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rara DAS MAGAZIN VON PROSPECIERARA AUSGABE 2 /2014 LAUTLOSES VERSCHWINDEN DER SAASER MUTTEN Seite 5 BERNER ROSEN IM EINKAUFSWAGEN Seite 10 DAHLIEN – OPULENTE SCHÖNHEITEN AUS MEXIKO Seite 12 Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren AUSGEZEICHNETES WOLLSCHWEINPRODUKT Seite 16

rara 2/2014 deutsch

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Das Magazin rara erscheint viermal jährlich auf deutsch, französisch und italienisch und ist das offizielle Publikationsorgan der Schweizer Stiftung ProSpecieRara www.prospecierara.ch

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raraDAS MAGAZIN VON PROSPECIERARA AUSGABE 2 /2014

LAUTLOSES VERSCHWINDEN DER SAASER MUTTENSeite 5

BERNER ROSEN IM EINKAUFSWAGENSeite 10

DAHLIEN – OPULENTE SCHÖNHEITEN AUS MEXIKOSeite 12

Schweizerische Stiftungfür die kulturhistorischeund genetische Vielfaltvon P�anzen und Tieren

AUSGEZEICHNETES WOLLSCHWEINPRODUKTSeite 16

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Dieses neugierige Schaf von Herbert Zurbriggen aus Saas-Balen ist einer der letzten Vertreter der Saaser Mutten.

Ihre Unterstützung bringt unsere Arbeit voran:Gönnerschaft Plus à CHF 120.–/JahrGönnerschaft à CHF 70.–/JahrPaargönnerschaft à CHF 90.–/JahrJuniorgönnerschaft (bis 25 Jahre) à CHF 35.–/JahrTier-Patenschaft à CHF 150.– bis CHF 450.–/JahrBaum-Patenschaft à CHF 250.–/Jahr

Für Spenden: PC 90-1480-3 IBAN CH29 0900 0000 9000 1480 3 BIC POFICHBEXXX

Die Organisation ProSpecieRara ist seit 1997 ZEWO-zertifiziert.

DANKESCHÖN !

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Editorial

Béla Bartha, Geschäftsführer ProSpecieRara

Jetzt ist aber Schluss mit dem Sammeln,

Beschreiben und Dokumentieren ! In der

kleinen Schweiz müssen die noch vorhandenen Sorten

und Rassen doch irgendwann einmal erfasst sein – so

könnte man meinen. Das vorliegende rara straft diese

Annahme Lügen. 1997 war es die Capra Grigia, vor acht

Jahren die Kupferhalsziege und dieses Jahr ist es die

Saaser Mutte, deren letzte Exemplare Philippe Ammann,

unser ProSpecieRara-Tierscout, nach Hinweisen aus der

Züchterszene retten will.

Gertrud Burger entdeckt derweil unter den über tausend

Obstsorten unerwartete Qualitäten und schafft es,

z. B. den ’Thurgauer Borsdorfer’ bei Coop in die Verkaufs-

regale zu bringen.

So bleibt die Erkenntnis, dass es ProSpecieRara nicht

nur braucht, um die bereits dokumentierte Vielfalt

abzusichern, sondern selbst nach 32 Jahren Engagement

noch beherztes und rasches Eingreifen für «neue» alte

Rassen oder Sorten gefragt ist. Es wird uns auch

in Zukunft eine grosse Freude sein, Sie daran teilhaben

zu lassen.

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Nachwuchs bei den Saaser Mutten in Niedergut bei Saas-Balen.

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Fokus

Das lautlose Verschwinden der Saaser Mutten

Philippe Ammann, Bereichsleiter Tiere

Im Wallis werden Schwarznasen-

schafe, weisse Alpenschafe und

Walliser Landschafe gehalten. Im ganzen

Wallis ? Nein, im Oberwalliser Saastal blieb

in der Obhut von Schäfergenerationen ein

Schaftyp erhalten, der nur noch hier vor-

kommt und im Begriff ist zu verschwinden.

Ich klingle an der Türe des Häuschens «Primeli», das am Rand des Dorfes Saas- Almagell steht. Das kleine Haus war früher der Kuh- und Schafstall der Familie Anden-matten, die hier, wie einst viele Familien im Tal, mit der Landwirtschaft ein Zubrot zum harten Saisonierleben erwirtschaftete. Während die Männer den Sommer hindurch weit weg vom Tal in der ganzen Schweiz

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Erna Andenmatten ist eine der letzten Schäferinnen im Saastal und erinnert sich an die 1970er-Jahre, als alleine in der Gemeinde Saas-Almagell über 450 Saaser Mutten gehalten wurden. Für deren Behütung war ihre Mutter Ida zehn Jahre lang zuständig. Heute sind es im Dorf der 78-Jährigen nur noch fünf Schäfer, die rund 120 Schafe halten.

arbeiteten, leisteten die Frauen zuhause mit der Haltung von Schafen und Kühen einen Beitrag zur Ernährung der Familie.

Dies erzählt mir Erna Andenmatten. Wir sitzen in der kleinen Küche des «Primeli» und blättern auf der Suche nach Bildern der speziellen Schafe, die hier seit Genera-tionen gezüchtet werden, in alten Fotoalben. Ich will wissen, welche Rolle die Wolltiere im Saastal einst spielten und wie es ihnen heute geht.

Aufmerksam auf die Saaser Schafe wur-den wir von ProSpecieRara durch Mathias Roth. Der engagierte Schaf- und Grauvieh-züchter verbringt seine Ferien regelmässig im Saastal und kam so mit den lokalen Schäfern und deren auffälligen Schafe in Kontakt. Sie gefielen ihm so gut, dass er einige Zuchttiere kaufte und auf seinen Hof im Solothurnischen mitnahm. Er erfuhr, dass die Anzahl aktiver Schäfer und damit der Bestand der Schafe im Saastal in den vergangenen Jahren rapide abgenommen hat und keine 30 Betriebe mit Saaser Schafen mehr gezählt werden können. Er kam daher Ende 2013 mit der Frage auf mich zu, ob ProSpecieRara etwas gegen dieses Verschwinden unternehmen könne.

DIE «BERGAMASKER DES WALLIS»Die grossen Schafe fallen mit ihren langen Ohren und ihren stark nach vorne gekrümm-ten Ramsnasen auf. Gehalten werden sie vor allem ihres Fleisches wegen. Zusätzlich liefern sie beachtliche 4 bis 5 Kilogramm Wolle. Die typischen Saaser Schafe zählen zu den Bergamaskerschafen, die ihr haupt-sächliches Verbreitungsgebiet in Norditalien haben. Ihre lange Tradition im Wallis und die Anpassung an die Bedingungen des Saastals schufen einen lokalen Schlag, der sowohl als Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt der Schweizer Schafrassen, als auch als kulturhistorisches Erbe der Region Saas absolut erhaltungswürdig ist. Auffällig ist der grosse Anteil an gescheckten und

braunen Tieren im Vergleich zu den ansons-ten mehrheitlich weissen Bergamaskern im angrenzenden Italien. Typisch für die Zucht im Tal ist zudem, dass bei der Zuchtauswahl die Tiere mit den längsten Ohren bevorzugt werden.

EIN SCHAF OHNE FÜRSPRECHERUm geschätzte 75 % ist der Bestand der Saaser Schafe in den letzten 15 Jahren zurückgegangen – auf wenig mehr als

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«Es wäre schön, wenn wieder mehr jüngere

Menschen im Tal Freude an den Saaser Mutten

fänden, damit unsere Schafe überleben.»Erna Andenmatten

Die Saaser Mutten haben eine lange Geschichte im Saastal und dem benachbarten Simplon-gebiet. Zwischen den beiden Gebieten wurden immer wieder Zuchttiere ausgetauscht. Während sie im Simplongebiet bis auf einen Betrieb komplett verschwunden sind, haben sie im Saastal bis heute überlebt. Aber auch hier ist der Bestand in den letzten 15 Jahren um 75 % zurückgegangen. Das Foto wurde Ende der 1960er- Jahre auf-genommen und zeigt Florin Andenmatten, Erna Andenmattens Vater, bei seinen Schafen.

GEFÄHRDETES KULTURGUT

Bild

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G

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400 Tiere. Erstaunlicherweise ging dies ganz leise und ohne grosses Aufsehen zu erregen vonstatten. Die meisten Schäfer im Tal sind bereits im Pensionsalter oder stehen kurz davor. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass man sich schon damit abge-funden hat, dass der Züchternachwuchs ausbleibt und somit wenig Hoffnung für das Weiterbestehen der traditionellen Schaf-zucht besteht. Ohne öffentliche Anteilnahme

und ohne eine Interessensvertretung präsentiert sich die Aussicht der Saaser Schafe düster.

Eine unserer ersten Massnahmen war die Initiierung einer Zusammenkunft der aktiven Schäfer im Tal. Mit Hilfe von Moritz Schwery vom Landwirtschaftszentrum Visp konnten wir im Frühling 2014 in Saas-Grund ein Treffen der Schäfer aller Gemeinden im Tal durchführen und gemeinsam aus-loten, welche Fördermassnahmen für das rar gewordene Schaf realistisch umsetzbar sind. Wir stiessen bei den Schäfern auf offene Ohren und stellten erfreut fest, dass unser Interesse und unser Angebot mit-zuhelfen positiv aufgenommen wurden. Miteinander beschlossen wir, unter dem Namen «Saaser Mutten» dem Verschwinden des lokalen Schafes entgegenzuwirken («Mutten» vom französischen «Mouton» steht im Walliserdeutsch für «Schafe»).

Drei Monate später bin ich mit Erna Andenmatten unterwegs zu ihren 12 Scha-fen. Ich bin fasziniert von den ausdrucks-starken Tieren, während die 78-jährige Schäferin noch immer etwas irritiert zu sein scheint, dass die Tiere, die ihr Leben, schon seit sie sich erinnern kann, begleiten, nun plötzlich solch ungewohnte Aufmerksamkeit erfahren. Ich hoffe, sie mit meiner Begeisterung und meiner Zuversicht etwas angesteckt zu haben. Als wir zurückfahren sagt sie mit einem Glitzern in den Augen, dass es schön wäre, wenn es gelingen würde, wieder jüngere Schäfer zu finden, die sich den Saaser Mutten annehmen.

www.prospecierara.ch/de/projekte/saaser-mutten

Mit diesen Massnahmen kämpfen wir gegen das Verschwinden der Saaser Mutten:

• Zusammentragen aller Adressen von Menschen, die Saaser Mutten halten

• Absicherung von historischem Wissen zur Schafhaltung im Ursprungsgebiet

• Erfassung aller noch lebenden Tiere in einem Zuchtbuch

• Bekanntmachung der Rasse und deren Gefährdung in der Öffentlichkeit

• Zusammenarbeit mit dem Land wirtschaftszentrum Visp

• Suche nach neuen Züchtern, bevorzugt im Saastal und den angrenzenden Regionen

• Hilfe bei der Vermittlung von Zuchttieren

Ihre Spende macht unsern Einsatz möglich. Besten Dank !

HELFEN SIE UNS BEI

DER RETTUNG DER SAASER MUTTEN !

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Damit im Saastal und den angrenzenden Tälern auch in Zukunft Saaser Mutten grasen, suchen wir neue Züchterinnen für die bedrohte Schafrasse. Tipp: Am Samstag, 15. September 2014 findet im Saastal am frühen Vormittag die Alpabfahrt der Saaser Mutten statt. Das ist der günstigste Moment im Jahr, um Zuchttiere zu kaufen.

Interessierte melden sich bitte bei: [email protected] Telefon 061 545 99 28

PROSPECIERARA

SUCHT NEUE ZÜCHTER

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Vermarktung

’Berner Rose’

im Einkaufswagen

Gertrud Burger, Bereichsleiterin Pflanzen, Text: Nicole Egloff

’Goldparmäne’, ’Küttiger Rüebli’ und Co. können nur dann lang-fristig überleben, wenn sie auch gegessen werden – je häufiger, desto besser. Deshalb engagiert sich ProSpecieRara dafür,

diese Raritäten wieder in die Läden zu bringen. Nach zehn Jahren Aufbauarbeit sind elf ProSpecieRara-Apfelsorten bei Coop erhältlich – eine einzigartige Erfolgsgeschichte.

«Zu Beginn haben unsere Obstexperten 17 Apfelsorten ausgewählt, welche sich für den Verkauf beim Grossverteiler voraus-sichtlich am besten eignen würden», rollt Gertrud Burger die Geschichte auf. Mög-lichst tauglich für den Bioanbau, transport-fest, haltbar und ertragsmässig rentabel sollten sie sein. Zudem mussten sich die Sorten bezüglich Geschmack, Aussehen oder kulturhistorischer Bedeutung klar vom bestehenden Angebot im Laden abheben.

Informationen in Bezug auf die Vermark-tung alter Sorten im Detailhandel waren nur spärlich vorhanden. «In der historischen Literatur werden zwar Geschmack, Ausse-hen und weitere Kriterien genau beschrie-ben, aber die Lagerfähigkeit in klimatisch perfekten Hallen und in warmen Verkaufs-räumen spielt darin natürlich noch keine Rolle. Auch über den Anbau auf Nieder-stamm war nichts zu finden», so Gertrud.

TESTEN, AUSPROBIEREN, EXPERIMENTIERENAn Tests führte also kein Weg vorbei. Zu-sammen mit dem Forschungsinstitut für Bio-logischen Landbau (FiBL) und Coop wurde das Projekt angegangen. Zuerst degustierte

eine Gruppe aus Fachleuten und Laien die 17 Projektsorten. Die Sorten, welche diesen Geschmackstest bestanden haben, werden derzeit systematisch auf ihre Lager-fähigkeit geprüft: Einerseits direkt nach dem Pflücken und danach mehrmals nach unterschiedlich langer Lagerungszeit. Nicht nur Geschmack oder Saftigkeit werden dabei getestet, sondern es werden auch ver-schiedene Werte wie Zuckergehalt, Säure-abbau und Festigkeit gemessen. «Dabei haben wir auch Überraschungen erlebt: Der

«Der ’Thurgauer

Borsdorfer’ hat seinen

würzigen Geschmack

auch nach längerer

Lagerungszeit nicht

verloren.»Gertrud Burger

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’Thurgauer Borsdorfer’ hat seinen würzigen Geschmack auch nach längerer Lagerungs-zeit nicht verloren».

Gleichzeitig wird im Feld geprüft, wie sich die einzelnen Sorten für die Produktion auf Niederstamm eignen. «Der ’Hansueli- Apfel’ wäre eine wunderbare Sorte gewe-sen. Aber es hat sich herausgestellt, dass er zu wenig und zu unregelmässig Ertrag liefert. Damit fällt er leider aus dem Projekt-sortiment», bedauert Gertrud.

EINE LANGFRISTIGE INVESTITIONSolche Tests müssen mehrere Jahre lang durchgeführt werden, da die Anbaubedingun-gen von Jahr zu Jahr variieren können. «Wir wollten aber schneller vorankommen. Zum Glück haben wir Obstproduzenten gefunden, die bereit waren, ein gewisses Risiko einzu-gehen und Bäume auch ohne das Wissen aus langjährigen Untersuchungen anpflanz-ten. So sind jetzt schon einige Sorten im Handel erhältlich !» Um das Risiko für die Bauern zu minimieren, hat ihnen Coop eine

Abnahmegarantie gegeben. «Generell sind wir sehr froh um die Unterstützung von Coop – denn Sortenuntersuchungen sind aufwändig und könnten von ProSpecieRara alleine nicht finanziert werden», zeigt sich Gertrud erfreut. «Und das Beste daran: Die so gewonnenen Erkenntnisse dürfen selbst-verständlich von allen genutzt werden, also auch von kleineren Vermarktern.» Das noch immer entstehende Wissen wird in Sortenblättern festgehalten und interessier-ten Produzenten zur Verfügung gestellt. «Wir sind überzeugt, dass die Palette einhei-mischer Sorten sowohl bei Coop als auch in den Bioläden und auf den Märkten nach und nach wieder grösser werden wird», ist Gertrud optimistisch.

Die ProSpecieRara-Apfelsaison bei Coop startet in diesen Tagen mit ’Berner Rose’, ’Danziger Kant-apfel’, ’Albrechtsapfel’, ’Eierleder’, ’Sauergrauech’ und ’Goldparmäne’. Mitte Oktober folgen ’Schweizer Orangen’, ’Schweizer Breitacher’ und ’Thurgauer Borsdorfer’. ’Berlepsch’ und ’Wilerrot’ beschliessen die Apfelsaison Ende Februar.

Eine noch junge Niederstamm-Apfelanlage mit ’Schweizer Breitacher’.

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Am einfachsten werden Dahlien über die Teilung der Knollen vermehrt. Dies macht man vorzugsweise im Frühling vor dem Auspflanzen. Mindestens drei grosse Knollen sollten jeweils wieder zusammen gepflanzt werden, damit die Pflanze schön wirkt. Knollen zu teilen lohnt sich auch dann, wenn die Knolle zu dicht wird. Dann bildet die Pflanze meist viele aber nur schwache Triebe aus.

DAHLIEN VERMEHREN

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Dahlie ganzJe nach Sorte sind die Knollen unterschiedlich dicht ineinan- der verwachsen. Zuerst ver-schafft man sich einen Über-blick und identifiziert die Stelle, wo die einzelnen Knollen zusammengewachsen sind (Wurzelhals).

Dahlie geteiltDort setzt man mit einem scharfen Messer an und teilt die Knollen so, dass jedes abgeteilte Stück einen Teil des Wurzelhalses behält. Denn dort treiben die Dahlien neu aus. Anschliessend werden die Knollen gesetzt.

Die Dahlie ’Orange von Russikon’, eine der rund 70 Dahliensorten, die nach dem Suchaufruf eingeschickt wurde.

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Zierpflanzen

Dahlien – opulente

Schönheiten aus Mexiko

Martina Föhn, Projektleiterin Zierpflanzen, Text: Nicole Egloff

Was wäre ein herbstlicher Bauerngarten ohne Dahlien … Auch in Rabatten und Kübeln werden sie zum Hingucker. Richtig gepflegt erfreuen sie die Gärtnerin Jahr für Jahr und ihre Wurzelknollen sind

bald so gross, dass Stücke davon an Nachbarn und Freunde weitergegeben werden können.

• Bevor die Erde gefriert (spätestens Ende November) verdorrte Stängel 10 cm über dem Boden abschneiden und Knollen ausgraben.

• Knollen mit Sortennamen beschriften und so lagern, dass die einzelnen Knollen eindeutig einer Sorte zugeord-net werden können.

• Kühl, aber frostfrei, luftig und dunkel überwintern.

• Ab Mitte April Dahlien in Töpfe aus-pflanzen. So wird verhindert, dass sich Schnecken über die jungen Triebe hermachen.

• Nach den Eisheiligen, Mitte Mai, ins Beet auspflanzen.

• Dahlien nach einigen Wochen stützen.• Verblühte Blumen abschneiden, um

die Bildung neuer Blüten zu fördern.• Gefüllte Dahlienblüten verwelken

von aussen nach innen. Entfernt man diese verfaulten Blütenblätter, verhindert man die Ausbreitung von Krankheiten und die Blume wirkt länger schön.

Ursprünglich stammt die Dahlie aus dem warmen Mexiko. Deshalb ist sie ein wenig aufwändiger in der Pflege als andere mehrjährige Zierpflanzen, wie z. B. Pfingst-rosen oder Herbstastern. Im Spätherbst muss die kälteempfindliche Schönheit nämlich ausgegraben werden, damit sie im Winter frostfrei gelagert werden kann. Abgesehen davon ist sie aber eine unkom-plizierte und vielfältige Bereicherung für jeden Garten.

NEUE SORTEN VERDRÄNGEN ALTEÜber 20 000 registrierte Dahliensorten sind nach und nach aus den 35 Wildarten herausgezüchtet worden und jährlich kommen neue dazu. «Faktisch verschwindet aber für jede neue Sorte eine alte aus dem Sortiment», gibt Martina Föhn zu bedenken. «Denn im Gegensatz zu samen-vermehrbaren Pflanzen kann man hier nicht einfach ein paar Samenportionen ein-lagern, sondern muss die Pflanze jedes Frühjahr auspflanzen und im Herbst wieder ausgraben und überwintern. Das ist auf-wändig und braucht Platz.» Überleben kön-nen die alten, oft über viele Jahrzehnte

ERFOLGREICHE

DAHLIEN-PFLEGE

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Dahlien sind essbar ! In Mexiko wurden früher primär die Knollen gegessen, heu-te werden eher die Blüten zum Kochen benutzt. Je nach Sorte schmecken sie nach Rettich, Nuss oder Salat. Bevor Sie eine Sorte zubereiten, sollten Sie sie degustieren, denn sie schmecken ganz unterschiedlich. Verwenden Sie dafür Blüten, welche sich gerade erst geöffnet haben.Annafried Widmer-Kessler, eine lang jäh-rige Sortenerhalterin von ProSpecieRara, hat für Sie folgendes Rezept kreiert:

DAHLIEN MIT QUARKFÜLLUNGZutaten:• 250 g Bioquark ¾ fett• 1 EL Etagenzwiebeln fein geschnitten• 1 EL Radiesli fein gewürfelt• abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone• 1 TL Senf• Salz, Pfeffer• Dahlienblüte

Je nach Farbe der Blüte können als farblicher Kontrast Curry, Tomatenpüree oder Oliven beigegeben werden. Die Blütenblätter im Inneren der Blüte entfernen (ca. 3 cm Durchmesser). Alle Zutaten zum Quark geben, mit diesem die Blüte füllen. Mit den ausgezupften Blütenblättern garnieren. Dazu Mais-Chips zum Dippen servieren.

populären und somit kulturell bedeutsamen Sorten nur in Privatgärten, in spezialisierten Gärtnereien und bei Erhalterorganisationen wie ProSpecieRara.

FINDEN SIE IHRE LIEBLINGSSORTE2007 hat ProSpecieRara deshalb einen Suchaufruf lanciert. Auf diese Weise sollten Dahlien gefunden werden, die mindestens 30 Jahre alt sind. «Die Resonanz war gross ! Heute haben wir knapp 70 Dahlien-sorten im Erhaltungsprogramm», erzählt Martina begeistert. Einige Sorten sind für ProSpecieRara-Gönnerinnen über die Publikation «Sortenfinder» erhältlich, aller-dings nur in kleinen Mengen. «Ich freue mich aber, dass dieses Jahr zwei Gärtne-reien damit begonnen haben, unsere Dahlien zu vermehren. Ungefähr ab 2016 sollten einige Sorten wieder im grösseren Stil zu kaufen sein.»

Nutzen Sie bis dahin die Zeit und besu-chen Sie unsere Schaugärten, um sich über die Sortenvielfalt zu informieren und sich Ihre Lieblingssorten auszusuchen.

Die nach dem Suchaufruf eingesandten Pflanzen sind heute im ProSpecieRara-Schaugarten in der Berner Elfenau und am ProSpecieRara-Hauptsitz in den Basler Merian Gärten ausgepflanzt. Hier blühen sie gerade jetzt um die Wette und ziehen die Besucher mit ihrer Farben- und Formen-pracht in ihren Bann.

Die Details zu den genannten Schaugärten finden Sie unter: www.prospecierara.ch/de/schaunetz

KOCHEN MIT DAHLIEN

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Agenda

REUTENMARKTBereits zum 10. Mal lockt

der Reutenmarkt Liebhaber

von alten Sorten und Rassen

auf den Zofinger Hausberg.

Über 50 Marktstände, zahl-

reiche ProSpecieRara-Tiere,

Führungen durch den Obst-

garten und eine wunderbare

Stimmung werden den

herbst lichen Heitern beleben.

19. Oktober 2014, 10 – 17 Uhr

Heiternplatz, 4800 Zofingen/AG

Vom Bahnhof Zofingen verkehrt

regelmässig ein kostenloser

Shuttle-Bus, die Zufahrt mit dem

Auto ist nicht gestattet.

WEITERE ANLÄSSE SONNTAGSFÜHRUNGEN AM PROSPECIERARA-HAUPTSITZ Bis 28. September 2014 jeden Sonntag, 14 und 15 Uhr 4052 Basel

SONNTAGSFÜHRUNGEN IM SCHLOSSGARTEN WILDEGG Bis 28. September 2014 jeden Sonntag, 11, 12, 14 und 15 Uhr 5103 Wildegg/AG

FÜHRUNG DURCH DEN ZIERPFLANZENSCHAUGARTEN 4. Oktober 2014, 11 – 12 Uhr 4125 Riehen/BS

KURS KÜRBIS-VIELFALT ENTDECKEN 22. Oktober 2014, 18.30 – 21 Uhr 4052 Basel

KURS OBSTSORTEN BESTIMMEN Ab 27. September 2014 4800 Zofingen/AG

Mehr Infos zu diesen und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf: www.prospecierara.ch/de/ veranstaltungen

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DRESCHTAGAm ProSpecieRara-Hauptsitz in den Merian Gärten bei Basel reinigen wir gemein-sam mit vielen fleissigen Händen das Saatgut, welches in den Gärten Wildegg und Basel geerntet wurde. Vor-kenntnisse sind keine nötig, learning by doing heisst die Devise.

21. September 2014, 10 – 17 Uhr ProSpecieRara, Merian Gärten 4052 Basel

ProSpecieRara offeriert einen Mittagslunch, weswegen eine Anmeldung nötig ist. Anmelden bis 12. September auf [email protected] oder Telefon 061 545 99 11

VIELFALTSMARKTWenn mitten in Zürich sel-

tene Schafe blöken und es

an zahlreichen Ständen fein

duftet, dann ist ProSpecie-

Rara-Vielfaltsmarkt. Anbieter

aus vielen Regionen der

Schweiz bringen ihre Spezia-

litäten, hergestellt aus selte-

nen Sorten und Rassen, in

die Stadt.

13. September 2014, 10 – 17 Uhr

Vor der Markthalle im Viadukt

8005 Zürich

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Delikatessen

Ausgezeichnetes Produkt

im Dienste

einer seltenen Rasse

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GWelcher Gourmet träumt nicht von einem exzellenten Produkt, das ihn an die Geschmäcker von früher erinnert ? Die Neuenburger Brüder Alcala, die von ihrem spanischen Vater die Leidenschaft für die traditionelle Produktion von Schinken mitbekommen haben, können mit ihrem Rohschinken «Réserve Pata Negra Jural» nicht nur das Bedürfnis der Gourmets befriedigen, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Überleben des Wollschweins. Am Schweizer Wettbewerb der Regionalprodukte 2013 – 14 wurde ihre Arbeit mit einer Gold-medaille belohnt. (Interview: Claudia Steinacker, Projektleiterin Tiere Romandie)

CLAUDIA STEINACKER: WORAUF ACHTET IHR, DAMIT DIE QUALITÄT STIMMT ?Gebrüder Alcala: Zuallererst auf den respektvollen Umgang mit dem Tier: eine saubere Umgebung, die Befriedigung

der natürlichen Bedürfnisse des Tieres und eine Schlachtung ohne Stress – nur so kann eine ausgezeichnete Qualität erzielt werden. Natürlich halten wir nur Tiere, die im Herdebuch registriert sind, so dass wir ohne Inzucht züchten können. Die Fütterung der Tiere und die Art und Weise, wie das Fleisch getrocknet wird, sind weitere wich-tige Punkte.

WAS MACHT DAS WOLLSCHWEIN-FLEISCH SO AUSSERGEWÖHNLICH ?Aus der extensiven Haltung, der Robustheit und dem aussergewöhnlich feinen Fett dieser Rasse resultiert eine ausgezeichnete Mischung.

Der ökonomische Druck in den vergange-nen Jahrzehnten hat nicht nur das moderne Edelschwein hervorgebracht, sondern die Schweinezucht als Ganzes stark industriali-siert, wobei das Wollschwein auf der Strecke blieb. Wir sind aber überzeugt von dieser Rasse und arbeiten zusammen mit der

Tomas und Eleuterio Alcala im Keller, wo die Woll-schweinschinken 12 bis 18 Monate lang reifen.

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Am ProSpecieRara-Reutenmarkt, der am 19. Oktober auf dem Zofinger Hausberg stattfindet, feiert die SVWS ihr 20-jähriges Bestehen. Seien Sie dabei, wenn die halb-wüchsigen Wollschweine am Säulirennen ihr Bestes geben und erfahren Sie aus erster Hand mehr zu den urtümlichen Tieren.Nicht nur Wollschweinprodukte werden am Reutenmarkt feilgeboten, sondern alles, was das Herz der bewussten Konsumentin höher schlagen lässt. An rund 50 Markt-ständen werden Pflanzen, Esswaren, Getränke, aber auch Kleider und Schmuck aus alten Sorten und Rassen feilgeboten. Auf Führun-gen können Sie zudem den grossen ProSpecieRara-Obstgarten vor Ort erkunden.

19. Oktober 2014, 10 – 17 Uhr Heiternplatz, 4800 Zofingen/AG Vom Bahnhof Zofingen verkehrt regelmässig ein kostenloser Shuttle-Bus, die Zufahrt mit dem Auto ist nicht gestattet.

Die Wollschweine der Gebrüder Alcala führen ein artgerechtes Leben.

20 JAHRE SCHWEIZERISCHE

VEREINIGUNG FÜR DIE

WOLLSCHWEINZUCHT (SVWS)Schweizerischen Vereinigung für die Woll-schweinzucht (SVWS) und ProSpecieRara daran, dass sie wieder häufiger vorkommt …

WIE SIEHT BEI EUCH EIN PRODUKTIONSJAHR AUS ?Unsere Produktion beginnt im Winter, dann salzen wir die Stücke. Danach folgt eine Ruhepause. Der Frühling erlaubt anschlies-send das regelmässige Trocknen der Schinken. Es ist immer wieder toll, in den Dachboden zu steigen, wo die Schinken dann hängen, und dort mit der Nase zu prüfen, wie die Arbeit vorangeht. Im Herbst feiern wir zusammen mit Freunden und Familie den «Alpabzug» und bringen die Schinken vom Dachboden in den Keller, wo sie den Reifeprozess abschliessen. Einige lagern dort bis zu 18 Monate lang.

WO BEKOMMT MAN EURE PRODUKTE ?Auf www.jural.ch findet man die Verkaufs-stellen und weitere Infos zu unserer Arbeit.

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Auch ohne klimatisch perfekten Keller lassen sich Saatkartoffeln fürs kommende Jahr überwintern. Spies-sen Sie sie auf ein Nagelbrett und stellen sie dieses an einen hellen Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung. Bis zum Frühling sind die Kartoffeln ausgezehrt, aber mit kräftigen, kurzen Lichtkeimen versehen.

Haben Sie eigene Tipps ? Teilen Sie diese mit uns ! www.prospecierara.ch/de/tipps

STAB, die Stiftung für abendländische Ethik und Kultur, verleiht den dies-jährigen, mit CHF 50 000.– dotierten Preis an ProSpecieRara und honoriert so den jahrzehntelangen Einsatz für die Erhaltung der bedrohten Sorten und Rassen.

Die Einladung zur Preisverleihung vom 27. September in Zürich finden Sie unter: www.prospecierara.ch/de/veranstaltungen

Kolumne

Vielfalt

macht robust

Markus Ritter, Präsident Schweizer Bauernverband

Was macht die Natur und ihre Lebewesen robust ?

Ich behaupte: Ihre Vielfalt. Einzelne Arten oder Rassen haben im Verlauf der Evolu- tion nicht überlebt. Weil das Klima kälter, wärmer, trockener, feuchter wurde oder weil eine Krankheit, ein Schädling oder der Mensch sich ausgebreitet hat. Aber immer gab es welche, die damit umgehen konnten. Die Vielfalt ist damit ein sicheres Erfolgs-rezept. ProSpecieRara und Sie als Leserin des rara tragen zur Vielfalt bei. Wir Nicht-ProSpecieRara-Bauern widmen uns diesem Aspekt oft zu wenig, weil wir zu viel anderes um die Ohren haben und der Tag sowieso lang ist. Der wirtschaftliche Druck lässt uns zudem (fast) alle zu den gleichen, möglichst leistungsstarken Rassen und Sorten grei-fen. Aber wir wissen um den Wert der Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen für eine langfristig nachhaltige Nahrungsmittel-produktion: Wir müssen auch in Zukunft auf Vielfalt zurückgreifen können, um robust zu bleiben. Aus diesem Grund möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen für Ihren Einsatz zu danken. Ihr Engagement trägt dazu bei, uns für die Zukunft fit zu halten. Ein grosses Merci im Namen aller Bäuerin-nen und Bauern !

Tipps

KARTOFFELN ÜBERWINTERN

STAB-PREIS GEWONNEN

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STIFTUNG PROSPECIERARASchweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren.

IMPRESSUMDas Magazin «rara» für Gönnerinnen und Spender von ProSpecieRara erscheint viermal jährlich in deutscher, französischer und italienischer Sprache.

Herausgeberin: Stiftung ProSpecieRara, Basel, Schweiz Redaktion: Nicole Egloff, Anna Kornicker Texte: Béla Bartha, Philippe Ammann, Nicole Egloff, Claudia Steinacker Fotos: ProSpecieRara Gestaltung: Reaktor AG, Kommunikationsagentur ASW, Aarau Druck: SuterKeller Druck AG, Oberentfelden Papier: Cocoon 100 % Recycling 90 g /m2 Auflage: 35’000 Ex. deutsch, 7’500 Ex. französisch, 1’900 Ex. italienisch

Weiblein und Männlein: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, verwenden wir jeweils entweder die weibliche oder die männliche Form, selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.

ProSpecieRara Hauptsitz Unter Brüglingen 6 4052 Basel Schweiz Telefon +41 61 545 99 11 Fax +41 61 545 99 12 [email protected] www.prospecierara.ch

ProSpecieRara Svizzera italiana Via al Ticino 6592 S. Antonino Svizzera Telefono +41 91 858 03 58 Fax +41 91 858 03 03 [email protected] www.prospecierara.ch

ProSpecieRara Suisse romande c/o Conservatoire et Jardin botaniques de Genève Case postale 60 1292 Chambésy Suisse Téléphone +41 22 418 52 25 Fax +41 22 418 51 01 [email protected] www.prospecierara.ch

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Schweizerische Stiftungfür die kulturhistorischeund genetische Vielfaltvon P�anzen und Tieren

ProSpecieRara-Reutenmarkt

Köstliches aus seltenen Sorten und Rassen.

Sonntag, 19. Oktober 2014, 10 bis 17 Uhr Im Obstsortengarten Zofingen beim HeiternplatzBereits zum 10. Mal findet der Reutenmarkt statt. Inzwischen sind es über 50 Markt- fahrer aus der ganzen Schweiz, die ihre Spezialitäten inmitten des riesigen Obstgartens anbieten. Zum Jubiläum gibt’s einen Entdeckungsparcours durch den Obstgarten, Führungen, Wollschweinrennen und das beliebte breite Angebot an Spezialitäten. Details unter www.prospecierara.ch

Kostenloser Shuttle-Bus ab Bahnhof Zofingen, Zufahrt mit dem Auto nur für Behinderte.