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~9. 0KTOBER I926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 44 2o7I lassen, dab es sich wahrscheinlich dabei um eine direkte gegen- seitige Beeinflussung der Krankheitserreger aufeinander, nicht nur um eine unmittelbare (Immunit~tserscheinung oder dgl.) handelt. Infiziert man nun M~use, bei denen die Recur- rensinfektion l~ngere Zeit zurficMiegt, mit Nagana, so bleibt im allgemeinen der chronisch rezidivierende Verlanf der Naganailifektion aus, dagegen erscheinen abet bei diesen M~usen wieder Reeurrenserreger im Blur, selbst wenn sie seit l~ngerer Zeit Irei yon Recurrensrezidiven gewesen sind. Es wurde untersucht, ob hier eilie gewisse Gesetzm~13igkeit bestehen k6nnte und zu diesem Zweck zun~chst an Reihen- versuchen der Verlauf der Recurrens verfolgt. Die Angaben in der Lite'ratur fiber die Dauer des Auftretens yon Spolitan- rezidiven im Blur bei der Maus schwanken n~mlich auBer- ordentlich yon 16--21 Tagen, bis zu 2 Monaten. Die Be- obachtuligen an dem yon mir benutzten Stamm [auf diesen kommt es natfirlich auch weitgehend an*)] wurden an 2 Serien yon je 2o M~usen durchgeffihrt, die je gleichzeitig mit der gleichen Blut-Thyrodel6sung in gleicher Menge infiziert wur- den. Die Nachbeobachtungen der einzellien Tiere erfolgten im Durchschliitt bis zu 6o Tagen, milidestens aber bis zu 14 Tagen nach dem letzten positiven Blutbefund. Das Er- 16schen der Rfickf~lle eriolgte bis zu 15 Tagen IIach der In- fektion in 62,5%, bis zu 2o Tagen p. inf. in 15%, bi~ zu 25 Tagen p. inf.-,in io%, bis zu 3o Tagen p. inf. ebenfalls in IO%, bis zu 35 Tagen p. inf. in 2,5%. Es ist bekannt, dab mit dem Erl6schen der Blutinfektion die inneren Organe, besonders Gehirn und Leber noch langere Zeit infekti6s bleiben und auch bei meinen Organtibertragun- gen zeigte es sich, dab bis zum 2o. Tage nach der Infektion die inneren Organe im Durchschnitt noch infekti6s sind, w~h- rend jenseits des 25. Tages die Infektiositat auch meist er- loschen ist, wenn die Blutrezidive ebenfalls frfihzeifig auf- h6rten. Die /3berinfektion yon Recurrensmausen mit Nagana- erregern ergab nun bezfiglich des Wiederaliftretens der Recurrensspirochaten ~m Blur folgendes: his zum 14. Tage nach der Infek{ion war bei allen Tieren, meist sehon am nachsten Tage nach der Naganailifektion wieder Recurrens im Blur zu beobachten. Es gelingt also zu diesem Zeitpunkt bis zu lOO% wieder ein manifestes Recurrensrezidiv durch die l~berinfektion mit Nagana zu erzielen, selbst bei den M~usen, bei denen die Recurrensinfektion nut schwach angegangen war und die offenbar zu den 65% der oben genannten Recur- rensmause geh6ren, bei denen innerhalb der ersten 14 Tage die Blutinfektion erlischt. Um den 2o. Infektionstag herum sind nach obigem bei ungest6rtem Re~urrensverlauf nut noch etwa lO--15% der M~use im Blur Recurrens-positiv, bei l)berinfektion mit Nagana steigt die Prozentzahl auf rund 35%, jenseits des 3o. Tages wurde mit der Naganainfektion kein Bhtrezidiv yon Recurrens mehr erzielt. In obigem Reihenversuch an einer groBen Zahl yon M~useli hatte sich noeh einmal ein Reeurrensrezidiv spontan gezeigt. Zusammen]assend k6nnen wir also sagen: die Uber- in/ektionen yon Reeurrensmdusen mit Naganaerregern in In- ]ektionsstadien, in denen bereits die t~ecurrens im ErlSschen begri]/en ist, ]i~hrt in einem bemerlcenswert hohen Prozentsatz der F~ille zum Wiedererseheinen yon Recurrenserregern im Blute. Wahrscheinlieh gelingt es mit dieser Methode, die Recurrens- infektion in allen F~llen wieder manifest zu machen, selbst wenn bei v611iger Immunit~t nur noch eine latente Infektion der inneren Organe besteht. Es sind nun weitere Versuctle darfiber anzustellen, um die Gri~nde ffir diese Erscheinungen zu kl~ren. In Betracht zu ziehen ist, ob I. durch die Naganainfektion die bereits be- stehende hochgradige Recurrensimmunit~t so geschw~ch• wird, dab dadurch das Wiederauftreten yon Recurrens- spiroeh~ten im Blur erm6glicht wird oder 2. eine direkte oder *) Der Stamm wurde mlr yon Herrn Dr. R(~HL, ElberfMd, freundl, flberlassen. Er stammt ursprfinglich aus dem Robert Koch-Institut in Berlin. indirekte gegenseitige Beeinflussung der beiden Erreger eine sotche biologische Anderung der Recurrens bewirkt, dal3 sie zum Wiederau~treten im Blur bef~higt wird. Die bisherigen Untersuchungen in dieser Richtung sprechen im Gegensatz zu den Ergebnissen JOSEPHS daffir, dab es sich wahrschein- 'lich um eine direkte Beeinflussung der Krankheitserreger dabei handelt. Unterslicht wurde besonders eine indirekte Beeinflussung unter dem Gesichtspunkt, dab durch die Naganainfektion eilie unspezifische Eiweigwirkung ausge- 16st wird, die eine Aktivierung der Kranldleitsherde wohl bewirken kSnnte, doch verliefen die Untersuchungen in dieser Richtung bisher negativ. Beziiglich der ersten M6glichkeit sind die Versuche noch nicht abgeschlossen und es wird auf die demn~chst erscheinende ausffihrliche Publikation verwiesen. In dieser soil dann aueh auf die Beziehungen der Recurrens- Naganainfektion zur Syphilis-Malariainfektion eingegallgen werden. (Aus der Hautlclinilc der Medizinischen Akademie, Di~sseldor] [Direktor: Pro/essor C. Stern].) HAUT UND ANTIRACHITISCHER FAKTOR. Von C, FALKEN~:EIM. In vitro mit der Quarzlampe bestrahlte Haut wird nach den Untersliehungen yon H~ss, sowie GY6RGY und PoPo- VlClU durch Bildung des antirachitischen Faktors aktiviert, w~hrelid unbestrahlte Haut sich ira Rattenverslich als v611ig wirkungslos erweist. Uber eine entsprechende Wirkulig der Hautbestrahlung in vivo ist nichts bekannt; dab der Mechanis- mus der gleiche ist wie bei der ill vitro Bestrahlung , ist zu- n~chst nur hypothetische Annahme. Es wurden deshalb folgende Untersuchungen angestellt: Lebende Ratten wurden eine Zeitlang unter sicherer Ab- deckung des fibrigen K6rpers partiell mit der Quarzlampe bestrahlt. Die direkt bestrahlten, sowie die nichtbestrahlten Hautpartien wurden nach T6tung dieser Tiere im lege artis mit der DiS~t 3143 (Mc COLLU•, SIMMO~DS, SHIPLEY, PARK) durehgeffihrten Rattenversnch als Zulage verffittert. Es wurde festgestellt: I. Auch in vivo wird direkt bestrahlte Haut antirachitisch wirksam. 2. Isolierte Bestrahlung einer Hautpartie macht auch die anderen, nichtbestrahlten Hantteile antirachitisch wir'ksam. 3. Die direkt bestrahlte Hautpartie wirkt starker anti- raehitisch als die nichtbestrahlte des gleichen Tieres. Weitere Untersuchungen fiber die antiraehitische Akti- vierung auch innerer Organe durch Bestrahlulig lebender Tiere sind im Gange. Die ausffihrliche Darstellung der Versuche, sowie die Be- sprechung der sieh daraus ftir den Mechanismus der anti- rachitisehen Quarzlampenwirkung in vivo ergebenden theo- retischen Folgeruligen wird an anderer Stelle erfolgen. (Aus der Universit~ts-Kinderlclinik zu KSnigsberg i. Pr. [Dir. : Pro/. Dr. Stoeltzner ]. ) QUARZLAMPENBESTRAHLUNG VON KOHEN UND ANTI- RACHITISCHE WIRKSAMKEIT IHRER MILCH. a) Klinische Untersuchungen*). Von C. FALKENHEIM. In ihren groB angelegten Untersuchungen fiber den EinfluB voli Futter und Sonnenlictit auf den wachstums- f6rdernden und antirachitischen Wert yon Kuhmilch konnte ETHEL M. LUCE zu keinem eindeutigeli Ergebnis komrnen, welchem der beiden Faktoren die gr6Bere Bedeutung ffir *) Mit Unterstfitzung des Universit~ttsbundes der Albertus-Universit~t.

Quarzlampenbestrahlung von Kühen und Antirachitische Wirksamkeit Ihrer Milch

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Page 1: Quarzlampenbestrahlung von Kühen und Antirachitische Wirksamkeit Ihrer Milch

~9. 0KTOBER I926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr. 44 2o7I

lassen, dab es sich wahrscheinlich dabei um eine direkte gegen- seitige Beeinflussung der Krankheitserreger aufeinander, nicht nur um eine unmittelbare (Immunit~tserscheinung oder dgl.) handelt. Infiziert man nun M~use, bei denen die Recur- rensinfektion l~ngere Zeit zurficMiegt, mit Nagana, so bleibt im allgemeinen der chronisch rezidivierende Verlanf der Naganailifektion aus, dagegen erscheinen abet bei diesen M~usen wieder Reeurrenserreger im Blur, selbst wenn sie seit l~ngerer Zeit Irei yon Recurrensrezidiven gewesen sind. Es wurde untersucht, ob hier eilie gewisse Gesetzm~13igkeit bestehen k6nnte und zu diesem Zweck zun~chst an Reihen- versuchen der Verlauf der Recurrens verfolgt. Die Angaben in der Lite'ratur fiber die Dauer des Auftretens yon Spolitan- rezidiven im Blur bei der Maus schwanken n~mlich auBer- ordentlich yon 16--21 Tagen, bis zu 2 Monaten. Die Be- obachtuligen an dem yon mir benutzten Stamm [auf diesen kommt es natfirlich auch weitgehend an*)] wurden an 2 Serien yon je 2o M~usen durchgeffihrt, die je gleichzeitig mit der gleichen Blut-Thyrodel6sung in gleicher Menge infiziert wur- den. Die Nachbeobachtungen der einzellien Tiere erfolgten im Durchschliitt bis zu 6o Tagen, milidestens aber bis zu 14 Tagen nach dem letzten positiven Blutbefund. Das Er- 16schen der Rfickf~lle eriolgte bis zu 15 Tagen IIach der In- fektion in 62,5%, bis zu 2o Tagen p. inf. in 15%, bi~ zu 25 Tagen p. inf.-,in io%, bis zu 3o Tagen p. inf. ebenfalls in IO%, bis zu 35 Tagen p. inf. in 2,5%.

Es ist bekannt, dab mit dem Erl6schen der Blutinfektion die inneren Organe, besonders Gehirn und Leber noch langere Zeit infekti6s bleiben und auch bei meinen Organtibertragun- gen zeigte es sich, dab bis zum 2o. Tage nach der Infektion die inneren Organe im Durchschnitt noch infekti6s sind, w~h- rend jenseits des 25. Tages die Infektiositat auch meist er- loschen ist, wenn die Blutrezidive ebenfalls frfihzeifig auf- h6rten.

Die /3berinfektion yon Recurrensmausen mit Nagana- erregern ergab nun bezfiglich des Wiederaliftretens der Recurrensspirochaten ~m Blur folgendes: his zum 14. Tage nach der Infek{ion war bei allen Tieren, meist sehon am nachsten Tage nach der Naganailifektion wieder Recurrens im Blur zu beobachten. Es gelingt also zu diesem Zeitpunkt bis zu lOO% wieder ein manifestes Recurrensrezidiv durch die l~berinfektion mit Nagana zu erzielen, selbst bei den M~usen, bei denen die Recurrensinfektion nut schwach angegangen war und die offenbar zu den 65% der oben genannten Recur- rensmause geh6ren, bei denen innerhalb der ersten 14 Tage die Blutinfektion erlischt.

Um den 2o. Infektionstag herum sind nach obigem bei ungest6rtem Re~urrensverlauf nu t noch etwa lO--15% der M~use im Blur Recurrens-positiv, bei l)berinfektion mit Nagana steigt die Prozentzahl auf rund 35%, jenseits des 3 o. Tages wurde mit der Naganainfektion kein Bhtrezidiv yon Recurrens mehr erzielt. In obigem Reihenversuch an einer groBen Zahl yon M~useli hatte sich noeh einmal ein Reeurrensrezidiv spontan gezeigt.

Zusammen]assend k6nnen wir also sagen: die Uber- in/ektionen yon Reeurrensmdusen mit Naganaerregern in In- ]ektionsstadien, in denen bereits die t~ecurrens im ErlSschen begri]/en ist, ]i~hrt in einem bemerlcenswert hohen Prozentsatz der F~ille zum Wiedererseheinen yon Recurrenserregern im Blute. Wahrscheinlieh gelingt es mit dieser Methode, die Recurrens- infektion in allen F~llen wieder manifest zu machen, selbst wenn bei v611iger Immuni t~t nur noch eine latente Infektion der inneren Organe besteht.

Es sind nun weitere Versuctle darfiber anzustellen, um die Gri~nde ffir diese Erscheinungen zu kl~ren. In Betracht zu ziehen ist, ob I. durch die Naganainfektion die bereits be- stehende hochgradige Recurrensimmunit~t so geschw~ch• wird, d a b dadurch das Wiederauftreten yon Recurrens- spiroeh~ten im Blur erm6glicht wird oder 2. eine direkte oder

*) Der Stamm wurde mlr yon Herrn Dr. R(~HL, ElberfMd, freundl, flberlassen. Er stammt ursprfinglich aus dem Robert Koch-Institut in Berlin.

indirekte gegenseitige Beeinflussung der beiden Erreger eine sotche biologische Anderung der Recurrens bewirkt, dal3 sie zum Wiederau~treten im Blur bef~higt wird. Die bisherigen Untersuchungen in dieser Richtung sprechen im Gegensatz zu den Ergebnissen JOSEPHS daffir, dab es sich wahrschein-

'lich um eine direkte Beeinflussung der Krankheitserreger dabei handelt. Unterslicht wurde besonders eine indirekte Beeinflussung unter dem Gesichtspunkt, dab durch die Naganainfektion eilie unspezifische Eiweigwirkung ausge- 16st wird, die eine Aktivierung der Kranldleitsherde wohl bewirken kSnnte, doch verliefen die Untersuchungen in dieser Richtung bisher negativ. Beziiglich der ersten M6glichkeit sind die Versuche noch nicht abgeschlossen und es wird auf die demn~chst erscheinende ausffihrliche Publikation verwiesen. In dieser soil dann aueh auf die Beziehungen der Recurrens- Naganainfektion zur Syphilis-Malariainfektion eingegallgen werden. (Aus der Hautlclinilc der Medizinischen Akademie, Di~sseldor] [Direktor: Pro/essor C. Stern].)

HAUT UND ANTIRACHITISCHER FAKTOR. Vo n

C, FALKEN~:EIM.

In vitro mit der Quarzlampe bestrahlte Haut wird nach den Untersliehungen yon H~ss, sowie GY6RGY und PoPo- VlClU durch Bildung des antirachitischen Faktors aktiviert, w~hrelid unbestrahlte Haut sich ira Rattenverslich als v611ig wirkungslos erweist. Uber eine entsprechende Wirkulig der Hautbestrahlung in vivo ist nichts bekannt ; dab der Mechanis- mus der gleiche ist wie bei der ill vitro Bestrahlung , ist zu- n~chst nur hypothetische Annahme.

Es wurden deshalb folgende Untersuchungen angestellt: Lebende Ratten wurden eine Zeitlang unter sicherer Ab- deckung des fibrigen K6rpers partiell mit der Quarzlampe bestrahlt. Die direkt bestrahlten, sowie die nichtbestrahlten Hautpart ien wurden nach T6tung dieser Tiere im lege artis mit der DiS~t 3143 (Mc COLLU•, SIMMO~DS, SHIPLEY, PARK) durehgeffihrten Rattenversnch als Zulage verffittert.

Es wurde festgestellt:

I. Auch in vivo wird direkt bestrahlte Haut antirachitisch wirksam.

2. Isolierte Bestrahlung einer Hautpart ie macht auch die anderen, nichtbestrahlten Hantteile antirachitisch wir'ksam.

3. Die direkt bestrahlte Hautpart ie wirkt starker anti- raehitisch als die nichtbestrahlte des gleichen Tieres.

Weitere Untersuchungen fiber die antiraehitische Akti- vierung auch innerer Organe durch Bestrahlulig lebender Tiere sind im Gange.

Die ausffihrliche Darstellung der Versuche, sowie die Be- sprechung der sieh daraus ftir den Mechanismus der anti- rachitisehen Quarzlampenwirkung in vivo ergebenden theo- retischen Folgeruligen wird an anderer Stelle erfolgen. (Aus der Universit~ts-Kinderlclinik zu KSnigsberg i. Pr. [Dir. : Pro/. Dr. Stoeltzner ]. )

QUARZLAMPENBESTRAHLUNG VON KOHEN UND ANTI- RACHITISCHE WIRKSAMKEIT IHRER MILCH.

a) Klinische Untersuchungen*). V o n

C. F A L K E N H E I M .

In ihren groB angelegten Untersuchungen fiber den EinfluB voli Fut ter und Sonnenlictit auf den wachstums- f6rdernden und antirachitischen Wert yon Kuhmilch konnte ETHEL M. LUCE zu keinem eindeutigeli Ergebnis komrnen, welchem der beiden Faktoren die gr6Bere Bedeutung ffir

*) Mit Unterstfitzung des Universit~ttsbundes der Albertus-Universit~t.

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2072 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

den Vi tamingeha l t der Milch zukommt . Sic selbst neigte dazu, auch hinsicht l ich der an t i rachi t i schen Wer t igke i t gegent iber der L ich te inwi rkung dem F u t t e r den Vor rang einzur~tumen. Bei der B e d e u t u n g einer vol lwer t igen Kuh- mi lch fiir die S~uglingsern/~hrung und der Abh~tngigkeit ihrer E rzeugung yon F t i t t e rungs techn ik und Tierhal tung, war eine Kl~rung dieser F rage auch yon prak t i sch p~diat r i - schem Interesse. Nachdem ich exper imente l l zeigen konnte , dab auch bei par t ie l le r Bes t r ah lung des KSrpers in v i v o mi t der Quarz lampe in den n ich t bes t rah l ten Tei len an t i rachi t i scher F a k t o r nachweisbar wird (vgl. vors tehende Arbeit) erschienen die Vorausse tzungen ffir eine Bea rbe i tung der F rage gegeben, ob durch Bes t rah tung yon v i t aminf re i er- n~thrten Milchkfihen mi t der Quarzlampe die Milch ant i - rachi t i sche Eigenschaf ten erhMt, die sich im kl inischen Hei lversuch auszuwirken vermSgen.

Die Best rahlungen*) der Versuchskuh wurden im Tier- zuch t in s t i t u t der A lbe r tu s -Un ive r s i t~ t durchgef t ihr t ; dem Di rek to r dieses Ins t i tu tes , He r rn Professor Dr. VOLTZ, bin ich ftir sein freundliches E n t g e g e n k o m m e n zu D a n k ver- pfl ichtet .

Die Milch der bes t rahl ten , nach e inem yon Her rn Prof. Dr. VOLTZ aufgeste l l ten Reg ime v i taminf re i e rn~hr ten Kuh, sowie die Milch eines unbes t rah l t en Tieres bei Vol l fu t ter wurde im kl inischen Hei lversuch an rachi t ische S~tuglinge verf i i t te r t .

Es ergab sich: I. Die Milch der n ich tbes t rah l t en K u h erwies sich als an t i rachi t i sch v611ig wirkungslos.

2. Die Milch der bes t rah l ten K u h lieB a m Schlusse der Bes t rah lungsper iode ganz geringe t t e i lwi rkungen erkenneu.

I m kl inischen Hei lversuch ist also die Ver le ihung antio rachi t i scher E igenschaf ten an die Milch du tch Bes t rah lung der K u h n ich t m i t Sicherhei t festzustel len. Als ant i rachi t i - sches T l i e rapeu t i cum kann eine solche Milch n ich t ve rwende t werden. Ob Milch bes t rah l te r Kfihe prophylaktiseh ant i - rachi t i sch wirkt , l~13t sich naturgem~13 am Menschen nicht priifen.

Die ausfi ihr l iche Dars te l lung der Versuche wird an anderer Stelle erfolgen. ( Aus der Universitdits-Kinderklinilc zu KSnigs- berg, Pr. [Direktor: Pro/. Dr. Stoeltzner].)

R I F T . 5. J A H R G A N G . Nr . 44 2 9. OKTOBER 1926

b) Exper imente l le Untersuchungen.

Von

W. V/3LTZ, W. KIRSC~ und C. F A L K ~ H E I ~ .

Da im kl inischen Hei lversuch ant i rachi t i sche Eigen- schaf ten der Milch bes t rah l te r Kfihe n ich t mi t Sicherhei t festgestel]t werden konnten (vgl. vors teh. Arbeit) , theore t i sch aber eine solche Wi rkung durchaus zu erwar ten war, wurden zur En t sche idung dieser auch prak t i sch wicht igen F rage P rophy laxe - und Hei lversuche an R a t t e n gegen die Rachi t i s erzeugende Di/it 3143 durchgeffihrt . In ver- schiedenen Versuchsper ioden mi t Var ia t ion des Fu t t e r s der Ktihe wurde die Milch einer bestrahl ten, zun~tchst v i t amin - frei ern~thrten Kuh, sowie einer n ich tbes t rah l ten Kont ro l lkuh an R a t t e n als Zulage zur Rachi t i sd i~t verf i i t te r t . Die Aus- wer tung auf ant i rachi t i sche Wirksamke i t der verschiedenen Milchsorten ergab folgende Resu l t a t e :

I. Dutch Bestrahlung der Kuh wird die Milch auch bei vitaminar.mer F,atterung stark antirachitisch wirksam.

2. a) I m Hei lversuch zeigten sich bei Zugabe der Milch der nichtbestra t i l ten, j edoch bei normaler S ta l l f i i t t e rung gehaltenert K u h ganz schwache Heilungsvorg/~nge; ihr Auf t r e t en h/ ingt anscheinend mi t der Dauer der milchfre ien Vorper iode bei den R a t t e n zusammen, wort iber besondere Versuche im Gange sind. In j edem Fal le ist diese Milch der der bes t rah l ten K u h wel t unter legen.

b) I m Prophy laxeve r such erweist sich die gleiehe Milch der unbestrahlten Kuh trotz normaler F~tterung selbst in hohen Gaben yon 8 ccm (bis zu 12 kg Milch je i oo kg Lebend- gewicht und Tag) als antirachitisch vSllig wirkungslos.

Durch Bes t rah lung der Kfihe wird also die Milch ant i - rachi t i sch wirksam. Ffir die an t i rachi t i sche Wer t igke i t der Milch ist die Bestrahlung der Ktihe maggebend gegentiber dem Fu t t e r . E ine Wi rkung auch des Fu t t e r s (Grtinfutter) kann der Lebe r t r anzufuhr beim Menschen vergl ichen werden.

Die ausft ihrl iche Dars te l lung der Versuche sowie die Besprechung der sich aus ihnen ergebenden theore t i schen und prakt i schen Folgerungen wird an anderer Stelle ge- schehen. ( Aus dem Tierzucht=Institut der Albertus-Universitdit [Direlctor: Pro/. Dr. VOltz] und der Universitdits-Kinderlclinilc zu K6nigsberg i. Pr. [Direlctor: Pro]. Dr. Stoeltzner].)

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G .

ZUR PATHOLOGIE. DES VEN(JSEN SYSTEMS. Von

Dr. P. ZADIK, H a m b u r g ,

Zu den zwei aus der Abteilung MOHLENS 1) des Tropenhygieni- schen Institutes von GONT~IER 2) ver6ifentlichten FMlen yon Argo- chromwirkung bei sepsisartigen Zust~nden (Dtsch. reed. Wochen- schrift 192o, Nr. 23 und 24 und Mflnch. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 18) sei hier ein Seitenstiick dargestellt, das sich noch ganz be- sonders dutch die Eigenart des Krankheitsbildes auszeichnet. In den mir zugiinglichen Lehrbfichern land ich keinen Hinweis auf diesen Fall, und verschiedene zur Beratung gebetene erfahrene Kliniker kannten ebenfalls keine ~hnlichen F~lle.

Es handelte sich um einen 48j~hr., kr~ftigen Mann aus gesunder Familie; nie ernst krank gewesen ; Abusus nicotianae oder spirituo- sorum liegt nicht vor; vor 20 Jahren in den Tropen (Sfidamerika) angeblich luetisehe Infektion; hXufige und grtindliche Kuren, niemals sekund~re Zeichen beobachtet; stets sero-negativ geblieben ; vor 15 Jahren verheiratet, Ehefrau bis auf tuberkul6se Spitzen- affektion stets gesund, 2 gesunde Kinder, keine Aborte. Pat. machte im Frt~hjahr 1925 eine leichte Grippe dutch, die mit Husten, Sehnupfen, t(opfweh, Gliederschmerzen etwa I Woche anhielt und ohne Folgen verheilte. An einem sehr heiBen Tage des August 1925 tiberfiel ihn eine kurze Ohnmacht, die ffir einen Tag Schwindel und Ubelkeit und ffir 3 Tage einen ziehenden Schmerz in den Ober-

*) Diezu denTierbestrahlungen verwendete h~ngende Jesioneklampe mit zwei Brermern wurde mix yon der Quarzlampengesellschaft m. b. H., Hanau, bereitwilligst zur Verffigung gesteUt.

armen verursachte. Der Zustand wurde als Hitzschlag gedeutet. In] August und September wiederholten sich diese ,,AnfAlle" etwa 3mal in leichterer Form, auch bei ktihlerem Wetfer. Das Ziehen in den Armen stand im Vordergrund. Die genauere Untersuchung gewann weder am Herzen noch an den Nieren oder am Nerven- system irgend etwas besonderes. Coffeindarreichung beschleunigte den Riiekgang der Symptome.

Anfang Oktober 1925 empfindet Pat. nach einer kleinen sport- lichen Ubung (Hebung der FuBspitze an das Kinn) einen heftigen Schmerz an der Innenseite des rechten Oberschenkels; man finder hier ein ca. 4 cm im Durchmesser groBes, hartes Infiltrat, das auf Druck schmerzt (MuskelriB oder H~tmatom). Eine V~roche sp~tter zeigt sich auf dem rechten Ffil?rticken in ca. 6 cm Ausdehnung eine thrombosierte Vene, dere~ Umgebung weder ger6tet noch 6demat6s ist, aber bei Bewegung und Druck heftig schmerzt. Mit der Deutung dieses t3efundes als Folgen des Traumas konnte es vorerst sein Be- wenden haben ; als aber nach wieder einer Woche an der Innenseite des linken Kniegelenkes eine neue Thrombose einer t fautvene auf- trat, und yon nun ab alle 8 - - I@Tage (ohne jeden erkennbaren Grund fast regelm/il3ig Freitags) sich immer neue Thrombosen zeig- ten, da stiel3 die Deutung auf Schwierigkeiten, zumal Pat. sich sonst v611ig wohl ifihlte, gut aB, nicht fieberte und sich nur mit M~he im Bert halten lieB. Die einzelnen Thrombosen schmerzen 2--3 Tage, dann verf~trbt sich die Haut brXunlich-gelb, die thrombotische Masse wird hart und l~Bt sich auf der Unterlage rollen; circumscrip- tes ()dem tr i t t nut selten auf, 2-- 3 Wochen sparer scheint die Vene meistens wieder durchg~ngig (Kanalisation oder Resorption). Mitte November klagt Pat. pl6tzlich fiber heftige Schmerzen in der linken Leistengegend. Unter dem Poupartschen Bande und in der linken Unterbauchgegend ist eine Resistenz ffihlbar, Bei Stuhlgang