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Das UNESCO-Programm ,,Der Mensch und die Biosphare" - ein Modell fur die Zukunft? iemals in unserer Geschichte erblickten so viele Neubiirger das Licht der Welt N wie in unseren Tagen: Fast 100 Millionen kommen jahrlich hinzu, so dai3 demnachst 6 Milliarden Menschen den Globus bevolkern werden. Dai3 diese 6 Milliarden der Biosphare mehr abfordern als die 3 Milliarden, die um 1960 lebten, ist selbstverstandlich und hat Konsequenzen, die auf vielen Ebenen deutlich werden. ie Zusammensetzung der Erdatmosphare hat sich seit der Industrialisierung D wesentlich geandert, was an klimarelevanten Spurengasen gut dokumentiert wurde. Bis zur Mitte des kommenden Jahrhunderts rechnet man mit einer Ver- doppelung der Kohlendioxid-Konzentration seit der vorindustriellen Zeit, wenn nicht wesentliche Einschrankungen vorgenommen werden. Auch Zerstorungen groi3ten Umfangs lassen sich auf die bloi3e Zahl einer zunehmend fordernden Menschheit zuriickfuhren: Der tropische Regenwald nimmt jahrlich nach FAO- Schatzungen mit bis zu 200 000 km2 ab - das ist mehr als die doppelte Staatsflache Osterreichs. Bis zur Mitte des nachsten Jahrhunderts erwartet die mit der Analyse beauftragte EnquEte-Kommission des Deutschen Bundestages einen Riickgang der Tropenwalder auf die Halfte. Korallenriffe, die insgesamt etwa 600 000 km2 umfas- sen, werden von fast allen der etwa 100 Staaten, die Riffe auf ihrem Territorium be- sitzen, in starkem Mafie geschadigt. Ahnliches gilt fur Mangrovenwalder. an darf jedoch nicht nur die Zahl der Menschen als Problem betrachten; M bedeutsam ist auch, dai3 eine Minderheit der Menschheit - die Reichen - wesentlich hohere Anforderungen an die Ressourcen stellt als die groi3e Mehrheit - die Armen. Die Produktion diverser Schadstoffe ist in den hochtechnisierten Lan- dern wesentlich hoher als in den meisten Tropenlandern. Es gibt also nicht nur eine Gruppe von Menschen, der die Hauptschuld zugewiesen werden kann. Vielmehr kann man sagen, dai3 die einen sich durch ihre viel zu rasche Fortpflanzung an der Umwelt vergehen, die anderen durch Ubernutzung von Ressourcen. Ein Resultat ist die Ausrottung von Organismen, wie es sie seit der Grenze Mesozoikum - Kanozoikum (also vor 65 Millionen Jahren) nicht gegeben hat. Eine Reduzierung der jetzigen Artenzahl um 25 Prozent in den nachsten zwei Jahrzehnten erscheint so moglich. Diese Zahlen sind jedoch ,,weich": Es gibt viel zu wenige Systematiker auf der Erde, als dai3 man solche Angaben prazisieren konnte. Sicher ist, dai3 derzeit mehr Arten ausgerottet als neu beschrieben werden. or diesem ernsten Hintergrund ist das UNESCO-Programm ,,Der Mensch V und die Biosphare", abgekiirzt MAE, zu verstehen, das 1970 ins Leben gerufen wurde. Eine Aufgabe besteht in der Entwicklung eines Konzeptes zur Ein- richtung von Biospharenreservaten. Das sind Gebiete, in denen abiotische und bio- tische Ressourcen geschiitzt und Strategien einer dauerhaft-umweltgerechten Pflege und Nutzung entwickelt werden sollen. Biospharenreservate reprasentieren nicht nur verschiedene Naturraume, sondern auch unterschiedliche Kulturen. Sie dienen nicht nur Schutz und Pflege, sondern sind gleichzeitig raumplanerische Instrumen- te fur eine harmonische Zukunft. Weltweit hat die UNESCO bisher iiber dreihun- dert Biospharenreservate anerkannt. Zwolf davon entfallen auf Deutschland und umfassen uber 12 000 km2. Zugegebenermagen eine relativ kleine Flache, aber die Politik, die von der UNESCO betrieben wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. In diesem BIUZ-Heft wird das MAE-Konzept von berufener Seite vor- gestellt: von Mitgliedern des Deutschen Nationalkomitees fur das UNESCO-Pro- gramm MAE. In sifu-Eigenschaften zentraler Gliazellen: Konsequenzen fur das Konzept der Informationsverar- beitung im ZNS? liazellen galten lange Zeit als passive G Partner der Neurone im ZNS. Jungste methodische Fortschritte in der Immunzyto- chemie, Molekularbiologie und Elektrophy- siologie zeigten jedoch, dafi Gliazellen an der Informationsverarbeitung direkt beteiligt sind und entscheidend zur Plastizitat aber auch Pathogenese im ZNS beitragen. Das Schicksal von gentechnisch modifizierten Genen in Pflanzenpopulationen it Hilfe von populationsgenetischen M Modellen kann der Einflui3 unter- schiedlicher Faktoren auf die Immigration von modifizierten Genen in fremde Popula- tionen erkannt werden. Eine erfolgreiche Im- migration wird beispielsweise durch Befruch- tungssystem, Immigrationshaufigkeit, GroGe und Struktur der Rezeptorpopulation,Vertei- lung der Subpopulationen und den Selekti- onswert der durch das Gen bedingten Eigen- schaft bestimmt. Volker Storch

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Das UNESCO-Programm ,,Der Mensch und die Biosphare" - ein Modell fur die Zukunft?

iemals in unserer Geschichte erblickten so viele Neubiirger das Licht der Welt N wie in unseren Tagen: Fast 100 Millionen kommen jahrlich hinzu, so dai3 demnachst 6 Milliarden Menschen den Globus bevolkern werden. Dai3 diese 6 Milliarden der Biosphare mehr abfordern als die 3 Milliarden, die um 1960 lebten, ist selbstverstandlich und hat Konsequenzen, die auf vielen Ebenen deutlich werden.

ie Zusammensetzung der Erdatmosphare hat sich seit der Industrialisierung D wesentlich geandert, was an klimarelevanten Spurengasen gut dokumentiert wurde. Bis zur Mitte des kommenden Jahrhunderts rechnet man mit einer Ver- doppelung der Kohlendioxid-Konzentration seit der vorindustriellen Zeit, wenn nicht wesentliche Einschrankungen vorgenommen werden. Auch Zerstorungen groi3ten Umfangs lassen sich auf die bloi3e Zahl einer zunehmend fordernden Menschheit zuriickfuhren: Der tropische Regenwald nimmt jahrlich nach FAO- Schatzungen mit bis zu 200 000 km2 ab - das ist mehr als die doppelte Staatsflache Osterreichs. Bis zur Mitte des nachsten Jahrhunderts erwartet die mit der Analyse beauftragte EnquEte-Kommission des Deutschen Bundestages einen Riickgang der Tropenwalder auf die Halfte. Korallenriffe, die insgesamt etwa 600 000 km2 umfas- sen, werden von fast allen der etwa 100 Staaten, die Riffe auf ihrem Territorium be- sitzen, in starkem Mafie geschadigt. Ahnliches gilt fur Mangrovenwalder.

an darf jedoch nicht nur die Zahl der Menschen als Problem betrachten; M bedeutsam ist auch, dai3 eine Minderheit der Menschheit - die Reichen - wesentlich hohere Anforderungen an die Ressourcen stellt als die groi3e Mehrheit - die Armen. Die Produktion diverser Schadstoffe ist in den hochtechnisierten Lan- dern wesentlich hoher als in den meisten Tropenlandern. Es gibt also nicht nur eine Gruppe von Menschen, der die Hauptschuld zugewiesen werden kann. Vielmehr kann man sagen, dai3 die einen sich durch ihre viel zu rasche Fortpflanzung an der Umwelt vergehen, die anderen durch Ubernutzung von Ressourcen. Ein Resultat ist die Ausrottung von Organismen, wie es sie seit der Grenze Mesozoikum - Kanozoikum (also vor 65 Millionen Jahren) nicht gegeben hat. Eine Reduzierung der jetzigen Artenzahl um 25 Prozent in den nachsten zwei Jahrzehnten erscheint so moglich. Diese Zahlen sind jedoch ,,weich": Es gibt viel zu wenige Systematiker auf der Erde, als dai3 man solche Angaben prazisieren konnte. Sicher ist, dai3 derzeit mehr Arten ausgerottet als neu beschrieben werden.

or diesem ernsten Hintergrund ist das UNESCO-Programm ,,Der Mensch V und die Biosphare", abgekiirzt MAE, zu verstehen, das 1970 ins Leben gerufen wurde. Eine Aufgabe besteht in der Entwicklung eines Konzeptes zur Ein- richtung von Biospharenreservaten. Das sind Gebiete, in denen abiotische und bio- tische Ressourcen geschiitzt und Strategien einer dauerhaft-umweltgerechten Pflege und Nutzung entwickelt werden sollen. Biospharenreservate reprasentieren nicht nur verschiedene Naturraume, sondern auch unterschiedliche Kulturen. Sie dienen nicht nur Schutz und Pflege, sondern sind gleichzeitig raumplanerische Instrumen- te fur eine harmonische Zukunft. Weltweit hat die UNESCO bisher iiber dreihun- dert Biospharenreservate anerkannt. Zwolf davon entfallen auf Deutschland und umfassen uber 12 000 km2. Zugegebenermagen eine relativ kleine Flache, aber die Politik, die von der UNESCO betrieben wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. In diesem BIUZ-Heft wird das MAE-Konzept von berufener Seite vor- gestellt: von Mitgliedern des Deutschen Nationalkomitees fur das UNESCO-Pro- gramm MAE.

In sifu-Eigenschaften zentraler Gliazellen: Konsequenzen fur das Konzept der Informationsverar- beitung im ZNS?

liazellen galten lange Zeit als passive G Partner der Neurone im ZNS. Jungste methodische Fortschritte in der Immunzyto- chemie, Molekularbiologie und Elektrophy- siologie zeigten jedoch, dafi Gliazellen an der Informationsverarbeitung direkt beteiligt sind und entscheidend zur Plastizitat aber auch Pathogenese im ZNS beitragen.

Das Schicksal von gentechnisch modifizierten Genen in Pflanzenpopulationen

it Hilfe von populationsgenetischen M Modellen kann der Einflui3 unter- schiedlicher Faktoren auf die Immigration von modifizierten Genen in fremde Popula- tionen erkannt werden. Eine erfolgreiche Im- migration wird beispielsweise durch Befruch- tungssystem, Immigrationshaufigkeit, GroGe und Struktur der Rezeptorpopulation, Vertei- lung der Subpopulationen und den Selekti- onswert der durch das Gen bedingten Eigen- schaft bestimmt.

Volker Storch