21
Leseprobe Kracauer, Siegfried Straßen in Berlin und anderswo Mit einem Nachwort von Reimar Klein © Suhrkamp Verlag Bibliothek Suhrkamp 1449 978-3-518-22449-6 Suhrkamp Verlag

Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Leseprobe

Kracauer, Siegfried

Straßen in Berlin und anderswo

Mit einem Nachwort von Reimar Klein

© Suhrkamp Verlag

Bibliothek Suhrkamp 1449

978-3-518-22449-6

Suhrkamp Verlag

Page 2: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

SV

Band 1449 der Bibliothek Suhrkamp

Page 3: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin
Page 4: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Siegfried KracauerStraßen in Berlinund anderswo

Erweiterte Ausgabe

Mit einem Nachwort

von Reimar Klein

Suhrkamp Verlag

Page 5: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Die Sammlung folgt der 1964 in der edition suhrkamp erstmalserschienenen Ausgabe von Straßen in Berlin und anderswo.Im Anhang werden diejenigen Feuilletons wiedergegeben,

die Kracauer f�r eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mitvorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm.Dank an Inka M�lder-Bach, Herausgeberin der Schriften und

der Werke Siegfried Kracauers, und ihre Mitarbeiterin Dea Erwigf�r freundliche Unterst�tzung.

� Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2009Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der

�bersetzung, des çffentlichen Vortrags sowie der �bertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielf�ltigt oder verbreitet werden.

Satz: H�mmer GmbH,Waldb�ttelbrunnDruck: Druckhaus Nomos, Sinzheim

Printed in GermanyErste Auflage 2009

ISBN 978-3-518-22449-6

1 2 3 4 5 6 – 14 13 12 11 10 09

Page 6: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Inhalt

Straßen

Erinnerung an eine Pariser Straße . . . . . . . . . . . . . . . 9Analyse eines Stadtplans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Straße ohne Erinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Zwei Fl�chen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Schreie auf der Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Abschied von der Lindenpassage . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Weihnachtlicher Budenzauber . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Lokomotive �ber der Friedrichstraße . . . . . . . . . . . . . 43Berg- und Talbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45Ansichtspostkarte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Die Unterf�hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Aus dem Fenster gesehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Lokale

Felsenwahn in Positano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Stehbars im S�den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69�ber Arbeitsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72W�rmehallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82Gl�ck und Schicksal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88Spuk im Vergn�gungslokal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93Kino in der M�nzstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Der verbotene Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Dinge

Das Klavier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Das Schreibmaschinchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Die Hosentr�ger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Falscher Untergang der Regenschirme . . . . . . . . . . . . . 124Das Mittelgebirge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Page 7: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Leute

Straßenvolk in Paris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131Knabe und Stier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137Drei Pierrots schlendern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139Akrobat – schççn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Der Klavierspieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147Berliner Figuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152Friedliche Lçsung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162Erscheinung auf der Cannebi�re . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

Anhang

Negerball in Paris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169Die Ber�hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173Der Zeitungsverk�ufer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183Der Dichter im Warenhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186Kleine Signale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189Das Papiermundst�ck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192Schlager im Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194Mietshaus im Berliner Westen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196Der Kurf�rstendamm als Siegesallee . . . . . . . . . . . . . . 198Girls und Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202Mçbel von heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204Der Verkaufs-Tempel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208Straßen, Schiffe, Lokale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211Renovierter Jazz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222Luftschlçßchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225Caf� im Berliner Westen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228Guckkasten-Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232An der Grenze des Gestern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236Kurort Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

Drucknachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247

Straßen im Anderswo. Nachwort von Reimar Klein . . . . 251

Page 8: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Straßen

Page 9: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin
Page 10: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Erinnerung an eine Pariser Straße

Fast drei Jahre ist es her, daß ich in jene Straße im Quar-tier Grenelle verschlagen wurde. Der Zufall f�hrte michdorthin; das heißt, nicht eigentlich ein Zufall, sondern derRausch. Der Straßenrausch, der mich in Paris immer er-greift. Damals, als ich der Straße begegnete, verbrachte ichvier Wochen ganz allein in Paris und lief jeden Tag mehrereStunden durch die Quartiere. Es war eine Besessenheit, derich nicht zu widerstehen vermochte. Von ihrer Macht legtam besten die Tatsache Zeugnis ab, daß ich es als Verrat emp-fand, wenn ich einmal �ber die Schlafenszeit hinaus in mei-nem Hotelzimmer blieb oder einen Abend dem Theaterbe-such opferte. Sogar die gelegentlichen Zusammenk�nfte mitFrauen erschienen mir wie eine Pflichtvergessenheit, wieeine tçrichte Ablenkung von den Straßen, die mich ungleichst�rker beanspruchten als irgendein einzelnes M�dchen. Ichgenoß sie blindlings und ließ mich von ihnen verbrauchen,und kehrte ich auch stets matt von den Ausschweifungenheim, so hielt mich doch nichts davon zur�ck, meiner Lei-denschaft am andern Tag wieder nachzugeben. Im Gegen-teil: hinter dem Nebel, den die zunehmende M�digkeit ummich verbreitete, winkten mir die Straßen nur noch verf�h-rerischer. Straßen gibt es in allen St�dten. W�hrend sie abersonstwo aus Trottoirs, H�userreihen und leicht gewçlbtenAsphaltfl�chen bestehen, spotten sie in Paris der Zerlegungin die verschiedenen Elemente. Was immer sie seien: engeSchluchten, die in den Himmel einm�nden, ausgetrockneteFlußl�ufe und bl�hende Steint�ler – ihre Bestandteile sindineinandergewachsen wie die Glieder von Lebewesen. Oftfließen die Seitenw�nde und Pflasterbçden unmerklich zu-

9

Page 11: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

sammen, und ehe er sich’s versieht, ger�t der Tr�umende wiezu ebener Erde �ber senkrechte Mauern bis zu den D�chernund weiter, immer weiter ins Dickicht der Schornsteine hin-ein. Auf diesen Routen trieb ich mich umher und mußte injedem Passanten den Eindruck eines ziellosen Schlendererserwecken. Und doch war ich, streng genommen, nicht ziel-los. Ich glaubte ein Ziel zu haben, aber ich hatte das Ziel zumeinem Ungl�ck vergessen. Es war mir zumute wie einemMenschen, der in seinemGed�chtnis nach einemWort sucht,das ihm auf den Lippen brennt, und er kann es nicht finden.Von der Begierde erf�llt, endlich an den Ort zu gelangen,an dem mir das Vergessene wieder einfiele, konnte ich nichtdie kleinste Nebengasse streifen, ohne sie zu betreten undhinter ihr um die Ecke zubiegen. Am liebsten h�tte ich s�mt-licheHçfe ergr�ndet und Zimmer f�r Zimmer durchforscht.Wenn ich so nach allen Seiten sp�hte, aus der Sonne in dieSchatten undwieder zur�ck nach demTag, hatte ich die deut-liche Empfindung, daß ich mich, auf der Suche nach dem ge-w�nschten Ziel, nicht nur im Raum bewegte, sondern oftgenug seine Grenzen �berschritt und in die Zeit eindrang.Ein geheimer Schmugglerpfad f�hrte ins Gebiet der Stun-den und Jahrzehnte, dessen Straßensystem ebenso labyrin-thisch angelegt war wie das der Stadt selber.Jene Straße, von der ich erz�hlen will, liegt in einem prole-tarischen Viertel. Ich muß hier einschalten, daß ich zwarohne jede Auswahl bei meinen G�ngen verfuhr, aber dochunwillk�rlich die �rmeren Stadtteile bevorzugte. Nicht so,als ob es den Gegenden, in denen Glanz, Reichtum und Ver-gn�gen hausen, an den von mir begehrten Reizen gebr�che.Auch sie sind verwickelt wie alte, unverst�ndlich gewor-dene Gebrauchsdinge, ineinandergeschachtelt und, fremdenSchriftzeichen gleich, kaum zu entziffern. Nur eben dort,

10

Page 12: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

wo die unteren Beamten, die Gewerbetreibenden und dievielen alten Leute wohnen, scharen sich die H�user planlo-ser, h�ßlicher, dichter, wagen sich Ger�che und D�nste her-vor, deren kçrperliche Umrisse die sichtbaren Formen �ber-schneiden. Alle diese Straßen stehen nahe vorm Aufbruch;ungeordnete Rotten, die sich bald zerstreuen oder auch ge-meinsammarschierenwerden. Undmanchmal ist es, als wer-de in der Ferne ein Trommelwirbel geschlagen.Ich entdeckte die Straße, als ichmich an einem fr�henNach-mittag dem Abschluß einer Sackgasse zu n�hern glaubte, dieauf der einen Seite von einem hohen, unfçrmigen Vorstadt-theater begrenzt wurde. Das Theater war geschlossen undsah so verlassen aus, als ob in ihm nie mehr gespielt w�rde.Noch bevor ichmich bis zumGrund der Sackgasse durchge-zw�ngt hatte, merkte ich, daß sie gar keine Sackgasse war,sondern an ein anderes G�ßchen stieß, das hinter dem Thea-ter vorbeif�hrte. Mitten auf die weißgekalkte, fensterloseR�ckwand des Theaters lief die Straße zu. Sie war schnur-gerade, nur wenige Minuten lang und verh�ltnism�ßig breit.Wie ich jetzt erst gewahr wurde, hatte ich sie gewisserma-ßen hinterr�cks �berfallen; denn sie çffnete sich ohne jedeVersteckspielerei an ihrem dem Theater gegen�berliegendenEnde nach einer belebten Verkehrsstraße.Rasch wollte ich die kleine Strecke durchmessen, die michvon der Verkehrsstraße trennte. Aber nun geschah es: kaumhatte ich mich von der weißen, �bertrieben hohen Theater-wand abgelçst, so fiel mir das Weitergehen schwer, und ichsp�rte, daß unsichtbare Netze mich aufhielten. Die Straße,in der ich mich befand, gab mich nicht frei. In geringer Ent-fernung ratterten Autobusse und Lastwagen vorbei, glashelltauchten sie auf und verschwanden wie an einem jenseitigenUfer, das ich nicht zu erreichen vermochte. Ich versuchte,

11

Page 13: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

mir �ber meine Lage klar zu werden. Es war noch vor dreiUhr, und nur vereinzelte Passanten kreuzten die Straße. Anden nichtssagenden Mietsh�usern rechts und links warenzumeiner Verwunderung ein paar Hotelschilder angebracht,schwarze, geschwungene Aush�ngeschilder von der in Paris�blichen Art, die nichts sonst als die Aufschrift ›Hotel‹ tra-gen. Ihre schwache Kr�mmung wirkte in dieser Umgebungdurchaus zweideutig. Ich trat, obwohl inmeiner Bewegungs-freiheit gel�hmt, an ein solches Hotel heran. Seine T�r, einegewçhnliche Privatt�r,war verrammelt, seine Fenster, hinterdenen zum großen Teil die Gardinen fehlten, glichen zahn-losen M�ndern. Neben dem Klingelzug hing eine Tafel, aufder in verwischten Buchstaben zu lesen stand, daß das Ho-tel nicht von hier, sondern um die Ecke herum von der Ver-kehrsstraße aus zug�nglich sei. Offenbar nahm schon langeniemandmehr von demHinweisNotiz, denn das ganzeHausmachte einenunbewohnten, ja verwahrlosten Eindruck.W�h-rend meine Blicke von seiner Fassade zu den anderen Fas-saden glitten, ward ich mir plçtzlich bewußt, daß ich beob-achtet worden war. Aus den Obergeschoßfenstern mehrererH�user sahen Burschen in Hemds�rmeln und schludrig ge-kleidete Weiber auf mich nieder. Sie sprachen kein Wort, sieschauten mich immer nur an. Eine schreckliche Gewalt gingvon ihrer bloßen Gegenwart aus, und ich hielt es beinahe f�reine Gewißheit, daß sie es waren, die mir die Fesseln ange-legt hatten. Wie sie stumm und reglos dastanden, schienensie mir von den H�usern selber ausgebr�tet worden zu sein.Sie h�tten jeden Augenblick ihre Fangarme nach mir aus-strecken und mich in die Stuben hereinziehen kçnnen.Wie ein Schwimmer, der gegen den Strom ank�mpft, strebteich mit einer verzweifelten Anstrengung der Straßenm�n-dung zu. Die Weiber werden Dirnen sein, trçstete ich mich,

12

Page 14: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

und redete mir ein, daß eine von ihnen mir zugenickt h�tte.Ein wenig beruhigt, wollte ich ausschreiten – da wurde mirHalt geboten. Nicht etwa unmittelbar durch die Burschenund �berhaupt nicht in Worten, sondern durch ein lebendesBild. Wie zur Strafe f�r meinen Leichtsinn stellte es sich mirin den Weg. Ich sah: ein junger Mann sitzt auf einem Stuhlmitten in einem Zimmer. Das Zimmer ist ein Hotelzimmer,dessen Fenster geçffnet sind. Es enth�lt ein Bett, das benutztworden ist, einen Waschtisch und einen Schrank. Die Ge-genst�nde harren wie angewurzelt und starren mich so auf-dringlich an, als seien sie �berdeutlich gemalt. Das schmut-zige Waschwasser ist ein Teich ohne Abfluß, der Schranktr�gt seine Kratzer und Risse schamlos zur Schau. Zu F�ßendes jungen Mannes kauert ein offener halbgepackter Koffer,in den eilig W�sche hineingestopft worden sein muß. Um-ringt vomMobiliar, hat der Sitzende seinenKopf in dieH�n-de gest�tzt. Der Fußboden des Zimmers kann nicht hçherals das Straßenpflaster liegen. Ich stehe vor dem Fenster, dassich l�ngst verfl�chtigt hat, aber der junge Mann mit demungek�mmten Haar beachtet mich sowenig wie seinen Kof-fer. Nichts ist f�r ihn vorhanden, ganz allein sitzt er auf sei-nem St�hlchen im Leeren. Er hat Angst, die Angst ist es, dieihn so l�hmt . . .Wie mir der Durchbruch zur Verkehrsstraße gelungen war,weiß ich nicht mehr. Genug, ich befand mich auf ihr; unterSchl�chterbuden, Kleiderauslagen und billigem Hausrat vorSpiegelscheiben. Rechts çffnete sich eine Straße, die wie einPfeil davonschoß und sich wie ein Hotelschild kr�mmte.Die mußte ich unter allen Umst�nden noch kennenlernen.W�hrend ich im vertrauten Tumult versank, begleitete michimmerfort das Bild des jungen Mannes im Hotelzimmer.Nachtr�glich hielt ich es f�r wahrscheinlich, daß der junge

13

Page 15: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Mann ein Verbrecher war, der in jenem engen Zimmer vorseinen Verfolgern das Weite gesucht hatte. Das Hotel ist eineHçhle, sagte ich mir. Aber wie konnte das Fenster dann of-fen bleiben? Ein Autoreifen explodierte neben mir, und ichf�hlte, daß ich mich zusehends verwirrte. Mitten im L�rmfiel mir ein, daß vielleicht die ganze Straße als Schlupfwin-kel diente. Dem widersprach nur die �ffentlichkeit. Oderexistierte sie am Ende gar nicht, und die Burschen und Wei-ber droben mitsamt den Hoteleingeweiden waren Erschei-nungen, die sich aus meinem eigenen Zustand erkl�rten? DiePfeilstraße sog mich ein, und ich beschrieb ihre Kr�mmungmit. Es ging kreuz und quer, die Fuhrwerke krachten, Fas-saden und Tore gaben mich weiter. Auf einmal – es mochte�ber eine Stunde verstrichen sein – stand ich wieder am Ein-gang der Straße.Ich sah sie jetzt von r�ckw�rts. Ihren Hintergrund bildetedie weiße, fensterlose Theaterwand, ein pralles Mauerwerk,das nicht weichen wollte. Die kleine Straße ruhte still, alswarte sie auf die D�mmerung. Sollte ich noch einmal durchsie hindurch? So sehr ich auch zçgerte, ich bezweifelte kei-nen Augenblick, daß ich sie wieder betreten m�sse, daß ich�berhaupt nur zu dem Zweck herumgeirrt war, um zu ihrzur�ckzufinden. Der Bann, in dem mich meine Unschl�s-sigkeit hielt, wurde durch einen Kinderhaufen gelockert,der einem roten Backsteinhaus auf der Verkehrsstraße ent-strçmte. Die Schule war aus. Es waren muntere Kinder, dieaus der scheußlichen Backsteinfront quollen. Ein Teil vonihnen stob auf mich zu. Sie schwatzten und schrien und bra-chen zu meinem Erstaunen bedenkenlos in die Straße ein.Erleichtert schloß ichmich ihnen an.Wo ihre Unschuld weh-te, konnte kein Unheil geschehen, und in der Tat schrittich so sicher neben ihnen einher, als sei ich in eine Wolke ge-

14

Page 16: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

h�llt. In der l�rmenden Kinderwolke erschienmir die Straßewie jede andere Straße. Einige Fenster gl�nzten, eine Haus-t�r war angelehnt. Schon w�hnte ich, gl�cklich hin�ber zusein, als sich die Wolke zerteilte, und jenes Bild wieder vormir stand. Der junge Mann im Hotelzimmer – das �ber-deutliche Bild war unber�hrt von der Zeit geblieben. Immernoch sitzt der junge Mann auf seinem Stuhl mitten im Zim-mer. Der Koffer ist halb gepackt wie vorhin, das Waschwas-ser ist nicht ausgegossen worden. Und immer noch hat derSitzende seinen Kopf in die H�nde gest�tzt. Ist es vielleichtein anderer junger Mann? Ich entsinne mich, daß ich seinGesicht nie gesehen habe. Gegen meinen Willen betaste ichdie Mauer des Hotelgeb�udes, sie ist fest und aus Stein. Wieich nach oben blicke, r�ckt die Theaterwand langsam aufmich zu. Sie, die doch fensterlos war, ist jetzt mit richtigenMietshausfenstern besetzt, aus denen die stumme Gesell-schaft wieder auf mich herabschaut. Die Theaterwand wirdimmer grçßer und schleicht mit ihrenweißen Zinnen durchsDunkel. Es ist dunkel geworden, und ich entdecke, daß dieKinder weggefegt sind. Nur ihr Lachen dringt noch zu mir,so leise schon, als k�me es aus dem Theater. Ich laufe ihmnach, h�nge mich an das Lachen wie an einen �ußersten Zip-fel. Hinter mir schließt sich die Straße.

– – – – –

Sooft ich seitdem in Paris war, ich habe mich nie mehr in dieN�he der Straße gewagt. �brigens gibt es noch viele Stra-ßen in allen mçglichen Stadtteilen, mit denen ich besondereErinnerungen verkn�pfe. Jede einzelne von ihnen hat ihreneigenen Geruch und ihre eigene Geschichte. Und diese Ge-schichte ist nicht vergangen, sondern lebt weiter, als sei sievon heute. Die Kirche St. Julien le Pauvre zumBeispiel wacht

15

Page 17: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

morgens auf und geht abends schlafen wie irgendein Waren-haus. Vielleicht r�hrt es daher, daß, umgekehrt, in Paris dieGegenwart den Schimmer des Vergangenen hat. W�hrendman noch durch die leibhaftigen Straßen wandelt, sind siebereits entfernt wie Erinnerungen, in denen sich die Wirk-lichkeit mit dem vielstçckigen Traum von ihr mischt undAbf�lle und Sternbilder sich treffen.

Analyse eines Stadtplans

Faubourgs und Zentrum

Einige der Pariser Faubourgs sind die Riesenasyle der klei-nen Leute, von den Unterbeamten an bis zu den Arbeitern,den Gewerbetreibenden und den Existenzen, die verlorenheißen, weil die andern es sich gewonnen geben. Die Art ih-res Zusammenlebens durch die Jahrhunderte hindurch dr�cktsich in der Gestalt der Asyle aus, die gewiß nicht b�rger-lich ist, aber auch nicht proletarisch im Sinne von Schornstei-nen, Kasernen, Chausseen. Sie ist armselig und menschlichzugleich. Ihre Menschlichkeit r�hrt nicht allein daher, daßdas Dasein in den Faubourgs Restbest�nde des nat�rlichenLebens enth�lt, die es erf�llen. Entscheidend vielmehr ist,daß dieses gef�llte Dasein im Zeichen des Abbruchs steht.

Die Avenue de St. Ouan ist am Samstagnachmittag ein Jahr-markt. Nicht so, als habe dieser sich wie ein Wanderzir-kus hier aufgeschlagen, sondern die Avenue ist tr�chtig mitihm gegangen und setzt ihn aus sich heraus. Der Zwang, sich

16

Page 18: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

f�r den Sonntag zu versorgen, treibt eine Menge zusammen,die denAstronomen alsNebelflecken erschiene. Sie staut sichzu dichten Ballen, in denen die Einzelnenwohlverpackt war-ten, bis sie ab und zu ausgewickelt werden. Zwischen den Ein-k�ufen genießen sie das Schauspiel des steten Zerfalls derKomplexe, denen sie angehçren. Es h�lt sie an den R�nderndes Lebens.Umsp�lte das Mittelmeer die Avenue, ihre L�den kçnntennicht fensterloser sich çffnen. Ein Warenstrom entquillt ih-nen, der zur Stillung der kreat�rlichen Bed�rfnisse dient; erklettert an den Fassaden empor, unterbricht sich auf Straßen-breite und schnellt dann jenseits desQuerstrudels der Passan-ten mit doppelter Gewalt in die Hçhe. �ber dem Gestr�ppder ungerodeten Naturprodukte, die als Hors d’Oeuvressp�ter die Speisekarte beleben, neigen die Urwaldst�mmeder Fleischkeulen ihre Wipfel. Daneben schießt der Haus-ratsbedarf ins Kraut, mit Bez�gen aus Sackleinwand, auf de-nen eine reizende Flora Blumen �ber den Alltag streut.Die Not bringt die Dinge in den Umkreis der menschlichenW�rme. Dem organischen Gew�hl der Eßwaren-Abteilun-gen entsteigt ein Apparat aus Glas und Metall, dessen spit-zer Stachel einzig aus der Lust an Qu�lerei geboren scheint.Seinem Blinken nach h�lt man das Instrument f�r f�hig, reinzum Vergn�gen in die bl�henden Schl�chterst�cke, die Fi-sche und Muschelragouts zu stechen, bei denen es sich ein-genistet hat. Es ist ein �ltr�ufelapparat, der aus seinemGlas-bauch bekçmmliche gelbe Portionen in die kleinen Gef�ßeder Kunden tropfen l�ßt. Die Bed�rftigkeit der Umgebunghat ihn freundlich gestimmt und aus einermechanischen Bie-ne in einen harmlosen Hauskobold verwandelt, der sich umdie Zubereitung der Mahlzeiten bek�mmert und den Kin-dern gut ist.

17

Page 19: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Umfaßt auch der Jahrmarkt den Warenhauskatalog in kos-mischer Vollst�ndigkeit, so ist er doch nur die Volksausgabeder großen Welt. Das Vorhandene ist gering und von derUnbestimmtheit schlechter Photographien. Nicht umsonstsind von den Faubourgs die Revolutionen ausgegangen. DasGl�ck mangelt ihnen, der sinnliche Glanz.

Er breitet sich �ber der Oberwelt der Boulevards im Zen-trum. Die Menge in ihnen ist eine andere als die draußen.Nicht Zweck noch Stunde nçtigt sie zu ihremUmlauf; sie rie-selt zeitlos. Die nachgedunkelten Pal�ste, die als Bild weiterdauern, vermçgen kaum noch durch die Gewalt ihrer feinenProportionen die Menschen- und Autosch�be zu meistern.Den Plan hat niemand ersonnen, nach dem die Elementedes Getriebes das Linienwirrwarr in den Asphalt kritzeln,es gibt keinen solchen Plan, die Ziele sind in den einzelnenPartikelchen verschlossen, und das Gesetz des kleinsten Wi-derstandes weist den Kurven die Richtung.Hinter den Spiegelscheiben mischen sich die notwendigenDinge mit dem �berfluß, der notwendiger w�re, wenn ernicht grenzenlos sich ergçsse. Personen jeden Standes isterlaubt, sich Nachmittage lang im Anblick der Edelsteine,der Pelze und Abendtoiletten zu verlieren, deren eindeutigeHerrlichkeit amEnde der Kolportage-Romane verheißungs-voll winkt. Daß ihre Summe sich �berschlagen l�ßt, machtdie Sachwerte unnahbarer, als sie es je nochwaren. Ihr r�um-liches Beieinander enth�lt die Forderung, Laden um Ladenzu betreten und zum Zwecke der Inventarisation Gegen-st�nde jeder Gattung zu kaufen. Aber am wenigsten bes�ßesie der, den sie alle h�tten.Mit dem Beginn der D�mmerung gehen in Augenhçhe dieLichter an. Unablenkbar wie die K�gelchen eines Rechen-

18

Page 20: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

bretts streichen die Bogenlampen durch den Irrgarten derBrandpfeile und bengalischen Schw�nge. In denHauptquar-tieren des Nachtlebens ist die Illumination so grell, daß mansich die Ohren zuhalten muß. Die Lichter indessen sind zuihrem eigenen Gefallen versammelt, statt den Menschen zuscheinen. Ihre Gl�hzeichen mçchten die Nacht erhellen undvertreiben sie nur. Ihre Reklamen pr�gen sich ein, ohne sichentziffern zu lassen. Der rçtliche Schimmer, der ihnen nach-wallt, legt sich als H�lle �ber das Denken.Aus dem Trubel erheben sich die Zeitungskioske, winzigeTempel, in denen die Publikationen derWelt sich ein Rendez-vous geben. Die sich im Leben als Gegner bek�mpfen, liegengedruckt beieinander, grçßer kçnnte die Eintracht nicht sein.Wo die jiddischen Organe auf der Grundlage arabischer Tex-te sich mit fetten �berschriften in Polnisch ber�hren, ist derFriede gesichert. Nur eben, die Zeitungen kennen sich nicht.JedesExemplar ist in sich zusammengefaltet undbegn�gt sichmit der Lekt�re seiner eigenen Spalten. Der engen kçrper-lichen Beziehung ungeachtet, die von den Papieren gepflegtwird, sind ihre Nachrichten so außer jeder Verbindung, daßsie ohne Nachricht �ber sich sind. In den Zwischenr�umenwaltet der D�mon der Geistesabwesenheit unbeschr�nkt.So ist es nicht nur in Paris. Die weltst�dtischen Zentren, dieauch dieOrte des Glanzes sind, gleichen sichmehr undmehreinander an. Ihre Unterschiede vergehen.

Breite Straßen f�hren aus den Faubourgs in den Glanz derMitte. Sie ist die gemeinte Mitte nicht. Das Gl�ck, das derArmseligkeit draußen zugedacht ist, wird von anderen Ra-dien getroffen als den vorhandenen. Doch m�ssen die Stra-ßen zur Mitte begangen werden, denn ihre Leere ist heutewirklich.

19

Page 21: Suhrkamp Verlag · die Kracauer fr eine Zusammenstellung dieses Titels 1933 mit vorgesehen hatte, jedoch in die Auswahl von 1964 nicht aufnahm. Dank an Inka Mlder-Bach, Herausgeberin

Straße ohne Erinnerung

Scheinenmanche Straßenz�ge f�r die Ewigkeit geschaffen zusein, so ist der heutige Kurf�rstendamm die Verkçrperungder leer hinfließenden Zeit, in der nichts zu dauern vermag.Am deutlichsten bin ich mir dieser Tatsache durch zwei Er-eignisse bewußt geworden, die ungef�hr ein Jahr auseinander-liegen und in sich zusammenh�ngen. Das erste: Ich will vorAntritt einer Reise noch rasch eine mir altvertraute Teestubeaufsuchen, um dort eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen. DieTeestube gehçrt so durchaus zu meinem Stammbesitz anLokalen, daß ich, ohnemichweiter umzusehen, automatischdas Vorg�rtchen passiere und die T�rklinke niederdr�cke.Die T�r ist verschlossen. Erschrocken blicke ich auf und er-kenne durch die Spiegelscheiben, daß das Innere ger�umt ist.Es muß �ber Nacht ger�umt worden sein, denn am Abendvorher war die Teestube noch erleuchtet gewesen. Oder t�u-sche ich mich?W�hrend ichmir den gestrigen Abend zu ver-gegenw�rtigen suche, bemerke ich unmittelbar vor mir einSchild an der T�r, auf dem erkl�rt wird, daß der Eigent�merdes Lokals dieses bald an einer anderen Stelle aufzumachengedenke. Da ich nicht so lange warten kann, kehre ich traurigum und besuche ein mir bisher unbekanntes Caf� an dern�chsten Kurf�rstendammecke.Das zweite Ereignis, das sich, wie gesagt, ein Jahr sp�terzugetragen hat, betrifft eben dieses Caf�. Vorauszuschickenist, daß mein erster Aufenthalt in ihm zugleich mein letzterwar. Der Glanz seiner Architektur erschienmir als �bertrie-ben und steigerte noch dazu die Empfindlichkeit gegen denschlechten Geschmack seiner Getr�nke. Dennoch z�hlte dasCaf� zumeinen bleibenden Straßeneindr�cken. Ich kam hier

20