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PROGRAMM 2020 · 50 – 4.6 Charakterstücke als Laboratorium des 19. Jahrhunderts AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5 6. BIS 22. AUGUST 2020 53 – 5.1 Klassische Mechanik 54 – 5.2 Computational

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I M P R E S S U M

Redaktion: Ulrike Leikhof, Iris Prochazka

Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um Abbildungen, die während der Akademien des letzten Jahres an den verschiedenen Standorten von Kursleitenden und Teilnehmenden erstellt wurden.

© Bildung & Begabung gGmbH, Deutsche SchülerAkademie, Februar 2020

Bildung & Begabung gGmbHKortrijker Str. 1, 53177 BonnTel.: 0228 - 95915-40Fax: 0228 - 95915-540

Web: www.deutsche-schuelerakademie.deE-Mail: [email protected]

Waldenburg 2020-2 (30. Juli bis 15. August 2020)

Gaesdonck 2020-1 (2. bis 18. Juli 2020)

Papenburg 2020-1 (11. bis 22. August 2020)

Papenburg 2020-3 (NAka) (25. Juli bis 8. August 2020)

Grovesmühle 2020-3 (23. Juli bis 8. August 2020)

Roßleben 2020-5 (6. bis 22. August 2020)

Urspring 2020-4 (30. Juli bis 15. August 2020)

Torgelow 2020-6 (9. bis 25. Juli 2020)

Torgelow 2020-7 (30. Juli bis 15. August 2020)

Papenburg 2020-2 (24. August bis 4. September 2020)

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4–7 GRUSSWORTE

8–18 DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE 2020

AKADEMIE GAESDONCK 2020-1

2. BIS 18. JULI 2020

21 – 1.1 Von Ecken und Kanten

22 – 1.2 Mit Mathe gegen HIV

23 – 1.3 Zwei Wochen als Digitalcoach

24 – 1.4 Viktimisierung und Täterschaft

25 – 1.5 Sagt Sprache etwas über mich aus?

26 – 1.6 Beethoven und die Folgen

AKADEMIE WALDENBURG 2020-2

30. JULI BIS 15. AUGUST 2020

29 – 2.1 Fast sicher gelöst!

30 – 2.2 Quanteninformationstheorie

31 – 2.3 Daten: Das Gold der heutigen Zeit

32 – 2.4 Turning Thought Into Action

33 – 2.5 Menschenrechte – unsere letzte Utopie?

34 – 2.6 Eine Frage der Disziplin

AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3

23. JULI BIS 8. AUGUST 2020

37 – 3.1 Die Theorie der Information

38 – 3.2 Bitcoin: Magic Internet Money aus Mathematik

und Informatik?

39 – 3.3 Neue Technologien, alte Probleme?

40 – 3.4 Unser größtes Organ: die Haut

41 – 3.5 Wir und die Anderen

42 – 3.6 Media to go?

AKADEMIE URSPRING 2020-4

30. JULI BIS 15. AUGUST 2020

45 – 4.1 Kryptographie mit elliptischen Kurven

46 – 4.2 Organspende – quo vadis?

47 – 4.3 Is the moon there when nobody looks?

48 – 4.4 Kommunikation von Komplexität

49 – 4.5 Von Reptiloiden und Chemtrails

50 – 4.6 Charakterstücke als Laboratorium

des 19. Jahrhunderts

AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5

6. BIS 22. AUGUST 2020

53 – 5.1 Klassische Mechanik

54 – 5.2 Computational sociolinguistics

55 – 5.3 Recht und Moral im Widerstreit (?)

56 – 5.4 1848 – Eine Europäische Freiheitsrevolution?

57 – 5.5 Objektivität, Neutralität, Wertfreiheit?

58 – 5.6 (K)eine reine Wahrheit?

AKADEMIE TORGELOW 2020-6

9. BIS 25. JULI 2020

61 – 6.1 Moderne Kryptographie,

mehr als nur ein Hype um Bitcoin

62 – 6.2 Algen, Anemonen, Adaptation -

Anpassung aus verschiedenen Perspektiven

63 – 6.3 Die Vermessung der Natur: Einheitensysteme

64 – 6.4 Urteilen und Entscheiden -

Wie rational bin ich wirklich?

65 – 6.5 Sprache verändert die Welt

66 – 6.6 Legally female?

Über Weiblichkeitskonzepte in Musicals

AKADEMIE TORGELOW 2020-7

30. JULI BIS 15. AUGUST 2020

69 – 7.1 Gödels (Un)vollständigkeitssätze

70 – 7.2 Chemie vs. Bakterium

71 – 7.3 »Alexa, wie geht es dir heute?«

72 – 7.4 Let’s come together!

75 – 7.5 »Denn vor dem Sein gibt es Politik.«

73 – 7.6 Komik auf die Bühne bringen –

Kabarett und Comedy

75-76 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1

11. BIS 22. AUGUST 2020

79 – JGW-1.1 Mit Katastrophen rechnen

80 – JGW-1.2 Wächter des Lebens

81 – JGW-1.3 Wer haftet für Mr. Robot?

82 – JGW-1.4 Behavioral Economics: Systematisch

irrational?!

83 – JGW-1.5 »Wir sind alle postkolonial«

84 – JGW-1.6 Woher kommen denn die Übel?

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2

24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020

87 – JGW-2.1 Geometrie und die Mathematik der Physik

88 – JGW-2.2 Quantenmechanik

89 – JGW-2.3 Möglichkeiten und Risiken der Gentechnik

90 – JGW-2.4 Von »Krieg und Frieden«

91 – JGW-2.5 Globaler Wandel

92 – JGW-2.6 Negotiating Identities?

93-94 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE

JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE

PAPENBURG 2020-3

25. JULI BIS 8. AUGUST 2020

97 – JGW-3.1 Nachhaltig mobil

98 – JGW-3.2 Wie kann Nachhaltigkeit wirtschaftlich

attraktiv sein?

99 – JGW-3.3 Konflikte durch Klimawandel?

100 – JGW-3.4 Leistungselektronik

101 – JGW-3.5 Datenliterarität für den Klimawandel

102 – JGW-3.6 Move over, polar bear

PROGRAMME IM AUSLAND 2020

111 CLUB DER EHEMALIGEN

112 FÖRDERVEREIN DER DEUTSCHEN SCHÜLERAKADEMIE E.V.

113 DANK

114 BILDUNG & BEGABUNG

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ANJA KARLICZEK

MITGLIED DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG

»Die Deutsche SchülerAkademie: Grenzen verschieben, den Horizont erweitern, die eigene Persönlichkeit entfalten«

Quanteninformationstheorie, Betrachtungen des Orientalismus, Klassische Mechanik: Das klingt nach Themen für eine Vereinigung von Gelehrten oder Künstlern. Nur dass es in diesem Fall jugendliche Gelehrte und Künstler sind. Die Deutsche SchülerAkademie zeigt eindrucksvoll, dass sich Naturwissenschaften, Soziologie, Geschichte und Ferienspaß nicht ausschließen müssen.

Das fachliche Spektrum ist breit und anspruchsvoll – wie jedes Jahr: Von Mathe gegen HIV bis hin zu Bitcoins, von Sprache im Medienzeitalter zu Daten, dem Gold der modernen Zeit. Daneben machen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam, oft in Eigenregie Sport und Musik.

© Bundesregierung / Laurence Chaperon

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Die Jugendlichen teilen ihre Begeisterung mit anderen. Sie öffnen sich für neue Ideen. Sie entwickeln Verantwortung und Gemeinschaftssinn. Grenzen verschieben, den Horizont erweitern, die eigene Persönlichkeit entfalten: Über 18.500 besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler haben bisher von diesem außerschulischen Angebot profitiert.

Besonders bedanken möchte ich mich bei den Akademie- und Kursleitenden und den Unterstützern, die mit ihrem außergewöhnlichen Engagement die Deutsche SchülerAkademie tragen. Ich wünsche allen Teilnehmenden und Mitwirkenden der Akademien im Jahr 2020 wertvolle Erfahrungen und eine unvergessliche gemeinsame Zeit!

ANJA KARLICZEK

MITGLIED DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG

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Barbara Hornberger, Hildesheim,

… ist Professorin für die Didaktik der populären Musik am Institut für Musik der Hoch-schule Osnabrück. Dort forscht und lehrt sie zu Theorie, Geschichte und Praxis popu-lärer Musik und ihren Inszenierungen sowie zur Didaktik populärer Kultur. An Schü-lerAkademien liebt sie die besonders dichte, kreative und motivierende Atmosphäre, die jedes Jahr etwas Neues möglich macht.

Erfahrungen in Sprache zu übersetzen, ist oft schwierig, manchmal sogar unmöglich. SchülerAkademie in Worte zu fassen, ist selbstverständlich möglich. Sie lässt sich beschreiben – als außergewöhnliche Bildungsmaßnahme oder als Sommerveranstaltung für Jugendliche. Man kann Kurse inhaltlich darstellen, die Struktur und Dramaturgie der Akademie abbilden, man kann die Dokumentationen lesen oder Fotos anschauen. Wenn SchülerAkademie aber nicht als Veranstaltung, sondern als Erfahrung beschrieben werden soll, scheitert man regelmäßig. Als Erfahrung ist SchülerAkademie schwer vermittelbar. Im besten Fall endet man bei tendenziell schwärmerisch klingenden Allgemeinplätzen, im schlimmsten Fall erntet man einen ratlosen Blick beim Gegenüber, das der Ansammlung für ihn unverständlicher und darum befremdlicher Anekdoten nicht folgen kann.

Diese Unbeschreibbarkeit hat ihren Grund darin, dass SchülerAkademie weniger bestimmt ist von dem, WAS dort passiert, sondern davon, WIE es passiert. Selbstverständlich ist das WAS nicht egal. Es ist die Trägersubstanz für alles weitere. Die Kurse aus verschiedenen Fachdisziplinen sichern den interdisziplinären Charakter der Akademie. Ob Physik, Wirtschaft, Sozialwissenschaft oder Kunst und Kultur – alle Fächer haben hier die gleiche Relevanz, alle werden mit der gleichen Hingabe und Ernsthaftigkeit betrieben. Das führt auch dazu, dass die Hierarchie, die in Schulen und im universitären Betrieb durchaus spürbar ist – über Stundenzahl, über Stellen, über Drittmittel, aber auch über bestimmte Vorstellungen von „Wissenschaftlichkeit“ –durch eine Begegnung auf Augenhöhe ersetzt wird.

Begegnungen sind für SchülerAkademie zentral, weil sich auf jeder Akademie zunächst einander Unbekannte zusammenfinden müssen. Eine Gemeinschaft wird völlig neu hergestellt – und dies gelingt, weil alle Beteiligten gemeinsam den Handlungs- und Erfahrungsraum SchülerAkademie gestalten. Ein solch komplexer und dynamischer Prozess braucht Respekt – und Zeit. Diese Zeit ist

»SchülerAkademien sind ein höchst lebendiger Nachweis dafür, dass Lernen in Beziehungen stattfindet«

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notwendig und sie wird auch zur Verfügung gestellt. Es sind ganze 17 Tage, in denen eine Form von Gemeinschaft, von Vertrauen entstehen kann, in denen das ausgehandelt und entwickelt und schließlich etabliert wird, was man dann am Ende „Spirit“ nennen kann. In diesen 17 Tagen können Verzagtheit und Übermut stattfinden, können persönliche Grenzen gespürt und vielleicht überwunden werden, können neue Dinge ausprobiert, geteilt, vertieft oder verworfen werden.

Denn das ist das WIE einer SchülerAkademie: Akademie ist geprägt von Motivation, Eigenverantwortlichkeit, Freiheit, Vertrauen und Verantwortung. Es sind die Teilnehmenden selbst, die Akademie gestalten, die in den Kursen und vor allem im kursübergreifenden Akademieleben einander und sich selbst kennenlernen. Sie sind Teil eines hochdynamischen sozialen und persönlichen Prozesses, der vielen Teilnehmenden am Ende das Gefühl gibt, in einer sonderbaren Verwandlungs- und Ermächtigungs-Kapsel gewesen zu sein: Viele gehen anders aus einer Akademie heraus als sie hineingegangen sind, sie haben Erfahrungen gemacht, die sie nicht erwartet haben und die sie wertvoll und bereichernd finden.

Das WIE ist es, das Leistungen ermöglicht, die nicht unter Druck entstehen. Förderung durch eine SchülerAkademie ist keine frühzeitige Anpassung an Konkurrenz und Auslese und sie ist kein Mittel, ohnehin Bevorteilten noch bessere Ausgangspositionen zu verschaffen. Im Gegenteil: SchülerAkademien sind ein höchst lebendiger Nachweis dafür, dass Lernen in Beziehungen stattfindet, dass erfolgreiche Arbeit vor allem dann gelingt, wenn Menschen etwas zugetraut wird, wenn Scheitern erlaubt ist und wenn intrinsische Motivation und Freiheit in einer starken Gemeinschaft verankert werden. Der nachhaltigste Lerneffekt einer SchülerAkademie liegt darum nicht in dem erworbenen Fachwissen, nicht einmal in den akademischen Kompetenzen, die zweifelsohne auch eine Rolle spielen. Er liegt in dem, was häufig als „informell“ bezeichnet wird und doch zentral ist: Dem Wissen, dass sich Gemeinschaft und Arbeit gemeinsam gestalten lassen, der Erfahrung, dass Leistung weder Druck noch Konkurrenz braucht, und dass Vertrauen und Anerkennung Grundlage einer funktionierenden Gemeinschaft sind.

SchülerAkademie wird so zu einem Ort, an dem mehr möglich ist als im Alltag, ein Ort, an dem die Tage scheinbar 28 Stunden haben. SchülerAkademie ist ein Turbo-Beschleuniger für Freundschaften und ein Katalysator für Leistungsexplosionen ebenso wie für Unsinn auf höchstem Niveau zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dies ist es, was am Ende einer Akademie so häufig in einer fundamentalen Verlusterfahrung spürbar wird: Dass Akademien einen gewissermaßen utopischen, zeitlich limitierten Raum schaffen. Einen Möglichkeitsraum, der, als Erinnerung, als Ansporn, als Blue Print, mitgenommen werden kann in das „normale“ Leben – und es fortan begleiten wird.

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Gleichbefähigte, somit bietet die Akademie vielfältige Möglichkeiten, sich selbst besser einzuschätzen, Gemeinschaft zu leben, gemeinschaftlich zu lernen und viel Neues zu entdecken. Die Teilnehmenden erfahren Toleranz, Akzeptanz und Offenheit sowie Empathie. Die Akademie dient den Jugendlichen bei der Identi-tätsfindung.

Eine Akademie besteht aus sechs Kursen mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs wird von zwei Kursleitenden betreut. Während der Akademie arbeiten die Teilnehmenden in einem Kurs, den sie vorher gewählt haben. Die Arbeitszeit in den Kursen beträgt insgesamt etwa 50 Stunden. Darüber hinaus besteht eine Akademie auch aus zahlreichen kursübergreifenden Angeboten, die für alle Teil-nehmenden und Kursleitenden offenstehen. Hier sind Aktivitäten zu nennen aus dem Bereich Musik, Sport, Theater, Wissenschaft, Kunst, Literatur, Spiel u.v.m.Standorte der DSA sind Goch (Nordrhein-Westfalen), Waldenburg (Sachsen), Veckenstedt (Sachsen-Anhalt), Schelklingen (Baden-Württemberg), Roßleben (Thüringen) sowie Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpom-mern).

Die Kosten für die DSA-Akademien werden zum größten Teil vom Bundesmini-sterium für Bildung und Forschung, vom Stifterverband für die Deutsche Wissen-schaft, von Stiftungen und von privaten Spendern getragen. Daher liegt der Teil-nahmebeitrag (siehe Seite 16) für diese Akademien weit unterhalb der tatsächlich entstehenden Kosten.

Der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), ein Zusammenschluss ehemaliger Teilnehmender der SchülerAkademie, richtet in Papenburg (Niedersachsen) weitere Akademien aus (siehe Seite 75 ff.). Diese werden ebenfalls von Sponsoren und mit privaten Spenden unterstützt.

Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademie- programmen im Ausland (siehe Seite 103 ff.).

Auf Antrag kann bei allen Akademien zudem eine Ermäßigung oder eine Befreiung von der Eigenbeteiligung gewährt werden (siehe Seite 16).

Die Deutsche SchülerAkademie (DSA) steht seit Jahrzehnten für höchste Quali-tät in der Begabtenförderung. Jahr für Jahr nehmen rund 650 Schülerinnen und Schüler an sieben Akademien teil. Ergänzt wird das Angebot durch Akademien von Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW) und auslän-dischen Programmen.

Die DSA dient der Förderung besonders begabter, interessierter, neugieriger und leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. Diese jungen Menschen erleben die Teilnahme an einer Akademie als eine ganzheitliche Herausforderung – und wachsen daran. Ihnen wird die Möglichkeit zum inten-siven Zusammensein mit ähnlich interessierten Gleichaltrigen sowie zum Kennen-lernen noch nicht erfahrener oder erlebter Chancen der Selbstentfaltung gegeben. Eine Akademie stellt zum einen ein Angebot von Kursen verschiedener Inhalte auf universitärem Niveau bereit, hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung der intellektuellen Fähigkeiten. Zum anderen begegnen sich hier Gleichgesinnte und

Deutsche SchülerAkademie 2020

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Organisation der Akademie

Beirat der Akademien von Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH» Dr. Birgit Rismondo., Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin» Jan Wohlgemuth, OStR , Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-

Württemberg, Stuttgart (als Repräsentant der Kultusministerkonferenz)» Bettina Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn» Dr. Susanne Happ, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn» Prof. Dr. Christian Rietz, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg» Prof. Dr. Günter Trost, ITB Consulting GmbH, Bonn (Vorsitzender)» PD Dr. Georg Eckert, Berg. Universität Wuppertal, Wuppertal» Matti Wiemers, Bremen» Forian Helfer, Bonn» Ulrike Nickenig, Bochum

als Gast:» Tobias Udtke, Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V.,

Bonn

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie: Ulrike Leikhof (Leitung), Dr. Petra Flocke, Florian Bender, Dr. Dorothea Brandt, Annemarie Guthier, Martina Helfenbein, Iris Prochazka, Martin Rosenkranz, Grazyna Rynca.

Warum Akademien?

Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass sie zwar viele Freunde und Bekannte haben, aber weniger auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen teilen und mit denen sie sich auf gleichem Niveau austauschen können. Auch erleben sie, dass Inhalte und Gestaltung des Schulunterrichts ihrer Motivation sowie ihren Interessen und Fähigkeiten nicht hinreichend gerecht werden.

Seit Gründung der Deutschen SchülerAkademie 1988 hat sich in der Begabungs- und Begabtenförderung viel getan. Der Blick auf Schülerinnen und Schüler, die in der Schule nicht ausgelastet sind, hat sich erweitert. Die Begabungsförderung hat zugenommen.

Für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler oder musikalische Talente gibt es zahlreiche Angebote, in denen die Schülerinnen und Schüler entsprechend ge-fördert werden. Für intellektuell begabte und interessierte Jugendliche gibt es im außerschulischen Bereich vergleichbare Offerten, die allerdings meist eher spezi-fisch fachbezogen sind.

Leistungsstarke Jugendliche mit breiten Interessen und hoher Motivation finden dagegen kaum Maßnahmen, die sie sowohl fachlich als auch in ihrer Persönlich-keitsentwicklung fördern und sie darüber hinaus mit anderen Schülerinnen und Schülern gleicher Befähigung in Kontakt bringen. Hier setzt die Deutsche Schüler-Akademie an.

Geschichte

Für diese Jugendlichen hat Bildung & Begabung (siehe Seite 114) seit 1988 Pro-gramme in der Ferienzeit entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Bund entstand daraus die »Deutsche SchülerAkademie«. 1994 stimmte die Kultusministerkonfe-renz diesem Konzept der Begabtenförderung zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Johannes Rau die Schirmherrschaft über die Deutsche SchülerAkademie. Seit 2009 ist der Bundespräsident Schirmherr über alle Pro-jekte von Bildung & Begabung.

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Die Deutsche SchülerAkademie wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unter-stützt.

Während die (formale) Struktur des Akademieaufbaus und -verlaufs in den Jahren eine optimale Form gefunden hat, unterliegen die Kursinhalte fachspezi-fischen Variationen. In jedem Kurs führen die Teilnehmenden und Kursleitenden ein gemeinsames Forschungsprojekt durch. Ziel der Kurse ist, die Projekte auf universitärem Niveau mit wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten und dazu einen Projektbericht (Dokumentation) anzufertigen.

Was bedeutet die Teilnahme an der Akademie konkret?

In allen Kursen beginnt die Akademie bereits mehrere Wochen vor dem eigent-lichen Start, in denen Reader gelesen, Referate vorbereitet, Skripte bearbeitet oder Fragebögen beantwortet werden. Hier wird Freude an der gedanklichen Durch-dringung komplexer Fragestellungen aus unterschiedlichen Bereichen erwartet sowie die Bereitschaft, sich in neue und schwierige Themen einzuarbeiten, kreativ nach Lösungen zu suchen und über wissenschaftliche Standpunkte sowie die er-zielten Ergebnisse Referate zu halten.

Für die Akademie selbst müssen sich die Teilnehmenden darauf einstellen, 16 Tage voll eingespannt zu sein. Die Tage sind stark strukturiert, wobei die festen Kurszeiten durch freiwillige Aufgaben und Aktivitäten ergänzt werden. Es wird erwartet, dass alle mit ganzer Kraft zur gemeinsamen Arbeit beitragen. Natürlich gibt es auch viele Gelegenheiten zu Gesprächen, zu gemeinsamer Musik und Sport, zu Spaziergängen etc.

Vom Schwierigkeitsgrad her bewegen sich die vorbereitenden Arbeiten sowie die eigentlichen Kurse auf universitärem, d.h. deutlich über dem schulischen Niveau.

Allgemeine Erwartungen an die Teilnahme

Für alle Kurse gelten folgende Voraussetzungen, die in den einzelnen Kurs- beschreibungen nicht noch einmal erwähnt werden: – Interesse: Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie nicht nur für

das jeweilige Thema, Fachgebiet oder den Sachgegenstand hohes Interesse oder gar Begeisterung aufbringen – dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen Kurswünsche –, sondern auch Interesse an fachgebundenem Denken und an kritischen Diskussionen, z.B. von wissenschaftlichen und abstrakten Konzepten, u.a. haben.

– Vorbereitende Literatur: Die Teilnehmenden erhalten zur Vorbereitung bereits einige Wochen vorab Literaturhinweise oder eine Textsammlung (Reader). Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit der Fachliteratur auseinanderzusetzen und sich in neue Gebiete einzuarbeiten. Fachtexte sind häufig umfangreich und auf einem so hohen Niveau, dass auch Expertinnen und Experten sie mehrfach durcharbeiten müssen, um sie zu verstehen. Hier ist Durchhaltevermögen erforderlich – nicht den Mut verlieren –, wobei die Kursleitenden gerne helfend beistehen – keiner wird allein gelassen.

– Referate: Von allen Teilnehmenden wird erwartet, dass sie im Laufe der Akademie mindestens einmal ein vorbereitetes Referat von et wa 20 Minu-ten Länge halten.

– Dokumentation: In jedem Kurs werden Methoden, Sachverhalte, Gedan-kengänge, Beweisführungen etc. verschriftlicht. Von allen Teilnehmenden wird erwartet, dass sie mit Texten zu dieser Dokumentation beitragen.

– Neben der Kursarbeit: Während der Kurse tauchen vielfach noch feh-lende Grundlagen auf, die dann in Eigenregie (d.h. teils in- teils außerhalb der Kursarbeit) nachgearbeitet werden müssen.

– Fremdsprache (Englisch): Gute Englischkenntnisse sind für das Lesen wissenschaftlicher Texte unerlässlich. Viele Fachartikel, Bücher oder Rea-der liegen nur in der Originalsprache (zumeist Englisch) vor. Hier wird er-wartet, dass die Teilnehmenden Durchhaltevermögen zeigen und sich auch in die (fremde) Fachsprache einarbeiten. Sollten weitere Fremdsprachen-kenntnisse erwartet werden, ist dies in den Kursbeschreibungen erwähnt.

– Arbeits- und Sozialform: In den Kursen werden unterschiedliche Arbeits- und Sozialformen praktiziert: Frontal-, Gruppen-, Partner- oder Einzelar-beit, Textarbeit, Präsentationen, Diskussionen, Experiment, Exkursion, Rol-lenspiel u.a. In jeder Form wird von allen eine aktive Teilnahme erwartet.

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Manchmal führt das dazu, dass der Gegenstand nicht sofort verstanden wird, son-dern mehrfach gelesen, d.h. hart erarbeitet werden muss. Erwartet wird deshalb auch die Bereitschaft, gelegentlichen Frust ertragen zu können und sich durch zeitweilige Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.

Für einige Kurse (siehe ausführliche Programmbeschreibungen ab Seite 21) sind spezifische Vorkenntnisse erforderlich. Allgemeine Erwartungen (siehe links) werden dort nicht erwähnt.

Der Zeitrahmen der SchülerAkademie bildet eine inhaltliche und organisatorische Einheit. Eine verspätete Anreise bzw. eine vorzeitige Abreise oder eine zwischen-zeitliche Abwesenheit von der Akademie ist nicht möglich.

Rotation

Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten, informieren sich die Kurse gegenseitig in der Rotation. Dabei übernehmen die Teilnehmenden für einen Vormittag die Aufgabe, den Teilnehmenden sowie den Kursleitenden anderer Kurse Ausschnitte ihrer fachlichen Arbeit nahezubringen. In den Präsentationen der Arbeit liegt der Fokus nicht auf den Ergebnissen, son-dern auch auf Methoden und Prozessen etc. Dafür müssen sie die gewonnenen Erkenntnisse gedanklich neu strukturieren und Formen der sach- und ziel- gerechten Vermittlung von Inhalten und Methoden entwickeln, d.h. eine Präsen- tation aufbereiten.

Jede/Jeder Teilnehmende übernimmt dafür eine 10-minütige Präsentation.

Dokumentation

Ein wichtiges Prinzip der SchülerAkademie ist das Verschriftlichen der Kurs- arbeit, d.h. die Dokumentation von Methoden, Prozessen und Inhalten. Alle sind aufgefordert, Sach- sowie Methoden- und Prozessberichte, Zusammenfassungen von Referaten und Texte unter Berücksichtigung angemessener wissenschaftlicher Standards zu erstellen. Dies ist zwar nicht einfach, es macht aber Spaß zu bemer-ken, wenn man einen Gedanken wirklich durchdrungen hat und in der Lage ist, diesen schriftlich darzustellen.

Viele Texte müssen mehrfach bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten Inhalt haben. Die Teilnehmenden lernen, zusam-menhängend und prägnant zu formulieren und erarbeitete Standards anzuwen-den. Die Texte werden zu einer Dokumentation zusammengefasst und später der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Die Erstellung der Dokumentation ist für die Teilnehmenden zwar sehr arbeits- intensiv und -aufwendig, kostet viel Zeit, ist aber als Erfahrung für spätere Ausarbeitungen sehr wertvoll.

Musik! Musik! Musik!

Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Alle können sich hierbei je nach ihren Interessen und Fähigkeiten einbringen. Die Koordination darüber übernimmt eine Musikerin bzw. ein Musiker.

Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz und Rock/Pop werden alle ihren Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung.Alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Eigene Noten oder Vor-schläge können gern mitgebracht werden. Die Ergebnisse werden am Ende in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Vor Akademiebeginn erhalten die Teilnehmenden einen Fragebogen über Stimmlage, Instrumente und musikalische Vorerfahrungen und Interessen.

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Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes

Ein typischer Akademietag

7:30 – 8:20 Frühstück

8:30

anschließend bis 12:00

Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden und Kurs-leitenden zum gemeinsamen Tagesbeginn mit Informa-tionsaustausch. Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag in den Kursen gearbeitet – mit Pausen je nach Bedarf.

12:15 – 13:30 Mittagessen

14:00 – 16:00

Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kurs übergreifende Angebote statt, die allen Teilneh-menden offen stehen und auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziellen Arbeitsgemeinschaften (z.B. Sprachen) etc.

16:00 Pause (Kaffee, Tee, Milch etc. mit ggf. Plätzchen, Kuchen)

16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit

18:45 – 19:30 Abendessen

ab 20:00

Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Angebote. Je nach Interesse und Engagement gestalten Teilnehmende und Kursleitende gemeinsam Kammer-musik, Theater, Sport, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Nachrichten, einen Vorlese abend und vieles mehr.

Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt.

Es gilt, eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verpla-nen, damit Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beginn der Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die zum Abschluss ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkur-sionen zu interessanten Zielen der Region zum Akademieprogramm.

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Ablauf der Akademie

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KüA – Kursübergreifende Angebote

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Teilnahmevoraussetzungen

Die Deutsche SchülerAkademie richtet sich an besonders leistungsfähige und motivierte Jugendliche, die über eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft sowie über eine breite Interessenausrichtung verfügen.

Wer an einer Akademie teilnehmen möchte, muss neben den allgemeinen Erwar-tungen (siehe Seite 10) folgende Teilnahmevoraussetzungen erfüllen:

1 Allgemeine VoraussetzungenDas Programm der Deutschen SchülerAkademie richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit einer hohen intellektuellen, allgemeinen und breiten Leistungs-fähigkeit sowie einer hohen Motivation. Voraussetzung ist weiterhin Offenheit für Neues sowie ein breit gefächertes Interesse; isoliertes Spezialinteresse an nur einem Fachgebiet reicht nicht aus.

Alle Teilnehmenden müssen die Bereitschaft mitbringen, sich die komplette Aka-demie über mit allen Kräften einzubringen und aktiv und gemeinschaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden Bereich mitzuge-stalten.

Es ist nicht möglich, später anzureisen, früher abzureisen oder Fehltage zu pla-nen, d.h. die bzw. der Teilnehmende muss während der gesamten Dauer der Aka-demie anwesend sein.

Jede Schülerin und jeder Schüler kann grundsätzlich nur einmal am Programm der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen.

2 Wohnsitzkriterium Zugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zum deutschen Abitur oder zum GIB oder einem vergleichbar anerkannten Abschluss führt, besuchen.

3 Jahrgangskriterium Die Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung – einen Schulzweig besuchen, der zur allgemeinen Hochschulreife, zum GIB,

DIAP oder vergleichbarem Abschluss führt, und– eine der beiden Jahrgangsstufen vor dem Abschlussjahrgang besuchen, d.h.

• die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. (G9) enden, bzw. • die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. (G8) enden.

Außerdem dürfen sie am 1. Juli des Jahres noch nicht älter als 20 Jahre alt sein und zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme die Abschlussprüfung (Abitur) noch nicht abgelegt haben.

Für Schülerinnen und Schüler, die im zweiten Bildungsweg das Abitur ablegen, gelten Sonderregeln: Sie dürfen am 1. Juli nicht älter als 24 Jahre sein und müssen nach der Akademie noch mindestens ein Jahr zur Schule gehen.

4 Leistungskriterium Das Programm der Deutschen SchülerAkademie richtet sich an Jugendliche mit einer weit überdurchschnittlichen und breiten intellektuellen Befähigung sowie weitreichenden Interessen verbunden mit einer schnellen Auffassungsgabe. Er-forderlich sind auch eine hohe Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft sowie Motivation.

Als Nachweis der Teilnahmevoraussetzungen können gelten:

– ein Schulvorschlag: Im Januar jeden Jahres werden dazu alle Schulen in Deutschland, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen, sowie alle Schulen im Ausland, die zum Abitur, GIB, DIAP oder Vergleichbarem führen, ange-schrieben und gebeten, besonders leistungsfähige und motivierte Schüle-rinnen und Schüler zur Teilnahme vorzuschlagen.

– ein Selbstvorschlag: Schülerinnen und Schüler können sich für eine Teilnahme selbst vorschlagen, indem sie sich zunächst online registrieren und anschlie-ßend ihre Teilnahmeberechtigung nachweisen. Hierzu senden sie neben ihren Kontaktdaten das letzte Zeugnis sowie ein Motivationsschreiben ein und las-sen von einer Person, die sie näher kennt, das Empfehlungsformular ausfüllen; die Person sollte vorzugsweise in einer Bildungseinrichtung tätig sein.

– die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwett-bewerb; die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen.

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Bewerbung und Kurswahl

Wer an einem Kurs der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen möchte, durch-läuft – unabhängig vom Zugangsweg zur DSA – ein zweistufiges Bewerbungsver-fahren:

In einem ersten Schritt kann eine Schülerin/ein Schüler sich zur Teilnahme selbst vorschlagen oder sie/er wird von der Schule vorgeschlagen. Hierzu werden Nach-weise zur Teilnahmeberechtigung bei der DSA eingereicht. (Ausschlusstermin 22. März)

In einem zweiten Schritt erhält die Bewerberin oder der Bewerber die Möglich-keit, Kurse auszuwählen, an denen sie/er teilnehmen möchte. Hierzu werden die Schülerinnen und Schüler ab Anfang März aufgefordert, online einen Kurs aus-zuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden – dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Abgabe der online-Kurswahl sollte möglichst bis Mitte März erfolgen. Der letzte Tag zur Abgabe der Kurswahl ist der 31. März (Aus-schlusstermin) . Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesichert.

Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland können sich ebenfalls für Kurse der sieben SchülerAkademien (siehe Seite 21 ff.) sowie der Akademien des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW e.V., siehe Seite 79 ff.) bewerben.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen Schüler-Akademie beantworten gern weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien. Sie können auch Kontakte zu ehemaligen Teilnehmenden oder Kursleitenden vermitteln. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der Deut-schen SchülerAkademie (www. deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V. (www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (www.jgw-ev.de) einen guten Einblick.

Vergabe der Plätze

Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die Deutsche SchülerAkademie über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewo-genes Verhältnis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern angestrebt. Ferner wird auf eine angemessene zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geach-tet. Ein Rechtsanspruch auf die Teilnahme besteht nicht. Aufgrund der erheb-lichen Überzahl an Bewerberinnen und Bewerbern für einzelne Kurse erfolgt die Zuteilung mithilfe eines halbautomatisierten, EDV-gestützten Verfahrens.

Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage erhält, für den bedeu-tet dies keineswegs einen Zweifel an der Qualifikation. Im vergangenen Jahr lag die Aufnahmequote bei 43 Prozent.

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Kosten / Eigenleistung / Rücktritt

Die Kosten für die Deutsche SchülerAkademie werden hauptsächlich vom Bun-desministerium für Bildung und Forschung, vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und weiteren Förderern aufgebracht.

Von den Teilnehmenden der Deutschen SchülerAkademie wird eine Eigenbeteili-gung in Höhe von 595 Euro erwartet.

Die Organisation der JGW-SchülerAkademien erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten der Teilnahme werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die JGW-SchülerAkademie aufgrund der kürzeren Dauer 410 Euro, für die JGW-Nach-haltigkeitsAkademie 550 Euro.

Die Kosten für die Programme im Ausland sind den jeweiligen Programmbe-schreibungen (Seite 103 ff.) zu entnehmen.

Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlassen werden (s.u.).

Mit der Eigenbeteiligung sind auch die Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die von Veranstaltern geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen

abgedeckt. Die Fahrtkosten zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen. Ebenso gilt dies für Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Ausflüge, Fahrradmiete oder zusätzliche Getränke.

Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai (Eingang bei der Geschäfts-stelle der DSA) bzw. bis sieben Tage nach Versand der Entscheidung über einen Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Im Rahmen des Nachrückverfahrens gel-ten individuelle Fristen. Bei einem Rücktritt nach diesem Termin ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) bis 14 Tage vor der Akademie wird eine Bearbeitungsge-bühr von 50 Euro erhoben. Danach ist bei einer Absage ohne wichtigen Grund eine Erstattung der geleisteten Eigenbeteiligung nicht mehr möglich. Ein Rücktritt muss schriftlich (per E-Mail an die Geschäftsstelle der Deutschen Schüler Akade-mie) erfolgen.

Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung

Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkom-mensverhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Keine Schülerin/kein Schüler sollte daher allein aus finan-ziellen Gründen von einer Kurswahl Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung folgt im Wesentlichen den Regeln des BAföG.

Kosten / Eigenleistung / Rücktritt im Überblick

Eigenbeteiligung Deutsche SchülerAkademie – 595 Euro JGW-SchülerAkademie – 410 Euro JGW-NachhaltigkeitsAkademie – 550 Euro

Kosten bei Rücktritt bis 15. Mai 2020 – kostenlos bis 14 Tage vor der Akademie – 50 Euro danach – volle Eigenbeteiligung (s.o.)

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Zeitplan

Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren läuft mit folgenden Terminen: – Ab 1. März ist dieses Programmheft online verfügbar, so dass nun eine Kurs-

wahl abgegeben werden kann.– Bis Mitte März sollte die online-Kurswahl bei der Deutschen SchülerAkademie

eingegangen sein (Ausschlusstermin 31. März). – Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber

versandt. – Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto

von Bildung & Begabung bzw. von JGW e.V. eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung bei der Deutschen SchülerAkademie vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bearbeitet.

– Sollte eine Bewerberin/ein Bewerber nach Kurszuteilung vom Platz wieder zurücktreten und somit ein Platz frei werden, wird ein Nachrückverfahren durchgeführt. Alle Schülerinnen und Schüler, die eine Absage erhalten haben, werden in das Nachrückverfahren einbezogen. Sie werden benachrichtigt, sofern in einem Kurs ihrer Wahl ein Platz frei geworden ist und sie aufgrund der erwähnten Auswahlprinzipien zugeteilt werden können.

Anreise

Rechtzeitig vor Beginn der Akademie stehen den Teilnehmenden die Adressen der anderen Teilnehmenden zur Verfügung, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden können. Auch der Erwerb einer kostengünstigen Fahrkarte (Sparpreis, Länder-Ticket, BahnCard, Gruppenkarte u.a.) ist damit mög-lich.

Mit Abgabe der Kurswahl erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber einver-standen, dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.

Die wichtigsten Termine im Überblick

Veröffentlichung des Programms: 1. März 2020

Vorschlag von Eingang bis 22. März 2020 Schülerinnen und Schülern: (Ausschlusstermin)

Abgabe der Kurswahl: Eingang erbeten bis Mitte März, spätestens bis 31. März 2020 (Ausschlusstermin)

Versand der Zu- und Absagen: Ende April 2020

Überweisung Eigenbeteiligung: bis 15. Mai 2020 (Eingang)

Antrag auf Erlass/Ermäßigung der Eigenbeteiligung: bis 15. Mai 2020 (Eingang)

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Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Auswahl und Förderung der Stipendiatinnen und Stipendiaten erfolgen unabhängig von politischen, konfessionellen und weltanschaulichen Vorgaben. Zurzeit wer-den rund 14.000 Studierende und Doktoranden gefördert.

Jeder Stipendiat erhält eine monatliche Studienkostenpauschale in Höhe von 300 Euro sowie ein Lebenshaltungsstipendium, dessen Höhe vom Elternein-kommen abhängig ist und das aktuell maximal 744 Euro beträgt. Des Weite-ren gibt es ein umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet.

Die Deutsche SchülerAkademie hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SchülerAkademien von Bildung & Begabung und der JGW-Akademien für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbreiten.

Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kurs-leitenden für die Deutsche SchülerAkademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendiaten.

Für die seit Beginn der Deutschen SchülerAkademie gewährte Förderung sagen wir herzlichen Dank.

Da eine verspätete Anreise bzw. eine vorzeitige Abreise von der Akademie nicht möglich ist, ist dies auch bei den eigenen Urlaubsplänen oder Praktikumsver-pflichtungen u.a. zu berücksichtigen.

Ausländische Teilnehmende und ihre Gastfamilien

Auch Schülerinnen und Schüler von deutschen Auslandsschulen nehmen an den Akademien der Deutschen SchülerAkademie teil. Teilnehmerinnen und Teilneh-mer mit nicht-deutscher Muttersprache kommen zur Eingewöhnung eine Woche vor Beginn der Akademie nach Deutschland.

Wer bereit ist, eine ausländische Teilnehmerin oder einen ausländischen Teilneh-mer in der Woche vor dem jeweiligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebeten, dies online oder auf dem Formular zur Kurswahl mit anzugeben.

Nach der Akademie

Alle Teilnehmenden erhalten eine Bescheinigung über die Kursteilnahme der besuchten Akademie. Weiterhin können die Teilnehmenden und Kursleitenden nach der Akademie dem Club der Ehemaligen e.V. (siehe Seite 111) beitreten.

Darüber hinaus hat die Deutsche SchülerAkademie jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmende der SchülerAkademien von Bildung & Begabung sowie der JGW-Akademien für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen (siehe Kasten). Die Entscheidung hierüber treffen die Aka-demie- und Kursleitenden.

Ferientermine / Urlaub / Praktika

Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, so dass die Akademie möglicherweise nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es erforderlich, dass die/der Teilnehmende bei der Schule und/oder Schul-aufsichtsbehörde einen Antrag auf Freistellung vom Unterricht stellt. Einige Bun-desländer haben bereits von sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom Unterricht freizustellen. Die Deutsche SchülerAkademie wird nötigenfalls solche Anträge unterstützen.

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stufenschülerinnen und -schüler in einem jeweils viersemestrigen Curriculum zusätzlich zur Abiturvorbereitung eine frühzeitige intensive akademische Hinfüh-rung auf ein erfolgreiches Studium in den Bereichen Kunst/Design, Ökonomie und Medizin.

Kopf. Herz. Charakter.Die Gaesdonck bietet ihren Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Ergänzung zur elterlichen Erziehung. Der Dreiklang aus Kopf. Herz. Charakter. beschreibt den ganzheitlichen Anspruch der Traditionseinrichtung: Die Schülerinnen und Schüler sollen später bereit und fähig sein, in Beruf, Familie und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.

Die Gaesdonck ist jedoch mehr als nur eine außergewöhnlich gute Schule, sie ist Lebenswelt.In der werteorientierten Internats- und Schulgemeinschaft auf der Gaesdonck werden Geborgenheit, Ansprache, klare Strukturen und ein fürsorgliches Mit-einander für junge Menschen in einem besonderen Maß erlebbar. Engagierte Erzieher und Lehrer kümmern sich um einen guten Wechsel zwischen Halt und Freiraum, Orientierung und Freiheit.

Der Campus bietet dabei zahlreiche sinnstiftende Möglichkeiten, Freizeit positiv zu gestalten, sei es musikalisch, künstlerisch, sozial oder sportlich. So stehen für den sportlichen Ausgleich unter anderem zwei Sporthallen, Fußball-, Beachvol-leyball- und Tennisplätze zur Verfügung – die selbstverständlich auch von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Deutschen Schüler Akademie genutzt werden können. Internatsschülerinnen und -schüler profitieren zusätzlich von der hauseigenen Musikschule mit zahlreichen Proberäumen und einem professi-onellen Tonstudio, von der Kunstschule mit Ateliers für Malerei und Bildhauerei, von der eigenen angegliederten Reithalle und der Gaesdoncker Skihütte in Randa (Schweiz).

Die Teilnehmenden sind direkt auf dem Campus in den Zimmern der der Schüle-rinnen und Schüler untergebracht.

2. bis 18. Juli 2020

Collegium Augustinianum Gaesdonck, GochDie GaesdonckDas Collegium Augustinianum Gaesdonck – kurz »die Gaesdonck« genannt – ist ein bischöfliches Internatsgymnasium am Niederrhein. Getragen von einer kirch-lichen Stiftung blickt die Gaesdonck auf eine bald 170-jährige Tradition zurück und gilt heute als eine der besten gymnasialen Bildungseinrichtungen in Deutsch-land mit ca. 800 Schülerinnen und Schülern, welche die Gaesdonck intern, tages-intern oder extern besuchen.

Insbesondere gut motivierte Schülerinnen und Schüler mit einer Freude am Ler-nen und einer gewissen Anstrengungsbereitschaft finden auf der Gaesdonck eine positive, lebendige Lernatmosphäre, die sie ermutigt und ihnen hilft, das Beste aus sich herauszuholen. Individuelle Förderkonzepte sowohl für Stärkere aber auch für Schwächere holen jedes Kind da ab, wo es steht. und rücken in den Mit-telpunkt, was Mittelpunkt sein sollte: die Schüler.

Bundesweit einmalig sind die Exzellenz-Kurse der Gaesdonck. Die Advanced Classes Arts & Design, Business Economics und Medical Science bieten für Ober-

Akademie Gaesdonck 2020-1

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PROGRAMM

1.1 Von Ecken und Kanten1.2 Mit Mathe gegen HIV1.3 Zwei Wochen als Digitalcoach1.4 Viktimisierung und Täterschaft1.5 Sagt Sprache etwas über mich aus?1.6 Beethoven und die Folgen

Akademieleitung

Lea Krarup (Jg. 1999) hatte 2017 das große Glück Teilnehmerin bei der DSA in Roßleben zu sein, wo sie im darauffolgenden Jahr Assistenz der Akademieleitung war. 2018 hat sie das Abitur abgeschlossen und studiert seit September 2019 mit viel Freude Physik in Odense, Dänemark. Um ihren Teil zum guten sozialen Umfeld in ihrem Studium beizutragen, en-gagiert sie sich in ihrer Fachschaft. In ihrer Freizeit spielt sie gerne Ge-sellschaftsspiele mit ihren Kommilitonen oder probiert neue spannende Rezepte aus ihren Kochbüchern.

Jana Lohmann (Jg. 2002) kommt aus dem wunderschönen Köln und war 2017 selbst Teilnehmerin einer DSA. Nach ihrem Abitur zog Jana für ein Freiwilliges wissenschaftliches Jahr nach Hannover und lässt sich dort ne-ben Micorcontrollern auch fürs Bierbrauen begeistern. Im Anschluss wird sie Chemie studieren. Während ihrer Schulzeit hat sie in verschiedensten Ensembles mit Oboe und E-Bass mitgespielt. Jana freut sich sehr auf die kommende Akademie, um coole KüAs mitzuerleben, neue Sportarten und Spiele kennenzulernen und um den Akademiealltag wieder mitzuerleben und mitzugestalten.

Thomas Wotschke (Jg. 1984) studierte Physik in Bonn und Amsterdam und promovierte zu mathematischen Aspekten der Stringtheorie. Anschlie-ßend arbeitete er erst als Unternehmensberater und wechselte dann in die Hochschulplanung. In seiner Freizeit spielt er leidenschaftlich Tischtennis, leidet und jubelt beim Eishockey, erfreut sich der Industriekultur oder ver-bringt Zeit im Kino. Er freut sich auf seine neunte SchülerAkademie mit vielen inspirierenden Menschen, Momenten und Aktionen.

Leitung kursübergreifende Musik

Iskra Ognyanova (Jg. 1980), in Bulgarien geboren und aufgewachsen, ab-solvierte ihr erstes Doppelstudium Tonregie und Chorleitung an der Mu-sikakademie in Sofia. Ab 2005 studierte sie Chorleitung, Klavier und Mu-sikpädagogik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, besuchte zahlreiche Meisterkurse und war Stipendiatin der Ewald Horbach Stiftung, E.ON und DAAD. Ihre Konzerttätigkeit führte sie nach Bulgarien, Tschechi-en, Italien, Finnland und Südkorea. Seit mehreren Jahren arbeitet Iskra mit unterschiedlichen Chorensembles, u. a. dem Mädchenchor und der Chor-

schule der Chorakademie Kempen und dem Düsseldorfer Mädchenchor/Jungenchor. Zur Zeit ist sie als Chorleiterin und Repetitorin bei der Chorakademie in Düsseldorf tätig und leitet den Kinder- und Jugendchor der städtischen Musikschule Neuss. In ihrer Freizeit reist Iskra um die Welt oder leitet die kursübergreifende Musik bei einer SchülerAkademie.

Collegium Augustinianum Gaesdonck

Gaesdoncker Str. 220

47574 Goch

www.gaesdonck.de

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(2. BIS 18. JULI 2020) AKADEMIE GAESDONCK 2020-1Kurs 1.1

Eine Einführung in die Graphentheorie

Sebastian Brandt (Jg. 1985) beschäftigt sich seit seiner Kindheit gerne mit ma-thematischen Problemen aller Art. Nach einem Mathematik-Studium in Bonn und einer Promotion in der Schweiz forscht er derzeit im Bereich der theoreti-schen Informatik an der ETH Zürich. Seine zweite Liebe gilt der Musik, insbe-sondere dem Klavier, auf dem er neben Klassik auch häufig Moderneres auspro-biert. Daneben spielt er seit seinem Studium Schach und Go. Bleibt dann noch Zeit übrig, tritt er gerne gegen rollende Bälle. Wenn er nicht gerade selbst Neues lernt, hat er viel Freude daran, sein Wissen weiterzugeben

Markus Oehme (Jg. 1988) war schon immer Mathematikaffin und ist nach sei-ner Promotion im Bereich der Gruppentheorie jetzt in der IT-Branche in Leipzig tätig. In der Freizeit wirft er gerne Dinge durch die Luft, wobei er bevorzugt Partnermuster jongliert. Oft fliegen aber auch die Töne, wenn vorwiegend klas-sische Stücke auf dem Klavier erklingen. Zur Zerstreuung packt er gerne mal ein Brettspiel aus – insbesondere das asiatische Go – oder klettert eine Wand hoch.

Kursleitung

In allen Bereichen des Lebens drehen sich Probleme und Fragestellungen häufig um die Beziehungen zwischen Dingen oder Personen. Nehmen wir bei-spielsweise das Kleine-Welt-Experiment von Stanley Milgram. Hierbei ging es darum einen Brief zuzustel-len, aber nur indem er schrittweise an Freunde wei-tergereicht wird. Die These war, dass dies gar nicht so schwer sein sollte, da alle Menschen über eine sehr überschaubare Anzahl an Zwischenstationen miteinander verbunden sind. Die zugrundelie-gende Struktur ist das (bereits vor dem Internet-Zeitalter existierende) soziale Netzwerk der Menschheit, das einen Graph bildet, bei dem die einzelnen Menschen die Knoten sind und jede Bezie-hung durch eine Kante symbolisiert wird.

Der Kurs nähert sich diesem und anderen Graphen und untersucht dabei ganz allgemeine Eigenschaften mit mathematischer Genauigkeit, so etwa Planarität

oder Färbbarkeit eines Graphen: Unter welchen Be-dingungen lässt sich ein Graph aufzeichnen, ohne dass sich dabei zwei Kanten überschneiden? Wie viele Farben werden benötigt, um die Knoten eines jeden planaren Graphen so färben zu können, dass keine Kante zwei gleichfarbige Knoten als Endpunkte hat? Die Antwort auf die zweite Frage ist zugleich

auch die Antwort auf die Frage, wie viele Farben benötigt wer-den, um eine Landkar-te so zu färben, dass keine zwei gleichfar-bigen Länder aneinan-der stoßen. Natürlich

werden die Ergebnisse im Kurs möglichst hieb- und stichfest bewiesen.

Gleichzeitig thematisiert der Kurs die Algorithmik, also welche Abfolge von Schritten eine bestimmte Aufgabe bewältigt. Eine mögliche Frage in diesem Kontext ist, wie man in einem gegebenen Graphen mit möglichst wenigen Schritten von einem Start-Knoten zu einem Ziel-Knoten gelangt. Die Antwort

nimmt dabei jeweils die Form eines Algorithmus an, der genau sagt, wie vorzugehen ist. Da dies am ein-gängigsten ist, wenn man die Algorithmen in Aktion sieht, werden diese im Kurs auch selbst program-miert. Hierzu benutzt der Kurs die Programmierspra-che Python, die sehr intuitiv und ausdrucksstark ist.

Ziel des Kurses ist, einen Einblick in einen facetten-reichen Teilbereich der Mathematik zu geben. Dabei werden ausgewählte Themen vertieft behandelt. Große Teile des Kurses werden an der Tafel erarbei-tet, bevorzugt in aktiver Diskussion. Daneben gibt es genügend Zeit, allein oder in Kleingruppen Zusam-menhänge zu entdecken, Probleme zu lösen sowie Algorithmen zu entwerfen und zu implementieren.

Im Vorfeld wird es eine Einführung in Python geben, im Rahmen derer die Teilnehmenden selbst Programme erstellen. Programmierkennt-nisse sind hierfür nicht nötig, sondern können an dieser Stelle erworben werden.

ein mit vier Farben gefärbter Graph (selbsterstellt)

Von Ecken und Kanten

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AKADEMIE GAESDONCK 2020-1 (2. BIS 18. JULI 2020)

Kurs 1.2

Mit Mathe gegen HIVDIE MATHEMATIK IST EINE ART SPIELZEUG, WELCHES DIE NATUR UNS ZUWARF ZUM TROSTE UND ZUR UNTERHALTUNG IN DER FINSTERNIS.

Jean-Baptiste le Rond d’Alembert

Folgen des Klimawandels, Börsenkurse oder die Aus-breitung von La-Ola-Wellen in Menschenmassen: Das sind Probleme aus unterschiedlichen Fachbereichen, die mit Mathematik gelöst werden. Reale wissenschaftliche Fragestellungen können in der Sprache der Mathematik formuliert und mit Hilfe von mathematischen Methoden bearbeitet werden. Seit Jahrhunderten werden mathe-matische Modelle genutzt, um phy-sikalische Gesetze zu beschreiben. Aber auch die Le-benswissenschaften kommen schon lange nicht mehr ohne Mathematik und Informatik aus. Verschiedene biologische Systeme können mit Hilfe von Differenzialgleichungen am Computer modelliert und analysiert werden.

Ein solches System kann der Infekti-onszyklus des Humanen Immunde-fizienz-Virus (HIV) im menschlichen Körper sein. HIV ist ein Virus, das in wichtige Zellen des Immunsystems eindringt. Dort werden weitere Viren produziert, die wiederum gesunde Zellen infizieren können. Die wich-tige Abwehrfunktion des Körpers wird durch die Infektion zerstört. Das führt ohne Therapie im Verlauf zu schweren Erkrankungen und man

spricht von AIDS. Wird HIV hingegen mit Medikamenten behandelt, kann das Ausbrechen von AIDS verhindert werden. HIV-positive Menschen können lange und

gut leben und unter einer erfolgreichen Therapie ist HIV nicht übertragbar (mehr Infos dazu unter wissen-verdoppeln.hiv).

Der Kurs beschäftigt sich inhaltlich zunächst mit zwei verschiedenen Themen. Einerseits erarbeiten sich die Teilnehmenden die mathematischen Methoden zum

Aufstellen und Lösen von Differen-zialgleichungen sowie Grundlagen in der Programmiersprache Python. Andererseits vertiefen sie Kennt-nisse der Zellbiologie und lernen das menschliche Immunsystem und den HIV-Infektionszyklus kennen.

Auf den ersten beiden Teilen aufbauend untersuchen die Teil-nehmenden anschließend die HIV-Infektion und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper mit Hilfe von mathematischer Modellierung am Computer. Sie stellen die Differenzi-algleichungen für HIV selbstständig auf und werten die Ergebnisse gra-

phisch aus. Sie können außerdem verschiedene Medika-mente zum System hinzufügen und deren Einfluss auf die Viruslast beobachten.

Neben der biologischen Perspektive beleuchtet der Kurs auch gesellschaftliche Aspekte des Themas, beispielswei-se die Stigmatisierung und Diskriminierung HIV-posi-tiver Menschen und das alltägliche Leben mit HIV.

Kursleitung

Besondere Kenntnisse in Mathematik, Biologie und im Programmieren werden nicht vorausgesetzt. Im Vorfeld der Akademie bearbeiten die Teilneh-menden ein Python-Tutorial.

HIV von verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Biologisch, mathematisch und gesellschaftlich.Bildquelle: Zeichnung von Pia-Sophie Leplow

Kathinka Gerlinger (Jg. 1993) hat in verschiedenen Städten in Frankreich, Luxemburg und Deutschland Physik studiert und promoviert am Max-Born-Institut in Berlin. Dort macht sie tolle Experimente an Synchrotrons und freien Elektronenlasern. Schuld an ihrer Begeisterung für Physik ist nicht zuletzt ein DSA Kurs, den sie 2011 belegte. Die DSA 2020 wird ihre dritte als Kursleiterin und sie freut sich schon sehr, ihre Leidenschaft für MINT weiter zu geben. In ihrer Freizeit findet man sie meist mit der Motorsäge im Familienwald, beim Kartenspielen oder in ein Science Fiction Buch vertieft.

Louisa Krützfeldt (Jg. 1993) studierte in Berlin und Potsdam Biochemie und Bioinformatik. Der Arbeit im Labor hat sie mittlerweile den Rücken gekehrt und geht biologische Fragestellungen nun mit Hilfe von Computerprogram-men an. Aktuell beschäftigt sie sich in ihrer Promotion an der Berliner Unikli-nik mit Therapieresistenzen von Krebs bei Kindern. Ansonsten geht Louisa gerne Inliner fahren oder eislaufen, näht Kleidung und interessiert sich für feministische Themen. Zusammen mit Kathinka hat sie 2019 ihren ersten DSA-Kurs geleitet. Seitdem freut sie sich riesig auf die kommende Akademie.

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(2. BIS 18. JULI 2020) AKADEMIE GAESDONCK 2020-1Kurs 1.3

– wie wir Maschinen das Lernen beibringen können

Kursleitung

Eine zunehmende Vernetzung, der immer weiter fort-schreitende Einsatz von Sensorik und die kostengün-stige Verfügbarkeit von Spei-cherkapazitäten – verschiedene aktuelle Entwicklungen haben in den vergangenen Jahren zu einer Explosion der weltweiten Menge von Daten geführt. Sei es im wirtschaftlichen Einsatz oder in den Naturwissenschaf-ten – bereits heute sind wir kaum noch in der Lage, den Umfang und die Geschwindig-keit der Datenströme zu be-wältigen. Wir vertrauen dabei auf die Entscheidungen von Computern. Doch wie treffen Computer eigentlich komplexere Entscheidungen?

Bei einfachen Aufgabenstellungen werden dem Com-puter fixe, vorprogrammierte Regeln auferlegt. Wird

die Problemstellung allerdings komplexer, ist sie von zu vielen Faktoren abhängig oder ändert sie sich

regelmäßig, dann bietet es sich an, der Maschine das Lernen beizubringen. Hinter »Maschinellem Ler-nen« steckt im Kern die Idee, ein Compu-terprogramm dazu zu befähigen, Muster in Daten zu erken-nen, um es dann – in einem zweiten Schritt – selbstständige Ent-scheidungen treffen

zu lassen. Doch wie funktioniert das? Wie lernt eine Maschine, oder anders gesagt: Wie coacht man ei-gentlich einen Computer?

Um Digitalcoach zu werden, ist es unabdingbar eine Sprache zu sprechen, die Computer verstehen – eine Programmiersprache. In der ersten Kursphase lernen

die Kursteilnehmenden also zunächst die notwendi-gen Grundlagen des Programmierens. Im Anschluss wenden sich die Teilnehmenden konkreten interdis-ziplinären Anwendungsbeispielen aus der Wirtschaft und den Naturwissenschaften zu. Nach dem Motto »Learning by doing« setzen die Teilnehmenden die elementaren Konzepte des maschinellen Lernens selbst um, um sie im Zuge der Anwendung zu verste-hen. In einer anschließenden, finalen Projektphase suchen sich die Teilnehmenden ihre eigenen Projekte. Frei nach den eigenen Interessen testen und vertiefen die Teilnehmenden so das erworbene Wissen und lernen die Vielfältigkeit der Einsatzmöglichkeiten ma-schinellen Lernens.

Da dieser Kurs auf die Arbeit mit dem Computer abzielt, sind erste Vorkenntnisse im Programmieren von Vorteil. Wichtiger als das Vorwissen ist allerdings das Interesse am Thema und die generelle Lernbereit-schaft – auch vollständige »Newbies« sind einge-laden, sich für den Kurs zu melden. Grundlegende Kenntnisse lassen sich gut bereits vor der Akademie mit Hilfe des Internets aneignen. Die Kursleiter stellen dafür Material, Quellen und ihre Unterstützung zur Verfügung.

Fabian Hildenbrand (Jg. 1990) studierte Physik an der Technischen Universi-tät Darmstadt, an der er sich im Moment in den Entzügen seiner Promotion mit effektiven Quantenfeldtheorien für Hyperkerne beschäftigt. Seit seiner eigenen Akademie freut er sich jedes Jahr erneut darauf als Kursleiter zurückkehren zu dürfen. In seiner Freizeit erkundet Fabian die Welt zu Fuß, liebt komplexe Ge-sellschaftsspiele, diskutiert über Gott und die Welt und steht für die Zeit der Akademie mit Lorenz am Tischkicker.

Lorenz Kemper (Jg. 1989) absolvierte sein Studium an der Schnittstelle zwi-schen Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Statistik, bevor er 2019 am Karlsruher Institut für Technologie im Fachbereich Ökonometrie promoviert wurde. Heute arbeitet Lorenz als Digitalisierungsenthusiast und Datenbändiger bei einem großen deutschen Rückversicherungsunternehmen. Dort versucht er dazu beizutragen, globale Risiken wie den Klimawandel etwas beherrschbarer zu machen. In seiner Freizeit singt Lorenz im Jazzchor, isst gerne Kuchen und steht für die Zeit der Akademie mit Fabian am Tischkicker.

Zwei Wochen als Digitalcoach

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AKADEMIE GAESDONCK 2020-1 (2. BIS 18. JULI 2020)

Kurs 1.4

Viktimisierung und TäterschaftTheorien, Dynamiken, (psychologische) Handlungsfelder

Kursleitung

Bilder aus Krisengebieten und von Amokläufen gehen in Sekundenbruchteilen viral, die »me-too«-Kampa-gne hat an Aktualität nicht verloren und die (Frem-den-)Feindlichkeit ist in Deutschland so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Diese und andere Situati-onen im Kontext von Gewalt begegnen uns täglich.Grund genug, die Facetten von Gewalt, sowohl aus Perspektive von Opfern als auch von Täterinnen und Tätern, die Auswirkung von Gewaltdarstellungen sowie die individuelle Wahrnehmung in den Blick zu nehmen. Der Kurs bietet Raum für einen achtsamen Diskurs zur Frage, wo Gewalt beginnt und was sie ausmacht.

Zunächst erarbeiten die Teilnehmenden eine diffe-renzierte Definition des Gewaltbegriffs einschließlich verschiedener Ausprägungen von Gewalt. Im weiteren Kursverlauf untersuchen die Teilneh-menden Phänomene, die beispielhaft die Theorien

zur Entstehung von Gewalt und Aggression sowie ihre Folgen aufzeigen. Sie analysieren die Entstehung von Stereotypen und Feindbildern, beschäftigen sich mit der Macht der Sprache, wie z. B. hate-speech im Internet, der Dynamik von Gruppen, Auswirkung von unterschiedlichen Medien auf gewalttätiges Ver-halten, Mobbing und struktureller Gewalt im Kontext von Schule und Institutionen. Die Teilnehmenden machen sich mit den Folgen von Gewalt und mög-lichen Behandlungsansätzen vertraut. Psychische Stö-rungsbilder können dabei begünstigende Faktoren für Gewaltausübung oder Folgen von Gewalterleben sein. Insgesamt entwickelt sich ein detailreiches Bild von psychologischen Theorien und Prozessen auf Sei-ten von Täterinnen bzw. Tätern, Opfern und weiteren Beteiligten bzw. Zeugen.

Abschließend werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Hilfeverhalten sowie zum Umgang mit und zur Prävention von Gewalt erarbeitet, analysiert und auf ihre praktische Umsetzbarkeit überprüft.

Die Themen werden mithilfe von wissenschaftlicher Primär- und Sekundärliteratur erarbeitet und durch experimentelle Methoden, mediale Darstellungen und Methoden zur Selbstbeobachtung ergänzt. Schwerpunkte der Arbeit sind der Austausch und kri-tische Umgang mit Informationen sowie das gemein-same Reflektieren und Diskutieren des Erlernten. Da-zu werden vielfältige Methoden eingesetzt, die auch die Erfahrungswelt der Teilnehmenden einschließen.

Annika Fiege (Jg. 1985) studierte Psychologie mit den Schwerpunktthemen Lernen, Entwicklung und Beratung in Münster. Als Referentin des Caritasver-bandes für die Diözese Münster beschäftigt sie sich aktuell mit der Prävention von sexualisierter Gewalt in Institutionen. Hannah lernte sie während ihres Studiums kennen und wurde durch sie für die Akademien begeistert. Gemein-sam mit ihr hat sie zwei Kurse einer Junior- und einer SchülerAkademie gelei-tet. Sie lebt und arbeitet im Münsterland, liest gerne Bücher, übt sich im Yoga und macht ausgiebige Spaziergänge in der Natur.

Hannah Heukeroth (Jh. 1991) arbeitet seit 2016 als Psychologin in der Psychi-atrischen Klinik Lüneburg. Ihre Ausbildung zur psychologischen Psychothera-peutin absolviert sie aktuell am Institut für Verhaltenstherapie-Ausbildung in Hamburg. Seitdem sie 2006 selbst Teilnehmerin auf der JuniorAkademie NRW war, ist sie der DeutschenSchülerAkademie verbunden. Das Studium der Psy-chologie absolvierte sie in Münster und an der Universität Witten/Herdecke. Ihre Freizeit verbringt sie gerne aktiv in der Natur, vertieft sich in Romane, verliert sich in Museen oder isst Fischbrötchen mit Blick auf die Elbe.

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(2. BIS 18. JULI 2020) AKADEMIE GAESDONCK 2020-1Kurs 1.5

Sagt Sprache etwas über mich aus?Zusammenhänge zwischen Sprache und Identität

»[Die Verschiedenheit von Sprachen] ist nicht eine von Schällen und Zeichen, sondern eine Verschiedenheit der Weltansichten« (Wilhelm von Humboldt). Sprache wird oft als identitätsstiftendes Mittel von Sprechenden verwendet und aufgefasst. Doch ist sie auch identitätsbe-stimmend?

Um diese Frage zu beantworten, erarbeitet der Kurs zunächst, was Sprache überhaupt ist. Ist sie angeboren oder erworben? Grundlagen dafür bereiten die Teilneh-menden im Vorfeld der Akademie mithilfe eines Readers vor. So ergibt sich eine gemeinsame inhaltliche Basis für die weitere Kursarbeit.

Mit dieser Grundlage analysiert der Kurs die Sapir-Whorf-Hypothese, nach der Sprache Identität festlegt. Außerhalb der Sprachwissenschaft, wie in bekannten Filmen wie Arrival oder mehreren TED-Talks und Arti-keln in Zeitungen, wird dies sogar als allgemeingültig dargestellt. The Economist (»Do different languages confer different personalities?«) z. B. berichtet, dass

Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, verschie-dene Persönlichkeiten und Identitäten in den von ihnen beherrschten Sprachen haben. Auch im Alltagsgebrauch verleiten die Mühe, z. B. das »Dolce-farniente« ins Deutsche zu überset-zen (etwa: »angenehmes Nichtstun«), und die Erkenntnis, was es über die italienische Kultur zu verraten scheint, dazu, der Sapir-Whorf-Hypo-these Recht zu geben. In der Sprach-wissenschaft jedoch ist diese äußerst umstritten.

Dieser Zwiestreit an sich birgt ein interessantes theoretisches Problem für die Linguistik: Der Kurs kann daran nicht nur erarbeiten, wie man mit wissenschaftlichen Theorien um-geht, sondern auch, wie man diese überprüft und ggf. verwirft. Ein Ziel des Kurses ist es folglich, den Teilneh-menden anhand von linguistischen Problemen wissen-schaftliches Arbeiten zu vermitteln, welches ihnen nicht nur in Geisteswissenschaften, sondern auch in anderen

Walther Glödstaf (Jg. 1991) hat sich sehr früh für Sprachen interessiert. Und das war gut so, denn er ist bilingual (Finnisch und Deutsch), in Schweden auf-gewachsen und hat sich auch später nie an einem Ort (oder Kontinent) halten können. Er hat in Schottland studiert und vor seinem Master im Bereich der theoretischen Linguistik in den Niederlanden auch in Mexiko und Australi-en gelebt. Heute promoviert Walther an der University of Illinois at Urbana-Champaign in den USA im Bereich, wie Muttersprachen vergessen werden. Wenn er mal frei hat, ist Walther am PC oder mit einem Buch zu finden.

Katja Grimm (Jg. 1992) lernte Fremdsprachen zunächst über Latein und Alt-griechisch lieben. Nach der Schule lernte sie als Au-pair Italienisch und Spa-nisch. Von ihren sprachlichen und kulturellen Erfahrungen begeistert begann sie ihr Studium der Romanistik (Schwerpunkte Italianistik und Hispanistik) sowie Philosophie an der Universität Leipzig. Sie hat Auslandssemester in Bukarest (Rumänien) und Neapel (Italien) absolviert und verbindet mit jeder ihrer neun Fremdsprachen eigene Emotionen. In ruhigen Minuten strickt sie gern, und packt sie die Abenteuerlust, taucht sie in Meere oder Seen hinab.

Fachbereichen nützt. Außerdem ist es dann möglich, diesen theoretischen Hintergrund auf konkrete Fallbei-spiele, z. B. im Bereich der Sprachpolitik, anzuwenden.

Die Kursarbeit auf Erstsemesterniveau gestalten die Teilnehmenden vor allem in der Auseinandersetzung mit Texten aus den (Haupt-)Zweigen der Sprach-wissenschaft (theoretische Linguistik, Neurolinguistik, Soziolinguistik, expe-rimentelle Linguistik). Dies geschieht in Einzel- und Gruppenarbeiten, wobei die Ergebnisse in Diskussions-runden und Kurzvorträgen vorgestellt und durch kleine Feldstudien ergänzt werden.

Am Ende soll es möglich sein, eine eigene Antwort zur Kursfrage zu formulieren und zu begründen.

Kursleitung

Quelle: Katja Grimm, Walther Glödstaf; erstellt mit www.wordclouds.com

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AKADEMIE GAESDONCK 2020-1 (2. BIS 18. JULI 2020)

Kurs 1.6

Über und Schaffens- und Rezeptionsgeschichte eines Komponistengiganten

Beethoven ist einer der berühmtesten Komponisten der Musikgeschichte. Seinem Schaffen haftet der Nim-bus des Genialen so sehr an, als sei das Wort für ihn erfunden worden. Beethovens 9. Symphonie ist als Hymne des Europarats in die Politik gelangt. Mit Finale der Oper »Fidelio« sprengen Musiktheater-Regisseure regelmäßig die Begrenzungen der Opernhäuser und versuchen grundsätzliche Aussagen zu Politik und Ge-sellschaft.

Der Kurs analysiert und fragmentiert den Mythos Bee-thoven. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum:

1. Wie wurde aus Beethoven Beethoven? Wie verdient man als Komponist im ausgehenden siebzehnten und beginnenden achtzehnten Jahrhundert sein Geld? Wie erwirbt man sich gesellschaftliche Anerkennung oder verdirbt es sich mit den Mächtigen? Wie definiert Beethoven seine eigene Position im Musikmarkt?

2. Welchen Traditionen und Regeln ist das kom-positorische Schaffen Beethovens verpflichtet, wo bricht er Regeln oder erweitert sie? Inwiefern bedingen sich der musikalische Gehalt der Kom-positionen und die Aufladung, die sie in ihrer Gegenwart und darüber hinaus erfahren?

3. Wie inszeniert man Beethoven? Wann und in welcher Form sind Beethoven und sein Schaffen von anderen Kreativen oder der Politik zitiert oder benutzt worden? Was sagt das über die aus, die es benutzen, was lassen sie vom Original üb-rig?

4. Wie denkt man Beethoven weiter? Welche Bot-schaften hält seine Musik für das 21. Jahrhundert bereit?

Die Kursarbeit vereint Aspekte von Geschichte, Musik-geschichte, Ästhetik und Musiktheorie. Ziel ist es, sich dem Kunstwerk und dessen Aufführung auf möglichst

vieldimensionale Weise zu nähern und am konkreten Beispiel Beethoven theoretische Überlegungen zum Spannungsfeld Künstler – Werk – Gesellschaft – In-terpret – Tradition – Nachwelt anzustellen. In einem praktischen Teil erarbeiten die Teilnehmenden eine Per-formance zu einem oder mehreren Werken Beethovens. Diese soll das theoretisch Erarbeitete überprüfen und in eine eigene kreative Aussage übersetzen.

Alle Teilnehmenden bereiten vor der Akademie ein Refe-rat zu einem Teilthema vor. Die Kursarbeit lebt von der Auswertung und Diskussion dieser Referate, sowie von der gemeinsamen Analyse von Werken und Wirkungs-geschichte.

Vorkenntnisse im Notenlesen sind hilfreich, ein Interesse an den Fächern Musik und/oder Geschichte Voraussetzung. Wer ein Instru-ment spielt, kann dies gern mitbringen und in der Performance benutzen.

Kursleitung

Dirk Schattner (Jg. 1976) ist Autor und Regisseur. Sein Musical »Nimmerwie-dermehr« wurde 2018 in Hamburg uraufgeführt, das Stück »Gespensterlicht« 2016 in der Wagnerstadt Bayreuth. Als Regisseur war er in Deutschland, ver-schiedenen Europäischen Ländern und den USA unterwegs. Seit 2016 lebt er in Hamburg Rothenburgsort mit seiner Frau und der gemeinsamen Katze. Bei der Deutschen SchülerAkademie ist er seit 2007 dabei.

Kathryn Wieckhorst (Jg, 1984) hat an der Hofstra University und dem Queens College New York Gesang, Violoncello und Musikpädagogik studiert. Als Opern-sängerin hat sie sich auf die Werke von Mozart und Verdi sowie auf zeitgenös-sische Musik spezialisiert. In Europa stand Kathryn bisher beim Festival of the Aegean, Syros, Griechenland, für das Festival junger Künstler Bayreuth und mehrmals in Hamburg und beim Festival für Neue Musik Lüneburg auf der Büh-ne. Außerdem konzertiert sie regelmäßig in Italien und Griechenland und ist schon mehrmals als Solistin in der Carnegie Hall in New York aufgetreten.

Beethoven und die Folgen

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U SC G

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30. Juli bis 15. August 2020

Europäisches Gymnasium Waldenburg

Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck Leipzig-Chemnitz-Zwickau im Tal der Zwickauer Mulde an der Grenze zu Thürin-gen und ist umgeben von Waldgebieten, Flussauen und der Hügellandschaft des Erzgebirgsvorlandes. Zahlreiche Burgen, Schlösser und Museen laden in der Umgebung der Töpferstadt zu Kulturgenuss und Entspannung ein.

Der große 3-flüglige Bau wurde 1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg- Waldenburg als Fürstlich Schönburgisches Lehrerseminar gestiftet und beher-bergt heute das 1994 in freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium, die Europäische Oberschule und die Freie Jugendkunstschule. Nach seiner Rekonstruktion zählt es zu den schönsten historischen Gebäuden der Stadt.

Das Europäische Gymnasium Waldenburg ist Träger der Titel »Schule mit inter-nationalem Charakter« (verliehen vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus, SMK), »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« (verliehen von der Stiftung Courage) und zählt lt. Schulranking der Zeitschrift »Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymnasien Deutschlands.

An der Schule werden auf Grundlage einer Vereinbarung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und den Regierungen Chinas und Vietnams Jugend-liche dieser Länder zum deutschen Abitur geführt, ebenso wie zahlreiche Schü-lerinnen und Schüler aus Russland, Frankreich, Südkorea, Japan, Bulgarien und Albanien. Gemeinsam leben sie für diese Zeit in dem sich auf dem Campus befin-denden Internat. Neben dem internationalen Charakter sind vor allem die kleinen

Klassenstärken sowie die angegliederte Jugendkunstschule – eine vollwertige Musikschule mit zahlreichen Angeboten – prägend für das Konzept der Schule, das auf eine ganzheitliche, humanistische Bildung ausgerichtet ist.

Akademie Waldenburg 2020-2

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PROGRAMM

2.1 Fast sicher gelöst!2.2 Quanteninformationstheorie2.3 Daten: Das Gold der heutigen Zeit2.4 Turning Thought Into Action2.5 Menschenrechte – unsere letzte Utopie?2.6 Eine Frage der Disziplin

Hartmut Rosa (Jg. 1965) wurde 2005 auf den Lehrstuhl für Allgemei-ne und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg, London (Großbritannien), Berlin und Harvard (Cambridge, Massachusetts, USA) Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie studierte. Darüber hinaus ist er seit 2013 Direktor des Max- Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. In seiner Arbeit geht er u.a. den Fragen nach, warum wir nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche spa-

ren, was ein gutes Leben ausmacht und wieso die Wirtschaft eigentlich ständig wachsen muss. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört coole Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht am Tischkicker steht oder richtig Fußball spielt.

Daniela Kromer (Jg. 1997) hat es nach der Schulzeit im schönen Frei-burg nach Karlsruhe verschlagen, für ein Maschinenbaustudium. Seit das abgeschlossen ist und der Medizintechnik-Master in München wartet, hat sie endlich wieder einmal Zeit für Hobbys wie Sport, die Oper und im Sommer eine Akademie. Ihre letzte DSA als Co-Akademieleitung an Hart-muts Seite liegt nun drei Jahre zurück. Viel zu lange, findet sie, drum ist die Vorfreude auf diesen Akademiesommer umso größer. Drei Wochen gemeinsam leben, lernen, Sport machen und musizieren – am besten, es ginge morgen schon los...

Henric Meinhardt (Jg. 1999) studiert in St. Gallen (Schweiz) Volkwirt-schaftslehre. Nachdem er im Jahr 2017 selbst an einer Akademie teilge-nommen hatte, zog es ihn nach seinem Abitur im Jahr 2018 erst einmal nach China. Nach einem anschließenden Praktikum als Journalist beim Philosophie Magazin in Berlin, versucht er seit August 2019 sowohl ein Vollzeit Studium, als auch die Gründung eines eigenen Startups unter einen Hut zu bekommen. In seiner Freizeit ist er für so ziemlich jede exi-stierende Teamsportart zu begeistern und versucht auch regelmäßig das Gym zu besuchen. Er freut sich schon auf viele interessante und begei-

sternde Gespräche während der Akademie.

Leitung kursübergreifende Musik

Dörte Wehner (Jg. 1977) wohnt (noch nicht lange) in Weimar und ist dort als selbständige Trainerin und Prozessbegleiterin tätig. Außerdem organisiert für den Landesmusikrat Thüringen u.a. Jugend musiziert. Auf dem Weg dorthin studierte sie Chorleitung und Erwachsenenbildung in Hannover und Malmö und arbeitete danach als freiberufliche Musikpäda-gogin und bei UNICEF Deutschland im Ehrenamtsmanagement.

Sie bringt in jedem Kontext gern Menschen zum Singen und liebt es, den letzten Refrain einen Ton höher zu spielen. An freien Wochenenden er-

kundet sie ihre wunderschöne neue Heimat Thüringen und freut sich auf eine weitere Akademie im nahegelegnen Waldenburg/Sachsen.

Europäisches Gymnasium Waldenburg

Altenburger Str. 44 a

08396 Waldenburg

www.eurogymnasium-waldenburg.de Akademieleitung

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE WALDENBURG 2020-2Kurs 2.1

Stochastische Probleme mit und ohne Monte Carlo Methoden

Julia Braun (Jg. 1996) ist im Odenwald geboren und dort auch aufgewachsen. An der Universität Mannheim studiert sie im Master of Education Mathematik und Wirt-schaftswissenschaften. Sie engagiert sich in Service Learning Projekten ihrer Uni-versität und betreute alle bisherigen Tage der Mathematik in Mannheim. Nach dem Abschluss ihres Studiums im Sommer 2020 strebt sie den Schuldienst an einem allge-meinbildenden Gymnasium an. Neben vielen Individualreisen verbringt sie ihre Frei-zeit am liebsten mit Lesen und Klavier spielen. Außerdem spielt sie leidenschaftlich gerne Badminton in ihrem Heimatverein. Sie freut sich sehr auf ihre erste Kursleitung.

Peter Parczewski (Jg. 1981) ist Postdoc für Mathematik an der Universität Mannheim. Er studierte in Stuttgart und Heidelberg Mathematik, Physik und Biologie und promovierte über stochastische Integrale und die frakti-onale Brownsche Bewegung. Selbst Teilnehmer der DSA, freut er sich auf seine fünfte Kursleitung, sowie auf Leichtathletik und Ultimate Frisbee. Neben Berglauf oder Scientists for Future widmet er sich insbesondere dem Schreiben. Seine Verleger vertröstet er noch immer damit, weniger Ma-thematik zu verwenden und Entwürfe nicht mehr 73 Mal zu korrigieren.

Kursleitung

Die Heidelberger Schlossruine wird von einer Viel-zahl von stark gefährdeten Fledermäusen beheimatet, wobei die Gesamtpopulation etwa 100.000 Exem-plare beträgt. Die Zusammensetzung der Arten kann daher nur geschätzt werden, indem man beispiels-weise einen von allen Fledermäusen genutzten Flur zufällig filmt und diese Aufnah-men auswertet.

Ein einfacheres Problem ist das Schätzen der durchschnittlichen Baumhöhe im Odenwald mittels der Messung einer zufälligen Zahl von Bäumen. Je mehr zufällige Bäume gemessen werden, desto besser ist der Schätzwert.

Diese Beispiele skizzieren bereits die Monte Carlo Me-thode. So wird in der Abbildung das Integral (blaue Fläche unter der Kurve) durch das Verhältnis der zu-fälligen Punkte im Einheitsquadrat approximiert. Wie

dick muss die Bleiabdeckung vor einem Röntgengerät sein, um mindestens 99.9 Prozent der Strahlung ab-zuschirmen? Mit welcher Wahrscheinlichkeit bildet sich aus einer gegebenen Wetterlage ein Gewitter? Auch für diese Fragen werden Monte Carlo Methoden verwendet, obzwar sich oft keine vergleichenden ana-

lytischen Lösungen mehr ange-ben lassen, wie bei der blauen Fläche. Der Grund für die Nützlichkeit der Monte Carlo Algorithmen ist das Gesetz der Großen Zahlen, ein zentraler Satz der Stochastik.

Im Kurs werden diese mathematischen Begriffe und Werkzeuge erarbeitet, die anschließend in verschie-denen Projekten verwendet werden. Hierbei werden stochastische Probleme untersucht und variiert, entweder analytisch oder mithilfe von Monte Carlo

Simulationen. Der Kurs unternimmt hierbei auch Ausflüge zu Grenzwertsätzen (verschiedene Konver-genzarten), Data Science (statistical learning) oder stochastischen Prozessen (Irrfahrten).

Der Zufall als mathematische Entität wird den Teilnehmenden ebenfalls aufgezeigt. Die ganze Ma-thematik ist noch von Goldadern der Philosophie durchzogen. Diese erkenntnistheoretischen Aspekte des Zufalls und des Naturgesetzes der großen Zahlen werden ebenso nicht außer Acht lassen. Auf dem Weg dahin werden die obigen mathematischen Begriffe und Zusammenhänge präzisiert. In den Projekten werden auch eigene mathematische Aussagen auf-gestellt und bewiesen, sowie einfache Simulationen von Zufallsexperimenten erlernt. Der Kurs setzt sich – natürlich nur ungefähr – aus 2/3 Mathematik, 1/6 Simulationen und 1/6 Philosophie zusammen.

2.1 Fast sicher; Eigene Darstellung

2.1 Fast Sicher; Eigene Darstellung

Fast sicher gelöst!

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AKADEMIE WALDENBURG 2020-2 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 2.2

Quanteninformationstheorie...von Vektoren, Verschränkung und Verschlüsselung

Die Quantentheorie ist der Schlüssel zur Physik der kleinsten Skalen. Sie hat unser Naturverständnis revolu-tioniert durch Vorhersagen, die scheinbar dem gesunden Menschenverstand widersprechen: Wie kann sich ein Teilchen gleichzeitig entlang verschiedener Pfade von A nach B bewe-gen? Wie können »verschränkte« Teilchen über beliebige Distanzen perfekt synchro-nisiert sein? Und wie kann sich der Wert einer physikalischen Größe erst im Mo-ment der Messung zufällig festlegen?

Diese unmöglich klingenden Phänomene sind inzwischen alle experimentell nach-gewiesen. Wir stehen wahrscheinlich am Anfang einer spannenden Epoche, in der die technische Nutzung dieser Quantenef-fekte beginnt.

Quanteninformationstheorie erforscht die Frage, wie Quantensysteme zur Informationsverarbeitung genutzt werden können. Ein Quantencomputer etwa wäre in der

Lage, heutige Verschlüsselungsver-fahren effizient zu knacken! Mit der Quantenkryptographie steht aber bereits eine Technologie bereit, die Kommunikation absolut abhörsicher verschlüsseln kann...

Der Kurs gibt eine Einführung in die Mathematik und die physikalischen Grundlagen dieser Systeme. Lineare Algebra ist die mathematische Theo-rie von Vektorräumen und bietet ei-nen Formalismus, der – neben vielen anderen Anwendungen – Quanten-phänomene beschreibt. Der Kurs er-

arbeitet, wie die Abstraktion von intuitiven Ideen zu den mathematischen Objekten führt, in denen die Quan-tenmechanik formuliert ist. So haben etwa die Addition von Vektoren (wie für Kräfte) oder Winkel zwischen

Vektoren jeweils Entsprechungen bei der Beschreibung eines Quantensystems.

Im Kurs werden die Konzepte der Quantentheorie (Zustände, Superposition, Messprozess, Verschrän-kung) diskutiert. Die Teilnehmenden lernen, wie diese mathematisch formuliert und berechnet werden. Am Ende sind alle mit dem Formalismus der Fachliteratur vertraut und wissen, wie man die Polarisation eines Pho-tons beschreibt, wo Einstein irrte, was ein Qubit ist, wie ein Quantencomputer damit rechnet und wie Schrödin-gers Katze nun gleichzeitig tot und lebendig sein kann.

Die Grundlagen werden am Anfang des Kurses in Vorlesungen und Übungen erarbeitet. In der zweiten Woche wird in Teams an Projekten zu fortgeschrittenen Themen gearbeitet. Zur Vorbereitung lesen die Teilneh-menden das Buch »Einsteins Schleier« von A. Zeilinger, welches den notwendigen physikalischen Hintergrund (noch ohne jede Formel) diskutiert. Zur mathema-tischen Vorbereitung wird frühzeitig vor der Akademie ein Skript mit Übungsaufgaben versandt.

Kursleitung

Lucas Hackl (Jg. 1989) studierte Physik und Mathematik in Kaiserslautern (Früheinstieg Mathematik-Studium) und Berlin (2008-2011). Für seinen Master forschte er am Perimeter Institute in Waterloo, Kanada, zu Quantentheorie und Allgemeiner Relativitätstheorie (2011/2012). Als Tutor arbeitete Lucas am AIMS Sénégal (2012/2013) und promovierte an der Pennsylvania State University (2013-2018). Zunächst am Max Planck Harvard Research Center for Quantum Optics (2018/2019) und seitdem an der Universität Kopenhagen forscht er an der Schnittstelle von Mathematik und Quanteninformationstheorie.

Robert Jonsson (Jg. 1987) ist Postdoc am MPI für Quantenoptik, Garching. Seit der Promotion an der University of Waterloo in Kanada (2011-2016) forscht er in relativistischer Quanteninformation - also an Fragen, die Quantenfeldtheo-rie, Relativitätstheorie und Quanteninformation kombinieren. Weitere Postdocs führten ihn nach Göteborg und Kopenhagen. Aus Lüneburg stammend leistete er zunächst seinen Wehrdienst an der Geige in Siegburg, bevor er in Regens-burg, Erlangen und Cambridge Physik und Mathematik studierte. Als Schüler nahm er 2005 an einer DSA teil und freut sich wieder dabei zu sein.

Bloch Kugel; CC BY-SA 3.0 – Glosser.ca

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE WALDENBURG 2020-2Kurs 2.3

Daten: Das Gold der heutigen Zeit

Kursleitung

Das Sammeln von Daten und ihre Auswertung sind die Grundlage unseres Technologiezeitalters. Wer Daten hat und zu interpretieren weiß, hat die Macht. Doch wie extrahiert man Information aus Daten? Wie stellt man sie dar? Und welchen Einfluss hat ihre Dar-stellung auf ihre Interpretation?

Betrachtet man zum Beispiel die Temperaturen in Europa der letzten Jahre gibt es für ihre Interpretation große Spielräume. Vergleicht man sie mit dem durchschnittlichen Mit-tel der letzten 10 Jahre scheint alles im normalen Bereich. In Bezug auf die letzten hundert Jahre wird aber ein bedenklicher Trend sichtbar. Der Beobachtungszeitraum ist also eine wichtige Größe.

Möchte man zukünftige Temperaturen vorhersagen, steht man vor weiteren Herausforderungen. Welche

Faktoren beeinflussen zum Beispiel unser Klima und wie sieht ein gutes Modell aus? Genau solche Fragen sind das Herz der Datenanalyse.

Ziel des Kurses ist es, die Teilnehmenden in die Grundlagen der Datenanalyse und Datenvisualisie-

rung einzuführen. Ein Schlüsselaspekt ist dabei das kritische Hinterfragen von wissenschaftlichen und populistischen Dar-stellungen. Im ersten Kursteil werden zunächst die notwendigen mathe-matischen Grundlagen der Wahrscheinlichkeitstheo-rie und linearen Algebra erarbeitet, teilweise durch

bereits vorbereitete Präsentationen der Teilneh-menden. Anschließend werden verschiedene Formen der Datenvisualisierung diskutiert, bevor sich der Kurs mit der Modellierung von Daten befasst (z.B. Lineare Regression und Hauptkomponentenanalyse). Im zweiten Teil werden die erarbeiteten Grundlagen in eigenständiger Projektarbeit angewandt und ver-

tieft. Im Team können sowohl eigene Fragestellungen eingebracht als auch aktuelle gesellschaftliche oder wissenschaftliche Probleme bearbeitet werden. Auch eine Auseinandersetzung mit tiefergehenden theore-tischen Konzepten ist möglich.

Neben den wissenschaftlichen Aspekten des Themas setzt sich der Kurs auch mit den Herausforderungen vorurteilsfreier Informationsverarbeitung auseinander.

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Von den Teilnehmenden wird aber die Bereitschaft erwartet, sich auch in mathematische Fragestellungen einzu-arbeiten.

Cornelius Schröder (Jahrgang 1989) leistete nach seinem Abitur ein freiwil-liges soziales Jahr in Burundi. Anschließend absolvierte er sein Studium in Mathematik in Freiburg, wo er sich weiterhin im Bereich der globalen Gerech-tigkeit engagierte. Nach seinem Masterabschluss zog Cornelius nach Tübin-gen. Dort promoviert er zurzeit im Bereich Computational Neuroscience und arbeitet an der Schnittstelle von maschinellem Lernen und Neurowissenschaft. Neben seiner Promotion befasst er sich mit Themen rund um Nachhaltigkeit und genießt in seiner Freizeit die Berge, ob beim Wandern oder Klettern.

Sophie Laturnus (Jahrgang 1990, geboren im Rheinland) hat es vor gut 10 Jahren nach Baden-Württemberg verschlagen. Einem Informatik Studium in Karlsruhe folgte ein Masterstudium in Tübingen im Bereich Computational Neuroscience. Mittlerweile promoviert sie dazu im 3. Jahr. Neben der Promoti-on findet man Sophie meistens im Tanzstudio, in der Boulderhalle oder an der frischen Luft. Sie selbst bezeichnet sich schmunzelnd als Fast-Alleskönnerin (außer Ballspiele!) ohne tiefere Spezialisierung. Auf der DSA freut sie sich vor allem auf die Neugier der Teilnehmenden.

»Piled Higher and Deeper« von Jorge Cham, www.phdcomics.com

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AKADEMIE WALDENBURG 2020-2 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 2.4

Turning Thought Into ActionPhilosophische und praktische Methoden für Denkende und Machende von morgen

Kursleitung

Teilnehmende einer Deutschen SchülerAkademie werden eines Tages nicht nur signifikanten Einfluss auf die Welt nehmen können, sondern auch komplexe Probleme lösen und für wegweisende Entscheidungen Verantwortung übernehmen müssen. Dieser Kurs versucht durch die Erläuterung und das Training hilfreicher Denkstruk-turen, sowie der Reflektion über das eigene Verhalten gegenüber Mitmenschen auf die Aufgaben von morgen vorzubereiten. Ziel des Kurses ist es letztlich, erste Antworten auf diese (vermeintlich) einfache Frage zu finden: Was braucht es, dass wir gemeinsam Probleme lösen kön-nen?

Für Machende von morgen sind analytische Werk-zeuge von Nutzen, mit denen komplexe (wirtschaft-

liche) Herausforderungen angegangen und verschie-dene Lösungen entwickelt und bewertet werden können. Im ersten Teil des Kurses versetzen sich die Teilnehmenden in die Lage einer Managerin oder eines

Managers und lernen anhand einer Case Stu-dy und mit Hilfe des Problem Solving-An-satzes Entscheidungen für ein Unternehmen zu treffen. Die Teilneh-menden erarbeiten und erfahren auch, wie Feedback konstruktiv

und effektiv gegeben werden kann und entwickeln in dedizierten Übungseinheiten ihre Präsentationsfähig-keiten weiter.

Für Denkende von morgen ist die Entwicklung ethi-scher Argumentationsstrukturen und eines dazuge-hörigen moralischen Kompasses unumgänglich. Im

zweiten Teil des Kurses lernen die Teilnehmenden, wie Philosophinnen und Philosophen sich einer philosophisch-politischen Frage nähern, wie sie darü-ber nachdenken und wie sie ihre Meinung verschrift-lichen. Gleichzeitig analysieren die Teilnehmenden Texte von Augustinus und Immanuel Kant bis hin zu Jean-Paul Sartre und Karl Barth, um über die human condition und dazugehörige, grundlegende Konzepte wie Freiheit und Identität zu reflektieren. Durch das Einbeziehen theologischer Aspekte erarbeiten sich die Teilnehmenden zusätzlich eine Sensibilität dafür, wie sich das eigene (moralische) Verhalten ändert, wenn eine andere Weltsicht zum Tragen kommt.

Zum Ende der Akademie wenden die Teilnehmenden ihre erlernten Werkzeuge an, um über komplexe po-litische Fragen wie die Legalisierung von Sterbehilfe sensibel und zugleich klar und überzeugend zu disku-tieren.

Victoria von der Leyen (Jg. 1994) studierte Politik, Wirtschaft und Philosophie in Münster, Zürich und London und nun Theologie in Oxford. Ihr besonderer Fokus dabei: Ethik und speziell die christliche Ethik bzw. das Verhältnis von Ethik, Religion und Glaube. Für ihre Bachelorarbeit hat sie den Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik (Bachelor) 2018 gewonnen. Ethik ist auch abseits des Studiums ihr zentrales Interesse, was sich in ehrenamtlichen Workshops über ethische Themen (z.B. für die Konrad-Adenauer-Stiftung) zeigt. Darüber hinaus ist das Springreiten ihre Leidenschaft.

Johanna von der Leyen (4 Minuten jünger) studierte Politik und Wirtschaft in Münster und Poznan. Nach dem Studium arbeitete sie in einem israelischen Cyber Security Start-up. Ihre Tätigkeit als Beraterin dort gefiel ihr so gut, dass sie anschließend bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company an-fing. Nach Projekten in den unterschiedlichsten Branchen – unter anderem Health Care, Mining und Logistik – hat sie nun bei McKinsey ihren Fokus auf die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt gelegt. Anders als Victoria, ist sie passionierte Dressurreiterin.

Von den Teilnehmenden wird im Vorfeld erwartet, viel englisch- und deutschsprachige Literatur aus den Bereichen der Philosophie/Theologie zu lesen. Neben viel Lesestoff und wirtschaftlichen Modellen, ist das Schreiben philosophischer und theologischer Essays ein zentraler Bestandteil des Kurses.

Comic; Quelle: https://theaggie.org/2014/11/13/ edumacation-with-calvin-and-hobbes-political-bliss/

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE WALDENBURG 2020-2Kurs 2.5

Menschenrechte – unsere letzte Utopie?

Nach dem Schrecken zweier Weltkriege einigten sich die Staaten der Welt vor mehr als 70 Jahren in New York auf die »Allgemeine Erklärung der Menschenrechte«. Mittlerweile haben die darin formulierten Menschen-rechte Eingang gefunden in viele internationale Verträge und sind das Fundament eines jeden demokratischen Staates. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen wie der zunehmenden Einschränkung von Mei-nungs- und Pressefreiheit in Mittelosteuropa, dem Wiedererstarken rassi-stisch motivierter Gewalt in den USA oder der staatlichen Niederschla-gung politischer Proteste in Hong Kong stellen sich die Fragen: Wo stehen die Menschenrechte heute? Gelten sie wirklich weltweit und für alle genau gleich? Was passiert, wenn sie missachtet werden? Unter welchen politischen Bedingungen wer-

den sie eingehalten? Was sind die He-rausforderungen der Menschenrechte in der Zukunft?

Im Kurs »Menschenrechte – unsere letzte Utopie?« erarbeiten sich die Teil-nehmenden Wissen zu historischer

Entwicklung, natio-nalen und internati-onalen Schutzinstru-menten sowie politi-schen Kontroversen und Problemen der Menschenrechte. Sie analysieren Anspruch und Wirklichkeit unterschiedlicher Menschenrechte (wie

z. B. Frauenrechte, LGBTIQ-Rechte oder Schutz indige-ner Völker), entwickeln eigene wissenschaftliche Thesen und beleuchten diese von verschiedenen theoretischen und politischen Standpunkten aus.

Julia Hagen (Jg. 1985) studierte Politikwissenschaft, Völkerrecht und Eu-ropäische Ethnologie in Freiburg. In Göttingen promovierte sie zur macht-politischen Einhegung des Internationalen Strafgerichtshofes und lehrt und forscht dort gegenwärtig zu Menschenrechten und Verrechtlichung der Inter-nationalen Beziehungen. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei Amnesty Inter-national für Meinungs- und Pressefreiheit sowie Menschenrechtsbildung. Die verbleibenden freien Stunden verbringt sie in Antiquariaten und Plattenläden, auf Reisen oder in der Natur.

Tihomir Vrdoljak (Jg. 1992) studierte Staats- und Politikwissenschaften, deut-sches und englisches Recht sowie Rechtspsychologie in München, Passau und Turin. In seiner Arbeit beschäftigt er sich vor allem mit der Schnittstelle von Poli-tik und Recht in Gegenwart und Geschichte. Zu seinen Tätigkeitsschwerpunkten gehören neben den politischen Systemen und Verfassungen autoritärer Regime und junger Demokratien auch das Feld der state crimes. Mit einem zusätzlichen Interesse an innovativer (Hochschul-)Didaktik ist er seit einigen Jahren in der Menschenrechtsbildung von Amnesty International aktiv.

Der interaktive Kurs nutzt verschie-dene Lehr- und Lernmethoden (von Debatten über Theorien-Karaoke, Wall-Maps und TED-Talks) und bietet u.a. die Simulation eines Gerichtsverfahrens mit realen Fall-akten. Am Ende des Kurses denken die Teilnehmenden die Menschen-rechte weiter und entwickeln ihre eigene Charta der Menschenrechte im Hinblick auf aktuelle politische Herausforderungen wie die Klima-krise oder globale soziale Ungleich-heit.

Eingang in den Kurs finden Erkenntnisse aus unter-schiedlichen akademischen Disziplinen wie Rechts-wissenschaft, Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte, um Menschenrechte als akademisches Querschnittsthema zu verstehen. Der Kurs gibt dabei ei-nen Einblick in die ersten beiden Semester eines geistes- bzw. gesellschaftswissenschaftlichen Studiums.

Teilnahmevoraussetzungen sind Interesse an nationaler und internationaler Politik, Freude an sachlichen Streitgesprächen und politischem Denken sowie Bereitschaft zur Einfühlung in die Bedürfnisse und Rechte anderer Menschen.

Eleanor Roosevelt bei der Verabschiedung der »Universal Declaration of Human Rights« 1948, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/

File:Eleanor_Roosevelt_UDHR.jpg

Kursleitung

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AKADEMIE WALDENBURG 2020-2 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 2.6

Eine Frage der Disziplin Über die Grenzen literatur- und musikwissenschaftlicher Methoden

Der Kurs beginnt mit einem einzelnen literarisch-musi-kalischen Werk. Es wird den Teilnehmenden im Kurs-raum scheinbar klar vor Augen (und Ohren) stehen. Damit kann sich natürlich jeder beschäftigen. Man kann eigene Lebenserfahrungen in die Deu-tung einfließen lassen, subjek-tive Meinungen entwickeln und künstlerisch antworten. Aber bald stellt sich die Frage: Wie lassen sich wissenschaftlich gül-tige Aussagen darüber machen? Was die Wissenschaft auszeich-net, hat mehr mit der Vorgehens-weise als mit dem Gegenstand zu tun – mehr mit der Methode als mit dem besagten Werk. Sie sorgt dafür, dass eine Analyse nach transparenten Kriterien abläuft. Das hilft, Irrwege und Fehlschlüsse zu erkennen, aus Hypothesen-

Sackgassen herauszufinden und Ergebnisse für andere nachvollziehbar festzuhalten.

Spannend wird es, wenn man bedenkt, dass es mehr als eine Methode gibt. Man kann ein Werk in historischen und bio-graphischen Kontexten verorten, eine systematische Untersuchung zu seinem inneren Bau anstellen, hermeneutisch auf Sinnsuche gehen und sogar deduzierende Methoden aus den Hilfswissen-schaften hinzuziehen, wenn man Quellen datieren möchte. All diese Methoden konkurrieren miteinander, und alle erbringen

wissenschaftlich plausible Aussagen. Nur: Jede Methode sieht etwas anderes – einen anderen Aspekt des Un-tersuchungsgegenstands. Deshalb fragt der Kurs auch: Kann ein künstlerisches Werk jemals erschöpfend er-forscht werden? Und kann sich der oder die Forschende

aus der Untersuchung herausnehmen? Und besagt das wiederum etwas über den Unterschied zwischen Geistes- und Naturwissenschaften?

Der Kurs will also wissen, was Methoden eigentlich sind, warum es immer mehrere gibt und wie sie sich zueinan-der verhalten. Ausgehend von Michel Foucaults Über-legungen zum (wissenschaftlichen) Diskurs beschäftigt er sich mit den Bestandteilen eines »disziplinierten« Forschungsprojekts, von der Fragestellung bis zur Er-gebnisaufbereitung. Diese werden dann auf das eingangs vorgestellte Werk angewandt. Für einige Akademietage begeben sich die Teilnehmenden in Arbeitsgruppen auf unterschiedliche Forschungswege; im Kursplenum be-richten sie dann von ihren Fortschritten, die gemeinsam ausgewertet werden. Am Ende können sie die Möglich-keiten und Grenzen einzelner Methoden, die Chancen interdisziplinärer Brückenbildung und die Spezifizität geisteswissenschaftlicher Ansätze klarer einschätzen. Und haben ganz nebenbei noch ein großartiges Werk ziemlich gut kennengelernt.

Christophe Fricker (Jg. 1978) beschäftigt sich mit dem Einfluss von Spra-che auf den sozialen Zusammenhalt, unter anderem im Zusammenhang des Brexits. Er lehrt deutsche Zeitgeschichte und Übersetzung an der Universität Bristol. Sein jüngstes Buch ist »111 Gründe, England zu lieben« (2018). Nach seiner Promotion in Oxford, über Stefan George, war er Postdoc an der Duke University und dann, von 2010 bis 2018, Geschäftsführer des internationalen Thinktanks Nimirum. Christophe ist Fellow der Royal Society of Arts. Er spielt leidenschaftlich gern Catan. Dies ist seine sechste DSA.

Jens Berger (Jg. 1974) studierte – vor allem in Freiburg – Germanistik und Phi-losophie sowie Musikwissenschaft und Physik. Er arbeitete als Dramaturg für Festivals, Orchester und Chöre und lebt nun als freier Autor und Übersetzer in München. Hier schreibt er u. a. für den Bayerischen Rundfunk über Klassische Musik. Wenn er nicht gerade seine Kaffeemaschine oder eines seiner fünfzehn Fahrräder repariert, singt er Chortenor oder wälzt alte Kochbücher. Zuletzt ver-öffentlichte er »111 Gründe, klassische Musik zu lieben«.

Disziplinen erhellen aus eigenen Blickwinkeln unterschiedliche Aspekte am selben Objekt, Foto: Jens Berger

Kursleitung

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U SC G

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Akademie Grovesmühle 2020-323. Juli bis 8. August 2020

Landschulheim Grovesmühle

Das Landschulheim Grovesmühle liegt – eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Bachläufen – in direkter Nähe des Nationalparks Harz in Sachsen-Anhalt zwischen den Städten Ilsenburg und Wernigerode, sozusagen am Fuße des 1.141m hohen Brockens.

Die restaurierten Fachwerkgebäude der Grovesmühle stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert und wurden als Papiermühle genutzt. 1914 gründete der Reformpädagoge Hermann Lietz hier ein Landwaisenheim, später wurden an der »Groves« die Unterstufenschüler der Hermann-Lietz-Schulen beherbergt. Bis kurz vor der politischen Wende 1989 war die polytechnische Oberschule in den Gebäuden untergebracht. Im Jahr 1995 wurde die Grovesmühle als Internat und Schule in freier Trägerschaft neu eröffnet.

Die parkähnliche, 10 ha große Anlage mit ihrem alten Baumbestand, einem Teich und dem modernen Schülercafé im »Heizhaus« bietet nicht nur Raum für Ent-spannung: Ein Beachvolleyball-Platz, eine professionelle 100-Meter-Laufbahn, ein Fußballplatz und eine als Sporthalle eingerichtete Traglufthalle fordern zum sportlichen Ausgleich auf. Ein Yamaha-Flügel und weitere Instrumente im »Heiz-haus« sowie eine Bühne in der Aula lassen auch musisch-künstlerische Entfaltung zu.

Die Unterbringung erfolgt in gemütlichen Zwei- bis Vierbettzimmern des Internats.

Neben dem regulären Essen wird auch eine vegetarische Mahlzeit angeboten und ggf. werden Diäterfordernisse berücksichtigt. Die modernen Schul- und Fachräu-me sowie vielfältige Rückzugsräume ermöglichen eine intensive Kursarbeit sowie zahlreiche kursübergreifende Aktivitäten. Die Räumlichkeiten des Landschul-heims Grovesmühle sind nicht barrierefrei.

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(5. BIS 21. JULI 2018) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG 2018 1

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PROGRAMM

3.1 Die Theorie der Information3.2 Bitcoin: Magic Internet Money aus Mathematik

und Informatik? 3.3 Neue Technologien, alte Probleme?3.4 Unser größtes Organ: die Haut 3.5 Wir und die Anderen3.6 Media to go?

Akademieleitung

Guido Hunze (Jg. 1972), studierte Theologie, Physik und Pädagogik in Bonn. Er bildet als Akademischer Oberrat an der Katholisch-Theolo-gischen Fakultät in Münster Religionslehrkräfte aus. Um zu wissen, wo-von er redet, unterrichtete er 12 Jahre lang nebenbei auch selbst. In seiner Doktorarbeit ging er Fragen zwischen Naturwissenschaft und Theologie zum Thema »Schöpfung« nach. Die SchülerAkademie und die Groves-mühle lernte er als Kurs- und Akademieleiter kennen – nun ist er begeis-tert und gespannt auf die nächste Akademie! In seiner Freizeit gibt er sich

sportlich, z.B. beim Judo, liest – und hat aktuell dank eines Sabbatjahres tatsächlich mehr Zeit!

Vor zwei Jahren war Julia Hein (Jg. 2001) selbst Teilnehmerin auf der DSA in der Grovesmühle. Ein Jahr darauf absolvierte sie ihr Abitur in Frei-burg und studiert dort nun seit Oktober 2019 Medizin. Momentan träumt sie davon, als Landärztin in die norwegische Bergwelt zu ziehen, um dort am Wochenende mit einem Hund an ihrer Seite lange Wanderungen zu unternehmen. Ist Julia nicht gerade wandernd unterwegs, fährt sie viel Rad oder joggt mit Freunden durch den Schwarzwald. Ansonsten klettert sie gern oder haut in die Tasten (des Klaviers). Dieses Jahr ist Julia zum

ersten Mal Akademieassistenz und freut sich schon riesig auf spannende Gespräche nach Mitternacht und ganz viele tolle KüA.

Linn Arnold (Jg. 2001) kommt aus einem Dorf in der Nähe von Ham-burg. Sie studiert seit September 2019 Internationales Management in Hamburg. 2018 besuchte sie als Teilnehmerin den Kurs über die vierte industrielle Revolution, in der Grovesmühle. Wenn sie nicht gerade an ihre Erlebnisse an der DSA zurückdenkt oder mit Lernen beschäftigt ist, spielt sie gern Tennis oder schreibt an eigenen Büchern und Geschich-ten. Zudem tanzt sie gern. Während eines Auslandsjahres in ihrer Schul-zeit hat sie insbesondere den Country-Swing-Dance für sich gefunden.

Sie freut sich, für den kommenden Sommer wieder ein Teil der Akademie sein zu dürfen.

Leitung kursübergreifende Musik

Jonas Wolf (Jg. 1993) studierte Schulmusik in den Hauptfächern Block-flöte bei Prof. Karel van Steenhoven sowie Dirigieren bei Virginie Auvray und Stefan Ottersbach. Seit 2016 studiert er zudem Bachelor im Haupt-fach Musiktheorie bei Prof. Edith Metzner, Ralph Bernardy und Prof. Mi-chael Moriz. Jonas gründete und/oder leitete diverse Ensembles, darunter mehrere Chöre, das John-Dowland-Blockflöten-Quintett und das Vokalen-semble Le Chant des Oyseaux. In seiner Freizeit organisiert Jonas Konzerte, liest oder baut an einer virtuellen Modelleisenbahn.

Landschulheim Grovesmühle

Grovesmühle 1

38871 Veckenstedt

www.grovesmuehle.de

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(23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3Kurs 3.1

Die Theorie der InformationWie lerne ich möglichst viel aus Messdaten?

Philipp Arras (Jg 1992) war schon während seiner Schulzeit begeistert von Physik. Ein Praktikum bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) bestärkte den Plan, Physik zu studieren. Während seiner Studienzeit in Heidel-berg konzentrierte er sich auf theoretische Teilchenphysik und Stringtheorie. Seit 2017 beschäftigt er sich im Rahmen seiner Dissertation mit Informations-feldtheorie und ihrer Anwendung auf Radioteleskope. Dabei erfreut er sich sowohl an der nötigen Mathematik als auch am Programmieren. In seiner Frei-zeit spielt er leidenschaftlich gern Klavier und Violoncello.

Reimar Leike (Jg 1992) studierte Physik in München, nicht zuletzt weil er dazu von einem DSA-Kurs im Jahr 2009 inspiriert wurde. Zurzeit forscht er als Doktorant am Max-Planck für Astrophysik in München an der Rekonstrukti-on von Galaktischem Staub. In seiner Freizeit spielt er gerne Brettspiele, geht bouldern und tanzt Standard- und Lateinamerikansiche Tänze.

Kursleitung

Information ist ein allgegenwärtiger Begriff: Jeder hat ein Gefühl dafür, was es heißt Informationen zu be-kommen, mehr Informationen zu haben als jemand anderes und aus Informationen zu lernen. Informa-tionstheorie definiert Information auf eine scharfe mathematische Art und Weise, kann alle wesentlichen Aspekte des Sprachgebrauchs abbilden und ermöglicht es darüber hi-naus, Informationsgehalt von einfachen Aussagen in Bits zu messen.

Der Kurs führt zunächst die Va-riante von Wahrscheinlichkeits-theorie ein, die Wahrschein-lichkeiten als Unsicherheiten interpretiert, welche sich von Mensch zu Mensch unterscheiden können. Mithilfe dieser sogenannten bayesschen Sichtweise erklärt der Kurs, was es heißt

durch Informationen zu lernen: Man beobachtet, wie sich die Unsicherheiten von Individuen unter Informationen ändern. Zusätzlich leiten die Teilneh-menden aus dem bayesschen Formalismus her, wie man optimal aus Informationen lernt. Als Anwen-

dung dieser Theorie be-schäftigt sich der Kurs mit bildgebende Verfahren von wissenschaftlichen Mess-geräten, wie etwa Compu-tertomographen (CT) oder Radioteleskopen. Anders als bei herkömmlichen Kameras nehmen diese In-strumente nicht direkt ein Bild von ihrem Objekt auf, sondern messen indirekt

Aspekte des Bildes. Zusätzlich ergeben sich bei der Messung oft instrumentbedingt Messfehler, die man berücksichtigen muss.

Für die meisten dieser Anwendungen ist es nicht möglich auszurechnen, wie optimal aus den Mess-daten zu Lernen ist, weshalb Näherungslösungen am

Computer ausgerechnet werden. Hierfür vermittelt der Kurs Grundlagen in Linearer Algebra und Analy-sis.

Im Kurs erarbeiten sich die Teilnehmenden in Grup-penarbeit am Computer, solche Näherungslösungen zu berechnen.

Das Kursziel ist es, dass die Teilnehmenden selb-ständig ein bildgebendes Verfahren für ein Messin-strument in Python schreiben, um damit ein aus den Rohdaten eines CT-Scans oder den Radioteleskop-daten von M87* [siehe Bild von M87*] ein Bild rekon-struieren.

Für den Kurs sind keine mathematischen Vor-kenntnisse erforderlich. Programmierkenntnisse sind vorteilhaft aber nicht notwendig. Im Vor-feld und zur Beginn der Akademie machen sich die Teilnehmenden anhand zur Verfügung ge-stellten Materials mit der Programmiersprache Python vertraut, in der die Projekte im zweiten Teil des Kurses implementiert werden.

https://en.wikipedia.org/wiki/Messier_87#/me-dia/File:Black_hole_-_Messier_87_crop_max_res.

jpg. CC BY 4.0

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3 (23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) Kurs 3.2

Bitcoin: Magic Internet Money aus Mathematik und Informatik? Bitcoin – die mysteriöse Kryptowährung – scheidet seit einigen Jahren die Geister. »Eine Modeerscheinung für Geeks«, wenn man den klassischen Medien glaubt. Oder mit Hilfe des Lightning Netzwerkes »als Magic Internet Money die Zukunft des Zahlungsverkehrs«, wenn man mit den Geeks, Millennials und Pionieren redet.

Statt in derartige Streitfragen einzusteigen erarbeiten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer systematisch die mathematischen Grundlagen von Kryptowährungen. Angewandte Gruppentheorie, Elliptische Kurven über Primzahlkörpern und das Problem des diskreten Lo-garithmus welche die Grundlage asymmetrischer Ver-schlüsselungsverfahren bilden, werden gar nicht mehr so magisch wirken, wie es die Begriffe gerade noch ver-muten lassen.

Die verwendeten Konzepte könnten aus den Inhalten eines Masterstudiengangs der Mathematik stammen. Jedoch werden sie an kleinen Beispielen aufbereitet. Alle

Menschen, welche die Uhr oder einen Kalender lesen können, werden in der Lage sein, diese Mathematik zu begreifen. Diese Anschaulichkeit wird dadurch verstärkt, dass die Konzepte auch programmiert und direkt am Computer erlebt werden! Die Programmiersprache Py-thon unterstützt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darin eigene kryptographische Verfahren zu entwickeln.

Auf diesem starken Fundament erlernen die Teilneh-merinnen und Teilnehmer was es mit digitalen Signa-turen auf sich hat, und dass ein Bitcoin nichts anderes als ein Kette von digitalen Signaturen ist. Doch nicht nur das! Ein Exkurs – um auch über den Tellerrand zu bli-cken – zeigt, dass nahezu alle modernen Sicherheitsme-chanismen im Internet digitale Signaturen benötigen.

Auch hier ist das praktische Erleben und ausprobieren durch Programmieren der erlernten Konzepte wieder ein wichtiger Fokus. Die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer werden im Kurs modellhaft ein physisches

Lightning Netzwerk zum Anfassen nachbauen. Dabei verstehen sie, wie Informationen verarbeitet und versen-det werden, damit Bitcoins in Sekundenschnelle, sicher und ohne eine dritte Instanz, die aufpasst, dass keiner schummelt, um die ganze Welt geschickt werden kön-nen.

Am Ende des Kurses werden die Teilnehmenden damit ein umfassendes Verständnis für die Funktionsweise, Grenzen und Herausforderungen von Bezahlvorgängen mit Bitcoin haben. Damit können sie sich eine eigene Meinung bilden, was es mit dem »Magic Internet Mo-ney« tatsächlich auf sich hat

Kursleitung

Vorkenntnisse im Programmieren sind hilfreich, aber nicht notwendig.

Jacqueline (Jacky) Hammer (Jg. 1991) programmiert seit sie 13 ist. Seit 2010 ist sie Feuer und Flamme für den Chaos Computer Club und hilft dabei, den jährlichen Hackercongress zu organisieren. Im Arbeitsalltag betreut sie Server- und Netzwerksysteme und berät Kunden in Fragen zu IT-Systemen und -Si-cherheit. Ihr Lieblingsthema ist IPv6, darüber hielt sie auch schon Vorträge auf internationalen Konferenzen. Ihre Hobbys sind Kochen, Lesen, Yoga, Bogen-schießen, Theater, Schreiben, Malen, Zeichnen und quasi alles was sonst noch irgendwie kreativ ist. Sie liebt es, mit interessanten Menschen über spannende Themen zu diskutieren.

René Pickhardt (Jg. 1985) weiß nicht mehr wie alt er war als er sich das Pro-grammieren beibrachte. Dennoch studierte er Mathematik, Physik und Chine-sisch. Er ist Co-Autor des Buches »Mastering the Lightning Network«, welches dieses Jahr veröffentlicht werden soll. Seit 2019 hilft er, als Forscher an der Naturwissenschaftlichen & Technischen Universität von Norwegen das Light-ning Netzwerk noch zuverlässiger zu machen. Neben Schach, Meditation, Yoga, Fotografieren, Tanzen und Videoproduktion ist das Unterrichten an den Deut-schen SchülerAkademien seine Leidenschaft, sodass er zum 6. Mal dabei ist!

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(23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3Kurs 3.3

Neue Technologien, alte Probleme?Herausforderungen des Maschinellen Lernens im Spiegel staatlicher Administrationssysteme

Kursleitung

Die vergangene Dekade ließ einen lange gehegten Traum von Technologie-Enthusiasten wahr werden: Die Entwicklung künstlich-intelligenter Systeme, welche Problemlösungen anwenden, die sie selbst anhand ihrer Umgebung abstrahiert haben. Die Anwendungsgebiete dieser Kompetenz des Ma-schinellen Lernens reichen von der medizinischen Diagnostik über den Einsatz intelligenter Empfeh-lungssysteme bis zu autonomer Mobilität und öf-fentlichen Verwaltungsaufgaben. Einhergehend mit ihrem tiefgreifenden Innovationspotential wirft der Einsatz künstlich-intelligenter Systeme eine Vielzahl ethisch-moralischer Fragen auf, denen eine technisch-reduktionistische Perspektive des Optimierens und Vermessens nicht gerecht wird.

Die Welt, so der Soziologe Zygmunt Bauman, ist kein Aktenschrank mit einer gegebenen Menge Akten, die es nur zu entdecken und zu klassifizieren gelte. Wie legitim ist es, wenn Algorithmen Kategorien wie Geschlecht oder Hautfarbe erlernen und in ihre

Entscheidung einbeziehen? Laufen wir Gefahr, im neuartigen Gewand technologischer Innovationen Diskriminierungen wieder neu zu zementieren?

Technologien des Maschinellen Lernens mögen neu-artig sein, die sich darum entspannenden Diskurse sind es womöglich nur bedingt. So sind Optimierung und Vermessung ebenso grundlegende Charakteri-stika der Herausbildung moderner Staaten und ihrer Verwaltungsapparate. Die Erhebung eines Bevölke-rungszensus, die Einführung von Krankenversiche-rungen oder auch die Einteilung von Menschen nach Rassen lassen sich als Versuche interpretieren die Welt mit einfachen mathematischen Strukturen zu fassen und sie im technischen Sinne operationalisier-bar zu machen. Diese Entwicklungen wurden nicht nur unter den Zeitgenossen diskutiert, sie stellen auch Ausgangspunkte zahlreicher soziologischer The-orieentwürfe zu staatlichem Handeln dar. Der Kurs verhandelt vor diesem Hintergrund Dreiklänge, die sich jeweils aus der mathematischen Theorie eines

spezifischen Teilbereichs des Maschinellen Lernens (z. B. Vektorräume, support vector machines), einem bestimmten theoretischen Zugang zu staatlichem Handeln (z. B. Bauman) und einem historischen Fall-beispiel zur Vertiefung (z. B. Nationalsozialismus als Gärtnerstaat) zusammensetzen. Ziel ist es, innerhalb dieser Module Spezifika und Parallelen herauszuar-beiten und gemeinsam Transfers von Problemlagen, -konstellationen und -lösungen zu vollziehen.

Die Kursarbeit gestaltet sich überwiegend semina-ristisch-theoretisch. Die einzelnen Themenbereiche werden durch Referate eingeleitet, die im Vorhinein vorbereitet werden. Die entsprechende Literatur wird dafür zur Verfügung gestellt.

Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich

Ingo Roth (Jg. 1990) hat im beschaulichen Heidelberg Physik studiert und sich unter anderem in die spannende Phänomenologie der String Theorie vertieft. Nun lebt er in Berlin und befasst sich im Rahmen seiner Promotion mit mathematischen Methoden von Quantentechnologien. Neben dem Studi-um spielt er Jazz und verwandte Musik in unterschiedlichen Besetzungen am Schlagzeug, Klavier oder Bass.

Janis Nalbadidacis (Jg. 1984) zog es nach der Schule aus dem trauten Ruhrge-biet ins schillernde Berlin. Nach seinem geschichtswissenschaftlichen Studium führte ihn seine Arbeit über die Repression während der griechischen und der argentinischen Militärdiktatur von Athen bis nach Buenos Aires. In seiner Frei-zeit widmet sich der Liebhaber griechischer Musik mit Hingabe seiner Gitarre sowie dem Hechten nach Volleybällen. Nach mehrjähriger Abstinenz freut sich Janis nun auf seine insgesamt sechste DSA mit Ingo.

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3 (23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) Kurs 3.4

Von der Zellbiologie zum Krankheitsbild

Kursleitung

Die Haut eines erwachsenen Menschen wiegt etwa 10-15 kg und hat eine Fläche von ca. 2 m2. In jedem Qua-dratzentimeter befinden sich Millionen von Zellen und mehrere Meter Nervenfasern, die die Funktionen der Haut sicherstellen. Dermatologische Erkrankungen sind auf Platz fünf der häufigsten Anlässe für einen Hausarztbesuch.

Die Haut spielt eine wichtige Rolle bei unserer Interak-tion mit der Umwelt, indem sie Informationen erfasst und weiterleitet. Gleichzeitig ist sie unser Schutz vor UV-Strahlung, Hitze und Krankheitserregern. Die Be-wältigung dieser vielfältigen Aufgaben wird von einem hochkomplexen Zusammenspiel verschiedenster Zell-typen ermöglicht und ist damit empfindlich gegenüber Störungen, die sich in unterschiedlichen Krankheiten manifestieren können.

Dieser Kurs schlägt die Brücke zwischen zellbiolo-gischem Grundlagenwissen und medizinischen Fra-

gestellungen. Die Teilnehmenden erarbeiten sich in Kurzreferaten und Kleingruppen beispielsweise, wie das Immunsystem funktioniert, welche Zellen beteiligt sind und wie diese miteinander kommunizieren. Dies bildet dann die Grundlage, um inflammatorische und autoimmune Hauterkrankungen zu verstehen. Dazu kommen weitere Themenblöcke wie Stammzellen und Erneuerung der Haut, Tumorbiologie und maligne Veränderungen der Haut, Genetik und vererbbare Hautkrankheiten.

Ein weiterer Bestandteil des Kurses ist die Mikrosko-pie, die sowohl in der medizinischen Forschung als auch in der klinischen Diagnostik Anwendung findet. Die Teilnehmenden analysieren den Aufbau der Haut anhand von lichtmikroskopischen Präparaten und ler-nen auch Beispiele aus Forschungsprojekten kennen.

Zudem lesen die Teilnehmenden in Kleingruppen aktuelle wissenschaftliche Fachliteratur und lernen,

publizierte Daten kritisch zu bewerten. Der letzte Teil des Kurses gibt einen Einblick in praktische Unter-suchungsmethoden der Haut und das Erlernen von Nahttechniken an Kunsthaut.

Dorothea Glaser (Jg. 1993) studiert Humanmedizin an der Universität Würzburg. Nach Ablegen des zweiten Staatsexamens befindet sie sich nun im Praktischen Jahr, für das sie im Moment in Inverness (Schottland) arbei-tet. Im Verlauf ihres Studiums und während ihres Auslandssemesters an der Semmelweis-Universität Budapest entwickelte sie ein großes Interesse an der fächerübergreifenden hausärztlichen Versorgung. Neben dem Studium enga-giert sie sich in der Würzburger Teddyklinik. In ihrer Freizeit schwimmt und singt sie gern und hat eine Leidenschaft für das Reisen und Wandern.

Katharina Glaser (Jg. 1991) studierte im Bachelor Molekulare Medizin und im Master Molekularbiologie in Göttingen. Während eines Auslandssemesters in Cambridge (England) sammelte sie erste Erfahrungen in der immunolo-gischen Forschung und ist seitdem nicht mehr davon losgekommen. Seit 2017 promoviert sie am Max-Planck-Institut in Freiburg zur Frage, wie Immunzellen im Körper wandern und sich im Gewebe positionieren. Neben ihrem Engage-ment in der Sprachförderung von Geflüchteten verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit Geige spielen, Singen und Kuchenbacken.

Fluoreszenzfärbung von Hautgewebe: Blutgefäße (grau), lymphatische Gefäße (grün) und dendritische Zellen (rot);

Quelle: eigene Aufnahme

Unser größtes Organ: die Haut

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(23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3Kurs 3.5

Wir und die AnderenOrientalismus früher und heute

Tausendundeine Nacht, unterdrückte Frauen und Nah-ostkonflikt – der »Orient« weckt viele Assoziationen. Doch was bezeichnet dieser Begriff? Wer spricht hier eigentlich über wen? Welche Bilder und Assoziationen transportiert der »Orient« und woher kommen sie? Schaut man genauer hin, fällt schnell auf, dass sich hin-ter diesem diffusen Label Länder und Regionen verber-gen, die historisch, kulturell und sprachlich eigentlich sehr unterschiedlich sind: Von Marokko über Saudi-Arabien bis hin zur Türkei, Usbekistan oder Pakistan.

Edward Said bezeichnete 1978 die Perspektive, mit der westliche Gesellschaften auf den »Orient« schauen, in seinem gleichnamigen Buch als »Orientalismus«. Im Kurs »Wir und die Anderen« gehen die Teilnehmenden Saids Argumentation nach und untersuchen, wie sich Orientalismus historisch entwickelt hat und welche gesellschaftlichen Machtverhältnisse dem zugrunde lie-gen. Dabei steht besonders die Frage im Fokus, wie wir den sogenannten »Orient« als das »Andere«, »Fremde«

konstruieren und was diese Charakterisierung über den »Okzident« aussagt.

Diese Fragen beantwortet der Kurs über die Theorie hinaus auch praktisch und alltagsnah, denn Beispiele für Orienta-lismus finden sich nicht nur in akademischen Texten, sondern auch in Musik von Beyoncé, Hollywood- oder Disney-Produktionen sowie der täglichen Berichterstat-tung über internationale Konflikte. Unsere Diskussion berührt dabei auch Fragen von globaler Außen- und Sicherheitspolitik, Macht und Repräsentation, Feminis-mus und Geschlechterrollen.

Das inhaltliche Niveau entspricht etwa einem Seminar im zweiten Studienjahr, wobei immer ausreichend Zeit und Raum für Fragen zum Text bleibt. Zur Vorbereitung lesen die Teilnehmenden Texte auf Deutsch und Eng-lisch und bereiten kurze Input-Referate für die Diskussi-on im Kurs vor.

Jan Altaner (Jg. 1992) studiert im Master Nahostwissenschaft in der Haupt-stadt des Libanon, Beirut, wo er sich mit der modernen Geschichte des Ost-mittelmeerraumes, insbesondere in der Stadtentwicklung, auseinandersetzt. Seine große Begeisterung für die arabische Sprache führte ihn schon 2015 in den Libanon, wo Jan nebenbei politische Studienreisen leitet. Als Autor und Redakteur engagiert er sich bei dis:orient, einem Onlinemagazin zu Westa-sien- und Nordafrika. Außerdem mag Jan Film und (Impro-)Theater – Inte-ressen, die er auch in die DSA einbringen möchte. Annkatrin und Jan kennen sich aus ihrem Studium in Tübingen und Freiburg.

Annkatrin Müller (Jg. 1994) studiert im Master Soziologie und beschäftigt sich dort gerade vor allem mit Geschlechterfragen und Optimierungs- und Individu-alisierungsdruck. Daneben lernt Annkatrin begeistert Russisch und interessiert sich für die Länder der ehemaligen Sowjetunion – deswegen verbrachte sie zwi-schen Bachelor und Master auch ein Jahr in Usbekistan und arbeitet an einem Onlinemagazin über Zentralasien mit. Ansonsten verbringt sie ihre Zeit am lieb-sten mit Musik, spielt Klavier oder singt im Frauenchor und freut sich deswegen schon besonders auf gemeinsames Musikmachen bei der DSA.

Am Ende des Kurses können die Teilnehmenden nicht nur analy-tisch mit dem Begriff »Orientalis-mus« arbeiten, Verflechtungen von Macht und Wissen verste-

hen sowie historische wie aktuelle gesellschaftliche Prozesse einordnen, sondern auch komplexe wissenschaft-liche Texte verstehen und hinterfragen. Nicht zuletzt hilft das Verstehen von Kon-struktionen des vermeintlich »Anderen« auch, ein Bewusst-sein für Ausgrenzung und Machtverhältnisse zu schärfen und in aktuellen politischen Auseinandersetzungen Positi-on zu beziehen.

Kursleitung

Jean Auguste Dominique Ingres’ Gemälde »La Grande Odalisque« (1814) spielt mit der Vorstellung des Orient als Ort der Versuchung

- eine Darstellung, die auch heute noch aktuell ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Ingre,_Grande_Odalisque.jpg

Dieses Cover der Zeitschrift »Time« (2010) zeigt uns ein anderes Bild

vom sogenannten »Orient«: Dessen Frauen müssen vom Westen vor

den Barbareien ihrer Kultur gerettet werden.

Credits: Robert Daly: https://www.flickr.com/photos/theneoin-

tellectual/5107263096/

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2020-3 (23. JULI BIS 8. AUGUST 2020) Kurs 3.6

Media to go? Sprache im Medienzeitalter

Im Zuge der Globalisierung rückt die Welt scheinbar zu-sammen, hauptsächlich durch den Einsatz von Massen-medien, also Printmedien, Radio und Fernsehen sowie digitale Medien. Sprache ist dabei das Fundament – sie ist allgegenwärtig und ohne sie wäre Kommunikation nicht möglich. Sprache ist allerdings nicht eindeutig, sondern birgt eine Vielfalt an möglichen Anwendungen in sich. Mit Worten und deren Bedeutungen können Menschen große Veränderungen in der Welt bewirken. Insbesondere die Verwendung der Sprache in den Mas-senmedien bietet Möglichkeiten, mit Sprache in neuen Dimensionen umzugehen, welche eine hohe Kreativität aber auch Gefahren der Manipulation einschließen. Es erscheint fast wie ein undurchdringliches Dickicht.

Doch dieser Kurs macht sich auf den Weg, den medi-alen Dschungel (zumindest teilweise) zu durchleuchten. Auf ihrer Forschungsreise erstellen die Teilnehmenden

gemeinsam mit den Kursleitenden zunächst einen me-thodischen Werkzeugkasten aus den Grundlagen der Medienlinguistik und den Medienwissenschaften sowie den dahinterstehenden philosophisch-gesellschaftswis-senschaftlichen Konzepten, den sie dann im weiteren Verlauf nutzen, um selbständig Analysen aktueller me-dialer Inhalte durchzuführen. Dieser Werkzeugkasten bedient sich unter anderem der Semantik/Pragmatik wie auch der Text- und Diskursanalyse. Die Ergebnisse wer-den dann im Plenum präsentiert

Folgende Fragen ergeben sich für den Kurs: Was sind Nachrichten? Wie gestalten sie sich als Diskurs? Wie wird durch die Mittel des jeweiligen Mediums Sprache eingesetzt, um Inhalte wie aktuelle soziale Diskurse zu übermitteln? Um sich diesen Fragen anzunähern, unter-suchen die Teilnehmenden exemplarisch die Verwen-dung und den Einsatz unterschiedlicher sprachlicher

Mittel in Bezug auf deren Eigenschaften als Vehikel eines bestimmten kommunikativen Zieles. Dabei wer-den sowohl schriftliche als auch audiovisuelle Inhalte berücksichtigt. Man denke hier zum Beispiel an einen typischen Tweet von Donald Trump und die daraus re-sultierenden Reaktionen via Twitter, in den Nachrichten und in der Politik.

Kurzum, der Kurs bietet den Teilnehmenden die Mög-lichkeit, mit analytischer Schärfe und kritischer Distanz medialen Inhalten zu begegnen, jedoch nicht ohne eine gehörige Portion Humor und Leichtigkeit. Stattdessen führen die neu erworbenen analytischen Fähigkeiten zu einem verbesserten Verständnis der zugrundeliegenden Strukturen und damit zu einer bewussteren Teilhabe am medialen Diskurs.

Kursleitung

Juliane Böttger (Jg. 1983) war schon als Kind fasziniert von Sprache und Kul-tur. Folgerichtig studierte sie zunächst allgemeine Sprachwissenschaft, Anglis-tik und Deutsch als Fremdsprache in Leipzig, um dann von 2011 bis 2016 in Australien zu promovieren und zu lehren. In ihrer Doktorarbeit beschrieb Juliane eine kleine, in der Manusprovinz von Papua Neuguinea gesprochene ozeanische Sprache namens Lele. Dieses Erlebnis beeindruckte sie tief und trug maßgeblich dazu bei, dass sie noch heute in jungen Menschen die Lei-denschaft für Sprache, ihre Strukturen und auch kulturellen Aspekte wecken möchte. In ihrer Freizeit umgibt sich Juliane gern mit schönen Dingen wie Mu-sik, gutem Essen und natürlich Kultur und Sprache. Sie leitete 2019 das erste Mal einen DSA-Kurs und freut sich nun sehr auf eine zweite Runde.

Antje Drischmann (Jg. 1982) studierte an der Universität Leipzig und der Uni-versidad Nacional Mayor de San Marcos (Lima, Peru) Anglistik, Hispanistik und Deutsch als Fremdsprache, nachdem sie ihre Liebe zu den (fremden) Sprachen und deren Einfluss auf unsere Denkmuster auf einer Reise nach Malta fand. Die-ser fröhnte sie auch bei Lehrtätigkeiten in England und Tschechien, bevor sie sich entschied, ihr 2. Staatsexamen zu machen und nun Schülern die Wunder der englischen und spanischen Sprache näherzubringen. In ihrer Freizeit radelt und wandert sie durch die Welt, immer ein Buch bei der Hand, um sich guter Literatur oder aber auch dem Klimawandel zu widmen.

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Akademie Urspring 2020-430. Juli bis 15. August 2020

Urspringschule

Die Urspringschule liegt am Südrand der Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm.

Im Areal des fast 900 Jahre alten Klosterbezirks Urspring leben und arbeiten rund 240 Kinder und Jugendliche und 80 Erwachsene zusammen. Das historische En-semble wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert und um neue Gebäude behutsam ergänzt. Schon bei der ersten Ankunft in Urspring stellt sich das einzig-artige Campus-Gefühl ein.

Urspring, eine reformpädagogisch und evangelisch geprägte Einrichtung, setzt 90 Jahre nach der Gründung im Gymnasium und in der Montessori-Grundschule heute folgende inhaltliche Schwerpunkte:

Abitur und Lehre: Alle Mädchen und Jungen können zusätzlich zum Abitur in drei Meisterwerkstätten eine Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur machen.

Basketball-Leistungszentrum: Urspring ist ein vom Deutschen Basketball Bund anerkanntes Basketball-Internat. In den Teams der Urspringschule haben talen-tierte Jugendliche, Jungen und Mädchen, die Chance, sich mit professionellem Coaching hochzuarbeiten. Die Meistertitel und Finalteilnahmen auf Bundes- und Landesebene der letzten Jahre sprechen für sich.

Urspring ist bunt: Typisch für das Leben in Urspring ist die bunte Variationsbrei-te der Herkunft der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten und Gesell-schaftszusammenhänge. Tägliche Begegnungen in Schule, Arbeitsgemeinschaften, Werkstätten, Wohngruppen fordern und fördern den ganzen Menschen.

Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette in Urspring: Ein- und Zwei-bettzimmer im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerk-stätten, EDV-Schulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen und Musik, Mehrzweckhalle, Sporthalle und Sportplatz – und mittendrin die eigene Kirche für Gottesdienste und Konzerte.

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PROGRAMM

4.1 Kryptographie mit elliptischen Kurven4.2 Organspende – quo vadis? 4.3 Is the moon there when nobody looks?4.4 Kommunikation von Komplexität 4.5 Von Reptiloiden und Chemtrails4.6 Charakterstücke als Laboratorium

des 19. Jahrhunderts

Akademieleitung

Ruszlan Biwoino (Jg. 1999) beendete im Sommer 2019 seine Schullauf-bahn mit dem Abitur. Seitdem widmet er sich entwicklungs- sowie außenpolitischen Fragestellungen und arbeitet mit zivilgesellschaftlichen Akteuren im Globalen Süden zusammen. Im Anschluss an seinen 10-mona- tigen weltwärts-Dienst in Bengaluru (Indien) beginnt er wahlweise ein juristisches oder mathematisches Studium in Hamburg oder Boston (Massachusetts). Neben dem Einsatz für die Belange junger Menschen beim Kinderhilfswerk UNICEF verbringt er seine Freizeit in der Natur,

am Klavier oder unter streitlustigen Köpfen. Seine Begeisterung für die Deutsche Schüler-Akademie kann Ruszlan nun zum dritten Mal in Folge ausleben.

Sydney Greiner (Jg. 2001) hat im Sommer 2019 ihr Abitur in Berlin abgeschlossen und sich danach entschlossen, ein Jahr der Selbst- und Interessenfindung zu widmen. Um in mögliche Studienfächer und Berufe reinzuschnuppern, hat sie mehrere Praktika absolviert, unter anderem in zwei Krankenhäusern. Das restliche Jahr hat sie genutzt, um zu rei-sen, Neues zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. In ihrer Freizeit liest sie gerne, spielt Basketball oder geht zu Handballspielen der Füchse Berlin. Sydney freut sich auf ihr drittes Akademie-Abenteuer im schönen

Ursping und viele fantastische Akademiemomente.

Joachim (Jo) Schwerdtfeger (Jg. 1962) verbringt mit Freude wieder einen Teil seiner Sommerfeien im Schwäbischen. Im beschaulichen Urspring fühlt er sich bereits zu Hause, denn er wird dort bereits zum elften Male eine Akademie leiten. Er freut sich jedoch nicht allein auf den Ort, sondern gleichermaßen auf das Erlebnis SchülerAkademie. Und da er Zahlenspielereien liebt, hat er ein wenig gewartet, damit er sich an seiner insgesamt 20. Akademie genau im Jahre 2020 erfreuen kann. Jos Alltag wird von der Schule bestimmt, wo er insbesondere die interes-

santen Fächer Mathematik und Biologie unterrichtet. In seiner Freizeit widmet er sich hin und wieder dem Spiel der Könige, genießt auf dem Rad die Natur des Niederrheins oder er lässt sich ganz einfach von seiner Neugier treiben.

Leitung kursübergreifende Musik

Johanna Russ (Jg. 1989) wirkte bereits in ihrer Schulzeit begeistert an einer vielfältigen Ensemblelandschaft mit. Sie baute diese Eindrücke im Studiengang Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien weiter aus. Nach einem Abschluss in Bildungswissenschaft, lässt sie derzeit ihre Diplomarbeit in Musiktherapie Gestalt annehmen und leitet nebenbei eine Singgruppe im psychosozialen Bereich. Sie schätzt das Finden neuer Blickwinkel, ob durch das Lernen neuer Musik-instrumente, oder den unermüdlichen, interdisziplinären Austausch. Auf

der Suche nach kreativer Inspiration kann man sie tanzend in der Natur, gemeinsam mit Freunden improvisierend oder vertieft in ein gutes Buch antreffen.

UrspringschuleAn der Schwäbischen Alb89601 Schelklingenwww.urspringschule.de

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE URSPRING 2020-4Kurs 4.1

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Marius Leonhardt (Jg. 1992) hat Mathematik in Karlsruhe und Heidelberg studiert und danach in Cambridge im Themengebiet der Zahlentheorie pro-moviert. Seine Lieblingszahl ist die 26, die als einzige genau zwischen einer Quadratzahl (25) und einer Kubikzahl (27) liegt. Was das mit elliptischen Kurven und seiner Forschung zu tun hat, verrät er im Kurs. In seiner Freizeit treibt Marius gerne Sport, speziell Ballsportarten und Klettern bereiten ihm Spaß. Als großer Fan der drei ??? interessiert er sich außerdem für geheime Botschaften aller Art.

Joanna Meinel (Jg. 1988) schnupperte selber nach dem Abitur ursprünglich rein aus Neugier in die Mathematik hinein, war begeistert und kann seitdem nicht mehr aufhören. Nach Diplom und Promotion an der Universität Bonn forscht sie daher weiter an Problemen der kombinatorischen Darstellungs-theorie. Parallel dazu arbeitet sie inzwischen in der Industrie an Datenanaly-sen und Finanzmathematik. Nicht wegzudenken sind ihr Fahrrad, Streifzüge durch botanische Gärten, Zeichnungen und Druckgrafik, Reisen und Falafel-essen mit Freunden.

Kursleitung

Wer neugierig ist, was der Buch-stabensalat im Untertitel bedeuten soll, ist in diesem Kurs genau richtig. Das Ziel der Kryptographie ist es nämlich, Nachrichten so zu verschlüsseln, dass nur die rich-tigen Empfänger diese verstehen können. Bei schwachen Verschlüs-selungsverfahren lässt sich die Nachricht auch ohne Kenntnis des Schlüssels rekonstruieren. Wer kriegt obigen Text geknackt?

Für unseren Alltag ist sichere Kommunikation längst eine Grundvoraussetzung, sei es beim Emailverkehr oder beim Bezahlen mit Kreditkarte. Ein Code, der sich durch etwas Ausprobieren knacken lässt, ist da-her nicht besonders brauchbar. Wie also geht sichere Kommunikation richtig?

Eine ganze Reihe der praxis-tauglichen Verschlüsselungs-verfahren sind Public-Key-Ver-fahren. Dabei kommen gerne auch elliptische Kurven zum Einsatz: Elliptische Kurven sind schillernde mathema-tische Objekte, die sich an der Schnittstelle zwischen Geome-trie, Algebra und Zahlentheo-rie befinden. Niemand – erst recht nicht die elliptischen

Kurven selber – hätte damit gerechnet, dass sie eines Tages in der Praxis eine so wichtige Rolle spielen können. Heutzutage kommen sie beispielsweise in unserem Personalausweis oder bei Whatsapp zum Einsatz.

Der Kurs startet mit einem Überblick über verschie-dene historische und aktuelle Verschlüsselungsver-fahren. Er diskutiert die gesellschaftliche Notwendig-keit sicherer Kommunikation und untersucht dann speziell Public-Key-Verfahren und deren Besonder-heiten.

An dieser Stelle tauchen die Teilnehmenden dann in die Mathematik von elliptischen Kurven ein. Eine elliptische Kurve ist die Menge aller Punkte in der (x,y)-Ebene, die eine Gleichung der Form

y2 = x3 + ax + berfüllen, wobei a und b fest gewählte Zahlen sind.

Zwei Punkte lassen sich wie in Abbildung 1 darge-stellt addieren, und diese Addition bildet auch die Grundlage für die kryptographischen Anwendungen.

Somit bündelt der Kurs mathematische, algorith-mische und gesellschaftliche Themen zu einer bun-ten Mischung. Die Schwerpunkte richten sich nach Interesse und Neugierde der Teilnehmenden. Für diejenigen, die gerne mehr über digitale Sicherheit lernen oder ein bisschen in die moderne Mathematik schnuppern möchten, ist dieser Kurs perfekt.

Für den Kurs sind keinerlei Vorkenntnisse not-wendig. Im Gegenteil, insbesondere die Mathe-matik wird gemeinsam selbst erarbeitet. Voraus-setzung ist nur, Spaß am Knobeln zu haben.

Addition zweier Punkte P und Q auf der elliptische Kurve y2 = x3 - x. (Eigene Darstellung)

Kryptographie mit elliptischen Kurven

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AKADEMIE URSPRING 2020-4 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 4.2

Organspende – quo vadis?Zur Debatte um Zustimmungs- und Widerspruchslösung

In den letzten Monaten haben wenige Themen die öffentliche Diskussion so beherrscht wie der Klima-wandel. Gesundheitspolitische Themen folgen auf dem Fuß, allen voran die Reformbestrebungen des Trans-plantationsgesetzes. Diese Debatte verläuft häufig hoch-emotional und polarisiert. Das Spannungsfeld zwischen medizinischen Möglichkeiten, rechtlichen Vorschriften und individueller Moralvorstel-lung ist unendlich groß.

Dieser Kurs setzt sich the-oretisch mit dem Thema Organspende auseinander. Zunächst steht dabei die Organspende an sich, also das medizinische Procedere im Vordergrund. Die Teilnehmenden beschäftigen sich im ersten Kursteil mit den Fragen, wer überhaupt unter welchen Bedingungen Organe spenden darf und wie eine Organspende abläuft. Der Kurs schafft eine gemein-

same Wissensgrundlage bezüglich der historischen Entwicklung und der medizinisch-biologischen Voraus-setzungen. Hierzu zählen auch Untersuchungen von Spender und Empfänger im Vorfeld. Ein besonderes Au-genmerk liegt dabei auf der Leber- und Nierentransplan-tation. Auch die Xeno- und Stammzelltransplantation

kommen zur Sprache.

Der Kurs analysiert die Hin-tergründe des Organmangels. Die Teilnehmenden erheben einen Status quo der aktu-ellen Zahlen und diskutieren unter anderem ethische, re-ligiöse, philosophische und

pragmatische Einflüsse auf die Spendenbereitschaft. In diesem Zusammenhang setzen sie sich auch mit verschiedenen kulturell-historischen Veränderungen im Umgang mit dem Tod und einem möglichen Leben danach auseinander.

Im zweiten Kursteil stehen die juristischen Vorausset-zungen und Regelungen der Organspende im Fokus. Die Teilnehmenden erarbeiten zunächst verfassungs-rechtliche Grundlagen. Hierauf aufbauend erörtern sie die aktuelle Rechtslage in Deutschland und vergleichen diese mit unseren europäischen Nachbarländern. Sie untersuchen Vor- und Nachteile verschiedener Lösungs-ansätze und zeigen das rechtliche Spannungsfeld auf.

Einen Großteil des Kurses gestalten die Teilnehmenden durch einen freien Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Das Ausbauen und Vertiefen von Kenntnissen und die Reflektion der eigenen Einstellung und Meinung stehen im Vordergrund.

Kursleitung

Erwartet werden keine medizinischen oder juris-tischen Vorkenntnisse, vielmehr ist die Freude am Diskutieren und am Blick über den Tellerrand wichtig. Teilweise wird englische Originalliteratur bearbeitet, so dass fundierte Englischkenntnisse von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig sind.

Rica Philippi (Jg. 1994) ist in Köln geboren und hat den rheinischen Frohsinn von Geburt an im Blut. 2011 nahm sie an der Akademie Grovesmühle teil und freut sich sehr, nun als Kursleiterin zur DSA zurück zu kommen. Sie studierte Medizin an der Universität Duisburg-Essen und promoviert dort in der Klinik für Kardiologie. Seit Oktober 2019 studiert sie Jura in Köln. Sie ist begeisterte Reiterin, bewegt sich in ihrer Freizeit generell gerne und engagiert sich aktiv im Kölner Karneval. Theoretisch spielt sie Querflöte und Saxophon, leider sind die Finger studienbedingt ein wenig aus der Übung.

Marina Thomalla (Jg. 1990) ist Richterin im Ruhrgebiet und naturwissen-schaftlich, insb. medizinisch, interessiert. Nachdem ihr ursprünglicher Berufs-wunsch »Fluglotsin« nicht in Erfüllung ging, wandte sie sich dem Jurastudium in Münster zu. Dabei lernte sie erst das Straf- und dann das Öffentliche Recht lieben, ist heute aber Mitglied einer Zivilkammer. Das kann sich allerdings noch ändern. Einst lernte sie Keyboard zu spielen, hat aber mittlerweile alles vergessen. Sie spricht 3,5 Sprachen und will mehr lernen, wenn nicht ihre Vor-liebe für anspruchslose Unterhaltungssendungen dazwischen kommt.

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE URSPRING 2020-4Kurs 4.3

Ein Streifzug durch die Philosophie der Physik

Kursleitung

Was können wir über Raum und Zeit von der Physik lernen? Inwie-weit ist die Geschichte der Physik ein Beleg dafür, dass wir uns sukzessive an die Wahrheit über die natürliche Welt annähern und unseren Wissensstand ständig erweitern? Wie sollen Physiker damit umgehen, wenn Theorien nicht mehr empirisch untersucht werden können?

Der Kurs beabsichtigt eine wis-senschaftsphilosophische Ausei-nandersetzung mit der modernen Physik. Eine erste konkrete Art der Annäherung liegt darin, philosophische Fragen, z.B. nach dem Sein von Raum und Zeit, an physikalische Theorien heranzu-tragen. Die Debatte zwischen I. Newton und G.W. Leibniz zur Raumzeit ist dafür eine wichtige Episo-de der Geschichte, die der Kurs analysiert. Zudem

untersucht der Kurs anhand von Thomas Kuhns Thesen zu wissen-schaftlichen Revolutionen (in der Physik) die Frage, ob die Geschich-te der Physik als sukzessive Verbes-serung und Erweiterung unseres Wissens verstanden werden kann.Eine dieser Revolutionen stellt die Quantenmechanik dar, die, im Ge-gensatz zu den bisher bekannten »klassischen Theorien«, wie der Newtonschen Mechanik, nicht mehr deterministisch, sondern von fundamental stochastischer Natur ist. Die Tatsache, dass Teilchen

in der Quantenmechanik durch Wellenfunktionen beschrieben werden, stellt die Physik vor interpreta-torische Herausforderungen, die mit philosophischen Methoden erarbeitet werden. Dies manifestiert sich zum Beispiel im sogenannten Messproblem.

Seit einigen Jahren steht die Physik wieder vor neuen philosophischen Komplikationen. Das Theoriege-bäude des Physik besteht aktuell, stark vereinfacht ausgedrückt, aus dem Standardmodell, welches eine

sehr gut getestete Erklärung für die Welt der kleinen Skalen (d.h. auf atomarer und subatomarer Ebene) sowie der allgemeinen Relativitätstheorie, die als Theorie der Gravitation die Welt der großen Skalen beschreibt. Ein heißer Kandidat für eine vereinheit-lichte Theorie, die sowohl das Standardmodell als auch die Gravitation umfasst, ist die Stringtheorie, die jedoch auf absehbare Zeit empirisch nicht über-prüfbar ist. Die Teilnehmenden diskutieren im Kurs verschiedene Aspekte der nicht-empirischen Theori-enbestätigung.

Ziel des Kurses ist es, die zentralen Schnittstellen zwischen der Philosophie und der Physik kennen zu lernen und damit ein reichhaltigeres Verständnis so-wohl von der Physik als auch von der Wissenschafts-philosophie zu erhalten. Die Teilnehmenden befassen sich im Vorfeld anhand eines historischen oder wissenschaftstheoretischen Textes mit einem der Teil-aspekte und sind angehalten, dessen Argumentation vorzustellen.

Es werden keine mathematischen und physikalischen Vorkenntnisse erwartet.

Toni Queck (Jg. 1990) ist im dritten Jahr eines Promotionsstudiums in analy-tischer Philosophie an der University of California, Irvine (Kalifornien, USA). Sein Fokus liegt auf allgemeiner Wissenschaftstheorie und Philosophie der Mathematik. Neben dem Studium spielt er diverse Schläger-Sportarten – zur-zeit Racquetball und Crossminton. Nach seiner Teilnahme an der SchülerAka-demie 2008 war er 2014 Kursleiter beim SommerCampUs der START-Stiftung in St.Peter-Ording und 2018 Kursleiter bei der DSA in Waldenburg.

Timo Gierlich (Jg. 1995) interessierte sich schon immer für interdisziplinäre Themen. Letztendlich entschied er sich aber, nicht zuletzt dank seiner Teilnah-me an einer SchülerAkademie, für ein Studium der Physik an der Uni Heidel-berg. Nach seinem Auslandsaufenthalt in Stockholm, wo ihn das Interesse an Neurowissenschaften packte, forscht er gerade während seiner Masterarbeit an Machine Learning auf neuromorpher Hardware. Wenn er nicht gerade über die philosophischen Konsequenzen seiner Arbeit nachdenkt, spielt er gerne Violine, geht auf Skitour oder trainiert für den nächsten Triathlon.

Humorvolle Darstellung von Schrödingers Katze, einem Gedankenexperiment zum Messproblem

in der Quantenmechanik. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/

File:Schrodinger_cat_in_box.jpg

Is the moon there when nobody looks?

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AKADEMIE URSPRING 2020-4 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 4.4

Kommunikation von Komplexität

Kursleitung

In einigen Diskussionen scheinen Populisten gute Karten zu haben, da ihre einfachen Parolen schnell Zu-stimmung finden und gut in Erinnerung bleiben. Aber wird eine solche Art der Kommunikation einem kom-plexen Problem wie beispielsweise dem Klimawandel gerecht?

Im Kurs »Kommunikation von Komplexität« untersuchen die Teilnehmenden Eigenschaften komplexer Phänomene wie dem Klimawandel und erarbei-ten Strategien zur Kommunikation und Vermittlung komplexer Sachverhalte.

Zunächst vermittelt der Kurs die wissenschaftlichen Grundlagen von komplexen Systemen und von Kom-munikation. Im Bereich komplexe Systeme erlernen die Teilnehmenden grundlegende Eigenschaften komplexer Systeme und erarbeiten mit Hilfe einfacher Computermodelle die Konzepte Selbstorganisation,

Emergenz und Irreduzibilität. Im Anschluss daran ler-nen die Teilnehmenden, was Kommunikation ist, wel-che Kommunikationskanäle es gibt und inwieweit sie sich für die Kommunikation komplexer Phänomene eignen. Zudem erarbeiten sie, wie man die Effektivität von Kommunikation überprüfen kann.

Im Folgenden entwickeln die Teilnehmenden Kommunika-tionsstrategien selbstgewähl-ter komplexer Sachverhalte, die sie unter Einsatz verschie-

dener Medien wie Flipchart, PowerPoint oder Presi visualisieren. Die Teilnehmenden erarbeiten Experi-mente, um die Wirkung ihrer Kommunikationsstrate-gie auf verschiedene Zielgruppen innerhalb und ggf. außerhalb der SchülerAkademie zu untersuchen. Die Erkenntnisse aus den Experimenten arbeiten die Teil-nehmenden in der Kursdokumentation strukturiert aus.

Nach Abschluss des Kurses sind die Teilnehmenden in der Lage, komplexe Phänomene zu erkennen, sich in sie einzuarbeiten, eine passende Kommunikationsstra-tegie der komplexen Zusammenhänge zu entwerfen und diese umzusetzen. Gleichzeitig verbessern sie ihre persönlichen Kommunikationsfähigkeiten durch viele Übungen und kontinuierliches individuelles Feedback.

Katharina Brinck (Jg. 1989) ist Ökologin, Systemtheoretikerin und Beraterin und interessiert sich für alle Arten von komplexen Systemen – von Wäldern über Unternehmen bis zur Fridays for Future Bewegung. Sie hat Mathematik, Geographie und Ökologie studiert, zu Aufbau, Selbstorganisation und Resilienz in Ökosystemen promoviert und berät nun Unternehmen rund um Strategie, Nachhaltigkeit und Organisationsentwicklung und begleitet sie bei großen Ver-änderungsprozessen. Ihre Wochenenden verbringt sie am liebsten in den Ber-gen beim Klettern oder Wandern (z.B. mit Anne) oder auf einem Bridge-Turnier.

Anne-Louise Meyer (Jg. 1988) ist Rhetoriktrainerin und Ärztin in der Fach-arztweiterbildung für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Sie hat Humanmedizin sowie Mündliche Kommunikation und Rhetorik studiert. Heute arbeitet sie hauptberuflich im Universitätsklinikum Freiburg und gibt nebenberuflich Seminare für Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten zu Themen wie Stimme, Körpersprache, Debattieren und Prä-sentieren. Neben der Arbeit singt sie im Chor, lernt Lindy Hop tanzen und geht gern wandern in den Bergen (z.B. mit Katharina).

Vorkenntnisse in Rhetorik, Komplexität oder Programmierung sind nicht erforderlich. Das Mitbringen eines eigenen Laptops ist hilfreich.

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE URSPRING 2020-4Kurs 4.5

Von Reptiloiden und ChemtrailsVerschwörungstheorien aus wissenschaftsphilosophischer Perspektive

Die Mondlandung war nur inszeniert, Echsenwesen in Menschengestalt regieren die Welt und Kondensstrei-fen von Flugzeugen enthalten Chemikalien, die unsere Gedanken steuern – alles bekannte Verschwörungsthe-orien. Sie versprechen Erklärungsansätze für komplexe Phänomene in der Welt und sind durch ihre einfachen Verbreitungsmöglichkeiten im Internet immer sichtbarer geworden. Aber was macht Verschwö-rungstheorien eigentlich aus? Wie argumentieren sie, nach welchen Arten von Erklärungen suchen sie und wodurch unterschei-den sie sich überhaupt von wissenschaftlichen Theorien und Disziplinen? Der Kurs nähert sich Verschwörungstheorien vor allem aus wissenschaftsphilosophischer Perspektive. Denn ein zentrales Problem in der Wissenschaftsphilosophie

ist spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Abgrenzung von Wissenschaft und Nicht-Wissen-schaft: Philosophinnen und Phi-losophen sind unterschiedlicher Meinung darüber, wie ein solches Abgrenzungskriterium aussehen

kann und wovon sich Wissenschaft überhaupt unterscheiden soll. Einige Ansätze gehen davon aus, dass wissenschaftliche Theorien empirisch über-

prüfbar sein müssen, also zum Beispiel anhand von Experimenten bestätigt oder verworfen werden können. Andere Philo-sophinnen und Philosophen legen den Fokus eher auf die Lösbarkeit von Problemen oder auf die Möglichkeit, Vorhersagen zu treffen. Und schließlich gibt es Auto-rinnen und Autoren, die eine Trennung zwischen wis-senschaftlichem Wissen und anderen Wissensformen generell ablehnen.

Hanna Metzen (Jg. 1990) interessiert, was Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler machen: wie sie experimentieren, wie sie Theorien aufstellen und warum sie ihre Arbeit wichtig finden. Sie studierte in Dortmund Wissenschafts-journalismus und arbeitete für verschiedene Redaktionen und Kommunikati-onsabteilungen. Dort lernte sie, wie man komplizierte Dinge möglichst einfach erklären kann. Anschließend studierte sie in Münster Wissenschaftsphilosophie und Physik und macht sich seitdem mit Begeisterung komplizierte Gedanken über scheinbar einfache Dinge. Als Schülerin war sie selbst auf einer DSA, jetzt freut sie sich schon auf ihre vierte Teilnahme als Kursleiterin.

Clarissa Wacher (Jg. 1992) hat sich nach ihrem BWL-Studium den Geisteswis-senschaften zugewandt, studiert seitdem Wissenschaftsphilosophie und Philo-sophie und interessiert sich für Verknüpfungen zwischen Gesellschaft, Wissen-schaften und Kunst. Mit deren unterschiedlichen Facetten beschäftigt sie sich gerne auch außerhalb von Büros und Bibliotheken in ihrer Freizeit, besucht Kon-zerte, Ausstellungen oder andere Städte. Aktuell bastelt sie an ihrer Masterarbeit und entdeckt noch mehr Zusammenhänge, Gegensätze und offene Fragen in unterschiedlichen Disziplinen und Theorien. Auf ihre vierte DSA freut sie sich sehr und ist gespannt auf neue Erfahrungen.

Die Teilnehmenden erarbeiten im Kurs solche philosophischen Positionen und untersuchen, wie und ob diese sich auch auf Ver-schwörungstheorien beziehen las-sen. Dabei lesen und vergleichen sie wissenschaftsphilosophische Texte, untersuchen die darin ent-haltenen Argumente und wenden die gefundenen Abgrenzungskri-terien schließlich auf verschwö-rungstheoretische Beispiele an.

Zum einen geht es im Kurs also darum, oft komplexe philoso-

phische Debatten nachzuvollziehen und auf konkrete Fälle herunterzubrechen. Zum anderen spielt auch die Textwerkstatt eine wichtige Rolle, in der die Teilneh-menden lernen, eigene wissenschaftliche Essays zu entwickeln und zu verfassen. Und schließlich ist ein Ziel des Kurses, besser einordnen zu können, wie wis-senschaftliche Theorien und Verschwörungstheorien eigentlich funktionieren.Kursleitung

Zur Kursvorbereitung und für die Erstellung kurzer Referate wird im Vorfeld ein Reader versandt. Flugzeug mit Kondensstreifen; einige Verschwörungstheorien

gehen von darin enthaltenen Chemikalien aus, die die menschlichen Gedanken steuern.

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/com-mons/4/47/Contrail.fourengined.arp.jpg

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50 ––

AKADEMIE URSPRING 2020-4 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020)

Kurs 4.6

Charakterstücke als Laboratorium des 19. JahrhundertsIm 18. und 19. Jahrhundert entsteht eine intimere Mu-sik, sowohl, was Instrumentierung betrifft als auch ihr Format. Die kompakte Gestalt dieser »Charakterstücke« betont das poetische Moment und kann am ehesten noch als private Äußerung des Komponisten wahrgenommen werden. Der Kurs »Charakter-stücke als Laboratorium des 19. Jahrhunderts« untersucht und interpretiert hauptsäch-lich Kompositionen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert. Durch die kompakte Form der Charakterstücke lassen sich zeitgenössische Kompositi-onstechniken zunächst theoretisch besonders deutlich herausarbeiten und in einem zweiten Schritt imitieren: etwa wie ein Chopin-Prélude funktioniert oder wie man sich den Liedern ohne Worte von Mendelssohn nähern kann. Der Schwerpunkt der Analyse des erwähnten Repertoires zielt darauf, eigene kreative Prozesse zu

initiieren. Darunter fallen sowohl Eigenkompositionen als auch Improvisation. Außerdem rezipieren die Kurs-teilnehmenden musikwissenschaftliche Texte und üben sich im Verfassen dieser Art von Texten.

Der Kurs hat die Zielsetzung, mit den Teilnehmenden auch in Bereichen zu arbeiten, de-nen ansonsten sowohl in der allgemeinbildenden Schule als auch in Musikschulen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird (vor allem

Komposition und Improvisation). Denn genau diese Kompetenzen sind für die Bildung einer mündigen mu-sikalischen Persönlichkeit wichtig.

Die sinnliche Annäherung an Musik nimmt einen groß-en Teil der Kursarbeit ein: Musikalische Elemente in den Stücken können auch singend oder spielend erfahren

werden und ergänzen die theoretische Erarbeitung. Die Höranalyse als verbale Auseinandersetzung ist ebenfalls ein bewährtes Mittel. Für den kreativen Prozess (Eigen-komposition, Text verfassen) ist die Bildung von kleine-ren Gruppen vorgesehen.

Wenn die Teilnehmenden bereits Stücke komponiert ha-ben, können sie diese gern in den Kurs einbringen. Die Teilnehmenden sind dazu eingeladen, sich ein Stück im Vorfeld auszusuchen, das sie gerne näher kennenlernen und vielleicht auch imitieren wollen.

Das Notenlesen ist eine notwendige Bedingung für eine effektive Teilnahme; die Beherrschung eines Instruments ist von Vorteil, aber nicht not-wendig. Dies gilt auch für Vorkenntnisse bezüg-lich der Werke aus der oben genannten Epoche.

Kursleitung

Felix Mahr (Jg. 1991) ist in Ulm geboren und aufgewachsen bei Berlin. Im Al-ter von 12 besuchte er das Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar, wo er Blockflöte und Klavier studierte. Felix Mahr hat einen Masterabschluss in Alte Musik Blockflöte und lehrt derzeit an der Barenboim-Said-Akademie, der Udk Berlin und der staatl. Musikschule City-West Musiktheorie. Sein Verhält-nis zum Fach Musiktheorie ist sehr praktisch und daher ist für ihn das Kom-ponieren in verschiedenen historischen Stilen wichtig, ebenso wie eine analy-tische Herangehensweise, die praktische kompositorische Probleme behandelt.

Matthieu Stepec (Jg. 1987) ist ein französischer Pianist, Komponist und Musik-theoretiker, der in Berlin aktiv ist. Er studierte Klavier und Musiktheorie an der UdK Berlin. In 2017 gründete er das Ensemble Xénos mit Terukaku Yamashita und Thanos Karakantas, was sich auf Gruppenimprovisation fokussiert. Aktuell unterrichtet Matthieu Stepec Musiktheorie an der HU Berlin, an der Universität Potsdam, an der UdK Berlin sowie an der Barenboim-Said Akademie. Er wur-de auch schon eingeladen, Kurse für Klavier und Komposition zu leiten in der Staatsoper Berlin und in Musikakademien der Guangzhou Region (China).

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U SC G

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Akademie Roßleben 2020-56. bis 22. August 2020

Klosterschule Roßleben

Die Klosterschule Roßleben liegt im Norden Thüringens in der Nähe der Städte Erfurt, Weimar und Leipzig. Sie wurde 1554 durch Heinrich von Witzleben ge-gründet und gehört somit zu den ältesten Traditionsschulen Deutschlands. Der historische, 1740 fertig gestellte und 1992 grundsanierte Gebäudekomplex sowie eine Parkanlage mit altem Baumbestand und vielen Grünflächen liegen auf einem Areal von acht Hektar in landschaftlich reizvoller Umgebung unmittelbar an der Unstrut.

Die Klosterschule Roßleben ist ein allgemein bildendes Gymnasium mit mathe-matisch-naturwissenschaftlichem und neusprachlichem Zweig in Trägerschaft der Stiftung Klosterschule Roßleben. In der Schule werden 380 Schülerinnen und Schüler von 40 Lehrkräften unterrichtet.

Das ebenfalls in Trägerschaft der Stiftung Klosterschule Roßleben befindliche und modern eingerichtete Internat für Jungen und Mädchen umfasst ca. 100 Plätze in Ein-, Zwei- und Vierbettzimmern. Zum Internat gehören das Gildenhaus mit Ca-feteria, eine Mensa, welche auch für die verschiedensten Veranstaltungen genutzt werden kann, sowie Räumlichkeiten für zahlreiche Arbeitsgemeinschaften. Für sportlich interessierte Schülerinnen und Schüler bestehen viele Möglichkeiten aktiver Erholung (Fußball, Basketball, Beach-Volleyball, Rugby). Die integrierte Musik- und Kunstakademie der Klosterschule bietet viel Raum zur kreativen Ent-faltung. Die Räumlichkeiten der Klosterschule sind nicht barrierefrei.

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(5. BIS 21. JULI 2018) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG 2018 1

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PROGRAMM

5.1 Klassische Mechanik5.2 Computational sociolinguistics5.3 Recht und Moral im Widerstreit (?)5.4 1848 – Eine Europäische Freiheitsrevolution?5.5 Objektivität, Neutralität, Wertfreiheit? 5.6 (K)eine reine Wahrheit?

Akademieleitung

Katharina Heß (Jg. 1994) studiert im wunderschönen Münster Medizin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Zurzeit absolviert sie ihr Praktisches Jahr in den unterschiedlichsten Städten Deutschlands und schreibt an ih-rer Doktorarbeit im Themengebiet der Multiplen Sklerose. Wenn die Zeit es zulässt, ist ihre größte Leidenschaft als Backpackerin die ganze Welt zu erkunden und das einfache und freie Leben aus dem Rucksack zu ge-nießen. Neben dem Reisen hört sie leidenschaftlich gern Musik, spielt Basketball, Fußball und Klavier und genießt die Sonne am liebsten mit

Freunden in einem gemütlichen Café.

Tobias Kläden (Jg. 1969) freut sich, in diesem Jahr erstmalig an einer Akademie in Roßleben mitwirken zu dürfen. Der gebürtige (und heute noch überzeugte) Kölner studierte katholische Theologie und Psycholo-gie in Bonn, Jerusalem (Israel) und Münster. Nach einigen Jahren als wis-senschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster brachten ihn die Wechselfälle des Lebens ins schöne Erfurt, wo er als sozialwissenschaft-licher Referent bei einer Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz arbeitet. Er sollte mehr Sport treiben.

Katia Schwichtenberg (Jg. 1997) war 2015 selbst Teilnehmerin an einer DSA. Nach ihrem Abitur reiste sie durch Südamerika und absolvierte dann eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Nun genießt sie neben Medizinstudium und Nebenjob das abwechslungsreiche Leben Berlins. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten im Tanzstudio, auf der Hantelbank, Fahrrad fahrend in der Natur oder mit einem guten Buch und einer Tas-se Thymian-Tee. Sie freut sich auf eine aufregende Zeit bei ihrer vierten Akademie.

Leitung kursübergreifende Musik

Anna Füri (Jg. 1974) – ungarische Chorleiterin, Stimmbilderin, Musikpä-dagogin – wurde in Budapest, an der Ferenz Liszt Musikakademie 1997 diplomiert. Später studierte sie an der Ferenz Liszt Hochschule für Mu-sik auch Jazzgesang. In diesen Jahren schreibt sie ihre Dissertation über Robert Schumanns Chorwerke, weshalb sie im Rahmen des Erasmus Sti-pendienprogramms von März 2018 bis März 2019 an der Carl Maria von Weber Hochschule für Musik, Dresden, studiert hat. In Ungarn leitet sie den Chorus Matricanus Frauenchor und seit September 2019 unterrichtet

sie im Kodály Institut Kecskemét Solfége, Chor, Stimmbildung und Chordirigieren. Anna lernte unter anderem von Péter Erdei, Salamon Kamp, Hans-Christoph Rademann und Georg Christoph Sandmann. Die Musik, die sie bisher geschrieben hat, ist ein bisschen jazzig. Sie schwimmt, macht Yoga, liest und strickt gern in ihrer Freizeit.

Klosterschule Roßleben

Klosterschule 5

06571 Roßleben

www.klosterschule.de

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(6. BIS 22. AUGUST 2020) AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5Kurs 5.1

Klassische MechanikWarum der Toast immer auf die Butterseite fällt und der Kreisel nicht umkippt

Philipp Höffer v. Loewenfeld (Jg. 1978) studierte an der Technischen Uni-versität in München (TUM) Allgemeine Physik. Nach einer Diplomarbeit am Albert-Einstein-Institut in Potsdam im Bereich der Allgemeinen Relativitätsthe-orie beschäftigte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit Stringtheorie-inspirierter Kosmologie. Jetzt ist er als Referent des Studi-endekans wieder an der TUM und bemüht sich, die Studienbedingungen für Physikstudierende zu verbessern. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad oder betätigt sich als Zuckerbäcker.

Tobias Hofbaur (Jg. 1984) studierte Physik in Augsburg, Maynooth (Irland) und München. Nach seiner Promotion über die Möglichkeit eines ewigen Uni-versums und alternative Gravitationstheorien im frühen Universum wandte er sich alltäglicheren Dingen zu und arbeitet seitdem in der Entwicklung von sicheren Systemen und Software in der Bahnindustrie. In seiner Freizeit reist er gerne in der Welt und tanzt Standard und Latein. Außerdem hat er eine Vorliebe für Spiele, virtuell und real. Seit er auf einer SchülerAkademie damit infiziert wurde, tanzt er leidenschaftlich gerne Tango Argentino.

Kursleitung

Seit jeher versuchen die Menschen zu verstehen, wie die Welt um sie herum funktioniert. Anfangs rein empirisch stellte spätestens Newton die Suche auf mathematische Grundlagen. Seine Gleichungen erlaubten zu berechnen, wie sich Kräfte auf die Be-wegung eines Körpers auswirken. In einer eleganten Formulierung der newtonschen Theorie zeigen sich die Prinzipien, die allen modernen physikalischen Theorien zu Grunde liegen. Der Kurs gibt eine Ein-führung in diese Theorie der klassischen Mechanik. Diese steht modellhaft für alle modernen mathema-tischen Theorien, die sich als außerordentlich erfolg-reich erwiesen haben, physikalische Phänomene in der Natur zu beschreiben.

Nach einer Einweisung in das mathematische Handwerkszeug erarbeiten sich die Teilnehmenden das Prinzip der Variationsrechnung. Dazu dienen einfache Beispiele von der kürzesten Verbindung zweier Punkte bis zu der Frage, wie ein Flugzeug

am schnellsten über eine Rettungsrutsche verlassen werden kann. Dies bildet das Fundament für die Einführung des Lagrange-Formalismus, der alle me-chanischen Problemstellungen auf ein gemeinsames Grundkonzept zurückführt. Dadurch lassen sich mit einem einfachen Schema für jedes System die Diffe-rentialgleichungen, die die Bewegung der Teilchen beschreiben, herleiten. Dies wird im Kurs durch Ar-beit in Kleingruppen auf einige klassische Probleme angewendet.

Besonders zeigt sich die Vereinfachung durch den Lagrange-Formalismus bei Systemen aus mehreren Teilchen, die durch Federn verbun-den sind. Dies sind Modellsysteme für eine Vielzahl an Molekülen und Festkörpern. Im Kurs sollen die berechneten Lösungen der schwin-genden Teilchen in kleinen Expe-rimenten überprüft werden. Doch nicht nur die Bewegungen idealisierter Punktteilchen können beschrieben werden, sondern auch ausge-dehnte, starre Körper wie z. B. Toastscheiben und der Stehaufkreisel, dessen komplexe und überraschende

Bewegung schon große Physiker wie Pauli und Bohr fasziniert hat.

Im Lagrange-Formalismus offenbart sich ein fun-damentaler Zusammenhang zwischen Erhaltungs-größen und Symmetrien des Systems. So stellt die Impulserhaltung eine direkte Folge der Unabhängig-keit von der Position im Raum dar. Die geschickte Ausnutzung der Symmetrien eines Problems erlaubt es oft, die mathematische Formulierung erheblich zu vereinfachen. Auch gelingt es dadurch aus abstrakten Symmetrie-Eigenschaften der Welt Aussagen über den Ausgang von Experimenten zu treffen ohne die

Bewegungsgleichungen vollständig lösen zu müssen. Angewendet wird dies auf die Bewe-gung der Planeten im Sonnensystem ebenso wie auf die Erklärung

von Streuversuchen in der Teilchenphysik und vielen anderen Bereichen der modernen Physik.

Grundkenntnisse der Differential- und Integral-rechnung (insbesondere Ableiten) sind unab-dingbar. Die Bereitschaft zum Durcharbeiten eines Vorbereitungsskripts wird erwartet.

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5 (6. BIS 22. AUGUST 2020) Kurs 5.2

Computational sociolinguisticsSoftwaregestützte Sprachanalyse

Klippo, Leo, Freio – wo wird welche Bezeichnung für den sicheren Ort beim Fangenspielen verwendet? Taucht der Begriff Hochrechnung am Wahlabend besonders häufig bei Jodel auf? Wird in Freiburg anders getwittert als in Leipzig? Sprachliche Unterschiede solcher Art unter-sucht dieser Kurs an der Schnittstelle von Sprachwissen-schaft und Data Science.

Immer mehr Menschen kommunizieren über Inter-netplattformen wie Twitter. Die hierdurch entstehende Informationslage birgt ein enormes Potential für sprach-wissenschaftliche Erkenntnisse. Im Internet verschrift-lichen wir mündliche Kommunikation, was Zugriff auf Sprachdaten erlaubt, die sich bisher der linguistischen Analyse weitestgehend entzogen.

Die Größe dieser Datensätze jedoch macht eine hän-dische Auswertung unmöglich. Abhilfe schafft eine com-

putergestützte Auswertung von Sprache. Forschungsfra-gen werden hierbei so formuliert, dass sie mithilfe einer Programmiersprache und eines Datensatzes beantwortet werden können. Herausforderungen stellen die For-mulierung des Auswertealgorithmus und die Auswahl repräsentativer Datensätze dar.

In dem Kurs erwerben die Teil-nehmenden Grundlagen der Sprachwissenschaft und des Programmierens. Auf sprachwis-senschaftlicher Seite steht die Variationslinguistik im Vorder-grund, die den Zusammenhang

von Sprache und Gesellschaft untersucht. Hierunter fallen sowohl die sprachliche Variation im Raum als auch der Sprachgebrauch verschiedener sozialer Gruppen. Die Teilnehmenden lernen Fragestellungen und Methoden dieses Teilgebietes der Sprachwissenschaften kennen.

Zur automatisierten Auswertung ist die Kenntnis einer Programmiersprache notwendig. Teilnehmende erler-

nen den Umgang mit Python sowie Grundla-gen des kollaborativen und objektorientierten Erstellens von Pro-grammcode.

Diese Kenntnisse wer-den zunächst auf be-reitgestellte Datensätze angewendet, um den Weg von der Hypothe-se hin zur Ausführung eines Algorithmus besser nachzuvollzie-hen. Im Anschluss entwickeln die Teilneh-menden eine eigene variationslinguistische

Fragestellung und nähern sich ihrer Beantwortung in Kleingruppen. Beispiele hierfür sind die geografische oder zeitliche Häufigkeitsverteilung von Wörtern und Ausdrücken in Abhängigkeit von gesellschaftlichen Er-eignissen oder der Abgleich digitaler Sprachräume mit klassischen Dialekteinteilungen.

Am Ende des Kurses sind die Teilnehmenden in der La-ge, wissenschaftliche Hypothesen zu formulieren, diese in Programmcode zu übersetzen und auf einen Daten-satz anzuwenden.

Kursleitung

Im Vorfeld des Kurses erarbeiten sich die Teil-nehmenden mit Hilfe von bereitgestelltem Mate-rial Grundkenntnisse in Python. Außerdem wird die vorbereitende Lektüre zweier englischspra-chiger Fachtexte vorausgesetzt.

Lena Ackermann (Jg. 1992) war 2008 selbst Teilnehmerin einer SchülerAka-demie und hat seitdem zwei Mal eine Kursleitung übernommen. Nach dem Abitur studierte sie in Bonn, Paris und Marburg Französisch und germani-stische Sprachwissenschaft. Aktuell beschäftigt sie sich an der Uni Göttingen mit offener Wissenschaft, frühkindlichem Spracherwerb und der Computer-modellierung von Wortlernprozessen. Ausgleich zur Schreibtischarbeit findet sie auf dem Lacrossefeld, wo sie für ihr Team im Tor steht, und in der Küche, wo sie mit wechselndem Erfolg neue Rezepte ausprobiert.

Konstantin Niehaus (Jg. 1993) kommt ursprünglich aus Schleswig-Holstein, studierte nach dem Abitur in Göttingen und Michigan Physik und untersucht seit 2018 am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Kondensation in Mischkonvektion im Rahmen seiner Promotion. Bereits während seiner Schul-zeit arbeitete er an diversen Soft- und Hardwareprojekten und nahm erfolg-reich an bundesweiten Wettbewerben wie beispielsweise Invent a Chip teil. In seiner Freizeit spielt er bei Wind und Wetter draußen Lacrosse und drinnen Brettspiele

Jede Form steht für eine Variante, die von Gewährspersonen für den »sicheren Ort«

beim Fangenspielen genannt wurde. Quelle: http://www.atlas-alltagssprache.de/wp-content/uploads/2013/02/9_08b.jpg

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(6. BIS 22. AUGUST 2020) AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5Kurs 5.3

Recht und Moral im Widerstreit (?)

Kursleitung

Recht und Moral sind normative Kategorien, beide beschreiben ein »Sollen«. Aber wie grenzt man sie voneinander ab? Wie ist das Verhältnis von Recht und Mo-ral ausgestaltet? Ist die Geltung einer Rechtsnorm eine Frage der Moral? Ist die Befolgung von Rechtsnormen eine mora-lische Pflicht? Können mora-lische Erwägungen dazu füh-ren, dass Recht nicht mehr gilt, Rechtsnormen nicht mehr befolgt werden müssen?

Das Spannungsverhältnis von Recht und Moral ist eines der zentralen Probleme der Rechtsphilosophie und wird auch in der Rechtspraxis immer wieder virulent, besonders im Strafrecht. Dieses soll (mo-ralisch begründete?) Freiheiten schützen, indem es Eingriffe in gerade diese Freiheiten erlaubt. Die Ant-wort auf die Frage »Was soll wie betraft werden?« ist vielleicht in besonderem Maße Ausfluss kollektiver

moralischer Erwägungen. Vor allem im Strafrecht wird in der historischen Perspektive erkennbar, wie

sich mit wandelnden Moralvorstellungen auch das Recht wan-deln kann. Besonders augenfällig wird dies bei totalitären Dikta-turen, in denen eine »Moral gegen Men-schen« auch rechts-

förmig durchgesetzt wurde. Nach der Überwindung solcher Systeme wurden und werden Anstrengungen unternommen, dort begangene Unmenschlichkeiten juristisch als »Verbrechen« zu bewerten und zu ahn-den. Hierbei stellt(e) sich die Frage, ob, inwieweit und welche Moral als Geltungsgrund und/oder Prüf-stein von Recht herangezogen werden kann.

In diesem Kurs suchen die Teilnehmenden durch die Exegese von rechtsphilosophischen Texten, re-ligiösen und rechtshistorischen Quellen Antworten auf Fragen nach Definition, Geltung und mora-

lischer Bedingtheit von Recht, auch nach dessen Beziehung zu Kategorien wie »Rechtfertigung«, »Schuld«, »Sühne« und »Gnade«. Parallel dazu ar-beiten sie sich in einige Grundlagen des geltenden deutschen Verfassungs- und Strafrechts ein, um ver-fassungs- und strafrechtsdogmatische Probleme und ihre Entscheidung verstehen und insbesondere auf ihre (wandelbaren) moralischen Implikationen hin untersuchen zu können. Im Fokus der rechtsdogma-tischen Arbeit steht die juristische Aufarbeitung von »Systemunrecht« (Frankfurter Auschwitz-Prozess; Mauerschützen-Prozesse), aber auch Grenzfälle, in denen verfassungsrechtliche (moralische) Erwä-gungen dem Strafrecht Grenzen setzen (sollten). Im Kurs werden sich daher die Arbeit »am Text« und die Arbeit »am Fall« die Waage halten.

Erwartet werden keine juristischen Vorkenntnisse, son-dern lediglich die Bereitschaft sich – auch im Rahmen eines vor der Akademie vorzubereitenden Referats – auf längere Texte und das Denken und Schreiben in schematischen Strukturen einzulassen.

Christoph Max (Jg. 1983) unterrichtete nach seinem 2. Juristischen Staatsexamen vier Jahre als Teach-First-Fellow Mathe und Englisch an zwei Sekundarschulen in Heidelberg. Und fand seine Berufung. Nach einem Jahr in einer Anwaltskanzlei arbeitete er zwei Jahre als Mathelehrer an einer Berliner Sekundarschule. Derzeit bringt er sein Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule zu Ende und arbeitet nebenher als Nachhilfelehrer. Abends singt er in einem Kammerchor und macht Jugendarbeit im THW. Im Sommer leitet er mit Fabian DSA-Kurse. Und freut sich schon jetzt wieder aufs Diskutieren, Singen und Skaten bis 3 Uhr morgens.

Fabian Schellhaas (Jg. 1983) kennt Christoph aus dem gemeinsamen Jurastudium und leitet seit 2015 zusammen mit ihm mit großer Begeis-terung Kurse bei der SchülerAkademie. In seiner Freizeit macht er viel Musik, studiert Theologie, besucht Museen oder liest schöne Bücher. Er arbeitet in Berlin als Staatsanwalt, derzeit in einer Abteilung für Wirt-schaftskriminalität. Er freut sich darauf, wieder ausgewählte Fragen des Rechts aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und vor allem freut er sich auf spannende Menschen und Gespräche.

Das Grenzgesetz der DDR erlaubte tödliche Schüsse an der Mauer – Recht? Unrecht? Nicht-Recht?

(im Bild: Grenzanlagen in Berlin, Quelle: <https://upload.wikimedia.org/wikipedia/

commons/8/8d/Bernauer_Strasse_1973.jpg>)

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5 (6. BIS 22. AUGUST 2020) Kurs 5.4

1848 – Eine Europäische Freiheitsrevolution?

Kursleitung

Wendejahre in der europäischen Geschichte: Nach dem napoleonischen Weltenbrand, der die überkom-mene staatliche, politische und soziale Ordnung auf dem europäischen Kontinent hinweggefegt hatte, ord-nete der Wiener Kongress 1815 Europa im Zeichen der Restauration neu. Gegen diese Reaktion organisierten sich bürgerlich-liberale Kräfte in ganz Europa seit den 1830er Jahren. 1848 schließlich bricht sich der Wider-stand gegen den Strukturkonservatismus des Systems Metternich gewaltsam Bahn und nimmt in manchen Ländern bürgerkriegsähnliche Zustände an.

Bemerkenswert ist hierbei der gesamteuropäische Charakter von Freiheitsrevolution und Gegenrevoluti-on, die einerseits auf den Verwerfungen der Industri-ellen Revolution aufbauen und als überwölbendes – trotz seines trennenden Charakters die Revolutionen verbindendes – Element den Nationalismus aufweist. Auf der Grundlage dieser Idee des »Völkerfrühlings« möchte der Kurs nicht nur Revolution(en) und Gegenrevolution(en) sowie Akteure, Ziele, Folgen darstellen – sondern darüber hinaus zwei mitei-nander verbundene Fragen stellen: Wie hingen die

treibenden Kräfte 1848 miteinander zusammen? Wie wird aus der Vielzahl der nationalen Aufstände eine europäische Revolution?

Dieser Kurs bildet also den transnationalen Charak-ter, mithin die gesamteuropäische Dimension des Revolutionsjahres 1848/49 ab. Er zeichnet den Ver-lauf von Revolution und Gegenrevolution in Europa und an seiner Peripherie nach, die als Fallstudien miteinander in Bezug gesetzt werden sollen. Der Kurs betrachtet dabei eine Reihe von geographischen Räu-men, in denen die Revolution stark unterschiedlich verlief: Westeuropa (Frankreich, Belgien, Schweiz), Mitteleuropa (Deutscher Bund, Österreich-Ungarn, Italien), östliches und südöstliches Europa (Polen, Griechenland, Donaufürstentümer), Europäische Pe-ripherien (Spanien, Großbritannien, Russland).

Aufgabe der Dokumentation wird es dann sein, über einen strukturierten Vergleich dieser Fallstudien den Blick auf die politischen und sozialen Verflechtungen zwischen den betroffenen Staaten sowie auf die jewei-ligen Bedingungsfaktoren von Revolution und Gegen-revolution zu öffnen.

Der Kurs möchte somit eine europäische Verflech-tungsgeschichte des Revolutionsjahres 1848/49 wagen und damit in die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts einführen. Die Fallstudien werden anhand von Teilnehmendenreferaten, Quellenmateri-al und Literatur erschlossen. Die Methoden kommen dabei vorwiegend aus den Geschichtswissenschaften, die gemeinsam mit den Teilnehmenden erarbeitet werden. Zur Vorbereitung wird eine Literatursamm-lung erstellt.

Angela Abmeier (Jg. 1984) studierte in Berlin und im britischen Cambridge Geschichte, deutsche Literatur und Teilgebiete des Rechts. Nach ihrer Promo-tion zu einem Thema der deutsch-deutschen Außenpolitik im Kalten Krieg war sie im Bundesarchiv in Koblenz zunächst Bearbeiter einer Quellenediti-on zur Deutschlandpolitik im Kalten Krieg. Nach dem Archivreferendariat im schönen Marburg arbeitet sie in Berlin nun in der Grundsatzabteilung des Bundesarchivs am Standort Lichterfelde. Sie reist jedoch nicht nur gern in die Vergangenheit, sondern auch in ferne Länder.

Christian E. Rieck (Jg. 1978) studierte in Bayreuth, Sevilla, in Berlin und Oxford zunächst die Rechte, dann Regionalwissenschaften. Nach Stationen am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) in Hamburg und bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin ist er nun an der Universi-tät Potsdam wissenschaftlicher Mitarbeiter und Akademischer Koordinator in den War and Conflict Studies. An der Berliner Humboldt-Universität sowie der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid lehrt er an der Schnittstelle zwischen Zeitgeschichte und den Internationalen Beziehungen.

Lamartine verwehrt am 25. Februar 1848 der Roten Fahne das Eindringen in das Pariser Rathaus,

Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Februarrevolution_1848

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(6. BIS 22. AUGUST 2020) AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5Kurs 5.5

Zum Anspruch und Charakter wissenschaftlicher Erkenntnis

In gesellschaftlichen und politischen Beurteilungspro-zessen kommt den Resultaten wissenschaftlicher Unter-suchungen oftmals eine herausragende Bedeutung zu. Vielerorts stützen politische Entscheidungsträger ihre Forderungen mit einem Verweis auf die Wissenschaften. Denn, so eine weit verbreitete Forderung an (natur-)wissenschaftliche Erkenntnis, die Wissenschaften sind ob-jektiv – sie beschreiben die Welt, wie sie ist, unabhängig von persönlichen Wertvor-stellungen.

Im Verlaufe der Zeit ist die-ses Ideal einer objektiven Wissenschaft immer wieder unter Druck geraten. Schon früh hat etwa David Hume gezeigt, dass der objektive Weltbezug von den Wissenschaften gar nicht selbst be-gründet werden kann, sondern von ihnen vorausgesetzt wird. Welche Argumente können folglich angeführt

werden, um diesen objektiven Geltungsanspruch zu rechtfertigen?

Der Kurs stellt dieses Ideal einer wertfreien und objek-tiven Wissenschaft kritisch auf den Prüfstand. Neben der gemeinsamen, mitunter sehr detaillierten Lektüre so-

wohl historischer als auch ak-tueller philosophischer Texte bildet die intensive Diskussi-on den Mittelpunkt der Kurs-arbeit. Die Teilnehmenden un-tersuchen anhand konkreter Beispiele und einschlägiger Argumente, was im Einzel-nen unter wissenschaftlicher

Objektivität verstanden wird und welche Rolle Werte in wissenschaftlicher Praxis spielen oder gar spielen sollen.

Der Kurs richtet sich an alle, die Spaß am kritischen Hinterfragen unserer alltäglichen Rede- und Urteil-

Julie Schweer (Jg. 1994) studierte Philosophie in Marburg und Antwerpen (Belgien). Seit 2019 promoviert sie am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe zu der Frage, wie Computersimula-tionen wissenschaftliche Praxis in den Nanowissenschaften verändern und welche erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten sich aus dem Umgang mit ihnen ergeben. Darüber hinaus hat sie Spaß an guter Musik und spannenden Büchern, am Programmieren und an Aktivitäten an der frischen Luft. Sie freut sich sehr auf ihre zweite Teilnahme als Kursleiterin an der DSA.

Niklas Sommer (Jg. 1990) studierte Philosophie und Neuere Deutsche Literatur in Marburg. Seit 2017 arbeitet er mithilfe eines Stipendiums der Studienstiftung des Deutschen Volkes an seiner Promotion zu Friedrich Schillers ästhetischer Philosophie der 1790er Jahre. Vorrangiges Anliegen der Arbeit ist es, Schiller als eigenständige philosophische Position zu rekonstruieren, um sein philosophi-sches Anliegen für die gegenwärtige Diskussion zugänglich zu machen. In seiner Freizeit genießt er Literatur, Wandern und Spaziergänge mit seinem Yorkshire Terrier Henry sowie hitzige Debatten.

spraxis haben und neugierig auf eine philosophische Beschäftigung mit dieser für das Selbstverständnis wis-senschaftlichen Tuns so zentralen Thematik sind. Im Verlaufe des Kurses erwerben die Teilnehmenden nicht nur Kompetenzen im wissenschaftlichen Lesen und Schreiben, sondern auch im Rekonstruieren und Analy-sieren philosophischer Argumente. Ein zentraler Fokus des Kurses liegt darauf, die Freude am philosophischen Nachdenken zu fördern und dazu anzuregen, sich auch auf ungewöhnliche oder zunächst schwer zugängliche Gedankengänge offen einzulassen und deren Bedeutung für das (tägliche) Leben zu erfassen.

Kursleitung

Eine inhaltliche Voraussetzung für die Teilnah-me am Kurs gibt es nicht! Um eine gemeinsame Grundlage für das Kursgespräch zu schaffen, ist die gründliche Lektüre eines vorab zur Verfügung gestellten Readers jedoch unabdingbar.

Objektivität, Neutralität, Wertfreiheit?

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2020-5 (6. BIS 22. AUGUST 2020) Kurs 5.6

(K)eine reine Wahrheit?Feministische Perspektiven auf Wissenschaft und Forschung

Und wie funktioniert Wissenschaft? Wie entsteht neues Wissen? Was ist Wissen überhaupt? Diese Fragen sind nicht so leicht zu beantworten, wie es vielleicht zunächst scheint.

Die Positionen reichen von Wissenschaftspositivismus, der davon ausgeht, dass Wissen linear und objektiv ist, bis hin zu kritischen Ansätzen, die Wissen als immer situiert und durch gesellschaftliche Verhältnisse produ-ziert betrachten. Der Kurs wird sich mit diesen – und anderen – Sichtweisen auf Wissen und Wissenschaft be-schäftigen und einen differenzierten Überblick über das Spannungsfeld erarbeiten.

Zunächst setzen sich die Teilnehmenden mit den Be-griffen des Wissens und der Wissenschaft auseinander. Danach wendet sich der Kurs einigen klassischen wis-senschaftstheoretischen und wissenschaftsphilosophi-schen Konzepten und Texten zu. Dabei wird immer ein Fokus auf eine Reflexion des Erarbeiteten gelegt. Sind die Konzepte nachvollziehbar? Was veränderte sich in

der Vorstellung von Wissen im akademischen Kontext über das letzte Jahrhundert? Was denke ich persönlich über Wissen und Wissenschaft?

Diese Fragen sind auch im zweiten Teil des Kurses rele-vant, in dem feministische Sichtweisen auf Wissenschaft und Forschung erarbeitet und diskutiert werden. Die Teilnehmenden sind hier dazu aufgefordert sich kritisch damit zu beschäftigen, was als Wissen angesehen wird, wessen Wissen als wahr angesehen wird und wie Wis-sen produziert wird. Zunächst werden in diesem Teil feministische Theoretikerinnen behandelt, bevor es ganz konkret darum geht, wie Ansätze für eine feministische und/oder kritische Forschungskultur aussehen können, z.B aus den Neurowissenschaften.

Am Ende beschäftigt sich der Kurs damit, wie mit dem vorher Erarbeiteten umgegangen werden kann. Dazu werden die Teilnehmenden sich damit beschäftigen, wie es in der heutigen Zeit, die von Debatten um Fake News, Relativismus und Post-truth geprägt ist, möglich sein

kann, einen kritischen Standpunkt zu vertreten. Es geht auch darum zu überlegen, wie und warum es trotzdem wichtig ist, Wissenschaft zu betreiben.

Der Kurs ermöglicht es den Teilnehmenden Wissen-schaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und sich eine eigene (selbst)kritische) Meinung zu denen im Kurs behandelten Themen zu bilden. Dies ist ganz konkret auf den schulischen und universitären Kontext anwendbar.

Referate bilden den Ausgangspunkt für die theoretisch-analytische Diskussion des Kurses. Außer einem Interesse an angeregten Diskus-sionen und neuen Perspektiven gibt es keine Voraussetzungen für die Teilnahme.

Kursleitung

Nora Lindemann (Jg. 1993) kam ursprünglich von der Ostsee, bevor es sie für ihr Bachelorstudium nach Freiburg verschlug. Dort und in London (Kanada) studierte sie Liberal Arts and Sciences. Sie schrieb ihre Bachelorarbeit über die Darstellung von Geschlechterunterschieden und Geschlechterforschung in neurowissenschaftlichen Lehrbüchern. Mittlerweile studiert Nora im Master Cognitive Science in Osnabrück. In ihrer Freizeit geht Nora gerne bouldern (wenn auch mit mehr Enthusiasmus als Können), macht Akrobatik, begeistert sich für Spieleabende und schaut, was das Leben so an sie heranträgt.

Ulrike von der Ohe (Jg. 1995) ist nach einem interdisziplinären Bachelorstudi-um in Lüneburg und Ankara in den Niederlanden gelandet. Dort studiert sie in Utrecht einen Research Master in Gender Studies und begeistert sich für alles zwischen Klimagerechtigkeit, postkolonialer Theorie und feministischer Science Fiction. In ihrer freien Zeit liest und diskutiert sie gerne und kümmert sich um ihre Pflanzensammlung. Ulrike freut sich ganz besonders zusammen mit No-ra, die sie 2012 auf einer DSA kennen lernte, diesen Sommer noch einmal eine SchülerAkademie zu erleben.

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Akademie Torgelow 2020-69. bis 25. Juli 2020

Internatsgymnasium Torgelow

Das Internatsgymnasium Schloss Torgelow wurde im Jahr 1994 nahe der Urlaubs-metropole Waren an der Müritz eröffnet. In direkter Lage zum Torgelower See lernen und leben heute 270 begabte und hochbegabte Internatsschülerinnen und -schüler aus ganz Deutschland. Über 30 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in kleinen Klassen mit maximal 12 Schülern und Schülerinnen die Klassen 5 bis 12.

In den meisten Klassenräumen kommen »Interactive Smartboards« zur Verwen-dung. Der vorhandene Internetzugang in diesen Klassenräumen ermöglicht un-terrichtsbegleitende Recherchen. Die Unterrichtsaufzeichnungen können über ein internes Netzwerk zwischen allen Räumen ausgetauscht werden.

Schloss Torgelow ist Mitglied im Schulverbund MINT-EC. Mehrere Fachräume und ein naturwissenschaftliches Labor bieten umfangreiche Möglichkeiten für ein wissenschaftliches Arbeiten in den MINT- Fächern.

Fortsetzung auf Seite 67

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(5. BIS 21. JULI 2018) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG 2018 1

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PROGRAMM

6.1 Moderne Kryptographie, mehr als nur ein Hype um Bitcoin

6.2 Algen, Anemonen, Adaptation - Anpassung aus verschiedenen Perspektiven

6.3 Die Vermessung der Natur: Einheitensysteme6.4 Urteilen und Entscheiden -

Wie rational bin ich wirklich? 6.5 Wir und die Anderen6.6 Legally female?

Über Weiblichkeitskonzepte in Musicals

Akademieleitung

Justus Eichele (Jg. 2000) kommt aus der schönen Landeshauptstadt Mainz, wo er 2020 sein Abitur machte. Er nahm im Jahr 2019 an der DSA in der Grovesmühle unter der Leitung von Marén Heinzelmann teil. Seit-dem ist er von der DSA begeistert und freut sich, in diesem Jahr in Schloss Torgelow wieder dabei sein zu können. Er ist sich sicher, dort seine DSA-Begeisterung an viele neue Leute weitergeben zu können und mit ihnen eine interessante und lustige Zeit zu verbringen. In seiner Freizeit macht Justus gern Sport und singt im Mainzer Domchor. Außerdem fotografiert er sehr gern.

Marén Heinzelmann (Jg. 1983) ist seit 2014 Lehrerin an einer reform-pädagogischen Gemeinschaftsschule in Berlin. Sie studierte Biologie und Philosophie in Leipzig und Houston (Texas, USA). In ihrer Diplomarbeit ging sie der Frage nach, wie man die Photosynthese einzelliger Algen zur Energiegewinnung nutzen kann. Philosophisch beschäftigen sie beson-ders die ethischen Fragen, z.B. nach der Bildungsgerechtigkeit sowie einer nachhaltigen Gestaltung von Gesellschaft. Ihre freie Zeit verbringt sie gern reisend oder lesend. Außerdem lacht, schwimmt und tanzt sie gern. Schü-lerAkademie gehört für sie immer wieder zu einem gelungenen Sommer.

Stefan Neubert (Jg. 1992) ist Doktorand der theoretischen Informatik am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Neben der Universität versucht er, Schülerinnen und Schüler für sein Fach zu begeistern, ist als Ausbil-der und Einsatzkraft in der DLRG aktiv und leitet einen A-cappella-Chor. Sollte dann immer noch Zeit übrig bleiben macht er Musik auf diversen Instrumenten. Seinen »Sommerurlaub« verbringt er am liebsten inmitten von Kursen, Musik und KüA, mit vollgestopftem Tagesprogramm und nächtlichen Diskussionsrunden und natürlich mit haufenweise kreativen Menschen auf einer SchülerAkademie.

Leitung kursübergreifende Musik

Martha Basten (Jg. 1991) studierte Französisch sowie Schulmusik mit Hauptfach Querflöte und Schwerpunkt Chor- und Orchesterdirigieren an der Musikhochschule Mannheim. Sie arbeitet seit Jahren als Musikpäda-gogin im Bereich Einzelunterricht und Ensembleleitung und vertiefte ihre Erfahrungen in einem einjährigen Aufenthalt in Peru als Musikpädagogin in einem Musikprojekt mit Kindern und Jugendlichen. Im Sommer 2019 hat sie ihr Studium am Königlichen Dänischen Musikkonservatorium in Kopenhagen (Dänemark) abgeschlossen und arbeitet seither mit verschie-

denen Chören aller Altersstufen. Das gemeinsame Singen im Chor hält sie für eines der wichtigsten und unmittelbarsten musikalischen Erlebnisse und gibt dies begeistert an die Teilnehmenden weiter. In ihrer Freizeit liebt sie es zu reisen, sich mit Fremdsprachen zu beschäftigen und Salsa und Tango zu tanzen.

Schloss Torgelow

Schlossstr. 1

17192 Torgelow am See (Waren)

www.schlosstorgelow.de

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(9. BIS 25. JULI 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-6Kurs 6.1

Moderne Kryptographie, mehr als nur ein Hype um Bitcoin

Christoph Egger (Jg. 1989) studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Informatik mit Nebenfach Mathematik. Tagsüber arbeitet er als Wissenschaftler an Fragestellungen der Kryptographie, nachts ist er ein passabler Hacker auf der Suche nach konkreten Angriffen – zumindest, wenn er nicht gerade mit Kampfsport oder Sozialphilosophie beschäftigt ist. Bei sei-nen beiden Forschungsaufenthalten in Santa Barbara (Kalifornien) und Wien konnte er internationale Kontakte knüpfen. Zu Studienzeiten war er auch in der Studierendenvertretung unterwegs und hat Freie Software entwickelt.

Viktoria Ronge (Jg. 1990) studierte an der Friedrich-Alexander-Universität Er-langen-Nürnberg Mathematik mit Nebenfach Informatik. Nach einem kurzen Ausflug in die Industrie als Softwareentwicklerin kehrte sie zur Promotion in Kryptographie an dieselbe Universität zurück. In ihrer Freizeit betreibt sie Turniertanz und probiert diverse Paartänze aus. Daneben findet sie einige we-nige Male im Jahr Zeit, ihre Klarinette oder ihr Saxophon auszupacken. Dies geschieht größtenteils auf Veranstaltungen des Clubs der Ehemaligen, in wel-chem sie seit ihrer eigenen DSA in verschiedenen Rollen sehr aktiv ist.

Kursleitung

Wenn heute von Kryptographie die Rede ist, dann häufig im Zusammenhang mit Kryptowährungen, Kryptotrojanern oder verschlüsselten Smartphones, die unerlaubten Zugriff verhindern sollen. Treten im Zusammenhang damit Probleme auf, so liegt diesen jedoch nicht immer ein krypto-graphischer Angriff zugrunde, sondern oft ein unvollständiges Verständnis der gewünschten Sicherheit.

Ein Teil der Kryptographie zielt drauf ab, entweder (Kommunikations-)Daten vor unerlaubtem Zugriff zu schützen oder die Integrität von Daten sicherzustel-len. Ein weiterer spannender Bereich sind sogenannte Zero-Knowledge Beweissysteme: Dabei wird ein Emp-fänger davon überzeugt, dass der Sender die Lösung eines Rätsels kennt – ohne dieses Wissen preiszuge-ben. Dabei möchte man in allen Fällen Sicherheit er-

reichen; jedoch ist nicht inhärent klar, was Sicherheit im jeweiligen Kontext konkret bedeutet.

Zuerst werden im Kurs grundlegende kryptogra-phische Verfahren gemeinsam erarbeitet, welche verschie-dene Formen von Verschlüs-selung und Signierung ermöglichen. Anhand dieser Verfahren formulieren die

Teilnehmenden in Gruppenarbeit selbstständig Defi-nitionen von Sicherheit. Im Anschluss lernen sie das Konzept sogenannter Security Games kennen, um die Sicherheitsanforderungen in ein Rahmen zu bringen, in welchem man sie beweisen kann.

Aufbauend darauf werden im Kurs unter anderem Feistel Networks, Ringsignaturen und Zero-Know-ledge Beweise besprochen – Grundbausteine moder-ner Kryptographie, die verschiedenste Anforderungen abdecken.

Neben der Durchführung und Diskussion dieser Be-weise soll auch der praktische Aspekt nicht zu kurz kommen. Dazu werden die Kursteilnehmenden zu zweit oder in Kleingruppen kleinere Algorithmen mit IPython-Notebooks implementieren und auch fest-stellen, dass eigentlich sichere Verfahren – falsch ver-wendet – nicht immer zum gewünschten Ziel führen und Sicherheit von der spezifischen Zielsetzung des jeweiligen Problems abhängt.

Während des Kurses erlernen die Teilnehmenden Strukturen und Beweismethoden der Kryptographie und entwickeln ein Verständnis für die Probleme, die sich dabei ergeben.

Es ist keine Programmiererfahrung nötig, aber die Bereitschaft, sich in das Themenfeld einzuarbeiten.

Verschlüsselter Pinguin? CC-BY-SA 4.0Quelle: https://blog.filippo.io/the-ecb-

penguin/

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AKADEMIE TORGELOW 2020-6 (9. BIS 25. JULI 2020) Kurs 6.2

Algen, Anemonen, Adaptation - Anpassung aus verschiedenen Perspektiven Wissenschaft zu betreiben bedeutet, auf strukturierte Weise Erkennt-nisse über die Welt zu erhalten. Wenn über Wissenschaft gespro-chen wird, geht es meist um die großen Erkenntnisse, die man auf diese Art gewann. Die vielen klei-nen Schritte und Umwege, die zum großen Fortschritt führten, werden dabei oft vergessen. In diesem Kurs lernen die Teilnehmenden wissen-schaftliches Arbeiten kennen und probieren es selbst aus. Nach einer Einführung in das Themenfeld Adaptation und Akklimation suchen sich die Teilneh-menden eine Fragestellung und testen ihre Hypothesen entweder durch Experimente im Schullabor oder mit bioinformatischen Methoden und Computermodellen.

Ausgehend von der einzelnen Zelle bis zum Ökosystem können biologische Systeme als komplexe adaptive Sys-

teme betrachtet werden. Die einzelnen Komponen-ten stehen miteinander in Beziehung und agieren nach bestimmten Prin-zipien. Eines der wich-tigsten Merkmale dieser Systeme ist ihre Fähigkeit sich anzupassen. So kön-nen Zellen chemische Signale detektieren und ihre Bewegungsrichtung ändern oder es entwickelt sich in einem Ökosystem

nach etlichen Generationen eine neue Art. Diese Pro-zesse spielen sich auf verschiedenen Zeitskalen ab.

Adaptation beschreibt Anpassungsprozesse, die im Laufe der Evolution stattfinden und die zur Entstehung artspezifischer Merkmale führen. Evolution im Labor zu beobachten ist allerdings selbst bei Mikroorganismen sehr aufwendig. Die stammesgeschichtliche Entwick-lung des Lebens lässt sich aber molekularbiologisch

durch DNA-Sequenzanalyse sehr gut untersuchen. Mittlerweile sind die Genome vieler Arten sequenziert und in öffentlichen Datenbanken frei verfügbar. Der Kurs gibt eine Einführung in die Bioinformatik und die Teilnehmenden erstellen auf der Grundlage von Gense-quenzen phylogenetische Bäume.

Im Rahmen ihrer genetischen Möglichkeiten passen sich einzelne Organismen an ihre Umwelt an. Dieser Prozess heißt Akklimation. Wechselwarme Tiere können ihre Körpertemperatur nicht regulieren und müssen sich auf die Umgebungstemperatur einstellen; Pflanzen müssen mit wechselnden Lichtverhältnissen zurechtkommen. Manchmal lohnt es sich, Partnerschaften einzugehen, so wie zwischen Symbiodinium Algen und der Anemone Aiptasia. Dieses Paar dient im Kurs als Modellsystem zur Beobachtung von Akklimationsprozessen mit dem die Teilnehmenden Experimente planen und durchführen.

Kursleitung

Ein Großteil der in dem Kurs verwendeten Literatur ist in englischer Sprache verfasst. Programmierkenntnisse sind nicht notwendig.

Oliver Caspari (Jg. 1990) ließ sich von seiner Teilnahme an der DSA 2007 da-zu inspirieren, für das Studium nach Cambridge zu ziehen. Seine Faszination dafür, wie Leben auf einer Abfolge chemischer Reaktionen basiert, leitete ihn zur Biologie. Während seines Bachelors in Natural Sciences begann er sich für Photosynthese zu interessieren, was schließlich in eine Promotion am Depart-ment of Plant Sciences mündete. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Paris, wo er an Endosymbiose forscht. Nach einer Kursleitung 2018 freut er sich sehr darauf, diesen Sommer wieder zur DSA zurückzukehren!

Rebekka Fendt (Jg. 1992) begeistert sich für naturwissenschaftliche Forschung und vor allem dafür, wie Leben funktioniert. Sie studierte Molekulare Medi-zin in Göttingen und Systembiologie in Heidelberg. Schon vor längerer Zeit tauschte Rebekka die Pipette gegen den Computer und entwickelt nun in ihrer Promotion pharmakokinetische Computermodelle. Nach dem Feierabend ist Rebekka sportlich unterwegs und dabei oft im Leichtathletik-Stadion zu fin-den. Außerdem spielt sie gerne Klavier.

Phylogenetischer Baum basierend auf ribosomalen RNA Genen Quelle: HYPERLINK »http://wikipedia.org« wikipedia.org, gemeinfrei

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(9. BIS 25. JULI 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-6Kurs 6.3

Die Vermessung der Natur: Einheitensysteme

Kursleitung

Warum ist ein Meter gerade 1m lang? Eine gemessene physikalische Größe, wie hier z.B. eine Länge, besteht immer aus einem Zahlenwert und einer dazu gehö-renden (beliebigen) Maßeinheit. Wenn man Messen lernt, verbringt man viel Zeit mit dem ersten Teil, dem Zahlenwert: man übt richtiges Ablesen und die Vermeidung von Messfehlern, oder man erfährt, dass wiederholte Messungen und statistische Auswertung die Messgenauigkeit erhöhen können. Dem zweiten Bestandteil der physikalischen Größe, der Maßein-heit, wird viel weniger Beach-tung geschenkt.

Obwohl die Maßeinheit im Prin-zip völlig frei wählbar ist, wird man dazu angehalten, immer die gleichen wenigen Einheiten aus dem Internationalen System (SI) zu benutzen. Immer wieder sind es Meter, Sekun-den, Joule, Ohm oder Kilogramm, die aufgeschrieben werden. Aber warum wählt man gerade diese?

Im Kurs soll untersucht werden, woran das liegt: Warum ist es nützlich, sich auf Einheiten zu einigen? Wie genau sind die Einheiten selber definiert? Was macht ein gutes Einheitensystem aus? Sind andere Einheitensysteme denkbar? Können Einheiten zu Messfehlern beitragen? In Experimenten sollen auch eigene Einheitensysteme entwickelt und ausprobiert werden.

Die historische Entwicklung des Internationalen Einheitensystems macht den anderen Hauptschwerpunkt des Kurses aus. Zunächst waren die verschiedenen Grundeinheiten über Referenznormale - wie den historischen «Urmeter« oder das «Urkilogramm« - festgelegt. Später ging man für die meisten

Einheiten dazu über, idealisierte Experimente zu definieren, durch die die Einheiten festgelegt werden können; nur das Kilogramm war bis 2019 weiterhin

durch einen Metallzylin-der in einem Pariser Tresor definiert. Am 20. Mai 2019 hat das In-ternationale System der Maßeinheiten die grund-legendste Änderung seit seinem Bestehen erfahren. Anstelle von Referenznor-malen werden nun die Werte von sieben Naturkon-stanten international einheitlich exakt festgelegt: die Lichtgeschwindigkeit hat z.B. den definierten Wert 299792458 m/s. Daraus ergibt sich (mit vorher defi-nierter Sekunde) die Länge des Meters.

Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig. Der Kurs richtet sich an alle, die sich für Naturwissenschaften interessieren und mehr über die Grundlagen des Messens herausfinden möchten.

Carsten Schneemann (Jg. 1977) begann sein Studium der Mathematik und Physik, wie David, im schönen Stuttgart. Nach einem längeren Aufenthalt in Göttingen beschäftigte er sich einige Jahre am Potsdamer Albert-Einstein-In-stitut mit der Simulation von Gravitationswellen, bevor er als Entwicklungs-ingenieur in die Wirtschaft wechselte. Inzwischen entwickelt er optische Messverfahren, um lasergestützte Fertigungsprozesse zu regeln und zu über-wachen. Darüber hinaus interessiert er sich für Wissenschaftsphilosophie und -geschichte sowie gesellschaftsrelevante Aspekte naturwissenschaftlicher Forschung.

David Grellscheid (Jg. 1975) studierte Physik in Stuttgart und Cambridge (UK). Dort promovierte er zu einem Thema aus der Stringtheorie, bevor-zugt jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Es folgten 14 Jahre im nordenglischen Durham, wo er an Simulationssoftware für Teilchenkollisionen arbeitete, die von den Experimenten am europäischen Kernforschungszentrum CERN verwendet wird. Seit 2018 arbeitet er am Informatik-Department der Universität Bergen in Norwegen. Neben Wissen-schaftsgeschichte interessieren ihn auch technische und juristische Risiken der Computernutzung, Linguistik und regelmäßige DSA-Kurse.

Unit relations in the new SIQuelle: 2016 Emilio Pisanty CC-BY-SA 4.0

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AKADEMIE TORGELOW 2020-6 (9. BIS 25. JULI 2020) Kurs 6.4

Urteilen und Entscheiden - Wie rational bin ich wirklich?

Kursleitung

»SYSTEMATISCHE FEHLER - AUCH »VERZERRUNGEN« (BIASES) GENANNT - TRETEN [IN URTEILS- UND ENTSCHEIDUNGSPROZESSEN] IN VORHERSEHBARER WEISE UNTER BESTIMMTEN UMSTÄNDEN AUF. WENN EIN ATTRAKTIVER UND SELBSTBEWUSSTER REDNER DYNAMISCH AUFS PODIUM SPRINGT, KANN MAN DAVON AUSGEHEN, DASS DAS PUBLIKUM SEINE ÄUSSERUNGEN GÜNSTIGER BEURTEILT, ALS ER ES EIGENTLICH VERDIENT.«NACH: KAHNEMANN, D. (2011). SCHNELLES

DENKEN, LANGSAMES DENKEN.

MÜNCHEN: PENGUIN BOOKS [S. 13f]

Warum beurteilt das Publikum den oben genannten Redner günstiger als er es verdient? Seine positiven wahrnehmbaren Merkmale wie seine Attraktivität, sein Selbstbewusstsein und seine dynamische Darbietungs-form überstrahlen sozusagen wie ein Heiligenschein seine tatsächlichen Äußerungen. Das Urteil des Pu-blikums ist also systematisch verzerrt aufgrund des sogenannten Halo-Effekts. Wir Menschen gehen davon

aus, dass wir Entscheidungen und Urteile rational und vernunftbasiert treffen. Tatsächlich zeigt die Wis-senschaft aber etwas anderes. Wie im zuvor beschrie-benen Beispiel treten in unseren Urteilsprozessen oft systematische Fehler auf.

Mit den wissenschaftlichen Grundlagen eben solcher Verzerrungen des Denkens beschäftigt sich der Kurs. Der erste Teil des Kurses besteht deshalb aus einer Einführung in den Themenbereich der Sozialen Ko-gnition, wobei ein besonderer Fokus auf Heuristiken, Schemata und Biases, sowie auf die Theorie der Kogni-tiven Dissonanz gelegt wird. Hierbei werden die Teil-nehmenden den Kurs durch Referate bereichern.

Im zweiten Teil planen die Teilnehmenden gemeinsam ein Experiment und führen dieses durch. Dazu setzen die Teilnehmenden sich mit Versuchsplanung, statis-tischen Auswertungsmethoden und ethischen Fragen auseinander. Außerdem werden die behandelten Theo-

rien in Bezug zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fra-gestellungen gesetzt und somit die Relevanz und Nütz-lichkeit des Forschungsbereichs herausgearbeitet. Die spezielle Auswahl der zu diskutierenden Themen wird dabei an die Interessenbereiche der Teilnehmenden angepasst.

Im Verlauf des Kurses bekommen die Teilnehmenden einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeitsweise der Psychologie. Außerdem erwerben sie ein tieferes Verständnis des eigenen Urteils- und Entscheidungs-verhaltens und dessen theoretische Grundlagen.

Cäcilia Pia-Viktoria Pracht (Jg. 1995) schloss 2019 ihren Bachelor in Psycho-logie an der Universität Heidelberg ab und wird voraussichtlich 2021 ihren Master in Kognitiver und Klinischer Psychologie an der Universität Mannheim erlangen. Sie verbrachte ein Semester an der University of Limerick, Irland und absolvierte diverse Praktika im klinischen Bereich sowie ein Forschungsprakti-kum (EEG-Babylabor, Universität Heidelberg). In ihrer Freizeit singt sie in Chö-ren, liest viel und spielt leidenschaftlich gerne Gesellschaftsspiele. 2013 nahm sie selbst als Schülerin zusammen mit Josephine Ricken an einer DSA teil.

Josephine Ricken (Jg. 1996) studierte Psychologie in Düsseldorf und Madrid und befindet sich zurzeit in den Endzügen ihres Masters an der Universität Bonn. Für ihre Masterarbeit in der Rechtspsychologie wird sie sich mit der Pro-gnose von Kriminalität beschäftigen und arbeitet in der Suchtforschung. Auch neben der Uni interessiert sie sich brennend für die Wissenschaft und ihren Wert für den gesellschaftspolitischen Diskurs. Ihre restliche Zeit verbringt sie in Chören und Orchestern. Nachdem sie 2013 bereits als Schülerin auf einer DSA war, freut sie sich nun auf die erste Akademie als Kursleiterin.

Spezifische Vorkenntnisse in Psychologie oder Statistik werden von den Teilnehmenden nicht erwartet.

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(9. BIS 25. JULI 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-6Kurs 6.5

Sprache verändert die Welt

Schon die alten Römer kannten das Konzept, dem Volk Brot und Spiele zu geben. Die dystopische Trilogie »Die Tribute von Panem« von Suzanne Collins greift diesen Grundgedanken auf und stellt Katniss Everdeen als ungewollte Heldin ins Zentrum des Kampfes um eine bessere, gerechtere Welt.

Die Teilnehmenden des Kurses widmen sich ausgehend von der Trilogie unterschiedlichen Aspekten von Macht-gefügen wobei ein besonderer Fokus auf der Macht von Sprache und ihrer Wirkung liegt. Zur Vorbereitung wer-den von den Teilnehmenden Texte vergleichend analy-siert, um als Basis für die gemeinsame, wissenschaftliche Definition grundlegender Begriffe wie Dystopie, Propa-ganda und Begriffen der Semantik zu dienen.

Darüber hinaus wird im Kurs diskutiert, inwieweit ge-sellschaftliche Konflikte durch Bücher lediglich abstrakt abgebildet werden oder Schriftstücke diese auslösen können. Kann mit Sprache manipuliert werden und wel-che Argumentationslinien und -strategien von Schrift-sprache begegnet uns im Alltag?

Im Kurs hinterfragen die Teilnehmenden kritisch den Erfolg von dystopischen Jugendbüchern, der Flucht aus der Realität in die fantastische Welt, selbst wenn diese aktuelle Konflikte aufgreift. Sie lernen, welche Möglich-keiten der Manipulation mit Sprache zusammenhängen und wo sie im Alltag greifbar sind. Hierzu arbeiten die Teilnehmenden an und mit wissenschaftlichen Texten wie auch den Büchern der Trilogie selbst, probieren ver-

Carolin A. Böckers (Jg. 1993) studiert im Master of Education die Fächer Ma-thematik und Anglistik an der Uni Münster und schloss neben dem Lehramts-studium einen weiteren Bachelor in Mathematik ab. Da sie bereits während der Schulzeit an vielen Projekten zur Begabungsförderung teilnahm, freut sie sich, dass sie die Möglichkeit erhält, diese Projekte auch einmal aus der Rolle eines Mentors kennen zu lernen. In ihrer Freizeit diskutiert sie mit Vivian Bücher in ihrem gemeinsamen Podcast Klappentext oder gibt ehrenamtlich Nachhilfe für Flüchtlinge.

Vivian M. van Gerven (Jg. 1990) studierte Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik im forschungsbasierten Bachelor und Master an der Universität Münster. Schon während ihres Bachelorstudiums begann sie an einem Begabungsinstitut zu arbeiten, wo sie nach ihrem Abschluss als Wissen-schaftliche Mitarbeiterin ihre Promotion verfolgt und begabte Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten im Lernen unterstützt. Privat interessiert sie sich für Literatur, Zeichnen und ihren Garten.

schiedene Methoden wie Rollenspiele, Diskussionsrun-den und das Schreiben und Halten von selbstverfassten Reden aus und reflektieren im Anschluss die Wirkung von (Schrift-)Sprache.

Nach Teilnahme am Kurs verfügen die Teilnehmenden über ein umfangreiches Wissen zu sprachmanipulie-renden Werkzeugen und die Fähigkeit, Sprache variabel zu nutzen und Argumentationslinien schriftlich darzu-stellen.

Kursleitung

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AKADEMIE TORGELOW 2020-6 (9. BIS 25. JULI 2020) Kurs 6.6

Legally female? Über Weiblichkeitskonzepte in MusicalsWeibliche Heldinnen sind im Musical eher selten. Frauen werden in den meisten Musicals auf einige wenige stereotype Geschlechterrollen beschränkt. Der Kurs untersucht verschiedene Musicals aus einer kul-turwissenschaftlichen Perspektive und fragt nach der Darstellung der Frauenrollen: Welches Spektrum an Frauenrollen finden sich in Musicals? Gibt es eine histo-rische Entwicklung zu moderneren und vielfältigeren Frauenfiguren oder bleiben die Frauenrollen in alten Mustern? Welche Vorbilder werden aufgerufen und ver-handelt? Welche Ebenen von Text, Kostüm, Handlung und Choreografie werden eingesetzt, um Frauenbilder zu zeichnen? Welches Potential haben Musicals hinsicht-lich einer widerständigen und subversiven Konzeptio-nierung von Frauenfiguren?

Im Kurs werden exemplarisch einzelne Musicals aus verschiedenen Epochen hinsichtlich ihrer Frauenfiguren analysiert und verglichen. Die Grundlage dafür wird mit Texten aus Kulturwissenschaft, Gender Studies, Thea-ter- und Medienwissenschaft gelegt. Aus diesen theore-tischen Texten werden wichtige Arbeitsbegriffe und Dis-kurse extrahiert, die ein gemeinsames Vokabular bilden. Mit diesem Vokabular wird im Kurs nach den Limitie-rungen gesucht, die Frauenrollen im Musical oft haben, aber auch nach den Ausbrüchen aus dem Stereotyp, nach Strategien von Empowerment, nach Inszenierungs-entscheidungen im Sinne von »Doing Gender« und nach möglichen Interpretations- und Handlungsoptionen für ein weibliches, männliches oder queeres Publikum.

Am Ende des Kurses ist eine künstlerisch-praktische Auseinandersetzung mit dem Thema geplant. Denkbar sind Adaptionen, die Neufassung von Liedern und Szenen oder performative Umsetzungen.

Der Kurs richtet sich an Teilnehmende, die Lust haben, sich mit der Form Musical und dem Thema Frauen-figuren auseinanderzusetzen sowie die Bereitschaft mit-bringen, sich mit verschiedenen Theorien und Perspekti-ven zu befassen, neue Blickwinkel zu erproben und sich überraschen zu lassen.

Kursleitung

Barbara Hornberger (Jg. 1970) ist Professorin für die Didaktik der populären Musik am Institut für Musik der Hochschule Osna-brück. Dort forscht und lehrt sie zu Theorie, Geschichte und Pra-xis populärer Musik und ihren Inszenierungen sowie zur Didaktik populärer Kultur. An SchülerAkademien liebt sie die besonders dichte, kreative und motivierende Atmosphäre, die jedes Jahr et-was Neues möglich macht. Darum freut sie sich auf einen weiteren Abenteuer-Sommer.

Eric Rentmeister (Jg. 1979) war, nach seinem Diplom in Schauspiel, Gesang und Tanz 2004 an der Folkwang-Hochschule Essen, in über 500 Vorstellungen im Musical »Cabaret« in Ber-lin als Conférencier zu sehen. Danach führten ihn zahlreiche Schauspiel- und Musiktheater-Produktionen durch ganz Europa. Daneben arbeitet er regelmäßig als Regisseur und Choreo-graf. Er ist Mitbegründer des »Brachland-Ensembles« und entwickelt mit ihm neue Projekte. In Osnabrück unterrichtet er Musicalstudierende, außerdem ist er zertifizierter Lehrer für Alexander-Technik bei der »Alexander Technique International«. Bei der DSA ist er seit 2009 mit an Bord.

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30. Juli bis 15. August 2020

Internatsgymnasium Torgelow

Fortsetzung von Seite 59

Auf dem Internatsgelände wohnen die Schülerinnen und Schuler sowohl im Schloss als auch in anderen modern eingerichteten Gebäuden. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. In der internatseigenen, neu sanierten Mensa wird eine Vollverpflegung angeboten, bei der die Speisen durch ein eigenes Kuchenteam frisch zubereitet werden. Die Internatsräumlichkeiten sind nicht bar-rierefrei.

Im Nachmittagsbereich kann eine Vielzahl von Freizeitprojekten durchgeführt werden. Hierzu stehen die Sporthalle und der Sportplatz, der Tennisplatz, ein Beachvolleyballfeld, ein Billardzimmer, ein Kino u.v.m. zur Verfügung.

Akademie Torgelow 2020-7

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(5. BIS 21. JULI 2018) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG 2018 1

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PROGRAMM

7.1 Gödels (Un)vollständigkeitssätze7.2 Chemie vs. Bakterium7.3 »Alexa, wie geht es dir heute?«7.4 Let’s come together!7.5 »Denn vor dem Sein gibt es Politik.«7.6 Komik auf die Bühne bringen – Kabarett und Comedy

Akademieleitung

Arne Boockmeyer (Jg. 1993) studiert als Promotionsstudent am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam IT-Systems Engineering. Seit Beginn seines Studiums ist er sehr aktiv in der Schülerförderung am HPI. Er or-ganisiert im Rahmen der HPI Schülerakademie mehrfach im Jahr mehr-tägige Camps. Neben der Universität engagiert er sich bei der DLRG in Potsdam als Rettungsschwimmer, Sanitäter und Luftretter und bildet als Ausbilder angehende Rettungsschwimmer sowie Kinder im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus. Nach einigen tollen DSA-Jahren freut er sich wieder auf eine Beteiligung an einer Akademieleitung.

Maike Carstensen (Jg. 1989) freut sich sehr darauf, im Sommer mit Arne und Mareike die Akademie in Torgelow zu leiten! Ihr akademischer Wer-degang begann am University College London (Großbritannien), bevor sie ihren Master in International Affairs am Graduate Institute in Genf (Schweiz) absolvierte. Im Anschluss war sie bei den Vereinten Nationen in Genf tätig; produzierte danach Kunst und Strom in Brandenburg. In ihrer Freizeit singt sie im Chor, fährt gerne Fahrrad und verbringt viel Zeit auf ihrer Yoga-Matte. Sie ist passionierte Köchin und Kennerin der musikalischen Hochgenüsse der 80er.

Mareike Möller (Jg. 2001) wird im Juli diesen Jahres das Abitur absolvie-ren. Vor einem längeren Auslandsaufenthalt wird sie die Zeit nutzen, um mit dem Zug durch Europa zu reisen und Freunde zu besuchen. Wenn sie nicht gerade unterwegs ist, findet man sie im Theater oder an der Gitar-re. Seit ihrem Schüleraustausch 2017/18 engagiert sie sich ehrenamtlich für ihren Austauschverein und interkulturelle Verständigung. Nachdem sie im letzten Jahr Teilnehmerin der DSA in Urspring war, freut sie sich darauf, das Akademieleben in diesem Jahr aus einer anderen Perspektive kennenlernen zu dürfen.

Leitung kursübergreifende Musik

Johannes Zenker (Jg. 1993) studiert Chemie, sowie Musik mit Hauptfach Gesang an der Universität Potsdam. Für sein Praxissemester verschlug es ihn an die Deutsche Schule London, wo er u.a. im Schulorchester und in der Swing Band leitend tätig war. Als Chorsänger war er außerdem auch schon auf mehreren Konzertreisen, bspw. in Bolivien und China. Neben dem Studium arbeitete er als Tutor für Musiksoftware an der Universität Potsdam. In seiner Freizeit engagiert er sich in der DLRG als Sanitäter und bildet Rettungsschwimmer aus. Zudem reist er gern und spielt leiden-

schaftlich Badminton, Skat & Doppelkopf.

Schloss Torgelow

Schlossstr. 1

17192 Torgelow am See (Waren)

www.schlosstorgelow.de

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-7Kurs 7.1

Gödels (Un)vollständigkeitssätzeWie sich beweisen lässt, dass es unbeweisbare Aussagen gibt

Fabian Lenzen, (Jg. 1991) lernte über die Mathematikolympiade und den Bundeswettbewerb Informatik schon früh die Schönheit abstrakter Mathe-matik kennen. Er studierte Physik und Mathematik in Wuppertal und Bonn und beschäftigte sich dabei mit Teilchenphysik bzw. Darstellungstheorie. Im Rahmen der Förderung durch die Studienstiftung des dt. Volkes setzte er sich mit weiteren mathematischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Seit 2017 promoviert er in München im Bereich computergestützte Topologie. Abseits der Mathematik gilt seine Leidenschaft der Kirchenmusik, in der er seit 2010 nebenberuflich tätig ist.

Anna Ribelles Pérez (Jg. 1994) promoviert seit April 2019 an der LMU Mün-chen. Ihre erste Begegnung mit logischen Problemen kam in Form eines Rät-selbuchs, das sie als Kind von einer Nachbarin bekommen hat, und ihre Be-geisterung dafür hat sie nie verlassen. Nach ihrem Abitur an der Deutschen Schule Valencia ist sie nach Deutschland umgezogen, um an der Universität Bonn Mathematik zu studieren. Ihr Fachgebiet (und wahre Liebe) ist die Geo-metrie und Topologie, und sie interessiert sich außerdem für jede Art kniffliger Probleme und schöner Beweise.

Kursleitung

Das Wort »dreisilbig« ist dreisilbig, »achtzehnbuch-stabig« ist achtzehnbuchstabig, und »nichtselbstbe-schreibend« ist… Wer über das letzte Beispiel kurz nachdenkt, erkennt schnell das Problem. Es gibt offenbar Wörter, die gültige Aussagen über sich selbst treffen. Derartige Selbstbezüge können, wie im letzten Beispiel, Paradoxien bergen: rasiert sich der Barbier, der alle rasiert, die sich nicht selbst rasieren? Glauben wir dem Menschen, der behauptet, er lüge?

Logik ist ein mathematisches Fachgebiet, das unter-sucht, inwiefern sich die Gültigkeit von Aussagen mithilfe festgelegter Regeln aus Annahmen, sog. Axi-omen, herleiten lässt. Solche Axiome zusammen mit den Regeln nennt man einen logischen Kalkül. Es drängt sich die Frage auf:

Können auf diese Weise alle gültigen Aussagen auch innerhalb eines Kalküls bewiesen werden?

Ein Meilenstein im Bezug auf derartige Fragen stellen Gödels Vollständigkeits- Unvollständigkeitssätze dar. Vereinfacht besagen die letzteren:

1. Jeder widerspruchsfreie Logikkalkül, der ausdrucksstark genug ist, um über natürliche Zahlen zu sprechen, kann nicht alle wahren Aussagen beweisen.

2. Kein widerspruchsfreier Kalkül kann seine eigene Widerspruchsfreiheit beweisen.

In der wissenschaftstheoretischen Debatte ihrer Zeit, dem sogenannten Grundlagenstreit, stellten diese Sätze einen Meilenstein dar, hatten doch Teile der mathematischen Öffentlichkeit gehofft, die gesamte Mathematik vollständig und widerspruchsfrei durch rigorose Formalisierung zu fassen zu bekommen. Darüber hinaus ranken sich etliche moderne Mythen sowie teils zutreffende, teils mal mehr oder weniger an der Bedeutung vorbeigehende bis esoterische In-terpretationen um Gödels Sätze.

Ziel des Kurses ist, gemeinsam die Aussagen und Beweise dieser Sätze zu erarbeiten. Was ist ein Logik-

kalkül? Wie unterscheiden sich Beweise innerhalb eines Kalküls von Beweisen außerhalb? Wie können Aussagen über das Beweisen von Aussagen bewiesen werden? Wie lassen sich die natürlichen Zahlen defi-nieren? Wie können natürliche Zahlen Aussagen über sich selbst ausdrücken?

Die Teilnehmenden untersuchen die Beweise der Gödel’schen Sätze, ihre Bedeutung in der Mathe-matik, ihre Rolle im Grundlagenstreit und der Wis-senschaftstheorie sowie ihre Bezügen zu anderen Fachbereichen. Die Inhalte werden durch von den Teilnehmenden vor der Akademie vorbereitete Vor-träge, Vorlesungen der Kursleitenden und Übungs-aufgaben erarbeitet. Gegen Ende des Kurses vertiefen die Teilnehmenden nach eigenen Interessen einzelne Fragestellungen und stellen sich ihre Ergebnisse ge-genseitig vor.

Mathematische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

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AKADEMIE TORGELOW 2020-7 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) Kurs 7.2

– von der Synthese und Wirkung antibakterieller VerbindungenSeit Beginn der Verwendung von Antibiotika in der Humanmedizin besteht ein Wettrüsten zwischen anti-bakteriellen Substanzen und Bakterien. Der evolutionäre Druck, den ein Antibiotikum auf ein Bakterium ausübt, führt zur Entstehung und Selektion resistenter Bakte-rienstämme. Schon in den ersten Jahren bzw. Jahrzehnten nach Ein-führung eines Antibiotikums wurden resistente Stämme für die überwie-gende Zahl von Substanzen berichtet. In den vergangenen Jahrzehnten bestand ein Gleichgewicht zwischen der Entstehung bzw. Selektion resi-stenter Bakterien und der Entwick-lung neuer effektiver Antibiotika. Dieses Gleichgewicht wird zunehmend zugunsten ersterer verschoben. Über 70 Jahre nach dem erstmaligen Einsatz von Penicillin in der Humanmedizin drohen einige bakterielle Infek-tionen wieder zu lebensbedrohlichen Erkrankungen zu werden.

Die Teilnehmenden entwickeln im interdisziplinären Kurs »Chemie vs. Bakterium« ein Verständnis für die

Synthese antibakterieller Verbindungen, ihre Wirkung auf Bakterien und die Entstehung und Selektion resi-stenter Bakterienstämme. Dies setzt u.a. Grundkennt-nisse der Bakteriologie, Medizinalchemie und Biochemie voraus. Diese erarbeiten sich die Teilnehmenden im er-

sten Kursabschnitt gemeinsam.

Die organische Chemie bildet den Schwerpunkt des zweiten Kurs-abschnittes. Die Teilnehmenden experimentieren selbstständig in Kleingruppen und syntheti-sieren in diesen verschiedene Sulfonamid-Antibiotika. Die an-

timikrobielle Wirkung der Verbindungen analysieren sie anschließend in einer Bakterienkultur, die sie zuvor charakterisiert haben.

Die Wirkung von Sulfonamiden beruht auf der kompe-titiven Hemmung des Enzyms Dihydropteroat-Synthase. Diese Hemmung simulieren die Teilnehmenden mittels Molecular Docking in silico und vergleichen ihre Ergeb-nisse mit den experimentellen Beobachtungen. Darauf

aufbauend entwerfen sie Strukturvarianten mit potenti-ell stärkerer antibakterieller Wirkung.

Im dritten Abschnitt des Kurses vertiefen die Teilneh-menden die erworbenen Kenntnisse und erarbeiten die Mechanismen und Ursachen der Entstehung bakteriel-ler Resistenzen gegenüber Antibiotika. Anhand aktueller wissenschaftlicher Veröffentlichungen setzen sie sich mit Ansätzen zur Resistenzüberwindung und neuen The-rapieformen zur Behandlung bakterieller Infektionen auseinander. Ebenfalls diskutieren sie den Einsatz von Antibiotika im gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext und die Rolle der akademischen und industriel-len Forschung bei der Entwicklung neuer Substanzen.

Kursleitung

Für den Kurs sind keine spezifischen Vorkenntnisse notwendig. Metho-dische und inhaltliche Schwerpunkte der Kursarbeit sind (bio)chemische Fragestellungen und experimentelle Arbeit.

Janina Ehses (Jg. 1990) studierte zusammen mit Hannes an der LMU Mün-chen Chemie und Biochemie und beschäftigte sich während ihrer Masterarbeit an der Harvard Medical School in Boston (USA) mit der chemischen Synthese und Validierung neuer Radiotracer für die Positronen-Emissions-Tomographie. Aktuell lebt sie in München und schließt ihre Promotion in der Biochemie und Neurobiologie ab, um in Zukunft die wissenschaftliche Landschaft in Kalifor-nien entdecken zu können. Wenn Janina nicht im Labor ist, findet man sie beim Sport, im Sand, in den Bergen oder auf dem Wasser.

Hannes Erdmann (Jg. 1990) studierte zunächst Chemie und Biochemie an der LMU München und forschte an der Monash University in Melbourne (Aus-tralien) und der Harvard University in Cambridge (USA). Nach Tätigkeit als Medizinalchemiker bei Novartis in Basel (Schweiz), begann Hannes 2016 sein Zweistudium der Humanmedizin an der TU München. Aktuell befindet er sich im klinischen Abschnitt seines Studiums und fertig seine Doktorarbeit in der Humangenetik an. In seiner Freizeit findet man ihn in den Bergen oder auf dem Rennrad. Außerdem singt er seit 2009 im Universitätschor.

Strukturformeln ausgewählter Antibiotikagruppen. Quelle: Janina Ehses.

Chemie vs. Bakterium

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-7Kurs 7.3

»Alexa, wie geht es dir heute?«

Kursleitung

Alexa kann auf Zuruf »Deine Mudda«-Witze erzählen, Siri erinnert rechtzeitig an den Geburtstag der Tante und ein »Ok Google« startet die automatische Suche nach Cafés in der Nähe - überall versuchen virtuelle Assistenten, den Alltag zu vereinfachen. Wie nehmen User diese Interaktion wahr? Ändert sich durch die Spracheingabe das Verhältnis zur Maschine, die sich vorstellt und redet wie ein Mensch? Welchen Einfluss haben dabei Alter und Geschlecht der Stimme des Smartphones? Was ändert sich durch individuelle Mixtapes und Serienempfeh-lungen an den Vorlieben und Interessen der Menschen?

Abseits der Informatik, die nicht Teil des Kurses sein wird, ergeben sich so aus sozial- und kommunikationswissenschaftlicher Sicht viele spannende Forschungsfragen im Spannungsfeld der Mensch-Maschine-Interaktion. Wie und wozu werden diese neuen Technologien verwendet? Bedeuten sie einen Zugewinn oder einen Verlust von Autonomie im alltäglichen Leben?

Der Kurs widmet sich dem Einfluss der intelligenten neuen Medien auf Menschen von einer theoretischen und praktischen Seite. Die Teilnehmenden erarbeiten und diskutieren anhand kurzer vorzubereitender Referate zunächst passende kommunikationswissen-schaftliche Theorien zu ausgewählten Phänomenen. Daraus entwickeln sie in Kleingruppen eigene For-schungsfragen.

Ziel des Kurses ist die Umsetzung eines eigenen For-schungsprojektes. Dazu erwer-ben die Teilnehmenden Kennt-nisse über die Methodik der empirischen Sozialforschung – angefangen bei der Hypothe-

senfindung über die verschiedenen Bestandteile eines experimentellen Designs bis hin zum Fragebogenauf-bau und der Interpretation der gewonnenen Daten. Hierfür erlernen die Teilnehmenden Grundlagen der statistischen Datenauswertung, sowohl manuell als auch mittels Software.

Da die Gestaltung von Fragebogen und Konzepte der Medienforschung in der Schule nicht behandelt wer-

den, bietet der Kurs einen Einblick in vergleichsweise unbekannte Studiengänge im Bereich »irgendwas mit Medien«. Er konzentriert sich auf die sozialwis-senschaftlichen Folgen der KI-Systeme im Alltag und thematisiert explizit nicht die Programmierung der zugrundeliegenden Algorithmen. Damit bewegt sich der Kurs auf dem Niveau eines Methodenseminars der Bachelorstudiengänge Publizistik, empirische So-zialforschung oder Kommunikationsforschung.

Kenntnisse in Statistik oder Informatik werden nicht vorausgesetzt.

Andrea Reckenthäler (Jg. 1994) hat zwar keine Alexa, redet bei technischen Problemen aber gerne auf ihren Laptop ein. Nach einem Studium der Publizis-tik und Geschichte in Mainz und Bristol schreibt sie aktuell an ihrer interdiszi-plinären Masterarbeit, in der sie die empirischen Methoden der Kommunika-tionsforschung im Bereich der Digital History anwendet. Neben der Wissen-schaft arbeitet sie auch gerne medienpraktisch, zuletzt für ZDF, 3Sat und Vox. In ihrer Freizeit unterrichtet sie historische Tänze der frühen Neuzeit, näht dafür Ballkleider und kämpft leidenschaftlich gerne mit dem Schwert.

Katharina Frehmann (Jg. 1993) träumte schon im Kindergarten von einem Roboter, der nicht nur Rasen mähen, sondern auch Radio spielen und zuhören kann. Nach einem Bachelorstudium in Publizistik und dem anschließenden Master in Kommunikations-/Medienforschung in Mainz arbeitet sie nun an ih-rer Doktorarbeit zu der Frage wie Menschen Beziehungen zu Maschinen und Sprachassistenten aufbauen. Zeitgleich lehrt und forscht sie an der Universität Düsseldorf. In ihrer Freizeit organisiert sie Pfadfinderlager oder probt für den nächsten Auftritt ihres Chors, ganz ohne technische Unterstützung.

Gar nicht mal so einfach, sich wie ein Mensch anzuhören (Quelle: eigene Darstellung)

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AKADEMIE TORGELOW 2020-7 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) Kurs 7.4

Die Kunst der Kommunikation auf internationaler Ebene

Kursleitung

»WHEN WE ONLY TALK TO PEOPLE WHO THINK LIKE WE DO,WE JUST GET MORE STUCK IN OUR WAYS, MORE DIVIDED,AND IT GETS HARDER TO COME TOGETHER FOR A COMMON PURPOSE.«

(MICHELLE OBAMA, MAI 2013)

Wie können wir andere von unseren Vorstellungen überzeugen?

Diese Frage stellen wir uns immer wieder – gerade in Zeiten von Klimakrise, Flüchtlingsphänomenen und voranschreitender Globalisierung. Doch müssten wir uns nicht erst einmal fragen, woher unsere eigenen Überzeugungen stammen?

Und was denken eigentlich die anderen und warum?

Wer effektiv kommunizieren will, muss nicht nur sich selbst kennen, sondern auch die anderen verstehen lernen. Sowohl in der Familie als auch in Schule und Freizeit ist man zum Beispiel bei Gruppenarbeiten

oder beim Teamsport auf die Verständigung mit ande-ren angewiesen.

Spätestens im Auslandsstudium oder während des Erasmusjahrs wird die Kommunikationsfähigkeit noch weiter auf die Probe gestellt: Dabei kommt es nicht nur auf die Fremdsprachenkenntnisse an, sondern man muss sich vor allem auf neue Denkweisen einlassen können.

Aber auch im Einwanderungsland Deutschland wird die Gesellschaft immer internationaler. Wer eine neue Kultur kennenlernt, kann damit vor allem seine eigene besser verstehen. Vor diesem Hintergrund erscheinen neben inter- und transkultureller Kommunikation auch Konzepte wie Integration, Assimilation und In-klusion in einem neuen Licht. Dazu werden im Kurs gemeinsam theoretische Grundlagen erarbeitet.

Darüber hinaus können internationale Initiativen sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft nicht nachhaltig erfolgreich sein ohne ausreichendes kultu-relles Bewusstsein. Deshalb besteht der Kurs haupt-sächlich aus interaktiven Elementen wie Gruppenar-

beiten, Diskussionen, Planspielen und praktischen Aufgaben. Damit werden die Teilnehmenden für die eigenen kulturellen und sprachlichen Eigenheiten sensibilisiert, um ihnen dadurch einen reflektierten Umgang mit ihnen unbekannten Kulturen zu ermög-lichen.

Um sich vorzubereiten, erhalten sie Material zur Selbst-reflexion sowie entsprechende Literatur mit einem Schwerpunkt auf Team- und Projekt-Management. Im Kurs selbst setzen sich die Teilnehmenden in ver-schiedenen Gruppenaktivitäten kritisch mit aktuellen Fragestellungen und Fallbeispielen aus Politik und Wirtschaft auseinander. Anschließend analysieren und reflektieren sie gemeinsam ihr Kommunikationsverhal-ten.

Auf diese Weise erlernen sie, mit den kulturellen Herausforderungen in Alltag und Berufsleben nicht nur effektiv umzugehen, sondern diese auch als Chance zu begreifen, ihren internationalen Partnern auf Augen-höhe zu begegnen, um sich gemeinsam weiterzuent-wickeln.

Jallaleddin Sememy (Jg. 1988) ist in Iran geboren und lebt seit 2004 in Deutschland. Er studierte an der Technischen Universität Darmstadt Maschi-nenbau. Seitdem arbeitet er als Consultant und Projektmanager in der pharma-zeutischen Industrie. Er kommuniziert gerne und viel, um Produktionsabläufe zu digitalisieren. Seine Management-Erfahrungen aus internationalen Projekten in Europa, Lateinamerika und Asien möchte er als ehemaliger DSA-Teilnehmer gerne weitergeben. Auch in seiner Freizeit reist er gerne, fährt Ski und beschäf-tigt sich mit der Geschichte, Politik und Kulinarik des Nahen Ostens.

Bettina Wolff (Jg. 1992) studierte International Business in Warwick und an der Sciences Po Paris. Danach arbeitete sie in einem Londoner Marketing-Unternehmen und engagierte sich als Präsidentin von JEF UK in der Europapolitik. Nach einigen Monaten als Team Leader eines UN-Entwicklungsprojekts in Bolivien schrieb sie zwei Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ihr Masterstudium der Migration und Integration im Mittelmeerraum führte sie nach Italien, Tunesien und Frank-reich. Ihre transkulturellen Erfahrungen möchte sie gerne weitergeben. Als ehema-lige DSA-Teilnehmerin des Musicalkurses singt und tanzt sie leidenschaftlich.

Let’s come together!

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(30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) AKADEMIE TORGELOW 2020-7Kurs 7.5

»Denn vor dem Sein gibt es Politik.« (Deleuze/Guattari)Grundlagen der politischen PhilosophiePolitik wird von allen gemacht, alle machen ständig Poli-tik. Das Kollektiv, dem alle angehören, hat verschiedene Formen: eine Stadt, eine Partei, eine Klasse, eine Gesell-schaft, eine Politgruppe, die Menschen im Allgemeinen. Da diese Formen umkämpft sind, sind politische Sub-jekte problematisch und prekär - nicht nur heute, in der Krise des Politischen. Insofern alle immer schon politi-siert sind, wird ihrerseits Philosophie, deren herkömm-liche Aufgabe es ist, nach dem Wesen des Seins zu fra-gen, von solchen Formen und Subjekten unterspült. Das heißt umgekehrt, dass Philosophie in erster Linie darüber Auskunft geben kann, was politisch sei.

Der Kurs geht den Spuren dieses Verhältnisses von Philosophie und Politik nach. In einem ersten Schritt zeigt er anhand philosophischer Begriffsgeschichte auf, wie der Sinn von Politik weit über Herrschaftstechnik und Staatenlenkung hinausgeht. Politik wandelt sich in das Politische. In einem zweiten Schritt geht es darum, Begriffe aus politischer und philo-

sophischer Theorie zu erarbeiten, die den Finger in die Wunde der Frage nach gegenwärtiger politischer Hand-lung legen.

Dabei lernen die Teilnehmenden, dass die Konstruktion von Begriffen den Kern philosophischer Fragestellungen ausmacht. Begriffe wiederum prägen das Politische und den politischen Diskurs dadurch, dass sie bestimmen, wer dort auftaucht, marginalisiert wird, oder das Wort führt. Anhand von Begriffen wie Subjekt, Ideologie,

Metaphysik, Produktion, Umwelt, Revolution, Minderheit oder Aktion vollziehen die Teilnehmenden nach, wie Sprache Politik kodiert, indem sie selber Diskurse orientieren.

Der Kurs stellt im Vorfeld Textmaterial bereit – etwa achtzig Seiten Text unterschiedlichster Gattung, Form, Dichte und Entstehungszeit –, dessen gemeinsame Aneignung den Teilnehmenden verschiedene Lektüre-, Interpretations- und Diskussionstechniken vermittelt. Dadurch lernen die Teilnehmenden einerseits, wie Rezeptionslinien und Verweisstrukturen einen wissen-

Niklas Draeger (Jg.1991) wurde in einer Kölner Vorstadt geboren. 2010 ge-wann er den Bundeswettbewerb Philosophischer Essay und nahm an der Philosophischen Olympiade in Athen teil. Seitdem war er als Dozent beim Bundeswettbewerb tätig und gab Seminare zu Adorno, Foucault, Badiou und Kino. Er studierte Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin. Gemeinsam mit Henri Lütkemeier unterrichtete er an der Freien Universität Berlin in Ästhetik und Materialismus. Von 2015 bis 2017 war er Schauspieler an der Volksbühne-am-Rosa-Luxemburg-Platz. Seitdem lebt und arbeitet er als freier Schauspieler in Berlin und Köln.

Henri Lütkemeier, (Jg. 1991) wuchs auf dem Land in Westfalen auf. Er hat in Berlin und Paris Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Philosophie bedeutet ihm Reflexion und Nachdenken über geteilte Lebensformen, an denen er sein eigenes Leben und seine eigenen Erinnerungen ausrichtet. In Frankreich hat er eine nichtstaatliche Philosophieschule mitgegründet und engagiert sich im Kampf gegen Sozialleistungsabbau. Seit 2019 arbeitet er an einer Doktor-arbeit über Transzendentale Philosophie und Maschinentheorie. Er lebt und schreibt in Paris.

schaftlichen Kanon bilden, und andererseits, diesen Kanon selbst zu hinterfragen. Methodisches Ziel des Kurses ist es, das Verhältnis von Sprache und Schriftlich-keit zu reflektieren.

Wer den Kurs absolviert, der oder die kann auf grund-sätzliche philosophische und politische Komplexe zugreifen, Fragen nach politischer Aktion stellen und sprachliche oder diskursive Verortung von Philosophie und Politik rekonstruieren.

Kursleitung

Für den Kurs sind keine Vorkenntnisse erforderlich – aber Leselust!

Arbeiter lesen eine Zeitung.

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AKADEMIE TORGELOW 2020-7 (30. JULI BIS 15. AUGUST 2020) Kurs 7.6

In Dir schlummert ein komisches Talent, und Du weißt nicht, wohin damit? In diesem Kurs haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr komisches Talent gemeinsam in der Gruppe zu entdecken, auszuprobie-ren und auf die Bühne zu bringen. Die Teilnehmenden analysieren dabei nicht nur Komik und Kabarett, son-dern erarbeiten sich zum Schluss selbst ihren eigenen Kabarettauftritt.

Was ist komisch? Wie erzeuge ich auf der Bühne Ko-mik? – Der Kurs analysiert die Definition, Funktion und Wirkungsweise von Komik auf der Bühne. Text, Musik, Gestik, Mimik, Erwartungsbrüche – all das kann auf der Bühne einen komischen Effekt erzielen. Die Bereiche Theater, Comedy und Clownerie spielen im Kurs eine Rolle; der inhaltliche Schwerpunkt liegt aber auf dem politischen Kabarett. Zudem sind Stilmittel der sprach-lichen Komik wesentlicher Bestandteil des Kurses.

Komik entsteht oft dann, wenn scheinbar Passendes mit-einander kollidiert. Das kann auch zwischen Form und Inhalt geschehen. Die Form des Gedichts oder Liedes ist für solche Zwecke besonders geeignet, weshalb sie im Kurs einen besonderen Stellenwert einnimmt. Eine vertiefende Kurseinheit zu Reimlehre und Metrik weitet den Blick auf die reichen Möglichkeiten der deutschen Sprache, sich in einer perfekten Form auf die Welt »ei-nen Reim zu machen«. Die fundamentale Regel ist dabei nicht verhandelbar: Zwei Wörter reimen sich, wenn sie ab dem letzten betonten Vokal gleich und davor un-gleich klingen. Ausnahmen von einer Form kann sich nur erlauben, wer diese Form verstanden und verinner-licht hat.

Mit solchen Erkenntnissen im Gepäck erarbeitet der Kurs einzelne Kabaretttexte selbst. Von der Kursleitung angeleitet, widmen sich die Teilnehmenden ihren The-men in Kleingruppen und mehreren Arbeitsschritten. Die Erkenntnis, dass nicht jede Idee (eigentlich fast kei-

ne) gleich zu Beginn perfekt aus der Feder fließt, kann auf dem Weg zum bühnenreifen Text ein hilfreicher Einblick in den Kabarettistenalltag sein. Die mehrfache Überarbeitung eigener Gedanken ist für den Kabaret-tisten eine Selbstverständlichkeit.

Zum Auftritt gehören neben dem Inhalt auch Bühnen-präsenz und Körpersprache. Ansätze aus dem Bühnen-spiel regen die Spiellust der Teilnehmenden an und schärfen den Blick für das Komische. Ausgewählte Spiele dienen hier zur Anregung von individuellen sprach-lichen und körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten sowie von Gefühl, Fantasie und Spontaneität.

Wünschenswert für den Kurs sind Interesse an Politik sowie Team- und Kritikfähigkeit. Theoretische Grundla-gen werden im Vorfeld durch Referate erarbeitet. Weitere Schwerpunkte der Kursarbeit sind kreatives Schreiben und das Ausprobieren der Interaktion von Körper und Sprache.

Für den Kurs sind Kenntnisse der deutschen Sprache auf Mutterspracheniveau erforderlich. Bühnenerfahrung und musikalische Fähig-keiten sind willkommen, werden aber nicht vorausgesetzt.

Kursleitung

Tilman Lucke (Jg. 1984) aus Berlin ist politischer Kabarettist und plant für Herbst 2020 sein neuntes Soloprogramm. Die SchülerAkademie kennt er seit 2002 als Teilnehmer und hat seitdem viele DSA-Kurse geleitet. 2008 wurde er in die Celler Schule für Textdichter aufgenommen, 2011 erhielt er den Melsun-ger Kabarettpreis Scharfe Barte, 2013 den Stuttgarter Chansonpreis Troubadour und 2018 den Liedermacherpreis Hoyschrecke aus Hoyerswerda. In der Berliner Distel moderiert Tilman die monatliche Late-Night-Show Frisch gepresst und sein Jahresrückblicksprogramm Lucking zurück.

Barbara Stephenson (Jg. 1990) studierte Schauspiel in Berlin. Neben diversen Theaterproduktionen, u. a. an der Komische Oper Berlin, kreiert sie Kurzfilme und erschafft ihre Clownsfigur »Pipip«. Mit ihrem Theaterprojekt in Kenia (2013) beginnt ihre Laufbahn als Anleiterin für Theater- und Pantomimekurse. Sie schließt die Grundlagenausbildung in Theaterpädagogik nach BuT ab. Mo-mentan gibt sie Theaterworkshops für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Ansonsten geht sie gern die Welt entdecken und stellt sich neuen Herausfor-derungen. So freut sie sich, in diesem Sommer das erste Mal als Kursleiterin für die DSA tätig zu sein.

Komik auf die Bühne bringen – Kabarett und Comedy

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JGW-SchülerAkademien

Wer selbst das große Glück hatte, an einer SchülerAkademie teilzunehmen, weiß, wie besonders, bereichernd und prägend dieses Erlebnis ist. Rückblickend möch-te man es unter keinen Umständen missen und ist dankbar für diese erhaltene Chance.

Jedes Jahr können zahlreiche hochmotivierte Schülerinnen und Schüler nur des-halb nicht in den Genuss einer SchülerAkademie kommen, weil nicht in gleicher Zahl Plätze zur Verfügung stehen wie geeignete Teilnehmende. Deshalb haben es sich ehemalige Teilnehmende der Deutschen SchülerAkademie zur Aufgabe gemacht, zusätzlich zum bestehenden Programm weitere SchülerAkademien nach demselben Konzept anzubieten. So soll noch mehr Schülerinnen und Schülern das Erlebnis einer SchülerAkademie ermöglicht werden.

Aus diesen Überlegungen entstand der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), der seit 2004 die JGW-SchülerAkademien unter dem Dach der Deutschen SchülerAkademie ausrichtet. Organisiert werden die Aka-demien von einem ehrenamtlich arbeitenden Team aus Schülerinnen und Schü-lern, Studierenden und jungen Berufstätigen in enger Kooperation mit der von Bildung & Begabung gGmbh ausgerichteten Deutschen SchülerAkademie. Auch die Kurs- und Akademieleitenden der JGW-Akademien arbeiten ausschließlich

ehrenamtlich und sind meist Ehemalige der Deutschen SchülerAkademien oder JGW-Akademien.

Dauer

Mit 12 Tagen Dauer sind die beiden JGW-Akademien etwas kompakter als die übrigen SchülerAkademien. Der Ablauf entspricht dennoch im Kern dem Ablauf der 16-tägigen SchülerAkademien (siehe Seite 13), d.h. es finden Exkursionstag, Rotation, Konzert und Abschlussabend etc. statt.

Die JGW- SchülerAkademien

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Teilnahmebedingungen

Die Teilnahmebedingungen sowie das Bewerbungsverfahren für JGW-Kurse ent-sprechen den Teilnahmebedingungen und dem Bewerbungsverfahren für Kurse, die von der Deutschen SchülerAkademie angebotenen werden. Das heißt, es kön-nen bei der Bewerbung sowohl Kurswünsche für die Deutsche SchülerAkademie als auch für die JGW-SchülerAkademien angegeben werden. Die Zuteilung der Kurse geschieht durch die Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie. Erst nach der Zuteilung wird die weitere Organisation und Betreuung vom JGW-Team übernommen.

Kosten/Ermäßigung oder Erlass

Aufgrund der mit 12 Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden der JGW-SchülerAkademien eine Eigenbeteiligung von 410 Euro erwartet. Hin-sichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die gleichen Bedingungen wie bei der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 16), d.h. die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder ganz erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung der

Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Er-halt der Teilnahmezusage bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie zu stellen.

Weitere Projekte

Neben den zwei JGW-SchülerAkademien wird vom Verein JGW die Nachhaltig-keitsAkademie, d.h. eine SchülerAkademie unter dem Oberthema Nachhaltigkeit, organisiert (siehe Details ab Seite 93). Weiterführende Informationen zur Arbeit des Vereins, zu den Organisationsteams und den Projekten sind auf www.jgw-ev.de zu finden.

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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2020-111. bis 22. August 2020

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg liegt im nord-westlichen Niedersachsen inmitten eines vor mehreren hundert Jahren trocken-gelegten Moorgebietes. Am westlichen Rand von Papenburg gelegen, ist das über fünf Hektar große Außengelände von kleinen Kanälen durchzogen, die in einen großen See münden. Mit den hauseigenen Ruderbooten können der See und die Kanäle erkundet werden.

Unmittelbar an den See grenzt das langgezogene Haupthaus, an dessen Seeseite sich ein durchgehender Wintergarten mit zahlreichen exotischen Pflanzen befin-det. Die Zimmer im Haupthaus öffnen direkt zum Wintergarten mit Blick auf den See. Weiterhin liegen zwei weitere Häuser auf dem Gelände, die schöne Zimmer zur Verfügung stellen. Die Unterbringung erfolgt in Zwei- oder Dreibettzimmern.

Mit den Fahrrädern des Standorts kann die nähere Umgebung erkundet werden. Weiter entfernte Ziele, wie Führungen durch die Meyer Werft, in der u.a. große Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, stehen im Rahmen der Exkursionen auf dem Programm; weitere Ausflugsziele beinhalten beispielsweise Führungen durch das Barockschloss Clemenswerth oder Fahrradtouren zusammen mit dem Natur-schutzbund in das nahegelegene Moor.

Fortsetzung siehe Seite 85

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PROGRAMM

JGW-1.1 Mit Katastrophen rechnenJGW-1.2 Wächter des LebensJGW-1.3 Wer haftet für Mr. Robot?JGW-1.4 Behavioral Economics: Systematisch irrational?!JGW-1.5 »Wir sind alle postkolonial«JGW-1.6 Woher kommen denn die Übel?

Akademieleitung

Josepha Rörig (Jg. 1994) studierte Pharmazie in Heidelberg und Lon-don. Derzeit arbeitet und forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pharmazie in Leipzig an modernen Arzneimitteltransport-systemen. In ihrer Freizeit geht sie gerne wandern, übt sich im Yoga oder entdeckt neue Cafés. Seit ihrer Teilnahme an der JGW-SchülerAkademie 2012 engagiert sich Josepha im JGW-Team. Sie freut sich auf ihre dritte Akademieleitung.

Juri Jegelka (Jg. 1997) studiert Molekulare Biotechnologie im Master an der Uni Heidelberg. Er interessiert sich besonders für die Neurowissen-schaften und Biopsychologie. Außerhalb der Universität trifft man ihn beim Yoga, Tanzen oder Lesen. Mit seinen Freunden kocht er gerne und verbringt gesellige Abende in der WG-Küche. Im Sommer 2015 nahm Juri selbst an einer JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil. Seitdem über-nahm er verschiedene Aufgaben im SchülerAkademie-Team und freut sich dieses Jahr auf seine zweite Akademieleitung.

Nina Dengg (Jg. 1992) arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeite-rin am Lehrstuhl für die Geschichte des Mittelalters der Universität Mag-deburg und beschäftigt sich dort mit mittelalterlichen Handelsstraßen. Vorher hat sie Ur- und Frühgeschichte, mittelalterliche Geschichte und Ethnologie in Heidelberg studiert. Wenn sie sich nicht gerade mit vergan-genen Kulturen beschäftigt, tummelt Nina sich in multimedialen, kulina-rischen oder fantastischen Welten und ist immer wieder in verschiedenen Weltteilen anzutreffen. Im Jahr 2010 nahm sie selbst an der JGW-Schüler-Akademie in Papenburg teil und arbeitet seitdem mit Freude in verschie-

denen Funktionen im SchülerAkademie-Team mit. Sie freut sich darauf, zusammen mit Josepha und Juri ihre fünfte Akademie zu leiten.

Leitung kursübergreifende Musik

Florian Kranhold (Jg. 1993) ist in Andernach am Rhein aufgewachsen, hat in Tübingen Mathematik studiert und promoviert derzeit in Bonn im Bereich der Algebraischen Topologie. Seit seiner JGW-SchülerAkademie in Papenburg 2011 nimmt er regelmäßig an den EhemaligenAkademien des CdE e.V. teil und leitet dort diverse Chöre und kleinere Ensembles, meist mit Schwerpunkt auf Barock und Frühromantik, doch nicht selten deut-lich experimenteller. Außerhalb von Akademien singt er in viel zu vielen Chören. Bleibt dann noch Zeit übrig, versucht er vergeblich, analytische

Philosophen zu verstehen.

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland

Spillmannsweg 30

26871 Papenburg

www.hoeb.de

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(11. BIS 22. AUGUST 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1Kurs JGW-1.1

Versicherungsmathematik in Aktion

Robert Lang (Jg. 1986) lebt seit 2005 im Raum München und hat dort an der Technischen Universität Mathematik und Physik studiert. Nach seiner Promotion in Theoretischer Physik arbeitet er nun als Unternehmensberater für Banken und Versicherungen. Viele auch private Reisen vor allem innerhalb Europas erfordern neue Kräfte, die er hauptsächlich aus Büchern und Comics, Musik jenseits der Charts sowie Wanderungen mit Freunden schöpft. Bereits heute freut er sich auf seine dritte Kursleitung bei einer JGW-SchülerAkademie.

Philipp Möller (Jg. 1992) kommt aus Burgdorf bei Hannover und arbeitet nach einem Studium der Mathematik als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Finance der Georg-August-Universität Göttingen. In seiner Freizeit kann man ihn zwischen Ski, Schach, Fußball und Tanzen bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten oder beim gemütlichen Kochen anfin-den. Seit seiner Teilnahme im Sommer 2010 war er in verschiedenen Funkti-onen an der Vorbereitung der JGW-SchülerAkademien beteiligt und freut sich nun darauf, mit Robert einen spannenden Kurs anbieten zu können.

Kursleitung

Mit Versicherungen kommt man im Alltag an den unterschiedlichsten Stellen in Kontakt: Mit dem Füh-rerschein kommt die Frage nach einer Kfz-Haftpflichtversicherung auf, bei Reisebuchungen werden spezielle Gepäck- oder Rück-trittsversicherungen angeboten, beim Smartphone-Kauf können Versicherungen für Displaybruch oder Verlust erworben werden. Die deutschen Versicherungen spie-len mit über 200 Milliarden Euro Beitragsvolumen pro Jahr neben den Banken eine wesentliche Rolle in der internationalen Finanzwelt und sind schon aus dieser Blick-richtung alles andere als langweilig.

Dieser Kurs erlaubt einen Einblick in die ökono-mischen und mathematischen Zusammenhänge, die in der modernen Versicherungswirtschaft An-wendung finden. Zunächst schafft der Kurs ein grundlegendes Verständnis für die verschiedenen

Versicherungssparten und Produktspektren. Ob der ihr übertragenen Verantwortung ist zusätzlich ein

juristischer Blick auf das Versi-cherungsgeschäft wichtiger Teil dieser Einführung.

Wechselt man gedanklich auf die Seite einer Versicherung, so ist man schnell mit grund-sätzlichen Fragen konfrontiert: Kann jedes Risiko versichert werden? Wie berechnet sich der Preis einer Versicherung, also die Prämie, die der Kunde bezahlen muss? Was müssen Versicherungen tun, damit sie

im Falle von katastrophal hohen Schäden zahlungsfä-hig bleiben?

Um den Zufall in den Griff zu bekommen, erarbeitet sich der Kurs solide Kenntnisse in mathematischer Stochastik. Dieses faszinierende Teilgebiet der Mathe-matik, das in der Schule häufig vernachlässigt wird, ist in der realen Anwendung umso wichtiger, etwa

beim Äquivalenzprinzip oder dem kollektiven Risi-koausgleich. Neben diesen allgemeinen Prinzipien beschäftigt sich der Kurs auch mit spezifischen Fra-gestellungen der Schaden- und Lebensversicherung. Diese beiden Fachbereiche haben spezialisierte Mo-delle und mathematische Methoden entwickelt, die einen tiefen Blick in die Wirkungsweise von Versiche-rungen erlauben.

Weitet man den Blick, so ergeben sich im Rahmen von Rückversicherungen und alternativem Risiko-transfer faszinierende Strukturen aus Finanzmarkt, Unternehmen, Staaten und Banken. Diese werden von den Teilnehmenden genauso unter die Lupe genommen wie gesellschaftliche Trends (demogra-phischer Wandel) und makroökonomische Rahmen-bedingungen (Niedrig- bzw. Negativzins), die großen Einfluss auf die Versicherungsbranche haben. Ebenso wird permanent reflektiert und hinterfragt, welche ökonomischen Motive und welcher volkswirtschaft-liche Nutzen Versicherungen legitimieren. Neben Mathematik, Ökonomie und ein bisschen Program-mierung lernt man in diesem Kurs sicherlich auch etwas fürs Leben.

Streudiagramme für die Unabhängigkeits-Copula (links) und Clayton-Copula (rechts) zur Illustration unterschiedlicher

Abhängigkeitsstrukturen von Zufallsvariablen (Quelle: eigene Abbildung)

Mit Katastrophen rechnen

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1 (11. BIS 22. AUGUST 2020)

Kurs JGW-1.2

Wächter des LebensMoleküle, die uns täglich am Leben haltenDas Immunsystem besteht aus einem komplexen Netz-werk verschiedenster Zellen und Moleküle, die den Kör-per engmaschig überwachen. Beschäftigt man sich nä-her mit diesem Thema, hat man eine illustre Mischung vor Augen: Killer-Zellen, die im Nahkampf ihre Feinde stellen, Helfer-Zellen, die verwundete Kämpfer versorgen und B-Zellen, die spezifische molekulare Geschosse frei-setzen. Bei genauerer Betrachtung kommt dazu noch ein vielschich-tiges Netzwerk aus kleinen Protei-nen: Das Komplement-System.

All diese zellulären und moleku-laren Akteure arbeiten zusammen. Allerdings werden dabei nicht nur körperfremde Erre-ger entdeckt und bekämpft, auch körpereigene Zellen werden ständig kontrolliert. Aber woran erkennt das Immunsystem, dass eine Zelle infiziert oder entartet ist? Welche Mechanismen stellen sicher, dass gesunde Zel-len im Eifer des Gefechts nicht angegriffen werden? Und wie wirken diese komplizierten Systeme auf zellulärer und molekularer Ebene zusammen?

Diese Fragen setzen den Rahmen für die gemeinsame Kursarbeit. Zu Beginn der Kursarbeit werden wir die Prinzipien der zellulären Kommunikation sowie we-sentliche Regulations- und Steuermechanismen erar-beiten. Darauf aufbauend lernen die Teilnehmenden die Akteure des Immunsystems kennen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der »Ausbildung« der verschie-

denen Zelltypen, die sicherstellt, dass körper-eigen von körperfremd unterschieden werden kann. Was passiert nun aber, wenn diese Unter-scheidung nicht mehr

zuverlässig getroffen wird? Und welche Rolle spielt das Immunsystem bei der Bekämpfung und Entstehung von Krebserkrankungen? Auf den erarbeiteten Grundlagen werden die Teilnehmenden in Gruppen solche und andere komplexe Anwendungen beleuchten und eigene Recherche betreiben. In einem zweiten Anteil der Kurszeit und teilweise par-allel zu dem Erarbeiten der molekularbiologischen Fra-gestellungen werden die Grundlagen des wissenschaftli-chen Arbeitens in den Blick genommen. Dabei wird z.B.

die wesentliche Frage behandelt, wie sich ex-perimentell Erkennt-nisse über molekulare und zelluläre Prozesse gewinnen lassen. Im Zuge dessen werden auch mathematisch-statistische Grundla-gen des naturwissen-schaftlich-empirischen Erkenntnisgewinns diskutiert.

Ein weiteres Thema ist die Darstellung von Forschungsergebnissen in Form von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Teilneh-menden lernen dabei primäre Literatur zu Forschungs-ergebnissen zu recherchieren und ihr erlangtes Wissen entsprechend aufzuarbeiten. Neben der schriftlichen Darstellung wird zuletzt auch die visuell unterstützte Präsentation und Diskussion von wissenschaftlichen Fragestellungen und Erkenntnissen erarbeitet und ange-wendet.

Kursleitung

Voraussetzung für die Kursteilnahme sind Inte-resse am Thema, hohe Motivation und die Bereit-schaft, sich auch im Vorfeld mit englischsprachiger Fachliteratur zu beschäftigen.

Katharina Becker (Jg. 1991) studierte Molekulare Biotechnologie und Biome-dizin in Heidelberg, Stockholm (Schweden) und Tel Aviv (Israel). Sie interes-siert sich besonders für Biophysik und Biomathematik. Neben dem Studium arbeitete sie im Produktmanagement für invitro Diagnostika. Seit Ende ihres Studiums arbeitet sie in einer Unternehmensberatung. In ihrer Freizeit kocht und isst sie mit Leidenschaft, auch gerne in Gesellschaft, und verbringt mög-lichst viel Zeit im Freien.

Lorenz Wüsthof (Jg. 1992), in Berlin geboren, studierte Physik und Medizin in Heidelberg und promovierte am Deutschen Krebsforschungszentrum über radiologische Brustkrebsfrüherkennung. Seit Ende des Studiums lebt er in Freiburg und arbeitet dort als Arzt. In seiner Freizeit spielt er Klavier, übt sich in Gesang und lebt im Europa-Park.

Menschliche T-Zelle (blau), die von HI-Viren (gelb) angegriffen wird. T-Zellen sind ein

wesentlicher Bestandteil der adaptiven Im-munabwehr. Quelle:Seth Pincus, Elizabeth Fi-scher and Austin Athman, National Institute of Allergy and Infectious Diseases, National

Institutes of Health

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(11. BIS 22. AUGUST 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1Kurs JGW-1.3

Wer haftet für Mr. Robot?Rechtliche Rahmenbedingungen für digitale Innovationen

Kursleitung

Ob soziale Medien, selbstfahrende Autos oder Kryp-towährungen: Technologischer Fortschritt stellt die Rechtsordnung immer wieder vor Herausforde-rungen. Unter welchen Voraussetzungen ist ein innovatives Produkt oder eine innovative Dienst-leistung erlaubt? Wie kann das Rechtssystem technischen Fortschritt ermöglichen und gestal-ten – anstatt ihn zu brem-sen? Welche juristischen Akteure geben Antworten auf diese Fragen – die Gerichte oder der Gesetzgeber?

Die voranschreitende Digitalisierung prägt gesell-schaftliche Prozesse in vielfältiger Weise: Selbstfah-rende Autos und andere autonome Systeme treffen selbständig Entscheidungen, die erhebliche Aus-wirkungen auf Eigentum, Gesundheit und andere Rechtsgüter haben können. Auf digitalen Plattformen

gewinnen Facebook, Google und Co. aufgrund von Netzwerkeffekten eine markbeherrschende Stel-lung, die es ihnen erlaubt, auch über personalisierte

Werbung hinaus Geschäftsfelder in allen Lebensbe-reichen zu entwi-ckeln. Im »Internet der Dinge« werden Produktionsanla-gen wie auch Haus-haltsgegenstände digital vernetzt und tauschen große

Mengen an Daten aus. All diese Innovationen werfen zahlreiche Fragen in Zivil-, Straf-, und Verwaltungs-recht auf. Es ist häufig unklar, ob sie bereits von althergebrachten Gesetzen erfasst, und wie diese an-zuwenden sind. Nicht selten wird die Forderung laut, dass neuartige Technologien neuartige Regulierung erfordern.

Ziel des Kurses ist es zu untersuchen, wie die Rechts-ordnung technologischen Fortschritt begleitet und steuert. Dabei wird auch diskutiert, welche Auswir-

kungen die Digitalisierung auf die Arbeitsweisen und -methoden von Juristen selbst hat. Dazu untersuchen die Teilnehmenden zunächst anhand von Beispielen, wie die Rechtsordnung in der Vergangenheit auf technologischen Fortschritt reagiert hat. In diesem Zusammenhang erarbeiten sie relevantes Grund-wissen über die Rechtsordnung und die juristische Denk- und Arbeitsweise. In einem zweiten Schritt lernen die Teilnehmenden ausgewählte digitale In-novationen und Geschäftsmodelle kennen. Im Zen-trum des Kurses steht sodann die Anwendung der erarbeiteten juristischen Grundkonzepte auf diese technologischen Neuerungen. In Kleingruppen ana-lysieren die Teilnehmenden einzelne aktuelle Fragen der Digitalisierung aus juristischer Perspektive und diskutieren mögliche Lösungsansätze.

Voraussetzung für den Kurs ist ein Interesse an der Funkti-onsweise der Rechtsordnung und an aktuellen technologisch-gesellschaftlichen Fragestellungen. Die Teilnehmenden sollten zudem bereit sein, im Vorfeld und während des Kurses umfangreiche und anspruchsvolle juristische Texte, wie zum Beispiel Gesetzesmaterialien, Gerichtsentscheidungen und Fachartikel, zu lesen und zu analysieren.

Jan-Laurin Müller (Jg. 1994) studiert Jura mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung an der Universität Bayreuth und kennt Sebastian von ge-meinsamen Veranstaltungen der Studienstiftung des deutschen Volkes. Er ar-beitet als Hilfskraft an einem zivilrechtlichen Lehrstuhl und plant nach seinem Examen im März 2020 eine Doktorarbeit über die Herausforderungen der Di-gitalisierung für das Privatrecht. Er freut sich auf seine erste SchülerAkademie und hofft, dass er nicht nur die Teilnehmenden für Jura begeistern, sondern auch von ihnen lernen kann!

Sebastian Steuer (Jg. 1992) hat Jura und Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth und Frankfurt studiert. Während seines Rechtsreferendariats hat er unter an-derem in einer internationalen Anwaltskanzlei und in der Rechtsabteilung von Google gearbeitet. Er interessiert sich für Gesellschaftsrecht, Finanzmarktregu-lierung, Digitalisierung und ökonomische Analyse des Rechts. Derzeit absol-viert er ein LL.M.-Studium an der Harvard Law School. Anschließend möchte er promovieren. In seiner Freizeit fährt Sebastian gerne zum Wandern oder Skifahren in die Berge. Außerdem ist er passionierter Brettspieler.

https://www.needpix.com/photo/332950/internet-internet-security-right-internet-law-jura-

justice-paragraph-court-law

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1 (11. BIS 22. AUGUST 2020)

Kurs JGW-1.4

Behavioral Economics: Systematisch irrational?!Wie unterbewusste Abläufe unser (wirtschaftliches) Verhalten steuern

Kursleitung

Warum sind unsere Neujahrsvorsätze fast immer zum Scheitern verurteilt? Warum essen Menschen Fast Food, obwohl sie wissen, dass es ihnen eigentlich schadet? Warum ist es so schwer, das Handy beiseite zu legen? Wieso entscheidet unser Hirn in Sekunden, ob wir jemanden als kompetent einschätzen?

Unser Handeln in Wirtschaft und Alltag ist häufig irrational und dennoch berechenbar – warum das so ist: Unterbewusst werden wir permanent von vorgegebenen Verhaltensmustern gesteuert – oft ohne dass uns das aktiv klar wird.

Traditionell herrscht in den Wirtschaftswissenschaften die Annahme vor, dass Menschen ihre Entscheidungen vollständig rational treffen. Dem gegenüber stehen

die Erkenntnisse aus dem Bereich Behavioral Econo-mics, die Theorien und Forschungsergebnisse aus der Psychologie, den Neurowissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften verbinden: Statt des erwart-baren rationalen Verhaltens von Menschen beobachtet

man häufig irrationales und dem Menschen gar nicht bewusstes Verhalten. Hierbei handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um systematische Fehlentschei-dungen, die bei den meisten Menschen in ähnlicher Weise vorkommen. Es ist verblüffend: Ohne es zu wissen, sind wir also tagtäglich viel weniger »intelli-

genzgesteuert« als wir glauben! Anders ausgedrückt: Wir Menschen sind anfällig für Beeinflussung von Außen – durch so genannte »Nudges« können wir zu gewissem Verhalten motiviert werden.

Ziel des Kurses ist es, einen Einblick in das Fachgebiet der Behavioral Economics zu geben. Die Kursteilneh-

menden lernen zunächst klassische wirtschaftswis-senschaftliche Theorien und relevante Beiträge aus Psychologie und Neurowissenschaften kennen. Da-nach erarbeiten sie sich die jüngsten Erkenntnisse aus Behavioral Economics anhand von Fallbeispielen mit den Kursvortragenden. Nach einer Einführung in das Konzept »Nudging« entwickeln die Schülerinnen und Schüler im Team selbst »Nudges« als Lösungsansätze für Probleme aus den Bereichen Klimapolitik, Gender Equality und Social Media. Teil des Kurses ist auch die Durchführung eines wissenschaftlichen Experiments im Bereich Behavioral Economics sowie die gemein-same Auswertung der Forschungsergebnisse.

Den Kurs charakterisieren verschiedene Lernmetho-den, wie etwa Gruppenarbeiten, Präsentationen, Dis-kussionen und Experimente. Die Kursvortragenden legen besonderen Wert auf die Entwicklung und Förderung von wesentlichen »Soft Skills«, wie etwa aktives, stärkenbasiertes Feedback, die Fähigkeit zu Teamarbeit, Techniken der Präsentation sowie Persön-lichkeitsbildung.

Francisco Schlöder (Jg. 1988) studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Karlsru-he und Singapur und arbeitete anschließend in einer Unternehmensberatung. Seit knapp zwei Jahren promoviert Francisco an der Universität Bern (Schweiz) im Bereich Behavioral Economics und Experimental Research. In seinen Experi-menten untersucht er vor allem, wann Menschen miteinander kooperieren. Sei-ne Freizeit verbringt Francisco am liebsten in den Bergen – im Winter auf Skiern bergab, im Sommer in Wanderschuhen bergauf – oder mit einem guten Buch.

Valérie Witzany (Jg. 1988) studierte Jura in Linz (Österreich), Management in Durham (Großbritannien) und Public Administration in New York (USA). Die Psychologie, die hinter menschlichen Handlungen steht, faszinierte sie sowohl im Rechtswesen als auch im Policy-Making: Wie können Gesellschaften zu bestimmtem Verhalten motiviert werden? Die Wahl-Münchnerin arbeitet für eine internationale Unternehmensberatung. Die Themen »Gender Equality« und »Politik« findet sie besonders spannend. Valérie liebt die Natur und die Berge ihrer österreichischen Heimat.

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(11. BIS 22. AUGUST 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1Kurs JGW-1.5

»Wir sind alle postkolonial«Kolonialismus, globale Machtverteilung und postkoloniale Theorie

Kolonialismus – für viele klingt das wie ein verstaubter Begriff aus vergangenen Zeiten. Wenn wir an Kolonia-lismus denken, verbinden wir damit zumeist ein histo-risches Ereignis, das längst abgeschlossen ist.

Gleichzeitig sprechen wir weltweit noch immer vom Nahen Osten, auch wenn diese Region der Welt ledig-lich aus europäischer Perspektive nah und östlich liegt. Bürgerkriege in afrikanischen Staaten werden dargestellt als Folgen fehlender Demokratie und Zivilisation, nicht jedoch ungerechter Grenzziehungen in der Vergangen-heit. Im UN-Sicherheitsrat verfügen die fünf ständigen Mitglieder Frankreich, Russland, die USA, China und Großbritannien über ein Vetorecht, obwohl sie nur ein geringes Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Europäische Bildung und Pässe scheinen darüber hi-naus von größerem Wert zu sein als beispielsweise die von Menschen in und aus Nepal oder Pakistan, und Afrika gilt als sogenannter »Chancenkontinent« für deut-sche Unternehmen.

Auch heute sind die Beziehungen zwischen Globalem Norden und Globalem Süden fundamental von der ge-meinsamen Vergangenheit der Kolonialisierung geprägt. Postkoloniale Studien thematisieren und analysieren das Nachwirken und Fortbestehen der Beziehungsmuster kolonialer Herrschaft. Deren (negativen) Folgen bekom-men – damals wie heute – vor allem Menschen im Glo-balen Süden zu spüren (z.B. Ausbeutung in den globa-len Arbeitsmärkten, nachteilige Handelsabkommen auf dem Weltmarkt, Einschränkung der internationalen Be-wegungsfreiheit, ausbleibende Reparationszahlungen).

Der Kurs sensibilisiert für postkoloniale Denkweisen und Strukturen und richtet sich dabei an diejenigen, die interessiert sind an (selbst-)kritischem Lernen und Hin-terfragen. Dafür werden zu Beginn zentrale Inhalte der Postkolonialen Theorien erarbeitet, die im Anschluss an aktuellen Beispielen in unterschiedlichen Bereichen wie Entwicklungs- und Migrationspolitik, Sprache, Reisepäs-sen, Welthandel und Museen angewendet werden.

Aus disziplinübergreifender Perspektive und mithilfe vielseitiger Materialien werden gemeinsam vergangene und gegenwärtige Verflechtungen und wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den Ländern des Globalen Nordens und Globalen Südens herausgearbeitet, um das, was als »modernes Europa« gilt, als Ergebnis kolo-nialer Interaktionen zu lesen. Darüber hinaus geht es darum, die Legitimationsstrategien verschiedener kolo-nialer und neokolonialer Diskurse zu untersuchen, um die normative Gewalt aufzudecken, die im Namen von Rationalität, Fortschritt und Entwicklung ausgeübt wird.

Kursleitung

Ferdinand Moeck (Jg. 1991) studierte in Freiburg und Straßburg Poli-tikwissenschaften und Journalismus sowie Friedens- und Konfliktfor-schung in London. Aktuell arbeitet er als freier Journalist in Berlin zu Themen wie der deutschen und europäischen Migrationspolitik. Die Dekonstruktion kolonialer Herrschaftsformen, theoretisch wie prak-tisch, sieht er als Grundbedingung für gerechtere Beziehungen in einer globalisierten Welt, sowohl zwischen Staaten als auch zwischen und innerhalb von Gesellschaften.

Julia Winkler (Jg. 1992) hat Politik- und Islamwissenschaft in Freiburg und Ra-mallah studiert und im Anschluss einen Master in Politics of Conflict, Rights and Justice in London absolviert. Danach war sie u.a. beim UN Hilfswerk für Palästina-Geflüchtete in Jordanien tätig. Derzeit lebt sie in Berlin und arbeitet dort für eine europäische Menschenrechtsorganisation. Julia ist überzeugt: »Das Private ist poli-tisch« und »das Politische ist privat« - das zeigen nicht zuletzt die aktuellen Diskus-sionen zur Klimakrise, Gendergerechtigkeit oder zum Mietendeckel. Insofern ist politische Theorie immer auch ganz alltägliche Praxis.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-1 (11. BIS 22. AUGUST 2020)

Kurs JGW-1.6

Woher kommen denn die Übel?Perspektiven auf die TheodizeeWann immer schreckliche Ereignisse wie das Erdbeben von Lissabon 1755, der Holocaust oder 9/11 passieren, wann immer ein unschuldiges Kind stirbt, stellt sich drängend die Frage: Warum all dieses Leid? Warum lässt Gott solches Leid zu? Wie kann der Glaube an einen guten und allmächtigen Gott angesichts Katastro-phen, Krankheit und Tod vor der Vernunft verantwortet werden?

Religionswissenschaft, Philo-sophie, Theologie – sie alle haben über Jahrhunderte hin-weg versucht, eine Antwort auf diese Fragen zu geben.

Eine der bekanntesten Fi-guren der Geistesgeschichte, die die Theodizeeproble-matik eindringlich vor Augen führt, ist die biblische Ge-stalt Ijob (auch Hiob oder Job). Bei ihr nimmt der Kurs seinen Ausgang.

Ijob, ein rechtschaffener und frommer Mann, wird zum Gegenstand einer Wette zwischen Gott (JHWH) und Satan. Der Satan bezweifelt, dass Ijob auch dann noch fromm und gottesfürchtig bleibt, wenn er leidet. JHWH hält dagegen und gestattet Satan, Ijobs Besitz zu ver-nichten, seine Familie zu töten und ihm seine Gesund-heit zu nehmen. Warum lässt JHWH dies zu? Und wie soll sich Ijob verhalten? Diese Fragen beantworten die

Protagonisten des Buchs Ijobs – Ijob selbst, seine Freunde und JHWH – je unterschiedlich. Welche Antwort die überzeu-gendste ist, soll in der ersten Kursetappe unter-sucht werden.

Die Philosophie behandelt die Hiobsfrage gewöhnlich unter dem Begriff der Theodizee. Er geht zurück auf den deutschen Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Leibniz entwickelt einen philosophischen Lösungsansatz der Theodizeefrage: Gott sei allwissend, allgütig und allmächtig, also könne die Welt, die er geschaffen habe, nur »die beste aller möglichen« sein. Alles Böse in der Welt sei Mangel an

Gutem. Diesen Argumentationsgang analysiert der Kurs in einer zweiten Etappe. Mit Blick auf den Satireroman Candide des französischen Schriftstellers und Philo-sophen Voltaire (1694–1778) soll gefragt werden: Bietet Leibniz eine befriedigende Lösung für das Theodizee-problem?

Mit dem Schrecken des Holocaust verschärfte sich die Theodizee: Hat auch Gott Schuld am Massenmord, am Leid von Millionen Jüdinnen und Juden? Viele Überlebende berichten, dass sie nach den Erlebnissen nicht mehr an einen allmächtigen, gütigen Gott glauben könnten. Für sie ist klar: Gott ist in Auschwitz gestorben. Andere versuchen, ihren Glauben und das in Auschwitz Erlebte in Einklang zu bringen, so auch Elie Wiesel (1928-2016). Seinem Zeugnis widmet sich die dritte Kursetappe. Nach Wiesel seien allgemeingültige Aussa-gen über Gott nicht mehr möglich, aber man müsse wei-ter mit ihm sprechen und den Zorn an ihn richten.

Schließlich nimmt der Kurs aktuelle Perspektiven auf die Theodizee in den Blick. Die Spannung aber bleibt: Lässt sich Leid mit einem Gottesglauben bewältigen? Lässt sich Leid ohne Gott bewältigen? Kann der Mensch ohne Gottesglaube froh werden?Kursleitung

Marie-Charlotte Merscher (Jg. 1992) studierte Philosophie und Katholische Theologie in Freiburg im Breisgau und Berlin. Schwerpunkte ihres Studiums waren Platon, Wittgenstein und die Transzendentalphilosophie Kants. Heute arbeitet sie als Referentin im Katholischen Deutschen Frauenbund in Berlin. Sie wirkte bereits auf vier JGW-SchülerAkademien mit und freut sich sehr, erneut einen Kurs mit Jan zu leiten. In ihrer Freizeit liest sie gute Bücher, treibt Sport und musiziert. Außerdem unternimmt sie gern mit Freunden Ausflüge in das rege Kunst- und Kulturleben von Berlin, Paris (Frankreich) und Hannover.

Jan Wilkens (Jg. 1992) promoviert in Potsdam am Institut für Jüdische Studi-en und Religionswissenschaft. Dabei interessiert er sich besonders für Themen der queeren jüdischen Community. Nach seiner Teilnahme an der JGW-Schüler-Akademie in Papenburg 2010 hat er im JGW-Team verschiedene Aufgaben über-nommen und ist die heimliche gute Fee des Vereins. Seine restliche Freizeit nutzt er, um sich in seine Rolle als angehender Hundepapa zu finden, fragwürdige Podcasts zu hören und in der Küche wunderbare Kreationen zu zaubern.

Hans Holbein d. J.: Der Leichnam Christi im Grabe. Öl und Tempera auf Linden-holz, 30,5 × 200 cm, Kunstmuseum Basel. Quelle: https://commons.wikimedia.

org/wiki/File:Hans_Holbein-_The_Body_of_the_Dead_Christ_in_the_Tomb.JPG

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JGW-SchülerAkademie Papenburg 2020-224. August bis 4. September 2020

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg

Fortsetzung von Seite 77

Für die Kursarbeit stehen in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Emsland verschiedene Seminarräume sowie das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum zur Verfügung. Jeder Kurs findet in einem Se-minarraum statt, der mit Beamer, Stellwänden und Flipchart ausgestattet ist. Sitz-gelegenheiten unter freiem Himmel können ebenfalls für die Kursarbeit genutzt werden.

Als anerkannte Heimvolkshochschule legt die Historisch-Ökologische Bildungs-stätte in Papenburg in ihrem eigenen Programm den Schwerpunkt auf Umwelt-bildung, Integration und gesellschaftliche Mitgestaltung. Besonderer Wert wurde beim Bau auf eine Energie und Ressourcen schonende Gestaltung gelegt. Die Bil-dungsstätte ist barrierefrei.

Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und nachhaltige Küche basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region erzeugt wurden. Auf Allergien, Unverträglichkeiten sowie vegetarische und vegane Ernährung wird Rücksicht genommen.

Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die Anlage ausreichend Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Lagerfeuerstelle und großzügige Freiflächen laden zur abwechslungsreichen Beschäftigung ein. Turnhalle und Sportplatz einer nahegelegenen Schule können meistens ebenfalls genutzt werden.

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PROGRAMM

JGW-2.1 Geometrie und die Mathematik der PhysikJGW-2.2 QuantenmechanikJGW-2.3 Möglichkeiten und Risiken der GentechnikJGW-2.4 Von »Krieg und Frieden«JGW-2.5 Globaler WandelJGW-2.6 Negotiating Identities?

Akademieleitung

Lisa Löbling (Jg. 1993) ist meistens in der Nähe eines Teleskops zu fin-den. Sie studierte Physik und promoviert seit 2017 in Tübingen im Be-reich der Astrophysik. Ihr Schwerpunkt ist die Spektralanalyse von hei-ßen ausgebrannten Sternen. Dazu verbrachte sie ein Jahr bei der Euro-päischen Südsternwarte in Garching und beobachtete mit den größten Teleskopen in der Chilenischen Atacama-Wüste. 2011 war sie selbst als Teilnehmerin und 2018 als Kursleiterin bei der Schülerakademie in Pa-penburg und freut sich jetzt wieder dabei zu sein. Ihre Freizeit verbringt

sie gerne mit einem guten Buch oder auf dem Tennisplatz.

Vinzenz Jüttner (Jg. 1998) absolvierte 2016 sein Abitur und studiert mo-mentan Physik im Master an der Heinrich-Heine-Universität in Düssel-dorf. Seit er 2015 selbst am Kurs »Von Dunkelstrom und Lichtbrechung« teilnahm, unterstützt er den JGW bei der Ausrichtung weiterer Schülera-kademien und ist in diesem Jahr wieder als Akademieleiter direkt vor Ort mit dabei. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Dingen, die er nicht versteht, oder tut Dinge, die er nicht kann – probiert sich also beim Musizieren, Kochen, Programmieren und vielen weiteren Dingen aus.

Anna Kost (Jg. 1997) nahm 2014 selbst an einer Schülerakademie teil und unterstützt seitdem JGW bei der Organisation von weiteren Akade-mien. Nun übernimmt sie zum zweiten Mal eine Akademieleitung. Nach ihrem Abitur absolvierte Anna zunächst ein freiwilliges ökologisches Jahr im Bereich der Umweltbildung in Hamburg. Nun studiert sie Medizin an der Universität Bonn. In ihrer Freizeit engagiert sie sich zum Thema Or-ganspende, musiziert oder treibt Sport. Aber auch beim Stricken oder in der Küche findet sie einen guten Ausgleich.

Leitung kursübergreifende Musik

Charlotte Mertz (Jg. 1995) zog es nach ihrem Abitur am Landesmusik-gymnasium Montabaur ins Ausland. Nach einem Jahr Selbstfindung und Hobbitsuche in Neuseeland begann sie mit ihrem Studium. Aktuell stu-diert sie an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Lehramt mit den Fächern Musik und Englisch. Dabei hegt sie eine besondere Liebe zu den britischen Inseln. Sie singt in diversen Chören und in einer Band, leitet oft auf Akademien des CdE e.V. den »Großen Chor« sowie den Kammerchor und ist für viele musikalische Projekte zu begeistern.

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland

Spillmannsweg 30

26871 Papenburg

www.hoeb.de

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(24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2Kurs JGW-2.1

Geometrie und die Mathematik der Physik

Ingo Blechschmidt (Jg. 1988) studierte Mathematik an der Universität Augsburg und promovierte im Grenzgebiet der algebraischen Geometrie und kategoriellen Logik. Er begeistert sich neben seiner Forschung im Rahmen von Mathezirkeln und Mathecamps gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern Mathematik ab-seits des Schulunterrichts zu betreiben. In seiner Freizeit engagiert er sich in der Open-Source-Bewegung, hält Vorträge zum Geheimnis der Zahl 5 auf Hacker-Kongressen, geht bergsteigen und freut sich schon sehr auf das nächste vierdi-mensionale Experiment mit Bene.

Benedikt Hunger (Jg. 1991) kommt aus München und studierte Mathematik an der Universität Augsburg. Neben seiner Promotion im mathematischen Ge-biet der Topologie untersucht er mit Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Augsburger Matheschülerzirkels spannende Themen aus der Mathematik. In seiner Freizeit ist er Mitglied eines sechsköpfigen A-Cappella-Ensembles, spielt Cello und Klavier und tanzt gerne. Eines Tages versuchte er, sich eine 3-Sphäre im vierdimensionalen Raum vorzustellen, und versucht seitdem vier-dimensionale Experimente mit Ingo nach Möglichkeit zu vermeiden.

Kursleitung

Der Kurs begibt sich auf eine Tour durch die wun-dersame Welt der riemannschen Geometrie. Dabei geht es um das Studium von gekrümmten Objekten, sogenannten Mannigfaltigkeiten. In diesen Objekten können Winkel und Längen gemessen werden. An-ders als in der Geometrie aus der Schule müssen hier Dreiecke nicht unbedingt eine Winkelsumme von 180 Grad haben und Geraden können sich in mehr als einem Punkt schneiden.

Am Wegesrand wird erforscht, wieso es keine Karte der Erde geben kann, die sowohl Winkel als auch Längen korrekt abbildet. Es wird ein erstaunlicher Zusammenhang zwischen der Anzahl Löcher einer Fläche und ihrer Durchschnittskrümmung behandelt: Beides hängt mit der sogenannten Euler-Charakte-ristik, einer fundamentalen Kenngröße einer jeden Mannigfaltigkeit, zusammen. Außerdem werden eini-ge besondere Phänomene der Orbitalmechanik, der Wissenschaft der Bewegung der Himmelskörper,

untersucht, etwa wieso der Merkur nicht den Geset-zen der klassischen Mechanik gehorcht.

Der Grund für diese Abweichung liegt in Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie. In dieser wird das

Universum als vierdimensi-onale gekrümmte Mannig-faltigkeit gedacht und ist daher einer mathematischen Analyse mit Methoden der riemannschen Geometrie zugänglich. Dabei werden die drei bekannten Raum-

richtungen links/rechts, unten/oben, hinten/vorne zusammen mit der Zeit (früher/später) zu vier Di-mensionen zusammengefasst, und die im Universum befindlichen Massen verursachen eine Krümmung. Es ist sehr schwer, sich diese vier Dimensionen vor-zustellen; im Kurs wird beleuchtet, wie man dank der Mathematik trotzdem produktiv mit ihnen arbeiten kann. Außerdem werden mehrere verblüffende Kon-sequenzen der allgemeinen Relativitätstheorie in den Blick genommen: dass die Zeit nicht überall gleich vergeht, dass schwarze Löcher möglich sind und dass

Beschleunigung von Massen Gravitationswellen in der Krümmung der Mannigfaltigkeit hervorruft.

Den gesamten Kurs über wird begleitend und Schritt für Schritt in die Kunst des Programmierens ein-geführt, welche vielseitige Möglichkeiten eröffnet. Die Teilnehmenden programmieren physikalische Simulationen für die behandelten mathematischen Inhalte und nutzen das erworbene Wissen für die Entwicklung von eigenen kleinen Computerspielen. Die erworbenen Programmierfertigkeiten können auch in ganz anderen Lebenssituationen eingesetzt werden, etwa um eine App zu entwickeln, die einen Online-Shop beobachtet und meldet, sobald das neue Lieblingskleid in der gewünschten Größe vorrätig ist.

Der Kurs setzt nur Interesse an mathematischem Denken und dem Kursthema voraus. Besonderes mathematisches Vorwissen sowie Programmier-vorkenntnisse müssen nicht mitgebracht werden. Alles Nötige wird im Kurs gemeinsam behandelt.

Das einseitige Möbiusband, der Zylinder und der Torus sind Beispiele für zweidi-mensionale riemannsche Mannigfaltigkeiten. Gemäß der allgemeinen Relativitäts-

theorie ist auch unser Universum eine solche gekrümmte Form, nur dass es statt zwei Dimensionen gleich vier gibt.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2 (24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020)

Kurs JGW-2.2

QuantenmechanikWie funktioniert ein Quantencomputer?

»NATUR IST NICHT KLASSISCH, VERDAMMT, UND WENN SIE EINE SIMULATION DER NATUR MACHEN WOLLEN, SOLLTEN SIE SIE BESSER QUANTENMECHANISCH MACHEN, UND ES IST EIN WUNDERBARES PROBLEM, WEIL ES NICHT SO EINFACH AUSSIEHT.«

(RICHARD FEYNMAN, 1982)

Die Entwicklung der Physik ist von verschiedenen Ideen und Errungenschaften gekennzeichnet. Dabei bilden die klassische Mechanik und der Elektromagnetis-mus die Grundlage der Physik, beschrieben durch die Newton›schen und Maxwell’schen Gesetze. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnete sich mit Plancks Abhand-lung über Strahlungsphänomene jedoch ein neues Feld: die Quantenmechanik.

Seitdem vollzog die Quantenmechanik eine rasante Entwicklung und viele theoretisch vorhergesagte Quan-tenphänomene konnten schließlich in Experimenten im-mer wieder eindrucksvoll bestätigt werden. Schon früh

wurde das Potenzial der Quantenmechanik erkannt, Rechnungen auf klassischen Computern zu erweitern. In den letzten Jahren nahm diese Entwicklung an Fahrt auf und wird heute in Wissenschaft und Industrie be-handelt.

Der Kurs gibt einen kurzen Einblick in verschiedene Quantenphänomene sowie die mathematische Beschrei-bung der Quantenmechanik. Auf dieser Grundlage wer-den die Kursteilnehmenden sich mit der Arbeitsweise eines Quantencomputers beschäftigen. Hierbei nimmt der Kurs sowohl Bezug auf den experimentellen Aufbau als auch auf die Programmierung und Benutzung.

Zu Beginn des Kurses wird der Welle-Teilchen Dualis-mus anhand des photoelektrischen Effekts und des Doppelspaltes erklärt. Dieser zeigt experimentell die Existenz von Materiewellen. Zur theoretischen Beschrei-bung der Materiewellen führt der Kurs die Schrödinger-gleichung ein. Mit dieser lässt sich unter anderem der Tunneleffekt verstehen.

Für die Formulierung von Algorithmen auf Quanten-computern ist darüber hinaus ein mathematisches Ver-ständnis der Quantenmechanik wichtig. Dazu werden die Grundlagen der Vektorrechnung behandelt. Mit Vektoren lassen sich quantenmechanische Zustände beschreiben und mit der Kopenhagener Deutung physi-kalisch interpretieren.

Ziel des Kurses ist es, Algorithmen auf Quantencompu-tern, deren Vor- und Nachteile gegenüber klassischen Al-gorithmen sowie den experimentellen Aufbau gängiger Quantencomputer praxisnah zu erarbeiten. Nach einer kurzen Einführung in die Programmiersprache python werden im Kurs anschließend einige Beispiele auf einem Quantencomputer durchgerechnet.

Im Vorfeld der Akademie bereiten die Teilnehmenden zu verschiedenen Themen selbständig Referate vor, die sie dann dem Kurs in kurzen Präsentationen vorstellen. Der Kursinhalt entspricht in Teilen der »Experimental-physik 3« und der »Theoretischen Physik 4« Vorlesung des Bachelorstudiengangs Physik mit besonderem Au-genmerk auf Quantencomputing.

Kursleitung

Sebastian Bieringer (Jg. 1997) nahm 2014 an der DSA Rostock teil. Er studiert zusammen mit Robin, mit dem er nun zum zweiten Mal einen Kurs hält, in Heidelberg Physik. Er hat nach dem Abschluss seines Bachelorstudiums ein Semester in Helsinki verbracht. Nun arbeitet er im Rahmen seiner Masterarbeit an der Anwendung neuronaler Netze in der Hochenergiephysik. Wenn Seba-stian nicht mit seinem Studium beschäftigt ist, spielt er wahrscheinlich gerade Handball oder fährt sein Mountainbike.

Robin Strohmaier (Jg. 1995): War 2014 Teilnehmer der DSA Braunschweig und hat bereits 2019 einen Kurs beim JGW gehalten. Seine Begeisterung für das Fach Physik führte ihn nach dem Abitur und einer Auslandsreise nach Hei-delberg, wo er seit 2015 Physik studiert. Zur Zeit beschäftigt er sich im Rahmen seiner Masterarbeit mit ultrakalten Atomen und spannenden Phänomenen in der Quantenwelt. Daneben verbringt er gerne Zeit mit seinen Freunden, macht Sport oder Musik mit seinem Keyboard.

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(24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2Kurs JGW-2.3

Möglichkeiten und Risiken der GentechnikVom Bauchgefühl zum Fakt

Kursleitung

Insektenresistente Pflanzen, leuchtende Fische und Designerbabies – erstaunliche Möglichkeiten gen-technischer Arbeit. Allerdings spielt die Gentechnik schon lange nicht mehr nur in der Wissenschaft eine Rolle, sondern ist Teil unseres alltäglichen Lebens geworden. Ob beim Kauf von Schokolade im Super-markt, bei der Herstellung von Medikamenten oder auch beim Trinken eines Bierchens in der Bar um die Ecke. Darüber hinaus wurde im Dezember 2019 erst-malig eine genetisch-modifizierte Reissorte auf den Philippinen zugelassen, die durch Vitamin-A-Mangel hervorgerufener Blindheit vorbeugen soll, sodass Gentechnik unmittelbar im Alltag der Menschen an-gekommen ist.

Doch wie genau kann das Erbgut von Organismen verändert werden? Welche Chancen ergeben sich aus der Gentechnik für die Wissenschaft und inwiefern sind biotechnologische Methoden dazu in der Lage lebende Organismen zu verändern oder sogar künst-liche Organismen zu erschaffen? An welchen Stellen

sind diesen Technologien Grenzen gesetzt? Gibt es kritische Aspekte, die eine skeptischere Betrachtung erfordern?

Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen wird sich der Kurs intensiv mit verschiedenen Aspekten der Gentechnik und der Biotechnologie beschäftigen. Zunächst werden hierfür die molekularbiologischen Grundlagen vertieft, die sich hinter DNA, Enzymen und zellulären Mechanismen verstecken. Darauf auf-bauend sollen die unterschiedlichen Methoden zur Veränderung genetischen Materials auf molekularer Ebene genauer untersucht und anhand von aktuellen wissenschaftlichen Beispielen erarbeitet werden.

Neben den vielfältigen Methoden zur Veränderung von DNA selbst, sollen auch solche Techniken, die sich mit der Generierung, Übertragung und Analytik des genetischen Materials beschäftigen, behandelt werden. Diese sind nötig, um letztlich sicher zu stellen, dass die DNA an der korrekten Stelle wie ge-wünscht verändert wurde. Dazu wird sich der Kurs auf die Gentechnik folgend mit dem größeren Begriff der Biotechnologie und konkreten Methoden der mo-

lekularbiologischen Laborarbeit befassen. Es werden hierbei »state of the art«-Methodiken besprochen, die in jedem biologisch-chemischen Labor Verwendung finden.

Um den Teilnehmenden ein umfassendes Bild und ebenfalls eine kritische Sichtweise auf diese Technolo-gien zu vermitteln, werden bisherige »Errungenschaf-ten« der Gentechnik vor dem Hintergrund ethischer und ökologischer Aspekte diskutiert. Dabei sollen auch die potenziellen Risiken und Gefahren, die diese Verfahren mit sich bringen, erörtert werden.

Anhand von Beispielen und verschiedenen Aufga-benstellungen wird den Teilnehmenden dabei die Möglichkeit gegeben das neu erworbene Wissen zu vertiefen und konkrete Anwendungen zu finden. Hierdurch erarbeiten sich die Teilnehmenden ein weit über die Kapazitäten des Biologieunterrichts in Schulen hinausgehendes Wissen. Neben inhaltlichem Wissen erwerben die Teilnehmenden im Laufe des Kurses ebenfalls Kompetenzen in wissenschaftlichem Schreiben und Präsentieren sowie dem Bearbeiten von Fachliteratur.

Tobias Walther (Jg. 1996) hat 2014 an der JGW Schülerakademie Gaesdonck teilgenommen. Seit 2015 studiert er Molekulare Biotechnologie an der Uni-versität Heidelberg. In verschiedenen Forschungsprojekten hat er bereits an Stoffwechselerkrankungen, Malaria, Hepatitis D sowie in der Strukturbiologie gearbeitet. Derzeit forscht er als wissenschaftliche Hilfskraft an künstlichen Zellen und deren Anwendung. Neben dem Studium engagiert er sich im Be-reich der globalen Gesundheit als Mitglied einer internationalen Studierenden-organisation und geht bouldern.

Julia Rühle (Jg. 1994) wuchs im Nordschwarzwald auf. Sie studiert zusam-men mit Tobias Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg und strebt eine Promotion im Bereich der Wirkstoffforschung an. Aktuell beschäf-tigt sie sich mit der dreidimensionalen Struktur des Genoms im Kontext der Stammzellforschung. Als wissenschaftliche Hilfskraft leitet sie mit großer Freu-de ein Tutorium für Mathematik und betreut Praktika jüngerer Semester. In ihrer Freizeit reist, wandert, kocht, backt oder spielt sie gern Beachvolleyball.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2 (24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020)

Kurs JGW-2.4

Völkerrechtliche Friedenssicherungsmaßnahmen im 21. Jahrhundert!

Kursleitung

Bewaffnete Konflikte stellen eine Realität der internati-onalen Beziehungen dar. Ein Blick auf die Nachrichten des Tages reicht, um sich dessen bewusst zu werden. Doch welche völkerrechtlichen Maßnahmen gibt es, um Frieden zu sichern oder wiederherzustellen? Und sind diese Maßnahmen ausreichend?

Dieser Kurs erarbeitet, welche Rechte in bewaffneten Konflikten gelten und welche Friedenssicherungsmaß-nahmen sich aus dem Völkerrecht ableiten lassen. Ein besonderer Fokus wird auf der Rolle der Vereinten Nationen liegen. Hierbei wird auch kritisch betrachtet, wie effektiv die Friedensmissionen der Vereinten Nati-onen sind – von den Jugoslawienkriegen nach Darfur hin zu den zahlreichen Skandalen. Hierauf aufbauend wird der Kurs mögliche Weiterentwicklungen zur verbesserten Friedenssicherung diskutieren. Eine der diskutierten Optionen wird beispielsweise der Einsatz privater Sicherheits- und Militärfirmen zur Friedenssi-cherung sein. Die Teilnehmenden werden das Erlernte

im Rahmen von Simulationen der Vereinten Nationen sowie des Internationalen Gerichtshofs praktisch anwenden. Ein weiteres Augenmerk wird auf einer ak-tuellen Krisensimulation liegen, für die Optionen zur Befriedung analysiert werden müssen.

Die Teilnehmenden erhalten im Verlauf des Kurses einen vertieften Einblick in das Friedenssicherungs-recht. Dabei führt sie der Kurs auch ganz allgemein an das Völkerrecht heran und vermittelt Wissen über die verschiedenen Handelnden und Institutionen, die maßgeblich an der Friedenssicherung und Wiederher-stellung des Friedens beteiligt sind.

Der Kurs fordert die Teilnehmenden in der Erarbei-tung neuen, komplexen Wissens sowie in der Interak-tion mit den anderen Teilnehmenden. Sie erarbeiten die Inhalte unter anderem in intensiven Gruppenar-beiten, die auch unorthodoxe Lösungswege erfordern. Präsentation und das Vertreten fremder Meinungen sind fester Bestandteil des Kurses. Vorkenntnisse im

Bereich des Völkerrechts sowie der Vereinten Nationen erleichtern den Einstieg in den Kurs, sind allerdings keinesfalls eine Voraussetzung. Im Rahmen der Vor-bereitung wird den Teilnehmenden jeweils ein Thema zugeteilt, zu dem sie grundlegende Literatur vorab durcharbeiten müssen. Die erarbeiteten Fragen finden Eingang in die Simulationen und werden grundle-gender Bestandteil für die Erarbeitung der gemein-samen Position der Gruppen sein. Die Fachliteratur ist größtenteils nur in englischer Sprache verfügbar.

Frauke Renz (Jg. 1989) hat im Völkerrecht über private Sicherheits- und Militär-firmen promoviert und arbeitet nun für eine internationale Unternehmens- und Strategieberatungsfirma. Sie hat einen Master in Rechtswissenschaften aus Bern und einen Master in Internationale Beziehungen von der Tsinghua Universität in China. Zudem hat sie in Europa, China und den USA gearbeitet. Überlebenswich-tig waren dabei Kaffee, Schokolade und gute Bücher. Ihre eigene Teilnahme an der JGW SchülerAkademie hat Frauke noch in sehr positiver Erinnerung und freut sich riesig darauf, nun zum dritten Mal gemeinsam mit David einen Kurs zu leiten.

David (Jg. 1990) ist Jurastudent mit Fokus auf Völker- und Europarecht. Er strebt im Anschluss einen Abschluss in Friedenssicherungsrecht an. David arbeitet u.a. als stud. Hilfskraft am Walther-Schücking-Institut für Internatio-nales Recht an der Uni Kiel. Zuvor hat er erfolgreich ein bilinguales duales Stu-dium in International Management abgeschlossen. David berät ehrenamtlich im Asyl- und Aufenthaltsrecht und ist für die Aus- und Weiterbildung neuer Rechtsberaterinnen und Rechtsberater zuständig. In seiner Freizeit ist er im Ruderverein aktiv und regelt als Fußballschiedsrichter Spiele auf dem Grün.

Von »Krieg und Frieden«

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(24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2Kurs JGW-2.5

Chancen, Risiken und Herausforderungen für eine lebenswerte Zukunft

Der globale Wandel beschreibt weltweit vernetzte Phä-nomene, die sich durch verschiedene Einflussfaktoren in Veränderung befinden. Die Klimaerwärmung und Umweltveränderungen, Migrationsdynamiken und Kon-flikte um knappe Rohstoffe sind einige der prominentes-ten Beispiele. Diese Themen weisen einen hohen Grad an Komplexität und Dynamik auf, was eine umfassende Analyse erschwert. Um Aspekte des globalen Wandels angemessen behandeln zu können, müssen diese aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen Maßstabsebenen betrachtet werden.

Im Mittelpunkt des Kurses steht die Frage nach den räumlichen Auswirkungen des globalen Umweltwan-dels, der Globalisierung und des demographischen Wandels, also wie sich diese Phänomene auf Räume und Territorien auswirken und wie sie in Verbindung stehen. Dem globalen Wandel gilt es anhand konkreter Fallbei-spiele nachzuspüren: Was bedeutet der privatwirtschaft-liche Verkauf von Land an globale Ressourcen-Unter-

nehmen? Was erhofft sich China vom Projekt der Neuen Seidenstraße? Wieso geht es ressourcenreichen Ländern oft wirtschaftlich schlechter? Auch wird dieser Kurs un-tersuchen, wie gesellschaftliche Diskurse den Umgang mit die-sen Themen beeinflussen und wie eine kritisch-wissenschaft-liche Analyse erfolgen kann.

Gemeinsam werden im Kurs konzeptionelle Grundlagen er-arbeitet, sowie ein Verständnis von Geographie vermittelt, die den Raum als zentralen Aspekt von globalen Veränderungspro-zessen denkt. Dabei werden mit Hilfe von Fallbeispielen auf unterschiedlichen Maßstab-sebenen den räumlichen Auswirkungen dieser globalen Wandlungsprozesse nachgespürt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in der Projektphase konkrete Forschungsfragen entwickeln sowie Fachinhalte und Methoden angewandt erlernen. Damit steht die Perspek-tive des Kurses in der Tradition der wissenschaftlichen

Geographie, die global vernetzte Dynamiken räumlich an der Schnittstelle zwischen Natur- und Geisteswis-senschaften analysiert. In diesem Kurs werden neben

theoretischen auch methodische Zugänge vorgestellt und prak-tisch angewandt. Konkret bietet der Kurs einen Einblick in die Diskursanalyse, indem die Schü-lerinnen und Schüler aktuelle Diskurse (z.B. Klimakrise, Migra-tion, Mobilität der Zukunft, ...) aus diversen Quellen in Teamar-beit kritisch erforschen und rech-nergestützt analysieren.

Im Kurs wird den Teilneh-menden zudem die Möglichkeit geboten ihre For-schungsfragen mit Geographinnen und Geographen via Videotelefonie zu diskutieren und Einblicke in den Wissenschaftsalltag zu gewinnen. Abschließend werden die Ergebnisse und gemeinsam über die Relevanz geo-graphischer Beiträge zur Debatte um globalen Wandel diskutiert.

Kursleitung

Marcel Hofer (Jg. 1996) ist gebürtiger Saarländer. Von der Wissenschaft be-geistert zog es ihn 2015 zum Geographiestudium an die Universität Heidel-berg. Seit 2019 ist er Masterstudent der Geographie an der Universität Jena mit dem Schwerpunkt Migration, demographischer Wandel und regionale Ent-wicklung. Als studentischer Mitarbeiter unterstützt er vor Ort die Forschungs- und Lehrtätigkeiten der Sozialgeographie und arbeitet zu den räumlichen Auswirkungen des gesellschaftspolitischen Wandels. Er ist leidenschaftlicher Trekkingfan, Musiker und Wide Receiver im American Football.

Johannes Wild (Jg. 1995) hat in Heidelberg und Salamanca (Spanien) Ge-ographie studiert und sich im Studienverlauf auf die Themenschwerpunkte Politische Geographie, Ressourcen(-konflikte) sowie Entwicklungszusammen-arbeit und Konfliktforschung im Globalen Süden fokussiert. Aktuell studiert er in Heidelberg im Master Geographie. Durch praktische Forschungsarbeit in Laos und Thailand für seine Bachelorarbeit hat er zudem seinen regionalen Schwerpunkt Südostasien/Südasien vertieft. Neben dem Studium betreibt er diverse Sportarten (z.B. Volleyball, Alpinsport), liest und kocht gerne.

Traditionelle Fischerboote vor neu entstehender Skyline in Nha Trang (Vietnam). Foto: V. Reith

Globaler Wandel

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2020-2 (24. AUGUST BIS 4. SEPTEMBER 2020)

Kurs JGW-2.6

Machtverhältnisse und ethnische Identität in antiken GesellschaftenWer sind wir? Und wer ist überhaupt dieses ›wir‹? In den letzten Jahrzehnten erfreuen sich die Themenbe-reiche Migration und Identität im gesellschaftlichen Diskurs besonderer Prominenz. Im Zuge von Globalisie-rung und aufgrund der Flüchtlingsthematik in Deutsch-land und Europa werden Theorien zu Entstehung und Aufrechterhaltung von Gruppe-nidentitäten, Integration, Hybridi-tät, politischer Repräsentation von Minderheiten und dem Umgang mit sozialen und ethno-kulturellen Konflikten entwickelt. Liefen in-terkulturelle Begegnungen auch in historischen Gesellschaften nach denselben Prämissen ab? Welche Handlungsmöglichkeiten hatten die Akteure jeweils, um sich zwischen verschiedenen Identitätsange-boten zu positionieren? Welche Rolle spielte hierbei die Verteilung von Macht zwischen Gruppen und Akteuren? In der Auseinandersetzung mit zwei Beispielen aus der griechischen Antike wird der Frage nachgegangen, wie Interaktionen zwischen Menschen, die sich über un-terschiedliche Gruppenidentitäten definieren, ablaufen können.

In den Jahren 430-427 v.u.Z. wurde die mit Athen ver-bündete Polis Plataiai erobert und deren Bevölkerung floh beinahe vollständig zu ihrem mächtigen Bündnis-partner. Wie sollte nun mit den Neuankömmlingen umgegangen werden? Welchen rechtlich-sozialen Status und welche Rechte würden sie innerhalb der

Gesellschaft genießen, und wie viel Macht und Einfluss würden die Athener den neu Angekommenen zugestehen? Würden die Plataierinnen und Plataier sich bald schon als Athenerinnen und Athener

verstehen oder ihre eigene plataiische Identität bewah-ren? Anhand des plataiischen Exils in Athen lässt sich außerdem exemplarisch darstellen, welche Faktoren auf Gruppenidentitäten in einer multiethnischen Gesell-schaft wirken und wie und warum Akteure sich zu den ihnen zur Verfügung stehenden Identitätsangeboten positionieren können.

Etwa hundert Jahre später eroberte der Makedone Ale-xander der Große das Perserreich. In der Folge domi-nierten die griechische Sprache und Kultur große Teile

des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens. Auch in Jerusalem folgten auf den persischen Großkönig mehre-re gräko-makedonische Herrscher. Was bedeutete dieser Machtwechsel für die lokalen jüdischen Eliten? Welche Handlungsmöglichkeiten boten sich ihnen? Vor welchen interreligiösen Problemen standen die Repräsentanten gräko-makedonischer Herrschaft einerseits und die jü-dische Bevölkerung andererseits? Anhand des Makkabä-eraufstandes (167-160 v.u.Z.) gehen wir der Frage nach, wie ungleiche Machtverhältnisse sowohl zwischen den beiden großen religiösen Gruppen als auch innerhalb der jüdischen Gesellschaft die Ereignisse beeinflussten. Damit lassen sich die Verflechtungen zwischen religi-ösen und politischen Identitäten in Judäa verstehen.

Zur Vorbereitung des Kurses wird Forschungsliteratur zur Verfügung gestellt. Im Kurs werden zunächst ver-schiedene moderne Theorien zu Identität untersucht und dann in verschiedenen Arbeitsformen von Einzel- und Partnerarbeit bis hin zu Rollenspielen, Debatten und Diskussionen im Plenum auf ihre Anwendbarkeit auf die Antike überprüft. Zu diesem Zweck werden ver-schiedene antike Quellen wie z.B. Inschriften und litera-rische Texte kritisch analysiert.

Die Bereitschaft zum Lesen englischer Texte ist wünschenswert. Griechischkenntnisse sind nicht erforderlich.

Kursleitung

Clara Hillebrecht (Jg. 1992) nahm 2010 an einem politikwissenschaftlich-hi-storischen Kurs einer JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil. Seit dem Win-ter 2011/12 war sie zunächst im JGW-Sponsoring-Team tätig. Seit 2015 gestaltet sie JGW-SchülerAkademien als Akademie- und Kursleitung mit. Sie schloss ein Lehramtsstudium in Geschichte und Englisch in Freiburg und Dundee sowie einen Master of Arts in Vergleichende Geschichte der Neuzeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ab und beginnt 2020 ihr Referendariat. In ihrer Freizeit spielt sie Cello in einem studentischen Orchester.

Mark Marsh-Hunn (Jg. 1987) aus Südtirol mit englischen Wurzeln wuchs in Italien dreisprachig auf. Er studierte 2011-2018 Geschichte mit Fokus auf Antike Griechische Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau. Zusätzlich zum Studium arbeitete er als Tutor. Er promoviert aktuell zum Thema Identität in der griechischen Antike und arbeitet außerdem als Übersetzer historischer Texte Deutsch / Englisch. In seiner Freizeit erfreut er sich an Lesen und Schreiben, Wargaming und Modellbau, Linguistik und an Experimentalarchäologie.

Negotiating Identities?

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Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie

Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen mehren sich. Die große Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist überzeugt, dass die Erwärmung der erdnahen Atmosphäre und der Meere über-wiegend auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist und schon jetzt Aus-wirkungen auf unser Leben hat. Dennoch gelang es erst bei der COP21 im Jahre 2015 mit dem Pariser Klimaschutzabkommen, ein völkerrechtlich bindendes Übereinkommen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu schließen. Auch wenn sich die Staaten bei der COP24 in Kattowitz auf ein Regelbuch zur Umsetzung verständigen konnten, wurden bei der letztjährigen UN-Klimakonfe-renz in Madrid wichtige Verhandlungen zur Vollendung des Regelwerks erneut verschoben.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema, das unter anderem durch die »Fridays for Future«-Bewegung immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, und gleichzeitig ein komplexes wissen-schaftliches Forschungsgebiet.

Oberthema Klimawandel

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie findet 2020 zum elften Mal statt und ist eine SchülerAkademie mit einer besonderen Ausrichtung: Alle sechs Kurse beschäfti-gen sich auf unterschiedliche, wissenschaftliche Art und Weise mit dem Klima-wandel. Da die Klimaforschung Aspekte zahlreicher wissenschaftlicher Diszipli-nen umfasst, verwenden auch die sechs Kurse jeweils unterschiedliche

JGW-NachhaltigkeitsAkademie 2020-325. JULI BIS 8. AUGUST 2020

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg

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Herangehensweisen und Methoden. Häufig verbinden die Kurse auch Ansätze verschiedener Fachrichtungen und betrachten einen Teilaspekt des Oberthemas aus einem multidisziplinären Blickwinkel, um die Auswirkungen des Klimawan-dels auf verschiedene Bereiche unserer Gesellschaft abzubilden.

Zwei Kurse betrachten den Klimawandel dieses Jahr aus einer sozialwissen-schaftlichen Perspektive. Der eine untersucht dabei die Auswirkungen, Formen und Entstehung von Umweltkonflikten sowie die Motivationen der verwickelten Akteure. Der andere stellt die kommunikationswissenschaftliche Frage, wie der Themenkomplex Klimawandel vermittelt werden kann und welche Kommunika-tionsarten und -stile dafür zur Verfügung stehen. An der Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaften und Informatik bewegt sich ein Kurs, der Möglichkeiten zur selbstbestimmten und kritischen Auseinandersetzung mit klimarelevanten Daten erarbeitet. Ein weiterer nähert sich dem Klimawandel aus ingenieurswissen-schaftlicher Sichtweise und zeigt die Bedeutung von Leistungselektronik für die Energiewende auf. Wie Mobilität nachhaltig gestaltet werden kann und welche Al-ternativen zum Verbrennungsmotor bestehen, versucht ein Kurs zu beantworten, der sowohl chemische als auch stadtplanerische Aspekte berücksichtigt. Thema eines weiteren Kurses ist schließlich die Vereinbarkeit von Klimaschutz und wirt-schaftlichen Zielen sowie ein ganzheitlicher Produktlebenszyklus.

Wer Spaß an naturwissenschaftlichen, technischen und/oder gesellschaftswis-senschaftlichen Themen hat und sich gleichzeitig auch für Umweltthemen inte-ressiert, ist bei der JGW-NachhaltigkeitsAkademie genau richtig. Die Akademie vermittelt im Rahmen des gewählten Kurses detaillierte Einblicke in ein klimarele-vantes wissenschaftliches Forschungsgebiet und stellt zugleich zahlreiche Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen her. Zugleich bietet sich die

Gelegenheit, »über den Tellerrand zu blicken« und mehr über das Zusammen-spiel unterschiedlicher Fachrichtungen, die am Themenkomplex Klimawandel beteiligt sind, zu erfahren. Vorkenntnisse über den Klimawandel sind dabei in keinem der Kurse erforderlich.

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Akademieablauf

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie dauert 15 Tage und läuft ähnlich ab wie die anderen SchülerAkademien. Ein normaler Tagesablauf (siehe Tagesablaufplan, Seite 13) besteht aus dem Morgenplenum, den Mahlzeiten, zwei Kurssitzungen und kursübergreifenden Aktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Kultur, …; siehe Seite 13). Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte (HÖB) in Papenburg, in der die JGW-NachhaltigkeitsAkademie traditionell stattfindet, bietet hierfür viele span-nende Möglichkeiten (siehe auch Seite 77 und 85). Das inhaltliche Angebot der Akademie wird durch ein vielfältiges Rahmenprogramm mit zusätzlichen Aktivi-täten zum Oberthema Klimawandel abgerundet: Neben einem Exkursionstag, an dem verschiedene Orte in der Umgebung mit einem Bezug zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz besucht werden, hält zum Beispiel eine externe Referentin oder ein externer Referent einen wissenschaftlichen Abendvortrag, der sich mit weiteren Aspekten des Themenkomplexes Klimaschutz beschäftigt.

Ein weiteres, besonderes Angebot der JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind die so genannten Projektarbeiten, die die Teilnehmenden vor Ort zusätzlich zu den Kursen ihren Interessen und Neigungen entsprechend wählen können. Um das Fachwissen der einzelnen Kurse zusammenzuführen und auf konkrete praktische Situationen anzuwenden, treffen sich die Teilnehmenden an zwei Tagen anstelle der Kursarbeit in Kleingruppen und entwickeln gemeinsam und eigenständig Lösungsansätze für reale Problemstellungen rund um den Klimawandel. In den letzten Jahren wurde so unter anderem Upcycling betrieben, Kleidertauschpartys durchgeführt, eine politische Kampagne zur Vermeidung von Plastikmüll gestar-tet, oder zwei aus Schrott- und Holzteilen selbst zusammengezimmerte Wind-kraftanlagen auf dem Gelände der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte aufge-baut. Die Teilnehmenden setzen sich dabei in kreativer Weise lösungsorientiert und fachübergreifend mit den Aufgabenstellungen auseinander und erarbeiten ein Konzept sowie eine Ergebnispräsentation, die sie an einem gemeinsamen Prä-sentationsabend der Öffentlichkeit vorstellen. Die Projektarbeiten öffnen so einen besonderen Raum, um eigene Ideen und Vorstellungen in die gemeinsame Arbeit einzubringen und durch Recherche und Diskussionen persönliche Verhaltenswei-sen und Überzeugungen zu reflektieren. Ziel ist es, durch die Projektarbeiten zu einem möglichst umfassenden Bild des Komplexes Klimawandel zu gelangen und das Zusammenwirken zahlreicher Fachrichtungen praktisch zu erfahren.

Bewerbung und Teilnahme

Teilnahmebedingungen und Bewerbungsverfahren entsprechen denen der Deut-schen SchülerAkademie. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 550 Euro. Hinsichtlich ei-ner Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die Bedingungen der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 16), d. h. die Eigenbeteiligung kann auf Antrag anteilig oder vollständig erlassen werden.

Weitere Informationen über die JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind auch im In-ternet unter www.jgw-ev.de/nachhaltigkeitsakademie verfügbar.

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PROGRAMM

JGW-3.1 Nachhaltig mobilJGW-3.2 Wie kann Nachhaltigkeit wirtschaftlich

attraktiv sein?JGW-3.3 Konflikte durch Klimawandel?JGW-3.4 LeistungselektronikJGW-3.5 Datenliterarität für den KlimawandelJGW-3.6 Move over, polar bear

AkademieleitungLars Kaiser (Jg. 1998) studiert Simulationstechnik an der Universität Stuttgart. Er wirkte 2015 an dem Kurs »Wofür eine urbane Zukunft? Klimawandel und nachhaltige Städte« auf der NachhaltigkeitsAkade-mie in Papenburg mit. Nach seiner Leitung der NachhaltigkeitsAka-demien 2017 und 2018 freut er sich, auch 2020 wieder mit einem hochmotivierten Team zusammenzuarbeiten. In freien Stunden geht er gerne mit Freunden klettern oder Mountainbike fahren, jongliert oder fällt über Bücher her.

Liane Noetzelis (Jg. 1999) studiert Raumplanung an der Tech-nischen Universität Dortmund. Sie war 2016 selbst Teilnehmerin der NachhaltigkeitsAkademie und nahm an dem naturwissenschaftlichen Kurs »Ökosysteme unter Druck – Biodiversität, Klimawandel und der Mensch« teil. Begeistert von ihren Erfahrungen dort, freut sie sich seitdem, die Akademie zu unterstützen und 2020 nach Papenburg zurückzukehren. In ihrer freien Zeit liebt Liane es zu reisen, Zeit in der Natur zu verbringen, sich beim Kochen auszuprobieren oder gute Bücher zu verschlingen.

Ulrike Proske (Jg. 1996) studiert Atmosphären- und Klimawissen-schaften in Zürich (Schweiz). 2013 nahm sie selbst an der JGW-NachhaltigkeitsAkademie im Kurs »Komplexität des Klimasystems« teil und war begeistert. Sie freut sich, dieses Jahr zum dritten Mal Teil der Akademieleitung zu sein und auf zwei wunderbare Wochen in Papenburg. In ihrer Freizeit rettet Ulrike Lebensmittel, schwimmt am liebsten im Freien oder geht Wandern.

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland

Spillmannsweg 30

26871 Papenburg

www.hoeb.de

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(25. JULI BIS 8. AUGUST 2020) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3Kurs JGW-3.1

Nachhaltig mobilPost-fossile Lösungsansätze im Diskurs

Miriam von Holst (Jg. 1996) verbrachte ihre Kindheit in Italien und Belgien. Nach ihrer Teilnahme an der NAka 2014 wuchs ihr Interesse für Nachhaltig-keit und Energieversorgung. Gleichzeitig faszinierten sie kleine Moleküle und so entschied sie sich für ein Chemiestudium in Belgien. Nach ihrem Bachelor konnte sie ihre zwei Interessen im Master «Sustainable Materials” in Freiburg miteinander verbinden. In ihrer Freizeit reitet, turnt und bouldert sie gerne. Außerdem liebt sie es kreativ zu sein, sei es zu zeichnen, zu basteln oder zu nähen.

Maike Tesch (Jg. 1996) studierte nach ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) Umweltwissenschaften mit Nebenfach Raumwissenschaften in Lüne-burg. Sie interessiert sich für die Bedeutung von Städten für eine nachhaltige Entwicklung und dabei insbesondere für die Rolle von Mobilität. 2013 nahm sie als Teilnehmerin selbst an der NAka teil und freut sich nun sehr, als Kurs-leitende nach Papenburg zurückzukommen. In ihrer Freizeit geht Maike gerne Mountainbiken, Bouldern oder Kayak fahren und würde gerne wieder mehr Schlagzeug spielen.

Kursleitung

Etwa ein Viertel aller CO2-Emissionen weltweit werden durch den Transport von Personen und Gütern verursacht. Außerdem werden vor allem in Städten die Grenzwerte für Schadstoffe und Feinstaubpartikel, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt werden, oftmals überschritten. Der Verkehr hat also direkte negative Aus-wirkungen auf das globale Klima und die Gesundheit von Menschen. Gleichzeitig wollen alle mobil sein. Wie aber kann dieses Bedürfnis nach Mobilität auf eine nachhaltige Art und Weise befriedigt werden?

Bewertung alternativer AntriebstechnologienAktuell steht die Förderung von Elektromobi-lität im Fokus der politischen Debatte zur En-ergiewende. Aber sind Elektroautos eigentlich »nachhaltig«? Was bedeutet Nachhaltigkeit an dieser Stelle überhaupt und (wie) kann man sie messbar machen?

Im ersten Teil des Kurses stehen Alternativen zum Verbrennungsmotor im Vordergrund. Dabei unter-sucht der Kurs vor allem das Beispiel des Elektro-motors. Dieser kann durch Batterien oder Brennstoff-zellen angetrieben werden, wobei letztere Wasserstoff als Antrieb nutzen kön-nen. In diesem Zusam-menhang erarbeiten die Teilnehmenden das Thema der Sektorenkopplung zwischen Mobilität und er-neuerbaren Energien sowie Konzepte wie »Power-to-X«. Um die Nachhaltigkeit

unterschiedlicher Antriebstechnologien mess- und vergleichbar zu machen, erstellen die Teilnehmenden mit Hilfe einer Software selbst Ökobilanzen (Life Cy-cle Assessments) und interpretieren diese.

Die Zukunft des AutomobilsIm zweiten Teil des Kurses diskutieren die Teilneh-menden die Grenzen alternativer Antriebstechno-logien und ergänzend weitere Ansätze, Mobilität zukunftsfähig zu gestalten. Welche Rolle spielt das eigene Auto überhaupt in der (städtischen) Mobilität von morgen? Hier beleuchtet der Kurs auch Potenzi-ale von Sharing-Konzepten, die Verknüpfungsmög-lichkeit verschiedener Verkehrsmittel sowie Ansätze nachhaltiger Stadtplanung (z. B. »Stadt der kurzen Wege«). Abschließend wird das Erarbeitete in einem Planspiel diskutiert, bei dem die Teilnehmenden in die Rollen verschiedener Akteure (Parteien, NGOs, Industrie etc.) schlüpfen und deren verschiedene In-teressen vertreten.

Dimensionen nachhaltiger Mobilitätsforschung. Quelle: NFF/Simon Buchhagen (https://com-

mons.wikimedia.org/wiki/File:NFF-Forschungs-vision-deutsch-rot.svg), »NFF-Forschungsvision-

deutsch-rot«, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode

Im Kurs setzen sich die Teilnehmenden interdiszipli-när mit der Energie- und Mobilitätswende auseinan-der. Der Kurs vermittelt ein Verständnis für innovative Antriebstechnologien. Dieses wird im Gesamtkontext Nachhaltiger Entwicklung gemeinsam kritisch reflek-tiert. Besondere Vorkenntnisse sind für den Kurs nicht erforderlich, ein Grundinteresse an technischen und naturwissenschaftlichen Themen ist allerdings von Vorteil.

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3 (25. JULI BIS 8. AUGUST 2020)

Kurs JGW-3.2

Wie kann Nachhaltigkeit wirtschaftlich attraktiv sein?Die Sicht der Politik, Wirtschaft und VerbraucherDie Politik beschließt Klimapakete, Industrien versprechen klimaneutral zu werden und der Klimawandel? Der schreitet munter voran. Die Allgemein-heit bekommt nur selten den Eindruck, dass Politik und Industrie an einem Strang ziehen und das Thema Klima-wandel ernst nehmen. Aber warum ist das so?

Wirtschaftliche BetrachtungWenn der Klimawandel aus wirtschaft-licher Sicht betrachtet wird, geht es ins-besondere um die Frage, ob Nachhaltig-keit für Unternehmen lukrativ sein kann und welche Rolle dabei der Markt spielt. Die Teilnehmenden des Kurses erhalten tiefere Einblicke in die Problema-

tiken der Globalisierung und einer freien Marktwirtschaft und dessen Auswirkungen auf Unternehmen. Auf Unternehmens- bzw. Produkt-Ebene wird der Kurs die Bedeutung ganzheitlicher Produktlebenszyklen untersuchen, der an einem eigens im Kurs ausgewählten Beispiel erar-beitet wird.

Politische BetrachtungWer kennt den Begriff Kreislauf-wirtschaftsgesetz? Was auf den ersten Blick für viele nichtssagend

wirkt, beinhaltet das zentrale Bundesgesetz des Ab-fallrechts und hat damit maßgeblichen Einfluss auf die Schonung natürlicher Ressourcen. Doch hört die Verantwortung der Politik hier bereits auf? Neben der Klärung der gesetzlichen Grundlagen zur Eindäm-mung des Klimawandels in Deutschland geht es in

der politischen Betrachtung vor allem um das Politisch-Ökolo-gische-Denken der Gesellschaft in Deutschland.

Lösungen für ein einheitliches Ziel und Handeln im KlimawandelModernen Lösungen sind keine Grenzen gesetzt und können von Ökokonten bis zur Verwendung alter-nativer Rohstoffe alles beinhalten. Welche Ansätze bereits existieren und in welchen Bereichen noch viel Potential steckt, bilden die Schwerpunktthemen der Abschlussphase. In Gruppenarbeiten und durch Vor-träge werden in einer lebhaften Umgebung Lösungs-ansätze im Konfliktdreieck Wirtschaft-Politik-Umwelt diskutiert.

Kursleitung

Simon Bernöcker (Jg. 1996) studierte Holztechnik an der Technischen Hoch-schule Rosenheim. In seiner Bachelorarbeit beschäftigte er sich mit der Inbetrieb-nahme von Fertigungsstraßen und begann nach dem Abschluss den internati-onalen Masterstudiengang Wood Technology. Neben diversen interkulturellen Themen behandelt er in diesem Rahmen technische Fragestellungen zur Holz-bearbeitung sowie Innovationsmanagement. Besonders interessiert ihn zudem die Thematik der Globalisierung und deren Folgen für Unternehmen. In seiner Freizeit findet man ihn meistens in den Bergen oder im Studentenzentrum.

Sophie Wehmeier (Jg. 1996) studiert Ressourcenmanagement Wasser in Rottenburg am Neckar und schreibt zurzeit ihre Abschlussarbeit über Öko-bilanzierungen im Textilbereich. In ihrem Leben spielen Nachhaltigkeit und soziales Engagement eine große Rolle. Sie engagiert sich in der Verfassten Studierendenschaft als Finanzbeauftragte und etabliert an der Hochschule aktuell eine Mitfahrerplattform. Neben sportlichen Aktivitäten wie Judo und MTB fahren, sitzt sie leidenschaftlich gerne an ihrer Nähmaschine und näht Laptoptaschen für Freunde und Familie.

Suffizienz- und Effizienzanhänger: verschie-dene Herangehensweisen, um den Konflikt zwischen Umwelt und Wirtschaft zu lösen

Quelle: https://pixabay.com/de/illustrations/konflikt-%C3%B6kologie-

umwelt-1445377/

Wie weit muss die Politik steuernd eingreifen, um den Klimawandel zu stoppen?

Quelle: Leonhard Lenz; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/df/Klimawan-

del_braucht_Politikwandel%2C_2018_%28cropped%29.jpg

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(25. JULI BIS 8. AUGUST 2020) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3Kurs JGW-3.3

Konflikte durch Klimawandel?Analysen von der Sahelzone bis zum Hambacher Forst

»Ich verstehe, dass der Klimawandel die Konflikte, die wir überall auf der Welt sehen, nicht verursacht hat, aber was wir auch wissen ist, dass schwere Dür-ren die Instabilität in Nigeria gefördert haben, die von der Terrorgruppe Boko Haram ausgenutzt wurde.« Barak Obama (2015, Übers. d. Autorinnen).

Vereinzelt ist in den letzten Jahren der Einfluss des Klimawandels auf Konflikte in die öffentliche Wahr-nehmung gerückt. Die Vielfalt der Auswirkungen wird jedoch in der breiten Öffentlichkeit noch unzu-reichend diskutiert, was sich auch in einseitigen Lö-sungskonzepten von Staaten und anderen Akteuren spiegelt. Der Kurs stellt sich der Aufgabe, den Einfluss verschiedener Folgen des Klimawandels auf Kon-flikte differenziert zu betrachten und zu diskutieren. Herangezogen werden dabei Beispiele aus aller Welt, aber auch aus der direkten Nachbarschaft: Welche

Erscheinungsformen nehmen klimawandelbezogene Konflikte wie etwa im Hambacher Forst oder in der Sahelzone an und welche Lösungsmöglichkeiten bestehen? Der Fokus des Kurses liegt damit auf den sozialen Auswirkungen der Erderwärmung aus Per-spektive der Friedens- und Konfliktforschung sowie der Psychologie.

Welche Auswirkungen haben die Folgen des Klima-wandels auf unser Zusammenleben? Während viele Zusammenhänge zwischen Klimawan-delfolgen und Konflikten denk- und argumentierbar sind, wurden bisher noch nicht alle Annahmen in die-sem jungen Themengebiet im Detail wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen. Der Kurs beleuchtet den aktuellen Forschungsstand bezüglich der Aus-wirkung von Klimafolgen auf das globale Zusammen-leben. Unter diesem Gesichtspunkt steht zu Beginn die Frage, was Konflikte eigentlich sind, wann sie ein Problem darstellen und wann sie die Gesellschaft vo-ranbringen können.

Motivation, Macht, Gerechtigkeit?Zentraler Gegenstand im Kurs ist dabei einerseits die Motivation der Konfliktpar-teien, welche die Teilneh-menden mit eigenen Fallstu-dien und psychologischen Experimenten nachvollzie-hen. Andererseits ist auch die Verteilung von Macht z.B. zwischen dem globalen Norden und Süden, so-wie Akteuren wie Regierungen, Zivilgesellschaft und Lobbygruppen von Bedeutung. Diese wird im Kurs in kleinen Simulationen erlebbar. Anhand eigener Fallstudien untersuchen die Teilnehmenden, wie un-terschiedlich der Klimawandel sich auf Konflikte aus-wirken kann und welche Lösungsansätze sich daraus ergeben. Die Teilnehmenden setzen sich außerdem in kritischen Diskussionen und eigenen Recherchen mit der Thematik auseinander.

Kursleitung

Miriam Kaiser (Jg. 1996) hat im Bachelor Internationale Beziehungen und Rechtswissenschaft in Erfurt studiert. Mittlerweile ist sie für ihren Master in Frie-dens-, Mediations- und Konfliktforschung nach Finnland gezogen. Mit dem The-ma Nachhaltigkeit beschäftigt sich Miriam sowohl im Rahmen ihres Studiums als auch in ihrer Freizeit. Wenn sie gerade nicht in der Bibliothek sitzt, zaubert sie leidenschaftlich gerne vegane Köstlichkeiten, entspannt in der Hängematte oder spielt Roller Derby oder Gesellschaftsspiele.

Maike Trautner (Jg. 1993) hat Psychologie in Marburg studiert. Schon wäh-rend des Studiums hat sie sich viel mit dem Klimawandel und nachhaltigem Handeln beschäftigt. Seit 2018 promoviert sie in der pädagogischen Psycho-logie im Bereich des selbstregulierten Lernens zum Umgang mit intraperso-nellen Konflikten und Motivationsregulation. In ihrer Freizeit ist sie gerne draußen und läuft, wandert (zu Fuß oder mit dem Rad), spielt (Brett)Spiele, jongliert und liest.

Environmental Justice Atlas, https://ejatlas.org/

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3 (25. JULI BIS 8. AUGUST 2020)

Kurs JGW-3.4

Wie man das Beste aus einer Solarzelle herausholt

Bilder von Solarkraftwerken, Windparks und Elek-troautos sind untrennbar mit der Energiewende verknüpft. Weniger im Fokus der Öffentlichkeit, aber notwendig für all diese Technologien, sind sogenann-te leistungselektronische Umrichter. Diese Geräte koppeln elektrische Energiequellen und Ver-braucher. Beispielsweise erzeugt eine Solarzelle eine andere Spannungs-form als an der Steckdose ankommt. Ein Akku wiederum braucht einen bestimmten Ladestrom, den ihm sein Ladegerät aus dem Netz zieht. Leistungselektronik wandelt Strom und Spannung überall passend um und ist so unverzichtbar für die dezen-trale und regenerative Stromversor-gung der Zukunft.

Im Rahmen des Kurses untersuchen die Teilnehmenden, wie eine einfache

Umrichterschaltung den Betrieb einer Solaranlage optimieren kann. Dabei erlernen sie theoretische und praktische Grundlagen der Elektrotechnik. Der Aufbau des Kurses orientiert sich an der typischen Arbeitsweise der Ingenieurwissenschaften: Analyse,

Simulation, Aufbau eines Prototyps und Durchfüh-rung von Tests.

Zunächst lernen die Teilneh-menden einzelne elektrische Bauelemente kennen: Wie funktioniert eine Diode?

Was ist ein Transistor? Wie verhalten sich Strom und Spannung an einer Solarzelle bei unterschiedlichen

Lichtverhältnissen und Verbrauchern an den Anschlüssen? Diese Fragen beantworten die Teilnehmenden an-hand von Laborexperimenten selbst.

Im Hauptteil analysiert der Kurs dann das Zusammenspiel der zuvor unter-suchten Bauteile in der Tiefsetzsteller-Schaltung. Die Teilnehmenden zeigen, Kursleitung

wie eine geschickte Steu-erung des Tiefsetzstellers die Ausgangsleistung der Solarzelle maximiert. Für ei-ne umfassende Betrachtung diskutieren sie verschiedene weitere Anwendungen von Leistungselektronik im Kontext der Energiewende und hinterfragen die öko-logischen und sozialen Auswirkungen des Rohstoff-abbaus und der Herstellungsprozesse kritisch.

Der Kurs zeichnet sich durch einen hohen Anteil praktischer Elemente aus. Dazu gehört auch der Aufbau eines Umrichters und ein Betriebstest mit einer Solarzelle. Als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis erstellen die Teilnehmenden außerdem ein Modell des Gesamtsystems Solarzelle und Umrichter am Computer, wobei sie den Umgang mit einer weit verbreiteten Simulationssoftware erlernen.

Die Teilnehmenden entwickeln während des Kurses eine Vorstellung des Gebiets der Leistungselektronik. Sie sollten bereits zu Beginn des Kurses mit dem Ohmschen Gesetz und dem Begriff der elektrischen Leistung vertraut sein.

Denise Cappel (Jg. 1992) studierte Elektrotechnik in Aachen. Sie hat sich inner-halb ihres Masters auf Leistungselektronik fokussiert mit besonderem Interesse an erneuerbaren Energien. Sie mag theoretische Überlegungen, legt aber auch gerne Hand an in praktischen Umsetzungen. Denise interessiert sich auch für an-dere Umweltthemen und hat während eines Sommers auf einem Biohof geholfen verschiedenste Gemüsesorten anzubauen. Zurzeit lebt sie in Bremen, wo sie sich in einer Klimawerkstatt engagiert. Sie ist gerne in der Natur oder mit einem Buch im Café, mag Wassersport und tanzt Lindy Hop.

Robin Strunk (Jg. 1995) studierte Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energie-technik in Aachen. Ein Auslandsaufenthalt in Stockholm und ein Praktikum in der Solarbranche waren dabei spannende Stationen. Mittlerweile ist er wis-senschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz Uni Hannover und beschäftigt sich dort mit Leistungselektronik für dezentrale Stromerzeugung. In seiner Frei-zeit spielt Robin Ultimate Frisbee und fährt dafür ab und zu auf ein Turnier. Außerdem besucht er gerne Festivals und Konzerte verschiedener Musikrich-tungen.

Schaltbild eines TiefsetzstellersQuelle: eigene Darstellung

Testaufbau eines TiefsetzstellersQuelle: eigene Darstellung

Leistungselektronik

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(25. JULI BIS 8. AUGUST 2020) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3Kurs JGW-3.5

Datenliterarität für den Klimawandel

Das Internet und die Digitalisierung ermöglichen grundsätzlich allen den Zugriff auf aktuelle klimare-levante Daten, wie Wetterdaten oder den weltweiten Baumbestand. Eine weitere Datenquel-le ist die mediale Berichterstattung, die Einblicke in die gesellschaftliche Ausei-nandersetzung mit dem Klimawandel bietet. Aber wie lassen sich sprachliche Daten mit statistischen Verfahren untersuchen? Wie können relevante Informationen aus großen Datenmen-gen extrahiert werden? Welche Schritte sind notwendig, um Daten für eigene Analysen aufzubereiten? Was für Analy-semethoden sind für bestimmte Fragen angemessen? Wie sind Ergebnisse zu interpretieren und wie lassen sie sich visuell darstel-len? Der Kurs zeigt Antworten auf diese Fragen auf und befähigt die Teilnehmenden dazu, eigene Analy-sen durchzuführen und Interpretationen anderer kri-tisch zu hinterfragen. Diese Kompetenzen lassen sich

unter dem Begriff Datenliterarität (engl. data literacy) zusammenfassen und sind ein zentraler Schritt zur selbstbestimmten Auseinandersetzung mit Daten.

Der Kurs vermittelt den Teilnehmenden grundlegende Kompetenzen der Daten-analyse sowie der kritischen Interpreta-tion statistischer Analysen am Beispiel klimarelevanter Daten. Die eingeführten Methoden stammen primär aus den Forschungsbereichen Data Science, Statistik, Computerlinguistik und Infor-matik.

Zu Beginn des Kurses erlernen die Teilnehmenden die zentralen mathema-tisch-statistischen Grundlagen der Da-

tenanalyse und erwerben grundlegende Kenntnisse der Python-Programmierung. Daran anschließend thematisiert der Kurs anhand verschiedener Daten-sätze die Aufbereitung und Analyse von Daten sowie die Interpretation und Vermittlung von Ergebnissen.

Dabei nutzen die Teilnehmenden auch Techniken der Computerlinguistik, die es erlauben, sprachliche Daten mit quantitativen Methoden zu analysieren. Im letzten Teil des Kurses steht die kritische Auseinan-dersetzung mit Datenquellen und Berichten statisti-scher Analysen im Zentrum.

Die Statistik- und Python-Einführung erfolgt im Stil eines universitären Methodenseminars durch die Kursleitenden. Die restlichen Kursinhalte erarbeiten sich die Teilnehmenden in Referaten, Gruppenar-beiten und Plenumsdiskussionen vorwiegend selbst-ständig.

Mathematische Vorkenntnisse und Programmier-kenntnisse sind nicht notwendig. Die Teilnehmenden werden gebeten, wenn möglich ihren eigenen Laptop mitzubringen. Ansonsten kann ihnen ein Laptop gestellt werden.

Teilbereiche der DatenliteraritätQuelle: eigene Darstellung

Kursleitung

Marina Haid (Jg. 1993) hat im Bachelor Computational Linguistics mit Neben-fach Allgemeine Sprachwissenschaft in Tübingen studiert und wechselte nach dem Grundstudium an die Universität des Saarlandes, wo sie ihr Studium mit dem Nebenfach Informatik beendete. Gerade schreibt sie ihre Masterarbeit in Computational Linguistics an der Universität Stuttgart. Neben ihrem Studium arbeitet sie als Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Maschinelle Sprach-verarbeitung im Bereich Natural Language Generation. In ihrer Freizeit reist sie gerne und verbringt Zeit in der Natur und mit ihrem Hund.

Zarah Weiß (Jg. 1991) hat Computerlinguistik, Germanistik und Linguistik studiert und promoviert nun im Bereich Computerlinguistik an der Univer-sität Tübingen. In ihrer Doktorarbeit untersucht sie, wie sich der Zweit- und Bildungsspracherwerb des Deutschen mit Hilfe automatischer Sprachverarbei-tung statistisch modellieren und fördern lässt. Ihre Forschung steht damit an der Schnittstelle zwischen Informatik, Statistik, (Psycho-)Linguistik und empi-rischer Bildungsforschung. In ihrer Freizeit geht sie gerne wandern, liest, lernt Italienisch und diskutiert LGBTTIQ*-Themen und Star Wars.

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2020-3 (25. JULI BIS 8. AUGUST 2020)

Kurs JGW-3.6

Wirksame Klimakommunikation in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung

2019 reiht sich ein in die Liste der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: Platz 2 global, Platz 3 in Deutschland. Der anhaltende Temperaturan-stieg geht dabei einher mit einem nahezu exponentiellen Wachs-tum klimawissenschaftlicher Publikationen. Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und notwendigem Handeln könnte kaum größer sein. Woran scheitert die Klima-kommunikation?

Der Kurs beginnt mit einer Ein-führung in die physikalischen Zusammenhänge des Klimasystems. Die Teilnehmenden betrachten hierbei das Klimasystem durch die Linse der Komplexitäts-wissenschaften. Sie erfahren, welche Modellierungs-strategien die Klimawissenschaften nutzen, um die

Dynamiken des Klimasystems abzubilden und wie mit Hilfe dieser Modelle mögliche zukünf-tige Klimata berechnet werden.

Der Kurs gibt Raum, sich kreativ mit der Darstellung von Klima-wandel auseinanderzusetzen und ihre Wirkung und Grenzen zu diskutieren. Inwieweit darf Komplexität reduziert und da-mit wissenschaftliche Präzision aufgegeben werden, um die Inhalte einem breiten oder be-stimmten Publikum verständlich zu machen? Wo ist Vorsicht ge-

boten, um dem Vorwurf vereinfachender Unwissen-schaftlichkeit entgegen zu treten?

Eine zentrale Rolle spielt dabei, wie die Informati-onen angeboten und wahrgenommen werden. Die

Weiterentwicklung der Kommunikationskompetenz über Übungen und die Vermittlung von Grundannah-men der Kommunikationstheorien ermöglicht den Teilnehmenden eine zielgruppengerechte Verständi-gung über klimawissenschaftliche Erkenntnisse. In einem »Argumentationstraining Klimafakten« wen-den die Teilnehmenden ihr zuvor erworbenes Wissen an, um Falschaussagen wissenschaftlich fundiert zu entkräften und Kommunikationsstrategien im Umgang mit Klimaleugnern auszuprobieren. In den Ablauf werden mehrere Spiele eingebaut, über welche die Subjektivität der eigenen Wahrnehmung reflek-tiert werden kann. Denn »Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht«...

Die Teilnehmenden benötigen ein solides Grundwissen in Mathematik und Physik. Das Kurskonzept besteht zu großen Teilen aus interaktiven Austausch- und Dis-kussionsmethoden. Das Einbringen eigener Ideen oder kritischer Fragen ist ausdrücklich erwünscht.

Kursleitung

Lucy Büsing (Jg. 1991) studiert Ökotrophologie und Germanistik auf Lehramt. Nach der Schule absolvierte sie zunächst eine Ausbildung in der Gastronomie. Der Wunsch, die eigenen Erkenntnisse mit anderen zu teilen und im Miteinander zu lernen, führt sie in das Studium in Osnabrück. In der Theorie an der Hoch-schule aber auch in der Praxis bei Festivals, im Jugendzentrum oder in eigenen Projekten engagiert sie sich besonders für Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Die Woche endet für Lucy am besten mit der Familie und selbstgemachter Pizza am Lagerfeuer.

Lara Möllney (Jg. 1994) studiert Meteorologie in Hamburg und analysiert zur-zeit im Rahmen ihrer Masterarbeit CO2 und Kohlenstoffisotope in Eisbohrker-nen am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen. Ihr klimapolitisches Engagement wurde stark durch ihre Zeit als Jugenddelegierte bei den UN-Klimaverhand-lungen geprägt. Heute bringt sie sich in regionalen Klimaschutzinitiativen ein und begleitet Schulprojekte. In Kopenhagen fährt sie natürlich leidenschaftlich gerne und viel Rad, singt dänische Chormusik und macht Yoga.

Karikatur: Kommunikation bedarf EntscheidungenQuelle: eigene Darstellung´

Move over, polar bear

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Seit einigen Jahren unterhält die Deutsche SchülerAkademie Austauschabkom-men mit ausländischen Partnern, die vergleichbare Maßnahmen wie die Deutsche SchülerAkademie anbieten. Auch im Jahr 2020 werden diese Austauschpro-gramme fortgesetzt.

Die Teilnahmekosten sind in den jeweiligen Programmbeschreibungen enthalten. Die An- und Abreisen sind selbst zu organisieren.

Summer Academy in Nida, Litauen

16. bis 26. August 2020

In diesem Jahr organisiert die Deutsche SchülerAkademie zum dreizehnten Mal ein Austauschabkommen mit der National Student Academy of Lithuania, die

Akademien in Litauen, Polen und Österreich

jedes Jahr eine Akademie für hochbegabte Schülerinnen und Schüler in Litauen ausrichtet.

Die Teilnahmegebühr für die diesjährige Akademie (16. bis 26. August 2020) beträgt 850 Euro (430 Euro Teilnahmegebühr plus 420 Euro für Unterbringung und Vollverpflegung) zuzüglich Reisekosten. Die etwas aufwendige An- und Abrei-se ist selbst zu organisieren.

You are invited to join the Economics section and together with a dozen 16-18-year-old peers from Lithuania deepen your knowledge of Marketing and PR, Finance, Sales, Per-sonnel Management, International Investment, Entrepreneurship, Leadership and other topics guided by top managers and professionals from leading Lithuanian and interna-tional companies. Seminars are structured in an entertaining way – there are plenty of discussions, case studies and interactive games.

Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m. with breakfast followed by three 1.5-hour subject interactive classes.

Topics covered during previous Summer Academies: • Introduction to the Program, • Presentations by NMA graduates, • Commerce and Law, • Simulation games, • Leadership and Career, • Self-development,

Programmeim Ausland 2020

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020

• International Business Perspectives, • Visits to »Klasmann-Deilmann«, »Kegesa«, »V jo Projektai«, »Klaip dos nafta«, »Aug-

ma«, »Pasažas & Meridian« etc.

After lunch you will be welcome to join a 1.5 hour self-development lecture. In the af-ternoon you will have some spare time for sightseeing, going to the beach and sporting activities. Each day you’ll have a chance to mingle with all Summer Academy’s students at a daily evening event – a concert, a cinema or guest evening, a mind storm or a thea-tre project.

The Summer Academy is organised by the National Student Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students as well as the most talented young musicians are invited to participate and create a versatile and dynamic community of young intellec-tuals studying Economics, Maths, Philology, Physics and Nanotechnology, Biochemistry, Chemistry, Computer Science and Music.

Lithuania is a small Baltic country with a population of 3 million people. Nida is a neat and cosy village in westernmost Lithuania, in the Curonian Spit that is inscribed on UNESCO’s List of World Heritage.

Wielodyscyplinarny obóz naukowy Krajowego Funduszu na rzecz Dzieci w Serocku (Polska, okolice Warszawy)23 kwietnia – 3 maja 2020

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specjalistyczne warsztaty i semi-naria

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spotkania -

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codzienne -

fundusz.org/wielodyscyplinarny-oboz-naukowy

Die Teilnahmevoraussetzungen sind die gleichen wie bei der Deutschen Schüler-Akademie, außerdem wird eine sehr gute polnische Sprachkompetenz erwar-tet. Die Eigenbeteiligung beträgt 180 Euro.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020Internationale Sommerakademie Holzöster, Österreich

28. Juni bis 1. Juli 2020

Ein Austauschabkommen für einige Schülerinnen und Schüler unterhält die Deut-sche SchülerAkademie mit dem Landesschulrat für Salzburg, Österreich, der vom 28. Juni bis 1. Juli 2020 die Sommerakademie, 30 km nördlich von Salzburg, aus-richtet. Die Unterbringung erfolgt im Seminarhaus Holzöstersee, das jede Art von Freizeitaktivitäten erlaubt.

Angeboten werden insgesamt vier Workshops zu den Themen Fotografie, Mathe-matik, Informatik/Klima & Wirtschaft. Die Teilnehmenden melden sich im Vor-feld für einen der angebotenen Workshops und arbeiten insgesamt fünf Halbtage in Gruppen zu etwa fünfzehn Personen.

Die an der Sommerakademie interessierten Schülerinnen und Schüler können ab dem 1. April 2020 genauere Programminformationen abrufen unter:

www.sommerakademie-salzburg.at

Die Eigenbeteiligung beträgt 110 Euro.

Workshopbeschreibungen Sommerakademie Holzöster

Workshop 1 – Fotografie

In spielerischer Form erlernen die Jugendlichen im Lauf dieser Tage die span-nenden Ausdrucksmöglichkeiten der Fotografie. Im Vordergrund steht die Schu-lung des persönlichen Blicks durch eigene fotografische Übungen, das Kennen-lernen der Kamera, deren Funktionen und Einstellmöglichkeiten. Ausgewählte

Beispiele berühmter Fotografinnen und Fotografen aus der Fotokunstgeschichte dienen als Inspiration zur eigenen Bildgestaltung.

Das Portrait (Einzelportrait, zwei und mehr Personen, die Gruppe) steht im Vor-dergrund der gemeinsamen fotografischen Übungen. Die Teilnehmenden fotogra-fieren zudem mit ihren Kameras zu Themen wie Licht und Schatten, Perspektive, Bildausschnitt, Vordergrund / Hintergrund, Bewegung.

Workshop 2 – Klimabruch

Mit der Erfindung der Dampfmaschine setzten die großen Wellen der bis heute anhaltenden Industrialisierung ein. Eine messbare Tatsache ist die damit einher-gehende Zunahme des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre. Ein um 50 Prozent erhöhter Anteil an Kohlenstoffdioxid, ein um 150 Prozent gestie-gener Anteil an Methan im Vergleich zur vorindustriellen Zeit und weitere klima-schädliche Treibhausgase verursachen die Erderwärmung. Was als »Klimawan-del« Einzug in das Allgemeinwissen gefunden hat, muss konsequenterweise als »Klimabruch« bezeichnet werden. Wir befinden uns definitiv in einem Übergang von einem stabilen in ein instabiles Klimasystem. Die Folgen für den Lebensraum, die Lebensmittelproduktion und die soziale Situation der mittlerweile 7,8 Milliar-den Menschen auf Erden sind nicht absehbar.

Der Workshop beschäftigt sich mit den Ursachen, den Auswirkungen und den Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel. Zudem soll ein kritischer Blick auf die sozialpsychologischen Mechanismen geworfen werden, mit denen fun-dierte Erkenntnisse zum Klimawandel jahrzehntelang ignoriert werden konnten.

Workshop 3 – »Von Hasen und Füchsen...« - Dynamische Systeme, Differentialgleichungen, Differentialgleichungssysteme und deren Stabilität

Wie wohl fühlt sich ein Hase im Wald? Eine komische Frage, die man nicht beantworten kann? Nun, zumindest sollte man sich bei genauerer Betrachtung fragen, ob das Wohlbefinden des Hasen nicht irgendwie mit der Anzahl der im Wald lebenden Füchse zusammenhängt. Und wenn man schon dabei ist: Wie geht es den Füchsen? Viele Hasen wären wohl nicht schlecht, denn dann wäre das Nahrungsangebot schon sehr ansprechend. Geht es den Füchsen aber allzu gut,

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020Internationale Sommerakademie Semmering, Österreich,

25. Juni bis 2. Juli 2020

Bereits zum 22. Mal wird dieses Jahr die Internationale Sommerakademie Semme-ring in Niederösterreich für leistungsbereite Schülerinnen und Schüler abgehal-ten. Diese Akademie wird vom Verein zur Förderung begabter und hochbegabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich, vom Landesschulrat für Niederö-sterreich, Referat für Begabtenförderung, und von der Begabtenakademie Niederö-sterreich ausgerichtet. Sie findet vom 25. Juni bis zum 2. Juli 2020 statt.

Die Teilnehmenden können einen Kurs aus zahlreichen Angeboten wählen. Das Kursangebot umfasst auch dieses Jahr wieder eine Palette an interessanten Inhal-ten.

Unter der Anleitung von äußerst motivierten und engagierten Kursleiterinnen und Kursleitern können sich die Jugendlichen mit neuartigen Kursthemen ausein-andersetzen – beispielsweise anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen, naturwissenschaftliche Phänomene erforschen oder kreative Erfahrungen machen – und in neue Wissensgebiete eintauchen.

Alle Kurse garantieren neben intellektuellen Herausforderungen im Unterricht auch ein anspruchsvolles Rahmenprogramm während der Pausen bzw. in der unterrichtsfreien Zeit. Kooperatives Arbeiten und Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie gemeinsames Erleben und eine ordentliche Portion Spaß beim sport-lichen Ausgleich. Neben der Förderung der Begabungen geht es auch um den Austausch untereinander oder mit den Referentinnen und Referenten.

Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen der Deutschen SchülerAkade-mie. Die Eigenbeteiligung beträgt 340 Euro für Kurs und Vollpension. Detailinfor-mationen sowie eine ausführliche Prospektversion sind auch auf der Internetseite des Landesschulrates

http://begabtenfoerderung.bildung-noe.gv.at/index.php/sommerakademie.html

erhältlich.

Die Bewerbung erfolgt über die Deutsche SchülerAkademie.

Die An- und Abreisen sind selbst zu organisieren.

bedeutet das ja bekanntlich für die Hasen nichts Gutes. Und wenn es den Hasen schlecht geht, tja, was bleibt dann noch für die Füchse? Man merkt schon, worauf das hinausläuft. Irgendwie fühlt man sich, um in der Tierwelt zu bleiben, an einen Hund erinnert, der seinem eigenen Schwanz nachjagt, ohne diesen je zu erwi-schen. Aber kommen wir noch einmal kurz zurück auf die anfangs gestellte Frage, wie gut geht es nun den Hasen bzw. wie soll man zu einer Antwort kommen? Eine Antwort liefert hier die Mathematik.

Dieser Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die sich für Mathematik in-teressieren und die Möglichkeit, über die komplizierte, reale Umwelt Vorhersagen zu treffen, spannend finden.

Wer zudem das Modellieren von dynamischen Systemen lernen möchte und sich dabei momentan den Begriff Differentialgleichung aber nur ansatzweise erklären kann, ist im Workshop »Von Hasen und Füchsen…« mit Sicherheit gut aufgeho-ben.

Workshop 4 – Innovation Lab - Wecke deinen Unternehmergeist!

In diesem 3-tägigen Workshop erleben die Teilnehmenden, wie Ideen generiert und in ein Unternehmen umgewandelt werden können. In kurzen Impulsvorträ-gen werden relevante Aspekte (Planung des Geschäftsmodells, der Markenstrate-gie, der Kosten sowie der Finanzierung) angesprochen und diese Dimensionen dann in Workshops von den Teilnehmenden für ihre Ideen bearbeitet. Dafür ste-hen je nach Thema ein bis zwei Fachcoaches des Studiengangs Betriebswirtschaft der Fachhochschule Salzburg zur Verfügung, welche die Überlegungen der Teil-nehmenden begleiten. Am letzten Workshoptag werden die Teilnehmenden inten-siv auf die Präsentation ihres »Unternehmens« vorbereitet – auf den sogenannten Pitch, welcher dann am Nachmittag vor einer Jury gehalten wird.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020

Kursbeschreibungen Sommerakademie Semmering

Kurs 1: Kreatives Schreiben

Wer gerne über die Welt und das Leben nachdenkt, gerne liest und gerne schreibt oder es ausprobieren möchte, ist hier richtig.

In diesem Kurs werden unterschiedliche literarische Formen kennengelernt und mit Sprache gespielt. Es wird geübt, Worte sorgsam und nicht zufällig zu wählen.Wichtige Fragen werden sein: Wie entsteht eine Figur? Wie erfindet man eine Ge-schichte? Wo fängt man überhaupt an?

Welche Literaturformen gibt es? Darf man echte Menschen oder Erlebnisse ein-fließen lassen?

Was macht eine gute Geschichte aus?

Als Inspiration werden Bilder, Karten, Zitate, unsere Umwelt etc. verwendet. Am Ende des Kurses soll jeder Teilnehmende einen Schnellhefter voll mit eigenen Werken in den Händen halten.

Was sind die Ziele des Kurses? Spaß in der Gemeinschaft und neue Freunde fin-den. Lernen, wie Sprache funktioniert. Wissen für die Schule und fürs Leben.

Bitte mitbringen: Schreibmaterial (verschiedene Farbstifte, Bleistifte, Kulis oder Füllfeder), Klebstoff, Schere, Schnellhefter inkl. Einlageblätter liniert oder kariert

Kurs 2: English – Communication Skills

Improve your communication skills: Becoming a brilliant speaker

Barack Obama, Prince Harry und Greta Thunberg haben es vorgemacht und schaffen es mit beeindruckenden Reden Menschen für sich zu gewinnen. Die Fä-higkeit sich gut präsentieren zu können, gewinnt in einer Zeit von Instagram und Youtube immer mehr an Bedeutung.

Der Fokus dieses Kurses liegt einerseits im Erlernen und Verbessern der eigenen Präsentationsfähigkeiten und andererseits auf der Steigerung der verbalen Fähig-keiten in der englischen Sprache. Dabei soll auf interaktive und unterhaltsame Art und Weise Freude am Sprechen und Präsentieren vermittelt werden.

• Body Language, Gesture, Posture• Role Play• Powerpoint-Karaoke• Dramatic Reading and Speaking• Icon Talks• Games

Das Ziel des Kurses ist, dass die Teilnehmenden sich ausgezeichnet (auf Englisch) präsentieren können, ihre gewünschten Inhalte vermitteln und dabei auch Spaß haben.

Durch anspruchsvolle und vielfältige Aktivitäten werden monologische und dialo-gische Fähigkeiten gefördert. Dieser Kurs ermöglicht eine Vielzahl an Entfaltungs-möglichkeiten.

Die Schülerinnen und Schüler erproben sich an einer Vielzahl von Sprechhand-lungen. Im Zuge der Debatten sollen auch Strategien und Phrasen zum Unterbre-chen, Zustimmen, Unterstreichen etc. erlernt und ausprobiert werden. Material: Alle Teilnehmenden sollten einen Laptop mitbringen, um optimal arbei-ten zu können.

Kurs 3: Puschkin, Wolga, Petersburg. Intensivkurs Russisch A2-B1

Der Russischkurs auf dem Semmering bietet:

• 8 Tage intensives Sprachtraining• Monologisches Sprechen• Dialogisches Sprechen

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020

• Schreiben• Sprache im Kontext

In Klein- und Kleinstgruppen werden alle Kompetenzen kontinuierlich entwi-ckelt, vor allem über Sprechzeit und die sanfte Korrektur durch die Lehrenden. Dabei wird auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Lernenden Bezug und Rücksicht genommen. Das Themenspektrum umfasst alles, was bei der Rei-feprüfung verlangt wird, aber auch, abseits davon, vieles, was in der Schule nicht gemacht werden kann.

Kurs 4: Altgriechisch für AnfängerInnen

Der Kurs »Altgriechisch für AnfängerInnen« richtet sich an all diejenigen, die im-mer schon einmal tief in das Denken, die Seele und den Geist einer Kultur eintau-chen wollten, die das heutige Europa ganz fundamental geprägt hat.

Mythologie und Religion, Geistes- und Naturwissenschaft, Politik und Demokra-tie, Kunst und Kultur sind in auch in ihrer heutigen Form ursprüngliche Errun-genschaften der alten Griechen. Wenn man die Entstehung und weitere Wirkung dieser Errungenschaften verstehen will, muss man in die Grundsätze der altgrie-chischen Sprache einsteigen, um sich mit der ganz eigenen Welt der Griechen und wie sie Europa geprägt hat, auseinandersetzen zu können.

Eine Kultur zu verstehen, heißt, ihre Sprache zu verstehen. Deshalb besteht der Kurs »Altgriechisch für AnfängerInnen« aus zwei Teilen:

Einerseits stellt er eine Einführung in die altgriechische Schrift, in grundlegendes Vokabular und wichtige grammatikalische Besonderheiten des Altgriechischen dar, welche die ganz eigene Weltsicht der Griechen erst zugänglich machen.

Andererseits findet die Spracheinführung in der Auseinandersetzung mit ori-ginalen Texten, Inschriften und Kunstprodukten der alten Griechen statt. Es werden Auszüge aus Mythologie, Literatur, Philosophie, Grabinschriften, Tem-pelaufschriften usw. gelesen, analysiert und interpretiert. Wer wollte nicht schon einmal wissen, was sich eigentlich hinter dem Mythos der Hexe Kirke versteckt, die Odysseus verführt hat? Oder warum die Sphinx dem Ödipus ein ganz be-rühmtes Rätsel aufgegeben hat? Oder was im christlichen Neuen Testament, dem auf Altgriechisch verfassten Schlüsseltext der europäischen Kultur, eigentlich steht? Oder wie die alten Griechen Demokratie tatsächlich gesehen, begründet und verstanden haben? Oder wie es dazu kam, dass die alten Griechen plötzlich

begannen, in der Naturwissenschaft von einem »Atomon« oder einer »Physiké« zu sprechen?

All dies und mehr wird im Rahmen eines Kurses zur Einführung ins Altgrie-chische den Inhalt unserer Auseinandersetzungen bieten. Dabei wird also nicht nur die altgriechische Schrift und Sprache in ihren Grundsätzen gelernt, sondern anhand von Auszügen aus Originaltexten auch in Denken, Kultur und Weltver-ständnis der Griechen eingeführt, wie es Europa heute noch prägt.

Es ist für den Kurs nicht notwendig, in der Schule schon einmal Latein gelernt zu haben. Hat man allerdings ein, zwei Jahre Latein gehabt, erleichtert das den Eingang in das Altgriechische. Es wird dennoch langsam genug und einführend vorgegangen.

Kurs 5: Mensch im Wandel – Architekturgeschichte als Spiegelbild gesellschaftlicher, politischer und sozialer Veränderungen

Leon Battista Alberti, ein italienischer Kunst- und Architekturkritiker der Frühre-naissance, war der erste, der die Rolle der Architektur nicht nur darauf beschränk-te, die Menschen »vor dem schlechten Wetter zu schützen«, sondern den Anteil menschlicher Sozialisierungsprozesse an dem Erschaffen von Architektur ins Blickfeld rückte.

Ausgehend von einem Streifzug durch die Architekturgeschichte will der Kurs sich den Hintergründen für das Entstehen unterschiedlicher Architekturstile aus un-terschiedlichen Blickwinkeln nähern:

• Welche Wechselwirkungen von Gesellschaft und Architektur finden sich bei Ideologie, Machtansprüchen und Prestigebewusstsein der jeweiligen Epochen?

• Welche Gedanken haben große Philosophen, wie Arthur Schopenhauer oder Immanuel Kant, zur Rolle von Architektur, und finden sich diese auch in der Musik der betreffenden Zeit wieder?

• Wie kommt es zu Kunstströmungen, wie Historismus, Neugotik oder Neoklassizismus, wie drückt sich das Konstrukt von »Heimat« in der Ar-chitektur aus?

• Inwieweit bedarf auch die Utopie als »Nichtort« einer Verortung und ar-chitektonischer Definition?

• Wo finden sich Baustile in der Gartenarchitektur wieder?• Welche Stellung hat der Architekt im Entstehungsprozess und wie ändert

sich das im Laufe der Geschichte?

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020

Bei einem Tagesausflug nach Wien sollen die Recherchen hautnah erlebt und überprüft werden!

Kurs 6: »Ich weiß, dass ich nichts weiß« – philosophische Diskussionsrunden über das Ungewisse

Wer gerne diskutiert, gerne über tiefgründige Fragen und Texte nachdenkt, dabei gerne die ausgetretenen Pfade des Denkens und den scheinbar festen Boden der herrschenden Meinungen verlässt und gerne mutige Höhenflüge des Geistes un-ternimmt, ist in diesem Kurs genau richtig.

Hier hat man die Gelegenheit, jene philosophischen Probleme, die einem beson-ders wichtig sind, in philosophischen Diskussionsrunden zu untersuchen. Zur Vertiefung werden klassische und zeitgenössische Texte berühmter Philosophen gelesen und interpretiert. Das diesjährige Leitthema sind die Grenzen des Wis-sens.

Die Frage Kants »Was kann ich wissen?« führt zurück zur skeptischen Weisheit eines Sokrates, der mit denen philosophiert, die etwas zu wissen glauben: »Ich da-gegen weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nicht, etwas zu wissen. Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.«

Steht die Wissenschaft auf sicherem Boden? Gibt es ein »unerschütterliches Fun-dament« (Descartes)? Oder ist all unser Wissen nur hypothetisch, »Vermutungs-wissen« (Popper)? Macht das Ungewisse Angst? Kann die Flucht in einen »Glau-ben« beruhigen?

In diesem Kurs wird geübt, selbständig Diskussionsrunden – vielleicht auch interdisziplinär mit anderen Kursen – vorzubereiten und zu leiten. Es gibt auch die Gelegenheit, die gemeinsamen hochfliegenden Gedanken eigenständig – z.B. in Form philosophischer Essays oder literarischer Texte – zu reflektieren und zu verarbeiten.

Die Ergebnisse der philosophischen Diskussionsrunden und eigenständigen Aus-einandersetzungen mit ewigen oder/und aktuellen philosophischen Fragen sollen schließlich auch präsentiert werden.

Zielgruppe: Diskussionsfreudige Schülerinnen und Schüler, die philosophische Probleme tiefgründig untersuchen und die Flügel des Geistes heben wollen.

Kurs 7: Abenteuer Algorithmen und Datenstrukturen – Programmieren mit Python

Ausgehend von Grundlagen der Informatik, Daten- und Programmstrukturen, werden typische Objekte von Python, die Programmiersprache selbst und pas-sende Module kennengelernt. Im Vordergrund stehen dabei die Besonderheiten von Python: Große Einfachheit und Übersichtlichkeit, relativ wenig Schlüssel-worte, und übersichtlicher Programmierstil zeichnen das Arbeiten dabei aus. Da-bei erfolgt eine schrittweise Annäherung an herausfordernde Aufgabenstellungen:

• Rekursionen und Fraktale• Listen und Verarbeitung von Zeichenketten• GUI-Anwendungen• Modelle und Simulationen

Bei der Entwicklung der einzelnen kleineren und größeren Projekte (»Abenteu-er«) entstehen individuelle Lösungswege und Ergebnisse. Dabei ergeben sich neue Einblicke in mathematische Zusammenhänge, in effiziente Algorithmen und überzeugende Visualisierungen. Die Beobachtungen können individuell oder in der Gruppe besprochen und interpretiert werden.

Die Kenntnis einer Programmiersprache ist für diesen Kurs nicht vorausgesetzt – immerhin gilt die verwendete Programmiersprache »Python« wegen seiner übersichtlichen Syntax als besonders einfach zu erlernen. Dennoch stellt Python mächtige Werkzeuge für wissenschaftliche Anwendungen zur Verfügung, etwa für numerische Verfahren, für Simulationen oder Visualisierungen.

Es wird empfohlen zur Kurswoche ein eigenes Notebook mitzubringen, es stehen nur wenige Leihgeräte zur Verfügung. Für die praktische Arbeit werden aus-schließlich frei verfügbare Programme (Freeware und Open Source Software) ver-wendet, die zu Beginn der Kurswoche von den Teilnehmenden installiert werden können. Für Kursmaterialien und – mögliche – Ergebnisse steht ein eLearning-

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PROGRAMME IM AUSLAND 2020

Kurs zur Verfügung. Die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung zur Som-merakademie zugesendet.

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die ein besonderes Interesse an Mathematik haben und ihr informatisches Grundwissen vertiefen wollen.

Kurs 8: Fotografie und Bildbearbeitung, Composing und Digital Painting

Historische Bilddokumente – was kann man daran ablesen – und was nicht? Ma-nipulierende und manipulierte Bilder aus Kunstgeschichte, Geschichte und Wer-bung – eine Schaffung neuer Realitäten durch Fälschung der Realität? Das (gemal-te, fotografierte oder gefilmte) Bild als Dokument, als Propagandainstrument und als Kunst. Wo liegen die Grenzen der ethischen Vertretbarkeit?Auch die Themen »Beauty-Retusche«, »Künstliche Welten«, »Science Fiction« und »Fantasy« werden anhand von Beispielen analysiert.

Den größten Teil des Kurses nimmt aber die Praxis ein: Dazu gehören fotografische Experimente, Bildbearbeitung und eine Einführung in Digital Painting.Hilfreiche Programme für 2D- und 3D-Darstellungen werden vorgestellt.Sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf dem umfangreichen Gebiet sind will-kommen und können durch die zwei Kursleiter sehr individuell betreut werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können ihren Interessen entsprechende Schwerpunkte setzen und – wenn erforderlich – Teams zur Umsetzung ihrer Pro-jekte bilden.

Ein weiteres Ziel ist die Herstellung einer Videodokumentation über den Kurs und seine Inhalte sowie eine Präsentation der Ergebnisse.

Eine umfangreiche technische Ausrüstung steht zur Verfügung (Fotostudiozube-hör, Foto- und Videokameras, Blitze, Scheinwerfer, Hintergründe u.v.m.).

Zielgruppe: Herzlich eingeladen sind alle am Thema Interessierten, die gerne zeichnerisch, malerisch und/oder fotografisch tätig sind. Mit Bildbearbeitung und Digital Painting lassen sich fantasievolle neue Welten schaffen, seltsame Krea-turen, ausdrucksstarke Bilder …

Eigene Notebooks der Teilnehmenden sind empfehlenswert. Hilfreich wären auch Grafiktablets (z.B. von Wacom, Hanvon o.ä.). Computergrundkenntnisse werden

vorausgesetzt; Vorkenntnisse bezüglich der im Kurs verwendeten Software sind nicht notwendig.

Eigene Zeichnungen können mitgebracht werden, um sie digital weiter zu bearbeiten.

Fachliteratur und Trainings-DVDs stellt der Kursleiter für die Dauer des Kurses zur Verfügung. Weitere Unterlagen werden auf der Moodle-Plattform bereitgestellt.

Kurs 9: Sterne, Planeten, Raketen und Satelliten! Eine Einführung in Astronomie und Weltraumfahrt

Die Chinesen haben schon vor langer Zeit die ersten Raketen verwendet. Die mo-dernen Raketen sind natürlich viel leistungsfähiger. Wie funktionieren sie eigent-lich? Das wird eines der Themen sein, die untersucht werden.

Gestartet wird mit der Astronomie – Sterne und Sternentwicklung, Planeten, ihre Monde und deren Eigenschaften. Dann erfolgt die Beschäftigung mit Teleskopen, vom einfachen »Kinderteleskop« bis zu Hubble und JWST. Auch Teleskope für andere Wellenbereiche (von Mikrowellen bis zur Gamma-Strahlung) werden be-handelt.

Da etliche dieser Teleskope nicht auf der Erde funktionieren, sind auch folgende Themen eingeplant: Satelliten und die Berechnung der Bahnen. Auch Berech-nungen aus dem Bereich der Astronomie – z. B. Entfernung von Sternen, Masse eines Schwarzen Loches – sind geplant. Satelliten dienen aber nicht nur der For-schung – sie sind aus dem Alltag heute nicht mehr weg zu denken. Was sind die verschiedenen Aufgaben der Satelliten?

Besonders interessant ist die bemannte Weltraumfahrt – von den Anfängen, der Mondlandung bis zur Zukunft, dem Flug zum Mars. Welche Probleme treten da-bei auf und wie kann man sie lösen?

Ja nach Wetter werden auch Sterne und Planeten mit Teleskopen beobachtet. Es wird sogar versucht, Fotos zu machen und diese zu bearbeiten.

Da das Thema sehr umfangreich ist, kann nicht alles ausführlich behandelt wer-den. Es ist daher vorgesehen, schon vor Beginn des Kurses über die Moodle-Platt-form herauszufinden, woran besonderes Interesse besteht.

Geplant ist auch eine Exkursion im Zusammenhang mit dem Thema des Kurses.

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Club der Ehemaligender Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE e.V.)

Üblicherweise ist die Deutsche SchülerAkademie für euch Teilnehmende eine äußerst intensive und aktive Zeit. Ihr arbeitet mit motivierten Menschen an span-nenden Projekten, singt im Chor, macht gemeinsam Sport, spielt im Orchester und widmet euch vielen an-deren kursübergreifenden Aktivitäten. Oft ist es diese Gemeinschaft, die nach der Akademie als besonders prägend in Erinnerung bleibt – eine Gemeinschaft, die sich nach Ende der Akademie nicht so leicht re-produzieren lässt.

Doch dieser inhaltliche und persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit der Akademie beschränkt blei-ben! Um euch die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte hinaus in regen Kontakt mit interessierten Schülerinnen, Schülern, Studierenden und Berufstä-tigen aus ganz Deutschland und anderen Ländern zu treten, wurde der Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien (CdE e.V.) ins Leben gerufen.

Der Verein ist ein lebendiges Forum für Aktivi-täten, Diskussionen und Bekanntschaften – in ganz Deutschland! Wir bieten unseren Mitgliedern vielfäl-tige Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen und zu-sammen mit anderen jungen Menschen umzusetzen.

Zentrales Element des CdE sind Akademien, auf de-nen ihr euch wie auf einer SchülerAkademie fühlen könnt. Es gibt eine Vielzahl interessanter Kurse, die von anderen Ehemaligen angeboten werden, Raum für

inhaltlichen Austausch, kursübergreifende Aktivitäten und viel Zeit für persönliche Kontakte und Freund-schaften.

So veranstalten wir jedes Jahr eine PfingstAkademie und eine SommerAkademie im Feriendorf Eisenberg nahe Bad Hersfeld (Hessen), eine Multinationale Akademie, die meist in einem osteuropäischen Land stattfindet, sowie über Neujahr eine WinterAkademie in den Jugendherbergen Oberwesel und Kaub im Mittelrheintal. Außerdem gibt es im Frühjahr die Nachhaltigkeits- und die MusikAkademie. Reichliche Gelegenheiten also, die Akademie-Atmosphäre wieder aufleben zu lassen!

Nächste Gelegenheit zur Teilnahme an einer CdE-Akademie wäre für euch die diesjährige WinterAkade-mie, die vom 27.12.2020 bis 06.01.2021 in Oberwesel und Kaub stattfindet. Wenn ihr nur an einer Hälfte der Akademie teilnehmen möchtet, könnt ihr auch am 01.01.2021 an- oder abreisen.

Noch vorher findet voraussichtlich das Studieninfo Wochenende statt. Hier stellen Ehemalige der Schüler Akademie verschiedene Studiengänge vor – sowohl aus Studenten- als auch aus Dozentensicht.

Zudem treffen wir uns im CdElokal in zahlreichen Städten regelmäßig zu unterschiedlichen Aktivi-täten in der Nähe unseres Wohnorts. Gerade für

Studienanfänger*innen sind diese Lokalgruppen interessant: So könnt ihr leicht Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen!

Unter der Adresse www.cde-ev.de bieten wir ein um-fangreiches Internet-Angebot – unter anderem mit aktuellen Informationen zum CdE und unseren Ver-anstaltungen sowie verschiedenen Mailinglisten. Darü-ber könnt ihr mit anderen Vereinsmitgliedern in Kon-takt treten und beispielsweise gemeinsame Aktivitäten planen oder Tipps für Studium und Beruf erhalten.

Auf Wunsch könnt ihr nach eurer SchülerAkademie kostenlos für ein halbes Jahr Mitglied im CdE werden. Anschließend beträgt der Mitgliedsbeitrag 2,50 Euro je Halbjahr. Dafür erhaltet ihr u.a. halbjährlich unsere Vereinszeitschrift »exPuls« per Post nach Hause.

Die SchülerAkademie ist der Anfang und im CdE geht es weiter!

NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V.

Allgemeine Fragen zum CdE? → [email protected]

Fragen zur Mitgliedschaft? → [email protected]

Fragen zu den Lokalgruppen? → [email protected]

Ansprechpartner im CdE

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Als ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer ha-ben wir den Förderverein der Deutschen SchülerAka-demie e.V. (FVDSA) gegründet, damit die DSA in den kommenden Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwi-ckelt werden kann. Wir wollen ergänzende Angebote schaffen und neue Projekte anstoßen.

Nähere Informationen zum Verein finden Sie unter http://www.fvdsa.de

Vorstand und Mitglieder des Fördervereins der Deutschen SchülerAkademie e.V.

Dirk Nolte Akademie Braunschweig 2001-2

Thomas Wotschke Akademie Gaesdonck 2001

Christian Burgdorf Akademie Braunschweig 1998-2

Heinrich HartmannAkademie Torgelow 2015

Die Deutsche SchülerAkademie ist für die Teilneh-merinnen und Teilnehmer ein ganz besonderes Ereig-nis. 16 Tage lang leben und arbeiten sie gemeinsam, loten ihre Fähigkeiten aus, stoßen an Grenzen und überschreiten sie, übernehmen Verantwortung, ler-nen andere interessante Menschen kennen und ent-wickeln ihre Persönlichkeit weiter.

Viele Jugendliche sind erstmals in ihrem Leben so-wohl intellektuell als auch sozial gefordert. Sie entde-cken, welche Leistungen sie in einem — im positiven Sinne — kompetitiven Umfeld erbringen können. Die DSA bietet einen geschützten Raum für hoch-motivierte, begabte junge Menschen. Sie hilft dabei, Potenziale zu entdecken und zu entfalten – und stiftet damit einen hohen gesellschaftlichen Nutzen.

Christina Cappenberg Akademie Metten 2004

Hanno Kamp Akademie Annweiler 2000

Sebastian Goldt JuniorAkademie Neuerburg 2004

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DankWir freuen uns über das rege Interesse von Instituti-onen und Unternehmen, motivierten Jugendlichen ein Forum der Wissenserweiterung, der fachlichen Orientierung, dazu des geistigen und sozialen Mitei-nanders zu ermöglichen. Es drückt sich in vielfältiger Weise aus: Wir erhalten finanzielle Förderung, per-sonelle Unterstützung sowie Sachspenden und Leih-gaben, ohne die die Durchführung der Akademien nicht möglich wäre.

Im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dan-ken wir für dieses Engagement sehr herzlich!

– Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin

– Stifterverband, Essen

– Reuter'sche Stiftung, Essen– BASF SE, Ludwigshafen– Johs. Kölln Stiftung, Essen– Fonds der Chemischen Industrie, Frankfurt a.M.– McKinsey & Company, Inc., Köln– Christine Diek-Stiftung, Frankfurt a.M.– Edith und Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M.– Kufner Stiftung zur Förderung körperbehinderter

Hochbegabter, München– Peters-Beer-Stiftung, Essen– Sondervermögen Bein, Essen

– Süddeutsche Zeitung GmbH, München– WeltN24 GmbH, Berlin– Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG,

Hamburg

– Collegium Augustinianum Gaesdonck, Goch – Europäisches Gymnasium Waldenburg,

Waldenburg– Gymnasium und Internat des Landschulheims

Grovesmühle, Veckenstedt– Urspringschule, Schelklingen– Klosterschule Roßleben, Roßleben– Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow,

Torgelow– Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland,

Papenburg

Darüber hinaus wurde die Deutsche SchülerAkade-mie mit Spenden von zahlreichen Eltern und Einzel-personen in ihrer Arbeit unterstützt.

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Bildung & BegabungTalentförderzentrum des Bundes und der Länder

Bildung & Begabung ist das Talentförderzentrum des Bundes und der Länder. Seine Wettbewerbe und Akade-mien helfen Jugendlichen, ihre Stärken zu entfalten - unabhängig davon, auf welche Schule sie gehen oder aus welcher Kultur sie stammen. Außerdem unterstützt Bildung & Begabung Lehrkräfte, Eltern sowie Schüle-rinnen und Schüler mit umfangreichen Informations- und Vernetzungsangeboten.

Bildung & Begabung bietet individuelle Förderpro-gramme: Besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler der Oberstufe finden während der Sommer-ferien intellektuelle und soziale Herausforderungen in der Deutschen SchülerAkademie. Seit 2003 gibt es in zahlreichen Bundesländern JuniorAkademien für die Sekundarstufe I.

Die TalentAkademie unterstützt Jugendliche der Mittel-stufe aller Schulformen darin, ihre Persönlichkeit zu ent-wickeln, den Teamgeist zu schärfen und eigene Talente zu entdecken. Mit der VorbilderAkademie gibt Bildung

& Begabung jungen Menschen mit und ohne Ein- wanderungsgeschichte Orientierungswissen über ihre Chancen im deutschen Bildungssystem. »Games Talente« verbindet Begabungsförderung und digitale Spiele in einem innovativen Wettbewerbs- und Akade-mieformat.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen und die Bundes-weiten Mathematikwettbewerbe haben die längste Tra-dition im Förderangebot des Talentförderzentrums, das außerdem den Auswahlwettbewerb zur Internationalen Mathematik-Olympiade organisiert.

Im Online-Portal www.begabungslotse.de finden Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler Informa-tionen zur Talentförderung in Deutschland. Die Fach-tagung »Perspektive Begabung« vernetzt Bildungsprakti-kerinnen und -praktiker aus Wissenschaft und Praxis.

www.bildung-und-begabung.de

Social Media

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Bildung & Begabung gemeinnützige GmbHKortrijker Str. 153177 Bonn

Tel. 02 28 / 9 59 15 - 0Fax 02 28 / 9 59 15 - 19

E-Mail: [email protected]

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Johs. Kölln Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Reuter’sche Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft