Sportpädagogik aus den empirischen Studien

- Katastrophenstimmung ist nicht angesagt

- aber zum Hände in den Schoß legen ist auch kein denn Anlass:

- ohne grundlegende motorische Kompetenzen ist ein Anschluss an die sportive Frei-

zeitkultur nicht möglich.

- Und: Motorische Entwicklungsrückstände im Kindesalter ziehen häufig Lern- und

Leistungsstörungen in der Schule nach sich

- spezielle Problemgruppen signalisieren gezielt Förderbedarf:

- Und hier noch ein gesundheitliches Argument: Fettleibigkeit, Stoffwechselerkran-

kungen und Herzkreislauferkrankungen sowie degenerative Rückenerkrankungen sind

weiter auf dem Vormarsch und werden unser Gesundheitssystem ruinieren!

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- Schule hat auch einen gesundheitserzieherischen Auftrag!

Was tun?

Bei Problemkindern: möglichst früh pädagogische Intervention

5.1 Die motorische Interventionsstudie von Dordel/Rittershausen (1997)

- im ersten Schuljahr: motorische Tests

- motorisch auffällige Kinder erhalten eine psychomotorische Förderung über 8 Monate

- Ergebnisse: geförderte Kinder zeigen eine hoch signifikante Verbesserung ihrer Moto-

rik

- Kinder haben sich auch in ihrer Gesamtpersönlichkeit stabilisiert.

- verbessertes Leistungsverhalten auch im normalen Klassenunterricht, größerer Lerner-

folg

- erneuter Test nach drei bzw. zwei Jahren

- die positiven Ergebnisse sind stabil geblieben

- aber: einzelne Kinder bleiben auffällig

- sie brauchen weiterhin bewegungstherapeutische Intervention

D.h. frühe intensive Intervention im ersten Schuljahr führt rasch zu positiven Ergebnissen,

die dann auch stabil bleiben. Problemgruppen brauchen darüber hinaus weitere gezielte

Intervention!

Ähnlich positive Auswirkungen: Interventionsstudien von Obst/Bös (1997) sowie

Gaschler (1992)

5.2 Resümee

- eine frühe motorische Förderung, insbesondere der koordinativen Fähigkeiten, ist für

alle Kinder ist dringend nötig

- eine mehrstündige Bewegungsförderung im Kindergarten, in der Grundschule und in

der Sekundarstufe I ist erforderlich!

- für die besonders förderbedürftigen Kinder gilt:

- der Sportunterricht, die „Tägliche Sportstunde“ und die „Bewegte Schule“ allein rei-

chen nicht!

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- Denn: förderungsbedürftig diagnostizierte Kinder können die freien Bewegungssitua-

tionen nicht so gut für sich nutzen, wie normal entwickelte Kinder

- Schere der Leistungsunterschiede schließt sich so nicht!

- Förderungsmaßnahmen sollten in möglichst kleinen Gruppen erfolgen und nicht im

Sinne sporttherapeutischer Übungen ablaufen,

- sondern: Bewegung muss Kindern Freude bereiten

- Momente des Spiels enthalten,

- durch Anschaulichkeit und Phantasie gekennzeichnet sein

- und: individuell differenzierbare Aufgabenstellungen enthalten damit Erfolg erfahrbar

wird.

Literaturangaben:

Der Aufsatz von Eggert u. a. ist zur Lektüre empfohlen!

BÖS, K.: Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. In: Schmidt, W./

Hartmann-Tews, I./ Brettschneider, W.-D.: Erster Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht.

Schorndorf: Karl Hofmann Verlag, 2003, S. 85-108.

DORDEL, S.: Kindheit heute: Veränderte Lebensbedingungen = reduzierte motorische Leis-

tungsfähigkeit? Motorische Entwicklung und Leitungsfähigkeit im Zeitwandel. In: sportunter-

richt, H 11 (2000), 341-343.

DORDEL, S./ RITTERSHAUSEN, A.: Bewegungsförderung als Entwicklungsförderung? In: Hal-

tung und Bewegung 17 (1997) 4, 5-24.

EGGERT, D./ BRANDT, K./ JENDRITZKI, H./ KÜPPERS, B.: Verändern sich die motorischen

Kompetenzen von Schulkindern? Ein Vergleich zwischen den Jahren 1985 und 1995. In:

sportunterricht, H 11 (2000), 350-355.

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HÜTTENMOSER, M.: Und es bewegt sich noch! Bewegungsmangel in der Kindheit: Ursachen

und Auswirkungen. In: „Und Kinder“, hrsg. vom Marie- Meierhofer- Institut für das Kind.

Nr. 70, 21. Jg. Zürich 2002.

RETHORST, S.: Der motorische Leistungsstand von 3- bis 7-jährigen – gestern und heute. In:

motorik 26, H 3 (2003), 117-126.

Übungsfragen:

1) Erklären Sie, was man unter motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten versteht.

2) Beschreiben Sie Ursachen der günstigen motorischen Lernfähigkeit im Alter von 6 –

10 Jahren.

3) Was versteht man unter einer Replikationsstudie?

4) Beschreiben Sie die empirische Untersuchung von EGGERT u.a. (2000) und diskutieren

Sie Hypothese 1-3.

5) Warum sind die Ergebnisse verschiedener empirischer Untersuchungen zum motori-

schen Entwicklungsstand nicht einfach zu vergleichen?

6) Welche speziellen Problemgruppen von Kindern im Hinblick auf die motorische Ent-

wicklung kann man unterscheiden? Nennen Sie sie und erörtern Sie die Ursachen.

7) Beschreiben Sie die Interventionsstudie von DORDEL/ RITTERSHAUSEN (1997).

8) Ziehen Sie pädagogische Konsequenzen für Spiel und Sport in verschiedenen Organi-

sationen ( z. B. Kiga, Schule, Verein).

9) Wenden Sie ihre neu erworbenen Kenntnisse auf das politische Handeln an, z. B. von

Eltern, Lehrern, Stadtplanerinnen und Stadtplanern, Kommunalpolitikerinnen und –

politikern. Schreiben Sie als Sportpädagoge/Sportpädagogin ein Gutachten für die

Entwicklung einer bewegungsfreundlichen Stadt! Geben Sie Eltern Empfehlungen für

die Bewegungsförderung ihrer Kinder!