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Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig eingereicht von: Sophia Bremer geb. am 13.11.1989 in Leipzig angefertigt in: Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Leipzig Betreuer: Prof. Dr. med. Wieland Kiess Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom: 24.01.2017

Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und … · 2019. 9. 8. · Referat: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Prävalenzen der angeborenen Fehlbildungen

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  • Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen

    Spaltbildungen bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember

    2010 in Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland

    Dissertation

    zur Erlangung des akademischen Grades

    Dr. med.

    an der Medizinischen Fakultät

    der Universität Leipzig

    eingereicht von:

    Sophia Bremer

    geb. am 13.11.1989 in Leipzig

    angefertigt in:

    Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Leipzig

    Betreuer:

    Prof. Dr. med. Wieland Kiess

    Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom: 24.01.2017

  • Widmung

    2

    Gewidmet all denen, die mich unterstützt haben und bis zum Schluss an mich

    geglaubt haben, allen voran meinem Freund Martin Hirschfeld und meinen

    Eltern.

  • Inhaltsverzeichnis

    3

    Inhaltsverzeichnis

    Bibliografische Beschreibung .......................................................................................... 4

    I. Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. 6

    1. Einleitung .................................................................................................................. 7

    1.1 Hintergrund ........................................................................................................ 7

    1.2 Gastroschisis ...................................................................................................... 8

    1.3 Omphalozele .................................................................................................... 12

    1.4 Orofaziale Spaltbildungen ............................................................................... 15

    1.5 Spina bifida ...................................................................................................... 19

    1.6 Fragestellung der Studie .................................................................................. 22

    2. Publikation .............................................................................................................. 25

    3. Zusammenfassung der Arbeit ................................................................................ 33

    4. Literaturverzeichnis ................................................................................................ 40

    II. Erklärung über die Eigenständigkeit der Arbeit ..................................................... 49

    III. Lebenslauf .............................................................................................................. 50

    IV. Danksagung ............................................................................................................ 52

  • Bibliografische Beschreibung

    4

    Bibliografische Beschreibung

    Bremer, Sophia

    Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen

    Spaltbildungen bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in

    Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland

    Universität Leipzig, Dissertation

    52 S. 1, 62 Lit. 2, 1 Artikel, 1 Abb., 2 Tab.

    Referat:

    Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Prävalenzen der angeborenen

    Fehlbildungen Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialer

    Spaltbildungen bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in

    Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland zu ermitteln und auf mögliche

    Trends zu untersuchen. Im Rahmen dieser retrospektiven Untersuchung erfolgte die

    Datenerhebung unter Verwendung von Krankenakten des Universitätsklinikums

    Leipzig, der Neonatalstatistik der Sächsischen Landesärztekammer, Vergleichsdaten

    des Fehlbildungsregisters aus Sachsen-Anhalt und der Diagnosestatistik des

    Forschungsdatenzentrums der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die

    Prävalenz der vier Fehlbildungen betrug im Untersuchungszeitraum in Deutschland

    beziehungsweise in Sachsen für Gastroschisis 1,97 bzw. 2,12, für Omphalozele 1,63

    bzw. 1,48, für orofaziale Spaltbildungen 5,80 bzw. 8,11 und für Spina bifida 2,92 bzw.

    2,50 je 10 000 Lebendgeborene. In Sachsen zeigte sich für alle vier Fehlbildungen eine

    Zunahme der Prävalenz, allerdings mit sehr geringen Effektstärken. Auch in

    Deutschland konnte eine signifikante Zunahme der Fehlbildungen beobachtet

  • Bibliografische Beschreibung

    5

    werden, ausgenommen davon war die Lebendgeborenenprävalenz der Fehlbildung

    Spina bifida, die im beobachteten Zeitraum abzunehmen schien. Ob allerdings ein

    tatsächlicher Anstieg der Prävalenzen besteht oder lediglich Artefakte einen Anstieg

    vortäuschen, ist unklar. Änderungen in der Erfassungs- und Verschlüsselungspraxis,

    Fehlcodierungen sowie Doppel- und/oder unvollständige Erfassung der Fehlbildungen

    könnten die Daten verfälschen.

    1 Seitenzahl insgesamt

    2 Zahl der im Literaturverzeichnis ausgewiesenen Literaturangaben ohne Publikation

  • I. Abkürzungsverzeichnis

    6

    I. Abkürzungsverzeichnis

    DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

    EUROCAT European Surveillance Systems of Congenital Anomalies

    FDZ Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der

    Länder

    ICBDSR International Clearinghouse for Birth Defects Surveillance and Research

    IPDTOC International Perinatal Database of Typical Orofacial Clefts

    ICD-10-GM International Statistical Classification of Diseases and Related Health

    Problems

    KI Konfidenzintervall

    LB Lebendgeborene

    OR Odds Ratio

    SLÄK Sächsische Landesärztekammer

    SSW Schwangerschaftswoche

    WHO Weltgesundheitsorganisation

  • 1. Einleitung

    7

    1. Einleitung

    1.1 Hintergrund

    Angeborene Fehlbildungen werden als strukturelle oder funktionelle Auffälligkeiten

    definiert, die zum Zeitpunkt der Geburt vorliegen. Sie entstehen während des

    intrauterinen Lebens und werden pränatal, während der Geburt oder teilweise erst

    im späteren Leben diagnostiziert [1]. Kongenitale Malformationen können sich

    entweder als eine einzelne isolierte Anomalie oder multiple Organsysteme

    betreffend, darstellen. In den Industrieländern sind sie die häufigste Ursache für die

    Mortalität und Morbidität im Kindesalter [1, 2]. Jedes Jahr werden etwa 135

    Millionen Kinder weltweit geboren. Ein Kind von 40, also annähernd 2,5 % aller

    Neugeborenen weltweit sind von einer Fehlbildung betroffen [1, 3]. Das Auftreten

    von Fehlbildungen unterscheidet sich dabei zwischen den Ländern und Regionen der

    Welt, unter anderem bedingt durch unterschiedliche regionale Risikofaktoren. Die

    Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Häufigkeit angeborener

    Fehlbildungen auf 40 bis 50 ‰ in den Industrienationen [2]. Pränatale Fehlbildungen

    sind somit ein globales Gesundheitsproblem. In vielen Fällen sind die Ursachen für

    diese Erkrankungen noch weitgehend ungeklärt. Meist ist die Ätiologie

    multifaktoriell, resultierend aus verschiedenen Faktoren, die sich gegenseitig

    beeinflussen [1, 4, 5]. Man geht davon aus, dass mehr als die Hälfte aller

    Fehlbildungen nicht auf einen einzelnen auslösenden Faktor zurückzuführen ist [2].

    Fortschritte in der Gesundheitsversorgung verbessern die Prognose vieler dieser

    schweren Erkrankungen [5].

    Zahlreiche Studien unter anderem aus Europa, Kanada und den USA berichten, dass

    die Prävalenz von Fehlbildungen bei Neugeborenen in den letzten Jahrzehnten

    zugenommen hat [48]. Das beschriebene zunehmende Auftreten von Fehlbildungen

  • 1. Einleitung

    8

    ist besorgniserregend. Die Ursachen dafür sind noch weitestgehend ungeklärt [9]. Die

    Zunahme von Mehrlingsgeburten in den letzten 30 Jahren, die häufiger mit

    angeborenen Fehlbildungen assoziiert sind, wird als eine mögliche Ursache diskutiert

    [10]. Angeborene Fehlbildungen stellen insgesamt eine erhebliche medizinisch-

    ethische und gesundheitsökonomische Herausforderung dar. Sie können zu

    ungünstigen Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes bis hin

    zum Tod des Kindes führen [1]. Aber auch für die Familien der Betroffenen und die

    damit verbundene intensive Betreuung der Kinder sowie für die Gesellschaft stellen

    Fehlbildungen eine große Herausforderung dar [11]. Die WHO meldete, dass

    kongenitale Anomalien Platz 17 für die Ausgaben im Gesundheitswesen einnehmen

    [1].

    1.2 Gastroschisis

    Gastroschisis ist definiert als eine extraumbilikale Ausstülpung der Bauchorgane

    durch eine Bauchwandspalte [12]. Gastroschisis zählt mit der Omphalozele zu den

    häufigsten Defekten der Bauchwand [13, 14, 15]. Diese beiden angeborenen

    Fehlbildungen sind nur selten miteinander assoziiert [14]. Der Bauchwanddefekt kann

    unterschiedlicher Größe sein und misst meist 3 bis 4 cm [16]. Meistens treten

    Dünndarmschlingen durch den ventralen Defekt hindurch, seltener sind Magen,

    Colon, Milz, Leber oder Urogenitaltrakt betroffen. Die hinausgetretenen Organe sind

    von keiner schützenden membranösen Hülle, also keinem Bruchsack umgeben, was

    die Gastroschisis von der Omphalozele abgrenzt [9, 14, 15]. Der Defekt ist

    normalerweise rechts vom Bauchnabel gelegen. Nur sehr wenige Fälle von

    linksseitigen Bauchwandspalten sind beschrieben wurden [17].

  • 1. Einleitung

    9

    Pathogenese:

    Die Bauchwand entsteht durch die Fusionierung von vier Faltungen, nämlich aus der

    Schädelabfaltung, welche die Brustwand und den epigastrischen Teil des Abdomens

    formt, dem kaudalen Blatt, welches das Perineum, die Harnblase und die

    hypogastrische Region formt und zwei lateralen Blättern, die die Seitenwand des

    Abdomens bilden. Diese vier Anteile treffen sich im Zentrum und vereinigen sich zum

    Nabelring. In der vierten Woche der Embryonalzeit ist dieser Vorgang vervollständigt

    [16]. Über die Entstehung der Gastroschisis existieren diverse Thesen: Zum einen soll

    die Ruptur der Amnionmembran am Nabelschnuransatz vor vollendetem

    Nabelringverschluss zum Hinausstülpen der Bauchorgane führen [16]. Andererseits

    wird die abnorme Involution der rechten Vena umbilicalis, was zu einer verdünnten

    Bauchwand und Herniation führt, für die Entstehung der Gastroschisis verantwortlich

    gemacht. Eine geschädigte Amnionhülle wird ebenfalls als Ursache der Gastroschisis

    diskutiert, welche aufgrund bisher noch nicht identifizierter Toxine resultieren soll.

    Die am meisten akzeptierte Theorie besteht darin, dass sich die rechte

    Mesenterialarterie intrauterin verschließt und infarziert, daraufhin die

    Nabelschnurbasis nekrotisiert und die abdominalen Organe durch die entstandene

    Bauchwandspalte hindurchtreten [12, 18]. Diese These wird durch die starke

    Assoziation zwischen dem Auftreten der Gastroschisis und der Einnahme vasoaktiver

    Substanzen durch die Mutter unterstützt [9].

    Risikofaktoren:

    Zu den Risikofaktoren zählen ein junges Alter der Mutter (< 20 Jahren), Infektionen

    während der Gestation, Alkoholkonsum und Nikotinabusus der Mutter, ein niedriger

    sozio-ökonomischer Status, ein niedriger Body-Mass-Index und weitere teratogene

    Einflüsse wie zum Beispiel die Einnahme vasoaktiver Substanzen wie Aspirin,

    Ibuprofen und Methylendioxymethylamphetamin (MDMA). Weiterhin geht die

    verminderte Einnahme von Glutathion und alpha-Carotin sowie die vermehrte

  • 1. Einleitung

    10

    Aufnahme von Nitrosaminen mit einem erhöhten Risiko für Gastroschisis einher [4, 9,

    15, 19]. Einige wenige Fälle von familiärem Auftreten der Gastroschisis wurden

    beobachtet, so dass eine genetische Komponente diskutiert wird [9].

    Diagnostik, Therapie:

    Gastroschisis wird häufig bereits im mütterlichen Serum-Screening oder in der

    pränatalen Ultraschalldiagnostik detektiert. Nahezu 90 % aller Feten mit Gastroschisis

    werden bereits pränatal erkannt [20]. Ein erhöhtes alpha-Fetoprotein im Serum

    dürfte dabei ein erster Indikator für die Präsenz der Fehlbildung sein [21]. Eine

    operative Versorgung ist frühzeitig erforderlich und besteht im Verschluss des

    abdominalen Wanddefektes, um die Risiken der möglichen Verletzung innerer

    Organe durch stumpfe Traumen oder durch eine Erhöhung des intraabdominellen

    Druckes zu reduzieren [13]. Eine langfristige postoperative Versorgung der Patienten

    ist darüber hinaus erforderlich [9]. Intestinale Dysfunktionen können aufgrund der

    Gastroschisis resultieren und ursächlich für Morbidität und Mortalität des Kindes sein

    [13].

    Prognose:

    Die Überlebenswahrscheinlichkeit von Neugeborenen mit Gastroschisis liegt

    zwischen 90 und 96 % [15, 19, 22]. Die Letalität konnte in den letzten Jahren deutlich

    gesunken werden, begründet mit der Entwicklung der pränatalen Diagnostik sowie

    Fortschritte kinderchirurgischer Operationsmöglichkeiten und der neonatologischen

    Intensivmedizin [12, 22]. Kinder mit Gastroschisis werden häufig frühzeitig und mit

    intrauterinen Wachstumsrestriktionen geboren. Faktoren, die zur Morbidität der

    Kinder beitragen [9]. Prognostisch entscheidend sind das Ausmaß der abdominalen

    Organschädigung wie Darmatresien oder Nekrosen, ein gelegentlich auftretender

    postoperativer Ileus sowie eine möglichst schnelle postoperative Genesung der

    Patienten [9, 15]. Im Gegensatz zur Omphalozele ist die Gastroschisis seltener mit

    weiteren Anomalien assoziiert, allerdings treten begleitend zur Gastroschisis häufig

  • 1. Einleitung

    11

    intestinale Atresien oder Stenosen auf, resultierend aus der unzureichenden

    Blutversorgung der betroffenen Organabschnitte [16, 21]. Verschiedene Studien

    berichteten über ein gemeinsames Auftreten von Gastroschisis und

    gastrointestinalen Atresien in etwa 5 bis 15 % der Fälle [23]. Zu den eher selten

    auftretenden Begleitanomalien zählen ein Maldeszensus testis, das Meckeldivertikel

    oder intestinale Duplikationen [16].

    Epidemiologie:

    Die Angaben zur Häufigkeit der Gastroschisis sind nicht einheitlich und reichen von

    0,3 bis 5,5 je 10 000 Lebendgeborene [9, 14, 15, 24]. In Europa verzeichnete die

    European Surveillance of Congenital Anomalies (EUROCAT) einen Aufwärtstrend der

    Prävalenz der Gastroschisis von 0,54 je 10 000 Geborene in den Jahren 1980-1984 auf

    2,12 je 10 000 Geborene in 2000-2002 [25]. Weltweit ermittelte man eine Zunahme

    der Prävalenz von 0,1 je 10 000 Geborene in den 1970ern auf mehr als 5 je 10 000

    Geborene in den frühen 2000ern [9]. Eine Zusammenschau verschiedener Studien

    zeigt Tabelle 1. Darüber hinaus zeigen sich deutliche Unterschiede der Prävalenzen in

    Herkunft und Ethnizität der Betroffenen. In weltweiten multizentrischen Studien

    zeigte sich, dass häufiger Kaukasier als Kinder des afrikanischen Raumes oder des

    Orients, eher Nordeuropa als Südeuropa betroffen sind [6].

  • 1. Einleitung

    12

    Tabelle 1 – Übersicht der zunehmenden Prävalenz von Gastroschisis abhängig von regionalen, nationalen und internationalen Registern

    Studie Jahr Region

    Prävalenz

    Je 10 000 Geborene*

    Je 10 000 Lebend-geborene

    Kazaura et al., 2004

    Roeper et al., 1987

    Suita, 2000

    Tan et al., 1996

    1967-1998

    1968-1977

    1975-1997

    1987-1993

    Norwegen

    Californien, USA

    Japan

    England, Wales

    0,5-2,9

    0,06-0,89

    0,131-0,626

    0,65-1,35

    -

    -

    -

    -

    Forrester et al., 1999a

    Penman et al., 1998

    Rankin et al., 1999

    Reid et al., 2003

    Baerg et al., 2003

    Hougland et al., 2005

    Loane et al., 2007

    CMO Annual Report, 2004

    1986–1997

    1987–1995

    1986-1996

    1992-1998

    1985-2000

    1971-2002

    2000-2002

    1994-2003

    Hawai, USA

    Südwestengland

    Nordengland

    Australien

    Saskatchewan, Kanada

    Utah, USA

    Europa

    Vereinigtes Königreich

    Großbritannien und

    Nordirland

    2,52-3,85

    -

    1,48-5,29

    -

    -

    -

    2,12

    2,2-2,4

    -

    1,60-1,40

    1,48-4,72

    1,0-5,5

    1,85-4,06

    0,36-3,92

    -

    -

    *Lebendgeborene, Totgeborene

    Quelle: modifiziert übernommen und ergänzt aus A. David, A. Tan,J. Curry 2008

    1.3 Omphalozele

    Die Omphalozele, auch Exomphalos genannt, ist ein Bauchwanddefekt im Bereich des

    Nabelringes, genauer zwischen den Innenseiten des Musculus rectus abdominis

    durch welche Bauchorgane prolabieren. Sowohl die Lokalisation, als auch die Größe

    des Bruches können variieren und beeinflussen erheblich die postnatale Versorgung

    [16].

  • 1. Einleitung

    13

    Pathogenese:

    Bei der Omphalozele ist die Rückverlagerung der Bauchorgane in die Bauchhöhle

    nach dem physiologischen Nabelbruch unzureichend oder fehlt vollständig. Diese

    Rückverlagerung findet normalerweise in der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche

    (SSW) statt [16, 26]. Die Omphalozele resultiert mutmaßlich aus einer fehlerhaften

    Vereinigung der lateralen mesodermalen Bauchblätter, was zu einem

    Mittelliniendefekt der vorderen Bauchwand führt. Dieser Defekt manifestiert sich als

    Bauchbruch von unterschiedlicher Größe und umfasst dabei zwei bis drei cm bis zu

    Dimensionen, die die gesamte Bauchwand einnehmen [16]. Durch diesen Defekt

    treten intraperitoneal gelegene Organe hindurch. Eine dünne Membran umhüllt die

    prolabierten Organe, die unter anderem Darmschlingen, Magen, Leber, Milz,

    Harnblase, Uterus oder Ovarien sein können [15]. Die innerste Schicht des

    Bruchsackes ist vom Peritoneum ausgekleidet, die äußere Fläche bildet das Amnion

    und dazwischen liegt die Wharton‘sche Sulze [14, 17]. Der Nabelschnuransatz

    befindet sich dabei zentral auf dem Bruchsack [16].

    Risikofaktoren:

    Ein gehäuftes Auftreten der Omphalozele zeigte sich bei Müttern, die jünger als 20

    Jahre oder älter als 35 Jahre alt waren sowie bei Auftreten von Mehrlingsgeburten

    [27]. Die Lebensumstände der Mutter, im Gegensatz zur Gastroschisis, scheinen das

    Risiko der Omphalozele weniger stark zu beeinflussen [16]. Allerdings zeigte sich in

    einer US-amerikanischen Studie, dass Alkoholkonsum im ersten Trimenon und starker

    Nikotinabusus das Risiko für das Auftreten einer Omphalozele erhöhen können [28].

    Diagnostik und Therapie:

    Im mütterlichen Serum zeigen sich erhöhte Werte des alpha-Fetoproteins, welche

    allerdings nicht die gleichen Dimensionen wie bei der Gastroschisis erreichen. Eine

    definitive sonografische Diagnose der Omphalozele kann ab der 12. SSW gestellt

    werden, wenn keine Verwechslung mit dem physiologischen Nabelbruch mehr

  • 1. Einleitung

    14

    besteht. Allerdings kann eine rupturierte Omphalozele im pränatalen Ultraschall

    schwer von einer Gastroschisis unterschieden werden [29]. Sobald die Diagnose

    Omphalozele gestellt worden ist, sollte eine umfangreiche weitere Diagnostik

    erfolgen, um mögliche Begleitanomalien zu detektieren [21]. Die Entbindung erfolgt

    häufig mithilfe einer Sectio caesarea, vor allem dann, wenn es sich um einen Defekt

    größeren Ausmaßes handelt, um so eine mögliche Ruptur des Bruchsackes oder eine

    Leberverletzung zu verhindern [16, 21]. Die Therapie beinhaltet die Stabilisation und

    operative Rückverlagerung des Bruchsackinhaltes [26].

    Prognose:

    Bestimmender Faktor der Prognose der Omphalozele sind die häufig zusätzlich

    bestehenden Begleitanomalien, die in 50 bis 70 % der Fälle auftreten. Im Gegenteil

    dazu ist bei der Gastroschisis vor allem das Schädigungsausmaß der betroffenen

    Bauchorgane entscheidend [13, 26]. In Tabelle 2 sind die Unterschiede und

    Gemeinsamkeiten der beiden Bauchwanddefekte dargestellt (Tabelle 2).

    Chromosomenaberrationen, die häufig mit der Omphalozele assoziiert sind, sind die

    Trisomie 13, 18 und 21 [21, 26]. Das Risiko für chromosomale Anomalien scheint

    häufiger bei Kindern mit zentraler und nicht mit epigastrischer Omphalozele

    aufzutreten [21]. Man beobachtete Begleitanomalien eher bei Omphalozelen mit

    kleinerem Ausmaß (

  • 1. Einleitung

    15

    EUROCAT stellte zwischen 1998 und 2007 eine Zunahme des Auftretens von 1,77 auf

    2,41 je 10 000 Geborene fest [56]. Häufiger ist dabei das männliche Geschlecht

    betroffen [14].

    Tabelle 2: Charakteristik von Omphalozele und Gastroschisis

    Omphalozele Gastroschisis

    Bruchsack Vorhanden Nicht vorhanden

    Begleitanomalien Häufig Selten

    Lokalisation des Defekts Nabel Rechts vom Nabel

    Alter der Mutter < 20, > 35 Jahre < 20 Jahre

    Entbindung Sectio caesarea, Vaginal Sectio caesarea, Vaginal

    Operative Versorgung Nicht dringend Dringend

    Prognostische Faktoren Assoziierte Anomalien Ausmaß der Darmschädigung

    Quelle: modifiziert übernommen aus Christison-Lagay ER et al. 2011

    1.4 Orofaziale Spaltbildungen

    Orofaziale Spaltbildungen zählen zu den am weitesten verbreiteten angeborenen

    Fehlbildungen insgesamt und stellen die häufigste Fehlbildung des Kopf- und

    Halsbereiches dar [32, 33, 34]. Die Bezeichnung orofaziale Spaltbildung umfasst die

    angeborenen Fehlbildungen der Lippenspalte (Q36*), der Gaumenspalte mit

    Lippenspalte (Q37*) sowie der isolierten Gaumenspalte (Q35*). Am häufigsten tritt

    dabei die Lippenspalte mit oder ohne Gaumenspalte (Q36*, Q37*) auf, nämlich in

    mehr als 60 % der Fälle. Orofaziale Spaltbildungen werden in syndromale und nicht-

    syndromale Formen unterschieden. In etwa 70 % der Fälle treten Lippenspalten mit

    oder ohne Gaumenspalte als nicht-syndromale Formen auf und auch ohne andere

    Geburtsschäden oder Entwicklungsstörungen [35, 36]. Hingegen werden bei

  • 1. Einleitung

    16

    isolierten Gaumenspalten syndromale und nicht-syndromale Formen zu gleichen

    Anteilen beobachtet [37]. Häufig zeigt sich ein gemeinsames Auftreten von

    orofazialen Spaltbildungen und Chromosomenaberrationen, vor allem mit Trisomie

    13 und 18 [29].

    Pathogenese:

    Die embryonale Entwicklung des Gesichts beginnt in der vierten SSW, die Entwicklung

    der Lippen, des Gaumens und des Kiefers vollzieht sich während der vierten bis zur

    zwölften SSW. Orofaziale Spaltbildungen entstehen aufgrund fehlerhaft erfolgter

    Prozesse der normalen Gesichtsentwicklung [38]. Der primäre Gaumen ist in der

    sechsten SSW geformt und bei der Lippenspalte betroffen. Während der sechsten bis

    zwölften SSW entwickelt sich der sekundäre Gaumen, welcher bei einer

    Gaumenspalte zusätzlich betroffen sein kann. Bei den Lippen- und Lippen-

    Kieferspalten handelt es sich um Störungen in der Bildung der primitiven Nase

    zwischen der fünften und sechsten SSW. Dabei kommt es nicht zur Fusionierung der

    Nasenwülste (primäre Lippen-Kiefer-Spalte) oder die noch nicht substituierte

    Epithelmauer reisst ein (sekundäre Spaltbildung). Eine Gaumenspalte entsteht durch

    die unvollständige oder fehlende Vereinigung der seitlichen Gaumenfortsätze in der

    achten Embryonalwoche [57].

    Risikofaktoren:

    Die Ursache orofazialer Spaltbildungen ist multifaktoriell. Zu den genetischen

    Ursachen zählen chromosomale Veränderungen, insbesondere auf Chromosom 9

    gelegen, genetische Störanfälligkeiten auf teratogene Expositionen und komplexe

    genetische Mitwirkung multipler Gene. Für die Entstehung orofazialer Spaltbildungen

    gehen exogene Einflüsse wie ein hohes Alter der Mutter, die Ethnizität, Nikotin-,

    Alkoholabusus, übermäßiger Koffeingenuss der Mutter, die Einnahme von

    Benzodiazepinen, Kortikosteroiden, Antikonvulsiva, Vitamin A, als auch andere

    berufliche Expositionen mit einem erhöhten Risiko einher. Auch eine unzureichende

  • 1. Einleitung

    17

    Folsäuresupplementation soll in einem kausalen Zusammenhang mit der Entstehung

    orofazialer Spaltbildungen stehen [32, 39].

    Komplikationen:

    Orofaziale Spaltbildungen führen zu einer Vielzahl von Komplikationen. Abgesehen

    von kosmetischen Problemen, können unter anderem Ohrinfektionen, Schluck- oder

    Hörprobleme und Sprachentwicklungsverzögerungen auftreten, so dass eine

    interdisziplinäre Versorgung der Patienten notwendig ist [32, 40]. Aber auch

    psychologische, soziale und sozioökologische Auswirkungen auf das betroffene Kind

    werden häufig beobachtet [39]. Neugeborene mit einer orofazialen Spaltbildung

    haben lebenslang eine erhöhte Inzidenz für psychische Gesundheitsprobleme sowie

    eine erhöhte Mortalitäts- und Morbiditätsrate in allen Altersstufen, vor allem in

    weniger entwickelten Ländern [36, 38].

    Therapie:

    Eine interdisziplinäre Behandlung, bestehend aus operativer Versorgung, Logopädie,

    zahnärztliche Betreuung und psychologischer Unterstützung, stellt die Basistherapie

    orofazialer Spaltbildungen dar [36].

    Epidemiologie:

    Die weltweite Prävalenz orofazialer Spaltbildungen variiert zwischen 9,92 und 14,29

    je 10 000 Geborene [11, 34, 35, 40]. Abhängig von geografischer Lage und Ethnizität

    schwankt das Auftreten deutlich. Datenauswertungen zwischen 1993 bis 1998

    reichen von 3,4 bis 22,9 je 10 000 Geborene [11]. Höhere Prävalenzen wurden in

    Asien (1:700) und bei Ureinwohnern Amerikas (1:100) ermittelt, hingegen in Afrika

    (1:2500) und bei Kaukasiern (1:1000) eher niedrigere Prävalenzen beobachtet

    wurden [29, 41].

  • 1. Einleitung

    18

    Die WHO und das „National Institute for Dental and Craniofacial Research“ gründeten

    2003 die „International Perinatal Database of Typical Orofacial Clefts“ (IPDTOC), um

    Daten über das Auftreten orofazialer Spaltbildungen systematisch zu sammeln und so

    mögliche Trends erkennen zu können [34]. Dafür stehen Datenerhebungen von drei

    Organisationen zur Verfügung: EUROCAT von Europa, das „National Birth Defects

    Prevention Network“ (NBDPN) aus den USA sowie das „International Clearinghouse

    for Birth Defects Surveillance and Research“ (ICBDSR), welches weltweit Daten über

    Fehlbildungen sammelt [34]. Durch die IPDTOC wird das Auftreten der Lippenspalte

    mit oder ohne Gaumenspalte (Q36*, Q37*) mit 9,92 je 10 000 Geborene angegeben.

    Dabei teilt sich die Häufigkeit wie folgt auf: für die isolierte Lippenspalte (Q36*) wird

    eine Prävalenz von 3,28 und für die Lippenspalte mit Gaumenspalte (Q37*) eine

    Prävalenz von 6,64 je 10 000 Geborene angegeben. Mithilfe der IPDTOC konnte im

    Zeitraum von 2000 bis 2005 die Prävalenzen von 54 Registern aus 30 verschiedenen

    Ländern mit stark auseinanderweichenden Häufigkeiten verglichen werden

    (Abbildung 1) [42].

    Die Lippenspalte mit oder ohne Gaumenspalte tritt doppelt so oft bei Jungen wie bei

    Mädchen auf. Hingegen ist bei isolierten Gaumenspalten das weibliche Geschlecht

    häufiger betroffen [41, 43]. Nur auf eine Gesichtshälfte begrenzte Spaltbildungen

    treten gehäuft links auf (2:1) [35, 41].

  • 1. Einleitung

    19

    Abbildung 1: Geografische Unterschiede im Auftreten von Lippenspalten mit oder ohne

    Gaumenspalten je 10 000 Geborene im Zeitraum 2000 bis 2005.

    Quelle: modifiziert übernommen aus IPDTOC Working Group, worldwide prevalence data on cleft lip/

    cleft palate, 2011

    1.5 Spina bifida

    Neuralrohrdefekte sind ein Oberbegriff für Fehlbildungen, die das zentrale

    Nervensystem betreffen. Die zwei Hauptformen sind die Anenzephalie und Spina

    bifida [44]. Spina bifida ist dabei die am weitesten verbreitete Fehlbildung des

    Neuralrohrs [45].

    Pathogenese:

    Die Fehlbildung Spina bifida tritt auf, sobald während der primären Neurulation, also

    zwischen Tag 22 und 28 der Embryonalentwicklung, das Neuralrohr sich nicht

    vollständig verschließt [46]. Dabei befindet sich der Defekt kaudal des Kopfes,

    wohingegen bei einer Anenzephalie sich der Verschlussdefekt im Bereich des Kopfes

    Prävalenz je 10 000 Geborene

    Japan

    Mexico, Südamerika

    Westeuropa

    Kanada

    USA

    Australien-Victoria

    Britische Inseln

    Osteuropa

    Vereinigte Arabische Emirate

    Südeuropa

    Südafrika 0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00

  • 1. Einleitung

    20

    befindet [44]. Die Bezeichnung Spina bifida umfasst verschiedene Ausprägungen

    eines Neuralrohrdefekts [44, 47]. Die Menigomyelozele ist dabei die am weitesten

    verbreitete Unterform, die bei mehr als 90 % aller Spina bifida-Fälle auftritt. Diese

    beschreibt eine Protrusion des Myelons und der Meningen durch einen

    fehlgespaltenen Wirbel [44].

    Diagnostik, Therapie:

    Screeninguntersuchungen des mütterlichen Serums und pränatale

    Ultraschalldiagnostik ermöglichen es, frühzeitig die Diagnose der Spina bifida zu

    stellen. Hochauflösende Ultraschalluntersuchungen erlauben dabei Aussagen über

    die genaue Lokalisation des knöchernen Defektes und des Weichgewebes,

    einschließlich einer Beurteilung des fetalen Zentralen Nervensystems [48].

    Angeborene Fehlbildungen des Neuralrohrs können entweder als geschlossene Form,

    Spina bifida occulta (Q76.0), oder als offene Form, Spina bifida aperta (Q05.*)

    auftreten. Die Therapie dieser Ausprägungen ist sehr unterschiedlich und reicht von

    lediglich konservativen Nachsorgeuntersuchungen der unter anderem oft zufällig

    entdeckten Spina bifida occulta bis zur operativen Versorgungen, die vereinzelt

    bereits pränatal bei der Spina bifida aperta durchgeführt werden [48].

    Prognose:

    Neugeborene mit einer Anenzephalie sterben meist innerhalb der ersten Lebenstage

    oder Lebenswochen. Aufgrund einer verbesserten medizinischen Versorgung ist die

    Mortalität von Neugeborenen mit Spina bifida gesunken. Seit 1960 ist die

    Überlebensrate über 50 % [49]. Fast ausnahmslos bestehen bei den Betroffenen

    langfristig medizinische Probleme [50]. Oftmals resultiert aus dieser Malformation

    eine Lähmung der Beine abhängig davon auf welcher Höhe der Wirbelsäule sich die

    Läsion befindet. Nicht selten ist die Spina bifida mit körperlichen und/oder kognitiven

    Beeinträchtigungen assoziiert [49]. Irreversible neurologische, urologische und

  • 1. Einleitung

    21

    orthopädische Schädigungen führen zu lebenslangen Einschränkungen der Patienten

    [51]. In einer französischen Studie beobachtete man über einen Zeitraum von fast 30

    Jahren, dass in circa 24 % weitere Anomalien mit der Spina bifida assoziiert sind, dazu

    zählten Chromosomenaberrationen, orofaziale Spaltbildungen, Klumpfuß und renale

    Anomalien [52]. In einigen Fällen ist die Fehlbildung von der Arnold-Chiari-

    Malformation vom Typ 2 begleitet [50].

    Risikofaktoren:

    Die exakte Ursache der Spina bifida ist bis heute ungeklärt. Zu den etablierten

    Risikofaktoren zählen eine positive Familienanamnese, ein bereits vor der

    Schwangerschaft bestehender maternaler Diabetes mellitus, Adipositas der Mutter,

    das Alter der Mutter (< 19 Jahre und > 40 Jahre) sowie eine unzureichende

    Folsäuresupplementation vor und während der Schwangerschaft [44, 49].

    Epidemiologische Studien aus den frühen 1990er zeigten erstmals den

    Zusammenhang zwischen maternaler Folsäureeinnahme und dem vollständigen

    Neuralrohrverschluss des Kindes auf. Denn die perikonzeptionelle Einnahme von

    Folsäure kann das Risiko für die Entstehung von Neuralrohrdefekten reduzieren. Der

    dabei genau unterliegende biologische Mechanismus bei der Prävention von

    Neuralrohrdefekten durch die Folsäuresupplementation ist nicht eindeutig geklärt

    [44]. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde 1998 in den USA und Kanada begonnen

    Getreideprodukte mit Folsäure anzureichern [46]. Daraufhin beobachtete man auch

    eine Zunahme des Folsäuregehalts im Blut der Bevölkerung sowie einen Rückgang der

    Prävalenz dieser angeborenen Malformation. Es ist bisher allerdings nicht möglich die

    Fehlbildung vollständig zu verhindern [44]. Laut einer US-Studie von 2003 bis 2006

    supplementieren nicht alle Frauen im gebärfähigen Alter die empfohlene

    Folsäuretagesdosis von 400 Mikrogramm pro Tag [58]. Die Deutsche Gesellschaft für

    Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt ebenfalls täglich 400 Mikrogramm Folsäure in Form

  • 1. Einleitung

    22

    von Supplementen bereits vier Wochen vor der Schwangerschaft und weiterführend

    im ersten Trimenon einzunehmen [59].

    Epidemiologie:

    Die weltweite Prävalenz für Fehlbildungen des Zentralen Nervensystems reicht von

    10 bis 100 je 10 000 Geburten [44, 47]. EUROCAT ermittelte im Zeitraum von 2000 bis

    2008 eine Prävalenz für Neuralrohrdefekte, chromosomale Anomalien

    ausgeschlossen, von 9,43 je 10 000 Geborene [60]. Die Prävalenz für Spina bifida

    beträgt laut EUROCAT im Zeitraum von 2008 bis 2012 4,02 je 10 000 Geborene [61].

    Einen signifikanten Rückgang der Prävalenz registrierte man in Ungarn zwischen den

    Jahren 1994-2005 gegenüber dem Zeitraum 1980-1990, nachdem ein

    Folsäuresupplementations-Programm für Schwangere eingeführt worden war [51].

    Innerhalb des Zeitraumes 1995-1996 und 2003-2004 stellte man in den USA eine

    Abnahme um 23 % fest. Begründet wurde diese Abnahme ebenfalls mit dem

    positiven Effekt von Folsäureanreicherung in Getreideprodukten [44]. Hingegen

    ermittelte eine andere US-amerikanische Studie eine stabil gebliebene Prävalenz der

    Fehlbildung zwischen 1997-2009 in den USA [53].

    1.6 Fragestellung der Studie

    Das Ziel dieser Studie war es, das Auftreten von den Fehlbildungen Gastroschisis,

    Omphalozele, Spina bifida und den orofazialen Spaltbildungen im Zeitraum Januar

    2000 bis Dezember 2010 in Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland zu

    untersuchen.

  • 1. Einleitung

    23

    Folgende Fragen wurden dabei bearbeitet:

    1. Ist aus diesen Untersuchungen ein Trend für das Auftreten von Gastroschisis,

    Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen für die untersuchten

    Regionen abzulesen?

    2. Wie sind diese Erhebungen im internationalen Vergleich und verglichen mit

    den ermittelten Prävalenzen durch das Fehlbildungsregister in Sachsen-Anhalt

    einzuordnen?

    3. Welche Konsequenzen sollten aus dieser Datenerhebung resultieren? Müssen

    infolgedessen Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine umfassendere

    perikonzeptionelle Folsäuresupplementation in Deutschland, noch besser

    implementiert werden?

    Die vier Fehlbildungen Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofaziale

    Spaltbildungen wurden ausgewählt, da für sie international unterschiedliche

    Prävalenzen beschrieben sind. Außerdem stellen sie nach angeborenen Herzfehlern

    die häufigsten Fehlbildungen dar. Teilweise wären diese Fehlbildungen verhinderbar,

    wie zum Beispiel durch Prävention mittels Folsäuresupplementation vor und während

    der Schwangerschaft.

    Für die Datenerhebung standen vier Datenquellen zur Verwendung bereit.

    Krankenakten des Universitätsklinikums Leipzig, die Neonatalstatistik der Sächsischen

    Landesärztekammer (SLÄK), das Fehlbildungsregister Sachsen-Anhalts sowie die

    Diagnosestatistik des Forschungsdatenzentrums der Statistischen Ämter des Bundes

    und der Länder (FDZ) konnten für die Datenerhebung herangezogen werden. Die

    Codierung der Fehlbildungen erfolgte anhand der vom Deutschen Institut für

    Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) herausgegebenen ICD-10-GM.

    Untersucht wurden die Bauchwanddefekte Gastroschisis, verschlüsselt als Q79.3 und

    die Omphalozele, die mit Q79.2 codiert wird. Als orofaziale Spaltbildungen wurden

  • 1. Einleitung

    24

    die isolierte Lippenspalte (Q36.*) und die Lippenspalte mit Gaumenspalte (Q37.*)

    zusammengefasst. Für die Neuralrohrdefekte wurde die Codierung Q05.* betrachtet,

    welche der Spina bifida aperta entspricht.

  • 2.Publikation

    25

    2. Publikation

    Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Zeitschrift „Das Gesundheitswesen“ des

    Thieme Verlages veröffentlicht.

    Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen

    bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in Leipzig, Sachsen,

    Sachsen-Anhalt und Deutschland

    Sophia Bremer, Mandy Vogel, Dr. rer. pol. Urban Janisch, Annette Friedrich, Dr. med.

    Anke Rißmann, Prof. Dr. med. Ulrich Thome, PD Dr. med. Matthias Knüpfer, PD Dr. med.

    Ulf Bühligen, Prof. Dr. med. Wieland Kiess

  • 2.Publikation

    26

  • 2.Publikation

    27

  • 2.Publikation

    28

  • 2.Publikation

    29

  • 2.Publikation

    30

  • 2.Publikation

    31

  • 2.Publikation

    32

  • 3. Zusammenfassung

    33

    3. Zusammenfassung der Arbeit

    Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades

    Dr. med.

    Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen

    bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in Leipzig, Sachsen,

    Sachsen-Anhalt und Deutschland

    Eingereicht von

    Sophia Bremer

    Angefertigt in der

    Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Leipzig

    Betreut von

    Prof. Dr. med. Wieland Kiess

    Angeborene Fehlbildungen sind, vor allem in den Industrieländern, die häufigste Ursache

    für die Mortalität und Morbidität im frühen Kindesalter. Das Auftreten verschiedener

    Fehlbildungen scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben. Diese Dissertation

    möchte einen Beitrag zu der Klärung dieses Verdachts leisten.

  • 3. Zusammenfassung

    34

    Ausgangspunkt dieser Arbeit waren Aussagen zahlreicher weltweiter und

    multizentrischer Studien über die Zunahme angeborener Fehlbildungen [4, 5, 6, 7, 8].

    Kongenitale Malformationen sind die häufigste Todesursache im frühen Kindesalter in

    den Industrienationen [54]. Diese stellen insgesamt eine erhebliche medizinisch-

    ethisches und gesundheitsökonomische Herausforderung dar. Die vorliegende Studie

    untersuchte lokale und nationale Trends der Prävalenzen von Gastroschisis,

    Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen im Zeitraum von 2000 bis

    2010 in Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland. Im beschriebenen Zeitraum

    wurden 7 702 035 Kinder in Deutschland geboren. In unserer Studie registrierten wir

    insgesamt 9 443 Kinder, die eine der vier untersuchten Fehlbildungen in Deutschland

    aufwiesen.

    Für die Datenerhebung konnten Krankenakten des Universitätsklinikums Leipzig, die

    Neonatalstatistik der Sächsischen Landesärztekammer, das Fehlbildungsregister

    Sachsen-Anhalts sowie die Diagnosestatistik des Forschungsdatenzentrums der

    Statistischen Ämter des Bundes und der Länder herangezogen werden. Mithilfe des

    Fehlbildungsregisters EUROCAT, einer populationsbezogenen Fehlbildungserfassung, die

    mit 43 Registern aus 23 Ländern insgesamt 29 % aller Geburten in Europa überblickt und

    Fehlbildungen zusammenfasst, war ein internationaler Vergleich der untersuchten

    Prävalenzen möglich.

    Folgende Fragen wurden in dieser Studie bearbeitet:

    Frage 1: Ist aus diesen Untersuchungen ein Trend für das Auftreten von Gastroschisis,

    Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen für die untersuchten Regionen

    abzulesen?

  • 3. Zusammenfassung

    35

    Die Prävalenz der Fehlbildungen betrug im Untersuchungszeitraum in Deutschland

    beziehungsweise in Sachsen 1,97/2,12 (Gastroschisis), 1,63/1,48 (Omphalozele),

    5,80/8,11 (orofaziale Spaltbildungen) und 2,92/2,50 (Spina bifida) je 10 000 LB. In

    Sachsen zeigte sich ein Trendanstieg, dessen Effektstärken jedoch sehr gering sind

    (OR/Jahr zwischen 1,01-1,09). Bei den gemeldeten Fällen von Omphalozele,

    Gastroschisis und orofazialen Spaltbildungen beobachteten wir in Deutschland einen

    statistisch signifikanten Anstieg über den betrachteten Zeitraum, allerdings mit sehr

    geringen Effektgrößen wie z.B. für die Omphalozele (OR 1,04, KI 1,02 - 1,05, p-korrigiert

    < 0,05) und Gastroschisis (OR 1,025, KI 1,0 - 1,04, p-korrigiert < 0,05). Wir führen diesen

    statistisch signifikanten Anstieg vielmehr auf die hohe Fallzahl zurück, da die Gesamtzahl

    der Geburten in Deutschland in die Berechnungen einging. Darüber hinaus befürchten

    wir, dass über die Jahre während der Datenerfassung Fehlcodierungen und Doppel- oder

    lückenhafte Erfassungen der Fehlbildungen sowie möglicherweise durch intrauterine

    Verlegungen über Landesgrenzen hinweg in unterschiedlichem Ausmaß auftraten. Die

    Häufigkeit der Fehlbildung Spina bifida nahm dagegen im betrachteten Zeitraum in

    Deutschland signifikant ab.

    Im Universitätsklinikum Leipzig wurden im Zeitraum 2000 bis 2010 107 Neugeborene mit

    den Fehlbildungen Gastroschisis (3,1/Jahr, KI 1,93-4,28), Omphalozele (2,1/Jahr, KI 1,18-

    3,02), Spina bifida (2,0/Jahr, KI 1,16-2,84) und orofazialen Spaltbildungen (2,6/Jahr, KI

    1,39-3,61) gezählt.

    Im nationalen Vergleich zwischen den 16 Bundesländern zeigten sich erfreulicherweise

    keine erheblichen Unterschiede im Auftreten der vier Fehlbildungen. Im Durchschnitt

    wurden 13 Kinder je 10 000 LB mit einer dieser vier Fehlbildungen je Bundesland

    ermittelt. In Berlin zeigte sich dabei die niedrigste Prävalenz (9,41/10 000 LB). In

    Mecklenburg-Vorpommern traten die Fehlbindungen scheinbar häufiger auf (17,41/10

  • 3. Zusammenfassung

    36

    000 LB). Wir vermuten, dass der Fehler der kleinen Zahlen, also eine Verfälschung des

    Ergebnisses aufgrund einer geringen Gesamtmenge dafür verantwortlich ist. Eine

    sorgfältigere Meldung und Registrierung von kongenitalen Anomalien in Mecklenburg-

    Vorpommern oder ein tatsächlich gehäuftes Auftreten von Fehlbildungen in einer Region

    sind nicht auszuschließen.

    Frage 2: Wie sind diese Erhebungen im internationalen Vergleich und verglichen mit den

    ermittelten Prävalenzen durch das Fehlbildungsregister in Sachsen-Anhalt einzuordnen?

    Als Vergleichsquelle dienten die epidemiologischen Daten zu angeborenen

    Fehlbildungen, die in Sachsen-Anhalt prospektiv erfasst und jährlich veröffentlicht

    werden. Die Datensammlung von EUROCAT ermöglichte es uns, einen internationalen

    Vergleich mit den erhobenen Daten dieser Studie durchzuführen. Es zeigen sich teilweise

    Unterschiede im Auftreten der vier kongenitalen Malformationen, die in dieser Arbeit

    tabellarisch visualisiert wurden. Die Häufigkeit der Fehlbildung Gastroschisis liegt in

    Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland im europäischen Vergleichsrahmen. Das

    Auftreten der Omphalozele ist in Sachsen und Deutschland geringfügig oberhalb der

    Lebendgeborenenprävalenz von Sachsen-Anhalt und der europäischen Vergleichsdaten.

    Die ermittelten Prävalenzen der orofazialen Spaltbildungen liegen in Sachsen,

    Deutschland und in den europäischen Vergleichsdaten in einer vergleichbaren

    Größenordnung. In Sachsen-Anhalt ist das Auftreten der orofazialen Spaltbildungen

    oberhalb dieser Vergleichswerte. Das Auftreten der Fehlbildung Spina bifida ist in

    Sachsen, Sachsen-Anhalt und den europäischen Vergleichsdaten in einer

    Größenordnung, hingegen die gemeldeten Fälle in Deutschland über diesen liegen. Wir

    vermuten, dass eine ungleiche Datenerfassung für lokale und nationale Unterschiede

  • 3. Zusammenfassung

    37

    verantwortlich ist, so dass die Vergleichbarkeit und Interpretation der erhobenen Daten

    erschwert ist.

    Frage 3: Welche Konsequenzen sollten aus dieser Datenerhebung resultieren? Müssen

    infolgedessen Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine umfassendere

    perikonzeptionelle Folsäuresupplementation in Deutschland, noch besser implementiert

    werden?

    Die Datenanalyse lässt es nicht mit Sicherheit zu, über das Auftreten der vier

    untersuchten Fehlbildungen zu urteilen. Um einen nicht zu wünschenden Aufwärtstrend

    von Fehlbildungen zu detektieren, damit infolgedessen zum Beispiel

    Präventionsmaßnahmen erweitert werden können, wären valide Daten erforderlich. Der

    Erfolg von Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Folsäuresupplementation,

    kann infolge der unvollständigen Datenerhebung ebenfalls nur eingeschränkt gemessen

    werden. Eine prospektive Erfassung von Fehlbildungen wäre wünschenswert.

    Stärken und Schwächen der Studienarbeit

    Bei dieser Studie handelt es sich um eine retrospektive Analyse. Die Stärken dieser

    Dissertation liegen in der umfangreichen Datenanalyse von vier unterschiedlichen

    Datenquellen aus Leipzig, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Deutschland. Somit war ein

    regionaler Vergleich der Prävalenzen der vier Fehlbildungen durchführbar. Teilweise war

    es uns möglich die Datenerhebungen zu kontrollieren und zu korrigieren. Die SLÄK erhält

    zur Erstellung der sächsischen Neonatalstatistik Daten aus dem Universitätsklinikum

    Leipzig. Durch das Heranziehen der Krankenakten der Uniklinik Leipzig fiel auf, dass die

  • 3. Zusammenfassung

    38

    Diagnosen Omphalozele und Gastroschisis in Sachsen teilweise zusammengefasst und als

    eine Diagnose an die SLÄK übermittelt wurden. Nachträglich ließen sich die Daten exakt

    zuordnen. Nahezu 60 % aller Fälle im Universitätsklinikum Leipzig wurden nicht korrekt

    als Gastroschisis, sondern als Omphalozele an die SLÄK gemeldet. Eine umfassende und

    flächendeckende Daten-Kuratierung war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich und

    wird auch in keinem der genutzten Register systematisch durchgeführt. Eine

    Datenkorrektur oder ein systematisches Qualitätsmanagement bei der Datenerhebung

    könnten während des Beobachtungszeitraums an den unterschiedlichen

    Datenerfassungsstandorten unterschiedlich ausgeprägt gewesen sein. Wir vermuten,

    dass Routineerfassungen ohne Datenbereinigung im alltäglichen Klinikbetrieb zu

    Erfassungsfehlern führen.

    Die Aussagekraft der Ergebnisse ist eingeschränkt, da für die untersuchten Fehlbildungen

    insgesamt geringe Fallzahlen ermittelt wurden. Bei der Interpretation der Daten könnte

    der Fehler der kleinen Zahlen zu falschen Schlussfolgerungen geführt haben. Außerdem

    bleibt unklar, ob Änderungen in der Erfassungs- und Verschlüsselungspraxis,

    Fehlcodierungen, Übertragungsfehler, Doppel- und/oder lückenhafte Erfassung der

    Fehlbildungen die Daten verfälscht haben könnten. Ob also ein tatsächlicher Anstieg der

    Prävalenzen besteht oder lediglich Artefakte einen Anstieg vortäuschen, ist ungewiss.

    Perspektive

    1964 wurde das „National Congenital Anomalies System“ im Zuge der Contergan-

    Katastrophe in den USA gegründet. Dieses soll es unter anderem ermöglichen,

    teratogene Gefahren, wie zum Beispiel den Wirkstoff Thalidomid frühzeitig zu

    identifizieren [1]. Mit der Gründung von EUROCAT im Jahre 1979, existiert in Europa ein

  • 3. Zusammenfassung

    39

    Fehlbildungsregister, welches eine schnelle Auskunft über das Auftreten von mehr als 80

    Fehlbildungen ermöglicht. Die kontinuierliche Erstellung von gegenwärtigen

    Prävalenzübersichten erlaubt unter anderem die Wirksamkeit primärer Prävention und

    pränataler Diagnostik einzuschätzen [8, 62]. Alle Gebiete, die nicht in diesem Register

    vorkommen, sind schwer zugänglich, um Informationen über angeborene Fehlbildungen

    zu erhalten. Es ist nur mit sehr hohem Aufwand möglich, Fehlbildungs-Prävalenzen

    zeitnah zu erfassen: auf Grund der dezentralen Daten-Erfassung, der nur über durchaus

    langwierige und bürokratische Wege zu erlangenden Zugangserlaubnis zu den Daten und

    der aufwendigen Überprüfung der Originaldaten zur Validierung (im Rahmen der

    vorliegenden Arbeit waren mehrfach Reisen zum jeweiligen Standort der

    Datenquellen/Register erfolgt) ist eine Datenauswertung in Deutschland nur mit großem

    Zeitaufwand und mit Jahre dauernder Verzögerung möglich. Nur in Sachsen-Anhalt und

    Rheinland-Pfalz wird das Auftreten von Fehlbildungen prospektiv erfasst und auch nur in

    diesen Bundesländern können zeitnah Veränderungen der Fehlbildungsprävalenz

    erkannt werden. Signifikante und besonders nur regional auftretende Änderungen im

    Auftreten von kongenitalen Malformationen bleiben mit großer Wahrscheinlichkeit in

    Deutschland unbemerkt. Angesichts der anscheinenden oder scheinbaren Zunahme von

    Fehlbildungen und der offensichtlich fehlerhaften Datenlage ist ein bundesweites oder

    sind weitere regionale Register für eine bessere und zeitnahe Erkennung und Erfassung

    von Fehlbildungen in Deutschland notwendig.

  • 4. Literaturverzeichnis

    40

    4. Literaturverzeichnis

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  • II. Erklärung über die Eigenständigkeit der Arbeit

    49

    II. Erklärung über die Eigenständigkeit der Arbeit

    Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne unzulässige

    Hilfe oder Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Ich

    versichere, dass Dritte von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen

    für Arbeiten erhalten haben, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten

    Dissertation stehen, und dass die vorgelegte Arbeit weder im Inland noch im Ausland in

    gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde zum Zweck einer

    Promotion oder eines anderen Prüfungsverfahrens vorgelegt wurde. Alles aus anderen

    Quellen und von anderen Personen übernommene Material, das in der Arbeit

    verwendet wurde oder auf das direkt Bezug genommen wird, wurde als solches

    kenntlich gemacht. Insbesondere wurden alle Personen genannt, die direkt an der

    Entstehung der vorliegenden Arbeit beteiligt waren.

    Leipzig, den 29.03.2016 S.Bremer

    Datum Unterschrift

  • III. Lebenslauf

    50

    III. Lebenslauf

    Sophia Bremer, geboren am 13.11.1989 in Leipzig

    Beruf

    Seit 04/2016 Ärztin in Weiterbildung für Innere Medizin an der Helios

    Klinik Leisnig

    Akademische und schulische Ausbildung

    2008 – 2015 Medizinstudium an der Universität Leipzig

    Abschlussnote gut (2,16)

    2014, 2015 2. und 3. Ärztliche Prüfung: Note gut

    2014 - 2015 Praktisches Jahr an der Universität Leipzig, Sana Klinikum

    Borna, Kantonspital Luzern, Sankt Georg Leipzig

    2012 – 2013 Auslandssemester in Valencia, Spanien

    2010 1. Ärztliche Prüfung: Note gut

    2008 Abitur an der Friedrich-Schiller-Schule, Leipzig

  • III. Lebenslauf

    51

    Veröffentlichung

    Sophia Bremer, Mandy Vogel, Dr. rer. pol. Urban Janisch, Annette Friedrich, Dr. med.

    Anke Rißmann, Prof. Dr. med. Ulrich Thome, PD Dr. med. Matthias Knüpfer, PD Dr. med.

    Ulf Bühligen, Prof. Dr. med. Wieland Kiess

    Prävalenz von Gastroschisis, Omphalozele, Spina bifida und orofazialen Spaltbildungen

    bei Neugeborenen im Zeitraum Januar 2000 bis Dezember 2010 in Leipzig, Sachsen,

    Sachsen-Anhalt und Deutschland. Paper publiziert in „Das Gesundheitswesen“

  • IV. Danksagung

    52

    IV. Danksagung

    Ich bedanke mich herzlichst bei meinem Betreuer Herrn Professor Dr. med. Kieß für die

    Überlassung des Dissertationsthemas und die kontinuierliche Unterstützung sowie das

    stetige kritische Hinterfragen der Ergebnisse und deren Interpretation.

    Ein weiterer besonderer Dank gilt Mandy Vogel für die immerwährende freundliche und

    fachliche Unterstützung bei der Bewältigung aller statistischen Herausforderungen sowie

    für die gestalterische Ausarbeitung aller Daten.

    Ich danke weiterhin Frau Dr. med. Anke Rißmann für die objektive Betrachtung aller

    Ergebnisse und die stetige Zustimmung für dieses Dissertationsprojekt.

    Außerdem gilt mein Dank allen Partner-Autoren für deren Unterstützung und

    fortlaufenden Zuspruch.