Upload
truongcong
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Radlhauptstadt München
Strategien zur umfassenden Förderung des Radverkehrs
Vortragsreihe „Verkehr Aktuell“ der TUM
Verkehrszentrum München, 23.05.2013
Wigand von Sassen (LH München, KVR)
Einführung
• Radfahren hat in München eine lange
Tradition
• Leitlinie der Stadt- & Verkehrsplanung:
„kompakt – urban – grün“
• Über 80% der Einwohner besitzen
mind. 1 Fahrrad
• Mehr als 60% aller Wege sind < 5 km
• München wird weiter stark wachsen
Folge: Platzprobleme im Verkehr
• Das Fahrrad ist also das ideale
Verkehrsmittel für München
Modal Split in München
Radverkehrsanteil ist in nur 9 Jahren um über 70% gewachsen!
2002
(MiDMUC)
2008
(MiDMUC)
2011
(Evaluation)
Fußverkehr 28% 28,4% 27,2%
Radverkehr 10% 13,6% 17,4%
MIV – Mitfahrer 12% 10,1% 9,6%
MIV - Fahrer 29% 27,0% 22,9%
ÖV 21% 20,9% 22,8%
Velo-city Konferenz 2007 in München
• Weltweit größte Fachkonferenz zum RV
brachte dem Thema zusätzl. Aufschwung
• 1.000 Teilnehmer aus 50 Ländern
• Großes Medienecho
• Starke öffentliche und politische
Diskussion über das Thema RV
Quellen: Süddeutsche Zeitung, BILD, Abendzeitung, www.velo-city2007.com
Grundsatzbeschluss Radverkehr 2009
• 07.2009: Münchner Stadtrat beschließt den Grundsatzbeschluss RV
• Neues Personal in städtischen Referaten
insgesamt 11 Personen verantwortlich für RV-Themen in Verwaltung
• Verdreifachung der Radverkehrspauschale (1,5 4,5 Mio. € /Jahr)
• Inhalte/Ziele des Grundsatzbeschlusses:
– Steigerung des RV-Anteils (mind. 17% in 2015)
– Verkehrssicherheit verbessern
– Definition von großen Infrastrukturprojekten
– Umsetzung einer Marketingkampagne
– Bildung 7 thematischer Arbeitsgruppen
– Integration der RV-Förderung in alle Bereiche
der Stadtentwicklungsplanung
Radverkehrsthemen in der Verwaltung
Baureferat
• Schaffung + Unterhalt
RV-Infrastruktur
• Entwicklung + Umsetz-
ung Realisierungsnetz
• Einrichtung/Unterhalt
Radlabstellanlagen
• Wegweisungssystem
• Winterdienst
• Geschäftsführung LK
und AK Radverkehr
• Leitung / Mitwirkung an
versch. städt. AGs
Ref. Stadtplanung + Bauordnung
• Verkehrsentwicklungsplan-Radverk.
• Fahrradstellplatzkonzept
• Bike & Ride
• Öffentlichkeitsarbeit
• Radverkehrsdaten/-erhebungen
• Leitung / Mitwirkung an versch.
städtischen AGs
Kreisverwaltungsreferat
• Verkehrsordnung und
Verkehrssteuerung
• Fahrradstraßen, Öffnung
Einbahnstr., Überprüfung
Radweg-Benutzungspflicht
• Signalanlagen/-steuerung
• Verkehrssicherheit
• Radlhauptstadt-Kampagne
• Leitung / Mitwirkung an
versch. städtischen AGs
Ref. für Gesundheit + Umwelt
• Münchner Radlstadtplan
• Radlrouting
• Öffentlichkeitsarbeit
• Mitwirkung an versch.
städtischen Arbeitsgruppen
Ref. für Arbeit + Wirtschaft
• Betriebl. Mobilitätsmanagm.
• Tourismus / PR
• Mitwirkung an versch.
städtischen Arbeitsgruppen
Büro 3. BM Monatzeder
• Öffentlichkeitsarbeit
• Leitung Lenkungskreis und
Arbeitskreis Radverkehr
Radverkehr in München
Stadtrat
Verkehrsentwicklungsplan – Radverkehr (VEP-R)
Grundsatzbeschluss Radverkehr
Arbeitskreis
Radverkehr
Umsetzung konkreter Maßnahmen
Evaluierung
Befragung Maßnahmen
Umsetzungs-
auftrag
Arbeits-
gruppe
Arbeits-
gruppe
Lenkungskreis Radverkehr
(3. Bürgermeister, beteiligte Referate)
Arbeits-
gruppe Arbeits-
gruppe
Arbeitsauftrag
(konzeptionelle Bearbeitung priorisierter Themenfelder)
Radverkehrsthemen in der Verwaltung
Fahrradstraßen / Öffnung Einbahnstr.
• München hat derzeit 47 Fahrradstraßen
• RV muss vorherrschende Verkehrsart sein
• Bezirksausschüsse haben über 50
Vorschläge gemacht Prüfung durch KVR
• Sehr einfache aber effektive Maßnahme
• Fast 300 Einbahnstr. sind für gegenläufigen
Radverkehr geöffnet (42%)
• Ziel sind 50% bis 2015 (350 Straßen)
• Wichtige, einfache und sichere Maßnahme,
um Lücken im Radlnetz zu schließen und
Komfort für RV zu erhöhen
• 2007 - 2010: 350 km des Radlnetzes sind
beschildert worden
• 4.000 Schilder an etwa 750 Kreuzungen
• Gute “Werbung” für den Radverkehr:
– Zeigt wie kurz die Distanzen sind
– Erinnerung, häufiger Rad zu nutzen
Wegweisende Beschilderung
Fahrradparken
• Fahrradabstellanlagen an öffentlichen Gebäuden,
ÖPNV-Haltestellen, etc.
• Seit 2010 Umsetzung des Fahrradstellplatz-
konzepts für Stadtteilzentren (dezentral)
• Mehr als 28.000 Radlstellplätze in München
• Anforderungen:
– Sicherer und fester Halt
– Diebstahlschutz (Rahmen anschließbar)
– Bequem und einfach erreich- und nutzbar
– Vermeidung von Vandalismus / Beschädigungen
• 1.1.2013: Fahrradabstellplatzsatzung tritt in Kraft
• Bei Neubauten und wesentl. Änderungen im
Bestand ist bestimmte Anzahl an radlstellplätzen
einzurichten.
Situation am HBF
• Überfüllte Abstellanlagen (Chaos)
• Schrottradproblematik
• Vandalismus / Diebstahl
Quellen: www.amsterdamize.com und www.panoramio.com
Beispiel: Radstation Münster
• Unter- und oberirdisch
• 3.300 Stellplätze
• Zweistöckige Radständer
• Baukosten: ca. 6,6 Mio. €
• Gebührenpflichtig
• Zusätzlich
Fahrradwerkstatt
Fahrradshop
Fahrradwaschanlage
Fahrradverleih
Schließfächer
Touristik-Information
Elektroradladestationen
Quelle: http://www.radstation-ms.de/
Beispiel: Radstation Münster
Quelle: http://www.muenster.de/stadt/radstation/index.html und eigene Aufnahmen
Beispiel: Radstation Eindhoven
Quelle: http://designlike.com/2012/01/05/amazing-complex-architecture-for-18-
septemberplein-squarethe-netherlands/
Automatische Dauerzählstellen
• An 7 Stellen im Stadtgebiet wird RV rund um die Uhr gezählt
• Zahlen zeigen die Entwicklung des Radverkehrsaufkommens
• Wichtig für Monitoring und Evaluation der RV-Förderung
Realisierungsnetz Radfahrverbindungen
• Bestand: das Münchner Radverkehrsnetz ist derzeit 1.200 km lang
• Geplant: das komplette Netz soll 1.400 km lang werden
a. 500 km Fahrradhauptrouten
b. 500 km Fahrradnebenrouten
c. 400 km Verteilernetz
40% (500 km) Radverkehrsanlagen
(Radwege/Radstreifen)
22% (260 km) Wege in Parks,
Grünanlagen, land-/
forstwirtschaftl. Wege
38% (450 km) Mischverkehr in Tempo
30-Zonen
Radverkehrsnetz
Ausbau des Radverkehrsnetzes
• Umgestaltung einer Fahrspur in
einen Radfahrstreifen mit
Roteinfärbung im Kreuzungsbereich
(Maximilanstraße 2010)
Erfolgreiche Radverkehrsförderung bedeutet…
…gut ausgebaute RV-Anlagen (Geschwindigkeitsspanne: 10 – 30 km/h)
…viele, gut erreichbare und sichere Abstellanlagen im öffentl. Raum
…Radwege mit guter Oberflächenbeschaffenheit (Sicherheit + Komfort)
…Möglichkeit des direkten Abbiegens in signalisierten Kreuzungsbereichen
…ein attraktives Netzwerk von zusammenhängenden Radrouten
…ein modernes Wegweisungs- und Routensystem (inkl. Routenplaner)
…professionelle Kommunikationsarbeit / PR
…Radfahrern den Platz geben, den sie brauchen (effiziente Raumnutzung!)
Befragung Radverkehr
• Die meisten Fahrradfahrer in München sind zufrieden mit dem
existierenden Radverkehrssystem
• 72% finden, dass man in München gut oder sehr gut radeln kann
Frage:
„Was denken Sie, wie
gut kann man in
München Radfahren?“
Rückblick
• 2007: Velo-city Konferenz in München
• 2008: Stadtrat beschließt Umsetzung einer Fahrradmarketingkampagne
• 2009: Europaweites Ausschreibungs- und Vergabeverfahren
• 62 Bewerber beauftragte Bietergemeinschaft:
• Start der Kampagne am 23. April 2010
• Ziele:
1.Steigerung des Radverkehrsaufkommens
2.Erhöhung der Sicherheit im Radverkehr
Partizipationskampagne
• Plakatierung in der ganzen Stadt
• Preisverleihung auf dem Marienplatz:
Münchens 1. Radlstar gewinnt 4.000 €
Schultournee „Check Dein Radl!“
• Pädagogischer Baustein für
Schüler und Lehrer mit einer
Quizshow
• Radl-Sicherheitscheck zum
Mitmachen auf dem Schulhof
Evaluationsergebnisse
• Keine Vorher-Nachher Erhebung
• Telefonische Befragung von 750 Einwohnern der Stadt München
• Befragungszeiten (Stichtage) mit jeweils 375 Interviews
1. Welle: 24. April - 8. Mai 2011 (vor Radlschauwoche)
2. Welle: 22. Mai -1. Juni 2011
• Hohe Teilnahmequote: 51% unter den erreichten Personen
• Zusätzlich qualitative Interviews mit insges. 22 Stakeholdern (Verwaltung,
Verkehrs- und Marketingexperten)
• Umfangreiche Medienanalyse (Print- und Onlinemedien)
• Ergebnisse wurden am 22.11.2011 im Stadtrat präsentiert
Wenn die Stadt München den Radverkehr fördert,
dann ist das...
Frage 64 „Wenn die Stadt München den Radverkehr fördert, dann ist das...“, ab 14 Jahre, n = 684
sehr gut 57,2%
gut 35,9%
weniger gut 4,7%
überhaupt nicht gut
2,2%
• Sehr positive
Einstellung zur
Radverkehrsförderung
• Über 90% bewerten
Radverkehrsförderung
mit gut oder sehr gut
Evaluation – Wahrnehmung & Bewertung
Wahrnehmung der Kampagne
insgesamt
Frage 66-87 “An welche Elemente der Kampagne können Sie sich erinnern?“
(aktiv) bzw. „Haben Sie eine der folgenden Aktionen wahrgenommen?“ (passiv), ab
14 Jahre, n = 691
aktiv wahrgenommen
33,2%
passiv wahrgenommen
27,2%
nicht wahrgenommen
39,6%
aktiv wahrgenommen = ohne Hilfestellung an Kampagnenelement eigenständig erinnert
passiv wahrgenommen = nach Vorlesen an Kampagnenelement erinnert
nicht wahrgenommen = Kampagnenelement weder aktiv noch passiv erinnert
• Starke Wahrnehmung:
60% der Befragten
haben die
Radlkampagne
wahrgenommen
Evaluation – Wahrnehmung & Bewertung
Bewertung der Kampagne insgesamt
Frage 92 „Wie bewerten Sie die Kampagne insgesamt? Finden Sie die Kampagne...“,
ab 14 Jahre, nur Kampagnenwahrnehmer, n = 438
• Positive Resonanz:
über 80% der Kampagnen-
Wahrnehmer bewerten die
Radlkampagne mit gut oder
sehr gut
sehr gut 19,9%
gut 62,3%
weniger gut 16,8%
überhaupt nicht gut
1,1%
„Wie bewerten Sie die Kampagne
insgesamt?
Finden Sie die Kampagne...“
Evaluation – Wahrnehmung & Bewertung
Evaluation - Medienanalyse
• Printmedien 2010 - Kategorisierung
0
5
10
15
20
25
30
Bicycle FilmFestival
Radl-Joker Radl-Night Radl-Star Sicherheit Kampagneallgemein
Resümee
• Radfahren in der Stadt kann man attraktiv kommunizieren und bewerben
emotionale Elemente (Radlstar, Radlnacht)
lokaler Bezug (Bavaria, Sprache)
Zielgruppenbezug besonders wichtig
• Wille und Unterstützung der Politik enorm wichtig
• Prominente Fürsprecher gewinnen („Radlfreunde“ und „Promiradeln“)
• Kampagne kostet ca. 0,5 € pro Bürger/a wenig im Vergleich zu IS-Kosten
• Weiche Maßnahmen können „hardware“ nicht ersetzen, aber ideal ergänzen
• Man braucht ein gutes Produkt, sonst bringt das beste Marketing nichts!
Resümee
• Die Radlhauptstadt-Kampagne soll helfen, eine Fahrradkultur zu etablieren:
• Ziel ist nicht nur „mehr Radverkehr“ (Quantität), sondern auch „besserer
Radverkehr“ (Qualität)
• Denn der Infrastrukturausbau kann mit aktueller Entwicklung kaum Schritt halten
• Daher nimmt die Bedeutung von professioneller Kommunikation und Moderation
(Begleitung dieses Wachstumsprozesses) immer weiter zu
• Thema: Verkehrssicherheit!