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Bedarf und Anwendung der Schulungsinhalte: Eigener Fragebogen: Wissen, Selbstwirksamkeit, Zufriedenheit aller Schulungsteilnehmer Strukturierte Tagebücher: Erfahrungen speziell geschulter FEM- Beauftragter Strukturierte Beobachtung und Dokumentation: Nachfrage und Präsenz der Materialien Aufrechterhaltung der Prozesse: Kurzbefragung - Zufallsstichprobe Pflegender Barrieren und förderliche Faktoren der Implementierung; Einstellungen und Erfahrungen: Fokusgruppen mit Pflegenden, Angehörigen, Betreuenden und Mitgliedern der Heimbeiräte Fokusgruppen und halbstrukturierte finale Einzelinterviews mit Leitungen und FEM-Beauftragten Reaktionen auf Reduktion von FEM: Fallstudie mit Bewohner(inne)n bzw. Angehörigen Rekrutierungsablauf und Gründe für (Nicht-)Teilnahme: Strukturierte Protokolle Struktur- und Prozessmerkmale auf Clusterebene, zu Beginn und im Verlauf: Strukturierter Fragebogen - Leitungspersonen Selbstwirksamkeit und Wissen zu FEM: Eigener Fragebogen - 10% Pflegende Organisationskultur: Organizational Culture Assessment Instrument (Strack et al. 2012) - Leitung und 10% Pflegende Einstellung der Betreuenden/Bevollmächtigten zu FEM: Maastricht Attitude Questionnaire (Hamers et al. 2009) - Zufallsstichprobe Implementierung der Intervention: Strukturierte Protokolle zur Schulung und zur Supervision der Cluster Abraham J, Möhler R, Henkel A, Kupfer R, Icks A, Dintsios CM, Haastert B, Meyer G, Köpke S. Implementation of a multicomponent intervention to prevent physical restraints in nursing home residents (IMPRINT): study protocol for a cluster-randomised controlled trial. BMC Geriatr 2015; 15:86. Grant A, Treweek S, Dreischulte T, Foy R, Guthrie B. Process evaluations for cluster-randomised trials of complex interventions: a proposed framework for design and reporting. Trials 2013; 14:15. Moore GF, Audrey S, Barker M, Bond L, Bonell C, Hardeman W, Moore L, O´Cathain A, Tinati T, Wight D, Baird J. Process evaluation of complex interventions: Medical Research Council guidance. BMJ 2015; 350:h1258. Strack M. Organisationskultur im Competing Values Model: Messeigenschaften der deutschen Adaption des OCAI. [Organizational culture in the Competing Values Model: Measurement characteristics of the German adaptation of the OCAI]. Journal-BMP. 2012;3:30-41. Hamers JPH, Meyer G, Köpke S, Lindenmann R, Groven R, Huizing AR. Attitudes of Dutch, German and Swiss nursing staff towards physical restraint use in nursing home residents, a cross-sectional study. Int J Nurs Stud. 2009;46:248-55. Fazit Die ausführliche Prozessevaluation erlaubt die Identifikation wichtiger Kontextfaktoren und Prozesse rund um die Implementierung einer geprüften komplexen Intervention. Prozessevaluation einer Implementierungsstudie zur Vermeidung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen in Alten- und Pflegeheimen Ramona Kupfer 1,2 , Jens Abraham 3 , Anne Aschenbrenner 2 , Ralph Möhler 3,4 , Melanie Müller 3 , Sarah Palmdorf 3 , Swantje Seismann-Petersen 2 , Denise Wilfling 2 , Gabriele Meyer 3 , Sascha Köpke 2 1 Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, 2 Universität zu Lübeck, Sektion Forschung und Lehre in der Pflege, 3 Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, 4 Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschaft Abbildung: Strukturkonzept nach Grant et al. (2013), zur Prozessevaluation Cluster-randomisierter kontrollierter Studien Ramona Kupfer Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie Sektion Forschung und Lehre in der Pflege Universität zu Lübeck Tel. 040/42838 3528 Fax: 0451/500 5964 E-Mail: [email protected] Literatur Kontakt Zielsetzung Komplexe Interventionen stellen mit ihren multiplen, interagierenden Komponenten besondere Herausforderungen an die Interpretation der Ergebnisse von Wirksamkeitsstudien. Einfluss und Bedeutung von Einzelkomponenten sind nicht unmittelbar aus den Ergebnissen randomisierter kontrollierter Studien ableitbar. Zur Identifikation und Analyse von Faktoren der Implementierbarkeit ist eine sorgfältige Prozessevaluation unumgänglich. Im Rahmen einer Cluster-randomisierten kontrollierten Implementierungsstudie (IMPRINT; Registrierungsnummer: NCT02341898) wird derzeit die Wirksamkeit eines komplexen Interventionsprogramms zur Vermeidung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in Alten- und Pflegeheimen untersucht (Abraham et al. 2015). Ziel der prospektiven Prozessevaluation ist es, die Umsetzung in den Interventionseinrichtungen zu erfassen und Förderfaktoren und Barrieren der Implementierung der komplexen Intervention zu identifizieren. Methoden Die Planung erfolgte in Anlehnung an das Strukturkonzept zur Prozessevaluation Cluster-randomisierter kontrollierter Studien, nach Grant et al. 2013 (siehe Abbildung). Nach Abschluss der Planung wurde vom britischen Medical Research Council (MRC) ein weiteres Strukturkonzept publiziert (Moore et al. 2015). Als Kernkomponenten umfasst dieses: Prozesse rund um die Implementierung, Wirkmechanismen, kontextbezogene Faktoren Diese Komponenten werden auch über das hier zugrunde gelegte Konzept von Grant et al. 2013 mit adressiert. Es kommen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zum Einsatz. Erfasst und analysiert werden:

Prozessevaluation einer Implementierungsstudie zur ... · Struktur- und Prozessmerkmale auf Clusterebene, zu Beginn und im Verlauf: ... residents, a cross-sectional study. Int J Nurs

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Page 1: Prozessevaluation einer Implementierungsstudie zur ... · Struktur- und Prozessmerkmale auf Clusterebene, zu Beginn und im Verlauf: ... residents, a cross-sectional study. Int J Nurs

Bedarf und Anwendung der Schulungsinhalte: Eigener Fragebogen: Wissen, Selbstwirksamkeit, Zufriedenheit aller

Schulungsteilnehmer Strukturierte Tagebücher: Erfahrungen speziell geschulter FEM-

Beauftragter Strukturierte Beobachtung und Dokumentation: Nachfrage und Präsenz

der Materialien

Aufrechterhaltung der Prozesse: Kurzbefragung - Zufallsstichprobe Pflegender

Barrieren und förderliche Faktoren der Implementierung; Einstellungen und Erfahrungen: Fokusgruppen mit Pflegenden, Angehörigen, Betreuenden und Mitgliedern

der Heimbeiräte Fokusgruppen und halbstrukturierte finale Einzelinterviews mit Leitungen

und FEM-Beauftragten

Reaktionen auf Reduktion von FEM: Fallstudie mit Bewohner(inne)n bzw. Angehörigen

Rekrutierungsablauf und Gründe für (Nicht-)Teilnahme: Strukturierte Protokolle

Struktur- und Prozessmerkmale auf Clusterebene, zu Beginn und im Verlauf: Strukturierter Fragebogen - Leitungspersonen

Selbstwirksamkeit und Wissen zu FEM: Eigener Fragebogen - 10% Pflegende

Organisationskultur: Organizational Culture Assessment Instrument (Strack et al. 2012) -

Leitung und 10% Pflegende

Einstellung der Betreuenden/Bevollmächtigten zu FEM: Maastricht Attitude Questionnaire (Hamers et al. 2009) - Zufallsstichprobe

Implementierung der Intervention: Strukturierte Protokolle zur Schulung und zur Supervision der Cluster

Abraham J, Möhler R, Henkel A, Kupfer R, Icks A, Dintsios CM, Haastert B, Meyer G, Köpke S. Implementation of a multicomponent intervention to prevent physical restraints in nursing home residents (IMPRINT): study protocol for a cluster-randomised controlled trial. BMC Geriatr 2015; 15:86.

Grant A, Treweek S, Dreischulte T, Foy R, Guthrie B. Process evaluations for cluster-randomised trials of complex interventions: a proposed framework for design and reporting. Trials 2013; 14:15.

Moore GF, Audrey S, Barker M, Bond L, Bonell C, Hardeman W, Moore L, O´Cathain A, Tinati T, Wight D, Baird J. Process evaluation of complex interventions: Medical Research Council guidance. BMJ 2015; 350:h1258.

Strack M. Organisationskultur im Competing Values Model: Messeigenschaften der deutschen Adaption des OCAI. [Organizational culture in the Competing Values Model: Measurement characteristics of the German adaptation of the OCAI]. Journal-BMP. 2012;3:30-41.

Hamers JPH, Meyer G, Köpke S, Lindenmann R, Groven R, Huizing AR. Attitudes of Dutch, German and Swiss nursing staff towards physical restraint use in nursing home residents, a cross-sectional study. Int J Nurs Stud. 2009;46:248-55.

Fazit Die ausführliche Prozessevaluation erlaubt die Identifikation wichtiger Kontextfaktoren und Prozesse rund um die Implementierung einer geprüften komplexen Intervention.

Prozessevaluation einer Implementierungsstudie zur Vermeidung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen in Alten- und Pflegeheimen

Ramona Kupfer1,2, Jens Abraham3, Anne Aschenbrenner2, Ralph Möhler3,4, Melanie Müller3, Sarah Palmdorf3, Swantje Seismann-Petersen2, Denise Wilfling2, Gabriele Meyer3, Sascha Köpke2

1 Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, 2 Universität zu Lübeck, Sektion Forschung und Lehre in der Pflege, 3 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, 4 Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschaft

Abbildung: Strukturkonzept nach Grant et al. (2013), zur Prozessevaluation Cluster-randomisierter kontrollierter Studien

Ramona Kupfer

Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie

Sektion Forschung und Lehre in der Pflege

Universität zu Lübeck

Tel. 040/42838 3528

Fax: 0451/500 5964

E-Mail: [email protected]

Literatur Kontakt

Zielsetzung Komplexe Interventionen stellen mit ihren multiplen, interagierenden Komponenten besondere Herausforderungen an die Interpretation der Ergebnisse von Wirksamkeitsstudien. Einfluss und Bedeutung von Einzelkomponenten sind nicht unmittelbar aus den Ergebnissen randomisierter kontrollierter Studien ableitbar. Zur Identifikation und Analyse von Faktoren der Implementierbarkeit ist eine sorgfältige Prozessevaluation unumgänglich. Im Rahmen einer Cluster-randomisierten kontrollierten Implementierungsstudie (IMPRINT; Registrierungsnummer: NCT02341898) wird derzeit die Wirksamkeit eines komplexen Interventionsprogramms zur Vermeidung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen (FEM) in Alten- und Pflegeheimen untersucht (Abraham et al. 2015). Ziel der prospektiven Prozessevaluation ist es, die Umsetzung in den Interventionseinrichtungen zu erfassen und Förderfaktoren und Barrieren der Implementierung der komplexen Intervention zu identifizieren. Methoden Die Planung erfolgte in Anlehnung an das Strukturkonzept zur Prozessevaluation Cluster-randomisierter kontrollierter Studien, nach Grant et al. 2013 (siehe Abbildung). Nach Abschluss der Planung wurde vom britischen Medical Research Council (MRC) ein weiteres Strukturkonzept publiziert (Moore et al. 2015). Als Kernkomponenten umfasst dieses: Prozesse rund um die Implementierung, Wirkmechanismen, kontextbezogene Faktoren Diese Komponenten werden auch über das hier zugrunde gelegte Konzept von Grant et al. 2013 mit adressiert. Es kommen sowohl qualitative als auch quantitative Methoden zum Einsatz. Erfasst und analysiert werden: