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Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Vorlesung Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS2006
Teil G. Grote
Prof. Dr. Gudela GroteDepartement Management, Technology, and Economics, Kreuzplatz 5Tel. 01- 632 7086/7078, e-mail: [email protected]
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Übersichtsplan – Vorlesungsblock von Gudela Grote
9.5.06 Prozess- versus Arbeitssicherheit; Personenbezogene Massnahmen der Sicherheits-förderung
16.5.06 Automation und Sicherheit23.5.06 Sichere Gestaltung von Organisation – Strategien
des Management von Unsicherheit30.5.06 Beurteilung von Sicherheitsmanagement;
Gastvortrag: Ulrich Straub, Leiter Sachversicherung, Risk Engineering Services, Swiss Re
Fallstudie: Koordination in Hochrisiko-Teams
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Organisatorisches zur Fallstudie
• Ausgabe der Arbeit am 16.5.2006• In Kleingruppen von 2-4 Personen zu bearbeiten • Abgabe der Fallstudie per e-mail an [email protected] bis
26.5.2006
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Handeln in risikoreichen Arbeitssystemen -Arbeits- und Prozesssicherheit
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Anforderungen an menschliches Handeln aus Perspektive …… Arbeitssicherheit• Ziel ist der Schutz des Menschen vor Gefahren
am Arbeitsplatz• Sicherheit ist Sekundäraufgabe für den
Arbeitenden mit Anforderungen an– Risikowahrnehmung (z.B. Beachten von
Hinweistafeln)– Risikobezogenes Entscheiden (z.B.
Beurteilung von Sicherheitsvorrichtungen)– Vorbeugendes Handeln (z.B. Tragen von
Schutzkleidung)• Sicherheitsförderung durch Massnahmen
hinsichtlich– Mensch: Wissen über Gesundheitsge-
fährdungen und deren Vermeidung– Technik: Absicherung durch Schutzvor-
richtungen etc.– Organisation: Reglementierung von
Sicherheitsvorkehrungen
… Prozesssicherheit• Ziel sind sichere Produktionsprozesse
• Sicherheit ist Teil der primären Arbeitsaufgabe mit Anforderungen an
– Risikowahrnehmung (z.B. Erkennen von Prozessabweichungen)
– Risikobezogenes Entscheiden (z.B. Abbruch einer Operation)
– Vorbeugendes Handeln (z.B. Voran-kündigung einer Betriebsstörung)
• Sicherheitsförderung durch Massnahmen hinsichtlich
– Mensch: Fach- und Methodenkompetenz
– Technik: Absicherung durch Redundanzen und Automation
– Organisation: Reglementierung von Arbeitsprozessen
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Risikowahrnehmung
• Erkennen möglicher Schäden– Beachten, Gewichten und Deuten von Hinweisen auf kritische Bedingungen– Beeinflussung durch Vorerfahrung, Erwartungen, Bedürfnisse etc.– Beschränkung durch begrenzte Aufnahmekapazität
• Wahrscheinlichkeitsbeurteilung– Überbewertung von Basiswahrscheinlichkeiten– Kognitive Heuristiken (z.B. Verfügbarkeit)– Abhängigkeit von Nutzenbeurteilung und Kontrollerwartungen– Unrealistischer Optimismus
• “Experten” vs. “Laien”– Unterschiedliche Gewichtung von quantitativer / qualitativer und von
“objektiver” / “subjektbezogener” Information
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Gewohnheitsebene Regelebene Wissensebene Art der Aktivität Gewohnheitshandlung Problemlösen auf der
Basis gespeicherter Regeln
Problemlösen, bei dem nicht auf bestehende Regeln zurückgegriffen werden kann
Aufmerksamkeits-fokus und Kontrollmodus
auf Anderes als die Aufgabe gerichtet; automatische Prozesse
auf das Problem ge-richtet; automatische Prozesse
auf das Problem ge-richtet; bewusste, "begrenzt rationale" Prozesse
Einfluss situationaler Faktoren
personbezogene Faktoren sind dominant (Häufigkeit der Handlung / Regelanwendung)
hoch
Beispiele fehlerauslösender Bedingungen
• Parallele Zielset-zungen
• Assoziation aufgrund gemeinsamer Merkmale
• Übervereinfachung von Sachverhalten
• Verfügbarkeit von Lösungsmustern
• unvollständige Ent-scheidungsregeln
• Linearisierung von Prozessen
Leichtigkeit der Fehlerentdeckung
schnelle und effektive Fehlerentdeckung
schwierige Fehlerentdeckung, oft nur durch Intervention von aussen
Risikobezogenes Entscheiden und Handeln:Kognitive Fehler (Reason 1990)
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Vermeidung von Fehlern (1)
• Abhängig von der Art der kognitiven Fehler(z.B. Routine vermeiden bei skill-basierten Fehlern, Ausbildung verbessern bei knowledge-basierten Fehlern)
• Unter Berücksichtigung der vorhandenen Motivation(z.B. bei sehr eintönigen Tätigkeiten ist genügend Aufmerksamkeit besonder schwer sicherzustellen)
• Unter Berücksichtigung sozialer und organisationaler Faktoren(z.B. Wertschätzung von sorgfältigem Arbeiten, Zeitdruck)
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Vermeidung von Fehlern (2)
Aber:• Grundsätzlich sind Fehler nicht gänzlich vermeidbar.• Die Häufigkeit von Fehlern kann nur reduziert und
ihre Auswirkung abgefedert werden.• DieVermeidung von Fehlern ist auch nicht unter allen
Bedingungen wünschbar, da Fehler auch Lern- und Veränderungchancen bieten.
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Vorbedingungen Hohe Kohäsion Isolation Direktive Führung Hoher Zeitdruck
Symptome Illusion der Einstimmigkeit Gefühl der Unfehlbarkeit Zensur von Abweichlern Stereotype über Aussenstehende Kollektive Rationalisierung
Merkmale der Entscheidungsprozesse
Mangelhafte Informationssuche Mangelhafte Alternativensuche Selektive Bewertung von Alternativen Fehlende Planung von Konsequenzen
Massnahmen, um Gruppendenken zu verhindern
• Offene Entwicklung und Bewertung von Alternativen
• Ermutigung zu Kritik und Meinungsabwei-chungen
• Beizug von Experten • Institutionalisierung eines Advocatus diaboli
Risikobezogenes Entscheiden und Handeln:Gruppendenken (Janis, 1972)
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(Mangelnde) Motivation für vorbeugendes Handeln -Beispiel: Gründe für das Nichttragen von Hörschutz (Pasig, 1994)
• Mit der Frage habe ich mich noch nicht beschäftigt.• Eine sprachliche Verständigung ist nicht möglich.• Die Laufgeräusche der Maschine sind nicht zu hören.• Der Gehörschutz ist mir lästig.• Ich bin im Rentenalter.• Der Lärm kann mir nichts anhaben.• Die anderen tragen auch keinen Gehörschutz.• Die Führungskräfte haben das Gehörschutztragen nicht
angewiesen.• Für das Gehörschutztragen gibt es keinen Erschwerniszuschlag.
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Modell der Motivation für vorbeugendes Handeln - Bsp. GehörschutzTragen von Gehörschutz Nichttragen von Gehörschutz
Mögliche Konsequenzen und ihre Bewertung:
Vermeidung körperlicher Schädigung (+)
eingeschränktes Wohlbefinden (-)
Einschränkung bei der Erfüllung von Arbeitsanforderungen (-)
soziale Zugehörigkeit (+/-)
soziale Anerkennung (+/-)
Mögliche Konsequenzen und ihre Bewertung:
körperliche Schädigung (-)
keine Einschränkung des Wohlbefindens (+)
keine Einschränkung bei der Erfüllung von Arbeitsanforderungen (+)
soziale Zugehörigkeit (+/-)
soziale Anerkennung (+/-)
Wahrscheinlichkeit der Konsequenzen:
Wahrgenommene Gefährdung
Wahrgenommene Funktionalität des Schutzes (bzgl Sicherheit und Arbeitsanforderungen)
Tragekomfort / optische Gestaltung
soziale Normen
Führungsverhalten
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
"Sicherheit durch menschliches Handeln"
Dezentrale Autonomie und Kontrolle: Förderung von Kompetenz und
Motivation für flexibles Handeln in komplexen Umwelten
"Sicherheit trotz menschlicher Fehler"
Zentrale Autonomie und Kontrolle: Reduktion von Handlungsspiel-
räumen durch Reglementierung und Automation
Sicherheitsfaktor?Risikofaktor?
Die menschliche Rolle in risikoreichen Systemen: Ein Balanceakt
Personbezogene, technische und organisatorische Massnahmen als Spiegel und Bestätigung von
Menschenbildern
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Personbezogene Sicherheitsmassnahmen in Unternehmen
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Personbezogene Massnahmen der Sicherheitsförderung
• Können: Personalauswahl, Ausbildung
• Wollen: Motivationsförderung
• Sollen / Dürfen: Vorbilder, Normen/Kultur
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• Gefahrenerkennung
Ausbildung zur Förderung sicheren Handelns
Wissen entsteht wesentlich auch durch die Arbeitstätigkeit selbst !
Ergänzung von Ausbildung mit Rückmeldung über Verhaltensänderungen und Anreizen für Verhaltensänderungen
Passung von Ausbildungsziel und Anwendbarkeit des Gelerntenz.B. handlungsorientiertes Unterweisen: zugeschnitten auf konkrete Arbeitstätigkeit mit gemeinsamer Problemanalyse, Lösungssuche und Zieldefinition sowie Rückmeldung über Erfolge
Grundsätzlich wichtig:
• Kommunikations-/Kooperationsfähigkeit• Entscheidungsfähigkeit• Massnahmenwissen
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MotivationBedürfnismodell: Motivation = f (Befriedigung / Frustration von Bedürfnissen) z.B. Maslow: Physiologische Bedürfnisse Sicherheitsbedürfnisse Zugehörigkeits- und Zuneigungsbedürfnisse Wertschätzungsbedürfnisse Selbstaktualisierungsbedürfnisse
Prozessmodell: Motivation = Wert x Instrumentalität x Erwartung Entscheidung, eine bestimmte Handlung auszuführen oder zu unterlassen, beruht auf der Antwort zu folgenden Fragen: • Welches Ziel möchte ich erreichen? • Führt die Handlung zu diesem Ziel? • Wie wahrscheinlich ist der Erfolg der Handlung
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Fehlende Motivation nicht als Mangel der Mitarbeitenden, sondern der Arbeitssituation
Extrinsische Motivation durch äussere Anreize
Intrinsische Motivation durch Aufgabenorientierung
Finanzielle Anreizsysteme Äussere Arbeitsbedingungen Kontrolle und Überwachung Soziale Beziehungen Druck
Vollständige Aufgaben
Anforderungsvielfalt
Aufgabenbezogene Kooperation
Entscheidungsspielräume
Lernmöglichkeiten
Je weniger intrinsische Motivation …
Je weniger extrinsische Motivation ……
desto me hr in tri ns is ch e
Moti vi eru n g n ö tig
… d
e sto
meh
r ex t
r ins i
s che
Mot
i vie
rung
nöt
ig
Förderung durch menschengerechte Arbeitsgestaltung
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
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Instruktion für Fallstudie• Schritt 1: Schauen Sie die auf www.oat.ethz.ch unter Lehre / VL
Risikoverhalten abrufbare Videoaufnahme eines Simula-torflugs an (möglichst vor dem 23.5.) und notieren Sie alles, was Ihnen positives und negatives an der Art, wie Captain und Copilot zusammenarbeiten, auffällt.
• Schritt 2: Schauen Sie das Video nochmals nach dem 23.5. an, ergänzen Sie Ihre Beobachtungen und Bewertungen der Zusammenarbeit und benutzen Sie die am 23.5. in der Vorle-sung diskutieren Mechanismen adaptiver Koordination, um Ihre Bewertungen zu systematisieren. Formulieren Sie eine Rückmeldung und Empfehlungen an die Piloten zu ihrer Zu-sammenarbeit.
• Geben Sie die schriftliche Dokumentation Ihrer Arbeit in Schritt 1 und 2 bis zum 26.5. per e-mail an [email protected] ab.
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Automation und Sicherheit
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Aufgabenverteilung Mensch-Technik
Software-Ergonomie / DialoggestaltungGestaltung Anzeigen / InstrumenteGestaltung Arbeitsplätze / ArbeitsumgebungErgonomie:
Technische Hilfsmittel zur Verhaltensbeeinflussung (z.B. Signale)
Technische Redundanzen
Technische Sicherung kritischer Systemfunktionen (z.B. ABS)
Technikgestaltung in risikoreichen Arbeitssystemen
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
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Cockpit A320
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Menschliche Fehler bei Incidents im AirbusMenschliche Fehler bei Incidents im Airbus
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45
4 (2%)
6 (3%)
7 (3%)
8 (4%)
9 (4%)
15 (7%)
16 (7%)
19 (9%)
20 (9%)
35 (16%)
38 (18%)
39 (18%)
SonstigesWahrnehmung
InterpretationSelbstüberschätzung
Slips/ LapsesProcedures
Planung/TimingEntscheidung
System OperationCrew Koordination
A/C-HandlingSituationsbewusstsein
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Beispiel: Lack of Situation Awareness
• Crew ist sich nicht bewusst über V2• keine Bewusstheit über Power Setting (N1)• bemerkt Mode Change nicht• ist sich der niedrigen Rotationsrate nicht bewusst• bemerkt nicht, dass A/THR in Climb Thrust• sind sich nicht bewusst, im Leerlauf zu fliegen
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Lack of Situation Awareness
fokussierte Aufmerksamkeit
mangelndes Feedback ATS
mangelndes Feedback Sidesticks
hohe mentale Belastung
Interpretationsfehlerinformationelle Einflüsse
Zugrundeliegende Faktoren Hinweis auf Bedeutung der (un)ergonomischen Gestal-tung von Steuerelementen im Airbus
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Aufgaben in automatisierten Arbeitssystemen:"Supervisory control" (Sheridan, 1987)
(5) Lernen aus Erfahrung, um zukünftig die Leistung zu verbessern
(4) Eingreifen, d.h. der "supervisor" übernimmt die Kontrolle, wenn das Ziel erreicht ist oder er unterbricht die automa-tische Kontrolle in Notfällen, um einen neuen Zielzustand zu definieren oder eine Vorgehensweise umzuprogrammieren
(3) Überwachen der automatischen Prozesse on-line, um sicherzustellen, dass die Planung eingehalten wird und um Fehler zu entdecken
(2) Programmierung der Technik auf der Basis der Planung
(1) Planung off-line, welche Aufgabe wann zu tun ist
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Vier Problembereiche bei Arbeitstätigkeiten in automatisierten Systemen
• Nichtpassung von Verantwortung und Kontrollmöglichkeiten
• Verlust von Erfahrungswissen
• Resttätigkeiten in Automationslücken
• Mischung qualitativer Über- und quantitativer Unterforderung
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
"(...) das automatische Kontrollsystem ist eingeführt worden, weil es die Aufgabe besser erfüllen kann als der Operateur, und doch wird vom Operateur verlangt, dass er das richtige Funktionieren des Systems überwacht. (...) wenn die Entscheidungen vollständig spezifiziert werden können, kann der Computer sie schneller treffen, unter Berücksichtigung von mehr Entscheidungen und genauer spezifizierten Kriterien im Vergleich zu dem, was ein Mensch könnte. Daher ist es unmöglich, dass der menschliche Operateur unmittelbar überprüfen kann, ob der Computer seinen eigenen Regeln korrekt folgt.
Ironien der Automation
Man kann deshalb vom Operateur nur erwarten, dass er die Entscheidungen des Computers auf einer Meta-Ebene überwacht, um festzustellen, ob die Entscheidungen des Computers 'akzeptabel' sind. Falls der Computer für die Entscheidungen eingesetzt wird, weil menschliche Urteilskraft und intuitives Schlussfolgern dem jewei-ligen Kontext nicht angemessen sind, fragt sich, welche der Entscheidungen akzeptiert werden sollte? Der mensch-liche Überwacher hat eine unmögliche Aufgabe erhalten." (Bainbridge, 1982)
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Ironien der Automation
mangelnde Kompetenz / Motivation / Übung
bzgl. Beurteilen des Funktionierens von Technik
bzgl. richtigem Eingreifen
Reduzierte Grundlagen, um menschliche Aufgabe zu erfüllen
Versuchter Ausschluss des Menschen aus automatisierten Systemen erhöht seine Bedeutung (Backup-Funktion)
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Thesen zur sicherheitsförderlichen Automation
These 5: Kontrolle ist durch die Mensch-Technik- und Mensch-Mensch-Aufgabenteilung bestimmt.
These 4: Nicht eine Entweder-Oder-Entscheidung aufgrund quantitativer Leistungs-vergleiche, sondern die komplementäre Gestaltung der Interaktion von Mensch und Technik unter Nutzung ihrer qualitativ unterschiedlichen Potentiale ist anzustreben.
These 3: Um Verantwortung übernehmen zu können, müssen die Systeme für den Menschen kontrollierbar sein; Kontrolle beinhaltet die Durchschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Beeinflussbarkeit des Systems.
These 2: Menschen müssen auch in automatisierten Systemen die Verantwortung für das Funktionieren des Systems übernehmen.
These 1: Jedes automatisierte System ist ein soziotechnisches System, unabhängig vom Grad der Automatisierung.
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Strategien für die Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Technik
Allokationskriterium Menschenbild Technikbild Ausdrückliche Planung mensch-licher Aufgaben
Wirtschaftlichkeit Kostenfaktor nein
Maximale Automation Stör-/Risikofaktor Effizienz-/ Sicherheitsfaktor
nein
Ausnutzung der Leistungspotenziale
konkurrierender Leistungsfaktor ja
Motivierende/menschengerechte Aufgaben
wertvolle Ressource
Unterstützung des Menschen
ja
Situationsangepasste Flexibilität
wertvolle Ressource ja
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Menschliche Fähigkeiten im Vergleich zu technischen PotentialenMensch besser als Maschine Maschine besser als Mensch Wahrnehmung schwacher und/oder unerwarteter Signale auch bei viel "Rauschen"
Wahrnehmung von vorher spezifizierten Signalen auch ausserhalb menschlicher Sinne
(Wieder-)Erkennen komplexer Reizmuster in verschiedenen Situationen
Verarbeitung quantitativer Information nach vorgegebenen Regeln
Behalten von Prinzipien und Strategien, weniger Einzelinformationen, über lange Zeit
Behalten grosser Mengen von Detailinforma-tion
Erinnern relevanter Informationen einschliess-lich assoziativer Ketten
Abruf von Information nach vorgegebenen Regeln
Improvisation in "Not"-Situationen Zuverlässige Ausführung repetitiver Prozesse Setzen von Prioritäten bei Überbelastung Aufrechterhaltung gleicher Leistung über
lange Zeiträume und bei hoher Belastung
hochausgebildete Sensorik
ImprovisationsfähigkeitBewältigung von "ill-defined" Problemen
Geschwindigkeit
exakte Wiederholung ohne ErmüdungBewältigung von komplexen, aber "well-defined" Problemen
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Kritik an der Vergleichsstrategie
d.h. Automatisierung einer Funktion beeinflusst Ausführung anderer Funktionen durch den Menschen
Ausführungsbedingungen ergeben sich aus Wechselwirkungen zwischen Funktionen
d.h. statt Entweder-Oder-Entscheiden bei der Funktionsverteilung ist die Interaktion von Mensch und Technik zu gestalten
Mensch und Technik sind nicht austauschbar, sondern ergänzen sich
d.h. die gleiche Funktion wird von Mensch und Technik qualitativ anders erfüllt
Mensch und Technik sind nicht quantitativ vergleichbar
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VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Das Grundprinzip der Komplementarität
sondern als komplementäre Unterstützung der Stärken des Menschen und Kompensation seiner Schwächen
nicht als Konkurrent und nicht als Nachbildung des Menschen mit dem Ziel, ihn zu ersetzen,
d.h. Technik
Gestaltung der Interaktion von Mensch und Technikauf der Grundlage einer sich zu einer neuen Qualitätergänzenden Unterschiedlichkeit
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Kriterien für eine komplementäre Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Technik -Förderung menschlicher Kontrolle über technische Prozesse
Durchschaubarkeit und Vorhersehbarkeit• Prozesstransparenz
Möglichkeit des Aufbaus mentaler Modelle bzgl. Art und zeitlichem verlauf des Bearbeitungsprozesses; Art und Ausmass der Prozessrückmeldungen
Beeinflussbarkeit• Dynamische Kopplung
Ausmass und Nutzung der technisch gegebenen Wahlmöglichkeiten bzgl. Zeit, Ort, Arbeitsverfahren und gefordertem kognitivem Aufwand
• AutoritätAufteilung der Entscheidungsgewalt über Informationszugang und Beeinflussung der Prozessausführung zwischen Mensch und Technik
• FlexibilitätVeränderungbarkeit der Funktionsteilung zwischen Mensch und Technik und Aufteilung der diesbezüglichen Entscheidungsgewalt
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Komplementäre Systemgestaltung
Schaffung von vollständigen, sinnvollen Aufgaben in soziotechnisch optimierten Arbeitssystemen(d.h. Förderung eines "aktiven Operateurs"; Operateur als "Systemmanager")
und
Förderung der Kontrolle über das technische System(d.h. Durchschaubarkeit / Vorhersehbarkeit und Beeinflussbarkeit des Systems)
durch
Vermeidung / Verringerung der "Ironien der Automation"
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Sichere Gestaltung von Organisation – Strategien des Management von Unsicherheit
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Definitionen für Sicherheitskultur und Sicherheitsmanagement• Safety culture: “that assembly of characteristics and
attitudes in organizations and individuals which establishes that, as an overriding priority, nuclear safety issues receive the attention warranted by their significance” (INSAG, 1991)
• Safety management: “the safety management system comprises those arrangements made by the organization for the management of safety in order to promote a strong safety culture and achieve good safety performance” INSAG, 1999)
Prof. Dr. Gudela Grote
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Policy Level Commitment
Self-Regulation
Definition of responsibilities
Definition and Control of Safety Practices
Qualifications and Training
Rewards and SanctionsAudit, Review and Comparison
Communication
Rigorous and Prudent Approach
Questioning Attitude
Managers' Commitment
Statement of Safety Policy
Management Structures
Resources
Individuals' Commitment
Elemente von Sicherheitskultur nach INSAG (1991)
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Merkmale sicherer Organisationen:Beschreibung von Sicherheitskultur oder Sicherheitsmanagement? (z.B. Cohen, 1977; Reason, 1993)
• Commitment des Management zur Sicherheit• Sicherheitsausbildung und -motivation• Sicherheitsgremien und - vorschriften• Unfallberichte• Angemessene Inspektionen und Kommunikation• Angemessene Vorschriften für Betrieb und Unterhalt• Gutgestaltete und funktionierende technische Anlagen• Gute allgemeine Ordnung
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Organisationskultur"a pattern of basic assumptions - invented, discovered, or developed by a given group as it learns to cope with its problems of external adaptation and internal integration - that has worked well enough to be considered valid and therefore, to be taught to new members as the correct way to perceive, think, and feel in relation to those problems" (Schein, 1985)
Artefakte Sichtbare Strukturen und Prozesse in der Organisation(schwer zu entziffern)
WerteStrategien, Ziele, Philosopien (gültige Rechtfertigungen)
GrundannahmenUnbewusste, als selbstverständlich angenommene Glaubenssätze, Beurteilungen, Gefühle(primäre Quelle von Werten und Handlungen)
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Soziotechnisches Modell der Sicherheitskultur (Grote & Künzler, 2000)
Materielle Merkmale der Organisation
Immaterielle Merkmale der Organisation
Normen und Grundannahmen, die die Integration von Sicherheit in alle Arbeitsprozesse fördern
Normen und Grundannahmen zu soziotechnischen Gestaltungsprinzipien wie Automationsphilosophie und Umgang mit Vertrauen/Kontrolle
Verankerung der Sicherheit in der Aufbau- und Ablauforganisation
Gemeinsame Optimierung von Technikeinsatz und Arbeitsorganisation mit dem Ziel der Regulation von Schwankungen und Störungem am Entstehungsort
}
}
Proaktiv
Soziotechnisch integriert
Wertebewusst
sichtbar, aber oft nicht entzifferbar
unsichtbar, selbstverständlich
Ziel: Verbindung zwischen Sicherheitskultur und gesamthafter Organisationskultur sowie zu nicht direkt sicherheitsbezogenen materiellen Merkmalen der Organisation
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Indikatoren im soziotechnischen Modell der Sicherheitskultur
• Individuelles und kollektives Sicherheitsbewusstsein als Handlungsbasis
• Fragende Grundhaltung bzgl. Praktiken und Leitlinien• Partizipation aller Betroffenen bei Entscheidungs- und Veränderungsprozessen• Reflexion der Balance von zentraler vs. dezentraler Kontrolle und Autonomie
(III) Wertebewusstes Handeln
• Kontrollierbare technische Systeme• Individuelle Motivation durch Aufgabenorientierung• Selbstregulation in kleinen Regelkreisen• Aufgabenangemessene technische und organisatorische Sicherheitssysteme
(II) Soziotechnisch integrierte Systemgestaltung
• Institutionalisierte kontinuierliche Verbesserungsprozesse• Erhebung von Negativ- und Positivindikatoren von Sicherheit• Ressourcenplanung als Verpflichtung zur Sicherheitsförderung• Strategische und operative Sicherheitsziele für alle Unternehmensbereiche
(I) Proaktive Sicherheitsförderung
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Sicherheitskultur im Kontext des Management von Unsicherheit
Prof. Dr. Gudela Grote
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Fallbeispiel: Störung in einer Polyethylen-Anlage (aus einer realen Tätigkeitsbeobachtung)
In einer Produktionsanlage eines Petrochemiewerks wird Polyethylen aus in Isobutan gelöstem Ethylen unter hohem Druck und hoher Temperatur unter Zuhilfenahme verschiedener anderer Chemikalien, u.a. Hexan, in sogenannten Loop-Reaktoren hergestellt. Ein Operateur im Kontrollraum dieser Produktionsanlage überwacht den Reaktionsprozess in zwei solchen Reaktoren auf einer Reihe von Bildschirmen und Prozessschreibern. Mit Blick auf einen der Prozessschreiber erläutert einer seiner Schichtkollegen der Beobachterin: "Wenn diese beiden Kurven nicht mehr parallel laufen, ist Vorsicht geboten - wenn sie sich kreuzen, muss sofort der Prozess gestoppt werden." Bei den beiden Kurven handelt es sich um Messungen des Drucks im Reaktor und des Energieverbrauchs bei einer Gruppe von Pumpen; die Kreuzung der beiden Kurven zeigt eine Klumpung des Polyethylens an, wodurch einerseits der Druck im Reaktor steigt, andererseits mehr Energie nötig ist, um das fertige Produkt aus dem Reaktor zu pumpen. Neben den Prozessschreibern wurde auch ein Blatt Papier angeklebt, auf dem kritischen Werte für diese beiden Parameter stehen, unterschieden nach dem Wert, bei dem der Vorgesetzte zu unterrichten ist, und dem Wert, bei dem der Prozess abgestellt werden muss, was sofortiges Leeren des Reaktors und Spülen mit Wasser sowie einen mehrstündigen Produktionsunterbruch bedeutet. Eine Stunde später beginnen sich die beiden Kurven tatsächlich aufeinander zu zu bewegen. Der Operateur bemerkt dies sofort und verändert nach Überprüfung einiger anderer Kenngrössen die Sollwerte für den Produktionsstoff Hexan - er hat sich zusätzlich über die Hexan-Sollwerte in den Prozess-vorschriften vergewissert -, wodurch das Prozessleitssystem den Zufluss des Stoffes reduziert und der Reaktor aufgrund des geringeren Reaktionsvolumens entlastet wird. Gleichzeitig hat der Operateur auch den Schichtführer informiert, der wenige Minuten später aus einer Sitzung heraus zu ihm kommt und auch während des weiteren Verlaufs der Störung anwesend ist. Die ersten Aktionen des Operateurs haben den Trend der Messgrössen noch nicht umgekehrt, erst weitere Reduktionen des Hexanzuflusses und schnelleres Entleeren des Kessels führen nach mehr als einer Viertelstunde wieder zu einer Normali-sierung der Werte. Im Verlauf dieser Störung haben sich die beiden Kurven auf dem Prozessschreiber kurzfristig gekreuzt, im Vertrauen auf seine Fähigkeiten und unterstützt durch den Schichtführer hat sich der Operateur aber dagegen entschie-den, den Prozess gänzlich zu stoppen. Statt einen grösseren Produktionsausfall zu verursachen, hat er innerhalb einer halben Stunde den Prozess wieder weitgehend normalisiert, auch die Resultate der Qualitätskontrolle sind bald wieder positiv. Der Schichtkollege kommentiert "Ich hätte den Prozess ganz sicher gestoppt", dabei ist aber Bewunderung für die Kompetenz des Anderen zu spüren.
Ihre Aufgabe:Hat der Operateur richtig gehandelt? Warum?
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
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Kernprinzipien von Arbeitsorganisation: Zwei Herangehens-weisen an das Management von Unsicherheit (Grote, 2004)
*Unsicherheiten können aus der Systemumwelt und/oder den Transformationsprozessen im System stammen.
Minimierung von Unsicherheiten– Komplexe, zentrale Planungs-systeme– Reduktion von operativen Hand-
lungsspielräumen durch Regle-mentierung und Automatisierung
– Störungen als zu vermeidende Symptome ineffizienter System-gestaltung
Bewältigung von Unsicherheiten– Planung als Ressource für situatives
Handeln– Fördern operativer Handlungs-
spielräume durch vollständige Aufgaben und laterale Vernetzung
– Störungen als Gelegenheit für Kompetenzerwerb/-einsatz und für Systemveränderungen
Bindung
Autonomie
Balance durch lose Kopplung Motivation durch Aufgabenorientierung
Autonomie höherer OrdnungFlexible Wechsel zwischen Organisationsformen
Kultur als Basis für Koordination/Integration
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Mechanistische vs. organismische Organisation (Burns & Stalker, 1960)
Mechanistisch Organismisch Spezialisierung / Differenzierung Funktionale Integration
Abstrakt und genau definierte Teilaufgaben losgelöst vom Gesamtziel
Teilaufgaben und Rollen mit klarem Bezug zur Gesamtaufgabe
Koordination vertikal und unidirektional Koordination lateral und reziprok
Hierarchische Struktur bzgl. Führung und Wissenstransfer
Netzwerk bzgl. Führung und Wissens-transfer
Routine Innovation
wirkungsvoll in statischen Umwelten wirkungsvoll in dynamischen Umwelten
Kontingenzansätze: Minimierung von Unsicherheit möglich bei wenig Unsicherheiten, Bewältigung von Unsicherheit nötig bei vielen Unsicherheiten
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Die unsichere Beziehung zwischen Autonomie und Sicherheit• Positive Beziehung
– Einführung teilautonomer Arbeitsgruppen (z.B. Pasmore et al., 1982) – Zwischenbetrieblicher Vergleich zur Beziehung zwischen individueller Autonomie und
Arbeitsunfällen (z.B. Shannon et al., 1997)– Fallstudien in “high reliability organizations” zu flexiblen, situationsbezogenen Wechseln
zwischen hoher/niedriger Autonomie (LaPorte & Consolini, 1991)• Negative Beziehung
– Zwischenbetrieblicher Vergleich zur Beziehung zwischen individueller Autonomie und Arbeitsunfällen (z.B. Saari & Lathela, 1978; Hoyos et al., 1981)
– Fallstudien zu Unfällen: Unvereinbare Anforderungen an gleichzeitige De-/Zentrali-sierung in eng gekoppelten und komplexen Systemen (Perrow, 1984)
• Gemischte Resultate– Zwischenbetrieblicher Vergleich zur Beziehung zwischen individueller Autonomie und
Sicherheitsmanagement: Positiv ausser für autonome Störungsbehandlung (Grote & Künzler, 2000)
– Einführung teilautonomer Arbeitsgruppen: Positiv für proaktives Verhalten, keine Beziehung zu Vorschrifteneinhaltung (Turner, 2002)
Ausmass organisationaler Unsicherheit als Moderator?
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Balance zwischen Autonomie und Zentralisierung durch lose Kopplung
The concept of loose coupling allows theorists to posit that any system, in any organizational location, can act on both a technical level, which is closed to outside forces (coupling produces stability), and an institutional level, which is open to outside forces (looseness produces flexibility) (Orton & Weick, 1990)
Mechanismen für lose Kopplung:– Motivation durch Aufgabenorientierung– Autonomie höherer Ordnung– Flexible Wechsel zwischen Organisationsformen– Integration/Koordination durch Kultur
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
"Before you can decentralize, you first have to centralize so that people are socialized to use similar decision premises and assumptions so that when they operate their own units, those decentralized operations are equivalent and coordinated. This is precisely what culture does. It creates a homogeneous set of assumptions and decision premises which, when they are invoked on a local and decentralized basis, preserve coordination and centralization. Most important, when centralization occurs via decision premises and assumptions, compliance occurs without surveillance. This is in sharp contrast to centralization by rules and regulations or centralization by standardization and hierarchy, both of which require high surveillance. Furthermore, neither rules nor standardization are well equipped to deal with emergencies for which there is no precedent." (Weick, 1987)
Koordination and Integration durch Kultur
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Lose Kopplung durch angemessene Standardisierung• Standards unterstützen koordiniertes Handeln ohne
Notwendigkeit für explizite Koordination• Standards unterstützen geteilte mentale Modelle der
Situation und des angemessenen Handelns• Standards reduzieren die bewusste individuelle
Handlungsplanung• Standards können explizite Koordination in anomalen
Situationen verhindern Welche und wieviele Standards sind nötig, um situatives,
flexibles Handeln zu unterstützen ?
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Standardisierung als eine Form der Koordination von Arbeitsprozessen (Kieser & Kubicek, 1992)
• Koordination = Abstimmung arbeitsteiliger Prozesse und Ausrichtung auf das Organisationsziel
• Koordination kann erreicht werden durch– Zentrale Programme und Pläne (= Standardisierung)– Persönliche Weisungen– Laterale Teaminteraktion
• Koordination kann explizit oder implizit sein.
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Adaptive Koordination (Entin & Serfaty, 1999)
• Adaptive Koordination:Aufgrund situativer Anforderungen müssen verschiedene Koordinationsformen gewählt werden– Z.B. Implizite Koordination durch Standards und durch
laterale Teaminteraktion bei hoher Aufgabenlast– Z.B. persönliche Weisungen und explizite Koordination
durch laterale Teaminteraktion in neuen Situationen
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Forschungsprojekt: Erfordernisse und Effekte adaptiver Koordination (Grote, Zala & Grommes, 2004)
• Nachweis des Auftretens und der Effekte adaptiver Koordination– Durch den Vergleich Cockpit Crews (hohe
Standardisierung) mit Anästhesieteams (niedrige Standardisierung)
– Durch den Vergleich verschiedener Arbeitsphasen mit unterschiedlicher Standardisierung und Arbeitsbelastung innerhalb der beiden Arbeitssitua-tionen
Prof. Dr. Gudela Grote
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Flugphase
1
Take-off
2
Vorbereitung
Clean approach
3
Anflug und Landung
Durchschnittliche Dauer (min.) 3 10 3
Arbeitsbelastung Niedrig Niedrig Hoch
Standardisierung Hoch Niedrig Hoch
Koordinationseinheiten (KE) total 840 3514 1429
KE standardisierte Kommunikation 52% 9% 28%
KE explizit 66% 81% 60%
KE implizit 34% 19% 40%
KE Fhrung 2% 14% 3%
KE Heedful interrelating 2% 18% 19%
r=.37 zwischen Leistung und expliziter Koordination total Gute Teams nutzten mehr Führung in Phase 2 and weniger in Phasen 1 & 3. Gute Teams hatten First Officers, die weniger implizite Koordination nutzten.
Resultate für Cockpit Crews (N=42 Crews in Simulatortrainings)
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Einleitungsphase
1
Vorbereitung
2
Preintubation
3
Intubation
4
Zusätzliche Vorbereitung
5
Transport
Durchschnittliche Dauer (min.)
11 7.5 3 12 2
Arbeitsbelastung Niedrig Moderat Hoch Hoch Niedrig Standardisierung Hoch Moderat Moderat Niedrig Keine
Koordinationsein-
heiten (KE) total
1561 1605 916 1780 372
KE explizit 59% 69% 71% 74% 70% KE implizit 41% 31% 29% 26% 30%
KE Führung 10% 15% 17% 17% 22% KE Heedful
interrelating
6% 9% 12% 10% 15%
Resultate für Anästhesieteams(N=23 reale Narkoseeinleitungen)
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Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Zusammenfassung der Ergebnisse
• Teams nutzen adaptive Koordination in Verbindung mit verschie-denen Graden an Standardisierung und Arbeitsbelastung:Hohe Standardisierung mehr implizite Koordination weniger Führung weniger heedful interrelating
Hohe Arbeitsbelastung mehr implizite Koordination (nur Cockpit Crews) mehr heedful interrelating
• Unerwartet mehr explizite Koordination im Cockpit– Kein geteilter Handlungsraum– Geringe Teambekanntheit– CRM training– Simulator-Effekt
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Schlussfolgerungen für die Förderung sicherer Organisationen
• Angemessenes Management von Unsicherheit ist zentral für sichere und effiziente Arbeitsprozesse.
• Sicherheitsmanagement muss in Richtung des Unsicher-heitsbewältigungsansatzes gehen, ohne die Balance mit dem Unsicherheitsminimierungsansatz zu verlieren.
• „Regelmanagement“ ist ein vielversprechende Ansatz, um diese Balance zu fördern:– Systematische Entscheidungen über die Ebene der Handlungsregula-tion,
die durch die Regeln angesprochen ist (Ziel, Prozess, konkrete Handlung)– Mehr Nutzung von Prozessregeln, z.B. zur Unterstützung adaptiver
Koordination, insbesondere in unsicheren Arbeitskontexten– Systematische Wahl des Vorgehens für die Entwicklung von Regeln
Prof. Dr. Gudela Grote
VL Risikoverhalten in Arbeitswelt und Alltag SS 2006
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich
Prüfungsliteratur
• Grote, G. (in Druck). Arbeits- und Prozesssicherheit. In H. Schuler & Kh. Sonntag (Hrsg.), Handbuch der Arbeits- und Organisationspsychologie. Göttingen: Hogrefe.
• Grote, G. (2004). Uncertainty management at the core of system design. Annual Reviews in Control, 28, 267-274.
• Reason, J. (1990). Human error. Cambridge: Cambridge University Press (Dt.: Menschliches Versagen. Heidelberg: Spektrum.) Kap. 7.
• Weick, K.E. (1987). Organizational culture as a source of high reliability. California Management Review, 29, 112-127.