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REFLECT REFLECT REFLECT d e n t a l p e o p l e f o r d e n t a l p e o p l e 0 2 / 1 1 Die drei Säulen der Ästhetik Ein überzeugendes Ergebnis Manchmal bedarf es neuer Wege

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Manchmal bedarf es neuer Wege Ein überzeugendes Ergebnis Die drei Säulen der Ästhetik dental people f o r dental people 02/11

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Die drei Säulen der Ästhetik

Ein überzeugendes Ergebnis

Manchmal bedarf es neuer Wege

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Editorial

Liebe Leserin,lieber Leser,

Ivoclar Vivadent ver-folgt das zentrale Ziel,neu entwickelte Tech -no logien weltweit zuvermarkten, idealer-weise in allen Länderngleichzeitig. Dafür zusorgen, dass Dental -fach leute in allen Teilender Welt Neuproduktezur gleichen Zeit zurVerfügung haben, isteine schwierige Auf -gabe und verlangt das

Äusserste von allen Beteiligten in Forschung und Entwicklung,in der Produktion, Logistik sowie in Verkauf und Marketing. DerGlobalisierungsprozess, der inzwischen alle Ebenen erfasst hat,zwingt uns, unsere Methoden immer weiter zu verfeinern, umdiesen neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Produkte von Ivoclar Vivadent geniessen weltweit – undnatürlich auch in Lateinamerika – den Ruf, qualitativ besondershochwertig zu sein. Dies dank unseres unermüdlichen Be -mühens, die Erwartungen unserer Kunden nicht nur zu erfül-len, sondern zu übertreffen. Es bleibt aber nicht allein beim Ver -trieb von Produkten. Wir organisieren und unterstützen finan-ziell die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen und Kur -

sen, um zu gewährleisten, dass unsere Kunden über die neues -ten Erkenntnisse verfügen, was die Techniken und Verfahrenzur Erzielung von ästhetischen und dauerhaften restaurativenLösungen betrifft. Dieses Ziel verfolgen wir auch mit der Be -reitstellung von wissenschaftlichen Berichten, Forschungs er -geb nissen und klinischen Fällen im Rahmen von Publikationenwie Reflect.

Wir hoffen, dass die in dieser Ausgabe enthaltenen Artikelgenau diesen Zweck erfüllen und dass Sie, geschätzte Leserin,geschätzter Leser, daraus einen Nutzen für Ihre praktische Ar -beit ziehen können. Die besten Resultate werden in der Praxisdann erzielt, wenn Anwender im Vorfeld umfassend informiertwerden und dadurch sichergestellt ist, dass die Produkte gemässden An leitungen und Empfehlungen angewendet werden, diewir als Hersteller zur Verfügung stellen.

Mit besten Grüssen

German SarmientoGeneral ManagerIvoclar Vivadent Kolumbien

Das Coverbild zeigt eine Achatplatte mit Amethyst, die im fluoreszierenden Licht ähnliche Opalfarben wie der natürliche Zahn aufweist (Foto: Eva Ilzer).

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Inhalt

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Editorial Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung . . . 02

German Sarmiento (CO)

Zahnmedizin Abenteuer „Frontzahn“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04

Dr. David Hacmoun (F)

Die drei Säulen der Ästhetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07

Dr. Julio Reynafarje Reyna und

Dr. Gustavo Watanabe Oshiro (PE)

TeamworkEin überzeugendes Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Prof. Dr. Daniel Edelhoff und ZT Oliver Brix (D)

Hauchdünn, aber wirkungsvoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

Dr. Alejandro James Marti, Dr. Rosa Antonia López

Parada und ZT Francisca Hernández (MX)

ZahntechnikEine ganz alltägliche Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17

ZT Florin Stoboran (RO)

Manchmal bedarf es neuer Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Ztm. Szabolcs Hant (HU)

IMPRESSUMHerausgeber Ivoclar Vivadent AG

Bendererstr. 2 FL-9494 Schaan/LiechtensteinTel. +423 / 235 35 35Fax +423 / 235 33 60

Erscheinungsweise 3-mal jährlich

Gesamtauflage 71.000 (Sprachversionen: deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch, russisch)

Koordination Lorenzo RigliacoTel. +423 / 235 36 98

Redaktion Dr. R. May, N. van Oers,L. Rigliaco, T. Schaffner

Leserservice [email protected]

Produktion teamwork media GmbH, D-Fuchstal

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Zahnmedizin

Betrachtet man den natürlichen Zahnschmelz imDetail, so tut sich eine eigene kleine Welt auf. EineNachbildung der feinen Strukturen und Farbnuan-cen scheint kaum möglich zu sein. Die Herstellervon Composites für die Dentalbranche haben inden vergangenen Jahren viel geforscht und ent-wickelt, sodass dem Zahnmediziner heute nahezuperfekte Produkte zur Verfügung stehen. Diesetragen unter anderem auch dazu bei, die Arbeits-schritte des Schichtens zu vereinfachen. Oft wirddas Ergebnis einer Composite-Restauration jedochdurch einen leichten Grauschimmer beeinträchtigt.Anhand eines klinischen Falls wird nachfolgenddargestellt, wie dies vermieden und dem Wunschnach einem natürlichen Aussehen der Restaurationnoch ein Stück näher gekommen werden kann.

Ein 11-jähriger Junge kommt mit einer Fraktur des mitt-leren Schneidezahns in unsere Zahnarztpraxis (Abb. 1).Bei der klinischen Untersuchung werden eine thermi-sche Hypersensibilität, Schmerzen beim Perkussions -test und eine pulpanahe Fraktur diagnostiziert (Abb. 2).Für ein parodontales Trauma fehlen die klinischenHinweise. Ich empfehle das Schichten von Compositeals minimalinvasive und konservierende Restaurations-technik.

FarbnahmeZu Behandlungsbeginn bestimme ich bei Tageslicht undvor der Dehydration der Zähne die Zahnfarbe. Hierzuverwende ich die Farbskala des Composites, welchesanschliessend für die Restauration benutzt wird (TetricEvoCeram). Um die Wahl der Zahnfarbe zu kontrollie-ren, trage ich eine Composite-Schicht auf einen Zahnauf und polymerisiere diese. Für den zervikalen Bereichwähle ich die Dentinfarbe A2 und inzisal die Schmelz-farbe A1.

Das Mock-up Nach erfolgter Lokalanästhesie wird der Zahn freihän-dig mit einem Composite (abweichende Zahnfarbe) re -konstruiert – ohne dass der Zahn präpariert oder einAdhäsiv appliziert wird. Ich entscheide mich für eineleicht erkennbare Farbe, im vorliegenden Fall für A4(Abb. 3). Nach der Polymerisation werden die Form,die exakte Position des Randes und die Okklusion verfei-nert. Letztendlich wird mit einem Putty-Abformmate -rial ein Silikonschlüssel von der palatinalen Fläche unddem Rand gefertigt. Dieser soll das spätere Schichtenerleichtern. Nach Erstellen des Silikonschlüssels wirddie provisorische Restauration (Mock-up) entfernt undspäter mit dem Composite der ausgewählten Zahnfarbeersetzt.

Abenteuer „Frontzahn“Restauration eines mittleren Schneidezahns mit Tetric EvoCeram®

Dr. David Hacmoun, Antibes/Frankreich

Abb. 1 Ausgangssituation: Fraktur des mittleren Schneidezahns Abb. 2 Massiver Verlust des Zahnschmelzes, pulpanahe Frakturlinie

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Das Befestigungsprotokoll Beim Auftragen des Adhäsivs für die Restauration mussdarauf geachtet werden, dass die Zahnoberfläche nichtzu feucht ist. Ein Kofferdam gelegt mit Ligaturen istobligat, denn er verschafft eine gute Übersicht über dasBe handlungsgebiet und erhöht während der Behand-lung sowohl die Sicherheit als auch den Komfort fürArzt und Patient. Die Präparation der Zahnhartsubstanz beginne ich miteinem Federrand am labialen Schmelz. Diese Form ge -währleistet eine Abdichtung und ist Grundlage für einenunauffälligen Übergang zwischen dem natürlichen Zahnund dem Composite (Abb. 4). Nach der Reinigung vonSchmelz und Dentin mit einer Mischung aus Bimssteinund reinem Chlorhexidin (Paroex) zu 0,2 Prozent trageich Telio CS Desensitizer auf. Im vorliegenden Fall kommt wegen des breiten Schmelz-randes die „Total Etch“-Technik zur Anwendung, also dieVerwendung eines Adhäsivs, das ein vorheriges Ätzenmit Phosphorsäure erforderlich macht. Deshalb wer-den der Schmelz für 30 Sekunden und das Dentin für15 Sekunden mit Total Etch geätzt. Dieses Ätzgel ent-hält 37-prozentige Phosphorsäure. Die Oberflächen wer-den für 20 Sekunden gespült und dann vorsichtig nachdem Wet-Bonding-Prinzip getrocknet (Kleben auf feuch-ten Oberflächen). Der Schmelz ist nun trocken, das Den-tin bleibt etwas feucht. Dieser Trocknungsschritt bedarfbei der Verwendung derartiger Adhäsive grosser Sorgfalt.Ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt in den Dentintubuli oder

das Kollabieren der Kollagenfasern durch eine zu aus-giebige Trocknung würde die Penetration des Adhäsivsvermindern und damit die Haftwerte senken.Das Einkomponenten-Adhäsiv ExciTE® wird auf denSchmelz und das Dentin aufgetragen und muss 10 Se -kunden einwirken. Durch einen indirekten Luftstrahl ver-dampft das im Adhäsiv enthaltene Lösungsmittel. DerLuftstrahl wird dabei auf den Spiegel im Mund gezielt,welcher abgewinkelt zu den präparierten Zahnober-flächen gehalten wird. Sobald die Oberfläche glänzt,wird das Adhäsiv für weitere 10 Sekunden polymerisiert(„Low Power“-Modus der LED-Lampe bluephase® G2).

Das Schichten des Composites Begonnen wird mit dem palatinalen Auftragen desComposites. Die Schmelzmasse A1 wird in den Silikon-schlüssel appliziert. Um Luftblasen zu vermeiden, mussdas Verteilen des Composites vorsichtig erfolgen. Jetztwird der Silikonschlüssel in den Patientenmund einge-setzt und mit leichtem Druck auf der Palatinalflächerepositioniert. Die Aushärtung des Composites erfolgtfür 15 Sekunden im „Soft Start“-Modus (Abb. 5). Inkleinen Zapfen kann nun die Dentinmasse (A2) auf-getragen werden. Wo die Zapfen aufgetragen werden,ist individuell zu entscheiden. Grundlage für ein ästhe-tisches Ergebnis sollten die kontralateralen Zähne sein.Diese dienen zum Vergleich. In diesem Fall sind die Ma -me lons klar voneinander getrennt und enden unterhalbder Schneidekante (Abb. 6). Durch die Einhaltung dieser

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Abb. 3 Mock-up aus Composite (A4) für den palatinalen Silikon-schlüssel

Abb. 5 Aufbau der palatinalen Fläche mit Schmelzmasse (A1). Diepräzise Morphologie bereits in diesem Stadium ist bemerkenswert.

Abb. 4 Unter Kofferdam erfolgt die Präparation eines Feder-randes.

Abb. 6 Mit Dentinmasse (A2) werden „Zapfen“ aufgetragen, dieTransluzenzmasse wird zwischen diese Mamelons appliziert.

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anatomischen Gegebenheiten kann ein natürliches undästhetisches Ergebnis erzielt werden.Das Composite wird in kleinen Mengen aufgetragen undzwischendurch im „Soft Start“-Modus der bluephase®-Lampe lichtgehärtet. Nachdem die Dentinmasse auf-getragen wurde und die Licht härtung abgeschlossenist, erfolgt das Erarbeiten des „Schneidezahnrandes“,also der äusseren Begrenzung der Restauration. Mit dertransluzenten Inzisalmasse T werden kleine Mengenzwischen die Dentinmamelons appliziert. Eine Sondekann dafür in den schmalen Bereichen hilfreich sein.Abschliessend wird Tetric EvoCeram der Farbe Bleach Iauf die gesamte labiale Fläche aufgetragen, sodassso wohl die aufgetragenen Dentinzapfen als auch dieInzisalkante bedeckt sind. Diese Bleachfarbe bewirkteine leichte Aufhellung des Zahns. Mit der aufgetrage-nen Composite-Restauration wurde durch die Dentin-masse eine Farbe erzielt, die der natürlichen sehr nahekommt. Mit der Bleachfarbe konnte dem Zahn die na -türliche Helligkeit verliehen werden.

Ausarbeitung der OberflächeDer ästhetische Erfolg basiert zu einem Grossteil aufder Gestaltung der Oberfläche. Die Nachahmung derForm- und Oberflächendetails ist ebenso wichtig wiedie der feinen Farbnuancen. Gerade bei der Behand-lung eines Kinderzahns ist auf die mikro- sowie makro-anatomische Struktur zu achten. Die Ausarbeitung der

Oberfläche erfolgt mit Finierdiamanten (erst rot, danngelb). Es wird ohne Spray und mit einem Operations-mikroskop gearbeitet. Mit dem Astropol®-System (An -wendung mit Wasserspray!) wird die Restaurationab schliessend poliert. Im Gegensatz zu Polierscheibenbeeinträchtigen diese Polierkörper aus Kautschuk dieOberflächenstruktur nicht.

FazitDie Verwendung verschiedener Massen ermöglicht mitdem Composite Tetric EvoCeram im Schichtverfahrendas Legen einer natürlichen und ästhetischen Restaura-tion. Die Bleachfarbe auf der Zahnoberfläche kann dieRestauration aufhellen, was vor allem bei Kinderzäh-nen interessant ist. Mithilfe dieser Adhäsivrestaurationkonnte der Zahn unter Konservierung der bestehendenStrukturen restauriert werden (Abb. 7 und 8). q

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Abb. 7 Zum Vergleich: Vorher ...

Abb. 8 ... und nachher: Mithilfe einer Bleachmasse für die Oberfläche konnte der Restauration die optimale Helligkeit verliehen werden.

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Dr. David Hacmoun33 bv Albert 1erF-06600 [email protected]

Kontaktadresse:

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restauration ab und wünschte sich eine minimalinvasi-vere Lösung. Wir entschieden uns für eine Restaurationdes Zahns mit einem neuen Composite (IPS EmpressDirect).

Präparation und VorbereitungDa es sich um eine Verfärbung leichten bis mittlerenGrades handelte, genügte eine Präparationstiefe von 0,3bis 0,5 mm. Um eine Kontamination des Arbeitsfeldesdurch Sulkusflüssigkeit zu vermeiden, wurde nach derminimalinvasiven Präparation ein Retraktionsfaden ge -legt (Abb. 3). Der fehleranfälligste Schritt bei direktgeschichteten Restaurationen ist das Auftragen desAdhäsivs. Es ist ratsam, ein Adhäsivsystem zu verwen-den, das einfach in der Anwendung ist, aber einendauerhaften Verbund bietet. In diesem Fall entschiedenwir uns für ExciTE® F. Nachdem der Zahnschmelz für30 Sekunden mit phosphorsäurehaltigem Ätzgel (TotalEtch) konditioniert worden war, wurde das Adhäsiv10 Se kunden in die Zahnsubstanz einmassiert (Abb. 4),mit schwachem Luftstrom zu einer dünnen Schichtverblasen und die Adhäsivschicht danach 10 Sekun -den mit der bluephase® im „Low Power”-Modus aus-gehärtet. Anschliessend wurde die erste Composite-Schicht aufgebracht. Für eine optimale Maskierungwählten wir die opake Dentinfarbe B2 der IPS EmpressDirect-Palette.

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Zahnmedizin

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Wie oft kommt es vor, dass ein Frontzahn starkverfärbt ist? Eine Schwierigkeit, mit der fast jederBehandler schon einmal konfrontiert wurde. Inder Regel muss hier mit invasiveren Methoden, dasheisst prothetisch mit keramischen Veneers odergar mit Kronen therapiert werden. Doch in Zeiten,in welchen das Wort „minimalinvasiv“ zum gutenTon gehört, sollte auch hier ein Umdenken erfol-gen. Mit modernen Composites wird es möglich,mit minimalinvasiven Verfahren ausgezeichnete Er -gebnisse zu erzielen.

Alle Kurse im Bereich der ästhetischen Zahnheilkundefokussieren auf drei grundlegende Aspekte: Form,Farbe und Textur. Nur auf diesen drei Säulen kann einehochästhetische Restauration im Frontzahnbereichrealisiert werden. Bei der Herstellung von Composite-Restau rationen betrachtet man jedoch meistens nureinen Aspekt, nämlich die Farbe. Aber warum eigent-lich? Im vorliegenden Artikel wird gezeigt, wie allen dergenannten ästhetischen Elemente Rechnung getragenwerden kann.

AusgangssituationEine Patientin wurde in unserer Praxis mit einem ver-färbten mittleren Schneidezahn vorstellig (Abb. 1 und 2).Sie lehnte eine prothetische Sanierung mittels Keramik -

Die drei Säulender Ästhetik

Abb. 1 Ausgangssituation: Zahn 11 ist stark verfärbt. Abb. 2 Die Nahaufnahme der oberen Frontzähne zeigt dasästhetische Manko.

Direkt geschichtete Composite-Restaurationen mit IPS Empress Direct®

Dr. Julio Reynafarje Reyna und Dr. Gustavo Watanabe Oshiro, Lima/Peru

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Abb. 11 Finale Politur mit dem Astropol-System

Abb. 8 Applikation des zentralen Anteils beziehungsweise derMamelons (A1 Dentin). Die Schneidekante wurde mit einertransluzenten Opalmasse abgedeckt.

Abb. 9 Schichtschema der abdeckenden Composite-Schichten

Abb. 4 Das Adhäsiv wurde 10 Sekunden lang einmassiert.

Abb. 5 Im gingivalen Anteil wurde bogenförmig Compositeaufgetragen (B2 Dentin).

Abb. 6 Adaptieren der Composite-Schicht auf der Zahn hart -substanz

Abb. 7 Applikation der approximalen Anteile. Auch hier bevor-zugten wir die bogenförmige Gestaltung.

Abb. 3 Zustand nach der minimalinvasiven Präparation desZahns

Abb. 10 Applikation des Schmelzes (B1 Schmelz)

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SchichtungForm und Farbe eines natürlichen Zahns zu kopieren,ist eine Herausforderung und sollte mit Liebe zum De -tail ausgeführt werden. Entsprechend der natürlichenReflexionen des Zahns wurde die Dentinmasse in die-sem Fall bogenförmig aufgetragen. Durch leichtenDruck mit dem Spatel konnte das Composite optimalan die Präparationsränder adaptiert werden (Abb. 5).Adä quat dazu wurde auch das Inkrement nach innenauslaufend modelliert. So konnte ein unsichtbarerÜbergang zu den nachfolgenden Schichten sicherge-stellt werden (Abb. 6). Mit der bluephase wurde dieSchich t für 15 Sekunden im „Soft Start”-Modus poly-merisiert.Nach Applikation des gingivalen „Bogens“, welcherden äusseren Rand des Veneers markierte, schichte-ten wir die approximalen Anteile in ähnlicher Artund Weise. Die auslaufende Gestaltung der einzelnenSchichten sorgte für eine ineinander verlaufende Farbeund Form (Abb. 7). Mit dem zentralen, mamelonarti-gen Inkre ment wurde die Verfärbung vollständig ab -gedeckt. Sowohl approximal als auch zentral verwen-deten wir ein A1-Dentin. Um das Aussehen der Nach -barzähne zu kopieren, erfolgte entlang der Inzisalkantedie Appli ka tion der transluzenten Opalmasse. Ab schlies -send wur de der Aufbau gemäss des Schichtschemasmit einer Schicht aus IPS Empress Direct B1 Enamelüberzogen (Abb. 8 bis 10).

Ausarbeitung Um der morphologischen Gestaltung eines natürlichenZahns nahe zu kommen, ist der Ausarbeitung ebensoviel Mühe zu schenken wie der Schichtung. Nach derPolymerisation der Restauration widmeten wir uns derOberfläche. Diese wurde mit feinkörnigen Bohrern vor-konturiert, um dadurch Composite-Überschüsse zu ent -fernen. Feinkörnige Instrumente sind von Vorteil, da sieeine kontrollierte Formgebung ermöglichen. Ausser demwerden ungewollte Retentionen oder Vertiefungen ver-hindert. Nach der Vorkonturierung konnte der behan-delte Zahn mit dem Astropol®-System finiert und poliertwerden (Abb. 11).

FazitModerne Composites wie IPS Empress Direct ermögli -chen es, natürlich wirkende Restaurationen zu gestal-ten. Mit einer ein fachen Handhabung und einer indivi -duellen Schichtung werden minimalinvasive Thera pienmöglich, welche sonst üblicherweise indirekt versorgtwerden müssten. Mit dem beschriebenen Vorgehenund dem richtigen Ma terial können die drei Säuleneiner ästhetischen Front zahngestaltung realisiert wer-den (Abb. 12 und 13). q

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Kontaktadressen:

Dr. Julio Reynafarje ReynaJr. Grimaldo del Solar 231 Off. 101PE-Miraflores, Lima [email protected]

Dr. Gustavo Watanabe OshiroMiguel Angel 220PE-San Borja, [email protected]

Abb. 12 und 13 Das Ergebnis: Zahn 11 wurde mit geringemVerlust gesunder Zahnhartsubstanz ästhetisch rekonstruiert.

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Abb. 2 Die starke Verfärbung an Zahn 11 hat auch zu farblichenBeeinträchtigungen der marginalen Gingiva geführt.

Abb. 3 Es fallen die Asymmetrien der Zahnachsen beider zentralerSchneidezähne auf.

Abb. 1 Das ästhetische Erscheinungsbildist durch extreme Verfärbungen

und Stellungsanomalien der zentralen Schneidezähne des

Oberkiefers beeinträchtigt.

Endodontisch behandelte Schneidezähne könnendurch starke Verfärbungen erhebliche ästhetischeBeeinträchtigungen hervorrufen und stellen dasrestaurative Team vor eine Herausforderung. DasBe handlungsziel besteht in der Rekonstruktion derbiomechanischen sowie optischen Eigenschaften derbe troffenen Zähne, und das zu möglichst geringenbiologischen Kosten. In einem klar aufeinander ab -gestimmten Vorgehen können interne Bleich mass -nahmen, adhäsive Aufbaumaterialien und eine aufdas Restaurationsmaterial abgestimmte Prä pa ra tionzu einem zufriedenstellenden Behand lungsergebnisführen. Im Vergleich zu konventionellen protheti-schen Vorgehensweisen ist dies mit einer deutlichreduzierten Invasivität zu erreichen.

Anhand eines Patientenfalls wird nachfolgend die Res -tauration zweier mittlerer Schneidezähne des Ober -kiefers durch Bleaching, Insertion von faserverstärktenComposite-Stiften mit plastischen Aufbauten und diean schliessende Versorgung mit 360°-Veneers auf derBasis von Lithium-Disilikat-Keramik (LS2) dargestellt.

AusgangssituationEin 28-jähriger Patient stellte sich mit dem Wunsch vor,seine endodontisch behandelten und stark verfärbtenmittleren Oberkieferschneidezähne neu restaurieren zulassen. Er gab an, seit der vor einigen Jahren vorge-nommenen Wurzelspitzenresektion keine Beschwerdenzu haben. Allerdings beklagte er die ästhetischen Be -einträchtigungen, die durch das Erscheinungsbild der

Ein überzeugendesErgebnisMinimalinvasive Restauration stark verfärbter Frontzähne Prof. Dr. Daniel Edelhoff, München, und ZT Oliver Brix, Wiesbaden/Deutschland

Teamwork

Abb. 4 Undichte Composite-Füllungen und Sekundärkaries anden endodontisch behandelten Zähnen 11 und 21

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360°-Veneers auf der Basis von Lithium-Disilikat vor-gesehen. Um ein optimales ästhetisches Ergebnis zuerreichen, sollten diese in der Cut-Back-Technik herge-stellt werden.

Vorbehandlung und PräparationNachdem die koronalen Pulpenkammern beider Front -zähne gereinigt worden waren, erfolgte in Höhe derSchmelz-Zement-Grenze eine zusätzliche Abdichtung derWurzelkanalfüllungen mit einer kleinen Menge Phos phat -zement. Damit sollte ein Eindringen des später appli -zier ten Bleichmittels in die sensiblen Areale verhindertwerden (Abb. 5). Die interne Bleichung erfolgte mit ei -nem Gemisch aus Natriumperboratpulver und destillier-tem Wasser in der Walking-Bleach-Methode. Der palati-nale Zugang zur koronalen Pulpenkammer wurde mit inBonding (Heliobond) getränkten Wattepellets und einemniedrigviskösen Composite (Tetric EvoFlow®) verschlossen.Nach einer Woche erschien der Patient zu einer weiterenSitzung in der Praxis. Das gewünschte Ergebnis war hin-sichtlich der Zahnfarbe noch nicht erreicht, deshalb wurdedas Bleichmittel nochmals ausgewechselt. Nach der zwei-ten Woche Einwirkzeit konnte ein zufriedenstellenderHelligkeitswert an beiden Pfeilerzähnen diagnostiziertwerden (Abb. 6). Zur Neutralisation des Bleich mittelswurde für eine weitere Woche ein Kal zium hydroxid prä -parat (CalciPure®) in die Pulpen kammer eingebracht.Nach der Neutralisationsphase konnte mit dem post-endodontischen Aufbau der Pfeilerzähne begonnenwerden. Dazu wurden zunächst die koronalen Abdich -tungen der Wurzelkanalfüllungen entfernt und Norm -bohrungen für faserverstärkte Composite-Stifte (FRC-Stifte) durchgeführt. Die Befestigung der Stifte erfolgtemit Variolink® II (dual-härtend, niedrigviskös, Farbe weiss-opak) und einem Mehrschritt-Adhäsiv-Sys tem (Syntac®).Als direktes Aufbaumaterial wurde nach dem Einhüllender Stifte mit einem niedrigviskösen Com posite (TetricEvoFlow) ein helles, hoch gefülltes, visköses Composite(Tetric EvoCeram®, Bleach XL) eingesetzt (Abb. 7). Fürdie definitive Aushärtung der Befestigungs- beziehungs-weise Aufbaumaterialien kam eine leistungsstarke Poly -merisationslampe zur An wendung (blue phase® G2 mit> 1000 mW/cm2). Bei der minimalinvasiven Präparationhalf eine diagnostische Scha blone. Diese wurde anhand

betroffenen Zähne hervorgerufen wurden (Abb. 1 bis 3).Nach der Auswertung des klinischen Befunds und desRöntgenbefunds wurden dichte und lege artis ausge-führte Wurzelkanalfüllungen an den Zähnen 11 und21 diagnostiziert. Es gab keinerlei Hinweise für diePräsenz von Wurzelkanalstiften. Jedoch waren die aus-gedehnten Composite-Füllungen beider Zähne un dichtund bereits von Sekundärkaries befallen (Abb. 4). DieFüllungen waren zu diesem Zeitpunkt schon mehr alsfünf Jahre alt. Die besonderen Herausforderungen fürdas Behandlungsteam bestanden in dem Wunsch desPatienten nach einer zeitnahen Verbesserung der ästhe -tischen Beeinträchtigungen. Er wünschte sich die Wieder -herstellung seiner natürlichen Zahnfarbe und -stellungsowie eine möglichst dauerhafte Stabilisierung der Rest -zahnhartsubstanz.

TherapieplanungVor der Planung der definitiven Therapie wurden dieinsuffizienten Füllungen an den beiden Frontzähnenausgetauscht und die Sekundärkaries entfernt. Nur sokonnten wir einen Überblick über den Destruk tions gradder Zähne gewinnen. Ausserdem musste eine möglicheKontamination der beiden Wurzelkanäle durch Mikro -organismen – infolge der über Jahre be stan denen insuf-fizienten Füllungen – ausgeschlossen werden. Beide Wurzelkanalfüllungen waren im Bereich derSchmelz- Zement-Grenze durch separate Füllungendicht abgedeckt. Auf eine Revision der Kanäle konnteverzichtet werden. Es wurde eine interne Bleichungder Kronenanteile beider Zähne in der Walking-Bleach-Methode angedacht. Nach einer ersten labortechnischen und klinischen Ana -lyse wurde folgender Therapieplan festgelegt: Zunächstsollte durch ein analytisches Wax-up eine Korrektur derFehlstellung und der bestehenden Zahnproportionenerfolgen. Mit internem Bleaching sollten die betrof-fenen Zähne in der Vorbehandlungs phase auf einenmit den Nachbarzähnen harmonierenden Hellig keits -wert ein gestellt werden. Der postendodontische Auf -bau sollte in der Adhäsivtechnik und aufgrund derausgeprägten Defekte mithilfe von faserverstärktenComposite-Stiften direkt erfolgen. Zur definitiven Res -tauration der stark geschädigten Frontzähne wurden

Abb. 5 Vor dem internen Bleaching wurden die Wurzel füllungenüberprüft und im Bereich der Schmelz-Zement-Grenze zusätzlichabgedichtet. Die Kavitäten sind nun bereit für die Aufnahmedes Bleichmittels.

Abb. 6 Zwei Wochen später: Mit dem internen Bleaching konntendie starken Verfärbungen nahezu beseitigt werden.

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Abb. 9 Bereits bei der Einprobe der Veneers zeigte sich, dassmit dem MO-Rohling für das Käppchen und einer Try-in-Pastemit der Farbe weiss-opak die umfangreich aufgebauten Pfeiler -zähne optimal maskiert werden konnten.

Abb. 11 Die 360°-Veneers wurden mit einem der Try-in-Pasteentsprechenden Befestigungs-Composite in Kombination miteinem Mehrschritt-Dentinadhäsiv-System eingegliedert. Somitkonnte ein hervorragendes ästhetisches Ergebnis vorhersehbarund sicher erreicht werden.

Abb. 12 Durchlichtaufnahme. Durch die Kombination translu-zenter Aufbaumaterialien mit den glaskeramischen Veneerswurde eine den natürlichen Zähnen entsprechende Licht trans-mission erzielt.

Abb. 10 Einprobe der Veneers von frontal. Die Veneers aufLithium-Disilikat-Basis garantieren – unabhängig vom Unter -grund – ein einheitliches Erscheinungsbild.

des Wax-ups erstellt und enthielt alle In for mationen zurKorrektur der Fehl stellungen und zur Aussenkontur derdefinitiven Restaurationen.

Provisorische Versorgung und Anfertigung der definitiven VeneersAuch für die direkten Veneer-Provisorien kam die dia-gnostische Schablone zum Einsatz. Mit einem auf Bis-GMA basierendem provisorischen Restaurationsmate -rial (Telio® C & B, A2) konnten die Provisorien so rela-tiv einfach angefertigt werden. Für die Befestigung dien-te ein Bonding (Heliobond), das zuvor auf die finierten,ungeätzten Präparationsflächen sowie auf die Innen -flächen der Provisorien aufgetragen und nach Über-schussentfernung lichtgehärtet wurde. Nach einer vierwöchigen Evaluationsphase der im Wax-up determinierten Zahnform und -stellung durch das

Provisorium erfolgten die Präzisionsabformung derprä parierten Zähne und die Abformung des Gegen -kiefers. Diese Unter lagen wurden zusammen mit demGe sichts bogen, der Kieferrelationsbestimmung undei nem Foto der präparierten Pfeilerzähne an das Laborgeliefert. Durch die Darstellung der Präparationenkonnte laborseitig eine Einschätzung des erforderli -chen Ein trübungsgrads für die Gerüststruktur ge won -nen wer den. Angesichts der unterschiedlichen Trans -luzenz grade, des uneinheitlichen Aufbaus der Pfeiler-zähne sowie zur besseren Maskierung eines mög-lichen Re zidivs bei der Ver färbung entschied sich dasrestaurative Team für Press keramik-Rohlinge des Ein -trü bungs grads MO 0 (medium opacity, Farbe 0). DieGerüste aus IPS e.max® Press wurden mit der Ver blend -keramik IPS e.max® Ceram der Farbe A2 verblendet(Abb. 8).

Abb. 8 360°-Veneers auf Basis von IPS e.max Press. Um die Zahn -hartsubstanz bei minimaler Schichtstärke besser maskieren zukönnen, wurde für die Käppchen ein Rohling mit dem Ein -trübungsgrad MO gewählt.

Abb. 7 Die aufgebauten und präparierten Schneidezähne. Auf -grund des starken Destruktionsgrads wurden adhäsiv befestigte,faserverstärkte Composite-Stifte in Kombination mit plastischenComposite-Materialien verwendet.

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Einprobe und Eingliederung Nach der Entfernung der temporären Versorgungenwurden die Präparationsflächen mit Reinigungsbürstenund einer fluoridfreien Reinigungspaste vom restlichenBonding befreit. Um Form und Farbe der Veneers imMund des Patienten zu kontrollieren, wurden die Res -taurationen mit einem eingefärbten Glyceringel (Try-in-Paste, Variolink II, weiss-opak) eingesetzt. So konn-te bereits eine perfekte Maskierung der Pfeilerzähneerreicht werden, die sich in einem vom Untergrund un -abhängigen, einheitlichen Erscheinungsbild darstellte(Abb. 9 und 10). Für die definitive Eingliederung mussten die Innen -flächen der glaskeramischen Veneers für 20 Sekundenmit einem Fluorwasserstoffsäure-Gel (< 5% IPS®

Ceramic Etching Gel) angeätzt werden. Es folgte dasAuftragen eines Haftvermittlers (Monobond Plus).Zahn seitig wurde ausschliesslich das Mehrschritt-Den -tin adhäsiv-System Syntac eingesetzt. Die Be festigungwurde mit dem Variolink II-System (weiss-opak) vorge -nommen (Abb. 11).

FazitDurch die Kombination transluzenter Aufbaumateria -lien mit glaskeramischen Veneers auf Lithium-Disilikat-Basis konnte eine den natürlichen Zähnen entspre-chende Lichttransmission erzielt werden (Abb. 12).Bei der abschliessenden Überprüfung der funktionellenund ästhetischen Parameter war das Endergebnis über-zeugend. Die Zahnfarbe harmonierte perfekt mit derumgebenden Bezahnung. Neben der Beseitigung derextremen Verfärbungen der Hart- und Weichgewebs -strukturen konnten die Fehlstellungen korrigiert unddie Zahnproportionen angepasst werden (Abb. 13). DerPatient war mit dem ästhetisch ansprechenden Er geb -nis vollends zufrieden und hatte infolge der Stellungs -korrektur der Schneidezähne keinerlei phonetische Pro -bleme (Abb. 14). q

Abb. 13 Postoperative Situation bei der Protrusion. Die abschliessende Überprüfung funktioneller und ästhetischer Parameter war über-zeugend. Die Zahnfarbe harmoniert hervorragend mit den Nachbarzähnen.

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Abb. 14 Abschlusssituation im Portrait:Die Verfärbungen waren beseitigt, die Fehlstellungen korrigiert und die Zahn -proportionen angepasst (vgl. Abb. 1 und 2).

Kontaktadressen:

Prof. Dr. Daniel EdelhoffLeitender OberarztPoliklinik für Zahnärztliche ProthetikLudwig-Maximilians-UniversitätGoethestr. 70, D-80336 Mü[email protected]

ZT Oliver BrixInnovatives Dental DesignDwight-D.-Eisenhower-Str. 9D-65197 Wiesbaden

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Abb. 1 Abplatzung der distalen Inzisalkante an Zahn 21 Abb. 2 Das Modell nach Geller mit abnehmbarem Gipsstumpf

Aufgrund der Vielfalt an verfügbaren Restaurations -materialien sind heutzutage minimalinvasive The -ra pien möglich, die sowohl funktionelle als auchästhetische Aspekte berücksichtigen. Die verlässli-che Klebewirkung moderner Adhäsive hat starkinvasive Präparationskonzepte zum Grossteil ver-drängt. Ziel der modernen Zahnheilkunde ist es, soviel natürliche Zahnsubstanz wie möglich zu erhal-ten. In manchen Fällen kann eine Behandlung so -gar gänzlich ohne Zahnpräparation auskommen, sowie in nachfolgend beschriebenem Patientenfall.

Klinischer FallDer Patient konsultierte uns mit einer Abplatzung derdistalen Inzisalkante an Zahn 21. Die Anamnese zeigtezahlreiche Abrasionen, die durch eine okklusale Dishar -monie verursacht worden waren (Abb. 1). Vor der Re -konstruktion des Zahns 21 wurde der Unterkiefer desPatienten in der Zentrik stabilisiert, um weitere Schädendurch Funktionsstörungen zu vermeiden. Für den Auf -bau des Zahns 21 entschieden wir uns für ein Non-Prep-Veneer. Die modernen Materialien ermöglichten es uns indiesem Fall, ganz im Sinne der Zahnerhaltung zu sanieren.Nach einer Abformung mit dem additionsvernetzendenSilikon Virtual®, einem Fotostatus sowie der Farb nahmewurden alle Unter lagen an das Dentallabor gesendet.

Zahntechnisches Vorgehen im LaborDas Arbeitsmodell wurde nach Geller-Art generiert,das heisst ein herausnehmbarer Gipsstumpf für Zahn21 diente als Arbeitsgrundlage (Abb. 2). Dieser wurdedubliert (Double Take), um so eine exakte Kopie ausfeuerfestem Material herstellen zu können. Das Ve neerwurde aus der Fluorapatit-Glaskeramik IPS d.SIGN®

nach einem im Vor feld erstellten Schichtschema gefer-tigt (Abb. 3 bis 7).

Klinisches Vorgehen in der PraxisDie Einprobe des Veneers im Mund erfolgte mit denVariolink® Veneer Try-in-Pasten. Mithilfe dieser Pastenkann die richtige Farbe des Befestigungsmaterials be -stimmt und somit ein ästhetisch optimales Resultat er -zielt werden. Die Ver wendung von Hilfsmitteln wie zumBeispiel einem Optra Stick® ist empfehlenswert, da diesedie Hand habung des Veneers vereinfachen (Abb. 8).Nach der Einprobe wurde die Try-in-Paste entfernt unddas Veneer in einer Alkohollösung im Ultraschallgerät ge -reinigt, um alle Verunreinigungen restlos zu beseitigen.Anschliessend wurde das Veneer mit Wasser abgespültund die Oberfläche für 60 Sekunden mit einer fünfpro-zentigen Flusssäure geätzt (IPS® Ceramic Etching Gel)(Abb. 9). Mit der Ätzung konnte eine mechanische Re -ten tion erzeugt werden. Die Flusssäure wurde mit Was-

Hauchdünn, aber wirkungsvollMinimalinvasive Behandlung mit Non-Prep-Veneers aus Keramik Dr. Alejandro James Marti, Dr. Rosa Antonia López Parada und ZT Francisca Hernández, León/Mexiko

Teamwork

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die überschüssige Flüssigkeit auf der Schmelz oberflächetrocknete nach etwa 5 Sekunden. Nun konnte das Ad -häsiv appliziert werden. In diesem speziellen Fall ver-wendeten wir ExciTE®.Das Befestigungs-Composite (Variolink Veneer) wurdemithilfe der Applikationskanüle direkt auf die Innen flächedes Veneers aufgebracht und dieses dann im Mund plat -ziert (Abb.12 und 13). Dabei übten wir etwas Druck invertikaler Richtung aus, wodurch überschüssiges Mate -rial herausquellen konnte. Anschliessend musste die ein-gesetzte Restauration für 10 Sekunden von vestibulärund palatinal lichtgehärtet werden. Die Über schüssewurden mit einem Skalpell Nr. 12 entfernt (Abb.14).Um eine Sauerstoffinhibition an der Ober fläche zu ver-meiden, wurden die Ränder mit Glyceringel (Liquid Strip)bestrichen und nochmals für 30 Se kun den von beiden

ser entfernt, das Veneer in einer Alkohollösung im Ultra -schall gerät gereinigt und nochmals mit reichlich Wassergespült. Nach der Trocknung applizierten wir MonobondPlus auf die Innenseite des Veneers, das wir ebenfalls für60 Sekunden einwirken liessen (Abb. 10). Beim adhäsiven Befestigen des Veneers ist die absoluteTrocken legung des Arbeitsbereichs unverzichtbar. Es wirdempfohlen, einen Kofferdam zu legen (OptraDam®), umjegliche Kontamination zu vermeiden. Der Schmelz wurdedann 15 bis 30 Sekunden mit Total Etch (37-pro zen tigePhosphorsäure) geätzt. Es ist empfehlenswert, die Nach -barzähne während des Ätzvorgangs mit einem Teflon -band abzudecken (Abb. 11). Dadurch wird ein versehent -liches Anätzen vermieden und die nachfolgende Entfer -nung des Überschusses wird zudem erleichtert. Das Ätz-gel wurde 5 Sekunden lang mit Wasser abgespült und

Abb. 3 Schichtung des Veneersauf einem feuerfesten Stumpf

Abb. 4 und 5 Die hauchdünne Verblendschale auf dem Gipsmodell

Abb. 6 und 7 Das Veneer ist transparent und hat die Schichtdicke einer Kontaktlinse.

Abb. 9 Die Restauration wurdefür 60 Sekunden geätzt.

Abb. 10 Die Applikation desSilans

Abb. 11 Während der Schmelz mit Total Etch geätzt wurde,wurde der Nachbarzahn mit einem Teflonband geschützt.

Abb. 8 Bestimmung der Composite-Farbe für einästhetisches Ergebnis. Die Verwen dung vonPositionierhilfen vereinfachte die Handhabung.

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Abb. 15 Die Ze mentfuge wurde mit einemGlyceringel bestrichen und lichtgehärtet.

Abb. 16 und 17 Die Ränder wurden finiert und poliert.

Seiten lichtgehärtet (Abb. 15). Schliess lich wurde dieRes tauration mit dem Astropol®/Astro brush®-Systemaus gearbeitet und poliert (Abb. 16 und 17).

FazitDie Abplatzung an der distalen Schneidekante vonZahn 21 konnte ohne jedwede Präparation restauriertwerden (Abb. 18). Moderne Konzepte und Materialienermögli chen uns heutzutage derartige Behandlungenim Sinne der Zahnerhaltung. Gerade bei Abrasionenund Ab plat zungen ist dies ein absolut bereicherndesKon zept. Vor der Restauration ist jedoch in solchen

Abb. 14 Nach der Lichthärtung wurdendie Über schüsse entfernt.

Abb. 13 Das Veneer wurde mit einemOptraStick aufgesetzt.

Abb. 12 Das Befestigungs-Composite wurdeauf die Innen seite des Veneers appliziert.

Abb. 18 Die eingesetzte Restauration: Weder ein Übergangvom natürlichen Zahn zum Veneer noch eine Farb- oder Form -abweichung sind zu sehen.

Dr. Alejandro James MartiBlvd. Juan Alonso de Torres 2219 Col. Panorama MX-León, Gto. CP [email protected]

Fällen stets der Grund der Abplatzung zu diagnosti-zieren und eventuell eine funktionelle Therapie vorzu-nehmen. q

Kontaktadressen:

Dr. Rosa Antonia López ParadaBlvd. Venustiano Carranza 613 Col. San MiguelMX-León, Gto. CP [email protected]

ZT Francisca HernándezAstronautas 802 Col. PanoramaMX-León, Gto. CP [email protected]

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dem Material zu arbeiten, denn die schönen Ergebnissewaren die Mühe wert. Heute steht dem Zahntechniker mit den neuen Lithium-Disilikat (LS2)-Glaskeramik-Rohlingen IPS e.max Press eineAuswahl an Materialien zur Verfügung, mit der alle An -forderungen in Bezug auf die mechanischen Eigen schaf -ten sowie die Ästhetik erfüllt werden können. Dank derfür eine Press keramik herausragenden Festigkeit von400 MPa gehören Abplatzungen, wie sie früher vorkom-men konnten, wenn unter Zeitdruck gearbeitet wurde,der Vergangenheit an. Von den fünf Rohlingstypen inunterschiedlichen Transluzenzstufen verwende ich fürIn lays und Onlays LT-, HT- und Impulse-Rohlinge (LT=low translucency, HT=high translucency).

FarbestimmungDie Farbbestimmung ist bei einer keramischen Re kons -truktion von zentraler Bedeutung. Ich verwende als Re -ferenz immer die Eckzähne, da sie einen hohen Dentin -anteil aufweisen. Im vorliegenden klinischen Fall wurdeaufgrund der Ausdehnung und Tiefe der Läsion ein LT-Rohling der Farbe B3 ausgewählt (Abb. 1 und 2). Derzervikale Bereich des Zahns wies die Farbe B3 auf, dieHöcker hatten eine etwas hellere Farbe (B2). Ich wolltemit der Restauration eine Farb sättigung von innen he -raus generieren. Angesichts der Tiefe des Defekts wurde

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Zahntechnik

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Inlays, Onlays oder Table Tops aus Keramik sind dielaborgefertigte Alternative zur direkten Versor -gung von Seitenzähnen mit Composites. Die vomZahntechniker hergestellten Restaurationen bieteneinige Vorteile, wie zum Beispiel die Möglichkeit,eine detaillierte Morphologie und eine naturnaheFarbgebung zu gestalten. In diesem Artikel werdendie faszinierenden Möglich keiten bei der Herstel -lung von vollkeramischen Inlays mit IPS e.max® Pressund IPS e.max® Ceram aufgezeigt.

Vor etwa sieben Jahren lernte ich ein besonderes Voll -keramiksystem kennen: IPS Empress® 2 und die Schicht -keramik IPS Eris® von Ivoclar Vivadent. Der Hersteller warbdamals mit einem Material für hochästhetische Ergeb -nisse, vor allem bei der Farbgestaltung von Einzelkronensowie Inlays und Onlays. Das wollte ich probieren undso testete ich das Keramiksystem. Meine Erwartungenan das Material wurden erfüllt, nur ein Aspekt stelltemich noch nicht ganz zufrieden: Die Festigkeit des Ma -terials war für die Herstellung von Inlays und Onlays inmeinen Augen nicht optimal. Beim Sandstrahlen derRestau ra tionsränder musste deshalb sehr vorsichtig vor-gegangen werden, um zu verhindern, dass die dünnenRänder brechen. Dadurch wurde der Vorgang zeitauf-wändig, was mich aber nicht davon abhielt, weiter mit

Eine ganz alltäglicheGeschichte

Abb. 1 Ausgangssituation: ausgedehnte und tiefe Läsion nachWurzelbehandlung

Abb. 2 Die Farbnahme erfolgte am Eckzahn. Der gegenüberlie-gende Zahn diente als Vergleich.

Restauration eines ausgedehnten koronalen Defekts mit IPS e.max®

ZT Florin Stoboran, Oradea/Rumänien

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Abb. 9 Ergebnis nachdem Glasurbrand undder Politur

Abb. 7 Die vollanatomischgepresste Restaurationist für die Maltechnikvorbereitet.

Abb. 8a und b Charakterisierung mit Malfarben undGlasurmasse

Abb. 4a bis e Charakterisierung mit Stains und Shades

Abb. 5a bis d Anatomische Schichtung mit den verschiedenen Keramikmassen

Abb. 3a bis d Für den Washbrand wurde das Gerüst mit etwas Glasurflüssigkeit benetzt und mitDentinpulver (B3) besprenkelt.

Abb. 6 Ergebnis nachdem letzten Brand undder Politur

deshalb ein LT-Rohling mit geringerer Transluzenz undnatürlichem Helligkeits wert und Chroma anstelle einesHT-Rohlings gewählt. Mit einem HT-Rohling hätte einInlay dieser Dimension eventuell einen gräulichen Farb -schimmer bekommen. Nachdem die Farbgruppe des Eck -zahns bestimmt worden ist, wird ausschliesslich inner-halb dieser Farb gruppe gearbeitet. In diesem Fall wurdeB als Farb gruppe ermittelt. Zur Veranschaulichung: Hierwies der Eckzahn die Farbe B3 auf. Konsequenter weisewurde die Arbeit darauf ausgelegt, diese Farbe entspre-chend der jeweiligen Gegebenheiten aufzuhellen oderabzudunkeln.Für die Lösung dieses Patientenfalls wurden zwei ver-schiedene Ansätze gewählt: zum einen wurde ein teil-

anatomisches IPS e.max Press-Gerüst mit IPS e.maxCeram überschichtet und zum anderen wurde ein voll-anatomisches Inlay gepresst und beim Glanzbrand cha-rakterisiert.

Die SchichttechnikDas gepresste Gerüst wurde zuerst mit Aluminiumoxid(110 µm, 2 bar Druck) von den Rückständen der Ein -bettmasse befreit. Danach strahlte ich die Ober flächedes Gerüsts mit einem Glanzstrahlmittel ab. Aufgrundder ausgezeichneten Festigkeit des Lithium-Disilikat-Ma -terials besteht keine Gefahr, dass die Restauration anden Rändern bricht. Nach dem Ab strahlen wurde einedünne Schicht Glasurflüssigkeit aufgetragen und die be -

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netzte Fläche mit Dentinpulver derselben Farbe wie derRohling besprenkelt. So wird der Verbund zwischender Schichtkeramik und dem Lithium-Disilikat-Materialverbessert und zudem entsteht dadurch bei Auflichtein „Diamant-Effekt“ (Abb. 3a bis d). Nach dem erstenBrand bei 750˚C folgte ein Malfarbenbrand, bei demfeine, detaillierte Cha rakterisierungen vorgenommenwur den. Hierfür wurden mit Malfarbe Akzente ge setzt:An den tiefen Punkten der Restauration (Zentralfissur)wurden dunklere Farben und an den höher gelege-nen Punkten (Höckerspitzen) helle Farben aufgetragen(Abb. 4a bis e).Die Schichtung nach dem Malfarbenbrand erfolgte nacheinem einfachen Schema: Dentin (B2) für die Höcker,et was Opal Effect 2 (OE2) zwischen den Höckern hinzur zentralen Fossa (Tiefenwirkung) und etwas Trans -pa Incisal I (TI1) zur Gestaltung der Seitenzahnanato -mie – dies allerdings 0,2 mm kürzer als die endgültigeForm, um etwas Platz für OE4-Material freizuhalten.Dieses Ma terial hat die Eigenschaft, einen Teil des Lichtszu re flek tieren, weshalb es häufig zur Nach ahmung derweiss li chen Wirkung der Höckerspitzen verwendet wird(Abb. 5a bis d). Nach der Schichtung und einem erneutenBrand bei 750˚C widmete ich mich der Oberflächentextur.Mit Schleifinstrumenten wurde diese fein ausgearbeitetund mit einem Glasurbrand bei 715˚C versiegelt. Ab -schlies send wurde die Restauration mit Gummipolie rernund einer Diamantpaste poliert (Abb. 6).

Die MaltechnikAlle morphologischen Merkmale des Seitenzahns, ein-schliesslich der Oberflächentextur, wurden bereits in derWachsmodellation umgesetzt. Nach dem Pressen desKeramikinlays und dem Ausbetten wurde die Flächeleicht angeschliffen und die Kontaktpunkte sowie dieOkklusion wurden überprüft (Abb. 7).Bei dem nun folgenden Malfarben- und Charak teri sie -rungsbrand wurden die gleichen Malfarben wie bei derSchichttechnik aufgetragen (Abb. 8a und b). Dabei soll-ten die Farben nicht zu grosszügig appliziert werden,um eine „Spiegelung“ zu vermeiden. Bei zu dick aufge-tragenem Material wird das Licht von der Restaurations -oberfläche zurückgeworfen und scheint somit nicht durchdie Res tauration, wodurch die erwünschte Transluzenz

nicht erzielt wird. Vor und nach dem Glasurbrand wur-den die Form und der Randschluss mit Silberpulverüberprüft. Letztendlich erfolgte die Hochglanzpoliturmit einem Gummi polierer und Diamantpaste (Abb. 9).

VergleichBeide Restaurationen wurden intraoral einprobiert undzeigten eine nahezu perfekte Randpassung. Die tat-sächlich einzusetzende Restauration musste daher unterästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Fürdie bemalte Restauration sprach ihre monolithische Struk -tur und die Tatsache, dass sie ausschliesslich aus gepres-stem Lithium-Disilikat besteht, dem stabilsten bislangge testeten Presskeramikmaterial (Abb. 10). Unter mecha -ni schen und funktionellen Aspekten war diese Res tau -ration zu bevorzugen, allerdings wies sie nicht die ge -wünschte Transluzenz auf. Im Vergleich zeigte die ge -schichtete Res tauration eine eindeutig bessere Farb -wirkung (Abb. 11), weshalb sie letztlich auch definitiveingesetzt wurde (Abb. 12).

FazitZusammen mit der Adhäsivtechnik stellen IPS e.max Pressund Ceram eine enorme Bereicherung für das zahn-technische Portfolio dar. So können zum Beispiel hoch-ästhetische Inlays mit einer enormen Festigkeit gefer-tigt werden. Das ist eine überzeugende Alternative zurdi rekten Inlayversorgung – mit Vorteilen für den Patien -ten, den Behandler sowie den Zahntechniker. q

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Abb. 10 Einprobe des voll -anatomisch gepressten undbemalten Inlays

Abb. 11 Einprobe des inKeramik geschichteten Inlays

Abb. 12 Das definitiv eingesetzte Inlay

ZT Florin StoboranS. C. STOBY DENTAL S.R.L.Hategului / 39ARO-410257 Oradea/[email protected]

Kontaktadresse:

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Im nachfolgend beschriebenen Fall zeigt der Autorzwei verschiedene Lösungen für eine Frontzahn-restauration auf: das klassische Vorgehen mit aufEinbettmaterial gebrannten, geschichteten Veneerssowie eine eher unkonventionelle Methode mitkeramisch gepressten Veneers.

AusgangssituationBei dem anspruchsvollen Patienten sollten die Zähne11 und 21 ästhetisch korrigiert werden. Er störte sichhauptsächlich an der palatinalen Stellung der Zähnesowie an den verfärbten Composite-Füllungen (Abb. 1).Im Sinne einer minimalinvasiven Behandlung sollte eineLösung gefunden werden, bei der die intakte Zahn-hartsubstanz möglichst wenig einbezogen wird. Nach einer Analyse der Situationsmodelle war klar, dasseine ästhetische und minimalinvasive Korrektur nur mitkeramischen Veneers erreicht werden kann (Abb. 2).Fraglich war zu diesem Zeitpunkt noch, ob sogar einnon-invasives Vorgehen möglich sein würde. Die pala-tinale Stellung der beiden oberen Frontzähne bot ge -nügend Raum, um ein geschichtetes Veneer ohne jed-wede Präparation zu fertigen. Bereits in dieser Phasewurde entschieden, bei diesem Fall eine in unseremMarkt noch relativ unbekannte Methode mit dem klas-sischen Vorgehen zu vergleichen.

Klassisches VorgehenDas klassische Vorgehen bedeutet für mich die Ent-scheidung für auf Einbettmasse gebrannte Veneersaus einer Metall-Schichtkeramik (IPS d.SIGN®). Ich fer-tigte die Veneers auf zuvor hergestellten Einbett-massestümpfen (GC Orbit Vest) (Abb. 3 bis 6). Bei derSchichtung deckte ich den Bereich der Composite-Füllungen mit einem Deep Dentin ab, um ein Durch-scheinen durch die Keramikveneers zu verhindern. Imzervikalen Bereich verwende ich generell transparenteMaterialien, es sei denn, es werden Veneers für kom-plett verfärbte Zähne gefertigt. In diesem Fall verwen-

dete ich Transpa Neutral- und Opal Effect 1-Massen.Die gute Transparenz vom Transpa Neutral und dieschneideähnliche Opaleszenz von Opal Effect 1 sindeine gute Kombination in diesem Bereich. Ich habe mitdiesem Vorgehen gute Erfahrungen gemacht – dieÜbergänge im zervikalen Bereich können so gut ka -schiert werden. Bei dem Vorgehen mit Einbettmassestümpfen ist eswichtig, in kleinen Schritten zu arbeiten. Die mecha-nische und chemische Verbindung zwischen Einbett-

Manchmal bedarf es neuer WegeVeneerversorgung, geschichtet auf einer PresskeramikbasisZtm. Szabolcs Hant, Budapest/Ungarn

Abb. 1 Ausgangssituation: Verfärbte Composite-Füllungenund eine ungleichmässige Zahnstellung sind für den Patientenstörend.

Abb. 2 Das Modell der Ausgangssituation zeigt die palatinaleAbweichung der mittleren Frontzähne.

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und Keramikmasse ist nicht so stark wie die zwischendem Opaker und der Keramikmasse bei der herkömm -lichen Schichtung auf ein Gerüst. Das muss unbedingt

beachtet werden, denn löst sich eine zu dick geschich-tete Keramik vom Einbettmassestumpf, ist eine Kor-rektur nur noch schwer zu realisieren. Da es kein vonOpaker bedecktes Metallgerüst gibt, ist eine relativdünne Dentinschicht ausreichend. So steht mehr Platzfür die Schmelzmaterialien zur Verfügung. Nach dem Brand wurden die Einbettmassestümpfeentfernt und die Veneers einprobiert. Im zervikalenBereich war das Ergebnis optimal. Grund dafür warunter anderem die entsprechende Try-in-Paste (Vario-link® Veneer Try-In). Auch im Schneidebereich schiendie Zahnfarbe gut gelungen, die transparent geschich-tete Schneide liess die eigene Zahnfarbe durchschei-nen. Doch oft kommt es anders als man denkt – beigenauer Betrachtung sahen wir den Makel, welcherfür den anspruchsvollen Patienten nicht zu akzep-tieren war. Die Abbildungen 7 bis 9 zeigen, dass die

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Abb. 3 Schichtung des chromatischen Deep Dentins, um genü-gend Deckkraft zu erreichen

Abb. 4 Komplettierung der Schichtung mit Transpa- und Opal-massen

Abb. 5 Die auf Einbettmassestümpfen geschichteten Veneers Abb. 6 Die Veneers nach der Entfernung vom Einbettmaterial

Abb. 7 Die Einprobe der Veneers ... Abb. 8 ... stellte weder den Patienten noch das Behandlungs-team zufrieden.

Abb. 9 Die Schneide hat zu viel Helligkeit, die Veneers erschei-nen zudem leicht überdimensioniert.

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Schneide leicht heller war als die der Nachbarzähne.Auch mit der Form waren wir nicht zufrieden. DieVeneers waren überdimensioniert und wirkten nichtharmonisch.

Eine innovative MethodeIch musste eine Lösung finden, den Patienten zufrie-denstellend zu versorgen. Die jetzt gewählte Metho-de beruhte auf dem gleichen Verfahren, jedoch wur-den andere Materialien verwendet. Im Produktange-bot der IPS e.max® Press-Keramik stehen hochtrans -parente „HT”-Rohlinge zur Verfügung. Entwickeltwurde dieses Material eigentlich für die Fertigungvon vollanatomischen Inlays, Onlays, Veneers und Kro-nen. Aufgrund der höheren Viskosität und dank derhohen Festigkeit (400 MPa) des Materials kann mandaraus aber auch hauchdünne (0,3 mm) Verblend -scha len pressen.In diesem Fall wurden die Veneers aus einem HT A2-Rohling gepresst und anschliessend auf eine Schicht-stärke von 0,3 mm zurückgeschliffen (Abb. 10). DieKontrolle am Patienten zeigte, dass auch dieses Mate-rial die Zahnfarbe gut aufnimmt (Abb. 11). Beim Schichten mussten auch hier die vorhandenenComposite-Füllungen bedacht werden. Um sie zu ka -schieren, verwendete ich Try-in-Pasten, um die Farb-wirkung zu simulieren. Bei der Gestaltung der Schnei-de stand genügend Raum zur Verfügung, das heisst

ich konnte die Transparenz entsprechend steuern. Umdie approximal verfärbten Füllungen zu verdecken,zog ich ein opakes Material heran. Dafür gibt es im IPSe.max®-System zwei Möglichkeiten: Deep Dentin- undMamelon-Massen – beide haben eine recht starkeAbdeckfähigkeit. Das Mamelon-Material sollte für die-sen Anwendungsbereich jedoch sparsam eingesetztwerden. Ausser der Farbe „light” sind die Massen deut-lich eingefärbt, was die Farbe der Restauration sicht-lich beeinflussen kann. Nachfolgend wurden die Den-tin- und Transpamaterialien in gewohnter Weise ge -schichtet. Ein grosser Vorteil dieser Vorgehensweiseist, dass die Schichtung und die entsprechende Mate-rialwahl zwischen den Bränden direkt im Mund kon-trolliert werden können (Abb. 12).Wie schon erwähnt, war ich bei den zuerst gefertig-ten, geschichteten Veneers mit der Form nicht zufrie-den. Deshalb entschied ich mich jetzt für eine etwasschmalere Gestaltung der Schneidezähne und wardamit zufrieden (Abb. 13). Auch dem Patienten gefieldiese Form und ich konnte die Verblendschalen defi-nitiv einsetzen (Abb. 14).

Das EinsetzprozedereDie Verwendung von zwei verschiedenen Keramik-materialien bietet eine gute Gelegenheit, die Unter-schiede in der Ätztechnik zu erwähnen. Das Anätzender Keramikveneers mit Flusssäuregel (IPS® Ceramic

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Abb. 10 Die gepressten Veneers wurden dünn zurückgeschliffenund dienten als Basis für die Schichtung.

Abb. 11 Einprobe der gepressten Verblendschalen vor derSchichtung

Abb. 12 Kontrolle der Farbwirkung nach dem ersten Brand Abb. 13 Die auf einer Basis von IPS e.max-Presskeramikgeschichteten Veneers auf dem Modell

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Etching Gel) ist ein wichtiger und zugleich kritischerAspekt in der Adhäsivtechnik. Die Dauer der Ätzungkommt auf das verwendete Keramikmaterial an – indiesem Fall gibt es Unterschiede zwischen den Ein-wirkzeiten. Die vom Hersteller angegebene Ätzzeit beider IPS d.SIGN Fluorapatit-Keramik beträgt 60 Sekun-den, die der IPS e.max Press Lithium-Disilikat-Keramiklediglich 20 Sekunden. Diese Vorgaben sollten wederüber- noch unterschritten werden. Nach dem Einwirken der Säure muss die Oberflächegründlich mit fliessendem Wasser gereinigt werden. Zuroptimalen Reinigung der Oberfläche verwende ich einUltraschallgerät. Das Ätzen der Veneers kann der Zahn-techniker vornehmen. Es ist aber zwingend zu beden-ken, dass nach der Einprobe im Mund die bereits ge -ätzte Oberfläche nochmals gereinigt werden muss, be -vor die Silanisierung (Monobond Plus) er folgt. Studien-ergebnisse besagen, dass aus dem Spei chel Verschmut-zungsreste zurückbleiben können, wel che die adhäsiveHaftung negativ beeinflussen, be sonders wenn bei derEinprobe der Veneers Try-in-Pasten verwendet wurden,die auf Glycerinbasis gefertigt sind.

FazitVeneers aus IPS d.SIGN-Keramiken stellen seit Jahren sehrästhetische Lösungen dar. Doch es gibt heute auch an -dere Materialien und Methoden, mit denen in bestimm-ten Fällen gleich gute beziehungsweise manchmal auch

bessere Ergebnisse erzielt werden können, zum Beispielmit dem IPS e.max-System. Es lohnt sich, in Abhängig-keit vom jeweiligen Patientenfall über alternative Wegeder Fertigung nachzudenken und der Kreativität etwasSpielraum zu lassen – allerdings nie, ohne die Werk-stoffkunde und andere eventuelle Limitationen ausserAcht zu lassen. q

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Abb. 14 Die eingesetzten Veneers. Jetzt sind Patient und Behandlerteam zufrieden. Manchmal bedarf es eben eines zweiten Versuchs ...

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