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36 Dezember 2002 Rebenzüchtung Pilzwiderstandsfähige Rote aus Freiburg Dr. V. Jörger, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg Im nachfolgenden Beitrag stellt der Autor aktuelle Er- gebnisse aus dem Jahr 2002 zu den neuen pilzwider- standsfähigen Rotweinsorten des Staatlichen Weinbauin- stituts Freiburg (WBI) vor. Mit der Antragstellung auf Sor- tenschutz und Sortenzulassung haben für die neuen pilzwiderstandsfähigen Rotweinsorten aus der Züchtung des WBI Anbaueignungsprüfungen auf ei- ner Vielzahl unterschiedlicher Stand- orte begonnen. Insgesamt konnten in der Pflanzperiode 2002 weitere rund 33 000 Pfropfreben der neuen Sorten an 37 Standorten mit einer jeweils un- terschiedlichen Zahl von Prüf- und Ver- gleichssorten aufgepflanzt und in Prü- fung genommen werden. Der Vegetationsverlauf des Jah- res 2002 war durch sehr hohe Som- merniederschläge, eine kühl-nasse Pe- riode um die Rebblüte und kräftige Niederschlagsereignisse ohne ausrei- chende Abtrocknungsphasen im Sep- tember und Oktober gekennzeichnet. In Tabelle 1 sind die wichtigsten anbautechnischen Eigenschaften der favorisierten neuen Rotweinsorten der Freiburger Rebenzüchtung im Ver- gleich zu den Rebsorten Blauer Spät- burgunder und Cabernet sauvignon wiedergegeben. Erste Ergebnisse Hinsichtlich der Anfälligkeit der pilzwiderstandsfähigen neuen Sorten gegenüber Peronospora und Oidium konnten auch unter Berücksichtigung des Prüfjahres 2002 sehr zufrieden stellende Ergebnisse gewonnen wer- den. In den entsprechenden Spalten zeigen die Boniturdaten für den so ge- nannten „guten Standort“, das heißt Standortbedingungen, bei denen durch sachgerechten Rebschutz in den an- grenzenden Parzellen mit „pilzanfälli- gen“ Standardsorten ein Infektions- druck im für das Jahr 2002 normalen Bereich vorlag, dass ohne jegliche Reb- schutzmaßnahme die geprüften Sorten an Blatt und Trauben weitestgehend frei von Krankheitsbefall durch Perono- spora und Oidium blieben. Peronospora Unter den extremen Infektionsbedin- gungen an unserem Prüfstandort in der Traube der FR 484-87 r. Bilder: Jörger Rebenzüchtung („problematischer Standort“), an dem sich ebenfalls unter vollständigem Verzicht auf Rebschutz- maßnahmen und einem vollständigen Verzicht auf Entblätterung der Trau- benzone Peronospora und Oidium auf weniger resistenten Zuchtstämmen un- mittelbar neben den Prüfsorten sehr stark vermehren können, zeigen die Boniturdaten, dass die Prüfsorten un- terschiedliche Reserven in ihrem Resis- tenzpotenzial aufweisen. Bewertet man diese in der Tabelle 1 angegebenen Bo- Anbautechnische Eigenschaften der Freiburger pilzwiderstandsfähigen Rotweinsorten im Vergleich zum Blauen Spätburgunder und Cabernet Sauvignon

Rebenzüchtung Pilzwiderstandsfähige Rote aus Freiburg¤hige... · Abbildungen 4-6: Reifeermittlungen in der Rebenzüchtung 2002 Verlauf von Beerengewichten, Zuckerkonzentration

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36 Dezember 2002

Rebenzüchtung

Pilzwiderstandsfähige Rote aus FreiburgDr. V. Jörger, StaatlichesWeinbauinstitut Freiburg

Im nachfolgenden Beitragstellt der Autor aktuelle Er-gebnisse aus dem Jahr 2002zu den neuen pilzwider-standsfähigen Rotweinsortendes Staatlichen Weinbauin-stituts Freiburg (WBI) vor.

Mit der Antragstellung auf Sor-tenschutz und Sortenzulassung habenfür die neuen pilzwiderstandsfähigenRotweinsorten aus der Züchtung desWBI Anbaueignungsprüfungen auf ei-ner Vielzahl unterschiedlicher Stand-orte begonnen. Insgesamt konnten inder Pflanzperiode 2002 weitere rund33 000 Pfropfreben der neuen Sortenan 37 Standorten mit einer jeweils un-terschiedlichen Zahl von Prüf- und Ver-gleichssorten aufgepflanzt und in Prü-fung genommen werden.

Der Vegetationsverlauf des Jah-res 2002 war durch sehr hohe Som-merniederschläge, eine kühl-nasse Pe-riode um die Rebblüte und kräftigeNiederschlagsereignisse ohne ausrei-chende Abtrocknungsphasen im Sep-

tember und Oktober gekennzeichnet.In Tabelle 1 sind die wichtigsten

anbautechnischen Eigenschaften derfavorisierten neuen Rotweinsorten derFreiburger Rebenzüchtung im Ver-gleich zu den Rebsorten Blauer Spät-burgunder und Cabernet sauvignonwiedergegeben.

Erste Ergebnisse

Hinsichtlich der Anfälligkeit derpilzwiderstandsfähigen neuen Sortengegenüber Peronospora und Oidiumkonnten auch unter Berücksichtigungdes Prüfjahres 2002 sehr zufriedenstellende Ergebnisse gewonnen wer-den. In den entsprechenden Spaltenzeigen die Boniturdaten für den so ge-nannten „guten Standort“, das heißtStandortbedingungen, bei denen durchsachgerechten Rebschutz in den an-grenzenden Parzellen mit „pilzanfälli-gen“ Standardsorten ein Infektions-druck im für das Jahr 2002 normalenBereich vorlag, dass ohne jegliche Reb-schutzmaßnahme die geprüften Sortenan Blatt und Trauben weitestgehendfrei von Krankheitsbefall durch Perono-spora und Oidium blieben.

● PeronosporaUnter den extremen Infektionsbedin-gungen an unserem Prüfstandort in der

Traube der FR 484-87 r. Bilder: Jörger

Rebenzüchtung („problematischerStandort“), an dem sich ebenfalls untervollständigem Verzicht auf Rebschutz-maßnahmen und einem vollständigenVerzicht auf Entblätterung der Trau-benzone Peronospora und Oidium aufweniger resistenten Zuchtstämmen un-mittelbar neben den Prüfsorten sehrstark vermehren können, zeigen dieBoniturdaten, dass die Prüfsorten un-terschiedliche Reserven in ihrem Resis-tenzpotenzial aufweisen. Bewertet mandiese in der Tabelle 1 angegebenen Bo-

Anbautechnische Eigenschaften der Freiburger pilzwiderstandsfähigen Rotweinsortenim Vergleich zum Blauen Spätburgunder und Cabernet Sauvignon

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Dezember 2002 37

Rebenzüchtung

Piwi-Neuzüchtung aus Freiburg: Traube und Blatt der FR 487-88 r.

niturdaten, so wird deutlich, dass ge-genüber Peronospora auch unter densehr kritischen Witterungsbedingungendes Jahres 2002 die Widerstandsfähig-keit ausgereicht hätte, um zur Gesund-erhaltung von Laub und Trauben inden meisten badischen Rebflächen dieAnzahl der Peronospora-Bekämpfungs-maßnahmen auf 0 bis 1 Behandlung zubegrenzen.

● OidiumBei der Widerstandsfähigkeit gegen-über Oidium zeigen die Daten aus demproblematischen Standort Rebenzüch-tung, dass über alle Sorten hinweg 0bis 3 Behandlungen zur Gesunderhal-tung von Laub und Traube erforderlichgewesen wären. Im Vergleich mit denBoniturdaten des „guten Standortes“wird deutlich, dass bei allen geprüftenneuen Sorten alleine bereits die Durch-führung einer sachgerechten Entblätte-rung der Traubenzone, auf die im Prüf-feld der Rebenzüchtung zur „Härtetest-Prüfung“ verzichtet wird, ausgereichthätte, um auch bei Oidium in den Be-reich der vollständigen Verwertbarkeitdes entsprechenden Traubengutes zukommen. Eine zusätzliche Rebschutz-

behandlung von maximal einem bisdrei Terminen hätte auch bei den Sor-ten mit den geringsten Resistenzreser-ven (FR 487-88r und FR 377-83r) aus-gereicht, um in den meisten badischenRebflächen absolut gesundes Trauben-gut ernten zu können.

● Stiellähme

Die besonderen Witterungsbedingun-gen um die Rebblüte (Ende Mai bisMitte Juni) ließen in diesem Jahr aucheine Bewertung der Stiellähme-Anfäl-

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38 Dezember 2002

Rebenzüchtung

Abbildungen 1-3: Reifeermittlungen in der Rebenzüchtung 2002Verlauf von Beerengewichten, Zuckerkonzentration und Mostsäurewerten bei denSorten FR 484-87 r, FR 455-83 r, FR 487-88 r und Blauem Spätburgunder imZeitraum 3. September bis 15. Oktober 2002

Abbildung 1: Beerengewichte

Abbildung 2: Mostgewichte

Abbildung 3: Säure

ligkeit zu. Diese ist in der Tabelle 1 inProzent Befallshäufigkeit der Traubenund in Prozent Befallsstärke der befal-lenen Trauben wiedergegeben. Es wirdzunächst deutlich, dass auch die Ver-gleichssorten Blauer Spätburgunderund insbesondere der stärker anfälligeCabernet sauvignon 2002 eine stärkereStiellähmeentwicklung aufweisen. Diekalten Nachttemperaturen und die an-haltend feuchte Witterung um die Reb-blüte sind nach dem in den 60er und70er Jahren erarbeiteten Stiellähme-Prognosemodell von THEILER (For-schungsanstalt Wädenswil, Schweiz)hierfür verantwortlich. Dass die Stiel-lähme-Symptome nicht schon deutlichvor dem Herbst aufgetreten sind, liegtin diesem Jahr daran, dass im Juli undAugust bei gleichmäßig hoher Feuchteso gut wie keine trocken-heißen Peri-oden mit Temperaturen über 30° Caufgetreten sind, die als Auslöser derin der Blüteperiode angelegten Stiel-lähme-Neigung gelten.

Während die neuen pilzwider-standsfähigen Rebsorten, die zur Be-reitung neutraler bis betont fruchtigerRotweine geeignet sind, ähnlich demBlauen Spätburgunder eher als Stiel-lähme-fest bezeichnet werden können,weisen in der Gruppe der Sorten, diezur Bereitung „Cabernet-ähnlicherWeine“ geeignet sind, die drei Sorten(FR 377-83 r, FR 428-82 r und FR437-82 r), bei denen Cabernet sauvi-gnon die Muttersorte darstellt, diedeutlich stärksten Stiellähme-Symp-tome auf. Die Muttersorte Cabernetsauvignon hat diese Eigenschaft, dieauch den Sorten Cabernet franc undMerlot eigen ist, folglich in unter-schiedlicher Intensität an die drei Kreu-zungsprodukte weitervererbt.

Die Sorte FR 428-82 r übertrifftdas Ausmaß an Stiellähmebefall des Ca-bernet sauvignon dabei noch erheblich.Unter den drei genannten Cabernet-Kreuzungen weist die Sorte FR 428-82 rgleichzeitig die kompaktesten Traubenmit der deutlich höchsten Beerendichteauf. Hieraus resultiert bei Stiellähmebe-fall bereits in einem sehr frühen Sta-dium auch das Auftreten von Stiel- undTraubenfäule, ohne dass sämtliche Bee-ren einer Traube bereits in einem aus-geglichenen, fortgeschrittenen Reifesta-dium wären. Das Vegetationsjahr 2002hat wie bereits das Jahr 2001 hierdurcherhebliche Schwierigkeiten bei derweinbaulichen Nutzung dieser Sorte er-kennen lassen. Trotz Sicherstellung ei-ner ausreichenden Magnesiumversor-gung, die generell bei jungen Rebanla-gen große Bedeutung hat, war es in die-sen beiden Vegetationsperioden nichtmöglich, eine ausreichende Abreife der

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Dezember 2002 39

Rebenzüchtung

Abbildungen 4-6: Reifeermittlungen in der Rebenzüchtung 2002Verlauf von Beerengewichten, Zuckerkonzentration und Mostsäurewerten bei denSorten FR 377-83 r, FR 437-82 r, FR 523-89 r und Blauem Spätburgunder imZeitraum 3. September bis 15. Oktober 2002.

Abbildung 4: Beerengewichte

Abbildung 5: Mostgewichte

Abbildung 6: Säure

Gesamttrauben am Rebstock abzuwar-ten. Nur durch einen erheblichen Zu-satzaufwand bei der Lese konnte reifesLesegut von Material mit Stiellähmebe-fall und unreifem Material getrenntwerden. Weitere Untersuchungen zudiesem Problem sind durchzuführen.

● ReifeentwicklungBezogen auf die zeitlichen Entwick-lungsmerkmale der aufgeführten Sor-ten im Vergleich zu Blauem Spätbur-gunder und Cabernet sauvignon hatsich durch die Vegetationsperiode2002 keine große Veränderung erge-ben (vgl. Tabelle 1, Austrieb bis Ernte).Die beiden Sorten mit der Weineigen-schaft Deck-Typ bzw. Neutral-Typ sindetwa eine Woche nach den Standard-Klonen des Blauen Spätburgunders inder Lesereife. Die beiden Sorten mit ei-nem fruchtigen Wein-Typ erreichendas Stadium Lesereife etwa mit denStandard-Klonen des Blauen Spätbur-gunders. Bei den Sorten mit Cabernet-Wein-Typizität liegt der Lesezeitpunktfür FR 437-82 r um etwa zehn Tagevor und für FR 523-89 r um etwa sechsbis acht Tage vor dem Blauen Spätbur-gunder. Die Sorte FR 428-82 r benötigtbis zum Erreichen der physiologischenReife etwa sechs bis acht Tage längerund die Sorte FR 377-83 r etwa zehnbis 12 Tage länger als der Blaue Spät-burgunder. Die Sorten-Ansprüche aneinen jeweiligen Pflanzstandort lassensich aus den anbautechnischen Eigen-schaften in etwa ableiten.

Im Vergleich zu den neuen Sor-ten stellen sich die Ansprüche des Ca-bernet sauvignon anders dar. DieseSorte benötigt unter unseren Klimaver-hältnissen durchschnittlich zwischen 17und 21 Tagen längere Reife, um nurdas Mostgewicht des Blauen Spätbur-gunders zu erreichen. Zu diesem spä-ten Termin muss dann aufgrund desgegebenen, hohen Phenolgehaltes nochkeine optimale physiologische Reife er-reicht sein, wie die Vegetationsjahre2001 und 2002 in unseren Versuchenam Versuchsgut Blankenhornsbergdeutlich erkennen ließen.

Zur Verdeutlichung der Rei-feentwicklung der neuen pilzwider-standsfähigen Rebsorten im Vergleichzum Blauen Spätburgunder sind in denAbbildungen 1 bis 3 bzw. 4 und 6 ausVersuchsanlagen ohne Ertragsregulie-rung die Veränderungen der Beerenge-wichte, der Zuckergehalte der Beerenin Grad Öchsle und der Gesamtsäure ing/l im Zeitraum Anfang September bisMitte Oktober 2002 wiedergegeben.

Es zeigt sich einerseits, dass derBlaue Spätburgunder nach einem gu-

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40 Dezember 2002

Rebenzüchtung

Traube der FR 437-82 r. Traube der FR 377-83 r.

Traube der FR 455-83 r.

ten Startmostgewicht Anfang Septem-ber in den folgenden drei Wochen er-wartungsgemäß um rund 16° Öchsle inder Zuckerkonzentration zulegenkonnte, ohne dass in dieser Zeit dieBeerengewichte bereits gesunken wä-ren (Abb. 1 und 2). Die Säurereduzie-rung in dieser Zeitspanne deutet aufdie einsetzende Reife hin (Abb. 3). Inden folgenden Wochen gingen entge-gen der allgemeinen Erwartung danndurch die regelmäßigen Niederschlägebei stagnierenden Beerengewichten dieMostgewichte sogar zurück, und auchdas Stagnieren der Säurewerte weistauf einen weitgehenden Stillstand inder Reifeentwicklung hin.

Die drei Sorten mit neutralembis fruchtigem Weintyp wiesen beietwa gleichem Verlauf der Beerenge-wichtsentwicklung auch eine ähnlicheMostgewichts- und Mostsäureentwick-lung auf (Abb. 1 bis 3), wobei eineMostgewichtsreduzierung nicht festge-stellt werden kann. Die Sorte FR487-88 r und die etwas später reifendeSorte FR 484-87 r zeigen im nassenOktober nochmals einen leichten An-stieg der Beerengewichte. In Verbin-dung mit dem noch hohen Säuregehaltgibt dies Anlass für die spätere Leseter-minierung bei beiden Sorten, insbeson-dere der FR 484-88 r. Die FR 455-83 rbestätigt mit der Werteentwicklung,dass sie in der Regel mit oder sogarkurz vor dem Blauen Spätburgundergelesen werden kann.

In den Abbildungen 4 bis 6 sinddie Werteentwicklungen von Beerenge-wicht, Mostgewicht und Mostsäure fürdie Sorten mit Cabernet-typischen Wei-nen ebenfalls im Vergleich zum BlauenSpätburgunder wiedergegeben. Deut-lich wird, dass diese Sorten eher klei-nere Beerengewichte als der BlaueSpätburgunder aufweisen, während dieWerteentwicklung der des BlauenSpätburgunders vergleichbar ist. Bei

der Mostgewichtsentwicklung startendie beiden früher reifenden Sorten FR437-82 r und FR 523-89 r auf höheremNiveau als der Blaue Spätburgunderund können diesen zum Teil sehr deut-lichen Vorsprung (insbesondere FR437-82 r) auch bis zu Lese aufrecht-erhalten bzw. ausbauen. Dies ist fürdas stark phenolbeladene Lesegut imHinblick auf die spätere Weinqualitätjedoch auch erforderlich.

Die Säurewerte der beiden Sor-ten entwickeln sich frühzeitig in denBereich unter 10 g/l, ohne dann imLaufe der weiteren Entwicklung weg-zubrechen, wie dies bei einigen aufdem Markt befindlichen neuen Rebsor-ten der Fall ist. Auch die pH-Werte-Entwicklung während des Beobach-tungszeitraumes im Jahr 2002, auf de-ren Darstellung hier verzichtet wurde,weist für die angesprochenen neuenSorten keine auffallenden, starken Ver-änderungen zum Beispiel in Abhängig-keit von Niederschlägen auf, die Ursa-

che für ein rasches Lesen oder eineproblematische Situation bei der Ver-arbeitung der Trauben sein könnten.

Die im Vergleich zum BlauenSpätburgunder um etwa zehn bis zwölfTage später reifende FR 377-83 r be-stätigt dies in der Mostgewichtsent-wicklung und im Verlauf der Mostsäu-rewerte. Erst Mitte Oktober kann dieRebsorte die Werte des Blauen Spät-burgunders erreichen und benötigtdann noch ein bis zwei Wochen derReife zur Qualitätsoptimierung, wasden Anspruch an den Standort deutlichwerden lässt.

Zusammenfassung

Der Verlauf der Vegetationsperi-ode 2002 hat im Hinblick auf dieneuen pilzwiderstandsfähigen Rotwein-sorten des Staatlichen WeinbauinstitutsFreiburg einige neue Erkenntnisse ge-bracht. Hinsichtlich der Pilzwider-standsfähigkeit konnten auf den meis-ten Versuchsflächen des StaatlichenWeinbauinstituts und der Weinbaupra-xis trotz eines überdurchschnittlich ho-hen Infektionsdrucks durch Perono-spora und Oidium gute bis sehr guteErgebnisse erzielt werden. In den weit-aus meisten Fällen waren die Rebflä-chen mit den Prüfsorten ohne Reb-schutz im Gesundheitszustand denenvon Standardrebsorten mit intensivenRebschutzmaßnahmen vergleichbaroder sogar überlegen.

Die Leseterminierung gestaltetesich durch den stark verregnetenHerbst im Jahr 2002 auch für die pilz-widerstandsfähigen Sorten überausschwierig. Das zusätzliche, starke Auf-treten von Stiellähme, welches für dieKreuzungsnachkommen des Cabernetsauvignon in einem höheren Maßefestzustellen ist als für die pilzfestenSorten mit neutralem bis fruchtigemWeintyp und für die Standard-Burgun-dersorten, erforderte einen Zusatzauf-wand, der dem Zusatzaufwand bei Ca-bernet sauvignon, Cabernet franc undMerlot entsprach. Hierbei zeigte dieSorte FR 428-82 r aufgrund ihrer sehrkompakten Traubenstruktur und eineruneinheitlichen Beerenabreife inner-halb der gleichen Trauben besondereSchwierigkeiten bei der Lese, die eineBegrenzung des weinbaulichen Wertesnach den derzeit vorliegenden Ergeb-nissen aufzeigen.

Über die vorliegenden positivenErgebnisse zahlreicher Verkostungender neuen pilzwiderstandsfähigen Sor-ten im Vergleich zu verschiedenenStandardsorten wird in einem späterenArtikel berichtet. ❏