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104 ~c~.M~. Reell-analytische Strukturen der Alexandrott-Halbgeraden und der Alexandrotf-Geraden Von HELLMUTHKI~E$~Rin Tiibingen und ~I~ K~v.sv.~ in Miinchen Die Gesamtheit A + tier Paare (g, ~), (0,0) aus einer Ordnungszahl # < ~ol und einer reellen Zahl ~ mit 0 < ~ < 1, lexikographisch geordnet und mit der Ordnungs- topologie versehen, heiSe die Alexandroff-Halbgerade. Wir stellen ihr ein zweites Exemplar A- mit tier entgegengesetzten Ordnung zur Seite und bflden mit einem weiteren Element 0 die geordnete Menge A = A-+ {0} + A+. Diese, ebenfalls mit der Ordnungstopologie versehen, heige Alexandroff-Gerade (s. [1] des Literaturver- zeichnisses). Sowohl A+ und A- wie A sind zusammenh~ngende eindimensionale Mannigfaltigkeitenl). Der )~Itere yon uns ha~ vor einiger Zeit gezeigt [2], dab man sowohl A+ wie A mit einer reell-analytischen Struktur versehen kann, und waft dabei die Frage auf, ob etwa alle solehe Strukturen yon A bzw. yon A+ isomorph seien. Diese Frage wird bier mit nein beantwortet. Einige andere Aussagen aus demselben Fragenkreis ergeben sieh auf dem Wege zu dieser Antwort oder schlieBen sieh an. Wir betrachten aufA eine feste reell-analytisehe Struktur und bezeiehnen ffir z e A mit A z bzw. Az den Absehnitt der x e A mit x > z, bzw. x < z, versehen mit der yon A induzierten analytisehen Struktur. Da alle Absehnitte A z zu A+ homSomorph sind 2)~ f01gt die Behauptung fiber A + aus dem 8atz 1. Zwei verschiedene Ab~chnitte A~ und A z sind nicht reeU-analytisch hom6o- morph. Von zwei Abschnitten Au und A z ist einer ein Abschnitt des anderen und beide homSomorph zu A +; es geniigt daher, zu zeigen, dab eine reell-analytische Alexandroff- Halbgerade A + zu keinem ihrer Abschnitte A z isomorph ist, daI~ es also keine biholo- morphe Abbildung yon A + auf A z gibt. Das folgt aus dem sch~rferen Satz 2: Jede holomqrphe Abbildung /von A + in sich ist entweder ]constant oder die Identitgt. 1) Der einfache Beweis seheint noeh nicht ver6ffentlicht zu sein. Man beweist gleich, dab jeder Ausschnitt Bx~ = {(/~, ~) I ~ ~/~ < ~t) yon A + mit 0 -~ ~ < ~ < wl der Halbgeraden ~ ~ 0 und damit jeder Strecke ~ ~ T< ~ ordnungsisomorph ist. Das stimmt fiir 2 = ~ -b 1. Istaber ~ + 1 2'< wl und ist der Satz richtig fiir alle 2 mit ~ < 2 ~ ~', so setzt sich im l~alle 2" = 2" ~- 1 der Ausschnitt B=~, zusammen aus B~,, und Bz'~" ~- ((/~, ~)l~ ~ 2"). Ist aber 2' Limeszshl, so sei ~r = 2~< 22 < "" eine gegen ~' strebende 1%lge; dann besteht B~ aus den naeh der Induktions- annahme den Strecken v ~ ~ < v + 1 ordnungsisomorphen Aussehnitten B~x~+~. 2) Ist y < z <~ w, so kann man {x}y < x < w) nach 1) ordnungstreu auf {x] z < x < w)abbilden.

Reell-analytische Strukturen der Alexandroff-Halbgeraden und der Alexandroff-Geraden

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104 ~ c ~ . M ~ .

R e e l l - a n a l y t i s c h e S t r u k t u r e n

d e r A l e x a n d r o t t - H a l b g e r a d e n u n d d e r A l e x a n d r o t f - G e r a d e n

Von HELLMUTH KI~E$~R in Tiibingen und ~ I ~ K~v.sv.~ in Miinchen

Die Gesamthe i t A + tier Paa re (g, ~ ) , (0,0) aus einer Ordnungszahl # < ~ol und einer reel len Zahl ~ m i t 0 < ~ < 1, l ex ikograph i sch geordne t und mi t der Ordnungs- topologie versehen, heiSe die Alexandrof f -Halbgerade . W i r stel len ihr ein zweites E x e m p l a r A - m i t tier en tgegengese tz ten Ordnung zur Seite und bf lden mi t e inem weiteren E l emen t 0 die geordne te Menge A = A - + {0} + A+. Diese, ebenfal ls mi t der Ordnungstopologie versehen, heige Alexandrof f -Gerade (s. [1] des L i t e ra tu rve r - zeichnisses). Sowohl A+ und A - wie A sind zusammenh~ngende e indimensionale Mannigfa l t igke i ten l ) . Der )~Itere yon uns ha~ vor einiger Zei t gezeigt [2], dab m a n sowohl A+ wie A m i t e iner ree l l -ana ly t i schen S t r u k t u r versehen kann, und w a f t dabei die F r a g e auf, ob e twa alle solehe S t r u k t u r e n yon A bzw. yon A+ i somorph seien. Diese F r a g e wird bier m i t nein bean twor te t . Einige andere Aussagen aus demselben Fragenkre i s ergeben sieh a u f dem Wege zu dieser A n t w o r t oder schlieBen sieh an.

Wir be t r ach t en a u f A eine feste ree l l -analy t i sehe S t r u k t u r und bezeiehnen ffir z e A m i t A z bzw. Az den Absehn i t t der x e A m i t x > z, bzw. x < z, versehen m i t de r yon A induz ie r ten ana ly t i sehen S t ruk tu r . D a alle Absehn i t t e A z zu A+ homSomorph sind 2)~ f01gt die B e h a u p t u n g fiber A + aus dem

8atz 1. Zwei verschiedene Ab~chnitte A ~ und A z sind nicht reeU-analytisch hom6o- morph.

Von zwei Abschn i t t en Au und A z i s t e iner ein Abschn i t t des anderen u n d beide homSomorph zu A +; es geni igt daher , zu zeigen, dab eine ree l l -analy t i sche Alexandroff- Ha lbge rade A + zu ke inem ihrer Abschn i t t e A z i somorph ist , daI~ es also keine biholo- morphe A b b i l d u n g yon A + au f A z gibt . Das folgt aus dem sch~rferen

Satz 2: Jede holomqrphe Abbildung / v o n A + in sich ist entweder ]constant oder die Identitgt.

1) Der einfache Beweis seheint noeh nicht ver6ffentlicht zu sein. Man beweist gleich, dab jeder Ausschnitt Bx~ = {(/~, ~) I ~ ~ / ~ < ~t) yon A + mit 0 -~ ~ < ~ < wl der Halbgeraden ~ ~ 0 und damit jeder Strecke ~ ~ T < ~ ordnungsisomorph ist. Das stimmt fiir 2 = ~ -b 1. Istaber ~ + 1

2 '< wl und ist der Satz richtig fiir alle 2 mit ~ < 2 ~ ~', so setzt sich im l~alle 2" = 2" ~- 1 der Ausschnitt B=~, zusammen aus B~,, und Bz'~" ~- ((/~, ~)l~ ~ 2"). Ist aber 2' Limeszshl, so sei ~r = 2~< 22 < "" eine gegen ~' strebende 1%lge; dann besteht B ~ aus den naeh der Induktions- annahme den Strecken v ~ ~ < v + 1 ordnungsisomorphen Aussehnitten B~x~+~.

2) Ist y < z <~ w, so kann man {x}y < x < w) nach 1) ordnungstreu auf {x] z < x < w)abbilden.

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Vol. XI, 1960 Alexandroff-Halbgerade und Alexandroff-Gerade 105

D a f e s nur so wenige holomorphe Selbstabbfldungen yon A + gibt, liegt daran, dab schon die stetigen Abbildungen starken Einschr~nkungen unterliegen. Wir be- trachten allgemeiner Abbfldungen yon A + in A und bezelchnen mit x --> ~ ~ den Grenziibergang wachsender x in A oder A+, mit x--> - - ~ den fallender x in A. Dann gilt

Satz 3. .Fl i t ]ede stetige Abbildung / yon A + in A gilt eine der /olgenden Aussagen:

a) / i s t au/ einem Abschnitt A z konstant,

b) lira ] (x) = + r

c) r tml(x)= - ~ .

Zwei Abbildungen ] und g der Klasse b) (ebenso nati~rlich der Klasse c)) haben in jedem Abschnitt AY Koinzidenzpunkte, also Punkte z , / i~r d i e / ( z ) = g(z) ist.

Hieraus folgt sofort der Satz 2. Da A + in A nach unten beschrs ist, scheidet fiir eine Selbstabbildung f yon A + d e r Fall c) aus. I s t / holomorph und gil t a), so ist / auf ganz A + konstant, da A + zusammenh~ngend ist. IAegt aber der Fall b) vor, so besitzt / in jedem Abschnitt AY Koinzidenzpunkte mit der Identi t~t g(x) = x, d. h. Fixpunkte. Sei zl ein Fixpunkt y o n / , z~ ein Fixpunkt in A z, usw., allgemein zn+l ein Fixpunkt yon ] in Azn. Dann ist die Folge zl, z~ . . . . monoton wachsend und konvergiert daher gegen einen Punkt z s). Dieser ist H~ufungspunkt yon Fix- punkten yon ]. Daher ist / in einer Umgebung yon z, also in ganz A +, die Identit~t.

B e w e i s y o n S a t z 3. Liegt ffir die Abbildung ] keiner der F~lle b) oder c) vor, so gibt es Punkte u und v aus A 4erart, d a f / in jedem Abschnitt AY yon A + Werte zwischen u und V annimmt. Da das Intervall u _~ x ~ v einem abgeschlossenen Intervall reeller Zahlen homSomorph ist2), besitzt ](x) ffir x --> ~ r einen H~u- fungspunkt a. Wit zeigen, d a f sogar lira ](x) ~- a ist. Andernfalls g~be es n~mlich

x-~§ co eine monoton wachsende Folge xl, x2 . . . . aus A + derart, d a f die Folge /(xun-1) gegen a konvergiert, die Folge/(x2n) abet nicht, und das widerspricht der Stetigkeit yon f i m Punkte x = lira xn. I s t nun U1, Us . . . . eine Umgebungsbasis yon a, so

liegt / (x) in Un ffir x > zn und daher in Un = {a} fiir x > z = lira zn ; / ist also i n A z konstant, wie behauptet war. n=l n-.~

Sind nun / und g zwei Abbildungen der Klasse b) und ist ein Abschnitt AY yon A + gegeben, so w~hlen wir xl beliebig in AY, und dann x2n > x2n-1 so, da f ](x2n) > > g(x2n-1) ist und x2n+l > x~n so, daft g(x~n+l) > / ( x 2 n ) wird. Wegen der Stetig- keit yon / und g im Punkte x = ~ n xn ist dann

lim g(x~+l) >= lira ](x2~) >= lira g(x2n-1),

a l s o / ( x ) = g (x).

3) Jede abz~hlbare Menge yon Ordnungszahlen unter eo~ ha t eine obere Schranke un te r eo~; daher ha t jeder abz~hlbare Tell yon A + eine obere Schranke in A + und l ieg t mi t samt dieser in e inem der Zahlengeraden ordnungsisomorphen Ausschnit t yon A+. In diesem Ausschni t t gil t der Satz yon der oberen Grenze.

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106 H. KNES~R und M. K~s~a A~Cm ~arn.

Die bisher konstruierten reell-analytischen Alexandroff-Halbgeraden waren Ab- sehnitte einer festen Alexandroff-Geraden. Greift man davon zwei heraus, so ist also eine einem Absehnitt der andersen isomorph. Das ist nicht allgemein so:

Satz 4. Es gibt zwei reell-analytische Alexandroff-Halbgeraden, yon denen sich keine nicht ]constant und holomorph in die andere abbilden lii[3t.

Zum B e w e i s sei A+ wieder mi t einer analytischen Struktur versehen, y ein Punkt yon A+ und r eine biholomorphe Abbildung einer Umgebung U yon y auf ein Inter- vall I der Zahlengeraden; der Einfaehheit halber nehmen ~Sr an, dal3 q0 (y) = 0 und monoton wachsend ist. Wit erld~ren nun auf A + eine neue analytische Struktur, indem wir auf dem Komplement yon y die urspriingliche Struktur beibehalten, in U aber die Abbildung ~ dureh Z = ~v o ~ ersetzen, mit einer in I erkl~rten monoton waehsenden und stetigen Funktion ~v(t), die ffir t =~ 0 holomorph ist und b e i t : 0 den Wert 0 annimmt. Machen wir das mit zwei verschiedenen Funktionen ~vl und ~v2, so erhalten wir zwei reell-analytische Manrdgfaltigkeiten A~ und A~, die als topo- logische Rs fibereinstimmen, sieh aber in ihrer analytischen Struktur unter- seheiden kSnnen. I s t nun / eine niehtkonstante, holomorphe Abbildung von A~ in A~, so folgt - - da die beiden Strukturen auf Au fibereinstimmen -=- wieder nach Satz 3, dal3 / auf Ay die Identi t~t ist. Die Funktion Z2 o ] o g~l s t immt also ff i r t > 0 mit Z.o o Z~ 1 = ~0s o ~v~ 1 fiberein und setzt diese fiber t = 0 hinaus analytiseh fort. Das ist aber unmSglich, wenn man z. B.

setzt, mi t positiven Konstanten ~1, ~e, yon denen keine ein ganzes Vielfaehes der anderen ist.

Satz 5. Auch au/ der AlexandrorJ-Geraden A gibt es nichtisomorphe reeU-analgtische Strul~turen.

Bewe i s . Ni t einer reell-analytisehen _~lexandroff-Geraden A, einem Punkt y yon A und einer biholomorphen Abbfldung q0 einer Umgebung yon y maehen wir dieselbe Konstruktion wie oben mit A +, nur dab wit diesmal drei Konstanten ~1, ~s, e3, nehmen und demgem~B drei analytisehe Strukturen .A~, A2, A3, auf A erhalten. Dasselbe Argument Me oben zei~, dab es keine die Anordnung erhaltende Iso- morphie zwisehen zweien yon diesen geben kann.. W/iren sie also alle drei isomorph, so g/~be es Isomorphien /~ yon At und As soMe [s yon As auf A~, welehe die An- ordnung umkehren ; / s o/~ w~re 4ann aber eine ordnungserhaltende Isomorphie yon A~ auf As, und das kann nicht sein.

Literaturverzeichnis

[I] P. ALEXA_~I)RO~, Uber die Metrisation der im Kleinen kompakten topologischen R~ume. Math. Ann. 92, 295--301 (1924). Vorl~ufer sind: G. CANTOR, Math. Ann. 21 (1883) S.552, Ges. Abh. (1932) S. 171, und L. VIETORIS, Monatsh. fi Math. u. Phys. 31, 183--184 (1921).

[2] H. KI~ESER, Analytische Struktur und _~bz~hlbarkeit. Ann. Acad. Sci. Fennicae A/I. 251/5 (1958).

Eingegangen" am 1.8. 1959