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BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG Bundesinstitut für Risikobewertung • Max-Dohrn-Str. 8-10 • 10589 Berlin • Tel. 030 - 184 12 - 0 • Fax 030 - 184 12 - 47 41 • [email protected]www.bfr.bund.de Rückverfolgung lebensmittel- bedingter Krankheitsausbrüche mit FoodChain-Lab Lebensmittel-Lieferwege sind komplex und können viele Zutaten und Zwischenstationen umfassen. Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche auf nationaler sowie auf EU-Ebene zeigten in den letzten Jahren, dass es einen Bedarf an Software zur Verarbeitung von Warenströmen gibt, um die Untersuchung großer Lieferwege zu unterstützen und die Aufstellung von Expositionsschätzungen in Krisensituationen zu ermöglichen. Alexander Falenski, Matthias Filter, Christian Thöns, Bernd Appel, Annemarie Käsbohrer, Armin A. Weiser Hintergrund Die frei verfügbare Open-Source-Software FoodChain-Lab wurde zur Unterstützung von Ausbruchs-Untersuchungsteams bei der Rückverfolgung kontaminierter Lebensmittel entwickelt. Zielsetzung Die Entwicklung von FoodChain-Lab begann 2011 während des EHEC-Ausbruchs. Seitdem wurde die Software in weiteren Ausbruchsuntersuchungen angewandt, zum Beispiel während des Norovirus-Ausbruchs 2012 in Deutschland oder während des Hepatitis A-Ausbruchs in Europa. Aus dem Datenanalyse- und Datenvisualisierungstool entwickelte sich mit der Zeit eine Toolbox, die nun zusätzlich Funktionalitäten für das Datenmanagement, zur Datenanreicherung sowie für interaktive Brainstorming-Sessions in Ausbruchs-Untersuchungsteams bereitstellt. FoodChain-Lab Food Chain Lab hilft bei der Überprüfung und Visualisierung komplexer Datensätze im Bereich Lebensmittel- und Futterhandel und wurde insbesondere für die Aufklärung lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche konzipiert. Zusammenfassung Die Software wird kontinuierlich weiterentwickelt mit dem Ziel, die Datenverarbeitung weiter zu vereinfachen und zukünftige Anwendungsfälle noch besser bewältigen zu können. Ausblick Weiser AA, Gross S, Schielke A, Wigger J-F, Ernert A, Adolphs J, Fetsch A, Müller-Graf C, Käsbohrer A, Mosbach-Schulz O, Appel B, Greiner M.. Trace-back and trace-forward tools developed ad hoc and used during the STEC O104:H4 outbreak 2011 in Germany and generic concepts for future outbreak situations. Foodborne Pathogens and Disease, 2013;10(3):2639. European Food Safety Authority. Tracing of food items in connection to the multinational hepatitis A virus outbreak in Europe. 2014;12(9):1186. https://foodrisklabs.bfr.bund.de http://www.knime.org Referenzen Sammlung von Informationen in der integrierten FoodChain-Lab- Datenbank. Ähnlichkeitssuche zum Auffinden und Vereinen von doppelten Datenbank-Einträgen. KNIME-Workflow zur Rückverfolgung eines lebensmittelbedingten Ausbruchs mit FoodChain-Lab. Analyse von Liefernetzwerken: Mögliche Herkunftsorte von Kontaminanten; Kreuzkontaminationen; regionale Lieferwege; potenzielle Empfänger kontaminierter Lebensmittel-Chargen. Analyse und Visualisierung von Liefernetzwerken in der Netzwerk-Ansicht (links) oder in der Karten-Ansicht (rechts). In diesem fiktiven lebensmittelbedingten Ausbruch wurde eine kontaminierte Charge gefrorener Erdbeeren durch einen Lieferanten an einen Caterer geliefert. Dieser Caterer verteilte den Erreger in seinen Menüs an Schulen und Kindergärten. Gestreifte Stationen oder Lieferwege zeigen entsprechend der Farben mehrere Eigenschaften (siehe Legende). Integrierte Datenbank Import von Warenketten-Daten mittels *.XLSX-Dateien. Export autogenerierter Tabellen mit Hinweisen auf fehlende Daten nach Vervollständigung können die Tabellen erneut in FoodChain-Lab importiert werden und somit die Ausbruchs-analyse verbessern. Erstellung von Rangfolgen für Ausbruchsorte bzw. positiv getestete Produkte Berechnung regionaler Abhängigkeiten (k-means, DBSCAN) Simulation von Kreuzkontaminationen und regionalen Beziehungen Vollautomatisiertes Layout der Visualisierung im Netzwerk-Graph Export der Graphen und Karten als PNG- oder SVG-Datei. Zur Unterstützung bei Brainstorming-Sessions im Ausbruchsuntersuchungs-Team Ermittlung hilfreicher Gegenmaßnahmen (Ausbruchs-Management) Weitere Funktionalitäten FoodChain-Lab wurde im Projekt SiLeBAT entwickelt, das vom Bundes- ministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde (FKZ 13N11202)

Rückverfolgung lebensmittel- bedingter Krankheitsausbrüche ... · TUNG Bundesinstitut für Risikobewertung • Max-Dohrn-Str. 8-10 • 10589 Berlin • Tel. 030 - 184 12 - 0 •

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Rückverfolgung lebensmittel-

bedingter Krankheitsausbrüche

mit FoodChain-Lab

Lebensmittel-Lieferwege sind komplex und können viele Zutaten und

Zwischenstationen umfassen. Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche auf

nationaler sowie auf EU-Ebene zeigten in den letzten Jahren, dass es einen Bedarf

an Software zur Verarbeitung von Warenströmen gibt, um die Untersuchung großer

Lieferwege zu unterstützen und die Aufstellung von Expositionsschätzungen in

Krisensituationen zu ermöglichen.

Alexander Falenski, Matthias Filter, Christian Thöns, Bernd Appel, Annemarie Käsbohrer,

Armin A. Weiser

Hintergrund

Die frei verfügbare Open-Source-Software FoodChain-Lab wurde zur Unterstützung

von Ausbruchs-Untersuchungsteams bei der Rückverfolgung kontaminierter

Lebensmittel entwickelt.

Zielsetzung

Die Entwicklung von FoodChain-Lab begann 2011 während des EHEC-Ausbruchs.

Seitdem wurde die Software in weiteren Ausbruchsuntersuchungen angewandt, zum

Beispiel während des Norovirus-Ausbruchs 2012 in Deutschland oder während des

Hepatitis A-Ausbruchs in Europa. Aus dem Datenanalyse- und

Datenvisualisierungstool entwickelte sich mit der Zeit eine Toolbox, die nun zusätzlich

Funktionalitäten für das Datenmanagement, zur Datenanreicherung sowie für

interaktive Brainstorming-Sessions in Ausbruchs-Untersuchungsteams bereitstellt.

FoodChain-Lab

Food Chain Lab hilft bei der Überprüfung und Visualisierung komplexer Datensätze im

Bereich Lebensmittel- und Futterhandel und wurde insbesondere für die Aufklärung

lebensmittelbedingter Krankheitsausbrüche konzipiert.

Zusammenfassung

Die Software wird kontinuierlich weiterentwickelt mit dem Ziel, die Datenverarbeitung

weiter zu vereinfachen und zukünftige Anwendungsfälle noch besser bewältigen zu

können.

Ausblick

Weiser AA, Gross S, Schielke A, Wigger J-F, Ernert A, Adolphs J, Fetsch A, Müller-Graf C, Käsbohrer A, Mosbach-Schulz

O, Appel B, Greiner M.. Trace-back and trace-forward tools developed ad hoc and used during the STEC O104:H4

outbreak 2011 in Germany and generic concepts for future outbreak situations. Foodborne Pathogens and Disease,

2013;10(3):263–9.

European Food Safety Authority. Tracing of food items in connection to the multinational hepatitis A virus outbreak in

Europe. 2014;12(9):1–186.

https://foodrisklabs.bfr.bund.de

http://www.knime.org

Referenzen

Sammlung von Informationen in der integrierten FoodChain-Lab-

Datenbank. Ähnlichkeitssuche zum Auffinden und Vereinen von

doppelten Datenbank-Einträgen.

KNIME-Workflow zur Rückverfolgung eines

lebensmittelbedingten Ausbruchs mit

FoodChain-Lab.

Analyse von Liefernetzwerken: Mögliche

Herkunftsorte von Kontaminanten;

Kreuzkontaminationen; regionale Lieferwege;

potenzielle Empfänger kontaminierter

Lebensmittel-Chargen.

Analyse und Visualisierung von Liefernetzwerken in der Netzwerk-Ansicht (links) oder in

der Karten-Ansicht (rechts). In diesem fiktiven lebensmittelbedingten Ausbruch wurde eine

kontaminierte Charge gefrorener Erdbeeren durch einen Lieferanten an einen Caterer

geliefert. Dieser Caterer verteilte den Erreger in seinen Menüs an Schulen und Kindergärten.

Gestreifte Stationen oder Lieferwege zeigen entsprechend der Farben mehrere Eigenschaften

(siehe Legende).

Integrierte

Datenbank

Import von Warenketten-Daten mittels

*.XLSX-Dateien.

Export autogenerierter Tabellen mit

Hinweisen auf fehlende Daten nach

Vervollständigung können die Tabellen erneut

in FoodChain-Lab importiert werden und

somit die Ausbruchs-analyse verbessern.

Erstellung von Rangfolgen für Ausbruchsorte bzw. positiv getestete Produkte

Berechnung regionaler Abhängigkeiten (k-means, DBSCAN)

Simulation von Kreuzkontaminationen und regionalen Beziehungen

Vollautomatisiertes Layout der Visualisierung im Netzwerk-Graph

Export der Graphen und Karten als PNG- oder SVG-Datei.

Zur Unterstützung bei Brainstorming-Sessions im Ausbruchsuntersuchungs-Team

Ermittlung hilfreicher Gegenmaßnahmen (Ausbruchs-Management)

Weitere Funktionalitäten

FoodChain-Lab wurde im Projekt SiLeBAT entwickelt, das vom Bundes-

ministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde (FKZ 13N11202)