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FRAUENKIRCHE 17. MRZ 2018 Bejun Mehta

prog 34 17MRZ18 Titel 0803 - Dresdner Philharmonie€¦ · 2 17. MRZ 2018, Frauenkirche Georg Friedrich Händel hat das Opern-schreiben in Italien gelernt. Von 1706 bis 1710 hielt

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F R AU E N K I R C H E

17. MRZ 2018

Bejun Mehta

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P R O G R A M M

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)

„Sento la gioia“Arie aus der Oper „Amadigi di Gaula“ (1715)

„Pompe vane di morte — Dove sei, amato bene?“Sinfonia, Rezitativ und Arie aus der Oper „Rodelinda“ (1725)

„Fra tempeste“Arie aus der Oper „Rodelinda“ (1725)

„Destructive War“Arie aus dem Oratorium „Belshazzar“ (1745)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“ (1788)Allegro vivace

Andante cantabileMenuetto. Allegretto — Trio

Molto Allegro

Bejun Mehta | Dirigent und CountertenorDresdner Philharmonie

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Georg Friedrich Händel hat das Opern-schreiben in Italien gelernt. Von 1706 bis 1710 hielt er sich dort auf, in Rom, Florenz und Venedig, und kam in Kontakt mit fast allen berühmten Komponisten des Landes. Italienisch ist die am besten zu singende europäische Sprache – aus der Verbindung der deutschen, kontrapunktisch geprägten Instrumentalkunst mit dem italienischen Melos entstand das, was den unverwechsel-baren Händelschen Personalstil ausmacht.Wenn in der Barockmusik ein Herz klopft, so klopft es strikt im Takt. Der strengen Ordnung des Metrums werden noch die hef-tigsten Gefühle unterworfen. Das schwächt diese Gefühle keineswegs ab, im Gegenteil: Die Verpflichtung aufs metrische Gleichmaß stachelt sie geradezu an. Auch das Fühlen will geübt sein, die Emotionen verlangen nach Form, der Überschwang muss sich Regeln setzen.

HERZSCHLÄGE IM TAKTH Ä N D E L : A R I E N

Das Generalbasszeitalter hat eine ganz neue Regelhaftigkeit in die Musik gebracht und dadurch gerade keine emotionale Verknöche-rung bewirkt, sondern ein Aufblühen bisher unausgesprochener Gefühlswelten. Der Bass nimmt allgemein großen Einfluss auf die Melodiebildung, die mit ihm oder gegen ihn ein ganz neues Linienspiel entwickelt. Die vier Arien des Programms haben textlich einen Bezug auf die Sterne und die Planeten gemeinsam. Die Symbolik der Himmels- körper mit ihrer Schicksalsträchtigkeit spielt in den Opern des Barock eine gewichtige Rolle. Musikalisch gibt sie bei Händel Anlass zu unvergesslichen melodischen und klang-lichen Prägungen.

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Bejun Mehta – Die Sterne und die Planeten 3

Händels „Amadigi di Gaula“ ist eine Ritter-oper, deren Stoff auf die Artussagen zurück-geht. Das Werk entstand während Händels Aufenthalt in der Londoner Residenz des Earl of Burlington in den Monaten Februar bis April 1715. Der berühmte Musikkritiker Charles Burney lobte in seiner „General History of Music“ den „Amadigi“ sehr, er sei „ein Produkt, in dem mehr Erfindungsreichtum, Abwechslung und gute Komposition enthalten sind, als in einigen anderen mit kritischem Ohr geprüften musikalischen Dramen Händels, die ich hörte.“Der Erfolg des Stückes beruhte nicht zuletzt auf einer ausgefeilten Bühnenmaschinerie, so gab es u.a. einen funktionierenden Spring-brunnen zu sehen. In der Handlung spielt allerlei Zauberwesen eine Rolle. „Sento la gioia“ ist die Abschlussarie des Amadigi. Besonderen Glanz erhält dieses Stück durch die Ver-wendung einer Solotrompete. Singstimme und Trompetensolo wetteifern in virtuosen Koloraturen. Die Partie des Amadigi entstand für den berühmten Altkastraten Niccolò Grimaldi, genannt Nicolini, der nach drei- jähriger Abwesenheit zu Beginn des Jahres 1715 wieder nach London zurückgekehrt war.

„Sento la gioia“ GEORG FRIEDRICH HÄNDEL* 5. März 1685 in Halle (Saale)† 14. April 1759 in London

„ S E N T O L A G I O I A“Arie aus „Amadigi di Gaula“ HWV 11 Opera seria in drei Akten

Librettovermutlich Nicola Francesco Haym oder Giacomo RossiUraufführung25. Mai 1715, King’s Theatre, LondonSpieldauerca. 5 MinutenBesetzungOboe, Trompete, Streicher, Basso continuo

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Sento la gioia,Ch’in sen mi brilla,

E già scintillaNel ciel la stellaDel Dio d’amor.

Sarò beatoCon te, mia bella,

E amico il fatoGià mi prometteContento al cor.

Ich spüre die Freudein meiner Brust leuchten,und schon funkeltam Firmament der Sterndes Liebesgottes.Ich werde selig seinmir Dir, meine Liebste,und das freundliche Schicksalverheißt mir ein zufriedenes Herz.

Die Oper „Rodelinda“ entstand für die Royal Academy of Music in London. Das von Nicola Francesco Haym stammende Libretto beruht auf einem Schauspiel des französischen Dramatikers Pierre Corneille. Die Geschichte spielt im Langobardenreich und enthält zahlreiche bühnenwirksame Situationen.Das Rezitativ und die Arie des Bertarido „Pompe vane di morte – Dove sei, amato bene?“ gehören zu den eindrucksvollsten

„Pompe vane di morte –Dove sei, amato bene?“

„SENTO LA GIOIA“III. AKT, 6. SZENE (ARIE DES AMADIGI)

„Auf Einladung des Hauses ging ich in die Oper und hörte [Händels] ‚Giulio Cesare‘, welcher mir außerordentlich gefi el, aber die neue Oper, die am kommenden Samstag Premiere haben wird, übersteigt alles, was ich je gehört habe.“

Der schottische Tenorsänger Alexander Gordon nach einer Probe von „Rodelinda“

(Übersetzung: Dr. Dennis Roth)

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Momenten der „Rodelinda“. Der Übergang vom begleiteten Rezitativ zur Arie hat Händel viel Mühe gekostet, er benötigte dafür vier Anläufe. Ursprünglich war im Libretto an dieser Stelle gar keine Arie vorgesehen gewesen, als Arientext benutzte Händel einfach den letzten Teil des Rezitativs. Das Stück ist in Händels ‚erhabenem‘ Stil geschrieben. Die pathetische Orchester- einleitung stimmt auf das dramatische Rezitativ ein, dem nach kühner Modulation die feierliche Arie in E-Dur folgt, einer Tonart, in der viele der persönlichsten Schöpfungen Händels stehen.

Die Arie des Unolfo „Fra tempeste“ wurde für den Altkastraten Andrea Pacini geschrie-ben. Sie ist eines der virtuosen Glanzstücke der Oper. Nach Meinung vieler hat Händel mit der „Rodelinda“ den Höhepunkt seiner Karriere als Opernkomponist erreicht. Eine Aufführung des Werks bei den Göttinger Händel-Festspielen 1920 leitete die Renais-sance von Händels Opern ein. Das Werk hat seitdem über einhundert Neuinszenierungen erfahren.

„Fra tempeste“

„ P O M P E V A N E D I M O R T E – D O V E S E I , A M A T O B E N E ? “Sinfonia, Rezitativ und Arie aus „Rodelinda, regina de‘ Langobardi“ HWV 19Dramma per musica in drei Akten

LibrettoNicola Francesco Haym (1678 –1729)Entstehung1724/25Uraufführung13. Februar 1725, King’s Theatre, LondonSpieldauerca. 8 MinutenBesetzung2 Oboen, Streicher, Basso continuo

„ F R A T E M P E S T E “Arie aus „Rodelinda“

Spieldauerca. 5 MinutenBesetzung2 Oboen, Fagott, Streicher, Basso continuo

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RecitativoPompe vane di morte!

Menzogne di dolor,che riserbate il mio volto e’l mio nome,

ed adulate del vincitor superbo il genio altiero:voi dite, ch’io son morto; ma risponde il mio duol,

che non è vero. (Legge l’iscrizione.)

„Bertarido fu Re. Da Grimoaldo vinto fuggì,presso degli Unni giace.

Abbia l’alma riposo, e’l cener pace“.Pace al cener mio? Astri tiranni!

Dunque fin ch’avrò vita, guerra avrò con gli stenti,e con gli affanni.

AriaDove sei, amato bene?

Vieni, l’alma a consolar!Sono oppresso da’ tormenti

ed i crudeli mie i lamenti sol con te posso bear.

Fra tempeste funeste a quest’almaforiera di calma già spunta una stella.

E disgombra ogn’ombra di penela fè del suo bene, che splende più bella.

RezitativLeere Pracht des Todes!Lügengebilde der Trauer,das mein Bild und meinen Namen trägtund dem stolzen Sinn des eitlen Siegers schmeichelt!Du sagst, ich sei tot;doch mein Schmerz erwidert, dass das nicht wahr ist.(Er liest die Grabinschrift.)„Bertarido war König. Von Grimoaldo besiegt, floh er; nun ruht er bei den Hunnen.Seiner Seele werde Ruhe und Frieden seiner Asche.“Frieden meiner Asche? Grausame Sterne!Soll ich denn Zeit meines Lebensmit Not und Sorge kämpfen?

ArieWo bist du, heiß Geliebte?Komm und tröste mein Herz!Die Qualen drücken mich nieder,und meine jammervollen Klagenkann ich nur durch dich beenden!

In schrecklichen Stürmen erscheint seiner Seeleals Bote des Friedens schon ein Stern.Das Dunkel seiner Schmerzenerhellt die Treue seiner teuren Gattinund leuchtet strahlender als zuvor.

„POMPE VANE DI MORTE — DOVE SEI, AMATO BENE?“I. AKT, 6. SZENE (REZITATIV UND ARIE DES BERTARIDO)

„FRA TEMPESTE“II. AKT, 4. SZENE (ARIE DES UNULFO)

(Übersetzungen: opera-guide.ch)

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Destructive war, thy limits know!Here, tyrant death, thy terrors end.

To tyrants only I'm a foe,To virtue and her friends a friend.

Zerstörerischer Krieg, kenne deine Grenzen!Hier, tyrannischer Tod, enden deine Schrecken. Nur den Tyrannen bin ich feindlich gesonnen,doch der Tugend und ihren Freunden bin ich ein Freund.

„DESTRUCTIVE WAR“III. TEIL (ARIE DES CYRUS)

Händel komponierte den „Belshazzar“ zu einer Zeit, als sein Interesse an der Oratorien-komposition besonders stark war. Er begann bereits mit der Musik, als ihm das Libretto von Charles Jennens noch nicht vollständig vorlag. Wieder und wieder musste er Jennens drängen, das Fehlende endlich zu liefern. Der Text des „Belshazzar“ folgt der biblischen Geschichte vom Fall Babylons, wie er im alttestamentlichen Buch Daniel geschildert wird. Händels Musik zeugt durchgehend von überlegener Gestaltungskraft. Die stark opernhaften Züge von Stücken wie der Arie „Destructive War“ legen eine Bühnen-inszenierung nahe, wie sie auch einige Male vorgenommen wurde.

„Destructive War“ „ D E S T R U C T I V E W A R “Arie aus „Belshazzar“ HWV 61Oratorium in drei Teilen

LibrettoCharles Jennens (1700 – 1773)Entstehung1744Uraufführung27. März 1745, King’s Theatre, LondonSpieldauerca. 3 MinutenBesetzung2 Oboen, 2 Trompeten, Pauken, Streicher, Basso continuo

(Übersetzung: Dr. Dennis Roth)

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Mozarts späte Sinfonien haben immer eine Sonderstellung im Werk des Komponisten eingenommen. Sie gelten als Muster der sinfonischen Kunst der Wiener Klassik, in ihrer Perfektion auch von den Sinfonien Beethovens nicht übertroffen. Es scheint, als habe Mozart selbst bewusst diesen Vorbild-charakter angestrebt. Jede der Sinfonien ist ganz individuell gestaltet, aber die Folge der drei Werke ist überaus planvoll angelegt. So besitzt das erste Stück der Reihe, die Es-Dur-Sinfonie KV 543, als einziges eine langsame Einleitung, und das letzte Werk,

die Sinfonie in C-Dur KV 551, wird von einem besonders kunstvollen Finale gekrönt. Für das Mittelstück, die g-Moll-Sinfonie KV 550, hat Mozart sich eine Reihe von Extravaganzen vorbehalten wie die außer- ordentlich kühnen Modulationspassagen im ersten und letzten Satz.Auch ein scheinbar so mühelos schaffender Genius wie Mozart hat für die ‚gelehrten‘ Passagen seiner Werke viel Fleiß aufwenden müssen. Zum Finale der C-Dur-Sinfonie waren zahlreiche Vorstudien vonnöten, die kontrapunktischen Kombinationen der Motive

KUNSTVOLLES FINALEM OZ A R T: „ J U P I T E R “ - S I N F O N I E

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mussten eine nach der anderen durchprobiert werden. Überhaupt hat die Verbindung von barocker Kontrapunktik und dem mehr dem harmonischen Geschehen verpflichteten Stil der Klassik nicht nur Mozart, sondern auch Haydn und Beethoven immer neue gestalte-rische Lösungen abverlangt. Das zeigt sich nicht nur im Finale der C-Dur-Sinfonie, sondern etwa auch im Menuett der Sinfonie in g-Moll, das gegen die Anfangsmelodie einen völlig unabhängigen Bass setzt.Bereits in seinen sechs Joseph Haydn gewid-meten Streichquartetten hatte Mozart jedem einzelnen Werk ein ganz individuelles Gesicht gegeben. Das hat er auch in den drei letzten Sinfonien angestrebt – die Werke könnten unterschiedlicher kaum sein. Aber es spannt sich ein auch psychologisch fein berechneter Bogen vom warmen Klang des Es-Dur-Beginns bis zur strahlenden Helligkeit des C-Dur-Finales. Dabei hat das dunkle Mittelstück, die g-Moll-Sinfonie, immer in besonderem Maße das Herz des Publikums gewonnen.

Jede der drei Sinfonien besitzt ihren eigenen Klangcharakter. Das Klangbild der Es-Dur-Sinfonie wird von den von Mozart so geliebten Klarinetten bestimmt. Der herbe Klang des g-Moll-Werks verdankt sich u.a. zahlreichen stürmischen Streicherpassagen. Und Pracht und Glanz der C-Dur-Sinfonie wird ganz wesentlich durch den gezielten Einsatz von Pauken und Blechbläsern geprägt.Die drei Sinfonien entstanden in einer für Mozart schwierigen Zeit von Juni bis August 1788. Mozarts Stimmung in diesen Monaten kennzeichnet ein Brief an den Freund und Logenbruder Michael Puchberg: „Kommen Sie doch zu mir und besuchen Sie mich; ich bin immer zu Hause; – ich habe in den 10 Tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet als in anderen Logis in 2 Monat, und kämen mir nicht so oft so schwarze Gedanken (die ich nur mit Gewalt ausschlagen muß) würde es mir noch besser von Statten gehen.“Lange Zeit nahm man an, Mozart habe die Sinfonie zunächst für sich selbst komponiert, ohne konkrete Aussicht auf eine Aufführung.

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Das ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Für den Sommer 1788 ist der Plan einer Konzert- reihe belegt, offenbar fand jedoch nur ein Konzert statt, die übrigen wurden aus Mangel an Interesse abgesagt. Eventuell hat Mozart die Sinfonien auch im Hinblick auf eine Veröffentlichung geschrieben. Es war damals üblich, drei oder sechs Werke unter einer Opuszahl herauszugeben. Offenbar trug Mozart sich auch mit dem Plan einer Englandreise, die dann allerdings nicht statt-fand. Es ist dennoch nicht ausgeschlossen, dass die Sinfonien schon zu Mozarts Leb-zeiten gespielt wurden. In Frage kommen ein Konzert am Dresdner Hof am 14. April 1789, ein Konzert in Frankfurt am Main am 15. Oktober 1790 sowie zwei Konzerte am 16. und 17. April 1791 in Wien.Der C-Dur-Sinfonie fällt in der Reihe der letzten drei Sinfonien die Rolle des glänzenden, krönenden Schlussstücks zu. Der erste Satz überrascht durch die Vielzahl seiner Motive

und �emen. Auffallend ist auch, dass die Musik – in fast schon Brucknerscher Weise – oft durch ganztaktige Generalpausen unterbrochen wird. Diese Pausen trennen die einzelnen thematischen Blöcke klar voneinander; klug abgewogen ist dabei der unterschiedliche Spannungsgrad, der durch das plötzliche Abbrechen der Musik jeweils erzeugt wird.Der zweite Satz gehört zu den rhythmisch kompliziertesten Stücken Mozarts. Der lyrische Gesang wird immer wieder durch Unruhegesten unterbrochen; es entsteht der Eindruck mühsam unterdrückter Leiden-schaft. Das Menuett ist trotz seines chro-matisch abgleitenden �emas ein vollendet graziöses höfisches Tanzstück. Sein Trio arbeitet auf originelle Weise mit dem melo-dischen Motiv der kleinen Sekunde. Bei aller Kunstfertigkeit wirkt es ausgesprochen spielerisch.

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WOLFGANG AMADEUS MOZART* 27. Januar 1756 in Salzburg† 5. Dezember 1791 in Wien

S I N F O N I E N R . 4 1 C - D U R K V 5 5 1 „ J U P I T E R “

EntstehungSommer 1788UraufführungunbekanntZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt5. November 2017, Dirigent: Bertrand de BillySpieldauerca. 35 MinutenBesetzungFlöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

Das Finale hat von jeher die höchste Bewun-derung der Hörer und Interpreten erregt. Es gilt als die vollendete Vereinigung von Fugen- und Sonatengeist. Mozarts Bachstudien tragen hier grandiose Früchte. Alle �emen werden auf kontrapunktische Weise durch-geführt, trotzdem bleibt das Gerüst der Sonatenform erhalten. Die Coda ist eine einzige große Demonstration der kontra-punktischen Kombinationsmöglichkeiten sämtlicher Motive und �emen. Dabei gleitet der Ausdruck der Musik nie ins Studierte und Trockene ab, sondern bewahrt immer den Charakter erhabener Festlichkeit. Dass diese Sinfonie den Beinamen „Jupiter“ erhielt, erscheint nach diesem Satz verständlich. Der Name kam allerdings erst lange nach Mozarts Tod in Gebrauch.

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BEJUN MEHTA gilt als einer der international gefragtesten Countertenöre und ist regelmäßig an allen führenden Opern- und Konzert-häusern der Welt zu Gast. In der Spielzeit 2017/18 ist der gebürtige Amerikaner in der Titelpartie von Händels „Tamerlano“ an der Mailänder Scala und als Oberon in Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ am �eater an der Wien zu erleben. Darüber hinaus kehrt Bejun Mehta als Stephan in Toshio Hosokawas „Stilles Meer“ an die Hamburger Staatsoper sowie als Orfeo in Glucks „Orfeo ed Euridice“ an die Staatsoper Unter den Linden zurück. Auf der Konzertbühne ist er u.a. mit der Staatskapelle Berlin unter Zubin Mehta, mit der Dresdner Philharmonie und dem Gürzenich-Orchester Köln zu hören.Zu den Höhepunkten der letzten Spiel-zeiten zählen eine Neuproduktion von Händels „Rodelinda“ am Teatro Real Madrid, „Jephtha“ an der Nationale Opera & Ballet in Amsterdam, die für ihn geschriebene Partie Angel 1/Boy in der Oper „Written on Skin“ von George Benjamin, die Urauf-führung von „Dream of the Song“ mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, Konzerte mit dem Orchestre de Paris und dem Boston Symphony Orchestra. In der Spielzeit 2016/17 war er Artist in Residence der Dresdner Philharmonie – mit seinen Auftritten stellte er seine künstlerische Viel-seitigkeit als Sänger und als Dirigent unter Beweis.

Bejun Mehtas vielfältige Diskografie umfasst u.a. sein neues Soloprogramm „Cantata“, das im Frühjahr 2018 bei Pentatone erscheinen wird, sowie seine preisgekrönte Solo-CD „Che puro ciel“. „Ombra cara“ wurde 2011 mit dem ECHO-Klassik in der Kategorie Operneinspielung des Jahres ausgezeichnet. 2017 erschien die Live-Aufnahme von George Benjamins „Dream of the Song“ unter dem Dirigat des Komponisten beim Label Nimbus.

3. NOV 2018, SA, 20.00 UHRFRAUENKIRCHE

MelancholieHändel: Arien aus „Agrippina“, „Rodelinda“, „Giulio Cesare“Barber: Adagio for StringsHaydn: Sinfonie Nr. 44 e-Moll „Trauer“Bejun Mehta | Dirigent und CountertenorDresdner Philharmonie

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Die DRESDNER PHILHARMONIE steht als Orchester der Landeshauptstadt Dresden in einer fast 150-jährigen Tradition. Seit 1870 sind ihre Sinfoniekonzerte Bestandteil des städtischen Konzertlebens. Das Konzert-orchester führt regelmäßig auch konzertante Opern und Oratorien auf, u.a. als Partner des Dresdner Kreuzchors. Ein umfangreiches Musikvermittlungsprogramm ergänzt das Programm.Der Kulturpalast wurde bereits 1969 Heim-stätte des Orchesters. Die Jahre 2012 bis 2017 waren wegen der Baumaßnahmen von wechselnden Spielorten und internationalen Tourneen geprägt. Chefdirigent ist seit 2011 Michael Sanderling. Zu seinen Vorgängern zählten Kurt Masur, Paul van Kempen, Carl Schuricht, Heinz Bongartz, Herbert Kegel, Marek Janowski und Rafael Frühbeck de Burgos.Die musikalische und stilistische Bandbreite der Dresdner Philharmonie ist groß. Einer-seits hat sich das Orchester im romantischen Repertoire einen ganz eigenen „Dresdner Klang“ bewahrt. Zum anderen hat es sich eine klangliche und stilistische Flexibilität für die Musik des Barock und der Wiener Klassik sowie für moderne Werke erarbeitet. Früh standen auch Komponisten als Dirigenten an seinem Pult: von Brahms, Tschaikowski, Dvořák über Richard Strauss bis zu Holliger. Bis heute spielen Uraufführungen eine wichtige Rolle.

Gastspiele zeugen von dem hohen Ansehen, das die Dresdner Philharmonie in der Musikwelt genießt. Ein neuer CD-Zyklus, der derzeit beim Label Sony Classical erscheint, bringt die Sinfonien von Dmitri Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven in einen spannungsreichen Dialog.

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KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos · * Gast · ** Akademie · *** Substitut

1 . V I O L I N E NProf. Ralf-Carsten Brömsel KV

Eva Dollfuß Christoph Lindemann KV

Marcus Gottwald KV

Antje Becker KV

Alexander Teichmann KM

Xianbo WenEunsil Kang**

2 . V I O L I N E NAdela Bratu

Steffen Gaitzsch KV

Andreas Hoene KV

Andrea Dittrich KV

Constanze Sandmann KV

Christiane Liskowsky KM

B R A T S C H E NHanno Felthaus KV

Andreas Kuhlmann KV

Tilman BaubkusSusanne Goerlich

Björn Sperling

V I O L O N C E L L IVictor Meister KV

Karl-Bernhard von Stumpff KV

Alexander Will KM

Maria Franz***

Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert

K O N T R A B Ä S S E Tobias Glöckler KV

Ilie Cozmaţchi

F L Ö T EKarin Hofmann KV

O B O E NJohannes Pfeiffer KV Prof. Guido Titze KV

F A G O T T ERobert-Christian Schuster KV

Michael Lang KV

H Ö R N E RMargherita Lulli

Carsten Gießmann KM

T R O M P E T E NChristian Höcherl KV

Csaba Kelemen Nikolaus von Tippelskirch

P A U K E Stefan Kittlaus

C E M B A L OMichaela Hasselt*

T H E O R B EStefan Maass*

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22. MRZ 2018, DO, 19.30 UHRKULTURPALASTAUF EINLADUNG DER DRESDNER PHILHARMONIE

Bach h-Moll-MesseJohann Sebastian Bach: h-Moll-Messe BWV 232Hans-Christoph Rademann | DirigentJohanna Winkel | SopranAnke Vondung | AltDaniel Johannsen | TenorArttu Kataja | BassDresdner KammerchorOrchester der Gaechinger Cantorey

8. APR 2018, SO, 11.00 UHRKULTURPALASTAUF EINLADUNG DER DRESDNER PHILHARMONIE

Gustav Mahler JugendorchesterDas europäische Spitzen-JugendorchesterLutosławski: Sinfonie Nr. 1 Szymanowski: Violinkonzert Nr. 1Debussy: „Images pour orchestre“Lorenzo Viotti | DirigentLisa Batiashvili | ViolineGustav Mahler Jugendorchester

22. APR 2018, SO, 20.00 UHRKULTURPALAST

AUF EINLADUNG DER DRESDNER PHILHARMONIE

Juan José Mosalini y su Gran Orquesta de TangoTango-Klassiker im Kulturpalast: „Ciudad triste“, „Nostalgico“, „Tanjuango“, „Negro Nacarado“, „Romance de barrio“, „Retrato de Julio Ahumada“, „Bordone y 900“ u. a.Juan José Mosalini | BandoneónGran Orquesta de Tango

U N S E R E N Ä C H S T E N V E R A N S T A L T U N G E N( A U S W A H L )

TICKETSERVICE IM KULTURPALAST

Telefon 0351 4 866 866ticket@dresdnerphilharmonie.dewww.dresdnerphilharmonie.dewww.kulturpalast-dresden.de

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IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE

Schloßstraße 201067 DresdenTelefon 0351 4 866 282www.dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael SanderlingEHRENDIRIGENT: Kurt Masur †ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de BillyINTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Albert BreierDer Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.REDAKTION: Dr. Dennis RothGRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH

BILDNACHWEIS

culture-images/Lebrecht Music & Arts: S. 2Wikimedia commons: S. 4, 8Josep Molina: S. 12

Preis: 2,50 €

Änderungen vorbehalten.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich untersagt sind.

Orchester der Landeshauptstadt

Dresden

MUSIKBIBLIOTHEK

Die Musikabteilung der Zentralbibliothek (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen der Philharmonie für Sie in einem speziellen Regal Partituren, Bücher und CDs bereit.