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Qualitätsleitbild für Deutschland Qualität „Made in Germany“ Empirische Erkenntnisse zum Stand und zur Zukunft des Qualitätsstandorts Deutschland

Qualitätsleitbild für Deutschland Qualität „Made in Germany“ · 2015-03-24 · Qualität ist… (Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?) 13% 32% 35% 53% 59% 65% 69%

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Qualitätsleitbild für Deutschland

Qualität „Made in Germany“Empirische Erkenntnisse zum Stand und zur Zukunft des Qualitätsstandorts Deutschland

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2 Qualität „Made in Germany“

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Inhalt

1. Zur Studie ............................................................................................................................................................................................ 4

2. Einleitung ............................................................................................................................................................................................ 6

3. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung .............................................................................................................................. 7

3.1 Facetten von Qualität ........................................................................................................................................................................ 7

3.2 Erweiterung des Qualitätsbegriffs ................................................................................................................................................. 7

3.3 Qualität und Management – Chancen und Herausforderungen für die Entscheider .......................................................... 8

3.4 Makroökonomische Aspekte von Qualität ................................................................................................................................... 9

3.5 Qualität im gesellschaftlichen Wandel ........................................................................................................................................ 10

3.6 Internationaler Qualitätswettbewerb........................................................................................................................................... 12

3.7 Qualität „Made in Germany“ – heute und morgen .................................................................................................................... 13

4. Fazit und Ausblick........................................................................................................................................................................... 14

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4 Qualität „Made in Germany“

Qualität „Made in Germany“

1. Zur Studie

Das vorliegende Manuskript stellt eine Zusammenfas-

sung der aktuell umfassendsten Studie zum Qualitäts-

standort Deutschland dar. „Qualität – Made in Germany:

Empirische Erkenntnisse zum Stand und zur Zukunft

des Qualitätsstandorts Deutschland“ ist eine Studie der

Deutschen Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ). Für die

Erhebung wurde das Institut der deutschen Wirtschaft

Köln (IW Köln) beauftragt.

Im ersten Schritt wurden durch das rheingold Institut

16 qualitative Tiefeninterviews durchgeführt, mit dem

Ziel die Relevanz und das Verständnis von Qualität sowie

die Perspektive auf Qualität in der deutschen Wirtschaft

zu klären. Hier standen die Treiber und Bedrohungen von

Qualität für die Zukunft im Vordergrund.

Auf Basis der Ergebnisse der Tiefeninterviews wurden

drei Befragungen durchgeführt, um die Ergebnisse auf

eine breite Basis zu stellen. An der Befragung haben sich

Abb.1: Ergebnisse der Tiefeninterviews

Empirische Erkenntnisse zum Stand und zur Zukunft des Qualitätsstandorts Deutschland

Qualität „Made in Germany“ heute und in Zukunft

Bedrohungen für Qualität „Made in Germany“

Treiber und Chancen für Qualität „Made in Germany“

• Werte • Bewährtes bewahren • Nachhaltigkeit

• Mittelstandsorientierung • Sozialpakt (Tarifpartner ziehen an einem

Strang) • Verfassung • Offene Gesellschaft

• Hohe Fähigkeit, Muster zu erkennen, zu analysieren + weiterdenken

• Systemisches, analytisches Denken • Komplexität managen können

• Produzierende Unternehmen mit Innovationen

• Unternehmensführung mit Weitsicht und Unabhängigkeit

• Expertenwissen • Hohe industrielle Wertschöpfung • Qualitäts-Versprechen • Zuverlässigkeit • Stabilität • Lokalität

für Qualität „Made in Germany“ • Bildung • Gute Ausbildung • Kitas Frühförderung • Bildungspolitik • Duale Bildung • Unis / FH • Forschungseinrichtungen

FHG, Max Planck • Gute Bildung

(Allgemeinwissen) der Bevölkerung

• Ausbildungsniveau

• Leistung • Leidenschaft • Innovation • Hang zur Über-Reglementierung

• Deutsche Fokussierung nur auf Leistung (eindimensionales Qualitätsverständnis)

• Bildungspolitik • Keine Förderung der akademischen Elite • Ausbildung in Schulen,

Naturwissenschaften • Niveau in Schulen

• Demographischer Wandel • Rasch ändernde Märkte

• Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen

• Einzelkind-Verhalten • Überzogenes Anspruchsdenken • Selbstzufriedenheit • Misstrauens-Gesellschaft

• China • Indien

• Verwechselbarkeit • Kopierbarkeit

• Technikfeindlichkeit • Forschungsverbote • Stillstand, Resistance to change • Rechtfertigungsmentalität • Detailverliebtheit

• Overengineering • Zertifikate-Flut

• Medienberichterstattung – bad news = good news/ Betroffenheitsjournalismus

• + schlecht recherchiert! Manipulation – an den Pranger stellen

• Kein Experten-Know-how hinzuziehen

• Kunden besser verstehen • EU-Gesetze • Wirtschaftspolitik • Populäre, umfrageabhängige kurzfristige

Politik insgesamt (anstatt weitsichtig)

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1.214 Entscheider aus Unternehmen beteiligt. Zusätzlich

wurden 251 Interviews mit Entscheidern aus öffentlicher

Verwaltung, Interessenverbänden, Wohlfahrtsorganisati-

onen, Gewerkschaften und Kirchen (im folgenden Stake-

holder) geführt. Letztlich haben sich weitere 689 Teilneh-

mer an Veranstaltungen der DGQ Regionalkreise – und

damit Qualitäts-Fachkräfte aller Hierarchiestufen – an der

Studie beteiligt.

Folgende Kernaussagen wurden in der vorliegenden

Studienzusammenfassung aus den Untersuchungsergeb-

nissen der Entscheiderbefragung herausgearbeitet (Fokus:

Unternehmensperspektive):

> Qualität ist das Fundament des Erfolgs der deutschen

Wirtschaft

> Qualität hat Verwandte bekommen, d.h. Kriterien wie

Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit oder Individuali-

sierung von Produkten werden zunehmend wichtiger

> Nachfrageseitige Aspekte von Qualität: Frühzeitiges

Erkennen von Technologie- und Markttrends sowie Ver-

ständnis der Kundenwünsche sichern den langfristigen

Erfolg der Organisationen

> Angebotsseitige Aspekte von Qualität: Prozessoptimie-

rung und Ressourcen-/Kosteneffi zienz sind von großer

Bedeutung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit

> Optimale Rahmenbedingungen wie Standortqualität

und ein angemessenes (Arbeits-)Kostenniveau sind ent-

scheidend für die Qualitätsfähigkeit der Unternehmen

und Organisationen in Deutschland

> Nachlassende Zahlungsbereitschaft für Qualität ist eine

der Hauptbedrohungen für deutsche Unternehmen

> Rückgang der Bereitschaft zur Übernahme von Verant-

wortung hemmt Qualität und Erfolg

> Die abnehmende Verbreitung von Tugenden wie Fleiß,

Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit greifen das

Fundament aus Qualität und Leistung in Deutschland

nachhaltig an

> China, Polen und Indien sind die wichtigsten Qualitäts-

wettbewerber auf dem Weltmarkt

> „Made in Germany“ gewinnt in den nächsten 20 Jahren

weiter an Bedeutung

Die Befragungen wurden Ende 2013 durchgeführt. Für

die vorliegende Studienzusammenfassung wurden

ausschließlich die Ergebnisse der Unternehmensbefra-

gung berücksichtigt. Außerdem wurden die Angaben in

Prozent und nicht die Mittelwerte verwendet. Bei weiter-

führendem Interesse an der Gesamtstudie, können die

Detail-Ergebnisse bei der DGQ angefragt werden.

Abb.2: Vorgehensweise (Überblick)

„Was muss passieren, damit Qualität auch in 20 Jahren noch zentrales Differenzierungsmerkmal

und entscheidendes Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft am Weltmarkt ist?“

Leitfrage DGQ

Unternehmens-befragung

1.214 Interviews durch IW Köln

Befragung im DGQ Netzwerk

689 Interviews durch DGQ

Aktuell größte Studie zum Qualitätsstandort Deutschland

DGQ

Treiber und Bedroher von Qualität

Tiefeninterviews durch rheingold Institut

Stakeholder Befragung

251 Interviews durch IW Köln

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6 Qualität „Made in Germany“

2. Einleitung

„Welcome to the German Century” titelt Newsweek in

seiner Ausgabe vom 25. Juli 2014. Auch andere interna-

tionale Publikationen sind voll des Lobes über Deutsch-

land – und es geht nicht in erster Linie um den Gewinn

der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Der ehemals

„kranke Mann Europas“ ist mittlerweile Klassenbester

unter den Volkswirtschaften der Welt. Deutschland ist ein

Qualitätsstandort. Dabei bezieht sich Qualität zum einen

auf Leistungen wie Produkte und Dienstleistungen, zum

anderen auf Rahmenbedingungen, die die Qualitätsfähig-

keit von Unternehmen und Organisationen sicherstellen.

Aber Deutschland steht auch im Wettbewerb mit anderen

Top-Qualitätsstandorten. Wie eine Studie des World Eco-

nomic Forum über die Wettbewerbsfähigkeit in internati-

onalen Märkten zeigt, holen andere Länder auf – daraus

lässt sich zwar kein struktureller Trend zur Verschlech-

terung der Wettbewerbsfähigkeit ableiten, es zeigt sich

aber, dass Deutschland am langfristigen Erfolg arbeiten

muss. Was aber sind die Gründe für den wirtschaftlichen

Erfolg Deutschlands und können wir den Erfolg konser-

vieren?

Um diese Fragen zu beantworten hat die DGQ anlässlich

ihres 60-jährigen Jubiläums 2012 die Initiative „Qualitäts-

leitbild für Deutschland” ins Leben gerufen. Ziel des Leit-

bildes für Qualität ist es, die herausragende Bedeutung

dieses Erfolgsfaktors für Deutschland herauszustellen.

Unter der Leitfrage „Was muss passieren, damit Qualität

auch in 20 Jahren noch zentrales Differenzierungsmerk-

mal und entscheidendes Erfolgsprinzip der deutschen

Wirtschaft am Weltmarkt ist?“ stieß die DGQ einen brei-

ten Diskurs in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft an. Be-

gleitend untersuchte das IW das Thema im Rahmen einer

umfassenden Studie. Außerdem hat die DGQ gemeinsam

mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam im Rahmen

eines Design-Thinking-Workshops vier Fokusthemen aus-

gearbeitet, die zu den wichtigsten Handlungsfeldern für

die Zukunftsfähigkeit von Qualität gehören. Das Leitbild

zur Zukunft von Qualität erscheint im November 2014

und soll Wirtschaft, Gesellschaft und Politik neue Im-

pulse für Qualität in Deutschland liefern.

Abb.3: Einzigartige Produkte und Prozesse als Wettbewerbsvorteil

„What is the competitive advantage of your country’s companies in international markets based upon?“ | Skala von „1: Low-cost labor or natural resources“ bis „7: Unique products and processes“ | Hier wird nicht die Punktzahl dargestellt, sondern der Rang.

Quelle: World Economic Forum, 2014

Finnland

Deutschland

Japan

Schweiz

0

1

2

3

4

5

6

7 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Rang

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7

Abb.4: : Facetten von Qualität (Unternehmen)

3. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung

3.1 Facetten von Qualität

Die Studie zeigt, dass Qualität in Deutschland noch im-

mer eine Leuchtturm-Funktion hat. Sie ist ein Faktor, der

für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten Sicherheit und

Vertrauen schafft. Dieser Aussage stimmen 93 Prozent

der Unternehmen zu. Außerdem trifft die Aussage „Qua-

lität ist das Fundament der deutschen Wirtschaft“ mit 88

Prozent auf eine fast uneingeschränkte Zustimmung. Die

Bedeutung von Normen und Spezifi kationen als Qualitäts-

facette spaltet die Befragten: 59 Prozent der Unterneh-

men erachten diese Facette als wichtig. Um im Qualitäts-

wettbewerb einen der vorderen Plätze zu belegen, gilt es

für deutsche Organisationen aber auch, Normenexzesse

zu vermeiden. Die Einhaltung von Normen und Spezifi ka-

tionen ist wichtig, wird aber als gegeben vorausgesetzt.

Entgegen der teilweise heftig geführten öffentlichen Dis-

kussion ist geplante Obsoleszenz für deutsche Unterneh-

men kein Thema. Lediglich 13 Prozent der Unternehmen

stimmen der Aussage zu, dass Produkte heutzutage nicht

mehr so lange halten müssen wie früher. Langlebigkeit ist

nach wie vor ein wesentliches Qualitätskriterium, auch in

einer Zeit kürzer werdender Produktlebenszyklen.

3.2 Erweiterung des Qualitätsbegriffs

Qualität steht nicht für sich allein. Mit der Erweiterung

unseres Qualitätsverständnisses wird aktuellen Anforde-

rungen Rechnung getragen: 86 Prozent der Unternehmen

DGQ Monitor 2014 Qualitätsleitbild für Deutschland

08/2014 |

DGQ e.V. | Markt & Information 3

Qualität ist… (Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?)

13%

32%

35%

53%

59%

65%

69%

72%

75%

75%

78%

82%

88%

93%

Stimme zu

…ein Faktor, der für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten Sicherheit und Vertrauen schafft.

…das Fundament des Erfolgs der deutschen Wirtschaft.

…bei uns ein wichtiges, strategisches Management-Thema.

…ein Gedanke, den unsere Mitarbeiter verinnerlicht haben.

…eine Einstellung / eine Geisteshaltung.

…ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal bzw. Verkaufsargument unseres Unternehmens.

…als Leitprinzip in unserer Unternehmens-DNA verankert.

…das, was als hochwertig wahrgenommen wird.

…etwas, für das die Kunden zu zahlen bereit sind.

…Übereinstimmung mit Spezifikationen und Normen.

…das, was unsere Klientel darunter versteht.

… heutzutage für unsere Klientel schwieriger zu beurteilen als früher, weil sie nur noch von Experten erkannt werden kann.

…mehr eine Frage der Wahrnehmung bzw. des Images und weniger ein Merkmal tatsächlicher Produkteigenschaften.

… heutzutage weniger wichtig als früher, weil alles kurzlebiger geworden ist.

(1.201 n 1.206)

Qualität ist…(Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?)

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8 Qualität „Made in Germany“

nennen Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sowie

die Individualisierung von Produkten als die wichtigsten

Aspekte bei der Ergänzung des Qualitätsbegriffes. Darauf

folgt Innovativität mit 82 Prozent Zustimmung. Die Le-

bensdauer von Produkten sowie der Themenblock Social

Responsibility werden laut Wahrnehmung der Befragten

in den kommenden Jahren weniger relevant sein.

Diese Tendenzen betreffen Organisationen auf allen

Ebenen der Wertschöpfungskette: Einkauf, Produktion,

Logistik aber auch Kommunikation und Service. Ein

Bewusstsein für Nachhaltigkeit bedeutet für die meisten

Organisationen auch eine Veränderung der Unterneh-

menskultur.

3.3 Qualität und Management – Chancen und Herausfor-

derungen für die Entscheider

Was müssen Deutschlands Entscheider leisten, um in 20

Jahren noch erfolgreich zu sein? Auf den ersten Blick

scheinen die Antworten trivial und wären wahrscheinlich

vor 40 Jahren ähnlich beantwortet worden: 1.) Kunden-

wünsche verstehen 2.) Prozesse optimieren 3.) Trends

frühzeitig erkennen 4.) Ressourcen effi zient einsetzen.

Die Herausforderungen gestalten sich heute jedoch kom-

plexer: Das Erkennen von Trends und das Verständnis der

Kundenwünsche hat eine zeitliche Komponente bekom-

men – fi rst-to-market entscheidet heute oft über die

Finanzierung und damit den Erfolg einer Organisation,

unabhängig von Qualität und Produkteigenschaften. Auch

der effi ziente Einsatz von Ressourcen im Hinblick auf

Trends ist eine Herausforderung für Entscheider: wie viel

Marketingressourcen soll meine Organisation beispiels-

weise auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken

verwenden und welche anderen Aktivitäten reduziere ich

dafür?

Mittlere Bedeutung wird den Aspekten „kürzer werdende

Produktlebenszyklen“ (33 Prozent), „Vermeidung von

‚Overengineering‘“ (32 Prozent) und „Übertragung der

eigenen ‚Qualitätskultur‘ auf eigene ausländische Stand-

orte“ (19 Prozent) beigemessen. Aus Sicht der Befragten

werden diese Kriterien nicht als große Herausforderungen

für die Zukunft angesehen. Das heißt jedoch nicht, dass

sie keine Bedeutung haben. Vielmehr wird der langfristige

Handlungsbedarf im Vergleich zu anderen Aspekten als

geringer eingeschätzt.

Abb.5: Trend bei verwandten Aspekten (Unternehmen)

Wohin geht der Trend Ihrer Ansicht nach: Werden die folgenden Aspekte in den kommenden 20 Jahre wichtiger oder unwichtiger?

46%

60%

60%

62%

72%

72%

82%

86%

86%

Wird wichtiger

Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit

Individualisierung/Anpassung von Angeboten an spezifische Kundenwünsche

Innovativität (Fähigkeit Innovationen hervorzubringen bzw. innovative Lösungen zu finden)

Korruptionsschutz und „Compliance“

Verhalten von Zulieferern, z.B. deren Arbeitsschutz und Umweltverträglichkeit der Produktion, Logistik und Produkte

Einfachheit

„Social Responsibility“, also Berücksichtigung aller auch indirekt betroffenen Gruppen

Transparenz und Verfügbarkeit von Informationen

Robustheit und Lebensdauer von Produkten

(1.192 n 1.196)

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3.4 Makroökonomische Aspekte von Qualität

Optimale Rahmenbedingungen sind entscheidend für die

Qualitätsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen

in Deutschland. Standortqualität ist somit ein wesent-

licher Wettbewerbsfaktor. Unternehmen und andere

Organisationen können vor allem dann Qualität liefern

und langfristig erfolgreich sein, wenn die Rahmenbe-

dingungen stimmen. Bei welchen Aspekten hinsichtlich

der Standortqualität Deutschlands sehen die Befragten

Handlungsbedarf, damit sie in 20 Jahren noch erfolgreich

sein können?

Folgende Facetten von Standortqualität wurden beleuchtet:

> Staat: u.a. Ordnungsrahmen, Regulierung, Bürokratie,

politische Stabilität

> Infrastruktur: Logistik (Straßen-, Schienen-, Wasser- und

Luftverkehr), Kommunikationsinfrastruktur (Internet-/

Breitbandanschlüsse), sozioökonomische Infrastruktur

> Wissen: Bildungsstand der Bevölkerung, Verfügbarkeit

von Forschungspersonal und hochqualifi zierten Fach-

kräften, Forschungs- und Entwicklungsumfeld

> Ressourcen: Verfügbarkeit von Rohstoffen und deren

effi ziente Nutzung (Energieeffi zienz und Materialeffi zi-

enz), Kreditverfügbarkeit

> Kosten: Kapitalkosten, Exportkosten, Treibstoffkosten,

Höhe der Unternehmenssteuern, Arbeitskosten

> Markt: Tiefe und Breite der Wertschöpfungskette, nach-

fragerelevante Aspekte wie Bevölkerungswachstum,

Außenhandel

Abb. 6: Herausforderungen für das Management (Unternehmen)

Abb. 12

Inwieweit stellen die folgenden Aspekte und Aufgaben für Ihr Unternehmen Herausforderungen dar, die angegangen werden sollten, damit es in 20 Jahren noch erfolgreich sein kann?

(1.184 n 1.194)

Verständnis von Kundenwünschen

Optimierung von Prozessen

Frühzeitiges Erkennen von gesamtgesellschaftlichen Trends (u.a. auf technologischer Ebene)

Ressourcen-/Kosteneffizienz

Individualisierung von Produkten/Anpassung von Produkten an Kunden

Management von Komplexität/systemisches, geordnetes Denken

Durch Innovationen Trendsetter sein

Verknüpfung von physischen Produkten und Dienstleistungen

Übertragung der eigenen „Qualitätskultur“ auf Zulieferer

Kürzer werdende Produktlebenszyklen

Vermeidung von „Overengineering“, d.h. der Tendenz, das tech-nisch Machbare wichtiger zu nehmen als die Kundenwünsche

Übertragung der eigenen „Qualitätskultur“ auf eigene ausländische Standorte 19%

32%

33%

42%

43%

52%

59%

62%

66%

69%

72%

74%

Gilt als Herausforderung

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10 Qualität „Made in Germany“

Bei allen Aspekten der Standortqualität sehen die be-

fragten Unternehmen Handlungsbedarf – insbesondere

im Bereich Wissen, d.h. bei Bildung und Qualifi zierung

sowie bei der Bereitstellung eines zukunftsfähigen

Forschungs- und Entwicklungsumfelds. Auch der Faktor

Kosten spielt eine große Rolle. China und Indien werden

zunehmend als Qualitäts-Wettbewerber wahrgenommen –

und profi tieren darüber hinaus von ihrer Kostenführer-

schaft.

Dieser Handlungsbedarf kann auch als Appell für die

Politik gesehen werden, um die Standortqualität für eine

langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Markt

und Ressourcen schneiden im Ranking zwar am besten

ab, grundsätzlich sehen die Befragten hier jedoch auch

Raum zur Optimierung.

3.5 Qualität im gesellschaftlichen Wandel

Die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ hinterlässt ihre Spuren.

Abnehmende Zahlungsbereitschaft der Kunden für Qua-

lität ist aus Sicht der Wirtschaft ein besonders kritischer

gesellschaftlicher Trend (73 Prozent sehen Bedrohungs-

potentiale). Auch andere Entwicklungen in der Gesell-

schaft sind problematisch. So attestieren die befragten

Unternehmen, dass Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit

und Gewissenhaftigkeit an Bedeutung verlieren. Auch

die abnehmende Bereitschaft, Verantwortung zu über-

nehmen, sehen die befragten Organisationen als Bedro-

hung an. Zunehmende Risikoaversion und abnehmender

Unternehmergeist werden wahrgenommen und als etwas

geringere, aber immer noch spürbare Bedrohung bewer-

tet. Doch wie kann Qualität vor diesem Hintergrund auch

Abb. 7: Handlungsbedarf bei Facetten der Standortqualität (Unternehmen)

Damit Unternehmen Qualität liefern und erfolgreich sein können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Bei welchen der folgenden Facetten sehen Sie in Deutschland Handlungsbedarf, damit Ihr Unternehmen in 20 Jahren noch erfolgreich sein kann?

Wissen

Kosten

Staat

Infrastruktur

Markt

Ressourcen 54%

55%

58%

65%

71%

73%

Besteht Handlungsbedarf (1.201 n 1.204)

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in 20 Jahren noch als zentrales Differenzierungsmerkmal

und Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft erhalten

werden? Deutschland darf sich nicht auf den Lorbeeren

der vergangenen Jahre ausruhen, sondern sollte die Chan-

cen nutzen, die die Befragten in weiteren gesellschaft-

lichen Entwicklungen sehen. Allen voran der zunehmende

Wunsch nach Umweltschutz (57 Prozent), gefolgt von

stärker werdender Datensensibilität (34 Prozent) und ei-

ner gesteigerten Sensibilisierung für Freizeitorientierung

und Work-Life-Balance (22 Prozent). Aspekte wie Innova-

tivität, das frühe Erkennen von Marktrends und die Einbe-

ziehung von Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit

müssen noch stärker in das Handeln einbezogen und mit

bereits Vorhandenem kombiniert werden, um langfristig

Qualität im Sinne des Kunden zu produzieren.

Abb. 8: Gesellschaftliche Faktoren (Unternehmen)

08/2014 |

DGQ e.V. | Markt & Information

In der Gesellschaft gibt es eine Reihe von Trends bzw. Einstellungen, die eine Bedeutung dafür haben können, inwieweit Ihr Unternehmen Qualität liefern und erfolgreich sein kann. Wie sehen Sie das – sind die folgenden Aspekte für Ihr Unternehmen eher eine Chance oder eher eine Bedrohung?

(1.187 n 1.193)

Zunehmender Wunsch nach Umweltschutz, z.B. ressourcenschonende Herstellung

Zunehmende Datensensibilität

Zunehmende Freizeitorientierung

Zunehmende punktuelle Ablehnung von innovativen Technologien

Abnehmende Motivation zum Fortschritt

Zunehmende Regulierung von Produktmärkten (z.B. EU-Ebene)

Abnehmender Unternehmergeist

Abnehmende Leidenschaft zur Perfektion

Abnehmende MINT-Orientierung von Nachwuchskräften

Abnehmender Antrieb zur Verbesserung

Abnehmender Qualitätsanspruch

Abnehmende Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen

Abnehmende Verbreitung von „Grundtugenden“ wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit

Abnehmende Zahlungsbereitschaft der Kunden für Qualität 6%

10%

11%

10%

8%

4%

11%

10%

11%

9%

11%

22%

34%

57%

15%

12%

11%

19%

18%

20%

19%

19%

18%

22%

6%

33%

32%

22%

73%

71%

70%

66%

65%

64%

63%

62%

59%

59%

46%

35%

25%

12%

6%

8%

7%

6%

9%

13%

7%

9%

12%

10%

13%

9%

8%

10%

Ist eine Chance Teils/teils Ist eine Bedrohung keine Angabe

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12 Qualität „Made in Germany“

3.6 Internationaler Qualitätswettbewerb

Eine wichtige Rolle bei der Beantwortung der Frage, was

wir tun müssen, damit Qualität „Made in Germany“ in 20

Jahren noch entscheidendes Erfolgsprinzip der deut-

schen Wirtschaft ist, spielen die Wettbewerber. Allen vo-

ran China, gefolgt von Polen, Indien und der Türkei. Aus

Sicht der Unternehmen werden diese Wettbewerber am

meisten aufholen, wenn es um die Position der Top-Quali-

tätsstandorte geht. Sie profi tieren von einer Kombination

aus Qualität und Kostenvorteilen, die im Auge behalten

werden muss. Die Studie zeigt, dass es insgesamt zu

einem „Trading-up“ kommen wird, beziehungsweise dass

sich bisherige Trends fortsetzen und verstärken. Vorran-

gig werden Länder in den Qualitätswettbewerb eintreten,

die von einer eher preisorientierten Strategie der Kosten-

führerschaft abrücken und sich zunehmend im Qualitäts-

segment etablieren.

Interessant ist die Aussage der Befragten, dass sich die

USA, Italien und Frankreich im Wettbewerb um die Top-

Qualitätsstandorte nicht verbessern oder zurückfallen

werden.

Um im sich verändernden Wettbewerb der Qualitätsstand-

orte die führende Rolle zu behalten, geht es im Bestreben

nach Qualität eben nicht nur darum, nicht nachzulassen,

sondern es gilt an allen Stellschrauben zu drehen, um

weiterhin den entscheidenden Schritt voraus zu sein.

Abb. 9: Entwicklung im internationalen Qualitätswettbewerb (Einschätzung der Befragten bezogen auf das jeweils eigene Wettbewerberfeld) (Unternehmen)

DGQ e.V. | Markt & Information

Wie schätzen Sie die Entwicklung in den nächsten 20 Jahren ein: Holen Ihre Wettbewerber aus den folgenden Nationen bei der Qualität auf, bleiben sie gleich oder fallen sie zurück?

5%

6%

6%

10%

12%

12%

12%

12%

13%

23%

26%

28%

32%

35%

38%

42%

Holen auf

China

Polen

Indien

Türkei

Deutschland

Brasilien

Russland

Österreich

Schweden

Schweiz

Niederlande

Japan

USA

Italien

Frankreich

Sonstige (298 n 1.170)

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13

3.7 Qualität „Made in Germany“ – heute und morgen

Spielt Qualität „Made in Germany“ in Zeiten globaler

Wertschöpfungsketten und zunehmend internationaler

Leistungserbringung noch eine Rolle oder lösen Be-

zeichnungen wie „Made by Bosch“ oder „Designed by

Mercedes“ das Label ab? Von einer abnehmenden Bedeu-

tung von „Made in Germany“ ist nichts zu spüren. 86 Pro-

zent der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen aller

Größen sagen, dass es sich um eine Weltmarke handelt,

deren Strahlkraft erhalten werden muss. Eine Verdrän-

gung durch Label wie „Designed in Germany“ ist aus Sicht

von 33 Prozent der Befragten allerdings denkbar. Global

aufgestellte Unternehmen handeln hier fl exibel. Sie set-

zen, je nach Region, die Bezeichnung „Made in Germany“

ein oder verwenden Label selektiv, die die eigene Marke

beinhalten.

Abb. 10: Facetten von Made in Germany

Die Bezeichnung „Made in Germany“…(Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?)

6%

25%

27%

28%

33%

57%

78%

84%

86%

Stimme zu

… ist eine Weltmarke, deren Strahlkraft wir erhalten müssen.

… sollte gestärkt und geschützt werden.

… ist ein Indiz für hohe Qualität.

… wird durch Anbieter aus Deutschland, die keine hohe Qualität liefern, gefährdet.

… wird in Zukunft vermehrt durch Bezeichnungen verdrängt, die nicht auf den Herstellungsort abstellen, z.B. „Designed in Germany“.

… wird in Zukunft vermehrt durch supranationale Bezeichnungen verdrängt, z.B. „Made by EU“.

… wird in Zukunft vermehrt durch unternehmensbezogene Bezeichnungen verdrängt, z.B. „Made by Bosch“.

… ist für uns irrelevant.

… ist nicht mehr zeitgemäß.

(1.195 n 1.198)

Page 14: Qualitätsleitbild für Deutschland Qualität „Made in Germany“ · 2015-03-24 · Qualität ist… (Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?) 13% 32% 35% 53% 59% 65% 69%

14 Qualität „Made in Germany“

Ihre AnsprechpartnerDeutsche Gesellschaft für Qualität e. V.Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Markt & InformationRolf Henning Malte [email protected] [email protected] +49(0)69-954 24 -170 T +49(0)69-954 24 -255

4. Fazit und Ausblick

Der Standort Deutschland profitiert in Bezug auf die Qua-

lität seiner Produkte und Dienstleistungen wie kaum ein

anderes Land von einer starken, historisch gewachsenen,

Reputation. Das Label „Made in Germany“ untermauert

diesen Ruf und steht weltweit für Langlebigkeit, Funktio-

nalität und Performance. Die Initiative „Qualitätsleitbild

für Deutschland“ beschäftigt sich mit der Frage: „Was

muss passieren, damit Qualität auch in 20 Jahren noch

zentrales Differenzierungsmerkmal und entscheidendes

Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft am Weltmarkt

ist?“

Eine der zentralen Aussagen der Studie ist: Qualität ist

das Fundament der deutschen Wirtschaft und anderer

Organisationen aus Deutschland. Um dieses Fundament

zu erhalten gilt es, Chancen zu nutzen, die sich aus Qua-

litätstreibern, wie Bildung und Wissen, der Erweiterung

des Qualitätsbegriffs um Nachhaltigkeit, Innovativität

oder der Anpassung an Kundenwünsche ergeben. Im Um-

kehrschluss müssen die Qualitätsbedrohungen wie Over-

Engineering, Verschlechterung der Standortqualität oder

die nachlassende Zahlungsbereitschaft der Konsumenten

als solche erkannt und ernstgenommen werden.

Eine besondere Rolle kommt dabei dem Gesetzgeber

zu, der die Rahmenbedingungen für die Erhaltung des

Qualitätsstandortes setzt. Aber auch negativen gesell-

schaftlichen Trends, wie nachlassendes Verantwortungs-

bewusstsein, muss entgegengewirkt werden, wobei gleich-

zeitig Tugenden wie Fleiß und Zuverlässigkeit zu fördern

sind. Denn nur dann wird Qualität „Made in Germany“

auch in 20 Jahren noch zentrales Differenzierungsmerk-

mal und Erfolgsprinzip der deutschen Wirtschaft sein.