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PROJEKT - stksachs.uni-leipzig.de · aufnahm, konnten mir meine Eltern ab und zu eine solche Freude bereiten. An meine geliebten Affen, die in den noch heute vorhandenen ... Ich respektierte

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Projektpartner: Spätaussiedler des Studienkollegs Sachsen der Universität Leipzig Jugendliche der Dr. P. Rahn & Partner - Fachoberschule

altgriechisch: Würde, Respekt

Die Otto Benecke Stiftung e.V. führt 2003 und 2004 ein Projekt im Rahmen der Initiative, Entimon - gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus' durch. Das Projekt wendet sich an Schülerinnen und Schüler von Haupt-, Berufs-, Real- und Gesamtschulen sowie Einrichtungen der Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten.

Projektziel ist, einheimische und zugewanderte Jugendliche durch Wissensvermittlung, durch einen spielerischen Wettbewerb und durch Interaktion an interkulturelle Themen heranzuführen.

In einem medienwirksamen Quizspiel soll das erarbeitete Wissen abgefragt und sollen multikulturelle Siegerteams ermittelt werden. Das Spiel wird publikumswirksam ausgetragen, die einzelnen Spielrunden werden durch die Medien begleitet. Das Quiz endet in einer zentralen Abschlussveranstaltung mit Präsentation des Siegerteams.

© OBS 2003 / Veröffentlichung Nr. 123/03

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Hallo, liebe Leser und Leserinnen! Wir sind die Gruppe SL 1 eines zweijährigen Sonderlehrgangs am Studienkolleg Sachsen der Universität Leipzig. Unser Kurs besteht aus 4 Jungen und 7 Mädchen, wobei nach einem Jahr noch Teilnehmer der Kurse in Bitterfeld und Nordhausen zu uns stoßen werden. Warum nennt sich unser Kurs "Sonderlehrgang"? Er wird im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus am Studienkolleg Sachsen für junge Aussiedler durchgeführt. Wir leben alle erst seit ca. 2 Jahren in Deutschland und kommen aus den Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Wir sind Deutsche, auch wenn unsere Muttersprache Russisch ist, denn unsere Vorfahren stammten aus Deutschland und waren vor langer Zeit nach Russland ausgewandert. In unserer früheren Heimat hatten wir alle schon die Schule beendet und einige Semester studiert. Um in Deutschland weiter studieren zu können, brauchen wir zunächst die allgemeine deutsche Hochschulreife, die wir hoffentlich im Juli 2005 in den Händen halten werden. Gruppe SL 1 Juli 2004 Namen der Kursteilnehmer:

M. Kühn (Deutschlehrerin) - Sergej Nesterov - Marianne Schenk

Anna Warnawska - Dietrich Schmidt - Nikolai Schäfer

Maxim Honstein - Olessja Gubajev - Elena Brug

Elena Sedych - Tatjana Sitev - Xenia Zakurdaev

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"VERSTÄNDNIS DURCH KENNTNIS"

Projektprogramm 1. Vorstellung und Kennenlernen:

24.09.03 In der Aula des Studienkollegs

05.11.03 In der Aula der Rahn-Schule

2. Veranstaltungen zum Thema „Religionen":

10.11.03 "Luther" im CineStar

25.11.03 Diskussionsrunde zum Thema

3. Theatertag im Schauspielhaus am 18.11.:

"Drei Schwestern" von Tschechow

4. Literarisch-musikalischer Abend im Clara-Schumann-Haus:

27.11.03

5. Koch - Abend in der Rahn-Schule:

4.12.03

6. "Kindheitserinnerungen" - Erlebnisberichte aus Kindheit und

Schulzeit

7. Zusammenstellung und Druck der Projektzeitung " Verständnis

durch Kenntnis"

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KKIINNDDHHEEIITTSSEERRIINNNNEERRUUNNGGEENN

Eine Zoogeschichte Wenn ich manchmal auf dem Heimweg aus der Innenstadt am Leipziger Zoo vorbeigehe, dann freue ich mich über den regen Besucherstrom und über die Beliebtheit, die er als Kulturstätte genießt. 1878 als kleiner Tiergarten mit einem bescheidenen Raubtierhaus gegründet, erlebte er bis heute so manche Höhen und Tiefen. Es gab zum Glück immer Menschen, die ihn erhielten, förderten und ausbauten, so dass er zu einer der beliebtesten Leipziger Attraktionen heranwachsen konnte. Fast jedes Kind ist von einem Zoobesuch begeistert, denn es kann Tierarten beobachten, die in seiner näheren Umgebung nicht vorhanden sind. Als kleines Mädchen faszinierten mich vor allem Affen, Bären und Löwen und ich quälte meine Mutter mit der Bitte, mir ein solches Tier zu kaufen. Sie erstand dann endlich nach langem Suchen vor Weihnachten in einem Spielwarengeschäft einen Plüschaffen, der mich

zwar einigermaßen zufrieden stellte, aber längst nicht glücklich machte. Eine Reise von Zwickau nach Leipzig war in den 50er Jahren immer ein großes Ereignis in meinem Kinderalltag. Dank der Freifahrscheine meines Vaters, der bei der Deutschen Reichsbahn arbeitete, und einer lieben Tante, die in Leipzig wohnte und uns immer gastfreundlich aufnahm, konnten mir meine Eltern ab und zu eine solche Freude bereiten. An meine geliebten Affen, die in den noch heute vorhandenen Freigehegen herumtobten, war leider nie ein Herankommen möglich, was mich jedesmal sehr traurig machte. Auch einen so genannten „Streichelzoo“ gab es damals nicht. Eines Tages entdeckten wir aber einen Fotografen, der Kinder mit Junglöwen ablichtete und ich war nicht mehr zu halten. So entstand das Foto „Eva-Maria mit Löwenkind im Leipziger Zoo“ und man kann darauf deutlich sehen, dass ich etwas Angst und viel Respekt vor diesem Tier hatte. Schaue ich mir heute das alte Foto an, dann bin ich darüber froh, dass es seit kurzem im Zoo wieder eine Löwenzucht gibt und diese herrlichen Wildtiere in einer modernen Raubtieranlage zu bewundern sind.

Eva-Maria Kühn

Mit zwei Jahren kam ich schon in den Kindergarten und liebte dort vor allem die Musikstunden. Als ich 7 Jahre alt war, kam ich in die Schule. Das war ein ganz besonderer Tag. Ich zog meine neue Schuluniform an und mit Blumen und einer neuen Schultasche ging ich mit meiner Mutter in die Schule. Diese Uniform trug ich bis zur 5. Klasse. Bis zur 6. Klasse fuhr ich im Sommer immer in die von der Schule organisierten Ferienlager. Zweimal besuchte ich auch ohne meine Eltern eine andere Stadt. Wenn man 13 oder 14 Jahre alt ist, sind solche Erlebnisse natürlich unvergesslich.

Tatjana Sitev

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Besonderheiten meiner Kindheit, die sich von deutschen Kindern unterscheiden könnten.

Als ich den Kindergarten besuchte, war es so, dass wir beim Malen oder Zeichnen keine faschistischen Symbole darstellen durften. Wer es trotzdem tat, musste sich eine längere Zeit in die Ecke stellen. „Wiederholungstäter“ durften den ganzen Tag nicht mehr malen. Im Kindergarten und auch in der Grundschule wussten alle Kinder genau, wer Lenin war und welche Bedeutung er in der Geschichte der Sowjetunion hatte. In der Grundschule sollten alle Schüler Schulkleidung tragen. Wer aber diese

Regel missachtete, wurde öffentlich vor allen Schülern und Lehrern gerügt. Manchmal ging der Schuldirektor mit seinen Assistenten durch die Klassenzimmer und kontrollierte das Tragen der Abzeichen, die Hände oder das Taschentuch. In der Realschule hatten nur die Mädchen Pech, weil sie sich nicht schminken durften. In der Freizeit war eine der beliebtesten Beschäftigungen das Klettern auf Bäume, die in der Nähe der Schule standen. Dort hatte jeder seinen eigenen Platz, konnte Gäste bekommen oder zu Besuch „klettern“. Wir durften sogar Feuer machen, Blei schmelzen und in die vorher in den Boden gedrückten Formen gießen und damit spielen.

Nikolai Schäfer

Ich bin in einer kleinen russischen Stadt in der Nähe von Nowosibirsk aufgewachsen. Schon damals hatte ich viele Freunde und Bekannte und meine Mutter war immer etwas böse, wenn jeder Tag bei uns der „Tag der offenen Tür“ war. Nach dem Kindergarten besuchte ich eine Vorschulklasse, was es nach meiner Einschulung nicht mehr gab. In den ersten Schuljahren hatte ich einige Probleme, weil ich schneller wuchs als andere Kinder, aber die Komplexe legten sich bald. Wir hatten kaum Möglichkeiten in andere Städte zu fahren, aber einmal war ich in Wladiwostok in einem der drei größten

Ferienlager Russlands. Ich war damals 15 Jahre alt und es war ein traumhaftes Erlebnis für mich. Ich hatte in meiner Kindheit keine teuren Spielsachen, meine Eltern konnten mir auch nicht die schönste Kleidung kaufen und wir mussten oft auf etwas Süßes oder Obst verzichten. Aber ich hatte viele Freunde mit denen ich aufwuchs und wenn jemand etwas Leckeres hatte, teilte er es sofort auf. Deshalb würde ich so eine Kindheit auch meinem Kind einmal wünschen.

Anna Warnawska

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An vieles in meiner Kindheit kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube nicht, dass sie sich sehr von der eines deutschen Kindes unterschied. Einmal im Jahr fuhren wir von Sibirien aus zu meiner Oma ans Schwarze Meer oder nach Moskau zu meinem Onkel. Ich besuchte damals ein so genanntes Vorschuljahr, in dem wir nur Russisch und Mathematik hatten. Ob es das heute noch gibt, weiß ich nicht.

Als ich 9 Jahre alt war, haben wir in meiner alten Heimat eine Periode erlebt, in der keiner mehr wusste, was am nächsten Tag passieren würde. Alle alten Ideale und Traditionen sind plötzlich falsch gewesen. Obwohl ich noch so jung war, habe ich das sehr gut mitbekommen. Mir fehlt meine Kindheit, denn es war eine Zeit, in der ich keine Sorgen um meine Zukunft haben musste und einfach ein berühmter Kosmonaut werden wollte.

Dietrich Schmidt

Ich war zwei Jahre alt, als mein Vater starb und meine Großeltern meine Erziehung übernahmen. So blieb ich bis zur Ausreise nach Deutschland bei ihnen. Aus Liebe erlaubten sie mir alles, was man damals einem Kind erlauben durfte und sogar noch ein bisschen mehr. Mein Großvater war ein kluger Mensch, der viel las. Er wollte, dass ich auch lese und das tat ich. Wenn ich ein Buch gelesen hatte, stellte er mir verschiedene Fragen und so führten wir oft interessante Gespräche. So lernte ich, mir eine eigene Meinung zu bilden und mein Großvater bemühte sich, mir zu erklären, was das Leben ist und wie man sich in verschiedenen Situationen verhalten sollte.

Ich respektierte meine Großeltern sehr und wollte sie niemals enttäuschen. Sie haben mir viel Freiheit gegeben, was damals nicht üblich war und diese Erziehung half mir auch in der Schule. Als ich in die erste Klasse kam, war ich mit meinen großen Schleifen im Haar und einem riesigen Blumenstrauß in den Händen ungeheuer glücklich. Die laute Stimme der Direktorin, die uns Glück wünschte, klang gut in meinen Ohren und ich war begeistert. Ich habe mir damals geschworen, immer tüchtig zu lernen und wollte von ganzem Herzen etwas Gutes für meine Heimat tun. Die Zeiten änderten sich und mein Großvater starb. Heute habe ich ein ganz anderes Leben, aber diesen ersten Schultag vergesse ich nie. Natürlich war ich damals nur ein kleines Kind in der großen Welt, aber dieses Kind ist mit seinen Gefühlen auch heute noch ein Teil von mir.

Elena Sedych

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Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich weder an riesige Mengen Schokolade oder Bonbons noch an große Erholungsparks mit verschiedensten Attraktionen. Trotzdem ist sie ein unvergesslicher Teil meines Lebens. Es war ein unverschämtes Glück, wenn meine Eltern für mich einen Platz in einem Sommerlager besorgen konnten. Die Entfernung von den Eltern hat mir ein Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit gegeben. Wir haben oft am Lagerfeuer gesessen, furchtbare Geschichten erzählt und gesungen. Nicht weniger sehne ich mich heute manchmal nach dem russischen Winter mit seinen großen Schneewehen. Wir haben Schneemänner und bei genug Schnee sogar ein Schneehaus gebaut. Ich hoffe, dass diese Erinnerungen noch lange in meinem Gedächtnis bleiben werden

Sergej Nesterov

Als ich 7 Jahre alt war, kam ich in die Schule. Die Feier fand vor dem Gebäude statt. Die Schüler aus den 10. und 11. Klassen machten ein Programm und gaben uns gute Wünsche mit auf den langen Schulweg. In der ersten Klasse bin ich ein „Oktoberjenok“ geworden. Ich habe ein rotes Sternchen bekommen. Dieser Schüler musste gut lernen, fleißig sein, sich gut benehmen und den Schülern der Oberstufe helfen. Bis zur dritten Klasse habe ich eine Schuluniform getragen. Sie bestand aus Kleid und Schürze. Das Kleid war schwarz und die Schürze braun, nur an Feiertagen trugen wir eine weiße Schürze. Im Herbst und im Frühling haben alle Klassen gemeinsam eine Wanderung zu einem Fluss gemacht. Dort veranstalteten wir Spiele und Wettkämpfe. Jede Klasse durfte auch ein eigenes Feuer anzünden. Ich habe immer sehr auf diese Wandertage gewartet, weil sie interessant und lustig waren.

Im Oktober feierten wir immer den „Tag des Lehrers“. An diesem Tag unterrichteten die Schüler aus den 11. Klassen und die Lehrer hatten frei. Natürlich bekamen sie die Arbeitsaufgaben von den Lehrern. Am Ende der 11. Klasse gibt es den „Tag des letzten Klingelns“. Die Schüler aus der 10. Klasse haben uns zur bestandenen Prüfung gratuliert und alles Gute gewünscht. Wenn man wollte, konnte man die alte Schuluniform noch einmal tragen.

Xenia Zakurdaev

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Die Kindheit ist etwas Besonderes und Wertvolles für jeden Menschen und man bewahrt die Erinnerung daran im Gedächtnis. Wenn es einem schlecht geht, denkt man wieder daran. Meine Kindheit war sehr glücklich und ich kann noch vieles erzählen, was damals passiert ist. Die Schulzeit war die schönste Zeit meines Lebens. Da waren die ersten echten Freunde, die erste Liebe und viele andere Erlebnisse. Jedes Jahr Ende Mai freuten wir uns auf die Sommerferien, die bis zum 1. September dauerten. Jeden Sommer fuhr ich raus aus der Stadt und wohnte mit meinen Cousinen auf dem Lande bei meiner Oma.

Diese Sommer waren mit Freude, Erlebnissen und auch Arbeit ausgefüllt. Unsere Oma hatte eine große Hauswirtschaft und einen Garten. Wir sammelten Pilze und Beeren im Wald und ich musste jeden Abend die Kuh vom Feld holen. Als wir dann Jugendliche waren, gingen wir nach getaner Arbeit zum Treffen am offenen Feuer und den Klang der Gitarre werde ich immer in meiner Erinnerung behalten.

Elena Brug

Einen ersten Unterschied zu Deutschland sehe ich im Schulsystem der GUS. Ein Schuljahr besteht aus 4 mal 3 Monaten. Nach jedem Vierteljahr bekommen die Schüler Vierteljahresnoten und sie haben natürlich Ferien. Die Herbst-, Winter- und Frühjahrsferien dauern 2-3 Wochen und die Sommerferien ca. 3 Monate. Der zweite Unterschied besteht in der Kleidung. Wir haben bis zur 4. Klasse eine Schuluniform getragen. Eigentlich gab es sie nur noch bis ungefähr 1995. Auf dem braunen Kleid sollten immer weiße Manschetten und Umlegekragen sein. An Festtagen war die Schürze

weiß. Die Jungen trugen einen blauen oder schwarzen Hosenanzug. Heutzutage tragen die Mädchen traditionell am 25. Mai diese festliche Schuluniform und haben sogar große weiße Schleifen im Haar. Meine Schuljahre waren ganz toll und ich wäre gern noch in der Schule geblieben. Aber die Zeit an der Uni war auch schön.

Olessja Gubaev

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Die ersten drei Jahre meiner Schulzeit fand ich langweilig. Es wurde für mich erst in der 5. Klasse interessant, denn da hatten wir Englisch und andere neue Fächer. Ich übersprang die 4. Klasse, was für Schüler mit guten Leistungen möglich war. Zu dieser Zeit wurde der Eintritt in die Pionierorganisation freiwillig und die Schuluniform wurde abgeschafft. Aber wir Mädchen durften keine Hosen tragen und uns nicht schminken. Trotz des Verbots haben wir manchmal Jeans getragen. Es war immer sehr lustig, sich vor dem pädagogischen Leiter verstecken zu müssen. Der Abschlussball war das schönste Erlebnis für mich, weil das den Übergang zu einem neuen Lebensabschnitt bedeutete.

Marianne Schenk

Mein erster Flug Jeder von uns erlebte in seiner Kindheit bestimmt auch lustige Sachen, an die man sich sehr gern erinnert. Eine solche Begebenheit hat mir meine Mutter in den letzten Ferien wieder einmal erzählt und ich musste viel darüber lachen. Die Sache geschah, als ich noch ziemlich klein war. Meine Mutter ist in Rostow am Don geboren und mit 20 Jahren nach Omsk umgezogen, wo sie meinen Vater kennen- und lieben gelernt hat. Ihre Mutter, also meine Großmutter, blieb aber in Rostow und deswegen fuhr sie jeden Sommer dorthin. Ich war gerade 4 Jahre alt, als sie mich mitnahm. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Flugzeug flog. Die „Tragödie“ begann, als eine der Flugzeugbegleiterinnen so ungeschickt war, dass sie den heißen Tee über mich schüttete. Das hat nicht nur ihr, sondern dem ganzen Flugzeug leid getan und ich musste sehr laut schreien, weil alle versuchten, mich zu beruhigen. Das war aber noch nicht alles. Ich war ein sehr unruhiges Kind und ich konnte mich nicht damit abfinden, dass ich nun 5 Stunden auf einem Platz sitzen sollte. Ungefähr nach 3 Stunden stand ich auf und beschloss auszusteigen. Weil wir das nicht konnten, fing das zweite „Konzert“ an. Fast am Ende des Fluges habe ich beinahe noch eine Frau umgebracht. Sie war schon sehr alt und hatte wahrscheinlich ein schwaches Herz und Angst vor dem Fliegen. Nach meiner lauten Bemerkung: „Mam, sieh mal, die Flügel sind abgefallen“, ist sie in Ohnmacht gefallen. Zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass ich damals noch nicht wusste, dass das keine guten Witze sind. So verlief mein erster Flug.

Dietrich Schmidt

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Kleine Kinder verstehen noch nicht, dass die Kindheitsjahre die glücklichsten und sorgenlosesten Jahre ihres Lebens sind und wollen oft so schnell wie möglich erwachsen werden. In ihren fantasievollen Spielen versuchen sie immer Erwachsene nachzuahmen. Fast jede Frau kann sich daran erinnern, dass sie als kleines Kind die Kleider und den Schmuck ihrer Mutter heimlich anprobiert hat. Genau das machte ich auch im Alter von ca. 7 Jahren. Mein Lieblingsspiel waren „Schauspielerei“ und „Modenschau“. Da meine Oma bei uns wohnte, besuchte ich keinen Kindergarten und war ein „freies“ Kind. Ehrlich gesagt störte ich meine Oma mehr beim Stricken als ich ihr half, fütterte mit ihr unsere Hühner und Gänse und spielte immer ein Versteckspiel, das meine Oma nicht so toll fand, weil sie keine Zeit hatte, mich zu suchen. Wir hatten ein großes Haus mit einem Hof und zwei Gärten, wo ich immer viel Platz zum Spielen fand. Nachmittags legte sich meine Oma für eine Stunde hin, um auszuruhen und da begann meine „Triumphzeit“. Ich schlüpfte schnell ins Elternzimmer und zog mein „Lieblingsabendkleid“, einen wunderschönen Rock von meiner Mutti, und ihre Schuhe mit den hohen Absätzen an, die für mich „ein bisschen“ groß waren. Dann ging ich in den Garten und dort fand mein Konzert statt. Ich sang ausgedachte Lieder und las Gedichte für die Vögel und Katzen aus der Nachbarschaft. Aber einmal hatte ich großes Pech, da ein fremdes Kalb in unseren Garten eingedrungen war und mich mitten in meinem Konzert „überfallen“ hat. So schnell bin ich noch nie gerannt! Ich habe meinen Rock hochgezogen und stolperte auf den hohen Absätzen durch den Garten ins Haus. Und alles wäre gut gegangen, wenn ich nicht gefallen wäre! Am Abend, als meine Mutter nach Hause kam, habe ich schrecklich geweint und mich für ihren zerrissenen Rock und die schmutzigen Schuhe entschuldigt. Sie hat meine verwundeten Knie und Handflächen liebevoll verbunden.

Elena Brug

Zwei Geschichten aus meiner Kindheit

Als ich ungefähr zwei Jahre alt war, kaufte mir mein Vater ein Spielzeug. Es war ein Plüschpinguin. Er war so groß wie ich und hatte Augen aus Holz. Mein Vater dachte, dass ich mich sehr freuen würde, aber das Ding machte mir eher Angst und ich wollte nicht damit spielen. Nach einigen Tagen schloss ich dann doch noch Freundschaft mit meinem „Teddypinguin“, wie ich ihn liebevoll nannte.

Sehr gern beobachtete ich meine Mutter, wenn sie sich schminkte. Eines Tages kochte sie etwas in der Küche und ich spielte im Zimmer. Aber das Spiel mit den Puppen wurde mir bald zu langweilig. Ich nahm heimlich den Lippenstift und die Wimperntusche meiner Mutter und schminkte mich prächtig. Dann zog ich einen Rock und Schuhe von ihr an und ging in die Küche. Meine Mutter lachte sehr, weil ich wie ein Clown aussah. Aber ich beachtete es nicht und stolzierte aus der Küche ins Zimmer und zurück wie ein Model.

Xenia Zakurdaev

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„Tik Tak“ Man irrt sich, wenn man von kleinen Kindern behauptet, dass sie simpel seien und nur wenig verstehen würden. Meine Geschichte ist ein Beispiel dafür, welche schnelle Auffassungsgabe und Schlauheit sie besitzen. Wer mochte schon keine Süßigkeiten in seiner Kindheit? Ich bin natürlich keine Ausnahme. Als ich noch ganz klein war, gab es auf unserem Markt Pralinen, die

„Tik Tak“ hießen und meine Mutter kaufte sie einmal. Da ich alle Pralinen auf einmal essen wollte, versteckte sie sie und sagte, dass ich nur zum Tee eine bekäme. Ohne lange über die Frage nachzudenken, wie ich denn zu mehr Pralinen kommen könnte, bat ich jede halbe Stunde um eine Tasse Tee und wenn Mutti ihn eingoss, fügte ich mit leiser, aber hörbarer und listiger Stimme hinzu – und „Tik Tak“. So leicht und findig löste ich mein Pralinenproblem. Wenn Eltern ihre eigenen Kinder unterschätzen, dann ist es meist ein Leichtes für diese, ihren Willen durchzusetzen.

Sergej Nesterov

„Wer schön sein will, muss leiden“

Ich war acht Jahre alt und ging in die zweite Klasse. Schon in diesem Alter wollte man schick aussehen und „coole Klamotten“ anhaben. Ich war da keine Ausnahme. Als uns die Lehrerin eines Tages gesagt hat, dass wir ins Theater gehen, lief ich zu meiner Mutter und sagte: „Du musst mir unbedingt etwas Neues anzuziehen kaufen.“ Die Mutter sah mich überrascht an und meinte, dass im Schrank mein schönes blaues Kleid hänge, das ich eigentlich anziehen könnte. Ja, ein schönes Kleid besaß ich, aber das hatte ich schon zweimal an. Und außerdem kannten es die Mädchen aus meiner Klasse. Ich bat und bettelt meine Mutter so lange um ein neues Kleid und neue Schuhe, bis sie einverstanden war. So gingen wir in ein Geschäft einkaufen und ich erinnere mich bis heute an meine Gefühle. Ich war stolz und glücklich über die Gelegenheit neue Sachen zu bekommen. Meine Mama kaufte mir einen blauen Rock und eine weiße Bluse mit Knöpfen, die Perlen ähnlich sahen. Als ich aber auch noch Schuhe mit einem kleinen Absatz entdeckte, schien meine Begeisterung grenzenlos zu sein. Ich habe sie sofort probiert, obwohl es nicht meine Größe war. Der wichtige Fakt, dass sie mir zu eng waren, interessierte mich überhaupt nicht. Ich habe die begehrten Schuhe bekommen, die außer mir definitiv kein Mädchen in der Klasse hatte. Was brauchte ich noch im Leben, um mich wie eine Prinzessin zu fühlen? Am nächsten Tag zog ich die neuen Klamotten an, schlüpfte in meine „geilen“ Schuhe und ging prahlend mit den anderen ins Theater. Aber schon nach ein paar Schritten fühlte ich, dass mir meine tollen Schuhe sehr weh taten. Es war eine pure Tortur im Theater zu sitzen und das Stück anzusehen. Meine Füße schmerzten ganz heftig, als ich nach Hause kam. Weinend erzählte ich der Mutter von meinem Unglück und zeigte ihr die roten Füße. Sie küsste mich lächelnd und sagte, dass Kleidung den Menschen eben auch manchmal unglücklich mache.

Elena Sedych

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Als ich noch in der Schule war, wurde uns erzählt, dass es zwischen russischen und deutschen Schulen Unterschiede gibt. Ich ging zur Schule, als es noch die Sowjetunion gab. Und es war alles in der Schule nach bestimmten Regeln eingerichtet. Ich war auch Pionier. Ich vergesse nie, wie stolz ich darauf war! Ich besuchte die dritte Klasse, als ich Pionier wurde. Es war ein großes, offizielles Fest. Draußen war es schön und warm. Ich und meine Schulkameraden sind ohne Jacken spazieren gegangen, damit alle merken, dass wir ab jetzt Pioniere sind. Das war das letzte Jahr der Pioniergeschichte in den Schulen auf der ganzen Welt. Ich erinnere mich auch noch an den Geschichtsunterricht, wo man uns erzählte, dass es zwei deutsche Staaten gibt. Auch über "irgendeine Mauer", die irgendwo gebaut worden war, sprach man. Wir haben viele schöne und interessante Sachen zusammen gemacht. Im Herbst z. B., kurz nach dem Schuljahresbeginn, machten wir Ausflüge in den Wald. Und ich bin sicher, dass es besser als in Deutschland war, Bei uns darf man bis heute im Wald spazieren gehen, Feuer machen, auf die Wiesen treten ohne Angst zu haben, dass man dafür bestraft wird. Angeln darf man auch bis heute ohne Erlaubnis. Disziplin. Na, ja! Wir haben schon damals gehört, dass man in deutschen Schulen sitzen darf, wie und wo es einem gefällt. Man kann locker sitzen, etwas trinken. In russischen Schulen herrscht Ordnung und Ruhe. Alles, was nicht zur Unterricht gehört, muss weg vom Tisch! Kein Kaugummi, still und gerade sitzen, Mund zu. Heute ist dass auch noch so. Es sieht so aus, als ob deutsche Schüler mehr Freiheit haben. Es gab viel Gutes in unseren damaligen Schulen, aber es war auch manchmal nicht so schön. Es gibt einen Witz dazu: "In einem Kindergarten in der Sowjetunion sagte die Erzieherin: "Also Kinder! Morgen kommt bei uns eine Kommission vorbei. Wenn jemand was fragt, dann müssen wir immer antworten, dass uns alles gefällt und

alles in bester Ordnung ist, weil die Kindergärten in der Sowjetunion die besten Kindergärten auf der Welt sind! Verstanden?!" "Jaaa!", riefen alle Kinder. Am Morgen kam eine Kommission, rief einen Jungen zu sich und fragte: "Sag mal, mein Kleiner, wie gefällt es dir hier? Fühlst du dich wohl?" "Ja, bestimmt, ich fühle mich sehr wohl hier, weil die Kindergärten in der Sowjetunion die besten auf der Welt sind!" Dann rief der Beamte ein nächstes Kind: "Na, sag uns Kleiner, wie geht es? Gefällt dir das Essen hier?" "Ja! Weil das Essen in der Sowjetunion das beste Essen auf der Welt ist!" So rief der Beamte den dritten und fragt ihn, ob ihm die Spielsachen gefallen. "Ja, klar! Die Spielzeuge in der Sowjetunion sind die besten auf der Welt!" Mit allen anderen passierte dasselbe, bis der Beamte merkte, dass ein Junge in der Ecke saß und weinte. Natürlich ging er zu ihm und frage: "Hallo, was ist los Kleiner? Warum weinst du?" "Ich möchte in die Sowjetuniooooon!!!!", antwortete er. Es ist eigentlich egal, ob es schlecht oder gut damals war. Ich bin froh, dass ich das alles erlebt habe. Ich habe viel daraus gelernt und bin stolz darauf.

Maxim Honstein

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Ein Workshop in Leipzig Am 26. und 27. 9. 2003 fand im Rahmen des Entimon-Projekts "Jugendliche gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit" der Otto-Benecke-Stiftung eine Schulung für Jugendliche statt. Drei Mädchen aus dem Sonderlehrgang am Studienkolleg Leipzig und drei aus der Rahn-Schule haben daran teilgenommen. Wir hatten die Aufgabe, ein Projekt auf die Beine zu stellen und ein Superteam für die Quizveranstaltung im Dezember zu finden. Am 26. 9. lernten wir uns näher kennen. Unser Ziel war es, ein richtiges Team zu bilden, um unser Projekt entwickeln und vorstellen zu können. Außer uns waren dort noch andere Gruppen aus Nordhausen und Bitterfeld, die wir auch durch Gespräche und gemeinsame Aktivitäten kennenlernten. Der erste Teil des zweiten Tages war ebenfalls dem Kennenlernen gewidmet. Alles war gut geplant. Wir waren immer mit irgendetwas beschäftigt. Jede Minute hat uns etwas Neues gebracht. Im anschließenden Seminar ging es dann um Konzeptentwicklung und Projektbegleitung. Jedes Team sollte für sein Projekt Themen finden, Pläne erarbeiten und diese vorstellen. Das war nicht einfach und unsere Köpfe "rauchten". Unser Team wird versuchen, Gegensätze und Gemeinsamkeiten zwischen den russischen Aussiedlern und den Deutschen herauszufinden. Wir möchten gesellschaftliche und kulturelle Bereiche, wie z.B. Kindheit, Schulsysteme, Ziele in der Ausbildung, Musik, Religionen und Literatur, untersuchen und die Ergebnisse in einer Projektzeitung zusammenfassen. Am 28. 9. fand in einer Auftaktveranstaltung im Zeitgeschichtlichen Forum die Vorstellung aller Projekte statt. Ein Vertreter der Stadt Leipzig und der Präsident der Otto-Benecke-Stiftung hielten ihre Reden und anschließend waren wir dran. Janette und Elena berichteten kurz von unseren Vorbereitungen im Seminar. Nun haben wir die Aufgabe, unsere Ideen in die Partnerklassen zu tragen und weiter zu entwickeln. Zusammenfassend möchten wir sagen, dass sich durch dieses Seminar Deutsche und Aussiedler besser kennengelernt haben. Unsere Angst, uns mit Deutschen zu unterhalten, haben wir schnell überwunden, obwohl wir uns am ersten Tag etwas unwohl fühlten. Aber die gemeinsamen Spiele und Aktivitäten haben geholfen, locker zu werden. Wir merkten, dass es nicht so viele Unterschiede zwischen uns gibt, wie es am Anfang schien. Und das Wichtigste war, dass sich alle Teilnehmer des Seminars (Altersgruppe von 14 bis 50) ganz toll verstanden. Es kam dazu, dass wir einander unsere Persönlichkeit zeigten, was für die Projektentwicklung ganz wesentlich sein wird. Elena Sedych Marianne Schenk Elena Brug Kursteilnehmerinnen des Sonderlehrgangs am Studienkolleg Sachsen in Leipzig 1.11.2003

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EErrlleebbnniisseerrzzäähhlluunngg

Im Haus des Buches Am 12.09.2003 war unsere Gruppe im Haus des Buches, in dem eine Veranstaltung für 11.

Klassen der Gymnasien stattfand. Die Veranstaltung bestand aus zwei Teilen, einer

Eulenspiegel- Ausstellung und einem Puppen- und Schattenspiel der Novelle "Michael

Kohlhaas".

Obwohl die Eulenspiegel - Ausstellung klein erschien, war sie doch sehr umfassend. Man

konnte kleine, lustige Geschichten über Till Eulenspiegel lesen, manche von ihnen waren

illustriert. Die Ausstellung ist sehr interessant gewesen, aber mich beeindruckte mehr das

Puppenspiel "Michael Kohlhaas".

Die Aufführung war ungewöhnlich für mich. Es gab nur fünf Schauspieler und einer von

ihnen war Vorleser und Erzähler. Die anderen vier machten Musik, Licht und Geräusche,

damit die Zuschauer den Inhalt leichter verstehen konnten und der Eindruck des Spiels

vertieft wurde. Das Thema der Novelle war der Kampf um Gerechtigkeit und wie weit

man gehen darf, um sein Recht zu bekommen. Diese Erzählung beruht auf historischen

Fakten um 1540. Heinrich von Kleist berichtet von einem Mann, der im Kampf um

Gerechtigkeit alles verliert und zum Rebellen wird.

Nach dem Kennenlernen dieser Novelle und den weltweiten Ereignissen in unserer Zeit

fragt man sich, ob es je eine gerechtere Welt ohne Gewalt geben wird. Glaubt der Mensch wirklich an "Gerechtigkeit"?

Marianne Schenk

Kursteilnehmerin des Sonderlehrganges

am Studienkolleg Sachsen der Uni Leipzig

Figurtheater für Erwachsene „Michael Kohlhaas. Vom Bürger zum Terroristen“, inszeniert von den Puppet

Players (Gauting) nach Heinrich von Kleist. „Auf der Suche nach Erklärung für die Schreckenswelle

terroristischer Aktionen unserer Tage und Aufschlüssen für die

Motivation der zur Selbstaufgabe bereiten Akteure stießen wir auf

die profunde Analyse der Denkweise und Gemütsverfassung eines

Rebellen aus der Zeit der Bauernkriege… Nach über 25 Jahren

literaturbezogenen Puppenspiels wagen wir uns daran, dieses

aktuelle Thema in der großartigen Sprache des Klassikers auf

unsere Leinwand und unseren Spieltisch zu bringen.“ (Puppet

Players, 2002)

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IINNTTEERRKKUULLTTUURREELLLLEE WWOOCCHHEENN LEIPZIG 22.9. – 5.10.2003

Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters

Wolfgang Tiefensee

Zu den" Interkulturellen Wochen" im September 03 haben wir zwei Dokumentarfilme

angeschaut. Der erste Film aus dem Jahre 1998 hieß "Die Hottendotten-Venus". Er

handelte von Saatje Baatmann, einer jungen Afrikanerin, die 1810 von Südafrika nach

Europa gebracht wurde. Mann stellte sie wie ein exotisches Wunder zur Schau, weil

Frauen aus dem afrikanischen Stamm der Khoi-Khoi anatomisch anders sind. Aus ihr

wurde eine Zirkusattraktion gemacht und sie war zwischen London und Paris bekannt.

Unter diesen Umständen lebte sie aber nicht lange. Heute befindet sich ihr Skelett in

einem Londoner Museum und ist weltberühmt.

Der zweite Film "Frag nicht warum" aus dem Jahre 1999 berichtete von einem

pakistanischen Mädchen, Anusheh, das damals 17 Jahre alt war. Im Film wurde ihre

Beziehung zum Vater und zu einer Koranschule für Frauen gezeigt. Sie liebte ihren Vater,

verstand aber nicht, warum Frauen in Pakistan ein ganz anderes Leben führen müssen als

Männer. Anusheh sollte in allem mit ihrem Vater und dem Koran übereinstimmen. Sie

findet im Koran keine Antworten auf ihre Fragen und möchte selbständig und ohne den

Druck des Vaters leben.

Beide Filme waren interessant und eindrucksvoll.

Olessja Gubaev

In der gleichen Woche besuchten wir noch eine Veranstaltung in der Nikolaischule. Das

Thema hieß "Was ist der Mensch" und es sollten verschiedene Religionen vorgestellt

werden. Wir waren sehr gespannt darauf.

Diese Veranstaltung hat mir - ehrlich gesagt - nicht besonders gefallen. Gleich am

Anfang bekamen wir Texte über Religionen in die Hand. Einige Leute haben diese dann

nur vorgelesen, während fast die Hälfte der Gäste ruhig einschlief. Es hätte viel

interessanter sein können, wenn das einfach erzählt worden wäre und man danach

diskutiert hätte. Es passierte aber sonst nichts weiter.

Trotzdem war es kein Zeitverlust, denn wir haben uns in unserer Gruppe noch gut

unterhalten.

Anna Warnawska

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MMuussiikkaalliisscchh--lliitteerraarriisscchhee VVeerraannssttaallttuunngg

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Donnerstag, 27. November 2003, 18 bis 19.30 Uhr

Historischer Saal des Schumannhauses, Inselstraße 18

Begrüßung

Bach-Suite (Klavier) (Lena und Tanja)

Reinhard Bernhof

Gesang (Romanze auf Russisch) (Tanja, Lena)

Gedichte (Eduard Mörike u. a.) (Elena)

Romanze (Konzertgitarre) (Nikolai)

Reinhard Bernhof

Lied aus der Ukraine (Alle)

Ode an die Freude Über den Wolken

Sweet home Alabama

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Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt, Noch träumen Wald und Wiesen:

Bald siehst du, wenn der Schleier fällt, Den blauen Himmel unverstellt,

Herbstkräftig die gedämpfte Welt In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike

Весенние воды

Ещё в полях белеет снег, А воды уж весной шумят- Бегут и будят сонный брег, Бегут и блещут и блестят...

Они гласят во все концы: «Весна идёт, весна идёт!

Мы молодой весны гонцы, Она нас выслала вперёд!»

Весна идёт, весна идёт!

И тихих, тёплых майских дней Румяный, светлый хоровод Толпится весело за ней.

Ф. И. Тютчев

Das Gedicht heißt "Das Wasser des Frühlings". In diesem Gedicht geht es um das Ende des Winters und den Anfang des Frühlings. Es liegt noch viel Schnee auf den Feldern und es ist noch ziemlich kalt. aber an manchen Plätzen, auf die die Sonne sehr stark scheint, taut schon der Schnee und das Tauwasser braust den Berg hinab. Dieses Gedicht klingt ähnlich dem Gedicht von Eduard Mörike. Übersetzung: Elena Brug Vortrag zur Musikalisch-literarischen Veranstaltung am 27.11.03. im Schumann-Haus

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L u t h e r

Am 31. Oktober feierten die Protestanten wie jedes Jahr den Reformationstag. In diesem

Zusammenhang berührten wir im Deutschunterricht das Thema "Reformation". Zur

gleichen Zeit wurde im Kino der Film "Luther" gezeigt, den wir uns mit unseren

Projektpartnern der Rahn-Schule ansahen.

Der Film erzählt uns etwas über das Leben und die Tätigkeit eines Mönches, der im 16.

Jh. revolutionäre Gedanken in die Köpfe der Menschen gebracht hat und eine neue

Kirche schuf. Er wollte an einen gnädigen Gott glauben, der die Menschen für ihre

Sünden nicht bestraft, sondern sie ihnen vergibt.

Vor allem war Luther gegen den Ablasshandel und seinen Protest drückte er in 95 Thesen aus, die er am

31. 10. 1517 an der Schlosskirche in Wittenberg anschlug. Wegen seines Protestes wurde Luther vom Papst

aus der Kirche verbannt und musste sich auf der Wartburg verstecken, wo er das Neue Testament ins

Deutsche übersetzte.

Obwohl ich mich für Geschichte und Religion nicht so sehr interessiere, machte dieser Film einen großen

Eindruck auf mich. Ich tauchte ins Geschehen ein, als ob ich in der damaligen Zeit leben würde. Während

der ganzen Vorstellung war ich sehr gespannt, obwohl ich wusste, wie sich die Ereignisse weiter entwickeln

würden.

Zwei Szenen aus diesem Film gefielen mir besonders. Die eine ist, als Friedrich der Weise Luther um das

erste Exemplar der übersetzten Bibel als Geschenk bat. Meiner Meinung nach ist diese Szene ziemlich lustig

und komisch zugleich, aber sehr bedeutungsvoll. Die andere Szene, die mich beeindruckt hat, ist, als Martin

Luther vor dem Reichstag in Worms seine Lehre nicht widerrufen hat. Obwohl er wusste, dass er sich in

Gefahr bringen würde, tat er es trotzdem. Das war sehr kühn und mutig von ihm.

Ich finde den Film sehr beeindruckend und rührend und bin auch der Meinung, dass er für mich sehr nützlich

war, weil er mir half zu verstehen, wie wichtig diese Ereignisse für die Geschichte Deutschlands waren.

Sergej Nesterov

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UUNNSSEERR KKOOCCHH -- ABEENNDD AB

DAS MENÜ

Vorspeisen

Bortsch

Pelmeni

Hauptgericht

Kassler mit Sauerkraut und Kartoffeln

Nachspeisen

Salat

Quarkkäulchen mit Apfelmus

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Ein Museumsbesuch ganz besonderer Art

Im Literaturunterricht behandelten wir Hermann Hesses Erzählung "Unterm Rad" und

hatten in dem Zusammenhang auch schon Schulpforta bei Naumburg besucht. Nachdem

wir das Thema" Bildungswesen des 19. Jahrhunderts" abgeschlossen hatten, bereitete

Frau Kühn eine Überraschungsexkursion für uns vor. Übrigens ahnten wir schon, worum

es gehen wird. Und schließlich war es Dienstagnachmittag, an dem wir öfter einmal

unseren Unterrichtsraum verlassen. Nach der 6. Stunde marschierten wir brav mit

ausgedachten altdeutschen Namen im Kopf ins Schulmuseum Leipzig. Wir waren alle sehr

gespannt.

Dort wartete schon eine Museumsführerin auf uns. Sie zeigte uns das Gebäude und

erzählte, womit sich die damaligen Schüler beschäftigten. Aber das war noch nicht alles.

Nach den ausführlichen Erzählungen, Beispielen und Beschreibungen sagte die Frau, dass

wir nun selbst die alte Schule" spielen" würden. Alle waren einverstanden und los ging' s.

Die Mädels zogen Schürzen mit wunderschönen Rüschen und schneeweiße Schleifen an.

Mit den eckigen Schleifen auf den Köpfen sahen wir den Osterhasen herrlich ähnlich. Wie

von einem Kostümbildner angezogen, traten wir schüchtern in das Klassenzimmer. Die

Jungs lachten uns frech aus, obwohl sie mit ihren gestreiften Matrosenkragen genauso

kindisch aussahen. Wir setzten uns in die engen hölzernen Schulbänke und der Unterricht

begann. Frau Lehrerin machte ein ernstes Gesicht. Sie sprach uns ein paar kurze

erzieherische Sprüche vor, die wir als folgsame Schüler wiederholen mussten. Wir

sprachen aber erst, nachdem sie ihre Hand emporgehoben hatte. Wenn wir nicht zur

richtigen Zeit den Mund aufmachten, dann gab es Ärger. Im Allgemeinen bedeutete das:

keine Bewegung ohne Kommando. Entzückend für uns, aber für die damaligen Schüler

stundenlang bestimmt außerordentlich anstrengend.

Danach schrieb die Lehrerin noch ein paar Buchstaben in alter deutscher Schreibschrift

an die Tafel, die wir in die Zeilen einer kleinen Schiefertafel eintragen durften. Über das

Schreibpult gebeugt schrieben wir fleißig die Wörter von der Tafel ab. Die Frau Lehrerin

ging durch die _ Klasse und lobte oder tadelte uns.

Nach der Schreiberei hatten wir noch ein bisschen Sport. Sport treiben hieß damals ein

paar leichter Bewegungen mit Armen bzw. Füßen machen.

Die Unterrichtsstunde war zu Ende. Wie wohlhabende Bauernkinder haben wir eine üppige

Mahlzeit, die aus Butter, Brot, Sirup und Milchkaffee bestand, an einem Holztisch zu uns

genommen.

Satt und zufrieden traten wir aus dem Museum. Der frische Wind wehte uns ins Gesicht.

Wir waren zum Glück wieder im 21. Jahrhundert.

Sedych Elena

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EE XX KK UU RR SS II OO NN II NN SS MM II TT TT EE LL AA LL TT EE RR

Wie auch immer vor einem wichtigen Ereignis in meinem Leben, habe ich

die Nacht vor der Exkursion kaum geschlafen und von den Mönchen,

mittelalterlichen Klöster und Burgen geträumt. Und nun stand ich nach

der einstündigen Fahrt vor dem Tor ins Geheimnis des Mittelalters. Die

dicke Steinmauer aus dem 12. Jahrhundert um die Klosteranlage herum,

der hohe Kirchenturm und der Glockenklang – das alles habe ich mir

vielmals vorgestellt und endlich konnte ich es mit eigenen Augen sehen. Das ehemalige Zisterzienserkloster wurde im Jahre 1543 zur

Landesschule gemacht und seitdem kommen dorthin jedes Jahr viele

Schüler, um ihr Abitur zu erwerben. Als ich durch den Klosterhof,

Kreuzgang und die Klosterkirche ging, habe ich mir den kleinen Hans

Giebenrath aus Hesses „Unterm Rad“ und seine strengen Lehrer in den

dunklen und feuchten Zimmern vorgestellt. Schade, dass ich nie eine

Möglichkeit hatte, in so einer Klosterschule zu leben und zu lernen. Zu

dem Kloster gehörten auch ein eigener Friedhof, eine Mühle und eine Schmiede, und wenn man

aufmerksam horchen würde, könnte man alle Geräusche aus den alten Zeiten hören.

Schon 20 Minuten nach dem Klosterbesuch

standen wir, vor Kälte und Begeisterung

zitternd, im berühmten Naumburger Dom. Die

Führung durch den Dom wurde für mich zu

einem richtigen Unterricht in der Baukunst, da

ich vorher über die Gotik und Romanik sehr

wenig wusste und mir das alles kaum

vorstellen konnte. Der große, machtvolle Dom

mit seinen sanften Bogen und etwas

beängstigenden Spitzen stellt eine Kraft dar,

als ob er sagen wollte, dass keine weltliche

Macht ihn zerstören könnte. Seine wertvollen

Fenster mit der Glasmalerei, seine zehn

Stifterfiguren und zwei Baustile machen ihn zu

einem großen Schatz der deutschen Kultur.

Das prägendste Ereignis im Dom war der Besuch der Krypta,

die mit ihrer heiligen Bedeutung und Kraft ihres Platzes sehr

geheimnisvoll wirkt. Ich hörte überall die Stimmen der

ehemaligen Bischöfe, die in der Krypta beerdigen wurden und

als ewige Bewacher des aus dem 11.Jahrhundert stammenden

Kruzifixes dienen.

Nach den zwei Stunden Führung saßen wir wieder im Bus, ganz

glücklich und zufrieden. Es hat mich nur ein bisschen traurig

gemacht, dass ich keine Ansichtskarte vom Dom gekauft hatte,

die ich meiner Familie zeigen könnte.

Elena Brug

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Wandern in der Sächsischen Schweiz Vom 18. bis zum 20.6.04 fand unsere lang geplante und heiß ersehnte Kurzreise in die Sächsische

Schweiz statt. Voll bepackt und mit guter Laune bestieg unsere kleine Gruppe den Zug in Richtung

Dresden. Das Umsteigen und der Rest der Fahrt nach Königstein verlief ohne Abenteuer. Die

Jugendherberge lag am anderen Ufer der Elbe und wir mussten mit der Fähre übersetzen. Dort

stellten wir nur unsere Taschen ab und es ging los.

Erstes Ziel unserer Exkursion war der Besuch der Festung Königstein. Hinter der Stadtkirche

erklommen wir auf steilen Stufen den Berg. Atemlos, aber mit uns sehr zufrieden, kamen wir auf

dem Plateau an. Vor uns erhob sich ein steiler Felsen, aus dem die Mauern der Burg

emporwuchsen. Wegen ihrer sicheren Lage ist die Festung niemals eingenommen worden.

Die Besichtigung führte uns durch das Medusentor steil aufwärts zum Burghof, wo wir gleich das

Brunnenhaus besichtigten, in dem sich einer der tiefsten Brunnen Deutschlands befindet. Danach

gingen wir in den Weinkeller und ins Schatzhaus. Schließlich spazierten wir an der Burgmauer

entlang und bewunderten die schönen Aussichten. Mit bleibenden Eindrücken und begeistert von

den Sehenswürdigkeiten der Festung gingen wir zu unserer Unterkunft zurück.

Obwohl es schon Abend war, machten wir nur eine kleine Pause und liefen noch zum Lilienstein,

der sich gleich hinter unserer Herberge erhob. Der Weg führte durch den Wald, ein kleines Dorf,

durch ein Feld und dann steil hinauf auf den Berg. In der Abendstimmung war der Blick von oben

besonders schön und wir genossen diese Stimmung. Am Abend saßen wir bei einer Tasse Tee

zusammen, aber bald waren die meisten verschwunden. Nur die Jungs blieben bis Mitternacht

wach.

Für den nächsten Tag war die schwierigste und längste Wanderung geplant – 18 km durch die

Schrammsteine zum Großen Winterberg. In Bad Schandau brachte uns ein Fahrstuhl auf ein

Plateau, wir liefen durch ein hübsches Dorf und erblickten nach wenigen Kilometern die vorderen

Schrammsteine. Der Weg führte durch den Wald und eine schöne Schlucht, die ganz märchenhaft

auf uns wirkte. Nach ungefähr zwei Stunden, in denen wir auf und ab steigen mussten, erreichten

wir endlich das erste Ziel, wo wir Picknick machten. Die Aussicht auf die umliegenden Felsen war

beeindrucken. Doch der plötzlich einsetzende Regen verdarb den schönen Ausblick und wir

mussten den zweiten Teil des Ausflugs im Regen fortsetzen. Es sah komisch aus, wie die

Menschen mit Schirm oder Regenmantel auf den Berg kletterten. Aber wir hatten keine Wahl! Der

Weg war schwierig und es machte uns nicht mehr so viel Spaß. Auf dem Großen Winterberg

gönnten wir uns eine Rast und dann ging unsere kleine Gruppe den Berg hinab zum Elbtal, wo uns

der Zug zurück nach Königstein brachte.

Den Abend haben wir in der Jugendherberge verbracht, denn wir waren alle sehr müde. Unser

Plan, die ganze Nacht wach zu bleiben, misslang, denn um 23 Uhr lagen alle brav in ihrem Bett.

Am letzten Tag unserer Reise bestiegen wir die Bastei, das bekannteste Touristenziel im

vorderen Teil der Sächsischen Schweiz. Nach einer Stunde standen wir auf der 76 m langen

Basteibrücke, wo wir bei wunderschönem Wetter den Blick auf die Felsen und das Elbtal

genossen. Eine Stunde später stiegen wir durch die Schwedenlöcher wieder hinab ins Tal und

traten die Heimreise an.

Diese gemeinsamen Erlebnisse werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Marianne Schenk

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