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Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Alte Geschichte QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT Ein althistorisches Proseminar Skript zum Tutorium Alte Geschichte von Andreas Hartmann (Eichstätt) Herbst 2003

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  • Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät

    Lehrstuhl für Alte Geschichte

    QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT

    Ein althistorisches Proseminar

    Skript zum Tutorium Alte Geschichte

    von

    Andreas Hartmann

    (Eichstätt)

    Herbst 2003

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. VORWORT

    VORWORT Das vorliegende Tutorium hat eine komplexe Entstehungsgeschichte, die schon in sich ein geeignetes Objekt für „German Quellenforschung“ wäre: Seit etlichen Semestern wird in den althistorischen Proseminaren an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ein „Althistorisches Proseminarheft“ eingesetzt, das im Kern von Kai Brodersen für die Universitäten München bzw. Mannheim erstellt, dann aber von Beate Greif und vor allem Gregor Weber auf die Eichstätter Verhältnisse angepasst und aktualisiert wurde. Dieses Proseminarheft, das auch über Eichstätt hinaus auf eine sehr positive Reso-nanz gestoßen ist, steht mittlerweile in einer aktualisierten Version auf den Seiten des Lehrstuhls für Alte Geschichte an der Universität Augsburg (http://www.philhist.uni-augs-burg.de/lehrstuehle/geschichte/alte/materialien.php) zur Verfügung. Als der Autor im Wintersemester 2002/03 erstmals das althistorische Proseminar in Eichstätt durch-führte, war zunächst daran gedacht, einfach das vorliegende „Proseminarheft“ dafür auf den neuesten Stand zu bringen. Es zeigte sich freilich schnell, dass einerseits das „Proseminarheft“ in sich nicht mehr wesentlich verbessert werden konnte, andererseits das neue Proseminarkonzept einen völlig neu gestalteten Reader erforderte: War früher das Tutorium innerhalb der dreistündigen Proseminare seminarbegleitend durchgeführt worden, so wurde es nun im Block dem thematischen Teil mit den Referaten vorangestellt. Daraus erwuchs die Idee, im Rahmen dieses Tutoriums die zur Erstellung eines wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Referates notwendigen Arbeitsschritte gemeinsam nachzuvollziehen, am besten am Beispiel eines Musterthemas, jedenfalls aber anhand anschaulicher Beispiele. Die einzelnen Sitzungen sollten durch Arbeitsaufträge miteinander verbunden werden, um nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in die Arbeit mit den wichtigsten Hilfsmitteln des Faches einzuführen. Die vorliegende Fassung stellt einen ersten Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel dar und bedarf sicher in vielen Punkten noch der Überarbeitung. Im Vergleich zum „Proseminarheft“ versucht das vorliegende Tutorium, praxisnäher und anschaulicher in den Umgang mit Bibliotheken, Quellen und Sekundärliteratur einzuführen, auch um den Preis einer deutlichen Steigerung des Umfangs. Wo Literaturhinweise gegeben werden, wurde stets versucht, durch Kommentierung deutlich zu machen, wozu die fragliche Publikation im praktischen Geschäft des Althistorikers gut ist. In diesem Anliegen berührt sich das Tutorium mit der Bibliographie d’Orientation im Rahmen des Bibliotheca Classica Selecta (http://bcs.fltr.ucl.ac.be/BOPlan.html) – ein vorzügliches Arbeitsinstrument, das leider vielen Studenten hierzulande aufgrund der Sprachbarriere nicht zugäng-lich ist. (Die von Bildungspolitikern oft suggerierte Alternative entweder Latein oder moderne Fremdsprachen funktioniert in der Praxis offensichtlich nicht. Hier heißt es dann oft: weder Latein noch moderne Fremdsprachen.) Damit ist ein weiteres Spezifikum des Tutoriums angesprochen: die Einbindung von altertumswissen-schaftlichen Internetangeboten. Deren Erschließung stellt in hiesigen Proseminaren ein Problem dar, weil der beste Katalog solcher Ressourcen, nämlich Alessandro Cristoforis Rassegna (http://www.rassegna.unibo.it), wiederum den meisten Studenten unzugänglich bleibt. Das deutsche Pendant KIRKE (http://www.kirke.hu-berlin.de, ergänzt durch http://www.kirke.hu-ber-lin.de/vl/vlagdt.html) kann sich aber weder an Umfang noch bezüglich der Kommentierung mit den Rassegna messen. Diesen Problemen steht das enorme Potential des Internets auch für die Altertumswissenschaft gegenüber. Dabei ist gar nicht in erster Linie an die Forschung zu denken, wo etwa im Bereich der Epigraphik die Einsicht um sich greift, dass ständig zu aktualisierende Online-Datenbanken mittelfristig die einzig sinnvolle Publikationsform darstellen werden – schon aus Kosten-gründen. Gerade im Bereich der universitären Lehre scheint das Internet große Möglichkeiten zu bie-ten: Hier können z. B. qualitativ hochwertige Abbildungen zu verschiedenen Inschriftentypen, Papyri und Münzen direkt in das Tutorium eingebunden werden. Die elektronischen Medien ermöglichen eine Anschaulichkeit, die in gedruckter Form unbezahlbar oder durch Literaturverweise nur sehr mühsam nachzuvollziehen wäre. Beiden Aspekten, der zunehmenden Bedeutung von Datenbanken für Litera-tur- und Quellenrecherche und dem Veranschaulichungspotential des Internet, sucht das vorliegende Tutorium gerecht zu werden. Praktisch würde das im Seminar ohne die vorzügliche Multimediaausstat-tung der Eichstätter Hörsäle nicht funktionieren. Das neue Tutorium kann und will existierende Einführungsliteratur inklusive des „Proseminarheftes“ nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Im Rahmen der Eichstätter Proseminare findet das Tuto-rium daher in Verbindung mit dem Studienbuch von Hans-Joachim Gehrke und Helmuth Schneider (Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, Stuttgart u. a. 2000) sowie der exzellenten Einführung von Rosemarie Günther (Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn u. a. 2001, (= UTB. 2168)) Verwendung.

    KATHOLISCHE UNIVERSITÄT EICHSTÄTT-INGOLSTADT LEHRSTUHL FÜR ALTE GESCHICHTE

    http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/geschichte/alte/materialien.phphttp://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/geschichte/alte/materialien.phphttp://bcs.fltr.ucl.ac.be/BOPlan.htmlhttp://www.rassegna.unibo.it/http://www.kirke.hu-berlin.de/http://www.kirke.hu-berlin.de/vl/vlagdt.htmlhttp://www.kirke.hu-berlin.de/vl/vlagdt.html

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. VORWORT Obwohl also das vorliegende Tutorium in seiner Konzeption und der Formulierung der Fließtexte von Grund auf neu geschrieben wurde, wäre seine Erstellung doch ohne die für die Erstellung des „Proseminarheftes“ geleistete Kärrnerarbeit unmöglich gewesen. Viele Literaturangaben, die Ausführungen zu den Eigenheiten der RE und das Beispiel für ein korrektes Zitierschema wurden – wo nötig mit aktualisierenden Modifikationen – übernommen. Hätte das Rad völlig neu erfunden werden müssen, wären die eigenständigen Beiträge des Tutoriums notwendig viel magerer ausgefallen. Den Autoren des „Proseminarheftes“, vor allem Gregor Weber, gebührt daher an dieser Stelle herzlicher Dank. An der Universität Zürich befindet sich eine interaktive Einführung in die Alte Geschichte (EAG) in Ent-wicklung (http://www.hist.unizh.ch/eag). Deren Benutzung wird wärmstens empfohlen, auch wenn die EAG gegenwärtig eher ein Repetitorium zur Lektüre des Studienbuches von Hans-Joachim Gehrke und Helmuth Schneider darstellt, denn eine eigenständige Einführung in die Methoden des Faches und seiner Grundwissenschaften. Hier ist jedoch viel von der im Rahmen des Antiquit@s-Projektes geplan-ten Weiterentwicklung zu erhoffen, deren Zielrichtung sich an den bereits verfügbaren Pilotmodulen (http://elearning.unifr.ch/antiquitas) ablesen lässt.

    Eichstätt, Otkober 2003

    rtAndreas Ha mann

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    http://www.hist.unizh.ch/eaghttp://elearning.unifr.ch/antiquitas

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    INHALTSVERZEICHNIS

    I. EINFÜHRUNG ...................................................................................................4

    1 Einige Präliminarien..............................................................................................4

    1.1 Allgemeine Studienplanung .....................................................................................4 1.2 Veranstaltungen in Alter Geschichte.........................................................................9 1.3 Stundenplan und Zeitplanung................................................................................10 1.4 Ansprechpartner und Studienberatung ...................................................................10

    2 Ziel und Gliederung des althistorischen Proseminars ............................................. 10

    3 Weitere Einführungsliteratur................................................................................ 11

    II. BIBLIOTHEKEN (BES. UB EICHSTÄTT) ................................................................13

    1 Bibliotheksstruktur.............................................................................................. 18

    2 Systematik ......................................................................................................... 18

    3 Verbundkataloge und Fernleihe ........................................................................... 19

    III. SEKUNDÄRLITERATUR......................................................................................21

    1 Wozu Sekundärliteratur? ..................................................................................... 21

    2 Erstinformation .................................................................................................. 21

    2.1 Lexika .................................................................................................................21 2.2 Überblicksdarstellungen, Reihen und Handbücher ...................................................23

    3 Bibliographieren ................................................................................................. 28

    3.1 Unsystematisches Bibliographieren ........................................................................28 3.2 Systematisches Bibliographieren ............................................................................29

    4 Exzerpieren........................................................................................................ 31

    IV. QUELLEN I: QUELLENKRITIK UND LITERARISCHE QUELLEN ...................................34

    1 Methodik der Quellenkritik .................................................................................. 34

    1.1 Eigenart der Alten Geschichte................................................................................34 1.2 Kategorien von Quellen.........................................................................................34 1.3 Methode der Quellenkritik .....................................................................................36 1.4 Quellengattungen.................................................................................................38

    2 Literarische Quellen............................................................................................ 38

    2.1 Problematik der Überlieferung ...............................................................................39 2.2 Textsicherung ......................................................................................................40 2.3 Echtheitskritik ......................................................................................................40 2.4 Zitierweise...........................................................................................................41 2.5 Textlektüre und Übersetzungen .............................................................................41 2.6 Kommentare........................................................................................................42 2.7 Datenbanken .......................................................................................................43

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 3 V. QUELLEN II: MÜNZEN UND INSCHRIFTEN ...........................................................46

    1 Numismatik........................................................................................................ 46

    1.1 Gegenstand und Einführungen ..............................................................................46 1.2 Preise..................................................................................................................48 1.3 Corpora...............................................................................................................49 1.4 Datenbanken .......................................................................................................49

    2 Epigraphik ......................................................................................................... 50

    2.1 Gegenstand und Einführungen ..............................................................................50 2.2 Corpora...............................................................................................................53 2.3 Methodik und Editionspraxis..................................................................................54 2.4 Bibliographie........................................................................................................57

    VI. QUELLEN III: PAPYRI UND ARCHÄOLOGISCHE QUELLEN .......................................61

    1 Papyrologie ........................................................................................................ 61

    1.1 Gegenstand und Einführungen ..............................................................................61 1.2 Datenbanken .......................................................................................................63

    2 Archäologie........................................................................................................ 65

    VII. WEITERE HILFSWISSENSCHAFTEN .....................................................................68

    1 Onomastik ......................................................................................................... 68

    2 Prosopographie .................................................................................................. 70

    3 Chronologie ....................................................................................................... 72

    4 Geographie ........................................................................................................ 73

    5 Topographie....................................................................................................... 74

    VIII. ABFASSUNG EINER WISSENSCHAFTLICHEN ARBEIT...............................................76

    1 Orientierungsphase ............................................................................................ 76

    2 Sammlungs- und Lesephase................................................................................ 76

    3 Ausarbeitungsphase ........................................................................................... 77

    3.1 Referat................................................................................................................77 3.2 Hausarbeit/Abschlussarbeit/Aufsatz .......................................................................77

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    I. EINFÜHRUNG

    1 Einige Präliminarien

    1.1 Allgemeine Studienplanung Das Studium der Geschichtswissenschaft erfolgt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KUE) vor allem im Rahmen der Lehramts- und Magisterstudiengänge. Wichtig für Ihre Studienplanung sind vor allem die Unterscheidungen zwischen vertieften und nicht vertieften Studiengängen, sowie zwischen Haupt- und Nebenfach. Oft ist in Studienbera-tungen auch von Studien- und Prüfungsordnungen die Rede, ohne dass den Studierenden der Unterschied immer klar wäre. Während Prüfungsordnungen verbindliche Regelungen über Zulassungsvoraussetzungen, Durchführung und Bewertung einer bestimmten Abschlussprüfung enthalten, handelt es sich bei Studienordnungen um unverbindliche Empfehlungen, die von den Fakultäten auf Grundlage der in den Prüfungsordnungen festge-legten Anforderungen ausgearbeitet werden. Zunächst zu den Lehramtsstudiengängen: Hier ist zu unterscheiden zwischen dem vertieften Studium für das Lehramt am Gymnasium und dem nicht vertieften Studium für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen. Praktisch hat diese Differenzierung für Sie die Konsequenz, dass Sie als vertieft Studierender im Fach Geschichte eine akademische Zwischenprüfung spätestens bis zum Vorlesungsbeginn des 7. Semesters ablegen müssen, um zum Hauptstudium zugelassen zu werden. Den nicht vertieft Studierenden bleibt dies erspart. Diese akademische Zwischenprüfung ist eine universitäre Prüfung, deren Modalitäten durch die Akademische Zwischenprüfungsordnung (ZPO) bestimmt werden, die Sie im Prü-fungsamt erhalten (s. unten). Die fachwissenschaftliche Abschlussprüfung, das erste Staatsexamen, wird für Bayern durch die Lehramtsprüfungsordnung für das erste Staatsex-amen (LPO I) geregelt. Die jeweils aktuelle (!!) Fassung konsultieren Sie am besten unter http://www.stmuk.bayern.de/km/lehrerbildung/allgemeines/rechtliche_grundlagen/index.shtml. Um Ihr Studium sinnvoll planen zu können, sollten Sie sich frühzeitig mit der LPO I ver-traut machen; bedenken Sie dabei auch, dass angesichts der ständigen Änderungen auch die lokalen Prüfungsämter und Studienberatungen nicht immer auf dem neuesten Stand sind. Machen Sie sich daher in jedem Fall auch eigenständig kundig! Von allen Staatsexamenskandidaten ist eine Zulassungsarbeit zu fertigen, die „die Fähigkeit zu selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten erkennen lässt“ (LPO I § 30 Abs. 5). Auch das Lehramtsstudium ist also ein wissenschaftlicher Abschluss! Im Folgenden werden die beson-ders einschlägigen Paragraphen für Scheinanforderungen und Prüfungsinhalte angeführt: Nicht vertieftes Studium (LPO I § 51):

    (1) Fachliche Zulassungsvoraussetzungen

    1. Kenntnisse in zwei Fremdsprachen

    2. Nachweis der erfolgreichen Teilnahme an

    a. einem Hauptseminar, wahlweise aus der Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Ge-schichte (Lehrveranstaltungen in Landesgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, osteuropäischer und außereuropäischer Geschichte gelten je nach ihrer Thematik als Lehrveranstaltungen der Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Geschichte),

    b. zwei fachdidaktischen Lehrveranstaltungen.

    (2) Inhaltliche Prüfungsanforderungen

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    http://www.stmuk.bayern.de/km/lehrerbildung/allgemeines/rechtliche_grundlagen/index.shtmlhttp://www.stmuk.bayern.de/km/lehrerbildung/allgemeines/rechtliche_grundlagen/index.shtml

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    1. Vertrautheit mit Hilfsmitteln und Methoden.

    2. Überblick über die zentralen Vorgänge und Probleme der Alten, Mittelalterlichen, Neueren und Neuesten Geschichte einschließlich der Landesgeschichte (Bayerische Geschichte).

    3. Vertiefte Kenntnis je eines größeren zeitlichen oder thematischen Bereichs aus der Alten oder Mittelalterlichen und aus der Neueren oder Neuesten Geschichte (Angabe gemäß § 21 Abs. 2 Satz 4). Soweit eine mündliche Prüfung in Landesgeschichte abgelegt wird, ist einer der Be-reiche im Sinn des Satzes 1 aus der Landesgeschichte zu wählen. Die vom Prüfungsteilnehmer gewählten Bereiche werden im Rahmen der mündlichen Prüfung angemessen berücksichtigt.

    4. Fähigkeit, die gewählten Bereiche unter Berücksichtigung europäischer und außereuropäischer Aspekte in den gesamthistorischen Zusammenhang einzuordnen und Interdependenzen mit anderen Sozial- und Geisteswissenschaften aufzuzeigen.

    5. Fähigkeit, Quellen und Darstellungen zu den gewählten Bereichen zu analysieren und zu inter-pretieren.

    6. Fachdidaktische Kenntnisse (§ 37), insbesondere:

    a. Kenntnis verschiedener Argumente aus der Diskussion über die Bildungsbedeutsam-keit von Geschichte und die psychologischen Bedingungen und Wirkungen des Ge-schichtsunterrichts,

    b. eingehende Kenntnis der geltenden Lehrpläne für den Geschichtsunterricht in der jeweiligen Schulart,

    c. Fähigkeit, Unterrichtsgegenstände für den Geschichtsunterricht auszuwählen, auch unter fachübergreifenden Gesichtspunkten,

    d. Fähigkeit, die verschiedenen zur Verfügung stehenden Medien für den Geschichtsunterricht zu benutzen,

    e. Fähigkeit, Quellen für die geschichtliche Bildung zu erschließen.

    (3) Prüfungsteile

    1. S c h r i f t l i c h e Prüfung

    a. Eine Aufgabe aus der Alten Geschichte oder aus der Mittelalterlichen Geschichte (Bearbeitungszeit: 4 Stunden); das gewählte Teilgebiet ist bei der Meldung zur Prüfung anzugeben; es werden jeweils mehrere Themen zur Wahl gestellt;

    b. eine Aufgabe aus der Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt in der Neueren oder der Neuesten Geschichte (Bearbeitungszeit: 4 Stunden); das gewählte Teilgebiet ist bei der Meldung zur Prüfung anzugeben; es werden jeweils mehrere Themen zur Wahl gestellt, darunter auch mindestens ein Thema zur Landesgeschichte;

    c. eine Aufgabe aus der Fachdidaktik (Bearbeitungszeit: 3 Stunden); drei Themen werden zur Wahl gestellt.

    2. M ü n d l i c h e Prüfung

    a. Alte Geschichte oder Mittelalterliche Geschichte (Dauer: 25 Minuten);

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    die Prüfung ist in dem Teilgebiet abzulegen, das für die schriftliche Prüfung nicht ge-wählt wurde;

    b. Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt in der Neueren oder der Neuesten Ge-schichte (Dauer: 25 Minuten); die Prüfung ist in dem Teilgebiet abzulegen, das für die schriftliche Prüfung nicht ge-wählt wurde; auf Antrag kann die Prüfung aus der Mittelalterlichen Geschichte oder aus der Ge-schichte der Neuzeit ausschließlich auf die Landesgeschichte bezogen sein (Angabe im Zulassungsgesuch);

    c. Fachdidaktik (Dauer: 20 Minuten).

    (4) Besondere Bestimmungen für die Erweiterung mit Geschichte 1 Es entfallen die Zulassungsvoraussetzungen nach Absatz 1 Nr. 2. 2 Bei Erweiterung des Studiums für das Lehramt an beruflichen Schulen entfällt darüber hinaus der Nachweis der Kenntnisse in der zwei-ten Fremdsprache (Absatz 1 Nr. 1).

    Vertieftes Studium (LPO I § 71):

    (1) Fachliche Zulassungsvoraussetzungen

    1. Gesicherte Kenntnisse in zwei Fremdsprachen, darunter Latein (Nachweis durch das Latinum).

    2. Nachweis der erfolgreichen Teilnahme an

    a. einem Hauptseminar aus der Alten oder Mittelalterlichen Geschichte,

    b. einem Hauptseminar aus der Neueren oder Neuesten Geschichte; zu Buchstaben a und b: Lehrveranstaltungen in Landesgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, osteuro-päischer und außereuropäischer Geschichte gelten je nach ihrer Thematik als Lehr-veranstaltungen der Alten, Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Geschichte;

    c. einer Lehrveranstaltung zu Theorie und Methode der Geschichtswissenschaft,

    d. einer Lehrveranstaltung aus den historischen Hilfswissenschaften (z. B. Archäologie, Epigraphik, Paläographie, Diplomatik, Historische Statistik),

    e. einer fachdidaktischen Lehrveranstaltung.

    (2) Inhaltliche Prüfungsanforderungen

    1. Vertrautheit mit Hilfsmitteln und Methoden.

    2. Allgemeine Kenntnis der Alten, Mittelalterlichen, Neueren und Neuesten Geschichte (insbeson-dere Außenpolitik, Innenpolitik, Verfassungsgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, po-litische Ideen) einschließlich der Landesgeschichte (Bayerische Geschichte).

    3. Vertiefte Kenntnis von je zwei größeren zeitlichen oder thematischen Bereichen aus der Alten oder Mittelalterlichen, aus der Neueren oder Neuesten Geschichte und aus der Landesge-schichte; die gewählten Bereiche sind gemäß § 21 Abs. 2 Satz 4 anzugeben.

    4. Fähigkeit, die gewählten Bereiche unter Berücksichtigung europäischer und außereuropäischer Aspekte in den gesamthistorischen Zusammenhang einzuordnen und Interdependenzen mit

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    anderen Sozial- und Geisteswissenschaften aufzuzeigen.

    5. Fähigkeit, Quellen und Darstellungen zu den gewählten Bereichen zu analysieren und zu inter-pretieren.

    6. Fachdidaktische Kenntnisse gemäß § 37.

    (3) Prüfungsteile

    1. S c h r i f t l i c h e Prüfung

    a. Eine Aufgabe aus der Alten Geschichte oder aus der Mittelalterlichen Geschichte (Bearbeitungszeit: 5 Stunden); das gewählte Teilgebiet ist bei der Meldung zur Prüfung anzugeben; es werden jeweils mehrere Themen zur Wahl gestellt, darunter im Teilgebiet Mittel-alterliche Geschichte auch mindestens ein Thema zur Landesgeschichte;

    b. eine Aufgabe aus der Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt in der Neueren oder der Neuesten Geschichte (Bearbeitungszeit: 5 Stunden); das gewählte Teilgebiet ist bei der Meldung zur Prüfung anzugeben; es werden jeweils mehrere Themen zur Wahl gestellt, darunter auch mindestens ein Thema zur Landesgeschichte.

    2. M ü n d l i c h e Prüfung

    a. Alte Geschichte oder Mittelalterliche Geschichte (Dauer: 30 Minuten); die Prüfung ist in dem Teilgebiet abzulegen, das für die schriftliche Prüfung nicht ge-wählt wurde;

    b. Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt in der Neueren oder der Neuesten Ge-schichte (Dauer: 30 Minuten); die Prüfung ist in dem Teilgebiet abzulegen, das für die schriftliche Prüfung nicht ge-wählt wurde;

    c. Landesgeschichte (Dauer: 20 Minuten),

    d. Fachdidaktik (Dauer: 30 Minuten). Im Rahmen der mündlichen Prüfungen gemäß Buchstaben a bis c werden die ge-wählten zeitlichen und thematischen Bereiche (Absatz 2 Nr. 3) angemessen berück-sichtigt.

    (4) Bewertung Bei der Ermittlung der Durchschnittsnote nach § 33 Abs. 4 Nr. 1 werden die schriftlichen Leistungen nach Absatz 3 Nr. 1 Buchst. a und b je fünffach, die mündlichen Leistungen nach Absatz 3 Nr. 2 Buchst. a und b je zweifach und die mündliche Leistung nach Absatz 3 Nr. 2 Buchst. c einfach gewer-tet. (5) Besondere Bestimmungen für die Erweiterung mit Geschichte Es entfallen die Zulassungsvoraussetzungen nach Absatz 1 Nr. 2.

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 8 Sie sehen, dass die Alte Geschichte im Studium für das Lehramt nicht umgangen werden kann. Der Abschluss für das Lehramt an Gymnasien ist im Hinblick auf eine weitere wissen-schaftliche Laufbahn dem Magisterabschluss völlig gleichwertig, berechtigt also ebenso zur universitären Lehre und zur Aufnahme eines Promotionsstudiums im Fach Geschichte. Entsprechende Ansprüche sind mit dem Abschluss verbunden. Die in den Staatsexamina der letzten Jahre gestellten Aufgaben können Sie unter http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/examen/st_ex.html einsehen und sich so einen Ein-druck darüber verschaffen, was von Ihnen am Ende Ihres Studiums erwartet wird. Nun zu den Magisterstudiengängen: Der Magister Artium (M.A.) ist ein universitärer Ab-schluss, dessen Vergabe von jeder einzelnen Universität individuell geregelt werden kann. Die Fachprofile und Prüfungsanforderungen differieren daher erheblich, was bei einem Wech-sel des Studienortes zu Schwierigkeiten führen kann. An der KUE ist das Fach Geschichte traditionell relativ breit angelegt. Die Universität vergibt einen M.A.-Titel in Geschichte, nicht in Alter Geschichte usw. Deshalb ist mit der Wahl eines geschichtlichen Teilgebietes als Hauptfach zwangsläufig die Wahl eines weiteren geschichtlichen Teilgebietes als Nebenfach verbunden. Für beide Teilgebiete wird jedoch nur eine Zwischenprüfung durchgeführt. Zu den Anforderungen für die Zwischenprüfung im einzelnen: Hauptfach und Lehramt für das Gymnasium (ZPO § 24 Absch. I Nr. 1a):

    (1) Fachliche Zulassungsvoraussetzungen: a. Nachweis der erfolgreichen Teilnahme an je einem Proseminar der Alten, Mittleren

    und Neueren bzw. Neuesten Geschichte (Proseminare in Landesgeschichte, Wirt-schafts- und Sozialgeschichte, osteuropäischen und außereuropäischer Geschichte gelten je nach ihrer Thematik als Proseminare der Alten, Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Geschichte).

    b. Nachweis der erfolgreichen Teilnahme an einer Übung nach Wahl zu verschiedenen geschichtlichen Epochen und Regionen.

    (2) Inhaltliche Prüfungsanforderungen: a. Grundkenntnisse der Methoden und wichtigsten Arbeitsmittel der Geschichtswissen-

    schaft. b. Grundkenntnisse in einer Epoche oder einem Problembereich aus jedem der drei

    Hauptgebiete Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Ge-schichte, ersatzweise können je nach Thema Epochen oder Problembereiche aus den oben genannten Äquivalenzbereichen gewählt werden.

    (3) Prüfungsteile: Die Zwischenprüfung besteht aus zwei [ACHTUNG!!! Bald: drei] mündlichen Prüfungen von je 15 Minuten Dauer in zwei der in Absatz 2b genannten Hauptgebiete.

    Nebenfach (ZPO § 24 Absch. I Nr. 1b):

    (1) Fachliche Zulassungsvoraussetzungen: Nachweis der erfolgreichen Teilnahme an zwei Proseminaren aus unterschiedlichen Epochen der Alten, Mittleren und Neueren bzw. Neuesten Geschichte (Proseminare in Landesge-schichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, osteuropäischen und außereuropäischer Ge-schichte gelten je nach ihrer Thematik als Proseminare der Alten, Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Geschichte).

    (2) Inhaltliche Prüfungsanforderungen: Grundkenntnisse in einer Epoche oder einem Problembereich aus zwei der drei Hauptgebiete Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte, ersatzweise kön-nen je nach Thema Epochen oder Problembereiche aus den oben genannten Äquivalenzberei-chen gewählt werden.

    (3) Prüfungsteile: Die Zwischenprüfung besteht aus einer [ACHTUNG!!! Bald: zwei] mündlichen Prüfung von 30 Minuten [Bald: von je 15 Minuten] Dauer in einem [Bald: zwei] der in Absatz 2b genannten Hauptgebiete.

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    http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/examen/st_ex.html

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 9 Daraus folgt, dass im Hauptfachstudium Geschichte eine Beschäftigung mit der Alten Ge-schichte im Grundstudium unabhängig von der persönlichen Interessenlage nicht umgangen werden kann! Die Anforderungen und Modalitäten der eigentlichen Magisterprüfung sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst, wobei – anders als bei der Zwischenprüfung – geschichtliches Haupt- und Nebenfach hier getrennt behandelt werden:

    HAUPTFACH NEBENFACH Scheinan orderungen f 2 Hauptseminarscheine 1 Hauptseminarschein

    Magistera beit r 60-80 Seiten - Schriftl. Prü ung f 4 St. 4 St. Mündl. Prü ung f 1 St. 30 Min.

    Auch hier zeigt sich der generalisierende Anspruch des Magisterabschlusses an der KUE: An-ders als etwa an der LMU München sind auch in den Nebenfächern schriftliche Prüfungen abzulegen. Die Gesamtnote errechnet sich aus dem arithmetischen Mittel der Magisterarbeit einerseits und der übrigen Einzelnoten andererseits! Die Nebenfachprüfungen machen also immerhin ca. 33 % der Endnote aus. Es kann sich also durchaus rächen, die Nebenfächer während seines Studiums zu vernachlässigen.

    1.2 Veranstaltungen in Alter Geschichte Grundsätzlich werden vom LAG drei verschiedene Veranstaltungsformen angeboten: Vorlesungen: Vorlesungen dienen der Vermittlung von Überblickswissen über größere Zeitabschnitte oder Problembereiche der Alten Geschichte. Sie gehen auf eine Zeit zurück, in der Bücher teuer und schwer verfügbar waren. Dennoch ist diese Lehrform auch heute keineswegs überholt, ermöglicht doch der Vortrag eine mediale Verstärkung der Wissensver-mittlung und das Eingehen auf Zwischenfragen. Aus praktischen Gründen ist der Besuch von Vorlesungen schon deshalb zu empfehlen, weil so schnell Forschungsmeinung und „Stecken-pferde“ des zukünftigen Prüfers in Erfahrung gebracht werden können. Seminare: Seminare widmen sich enger eingegrenzten Themenstellungen, um an ihnen die methodischen Fähigkeiten der Studenten zu entwickeln. Oftmals spiegeln die angebotenen Veranstaltungen auch die aktuellen Forschungsprojekte der Dozenten, so dass hier ein sehr unmittelbarer Zugang zur Wissenschaft möglich ist. Das im Grundstudium zu besuchende Proseminar zielt darauf ab, zunächst im Rahmen eines Tutoriums die methodischen Grundlagen des Faches zu vermitteln, um dann am konkreten Beispiel den Umgang mit die-sen zu üben. Das althistorische Proseminar sollte daher möglichst frühzeitig besucht werden. Im Hauptstudium soll dann im Hauptseminar idealerweise bereits eigenständiges wissen-schaftliches Arbeiten praktiziert werden. Seminare erfordern stets gründliche Vor- und Nachbereitung, sowie meist die Präsentation eines Referates, zum Scheinerwerb auch die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit. Übungen: Der Name erklärt sich eigentlich selbst. Übungen sind die zweckfreieste – und gerade deshalb oft ergiebigste Form – universitärer Lehre. Kein Stoffplan, keine Referatsliste engen den Fortgang der Veranstaltung ein. Im Idealfall ergibt sich aus der gemeinsamen Quellenlektüre ein kritisches Gespräch zwischen allen Teilnehmern. Auch dies erfordert inten-sive Vorbereitung, doch lassen sich nur so feste „Inseln des Wissens“ schaffen, die Ihnen später im Examen von Nutzen sein können. Einen Sonderfall der Übung stellen die vom LAG angebotenen Grundzüge der griechischen bzw. römischen Geschichte dar: Da einerseits die Alte Geschichte an den weiterführenden Schulen immer stiefmütterlicher behandelt wird, andererseits jedoch die Anforderungen in den Abschlussprüfungen nicht geringer werden, ist es notwendig die Kluft zwischen Schule und Universität möglichst schnell zu überbrücken. Dazu dient einerseits die Erarbeitung von grundlegendem Strukturwissen im Proseminar, andererseits die Vertiefung dieser Kenntnisse und ihre Unterfütterung mit Quellen in den Grundzügen. Im Normalfall wäre es sinnvoll, die Grundzüge nach dem Proseminar zu besu-

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 10 chen. Oftmals wird diese Veranstaltung auch als probates Mittel der Examensvorbereitung begriffen. Dafür wird jedoch in jedem Wintersemester (rechtzeitig einplanen!) ein gesonder-tes Examenskolloquium angeboten, das auf die speziellen Bedürfnisse von Examenskandi-daten einzugehen versucht (Literaturempfehlungen, Besprechung von Staatsexamensaufga-ben). Die Alte Geschichte ist eingebettet in den Verbund der altertumswissenschaftlichen Schwesterdisziplinen Klassische Archäologie und Klassische Philologie. Die jeweiligen Lehr-stühle bieten viele auch für den Historiker interessante Veranstaltungen an.

    1.3 Stundenplan und Zeitplanung Ein kurzes Wort zu diesem wichtigen Thema: Bisweilen wird als Faustregel ausgegeben, den Stundenplan nicht über 20 SWS hinaus auszudehnen, weil sonst die zur Vor- und Nachberei-tung nötige Zeit fehlt. Zugrunde liegt die Annahme, dass pro 1 SWS Veranstaltung etwa 1 SWS Aufbereitung anfallen. Dabei ist freilich zu bedenken, dass die Anforderungen hier je nach Veranstaltung recht unterschiedlich sein können. Historische Proseminare gehören lei-der tendenziell zu den arbeitsintensivsten Veranstaltungen überhaupt: Dabei muss man je-doch berücksichtigen, dass in anderen Fachbereichen dafür die Anzahl der Pflichtscheine deutlich erhöht ist (z. B. Latein: 2 Proseminare und 2 Sprachscheine) oder das Proseminar durch verpflichtende Einführungsseminare (sogenannte „kalte Scheine“) entlastet wird (z. B. Romanistik: 2 Einführungsseminare und 2 Proseminare). An anderen Universitäten werden die historischen Proseminare vorbereitet bzw. ergänzt durch Einführungsseminare und Tuto-rien. All dies ist an der KUE in einem dreistündigen Proseminar komprimiert. Planen Sie da-her auf jeden Fall eine wöchentliche Vor- und Nachbereitungszeit von ca. 4 Stunden ein.

    1.4 Ansprechpartner und Studienberatung Allgemeine Informationen zum LAG (Mitarbeiter, Sprechstunden, Termine, Ankündigungen, Materialien usw.) finden Sie auf der Homepage des Lehrstuhls unter http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/GGF/fachgebiete/Geschichte/Alte%20Geschichte. Daneben erhal-ten Sie aktuelle Informationen über den elektronischen Newsletter des LAG, die Epistula Electronica Quercopolitana (EEQ). Die wichtigsten Ansprechpartner sind:

    • Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Jürgen Malitz Raum: UA 117 E-Mail: [email protected]

    • Wiss. Mitarbeiter: Andreas Hartmann M.A. Raum: UA 132 E-Mail: [email protected]

    Sie können mit uns jederzeit per E-Mail Kontakt aufnehmen. Nutzen Sie die diesbezüglichen Vorteile der kleinen Universität! Der wissenschaftliche Mitarbeiter ist auch außerhalb der regulären Sprechstunden in der Regel täglich zwischen 10 und 16 Uhr in seinem Büro greif-bar.

    2 Ziel und Gliederung des althistorischen Proseminars Das althistorische Proseminar verfolgt zwei Ziele: Erstens sollen Überblickskenntnisse und Strukturwissen in Alter Geschichte vermittelt werden, um auf den Besuch der weiter-führenden Veranstaltungen vorzubereiten. Generell sind die aus der Schule mitgebrachten Vorkenntnisse heute meist erschreckend gering, bisweilen ist nicht einmal ein Wissen über übliche Periodisierungen der Geschichte vorhanden, so dass man sich überhaupt erst einmal darüber verständigen muss, was mit „Antike“ eigentlich gemeint ist. Epochenbezeichnungen wie „Archaik“, „Hellenismus“, „Hohe Republik“ usw. sind zwar wissenschaftlich gesehen nicht unproblematisch, aber zur Verständigung dennoch unerlässlich. In einer Vorlesung sollte auch nicht mehr erklärt werden müssen, was ein Konsul ist. Diese Grundlagen des Faches

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    http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/GGF/fachgebiete/Geschichte/Alte Geschichtehttp://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/GGF/fachgebiete/Geschichte/Alte Geschichtemailto:[email protected]:[email protected]

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 11 bezüglich Periodisierung, Geographie, Terminologie, Eckpunkten der geschichtlichen Entwick-lung sollen durch die gemeinsame kursbegleitende Lektüre eines geeigneten Handbuches vermittelt werden. An der KUE wie an anderen deutschen Universitäten bietet sich hier mo-mentan an:

    Gehrke, H.-J./Schneider, H. (Hgg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, Stuttgart u. a. 2000. [Im Folgenden kurz: Gehrke/Schneider]. Beste wissenschaftliche Überblicksdarstellung in deu scher Sprache mit vielen Ka en und t rt Abbildungen. Als Handbuch zum Le nen und Nachschlagen für Studenten und Lehrer runve zich bar Vor allem für S aatsexamenskandidaten auch für die Prüfungsvorbereitung r t . tsehr nützlich. Zur Anscha ung dringendst empfohlen! ff

    Zu jeder Lektüreeinheit erhalten Sie einen Bogen mit Leitfragen, die Sie beim Lesen abklären sollten. Darüber hinaus steht auf der Homepage des LAG unter der Rubrik „Material“ ein Lernkanon zur Verfügung. Zweitens muss das Proseminar die für den Althistoriker notwendigen handwerklichen Fähigkeiten grundlegen. Es geht also um die Erarbeitung von Kenntnissen über Hilfsmittel und Methoden, aber auch um Anstöße für eine theoretische Durchdringung der eige-nen Tätigkeit als Historiker. In einem ersten Schritt soll Sie das vorliegende Tutorium Schritt für Schritt in das Fach einführen, wobei kleine Arbeitsaufträge bereits die praktische Verwen-dung der Hilfsmittel erfordern. In einem zweiten Schritt sollen Sie anhand des von Ihnen gewählten Referatsthemas das im Tutorium Gelernte anwenden und vertiefen. Neben diesem Reader fußt das Tutorium auf den folgenden Publikationen:

    Günther, R.: Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn u. a. 2001, (= UTB. 2168). [Im Folgenden kurz: Günther]. Exzellente und anschauliche Einführung zum Selbststudium mit vielen konkreten Quellenbeispielen und Illustrationen Als Lek üre für die Semester erien bzw die vorle-. t f . sungsfreie Zeit sehr empfohlen, für Magisters udenten unverzich bar. t tHandreichung zu den althistorischen Proseminaren an der Humboldt-Universität zu Ber-lin: http://www.geschichte.hu-berlin.de/bereiche/ag/lehre/handr.pdf. Enthält neben Literaturangaben und einer Ein ührung in die Methodik des Faches auch fkompakte Ausführungen über Periodisierung, Geschichte des Faches, Geschichte der anti-ken Historiographie etc. Als begleitende (und kostenlose) Lektüre unbedingt empfohlen!

    Am Ende des Proseminars wird in einer Klausur der Lernerfolg überprüft. Entsprechend den vorrangigen Zielen des Proseminars befassen sich die gestellten Fragen v. a. mit Methodik, Hilfsmittelkunde und dem erarbeiteten Grundwissen. Hinzu kommt ein Kurzessay (Quelleninterpretation) aus dem Themenbereich der Veranstaltung.

    3 Weitere Einführungsliteratur Die in diesem Tutorium zusammengestellten Literaturhinweise erheben grundsätzlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weiterführende Aufführungen sei auf (1) verwiesen. Aus der Erfahrung heraus, dass überlange Literaturlisten die tatsächliche Lektüre der meisten Seminarteilnehmer eher vermindern als vermehren, ist hier eine notwendig subjektive Aus-wahl getroffen.

    (1) Vollmer, D./Merl, M./Sehlmeyer, M. u. a.: Alte Geschichte in Studium und Unterricht. Eine Einführung mit kommentiertem Literaturverzeichnis, Stuttgart 1994. Entgegen dem Titel eigentlich ein kommentier es Literaturverzeichnis mit Einführung. Daher weniger ein Buch zum Lesen als vielmehr zum Nachschlagen. Gerade deshalb aber für die praktische A beit nicht weniger nützlich. Markus Sehlmeyer besorgt dan-kenswerterweise eine Seite mit Aktualisierungen im Internet:

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    r -http://sehlmeyer.bei.t

    online.de/vollmer.htm und neuerdings http://www.phf.uni-ros-tock.de/fkw/iaw/download/vollmer.Teil%20A.pdf.

    (2) Bibliotheca Classica Selecta – Bibliographie d’Orientation: http://bcs.fltr.ucl.ac.be/BOPlan.html. Hervorragende kommentierte Grundbibliographie die thematisch nach Fachgebie en , t

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    http://www.geschichte.hu-berlin.de/bereiche/ag/lehre/handr.pdfhttp://sehlmeyer.bei.t-online.de/vollmer.htmhttp://sehlmeyer.bei.t-online.de/vollmer.htmhttp://www.phf.uni-rostock.de/fkw/iaw/download/vollmer.Teil A.pdfhttp://www.phf.uni-rostock.de/fkw/iaw/download/vollmer.Teil A.pdfhttp://bcs.fltr.ucl.ac.be/BOPlan.html

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    gegliedert ist. Wo möglich, sind die Einträge mit den Rezensionen des B yn MawrClassical Review (BMCR) verlinkt.

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    (3) Hölscher, T. (Hg.): Klassische Archäologie. Grundwissen, Darmstadt 2002. Hervorragende Einführung in die Dingwelt des Altertums, gewissermaßen das archäologische Pendant zu Gehrke/Schneider. Als Lektüre für die Semes erferien bzw die vorlesungsfreie Zeit sehr empfohlen.

    (4) Gehrke, H.-J.: Kleine Geschichte der Antike, München 1999. Ein kleines, aber feines Bändchen für das „breite e Publikum“. We sich in punc o Alter Geschichte völlig „blank“ fühlt, und mit dem S udienbuch von Gehrke Schneider (noch) nicht zurechtkommt, sollte sich zur besseren Orien ierung an einem ruhigen Wochenende dieses nur 243 Seiten kurze Büchlein vornehmen.

    (5) Blois, L. d./Spek, R. J. v. d. (Hgg.): Einführung in die Alte Welt, Stuttgart 1994. Sehr übersichtliche Kompaktdarstellung, die f eilich, was Konzeption und Sprache angeht, wie ein Schulbuch für S udenten anmutet. Die extreme Ve kürzung lässt wenig Raum für nuancierte Urteile und Forschungskontroversen.

    (6) Dahlheim, W.: Die Antike, Paderborn u. a. 1995 (4. erw. u. überarb. Aufl.). Flüssig geschriebene Gesamtdarstellung mit Blindstellen in den Bereichen des Hellenismus und der Hohen und Späten Kaiserzeit.

    (7) Boardman, J./Griffin, J./Murray, O. (Hgg.): The Oxford history of the classical world, Oxford 1986. [Mittlerweile auch in zwei Bänden als Paperback in der Reihe The Ox-ord illustrated history of…] Beschränkt sich nicht nur auf die poli ische Geschichte, sondern bezieht auch kulturgeschichtliche Aspekte mit ein Reich bebildert.

    (8) Barceló, P. A.: Altertum, Weinheim 1994 (2. neu bearb. Aufl.), (= Grundkurs Ge-schichte. 1). Besonders nützlich durch die ausfüh lichen Quellensammlungen in Übersetzung.

    (9) Weiler, I. (Hg.): Grundzüge der politischen Geschichte des Altertums, Wien u. a. 1995 (2. verb. Aufl.), (= Böhlau Studien-Bücher/Grundlagen des Studiums). Äußerst komprimierte Darstellung von geradezu exzerpthafter Kürze. Besonders nütz-lich sind die zahlreichen Karten, sowie die Quellen- und Literaturhinweise: Zu jedemAbschnitt werden am Beginn die wichtigsten antiken Quellen (literarische Quellen, In-schriften und Münzen) und am Ende die wichtigste moderne Sekundärlite atur be-nannt. Noch hilfreicher wäre es f eilich gewesen die einzelnen Quellen nicht nur aufzuzählen sondern auch kurz zu charakterisieren.

    Zur Auffrischung der Schulkenntnisse nützlich sind auch einige als „Abiturtrainer“ vertriebene Überblicksdarstellungen aus kompetenter Feder:

    (1) Ausbüttel, F.: Abitur-Wissen Geschichte. Griechische und römische Antike, Stuttgart u. a. 1997.

    (2) Walter, U.: Abitur-Wissen Geschichte – Die Antike, Freising 2000.

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    II. GEGENSTAND UND SINN DER ALTEN GESCHICHTE

    1 Was ist Geschichte? Als Gegenwart empfindet der Mensch nach Ausweis wahrnehmungspsychologischer Stu-dien eine kurze Zeitspanne von etwa drei Sekunden. Dann gehört die Gegenwart bereits der Vergangenheit an. Die Vergangenheit ist – wie der Name schon sagt – vergangen, und dies unwiderruflich. Zurück lässt sie nur vereinzelte Überreste, die den einstigen, im Zu-stand der Gegenwart gegebenen, lebendigen Zusammenhang aber nur noch fragmenthaft abbilden. Diese Relikte vergangener Gegenwart nennt der Historiker „Quellen“ und ver-sucht, aus Ihnen ein Gesamtbild der Vergangenheit zu rekonstruieren. Diese Rekonstruk-tion bezeichnen wir als „Geschichte“, und sie ist nicht mit der Vergangenheit identisch. „Geschichte“ ist immer eine Konstruktion des sich erinnernden Menschen, der sie denkt, er-zählt oder schreibt. Als solche bleibt sie notwendig unvollkommen, erstens wegen der ange-sprochenen Fragmenthaftigkeit ihrer Überreste und zweitens wegen der subjektiven Wahrnehmung des Menschen an sich. Schon dieselbe Gegenwart werden zwei Menschen niemals gleich empfinden. Umso mehr unterliegt die Erinnerung sie formenden äußeren Faktoren. Gegenwart und Vergangenheit konditionieren sich fortlaufend gegenseitig über das Medium der Erinnerung. Es kommt hinzu, dass „Geschichte“ als erinnerte Vergangenheit stets in der Sprache der Gegenwart erzählt werden muss, um für diese Bedeutung zu haben. Der Historiker muss also Fragen und Terminologie seiner Gegenwart in einer Art von „kontrolliertem Anachronismus“ an die Quellen herantragen. Die Tätigkeit des Historikers ist daher eine durchaus kreative an der Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Deshalb ist die Geschichtswissenschaft auch keineswegs eine nur museal-bewahrende Diszip-lin, sondern eine erklärende und aktualisierende. Der Historiker schreibt (eine) Geschichte. Was die Geschichtsschreibung ihrem Anspruch nach seit der Antike von anderen Formen der Vergegenwärtigung von Vergangenem – etwa in Romanen, Epen, Filmen – unterscheidet, ist der Anspruch, dass sich das von ihr entworfene subjektive Geschichtsbild stets an den Quel-len als objektiven Überresten der Vergangenheit messen lassen muss. Diese Art des Um-gangs mit der Vergangenheit ist ein auf antikem Erbe aufbauendes Spezifikum der westli-chen Welt.

    2 Was ist Alte Geschichte? Der Gegenstand des Faches Alte Geschichte ist leicht und doch wieder schwer zu definieren: Geographisch befasst sich die Alte Geschichte vorrangig mit den Kulturen des Mittelmeerraumes, bezieht aber auch Gebiete mit ein, die von diesen Kulturen beeinflusst wurden. Der Horizont des Althistorikers muss daher von Gibraltar und den britischen Inseln im Westen bis nach Afghanistan und Pakistan im Osten, von Friesland im Norden bis zum Jemen im Süden reichen. Dieser Rahmen wird abgesteckt durch das Vordringen Alexanders des Großen einerseits und die Ausdehnung des Römischen Reiches bzw. den Expeditionsra-dius römischer Heere andererseits. Offensichtlich definiert sich das Fach also vorrangig über die Beschäftigung mit der griechisch-römischen Antike. Die Frage, inwieweit die Geschichte der indigenen Kulturen in dem skizzierten geographischen Bereich ebenfalls Gegenstand der Alten Geschichte ist, muss heute aus praktischen Gründen eher verneint werden, obwohl ein möglichst umfassender Zugriff natürlich wünschenswert wäre. Tatsächlich gab es noch im 19. Jahrhundert Forscher, die eine universale Geschichte der antiken Welt zu schreiben versuch-ten. In der Folgezeit bildete sich aber ein ganzer Kanon von Spezialdisziplinen heraus, etwa Ägyptologie, Judaistik, Assyriologie, Iranistik usw. Diese Spezialisierung ist einerseits bekla-genswert, weil z. B. ein wirkliches Verstehen der politischen Struktur „Römisches Reich“ die Interaktion zwischen griechisch-römischer „Hochkultur“ und indigenem Substrat nicht ausblenden kann, andererseits aber arbeitspraktisch gut begründet: Jede Disziplin behandelt ein spezifisches Quellenmaterial, das in der Regel auch besondere Sprachkenntnisse erfor-

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 14 dert. Die Alte Geschichte, die ursprünglich sehr eng mit der Klassischen Philologie verbunden war, macht vor allem die aus der Antike überlieferten griechischen und lateinischen Texte zu ihrer Erkenntnisgrundlage. Von daher ergibt sich der Fokus auf der griechisch-römischen Kul-tur ganz automatisch. Chronologisch ist die Ein- und Abgrenzung der Alten Geschichte wesentlich schwieriger. Lässt man auch die Kulturen des Vorderen Orients aus den eben genannten Gründen einmal außen vor, bleibt die Frage, ob die minoisch-mykenische Kultur in den Bereich der Alten Geschichte fallen oder einer eigenen Disziplin Mykenologie überlassen werden soll. Mit der mykenischen Palastkultur fassen wir in der der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. die erste europäische Hochkultur. Gleichzeitig besitzen wir aus dieser Zeit die ersten Zeugnisse von Schriftlichkeit in Europa. Wenn man Schriftlichkeit als entscheidendes Abgrenzungskrite-rium zur Vor- und Frühgeschichte akzeptiert und berücksichtigt, dass die Angehörigen der mykenischen Kultur bereits ein frühe Form des Griechischen sprachen, muss dieser Kultur-kreis doch als integraler Bestandteil der Alten Geschichte angesehen werden, auch wenn die homerischen Epen heute nicht mehr vorrangig als Reflex von Erinnerungen an die mykeni-sche Epoche interpretiert werden. Wendet man ähnliche Kriterien auf andere Kulturräume an, ergibt sich das paradoxe Phänomen, dass die Alte Geschichte nicht überall zur selben Zeit beginnt: Während wir die Anfänge der griechischen Geschichte also um 1500 v. Chr. herum ansetzen können, beginnt die Vorgeschichte Roms erst ein wenig später. Die Gebiete Spa-niens, Galliens, Germaniens usw. treten erst im Laufe der römischen Expansion in den Gesichtskreis der Alten Geschichte. Da die indigenen Kulturen in diesen Gebieten keine oder nur geringe schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben, werden sie von der archäologisch orientierten Vor- und Frühgeschichte erforscht. Eine andere Quellenlage erfordert eine an-dere Methodik, die sich in einem eigenen Fach institutionell ausprägt. Das „Ende der Antike“ schließlich ist nicht weniger problematisch – sowohl als Konzept als auch, was den zeitlichen Ansatz angeht. Dass die Antike überhaupt „endete“ und einem (ver-meintlich) „dunklen Mittelalter“ wich, ist – wie schon die Bezeichnung „Mittel-alter“ zeigt – eine Erfindung der Renaissance. Tatsächlich glaubten sich die Menschen des Mittelalters stets in einer lebendigen Kontinuität mit der Antike verbunden. Daher kommt es, dass das Kaiser-tum des Mittelalters letztlich an Rom gebunden blieb, und dass es damals niemals einen „deutschen“, wohl aber einen „römischen“ König gegeben hat. Die germanischen Staaten der Völkerwanderungszeit begriffen und legitimierten sich im Bezug auf das übergeordnete römi-sche Kaisertum in Konstantinopel. Das hatte nicht unbedingt große politische Konsequenzen, zeigt aber, dass niemand die römische Antike für tote Vergangenheit hielt. Für den Bereich des Oströmisch-Byzantinishen Reiches schließlich ist die Problematik des Mittelalterbegriffes angesichts der andauernden staatlichen Kontinuität besonders evident. Trotzdem: Schon zur Verständigung braucht der Historiker Epochenabgrenzungen und niemand wird bestreiten, dass die Gesellschaft des Frühmittelalters doch qualitativ etwas ganz anderes darstellte als diejenige der Spätantike. Wenn also auch ein plötzlicher Bruch nicht einfach nachzuweisen ist, kann doch der kontinuierliche Wandel nicht übersehen werden. Die Festlegung auf ein bestimmtes Datum ist demgegenüber reine Konvention: Vorgeschlagen wurde die Plünde-rung Roms durch die Westgoten (410 n. Chr.), die Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus (476 n. Chr.) und der Tod Justin-ians I. (525 n. Chr.), aber auch die Eroberung Jerusalems durch islamische Truppen (638 n. Chr.). Die letztgenannten Daten haben einiges für sich, denn sie markieren das Scheitern des letzten Versuches einer Wiederherstellung des Römischen Reiches auch im Westen des Mittelmeerraumes einerseits und das Auftreten des Islam als neuen politisch-kulturellen Faktors andererseits. Beide Entwicklungen führten in Verbindung mit der Germanisierung Westeuropas zu einer Fragmentierung der alten Kultureinheit des Mit-telmeerraumes, die sich bis heute in sprachlichen und religiösen Grenzen manifestiert. Einen interaktiven Überblick über Gegenstand und Quellen der Alten Geschichte können Sie sich unter http://elearning.unifr.ch/antiquitas/cours/thema/trans/einfuehrung/table.php ver-schaffen.

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    http://elearning.unifr.ch/antiquitas/cours/thema/trans/einfuehrung/table.php

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 15 3 Wozu denn Alte Geschichte? – eine kleine Apologie Jede Wissenschaft muss sich die Frage nach ihrer Relevanz gefallen lassen. Für die Natur- oder Wirtschaftswissenschaften ist sie einfach zu beantworten, denn mit ihren Ergebnissen lässt sich Geld verdienen, was man von der Alten Geschichte und den Geisteswissenschaften insgesamt zugegebenermaßen nicht behaupten kann. Dieses „Geld verdienen“ setzt heute in einer hochdifferenzierten arbeitsteiligen Wirtschaft freilich eine funktionierende gesellschaftli-che und politische Ordnung voraus. Derartige Ordnungen aber sind nicht selbstverständlich. Ein Verständnis des Menschen als Individuum und der Formen seiner Vergemeinschaftung tut daher not. Diesem Gegenstand aber widmen sich in besonderem Maße die Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften. Die Alte Geschichte ist dabei von besonderem Interesse, weil sie hinsichtlich ihres Stoffes einen Balanceakt zwischen Identität und Alterität voll-zieht: Einerseits befasst sich der Althistoriker mit Gesellschaftsformen und Mentalitäten, die nicht diejenigen unserer eigenen Zeit und Kultur sind. Andererseits untersucht er aber auch nicht völlig fremde Kulturen, die er – zumindest vermeintlich – als Außenstehender betrach-ten kann. Der Historiker sieht sich einer Vergangenheit gegenüber, die ihm zwar einerseits fremd erscheint, in der er sich aber doch gleichzeitig auch selbst erkennt, weil es eben seine eigene Vergangenheit ist, ohne die die von ihm erlebte Gegenwart anders aussähe. Denn in der Antike fallen die für die kulturellen Prägungen der sogenannten „westlichen Welt“, unser Verständnis vom Individuum und vom Staat bis heute verbindlichen Entscheidungen. Das Christentum, das ja ein Stück lebendige Antike darstellt, und eine Kette von Renaissancen haben „Europa“ und den „Westen“ aus dem Erbe Griechenlands und Roms geformt. Es ist daher kein Zufall, dass Klassische Philologie und Alte Geschichte überall dort betrieben wer-den, wo man sich dieser Kulturgemeinschaft zugehörig fühlt. Dass wir heute etwa überhaupt über das Konzept „Europa“ verfügen, verdanken wir einzig den geographisch-kulturphilosophischen Spekulationen der Griechen, denn eine objektive geologische Grund-lage für die Einteilung der Welt in Erdteile gibt es nicht. Wir wirkmächtig dieses antike Erbe aber auch heute noch ist, zeigen die Diskussionen um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei. Nur dass sich niemand mehr Rechenschaft ablegen will, über unsere Abhängigkeit von der Antike. Erst die Kenntnis der Alten Geschichte befähigt uns also zur Erkenntnis der Spezi-fika unserer eigenen Kultur. In der Erinnerung an die Fremdheit der eigenen Vergangen-heit jedoch sieht sich der historisch denkende Mensch gleichzeitig zum Verstehen und zur Akzeptanz des Fremden an sich aufgerufen. Wer in die Geschichte blickt, stellt fest, dass menschliches Leben auf der Grundlage ganz anderer Werte und Normen funktionieren kann als derjenigen unserer eigenen Gesellschaft. Er lernt ein Arsenal an in der eigenen Gegen-wart unverwirklichten Möglichkeiten kennen. Die große Gefahr, der die Geschichtswissen-schaft nicht immer entgangen ist, liegt nun darin, chronologisch frühere Phänomene als im Rahmen einer auf „Fortschritt“ zielenden Entwicklung minderwertig abzutun. Schon L. v. Ranke verneinte freilich die hofnungsfrohe Frage, ob es denn Fortschritt in der Geschichte gebe. Diesen kann nur feststellen, wer über einen außerhalb der Geschichte liegenden Maß-stab verfügt. Ein solcher könnte aber nur aus der Religion bzw. philosophischen Metaphysik abgeleitet werden. Hinzu kommt die bittere Erkenntnis, dass die Menschen über die Jahrtau-sende nicht besser geworden sind, freilich auch nicht schlechter. Vor allem muss der Histori-ker einsehen, dass es in der geschichtlichen Entwicklung keine Quantensprünge geben kann, und dass demnach Lebensformen, die ihm als Kind seiner Zeit unerträglich scheinen, doch notwendige Voraussetzung für die Entwicklung der eigenen Kultur waren. Es gibt also viel zu lernen aus der Geschichte. Jedoch nicht in einem primitiv-oberflächlichen Sinne, denn wie wir gesehen haben gibt es „die“ Geschichte erstens nicht, und zweitens wiederholt sich die Vergangenheit nicht. Selbst wenn die Umstände einer bestimmten Situation in der Vergangenheit sich genau wiederholen würden, bliebe doch in jedem Moment die Willensfrei-heit des Menschen als eigentlich historisch Handelndem, sich unter gleichen Bedingungen doch anders zu entscheiden. „Geschichte“ kennt daher keine zwangsläufigen Muster und kann nicht vorhergesagt werden. „Lernen“ heißt hier zunächst „kennen lernen“ und „in seiner Andersartigeit verstehen lernen“. Neben dem Bewusstsein für das Eigene fördert die verant-

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 16 wortliche Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit also auch die Toleranz für das Fremde. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann also den Blick für die Möglichkeiten menschlichen Daseins weiten, das Bewusstsein für die histori-sche Bedingtheit der eigenen kulturellen Prägungen schärfen und damit vor deren unkritischer Absolutsetzung bewahren.

    4 Voraussetzungen und Anforderungen Die Tatsache, dass die moderne europäisch-westliche Kultur aus einem ständigen Rückbezug auf die Antike hervorgegangen ist, hat eine bedeutsame Konsequenz für das Studium der Alten Geschichte: Im Gegensatz zu mittelalterlicher und neuerer Geschichte ist die Alte Ge-schichte nicht nationalisierbar, sondern in ihrer Gesamtheit gemeinsames Erbe aller westlich orientierten Gesellschaften. Während daher in den anderen Epochendisziplinen Forschung und Lehre weitgehend auf die Geschichte des eigenen geographischen Raumes beschränkt sind, trifft das auf die Alte Geschichte keineswegs zu. Natürlich gibt es auch im Bereich der mittelalterlichen und neueren Geschichte Überscheidungsbereiche, in denen Geschichte wirk-lich international erforscht wird (z. B. Papst- Kirchengeschichte, Geschichte der Kreuzzüge, Weltkriege usw.), die Regel ist es aber nicht: Ein englischer Mediävist wird sich eher den Ro-senkriegen als dem deutschen Investiturstreit zuwenden, einem französischen Historiker wird die innere Entwicklung Frankreichs im 19. Jahrhundert wichtiger sein als die gleichzeitige Ausbildung eines deutschen Nationalstaats. In verschärfter Form gilt dies natürlich für die Regional- und Landesgeschichte. Die Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten ebenso wie die Aufgabenstellungen in den Staatsprüfungen und die Lehrpläne der weiterführenden Schulen spiegeln diese Situation. Anders in der Alten Geschichte: Hier besteht prinzipiell kein unterschiedliches Erkenntnisinte-resse zwischen einem Historiker in Australien und in Russland. Die Erforschung der Alten Welt ist eben gemeinsames Erbe, Gegenstand, Quellen und Methoden für alle gleich. Das hört sich vielversprechend an, ist es auch, hat aber für den Studenten zwei unangenehme Konsequenzen: Zum einen erfordert die Alte Geschichte Kenntnisse eines großen und teilweise weit entfernten geographischen Raumes. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass bei vielen Studenten die Vorstellung von den Gebieten Osteuropas und vor allem des Nahen und Mittleren Ostens eine sehr vage ist. Ein wirkliches Gespür für die topographi-schen, ökologischen und klimatischen Bedingungen, unter denen sich die griechisch-römi-sche Kulturwelt entwickelte kann man eigentlich ohnehin nur durch Reisen erwerben. Dies lässt sich aber für den Bereich der National- und Landesgeschichte aus einsichtigen Gründen viel leichter bewerkstelligen. In der Studienpraxis noch problematischer sind aber die hohen Anforderungen an Sprach-kenntnisse, welche die Alte Geschichte stellt. Die meisten Studenten denken hier zunächst an Latein und Griechisch, und das zu Recht, weil dies die Sprachen unserer wichtigsten Quellen sind. An alten Sprachen wäre aber auch an Hebräisch, Aramäisch und Ägyptisch zu denken – Sprachqualifikationen, die freilich auch bei kaum einem professionellen Althistoriker zu finden sind. Was aber oft übersehen wird, ist die aus der Internationalität des Faches fol-gende Notwendigkeit, Sekundärliteratur in vielen modernen Sprachen lesen zu müssen. Eng-lisch sollte für einen Althistoriker nicht als Fremdsprache gelten, denn der quantitativ und wohl auch qualitativ bedeutsamste Teil der Neupublikationen erscheint in dieser Sprache. Ebenso unverzichtbar ist an sich ein Leseverständnis des Französischen und Italieni-schen, hinzukommen in deutlich geringerem Maße Spanisch, Niederländisch, Russisch usw. Leider genügen selbst da, wo in der Schule Französisch gelernt wurde, die praktischen Fertigkeiten oft nicht zur Lektüre anspruchsvoller Sachtexte. Aus der Sicht der akademischen Forschung und Lehre rächt sich hier die Ausrichtung des Fremdsprachenunterrichts auf ver-meintliche Praxistauglichkeit, d. h. der Vorrang aktiver Sprachkompetenz auf eher niedrigem Textniveau. Symptomatisch ist, dass bei einer neueren Studie zum Lerntransfer zwischen den Fremdsprachen Latein, Französisch und Spanisch Sprachkompetenz ausschließlich über die Version eines Alltagstextes in die Fremdsprache definiert und gemessen wurde. Wer die ge-

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  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 17 nannten Sprachen nicht rezipieren kann, dem bleiben wichtige Teilbereiche der Alten Ge-schichte verschlossen. Ferner ist ihm die Nutzung hervorragender Hilfsmittel und Standarddarstellungen verwehrt. Eine Beschränkung des Studiums der Alten Geschichte ausschließlich auf die deutsche Sekundärliteratur ist heute nicht mehr möglich. Mindestens im Englischen müssen Sie in der Lage sein, Texte flüssig zu lesen. Wenn Sie an der Schule Französisch gelernt haben, sollten Sie ebenfalls unbedingt versuchen, Ihre Lesefähigkeit zu trainieren. Das ist zunächst ein mühsames Unterfangen, das umso leichter fällt, je besser die lateinischen Wortschatzkennt-nisse sind. Davon abgesehen gilt es, sich durchzubeißen. Wenn auch das erste Buch noch schwer fällt, so wird die Lektüre des zweiten schon wesentlich leichter sein. Abschließend ein Wort zu den zum Studium der Alten Geschichte in Eichstätt erforderlichen Kenntnissen in den Alten Sprachen: Laut Prüfungsordnungen ist in einem vertieften Studium der Geschichtswissenschaft das Latinum bis zur Zwischenprüfung nachzuweisen. Das Grae-cum wird hingegen auch von Studenten mit HF Alte Geschichte nicht verlangt. Die Bestimmungen der Prüfungsordnungen sind freilich das eine, die Erfordernisse der Praxis das andere. Schon die Rezeption der Forschung über Lexika und Sekundärliteratur erfordert im-mer wieder Grundkenntnisse sowohl in der lateinischen als auch der griechischen Sprache – und sei es nur, um nicht sinnvoll übersetzbare termini technici verstehen zu können. Das absolute Minimum an Fertigkeiten sollte daher die Fähigkeit sein, solche Begriffe lesen und im Lexikon nachschlagen zu können.

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    III. BIBLIOTHEKEN (BES. UB EICHSTÄTT) Bevorzugte Aufenthaltsorte des Historikers sind Bibliotheken und Archive. Da letztere für den Althistoriker aufgrund der spezifischen Überlieferungslage kaum eine Rolle spielen, gewinnt der Umgang mit Büchern überragende Bedeutung. Der Althistoriker befindet sich in der angenehmen Situation, dass praktisch alle wichtigen Quellen in publizierter Form, d. h. letzt-lich als Buch vorliegen. Es ist daher keine überflüssige Schikane, sich mit Aufbau und Funktionieren einer wissenschaftlichen Bibliothek vertraut zu machen, sondern Kennenlernen des wichtigsten Handwerkszeuges.

    1 Bibliotheksstruktur Die UB Eichstätt stellt Informationen über ihre Struktur, die Lage ihrer Gebäude, Öffnungszei-ten, Entleihbedingungen usw. auf ihrer Homepage bereit. Machen Sie sich dort mit den umfassenden Angeboten unserer Bibliothek vertraut: http://www.ub.ku-eichstaett.de. Regel-mäßig werden auch Bibliotheksführungen angeboten, ein Angebot, das Sie zu Beginn Ihres Studiums an der KUE unbedingt wahrnehmen sollten. Die UB Eichstätt gliedert sich in folgende Teilbibliotheken:

    (1) Zentralbibliothek (ZB): Bibliographischer Apparat, allgemeine Nachschlagewerke, Wissenschaftskunde, Buch- und Bibliothekswesen, Rechtswissenschaft, Regionalschrifttum, Geschichtswissenschaft, Allgemeine Sprach- und Literaturwissen-schaft, Klassische Philologie, Anglistik, Romanistik, Germanistik, Politologie, Volks-kunde. Im Gebäude der ZB (Universitätsallee 1) befindet sich auch die Ortsleihe, wo Sie aus dem Magazin bzw. per Fernleihe bestellte Bücher erhalten.

    (2) Teilbibliothek Ulmer Hof (TB1): Theologie, Philosophie, Musikwissenschaft (3) Teilbibliothek Aula (TB2): Erziehungs- und Geowissenschaften, Psychologie,

    Soziologie, Sozialwesen, Mathematik, Naturwissenschaften/Medizin, Journalistik, Sport

    (4) Teilbibliothek Hofgarten/Staats- und Seminarbibliothek (TB3): Handschrif-ten, Nachlässe, Inkunabeln, alte Drucke, alte Karten, Graphische Sammlung, AV-Ar-chiv, alte Tonträger, Klassische Archäologie, Kunstgeschichte

    2 Systematik Die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken im Freistaat Bayern strukturieren ihre Bestände nach der sogenannten „Regensburger Verbundklassifikation“ (RVK). Um ein Buch im Katalog einer Bibliothek zu identifizieren, muss ihm eine eindeutige „Signatur“ zugewiesen werden. Die RVK stellt ein System dar, diese Zuweisung gleichzeitig mit einer inhaltlichen Erschließung der Literatur zu verbinden. Eine Signatur nach der RVK stellt daher keine willkürliche Summe von Nummern und Buchstaben dar, sondern sagt eindeutig aus, wo ein Buch zu finden, und welchem engeren Fachbereich es zuzurechnen ist. Ein Beispiel soll dies illustrieren: Ein in der UB vorhandenes Exemplar des Buches Günther, R.: Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn u. a. 2001, (= UTB. 2168) trägt die Signatur „50/NB 1400 G 927“. Die „50“ bildet das Lokalkennzeichen (LKZ), das den Standort in der Bibliothek angibt. Alle Bücher mit dem LKZ 50 befinden sich im Erdge-schoss der ZB. Ein anderes Exemplar desselben Buches trägt die Signatur 17/NB 1400 G 927. „17“ ist das LKZ der Lehrbuchsammlung, die sich ebenfalls im Erdgeschoss der ZB befindet. Wichtig sind für Sie ansonsten vor allem die LKZ 00 und 23, die beide für bestellbare Magazinbestände stehen. Eine Aufstellung aller LKZ können Sie unter http://www.ub.ku-eichstaett.de/cgi-bin/sto.pl einsehen. Der zweite Bestandteil einer Signatur nach der RVK ist die Notation, in unserem Falle „NB 1400“. Diese Notation steht für alle „Einführungen in die Geschichtswissenschaft und das Studium der Geschichte“ mit dem Schwerpunkt auf Alter

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    http://www.ub.ku-eichstaett.de/http://www.ub.ku-eichstaett.de/cgi-bin/sto.plhttp://www.ub.ku-eichstaett.de/cgi-bin/sto.pl

  • QUOMODO HISTORIA CONSCRIBENDA SIT – ANDREAS HARTMANN M.A. S. 19 Geschichte. NB 1600 stünde etwa für Einführungen in die Mittlere Geschichte, NH 5900 für Monographien über die Perserkriege usw. Als grobe Orientierung kann gelten, dass der erste Buchstabe der Notation das übergreifende Fachgebiet angibt, „N“ steht für die Geschichtswissenschaften. Der zweite Buchstabe zeigt die Publikationsform bzw. das engere Fachgebiet an; unter „NA“ finden Sie daher die Zeitschriften, unter „NB“ Einführungen, unter „NC“ Nachschlagewerke, unter „ND“ Literatur zu den Hilfswissenschaften, unter „NG“ Werke zur Alten Geschichte im weiteren Sinne und unter „NH“ solche zur griechischen und römi-schen Geschichte. Doch zurück zu unserem Beispiel: Das „G“ nach der Notation gibt die Initi-ale des Autors bzw. Herausgebers an, in diesem Falle also „G“ für G-ünther. Dies ermöglicht die gezielte Auffindung von Literatur innerhalb einer Systemstelle der RVK. Im Einzelnen können Sie die aktuelle Fassung der RVK unter http://www.bibliothek.uni-regens-burg.de/rvko_neu einsehen und durchsuchen. Aus dem Gesagten folgt dreierlei: (1) Wo sich ein Buch befindet, das für das von Ihnen bear-beitete Thema einschlägig ist, finden sich meist noch mehr, da die Aufstellung nach der RVK eben unter inhaltlichen Gesichtspunkten erfolgt. (2) Auch in Bibliotheken, die ihre Bestände im Katalog schlecht verschlagwortet haben (die UB Eichstätt gehört nicht dazu), garantiert die Vergabe der Notation eine gewisse „Mindestverschlagwortung“. Gerade bei Anfragen im Bayerischen Verbundkatalog stellt die Notationssuche daher ein sehr mächtiges Suchinstru-ment dar. (3) Nach einer kurzen Lernphase, werden Sie oftmals bei der Suche nach einem bestimmten Buch auf die zeitraubende Benutzung des OPAC verzichten können, da der In-halt eines Buches nach der RVK auch wesentlich seinen Standort bestimmt (Ausnahme sind natürlich die Magazinbestände). Sehr oft werden Sie unter dem LKZ 63 (Klassische Philologie, im Lesesaal der ZB) Textausga-ben nachschlagen müssen. Auch hier erleichtert die RVK das Geschäft wesentlich, indem unter FH und FX für jeden griechischen bzw. lateinischen Autor in chronologi-scher Folge eine eigene Systemstelle existiert. Innerhalb dieser folgt die Aufstellung der Ordnung Lexika/Konkordanzen, Kritische Texteditionen, Übersetzungen, Kommentare, Sekun-därliteratur. Sobald Sie den Wirkungszeitraum eines Quellenautors kennen, können Sie eine geeignete Edition also auch ohne Benutzung des OPAC sehr schnell nachweisen und auffin-den.

    3 Verbundkataloge und Fernleihe Weil keine Bibliothek alle jemals publizierten Bücher besitzen kann, und das Bibliothekswesen in Deutschland überdies (dem Prinzip des Föderalismus entsprechend) dezentral organisiert ist, kommt der Vernetzung der einzelnen Bibliothekskataloge und dem Austausch von Bü-chern per Fernleihe besondere Bedeutung zu. Für Ihre Arbeit von besonderer Bedeutung ist der Bayerische Verbundkatalog (BVB), dessen OPAC Sie unter http://www-opac.bib-bvb.de finden. Die Fernleihe erfolgt innerhalb Bayerns mittlerweile direkt über diesen Kata-log, was eine wesentliche Arbeitsersparnis und Beschleunigung gegenüber früheren Verfah-ren darstellt. Für noch umfassendere Recherchen steht der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) unter http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html zur Verfügung. Es handelt sich dabei um einen „Verbundkatalog der Verbundkataloge“, der auch die Bestände der großen Nationalbibliotheken unserer europäischen Nachbarländer und der USA erfasst. Da allerdings hier keine Notationssuche möglich ist, und auch die Verschlagwortung der Bestände sehr uneinheitlich, bleibt Ihnen nur eine mit einiger Phantasie zu betreibende Stichwortsuche.

    ARBEITSAUFTRÄGE

    1. Lektüre Gehrke/Schneider nach Seminarplan. 2. Besuch einer Einführungsveranstaltung der UB (falls nicht schon erfolgt), Termine

    sind in der ZB angeschlagen bzw. auf der Homepage der UB in Erfahrung zu bringen. 3. Beantragung einer Benutzerkennung im Rechenzentrum (falls nicht schon erfolgt und

    falls keine anderweitige E-Mail-Adresse existiert).

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    http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/rvko_neuhttp://www.bibliothek.uni-regensburg.de/rvko_neuhttp://www-opac.bib-bvb.de/http://www-opac.bib-bvb.de/http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html

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    4. Machen Sie sich mit der Aufstellung der Bücher mit den LKZ 50 und 63 im Lesesaal der ZB vertraut. Nach welchem Prinzip sind die Bestände mit dem LKZ 63 geordnet?

    5. Unter welchem LKZ finden Sie allgemeine Nachschlagewerke und Enzyklopädien? 6. Wo finden Sie Bücher mit den LKZ 10 und 62? 7. Welche Bedeutung haben die Notationen LF 1915, LG 6300, BD 2600, BO 2050, FH

    21950, FX 130002? 8. Ermitteln Sie die Notation, die archäologische Literatur über die nordafrikanische

    Stadt Kyrene (nicht das dortige Museum!) bezeichnet. 9. Führen Sie eine Suche mit dieser Notation im BVB durch. Wie viele Treffer erhalten

    Sie? Notieren Sie den Autor einer zugehörigen Publikation aus dem Jahre 1928. 10. Welche anderen Notationen könnten zu Literatur über die Gründung von Kyrene füh-

    ren? 11. Lokalisieren Sie die folgenden altertumswissenschaftlichen Monographien bzw. Zeit-

    schriftenbände über OPAC der UB bzw. BVB und berichtigen Sie ggf. falsche bibliogra-phische Angaben:

    • Chamoux, F.: Cyrène sous la monarchie des Battiades, Paris 1976. • Bonacassa, N.: Cirene, Venedig 2000, (= Centri e monumenti dell'antichità). • Osborne, R.: Europe in the making. 1200-479 B. C., London u. a. 1996, (=

    Routledge ancient history). • Journal of Roman Studies 61 (1971) • Hephaistos 15 (1997) [Vorsicht!] • Index 24 (1996) [Hier dürfen Sie nach einigen Versuchen durchaus verzwei-

    feln. Auflösung folgt. Machen Sie sich aber bitte Gedanken, warum diese Zeit-schrift so schwer nachzuweisen sein könnte!]

    12. Informieren Sie sich über die antike Stadt Kyrene in den folgenden Nachschlagewer-ken:

    • Brockhaus • Encyclopaedia Britannica • Der Kleine Pauly (KlP) • Lexikon der Alten Welt (LAW) • Oxford Classical Dictionary 3. Aufl. (OCD3) • Der Neue Pauly (DNP) • Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE) • Reallexikon für Antike und Christentum (RAC)

    Achten Sie dabei auf Unterschiede in der Länge der Artikel, der Ausführlichkeit der Darstellung, den Literaturangaben, den Publikationsdaten usw.

    13. Welche Stichworte würden Sie aufgrund der nun gewonnenen Informationen für die Suche nach Literatur zur Gründung Kyrenes in OPAC und bibliographischen Datenban-ken einsetzen?

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    IV. SEKUNDÄRLITERATUR

    1 Wozu Sekundärliteratur? Auch wenn manche Doktorarbeiten einen anderen Eindruck vermitteln: Wissenschaftliches Arbeiten besteht nicht im selbstzweckhaften Sammeln und Wiederverwerten möglichst gro-ßer Massen an Sekundärliteratur. Ein nicht unbekannter Zunftgenosse bemüht hier gegen-über seinen Doktoranden gerne den folgenden Aphorismus: „Lesen Sie nicht so viel Sekundärliteratur – die anderen haben auch keine anderen Quellen!“ Was wissenschaftliche Arbeit etwa von populärwissenschaftlicher Aufbereitung unterscheidet, ist in der Tat vor al-lem der direkte Bezug auf die Quelle. Das „erste Gebot“ des Historikers lautet daher: Du sollst neben der Quelle keine anderen Autoritäten haben. Werke der Sekundärliteratur bauen auf den Quellen auf, führen den Nichtfachmann zu den Quellen hin und geben dem Fach-mann Vorschläge zur ihrer Deutung. Der Maßstab, an dem die wissenschaftliche Sekundärliteratur zu messen ist, sind daher immer wieder die Quellen. Ohne deren Kenntnis können Sie zwar die Sekundärliteratur lesen, sind aber nicht in der Lage, sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden. Das ist aber der Kern wissenschaftlicher Arbeit. Im Folgenden soll ein Musterthema, nämlich „Herodot und die Kolonisation von Kyrene“, ge-meinsam erarbeitet werden.

    2 Erstinformation Gerade am Beginn Ihres Studiums werden Sie oft mit einem gestellten Thema zunächst nichts anfangen können, da Ihnen das nötige Grundwissen fehlt. Wissen Sie, wer Herodot war, wann er lebte, welche Werke er verfasste? Haben Sie eine Vorstellung von der geographischen Lage Kyrenes, den Phasen seiner Geschichte? Können Sie den Begriff „Kolonisation“ unmittelbar einordnen? Damit Sie im Zuge des Bibliographierens Fachliteratur zu Ihrem Thema auffinden können, müssen Sie diese Fragen erst einmal klären. Sobald Sie nämlich in Erfahrung gebracht haben, dass die angesprochene „Kolonisation“ in die archai-sche Zeit Griechenlands gehört, können Sie z. B. über die Regensburger Verbundklassifika-tion zielgerichtet nach monographischer Literatur suchen. Erst dann können Sie auch über allgemeine Überblicksdarstellungen zu Hinweisen auf wichtige Aufsatzliteratur gelangen. Erst dann können Sie auch geeignete Stichwortlisten für die Suche in Bibliothekskatalogen und bibliographischen Datenbanken entwickeln. Ziel der Erstinformation ist die Erarbeitung eines chronologischen, geographischen und personellen Wissensgerüstes, in das Sie weitere Informationen zu ihrem Thema einordnen können. Prinzipiell stehen dafür die folgenden Möglichkeiten zur Verfügung:

    2.1 Lexika Enzyklopädien: Brockhaus, Encyclopaedia Britannica u. a. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die für den Althistoriker relevan en n orma ionenim B ockhaus meist dünn gesät sind. Der Griff zu den großen angelsächsischen, französi-schen oder i alienischen Enzyklopädien bringt of mehr Ergebnisse. Die in ihren alter umswissenschaftlichen Artikeln sehr hilfreiche Encyclopaedia B itannica steht auch inelektronischer Form auf dem CD-ROM-Server bzw in der ELib Eichstätt zur Verfügung. Die Volltextsuche ergibt oft interessante Querverbindungen, die in der gedruckten Version nicht durch Verweise erschlossen sind.

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    Fachlexika: (1) Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE), erschienen

    1893-1980. Zweifellos die Königin der althistorisch einschlägigen Fachlexika. Der universale Anspruch dieses Unternehmens dokumentier die heu e nicht mehr bestehende

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    Führungsrolle der deutschen Alter umswissenschaft bis in die Mit e des 20. Jahrhunderts In de 68 Halb- und 15 Supplementbände umfassenden RE finden Sie prinzi-piell fast alles und jeden die Benutzung ist jedoch gewöhnungsbedürftig Insbesondere sind die folgenden Punkte zu beachten:

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    a. Die RE ist seiner ursprünglichen Konzeption nach eine Realenzyklopädie, d. h. sie gibt nur Artikel zu Realien, nicht aber zu Abstrakta wie z. B. „Rhetorik“. Der entsprechende Artikel wurde dann im Supplementband VII nachgescho-ben.

    b. Die Schwerpunktsetzung der RE spiegelt die Forschungsinteressen ihrer Entstehungszeit, erwarten Sie also keinen Artikel etwa über „Gabentausch“.

    c. Auch im Hinblick auf die geforderten Sprachkenntnisse spiegelt die RE den Stand ihrer Zeit, fließende Kenntnis der griechischen und lateinischen Sprache werden vorausgesetzt, bisweilen auch Sanskrit.

    d. Vor allem die Artikel in den ersten Bänden der RE sind aufgrund ihrer Entste-hung am Ende des 19. Jahrhunderts oft veraltet.

    e. I und J sowie U, V und W gelten jeweils als ein Buchstabe. f. Römische Namen sind wie folgt geordnet: Träger (1) des bloßen Nomen, (2)

    des Nomen mit Praenomen, (3) des dreiteiligen Namens in der Suchhierarchie (a) nomen gentile (also Cicero unter Tullius, Caesar unter Iulius), (b) cogno-men (also Cornelius Scipio vor Cornelius Sulla), ggf. mit weiteren Beinamen, (c) praenomen, (d) Chronologie (also Iulius 129 = Caesars Großvater, Iulius 130 = Caesars Vater, Iulius 131 = C. Iulius Caesar), (4) Frauen (also Iulia nach Iulius).

    g. Besonders erschwerend für die Benutzung der RE ist die Praxis, (1) am Ende der Einzelbände Nachträge einzufügen, und (2) in den einzelnen Supplement-bänden jeweils Artikel von A-Z zu publizieren. Um einen bestimmten Eintrag in der RE zu finden, müssten Sie also ggf. den Hauptband, seinen Nachtrag und alle 15 Supplementbände durchsuchen. Um Ihnen diese Arbeit zu erleichtern, sind mittlerweile verschiedene Registerbände erschienen. Am besten benutzen Sie die vom Metzlerverlag herausgegebenen „offiziellen“ Register. Während der alphabetische Teil in gedruckter Form und auf CD-ROM erschienen ist, konnte der systematische Teil nur noch in elektronischer Form publiziert wer-den. Konsultieren Sie in jedem Fall das alphabetische Register! Nur so werden Sie sicher auf eventuell vorhandene Nachträge zu älteren Artikeln in den Supplementbänden hingewiesen.

    h. Die Verfasser stehen in der RE jeweils am Ende des ganzen von ihnen verfass-ten Teils (oft mehrere Artikel, manchmal nur ein Artikelteil) in eckigen Klam-mern. In den älteren Bänden ist dabei oft nur der Nachname angegeben, doch finden Sie im Registerband ein Verzeichnis der über 1000 Mitarbeiter der RE, das auch die Vornamen enthält.

    Die Benutzung der RE ist trotz all dieser Widrigkeiten unerlässlich, da sie zumeist den schnellsten Zugang zu den Quellen bietet, die fast vollständig zitiert werden. Spätestens, wenn Sie für Ihre Seminararbeit einen Beleg für ein bes immtes Ereignis su-chen, werden Sie die RE zu schätzen lernen. Die Quellenkenn nis der Autoren wameist überragend und ist bis heute oft unerreicht.

    (2) Der Kleine Pauly (KlP), erschienen 1964-1975, und Lexikon der Alten Welt (LAW), er-schienen 1965. Hier handelt es sich nicht um Enzyklopädien sondern um Handlexika, die auch für den S udenten in preiswerten Taschenbuchausgaben erschwinglich sind. Beide Werke sind im Kern ein verknappender Auszug aus dem „Großen Pauly“, d. h. der RE. Aller-dings wurden Artikel und Literaturangaben auf den neuesten Stand gebracht (der

    eilich heu e auch schon wieder veraltet ist), und Überblicksdarstellungen zu Abs-trakta hinzugefüg z. B der exzellente Artikel „Rhetorik“. Beide Lexika bestechen

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    noch heute durch das gleichmäßig hohe inhal liche und sprachliche Niveau der Arti-kel, ein Verdienst der He ausgeber.

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    (3) Der Neue Pauly (DNP), erschienen 1996-2003. Kein Ersatz für die RE – auch wenn mancher das ho fen mag DNP steht vom Umfangher zwischen RE und KlP Die Quali ä der Artikel schwankt erheblich, die Literatur und Quellenangaben sind teilweise viel zu knapp Davon abgesehen bietet DNP einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand. Besonders hilfreich sind die hervorragenden Illustrationen und Karten, sowie die Bände zur Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, die das Fortleben der Antike in der europäischen Geistesge-schichte beleuchten. T otz mancher Defizite stellt DNP daher eine unverzich bareErgänzung zur RE dar.

    (4) Oxford Classical Dictionary (OCD3), erschienen 1996 in 3. Aufl. Ein echtes, weil einbändiges, Handlexikon Die A tikel sind von renommierten Autoren durchgängig auf hohem Niveau, aber mit der gebotenen Knappheit verfasst. Die Lite aturangaben bieten Hinweise auf Editionen Übe setzungen und zentrale Werkeder Sekundärlitera ur. Die 3. Auflage spiegelt den aktuellen Forschungsstand wider Gute Englischkenntnisse einmal vo ausgesetzt bietet das OCD3 für den Anfänger oftden besten Einstieg, da Aktuali ät, Qualitä und Handlichkeit gegeben sind. Glücklich sind die Besitzer der mit lerweile CD-ROM-Edition.

    (5) Reallexikon für Antike und Christentum (RAC), erschienen 1941/1950-. Entgegen dem Titel ist das RAC kein eines Reallexikon (s. RE). Die Artikel des RAC, das sich als Sachlexikon zur Auseinandersetzung des Christentums mit den antiken Welt (im weitesten Sinne) versteht, decken auch die Bereiche der Assyrologie/Orien alistik, Judaistik und der Patrologie ab. Gerade zu Abstraktbeg iffen wie „Amt“, „Al er“ oder „Barbar“ ist das RAC oft eine Fundgrube.

    Außerdem von Interesse sind: (1) Oxford Dictionary of Byzantium (ODB), erschienen 1991. (2) Encyclopaedia Iudaica (EJ), erschienen 1971, auch auf CD-ROM. (3) Encyclopedia Iranica (EIr), erschienen 1985-. (4) Reallexikon der germanischen Altertumskunde (RGA), erschienen 1968-.

    2.2 Überblicksdarstellungen, Reihen und Handbücher Die Vielzahl der einschlägigen Monographien kann hier nicht angeführt werden. Neben den im Folgenden besonders empfohlenen Werken sei auf die Zusammenstellungen von Vollmer und Weber (s. Kap. I.3) verwiesen. Nehmen Sie fremde Urteile (auch meine) nicht zu ernst: Wichtig für Sie ist an einer einführenden Darstellung nicht nur die wissenschaftliche Qualität, sondern auch die Lesbarkeit, die sich wiederum ganz subjektiv auch nach dem persönlichen Vorwissen, den Sprachkenntnissen u. a. bemisst. Es ist in jedem Fall besser, eine „schlechte“ Darstellung gelesen (und verstanden) zu habe